Ausgabe 15

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Nยบ 3/2013 Stil & Mode

F e s c h n ! What Is Your Style?


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kreuz&quer


Editorial

chauen wir uns mal einige der Themen an, die wir in unseren bisherigen Schülerzeitungs-Ausgaben in den Mittelpunkt gestellt haben: Da gab es „Armut“. „Glauben“. „Freiheit“. „Veränderung“. – Oh-ne Frage wichtige Themen. Intellektuelle, moralisch-philosophische Schwergewichte. Anstöße zum Nachdenken.

Mode und Style bloggen oder wie man in London gekleidet geht – der ist bei uns an der richtigen Stelle. Diejenigen, die nie viel Zeit vor dem Kleiderschrank oder Spiegel verbringen (so wie ich), können sich informieren, was ein „Hipster“ oder was der Dresdner „Streetstyle“ ist. Oder einfach der Kritik an Poltikermode und GNTM beipflichten.

O.k., vielleicht nicht wirklich für jeden. Eher so ab 10. Klasse aufwärts. Und trotzdem hätten wir natürlich wieder gern ein solch bedeutendes Thema für die aktuelle Ausgabe gewählt, zum Beispiel stand „Farben“ zur Diskussion. Aber es hat sich etwas verändert in unserer Redaktion – viele neue, fröhliche und engagierte Mitarbeiter von der 7. bis zur 9. Klasse sind neu dazu gekommen. Und haben dazu beigetragen, dass unser Titelthema sich diesmal um Mode dreht. Also kurz gesagt: „Feschn!“

Schaut also in unsere neue Ausgabe hinein – die Vielfalt unserer Layout-und Schreibstile ist groß und letztlich für jeden (Mode)-Geschmack etwas dabei. Lasst euch überraschen von Lehrerporträts, einer Café-Vorstellung oder aber Berichten aus der weiten Welt außerhalb von Dresden beziehungsweise nach dem Abitur. Zusammen mit unserem kleinen Schulrätsel, das euch auf eine Reise durch die Schule schickt, können unsere Texte euch vielleicht ganz anders in Bewegung setzen als sonst …

Wer also wissen möchte, wie es bei einer richtigen Modelagentur zugeht, wer sich dafür interessiert, warum junge Mädchen und Frauen im Internet über

Viel Spaß beim Lesen, Eure Redaktion von kreuz&quer

S

Bild: lichtkunst.73 / pixelio.de

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Schule Philipp Linstädter / www.jugendfotos.d e; Alina Blanke. / www.jugendfotos.de CC-Lizenz(by-nd)

Feschn!

8 Wo Mode zuhause ist.

Eine Spurensuche nicht nur in London. Was haben die nur, was wir nicht haben? Brit Chic ist der Inbegriff von eleganter Mode und stilsicherem Auftreten – kein Vergleich zu Lederhosen und Dirndl. Und trotzdem brauchen die Deutschen sich nicht vor der „Modenation“ zu verstecken.

11 Jutebeutel und Hornbrillen

#Hipster – woher kommen sie und was macht sie aus? Antworten von einer Expertin in Sachen Mode.

12 Bloggen mit Style

Interview zweier Modebloggerinnen

15 Politik im Maßanzug

Wenn Klamotten so viel interessanter als Politik werden

Von „Haute-Couture“ 16 bis zu „Ernstings Family“ Einblick in eine Dresdner Modelagentur

19 Germany's Next

Topmodel – Wo Träume platzen wie am Fließband Über Deutschlands bekannteste Castingshow – Bald ist es wieder so weit ...

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Schule

30 Ein Leben für das Extreme

Wer ins Surflager fährt, kennt ihn. Und wird ihn wahrscheinlich nicht so schnell vergessen: Klaus Brinschwitz, Besitzer der Wassersportschule am Senftenberger See. Ein Interview über seinen Beruf und Erlebnisse in fremden Ländern. Bild 2: Max Wohlers / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by)

22 Kreuzverhör Wer sind die neuen Lehrer 2013? 24 Neues Schuljahr – neue Schülervertretung

Der Varietéabend und unsere neue SV

25 Bitte mit

Strukturschwäche!

Warum man beim Kunstpreis teilnehmen sollte / Erinnerung Kunsttag 2014

Sie jetzt nichts ... ! 26 Sagen Mit Kunst- & Deutschlehrerin Fr. Lützner

28 Schnipseljagd

durch die Schule

Wie gut kennt ihr das Kreuzgymnasium?

29 Unser tägliches Brot gib uns heute ...

Kritik an Warteschlangen und Kaffee-Aus

32 Kafkas Process,

Chiaroscuro und der Hund unter dem Tisch Über Hell und Dunkel in Bild und Text


Dresden

Weltwärts

36 Dresden Streetstyle –

Work. Marvel. – 42 Eat. Freiwillendienst in

Mode auf der Straße

Ein ganz normaler Samstag; schönes Wetter an der Albertbrücke. Hier wo regelmäßig der Elbeflohmarkt stattfindet, hat sich kreuz&quer die Outfits der Dresdner mal genauer angeschaut.

Indien Abi in der Tasche und raus in die Welt. Unsere langjährige Chefredakteurin Clara Gerhardt schildert Impressionen des indischen Lebens und der Arbeit im Kinderheim.

Bild 2: M. Großmann / pixelio.de

doch mal zu ... 38 Geh ... dieses Mal in das Café „Charlottes

Enkel“. Einige werden den süßen, kleinen Coffeeshop am Schillerplatz sicherlich kennen. Allen anderen stellen wir ihn vor. Außerdem verrät die Eigentümerin, woher der besondere Name kommt.

39 Eine Seite voller Lehrersprüche

Sie sind wieder mit dabei, die Lehrersprüche. Davon können auch wir nicht genug kriegen – deshalb bitte weiterhin immer schön mitschreiben und ab in den kreuz&quer-Briefkasten!

Gewinne einen

5€ GUTSCHEIN für das Café „Charlottes Enkel“ am Schillerplatz (vorgestellt in unserer Reihe „Geh doch mal zu ...“)

den Tellerrand 45 Über Friederike Sager berichtet von ihrem

Auslandsjahr in Argentinien, den Eigenheiten der Menschen, von Lebenslust und Glaube, und wie man sich als Europäerin vor Machos schützt.

48 Zwei Journalisten auf (mehr oder weniger) großer Reise

Reporterteam Lisa und Victor waren in – nein, nicht Striesen – sondern Berlin unterwegs. Über kahle Büros und nächtliche Ausflüge.

50 Des Menschen bester

Freund – in allen seinen fleischigen Facetten

Durch ihr Tiermedizin-Studium verbringt Laura Blome, lange kreuz&quer-Fachfrau für Besondere Aufgaben, viel Zeit im Präparationssaal. Nichts für sanfte Gemüter!

52 Reisetipp Norge – der Zauber des Nordens

Erfahrungen und die schönsten Orte einer Norwegen-Reise. 3 Schule


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Feschn!


Lena Sachse / Jugendfotos.de

Wo

E D MO

zuhause ist -

Deutschland? Ist nicht als Modenation bekannt. Und deutscher Stil impliziert ja fast schon die Lederhosen und das Dirndl. Ganz anders dafür die Briten. Oder? Wir alle kennen Kate, die mit ihrem warmen Lächeln und nicht zuletzt mit ih­ rem eleganten Modestil gleichsam die Herzen der Briten und die der nicht­bri­ tischen Welt eroberte. Als derzeitiges Exportprodukt Nummer eins sorgt sie an der Seite von Prinz William für das lang ersehnte Bild des jungen, offenen briti­ schen Königshauses. Genauso wichtig ist aber auch das Altehrwürdige: Die Queen, die mit ihrer schwarzen Handta­ sche, farbenfrohen Hüten und alljährli­ 8

Feschn!

chen Weihnachtsansprachen auf exzentrische Art und Weise die Ikone einer gesamten Nation ist. James Bond, der in alten wie neuen Filmen mit den wie angegossen sitzenden schwarzen An­ zügen besticht, ist der Inbegriff des engli­ schen Gentlemans. Er zeichnet sich aus durch ein profundes Verständnis von Stil und Gepflogenheiten sowie einer gewis­ sen Unnahbarkeit, vereint mit einer Prise schwarzen Humors. Um nicht das Sym­ bol des Britischen schlechthin zu verges­

sen: Der allanwesende Union Jack, der als eine der wenigen Flaggen der Welt den Aufstieg zum Symbol für ein State­ ment von Coolness geschafft hat. London im Herbst begrüßt mich mit Sonnenschein und blauem Himmel. Das ist ja fast schon eine Enttäuschung, wo doch alle immer vom berüchtigten „Eng­ lischen Wetter“ sprechen. Frohgemut wandere ich durch die Straßen und sauge die flirrende Luft der niemals schlafen­


den Metropole auf. Die Menschenmen­ ge zieht mich mit sich wie ein Sog. Auf wunderliche Weise teilt sie sich, sobald eine der fremden Londoner Spezies sich in energischem Gang aus der Ge­ genrichtung nähert, die Handtasche ab­ wehrend vor sich gehalten wie ein Schild. Noch ein Schritt und ich stehe plötzlich mitten auf einer kleinen Sei­ tenstraße. Hinter mir bleiben Menschen ordentlich aufgereiht stehen. Ich schaue nach links. Da kommt doch nichts. Ich schaue nach unten. Schon schieben sich dicke weiße Lettern in mein Blickfeld: „Look right“. Sofort schaue ich in die ungewohnte Richtung. Da steht ein schwarzes Auto vor mir, die Augen des Fahrers finde ich nach einigem Suchen auf der falschen Seite der Frontscheibe. Erschrocken mache ich einen Schritt zurück in die quetschende Menge. Stirnrunzelnd braust der Fahrer davon. Herzlich willkommen in London ­ Der Tod kommt hier von rechts. Danach werde ich weitergeschoben, weiter in das Herz der Stadt. Schick sehen sie aus, die Londoner Businessfrauen im Banken­Distrikt. Schwarz kleidet sie vorherrschend ein: Dünne Strumpfhose, darüber ein schlichter Rock, hohe Schuhe und aus­ gefeilte Jacken oder die Allzweckwaffe

namens Trenchcoat. Er ist ein Kennzei­ chen des Brit Chic, DAS Schlagwort, wenn es um britischen Stil geht. Andere sind beispielsweise Karos, Hüte, flache Lederschuhe oder Stiefel, dazu meist enge Hosen. Mit diesen Attributen ver­ bindet man eine Eleganz auf die raue, kühlere Art. Immer gemischt mit etwas Extravaganz. Eben sehr britisch. Doch was ist das dort hinten? Inmitten der schwarzen Sakkos und Röcke sehe ich Jeans. Graue Jacken. Die beiden Männer reden englisch miteinander und bewegen sich ohne Rucksack oder Reiseführer ganz selbstverständlich durch die Stadt. Ich muss wohl anneh­ men, dass es sich um Einheimische handelt. Es gibt sie also, die Normalos. Auch in der Trend­Hochburg London, die doch so viel auf sich hält. Im Botschaften­Viertel Mayfair sieht das wieder ganz anders aus. Aus einer ge­ schniegelten schweren Haustür tritt eine stark geschminkte Inderin in einem fei­ nen Kleid. Ihr Chauffeur wartet schon auf sie und hält ihr die Tür auf. Sie schlüpft in das Auto hinein und schon gibt der Fahrer Gas und das Gefährt verschwindet um die Ecke. Ein paar Häuser weiter werden vergoldete Bade­ wannen verkauft. Ein Preisschild ist lei­

der nirgends zu sehen. Nun überrascht es auch nicht mehr, wenige Schaufens­ ter weiter eine Reihe Aston Martins durch Panzerglas bewundern zu dürfen. Einem Interessenten wird gerade eine Autotür vorgeführt. Er schaut möglichst kühl und berechnend. Seinem Sohn, der im Hintergrund umherschleicht, fällt es weitaus schwerer, die gierigen Blicke zu verbergen. Hier wird so viel Geld verprasst, dass es mir kalt den Rücken hinunterläuft. Im East End befinden sich die Ausstei­ ger­ und Künstlerviertel der Stadt. Junge Leute bevölkern hier die Straßen, jeder wie er will. Selten wird es schicker als im normaldeutschen Stadtbild. Ein fröhli­ ches Gewusel herrscht, neben einem karibischen Friseur befindet sich ein li­ banesisches Restaurant. Eine Frau im Ganzkörperschleier läuft vorbei, in Ge­ genrichtung ein hochgewachsener Rot­ schopf mit flachen Lederschuhen und hochgekrempelter Designerhose. Die meisten sind nicht anders angezogen als du und ich. All das vereint im engli­ schen Stadtbild. Ein Pub in Southwark südlich der Themse. Freitagabend versammeln sich hier die Banker und lassen es sich nebst glitzernden Hochhäusern auf die ge­

eine Spurensuche nicht nur in

L O ND O N my / pixelio.de

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mütliche Art gut gehen. Fish and Chips, another pint – keine Wünsche bleiben unerfüllt. Einen Mann an der Bar frage ich, was für ihn englischer Stil sei. Er sagt „Ganz klar. Ein einfacher dunkler Anzug mit gut gearbeiteten Lederschu­ hen. Mehr braucht es nicht. Es ist schlicht und einfach, aber hochwertig. Kleine Details machen den Unter­ schied.“ Für ihn hat es anscheinend so immer funktioniert. Ist ja auch klar, von klein auf gehen die Jungs hier in schwarzem Jackett zur Schule. Das ge­ hört zum guten Ton. Anderes gibt es nicht. Eigentlich auch schade. Außer­ dem möchte ich von ihm gerne wissen, was denn deutscher Stil für ihn sei. Da stutzt er. „Deutscher Stil? Da fragst du wahrscheinlich den Falschen“, windet er sich heraus. „Als ich mal dort war, ist mir nichts Einzigartiges aufgefallen. Vie­ le trugen ausgebeulte Jeans, das fand ich damals äußerst befremdlich. Aber so et­ was ändert sich ja auch.“ Er schaut mich fragend an. Dann, sicherer: „Aber Le­ derhosen! Die tragt ihr, nicht wahr? Neulich habe ich wieder Bilder vom Oktoberfest gesehen. Wahnsinn, da möchte ich gerne einmal hin.“ Die Klischees bleiben also. Dabei ist die gute alte Lederhose nur ein winziger Teil der deutschen Modewelt. Ja richtig. Modewelt! Neben bekannten Designern wie Jil Sander, Karl Lagerfeld oder Wolfgang Joop werden auch jüngeren Labels zunehmend Beachtung ge­ schenkt. Nicht nur national, auch inter­ national haben sich junge Marken wie Lala Berlin einen Namen gemacht. Au­ ßerdem ist Deutschland ein bedeuten­ der Verkaufsknotenpunkt für internationale Marken. Mode kreiert wird besonders in den größten deut­ schen Städten, aber auch in Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb. Berlin ist allerdings das deutsche Modezen­ trum, besonders aufgrund mehrerer gut besuchter Mode­Messen, die Neugieri­ ge, Käufer und die Presse anziehen. Die berühmteste unter ihnen ist wohl die Mercedes Benz Fashion Week, in der nicht nur bekannte Labels ihre Kollek­ tionen präsentieren, sondern genauso die kleinen und unbekannten Designer Raum zum Ausstellen bekommen. Des Weiteren befinden sich in Berlin neun Modeakademien. Eine ungewöhnlich hohe Dichte für eine europäische Stadt. Auch die Printmedien profitieren von dem hohen Stellenwert der Mode und können so Fashion­Zeitschriften wie „Achtung“, „Liebling“ oder „Dummy“ publizieren. Der International Herald Tribune titelte 2011 vor Begeisterung „Berlin has fashion in its blood“.

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Auch im Tate Modern, einem der be­ kanntesten Londoner Kunsttempel, hört man neben viel Französisch und Italienisch auch immer wieder ein paar Worte Deutsch. All ihre Sprecher sind ausnahmslos sehr gut angezogen. Nichts, was einem peinlich sein müsste. Keine weißen Socken in Sandalen, von Lederhosen ganz zu schweigen. Die Deutschen putzen sich heraus. Zu Topshop muss ich noch. Die Kette kann man als britisches H&M beschrei­ ben. Die Qualität der Sachen ist die gleiche, und, siehe da, der vorherr­ schende Stil ist auch nicht anders als das, was wir in Deutschland kaufen können. Die Schuhe sind nicht cooler, die Pullover nicht weicher, und der Schmuck nicht weniger aus billigem Metall als in Deutschland. Irgendwie ist das beruhigend. Letztendlich geht es so­ wieso darum, die eigene Kleidung mit Überzeugung zu tragen. Wenn wir uns wohlfühlen, können wir das genauso gut wie die Briten. Ob im (immigrierten) Trenchcoat oder mit dem Kreuzberger Hipster­Jutebeutel. Modisch steht Deutschland Großbritan­ nien in nichts nach. Es muss nur den Mut haben, sich besser zu vermarkten. Wo das Königreich auf Tradition setzt, die junge Firmen oft erdrückt, haben wir eine junge kreative Szene, die sich zunehmend weltweit einen Namen macht. Völlig frei von übergroßen Mo­ deunternehmen können sich junge De­ signer hierzulande ungehindert entfalten und sich der gesamten Auf­ merksamkeit der Presse sicher sein. Die Außenwelt scheint festzustellen, dass die Deutschen jede Menge gute Ideen ha­ ben und hier auch die Möglichkeit zu deren Umsetzung finden. Das macht das Land zu einem sehr gefragten Ort, wenn es um Mode geht. Nicht umsonst fuhr der rasante Brite, dem ich auf der Seitenstraße im Weg stand, einen VW. Briten verstehen eben etwas von Stil.

Alma Uhlmann Klasse 11


Sie tragen Hornbrillen, die Jeans sitzt fast ein bisschen zu eng und um ihre Schulter hängt ein Jutebeutel. Die Rede ist vom Hipster. Eine außergewöhnliche Modeerscheinung, die auffällt und zu der wir Olivia, unsere Expertin aus 12.Klasse am Herder­Gymnasium Pirna, befragt haben.

k&q: Vorab, würdest du dich als Hip-ster bezeichnen? Nein. Zuerst einmal würden sich Hipster selbst nie als Hipster bezeichnen. Das ist so­ zusagen "Lektion Nummer 1". Damit würden sie schließlich zugeben, dass sie sich bewusst von anderen abgrenzen und individuell sein wollen, obwohl das eigentlich alles wie "zufäl­ lig gewählt" aussehen soll. Mal abgesehen da­ von, entspricht mein Äußeres überhaupt nicht dem, was man sich unter einem "Hips­ ter" vorstellt.

k&q: Gibt es denn in deiner Umgebung viele Leute, die du als Hipster bezeichnen würdest? Ja, ein paar kenne ich schon. Aber eher "Ur­ Hipster". Da ist das nicht aufgesetzt oder ge­ plant, individuell oder hip zu sein, sondern es entsteht wirklich von allein und quasi aus ih­ nen heraus. An meiner Schule gibt es so was jedoch nicht, würde ich sagen. Eher diesen Pseudo­Hipster­Style mit Nerdbrille und Schnurbartketten, aber das ist ja wirklich schon lange durch.

k&q: Was genau stellst du dir denn unter einem Hipster vor? Gibt es festgelegte Merkmale, an denen man den Hipster erkennen kann? Festgelegt ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ich würde schon sagen, dass man das in einem gewissen Sinne definieren kann. Obwohl das mittlerweile gar nicht mehr so leicht zu erkennen und zu erfassen ist. Das, was wir vor vielleicht einem Jahr als "hip" empfunden haben, trägt ja heute jeder. Das Bild verändert sich also ständig. Ich denke, bei Hipstern kommen ganz verschiedene Sa­ chen zusammen. Zum Einen natürlich das Äußere, aber zum Beispiel auch der Musik­ geschmack und die Interessen. Oft haben sie auch eine gewisse Vorliebe für Retro­ Gegen­ stände­ alte Fahrräder, analoge Kameras und so weiter.

k&q: Ich habe von "Hipster-Olympiaden" gehört. Was hat es damit auf sich? Ja, die gibt es. Damit wird die ganze Sache ironisch betrachtet. Alle Hipster­Klischees werden aufgegriffen und durch den Kakao gezogen. Ich glaube 2010 gab es das das erste Mal. Es gab Disziplinen wie "Jutebeutel­Sack­ hüpfen", "Röhrenjeans­Tauziehen" und "Hornbrillen­Weitwurf". Da sammeln sich dann natürlich auch viele Leute an, die den­ ken, sie sind viel individueller als diese Hips­ ter, die nur solche Prototypen sind. Dieses Jahr wurde das Ganze total fett aufgezogen, sogar MC Fitti ist aufgetreten.

k&q: Kann jeder Hipster sein? Nein, ich denke, das kann nicht jeder einfach so sein. Im Prinzip kannst du ja auch nicht aktiv zum Hipster werden, denn richtige Hipster werden das ja nicht, sondern sind das ja schon natürlich von sich aus. Wenn du dir die Leute in deinem Umfeld ansiehst, fallen dir bestimmt auch einige Leute auf, zu denen das null passt. Das ist einfach eine Typfrage.

k&q: Zum Schluss noch eine Frage: Wie kommen Hipster bei dir an? Gefällt dir der Look, oder würdest du lieber schreiend wegrennen? Ach, ich mag ihn eigentlich wirklich ganz gern und bin der ganzen Sache gegenüber auch nicht abgeneigt. Hipster sind ja nicht gleich schlecht. Gegen gute Musik, analoge Kame­ ras und alte Rennräder ist ja nun wirklich nichts einzuwenden.

k&q: Woher kommt der Look eigentlich?Ich glaube, ursprünglich kommt er aus Ame­rika. In New York und anderen Städten wird er schon länger getragen. In Berlin ist er erst später angekommen, ge­ gen 2000. Das heißt, "Hipster" gibt es eigentlich schon ziemlich lange, aber die Medien haben erst vor 1­2 Jahren angefangen, dieses "Phänomen" zu be­ schreiben. Seitdem gab es dann auch diesen Hipster­Hype. Fotos: vickysmodeblog.com

k&q: ... und am Ende wird ein Gewinner gekürt, der sich dann stolz "coolster Hipster" nennen darf? Ja genau, "Hipster des Jahres" sozusagen.

Das Interview führte: Aline Braito Klasse 8

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Bloggen mit Style Immer mehr Leute, die sich für Mode interessieren, entscheiden sich für das Bloggen. Auf Modeblogs im Internet präsentieren sie ihren eigenen Stil, schreiben über die Mode von Designern, posten Fotos und ihre eigne Meinung. Die Leser sollen inspiriert werden und einen guten Einblick in die Kleiderschränke und das Leben der Blogger bekommen. In den 90ern wurde zum erstenmal gebloggt, über politische Ereignisse und Persönliches, erst später dann auch über Mode. Auch die Bloggerinnen Vicky und Daisy (24) wollen in der Welt der Mode mitmischen. Beide sind sehr offene Menschen, was man ja für diesen Job sein muss. Beide interviewt hat Gesine Faltz Klasse 9/1

Wann hast du mit dem Bloggen angefangen und wie ist es dazu gekommen? „Ich habe im Juni 2011 mit dem Bloggen angefangen. Ich war zuvor schon einige Zeit bei Lookbook.nu und habe dort erste Blogs gefunden und angefangen diese zu lesen. Ir­ gendwann ist der Gedanke in mir gereift, dass es eine tolle Sache wäre, eine eigene Platt­ form zu haben, auf der ich mich kreativ und modisch austoben kann.“ Liest du selber auch Blogs von anderen Leuten? Wenn ja, welche? „Ja klar, lese ich andere Blogs. Darunter z.B. Tuula Vintage, Song of Style, Sincerely Ju­ les, Made by Girl, Peace Love Shea, Oracle Fox oder auch Fanny Lyckman.“ Wie würdest du deinen eignen Stil/deine eigne Mode, den/die du trägst, beschreiben? „Ich denke ich habe nicht "den" festen Stil. Ich wechsle gerne meine Looks und trage wo­ nach es mir gerade so ist: mal schick, mal lässig. Schwer zu definieren.“ Stellst du einen bestimmten Stil vor? „Ich finde es interessant, mich immer wieder selbst zu erfinden und denke daher nicht, dass ich einen festen Stil habe, den ich präsentiere.“ Machst du auch selber Mode? Also designst du? „Leider nein. Ich wollte zwar als Kind immer Modedesignerin werden, ich denke aber bzw. weiß mittlerweile, dass dieser Job nichts für mich wäre. Ich denke, dass das ganze zuviel "Gefummel" für mich wäre und mal ganz davon abgesehen, habe ich festgestellt: Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann ist es Nähen.“ Welcher Trend ist deiner Meinung gerade angesagt? „Karo. Toll zu kombinieren mit Jeans und Boots. Auch trendy meiner Meinung nach: Overknee Stiefel. Finde ich persönlich zwar sehr grenzwertig, aber wenn man einen ele­ ganten Look dazu wählt, kann es wirklich toll aussehen. Super gezeigt z.B. kürzlich von Jessica Stein / Tuula.“

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Feschn!


Hast du einen spontanen Modetipp für mich? „Rückenfrei. Sieht einfach total sexy aus, ist ein toller Hingucker und gerade für Mädels, die nicht gerne viel Bein oder Dekoltee zeigen, eine tolle Alternative.“ Hast du einen Geheimtipp, wo man gute Mode finden kann? „Meiner Meinung nach am besten immer Online. Die Auswahl ist einfach riesig und man kann von zu Hause aus auf Shops aus der ganzen Welt zugreifen. Das ein oder an­ dere süße und individuelle Stück findet man auch beim Stöbern auf Etsy. Ich mag Etsy wirklich gerne, da die Artikel dort meist nicht in so einer enorm großen Menge herge­ stellt werden. Da ist auf jeden Fall der ein oder andere Shop dabei, der meiner Meinung nach ein richtiger Geheimtipp ist.“ Was bedeutet Mode für dich? Und was bedeutet es, sie auf deinem Blog vorzustellen? „Mode ist ein toller Weg seine Persönlichkeit, seine Stimmung und seinen Style zu prä­ sentieren. Daher bin ich wirklich froh, dass ich mich vor knapp 2,5 Jahren dazu entschie­ den habe, einen Blog ins Leben zu rufen. Mode mit Lesern auf der ganzen Welt zu teilen und Feedback meiner Leser zu den jeweiligen Looks zu bekommen, ist einfach toll und macht mir riesigen Spaß.“ Zeigst du manchmal auch Mode, die dir persönlich gar nicht gefällt? „Nein. Ich denke man sollte nichts tragen, in dem man sich nicht wohl fühlt. Obwohl es natürlich schon oft der Fall war, dass ich etwas auf dem Blog getragen habe und ein paar Monate später, wenn ich mir den besagten Blogpost dann noch einmal anschaue, denke: "Ach Gott, wie konnte ich das damals nur tragen..." Kaufst du manchmal Mode, nur um sie auf deinem Blog vorstellen? „Haha nein, tue ich nicht. Ich denke, dass das irgendwie auch ziemlich schade wäre, wenn ich mir etwas kaufen würde, nur um es auf dem Blog vorzustellen und danach dann gar nicht mehr trage. Ich muss zugeben, ich kaufe mir aber manchmal Klamotten, die ich vorhabe auf dem Blog zu tragen (und im richtigen Leben natürlich auch), die ich dann aber ewig im Schrank hängen lasse und nie trage. Warum auch immer.“ Woher nimmst du die Inspiration für deinen Blog? „Ich lese sehr gerne Tumblr Blogs und lasse mich von Websites wie Pinterest inspirie­ ren.“ Arbeitest/studierst du auch nebenbei? Oder ist das Bloggen dein Beruf ? „Ich arbeite nebenbei ein wenig. Je nachdem, wie viel ich mit meinem Blog gerade so zu tun habe, gibt es aber auch Monate, in denen ich nur an meinem Blog arbeite. Ich versu­ che mir immer alles sehr frei und flexibel einzuteilen.“ Hast du ein Lebensmotto? Wenn ja, welches? „Es gibt einige tolle Mottos, die es Wert wären ein Lebensmotto zu sein, aber ein spezi­ elles Motto habe ich allerdings nicht. Wobei ich denke, dass man mit "Lebe deine Träu­ me" eigentlich immer gut fährt.“

Daisys Blog im Web:

themanderinegirl.com

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Wann hast du mit dem Bloggen angefangen und wie ist es dazu gekommen? „2010 ­ und das war ein lustiger Zufall. Ich habe nie darüber nachgedacht zu Bloggen. Ei­ ne damalige Kollegin meinte zu mir, ich solle das mal machen. So fing ich damit an und kann es bis heute nicht lassen.“ Liest du selber auch Blogs von anderen Leuten? Wenn ja, welche? „Ja, auf jeden Fall. Ich schaue mir gerne die üblichen Verdächtigen an: Befreundete Blogger aber auch via Facebook ganz crazy Seiten wie „Petshop Girl“ aus Taipeh.“ Wie würdest du deinen eignen Stil/deine eigne Mode, den/die du trägst, beschreiben? „Eigensinnig, ehrlich. Einfach ich.“ Stellst du einen bestimmten Stil vor? „Meinen.“ Machst du auch selber Mode? Also designst du? „Ähhh, nee.“ Welcher Trend ist deiner Meinung gerade angesagt? „Self­Confidence, was so viel bedeutet wie Selbstvertrauen.“ Hast du einen spontanen Modetipp für mich/uns? „Zieh das an, worin du dich gerade am Besten fühlst.“ Hast du einen Geheimtipp wo man gute Mode finden kann? „Definitiv auf Flohmärkten und bei Monki.“ Was bedeutet Mode für dich? Und was bedeutet es, sie auf deinem Blog vorzustellen? „Durch Mode kann man seine Persönlichkeit zeigen, sie modellieren oder sich selbst verstecken. Mode geht weit über das reine Anziehen hinaus.“ Zeigst du manchmal auch Mode, die dir persönlich gar nicht gefällt? „Auf meinem Blog? Niemals, es sei denn, das Thema lautet: Sachen, die mir nicht gefal­ len.“ Kaufst du manchmal Mode nur, um sie auf deinem Blog vorstellen? „Nein, eigentlich nicht. Manchmal leihen sich Blogger Sachen von PR­Agenturen, die sie dann zurückgeben.“ Woher nimmst du die Inspiration für deinen Blog? „Die Inspiration liegt in meinen täglichen Outfits, Musik, dem Internet und allem, was ich erlebe.“ Hast du bekannte Personen / andere Blogger durch das Bloggen kennengelernt? „Ja.“ Arbeitest/studierst du auch nebenbei? Oder ist das Bloggen dein Beruf ? „Das Bloggen ist mein Beruf. Ich studiere nebenbei und schreibe für Magazine.“ Hast du ein Lebensmotto? Wenn ja, welches? „Ich habe kein direkt ausformuliertes Motto. Mir geht es im Leben darum, Glück tief aus sich heraus zu empfinden und es weiterzugeben. Wenn das klappt, funktioniert bestimmt auch alles andere.“

Vickys Blog im Web:

vickysmodeblog.com 14 4

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A

ls es bei Politik in Deutschland noch um Politik ging, war das Verständnis derselben deutlich höher als heutzutage. Ja, die Men­ schen von heute verstehen nichts von Politik, weil die Politiker es selber nicht mehr tun und nicht vermitteln können, was ihre politischen Inhalte sind. Sie werden abgelenkt durch über­ flüssige Streitereien über die Höhe ihres Ge­ halts und wer den schöneren Anzug trägt. Damals war alles noch besser. Als zum Beispiel die „Grünen“ zu Anfang der achtziger Jahre brandschatzend durch alle Parteilager zogen, Wähler für sich einnahmen und ganz neue Wählergruppen an die Urnen trieben, gab es noch eine ernstzunehmende Politik mit Um­ stürzen, wie dem Putsch der FDP 1982. Es herrschte ein deutlich aggressiveres Klima und nicht die nette Kafferunde von heute. Die Grünen brachten zudem viele weitere Aspekte in die Parteienlandschaft ein. Ha­ schisch, Hanf und Häkelwerk gehörten zu ih­ ren Spezialitäten, aber auch eine strenge Linie in der Umweltschutzfrage. In damaligen Wahl­ werbespots standen in selbstgestrickten Pullis und Röcken Frauen und Männer vor der Ka­ mera und traten gemeinsam für ein Ziel ein. Vollkommen egal, wie sie aussahen, ging es ih­ nen um politische Inhalte und nicht um heiße Luft. Dieselben „Grünen“, die sich inzwischen auf politischem wie auch modischen Niveau zum größten Teil angepasst haben, traten da­ mals tatsächlich für eine Legalisierung von Pä­ dophilie und Haschisch ein und ganz nebenbei waren sie eine bis in die Grundfesten von ei­ nem Weltfrieden überzeugte Partei.

als eine neue stellvertretende Bundestagspräsi­ dentin angeln konnte, ist ein Relikt aus vergan­ gen Tagen. Der Designer Michael Michalsky nennt sie die Lady Gaga der Politikermode und stellt sie als ein Leuchtfeuer der Mode inmitten des Meeres von grauen Anzügen dar. Die männlichen gut gekleideten Pendants, auch wenn nicht so farbenprächtig wie Claudia Roth, sind Ex­Doktor Karl­Theodor zu Guttenberg, Ex­Bundespräsident Christian Wulff und schlussendlich, erst neulich ausgezeichnet, Christian Lindner. Der Landeschef der nord­ rhein­westfälischen FDP konnte sich gar nicht genug über die Auszeichnung freuen und kam aus dem Feiern nicht mehr heraus, als seine Partei auch noch aus dem Bundestag hinausbe­ fördert wurde. Alleine der Umstand, dass es solche Auszeich­ nungen und Debatten über das Thema der Po­ litikermode gibt, sind erschreckend, was zeigt, dass die heutige Politik tatsächlich vom eigentli­ chen Zweck abgelenkt wurde. Also sollten die Politiker vielleicht doch lieber dabei bleiben, was sie eigentlich mal konnten: Politik machen, die nicht durch Populismus geprägt ist, egal, ob mit selbstgestricktem Hanfpullover oder ohne.

Eine letzte modische Überlebende aus dieser Zeit gibt es aber noch: Claudia Roth. Parteiche­ fin a.D., die sich gerade noch so einen Posten

Stefan Blümel Klasse 11

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Von „Haute – Couture“ bis zu „Ernstings Family“

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Magersüchtige Mädchen in unbezahlbaren Kleidern, die sich ständiganzicken–soungefährstelltmansichdenAlltageiner Modelagentur vor. Wie es in einer richtigen Modelagentur hier in Dresden zugeht, hat unsere Reporterin herausgefunden.

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ieser Motivationsspruch steht groß im Proberaum der Mode­ lagentur „modeteam“ über ei­ nem riesigen Spiegel mit Flutlichtern an der Seite, der fast die gesamte vordere Wand einnimmt und vermutlich das Erste ist, was einem auffällt, wenn man den hellen Raum betritt. Von außen er­ kennt man kaum, dass sich in dem Ge­ bäude eine Modelagentur befindet, aber innen sind die Räume angenehm mit hellen Grüntönen gestrichen und auch der Raum, in dem ich mich gerade be­ finde, ist angenehm eingerichtet. In den Proberaum hat mich Bea Rössel geführt, Projektmanagerin und Choreo­ grafin der Dresdner Modelagentur. Nachdem wir uns an den langen, höl­ zernen Tisch an der Seite des Raumes gesetzt haben, erfahre ich von ihr mehr über die Welt der Mode und Models. Die Agentur, die seit über 20 Jahren in diesem Gebiet tätig ist und vor allem na­ tional, aber auch international auf Cen­ ter­ Fashionshows und Firmenevents spezialisiert ist, kümmert sich nicht nur um die modischen Aspekte, sondern sorgt auf ihren Shows auch für Technik und Abend­ oder Tagesgestaltung mit Künstlern und Tänzern und vielem mehr. Auch Fotoshootings und TV­ Spots werden mithilfe der 120 fest ange­ stellten Models produziert. Für ihre Models gilt prinzipiell die Unterteilung nicht nur in male und female, sondern in fünf weitere Kategorien: die Young Models, die Best Agers, die Big Beau­ ties, die Dressmen und die Kinder, so dass ein breites Spektrum an Events ab­ gedeckt ist. Das ist auch nötig, da das „modeteam“ nicht nur für Boutiquen und „Haute Couture“, wie Dolce & Gabbana, Gerry Weber, Esprit und Peek & Cloppenburg, sondern auch für

Einzelstores wie Lascana und Cocoon, aber auch für Stores wie Ernstings Fa­ mily arbeitet. Die größte Gruppe stellen dabei die Young Models dar, also die Models im Alter von 16 bis 30 Jahren, da diese in einer Vielzahl von Bereichen einsetzbar und sehr gefragt sind. Trotzdem gibt es keine Altersbeschränkung in dem Be­ ruf. Laut Bea Rössler ist das jüngste Model vom „modeteam“ gerade einmal 5 Jahre alt und das älteste 67 Jahre. „So lange wie man noch gerade laufen kann und sich komplexere Choreografien einprägen kann, steht der Laufstegkar­

„Wer nie aufgibt, gibt immer sein Bestes.“ riere auch nichts im Weg.“ Gerade Kin­ der können ihre eigene Schüchternheit besonders gut überwinden und auf dem Laufsteg erblühen. Falls jemand trotz Schüchternheit eine Modelkarriere an­ strebt, bietet die Agentur wöchentliches Training und Ausbildungen an, um selbstbewusster zu werden und verschie­ denste Choreografien, Posen, Tänze, Laufstile, Mimik und Gestik, Haltung etc. zu erlernen, denn selbstverständlich muss ein Model auch einiges beherr­ schen, um wirklich erfolgreich zu sein. Nachdem ich das alles gehört habe, stel­ le ich trotzdem die Frage, welcher Typ Model denn nun in Deutschland gefragt sei. „Dunkelhäutig, rothaarig und blond mit blauen Augen sind die derzeitigen „Perlen“ auf dem deutschen Model­ markt.“, aber auch auf die “besondere Ausstrahlung“ komme es stark an. Die

wenigsten Leute möchten das Mädchen von nebenan sehen. Bea Rössel betont, dass Magersüchtige bei ihnen nicht in­ frage kommen und darauf achtgegeben wird, dass alle Models genug essen. Das liegt vor allem aber auch daran, dass die breite Masse, die die Agentur erreichen will, ganz normale Leute sind, die kein Gardemaß von 36 haben, sondern im Bereich von 38 bis 44 liegen. Diese Ma­ ße werden auch am häufigsten gebucht. Ziel ist es also vor allem tragbare Mode zu präsentieren, weshalb auch so viele unterschiedliche Marken von der Agen­ tur bedient werden, um viele unter­ schiedliche Menschen zu erreichen und natürlich auch die Abkaufquoten der Händler zu erhöhen. Viele junge Mädchen träumen davon, eines Tages als Model ganz groß rauszu­ kommen. Um als professionell zu gel­ ten, sollte man trotzdem mindestens drei Jahre durch wöchentliches Training ausgebildet werden. Natürlich gebe es immer Ausnahmetalente, die schon nach eineinhalb Jahren das nötige Know­ How besitzen und die dann auch schon mal alleine zum Kunden ge­ schickt werden können. Das Beste sei es, einfach so früh wie möglich anzufan­ gen. Möglichst schon als Kind, so dass man alles von klein auf erlernt. Aber auch neben Beruf, Studium und Rente sei es kein Problem, professionell zu modeln und sich auf diese Weise etwas dazu zu verdienen. Genug zu tun gibt es in jedem Fall im­ mer, weshalb die Modeagentur immer auf der Suche nach „neuen Gesichtern“ ist und durch Castings Nachwuchsmo­ dels auswählt. „Natürlich kann es auch mal passieren, dass ich jemanden auf der Straße sehe, der mich umwirft und

Feschn!

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eine super Ausstrahlung hat und den ich dann auch direkt anspreche“, erklärt mir Bea Rössler. Auch für kleinere Leu­ te findet sich Arbeit, obwohl der Trend immer mehr zu großen Models tendiert. Das Casting sollte man sich jedoch nicht als eine Art Fleischbeschauung vorstel­ len, sondern die Bewerber sollen in körperbetonenden, aber bequemen Sa­ chen sich selbst präsentieren. Dabei wird besonders darauf geachtet, ob man aus der Person viel „herausholen“ kann: Kann man mit den Neulingen arbeiten, sind sie wandelbar, haben sie Ausstrah­ lung und sind sie bereit das Beste aus sich herauszuholen? Das Ziel bleibt, mit einem Model über Jahre hinweg an ver­ schiedenen Projekten zu arbeiten.

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Feschn!

Schließlich soll eine optimale Zusam­ menarbeit gewährleistet werden. Die Models müssen einander helfen und in der Lage sein, gemeinsam Choreografi­ en mit auszuarbeiten, weshalb auch Zi­ ckereien trotz des Klischees und der Konkurrenz in der Modelbranche eine Seltenheit beim „modeteam“ sind. Am Ende unseres Gesprächs betont Bea Rössel noch einmal, dass sich wirk­ lich jeder jederzeit beim „modeteam“ bewerben kann, egal ob Schüler, Leh­ rer, Eltern oder Großeltern. Jedes neue Gesicht ist herzlichst willkommen. Da­ nach verabschiede ich mich und laufe außen an den grauen Gebäuden vorbei, während ich darüber nachdenke, ob es

also das ist, was ein Model letzten Endes ausmacht? Ausstrahlung und immer das Beste aus sich herausholen? Im Fernse­ hen bei Sendungen wie Germanys Next Topmodel hat man immer das Gefühl, die Modewelt wäre viel banaler und schönheitsorientierter aufgebaut. Stimmt dieses Modelbild, das uns da­ durch vermittelt wird also gar nicht? Letzten Endes kann man das wohl nur mit eigener Erfahrung herausfinden.

Michele Garitz Klasse 11


- wo Träume platzen wie am Fließband

W

elches Mädchen wünscht sich das nicht? Ein internationales Model werden, durch die ganze Welt reisen und viel Geld verdienen. Auf Laufstegen in Paris, London, Mailand oder sogar New York die angesagtesten Trends von morgen zu präsentieren und in jeder Zeitschrift aufzutauchen. „Germanys next Topmodel“ erscheint dafür wie das perfekte Sprungbrett. Seit acht Jahren sucht Heidi Klum mit stets wechselnden „Mitjuroren“ die „Schönste der Schönen im ganzen Land“. Dabei geht es nicht immer ganz fair zu: „Manche Mädels können einfach nicht gut miteinander“, soll sich der Zuschauer denken. Aber in Wahrheit stammt ein Großteil der Zickereien aus dem Drehbuch. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG konstatierte anhand der Produktion eine „Rückkehr des Sexismus, dem sich junge Frauen, anders als in der Vergangenheit, freiwillig unterwerfen.“ Hierbei würden die Kandidatinnen der Sendung unter dem Vorwand, sie aufs harte Business vorzubereiten, „dauerhaft gedemütigt.“ Auffällig ist dabei, dass von Anfang an manche Mädchen in den Vordergrund gerückt werden und ausführlicher über sie

berichtet wird als über andere. Das sind meistens Kandidatinnen, die sehr weit kommen. Der Zuschauer soll sich möglichst schnell mit ihnen „anfreunden“, damit er am Ende mit dem Ergebnis zufrieden ist.

lautete, es gehe nicht um die Förderung von Talenten, sondern lediglich um eine gute Quote. Dieser Meinung sind mittlerweile eine Reihe von Zuschauern, die nicht mehr daran glauben, dass hier alles ehrlich zugeht.

SPIEGEL ONLINE bezeichnete im Januar 2010 die Kandidatinnen der Sendung als „typische Beispiele für einen dauernd gestylten, ständig plappernden Frauentyp, der stellvertretend für die Frauenklischees des Senders ProSieben“ stehe. Wahrscheinlich genau wegen solcher Vorwürfe fing Heidi Klum an, ein paar „andere“ Mädchen mit in die Show zu nehmen. Besonders deutlich wurde dies in der letzten Staffel: Die absolut nicht in das Format passende Jaqueline und die Homosexuelle Sophie. Jaqueline schaffte es trotz mancher Hänseleien über ihr Aussehen ins Herz der Zuschauer und auf den 10. Platz. Sophie ging in der 4. Folge freiwillig nach Hause, wobei auch hier mittlerweile Zweifel aufkommen, ob dies wirklich so freiwillig war.

Ein großes Problem ist, ist dass viele Zuschauerinnen durch diese Sendung ein völlig falsches Schönheitsideal bekommen, z.B. wurde in der letzten Staffel mächtig geschimpft, weil Teilnehmerin Christine ein paar Kilo mehr wog als am Anfang. Dabei übersah die Jury „zufälligerweise“, dass Finalistin Luise, die immer als „total schlank“ bezeichnet wurde, sogar ein bisschen kräftiger war als Christine, doch das fiel ja keinem auf.

Heidi Klum wurde ebenfalls vorgeworfen, die Sendung vorrangig zur Eigenwerbung zu nutzen bzw. ihren Werbepartnern, befreundeten Designern oder ihrem Ehemann Seal eine Plattform zu bieten. Der Vorwurf

Liebe Fans der Sendung, wir wollen euch nicht sagen, dass ihr aufhören sollt, sie zu gucken. Seid euch lediglich bewusst, dass dies nicht die Realität, sondern nur eine Show ist. Greta Bärke Klasse 7/3

Tabea Diez Klasse 7/3

Feschn!

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Kreuzverhör Neues Schuljahr - neue Lehrer. Die drei von diesem Jahr haben unsere 9 Fragen beantwortet und stellen sich nun hier vor.

Der Fragebogen 1) Was steht auf Ihrem Schreibtisch? 2) Welches Buch wollten Sie schon immer mal lesen und welches werden Sie nie anrühren? 3) Welche Musik haben Sie in unserem Alter gehört? 4) Süß oder herzhaft? 5) Ihr schlimmstes Urlaubserlebnis? 6) Woran glauben Sie? 7) Wie sehen Sie sich in 20 Jahren? 8) Was denken Sie, wenn Sie einem Schüler in Ihrer Freizeit begegnen? 9) Vollenden Sie diesen Satz: Die Kreuzschule ist ...

Frank Nicht

Geschichts

hrer - und GK-Le

Aufgewachsen bin ich zunächst im niederlausitzer Outback (u.a. in einer gewissen "Sängerstadt"). 2003 bin ich nach Dresden gekom­ men, der Stadt, die ich von allen bisherigen Wohnorten am meisten als Heimat betrachte. Nach meinem ersten Staatsexamen erhielt ich die Gelegenheit, über ein Herzensthema zu promovieren (Eine phantastische Zeit voller Freiheit!). Für mein Referendariat ver­ schlug es mich nach Pirna (auch eine schöne Zeit, aber mit nicht ganz so viel Freiheit). Und jetzt ­ das Kreuzgymnasium: für mich be­ ginnt ein neues Kapitel; mit euch zusammen geschrieben. 1) Zwei schwarze, kantige Notebooks. 1 Tasse Kaffee (schwarz, ohne Zucker). 2) + Hemmingways "Alter Mann und das Meer" steht schon lange auf der Liste. ­ Bei Büchern gilt sonst für mich: sag niemals nie. 3) Ärzte, Jamiroquai, Paul Hardcastle, .... 4) Herzhaft. Herzhaft! Herzhaft!!! 5) Der Anblick von massigen, sonnenverbrannten Rentnern auf einer gewissen spanischen Insel. 6) Dass wir Menschen die Freiheit haben, Gutes oder Schlechtes zu tun. Dass wir beides oft ma­ chen, aber am Ende das Gute doch überwiegt oder wenigstens überwiegen könnte. 7) Gegenfrage: wo seht ihr mich in 20 Jahren? ;­) 8) Hoffentlich ist meine Sonnenbrille groß genug... 9) Die Kreuzschule ist ... ein kleiner Kosmos voller Leben, liebenswerter Kontakte und sympathi­ scher Verrücktheiten.

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Schule


Stefan Seidel

r Physiklehre Mathe - und

Ich bin 27 Jahre alt und in Plauen/Vogtland geboren. Studiert habe ich an der Friedrich­Schiller­Universität in Jena die Fächer Mathematik und Geographie auf Lehramt Gymnasium. Seit 2010 wohne ich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern in Dresden. Das Referendariat absolvierte ich am Bertolt­Brecht­Gymna­ sium, an dem ich heute noch zwei Ganztagsangebote anbiete. Mein Berufswunsch hat sich in der 11.Klasse herauskristallisiert, als ich mit meinen Mitschülern Mathe lernte und Gefallen am Erklären fand. Seit meinem Studium arbeitete ich nebenbei in verschiedenen Nachhilfeinstituten in Jena und Dresden. Das Lehrersein macht großen Spaß und ich bin über meine Berufsentscheidung glücklich. In der Freizeit mache ich viel mit meinen drei Mädels, fahre Rad, spiele Fußball oder Volleyball. 1) ein Bild meiner Familie 2) + "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"; ­ Biographien wie "Nichts als die Wahrheit" von Dieter Bohlen 3) Supreme von Robby Williams 4) am liebsten beides 5) eine Sonnenschirmstange, die ich mir in den Oberschenkel rammte 6) Ein guter Lehrer macht sich nach und nach überflüssig. 7) das ist noch so lange hin... vielleicht: endlich zwei Frauen weniger daheim kommt auf den Schüler an 9) Die Kreuzschule ist ... mein neues zweites Zuhause.

Beate Damm

rin

Schulpfarre

Ich habe in Leipzig und Berlin Theologie studiert und war seit 1997 in Dresden Gemeindepfarrerin. Seit diesem Schuljahr bin ich Schulpfarrerin am Evangeli­ schen Kreuzgymnasium. Mit meiner Familie wohne ich in Dresden. 1) Lampe, PC ( natürlich...), ein kleiner Holzengel, viele Zettel, auf denen steht, was ich nicht vergessen darf 2) + „Nichts als Gespenster“ von Judith Hermann gehört zur ersten Kategorie ­ Ein Buch, das ich meiden möchte? Vielleicht ist ja nicht das Buch problema­ tisch, sondern die mangelnde Fähigkeit der Leser es einzuordnen...? 3) Musik von „Genesis“, „Dire Straits“ und das A­Dur Klavierkonzert von Mozart 4) Herzhaft!! 5) Das gibt es nicht – glücklicherweise, ich bin bisher immer gut erholt und zuver­ sichtlich nach Hause gekommen. 6) An Gott. 7) 20 Jahre älter... Im Ernst: Ich hoffe, beschenkt mit einer wachsenden Familie, etwas mehr Geduld, Lebenserfahrung und Wissen in meiner Arbeit, mit wa­ chem Interesse und Freude am Leben. 8) Mensch, die/ den kenn ich doch! 9) Die Kreuzschule ist … ein guter Ort zum gemeinsamen Leben und Lernen.

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Neues Schuljahr - neue SV. Immer wieder dasselbe, aber trotzdem neu und doch irgendwie anders…

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in wunderschöner Abend neigte sich am Donnerstag, dem 28.11., dem Ende zu. Mit vielen kleinen und großen Lichtern und 13 bezaubernden Auftritten von Schülern aller Jahrgänge hat der 1. Variétéabend ein prägendes und wun­ derbares Bild hinterlassen. Ob gesungen, gezaubert oder gespielt wurde, jeder der bun­ ten Beiträge war ein besonderer Farbtupfer in der großen Palette der Möglichkeiten. An dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an alle Darsteller und Helfer gesagt, ohne deren Beteiligung es nie geklappt hätte. Tausend Dank! Wir, als "neue", mittlerweile eingespielte SV, haben damit unser erstes Großprojekt umgesetzt. Nach den bis jetzt bei uns eingegangenen Kommentaren und Anregungen konnten Schüler, Lehrer und Eltern mitgenommen und begeistert werden. Das freut uns natürlich sehr! Wir sehen es als unsere Aufgabe, mehr Leben in den Schulalltag zu bringen, so dass die Schule nicht nur Ort des Lernens, sondern auch ein Stück Zuhause ist. Angefan­ gen haben wir mit diesem Vorhaben bei unserer neuen SV­Farbe Orange und dem neuen Logo bis hin zum Monatsbericht und unseren Online ­ Auftritt (Facebook, Ho­ mepage). Dazu zählen weiterhin unsere Tonne "Ronny" oder die Thementage/ Motto­ tage. Als SV sind wir eines der wichtigsten Organe der Schule, denn auch wir Schüler haben bei vielen Gelegenheiten Mitspracherechte. Die Schüler machen eine Schule aus und wir, als SV, sind eure gewählten Vertreter. Wenn sich was ändern soll, kommt vorbei. Ob es sich um Projekte, Organisationen oder andere Angelegenheiten handelt, wir ver­ suchen euch zu helfen. Dafür sind wir da ­ jeden Donnerstag in der 7. Stunde. Wir hoffen also auf eure Unterstützung und freuen uns schon jetzt auf die nächsten Aktionen.

Eure SV

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Bitte mit Strukturschwäche!

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hr habt die roten Plakate schon gesehen, die wieder überall in der Schule aushängen – „Kunstpreis“! Dieser Preis wird seit fünf Jahren verliehen und ist inzwischen fester Bestandteil des KUNSTTAGES, einem der wohl schönsten Schultage des Jahres. Und auch ihr, die ihr diese Zeilen lest, könnt – oder besser sollt – mitmachen. Denn hier zeigt sich, was diese Schule so besonders macht: Das Kreuzgymnasium ist nicht nur die älteste Schule Dresdens, mir fällt auch keine weitere ein, die so engagiert für die Künste ist. Wir haben zwei Bands, ein Orchester und einen Schulchor, ein musisches Profil und einen Kunst-Leistungskurs; in der Oberstufe kann der Grundkurs Darstellendes Spiel belegt werden, wir haben ein Atelier und sogar eine Keramikwerkstatt, dann noch einiges an künstlerischen GTA-Angeboten.

Und – wir haben den KUNSTTAG, an dem das kreative Schaffen des letzten Jahres für Freunde, Familie, Lehrer (jaja, Lernen ist nicht alles), Mitschüler und solche, die es werden wollen, präsentiert wird. 2014 lautet das Motto „Strukturschwäche“. Für den dort verliehenen Kunstpreis können also bis zum 05.02. jedwede Kunstwerke eingereicht werden: Gemälde und Zeichnungen, Plastiken und Skulpturen, Fotos und Filme, Installationen und was euch eben noch so einfällt*. Erlaubt sind übrigens auch eigentlich schulische Arbeiten, wie beispielsweise die Komplexe Leistung/Semesterarbeiten/etc. (jeweils natürlich im Fach Kunst) – wenn ihr noch mehr erfahren wollt, dann redet doch mal mit eurer Kunstlehrerin. Was bleibt also sonst noch zu tun? Am Besten den 12. Februar im Kalender markieren, denn dann ist es wieder so weit. KUNSTTAG! PS: Warum ich euch an den Preis erinnere? Tja, wie es aussieht, darf ich dieses Jahr mitentscheiden, wer die Gewinner sind. Und ich will schließlich etwas Ordentliches sehen! Oh, und bevor ich’s vergesse: Habt Spaß!

Max Liebstein Klasse 11 hat auch schon mal einen Kunstpreis gewonnen

*Tipp am Rande: Wenn ihr ein Kunstwerk habt, das ihr gern einreichen wollt, es aber auf den ersten Blick nichts mit dem Thema zu tun hat, gebt ihm doch einfach einen passenden Titel.

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Sagen Sie jetzt nichts...!

ie Was ziehen S

?

am liebsten an

Diesmal hat es also Frau L端tzner getroffen, die sich unseren Fotografen zum "Interview ohne Worte" stellen musste. Als unternehmungslustige und engagierte Deutsch- und Kunstlehrerin ist sie schon weit in der Welt herumgekommen und konnte ihrer Mimik und Gestik bei unseren Fragen nach Mode, Kunst und vielem mehr freien Lauf lassen. Seht selbst!

Pinnwand/GregorGrygo/pixelio.de

Was w 端r Schulu den Sie zu e in niform sagen? er

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Wie gucken Sie, wenn Sie nicht wissen, was Sie anziehen sollen?

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er vo n d m e i S al te n 체 le r a Wa s h g d e r S c h un ? K le id K re u z

Vor zwei Ja h We l t re i se . re n w a re n S i e a u f Wi e in Indien haben Sie sich v e rst 채 nd i g t?

stunterFinden Sie dass der Kun sium gericht am Kreuzgymna nug Platz bekommt?

S ch o nm d i e N al 체 b e r le o te n ab z u gt , i n K u sc h a ffe n ns t ? Schule

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Schnipseljagd durch das Schulhaus

N

otiere immer den Buchstaben hinter der richtigen Lösung – alle Buchstaben zusammen ergeben das Lösungswort!

Wir fangen im Hof an.Wenn du das Dach genau anschaust wirst du zwei Zahlen entdecken. Welche Zahlen sind das? 13 37 20 08 16 84

O E C

Nimm dir die erste Zahl und gehe in den entsprechenden Stock. (EG:100­199 1. Stock:200­299 …) Suche eine Stelle an dem man alle Feuerlöscher vom C Flügel gleichzeitig sehen kann. Schaue dich nun um. Über welchem Zimmer hängt eine Uhr? Zi.215 Zi.322 Zi.335

A H S

Geh nun in den A Flügel. Wie viele Lampen hängen zwischen dem Zimmer 313 und 320? (Zähle nur die großen Lampen die auf dem Weg liegen!) 10 16 9

M T P

Bleibe in diesem Stock und suche nach diesem Schild ^ 427 Elternsprechzimmer > 323 Chor Büro < 313 Aula v 016 Archiv Was kommt an die freie Stelle? ^ Lesel. v Sekretariat < Sekretariat

K R S

Das Schild macht einen Knick wo eine Nummer steht. Welche ist das? 5.4 8.1 10.3

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A J E

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Wenn man den Punkt mit einem Schrägstrich vertauscht, kommt eine Klasse heraus. Welche Zimmernummer hat das Klassezimmer? 431 233 137

S R W

Gehe nun im ersten Stock in den C Flügel und suche nach „Tafel X“ (Tipp: du siehst von dort aus eine Taube, wobei sie in einem anderen Flügel ist) Was siehst du auf dieser „Tafel“? alte Kreuzschule Kreuzgymnasium Alumnat

S L H

Neben Tafel X hängen noch ähnliche Tafeln. Wie viele sind das? 6 4 3

C O F

Und nun – ab in die Cafeteria und eure Lösung mit Namen und Klasse bis zum 19.12. in den Briefkasten der Schülerzeitung werfen! Viel Glück! Der tolle Hauptgewinn für unser Rätsel ist ein Gutschein für das Cafe „Charlottes Enkel“, das ihr in unserer Ausgabe vorgestellt bekommt! Mitarbeiter der Schülerzeitung sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinner wird unter den richtigen Einsendungen per Los ermittelt; der Termin dazu wird noch bekannt gegeben.


Unser täglich Brot gib uns heute... N

ichts ist schöner als nach einem langen Schultag voller Klausu­ ren, Klassenarbeiten, Tests, mündlichen Leistungskontrollen, Vor­ trägen, Täglichen Übungen und Haus­ aufgaben mit Freunden bei einem warmen Mittagessen in der Cafeteria zu sitzen und sich kollektiv darüber aufzu­ regen, wie schwer doch das Schülerle­ ben ist und das alles immer schlimmer wird und dass früher, in der fünften Klasse, alles noch viel schöner war. Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Cafeteria. Ist man gegen viertel zwei in den Gän­ gen des Kellers unterwegs, kann es ei­ nem passieren, dass man von einer Gruppe Fünftklässler umgerannt wird. In diesen fünf Minuten der Anarchie, diesen fünf Minuten, bevor die Lehrer­ aufsicht eintrifft und versucht, in dem

Chaos eine Ordnung durchzusetzen, gibt es noch die Möglichkeit, sich schnell ein Essen zu ergattern. Danach nicht mehr. Danach muss man den be­ schwerlichen „legalen“ Weg in Kauf nehmen, der über eine Schlange unbe­ kannten Ausmaßes führt , die ständig wächst, weil manche Schüler sich für besser als andere Schüler halten, zu wertvoll und überhaupt zu wichtig, um sich anstellen zu müssen ­ und sich vor­ drängeln. Der Kampf um das Essen ist aber noch nicht vorbei. Wenn man sein Essen nun in der Hand hat, muss man noch nach einem Platz suchen, an dem man es in Ruhe konsumieren kann, wenn man bei dem enormen Lautstär­ kepegel, der manchmal fast an dem Ni­

veau dem eines Rockkonzertes kitzelt, von Ruhe sprechen kann. Es gibt Platz­ probleme in der Cafeteria, immer noch.

Und wenn man danach wieder Unter­ richt hat und sich kaum noch vor den Fängen des Schlafes retten kann, kann man sich nicht einmal mehr einen Kaf­ fee kaufen, denn der ist ja wegen dem Missbrauch der aufputschenden Wir­ kung durch jüngere Schüler aus dem Sortiment genommen worden. Und durch die Lehreraufsicht kann man sich gar nicht mehr ungestört auf die mitun­ ter zu kleinen Portionen konzentrieren, man hat ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Wenn man es eilig hat, kann man auch nicht mal mehr ein Brötchen essen, sondern muss ganz auf seine Mit­ tagsmahlzeit verzichten. Will man dem Chaos entgehen und mit knurrendem

Über diesen ganzen Beschwerden soll­ ten wir aber nicht vergessen, wie viel wir eigentlich von dieser Cafeteria profitie­ ren. Viele Schüler kennen den alten Es­ sensanbieter SODEXO nicht mehr, die dunklen Kellerräume in Prohlis, die Schlange, die manchmal bis auf die Treppe reichte, wenn es denn mal wie­ der nach zwei Monaten das erste Mal Quarkkeulchen gab. An die Essensmar­ ken, die man immer dabei haben muss­ te, denn sonst bekam man an diesem Tag im schlimmsten Fall kein Essen, an die Essenspläne, die irgendwie immer verloren gingen oder nicht rechtzeitig abgegeben wurden. Ich weiß noch, dass, als ich in der sechs­ ten Klasse war, ein SV­Team gewählt wurde, unter anderem weil es sich für Gummibärchen im Kiosk einsetzen wollte. Es gibt natürlich auch heute noch Pro­ bleme und ich glaube, dass es keine Kardinalslösung für sie gibt. Deswegen sollten wir den Maßnahmen, die ergrif­ fen werden, wie zum Beispiel der Leh­ reraufsicht oder der Regel, dass man vor dreiviertel drei kein Brötchen mehr kaufen darf, wenigstens eine Chance ge­ ben, und sie nicht von vornherein boy­ kottieren. Franzsika Hermann Klasse 11

Magen wartet, bis der Ansturm vorbei ist, ist genau das Essen eigener Wahl meist alle. Warum geht man also nicht lieber au­ßerhalb essen oder am besten gleich gar nicht?

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Leben für das Extreme Wenn es bei mir klingeln würde und mich jemand fragte, ob wir die Welt zu Fuß umrunden, ich wäre dabei!

E

iner der Leitsprüche eines Mannes, den viele von uns kennen dürften: Klaus Brinschwitz. Besitzer der Was­ sersportschule am Senftenberger See, in welcher er Jahr für Jahr hunderten Menschen Windsurfen und Katama­ ran­Fahren beibringt. Und wie seine Homepage schon tref­ fend sagt, sind Reiseberichte inklusive und werden auch freigiebig verteilt. Wer noch nicht genug von seinen Helden­ taten hat, kann sie nun in diesem Interview bestaunen.

kreuz&quer: „Wie bist du zum Windsurfen gekommen?“ Klaus Brinschwitz: „Damals habe ich mich noch mehr für Kanus und Segeln interessiert. Letzteres kannte ich schon seit meiner Kindheit. Da sagte ein Freund von mir, „Probier’s doch mal mit Windsurfen“. Ich hatte mich vorher schon ein wenig informiert, ein Buch aus tiefsten Ostzeiten gelesen, von einem ehemaligen DDR­Meister im Windsurfen. Nun wollte er mir zeigen, wie es geht. Also bin ich über den See gefahren und einfach wieder zurück. Er hat sein Zeug hingeschmissen und gesagt: „Verarschen kann ich mich alleine.“ Das Verrück­te war, dass ich noch nie auf einem Surfbrett gestanden hatte!Und im gleichen Jahr habe ich meinen Surflehrer gemacht, weil es einfach spielend geht.“

kreuz&quer: „Wann und wieso bist du auf die Idee gekom­men, eine eigene Surfschule aufzumachen?“ Klaus Brinschwitz: „Mit 37 Jahren. Ich hatte das Gefühl, ich kann mehr, ich will nicht fremdgesteuert sein, meinen Geist und Arbeitskraft für andere einsetzen. Ich will freier leben, und da hab ich meine Firma gegründet. Wassersportschule mit dem Konzept Natur, weil ich mit Naturkräften arbeite und Umweltfreund bin. Windsurfen und Segeln hat wesent­lich mehr Potenzial und ist ästhetischer als diese Dreck­schleudern!“

kreuz&quer: „Läuft das Geschäft gut?“ Klaus Brinschwitz: „Wenn’s regnet, kommt keiner. Ich wür­de dann auch nicht Boot fahren. Aber mit Regen kommt auch der Wind! Wie die Wahnsinnigen sind wir hier über den See gebrettert, als es so geregnet hatte. Keine Kunden be­deutet für mich Freizeit, Vollgas. Wir waren jeden Tag drau­ßen! Das macht Spaß. Man muss einfach viele Produkte haben und die Leute ansprechen!“

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kreuz&quer: „Du erzählst sehr gern von deinen Reisen ­ was hast du in den Ländern alles erlebt?“

kreuz&quer: „Reist du immer noch so viel?“

Klaus Brinschwitz: „Was heißt hier immer noch? Bin Klaus Brinschwitz: „Das war was, da wird dein doch erst 53. Dieses Jahr laufe ich mit einer selbstgebauten Tonband nicht reichen! Sag ein Land, und ich erzähl dir eine Hand­wagenkarre vom Mittelmeer zum Atlantik. Quer Geschich­te.“ durch Frankreich, am Canal du Midi lang, dann bis Toulouse, an der Garonne bis Bordeaux. Nächstes Jahr fahre ich mit dem Rennrad von Los Angeles nach Savannah, einmal durch die USA. Das Ding heißt Race Across America (RAAM), total verrückt und berühmt! Da fahren die richtigen Profis 4.600 Kilometer in 9 Tagen, schlafen pro Tag nur eine Viertel­ bis halbe Stunde. Das sind bei den richtigen Experten pro Tag so um die 500 Kilometer. So was mache ich natürlich nicht! Ich fahre am Tag so 150 Kilometer, ganz gemütlich. Dann sehe ich mir natürlich die ganzen Südstaaten an, Kalifornien und New Mexiko, Arizona und Texas, ich will das erleben, für mich alleine kreuz&quer: „Rumänien.“ sein, mit meinen Gedanken, und einfach Fahr­rad fahren!“ Klaus Brinschwitz: „In Rumänien bin ich vom Schwarzen Meer auf den Karpaten bis nach Jugoslawien gewandert und hab die acht höchsten Berge dort in vier Wochen bestiegen. Bin mit 84 Kilo Körpergewicht hingefahren und mit 67,5 Kilo wieder zurückgekommen. Damals zu Ostzeiten gab es in Ru­mänien wirklich nichts zu essen. Ich hatte jeden Tag nur eine Scheibe Weißbrot.“

Jeden Tag nur eine Scheibe Weißbrot.

Total verrückt und berühmt.

kreuz&quer: „Russland.“

kreuz&quer: „Und noch ein gutes Schlusswort:“

Klaus Brinschwitz: „Einmal bin ich durch Russland gelaufen, an der Wolga entlang. Ich bin dort im März nackt in der Wolgaquelle baden gegangen, die liegt zwischen Sankt Peters­burg und Moskau ungefähr in der Mitte, mitten im Birken­wald. Da war ringsherum alles zugefroren, auch auf der Quelle war eine dicke Eisschicht. Aber drei Meter weiter gab es durch die Fließgeschwindigkeit noch Wasser, und dort bin ich dann rein, circa 0° Celsius. Die Russen haben geguckt!“

Klaus Brinschwitz: „Lerne Windsurfen oder willst du ein Le­ben lang rudern?“

Vielen Dank für das Interview, Klaus! Das Interview führte Daniel Mudra (9/2)

Daniel Mudra Klasse 9/2

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Kafkas Process, Chiaroscuro und der Hund unter dem Tisch Zur Helligkeit und zu den Räumen in Franz Kafkas Roman „Der Process“

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hiaroscuro - ein wohlklingendes Wort aus dem Italienischen. Übersetzt man es allerdings ins Deutsche, so erhält man ein sehr nüchternes, schlichtes „Hell-Dunkel“. Aber Hell-Dunkel ist auch noch nicht Chiaroscuro. Mit Licht und Schatten haben Maler natürlich schon seit der Renaissance gearbeitet. Ist ja auch ein starkes gestalterisches Mittel. Chiaroscuro - dunkler Grund und helle Lichter. Etwas heller und etwas dunkler als sonst. Schaut man sich zum Beispiel Caravaggios „Berufung des Matthäus“ an, ein Lehrbuchbeispiel für Chiaroscuro: In einem Raum sitzt eine Gruppe von Männern. Um die Gruppe ist es so dunkel, dass man nicht erkennen könnte, wenn ein Hund unter dem Tisch liegen würde. Das gleißende Licht, welches von rechts auf die Gruppe fällt und nur diese beleuchtet, kommt nicht etwa durch das Fenster in der Wand, sondern auf mysteriöse Weise von, naja, irgendwo anders halt her. Der Kontrast zwischen dem düsteren Raum und den grell erleuchteten Figuren schafft einen dramatischen Ausdruck und zudem eine starke Räumlichkeit. Der Fokus ist klar auf die Personen gerichtet, Hintergrund und Umgebung scheinen auf den ersten Blick unwichtig zu sein. Jedenfalls hat Caravaggio sie weggelassen, oder vielmehr verborgen, verborgen in den schwarzen Schatten. Also quasi verborgen durch das helle Licht. Denn wenn es dieses Licht nicht gäbe, gäbe es auch die extrem dunklen Schatten nicht. (Würde man ohne dieses Licht dann überhaupt etwas sehen?, frage ich mich.) Der Akt der Berufung des Matthäus, dieses unglaubliche Ereignis, stellt alles andere in den Schatten, macht es unwichtig. Das ist o.k. für den Moment, aber was ist, wenn man sich dann doch mal für die Hintergründe interessiert? Was ist, wenn man wissen möchte, was sich in den Schatten verbirgt, oder woher das Licht kommt? Was ist, wenn man verstehen möchte, was hinter diesem Vorhang ist?

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Berufung des Heiligen Matthäus ( 1599 / 1600 ), Michelangelo Merisi da Caravaggios

Wikimedia Commons / GNU Free Documentation License

Immer wenn ich in Kafkas „Process“ lese, muss ich mir solche Fragen stellen. Ich habe den Eindruck, an einer Reihe von Chiarosuro-Gemälden vorbeizugehen. Schon zu Beginn, in der allerersten Szene, der Verhaftung: Dramatisch beleuchtet ist K., der von mehreren Männern verhaftet wird, völlig überrumpelt steht er da und ist noch nicht einmal richtig angezogen. Allerdings findet man auf der gesamten Leinwand kein Anzeichen dafür, was der arme Mann denn überhaupt verbrochen hat. Jemand musste ihn verleumdet haben? Warum wird Josef K. verhaftet? Liegt ein Hund unter dem Tisch? Man wird bewusst im Unklaren gelassen, und im Gegensatz zu Matthäus (Matthäusevangelium, Kap. 9, Vers 9 ) steht über Josef K. leider nichts in der Bibel. Nun ist der „Process“ kein Gemälde und man denkt zunächst, man hätte gerade nochmal Glück gehabt.

Schließlich ist ein Roman, anders als ein Bild, kein festgefrorener Augenblick, sondern vielmehr etwas, das sich entwickeln kann. Ein Prozess sozusagen. Der Roman hat ja noch ungefähr hundertfünfzig Seiten mehr, da wird man schon erfahren, was denn jetzt der Grund für die Verhaftung war. Alles ist gut, keine Aufregung. Von wegen! Über den Grund der Verhaftung verliert für den Rest des Buches keiner mehr ein Wort! (Oder jedenfalls kein Wort, das einem weiterhelfen könnte.) Es geht vielmehr weiter wie bisher, wenn nicht sogar noch verwirrender. Chiaroscuro-artige Szenen, wo man nur hinschaut. Dramatisch, bildgewaltig, eindrucksvoll, anschaulich, mit meisterhafter Technik und Weltklasse Stil zu Papier gebracht großartig, wirklich großartig! Diese Räumlichkeit, unglaublich, die Bilder springen mich förmlich an! Wenn man


mir jetzt noch sagen könnte, was hier eigentlich die ganze Zeit abläuft, und vor allem warum, würde ich sogar die Handlung verstehen. Aber dann ginge natürlich der ganze Effekt verloren. Wären die schattigen Unklarheiten ausgeleuchtet, hätten die hellen Stellen keinen Platz mehr zum Leuchten. Außerdem, wer braucht schon einen klaren Durchblick durch die Geschehnisse, wenn man doch auch tiefe Schatten und tolle schwarze Löcher haben kann?

Franz Kafka ( 1883 ‐ 1924 )

Wikimedia Commons

Kafka setzt die schwarzen Löcher sehr gekonnt in seinen Roman ein. „Trotzdem kein unmittelbarer Lichtzutritt bestand, war es doch nicht vollständig dunkel“, heißt es auf Seite 50 (Ausgabe: Hamburger Lesehefte). Er nutzt eine Technik für die Literatur, die eigentlich aus der bildenden Kunst zu kommen scheint. Der geschriebene Text paraphrasiert das gemalte Bild. Die Erlebnisse des K. sind Paraphrase der Berufung des Matthäus. Also starrt man in den Schatten und fragt: „Wozu und von wem ist denn eigentlich K. berufen?“ Auf Seite 149 von Kafkas Process findet man ab Zeile dreizehn das folgende Zitat: „Als sich K. zufällig umdrehte, sah er nicht weit hinter sich eine hohe starke, an einer Säule befestigte Kerze gleichfalls brennen. So schön das war, zur Beleuchtung der Altarbilder, die meistens in der Finsternis der Seitenaltäre hingen, war das gänzlich unzureichend, es vermehrte vielmehr die Finsternis.“ Das beschreibt ziemlich gut den Umgang mit Erleuchtung und der Ausgabe von wesentlichen Informationen im gesamten Roman. Zufällig

dreht man sich um und sieht das Licht einer Kerze. 'Jetzt werde ich gleich mehr erkennen können in dieser Dunkelheit', denkt man. Allerdings sieht man nur ein Bild, das zwar schön ist, aber viel zu wenig beleuchtet, um Schlüsse daraus ziehen zu können. Eigentlich hat man durch sein Betrachten nichts gewonnen als neue Fragen. Kann man die Antworten finden, in dunklen Buchstaben auf hellem Grund? Ich denke, sie liegen eher irgendwo im mittelgrauen Grau, vollkommen dazwischen. Schülerarbeit von Helene Röder LK Deutsch Klasse 12

Kafkas Roman „Der Process“

Wikimedia Commons: Antiquariat Dr. Haack Leipzig; Privatbesitz, © Foto H.‐P. Haack

Frau Mehnert: „Benny, ich bin für die nächste Stunde die Frau deines Lebens. Also hör auf mit Hanna zu quatschen!“ Herr Hägele: „Gerade junge Leute neigen ja dazu, Billigturnschuhe aus Nordchina zu kaufen. Nach dem Sommer tendiert dann die Fußfarbe leicht ins Gelbliche. Und das liegt nicht daran, dass sie in China produziert wurden.“

Frau Baier-Heinlein: „Entschuldigung. Ich hab mir letztens den neuen Walt-Disney-Film angesehen - danach war's aus!“ Frau Winkel: „Vor den Mathematikern traue ich mich immer nicht, einen Zeitstrahl zu zeichnen ...“

Bild: Petra Bork / pixelio.de

Schule Schule

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Dresden


DRESDEN STREETST YLE Was lässt sich in Dresden zum Thema Stil und Mode denn so fin­ den?, habe ich mich gefragt und mich auf dem Flohmarkt an der Elbe mal auf die Suche begeben. So Einiges, hat sich herausgestellt, und ich habe mir ein paar interessant und unterschiedlich gekleidete Men­ schenherausgesucht, die bereit waren, sich einmal fotografieren zu lassen und mir die eine oder andere Frage zu ihrem Stil zu beantworten. Hier also ein paar Einblicke in Dresdens Streetstyle:

s Mexiko, reundin au e ich F r e in e n o hab ich v ürtel habe ag! Den langen Rock bisschen „Diesen G T in n e e d h c je n no nd ich ich trage ih s morgens ja immer er Mam a u e in e il e m w n lt o v h ä t gew hirt is Ich bin kann, das S e mal wieder tragen. t, meine in se r le h kü hon lang eeinfluss wollte es sc as meinen Stil sehr b schen Zigeuner, w bis n, Halbungari ch so aus wie ich...ein ig.“ st u a lu Oma sieht lässig, bequem und „Heute wollte ic h et das meine Liebl was Bequemes anziehen, au ßerdem sind Streetstyle, vor ingsschuhe, die ich fast täglic h trage. Vom allem auf Festiv als, schaue ich mir einiges ab.“

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Dresden

Paula Moerke Klasse 10/3


„Ich finde mein Rock passt so gut zum Flohmarkt, er ist so ein bisschen 'bohème' und weil heute so schönes Wetter ist, wollte ich gerne helle Farben tragen. Ich kombiniere gerne Vintage mit aktuellen Trends, die ich vor allem durch Modeblogs mitbekomme. Mein Stilvorbild ist meine Mama.“

„Um ehrlich zu sein habe ich mich heute für „Warm und praktisch sollte es heute sein, ein Kopftuch entschieden weil ich keine Lust den blauen Pulli habe ich für den Farbklecks hatte, meine Haare zu waschen. Ich bin so angezogen, der bei mir nicht fehlen darf. Ich wie ich bin, deshalb ist mein Stil individuell lese viele Modezeitschriften und ­blogs und und unangepasst, toll finde ich Mode aus würde meinen Stil als lässig und elegant alten Filmen.“ beschreiben.

„Farben müssen bei mir immer gut „Eigentlich war es heute nur das schöne zusammenpassen, ungern trage ich mehr als Wetter, was meine Klamottenwahl 3 Farben zusammen, zu dunkel sollte ein beeinflusst hat. Ansonsten ist mein Stil sehr Outfit aber auch nicht sein. Mein Stil ist persönlich und unbeeinflusst, ich kleide nicht medien­beeinflusst, ich trage die mich so wie ich mich gerade fühle und Sachen die mir persönlich im Geschäft ins probiere gerne verschiedene Kombinationen Auge fallen.“ aus.“

„Diese Hose war mal meine Lieblingshose und passt mir jetzt endlich wieder, deswegen wollte ich sie heute anziehen. Inspiration für meinen Stil finde ich in alten Filmen und in dem was man auf der Straße so sieht.“

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Geh doch mal zu ...

K lein, a ber fein: u n d er W n e u la b m a r a b o ss re "Charlottes Enkel - Esp

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a, klein ist das Café am Schillerplatz auf jeden Fall. Mit gerade einmal 15 Quadratmetern gehört es zu den kleinsten Dresdner Cafés. Und gerade deshalb ist es ur­ gemütlich!

Als ich das erste Mal in das Café kam, stieg mir sofort der Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen und Schokola­ de die Nase. Das Geräusch des Milchaufschäumers und die leckersten Kuchenstücke hinter den Vitrinen lassen mich für einen Moment die Welt vor der Tür vergessen. Ich fühle mich auf Anhieb wohl. Eine freundliche Stimme fragt mich: „ Na, was bekommst du?“ Es ist Katja Schumann, die Inhaberin des Cafés „Charlottes Enkel“ am Schillerplatz. Mit meinem Cappuccino in der Hand nehme ich auf dem Sofa Platz. Im Café herrscht geschäf­ tiges Treiben und nach kurzer Zeit sitzen überall um mich herum Leute, sogar auf dem Fenster­ brett mit Blick auf den Schillerplatz. So kommt man schnell miteinander ins Gespräch und das ist so gewollt. Denn auch wenn es voll ist und es viel zu tun gibt, haben Katja Schumann und ihre Mitarbeiter für jeden noch ein Wort. Tatsächlich kommen viele Dresdner täglich, manche sogar mehrmals, um schnell einen Espresso zu trinken.

Vor mittlerweile drei Jahren war Katja Schumann, als ihre ei­ gene Espressomaschine den Geist aufgab, auf der Suche nach einem guten Kaffee. Fehlanzeige: rund um den Schillerplatz gab es damals noch keinen „Coffee to go“. So kam die zün­ dende Idee, ein eigenes kleines Café zu eröffnen.

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Dresden

Ihre Großmutter Charlotte, die selbst eine Bäckerei hatte, hat ihre Liebe zum Backen geweckt – deshalb auch der Name „Charlottes Enkel“. Nun steht Katja Schumann selbst täglich in ihrer eigenen Backstube und erfreut ihre Kunden mit so toll klingenden Kuchenkreationen wie „Pflaumenkuchen mit Ingwer und Vanille“, „Eclairs mit feiner Mousselinekrem“, „Bananenkuchen mit Wallnüssen“, „Mango­Vanille Mousse auf feinem Löffel­Bisquite­Boden“ oder für Vitamin C­Fans: „Zitronenecken“. Ihrer Kreativität sind kaum Grenzen ge­ setzt! Ein Tipp für Backfreunde: Eini­ ge Rezepte von Katja Schumann findet man an den Wänden des Cafés. Geöffnet hat das Café „Charlot­ tes Enkel“ täglich von 8­18:30 Uhr, am Samstag von 9­16 Uhr. Wie erwähnt, alles gibt es auch zum Mitnehmen.

„ C h a r l o t t e s En k e l “ C a f é & Ko n d i t o r e i

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L o s ch w i t z e r S t r a ß e 5 8 0 1 3 0 9 D re sd e n

Wer jetzt sofort Appetit bekommen hat: Wir verlosen einen Gutschein im Wert von 5€! Vielen Dank nochmals an Katja Schumann und ihr Team.

Clara Einhorn, Klasse 8


Herr Nicht: „In der Sächsischen Schweiz, da rennen auch Ochsen rum und einige von denen haben sogar Wahlrecht.“

Frau Habermann: "So, ein Beispiel, zum Wegätzen dieser Haare nehmen wir Rohrreiniger. Das Zeug ist ätzend, daher sollte man Handschuhe anziehen. Mach ich jetzt mal nicht...“ Nimmt einen Löffel, welcher reinrutscht, sie wühlt ihn mit der Hand tief in der Chemikalie wieder heraus.

Frau Habermann: "Hey, bei mir kaut man keinen Kaugummi. Warte mal, hast du den grade geschluckt? Ist nicht grade gesund, ich hoffe mal, du bist wiederkäuend!"

Herr Nicht: "Mein Lieblingszitat: "Wir haben zwar keine Lösung, aber wir bewundern das Problem."

Herr Keil: „Ein anderes Wort für Arbeiten...? Keulen?“

Frau Lützner: "Für das Kunstprojekt brauchen wir einen Helden unserer Zeit. So jemanden wie Justin Bieber..." Schüler 1: "JUSTIN BIEBER!?" Schüler 2: Satan! *bekreuzigt sich* Frau Lützner: "Das ist der gar nicht wert, glaube ich..."

Herr Keil: "Gestern auf der Jahrgangsparty, dieser Song "Das Mädchen am Strand ist geil" von Käpt'n Geil, das war der Untergang des Abendlandes, Leute! Das müsste außerdem Käpt'n Keil heißen...

Schüler: „Also ich habe das noch nicht so ganz verinnerlicht.“ Herr Milde: „Hm, naja, eigentlich ist es auch nicht Wert, es zu verinnerlichen. Du musst es bloß wissen.“

Schüler: „Der Regenbogen entsteht letztendlich auch nur durch die Brechung der Sonnenstrahlen in den Regentropfen.“ F r a u W i n k e l ( z u r V e r w i s s e n s ch a f t l i ch u n g d e s D e n k e n s ) : „Von euch möchte ich aber auch keine Liebesbriefe bekommen.“

Herr Keil: "Tja, das muss man sich im Französischen leider merken: Das Problem ist immer männlich!"

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Eat. Work. Marvel. Freiwilligendienst in Indien

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JFD – dieses Kürzel umschreibt mein „gap year“ nach dem Abi. Wie so viele andere hat es mich nach 12 Jahren relativer Eintönigkeit auch in die große weite Welt gezogen. Aus dieser Sehnsucht ist schließlich ein Freiwilligendienst in Hyderabad, Indien geworden. Wie sich nun herausstellt, hat das mit einer „Lücke“ nicht viel zu tun… Indien ist … Wenn nichts nach Plan verläuft und trotzdem etwas Wunderbares heraus­ kommt.

Wenn man auch im Kinderheim vor dem strömenden Regen nicht sicher ist und überall Eimer herumstehen, die mehr oder weniger erfolgreich all das Wasser auffangen, welches sich den Weg durch das löchrige Wellblechdach ge­ bahnt hat. Wenn man unablässig dutzende dunkel­ braune Augenpaare auf sich ruhen spürt. Manchmal glänzende, erwartungsvolle Blicke der Kinder, häufiger aber schlicht neugierige, starrende Blicke auf der Stra­ ße. Wenn so viele Erlebnisse auf einen ein­ strömen, dass es einem unmöglich scheint, all dies in einen kurzen Bericht zu fassen… Der Abschied - Die Ankunft. Der Abschied fiel wie erwartet schwer. Die letzten Wochen vergingen wie im Fluge. Und als der Moment dann da war, kam er trotz langfristiger Planung doch unheimlich überraschend. Die letz­ ten Tage und Stunden waren geprägt von Packstress, letzten Treffen und Verab­ schiedungen. Plötzlich saß ich schon im ICE Richtung Frankfurter Flughafen und konnte es überhaupt nicht fassen. Trotzdem habe ich die Reise überstan­ den und bin eines Freitags Anfang Sep­ tember schließlich in Hyderabad angekommen. Diverse Befürchtungen wurden entkräftet; weder war das Ge­ päck verloren gegangen, noch hatte die Organisation unsere Ankunft vergessen.

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Die Tage nach meiner Ankunft in Indien waren von organisatorischen Problem­ stellungen geprägt. Als erstes stand die Registrierung an. Ein bürokratisch not­ wendiger Prozess für alle Ausländer, die sich länger in Indien aufhalten. Erneut wurden die Dokumente, die wir schon für den Visumsantrag benötigt hatten, herausgekramt, gescannt, kopiert und um zahlreiche Dinge ergänzt. Neue Passfotos in wieder anderem Format mussten her. Als wir dann am 27.9. schließlich unseren Registrierungstermin wahrnahmen, wussten wir noch nicht, dass wir dort sieben Stunden verbringen würden. Erst war ein Dokument fehler­ haft, ein anderes von dessen Notwendig­ keit wir nichts ahnten, fehlte komplett. Da half es auch nichts, mein Mantra für das Jahr in Indien vor mich hin zu sum­ men: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit…“ Ich war hungrig, genervt und kurz davor auf die Tränendrüse zu drücken (viel Verstel­ lung wäre nicht nötig gewesen), als einer doch Mitleid mit mir zu haben schien, sich von seinem Sessel erhob, hinter ei­ ner Tür verschwand und tatsächlich mit meinem Pass wieder herauskam.

Die Arbeit. Die Organisation heißt Aman Biradari und koordiniert verschiedene Projekte in ganz Indien. Ich werde das ganze Jahr für eins dieser Projekte arbeiten, welches sich Aman Vedika nennt. Dieses Projekt besteht aus vier Kinderheimen in Hy­ derabad. Davon sind zwei Mädchen­ und zwei Jungenheime. Dort wird ihnen nicht nur Schutz und Verpflegung geboten, sondern es wird selbstverständlich auch für ihre Bildung gesorgt. Die Kinder, die aus irgendeinem Grund noch nicht für den normalen Schulunterricht bereit sind, werden in den Heimen unterrich­ tet. Da kommen wir Freiwilligen ins Spiel, denn unsere Aufgabe ist unter an­ derem, diesen Unterricht zu unterstüt­ zen. An meinem ersten Abend im Heim hat­ ten die Mädchen ein richtiges Willkom­ mensprogramm vorbereitet, haben vorgesungen und getanzt, eine hübscher und süßer als die andere. Danach woll­ ten sie uns auch gleich das indische Tan­ zen beibringen, mit welchem Erfolg kann ich nicht beurteilen, aber es war eindeu­


tig der schönste Moment seit meiner Ankunft. Nach vielem Tanzen gab es das unvermeidliche Reisgericht zum Abendbrot und ich war völlig verblüfft, was die Mädels für Portionen ver­ drücken können und dabei doch so dünn bleiben. Den hohen Stellenwert des Essens sieht man schon daran, dass statt „Wie geht es dir?“ „Hast du schon gegessen?“ gefragt wird. Als wir das für einen Mitarbeiter auf Deutsch überset­ zen sollten, war er ganz entsetzt als wir sagten, dass man das in Deutschland ei­ gentlich nicht fragt…

Szenen des indischen Alltags Nachts, schätzungsweise zwischen 3 und 4 Uhr wache ich auf und bin, auch nach mehreren Wochen in Hyderabad noch für einen kurzen Moment verwirrt. Ach so, stimmt ja, Indien. Auch diese Er­

Aber schon bald war es vorbei mit der Kennenlern­ und Eingewöhnungsphase und die eigentliche Arbeit nimmt mitt­ lerweile ihren chaotischen und nicht sel­ ten überfordernden Lauf. Es ist leichter gesagt als getan, eine Gruppe von fünf bis fünf­ zehn Mädchen unter­ schiedlicher Altersklassen und Wissensstände in Schach zu halten, zu motivieren und als unqualifizierte Freiwillige effektiven, aber abwechslungsrei­ chen Unterricht zu gestal­ ten. Nicht selten verbringen wir die Abende mit Brainstormen und Googlen, malen, basteln und planen. Egal wie sorgfältig geplant, sel­ ten klappt alles so wie erhofft oder zeigt den gewünschten Erfolg. Bisher versu­ chen wir singend, zeichnerisch und spielerisch das Vokabular der Mädchen zu erweitern, ihnen das englische Al­ phabet oder den Umgang mit Zahlen näher zu bringen. Nachmittags kommt dann der Teil, auf den die Kinder (verständlicherweise) so­ wieso immer mehr Lust haben. Gruß­ karten oder Tiermasken basteln, malen, Polka tanzen und Spiele spielen und dabei immer schön die Nerven behal­ ten wenn ein Kind wieder mal die Schallplatte mit den „Sister, sister!“ Ru­ fen nicht abschalten kann. Für diesen Nachmittagsteil sind wir auch mehrmals pro Woche in den Jungenheimen. Da ist die Atmosphäre gleich immer ganz anders, aber durchaus angenehm. Im „Bible House“ sind auch ganz kleine Jungs ab vier Jahren zu Hause, die ich auch mal einfach einen ganzen Nach­ mittag auf den Schoß nehme und tröste, wenn sie sich nach den Ferien gerade von ihrer Mama trennen mussten.

alles was man nachts je in Deutschland gehört hat. Ich drehe mich zu meinen Mitbewohnerinnen um und mein Frust steigert sich. Sie schlafen seelenruhig. Möglicherweise weil sie besser mit Ohropax klarkommen als ich… Auch als ich alle Fenster geschlossen habe (was ist schon Hitze?) und wieder in meinem Baumwollschlafsack liege, kann ich nicht einschlafen und widme mich meinen unzähligen Mückensti­ chen bis der Trommelzug schließlich Erbarmen hat und zumindest ein paar Häuser weiterzieht. Wunderbar, diese ganzen Feiertage. Wir stehen vor einem kleinen Elektro­ nikladen, zusammen mit einem Mäd­ chen aus dem Heim, welche beauftragt wurde mit uns ein Kabel zu kaufen, was ich nur als „Klinke“ kenne (Verbin­ dungsstück von Lautsprechern und MP3­Player). Unwillig schaut der La­ denbesitzer zu uns auf und hört der Frage des Mädchens zu, schüttelt dann nur den Kopf. Wir wägen ab; war das nun ein Kopfschüt­ teln (=Nein) oder Kopfwackeln (=Ja)? Der Mann wendet sich wieder dem Bügeleisen zu, zu­ mindest vermute ich, dass es mal eins war, und werkelt wei­ ter an ihm herum. Ich schwö­ re innerlich auf die Gelassenheit der Inder, dass dieses Bügeleisen nie wieder auch nur eine einzige Falte glätten wird und wende mich doch selbst an ihn. Meine Erklä­ rung ist gestenreich und scheint zunächst ebenfalls erfolglos zu sein. Doch siehe da, er erhebt sich. Geht schwerfällig zu einem Regal, nimmt eine Kiste und ein darin liegen­ des Kabel raus und legt es vor uns auf den Tisch. Ein paar Minuten später können wir einen Preis aus ihm heraus­ kitzeln und halten das begehrte Objekt tatsächlich in der Hand. Na geht doch!

kenntnis macht es nicht unbedingt leichter das Trommelgewirbel zu ertra­ gen, welches sich dem Lautstärkepegel nach zu urteilen direkt vor unserer Haustür abspielt. Es ist laut. Lauter als

Wir laufen in strömendem Regen und im Dunkeln nach Hause und fühlen uns irgendwie gut und ziemlich indisch. Ich umrunde gerade eine größere Was­ serpfütze und hechte für einen Moment meinem Flipflop hinterher, als ich einen Becher heißen Chai (der typische indische Milchtee) in die Hand ge­ drückt kriege. Verblüffung. Dankbar­ keit. Kurzer Austausch eines Lächelns und weniger gebrochener Teluguworte, dann geht es weiter wie zuvor, nur dass ich jetzt aufpassen muss meinen Tee nicht zu verschütten und mir trotz tropf­ nasser Klamotten wohlig warm ist.

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(Handyklingeln. Ach, bestimmt wieder nur so eine Werbe­SMS (die kommen hier im Stundentakt). Tatsache, unser In­ ternetanbieter. Ich lese sie trotzdem: „De­ ar customer. We are experiencing downtime due to the fiber cuts impacted by transportation of Ganesh Idols. Our teams are on the job and we aim to restore connectivity at the earliest. Kindly bear with us.” Solche Nachrichten kriegt man wirklich nur in Indien.) eventuell weglas­ sen Ein Mann in einem Lastwagen hält wenige Meter vor uns, mitten auf der befahrenen Straße, an, streckt seinen Kopf heraus und starrt uns einfach nur minutenlang an. Ein Motorradfahrer dreht sich ebenfalls um und übersieht so ein tiefes Schlagloch. Als er sich schließlich doch wieder der Straße zuwendet, legt er eine Vollbremsung hin um dem Hindernis auszuweichen und fällt dabei beinahe von seinem Fahrzeug. Wir sind zwar genervt, dass wir ständig so viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen, können uns aber ein Kichern nicht verkneifen. Die Inder kommen in diesem chaotischen Verkehr mit so einigem klar, aber ein paar westliche Mädchen, von denen eine blondgelockt ist, gehören noch zu den un­ bezwungenen Herausforderungen.

Es geht weiter… Schock und Bewunderung, Freude und Entsetzen liegen hier in Indien für mich sehr nahe beieinander. Warmer, süßer Chai, fantastisches Essen, bunte Lichter und aufwendig geschmückte Schreine und dann wieder elend aussehende Bettler, Müllberge, verfallene, schäbige Häuser und unbeschreiblicher Gestank – all dies kann man hier innerhalb weniger Augen­ blicke wahrnehmen. Im einen Moment bin ich rundum glücklich, im nächsten fra­ ge ich mich, wie zur Hölle ich es hier noch neun Monate aushalten soll. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb, habe ich mein Herz doch irgendwie schon längst an Indien verloren und freue mich auf noch tausende neue überwältigende, verblüffende und schockierende Ein­ drücke. Clara Gerhardt (Abi 2013)

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Schon in den einzelnen Ländern Europas unterscheiden sich die Kulturen. Von den Deutschen wird gesagt, sie seien ernst und strikt; die Italiener dagegen nähmen die Dinge eher von der lockeren Seite und gäben sich auch machohaft. Dennoch sind beide Kulturen europäisch und ihr Stil unterscheidet sich im Großen nicht sehr. Wenn man nie über den Tellerrand Europas hinübergeschaut hat, kann man sich eine entfernte Kultur nur schwer vorstellen. - Welche großen Unterschiede kann es schon geben? Derzeit lebe ich für ein Jahr in dem in Südamerika gelegenen Argentinien. Ich verbringe dieses Schuljahr in der patagonischen Stadt Río Gallegos und lerne das argentinische Leben als Austauschschülerin von so vielen Seiten wie möglich kennen. Die große Andersartigkeit, die Besonderheiten, der Lebensstil und die Eigenart dieses wunderbaren Landes will ich euch ein wenig näher bringen.

er erste Eindruck ist, dass die Argentinier ein fröhliches und lebensfrohes Volk sind. Eine Unterhaltung unter „chicas“, den Mädchen, ist wie ein Gespräch unter tratschenden Großmüttern, der Frage nach der neuesten Mode und kichernden kleinen Mädchen in einem; abgehalten in einer enormen Lautstärke. Jeder hat immer etwas zu erzählen und kann Stille kaum aushalten. Auch wenn ich erst hier Spanisch mit Learning-By-Doing erlerne, unterhalten sich die Argentinier mit mir sofort so, als hätten wir uns schon vor Jahren kennengelernt. Bisher war es für mich Alltag, fremde Menschen mit einem Händedruck zu begrüßen. Nun erscheint mir diese Weise beziehungslos und fremdartig, verglichen zu dem hier üblichen Kuss auf die Wange. Selbst die Direktorin begrüßen die Schüler auf diese Weise. Es bezeugt nicht Respektlosigkeit, sondern spiegelt die Herzlichkeit dieses Volkes wider. Was ich oft als störend empfinde, ist, dass Europa häufig als Vorbild gesehen wird. Das Ziel, wie ein Europäer zu sein und zu handeln, hat sich in vielen Köpfen festgesetzt. Buenos Aires wird nicht umsonst "la Paris de sudamerica", das „Paris Südamerikas“, bezeichnet. Argentinier sehen das als Kompliment. Allerdings verklären sie dabei die Zustände in Europa. Vermutlich hängt diesen Denken auch damit zu-

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sammen, dass ungefähr 95 Prozent der Einwohner italienische, spanische oder andere europäische Wurzeln haben, worauf sie natürlich sehr stolz sind. Abgesehen von dieser Denkweise weicht die argentinische Mentalität sehr von der europäischen ab. Ich bin den Egoismus der Deutschen gewöhnt und über die Selbstverständlichkeit des Teilens begeistert. Als ich einmal großen Hunger hatte und das Ende des Unterrichts noch nicht in Sichtweite war, kam ein Mädchen zu mir und teilte ihr Mittagessen. Einfach so und obwohl sie mich gerade eine Woche kannte. Mitgebrachte Kekstüten gehören quasi allen. Die strikte Pünktlichkeit der Deutschen hingegen belächeln die Argentinier. Ist man für 21 Uhr zum argentinischen Asado-Essen eingeladen, kommt man nicht vor 22.00 Uhr. Um diese Zeit fängt der Gastgeber normalerweise an, das Fleisch auf den Grill zu legen. Allgemein kommt einem Europäer der argentinische Tag sehr lang vor. Zwar beginnen Argentinier genauso am frühen Morgen, aber schon das Mittagessen wird eine oder zwei Stunden später eingenommen. Demnach wäre ein Abendessen zur christlichen Zeit um 19 Uhr nicht denkbar. Während die deutschen Kinder nach dem Sandmann müde ins Bett fallen, werden die argentinischen „niños“ von klein auf an den Alltag angepasst und hüpfen noch bis Mitternacht durch die Wohnung. Aber besonders an einen bestimmten Teil der Mentalität muss sich ein Deutscher erst gewöhnen: Argentinien ist ein Land mit ausgeprägtem Nationalstolz. Erwähnt ein Ausländer unbedacht die Falklandinseln, wird er schnell belehrt: Das hieße doch Malvinas, rein geografisch liege es näher an der argentinischen Küste, der Krieg mit England wäre unfair gewesen. Und noch vieles mehr. Besser bleiben Themen wie die Malvinas oder England unangesprochen. Denn viele Argentinier sind konventionell eingestellt und halten dann entweder einen langen, belehrenden Vortrag oder schenken einem keine Beachtung mehr. In den meisten Fällen ist die Reaktion eher negativ. Ihr eigenes Land preisen sie dafür umso mehr. Die Nationalflagge schmückt viele Balkone oder Fenster von Geschäften, Bilder des Präsidentenpaars Kirchner hängen hinter den Tresen und die nationale Hymne schallt jeden Sonnabend und zu jedem Fest durch die Stadt. Zudem müssen die Schüler einer jeden Schule am Morgen geordnet antreten, während die Nationalhymne gespielt und die argentinische Flagge gehisst wird. Stelle man sich dies einmal in Deutschland vor … Über 75 Prozent der Bevölkerung Argentiniens sind römisch-katholischen Glaubens. Zwar hat der Staat seit 58 Jahren keine Staatsreligion mehr, dennoch genießt der Katholizismus einen bevorzugten Status. Es gibt viele katholische Schulen, in denen auch Nonnen wohnen und die mich schon mehr als nur einmal auf meinen Rock der Schuluniform hingewiesen haben. Denn er war wieder einmal zu hochgerutscht und endete kurz über den Knien. Natürlich sind die meisten Gotteshäuser katholisch. Es ist üblich, sich jedes Mal zu bekreuzigen, wenn man eine Kirche passiert. Es kann also geschehen, dass sich auf einer Busfahrt jeder Fahrgast sechs Mal hintereinander auf einer

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Strecke bekreuzigt - die sogenannten „Kreuzfahrten“. Aufgrund des großen katholischen, konventionellen Einflusses ist es für homosexuelle Menschen außerhalb von Buenos Aires immer noch sehr schwer, sich öffentlich zu zeigen. Gesetzlich ist es nicht verboten, aber viele Argentinier lehnen Homosexualität grundsätzlich ab. Die Art, wie Männer und Frauen miteinander umgehen, unterscheidet sich sehr von der der Deutschen. Frauen brauchen viel mehr Selbstbewusstsein und Lockerheit, um sich gegen argentinische Machos durchzusetzen. Es verletzt einen Jungen nicht, wenn ein Mädchen ihn abweist, denn es ist Alltag für ihn. Es wird ihm von klein auf beigebracht, dass derjenige der Größte ist, der die meisten Frauen bekommt. Klingt wie ein südländisches Klischee, bestätigt sich jedoch. Blonden Frauen wird öfter hinterhergepfiffen als dunkelhaarigen, denn die meisten Einwohner haben dunkle oder schwarze Haare, deswegen ist blond sehr begehrt. Es bedeutet auch, europäische Vorfahren zu haben. Genauso wie eine weiße Haut. Menschen mit einer dunkleren Hautfarbe sind oftmals Mestizen; sie haben also indianische sowie europäische Vorfahren. In der Jugendsprache werden sie als „negros“ bezeichnet, was so viel heißt wie „schwarze Menschen“. Gegen die „Anmachversuche“ gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einen Ehering tragen - ob gefälscht oder nicht, spielt keine Rolle. Oder einen Rosenkranz tragen. (Siehe oben …) Am besten die Verhaltensweisen der argentinischen Frauen übernehmen: Pfeifende Männer ignorieren, erhobenen Hauptes durch die Straßen laufen, kleine Jungs in die Schranken weisen, sich von einem Freund begleiten lassen und wenn alles nicht hilft, den Mittelfinger hinterherschicken. Und trotzdem: Ich kann jedem empfehlen, einmal hierher zu reisen. Argentinien ist ein wunderschönes Land, das vieles in sich vereint. Es gibt eine unglaubliche Herzlichkeit und die Einwohner haben das Talent, offen auf Unbekannte zuzugehen. Andererseits sind sie auch sehr auf Traditionen bedacht und tun sich in manchen Dingen schwer. Vieles ist anders, als ich es gewohnt bin und stimmt nicht immer mit meiner Meinung überein. Aber ich bin nicht hier, um die Menschen nach meinem Gutdünken aufzuklären, sondern um dieses Land kennen zu lernen. Ich mache diese Reise, um einen Blick auf die Welt zu bekommen. Um über den Tellerrand hinauszuschauen.

Friederike Sager Klasse 10/3 verbringt dieses Jahr lieber auf der südlichen Erdhalbkugel

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Weitere Fotos und Eindrücke auf: frieda-en-argentina.blogspot.de

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Zwei Journalisten auf (mehr oder weniger) großer Reise In den Herbstferien sind Victor und ich mal wieder unterwegs gewesen – nein, nicht in Striesen, wir fischen in größeren Gewässern, nämlich in Berlin. Ein Teil unseres 1. Preises der Jugendpresse Sachsen beim letztjährigen Schülerzeitungswettbewerb bestand darin, dass wir an einer politisch orientierten Fahrt nach Berlin teilnehmen dürfen. Und wir hatten wirklich zwei, nicht nur politisch interessante Tage...

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er schwarze Schreibtisch war LEER. Ich hatte eine Flut von Akten, Heftern und technischem Schnickschnack erwartet und jetzt sehe ich zum ersten Mal das Büro unseres Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und der Schreibtisch ist bis auf eine Flasche mit Wasser und ein altes Telefon LEER? Aber Frau Kretz­ schmar, unsere Begleiterin, entwarnt: Hier macht er nur Arbeiten am Laptop, das richtige Chaos könnten wir in seinem Büro in Dresden finden und nicht hier, „nur“ in der Landesvertretung beim Bund, wo er höchstens ist, wenn er im „Sachsenkeller“, ei­ nem gemütlichen, einer Heimatgaststätte sehr ähnlichen Kellergewölbe, zusammen mit Angela Merkel zum Mittag leckere sächsische Kartoffelsuppe isst. Oder einmal im Monat zur Sitzung des Bundesrates, den wir uns ebenfalls angeschaut haben. Dort lässt es sich aber aushalten, da hat er kein großes Pech: Die große Eingangshalle erinnert an griechische Tempel und am Eingang werde ich nicht einmal auf Bomben abgetastet. Wie es aussieht, hält man uns für harmlos! So prunkvoll das Gebäude auch ist: Wusstet ihr, dass es zu DDR – Zeiten ganz einfach mittels Mauer in der Mitte ge­ teilt wurde, da es durch eine Grenzzone verlief? Aber jetzt ist das Gebäude wieder ge­ samtdeutsches Eigentum und meiner Meinung nach das Haus mit den meisten Bürostühlen der Welt. Schon allein im Plenarsaal stehen 130 davon. Jedes Bundes­ land hat drei Tische à zwei Stühlen plus, so dass der ganze Rand voll der Dinger steht. Auf ihnen sitzen durfte man aber nicht, wir mussten uns mit der Journalistentribüne zufrieden geben. Aber es gibt auch noch andere Räume dort: Zum Beispiel den Saal, in dem der Ver­ mittlungsausschuss tagt. In dem durfte man sich sogar auf die Stühle setzen und den schönen Ausblick auf das Finanzministerium genießen. Ich könnte mir richtig gut vor­ stellen, dass es sich hier auch bei zermürbenden Verhandlungen aushalten lässt. Wenn man von dem Fakt absieht, dass die Verhandlungen des Vermittlungsausschus­ ses erst um 17 Uhr beginnen, obwohl sie immer sehr lange dauern. Das hat auch einen praktischen Sinn, denn um elf Uhr abends sind Politiker bestimmt kompro­ missbereiter als um ein Uhr mittags.

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Aber genau wie Stanislaw Tillich und all die anderen Politiker brauchten wir mal eine kleine Auszeit. Die erste bestand aus einer kleinen Stadtrundfahrt, in der wir den Kollegen der BILD­Zeitung, der TAZ und anderen großen Verlagshäusern einen „Besuch“ abstatteten. Dann ging es durch das Regie­ rungsviertel und an den ganzen Botschaften vorbei. Wer hätte gedacht, dass die Schweizer Botschaft direkt gegenüber vom Kanzleramt ist? Am Brandenburger Tor stoppten wir kurz, um uns in einem der schrecklich überfüllten Cafés nieder zu lassen, allerdings war das einzige, was man dort trinken konnte, ein einfacher Espresso, selbst der kostete mich nämlich genauso viel, wie mein Teilhaberschein an der Berliner U­Bahn (dazu später mehr). Nach dem Abendessen beim Dönermann neben unserer Ju­ gendherberge gab es die zweite Auszeit für uns von politischen Fakten überfüllten Jugendlichen. Nachdem wir uns gefühlte zwanzig Matches am Tischkicker geliefert hatten, entschied Victor, dass uns ein Spaziergang gut täte. Kurz zum Alexander­ platz, nicht weiter.

Abendessen beim Dönermann. Da ich schon so eine Vorahnung hatte, lehnte ich den Vor­ schlag erst einmal ab, doch ich wurde überstimmt. Also muss­ te ich um neun Uhr abends mit Victor und zwei ganz netten Mädels von einer Schülerzeitung aus Kamenz mit Keilabsatz­ stiefeletten einen Spaziergang machen. Der dauerte zunächst auch nicht lang, denn der Alexanderplatz war nicht weit von der Jugendherberge. Doch – wie ich schon geahnt hatte – war Victor nicht zu bremsen und meinte, wenn wir einmal so weit wären, könnten wir noch bis zum Dom laufen. Auch das ließ ich noch über mich ergehen. Der ist ja praktisch um die

Ecke... Na ja, eine Stunde später taten meine Füße entsetzlich weh und wir waren fast am Brandenburger Tor. Dort sah ich aber zu meinem Glück eine Bushaltestelle, die ich auch direkt ansteuerte. Wir hätten es sowieso nicht mehr geschafft, recht­ zeitig zurück zu sein, wenn wir gelaufen wären.

Der Rest ist schnell erzählt. Ein paar Minuten später kam auch ein Bus angerollt, der zum Alexanderplatz fuhr. Der Nachteil: Die Fahrkarte für zwei Sta­ tionen kostete 2,60 Euro. Nachdem ich zwei Karten gekauft hatte (eins der beiden Mädchen hatte kein Geld mit – sie kannte ja Victor nicht), dachte ich, schlimmer dürfte es nicht mehr kommen. Bis wir am Alex in unsere U – Bahn zur Ju­ gendherberge steigen wollten. Da erinnerte mich Victor näm­ lich daran, dass eine Karte für eine Fahrt nicht wie in Dresden für eine Stunde galt. Tja, jetzt liegen in meinem Portmonee zwei Fahrkarten, die mich fast so viel gekostet, wie in Dresden vier Stunden Bahn fahren. Die Nacht im Hostel war nicht nur aufgrund der durchgelege­ nen Betten sehr kurz. Der Rest ist schnell erzählt: Am zweiten Tag haben wir un­ glaublich intellektuelle Konzepte für eine Verbesserung von Schülerbesuchen in Berlin entwickelt, auf der Rückfahrt war Stau und ich überlege jetzt noch, warum man sich in Tillichs Büro nicht auf den Stuhl setzen durfte. Lisa Marie Pigulla Klasse 11

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Des Menschen bester Freund – in allen seinen fleischigen Facetten

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er durchdringende Formalin­ Geruch hat mittlerweile schon beinahe etwas Vertrautes. Es riecht steril, süßlich. Nach Chemie. Und nach Verwesung. Oder bringe ich den Geruch nur mit Verwesung in Ver­ bindung, weil er von dem halb offenen Hundekadaver ausgeht, den ich gerade bearbeite?

Vor einem Jahr hätte ich um diese Zeit wahrscheinlich in einem Deutsch­ oder Geschichtskurs im obersten Stock der Kreuzschule gesessen, mit Blick auf den Elbhang, vor mir Papier, Hefter, Stifte, Bücher. Da dachte ich noch, die zwölfte Klasse wäre lernstoffmäßig eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Jetzt denke ich an mein dickes Anatomie­ und Histologiebuch, an die Botanikvor­ lesung oder das Chemiepraktikum und kann darüber nur den Kopf schütteln.

Thommy Weiss / pixelio.de

Seit wenigen Wochen gehöre ich zu den etwa einhundertachtzig Berliner Tiermedizinstudenten, denen nicht nur in der Vorlesung der Kopf raucht, son­ dern die auch zweimal wöchentlich im Präpariersaal stehen und Tierleichen sezieren. Und ja, ich bin mehr als froh darüber. Bei dem Gedanken, wie sich mein Alltag verändert hat, muss ich un­ vermittelt lächeln. Dann fällt mir ein, dass mein rechter Zeigefinger vollstän­ dig zwischen zwei kalten, nassen Mus­ kelschichten des Hundes steckt. Musculus obliquus externus, wo bist du? Draußen vor dem Fenster ist Herbst. Braune Blätter, saubere Luft, grauer Himmel – Novemberwetter. Hier, in dem großen, gefliesten Raum, merkt man davon nichts. In zwei langen Dop­ pelreihen stehen blank polierte Metallti­ sche, darauf Hunde und Katzen, von einer Seite aufgeschnitten, dazwischen 50

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Studenten in weißen Kitteln und Gum­ mistiefeln. Vorn stehen die Dozenten und Präparatoren, beobachten das fo­ kussierte Arbeiten. Ein Stimmengewirr erfüllt den Raum. Ich konzentriere mich wieder auf den Hund. Bohre mich noch etwas tiefer unter den Mus­ kel. Das Bindegewebe zwischen den Muskelschichten lässt sich nämlich gut mit der Hand durchtrennen und man braucht, anders als bei der Arbeit mit dem Skalpell, keine Angst zu haben, et­ was Wichtiges zu durchtrennen. Binde­ gewebe sieht aus wie dichte Spinnweben oder lockere Zuckerwatte. Lauter klei­ ne, verwobene weiße Fäden, die unter meinem Druck reißen. Dann komme ich nicht mehr weiter, also ziehe ich meinen Finger zwischen den Fleischlap­ pen hervor, nehme meine Pinzette zur Hilfe und schiebe sie in den eben geöff­ neten Schlitz unter dem schräg gefieder­ ten, roten Rückenmuskel, genau dort, wo ich den Schnitt setzen muss – oder wo ich glaube, dass der Schnitt hinge­ hört. Vorsichtig, ganz vorsichtig, durch­ trenne ich die ersten Fasern. „Ein bisschen wie Schinken schneiden.“, fällt mir auf. Jetzt kann ich schneller schnei­ den, durchtrenne in einer Linie Zenti­ meter für Zentimeter. „Was gibt es heute eigentlich in der Ca­ feteria? Ich hab richtig Hunger.“, be­ merkt eine meiner Tischpartnerinnen beiläufig, die gerade den Hals eröffnet. Hunger habe ich allerdings auch. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich beim Sezieren übers Essen unterhalten kann, aber letztlich ist das, was wir da vor uns haben, auch nur rohes Fleisch. Das Formalin sticht mir in den Augen, als ich die eben durchtrennte Muskel­ schicht nach oben abklappe. Darunter sehe ich nichts als Fett. Gelbes, nasses, glitschiges Fett. Ich seufzte. „Mehr

Fett.“, verkünde ich und die anderen vier stimmen in mein Seufzen ein. In den letzten Stunden haben wir schon feststellen müssen, dass „Lassie“, so ha­ ben wir den Hund in der ersten Stunde genannt, mehr als genug von dieser wei­ chen Masse im Körper eingelagert hat. Dem Einen oder Anderen mag es ma­ kaber vorkommen, einem toten Hund einen Namen zu geben, aber es ist ir­ gendwie Tradition hier. Schließlich neh­ men wir Lassie ein halbes Jahr lang immer weiter auseinander, legen ihre weißen Nerven und rot­bläulichen Blut­ gefäße frei und lernen dadurch eine Menge an ihr. Da sollte sie nicht na­ menlos bleiben. Ich setze mich und beginne, das Fett abzutragen. Eine wahre Sisyphusarbeit.

Mehr Fett. Jedes Mal, wenn ich es mit der Pinzette greife, tritt ölige Flüssigkeit aus, läuft der Hündin tropfenweise den Rücken her­ unter und fließt in eine kleine Falte der äußeren Haut, die wir abgetrennt haben und die als loser, mit beigebraunem Fell besetzter Lappen unter ihrem Körper liegt. Fettaugen schwimmen nun auf der blutigen Flüssigkeit, die sich in der letz­ ten halben Stunde dort gesammelt hat. Ich weiß noch, als ich Lassie zum ersten Mal gesehen habe. Vor der ersten Prä­ parierstunde war ich wahnsinnig aufge­ regt, man hatte mir gesagt, manch einer fiele beim ersten Mal um. Die Dozentin hatte streng erklärt, dass jemand, der dem strengen Geruch und dem Anblick von Fleisch und Fett nicht standhalten


könne, besser darüber nachdenken sol­ le, ob er sich den richtigen Beruf ausge­ sucht hat. Mit einem Ziehen in der Magengegend bin ich zu meinem Tisch gegangen. Hatte wahnsinnige Angst, mir könnte schlecht werden. Denn ich will nichts anderes studieren, das stand schon immer fest. Aber schließlich stand ich vor der kurzhaarigen, mittel­ großen Mischlingshündin. Sie ist schon alt gewesen, wurde wahrscheinlich ein­ geschläfert. Mit geschlossenen Augen lag sie da. Dann haben wir den ersten Schnitt gesetzt. Nichts. Keine Übelkeit, keine Schwindelgefühle, nicht einmal Ekel. Gott, war ich erleichtert. Endlich kriege ich das Fett zu fassen, ohne dass es mir zwischen den Schen­ keln der Pinzette zerfließt. Mit dem Skalpell schneide ich ein Stück heraus und werfe es in die blaue Plastikschüssel für Fleischabfälle und benutzte Hand­ schuhe. Immer weiter arbeite ich mich vor und immer mehr Flüssigkeit sam­ melt sich in der Hautfalte. Gleich läuft es über. Das wäre eigentlich kein Pro­ blem, denn das Fett würde zunächst nur auf den Metalltisch laufen, und, da die­ ser leicht schräg ist, schließlich durch ein Loch am Ende der Tischplatte in einen Eimer abfließen. Aber wir bräuchten für das Saubermachen am Ende deutlich länger. Ich lege also das Besteck aus der Hand und beschließe, graue Zellstofftücher zum Aufsaugen zu holen. Die Handschuhe muss ich auch bald wechseln, nach einer Weile halten sie nämlich den Chemikalien nicht mehr stand und meine Finger fühlen sich schon ein bisschen feucht an. Ich streife sie ab und zwänge mich zwischen zwei Tischen hindurch nach vorn zu den Handtuchspendern. Einmal ist es

passiert, dass einer meiner Tischpartner seinen Pulloverärmel, der ein Stück aus dem Ärmel des Kittels hing, aus Verse­ hen in eben jene Fettaugensuppe ge­ tunkt hat. Bis abends musste er den Pullover anbehalten. Dass soll mir nicht passieren. Zurück an Tisch 3 beginne ich mit dem Aufsaugen. Ich verbrauche einen gan­ zen Zweizentimeterstapel Papierhandtü­ cher. Gerade will ich weiterschneiden, da fällt uns mit einem Blick auf die große Uhr über der Tür auf, dass schon wieder Zeit zum Aufräumen ist. Ob­ wohl wir noch lange nicht so weit sind, wie wir sein sollten. „Treffen wir uns

Bis bald, Lassie! morgen wieder nach Mathe, Fett abma­ chen?“ Ich nicke. Ich habe es schon eingeplant, letzte Woche haben wir auch zweimal zusätzlich nachgearbeitet.

wo unsere Sachen lagern. Und dann zum Mittagessen. Der Präpariersaal ist innerhalb einer Viertelstunde wieder leer und sauber, als wären wir nicht da gewesen. Nur die Hundeskelette auf den Fensterbrettern sehen nach drau­ ßen in die Herbstsonne, die sich ab und zu zwischen den Wolken blicken lässt. Hinter dem Letzten fällt die Tür zu. Unsere Hündin liegt mit einigen ande­ ren Hunden in einer der Plastiktaschen in der Kühlkammer, wo wir sie morgen und übermorgen wieder herausnehmen werden. Und dann wieder nächste Wo­ che. Bis bald, Lassie! In zwanzig Stunden se­ hen wir uns wieder.

Laura Blome (Abi 2013)

Das Aufräumen ist inzwischen Routine. Ich pinsele Lassies Muskelschichten mit Leichenpflege ein, dann werden in For­ malin getränkte Tücher dazwischen ge­ legt und schließlich wird sie in ein blassgrünes Bettlaken eingewickelt. Ei­ ner von uns trägt sie auf einem gelben Tablett weg, dann wird noch der Fleischabfall weggebracht, der Tisch ab­ gewischt und desinfiziert und der Ab­ flusseimer ausgewaschen. Händewaschen und ­desinfizieren nicht vergessen! Das abgewaschene Besteck steckt jeder wieder ein, dann geht es hinunter in den Keller zu den Spinten,

Oliver Haja / pixelio.de

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annabell/ Wikimedia Commons

Reisetipp Norwegen der Zauber des Nordens

In Norwegen wurde ich persönlich von einem speziellen Zauber getroffen: dem Zauber der Freiheit, der Gelassenheit, der Natur, der Freundlichkeit. Und deswegen will ich euch dieses Land der Träume etwas näher bringen.

O

slo ist die größte und hippste Stadt in Norwegen und mit 40% Ausländeranteil übrigens die offenste Stadt für Einwanderer. Wenn man von der Fähre aus in die Ci­ ty fährt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, aber wenn sich dann vor dei­ nen Augen diese historischen und mo­ dernen Bauten von einer Silhouette zu einer schönen Stadt aufbauen, weiß man, dass es eine gute Idee war herzu­ kommen.

Am besten gleich nach der Ankunft in Oslo durch die Innenstadt laufen und sich ein leckeres norwegisches Is (Eis) kaufen. Oslo ist voller Museen – daher nächstes einen oder mehrere Besuche planen! Meine Empfehlungen: Das Wi­

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Autor: unbekannt / Wikimedia Commons

kingerschiff­Museum; dann das Fram­ Museum, in dem die „Fram“, ein Schiff, das fast bis zum oberen Ende des Polar­ kreises gekommen ist ausgestellt ist. Au­ ßerdem gibt es das Kon Tiki­Museum, welches über die Kon Tiki Abenteuer von Thor Heyerdal und seiner Mann­ schaft berichtet. Und natürlich das Bes­ te zum Schluss: Das riesige Freilicht­Museum, in dem man das Le­ ben der Norweger von der Steinzeit ausgehend verfolgen kann. Dieses Mu­ seum mit mehr als 4 km² Fläche besteht aus echten Gebäuden, die die Norweger irgendwo ab­ und dort wieder aufgebaut haben, sogar mit Straßenschildern. Es war eigentlich das Beste an Oslo und man sollte viel Zeit einplanen, um es zu besichtigen.


leif / Wikimedia Commons

Bergen/Hardangarvidda: Bergen ist die schönste norwegische Großstadt. Sie hat um die 300´000 Ein­ wohner und wurde von deutschen Händlern als Zwischenstopp für andere Händler gegründet. Durch den Beitritt zur Hanse wurde Bergen wohlhabend und für den Handel im Norden sehr wichtig. Hier gibt es viele tolle Sachen zu entdecken: Brüggen zum Beispiel ist die alte Hafencity mit den für Norwegen typischen bunten Holzhäusern. Ur­ sprünglich hieß es Tuskbrüggen (Deutsch­Brüggen), wurde aber nach dem 2.Weltkrieg umbenannt in Brüg­ gen. Von dort aus kann man super Fjordfahrten machen. In Bergen gibt es außerdem die „Floybahnen“, die auf einen an der Stadt liegenden Berg (den „Floyen“) fährt. Von oben hat man einen tollen Blick über Bergen und das Meer und den fantastischen Hafen. Auf dem Floyen kann man auch sehr gut wandern gehen.

Beim Anblick der Hardangervidda, die zwischen Oslo und Bergen liegt, weiß man, woran Edward Grieg dachte, wenn er seine Stücke schrieb: Die Hardan­ garebene ist die größte Hochebene Eu­ ropas, umgeben von anderen Hochebenen, Bergen und Tälern; eine Landschaft, fast unbewohnt, totenstill, durchzogen von Seen und Mooswiesen. An einem der vielen Seen sollte man nach norwegischem Brauch, um die Trolle nicht zu verärgern, Steine über­ einander legen. Deswegen finden sich an manchen Seen tausende sogenannter „Steintrolle“! (Übrigens: Im Film „Herr der Ringe“ wird für die Musik von Rohan eine Hardangerfidel, eine im Hardangerge­ biet erfundene Geige, verwendet.)

Flåm(Guntwangen)/Nærøyfjord: Der Nærøyfjord ist der spektakulärste Fjord im Süden Norwegens, da er sehr steile Felswände hat, sehr schmal und nur per Boot zu durchqueren ist. Er mag zwar nicht ganz so tief sein wie der Sognefjord, der mit seinen 1500 m nicht nur der tiefste, sondern auch der längste Fjord ist, aber er ist trotzdem sehr schön. Wenn man ihn überquert hat, dann kann man sich mit einem absoluten Südnorwegen­Highlight den Tag versü­ ßen: Mit der Flåmbahn, die sich durch gewaltige Landschaften und geniale Aussichten schlängelt, fährt man an ei­ nem Wasserfall vorbei und kann sich verzaubern lassen. Die Bahn hält dort oft eine Viertelstunde und der Eindruck des schäumenden Wassers ist gewaltig. Vorerst kann ich persönlich nicht sagen, Norwegen richtig gesehen zu haben, da ich bis jetzt nur im Süden unterwegs war. Dennoch hoffe ich, dass ich euch mit diesem Bericht Lust auf den gar nicht so kalten Norden gemacht habe! Na dann: „Vakker hviledag“.

Luca Bergelt Klasse 8

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Herausgeber: Evangelisches Kreuzgymnasium c/o Schülerzeitung kreuz&quer Dornblüthstraße 4 01277 Dresden Bildrechte: Abbildungen: Bildquellen sind direkt an den jeweiligen Fotos angegeben. Nicht gekennzeichnete Bilder: Fotografen von Kreuz&Quer Autorenfotos: Rechte bei den jeweiligen Personen Anzeigen (nach aktueller Anzeigenpreisliste vom 10.12.2013): Martens&Werner (S.2) Semperoper (S.55) Deutsches Hygiene Museum (S.56) Druckerei: Printpoint Digital, Dresden Auflagenzahl: 200 Stück Heftpreis: 1,00 € | Lehrer 1,50 € Redaktionsschluss: 06.12.2013

Frida Stein V.i.s.d.P Daniel Mudra Guntram Bieneck

Victor Marki Michele Garitz

Frida Stein Willem Deda Max Liebstein Tabea Diez Eric Kolberg Anton Reichel Emma Dembny Franziska Rueß Joringel Gelhard

Greta Wagler­Wernecke Elisabeth Kappleler Max Liebstein

Willem Deda

Lob, Kritik und Anregungen sowie neue Mitarbeiter (auch auf sporadischer Basis) sind uns jederzeit will­ kommen. Eine Mitteilung in unserem Briefkasten in der Caféteria genügt!

Ihr findet uns auch online unter www.ange­ kreuzt.wordpress.com, wo ihr Kommentare abgeben könnt.

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