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News Das Magazin f端r unsere Kunden

Ausgabe 2/2007

Die Zukunft der Abfallwirtschaft

Neues aus der Sternsiebtechnik MULTISTAR L2/L3

Neuvorstellung MUSTANG S

Neuheiten bei CRAMBO und TERMINATOR


Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserinnen und Leser,

Der Begriff „innovatio“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „Hervorbringung von etwas Neuem“. Der Begriff „Innovation“ ist momentan ein Modewort und wird in allen möglichen Zusammenhängen verwendet. Die Frage, die sich dabei stellt ist: Innovation zu welchem Zweck? Wofür oder für wen? Um nicht ein typisches Erfinderschicksal zu erleiden, müssen Innovationen in Wirtschaftsunternehmen zielgerichtet sein. Bei Komptech stehen alle Innovationen vordringlich im Dienste eines höheren Kundennutzens. Unsere Leistungen (Produkte und Dienstleistungen) müssen für unsere Kunden einen höheren Nutzen, Profit, Gewinn etc. möglich machen als die des Mitbewerbs am Markt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist gerade in der Abfallwirtschaft, wo sich die Rahmenbedingungen ständig ändern, in Bezug auf die erforderliche Technologie ein ständiger intensiver Innovationsprozess erforderlich, der sich über alle Unternehmensbereiche zieht. Innovation darf nicht nur auf den F&E- Bereich des Unternehmens beschränkt sein, sondern muss sich insbesonders auf alle Prozesse, die Einfluss auf die Qualität, die Effektivität und die Effizienz des gesamten Unternehmens haben, beziehen. Natürlich ist Innovation gerade im F&E- Bereich besonders wichtig. Komptech setzt mit dem neuen Research Center in St. Michael bei Leoben diesbezüglich einen zusätzlichen Schwerpunkt, um die Entwicklung völlig neuer Produkte, und vor allem auch deren Erprobung, noch schneller möglich zu machen. Komptech gibt für Forschung und Entwicklung doppelt so viel Geld aus wie der Branchendurchschnitt, nämlich 5 Prozent vom Umsatz. Wir sind davon überzeugt, dass dies die wichtigste Investition darstellt, um unser Entwicklungspotenzial als Unternehmen für die Zukunft optimal zu gestalten. Aktuell wird diese Innovationsdynamik durch eine Reihe von neuen Produkten sichtbar:

Beitrag einer geordneten Abfallwirtschaft zum Klimaschutz

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Erfolgreiches Innovationsmanagement in der Wirtschaft: Grundmuster und Fallbeispiele 4-5 Neues in der Abfallwirtschaft

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Aktuelle Strategien beim Recycling von Gewerbeabfällen

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Die Abfallstrategien der Europäischen Union - Perspektiven für Recycling und biologische Behandlung von Siedlungsabfällen 8-9 Sekundärbrennstoffe vs. heizwertreiche Fraktionen - Stand der Technik und Qualitätsanforderungen 10-11 Aufbereitung von heizwertreichen Gewerbeabfällen

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Denkfabrik für den Kundennutzen

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- neue Aufbereitungslinie für die Herstellung von Ersatzbrennstoffen - neue mobile, diesel-elektrisch angetriebene Trommelsiebmaschinen - neue Zerkleinerungsanlagen für Waldrestholz etc. In unserem mittlerweile 15-jährigen Bestehen war immer das Innovationsverhalten die treibende Kraft und hat Komptech mittlerweile zu einem weltweit führenden Anbieter in diesem Bereich gemacht. Deswegen sehen wir mit Ihnen, unseren Kunden, unserer Zukunft mit Optimismus entgegen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.

Ihr Josef Heissenberger

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IMPRESSUM Herausgeber: KOMPTECH GmbH; Redaktion: Josef Heissenberger, Joachim Hirtenfellner, Martin Wellacher; Layout & Grafik: Alexandra Gaugl; Erscheinungsweise: in loser Folge;


Beitrag einer geordneten Abfallwirtschaft zum Klimaschutz

Quelle: Amt der steirischen Landesregierung Die Ansprüche an eine nachhaltige Abfall- und Stoffflusswirtschaft gehen längst weit über die Abfuhr und Entsorgung von Abfällen hinaus und bedingen eine gesamtheitliche Betrachtungsweise mit allen relevanten Umweltfaktoren. Diese Zielsetzung in der Josef Pröll Umweltminister Strategie der österreichischen Abfallwirtschaftspolitik bedeutet eine Weichenstellung in Richtung Nachhaltigkeit, deren Kriterien allen Maßnahmen und Projekten zu Grunde gelegt sind.

Zurückzuführen ist diese positive Entwicklung in erster Linie auf die Wirkungen der gesetzten Maßnahmen, auf deren Erfolg wir zu Recht mit Genugtuung blicken können. Um die Entwicklung durch die Behandlung von „Restmüll“ (mechanisch-biologisch oder thermisch) aufzuzeigen, wurden Emissionsbilanzen für die Jahre 1990,1996 und 2010 erstellt.

Die österreichische Bundesregierung hat sich zum Ziel einer Reduktion der Treibhausgase (THG) im Rahmen der wissenschaftlichen Konferenz von Toronto 1988 sowie der politischen Konferenzen von Rio 1992 und Kyoto 1997 mehrfach bekannt. Die Abfallwirtschaft leistet mit den geeigneten Vermeidungs-, Verwertungs- und Behandlungsverfahren einen erheblichen Beitrag zur Erreichung dieses Zieles.

Die Bilanzen belegen, dass 1990 die nur durch Restmüll bedingten Emissionen mit 2,03 Mio. Tonnen C02-Äquivalent rund 2,7 % der gesamtösterreichischen C02- und Methanemission betrugen. Insbesondere die Methangaserfassung und die Behandlung der Abfälle haben dazu beigetragen, dass die Emissionen von 1990 auf 2000 bereits um 930.000 Tonnen C02-Äquivalent abgesenkt werden konnten. Die gesteigerte stoffliche und energetische Verwertung von Abfall durch konsequente Anwendung der Deponieverordnung wird noch eine weitere Reduktion ermöglichen. Im Jahre 2010 werden die Gesamtemissionen aus der Restmüllbehandlung um weitere 840.000 Tonnen C02-Äquivalent verringert sein.

Methanemissionen sind als Folge der Ablagerung unbehandelter großer Abfallmengen durch die Reaktionen in den Deponien bis 1990 kontinuierlich auf 6,2 Mio. Tonnen CO2Äquivalent angestiegen. Seit den 90er Jahren weist der Sektor trotz weiter gestiegener Abfallmengen deutlich fallende Emissionen auf.

Insgesamt ist der Beitrag der Abfallwirtschaft gemäß der nationalen Klimastrategie 2008/2012, gemessen am Gesamtreduktionsziel von 7,09 Mio. Tonnen C02-Äquivalent, mit 2,56 Mio. Tonnen C02-Äquivalent vorgesehen. Dies bedeutet eine Reduktion um ca. 41 % im Bereich Abfallwirtschaft. Ein größerer Beitrag zum Re-

duktionsziel wird nur dem Bereich Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch mit 57,83 % vorgegeben. Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass der Abfallwirtschaft in der Umsetzung der nationalen Klimastrategie eine hohe Bedeutung zugeordnet wird. Schädliche Emissionen beim Umgang mit Abfall sind heute weitgehend im Griff, und moderne Infrastruktur konnte in den letzten Jahren, sehen wir von einigen Zwischenlagern oder noch gültigen Ablagerungen bis Ende 2008 ab, flächendeckend geschaffen werden. Die Abfallwirtschaft ist somit ein wichtiger Aspekt im Umweltschutz und bei der Ressourcenbewirtschaftung. Sie leistet einen enormen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Ressourcenproduktivität und damit nicht zuletzt auch zum Klimaschutz. Halbenrain-Gasfackel Quelle: Amt der steirischen Landesregierung

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Erfolgreiches Innovationsmanagement in der Wirtschaft: Grundmuster und Fallbeispiele Univ.- Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Helmut Jaberg TU Graz

Der Spruch „Wir müssen Arbeitsplätze schaffen“ ist unsinnig. Wir müssen Produkte schaffen, die sich verkaufen lassen. Dann kommen die Arbeitsplätze automatisch. Hartmut Mehdorn, früherer Chef von Heideldruck und jetziger Sanierer der deutschen Bahn

Unternehmerisch macht dies doppelt Sinn, weil neue Anwendungen und Produkte nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch weit höher profitabel sind als Altprodukte und sogar als Produktverbesserungen. Vor diesem Hintergrund wurde ein österreichisch-deutsches Verbundprojekt zur Erarbeitung erfolgreicher Innovationsgrundmuster in traditionsreichen mittelständischen Unternehmen durchgeführt und vom FWF und dem deutschen BMBF gefördert. Es gibt nämlich sehr wohl Unternehmen, die gegen den Trend wachsen und auch Rezessionen besser durchstehen als andere. Was diese Unternehmen anders machen und wie sich deren Stärken auf andere Unternehmen übertragen lassen, wurde in diesem Forschungsverbund aus Industriepraxis und Wissenschaft erarbeitet. Ergebnis sind die Grundmuster. Ein herausragendes Beispiel ist die Komptech GmbH.

Management-Tool Management und Mitarbeiter können ihre eigene Performance dann recht einfach durch die zwei Fragen bewerten: • Haben wir alle Grundmusterelemente bei uns eingebaut? • Wie haben wir diese bei uns implementiert?

jedem Unternehmen identifizierbar zu sein, und nicht jedes Element muß immer gleich wichtig sein.

Grundmuster der Innovation Grundmuster dürfen nicht simplifizieren, sondern müssen vielmehr Übersichtlichkeit im Großen erzeugen und die individuelle Anpassung an die Erfordernisse des einzelnen Unternehmens erlauben. Die Forschungsergebnisse führten zu insgesamt elf Grundmusterelementen (siehe Kasten), die mit wenigen Handlungsanleitungen angereichert werden können und ein praktikables Management-Tool darstellen, den gesamten Innovationsprozess beschreiben und einen schlagkräftigen Innovationsprozess erlauben. Die eindrucksvolle Entwicklung der Komptech GmbH seit der Gründung bis zur heutigen Bedeutung geht mit Sicherheit auf die fast perfekte Ausprägung der Grundmuster zurück, die bei Komptech intuitiv immer richtig gemacht wurden.

Zuordnung zu den Phasen des Innovationsprozesses Es ist klar, daß ein Innovationsprozess aus mehreren Phasen besteht. Schumpeter hat Innovation als den Prozess

bezeichnet, der aus Erfindungen erfolgreiche ökonomische Anwendungen macht. Eine Erfindung ist also noch keine Innovation. In der einfachsten Ausprägung besteht er demnach aus der Idee und der Umsetzung. Eine genauere Untersuchung zeigt jedoch, dass der Ideenfindung noch eine klar zu differenzierende Phase der Ideenbewertung nachzuschalten ist, um zu verhindern, daß gute Ideen „kaputt“ geredet werden. Genauso stellt die Phase der Ideenfindung ganz eigene Anforderungen, weil die Ideen möglichst dauernd produziert werden sollten und nicht stoßweise („wenn jemandem etwas einfällt“). Die Umsetzung besteht aus der internen und der externen Phase. Erst nach letzterer ist klar, ob der ganze Innovationsprozess erfolgreich verlief oder nicht. Auch noch so gutes Innovationsmanagement erlaubt keine Hellseherei in die Zukunft, steigert aber ganz drastisch die Erfolgswahrscheinlichkeit. Die Hürde der internen Umsetzung ist wichtig, weil eine erstaunlich hohe Anzahl von „Innovationsverhinderern“ sich gerade da allem Neuen in den Weg stellt.

Vorgehen Zunächst wurde eine Ausgangshypothese erarbeitet, die jedoch bereits in diesem frühen Stadium mit den praktischen Erfahrungen der teilnehmenden Unternehmen angereichert wurde, damit bei aller wissenschaftlichen Fundierung die praktische Anwendbarkeit nicht aus den Augen verloren wurde. In nachfolgenden zahlreichen Interviews und Analysen in den Unternehmen wurden die – zunächst hypothetischen Grundmuster auf ihr tatsächliches Vorhandensein und ihre Wichtigkeit abgeklopft, schließlich braucht nicht jedes Element in

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Quelle: Jaberg & Partner

INNOVATIONSPROZESS

IDEE

IDEENFINDUNG

IDEENBEWERTUNG

UMSETZUNG

INTERNE UMSETZG

EXTERNE UMSETZG


Wenn wir die Grundmuster den einzelnen Phasen des Innovationsprozesses zuordnen, können wir zwei verschiedene Arten beobachten: Die ersten vier Grundmuster, die „Soft Skills“, kommen gleichermaßen in allen vier Phasen des Innovationsprozesses vor und betreffen den Menschen

als Dreh- und Angelpunkt jedes Innovationsmanagements. Zweitens finden wir Grundmuster, die nur in einer oder zwei Innovationsphasen vorkommen und schnell erlernbare „Werkzeuge“ darstellen: So klassische Instrumente wie z.B. externes Marketing, Konstruktionsmethodik, Kreativitätstechniken

oder Wissens- und Projektmanagement sind in den einzelnen Grundmusterelementen gewissermaßen als Bausteine enthalten, werden durch die Grundmuster zur rechten Zeit an der rechten Stelle eingesetzt und entfalten erst dadurch ihre ganze Schlagkraft und Wirksamkeit.

Die elf Grundmusterelemente 1. SOFT SKILLS • Das KWU- Dreigestirn: Mehr eine Geisteshaltung: Mitarbeiter und Führung korrelieren stets Kunde- Wettbewerb - eigenes Unternehmen • Antrieb: Ein Innovationstreiber auf oberster Firmenebene identifiziert sich mit dem Projekt und schafft dem Team den unternehmerischen Freiraum • Führung: visionsbasierte, vermittelte Strategie, Zielorientierung, Coaching, lernende Organisation • Unternehmenskultur: Offenheit, Mitarbeiter sind Intrapreneure, richtige Kommunikation (nicht mehr als nötig), Coaching, lernende Organisation 2. WERKZEUGE • Kundennähe: tatsächliche Ermittlung des Kundenbedarfs über das eigene Wissen des Kunden hinaus • Innovationsteam: nutzt als Radarstation alle Möglichkeiten der Ideenfindung, schöpft interne und externe Quellen aus • Value Innovation: Wie können wir alles, was unsere Industrie bisher als gegeben voraussetzt, überwinden: „Geht nicht, gibt‘s nicht.“ • Chancen- Risiken- Portfolio: Objektive Bewertung von Markt und Technologie sowie der eigenen Position in diesen beiden Kriterien, strategische Prioritätensetzung, Ressourcenkonzentration • Kernkompetenzmanagement: Wie können wir unsere Kompetenz gezielt aufbauen und auf möglichst vielen Marktsegmenten als Kundennutzen entfalten? • Prozessorganisation: Multidisziplinäres Team mit voller Entscheidungs- und Umsetzungskompetenz, u.U. mit dem Innovationsteam identisch • internes Marketing: Frühzeitiges Einbinden und Überzeugen von entscheidenden Stellen und Personen, die nicht an dem Innovationsprojekt von Anfang an beteiligt sind.

Die „Soft Skills“ sind entscheidend Ob man es will oder nicht, die erste Gruppe von Grundmustern beansprucht für ihre Einführung eine recht lange Zeit der

Ausbildung sowie der Implementierung im Unternehmen: Man braucht bei der Entwicklung dieser Grundmuster einen langen Atem. Jedoch ohne diese GrundQuelle: Jaberg & Partner

muster ist jeder Schritt im Innovationsprozess ein reines Glücksspiel. Selbst wenn alle Elemente in den weiteren Innovationsphasen konsequent repräsentiert sind - was nach unserer Beobachtung in erfolgreichen Unternehmen durchgängig der Fall ist - befindet sich soviel „Sand im Getriebe“, daß der Erfolg der Innovation ernsthaft gefährdet wird und die in aller Regel dafür eingesetzten erheblichen Ressourcen ebenfalls.

Bedeutung für die Praxis Alle untersuchten Unternehmen kommen aus der erzeugenden Industrie, d.h. dem Maschinen- und Anlagenbau. Durch die Grundmuster lassen sich jeder Innovationsphase Handlungselemente zuordnen, die für sich genommen bereits eine Veränderung der heute verbreiteten Innovationskultur darstellen, aber erst in ihrem Zusammenwirken und mit der richtigen Vorbereitung in der Innovations- Vorphase ihre ganze Wirkungsbreite entfalten. Die Komptech GmbH beweist es.

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Neues in der Abfallwirtschaft

Sektionschef Dr. Leopold Zahrer Lebensministerium Wien Die letzten Jahre waren in der österreichischen Abfallwirtschaft von der Umsetzung des Verbotes der Ablagerung von Abfällen mit hohen organischen Anteilen gekennzeichnet. Nur in wenigen Bundesländern konnte dieses Ablagerungsverbot gemäß der Deponieverordnung 1996 vollständig zum Zieldatum 1. 1. 2004 umgesetzt werden. Teilweise musste von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, in einer Ausnahmeverordnung diesen Zeitpunkt bis maximal 1. 1. 2009 zu erstrecken. Die begleitende Lenkungsmaßnahme der abgestufte Altlastenbeitrag - hat dazu geführt, dass die notwendigen Investitionen rasch getätigt wurden. Mit den nunmehr in Errichtung und in konkreter Planung befindlichen Anlagen wird demnächst in Österreich eine ausreichende Behandlungskapazität verfügbar sein. In der Zwischenzeit mussten einige Abfälle zwischengelagert werden, wobei es auch zu kritischen Zwischenfällen durch mehrere Brände gekommen ist. Nicht unwesentlich ist dabei auch die vereinzelte illegale Zwischenlagerung von Abfällen, die aus spekulativen Gründen mehr oder weniger ordnungsgemäß erfolgt ist. Neben der Schaffung von Verbrennungskapazitäten wurden auch mechanischbiologische Behandlungsanlagen errichtet.

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MBA Anlieferungsbereich und Vorzerkleinerung Quelle: Komptech GmbH Dabei wird durch Abtrennung heizwertreicher Fraktionen ein Sekundärenergieträger hergestellt, der als Ersatzbrennstoff in verschiedenen industriellen Anlagen zum Einsatz kommt. Mit der seit Jänner 2004 gegebenen Vorbehandlungspflicht wurde auch die getrennte Sammlung biogener Abfälle weiter verstärkt und die Kompostierung sowie Biogasgewinnung intensiviert. Mit diesen Maßnahmen der Vermeidung von Deponiegas und der stofflichen Verwertung sowie der Nutzung des Energieinhaltes der Abfälle konnte die Abfallwirtschaft einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das Potenzial der Energie aus Abfällen wird noch verstärkt genutzt werden können und die Ablagerung von Abfällen weiter reduziert werden. Darüber hinaus wurden aber auch die auf europäischer Ebene entwickelten Vorgaben zur Sammlung und Verwertung von zu Abfall gewordenen Produkten wie Altautos, Elektro- und Elektronikaltgeräte sowie Batterien entsprechend umgesetzt. Verpackungsabfälle werden nun bereits seit über 15 Jahren getrennt gesammelt und einer Verwertung zugeführt, wobei es immer wieder gelungen ist, diese Mengen weiter zu steigern.

Alle diese Maßnahmen erfordern auch entsprechende Datenerfassung und Dokumentation, sodass der Einsatz moderner Technologien und das elektronische Datenmanagement im Rahmen der Abfallwirtschaft und darüber hinaus immer wichtiger wurden. Damit werden eine Kostenminderung und eine Effizienzsteigerung in der Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung ermöglicht. Die europäischen Vorgaben betreffend die Anforderungen an die Qualität der abzulagernden Abfälle erfordern eine Anpassung der Deponieverordnung, was zu einer verbesserten Charakterisierung der Abfälle führen wird. Mit all diesen Maßnahmen kommen wir in Österreich dem Ziel einer nachsorgefreien Deponie, dem verbesserten Schutz der Umwelt und einer verstärkten Ressourcennutzung im Sinne einer nachhaltigen Abfallwirtschaft näher.

Quelle: Komptech GmbH


Dr. Wolfgang Staber Montanuniversität Leoben

Aktuelle Strategien beim Recycling von Gewerbeabfällen

Die Abfallwirtschaft wird durch viele Faktoren ((EU-)Recht, Konsumverhalten, Topographie einer Region, Unternehmensbranchen etc.) beeinflusst, sodass das System „Abfallwirtschaft“ einer ständigen Änderung unterliegt. Hierin liegen die Chancen, aber auch die Risiken der Akteure in der Abfallwirtschaft bei der Beschreitung neuer Wege in der Behandlung und Verwertung (Recycling) von Abfällen. Abfälle werden in Siedlungsabfälle und Abfälle aus Gewerbe und Industrie klassifiziert. In der Zuständigkeit unterliegen die Siedlungsabfälle den Kommunen, hingegen sind Abfälle aus Gewerbe und Industrie privatwirtschaftlich geregelt. Insgesamt fallen in Österreich jährlich rund 54 Mio. Tonnen Abfälle an (siehe Abbildung 1). Den größten Anteil trägt der Bodenaushub mit rund 22 Mio. Tonnen, gefolgt von den Baurestmassen mit rund 6,6 Mio. Tonnen. Der Anteil der Siedlungsabfälle (Abfälle aus Haushalten und haushaltsähnlichen Einrichtungen) beträgt rund 3,5 Mio. Tonnen. Unabhängig von der privatwirtschaftlichen bzw. kommunalen Zuständigkeit in der Sammlung der Abfälle, hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten der

Abbildung 2: Gewerbeabfall Quelle: Institut für Nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik, 2006 Verwertungsgedanke etabliert. Viele Abfälle, die in der Vergangenheit unbehandelt auf Deponien abgelagert wurden, werden mittlerweile einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen stofflichen oder thermischen Verwertung zugeführt. Hierzu war es notwendig, intensive Forschungsund Entwicklungsarbeiten zu leisten sowie Investitionen in Anlagen zu tätigen.

vielfach innerbetrieblich oder zwischenbetrieblich ohne aufwändige Aufbereitungsschritte verwertet werden. Problematischer sind hingegen vermischte Abfälle aus Gewerbe und Industrie, die in ihrer Zusammensetzung nicht hausmüllähnlich sind (siehe Abbildung 2). Hier würden z.B. automatische Sortiersysteme einen wesentlichen Beitrag zur Erzeugung von verwertbaren Fraktionen leisten.

Bei der Aufbereitung der Abfälle aus Gewerbe und Industrie ist letztlich zwischen den sortenreinen Produktionsabfällen und den vermischten Abfällen zu unterscheiden. Sortenreine Produktionsabfälle können

Der Trend in Richtung stofflicher und thermischer Verwertung von Abfällen wird aus heutiger Sicht weiter anhalten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondere mit dem Deponierungsverbot unbehandelter Abfälle seit 1. Jänner 2004 sind gegeben und geben der stofflichen und thermischen Verwertung einen zusätzlichen Impuls.

Abbildung 1: Abfallaufkommen in Österreich 2004 (100% = 54 Mio. t) Quelle: Bundesabfallwirtschaftsplan 2006, S. 18

Die Produktion von Ersatzbrennstoffen aus Gewerbe- und Siedlungsabfällen zur Substitution von Primärenergieträgern in thermischen Anlagen wird weiter an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Stoffe in den Abfällen, insbesondere jene, die CO2-neutral sind, werden von zunehmendem Interesse sein. Dies vor dem Hintergrund, einerseits mit steigenden Energiepreisen rechnen zu müssen und andererseits über den Emissionshandel Kostenbelastungen ausgesetzt zu sein. Hier Lösungen anbieten zu können, darin wird sich eine der zukünftigen Aufgaben der Abfallwirtschaft begründen.

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DI Josef Barth European Composting Network ECN/ORBIT e.V.

Die Abfallstrategien der Europäischen Union – Perspektiven für Recycling und biologische Behandlung von Siedlungsabfällen

Die Erfüllung der Vermeidungsziele für organische Abfälle in Deponien in der EU- Deponierichtlinie und die Forderungen der EU-Bodenschutzstrategie nach einer Verbesserung der Humusgehalte in den europäischen Böden sind derzeit die einzigen rechtlichen Anreize für die Wiederverwertung organischer Gartenund Küchenabfälle. Beide haben nur indirekt Einfluss auf den Bioabfall-Sektor. Wirklich benötigt, um die biologische Abfallbehandlung zu fördern, würde eine eigenständige EU-Bioabfall-Richtlinie. Diese Richtlinie könnte insbesonders für die neuen EU-Mitgliedsstaaten den notwendigen Rahmen für ihre nationalen Strategien und Konzepte liefern und Fehlentwicklungen wie Gesamtmüllkompostierung vermeiden helfen. Während seiner Plenar-Abstimmung am 13. Februar 2007 (erste Lesung zur Revision der Abfallrahmenrichtlinie) stimmte das EU-Parlament einem Änderungsantrag (Artikel 18) zu, der die Mitgliedsstaaten aufforderte „der stofflichen Verwertung (einschließlich der Bioabfälle) den Vorrang zu geben“ und „Systeme zur Getrenntsammlung von Bioabfällen zu entwickeln“. Die Abstimmung verpflichtete die EU- Kommission zudem, sich über eine EU-weite Regelung für Bioabfall und Kompost Gedanken zu machen. Bioabfall ist hier zu verstehen im Sinne von biologisch abbaubarem Abfall und schließt daher auch die organischen Bestandteile im Restabfall und die Behandlung mittels mechanisch-biologischer Vorbehandlung ein.

Weiterhin soll die Ausweitung der Richtlinie für „integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU/IPPC)“ für eine Begrenzung von möglichen Umweltauswirkungen sorgen. Dazu wird derzeit mit einem BREFMerkblatt („best available technique reference document“) die beste verfügbare Technik („best available technique“- BAT) auf „Kompost- und Vergärungsanlagen zur Behandlung getrennt gesammelter Bioabfälle“ im Sinne der IPPC ausgeweitet. Diese Elemente sollen ausreichen, die erforderliche Wiederverwertung unserer organischen Abfälle in ganz Europa in die Wege zu leiten.

Der bisherige Vorschlag des UmweltDirektorats der EU-Kommission sieht lediglich vor, in der überarbeiteten Abfallrahmenrichtlinie Abfallende-Standards für Kompost festzulegen.

Abfallende-Standards können jedoch auf keinen Fall die auf europäischer Ebene unbedingt notwendige Anreizfunktion für die Entwicklung des Bioabfallsektors übernehmen. Sie enthalten keine Ziele

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Der EU-Kompostmarkt braucht einen rechtlichen Rahmen und Qualitätsprodukte Quelle: Humus & Erdenkontor, Witzenhausen und fördern weder den Einstieg in die Getrenntsammlung noch bieten sie einen Anreiz für den Bau von Anlagen. Diese Abfallende-Standards werden erst dann benötigt, wenn der Kompost schon produziert ist. Auch die IPPC/IVU Richtlinie mit ihren technischen Anforderungen an die Emission greift erst, wenn die Entscheidung für den Bau von Anlagen schon gefallen ist. Diese Richtlinie könnte sich sogar sehr kontraproduktiv für die Entwicklung der Kompostierung und Vergärung auswirken. Ein hoher technischer Standard begünstigt zentrale Großanlagen und benachteiligt dezentrale KleinanlagenKonzepte insbesondere in ländlichen Gebieten. Damit verbundene höhere Behandlungskosten können eine schwere Hypothek für die Einführung der Kompostierung in weiteren Bereichen der neuen


Mitgliedsstaaten Löhnen und bedeuten.

mit ihren geringen Lebenshaltungskosten

Die Erfahrung in den fortgeschrittenen Ländern Zentraleuropas zeigt: Nachhaltige und effiziente Strategien für die Verwertung der organischen Abfälle benötigen unbedingt beides, den gesetzlichen Druck UND die Nachfrage des Marktes. Die nationale Politik in diesen Ländern und daraus resultierende Gesetze treiben das Recycling der organischen Abfälle mittels Getrenntsammlung und Kompostierung voran. Nur sie ergeben über die rechtliche Sicherheit die notwendigen Anreize und das Vertrauen der Industrie und Investoren. Ergänzend haben dort hohe Qualitätsstandards und eine Gütesicherung die notwendige Nachfrage erzeugt und Qualitätskompost zu einer Erfolgsgeschichte auf den Absatzmärkten gemacht. Mittlerweile haben sich Ende Juni 2007 auch die Mitglieder des EU-Umweltrates unter deutscher Präsidentschaft auf eine Novelle der Abfallrahmenrichtlinie geeinigt. Die beschlossene Kompromissformel erscheint wenig zwingend für die Entwicklung des Bioabfallsektors. So empfiehlt der Artikel 18a der Novelle, dass die Mitgliedsstaaten - soweit angemessen - die Getrenntsammlung und Behandlung der Bioabfälle sowie die umweltverträgliche Verwertung der daraus hergestellten Produkte fördern sollen. Weiterhin soll die EU- Kommission eine Bewertung der Bewirtschaftung der Bioabfälle vornehmen und - falls erforderlich - einen Vorschlag für eine Regelung unterbreiten. Nichtsdestotrotz war die Einigung im Umweltrat die Voraussetzung, dass Bioabfälle überhaupt in der zweiten Lesung 2008 diskutiert werden. Abgesegnet auf EU-Ebene dürfte die neue fünfstufige Abfallhierarchie sein. Durch eine schärfere Definition der fünf Optionen gewinnen auch die Abfallvermeidung (z.B. Eigenkompostierung) und das Recycling - folglich auch die biologische Behandlung - an Bedeutung und finden ihre Unterstützung durch die erwähnte stoffliche Definition des Recyclingbegriffs. Damit grenzen sich auch Verwertung und Entsorgung sauberer ab. Jedoch wird hier die deutsche Lösung einer stofflichen und einer thermischen Verwertung künftig keinen Bestand mehr haben.

Quelle: Kompostverkauf, Quelle: INFORMA, Oelde Nichtsdestotrotz haben die aktuellen weltwirtschaftlichen Entwicklungen zu einer Ausweitung des Verwertungsbegriffes geführt. Mehr und mehr knappe Ressourcen und höhere Energiepreise lassen es angeraten erscheinen, hier die Abfälle (Stichwort „Waste to energy“) stofflich und thermisch so umfassend wie möglich auszunutzen. Als Abgrenzung zur reinen Müllverbrennung wurde der Begriff der Energieeffizienz vorgeschlagen. Nur Müllverbrennungsanlagen, die über 60 bzw. 65 Prozent der eingesetzten Energie zurückgewinnen, entsprechen diesem Verwertungskriterium. Hier sind entsprechende Auswirkungen auf den Markt für Ersatzbrennstoffe aus MBAs zu erwarten.

Prinzipiell sind sich derzeit - im Zeichen von Klimawandel und Ressourcenschutz - alle EU-Institutionen einig, dass sich Europa hin zu einer „Recyclinggesellschaft“ mit mehr Vermeidungs-, Recyclingund Verwertungsanstrengungen verändern muss. Hoffentlich ist dieses Bestreben stark genug, dass das umfangreiche Engagement des EU-Parlaments für Recycling inklusive Bioabfall und nicht die reduzierten Versionen des EU-Umweltdirektorates oder des Umweltrates der Kommission in der zweiten Lesung der Abfallrahmenrichtlinie Anfang 2008 die Oberhand behält. Die Aussichten für eine eigenständige EU-Bioabfallrichtlinie sind derzeit schwer zu beurteilen. Unsere Ländervertreter im EU-Parlament können jedoch einiges dafür tun. Wir sollten sie darauf ansprechen.

Tabelle: Die Version des EU-Parlaments gibt den richtigen Anreiz für Bioabfallwirtschaft

Vorschlag des EU Parlaments für Recycling von Bioabfällen in der Abfallrahmen- Richtlinie (Stand Februar 2007) - Stoffliche Wiederverwertung hat Priorität - Zielvorgabe für 50% Recyclingquote der Siedlungsabfälle und 70% für gewerbliche Abfälle - Forderung nach Einführung der Getrenntsammlung innerhalb von 3 Jahren - Qualitätsstandards einschließlich Gütesicherung für Kompost - EU- Kommission soll Bioabfallrichtlinie bis 06/2008 vorlegen - EU- Parlament stimmt mit vielen Mitgliedsstaaten überein (Deutschland, Österreich, Spanien etc.)

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Sekundärbrennstoffe vs. heizwertreiche Fraktionen – Stand der Technik und Qualitätsanforderungen Prof. Dr.Ing. Sabine Flamme

Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V., Fachbereich 6, Corrensstr. 25, D 48149 Münster

1 Einleitung Die Nutzung von Ersatzbrennstoffen gehört heute zur geordneten Abfallentsorgung. Unterstützt wird diese Brennstoffnutzung auch durch die deutlich steigenden Energiekosten. Vor dem Hintergrund der Reduzierung von Emissionen klimaschädlicher Gase werden CO2-Emissionen aus nachwachsenden Rohstoffen bei der Bilanzierung des Treibhauseffektes nicht angerechnet. Damit trägt der Einsatz der Ersatzbrennstoffe durch den enthaltenen biogenen Anteil (CO2-neutral) zur Minderung der CO2-Emissionen in industriellen Feuerungsanlagen bei. Ersatzbrennstoffe sind generell zu unterscheiden in Sekundärbrennstoffe sowie heizwertreiche Fraktionen:

Sekundärbrennstoff • endkonfektionierter Brennstoff aus produktionsspezifischen Abfällen oder Siedlungsabfällen nach weitgehen der Aufbereitung zur Mitverbren nung mit einer Qualität z. B. nach RAL-GZ 724 [1].

Heizwertreiche Fraktion • aus Abfällen abgetrennte Anteile bzw. Fraktionen, die auf Grund ihrer Zusammensetzung und Eigenschaften deutlich höhere Heizwerte aufweisen als das Abfallgemisch • geringe Aufbereitungstiefe, z. B. Korngröße eher grob • z. B. heizwertreiche Fraktion aus mechanisch biologischen Aufbereitungs anlagen oder Gewerbeabfallsortier anlagen

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Abb. 1: Bsp. Probenahme; Quelle: INFA GmbH, 2004

2 Anforderungen und Qualitäten von Sekundärbrennstoffen sowie heizwertreichen Fraktionen Bei der energetischen Verwertung werden Anforderungen an die physikalische bzw. chemische Beschaffenheit von Ersatzbrennstoffen gestellt. Voraussetzung für die Brennstoffverwertung ist je nach Einsatzbereich eine angepasste, verlässliche und gleich bleibende Qualität: Unabhängig davon, ob die Brennstoffe einer Mit- oder Monoverbrennung zugeführt werden sollen, sind u. a. folgende Randbedingungen einzuhalten: • definierter Heizwert - geringer Chlorgehalt • definierte Korngröße sowie Schüttdichte • geringe Störstoffanteile • geringe Schwermetallgehalte (bei der Mitverbrennung) • in ausreichender Menge und gleich bleibender Qualität verfügbar

Die Einhaltung dieser Randbedingungen erfordert eine gezielte Brennstoffproduktion und eine angepasste Qualitätssicherung. Dabei sind die Anforderungen an die Sekundärbrennstoffe höher als die an die heizwertreichen Fraktionen.

2.1 Sekundärbrennstoffe Der Sekundärbrennstoffeinsatz zur Mitverbrennung in Kraft- und Zementwerken hat sich in den letzten Jahren etabliert. Die Qualitätskriterien der Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e. V. (BGS) im RAL-GZ 724 sind anerkannt und auch in den Leitfaden zur energetischen Verwertung in Nordrhein-Westfalen (2. Auflage) [6] eingegangen.


Die Güte- und Prüfbestimmungen des RAL-GZ 724 gelten für Sekundärbrennstoffe, die aus produktionsspezifischen sowie aus heizwertreichen Fraktionen der Siedlungsabfälle hergestellt werden. Der Sekundärbrennstoffproduzent hat sich einem Anerkennungsverfahren, in dem die grundsätzliche Brennstoffproduktion sowie die erzielte Brennstoffqualität (mit geregelter Probenentnahme im Rahmen einer Eigen- und Fremdüberwachung) überprüft wird, zu unterziehen. Ist dieses erfolgreich durchlaufen, wird ihm das Gütezeichen zur Führung verliehen. Anschließend hat er sich kontinuierlich in Überwachungsverfahren der entsprechenden Überprüfung zu stellen. Für das Jahr 2007 wird eine gütegesicherte Menge von 400.000 Mg erwartet.

Abb. 2: Sekundärbrennstoff (Bsp.) Quelle: INFA GmbH, 2004

2.2 Heizwertreiche Fraktionen Heizwertreiche Fraktionen werden entweder als Teilfraktion in die Sekundärbrennstoffproduktion gegeben oder sollen in Monokraftwerken (Rostfeuerung oder Wirbelschichtfeuerung) verwertet werden. Für beide Verwertungswege existieren in Ausschreibungen sowie Vertragsentwürfen unterschiedlichste Anforderungen an den Brennstoff. Diese sind z. B. Parameter wie Korngröße, Heizwert, Chlor-, Aluminium-, sonstiger Störstoffgehalt oder ggf. einzelne Schwermetalle. In einem Arbeitsblatt des BGS e.V. sollen generell Festlegungen zum Vorgehen bei der Qualitätssicherung, zur Probenahme und Probenaufbereitung sowie Nachweisverfahren für verschiedene Parameter festgelegt werden. Dabei werden die Regelungen, die in der europäischen Standardisierung für Ersatzbrennstoffe im „CEN TC 343: solid recovered fuels“ erarbeitet und zurzeit validiert werden, berücksichtigt.

Abb. 3: Heizwertreiche Fraktion > 100 mm (aus Hausmüll) Quelle: INFA GmbH, 2003

3 Bestimmung des biogenen Anteils in Ersatzbrennstoffen Im Rahmen des Emissionshandels wird bei Brennstoffen mit biogenem Anteil für die Berechnung des Emissionsfaktors nur der fossile Kohlenstoffgehalt berücksichtigt. Werden für Brennstoffe keine allgemein anerkannten Standardfaktoren genutzt oder sind diese nicht verfügbar, sollen spezifische Emissionsfaktoren abgeleitet werden [2]. In der energieeffizienten Ersatzbrennstoffnutzung, mit einem hohen Anteil an biogenem Kohlenstoff und einem günstigen C/H-Verhältnis, liegt somit ein wichtiger Beitrag zur globalen CO2Minderung. Aufgrund der Randbedingungen des Emissionsrechtehandels sind klare Regelungen zur Bestimmung des biogenen Anteils in Ersatzbrennstoffen erforderlich. Der BGS e.V. hat ein Gütezeichen zur Bestimmung des biogenen Anteils in Ersatzbrennstoffen erarbeitet, welches als RAL-GZ 727 [3] anerkannt wurde.

4 Zusammenfassung Auf die Nutzung von Ersatzbrennstoffen kann generell zur Schaffung bzw. zum Erhalt der Entsorgungssicherheit nicht verzichtet werden. Sie trägt deutlich zur CO2-Minderung bei und bedeutet für Industrieunternehmen zudem eine größere Unabhängigkeit von den steigenden Energiekosten.

Abb. 4: Heizwertreiche Fraktion > 150 mm (aus Gewerbeabfall) Quelle: INFA GmbH, 2003 An Sekundärbrennstoffe und an heizwertreiche Fraktionen werden deutliche Anforderungen an die Qualität gestellt. Für Sekundärbrennstoffe kann das deutsche RAL-GZ 724 herangezogen werden. Für die heizwertreiche Fraktion sind geeignete Qualitätsanforderungen zu definieren. Die Bestimmung des biogenen Anteils in beiden Fraktionen hat vor dem Hintergrund des Emissionsrechtehandels ebenfalls eine besondere Bedeutung bekommen.

5 Literaturangaben [1] [2] [3]

BGS (2001): Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V., Güte- und Prüfbestimmungen für Sekundärbrennstoffe, RAL-GZ 724, Stand Juli 2001 Deutsche Emissionshandelstelle im Umweltbundesamt (2005): Ermittlung spezifischer Emissionsfaktoren beim Einsatz von Brennstoffen mit biogenen Anteilen, Gespräch Februar 2005 BGS (2006): Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V., Güte- und Prüfbestimmungen zur Bestimmung des biogenen Anteils in Sekundärbrennstoffen gemäß RAL-GZ 724 und anderen festen Ersatzbrennstoffen, RAL-GZ 727, Stand Januar 2006

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Dipl.-Biol. Dr. Martin Wellacher Komptech Research Center

Aufbereitung von heizwertreichen Gewerbeabfällen

2005 produzierten die EU-15 12 Mio. Tonnen Ersatzbrennstoffe (engl. SRF, „solid recovered fuel“). Ersatzbrennstoffe können aus verschiedenen Abfallarten gewonnen werden, besonders aus Gewerbeabfällen. Einige Mitgliedsstaaten der EU verbieten bereits die Deponierung nicht behandelter Abfälle. Abfälle, aus denen Ersatzbrennstoffe erzeugt werden, kann man anhand des Heizwertes in drei Klassen unterteilen: niederkalorische Ersatzbrennstoffe mit 3 bis 11,5 MJ/kg, mittelkalorische mit 11,5 bis 17,5 MJ/kg und hochkalorische mit 17,5 bis 28 MJ/kg. Mittelkalorische Ersatzbrennstoffe werden meist in Wirbelschichtöfen verbrannt, müssen dazu vorbehandelt werden. Hochkalorische Ersatzbrennstoffe werden oft in Zementöfen verbrannt und bedürfen einer aufwendigeren Vorbehandlung. Im Folgenden soll näher auf die Vorbehandlung von Abfällen zur Erzeugung von Ersatzbrennstoffen eingegangen werden. Komptech baut Maschinen und Anlagen für diese Aufbereitung. Aufbereitungsanlagen in Österreich wurden Ende der 90er Jahre in diesem Geschäftsfeld aktiv. In den ersten Anlagen wurden die Abfälle nur zerkleinert und gesiebt. Damit wollte man eine Fraktion für die biologische Stabilisierung (MBA) vor der Deponierung erzeugen. Gleichzeitig fanden mit der Restfraktion, dem heizwertreicheren Überkorn, erste Verbrennungsversuche in Wirbelschichtanlagen statt. 2002 – zwei Jahre vor dem Inkrafttreten der Deponieverordnung – gingen Aufbereitungsanlagen in Betrieb, die neben Zerkleinerern und Sieben auch Trommelabscheider (Windsichter), Wirbelstromabscheider für Nicht-Eisen-Metalle und Feinzerkleinerungsaggregate als Bestandteile integriert hatten.

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Quelle: Komptech GmbH Abbildung 1: Sankey-Diagramm der Massenströme einer Anlage nach dem Stand der Technik für die Aufbereitung von Gewerbeabfällen zu Ersatzbrennstoffen (SRF)


Quelle: Komptech GmbH Vorzerkleinerung

Damit konnten erstmals hochkalorische Ersatzbrennstoffe für Zementöfen produziert werden. 2004 - mit dem Verbot der Deponierung unbehandelter Abfälle in einigen Bundesländern - etablierte sich ein Stand der Technik bei diesen Aufbereitungsanlagen, der zum Ziel hatte, maximale Output-Mengen von mittelkalorischen und hochkalorischen Ersatzbrennstoffen zu erreichen. In der Abbildung 1 ist für eine beispielhafte Aufbereitungsanlage der Massenverlauf durch die Anlage in Form eines SankeyDiagramms dargestellt. Unschwer ist darin der hohe Aufwand für die Ausschleusung von vergleichsweise wenig Störstoff zu erkennen. Mit dieser Technologie konnten die Störstoffe, Metalle, Steine und spezifisch schwere Teile, von den Ersatzbrennstoffen abgeschieden werden. Die reinen Aufbereitungskosten für diese Technik betragen inklusive Investition 28 Euro pro Tonne. Die Verbesserung der Effizienz der Aufbereitungstechnik und der Qualität der produzierten Abfallprodukte in den letzten zehn Jahren wurde hauptsächlich durch die Abfallgesetzgebung erreicht. Daher ist heute ist eine Aufbereitungsanlage für Gewerbeabfälle zu Ersatzbrennstoffen in der Lage, geeignete

Rollend >80

Flach >80 Ballistische Separation

Nachzerkleinerung

Abbildung 2: Vorschlag für einen neuen Stand der Technik bei der Aufbereitung von Gewerbeabfällen zu Ersatzbrennstoffen: Vorzerkleinerer (TERMINATOR XF), Ballistikseparator (BRINI MK), induktive Sortierung für die Metallabscheidung (IST) und Zirkulation für das rollende Überkorn sowie Feinzerkleinerer (RASOR) für das flache Überkorn.

Produkte für einen existierenden Markt zu erzeugen. Das aktuelle Ziel eines Betreibers einer solchen Anlage ist die Minimierung der Kosten für die Weitergabe der erzeugten Abfallprodukte, indem der Anteil von Fraktionen für die MBA angehoben wird und der Anteil der nieder- und mittelkalorischen Fraktionen für die Abfallverbrennung minimiert wird.

Dazu wird hier empfohlen, einen Ballistikseparator, wie den BRINI MK, zu integrieren und vorhandene Trommelabscheider und Siebe zu ersetzen. Der Verfahrensablauf für diesen neuen Stand der Technik ist in Abbildung 2 dargestellt. Der Ballistikseparator (Abbildung 3) produziert vier Fraktionen: flache, rollende sowie zwei Siebfraktionen, z.B. mit Lochungen von 0-30 und 30-80 mm.

Abbildung 3: Aufteilung von Gewerbemüll in 4 Fraktionen mittels ballistischen Separators Quelle: Komptech GmbH

Rollende Fraktion

Siebfraktion 0-30 mm

Siebfraktion 30-80 mm

Flache Fraktion

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Das Massenverhältnis der Abfallprodukteaus einer solchen Aufbereitung für Gewerbeabfälle ist in Abbildung 4 dargestellt. Die Betriebskosten entsprechen etwa dem Stand der Technik (27 Euro pro Tonne), jedoch ergeben sich durch die Verschiebung der Massen zu kostengünstigeren Fraktionen – MBA und hochkalorische Ersatzbrennstoffe – deutliche Verringerungen der Entsorgungskosten. Integrativer Bestandteil einer solchen Anlage sind der TERMINATOR XF, der als Vorzerkleinerer das Material verlässlich auf eine Korngröße <300 mm zerkleinert und der RASOR, der als Feinzerkleinerer die mittel- und hochkalorische Fraktion auf ofenfertige Stückgröße bringt. Die aktuellen durchschnittlichen Preise für Produkte aus der Aufbereitung liegen mit 80 Euro pro Tonne für die mittelkalorische Wirbelschichtfraktion, 60 Euro pro Tonne für die biologisch zu behandelnden Fraktionen (0-30 mm) und in Planung befindlichen Wirbelschichtverbrennungsanlagen, sowie 40 Euro pro Tonne für die hochkalorische „Zementwerkfraktion“. Abhängig von den Rohölpreisen werden diese Preise Richtung Null fallen und könnten in Zukunft sogar Erlöse einbringen.

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Abbildung 4: Massenverhältnis der Abfallprodukte bei der Aufbereitung von Gewerbeabfällen mit dem vorgeschlagenen neuen Stand der Technik. Quelle: Komptech GmbH


Denkfabrik für den Kundennutzen Dipl.-Biol. Dr. Martin Wellacher Komptech Research Center

Komptech Research Center - St. Michael Quelle: Komptech GmbH „Komptech Research Center“ steht für einen Meilenstein in der konsequenten Strategie von zwei Personen: Rudi Pretzler und Josef Heissenberger. „Ein wachsendes Unternehmen braucht Platz zum Ausdenken, Ausstreiten und Ausprobieren“, Worte im Vordergrund und am Anfang einer neuen Ära. Im Hintergrund eine Einstellung, die man heute suchen kann. Die Suche führt zum Komptech Research Center. Wie schaffen die das? Jährlich werden neue Technologien eingeführt, vorhandene konsequent weiterentwickelt und der "Rote Faden" ist immer sichtbar. In den letzten Monaten wurden in der Entwicklungsabteilung 16 neue Ingenieure eingestellt. Platz schaffen, Schulungen auf „OneSpace-Designer“, Besprechungsräume weichen Workstation-Arbeitsplätzen, eine neue Führungsebene wird eingezogen - Führungskräfte brauchen auch ein Familienleben - und schließlich der Bau eines Forschungszentrums, des Komptech Research Centers. Es drängt sich ein Vergleich auf: Ein Bienenstock im Frühling.

Innovation. Das Wort ist zwar modern, aber durch die Reduktion auf ein Wort wird man irregeführt. Die Lösung ist schon vor Augen. Das erzeugt Druck. Druck kann Gegendruck erzeugen, das ist unproduktiv. Aber haben wir überhaupt die richtigen Fragen gestellt? Wo ist der Platz, an welchem wir darüber nachdenken können? Wo ist der Platz, an dem wir streiten können, über die Fragen, über unsere Ideen? Wo ist der Platz, an dem wir etwas probieren können - mit großen Maschinen? Den Druck aufnehmen, weiterleiten und als Energiequelle verwenden. Der richtige Platz für die Vision des Komptech Research Centers ist St. Michael bei Leoben. Entwicklungsingenieure sind anders: ruhig, bedacht, stetig, präzise. Eine neue und herausragende Maschine soll das Ergebnis sein. Zu jeder Zeit wird die Kraft nur von wenigen in der Ruhe gesucht. Reden wirkt auf kurze Sicht immer besser als Zuhören. Wie können wir unsere Entwicklungsingenieure so motivieren,

dass sie die besten Maschinen unserer Zeit entwickeln können? Komptech braucht solch motivierten Menschen, auch im Komptech Research Center. In St. Michael bei Leoben in der Obersteiermark gibt es neben dem großen Autobahnknoten eine kleine Stadt und rundherum Berge. Und jetzt neben einer Abfallbehandlungsanlage auch das Komptech Research Center. Dort werden von einer „ausgeschwärmten“ Entwicklungsmannschaft Lösungen entwickelt und konsequent umgesetzt. Lösungen für die besten Maschinen und Anlagen für die Abfallwirtschaft von morgen. Es werden Prototypen gebaut, getestet und Maschinenkonzepte für die Kompetenzzentren vorbereitet. Das alles in enger und fruchtbarer Zusammenarbeit mit den Kompetenzzentren in Frohnleiten, Oelde und Lauterbach. Darauf kann sich Mama“ freuen.

die

„Komptech-

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Komptech GmbH

Kühau 37, A-8130 Frohnleiten [t] +43 3126 505 - 0 [f] +43 3126 505 - 505 info@komptech.com

• Mobiltechnik • Stationärtechnik • Anlagenbau für die - Behandlung von festen Abfällen - Aufbereitung holziger Biomasse

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www.komptech.com


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