ARIS QUARTETT KLASSIK - ROMANTIK
Kammermusik für Streichquartett von Mozart, Schubert und Beethoven
Foto: Simona Bednarek
Programmheft
18. März 2017, 17 Uhr, Kammerkonzert, Rittergut Lucklum, Rittersaal
ARIS QUARTETT
Anna Katharina Wildermuth (Violine), Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola), Lukas Sieber (Violoncello) Programm
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-91) Streichquartett d-Moll KV 421 (1783) I. Allegro moderato II. Andante III. Menuetto. Allegretto IV. Allegretto ma non troppo. Piu Allegro Franz Schubert (1797-1828) Quartettsatz c-Moll op. post. D 703 (1820) Allegro assai Pause
Ludwig van Beethoven (1770-1827) Streichquartett C-Dur op. 59/3 „3. Rasumovsky-Quartett“ (1806) I. Introduzione. Andante con moto - Allegro vivace II. Andante con moto quasi Allegretto III. Menuetto (Grazioso) mit Trio - Allegro molto Programmänderungen vorbehalten. Bitte verzichten Sie aus Rücksicht auf die Künstler auf Fotos, Ton- und Filmaufnahmen und schalten Sie ihre Handys aus. Bitte applaudieren Sie nicht zwischen den Sätzen.
Das ARIS QUARTETT gründete sich 2009 in Frankfurt und zählt heute zu den gefragtesten jungen Streichquartetten. Die jungen Musiker, geboren zwischen 1989 und 1993, erhielten ihre Ausbildung bei ihren Instrumentalprofessoren und bei Hubert Buchberger (Buchberger Quartett) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Aktuell vertieft das Aris Quartett seine Kammermusikstudien bei Günter Pichler (Alban Berg Quartett) an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid. Der Durchbruch gelang schon bei den ersten internationalen Wettbewerben durch gleich vier 1. Preise: beim Johannes Brahms-Wettbewerb 2012 in Pörtschach (Österreich), beim Europäischen Kammermusikwettbewerb 2013 in Karlsruhe, beim August-Everding-Musikwettbewerb 2014 in München im Fach Streichquartett sowie beim Joseph Joachim Kammermusikwettbewerb 2016 in Weimar. Beim Deutschen Musikwettbewerb 2015 wurde das Quartett mit einem Stipendium ausgezeichnet verbunden mit der Aufnahme in die 60. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler (Konzertsaison 2017/18). Große Erfolge erzielte das Aris Quartett zudem im Sommer 2016 durch die Verleihung des mit 60.000 Euro dotierten Kammermusikpreises der Jürgen Ponto-Stiftung sowie einem 2. Preis, Publikumspreis und 3 weiteren Sonderpreisen beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Die Musiker konzertieren international bei großen Musikfestivals wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Festival quartetto d´archi in Reggio Emilia oder dem Harmos Festival in Porto. Sie spielen regelmäßig in bedeutenden Sälen, etwa in der Alten Oper Frankfurt, der Laeiszhalle Hamburg, der Hofburg Wien, dem Auditorio Sony Madrid, dem Auditorium de Bordeaux oder der Melbourne Town Hall. Zu ihren Kammermusikpartnern zählen renommierte Künstler wie Jörg Widmann (Klarinette), Igor Levit (Klavier) und das Vogler Quartett.
Das Quartett begeistert Kritiker und Publikum gleichermaßen durch seine große Leidenschaft und hinreißende Musikalität. Dies beweisen auch seine Rundfunkaufnahmen national wie international, etwa bei SWR2, hr2, Österreich1, RAI Radio 3 (Italien), Radio Clásica (Spanien), RTP2 (Portugal), im CeskaTelevize oder bei ABC Classic FM (Australien). 2015 und 2016 erschienen ihre von der Fachpresse hochgelobten ersten CD-Einspielungen bei telos music u. a. mit Werken von Reger, Hindemith und Zemlinsky. Gefördert wird das Aris Quartett durch Stipendien des Deutschen Musikrats, der Jeunesses Musicales, der Villa Musica Rheinland-Pfalz, der Anna Ruths-Stiftung, von Yehudi Menuhin Live Music Now sowie der Fundación Albéniz. www.arisquartett.de
Foto: Simona Bednarek
Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett d-Moll KV 421 Die Tonart d-Moll gibt Mozart immer Anlass zu besonderer Intensität, so auch hier. Im Sotto voce-Einsatz wird zuerst die Erregung zurückgedrängt, doch kommt sie bald im Forte zum Ausbruch, und auch die Bewegung steigert sich ständig. Die Schönheit des Andante bringt Beruhigung; es ist aber kleingliedrig und von Pausen durchbrochen. Die Schroffheit des Menuetts kippt im Trio in fast unwirkliche Eleganz und Leichtigkeit, so als hätten wir es mit einer Serenade zu tun. Das Finale orientiert sich zwar an Haydns Finalthema aus op. 33/5, aber Mozarts d-Moll ist weit entfernt von Haydns G-Dur-Leichtigkeit. Das d-Moll-Quartett weist im typisch mozartschem Mollcharakter voller Erregung und in dunkler Klangsprache – wozu im Kopfsatz Intervallsprünge und herbe Dissonanzen treten – Neuartiges auf. Im Menuett kontrastiert die dunkle Färbung mit dem heiteren Serenadenton des Trios. Das Variationen-Finale greift sowohl im Siciliano-Rhythmus wie in der Melodik unüberhörbar auf Haydn selbst zurück: auf seine Finalvariationen in op. 33/5, werden aber harmonisch und modulatorisch neu gedeutet. Das melodische Espressivo und der Tanzrhythmus steigern sich im Laufe der Variationen zu größter Intensität, bis sie in der schnellen Coda fast gespenstische Züge annehmen – Don Giovanni ante portas!
Franz Schubert Quartettsatz c-Moll D 703 Das Quartettschaffen des jungen Schubert führt uns mitten hinein in die Wiener Quartettbegeisterung des frühen 19. Jahrhunderts. Schon als Gymnasiast am K. K. Stadtkonvikt hatte Schubert quasi täglich Quartett-„Komiterien“ zu absolvieren. Zuhause bei seinem Vater und seinen Brüdern griff er ebenso selbstverständlich zur Bratsche und zu den Quartettnoten Haydns und Mozarts. „Für seinen Vater und die älteren Brüder war es ein vorzüglicher Genuß, mit ihm Quartetten zu spielen. Bei diesen spielte Franz immer Viola, sein Bruder Ignaz die zweite, Ferdinand die erste Violine, und der Papa Violoncello“, berichtete einer seiner Freunde. Dokument dieses schulischen und familiären Quartettspiels sind Schuberts elf Jugendquartette, 1810 bis 1816 komponiert. Äußerer Erfolg war ihm damit nicht beschieden; vergeblich bot er seine drei besten frühen Quartette dem Verleger Artaria zur Publikation an. Dieser soll geantwortet haben, Schülerarbeit nehme er nicht. Die natürliche Folge war eine Krise in Schuberts Quartettschaffen, die er erst 1824 mit den beiden großen Werken in a-Moll (Rosamunde) und d-Moll (Der Tod und das Mädchen) überwandt. Einen früheren Versuch, sich von der „Schülerarbeit“ seiner Jugendquartette zu distanzieren, belegt der Quartettsatz c-Moll von 1820, im zweiten Programm-
punkt unseres Konzertes. Es handelt sich um das Fragment eines Streichquartetts in c-Moll, das er im Dezember 1820 begann, jedoch nach dem 41. Takt des zweiten Satzes unvollendet liegen ließ.
Bis heute wirkt der vollendete erste Satz wie ein erregendes Experiment auf dem Wege zu einem neuen Stil. Statt klare, aus prägnanten Motiven aufgebaute Themen aufzustellen und sie zu entwickeln, stellte Schubert hier zwei Klangideen unvermittelt nebeneinander: eine kreisende Figur im Tremolo über dem absteigenden Quartgang in Moll und ein sehnsüchtiges Liedthema in Dur. Lose der klassischen Sonatenform folgend, lösen die beiden Themen einander zunächst antithetisch ab, um sich dann – im Durchführungsabschnitt – allmählich zu durchdringen. Die Reprise bringt die Themen in umgekehrter Reihenfolge, so dass der Satz mit dem Tremolo des Abfangs schließt. Beim Hören drängt sich ganz unmittelbar das romantische Bild eines seligen Traumes und seiner Zerstörung in stürmischer Gegenwart auf. Ähnlich wie im Falle der h-Moll-Sinfonie ist es höchst bedauerlich, dass Schubert dieses so genial begonnene Quartett nicht zu Ende führte.
Ludwig van Beethoven Streichquartett C-Dur op.59/3 „3. Rasumovsky-Quartett“ Mit dem Opus 59 beginnt das moderne Streichquartett. Hatten das erste und etwas weniger das zweite Quartett damals schockierend gewirkt, so erscheint das dritte weniger gewagt. Die Allgemeine Musikalische Zeitung von 1806/07 bezeichnete es als „allgemeinfasslich“. Es ist das kürzeste und konzentrierteste der drei Schwesterwerke und bildet gleichsam die Synthese der beiden vorangegangenen Werke. Gleichwohl zeigt es die modernen Erungenschaften der Quartettkomposition. Mag die Wiederaufnahme einer langsamen Einleitung zunächst als Rückgriff auf die Tradition erscheinen, so bildet gemäss A. Werner-Jensen die Art, wie dies hier geschieht, mehr einen Traditionsbruch als eine Fortführung gewohnter Formen. Erstaunlich ist zudem, dass nach dieser Einleitung am Beginn des Allegro noch eine weitere folgt. Das Hauptthema kommt erst später nach einer überleitenden Violinkadenz mit einem C-Dur-Akkord zum Zug. Die Durchführung verwendet nicht nur die drei Gedanken der Exposition, sondern auch die Septakkorde der Einleitung und die Violinkadenz. Im Gegensatz zu den beiden ersten Quartetten zitiert Beethoven in diesem Werk kein thème russe, doch klingt das Thema des Andante (a-Moll) irgendwie russisch. Das als grazioso bezeichnete Menuett wirkt wie ein Spiel mit vergangenen
Formen; dafür fährt das Trio in F-Dur energisch dazwischen. Nach diesen zahlreichen Eigenheiten überrascht auch das virtuose, attacca an das Menuett anschliessende Finale, eine Verbindung von Sonatensatz und Fuge. Gerade diese nicht regelkonforme Fuge hat es in sich und hat Beethoven nicht wenig Kritik eingetragen, beweist aber auch die Kühnheit und Modernität dieses heute so klassisch wirkenden Werkes. Mit der „Grossen Fuge“ am Ende von op. 130 wird Beethoven auf viel gewagtere Weise im Spätwerk auf eine solche „unregelmässige“ Fuge (tantôt libre, tantôt recherchée) zurückgreifen. Die drei Werke des Opus 59 sind in der Reihenfolge der Nummerierung entstanden, das C-Dur-Quartett ist also tatsächlich das Abschlussstück. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die zyklische Gestaltung der Werkgruppe.
Diskographie
Nach dem Konzert signieren die Musiker des Aris Quartetts ihre CDs.
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Konzerttipps (auch unter www.rittergut-lucklum.de/Kulturgut/Konzerte)
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