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Simon Höfele: Gegen den Wind blasen

hörbar 01 | 2018/19

DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND

Håkan Hardenberger

Marco Borggreve

GEGEN DEN WIND BLASEN

Simon Höfele

Sebastian Heck

In der Wüste üben, das Echo in den Bergen ausreizen oder mal auf offener See ins Leere spielen: Trompeter Simon Höfele denkt sich beim Spielen gerne in die Natur – eine Wohnung zu finden, in der man ungehindert üben kann, ist für Bläser ja auch schwer genug.

Haydn, Albinoni, Händel: Das sind die Namen der Komponisten bekannter Trompetenkonzerte, mit denen auch viele junge Musiker ihre ersten Karriereschritte gehen. Es bedarf eines gewissen Mutes und großer Überzeugung, sich diesen Branchengepflogenheiten zu entziehen. Nicht, dass Simon Höfele nicht auch besagte Klassiker im Repertoire hätte, doch der 24-jährige »Junge Wilde« macht sich derzeit insbesondere als Interpret zeitgenössischer Musik einen Namen. Hosokawa, Ligeti, Pintscher – dies sind die Komponisten, mit denen sich Höfele mit Vorliebe auseinandersetzt. Das Ergebnis ist verblüffend: Werke, in denen es schnarrt und schnalzt, das Instrument durch alle Tonlagen und Dynamikschattierungen gejagt wird, klingen nicht sperrig, sondern mitreißend: »Wenn man das Publikum für Neues begeistern will, sollte man ihm etwas zumuten«, lautet das Credo des Trompeters. Dass ausgefallene Spieltechniken kein Selbstzweck sind, sondern ganz einfach Teil der Musik, macht Höfele so beiläufig hörbar.

Nicht beiläufig, aber nebenbei widmet sich Höfele in dem von ihm mitbegründeten Verein »Kunstverlust« der Lobbyarbeit für den Erhalt von Kunst und Kultur in Deutschland. Mit einer Porträtserie berühmter Kunstschaffender und anderer Personen des öffentlichen Lebens ergreifen der Trompeter und seine Mitstreiter das Wort gegen den Abbau von Kultursubventionen, die Schließung kultureller Institutionen und Unterrichtsausfall in künstlerischen Fächern. Dabei erweist sich Simon Höfele auch an der Kamera als Profi. Dass der Musikersohn aber ebenfalls Profimusiker werden würde, ist einer Fanfare zu verdanken, die als Wanddeko bei Familie Höfele einzog: »Ich war fünf Jahre alt, hab da reingepustet und mich sofort in die zehn- Euro-Tröte verliebt. Die Entscheidung war gefallen: Ich wollte unbedingt Trompete lernen.« Knapp zwanzig Jahre später dürfen wir ihn nun in der Riege der »Jungen Wilden« willkommen heißen.

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