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FINAL FANTASY XIV: SHADOWBRINGERS

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PINBALL FX3

PINBALL FX3

Review

Erschienen am 02.07.2019 für die PlayStation 4, PC und MacOS.

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Einige Zeit ist es her, seit dem ich das letzte Mal über „Final Fantasy XIV“ geschrieben habe – und zugegeben, es war kein besonders guter Review. Dieses Mal will ich es besser machen und habe deswegen viel zu lange mit mir gehadert. „Wie kann ich all das passend in Worte fassen?“, „Wie kann ich klar machen, wie unglaublich sich das Spiel in den letzten Jahren verbessert hat?“, „Wie vermeide ich unnötige Spoiler, ohne zu vage zu bleiben und trotzdem einen interessanten Review zu schreiben?“.

Diese und ähnliche Fragen gingen mir seit dem Release der neuesten Erweiterung von Square Enix’ MMO durch den Kopf und ich hoffe, nun endlich ein paar Antworten gefunden zu haben. Fangen wir mit einem einfachen Statement an: „Final Fantasy XIV: Shadowbringers“ ist mein Spiel des Jahres.

Warum? Die Erklärung wird etwas länger dauern, aber fangen wir mal von vorne an:

STORY

Nach den turbulenten Ereignissen in „Stormblood“ – der zweiten und vorherigen Erweiterung – folgt ihr als „Krieger des Lichts“ endlich den Rufen und reist in eine Welt, die trotz ihrer Ähnlichkeiten mit eurer Heimatwelt so ganz anders aussieht.

Schon bald stellt ihr fest, wo ihr seid und wie sehr sich diese „Splitterwelt“ von eurer Welt unterscheidet. Norvrandt ist der Kontinent, auf dem ihr euch wiederfindet, und liegt auf der „Ersten“ – einer der dreizehn Splitterwelten, die sich aus der „Quelle“, von der ihr stammt, abgespaltet hat. Und während die „Dreizehnte“, die auch als „Void“ bekannt ist, gänzlich von der Dunkelheit verschlungen wurde, droht die „Erste“ vom Licht überflutet zu werden. Eure Aufgabe ist es, die Balance wiederherzustellen und die Welt vor der kompletten Zerstörung zu bewahren. Ihr seid, im wahrsten Sinne des Wortes, die Schattenbringer, die der Erweiterung dem Namen geben und dürft schon bald zu dem werden, zu dem ihr werden müsst: Ein Krieger der Dunkelheit.

Und ganz nebenbei sollt ihr die verlorenen Seelen eurer Freunde retten, die auf unbekannte Weise aus ihren Körpern gerissen und ebenfalls in diese Welt geschickt wurden. Denn im Gegensatz zu euch sind die Körper eurer Freunde auch weiterhin auf der „Quelle“ – doch nun leblos und abgekoppelt von ihren Seelen. Ihr hingegen seid komplett samt eures Körpers in die andere Welt übergetreten und könnt euch frei zwischen den Welten bewegen. Zudem werdet ihr schon bald herausfinden, dass die Zeit, die Urianger, Y’shtola, Thancred und die Zwillinge Alphinaud und Alisaie auf der „Ersten“ verbracht haben, deutlich länger ist als ihr geglaubt habt. Teils seit Jahren sind sie bereits in dieser Welt unterwegs und stehen euch auf jeder Etappe eurer Reise als Helfer zur Seite, während ihr euch darauf konzentrieren könnt, erneut die Welt zu retten, während ihr eine Welt rettet. Denn das Schicksal der Ersten ist eng verknüpft mit der Quelle und wenn ihr die eine retten wollt, so müsst ihr zunächst die andere beschützen.

All das klingt kompliziert? Nun, dann lasst es mich kurz und einfach zusammenfassen:

Ihr landet in einer fremden Welt ähnlich eurer eigenen und es liegt an euch, diese vor dem Untergang zu retten. Auf eurer Reise trefft ihr alte Bekannte, neue Freunde und überwindet die Grenzen des bis dato möglich geglaubten. Und während ihr als Weltenretter wahrlich ruhmhafte Taten vollbringt, ist euer Weg des Helden eine sehr persönliche Angelegenheit. Denn nun steht ihr im Mittelpunkt des Geschehens.

Was nun fast schon langweilig klingt ist alles andere als das. Denn „Shadowbringers“ lebt von dem wahrlich hohen Level von Detailverliebtheit der Autoren und Übersetzer. Der Produzent Naoki Yoshida kündigte an, dass „Shadowbringers“ in vielerlei Hinsicht den bisherigen Erzählstrang um das Garleische Reich, die Asciens und wohl auch die Primae – kurz all das, was seit der ursprünglichen Story in Version 1.0 begonnen wurde! – zu einem Ende bringen wird. Und auch wenn Square Enix die Story noch durch Patches alle paar Monate erweitert, so war und ist sie schon jetzt die beste Geschichte, die wir bisher in diesem Spiel gesehen haben.

Bislang konzentrierte sich das Hauptszenario zunächst auf den Wiederaufbau eines ganzen Kontinents im Angesichts drohender Gefahren von allen Seiten wie in „A Realm Reborn“. Anschließend den Konsequenzen eines schier endlosen Krieges heraufbeschworen durch eine tausendjährige Lüge und Indoktrination eines ganzen Volkes in „Heavensward“. Und zuletzt der Unterdrückung, Rebellion und Befreiung der Völker, die in „Stormblood“ in einem Krieg endet, dessen Folgen noch immer nicht abzusehen sind. „Shadowbringers“ hingegen ist sehr viel persönlicher, trotz seiner mehrere Welten umspannenden Implikationen. Noch immer geht es um das Wohle aller, doch vor allem geht es um euch und das Schicksal eurer Freunde. Nie zuvor wurde der Spieler und sein Charakter selbst so in den Fokus gesetzt wie hier. Nie zuvor hatten wir das Gefühl, selbst Entscheidungen zu fällen. Dies ist es, was diese Erweiterung so gut macht. Zum ersten Mal nickt der Spieler nicht nur stoisch und wortlos vor sich hin, sondern es fühlt

sich an, als ob unsere Meinung tatsächlich Einfluss auf die Geschichte hätte. Letztlich ist es dies natürlich nicht – immerhin handelt es sich bei „Final Fantasy XIV“ noch immer um ein MMO, doch die Illusion ist glaubhaft und wann immer wir tatsächlich einmal dank Dialogoptionen zu Wort kommen, fühlt es sich endlich an, als könnten wir wirklich sprechen.

GAMEPLAY

Wie es bereits Tradition ist, wartete auch „Shadowbringers“ mit einigen Änderungen zum Gameplay auf. Nicht, dass sich das gesamte System verändert hätte. Auch jetzt basiert „Final Fantasy XIV“ noch immer auf Fähigkeiten und Abilities, die in bestimmten Sequenzen – den sogenannten „Rotationen“ – aktiviert werden. Die Gegner werden direkt anvisiert und man steuert den eigenen Charakter in der dritten Person mit einer frei beweglichen Kamera. „Final Fantasy XIV“ erinnert damit sehr viel stärker an andere MMOs wie „World of Warcraft“ als an die anderen Vertreter der „Final Fantasy“-Reihe.

Was sich jedoch geändert hat, sind die verschiedenen Klassen oder „Jobs“, wie sie im Spiel genannt werden. Mit der Erhöhung des Maximallevels von 70 auf 80 ging erneut eine Reihe von Verbesserungen einher, um das Spiel auch für Einsteiger noch immer greifbar zu machen. Die Idee, dass man das Spiel sowohl mit Tastatur und Maus oder mit Controller spielen können muss (sowohl auf PC als auch auf der PS4) bedeutet zudem, dass die Maximalanzahl an Fähigkeiten überschaubar bleiben muss. Und dann wurden natürlich auch noch zwei weitere Jobs in das Spiel eingeführt, die ein komplett neues Set an Fähigkeiten benötigten: Die Revolverklinge als Tank und der Tänzer als physischer Fernkämpfer.

Square Enix hat also nicht nur einige Fähigkeiten entfernt, um die Rotationen zu vereinfachen, sondern gleichzeitig auch neue Fähigkeiten hinzuzufügen, um das allgemeine Spielerlebnis zu verbessern. Auch die Eigenschaften der verschiedenen Rollen im Kampf (hier aufgeteilt in:

Tank, Heiler, Nahkämpfer, sowie physische und magische Fernkämpfer) wurden überarbeitet und vereinheitlicht. Was es für Spieler deutlich einfacher macht, von einem Job zu einem anderen zu wechseln und sich noch immer gut genug auszukennen, um die Rolle entsprechend zu spielen. Als einfaches Beispiel sei hier genannt, wie „Feindseligkeit“ (in anderen Spielen auch „Aggression“ oder schlicht „Aggro“ genannt) nun funktioniert. Also wie schnell und stark sich die Gegner auf einen Spieler konzentrieren und nur diesen angreifen. Vor „Shadowbringers“ hatte jeder Tank-Job eine eigene Fähigkeiten-Rotation, die nur dazu diente, um möglichst schnell möglichst viel Feindseligkeit zu generieren. Dazu gab es noch eine Reihe von Fähigkeiten, um dies zusätzlich und kurzfristig zu verstärkern – sogenannte „Taunts“, die es zum größten Teil noch immer gibt. Die Rotation an sich wurde aber abgeschafft und mit ihr auch die Fähigkeiten aller Angreifer-Jobs und der Heiler. Tanks generieren nun automatisch mehr als genug Aggro, sodass

niemand sonst von den Gegnern angegriffen werden sollte. Sofern sie sich in ihrer jeweiligen „Verteidigungshaltung“ – der sogenannten „Tank Stance“ – befinden. Diese kleine Änderung für die Tanks erleichtert allen das Spiel und macht damit eine Reihe von Fähigkeiten unnötig. Jeder kann sich entsprechend auf das konzentrieren, was die eigene Rolle von einem verlangt. „Shadowbringers“ hat eine Vielzahl solcher Änderungen vorgenommen, viel zu viele, um diese hier auch nur annähernd aufzulisten. In Kürze sei bisherigen Spielern nur versichert, dass die Änderungen, die einst „Stormblood“ mit sich brachte, bei weitem überboten wurde. Und im Großen und Ganzen zum Besseren.

FEATURES

Doch kommen wir endlich zu dem, was die neueste Erweiterung von „Final Fantasy XIV“ tatsächlich zu bieten hat – mal abgesehen von der neuen Story und den Gameplay-Anpassungen. Die Grunderweiterung an sich, also Version 5.0, bietet eine Reihe von Dungeons, die für vier Spieler ausgelegt sind und die nun erstmals auch mit bestimmten NPCs begangen werden können.

Neben diesen gibt es natürlich auch wieder Prüfungen – besondere Bosskämpfe – , die mit acht Spielern bestritten werden müssen und die es zudem in einem erhöhten Schwierigkeitsmodus gibt. Seit dem Release von „Shadowbringers“ hat es zudem bereits einige weitere Patches gegeben, die neben weiteren Storyelementen und Dungeons auch noch die beiden Raid-Varianten eingeführt hat. Zum einen gibt es für die Allianzraids für 24 Spieler mit „Die kopierte Fabrik“ den ersten Teil der Kooperation mit „Nier: Automata“ und zum anderen gibt es für acht Spieler die „Normalen“ und „Fatalen Raids“ (extra schwere Varianten der Raids), die sich gänzlich dem Geschöpf „Eden“ widmen.

„… alte Bekannte erneut besiegen …“

Wer „Final Fantasy VIII“ gespielt hat, mag hier vielleicht aufhorchen und sich fragen, ob „Eden“ in „Shadowbringers“ etwas mit „Eden“ in „Final Fantasy VIII“ zu tun hat und mit Freunden kann ich berichten, dass Fans von Squall, Rinoa und Co hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Allgemein ist die Erweiterung durchzogen mit Andeutungen und Bezügen zu „Final Fantasy VIII“. Immerhin bringt der neue Job der Revolverklinge nun endlich die echten „Gunblades“ mit

sich und nicht die eher futuristischen Bajonette, die die Garlear bisher zu Felde geführt haben. Wer sich also in die Raids traut, darf nicht nur alte Bekannte erneut besiegen, sondern sich auch Neuinterpretationen bekannter Songs erfreuen. Dass die Geschichte „Edens“ zudem auch noch stark verknüpft ist mit dem Hauptszenario der Erweiterung, macht es nur umso großartiger, dem Nostalgierausch zu frönen.

FAZIT

Ich könnte sicherlich noch viele Stunden und Seiten mehr über „Shadowbringers“ erzählen und nie zum Ende kommen. Schon jetzt habe ich so viel ausgelassen, worüber ich reden könnte: Die großartige Musik, die wunderschönen neuen Areale oder all die anderen neuen Systeme und Verbesserungen, die die Erweiterung mit sich gebracht hat. Doch schon jetzt fällt es mir schwer, auch nur annähernd adäquat in Worte zu fassen, warum dies die beste Erweiterung ist, die „Final Fantasy XIV“ bisher bekommen hat.

Ich sagte eingangs, dass „Shadowbringers“ für mich das Spiel das Jahres 2019 war und wenngleich ich in den letzten zwölf Monaten nicht viele andere Spiele gespielt habe, bereue dies aber auch nicht bei all dem, was mir „Shadowbringers“ geboten hat. Nie zuvor in meinen sechs Jahren aktiver Spielzeit in „Final Fantasy XIV“ war ich so vertieft in das Spiel, so interessiert an jeder noch so kleinen Geschichte und Nebenquest. Ich habe bereits hunderte Stunden seit dem Release in die Erweiterung investiert, habe bald alle Klassen – inklusive Handwerker und Sammler – auf das neue Levelmaximum erhöht und bis auf wenige Dinge jeden neuen Content nicht nur ausprobiert, sondern auch abgeschlossen. Zum ersten Mal habe ich mich in die Welt des Raidens gewagt und sogar die Fatalen Raids erfolgreich erledigt.

Und noch immer will ich mehr und mehr und mehr. Ich kann die nächsten Patches kaum erwarten und bin unglaublich gespannt, wie es weitergeht. So muss für mich ein MMO sein: nicht nur süchtig machend durch ständige, kleine Belohnungen, sondern vor allem auch durch eine großartige Story, welche die Spieler mitreißt und hautnah miterleben lässt, was es bedeutet, die Heldenfigur zu sein, an die sich die Hoffnung aller hängt.

Euer lvl39nerd

Titel: Final Fantasy XIV: Shadowbringers

Entwickler: Square Enix

Publisher: Square Enix

Plattformen: PlayStation 4, PC und MacOS

Release: 02.07.2019

USK: ab 16 Jahren

KRYSCHEN

… gibt es auf folgenden eMAG-Portalen:

www.ISSUU.com

www.YUMPU.com

www.JOOMAG.com

www.CALAMEO.com

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