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Doric String Quartet: Auf Leben und Tod
hörbar 01 | 2018/19
DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND AUSGABE 01 2018 19
AUF LEBEN UND TOD
Höflich, please! We’re British... Das Doric String Quartet schmeichelt selbst in dramatischsten musikalischen Gefechtslagen den Ohren.
Nein, im Sandkasten wurde das Doric String Quartet nicht gerade gegründet. Aber es war immerhin im zarten Alter von acht bzw. neun Jahren, dass sich der Cellist John Myerscough und der Geiger Alex Redington bei einem Sommerkurs für junge Musiker kennenlernten. Sie blieben dem Programm treu und spielten dort in jeden Oster- und Sommerferien in wechselnden Besetzungen, bis sie zusammen in einem Ensemble landeten. Dabei ist es geblieben: 1998, im Alter von sechzehn, gründeten sie das Doric String Quartet.
Ursprünglich war das Doric eine reine Herrenrunde. Seit 2013 ist die französische Bratscherin Hélène Clément dabei und somit immer eine Dame bei den Proben anwesend. Das fördert nach Angaben der Musiker die Disziplin. Doch die Umgangsformen sind ohnehin britisch – und auch ein Schlüssel zum Erfolg des Quartetts. »Wir mögen uns tatsächlich, das macht uns als Quartett einmalig«, sagt John Myerscough. Immerhin arbeiten hier vier selbstständige Kreative unter verschärften Bedingungen in einem Team. Sie müssen – bisweilen äußerst kritisch beobachtet – perfekte Ergebnisse abliefern. Die Anstrengung darf man dabei natürlich nicht hören, es geht ja um Musik. Keine Egospiele und keine hitzigen Diskussionen, das haben sich die Vier daher zur Regel gemacht. Getrennte Anreise aus Leidenschaft wie bei anderen Streichquartetten (die Namen sind natürlich Konzerthaus-Betriebsgeheimnis) gibt es hier nicht.
Haydn, Britten und Schubert stehen auf dem Programm, wenn das Doric String Quartet im Oktober sein Debüt im KONZERTHAUS DORTMUND gibt. »Wir spielen immer Haydn – es gibt nichts besseres«, erklärt Myerscough. »Und Schuberts G-Dur-Quartett ist wahrscheinlich unser Werk für die ›einsame Insel‹.« Hélène Clément ergänzt: »Das Werk stellt den einfachsten musikalischen Kontrast in den Mittelpunkt, Moll gegen Dur, und präsentiert ihn uns durch seine schieren Ausmaße als Kampf zwischen Leben und Tod.« Nach so viel Dramatik ist hinter der Bühne aber wirklich wieder Zeit für Harmonie.