Programmheft-Vorschau: Maria Stuart

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Schauspiel Bern Spielzeit 2021/22

MARIA STUART Friedrich Schiller


Linus Schütz, Isabelle Menke

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Schauspiel Bern Spielzeit 2021/22

MARIA STUART Friedrich Schiller


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So steh ich kämpfend gegen eine Welt. Merci

unter dem Patronat des

Partner Maske


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BESETZUNG Maria Stuart Regie Yohanna Schwertfeger Roger Vontobel Elisabeth I. Bühne Isabelle Menke Olaf Altmann Graf von Leicester Kostüm Olaf Johannessen Ellen Hofmann Baron von Burleigh Komposition und Livemusik Claudius Körber Keith O’Brien Georg Talbot Licht Stéphane Maeder Christian Aufderstroth Mortimer Dramaturgie Linus Schütz Julia Fahle Amias Paulet Regieassistenz Hans-Caspar Gattiker Désirée Wenger Davison/Jakob I. Bühnenbildassistenz Lucia Kotikova Sidonia Helfenstein Kostümassistenz Dominique Steinegger Soufflage Sabine Bremer Inspizienz Hasan Koru

Premiere am 12. November 2021, 19:30, Stadttheater Dauer der Vorstellung ca. 2 h 15 min, keine Pause Technischer Direktor: Reinhard zur Heiden Leiter Bühnenbetrieb: Claude Ruch Leiter Werkstätten: Andreas Wieczorek Leiterin Kostüm & Maske: Franziska Ambühl Produktionsleiterin Bühnenbild: Konstantina Dacheva Produktionsleiterin Kostüm: Maya Däster Bühnenmeister: David Glöckner, Paolo Rütti Tontechnik: Breandan Davey, Nicola Jannuzzo Requisite: Tabea Bösch Ruch, Gabriela Hess Maske: Samanta Hug, Martina Jans Die Ausstattung wurde in den Werkstätten und Ateliers der Bühnen Bern hergestellt. Co-Leitung Malsaal: Jann Messerli, Lisa Minder Leiter Schreinerei: Markus Blaser Leiter Schlosserei: Marc ­B ergundthal Leiter Dekoration: Simon Pinter Leiterin Maske: Martina Jans Gewandmeisterinnen: Mariette Moser, Irene Odermatt, Sina Rieder Leitung Requisite: im Team Leiter Beleuchtung: Bernhard Bieri Leiter Audio & Video: Bruno Benedetti


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PATRIARCHY HAS NO GENDER von Julia Fahle

Zwei Frauen, eine Krone und drei Tage für die Unterzeichnung eines Todesurteils: Vor Jahren wurde Maria Stuart, die katholische Königin von Schottland, der Mittäterschaft am Mord ihres Gatten beschuldigt und floh zu ihrer Cousine Elisabeth nach England. Doch aus Angst um den Sturz vom Thron liess Elisabeth Maria Stuart in einen Kerker werfen und schliesslich enthaupten. Friedrich Schiller studierte für sein Drama die historischen Ereignisse und Personen genau, nutzte sie als «ein Magazin für seine Phantasie» und schrieb ein Trauerspiel mit klassischem Thriller-Plot. Die Heldenfigur kämpft gegen die physische und moralische Gewalt seines Widersachers, wobei der Sieg über jenen den Höhepunkt darstellt. Doch wer ist Heldin, wer Widersacherin? Elisabeth sieht in Maria ihre Widersacherin, da sie Anspruch auf ihre Krone erhebt und angeblich nach ihrem Leben trachtet. Für Maria ist Elisabeth die Widersacherin, da sie in ihren Augen zu Unrecht die Krone trägt und sie selbst durch ihren Befehl in einen Kerker gesperrt auf ein Urteil wartet. Zwei Königinnen stehen im Zentrum dieses Dramas, doch wer steht wofür? Ist Maria ersehnte Revolutionärin oder gefährliche Terroristin? Und geht es Elisabeth bloss um Machterhalt oder verkörpert sie die aufgeklärte Gesellschaft? Umgeben von einem patriarchalen Machtapparat, einem System, das Männer von Natur aus als dominant und überlegen ansieht und ihnen somit das Recht einräumt, «die Schwachen» zu beherrschen, unterhält Elisabeth ihre Regierungsgeschäfte. Sie selbst hat sich männliche Attribute zu eigen gemacht, um in diesem System zu bestehen. «Auch meine Freiheit soll ich, mein


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höchstes Gut, hingeben für mein Volk. Es zeigt mir dadurch an, dass ich ihm nur ein Weib bin, und ich meinte doch, regiert zu haben wie ein Mann und wie ein König. Eine Königin, die unverdrossen, unermüdet die schwerste aller Pflichten übt, die sollte von dem Naturzweck ausgenommen sein, der eine Hälfte des Geschlechts der Menschen, der andern unterwürfig macht», so Elisabeth. Dies hat sich laut Mary Beard bis in die Gegenwart gehalten: «Wir haben kein Bild für das Erscheinungsbild einer mächtigen Frau, ausser das sie ziemlich männlich aussieht und zudem versucht, männliche Verhaltensweisen nachzuahmen» (siehe dazu den Text «Frauen und Macht» von Mary Beard, S. 22). Ebenso wenig haben wir ein Bild von einer Frau, die nicht Mutter werden will, denn die weibliche Gebärfähigkeit gilt als DER Lebenszweck einer jeden Frau. Und so wird Elisabeth immer wieder dazu gedrängt, dem «Lauf der Natur» endlich zu folgen. «Solange wir Frauen uns, so scheint es, bei unserer Entscheidung nach dem Willen der Gesellschaft und den Prioritäten und Rollenbildern richten, die uns dort zugewiesen werden – also sexuell befreit zu sein, ein gepflegtes Äusseres zu haben, in einer heterosexuellen Partnerschaft gebunden und eine ergebene Konsumentin und Mutter zu sein –, erhalten wir soziale Anerkennung als freie, unabhängige, autonome Individuen mit eigenen Wünschen und der uneingeschränkten Möglichkeit, sie zu erfüllen. Widersprechen allerdings unsere Entscheidungen den Erwartungen der Gesellschaft – lehnen wir zum Beispiel Schönheitspflege ab oder gehen keine Partnerschaft ein oder jedenfalls keine mit einem Mann –, dann bekommen wir Probleme», so Orna Donath in ihrem Buch #regretting motherhood. Maria Stuart «erfüllt» beide Rollenbilder: Sie hat einen Sohn geboren, gilt als schön und begehrenswert und wird von fast allen Männern, allen voran von Mortimer, auf eine erotische Projektionsfläche reduziert. Das Ausleben ihrer eigenen sexuellen Lust wird ihr hingegen nicht zugestanden, ebenso wenig wie die Eheschliessung mit mehreren Männern. Auch hier das System Patriarchat, die Idee Heilige, die Haltung Sexismus. Das


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Stück stellt somit die Frage nach Macht in vielerlei Hinsicht: nach politischer Macht, nach der Verteilung von Macht, nach Herrschaftsverhältnissen und danach, zu was Menschen in der Lage sind, um ihre Macht zu erhalten und zu manifestieren. Keiner will verlieren in dem sich um politische und private Interessen kreisenden Machtspiel, doch am Schluss verlieren sie alle. Maria Stuart ihren Kopf. Elisabeth den einzigen Mann, an dem jemals ihr Herz hing, Leicester, sowie ihren langjährigen Berater Talbot. Die Macht Elisabeths hat es entschieden: Sie ist die Heldin in diesem Politthriller. Sie ist die Königin.


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ZEITTAFEL 1533

7. September: Elisabeth geboren

1534

einrich VIII. erklärt sich zum Oberhaupt der anglikanischen H Kirche

1536

. Januar: Katharina von Aragon stirbt. 19. Mai: Anna Boleyn 7 (Elisabeths Mutter) wird hingerichtet

1537

12. Oktober: Geburt Eduards VI.

1542

Maria Stuart geboren

1547

28. Januar: Heinrich VIII. stirbt

1547– 1553

Eduard VI. König von England

1553– 1558

Nach dem Tod Eduards VI. wird Maria die Katholische Königin von England

1554

Elisabeth wird als Gefangene in den Tower, dann nach Woodstock gebracht. – Vermählung der Königin Maria mit Philipp von Spanien

1555

Beginn der blutigen Verfolgung der Protestanten

1556– 1598

Philipp II. König von Spanien

Das komplette Programmheft ist am Vorstellungsabend oder an der Billettkasse erhältlich.

1558 Maria stirbt. Elisabeth für die kommenden 45 Jahre Königin von England 1559

Krönungsfeier Elisabeths am 15. Januar

1560

ertreibung der Franzosen aus Schottland. England nimmt V Schottland unter seinen Schutz. – 6. Juli: Vertrag von Edinburgh

1561

Maria Stuart kehrt von Frankreich nach Schottland zurück


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