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Schlange stehen fürs Geld ausgeben

Schlange stehen fürs Geld ausgeben von Alexander Eing

Immer öfter sehe ich in den Medien Berichte über ein beson-

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ders spannendes Einkaufsverhalten: Den Ansturm auf eine bestimmte vermeintliche Rarität. Ob das Objekt der Begierde ein neues iPhone , ein Sneaker in einer limitierten Edition oder der nach Zuckerwatte duftende Duschschaum einer Influencerin

ist, spielt dabei kaum eine Rolle.

In Zeiten, in denen Online-Shopping und Sprachboxen, wie Alexa, das Einkaufen so bequem wie überhaupt möglich machen, gehen viele Kund*innen trotzdem das Abenteuer „Kaufen zur Markteinführung“ (Buy at Release) ein. Meistens ist es ausreichend, sich einige Stunden vor Ladenöffnung vor der Tür aufzustellen. Sollte ein Produkt aber besonders gefragt oder eine Fangemeinschaft besonders ambitioniert sein, bringen sich manche Menschen sogar Zelte mit, um die Nacht in der Anstellschlange besser auszuhalten. Auch im Online-Shopping hat dieses Phänomen sich bereits ausgebreitet. Beim Kauf von Konzertkarten ist es oft notwendig, in der ersten Sekunde die Ticket-Website aufzurufen, um einen der begehrten Plätze zu erhalten. Ab und zu gibt es eine virtuelle Anstellreihe, in der man sich schon weit vor Verkaufsstart „anstellen“ kann, um dann bei Verkaufsstart zuschlagen zu können.

Sowohl vom Onlinekauf begrenzter Produkte als auch vom klassischen Ansturm auf Produkte profitieren immer mehr Kriminelle. Die sogenannten „Scalper“ stellen sich in die Anstellreihen und kaufen die Produkte in großen Mengen. Sie spekulieren darauf, dass diese Artikel knapp werden, damit sie sie dann zu einem teureren Preis weiterverkaufen können. Die Scalper haben deutlich bessere Methoden als normale Kund*innen, um als erstes kaufen zu können.

Manchmal gelingt es ihnen, über Hinterhofgeschäfte sogar schon vor Verkaufsstart die Produkte in die Hände bekommen.

Um diesen Schurken das Handwerk zu legen, sollten wir vielleicht in Zukunft überdenken, ob wir ein Produkt wirklich unbedingt sofort brauchen oder besitzen wollen. Oftmals können wir vielleicht warten. Bei Konzertkarten ist das nicht immer möglich und leider gibt es wegen Lieferschwierigkeiten häufig lange Wartezeiten für technische Geräte. Aber gerade dann, wenn uns ein Produkt so sehr kontrolliert, dass wir dafür lange Anstehzeiten und hohe Preise in Kauf nehmen, sollten wir unser Verhältnis zum Konsum und zum Produkt dringend überdenken!

Obwohl ich diese Art des übermäßigen Konsums hier scharf kritisiere, muss ich noch ein Geständnis machen: Als ich 15 Jahre alt war, ist in Deutschland die Playstation 4 erschienen. Damals war schon klar: Wer sich nicht rechtzeitig um eine kümmert, hat keine Chance direkt zum Erscheinungsdatum damit zu zocken. Mein Bruder und ich haben dann einen Freund der Familie, der im weitaus besser versorgten Berlin wohnte, dazu überredet, sich für uns in eine dieser Schlangen zu stellen, um die Playstation zu kaufen. Und tatsächlich war das der Weg, wie wir an die Konsole herangekommen sind.

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