Ausgabe 23 · Februar 2011
I N F O R M AT I O N E N F Ü R D I E K O L P I N G J U G E N D D I Ö Z E S A N V E R B A N D M Ü N S T E R
Highlights 2011 S. 9
Alles in Orange S. 10
Durchblick: Karneval Ka-Pilot: Weiter gehts S. 17
Inhalt
Inhalt
Es war wunder…wunderschön, S.24
3
Impressum
3
Editorial: Frühlingserwachen
Einblick – Kolpingjugend intern 4
Was wäre wenn…
4
Dialog am Strand
5
20 Jahre deutsche Einheit
22 Die Karawane zieht weiter… Von Umzügen und Kamellen 23 Alaaf, Helau oder lieber Ahoi
Bericht über die Bildungsreise nach Berlin im Oktober 2010 6
8 9
Welche Region bevorzugt welchen Karnevalsruf? 24 Es war wunder…wunderschön
Politiker sind nicht unnahbar
Erlebnisse eines Karnevalsprinzen
Ein Interview mit Christoph Terrahe über seine
25 Wenn der Rosenmontag am Pfingstsonntag ist
Erfahrungen bei den jugendpolitischen Praxiswochen
26 Tanzend gute Laune verbreiten
Mafiöse Zustände auf der Herbst-DiKo Highlights 2011
Ein Funkemariechen erzählt… 27
Am Aschermittwoch ist alles vorbei
Das neue Jahresprogramm ist da und bietet ein paar besondere Veranstaltungen 10
Alles in orange
11
Begegnungen der Religionen
Ka-Pilot – Neues aus Kanesien 15
Das zweite Aufgabenpaket Kreative Umsetzung des zweiten Aufgabenpakets
Durchblick – Karneval 12
„Sie sind König, Bettler, Clown im Rampenlicht…“
Praxistipp
Was steckt hinter der Maske? 13
Buchtipp: Absolutes Chaos in der Scheibenwelt
14
Gescher feiert eher
28 Der Vorhang geht auf
Warum feiert ein kleiner Ort eher, als alle anderen? 14 19
Kostüme made by Kolping
Ausblick
Von Halbmasken und Sambarhythmen Wo liegen die Unterschiede zwischen dem veneziani-
30 Ausblick Termine und Ankündigungen
schen Karneval und dem Karneval in Rio de Janeiro? 20 Uralt oder eine Erfindung der Neuzeit? Ursprünge des Karnevals
2
31
Fotos der Herbst-Diözesankonferenz
32 Fotos des Gruppenleiteraufbaukurses
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Editorial
Impressum
Frühlingserwachen
Von Susanne Häring
Die Welt erwacht
Ko · Pilot
Nach einem zwei-
Feier des Karnevals
Zeitschrift für Verantwortliche in der Kolpingjugend
ten langen Winter
als unser Durch-
Herausgegeben durch die Diözesanjugendleitung im
in Folge sehnen wir
blick-Thema star-
uns jetzt nach dem
ten wir in das Jahr
Anschrift:
Frühling, der nicht
2011 und stimmen
Kolpingjugend DV Münster
nur die Natur, son-
euch auf die Fest-
Ko · Pilot-Redaktion
dern auch uns wieder mit Licht und
saison ein. Ein Funkenmariechen und
Gerlever Weg 1 · 48653 Coesfeld
Wärme zum Leben erweckt. Ganz lang-
ein waschechter Karnevalsprinz berich-
Tel. 02541 803471
sam taut der letzte Schnee, gibt Felder
ten von ihren Aufgaben, und wer bislang
und Wiesen frei und dann, man bemerkt
noch nicht weiß, wo „Helau“ und
es kaum, tut sich etwas auf dem brau-
„Alaaf“ ihren Ursprung haben, erfährt
nen und matschigen Boden: Vorsichtig
es hier. Wer noch einen besonderen
Redaktion:
und zaghaft sprießt ein kleines grünes
Tipp für die Umsetzung dieser Thematik
Dorothee Barenbrügge, Leona Blesen-
Blatt aus der Erde hervor, und von Tag
in seiner Gruppenstunde benötigt, be-
kemper, Klaus Bruns, Jens Effkemann,
zu Tag recken sich mehr Blätter und
kommt ihn im Praxistipp. Es wird sich
Gräser nach dem Licht und der wärmen-
verkleidet und in andere Rollen ge-
ner, Tim Schlotmann, Ricarda Schnie-
den
schlüpft, aber im Theater.
der, Johanna Weppel, Sandra Wöste
Schneeglöckchen, Krokusse und andere
Kolpingwerk Diözesanverband Münster e.V.
Fax 02541 803414 info@kolpingjugend-ms.de www.kolpingjugend-ms.de
Susanne Häring, Sarah Hönisch, Kirsten Oude-Lansink, Maximiliane Rös-
Autoren: Maria R. Bergerbusch, Joana Borgmann, Hannah Erk, Christoph Hilbers, Dirk Holtmann, Selina Kraskes
Sonne.
Plötzlich
sind
auch
Frühlingsblüher da. Die Natur erwacht
Doch nicht nur der Karneval fällt in die
explosionsartig aus ihrem Winterschlaf
Zeit des Frühlings, sondern auch das
und mit diesem neu beginnenden Leben
Osterfest, das Fest des Christentums
in der Natur leben auch die Tiere und
und des Lebens. Und in diesem Sin-
wir Menschen wieder auf.
ne…aufwachen, aufleben und hinaus in die Welt.
Layout: co·operate, Münster Druck: Druckerei Burlage, Münster
Der Ko Pilot möchte mit dieser Ausgabe
Erscheinungsweise: vierteljährlich
nicht sanft, sondern laut und bunt in das
Bezugspreis: abgegolten in der jährli-
neue Frühjahr starten. Mit der bunten
Liebe Grüße,
chen Kostenpauschale Jahres-Abo: 8 € Auflage dieser Ausgabe: 1200 Stück
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Titelbild: www.pixelio.de · onkel-jo
Ko Pilot 24 erscheint im Mai 2011
Musik Der Ko Pilot hat seit einigen Wochen einen Account bei Facebook. Nun ist er auch online besser für euch zu erreichen und ihr habt mehr Möglichkeiten die Inhalte mitzugestalten. Klickt einfach auf „Gefällt mir“. Schickt uns für die nächste Ausgabe eure Lieblingslieder, und besten Festivalgeschichten. Natürlich funktioniert auch der Weg über eine E-Mail: ko-pilot@kolpingjugend-ms.de Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 31. März 2011.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
3
Einblick
Was wäre wenn… … zwei Kinder sich streiten? Diese und viele andere Fragen, ihre Antworten, jede Menge neue Ideen und Spiele lernten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Gruppenleitungsgrundkurses der Kolpingjugend DV Münster in Coesfeld kennen.
Von Joana Borgmann (Referentin)
14 Jugendliche trafen sich dazu in der zweiten Herbstferienwoche in der Kolpingbildungsstätte Coesfeld. Angeleitet von ihren Teamern Andrea, Jojo und Joana lernten sie ihre eigenen Gruppen zu
leiten und für ihre Kinder und Jugendlichen interessante und abwechslungsreiche Stunden zu gestalten. So standen in diesen fünf Tagen das Kennen lernen, die eigene Leiterrolle und Motivation, unterschiedliche Aspekte der Arbeit mit Gruppen, sowie Spiele, Spiele und noch mehr Spiele im Vordergrund. Mit viel Spaß und großer Motivation wurden die Mitteilnehmer und Teamer „ermordet“, Hühner gejagt, in Zeitlupe gerannt, schwarz Zug gefahren und Theaterstücke improvisiert. Zufrieden und ein wenig wehmütig wurde der letzte Abend mit einer Spieleshow begangen, um am nächsten Tag Abschied zu nehmen – aber hoffentlich nur bis zum Aufbaukurs.
Dialog am Strand der Ökumene Gruppenleitungsaufbaukurs in St. Peter Ording Vom 18. bis zum 22. Oktober 2010 fand ein Aufbaukurs der Kolpingjugend in St. Peter Ording statt. Der Kurs umfasste 30 Stun-
Von Leona Blesenkemper
Jugendarbeit gehörten zu den Themen.
lichkeit von sich selbst machen. Für eine
Außerdem lernte man viele neue Spiele
super Stimmung und eine gemeinschaftli-
kennen und konnte durch die Aufnahme
che Atmosphäre sorgten Ausflüge zum
auf Video beim eigenen Vorstellen eines
Strand, ein Besuch des „Multimar Wattfo-
Spieles und durch das Feedback der an-
rums“ und die lustigen gemeinsamen
deren sich ein Bild der Leitungspersön-
Abende.
den und wurde von Referentinnen des Beratungsteams der Kolpingjugend durchgeführt. Die Selbstbestimmung des Rahmens durch die Teilnehmer und die besondere Umgebung, für alle die nicht wissen, wo
In St. Peter Ording steht ein Kirchschiff am Strand. Die Urlaubsseelsorge kümmert sich um das Veranstaltungsprogramm auf dem Schiff. Ausgezeichnet wurde dieses Projekt mit dem ökumenischen Missonspreis. Weitere Informationen gibt es unter: www.kirchenschiff-spo.de
St. Peter Ording liegt, an der Nordsee, Schwierigkeiten, Konflikte und Lösungsstrategien in Gruppen, Behandlung mit Problemkindern und auch die Auffrischung der rechtlichen Grundlagen der
4
Quelle: Urlaubsseelsorge St. Peter Ording
machte den Kurs zu etwas Besonderem.
Politische Bildungsfahrt. So lautete das Motto der Berlinfahrt
20 Jahre deutsche Einheit
2010 der Kolpingjungend Diöze-
Eine politische Bildungsfahrt nach Berlin
sanverband Münster. 20 Jahre
Von Maria R. Bergerbusch
nach dem Fall der Deutschen Demokratischen Republik – ein wiedervereintes
Deutschland.
Gut, ich persönlich habe mir nicht viel dabei gedacht, als ich den Flyer von dieser Fahrt las. Erst kurz vor der Fahrt, komme ich ins schmunzeln. Volles Programm, viel Geschichte… politische Bildungsfahrt?!? Habe ich mir wirklich das richtige Ferienprogramm ausgesucht?
Führung konnten wir uns mit einem Au-
Stasimuseum lernten wir einiges über die
dioguide die Kuppel ansehen: Das war
Behörde in der DDR und ihre Machen-
besonders faszinierend Berlin derartig
schaften. Abschluss des Tages bildet ein
kennen zu lernen. Danach besichtigten
weiteres Museum: das DDR Museum. Das
wir das Regierungsviertel mit dem Bran-
Haus ist jedoch kein „gewöhnliches“ Mu-
denburger Tor und dem Holocaust-
seum, sondern man lernt die Geschichte
Mahnmal. Gegen Abend fanden wir uns
und die DDR spielerisch kennen.
gemeinsam im Museum „The Story of Berlin“ ein. Die Geschichte Berlins wird hier durch verschiedene Themenräume dargestellt. Hierzu gehört unter anderem auch ein Atomschutzbunker, der während des Kalten Krieges errichtet wurde. Auch heute könnte dieser Bunker für mehr als dreitausend Menschen genutzt werden. Interessant und beeindruckend.
Samstag, 16.10.2010 Mauermuseum am Checkpoint Charlie: hier erfährt man alles zu den Volksaufständen, der Mauer und den geplanten Fluchten aus der DDR.
Im Anschluss
sind wir zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, ein ehemaliges Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit, gefahren. Mich persönlich hat diese Gedenkstätte am meisten berührt. Ich wusste vor meinem Besuch in Berlin kaum etwas über
Mittwoch, 13.10.2010
die deutsche Teilung, geschweige denn
Aufregung. Heute geht es nach Berlin!
von der Staatssicherheit. Als erstes be-
Auf dem Weg liegt die Gedenkstätte Ma-
sichtigten wir das ältere Gefängnis mit
rienborn, ein ehemaliger Grenzkontroll-
einem früheren Gefangenen (Zeitzeuge).
punkt an der innerdeutschen Grenze. Hier
Es war sehr erdrückend und gruselig zu
bekommen wir eine Führung über das
sehen und zu hören, was an diesem Ort
Gelände und Informationen zu den Schi-
geschehen ist: Die Folter- und Verhörme-
kanen an der Grenze. Kurze Zeit später
thoden, die Zellen, die Umstände in de-
Ankunft in Berlin-Charlottenburg: Nach
nen Menschen inhaftiert waren. Zum Ab-
dem Bettenbeziehen, einem kurzen Aus-
schluss trafen wir uns mit einem Kol-
tausch und wichtigen Infos ist freie
ping-Mitglied aus der ehemaligen DDR.
Abendgestaltung. Super! Die erste Gele-
Günter Gundlach berichtete uns von sei-
genheit die Stadt auf eigene Faust zu er-
nen persönlichen Erfahrungen als Christ
kunden.
und Kolpinger in der DDR. Und dann läu-
Freitag, 15.10.2010
tete schon unser letzter Abend ein.
Donnerstag, 14.10.2010
Als erster Programmpunkt steht eine
Anfangs sind alle noch geschafft… Der
Führung entlang der ehemaligen Grenze in
Für mich war diese Bildungsfahrt span-
Tag startet mit einer Führung durch den
Berlin an mit Informationen zur Mauer und
nend, interessant und witzig. Es hat sich
Deutschen Bundestag. Das Reichstags-
innerdeutschen Grenze. Nach der Führung
auf jeden Fall gelohnt mitzufahren und
gebäude, hier tagt das Parlament und
ging es zur ehemaligen Zentrale des Mini-
neues über die deutsche Geschichte zu
Am Ende der
steriums für Staatssicherheit. Im heutigen
erfahren.
wir sind mittendrin.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
5
Einblick
Dorothee Barenbrügge (Ko·Pilot) im Gespräch mit Christoph Terrahe
„Politiker sind nicht unnahbar“ Erlebnisse bei der Jugendpolitischen Praxiswoche
Christoph Terrahe aus Vreden (Münsterland) war einer von zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die vom 03.-08. Oktober 2010 an der Jugendpolitischen Praxiswoche im Bundestag in Berlin teilgenommen haben. Im Interview mit Dorothee Barenbrügge berichtet er über seine Erlebnisse.
die Schulter schauen, auch wenn ich schon ein Praktikum im Landtag NRW gemacht habe und so ungefähr wusste, was mich erwartet. Haben sich Deine Vorstellungen tatsächlich erfüllt oder war es ganz anders? Die Vorstellungen haben sich insoweit geändert, dass ich heute eine andere Sicht auf den “Politikbetrieb“ in Berlin bekommen habe. Mit Blick auf den anstrengenden Arbeitsalltag, die ungeheure Verantwortung und die persönlichen Entbehrungen hat sich zum Bei-
Christoph, warum hast Du an der
Welche Erwartungen an die Praxis-
spiel mein Bild vom Berufspolitiker
Praxiswoche teilgenommen?
woche hattest Du vor der Fahrt
grundlegend geändert.
Ich war im Praktikum im Jugendreferat
nach Berlin?
des Kolpingwerkes und die Jugendpoliti-
Ich wollte mir meinen eigenen Eindruck
Anders als erwartet, stellte sich mein
sche Praxiswoche gehörte zur letzten
vom “Politikbetrieb“ in Berlin machen
Arbeitsalltag im Abgeordnetenbüro
Woche. Nachdem Sonja Bradl und Frank
fern von dem Eindruck, der durch die
dar. Während ich durch die Zeit im
Gärtner gefragt haben, ob ich Lust habe
Medien projiziert wird. Ich wollte mir –
Landtag eine intensive Betreuung er-
mit nach Berlin zu fahren, habe ich dies
wie man so schön sagt – mein eigenes
wartet hatte, war dies im Bundestag
natürlich nicht verneint. Ich war zuvor
Bild machen. Ferner habe ich erhofft,
anders, wobei dem Abgeordneten da
noch nie in Berlin und wollte schon im-
mir einfach die örtlichen Gegebenheiten,
kein Vorwurf zu machen ist. Schließ-
mer mal einen Blick hinter die Kulissen
in denen die deutsche Politik gemacht
lich war ich ja auch nur eine Woche da.
des Reichstages werfen – also die per-
wird, anzuschauen. Außerdem wollte ich
Also viel zu kurz, um sich wirklich ein-
fekte Gelegenheit.
einem Bundestagsabgeordneten über
zuarbeiten.
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Kolpingjugend intern
Was hast Du die ganzen Tage ge-
unnahbar waren. Dennoch gab es Unter-
Würdest Du an der Jugendpoliti-
macht?
schiede: Bei einigen hatte man das Ge-
schen Praxiswoche erneut teilneh-
Also ich habe zunächst immer die Termi-
fühl allein mit dem Berufspolitiker zu re-
men wollen? Oder würdest Du die
ne wahrgenommen, die als Rahmenpro-
den, bei anderen mit dem Mensch, der
Teilnahme an der Jugendpolitischen
gramm von der Kolpingjugend angebo-
sich hinter dem Berufspolitiker verbirgt.
Praxiswoche weiterempfehlen?
ten wurden, wie zum Beispiel Führungen.
So gab es Politiker, die erörtert haben,
Ich würde nicht nur, ich habe die Teilnah-
Ferner hatte ich eine Aufgabe im Abge-
welche Belastungen auch für eine Fami-
me an der Jugendpolitischen Praxiswo-
ordnetenbüro zu bearbeiten und habe bei
lie entstehen, wenn der Vater nur am
che schon weiterempfohlen, weil man
umgehen. Also ausreichend Zeit, um sich
Wochenende zu Hause ist – und selbst
die Gelegenheit hat, zu erleben wie Poli-
die Gebäude aus der Nähe anzuschauen.
dann noch verschiedene Termine im
tik stattfindet. Man bekommt viele ver-
Positiv überrascht war ich auch von der
Wahlkreis wahrnehmen muss.
schiedene Einblicke, hat interessante und
bestimmten Sitzungen teilgenommen. Gerne bin ich auch abends mit meiner Kamera durch die Gebäude gezogen und habe ausgiebig Fotos von der interessanten Architektur geschossen. Was hat Dir gut gefallen? Zunächst möchte ich das hervorragende Rahmenprogramm, das die Leiter Frank Gärtner und Max Grösbrink vorbereitet hatten, hervorheben. “Hart aber fair“, persönliche Gespräche mit Politikern, Führungen durch den Reichstag und Berlin – die Termine waren für mich immer ein Highlight. Weiterhin war auch der Praktikantenausweis ein großer Pluspunkt. Man konnte sich überall im Haus frei bewegen und alle Sicherheitssperren
Harmonie in der Gruppe. Auch wenn wir
abwechslungsreiche Rahmenangebote,
in Berlin eine bunte Truppe waren, war
Hättest Du – nach dem Einblick in
lernt viele neue Menschen kennen und
der Umgang stets von gegenseitigem
das Leben eines Abgeordneten –
kann sich sein eigenes Bild machen, wie
Respekt gekennzeichnet und es wurde so
Lust, auch Abgeordneter zu wer-
Bundespolitik abläuft.
manch kontroverse Diskussion rund um
den?
die “große“ Politik geführt.
Ich glaube hinter jedem guten Abgeord-
Vielen Dank, Christoph!
neten steckt der Wille, etwas verändern Was fandest Du nicht so toll?
zu wollen. Nur wenn dieser Wille stark
Nicht so toll war die – leider schmerz-
genug ist, kann man die ganzen Entbeh-
hafte – Erkenntnis, dass nicht zuvor ge-
rungen und Enttäuschungen, die einem
tragene Lederschuhe durchaus schmerz-
zwangsläufig begegnen, überstehen. Die
Die nächste Jugendpolitische Praxis-
hafte Blasen zur Folge haben können.
Frage ist nach meiner Auffassung nicht,
woche (JPPW) findet vom 25. bis 30.
ob man Lust hat, sondern ob der Wille
September 2011 statt. Fragen dazu
Wie haben die Politikerinnen und
dazu stark genug ist.
beantwortet der jugendpolitische Bil-
Politiker, bei denen Ihr zu Gast sein
Den Beruf des Abgeordneten finde ich
dungsreferent
durftet, Dich und die anderen Teil-
auf jeden Fall interessant, wenn auch ich
Frank Gärtner gerne per E-Mail
nehmer bei sich aufgenommen?
zugeben muss, dass mich persönlich
frank.gaertner@kolping.de – oder te-
Das ist schwierig zu verallgemeinern. Ge-
Jobs in der zweiten Reihe, wie zum Bei-
lefonisch unter (0221) 207 01-168.
mein war allen, dass sie nicht irgendwie
spiel Büroleiter, mehr reizen würde.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
der
Kolpingjugend
7
Einblick
Mafiöse Zustände auf der Herbst-DiKo Ernst und Spaß gekonnt miteinander verbunden Rund 50 Delegierte der Kolpingjugend Diözesanverband Münster ka-
Von Ricarda Schnieder
Neu gewählt Johannes Wilde
men vom 19. bis 21. November 2010 zur Herbst-Diözesankonferenz in Coesfeld zusammen. Aus vielen Städten kamen Jugendliche, um sich zu
ganz persönlich
beteiligen, zu diskutieren und Spaß zu haben. Zeitgleich fand in Coesfeld auch die Diözesanversammlung des Kolpingwerkes Münster statt. Aus diesem Anlass wurde auch ein gemeinsamer Gottesdienst gefeiert.
Was ist Dein Lieblingsplatz? Mein Lieblingsplatz ist definitiv meine Küche, einmal natürlich weil ich mich für selbstgemachtes gutes Essen begeistern kann, aber auch weil sie der
Auf der Herbst-Diözesankonferenz steht
trieben in der Kolpingbildungsstätte ihr
zentrale Treffpunkt meiner WG und
traditionsgemäß der Rechenschaftsbe-
Unwesen.
Freunden ist!
richt auf dem Plan. Was hat die Diözesanleitung erarbeitet, unternommen und erreicht? Wo muss noch mehr getan werden? Welche Veranstaltungen gab es? Über all das wurden die Delegierten in Coesfeld ausführlich informiert. Die ersten Ergebnisse des Verbandsspiels Kanesien konnten begutachtet werden und auch zum Thema Regionalisierung gab es viele Informationen. Doch bei all den Diskussionen, Wahlen und Anträgen kannte die Diözesankonferenz auch eine ganz andere, spaßige Seite. Am Freitagabend lernten sich alle bei
Wahlen: Auch einige Wahlen standen auf der Tagesordnung. Diözesanleiterin Sandra Neitemeier (Wadersloh) wurde für weitere zwei Jahre in ihrem Amt bestätigt. Beim Diözesanarbeitskreis gab es Veränderungen: Simon Handrup (Ascheberg) und Dennis van Deenen (Rosendahl-Osterwick) wurden ebenfalls wieder gewählt. Als Vertreter für die OrientierungstageMitarbeiterrunde wurde nun Johannes Wilde (Münster) gewählt. Für den Wahlausschuss wurden Meik Libor (Oelde) und Simon Fels (Saerbeck) gewählt.
Welches Lied spiegelt Deinen momentanen
Gemütszustand
wider? „Thank God it´s monday – NOFX“ Ich versuche gerade möglichst viel in meinem Leben zu genießen, bin erfolgreich darin und sehr dankbar dafür. Ohne mein Handy bin ich … Frei! Ich fänd es super mein Handy zu verlieren und eine Zeit lang nicht ständig für jeden erreichbar zu sein, immer und überall zurückrufen zu müssen und mich nur dann zu melden wenn ich gerade Interesse daran hab. Absolutes Gefühl von FREIHEIT!
verschiedenen Spielen näher kennen. Der
Anträge:
Was ist Dein absoluter Flop?
Samstagabend stand ganz im Zeichen
Viele Delegierte nutzten die Chance und
Ich finde es sehr schade, auch wenn
der italienischen Mafia: nachdem der per-
reichten auf der Diözesankonferenz zahl-
ich an Münster hänge, dass ich es bis
fekt inszenierte Mordfall beim Krimidin-
reiche Initiativanträge ein. Darüber wurde
jetzt noch nicht geschafft habe aus
ner gelöst war, ging es ins Casino. Edle
dann ausführlich diskutiert. Letztendlich
Münster heraus zu kommen. Ich glau-
Damen im Abendkleid versuchten ihr
beschloss die Versammlung, sich näher
be der Rest der Welt hat auch eine
Glück. Zahlreiche Männer in schwarzen
mit fair gehandelten Produkten auseinan-
Chance verdient...
Anzügen und mit dunklen Sonnenbrillen
der zu setzen und Alternativen zu bei-
Was ist das beste Buch, das Du je
spielsweise Coca-Cola zu suchen. Auch
gelesen hast?
an einem Begegnungsprojekt für Jugend-
Bestimmt nicht das Beste, aber im
liche in Uganda soll in nächster Zeit gear-
Moment sehr präsent bei mir im Kopf
beitet werden. Bereits bestehende Kon-
„Feindesland von Oliver Uschmann“
takte des Kolpingwerk Diözesanverban-
Urkomisch, sehr gesellschaftskritisch
des sollen dadurch ausgebaut werden.
und leider auch sehr wahr.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Kolpingjugend intern
Highlights 2011
Von Jens Effkemann
Das Jahresprogramm im kurzen Überblick Von Kursen, Bausteinen und Angeboten über Arbeitswelt, Verband und Politik – auch im Jahr 2011 lässt euch die Kolpingjugend DV Münster nicht im Stich. Über die sechs bereits benannten Kategorien wollten wir euch wieder eine breite Palette an Möglichkeiten aufzeigen, die wir euch vor Ort bieten können. tung auf Anfrage direkt vor Ort stattfinden zu lassen, findet sie am 18.06.2011 ebenso für interessierte Einzelpersonen statt.
Neben dem Angebot, dass wir euch auf
in eins zu erfüllen. Für die Erste-Hilfe-
Anfrage unter vormann@kolping-ms.de
Kurse, die einmal vor den NRW-Som-
Teamschulung
auch persönlich vor Ort vorbei bringen
merferien (18.-19.6.2011) und einmal di-
Eingefahrene Konzepte, Probleme mit der
und vorstellen, möchten wir in dieser
rekt nach dem Gruppenleitungsgrund-
Kommunikation innerhalb der Leiterrun-
Ausgabe auf drei Highlights hinweisen.
kurs in den NRW-Herbstferien (29.-
de oder sonstige Konflikte? Kein Problem,
30.10.2011) stattfinden, stehen uns sehr
wir kommen vorbei und bieten erste Hil-
gute Referenten der Malteser in Münster
fen an. Uns stehen gute (pädagogische)
Gruppenleitungsgrundkurs + Erste-Hilfe-Kurs
zur Verfügung.
Aufgrund vielfacher Rückmeldungen von
Hilfe-Kurs endlich das Komplettpaket zur
UpDate – Auffrischung der Gruppenleitungsausbildung bzw. JuLeiCa
Erlangung der JuLeiCa (Jugendleiter-
Die Gruppenleitungsausbildung der Kol-
Teilnehmern unserer Gruppenleitungsausbildung bieten wir nun mit dem Erste-
pingjugend DV Münster umfasst neben dem Schnupperwochenende für Einsteiger, dem Grund- und Aufbaukurs nun auch eine gezielte Tagesveranstaltung zur einmaligen Auffrischung. Mit dem entsprechenden Zertifikat über die Veranstaltung, die acht Bildungsstunden umfasst, habt ihr darüber hinaus die Möglichkeit eure JuLeiCa, die ohne Auf-
Mittel und Herangehensweisen zur Ver-
frischung alle 2 Jahre abläuft, zu verlän-
fügung um eure Teams und Gruppen
gern. Die Veranstaltung richtet sich dabei
möglichst wieder flott bzw. flotter für den
vollends nach den Themenwünschen der
Alltag zu machen. Egal, ob Problembe-
Teilnehmer. Die Teilnehmer haben in die-
handlung oder Perspektiventwicklung –
sem Zusammenhang die Möglichkeit
wir sind da und beraten euch und euer
card) an. Durch die Teilnahme an einem
sich aus fünf Bausteinen zwei spezielle
Team gerne! Wir stehen euch ferner für
Gruppenleitungsgrundkurs und Erste-
zur Auffrischung ihrer Leitungskompe-
erste Gespräche zur Verfügung um den
Hilfe-Kurs habt ihr die Gelegenheit die
tenzen auszuwählen.
Auftrag einer Teamschulung zu klären –
Bedingungen zur Erlangung der JuLeiCa
Neben der Möglichkeit, die Veranstal-
ein Anruf bzw. eine Mail reicht.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
9
Einblick
Alles in orange
Von Dorothee Barenbrügge
Die Kolping-Kampagne
Aufmerksamen Leser von x-mag und Kolpingmagazin, Kolping-Homepage-Besucher und anderen ist es sicherlich schon aufgefallen: Das Kolpingwerk hat sein Erscheinungsbild geändert. Nun ist alles oranger als vorher und an vielen Stellen lächelt einem ein Smiley entgegen.
Die Artikel sind Das ist die Kampagne
Menschen, unser Engagement in der Ar-
mit
beitswelt, unsere Arbeit mit und für Fa-
Kolpingwerks,
Wörtern aus dem
milien sowie unser Einsatz für Bildung,
die nun seit Frühjahr
Kolping-Leitbild: Be-
Gerechtigkeit, Glauben und die Eine
des
versehen
2010 in vier Schritten um-
geisterung, Mut, Verant-
gesetzt wird. Denn: Kolping soll
wortung, Freude, Tatkraft
bekannter, das Bild von Kolping als Ver-
und Gottvertrauen stehen für das, was
Auf die Themenkampagne folgt dann die
band verbessert und neue Mitglieder ge-
uns als Kolpingmitglieder auszeichnet.
Mitgliederkampagne. Unter dem Motto
Welt.
„2011 tausend x Freundschaft“ und Die nächsten Schritte sind nun die The-
„2011 tausend x Gemeinschaft“ werden
menkampagne, die Mitgliederkampagne
hier auf Plakaten Gesichter von vielen
und die junge Kampagne. Dann ver-
aktiven Kolping-Mitgliedern präsentiert.
schwinden die Schlagwörter von den
Der letzte Schritt der Kampagne
Plakaten. Stattdessen werden die Themen dargestellt, mit denen
ist die junge Kampagne, die das besondere Merkmal
wir uns bei Kolping beschäfti-
des Verbandes hervor-
gen (Themenkampagne). Dazu
hebt: Aus Tradition sind
gehören: die Arbeit mit jun-
wir in Kolping-Famili-
gen Menschen und für junge
en organisiert, generationenüber-
wonnen werden. Die Kampagne soll dar-
greifend.
über hinaus bewirken, dass der Verband als Gemeinschaft wahrgenommen wird. Weitere InformaSeit dem Start der Kampagne wurden
tionen zur Kampa-
bereits 400.000 Flyer, 15.000 Poster,
gne gibt es in der
300.000 Aufkleber, 1.500 Poloshirts,
Kolping-Communi-
2.500 Sattelhüllen und 5.000 Buttons
ty unter www.kol-
produziert und unter das Volk gebracht.
ping.de.
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Kolpingjugend intern
Von Christoph Hilbers
Begegnungen der Religionen Kolpingjugend Neuenkirchen besucht Buddah Tempel
Begegnung der Religionen - unter diesem Motto stand die Fahrt der Kolpingjugend Neuenkirchen zum Buddha-Tempel in Dortmund. Es war schade, dass nur wenige Jugendliche sich zu dieser Fahrt entscheiden konnten. Die dabei waren, wurden aber mit einer tollen Erfahrung berei-
brachten ihren Mönchen ihre Speisen als
ewigen Glück und letztendlich zum Nir-
Opfergabe dar. Die Mönche dürfen, so
wana zu führen. Das Nirwana stellen sich
besagt es eines ihrer 227 Gebote, nur
die Mönche als das ewige Glück, als die
einmal täglich essen und zwar in der Zeit
Verschmelzung mit dem Universum vor.
von 11 bis 12 Uhr. Ansonsten sind sie in Meditation vertieft oder lehren ihre Ge-
Nicht so gut fanden die Jugendlichen das
meinde im Glauben an Buddha. Die Ge-
Gebot der Mönche, keine Frauen anfas-
meinde mag ihre Mönche und so gab es
sen zu dürfen. Auch Alkohol und Zigaret-
ein
reichhaltiges
Essen. Die Neuenkirchener der
waren
Buddha-Ge-
meinde
zwar
fremd, aber weil sie
chert.
vorher den Besuch abgestimmt hatten, waren sie herzlich eingeladen, an der
Bereits um kurz nach 10 Uhr morgens be-
Essenszeremonie
traten Simon, Christina, Ilona, Bastian
teilzunehmen. Au-
und Christoph als Teil einer großen Grup-
ge in Auge saßen
pe den Tempel. Sofort ins Auge fiel die
sie den Mönchen
übergroße Buddha-Statue, umgeben von Kerzen, Räucherstäbchen und
beim Essen gegenüber und konnten
ten sind ihnen verboten. Dennoch schie-
so gleich viele Fragen zum Glauben
nen sie einen glücklichen Eindruck zu ma-
Blumenschmuck als Opferga-
und den Dingen des alltäglichen
chen. Der Bann war nach dem Essen
ben. Die beiden Mönche Phra
Lebens stellen.
schnell gebrochen und der jüngste der
Niphon (Phra= Mönch) und sein
Gruppe, Bastian, durfte mit den Gläubi-
Vertreter Phra Sanga saßen seit-
Die beiden Mönche haben kein
gen Räucherstäbchen an der Buddha-
lich der Buddha-Statue auf ei-
festes Einkommen und leben nur
Statue entzünden. Auch bei den an-
nem Podest. Nun be-
von Gaben und Spenden.
schließenden Opfergaben, die die Ge-
gann eine bedeu-
Buddhistischer Mönch
meindemitglieder brachten, wurde er mit
tungsvolle
Zere-
kann man ab einem Al-
einbezogen. Am Ende des Besuches
monie. Mitglieder
ter von 20 Jahren wer-
konnte jeder sagen, dass man sich nicht
der Buddha-Ge-
den und man wird es
mehr fremd war und viel voneinander ge-
meinde
nur nach einer freiwil-
lernt hatte. Die Herzlichkeit und Gast-
reichlich zu Es-
ligen
Entscheidung.
freundschaft hatte die Jugendlichen be-
sen
Ihr Ziel ist es, die Ge-
sonders beeindruckt. Dem Ziel, Vorurteile
meindemitglie-
gegenüber fremden Religionen abzubau-
der und Inter-
en, waren die Jugendlichen ein Stück
kocht und
ge-
hatten
essierte zum
näher gekommen.
11
Durchblick
„Sie sind König, Bettler, Clown im Rampenlicht…“ * Katja Ebstein
Die fünfte Jahreszeit
Von Susanne Häring
Die Welt steht Kopf – ist verrückt – ist bunt und laut. Keine andere Zeit/Jahreszeit bringt uns, vor allem uns kühle, disziplinierte Deutsche derartig außer Rand und Band wie die fünfte Jahreszeit.
äußerlich in anderer Kleidung. Da stolpert der eine in den viel zu großen Schuhen des Vaters über den Flur und die andere versinkt in den Kleidern der Mutter. Mal ist man einfach ein Erwachsener, mal eine Prinzessin oder vielleicht auch
Eben noch versunken in dem nassen
Vielleicht erinnert sich jeder einmal
Grau der letzten Wintertage, und hinein
zurück an seine Kindheit. In der war es
in das bunte Treiben der Karnevalisten.
an der Tagesordnung, in
Mit lautem Getöse, bunten Kostümen
andere
Rollen
zu
und riesigen Umzügen werden die dun-
schlüpfen und das
klen Geister der Kälte vertrieben. Ob
nicht nur in der
man nun Karnevalist ist oder nicht, ganz
Phantasie,
frei von jeglicher Faszination ist keiner. Doch woher kommt sie?
sondern auch
ein Arzt. Was hat uns das für einen Spaß gemacht und die Erwachsenen zum Lachen gebracht. Vielleicht liegt die Faszination des Verkleidens darin, dass wir etwas anderes von uns zeigen können als im Alltag. Möglicherweise hilft das optische Anderssein uns, mutig zu sein und Neues zu erleben bzw. einfach einmal auszubrechen. Aus unserem Alltag ist das Verkleiden und „In-andere-Rollen-schlüpfen“ verschwunden. Oder? Nach welchen Kriterien suchen wir uns heute unsere Kostüme aus? Hinter welchen Masken verstecken wir unser eigentliches Ich? Verstecken wir es oder zeigen wir nur eine andere Seite von uns? Eine Maske und nicht nur die, die wir zur Karnevalszeit ganz offen tragen, bietet Schutz. Je nachdem, ob man etwas bewahren oder einfach nur etwas anderes von sich zeigen möchte. Und welches Kostüm tragt ihr in diesem Jahr? Ist es ein lustiger Clown oder ein Prinzessinnenkleid, der Held im Cowboylook…? Es ist schon spannend darüber nachzudenken, warum jemand ein bestimmtes Kostüm auswählt!
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011
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weinender? Oder vielleicht doch das
www.pixelio.de/Rike
Karneval
Absolutes Chaos in der Scheibenwelt Von Hannah Erk
– Oder doch in unserer?
„Die Welt des Theaters […] zeichnete sich durch eine besondere Aus Angst, die zwei schrulligen Hexen Oma Wetterwachs und Nanny Ogg könnten beabsichtigen, sie zu einer der ihren zu machen, entflieht Agnes Nitt, pumme-
Art von Magie aus […]. Es war die Magie der Illusionen, Täuschung
Wer kein Fan von Trollen, Hexen und Sensenmännern ist, sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass Pratchetts Ro-
und Irreführung.“
mane dem Fantasy-Genre zugeordnet
lig aber sehr wohlerzogen, ihrer
werden. Leser, die eher realistische Ro-
Heimat Lancre. Unter dem Na-
mane bevorzugen, können dennoch Verg-
men Perdita will sie als Sängerin
nügen an „Mummenschanz“ finden,
in der Großstadt Ankh-Morpok
denn Magie, skurrile Namen und der-
Karriere machen. Immerhin besitzt
gleichen sind eigentlich nur Beiwerk
sie das Talent, mit sich selbst
und ein weiteres Mittel, einfach alles
mehrstimmig zu musizieren. Bereits
und jeden zu parodieren, denn die
kurz nachdem sie an der dortigen
Scheibenwelt
Oper zur Ausbildung aufgenommen
kaum von unserer runden, vor allem
worden ist, zeigt sich, dass in dem
in puncto menschliche Laster und
riesigen Gebäude nicht alles mit rech-
Schwächen. Nur, wer Ernsthaftes
ten Dingen zugeht. Ein wahnsinniges
zu lesen erwartet, wird eher ent-
maskiertes Phantom ermordet langsam
täuscht werden. Aber ab und zu
aber sicher das Theater-Ensemble, be-
ein bisschen Klamauk hat auch
unterscheidet
sich
schert Gevatter Tod damit eine Menge
Wie in
noch niemandem geschadet. Zudem
Arbeit und den Leitern der Oper gehöri-
all seinen Scheibenwelt-
steckt der Roman voll köstlicher und zum
ges Kopfzerbrechen. Derweil kommt im
Romanen wimmelt es auch in diesem
Teil äußerst boshafter Dialoge zwischen
heimischen Lancre ans Licht, dass Nanny
Werk Terry Pratchetts nur so von fantasti-
den herrlich schrägen Protagonisten, allen
Ogg einer Nebentätigkeit als Schriftstel-
schen Wesen und anderen Absurditäten,
voran Nanny Ogg und Oma Wetterwachs,
lerin nachgeht und sich bei der Veröf-
alles verfeinert durch eine mehr als
die auf ihrer Reise nebenbei halb Ankh-
fentlichung ihres mittlerweile zum Best-
gehörige Prise Ironie. Überall sind Seiten-
Morpok auf den Kopf stellen.
seller avancierten Buches gehörig über
hiebe auf Literatur, Filme und Realität zu
den Tisch ziehen lassen hat. Um ihrer be-
finden, die dabei ordentlich aufs Korn ge-
Eines ist auf jeden Fall sicher: Man wird
sten Freundin zum verdienten Vermögen
nommen werden. Am auffälligsten ist die
die Oper nach der Lektüre dieses Romans
zu verhelfen, ordnet Oma Wetterwachs
„Phantom der Oper“-Parodie, bei welcher
mit anderen Augen wahrnehmen. Auch
spontan eine Reise zum Verleger in
Pratchett nicht einmal vor der Übernahme
Terry Pratchett selbst ist es so ergangen,
Ankh-Morpok an. Und... wo sie ohnehin
der Originalnamen zurückschreckt, denn
denn in der Widmung bedankt er sich bei
schon einmal dort sind, beschließen sie,
eine Christine taucht auch in „Mummen-
jenen, die ihm zeigten, „dass eine Oper
nebenbei das Rätsel um das mordende
schanz“ auf – mit dem kleinen Unter-
seltsamer sein kann als [er] dachte“ – und
Phantom zu lösen. Dieser Plan erweist
schied, dass diese kein bisschen singen
fügt in typischer Pratchett-Manier hinzu:
sich jedoch als nicht ganz so einfach,
kann und nur auf der Bühne stehen darf,
„Am besten vergelte ich ihre Freundlich-
denn in der Oper ist eben doch alles nur
weil ihr Vater dem neuen Operninhaber ei-
keit, indem ich darauf verzichte, ihre Na-
Maskerade und „Mummenschanz“.
ne Menge Geld geliehen hat.
men hier zu nennen.“
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
13
Durchblick
Gescher feiert eher… Gescher feiert zwei Wochen eher Rosenmontag Bei dem Vorliegenden handelt es sich um
Christenheit ab. In diesem Zusammen-
Als gute Christen nahmen die Bürger an
Auszüge aus dem Buch 75 Jahre Karne-
hang verlor in den Gebieten auch die
den Gebeten teil. Um weiterhin ihren Kar-
valsumzüge in der Glockenstadt Gescher,
Fastnacht ihren Sinn. Die fastnächtlichen
neval feiern zu können und trotzdem mit
Hrsg. Stadtkarnevalisten Gescher. „Die
Bräuche überlebten fast nur in den ka-
der Kirche konform zu gehen, verlegten
Reformation schaffte die vorösterliche Fa-
tholisch geprägten Gebieten. Unter der
sie die Karnevalsfeste um eine (Stadtlohn,
stenzeit für den protestantischen Teil der
Herrschaft der Fürstbischöfe von Mün-
Wolbeck, Greven) oder zwei Wochen
ster wollte die Obrigkeit sogar das Kar-
(Weseke, Gescher) vor. Durch den großen
nevalstreiben verbieten bzw. in geordne-
Einfluss von Industriebetrieben und ande-
te Bahnen lenken. Im katholischen Mün-
ren Arbeitgebern kam es im Laufe der Zeit
sterland bekamen sogar die Pfarreien ei-
in vielen Orten allerdings wieder zur Ver-
ne fürstbischöfliche Order, die Gläubigen
legung der Karnevalstage auf den echten
an den Karnevalstagen zum Gebet zu ru-
Rosenmontag. Gescher ist mit Münstera-
fen und für die Einhaltung von Sitte und
ner Vorort Sprakel die letzte Bastion im
Anstand zu predigen. Nicht nur in Ge-
Bistum, die zwei Wochen früher feiert,
scher, sondern auch in umliegenden Ge-
wobei Greven, Wolbeck, Rhede und ande-
meinden wurde daher das 40-stündige
re ihre Rosenmontagszüge einige Tage,
Gebet eingeführt.
bis zu einer Woche, früher abhalten.“
Kostüme made by Kolping Von Ricarda Schnieder
Fleißige Näher in Emsdetten
Kolpinger, die Kostüme nähen gibt es in Emsdetten sehr viele. Hier gehört dies fest zum Karneval. Lange bevor es mit dem Karneval überhaupt richtig los geht, treffen sich am Wochenende immer viele Helfer im Kolpinghaus, um gemeinsam Kostüme zu nähen. Und dann gibt es immer viel zu tun. Die Kolpinger in Emsdetten beteiligen
schon die außergewöhnlichsten Kostü-
sich immer mit einer großen Gruppe am
me entstanden: angefangen bei Tannen-
Straßenkarneval. Es gibt nicht nur einen
bäumen, über Sonnenblumen bis hin zu
Spielmannszug und ein Blasorchester,
Zahnpasta-Tuben oder Waldelfen sind
sondern auch einen Vereinsprinzen und
der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
einen Kinderprinzen. Die haben jeweils
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ihren eigenen Elferrat. Dann gibt es noch
Und während die Frauen sich gemein-
eine große Fußgruppe und mehrere
sam mit den Kostümen beschäftigen,
Gruppen, die Jahr für Jahr mit in den
bauen viele Männer an den Wagen, die
Umzug ziehen. Alle brauchen Kostüme.
im Umzug durch die Innenstadt von
Je nach Aufwand wird davon ein Teil be-
Emsdetten rollen. Auch diese werden
stellt, doch selbst gemacht und genäht
Jahr für Jahr aufwendig gestaltet. Im-
wird in jedem Jahr etwas. Dabei sind
mer mit einem anderen Thema.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Ausgabe 02 · Februar 2011
I N F O R M AT I O N E N F Ü R D I E K O L P I N G J U G E N D D I Ö Z E S A N V E R B A N D M Ü N S T E R
Ka·Pilot
Von Leona Blesenkemper
Gutes tun zur Winterzeit Das zweite Aufgabenpaket Am 12.11.2060 ging das Verbandsspiel der Kolpingjugend „Kanesien - Auf der Suche nach morgen“ in die zweite Runde. Die teilnehmenden Länder bekamen das zweite Aufgabenpaket und hatten nun die Möglichkeit aus den 5 Kategorien zwei Aufgaben zu lösen.
Passend zur Vorweihnachtszeit gab es in der Kategorie „Gemeinschaft“ die Aktion „Weihnachtslieder singen (in einem Wohnheim)“. Um sich und andere auf Weihnachten einzustimmen konnte sich ein Land ein Senioren-, Kinder- oder Behinderten-Wohnheim in der Nähe suchen und mit dortigen Bewohnern fröhlich Weihnachtslieder
singen.
Natürlich
konnte man sich selbst aussuchen, ob man dabei instrumentale Unterstützung haben, alleine oder mit den Bewohnern zusammen singen wollte.
Kategorie Internationalität: Fair-schenken – Freunde schenken Ökosien, das Land der Bocholter Kolpingjugend, ist das Erste, das aus beiden Aufgabenpaketen je zwei Aufgaben gelöst hat. Mit Freude sitzt diese Gruppe In der Kategorie „Internationalität“ sollte
Kategorie „Adolph Kolping“ war daher
eine „faire“ Weihnachtsfeier veranstaltet
diesen Tag aufzupimpen, da in vielen Or-
werden. Ein Weihnachtsessen mit fairen,
ten die Veranstaltung leider nicht beson-
bio- und regionalen (Bio-)Produkten und
ders spannend und interessant für junge
Getränken zubereiten. So hat das veran-
Leute ist.
staltende Land dann bereits viel für faire Arbeitsbedingungen der Menschen ge-
Viele junge Leute bevölkern Kanesien
tan, die weit weg von Kanesien für uns
und wollen irgendwann ihren Platz im
arbeiten.
Berufsleben finden. Wie wäre es dann nicht mal mit einer Betriebsbesichtigung,
Die Kategorie „Umwelt“ sah vor Tiere vor
die man sich in der Kategorie „Arbeits-
dem Wintereinbruch zu schützen, denn
welt“ zur Aufgabe machen konnte. So
die Tiere in Kanesien sind vom Ausster-
kann man leicht Betrieben in der Umge-
ben bedroht und das vor allem im Winter.
bung kennenlernen und auch die dort verfügbaren Arbeitsplätze. Durch dieses
Wie wir alle wissen ist am 4. Dezember
Angebot können junge Menschen ihren
Kolping-Gedenktag. Die Aufgabe aus der
Wunschberuf finden.
16
daran, Kanesien und seine Bewohner näher Richtung einer positiven Zukunft zu bringen. Wie der Name Ökosien schon sagt, ist es hier wichtig besonders um-
Ka·Pilot
weltbewusst zu sein. Eine faire Weihnachtsfeier zu veranstalten war selbst-
Kategorie Adolph Kolping: „Pimp your Kolping-Gedenktag!“
verständlich. Daher wurde zum Jahres-
Kategorie Arbeitswelt: Hinter den Kulissen einer Apotheke
abschluss eine Feier unter dem Motto
Unter diesem Motto hat sich das Land
„Bio-Weihnachtsfeier“ organisiert. Alle
Ananastralien der Kolpingjugend Holdorf
Am 9. Dezember besuchten wir mit unse-
Kinder hatten sichtlichen Spaß daran
die Gestaltung des letztjährigen Kol-
rer Gruppe, Lazy Town, die örtliche Apo-
und fanden die fairen Bio-Produkte super
ping-Gedenktages am 4. Dezember zur
theke. Eine Apothekerin war so freundlich
lecker.
Aufgabe gemacht. Gemeinsam wurde
uns einmal herumzuführen und alle Berei-
überlegt, was man tun kann, um diese
che der Apotheke und ihre Funktionen zu
Veranstaltung zu etwas Besonderem zu
erklären. Auch durften wir in den Genuss
machen. Mit Hilfe der Begriffe der Ima-
kommen und erfahren wie Arzneimittel
gekampagne wurde die Messe kreativ
von Hand hergestellt werden. Besonders
und interessant gestaltet. Andere Be-
interessiert hat uns auch, welche Berufe
wohner Kanesiens konnten so in der
es gibt und ob man ein Praktikum absol-
Messe sehen, dass sich die Jugend für
vieren kann, um schon einmal in den Be-
Unter dem Namen der Aktion „Schützt
Kolping engagiert und nicht nur „alte
ruf der PTA, PKA oder der Apothekerin
die Tiere im Winter“ haben wir, die Kol-
Hasen“ hier aktiv sind
reinschnuppern zu können.
Kategorie Umwelt: „Schützt die Tiere im Winter“ Atlantis baut Vogelhäuser
pingjugend Gescher, uns das Bauen von Vogelhäuschen zur Aufgabe gemacht. Das zweite Aufgabenpaket des Verbandsspiels sah es vor, Tieren Hilfe zu geben, die sonst keine Chance haben im Winter zu überleben - zum Schutz bedrohter Tiere. Gemeinsam wurde gehämmert, genagelt, geschraubt und nachher angemalt, damit jeder ein individuelles Häuschen mit nach Hause nehmen und im Garten aufhängen konnte. Bevor es ans Werk ging, haben wir uns eine Konstruktion überlegt, damit auch Meisenknödel angebracht werden können. Nun finden Vögel in acht Gärten einen schönen Unterschlupf mit Futter und können im Frühjahr dort auch nisten.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
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Ka·Pilot
Kategorie Gemeinschaft: KennigerO singen Weihnachtslieder
Sondermission ohne Auftrag: Mooristan „huscht“ von Haus zu Haus
Von Selina Kraskes
Von Leona Blesenkemper
Die Aufgabe verlangte, Weihnachtslie-
In Kanesien ist es auch möglich, sich
waren. Für die Helfer ging auch in die-
der in einem nahegelegenen Wohn-,
selbst Aufgaben auszudenken, die in ei-
sem Jahr alles "glatt." Keiner wurde er-
Senioren- oder Kinderheim zu singen
ne der Kategorien passt. So hat sich die
tappt oder bei "der Flucht" nach dem
und 12 Bewohner aus KennigerO haben
Kolpingjugend Hochmoor, „Mooristan“,
klingeln entdeckt. "Das ist eine sehr
sich ihr gestellt. Im St. Marien Wohn-
auf den Weg gemacht und Nikolaus-
schöne Sache, und wir wollen diesen
heim gibt es fünf Gruppen für Men-
Stiefel gefüllt. Mit sieben Aktionshelfern
Brauch auch in den nächsten Jahren
schen mit Behinderungen im Haupt-
wurden Nikolaustüten gepackt und
weiterführen",
haus und dazu noch mehrere Außen-
möglichst geräuschlos in der Nacht zum
Schmidt,
wohngruppen. Wir haben uns zwei
Nikolaustag bei den teilnehmenden
Hochmooraner Stiefelaktion.
Häusern verteilt. So konnten sich Kinder über Schokolade, Gebäck, Nüsse und Mandarinen freuen. Etwas mehr als eine halbe Stunde brauchten die Kolpinger, bis alle Stiefel gefüllt und die Überraschungen bei den Kindern angekommen
erklärt
Christoph
Verantwortlicher
der
Stunden davor zu einem gemütlichen Plätzchenessen mit Gesangsübungen getroffen. Wie sagt man so schön: "Läuft die Generalprobe schief, kann der Auftritt ja nur besser werden!" Wir waren also voller Hoffnung… Und dann ging es los mit „Wir sagen euch an, den lieben Advent! Danach folgten: "Dicke rote Kerze", "In der Weihnachtsbäckerei" und "Alle Jahre wieder". Die Bewohner, die uns herzlich aufnahmen, haben teilweise die Lieder wiedererkannt und freudig mitgesungen. Besonders wurde unser weihnachtliches Outfit bewundert. Als Dankeschön haben wir Süßigkeiten und jeder ein Häuschen mit leckeren Lebkuchen geschenkt bekommen. Eine Bewohnerin hat sich mit einem auswendig gelernten Gedicht bedankt. Bei den Außenwohngruppen durften wir sogar ein Gruppenfoto für die Zeitung knipsen, worauf die Bewohner dieser Gruppe sehr stolz waren.
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Karneval
Von Halbmasken und Sambarhythmen Straßenkarneval mit Tradition in Rio de Janeiro und Venedig
Karneval ist nicht gleich Karneval! Für beide Straßenkarnevals charakteristisch sind farbenprächtige Kostüme der Besucher. Doch es gibt neben Gemeinsamkeiten auch viele Unterschiede.
schule weiter aufsteigen kann. In der obersten Liga gibt es Geldpreise für die besten Sambaschulen. Für die meisten Tänzer ist es jedoch viel wichtiger, dass sie Mitglied in der Siegerschule sind. Viele der Teilnehmenden Tänzerinnen und Tänzer arbeiten das ganze Jahr über
Von Johanna Weppel
sehr hart, um für ihr prachtvolles Ko-
der venezianische Karneval nach etwa
erst am Freitag vor dem Aschermitt-
stüm zu sparen. Fast genauso bekannt
200 Jahren wiederbelebt. Vor allem als
woch. Der wohl bekannteste ist der Kar-
ist der Karneval im Nordosten, der ein
Touristenattraktion werden heute Thea-
neval in Rio de Janeiro. Jedes Jahr be-
reiner Straßenkarneval ist. Nach dem
terstücke und Festumzüge durchge-
steht der Höhepunkt aus einem Umzug
Rhythmus der Klänge, die aus zahlrei-
führt, bei denen das schönste Kostüm
in einer Art Karnevalsstadion. Samba-
chen Lautsprechern dröhnen, die auf
prämiert wird.
schulen aus Rio nehmen an diesem Um-
fahrende Wagen montiert sind, tanzen
zug teil, der nach festen Regeln gestal-
zahlreiche
tet wird.
Straßen der kleineren Städte.
www.pixelio.de/Thomas Max Müller
Venedig Der venezianische Karneval entstand aus einer Siegesfeier eines Dogen im Jahre 1162. Die Feierlichkeiten umfassten einige Attraktionen, zum Beispiel Tierausstellungen, Theaterstücke und Festumzüge. Als besondere Attraktion etablierte sich im Laufe der Jahre der Engelsflug, bei dem ein Akrobat vom Campanile, dem freistehenden Glockenturm des Markusdoms, über den Markusplatz schwebt. Der Beginn des Karnevals ist das Fest Epiphania am 6. Januar, das Ende wird immer am Dienstag vor Aschermittwoch mit dem Verbrennen einer riesigen Figur mit Pantalones Maske, einer Figur der Commedia dell´arte, eingeleitet. Erst 1980 wurde
Die Sambaschulen nehmen
Einheimische
auf
den
Rio de Janeiro
mit bis zu 5000 Teilnehmern an dem
Der brasilianische Karneval ist in den
Wettbewerb teil, bei dem sie genau 82
Insgesamt ist der Karneval in beiden
verschiedenen Regionen sehr unter-
Minuten Zeit haben um ihre einstudierte
Länder eine große Touristenattraktion,
schiedlich, startet aber im Gegensatz
Motto-Parade auszuführen. Es gibt vier
die jedes Jahr zahlreiche Besucher aus
zum deutschen oder venezianischem
Ligen in denen eine erfolgreiche Samba-
vielen verschiedenen Ländern anzieht.
Durchblick
Uralt oder eine Erfindung der Neuzeit? Die Entwicklung der Karnevalstradition Wer denkt, den Karneval haben die Kölner erfunden, der liegt ganz falsch. Doch so einfach man dies abstreiten kann, so schwer ist es, den Ursprung der Karnevalstradition zu ermitteln. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt widersprüchliche Informationen. Zum einen soll Karneval bereits eine 5000-jährige Tradition und seinen Ursprung in den heidnischen Bräuchen der Kelten, Römer und Griechen haben, zum anderen soll der Beginn der Karnevalstradition in der christlichen Feier der Fastnacht, also in der Nacht vor Fastenbeginn liegen.
che Ordnung für diese Zeit außer Kraft gesetzt wurde. Es wurde getrunken, viel gegessen, gesungen, gescherzt und gefeiert. Niemand sollte während dieser Zeit etwas Ernsthaftes oder Wichtiges tun. Die Herren bedienten ihre Sklaven und Sklave und Herr tauschten Geschenke und sogar zeitweise ihre Rollen, so wie auch heute die Narren durch Kostüme in eine andere Haut schlüpfen. Im Mittelalter (Jahre 600-1500) veranstalteten die Kirchen und Klöster dann mehrtägige Narrenfeste. Zunächst fanden diese Anfang Januar statt, später
Von Dorothee Barenbrügge
Die Verfechter der 5000-jährigen Kar-
wurden sie auf den Beginn der Fasten-
nevalstradition behaupten gerne, dass
zeit gelegt. Daher kommt auch das
schon die um das Jahr 3000 vor Chri-
Wort Fastnacht als der Abend vor der
stus
gefeierten
großen Fastenzeit. Im Laufe der nach-
mehrtägigen Frühlingsfeste als Vorbo-
folgenden Jahrhunderte dehnte sich
ten des heutigen Karnevals gelten. Bei
das Fest auf die Tage Donnerstag bis
den Festen wurden durch Rollentausch
Dienstagabend vor Aschermittwoch
die herrschaftlichen Verhältnisse um-
aus.
in
Mesopotamien
gekehrt und so waren die Sklaven ihren Herren gleichgestellt.
Die Feste dienten dazu, einmal im Jahr die strengen Regeln des klösterlichen
20
Diese Tradition ging zur Zeit des Römi-
und kirchlichen Lebens zu brechen und
schen Reiches (ca. 800 v. Chr.-700 n.
die kirchlichen Rangordnungen – ähn-
Chr.) in etwas anderer Form weiter.
lich wie bei den Saturnalien - auf den
Hier feierte man zu Ehren des Gottes
Kopf zu stellen. Gleichzeitig wurde das
Saturn ebenfalls mehrtägige Feste.
Fest genutzt, um die Vorräte an Le-
Während der Saturnalien, so hießen
bensmitteln und Alkohol zu verbrau-
die Feste, gab es keine Standesunter-
chen, weil die 40-tägige Fastenzeit ja
schiede mehr, weil die gesellschaftli-
unmittelbar bevorstand. Hier liegt auch
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Karneval
der Ursprung des Wortes Karneval, das vom Lateinischen „Carne vale“ kommt und nichts anderes heißt als „Fleisch lebe wohl“. Im Laufe der Zeit wurde das Fastnachtstreiben immer ausgelassener als es der Kirche lieb war. Böse Satiren, Gotteslästerung und die Kürung eines Gegenpapstes führten dazu, dass die
www.pixelio.de/Rike
Kirche ab dem 16. Jahrhundert dieser Zeit dem Namen „teuflische Zeit“ gab.
Hier entstand auch die Tradition der
Der Karneval wurde immer ausufern-
Bestimmte Bräuche fielen daher auch
Karnevalisten, sich wie die französi-
der und hemmungsloser. Es gab besin-
immer wieder unter kirchliche Verbote.
schen Soldaten zu verkleiden. Das geht
nungslose Besäufnisse, Schlägereien
Da die Fastenzeit nur für die katholi-
zurück auf die französische Besatzung
und Belästigungen. Als 1815 die
sche Kirche von Bedeutung war und die
unter Napoleon (1794-1814). Die Men-
Preußen nach Köln kamen, war zu be-
Protestanten im närrischen Treiben
schen verspotteten das Zeitgeschehen
fürchten, dass sie deshalb den Karne-
deshalb auch keinen Sinn sahen und
und die von den Franzosen eingeführ-
val verbieten würden, da er sich nicht
dies aufs Heftigste bekämpften, ließ
ten Sitten, in dem sie ihre eigene Revo-
mit den preußischen Tugenden Diszi-
die evangelische Kirche die Tradition
lution durch Erstürmung der Rathäuser
plin und Ordnung in Einklang bringen
einschlafen. Deshalb ist bis auf wenige
begannen, Umzüge veranstalteten und
lässt. Für die Kölner kam eine Abschaf-
Ausnahmen der Karneval heute vorwie-
sich eben als französische Soldaten
fung des Karnevals jedoch überhaupt
gend in katholischen Gegenden zu fin-
verkleideten.
nicht in Frage.
den. Als die Franzosen die Anfangsbuchsta-
Deshalb wurde 1823 der Karneval von
Karneval bzw. Fastnacht wird in katho-
ben der Revolutionsparole Egalitée, Li-
Bürgern der Kölner Oberschicht neu
lischen Gegenden in unterschiedlicher
bertée und Fraternitée an die Wände
organisiert. Ab diesem Zeitpunkt gab
Form begangen. Während in Süd-
schrieben, machten sich die Menschen
es dann auch jährliche Rosenmontags-
deutschland Narren, Hexen und Teu-
hierüber wiederum lustig und riefen sie
umzüge. Diese Tradition ist also in
felsgestalten mit Holzmasken durch die
als „Elf“ bei ihren Umzügen. Dies fan-
Köln entstanden und von vielen Städ-
Straßen ziehen, stößt man im Norden,
den die Franzosen gar nicht lustig, so
ten und Dörfern dann nach und nach
besonders im Rheinland auf Clownko-
dass die Kölner stattdessen „Alaaf“ rie-
übernommen worden und bis heute er-
stüme, die Kleidung verschiedenster
fen. Es wird vermutet, dass auch die
halten.
Berufsgruppen und sogar Kostüme in
große Bedeutung der Zahl 11 (11.11.,
Form von Gegenständen.
Elferrat) daher rührt.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
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Durchblick
Die Karawane zieht weiter... ...der Sultan bleibt hier!
Von Kirsten Oude-Lansink
Mit lauter Musik, viel Schminke und aufwendigen Kostümen feiern jedes Jahr zahlreiche Menschen feuchtfröhlich den Karneval. Dabei gehören Karnevalsumzüge einfach dazu. Große Wagen, die durch die Straßen fahren und Kinder, die am Straßenrand stehen und nach Kamelle rufen, sind seit langer Zeit Tradition und für jeden Karnevalisten nicht weg zu denken. Aber woher kommt eigentlich diese Tra-
mand die Herkunft des Karnevals kennt, kann man, bei genauerer Betrachtung, dennoch feststellen das der Karnevalsumzug einmal eine solche Funktion hatte, denn die Karnevalswagen, Kostüme und Kamellekanonen sind schließlich immer noch vorhanden. Wobei die Kamellekanonen auch noch auf etwas www.pixelio.de/Rike
dition? Ist es nur ein guter Grund richtig zu feiern? Oder steckte vielleicht einmal mehr dahinter?
Der Grund für diese Tradition ist durch-
militärisch verkleidet, mit witzigen Ac-
aus mit mehr zu begründen als nur einer
cessoires auf große Schlachtschiff-Wa-
feuchtfröhlichen Party! Früher galt näm-
gen begab und aus Kanonen Bonbons,
lich der Karnevalsumzug durchaus als
statt Kanonenkugeln in die Menge feu-
eine sozial kritische Angelegenheit. So
erte. Auch wenn diese sozial und politi-
wurde sich beispielsweise über das Mi-
sche kritischen Gedanken in heutiger
litär lustig gemacht, in dem man sich
Zeit oft verloren sind und kaum noch jeanderes hindeuten, nämlich auf die Fastenzeit, die auf die Karnevalszeit folgt. Somit wird im Karneval noch mal richtig Süßigkeiten gefuttert, bevor es ans Fasten geht. Denn Kamelle ist der durch den Karneval geprägte Begriff für Bonbons. Das ist natürlich auch schon an dem Wort zu erkennen, denn "Kamelle" ist eine Modifikation des Wortes "Karamelle" und deutet auf die klassische Bonbonmacherei hin, in dem man karamellisierten Zucker als Hauptbestandteil für Süßigkeiten nutzte und "Karamell"Bonbons herstellte. Heute sind zwar nicht mehr alle Kamelle auch wirklich Karamellbonbons, denn es wird auch alles andere vorstellbare an Süßkram in die Menge geworfen, doch die Begrifflichkeit ist vorhanden geblieben. In diesem Sinne „Helau“ und www.pixelio.de/Meyhome
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lasst euch die Kamelle schmecken!
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Afrika
Alaaf, Helau oder doch lieber Ahoi? Ursprünge und Verbreitung der Narrenrufe
Von Ricarda Schnieder
Die Narrenrufe gehören zum Karneval wie Kostüme, BonBons und Karnevalsschlager. In jeder Region gibt es andere Narrenrufe. Helau, Alaaf und Ahoi sind sicherlich die be-
Suche im Internet bin ich auch auf Exoten wir Quiekpiep, Klappertüt oder Kall du gestoßen…
www.pixelio.de/Wolfgang Hartwig
kanntesten. Doch bei meiner
Im Normalfall besteht jeder Narrenruf
Helau
Die Exoten
aus zwei Teilen. Der erste Teil besteht
Dieser Ruf ist in den meisten Karne-
In Ochtrup heißt es „Ochtrup Buäh“.
meistens aus einem Eigennamen oder
valshochburgen zuhause und am wei-
Das ist ein Ausspruch der Verwunde-
dem Namen der Karnevalshochburg.
testen verbreitet. Wie er nun genau
rung, wie er fast ausschließlich in
Im zweiten Teil antworten die Karneva-
entstanden ist, weiß niemand so ge-
Ochtrup verwendet wird. Daraus hat
listen dann mit dem eigentlichen Nar-
nau. Es gibt zahlreiche Erklärungs-
sich der städtische Narrenruf ent-
renruf. Ob das nun Helau oder Alaaf
ansätze: abgeleitet vom Halleluja, ein
wickelt.
ist, hängt von der Region ab. Mit dem
alter Hirtenruf oder eine Übersetzung
Narrenruf begrüßen sich die Narren
für „Hölle auf“? Nicht nur in den Kar-
und Jecken beim Karnevalsfest.
nevalshochburgen Düsseldorf und Kre-
Alaaf Dieser Narrenruf stammt aus dem
Ahoi
Rheinland. Besonders den Ruf „Kölle
Das ruft man vor allem im Norddeut-
Alaaf“ kennt jeder. Ursprünglich war
schen und teilweise in der Pfalz. Aber
dieser Ruf ein Trinkspruch. Doch
auch im Badischen und in Bayern wird
schon seit 1823 ist es der Ruf der
Ahoi gerufen. Dieser Narrenruf kommt
Köllner Jecken. Auch hier gibt es wie-
aus der Schifffahrt, denn auch im
der viele verschiedene Ansätze, um die
Straßenkarneval gibt es Schiffe. Aller-
Bedeutung zu entschlüsseln.
Links
dings sind es heute Narrenschiffe – so
vom Rhein in der Umgebung von Köln
nennt man die Wagen, auf denen Leu-
heißt es eigentlich überall Alaaf,
te stehen. Die Mannschaft des Narren-
rechts vom Rhein jedoch herrscht
schiffs begrüßt die Menschen an der
Helau.
Straße mit einem kräftigen Ahoi.
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
www.pixelio.de/rupert illek
feld gehört das Helau zum Karneval.
In Stadtlohn wird „Deunda“ gerufen – das leitet sich vom Plattdeutschen „De unwiesen Dage“ also „Die verrückten Tage“ ab. Die Ibbenbürener rufen Quiekpiep, die Schwulen und Lesben in Köln auf der Rosa Sitzung sagen Aloha.
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Durchblick
Es war so wunder…wunderschön
Von Tim Schlotmann
Als ich einmal Prinz im Karneval war Zum ersten Mal habe ich dieses Lied gesungen, als ich etwa zehn Jahre alt war. Das kennt jeder! Da muss man nicht auf dem Karnevalswagen oder in der Bütt gestanden haben. Es gehört zum festen Repertoire einer jeden Session ob in Köln, in Mainz, in Münster oder eben in Oelde. Es ist die Hymne all jener, die von närrischen Ehren träumen: „Ach wär ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval…“
Zum Jahr 2008 sollte nun ein Fest geplant werden, das wieder einmal alle vom Hocker reißen sollte. Standesgemäß war die erste Frage auf der Tagesordnung des fünfköpfigen Festkomitees jene nach einem Elferrat, der nach innen unterhalten und nach außen vertreten könnte. Es wurde das, was viele Zuschauer später im wahrsten Sinne des Wortes ein „Star-Ensemble“ nennen sollten. Die Prinzessinnen und Prinzen der zurückliegenden Jah-
„Das wär so wunderwunderschön“,
hen könne, was dieses Fest ausmacht.
re wurden zu einem neuen Elferrat vereint.
dachte ich als zehnjähriger Steppke, als
Und doch, mitten im beschaulichen und
Das eiserne Gesetz jedoch blieb beste-
ich mit den Eltern zum Umzug gefahren
vermeintlich so ernsten Westfalen, ge-
hen: Niemand besteigt zwei Mal den
war, um dort aus einer gewissen Distanz
nauerhin in der Kleinstadt Oelde, hatte
Thron des Prinzen, es muss eine neue när-
einen Hauch des Reizes, den das Karne-
man in der Kolpingsfamilie schon 1908
rische Tollität an der Spitze stehen. Ich
valsspektakel ausmacht, zu erspüren. Dass der Kindheitstraum 2008 in Erfüllung gehen konnte, war alles andere als erwartungsgemäß. Als es dann aber soweit war, da war ich von Stolz erfüllt und dachte auch an jene verträumten Augenblicke in den Kindertagen zurück, als der berühmte Schlager noch den Klang einer weit
in
der
schwebenden
Ferne Utopie
hatte. begonnen, ein Karnevalsfest zu feiern.
hatte schon zuvor ein paar Jahre als Büt-
Oftmals muss man
Verglichen mit umliegenden Städten
tenredner und in meiner Entertainment-
sich als Westfale
spielte Oelde seit jeher in einer niedrige-
Gruppe Erfahrungen gesammelt. Im Jahr
des Vorurteils er-
ren Liga, doch der Kolpingkarneval hatte
2005 durfte ich mit den Freunden meiner
wehren, dass man
gleichermaßen die Angewohnheit, sich
Gruppe erstmalig Teil des Elferrates sein.
inmitten der kar-
nicht viel aus Größenordnungen zu ma-
Ein großartiges Jahr. Und dann kam es
nevalistischen
chen. Vielmehr hielt sich über die Jahr-
tatsächlich dazu, dass das Festkomitee in
Diaspora nicht
zehnte hinweg beständig ein generati-
Gestalt vierer Herren, die mich fragten, ob
viel von dem
onsübergreifendes Fest, das immer mehr
ich Prinz 2008 sein wolle. Die Knie wur-
auch gesellschaftlichen Rang einnehmen
den weicher, die Nervosität wuchs – aber:
sollte und dessen Anziehungskraft späte-
Ich habe mich erinnert und nach paarma-
stens zur letzten Jahrtausendwende er-
ligem Hin und Her war klar: „Das wär so
staunliche Züge annahm.
wunder…wunderschön!“
verste-
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Ich kann es nicht anders sagen: Es war
aber begleitet von meinem Elferrat und
wunder…wunderschön! In unserem Mot-
vielen Närrinnen und Narren konnte ich
tokarneval „Die Nacht der Stars“ wurde
die Session tatsächlich genießen. Ein un-
ich inmitten eines Reigens wirklicher Kar-
vergessliches Erlebnis!
nevalsgrößen meiner Heimatstadt im Bür-
die Session der Regentschaft irgendwann
gerhaus proklamiert. Es folgten lebhafte,
Das, was eine jede närrische Tollität lernen
einmal vorüber. Und nach mir übernahm
vor allem aber unvergessliche Wochen.
muss? Vor allem damit umzugehen, dass
im Januar 2009 eine Prinzessin das Zep-
Der Prinzenmantel, meine Kappe und
gemäß eines anderen alten Karnevalsgas-
ter, der ich die Freude des Augenblicks
nicht zuletzt das Zepter hatten zuvor wie
senhauers alles Mal ein Ende hat – nur die
ansehen konnte. Vielleicht hat sich auch
eine schwere Bürde auf mich gewirkt,
Wurst eben zwei. Und damit geht auch
hier ein Kindheitstraum erfüllt…
Wenn Rosenmontag Pfingstsonntag ist Kuriose Geschichten närrischen Treibens Zum Karneval gehört der Prinz wie das Salz zur Suppe und die Krippe zur Weihnacht. Was wären eine zünftige Prunksitzung oder ein festlicher Straßenumzug ohne eine Tollität?
und die Prinzenpaare ganz besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Ohne Oberhaupt ist kein Karneval zu machen, das zeigte sich 2009 in Beckum. Dort waren beim geplanten Sturm auf das Rathaus der
Wer mit närrischen
Wenngleich mancher Konflikt nicht aus-
Stadtprinz und seine zwei Hofmarschalle
Ehren versehen wird
bleiben sollte und sowohl Muslime als
aus dem Frontlader eines Traktors gestürzt
und für eine Sessi-
auch Christen dem gebürtigen Teheraner
und hatten sich dabei vor Beginn der
on hunderte oder
bisweilen ein wenig skeptisch gegenüber-
großen Festivitäten schwere Kopfverlet-
tausende Narren re-
traten, blieb sich der Karneval in Bonn ein-
zungen zugezogen. Ohne lange Um-
gieren darf, darüber
mal mehr selbst treu, indem er provozier-
schweife sagten die Verantwortlichen dar-
gibt es die verschie-
te. Welchen Stellenwert das heiße Eisen
aufhin den traditionellen Rosenmontags-
densten
der Integration 2011 auf den Bühnen ha-
zug ab. Mit ihrem kuriosen Nachholtermin
ben wird, bleibt abzuwarten.
gingen die Beckumer schließlich in die
Bestim-
mungen. In den vergangenen
Jahren
Geschichte ein: Am Pfingstsonntag säum-
aber sorgten einige
In Göttingen jubeln in der aktuellen Sessi-
ten tausende Verkleidete den Straßen-
Städte und Karne-
on Hunderte Jörg Joachim I. Jung zu. Das
rand, um dem wiedergenesenen Prinzen
valsgesellschaften für echte Paukenschlä-
Besondere: Er sitzt im Rollstuhl und ist
Reinhard IV. zuzujubeln.
ge.„Nomen est Omen“ war im Januar
damit der erste behinderte Prinz seines
2010 in Bonn die Devise. Der 40 Jahre al-
über sechzig Jahre alten Vereins. Gegenü-
Während einer Session ist der Prinz für
te Amir Shafaghi nämlich trägt nicht nur
ber der Lokalpresse verriet der Prinz, dass
echte Karnevalisten weit mehr als nur das
einen Namen, dessen persische Überset-
er für andere Behinderte in dieser Rolle
Oberhaupt der Karnevalsgesellschaft. Da
zung „Prinz“ bedeutet, er war auch
Vorbild sein möchte. Der Karneval sei für
verwundert es nicht, dass auf dem Termin-
tatsächlich im zurückliegenden Jahr der
ihn die passende Bühne. Und wenn er ein-
plan zahlloser Tollitäten die Begegnungen
erste muslimische Karnevalsprinz in einer
mal eine Aufgabe aufgrund seiner Behin-
mit hohen Vertretern aus Kirche, Staat und
der rheinischen Hochburgen. Wer die kar-
derung nicht machen könne? „Dafür habe
Wirtschaft einen wichtigen Platz einneh-
nevalistischen Gepflogenheiten gerade in
ich einen Adjutanten.“
men. Jeder möchte schließlich den Men-
den Hochburgen kennt, der weiß, dass es
schen sehen, der es geschafft hat. Wie
sich bei der Proklamation von Prinz Amir I.
Immer wieder stehen die Prinzessinnen
heißt es doch im bekannten Karnevals-
um eine handfeste Sensation handelte.
und Prinzen, aber auch die Dreigestirne
schlager: „Einmal Prinz zu sein…“
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
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Durchblick
Von Joana Borgmann
Tanzend gute Laune verbreiten Ein Funkemariechen im Gocher Karneval „Ich
bin
Funkemariechen…“
doch das nicht alleine. In einer Gruppe von 18 jungen Frauen zwischen 16 und 25 Jahren, stehe ich Jahr für Jahr auf den Gocher Karnevalsbühnen.
Joanna (vorne links im Spagat) hat mit 12 angefangen als Funkemariechen zu tanzen und hat auch nach zehn Jahren die Lust daran nicht verloren.
Funkemariechen sein, das bedeutet nicht nur zur Musik herum zu hüpfen, sondern vielmehr mehrmals wöchentlich anstrengendes Training und zur nicht immer stressfreien Karnevalszeit viele Auftritte; aber ebenso viel Spaß. Spaß am Tanzen, an und mit der Gruppe. Spaß, den man
Ausgewählte Live-Termine des Kolping Karneval Komitee 1885 Goch 18.02.2011 Goch singt 03.03.2011 Möhneball im Gocher Festzelt 07.03.2011 Rosenmontagsumzug nicht nur beim Training oder Auftritten hat, sondern auch bei Sommerfesten, Poolpartys, Weihnachtsfeiern und … Meine karnevalistische Heimat ist das Kolping Karneval Komitee 1885 Goch. Da verwundert es nicht, dass der Kolping Karneval-als Untergruppierung der Gocher Kolpingsfamilie- ein familiärer Verein ist, dem daran liegt Traditionen zu
Tanzmariechen:
pflegen und sich für die vermeintlich
Die traditionelle Figur des Karnevals stammt
ursprünglich
aus
dem
Rheinland und trägt typischer Weise eine Uniform, die an das 18.Jahrhundert angelehnt ist. Ausgestattet ist diese Uniform mit Dreispitz, Perücke, kurzem Röckchen, Petticoat, Strumpfhose und weißem Spitzen- oder Rüschenunterhöschen. Der dazugehörige Solotanz setzt sich aus Elementen des Bodenturnens und der Akrobatik zusammen.
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„Schwächeren“ einsetzt. Ein besonderes Erlebnis ist jede Session der Kinder- oder Seniorenkarneval und der Karneval für Menschen mit Beeinträchtigungen, der auch für uns und mich als Funkemariechen besonders schön und wichtig ist. Funkemariechen also? Ja, denn das verbindet die Leidenschaft am Tanzen mit viel Spaß und der Möglichkeit anderen Menschen eine Freude zu bereiten. HELAU!
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Karneval
Am Aschermittwoch ist alles vorbei… Beginn der Fastenzeit
Von Dirk Holtmann
Die Tage vor Aschermittwoch sind eine sehr ausgelassene Zeit. Viele Feiern und Umzüge stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Die Menschen verkleiden sich und schlüpfen in Rollen, die sie vielleicht auch im richtigen Leben einmal gerne ausfüllen würden. In einigen Regionen setzen die „Narren“ Masken auf, so dass sie von ihren Mit-
Aschermittwoch Der Aschermittwoch ist der Beginn der 40-tätigen Fastenzeit bis zum Osterfest. Es soll uns heute daran erinnern, dass Jesus 40 Tage in der Wüste fastend und betend verbracht hat. Die Bezeichnung des Tages ent-
feiernden nicht mehr erkannt werden.
stand durch den Brauch mit der Asche von verbrannten Palmzwei-
Nicht erkannt werden – ist auch etwas,
ben oder das Leben schwer machen. Sie
was uns nicht nur zu Karneval umtreibt.
möchte uns einladen, dass wir einmal
An Aschermittwoch ist nicht nur alles vor-
hinter unsere eigenen Masken schauen.
bei, an Aschermittwoch fallen auch die
Oft geben wir den anderen nur ein Bild
Masken. Oder besser gesagt:
von uns, machen ihnen etwas vor – und
an Aschermittwoch können
damit auch uns. Wenn wir den Mut ha-
die Masken fallen.
ben, hinter unsere Masken zu blicken, dann können wir entdecken, wer wir
Die Fastenzeit möchte uns nicht die Freude am Leben verder-
wirklich sind, was wir wirklich für unser Leben wollen. Dieser Schritt ist nicht immer
ganz
leicht, da wir auch Seit e n
gen Gläubige zu segnen. Die Asche, das Zeichen der
Buße, soll den
Mensch an seine Vergänglichkeit erinnern und ihn zur Umkehr bewegen. an uns wahrnehmen, die unangenehm sein können. Aber nur dieser Blick macht uns eine Veränderung möglich. Nur wenn wir erkennen wer wir sind und was wir sein wollen, können wir ganz wir selbst werden. Ich wünsche euch den Mut, hinter eure Masken zu schauen. Ihr braucht sie ja nicht sofort alle fallen lassen. Aber ihr könnt euch selbst wahrnehmen, wer ihr seid und was ihr für euer Leben möchtet. Es kann dann anschließend sehr befreiend sein, die Masken auch tatsächlich fallen zu lassen: eine nach der anderen. Nutzt die Chance, die euch mit Aschermittwoch gegeben ist! Dann ist nämlich nicht alles
www.pixelio.de/S. Hainz
vorbei, sondern es fängt erst
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
etwas anderes richtig an. Treu Kolping Euer Präses
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Ausblick
Praxistipps: Theater… der Vorhang geht auf! Das Tor zur Phantasie
Von Jens Effkemann
Im vergangenen Jahr hat sich das Beratungsteam ein Wochenende mit Theaterpädagogik beschäftigt. Einige Methoden aus diesem Bereich eignen sich super für eure Gruppenstunde in der Karnevalszeit. Sie bringen eine Menge Spaß und können darüber hinaus wichtige Lerninhalte vermitteln. Aus der Zusammenstellung aller Methoden des Wochenendes werden im Folgenden drei besondere Methoden vorgestellt.
Talkshow mit Regieanweisungen Vier bis fünf Leute setzen sich in einen Halbkreis, so dass sie sich sehen können und von den Zuschauern und anderen Gruppenmitgliedern gesehen werden. Sie bekommen von den Zuschauern ein Thema (z.B. Wetter) für die Talkshow vorgegeben über das sie sich etwa fünf bis zehn Minuten unterhalten sollen. Der Witz: jeder hat eine Regieanweisung an der Stirn kleben, die die anderen beherzigen müssen („Beleidige mich“, „Bewundere mich“, „Äff mich nach“, „Tröste mich“, „Habe Angst vor mir“ …). Sinn und Tipps: Hier werden einem „Rollen“ gegeben, ohne dass man etwas dafür kann. Diese Rollen wird man nicht los, auch wenn man sich noch so sehr anstrengt; das kann ganz schön hilflos machen, aber auch Spaß bringen, wenn man sich darauf einlässt. Dabei ist man „Täter“ und „Opfer“ zugleich. Das Ziel ist es, aufmerksam wahrzunehmen um am Ende auflösen zu können, wie man behandelt werden sollte.
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011
Ausblick
Der Erfinder Eine Person (der Erfinder) wird hinausgeschickt. Der Rest der Gruppe überlegt sich eine abstruse Erfindung. Der Erfinder wird wieder hineingeholt, nimmt seine Arme hinter den Rücken und bekommt die Arme desjenigen, der hinter ihm hockt. Ihm gegenüber sitzt ein Interviewer, der ihn gezielt befragt, z.B. nach der Form der Erfindung. Durch das Gestikulieren des Hintermannes nähert sich der Erfinder immer mehr seiner Erfindung an. Das Ziel des Erfinders ist es, sie zu erraten. Tipps: Die „Hände“ des Hintermannes müssen sehr genau sein; ablenkende Gesten führen schnell in die Irre.
Der größte Artist der Welt Zwei Personen gestalten dieses Stück: einer beginnt am Bühnenrand, der andere
Die komplette Zusammenstellung kann
ist Ansager und der Rest zählt zum Publikum. Der Ansager brüllt begeistert: „Ich
im Jugendreferat unter effkemann@kol-
präsentiere Ihnen: den wahrscheinlich größten Artisten der Welt!“. Daraufhin bran-
ping-ms.de angefordert werden.
det vom Publikum extrem frenetischer Applaus auf und der Artist betritt die Bühne. Hier vollführt er irgendeine banale Alltagshandlung (z.B. Schuhe zubinden),
Für die Zusammenfassung der Metho-
präsentiert diese aber als absolute Besonderheit, was natürlich mit entsprechen-
den gebührt an dieser Stelle nochmals
dem Beifall aus dem Publikum begrüßt wird…
der
ehemaligen
Beratungsteamerin
Frauke Hüntemann, die als Referentin Sinn und Tipps:
das theaterpädagogische Wochenende
Es geht um Bühnenpräsenz, sich „sichtbar“ machen, positiv sein, sich und etwas
für das Beratungsteam gestaltet hat, ein
verkaufen, für die Bühne: Start und Endpunkt setzen, Spannungsbogen aufbauen.
großes Lob und Dankeschön!
Ko·Pilot 23 · Februar 2011
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photocase.de
Ausblick
Bewertung von Computerspielen Willst Du Dir ein neues Videospiel kaufen, weißt aber noch nicht, ob das Geld dafür
Terminkalender
zu schade ist? Dann kann Dir die Seite www.spielbar.de vielleicht weiterhelfen. Hier findest Du mehr als 700 Beurteilungen von PC- und Konsolenspielen und kannst zu den Spielen auch selbst Bewertungen abgeben. Die Plattform verfügt auch über ei-
19. März 2011
nen Twitter-Account, durch den man auf dem Laufenden gehalten wird, wenn neue
Kreativwerkstatt
Beurteilungen zu Games eingestellt werden.
Kolping Bildungsstätte Coesfeld Unter dem Motto: Entdecken-Erfinden-Gestalten ist der Phantasie kei-
x-mag-Leserumfrage
ne Grenze gesetzt.
Wer regelmäßig die x-mag erhält und noch nicht an der Leserumfra-
08. bis 10. April 2011
ge teilgenommen hat, kann dies
Frühjahrs-DiKo
nun
Kolping Bildungsstätte Coesfeld
15.02.2011 nachholen. Einfach den
noch
schnell
bis
zum
Fragebogen aus der Dezember10. bis 15. April 2011
Ausgabe reißen, ausfüllen und weg-
Europäisches Studienseminar
schicken oder online mitmachen
Straßbourg
unter
Lernt die Arbeit für die europäische
gung.
Politik kennen.
Als Belohnung für die Mühe winken
www.x-mag.de/leserbefra-
attraktive Preise. Eine Frage sieht 16. bis 24. April 2011
zum Beispiel folgendermaßen aus:
Kar- und Ostertage Kolping Bildungsstätte Coesfeld Gemeinsam die Kar- und Ostertage erleben, voneinander lernen, sich besinnen und kreativ werden. 26. bis 30. April 2011 Gruppenleitungsgrundkurs Jugendburg Gemen Wer ist 16 Jahre alt und möchte sich ehrenamtlich in der Kinder-
11. Jugendpolitische Praxiswoche „Politik direkt“ Vom 11. - 16. September 2011 findet in Berlin die nächste jugendpolitische Praxiswoche statt. Mit „Politik direkt!“ wollen wir dem Zeitgeist der Verdrossenheit entgegenwirken. Abgeordnete des Deutschen Bundestages, die Mitglied im Kolpingwerk sind, wollen in Zusammenarbeit mit der Kolpingjugend einen Ausweg finden. In dieser Woche übernimmt jeweils ein Bundestagsabgeordneter die „Patenschaft“ für einen Teilnehmenden. Anmeldungen bis 03.07. unter
Tel.:
0221/20701-168 oder E-Mail: frank.gaertner@kolping.de
und Jugendarbeit engagieren?
Ko-Pilot interaktiv bei Facebook Der Ko-Pilot hat seit Anfang November eine eigene Seite bei der Internetplattform Facebook. Hier werdet ihr über aktuelle Themen auf dem Laufenden gehalten und gleichzeitig könnt ihr dabei Inhalte das Ko-Pilot mitgestalten. Drückt auf der Ko-PilotSeite den Button „Gefällt mir“ und dann werdet ihr automatisch bei jedem neuen Eintrag informiert. Eure Beteiligung ist ganz einfach: kommentiert Nachrichten, schickt Fotos und gestaltet damit auch das gedruckte Heft. Wir sehen uns online! http://www.facebook.com/kopilot.magazin
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Ko·Pilot 23 · Februar 2011