4 minute read
BEYOND: TWO SOULS
from KRYSCHEN #015
by KRYSCHEN
BEYOND: TWO SOULS
Advertisement
Ich gestehe es direkt zu Beginn: „Heavy Rain“ war und ist für mich eines der besten Videospiele, die es gibt. Und solange David Cage weiterhin Sony treu bleibt, werde ich dies auch tun. „Beyond: Two Souls“ ist ohne Zweifel eines der letzten Highlights der jetzigen Konsolengeneration und das nicht nur, weil auf dem Cover die Namen Ellen Page und Willem Defoe prangen.
Doch kann das, was QuanticDreams uns da geliefert hat, überhaupt noch als Videospiel bezeichnet werden - vor allem, wenn nun auch noch bekannte Kinoschauspieler in den Hauptrollen zu sehen sind?
Story - spoilerfrei!
Jodie Holmes (verkörpert von Ellen Page) teilt ihr ganzes Leben mit Aiden, einem übersinnlichen Wesen, das Einfluss auf die körperliche Welt und andere Lebewesen hat. In einer Vielzahl von Episoden wird Jodies Leben erzählt, welchen Einfluss Aiden darauf hat und vor allem auch, welchen Einfluss die Entscheidungen des Spielers auf die Geschichte haben. Wie auch in „Heavy Rain“ sind es nämlich genau diese, die den wirklichen Reiz des Spiels ausmachen.
Welchen Weg auch immer man gehen möge, das Verhältnis zwischen Aiden und Jodie ist zentraler Punkt der Geschichte - angefangen bei ihrer Geburt. „Beyond: Two Souls“ ist eher ein Kaleidoskop des Lebens als ein normales Spiel. Das Leben einer außergewöhnlichen Frau, die ihren Platz in der Welt zu finden versucht und dabei jede Menge Entscheidungen treffen muss, die sie womöglich hinterher bereut.
QuanticDreams verspricht 23 verschiedene Enden des Spieles, doch der Weg dorthin ist noch viel verzweigter und nicht immer ist einem klar, welchen Einfluss noch die kleinste Entscheidung haben kann.
GAMEPLAY
Wie auch schon in „Heavy Rain“ nutzt das Spiel hauptsächlich Quick-Time-Events, um mit der Welt zu interagieren. Zwar steuert man Jodie (und das Sichtfeld) auch über die Analogsticks, doch der wirkliche „Motor“ sind Button-Kombinationen oder Entscheidungen via Button-Eingabe. Welche Antwort gebe ich auf eine Frage, welche Handlung führe ich in diesem Moment aus? Dies und vieles weitere wird nur indirekt gesteuert. Einzig bei Aidens Aktionen wird nahezu ausschließlich auf die Analogsticks und L1 gesetzt, wenngleich es auch hier eher wirkt, als gäbe man Regieanweisungen und führe diese nicht selbst aus.
GRAFIK UND SOUND
„Beyond: Two Souls“‘ Fokus liegt eindeutig bei den Charakteren - nicht umsonst wurden bekannte Schauspieler engagiert, um die Rollen der Hauptfiguren zu spielen. Zwar ist auch das allgemeine Design des Spiels durchaus gelungen, doch ab und an sieht man doch, wie schlicht - manche mögen es sogar „schlecht“ nennen - die Grafik bisweilen doch ist. Die Charaktere sind wunderbar gestaltet, ihre Emotionen kommen sehr gut herüber und genau das ist auch das Ziel. Aber wen kümmert es schon, ob das Essen, das man zubereitet, nun völlig perfekt animiert ist? Wichtig bleibt die Entscheidung, welches es sein soll, welche Konsequenzen diese Wahl haben kann, wie es zubereitet wird und ob man es in Ruhe genießen kann oder eben nicht.
Die musikalische Untermalung passt sich perfekt an die unterschiedlichen Situationen an. Von bedrohlich-schauerlichen Sequenzen über Dates und Partys bis hin zu Actionszenen - alles wird wunderbar untermalt, ohne zu stark in den Vordergrund zu treten. Ob der Soundtrack jedoch ähnlich stark in Erinnerung bleibt wie es bei „Heavy Rain“ der Fall war, bleibt abzuwarten.
FEATURES
„Mobile Integration“ ist wohl der Begriff des Jahres und auch vor „Beyond: Two Souls“ macht es keinen Halt. Via Smartphone-App und lokalem Netzwerk kann ein zweiter Spieler Aidens Rolle übernehmen und direkt mitspielen. Oder der Mitspieler nutzt einen normalen Controller - beides ist möglich. „Heavy Rain“, so die Entwickler, sei oftmals zu zweit gespielt worden und beide Spieler hätten abwechselnd die Kontrolle übernommen. Beim neuen Spiel habe man diese Kooperation nun direkt ins Spiel integriert und da Jodie nun einmal einen ständigen Begleiter hat, ist dieses Feature sicherlich auch für viele Spieler reizvoll.
FAZIT
„Heavy Rain“ war ein gespielter Krimi, der Einfluss des Spielers durch die verschiedenen Perspektiven und die chronologische Erzählweise noch recht leicht auszumalen. „Beyond: Two Souls“ ist weder chronologisch, noch wirklich leicht durchschaubar. Ständig springt man von einem Lebensabschnitt zum nächsten und wieder zurück, bis sich irgendwann ein mehr oder weniger vollständiges Bild von Jodies Lebensweg abzeichnet. Bis man jedoch soweit ist, hat man es womöglich so stark verändert, dass ein anderer Spieler zum gleichen Zeitpunkt ein völlig anderes Bild geliefert bekommt. Man stelle sich Jodies Leben wie ein Casino vor: Selbst mit den gleichen Spielern, den gleichen Tischen und Regeln wird kein Spiel jemals das gleiche wie das davor oder danach sein. Und selbst wenn „Beyond: Two Souls“ nicht unendlich Möglichkeiten bietet, so ist es doch zu viel für einen Spieldurchlau oder gar ein Review.
Wie es für MICH war? Atemberaubend, beängstigend, traumhaft, voller Skrupel, Trauer und Freude und doch noch so vieles mehr. Es mag nicht das beste Spiel sein, das ich je gespielt habe, aber das kann es auch nicht:
Euer lvl39nerd
Titel: Beyond: Two Souls
Publisher: QuanticDream
Release: 09.10.2013
USK: ab 16 Jahren
Features: Coop via Zweitcontroller oder Smartphone-App
Plattform: PS3 und PS4