Programmheft-Vorschau: Das Rheingold

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Oper Bern Der Ring des Nibelungen 21–25

DAS RHEiNGOLD von Richard Wagner


Sina Friedli, Giada Borrelli (Woglinde)



Von der Wellenbewegung im Rheingold sagt R., «es sei gleichsam das Wiegenlied der Welt». ( Cosima Wagner: Die Tagebücher, Notiz vom 17. Juli 1869 )

Partner Maske

unter dem Patronat des


Oper Bern Der Ring des Nibelungen 21–25

DAS RHEINGOLD Vorabend des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner

Dichtung vom Komponisten In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung Nicholas Carter Regie Ewelina Marciniak Bühne Mirek Kaczmarek Kostüme Julia Kornacka Choreografie Dominika Knapik Licht Bernhard Bieri Dramaturgie Miron Hakenbeck Berner Symphonieorchester

Uraufführung 22. September 1869, Königliches Hof- und Nationaltheater München Berner Premiere So 12. Dezember 2021, Stadttheater


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Richard Wagner an Theodor Uhlig Albisbrunn, 12. November 1851

Über die beabsichtigte Vollendung der grossen Dramendichtung, die ich nun vorhabe, kann ich Dir jetzt nur wenig mitteilen. Bedenke, dass – ehe ich den Siegfrieds Tod dichtete – ich den ganzen Mythos in seinem grossartigen Zusammenhange entwarf: jene Dichtung war nun der – unserem Theater gegenüber von mir als zu ermöglichen gedachte – Versuch, eine Hauptkatastrophe des Mythos mit der Andeutung jenes Zusammenhanges zu geben. Als ich nun an die volle musikalische Ausführung ging, und ich dabei endlich fest unser Theater ins Auge fassen musste, fühlte ich das Unvollständige der beabsichtigten Erscheinung: es blieb eben der grosse Zusammenhang, der den Gestalten erst ihre ungeheure, schlagende Bedeutung gibt, nur durch epische Erzählung, durch Mitteilung an den Gedanken übrig. Um daher Siegfrieds Tod zu ermöglichen, verfasste ich den «jungen Siegfried»: je bedeutender aber dadurch das Ganze sich schon gestaltete, desto mehr musste mir jetzt, als ich an die szenisch-musikalische Ausführung des «jungen Siegfried» ging, einleuchten, dass ich das Bedürfnis nach deutlicher Darstellung des ganzen Zusammenhanges an die Sinne nur noch gesteigert hatte. Jetzt sehe ich, ich muss, um vollkommen von der Bühne herab verstanden zu werden, den ganzen Mythos plastisch ausführen. Nicht diese Rücksicht allein bewog mich aber zu meinem neuen Plane, sondern namentlich auch das hinreissend Ergreifende des Stoffes, den ich somit für die Darstellung gewinne, und der mir einen Reichtum für künstlerische Bildung zuführt, den es Sünde wäre, ungenützt zu lassen. Denke Dir den Inhalt der Erzählung der Brünnhilde, in der letzten Szene des „jungen Siegfried“ – das Schicksal Siegmunds und Siegelinds, der Kampf Wodans mit seiner Neigung und der Sitte (Fricka); der herrliche Trotz der Walküre, der tragische Zorn Wodans, mit dem er diesen Trotz straft: denke Dir dies in meinem Sinne, mit dem ungeheuren Reichtum von Momenten, in ein bündiges Drama zusammengefasst, so ist eine Tragödie von der erschütterndsten Wirkung geschaffen, die zugleich alles das zu einem bestimmten sinnlichen Eindrucke vorführt, was mein Publikum in sich aufgenommen haben muss, um den «jungen Siegfried» und den «Tod» – nach ihrer weitesten Bedeutung – leicht zu verstehen. Diesen drei Dramen sende ich nun ein grösseres Vorspiel voran, welches für sich an einem besonderen einleitenden Festtage aufgeführt werden muss: es beginnt mit Alberich, der die drei Wasserfrauen des Rheines mit Liebesgelüste verfolgt, von einer nach der anderen (scherzend heiter) abgewiesen wird, und aus Wut ihnen endlich das Rheingold stielt: – dies Gold ist an sich nur ein glänzender Schmuck der Wassertiefe (Siegfrieds Tod, Akt III. Sc. I), eine andre Macht wohnt ihm aber bei, die jedoch nur der ihm zu entlocken vermag, der der Liebe entsagt. – Hier hast Du das gestaltende Motiv bis zu Siegfrieds Tod: denke Dir die ganze Fülle von Folgen! Der Fang Alberichs, die Zuteilung des Goldes an die zwei Riesenbrüder, die schnelle Erfüllung von Alberichs Fluch an diesen beiden, von denen der eine sogleich den andren erschlägt, bilden den Gegenstand dieses Vorspieles ...


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DiE HANDLUNG Erste Szene In den Fluten des Rheins entdeckt Alberich die drei Rheintöchter. Ihre Aufgabe ist es, das Gold des Flusses zu hüten. Doch spielen sie derart ausgelassen und selbstvergessen, dass sie einander immer wieder ermahnen müssen, ihre Aufgabe nicht zu vernachlässigen. Ihr Anblick und ihr Gesang wecken in Alberich die Sehnsucht, an diesem unbeschwerten Spiel teilzuhaben. Ungeschickt sucht er die Nähe der drei. Sie sind ihm aber in ihrem Element an Beweglichkeit überlegen: Sie nehmen seine Annäherungsversuche nicht im Ansatz ernst, führen ihn vor und lassen ihn körperlich ungeschickt und lächerlich erscheinen. Ihnen kommt gar nicht in den Sinn, Alberichs Gefühle könnten ehrlich sein. Abwechselnd locken und verspotten sie ihn und steigern damit zugleich in Alberich ein unermessliches Begehren und ohnmächtige Wut. Der zurückgewiesene Alberich richtet seine Aufmerksamkeit daher auf das Gold, das in ihm andere Phantasien weckt. Geschickt entlockt er den Rheintöchtern das Geheimnis des Edelmetalls: Wem es gelänge aus dem Gold einen Ring zu schmieden, der erhielte unendliche Macht. Das sei aber nur demjenigen möglich, der für alle Zeiten auf die Liebe verzichte. Die Rheintöchter sind sich sicher, dass dazu auf der Erde niemand in der Lage wäre, denn ein jeder verspüre die Sehnsucht nach Liebe. Doch ausgerechnet Alberich, der gerade noch um die Gunst der drei Mädchen gebuhlt hat, entschliesst sich zu dem undenkbaren Schritt.


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Gedemütigt von den Zurückweisungen und angesichts der Aussicht, sich über die Macht aus seiner Demütigung zu befreien, verflucht Alberich die Liebe und reisst das Gold des Rheins an sich. Entsetzt müssen die Rheintöchter erkennen, wie falsch sie Alberich eingeschätzt haben und dass die Zeit unschuldiger Spiele verloren ist. Zweite Szene Wotan glaubt sich am Ziel seiner Träume. Er, der aus dem Holz der Weltesche einen Speer geformt hat und so zum mächtigsten unter den Göttern aufgestiegen ist, hat sich von den Riesen Fasolt und Fafner eine Burg bauen lassen. Diese soll seinen Anspruch auf Herrschaft und Macht allen sichtbar untermauern. Seine Gattin Fricka, die sich von der Burg ein Stück gemeinsame Häuslichkeit erhofft hatte, erinnert Wotan jedoch daran, dass der Freude ein bitterer Beigeschmack anhaftet. Wotan hat Fasolt und Fafner als Lohn für deren mühevolle Arbeit ausgerechnet Frickas Schwester Freia versprochen, deren Äpfel den Göttern ewige Jugend bescheren. Sie drängt Wotan dazu, endlich den Tatsachen ins Auge zu sehen: Ohne Freia wären die Götter schnell geschwächt und das Ende ihrer Herrschaft besiegelt. Freia selbst sieht sich von der eigenen Familie verschachert und fürchtet nackte Gewalt, sollte sie den Riesen in die Hände fallen. Diese zeigen sich nicht bereit, auf ihren lang ersehnten Lohn zu verzichten. Als sich Wotan weigert, Freia auszuliefern, erinnert ihn Fasolt daran, dass seine Macht allein auf Vereinbarungen beruhe. Sollte er nun selbst einen von ihm geschlossenen Vertrag missachten, bräche sein Herrschaftssystem in sich zusammen. Wotan setzt grosse Erwartungen in Loge. Seinen umtriebigen Berater hat er nämlich beauftragt, einen Ausweg aus der Vereinbarung mit den Riesen zu suchen und einen für die Riesen akzeptablen Gegenwert für Freia zu finden. Und tatsächlich unterbreitet Loge einen ungewöhnlichen Vorschlag: Er berichtet, dass es dem Zwerg Alberich


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gelungen sei, sich aus dem Rheingold einen Ring zu schmieden, der ihm ungebrochene Macht verleiht. Dank dieser würde er die anderen Nibelungen zwingen, ihm einen stetig anwachsenden Goldschatz aus der Erde zu fördern. Da er das Rheingold seinerseits geraubt hätte, wäre es nur recht und billig, ihm diesen Goldschatz abspenstig zu machen. Die Kunde von der Macht des Rings lässt Wotan aufhorchen. Fasolt und Fafner wiederum erklären sich einverstanden, Freia gegen Alberichs immensen Goldschatz einzutauschen, stellen Wotan dafür aber ein Ultimatum und nehmen Freia als Pfand. Wotan drängt Loge sogleich, ihn nach Nibelheim zu führen. Eile ist auch deswegen geboten, weil die Götter bereits verspüren, wie sie ohne Freias Äpfel schnell an Lebenskraft verlieren. Dritte Szene Alberich hat sich in Nibelheim eine effiziente Maschinerie zur Steigerung seines Reichtums geschaffen und schlägt aus der Arbeitskraft der von ihm unterworfenen Nibelungen Kapital. Insbesondere sein Bruder Mime muss ihm bedingungslos zur Hand gehen. Obwohl Mime permanent darüber nachdenkt, wie er der Gewalt seines Bruders entgehen kann, musste er diesem mit einem Tarnhelm ein Instrument herstellen, mit dem Alberich ungesehen sein Arbeitsheer noch besser überwachen kann. Indem Wotan und Loge dem gepeinigten Mime ihre Hilfe anbieten, entlocken sie ihm sein Wissen über die Machtmittel seines Bruders. Alberich begegnet Loge und Wotan zunächst mit Misstrauen, als die beiden unerwarteten Gäste behaupten, ihm ihre Referenz bezüglich seines legendären Reichtums und seines Könnens erweisen zu wollen. Den Stolz auf seinen Goldschatz kann Alberich aber nicht lange verbergen. Auch aus seinem Hass auf die selbstbewussten Götter macht er keinen Hehl und droht ihnen, dank seines Schatzes bald auch ihnen überlegen zu sein.


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Loge packt Alberich bei seiner Eitelkeit, als er die Wirksamkeit des Tarnhelms infrage stellt und Alberich dazu verführt, einen Beweis seines Könnens zu erbringen: Nacheinander nimmt Alberich die Gestalt eines schreckenerregenden Riesenwurms und einer jämmerlich kleinen Kröte an. In dieser Gestalt legen Wotan und Loge Alberich in Fesseln, entwenden ihm den Tarnhelm und entführen ihn aus Nibelheim. Vierte Szene Alberich bettelt um sein Leben. Wotan und Loge fordern von ihm den Nibelungenschatz als Preis für seine Freiheit.. Alberich ist bereit, auf alles Gold zu verzichten, solange er den Ring für sich behalten kann. Doch vor allem auf diesen hat Wotan es abgesehen, und er zwingt Alberich dazu, ihm mit dem Schatz auch den Ring auszuhändigen. Als Loge und Wotan Alberich daraufhin in die bitter erkaufte Freiheit entlassen, belegt dieser den Ring mit einem Fluch: Wer auch immer den Ring trage, möge an der Angst vor seinen Feinden und Neidern zugrunde gehen, deren einziges Sinnen wiederum allein dem Besitz des Rings gelten solle. Fasolt und Fafner kehren mit Freia zurück und reklamieren das Gold für sich. Mittlerweile hat Fasolt tiefere Zuneigung für Freia entwickelt und zweifelt am Sinn dieses Tauschs. Fafner aber – von derlei Gefühlen unberührt – lässt Freia mit dem Gold aufwiegen. Er übersieht nicht, dass auch Tarnhelm und Ring zum Hort gehören und fordert Loge und Wotan auf, beides herzugeben. Auf den Ring will Wotan unter keinen Umständen verzichten, auch nicht, wenn Freia damit für immer verloren sein sollte. In dieser ausweglosen Lage erscheint Wotan Erda, die Urgöttin, und rührt an sein Gewissen: Mit ihrem tiefen Wissen führt sie ihm die Vergänglichkeit aller Dinge, aller Macht und allen Seins vor Augen und offenbart ihm die zerstörende Macht des Rings. Unter dem Eindruck ihrer Mahnung


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überwindet Wotan seinen Drang zur Macht und händigt den Riesen den Ring aus. Schweren Herzens gibt Fasolt Freia wieder frei. Als Fafner den Grossteil des Goldes und auch den Ring für sich beansprucht, geraten die beiden Brüder in einen Streit, bei dem Fafner Fasolt tötet und mit dem Gold samt dem Ring das Weite sucht. Wotan wird die fatale Wirkung des Fluches bewusst. All seine Gedanken kreisen um Erda und ihr Wissen über den Fortgang der Dinge. Erneut holt Fricka Wotan in die Realität zurück und schlägt vor, nach all dem Schrecken die so teuer bezahlte Burg gemeinsam zu beziehen. Die Götter versuchen, ihre Hoffnung, Zuversicht und Siegesgewissheit zurückzuerlangen. Wotan, Fricka, Freia, Donner und Froh geben sich gerne der Illusion hin, die Schwierigkeiten für sich positiv gelöst zu haben. Schwankend zwischen Sorge vor der Zukunft, Erleichterung und Triumph nehmen die Götter die Burg in Besitz, der Wotan den Namen Walhall gibt. Vor der Klage der Rheintöchter um das geraubte Gold und ihrem Hilferuf an Wotan verschliesst dieser entnervt die Ohren. Loge rät den Rheintöchtern zynisch, sie möchten sich von nun an statt im Glanz des Rheingolds in dem der Götter sonnen. Von den Göttern und ihrer Blindheit vor dem eigenen Fall wendet er sich angewidert ab und beschliesst, wieder eigene Wege zu gehen und anderen Umgang zu suchen.


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Es ist die Bestimmung der Menschheit, durch die immer höhere Vervollkommnung ihrer geistigen, sittlichen und körperlichen Kräfte zu immer höherem, Das komplette reinerem GlückeProgrammheft zu gelangen. Der einzelne Mensch ist nur der ist am Vorstellungsabend oderTeil des vereinzelt für sich ist an Ganzen; der Billettkasse erhältlich. er nichts; nur allein als Teil des Ganzen findet er seine Bestimmung, sein Recht, sein Glück. Die Vereinigung der Menschen nennen wir: die Gesellschaft. ( Richard Wagner: Der Mensch und die bestehende Gesellschaft, 1848 )


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