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WARTILE
from KRYSCHEN #039
by KRYSCHEN
Review
Erschienen am 03.03.2020 für PlayStation 4, Xbox One und Microsoft Windows.
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Wer kennt sie nicht, die faszinierende Welt der Tabletops. Immer wieder erwische ich mich, wie ich vor den Regalen der winzigen (teils auch gigantisch großen) Figuren zu den einzelnen Tabletop-Spielen stehe und staune. Wenn man dann diese auch noch in voller Pracht angemalt auf einem aufwendig gestalteten Szenario stehen sieht kann man eigentlich nur noch staunen. Teilweise wirken diese Dioramen wie ein Screenshot aus einem Fantasyfilm. Ja, auch ich habe mich schon an einem Tabletop versucht. Nein, ich habe leider keine Zeit mehr dazu. Die Anzahl an
Stunden, welche dieses Hobby frist, kann ich leider nicht mehr aufbringen. Auch die Zeit, sich mit Freunden zu treffen um dann große Schlachten austragen zu können, ist mir nicht mehr vergönnt. Doch mit dem „Wartile“ zieht wieder ein wenig von dieser Welt in mein Wohnzimmer. Kommt und staunt über die Miniaturwelten, welche man bislang nur auf großen Tischen in dunklen Hobbykellern finden konnte.
STORY
Ihr steht zwischen kleinen Hütten während die Lebensgeister der Dorfbewohner langsam schwinden. Eine Pest wütet durch euer Dorf und hat an diesem Morgen euren Vater das Leben genommen. Ihr geht zum zeremoniellen Scheiterhaufen und nehmt seinen Mantel. Der Dorf-Godi empfängt euch und bittet darum, dass ihr dem Gott der Heilung ein Blutopfer in Form einer Ziege bringt.
Gleich nachdem das Feuer den Scheiterhaufen verschlungen hat, begebt ihr euch auf den Weg. Ohne um euren Vater trauern zu können schiebt ihr das Boot in Richtung Ozean. Du und Deine Männer begeben sich auf die Mission die rätselhafte Pest zu beenden, indem ihr den Göttern ein Opfer bringt. Alle Bewohner deines Wikingerdorfes schauen euch hinterher und hoffen auf den Erfolg der Reise.
GAMEPLAY
„Wartile“ ist eigentlich ein klassisches Brettspiel. Man zieht mit seinen Charakteren über ein Spielbrett und schlägt mit Hilfe von Spielkarten alles an generischen Figuren vom Tisch. Das ist alles? Nein, diese Aussage wäre dem Spiel gegenüber nicht gerecht. Zuerst der größte Vorteil: Zu solch einem Abenteuerspiel würde man mindestens drei bis vier Freunde und ein paar freie Nachmittage benötigen. Solch gesellige Spiele Events mit meinen Freunden habe ich natürlich immer geliebt. Nur habe ich jetzt keine Freunde mehr (Scherz!) und die freien Nach - mittage sind leider sehr selten geworden (kein Scherz!). Mit „Wartile“ kann man sich nun abends alleine vor dem Fernseher ins Abenteuer stürzen. Zu Beginn lernt man seine Figuren über das Spielfeld zu bewegen. Dies kann einzeln oder gleich als ganze Gruppe geschehen. Während der Bewegung werden einem die in diesem Zug
erreichbaren Felder angezeigt. Ebenso sieht man durch eine farbige Markierung ob man in den für einen Feind sichtbaren Bereich eintritt. Nach der Bewegung muss die Figur auf ihren „Cooldown“ warten, bis diese erneut bewegt werden kann. Steht einer der Charaktere neben einem Feld mit einem Objekt, Hindernis oder Hinweisfeld kann dieser damit interagieren. Man kann dann entscheiden ob die Figur das Objekt aufheben, das
Hindernis entfernen oder das Missionsziel erfüllen soll. Steht ein Gegner innerhalb des Angriffsbereiches deiner Figur attackiert sie diesen automatisch. Hier wird deutlich, dass „Wartile“ kein reines „turn based“-Strategiespiel ist. Auch wenn die Wikinger Zug für Zug bewegt werden so laufen die Kämpfe in Echtzeit ab. Um in brenzligen Situationen aber nicht ganz der Panik zu verfallen kann die Zeit per Knopfdruck stark verlangsamt werden. Nun können Befehle entspannt an die einzelnen Wikinger verteilt werden, ebenso das Ziehen der Figuren sowie das Ausspielen von Karten ist möglich. Die Karten sind eines der strategischen Elemente in diesem Spiel. Jede Figur hat einzigartige Fähigkeiten, welche über freigeschaltete Karten aktiviert werden können. Diese sollten natürlich weise eingesetzt werden, da jede Fähigkeitskarte beim Ausspielen eine gewisse Anzahl an Schlachtpunkten kostet. Auch sollte man während des Kampfes stets auf seine Position achten und das Gelände zu seinem Vorteil nutzen. Figuren, welche aus einer
erhöhten Position kämpfen, erhalten nämlich einen erheblichen Verteidigungsbonus. Auch erhalten Figuren einen massiven Offensiv-Bonus wenn sie von den drei hinteren Feldern eines Gegners angreifen.
Hat man sein erstes Scharmützel hinter sich gelassen, gelangt man zum Kampagnenmenü, welches folgende Punkte beherbergt: Kampagnenkarte, Taverne, Einheitenverwaltung, Figurensammlung, Kartendeck Manager, Händler und das klassische Optionsmenü für generelle Spieleinstellungen.
KAMPAGNENKARTE
Hier sind immer alle Kampagnen auf einer StoryKarte zu sehen. Neben der Hauptgeschichte tauchen hier auch immer wieder kleinere Nebenmission auf. Alle Kampagnen können nach dem erfolgreichen Abschluss immer wieder besucht werden. Sobald es die Anzahl der Mitstreiter zulässt sogar noch in einem jeweils höheren Schwierigkeitsgrad.
TAVERNE
Wenn es euch gelungen ist neue Figurenklassen freizuspielen, ist es möglich sich ihre treuen Dienste hier in der Taverne zu erwerben. Alle Figuren haben einzigartige Attribute, Fähigkeiten und Spielstile.
EINHEITENVERWALTUNG
Hier könnt ihr Anpassungen an euren Wikingern vornehmen. Dazu könnt ihr Ausrüstungsteile, welche ihr entweder auf dem Schlachtfeld erbeutet oder beim Händler gekauft habt, den einzelnen Figuren zuweisen. Die während des Kampfes zufällig vergebenen Tokens können hier auch verteilt werden und verändern somit die Werte einer Figur. Ebenso könnt ihr hier die freigespielten Fähigkeitskarten euren Helden zuweisen.
FIGURENSAMMLUNG
Die Kriegerbande, welche ihr mit ins Getümmel nehmen möchtet, kann hier in euer Boot verschoben werden. Dabei ist zu beachten, dass für jede Kampagne immer eine vorgegebene Anzahl an Figuren notwendig ist.
KARTENDECK MANAGER
Hier könnt ihr ein zusätzliches Kartendeck einrichten, welches neben den Karten der einzelnen Krieger Verwendung findet. Dazu müsst ihr hier fünf Aktionskarten auswählen. Später während einer Schlacht werden dann drei zufällige Karten gezogen, die euch dann zur Verfügung stehen. Auch für diese Karten gilt: Es kostet Schlachtpunkte um eine Aktionskarte verwenden zu können.
HÄNDLER
Das Kaufen, Verkaufen und Vergleichen von Ausrüstungen findet hier statt. Die Auswahl geht über Helme, Rüstungen, Waffen bis hin zu Schilden.
GRAFIK
Alles baut auf den für Tabletops üblichen Look auf. Alle Schauplätze sehen wie auf dem Küchentisch aufgebaute Dioramen aus. Um die üblichen Streitigkeiten am Tisch aus dem Wege zugehen, ob man nun in der Sichtlinie des Feindes steht oder sich die Einheit schon nahe genug am Gegner befindet, wurde das Spielfeld in die üblichen Wabenmuster unterteilt. Auch die gelungene Tiefenunschärfe und der kleine Standsockel unter den Figuren trägt dazu bei alles wie Spielzeug aussehen zu lassen.
Sicherlich bieten die Modelle nicht das höchste Maß an Details, aber weil einzelne Objekte liebevoll animiert wurden sorgt das für ein schönes Gesamtbild. So wirken alle Karten, vom dunklen Halloween-Wald, dem eisigen Bergkamm bis hin zur finsteren Höhlen, allesamt sehr stimmungsvoll.
SOUND
Die Hintergrundmusik bestehend ausschließlich aus einem Klassik-Orchester und fängt das Geschehen der rauen und schroffen Welt der Wikinger sehr gut ein. Auch die Soundeffekte, vom Klirren der Äxte bis hin zum leisen Knistern des Lagerfeuers, können auf ganzer Linie überzeugen. Alle Bildschirmtexte sind in Deutsch und die Geschehnisse zur Hauptstory werden stimmungsvoll in Englisch vorgetragen.
FAZIT
Bin ich doch ein großer Fan von rundenbasierten Kämpfen so hat mich „Wartile“ gerade mit dem „Echtzeit“-Element bei der Stange gehalten. Weil ich schnell der Panik verfalle kam mir der „AntiStress-Button“ immer zu Hilfe. Zugleich peitschte es mich voran die Kämpfe auch zu Ende zu bringen. Denn ich verbummel üblicherweise immer zu viel Zeit in Überlegungen oder dem Betrachten der Situation. Hier bei „Wartile“ aber ging es für mich immer wieder gut voran. Doch keine Sorge: Steckt man nämlich nicht gerade mitten im Getümmel so bleibt einem genug Zeit, ausführlich
über die Karte zu schweifen um in aller Ruhe die Details zu erkunden. Mit „Wartile“ kommen wirklich alle auf ihre Kosten: Die Kombination aus Echtzeit und Rundenstrategie kombiniert mit einem Karten-Kampfsystem habe zumindest ich zuvor in so einer Form noch nicht gesehen. Hier spreche ich ein großes Lob an die Entwickler aus. Als einziger Minuspunkt fiel mir nur das Ziehen als Gruppe unangenehm auf. Zu oft verliefen sich so einzelne Figuren auf dem Spielfeld. Deswegen habe ich lieber alle Helden einzeln befehligt. Damit bleibt mir nur noch zu sagen: Gebt diesem Titel eine Chance! Wahre Hobby-Strategen werden es bestimmt nicht bereuen.
Euer Kryschen
Titel: Wartile
Entwickler: Playwood Project ApS
Publisher: Deck13 Interactive
Plattformen: PlayStation 4 (getestet), Xbox One und Microsoft Windows
Release: 03.03.2020
USK: ab 12 Jahren