Kunsthalle Ostseebad KĂźhlungsborn
Eine Dokumentation 1992 - 2016
25 JAHRE KUNSTHALLE 1992 – 2016
5
6
Inhalt
Vorwort
12
1992
16
1993
24
1994
36
1995
46
»Erde-Zeichen-Erde« »Tachismus-Informel« »Im weiszen Westen«
»Ein Leben in Farbe« »Italienische Bilder« »Orivice – Öffnung« »Visuelle Poesie« »Vor dem Wort«
»Glasbilder und serielle Grafik« »Köpfe« »Quelli di Roma« »Ragnarok – Ferryboat, Landschaft und Lebensraum«
»Zwischen heiligem Ernst und himmlischer Heiterkeit« »Wewerka« »Bilder über Landschaften« »Caminos« »Begegnung mit einer fremden Art«
18 20 22
26 28 30 32 34
38 40 42 44
48 50 52 54 56
7
1996
58
1997
70
1998
80
1999
88
2000
98
»Impressionen« »Bilder von Sand und Meer« »Chun-uh-luk« Marc Chagall Prof. Annette Schröter
»Skulpturen am Meer« »Das gehetzte Tier« Salvador Dali »Oeffnungen«
»Heiligendamm – Die weiße Stadt am Meer« »Seltene Erden« Pablo Picasso
»Die Winterreise« »Sandmeer« »Stromland« »Salon Europa«
»Ahrenshoop – Wahlheimat für Freilichtmaler« »Treibhaus« Pablo Picasso
8
60 62 64 66 68
72 74 76 78
82 84 86
90 92 94 96
100 102 104
Inhalt
2001
106
2002
116
2003
124
2004
136
2005
144
Künstlergruppe VIER Die Expressionisten »Weite und Licht« Malte Brekenfeld
»Bilder aus Stille und Licht« »Metallbilder« Die Maler am Bauhaus
Miro Zahra »new paintings« Hap Grieshaber Henri Matisse Günter Grass Eliaz Slonim
»L’Afrique á venir« Jugendstil Otmar Alt
»Made in Deutschland« »Grafische Arbeiten« »Landschaften«
108 110 112 114
118 120 122
126 128 130 132 134
138 140 142
146 148 150
9
2006
152
2007
160
2008
168
2009
176
2010
184
2011
192
»Prägedrucke« Dimitri Vojnov »Neuer Realismus«
Original-Grafiken der klassischen Moderne Lale Meer »Klassische Japanische Holzschnitte«
MV INSPIRIERT »Klassische moderne Grafik« »Malerei Zeichnungen 1968 – 2008«
Friedemann Henschel / Malte Brekenfeld »Der Kosmos des Hans Wilfried Scheibner« Herbert Malchow
»Vier Ansichten« »Verzweigungen« »Die Poesie der Farben«
»Köpfe und Räume« Vera Schwelgin / Wolfgang Reinke »Falsche Freunde«
10
154 156 158
162 164 166
170 172 174
178 180 182
186 188 190
194 196 198
Inhalt
2012
200
2013
208
»2014«
216
2015
224
2016
232
Impressionen aus 25 Jahren Kunsthalle
244
»Einblicke« Künstler der FAK Heiligendamm »Was versteckst Du?« »Arbeiten mit und auf Papier«
»Wellen & Teilchen« virtual art project »Dali und der Surrealismus« Monika Ringat
»Zeichnungen und Karikaturen« Manfred Kastner »Der blaue Kosmos«
»Skurriler Irrationalismus« »Ein Leben in Bildern« »Dreiklang«
»Galerie Hamann« »Faszination Portrait« Pierre Fischer Jost Giese »25 Jahre Kunsthalle Kühlungsborn«
202 204 206
210 212 214
218 220 222
226 228 230
234 236 238 240 242
11
Eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet im Sommer 1991 eine Ausstellung und ein Künstlerfest des Künstlerbundes in der alten Lesehalle von Kühlungsborn. Zur Vernissage ist der erste Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Alfred Gomolka anwesend. Die Idee einer Kunsthalle war geboren und der Kunstverein Kühlungsborn wird 1992 ins Vereinsregister eingetragen. Mit Fördermitteln des Landes konnte die Stadt, als Eigentümer, den heruntergekommenen Bau sanieren. Franz N. Kröger führt seit dieser Zeit die Geschicke des Kunstvereins zu einer Erfolgsgeschichte.
Ministerpräsident Alfred Gomolka eröffnet die Landesschau »Himmel und Erde« des Künstlerbundes MV e. V. am 22. Juni 1991 im Ostseebad Kühlungsborn Auf die Frage, warum der Ministerpräsident die Schirmherrschaft übernahm, äußerte er, dass in der gegenwärtigen Situation unseres täglichen Lebens sich scheinbar oftmals alles nur auf das wirtschaftliche Leben reduziert. Gerade deshalb ist die Beschäftigung mit der Kunst jetzt wichtiger denn je, da sie zur Auseinandersetzung, zum Nachdenken und unsere Fantasie anregt. »Mit unserer Schau möchten wir uns öffnen für andere Künstler, für andere Gebiete und andere Menschengruppen. Wir möchten uns so darstelSchirmherr A. Gomolka (2. v. r.), Bürgermeister der Stadt Kühlungsborn K. Wiek (4. v. r.), die Mitinitiatoren und Mitglieder des KB MV Christine Elke Siml (3. v. l.) und Helmut Schröder (1. v. r.) sowie Franz Norbert Kröger (2. v. l.)
len, wie wir sind. Wir suchen die Begegnung und treten gegen die Klein-
Foto: Küstenanzeiger
Landesschau Vergangenheit bewältigen und Wahrheit erfahren.«
kariertheit eines Gegeneinanders auf. Wir sehen eine Alternative zur ehemaligen Hofkunst und zur neuen Beschränkung durch die Geistlosigkeit des freien Marktes darin, eigenartiges zu bewegen. Wir möchten mit der Christine Elke Siml
12
Vorwort
Diese Dokumentation der wichtigsten Ausstellungen und Ereignisse seit 1991, ist eine Auswahl aus einer beachtlichen Fülle von Eindrücken und Bildern. Von Beginn an wird der Kunstverein Kühlungsborn vom Ministerium für Bildung und Kultur als eine bedeutende Kunsteinrichtung des Landes gefördert. Die Abgeordneten der Stadt Kühlungsborn beschließen 1993 eine Dauerförderung für den Kunstverein, damit ist die Zukunft gesichert. Weitere Gelder werden von öffentlichen Fördertöpfen, Stiftungen und Privatsponsoren akquiriert. Zeitgenössische Kunstprojekte und Ausstellungen der Klassischen Moderne dominieren das Programm. Jährlich werden zwischen fünf und sieben Ausstellungen gezeigt. Da heben sich Expositionen mit Original-Werken von Chagall, Dali, Picasso, Matisse, Klee, Kandinsky, »Jugendstil« und »Bau-
Franz N. Kröger
haus« nur als Glanzpunkte heraus. Dazu kommen die vielen Kammer- und
Dipl. Kunst- & Kulturwissenschaftler, Geschäfsführer der Kunsthalle
Jazzkonzerte sowie das Internationale Gitarrenfestival, die für Aufmerksamkeit sorgen. Die kontinuierliche und beharrlich auf Qualität setzende Arbeit des Kunstvereins hat sich gelohnt und fällt in der Kunstlandschaft MecklenburgVorpommerns angenehm auf. Die Kunsthalle Kühlungsborn hat sich einen guten Namen gemacht, der weit über unser Bundesland hinaus klingt. Das eindrucksvolle Jugendstilgebäude, die Lage dirket am Meer und das einmalige Licht, das die Kunsthalle durchflutet, haben darauf einen eigenen Einfluss. Doch der Erfolg hat viele Mütter und Väter: Zum einen sind es Liebe und Leidenschaft der Macher zur Kunst und zum anderen ist es die Anteilnahme des Publikums an den Projekten, doch entscheidend ist die Kreativität und Umsichtigkeit des Vorstands und der Geschäftsführung. Dazu kommt natürlich die kontinuierliche Förderung der Projekte durch das Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur, der Stadt Kühlungsborn und der Kreisverwaltung Bad Doberan.
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Die Leichtigkeit des Rückblickens überdeckt auf wunderbare Weise all die kleinen und großen Probleme und Wunden, die es auch gab und gibt, doch die stehen auf einem anderen Blatt. Das Ostseebad Kühlungsborn besitzt mit der Kunsthalle ein Kleinod der Kunst und Kultur als wichtigen Imagefaktor, wie bewusst oder unbewusst er auch wahrgenommen wird. Es ist ein großes Geschenk an die gesamte Tourismusbranche. GESCHICHTE
Die vergangenen Jahre der Kunsthalle sind auch Jahre der Begegnung
»» Fertigstellung der Lesehalle in Arendsee im Sommer 1914 (Außer dem großen Saal enthielt die Lesehalle auch eine Trinkhalle für Milch bzw. Meeres- und Mineralwasser, öffentliche Toiletten sowie einige kleine Ladengeschäfte.)
von Menschen aus dem ganzen Land mit Kunst und Künstlern, das sind
»» Kunstausstellungen in den 60er und zu Beginn der 70er Jahre
Freude und ästhetischer Genuss aber auch Kontroversen und Widersprüche und viele kleine Schritte deutsch-deutscher Begegnung im vereinigten Vaterland. Dieser Vereinigung und all den darauf folgenden Veränderungen haben wir das zu verdanken – das sollte hier nicht vergessen sein. Auch in Zukunft werden Bilder, Musik und Wort neben skurrilen Objekten
»» Bis 1991 »Urlaubersportzentrum«
den Besucher herausfordern, anregen, aufregen und zum Genießen auf-
»» Seit 1991 wieder Kunsthalle
fordern, denn: »Wer nicht genießt, ist ungenießbar.«
»»1991/92 umfassende Sanierung »»1995 Eingetragung der Lesehalle in die Denkmalliste des Landkreises Bad Doberan »»2003 Neugestaltung der Außen- anlagen
Wir danken an dieser Stelle allen Freunden und Förderern der Kunsthalle Kühlungsborn für den Zuspruch und die gute Zusammenarbeit, aber auch unseren Kritikern und Feinden danken wir, denn sie halten uns flexibel und aufmerksam und hindern uns am träge werden. Wir werden auch weiterhin Erfolg haben, Freude verbreiten und für besinnliche Stunden in dieser hektischen Welt sorgen.
14
Vorwort
15
ANGELA J. A. RUWOLDT »Gestürzt«, 1991 Malerei & Collage, 70 x 90 cm
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Ausstellungen 1992
»ERDE-ZEICHEN-ERDE«
MAI / JUNI
CHRISTINE ELKE SIML / HELMUT SCHRÖDER / WILFRIED SCHRÖDER / FRANZ N. KRÖGER Malerei / Holz-Plastiken / Tuschezeichnungen
»TACHISMUS-INFORMEL«
JULI / AUGUST
FRED THIELER / EMIL SCHUMACHER / K. O. GÖTZ / WALTER MENNE / GERHARD HOEHME / KAZUO SHIRAGA / K. R. H. SONDERBORG / PETER BRÜNING Malerei
»IM WEISZEN WESTEN«
AUGUST / SEPTEMBER
10 KÜNSTLERINNEN AUS POLEN, LITAUEN, GEORGIEN, DER CSFR UND AUS DEM OSTEN DEUTSCHLANDS Malerei / Skulpturen / Zeichnungen
»ARGE ZOB«
AUGUST / SEPTEMBER
ANGELA J. A. RUWOLDT / KLAUS OESTMANN / ULRIKE SCHEUERER / GERHARD BACKSCHAT / ERICH LETHGAU Malerei / Grafiken / Collagen
»VON ANGESICHT ZU ANGESICHT«
OKTOBER
SCHÜLERARBEITEN VON 1988 BIS 1992 Zeichnungen / Plastiken / Objekte
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CHRISTINE ELKE SIML / HELMUT SCHRÖDER / WILFRIED SCHRÖDER / FRANZ N. KRÖGER
Das unbestrittene Recht der ersten Ausstellung behielten sich die Mitglieder des Kunstvereins vor. Ihre Verbundenheit zur und Sorge um die Natur ließ sie das Motto, der nach dem Vorjahr nun zweiten Kunstschau Mecklenburg-Vorpommerns, wählen: »Erde-Zeichen-Erde«.
Die vier Künstler Christine Elke Siml, die Brüder Helmut und Wilfried Schröder, sowie Franz Norbert Kröger zeigten 20 Bilder und acht Plastiken, die vorrangig in und nach der Wende entstanden. »Sie geben viel von der mystischen Stimmung wieder, die wir damals in uns trugen«, sagte Kröger, auf eins seiner Gemälde deutend: »Silberner Mond über düsterem Meer«. Ängste, Sehnsucht nach Freiheit. »Meere können keine Mauer sein«, fügte er nachdenklich hinzu. 18
»Erde-Zeichen-Erde«
Die Vier verfolgten mit ihrem Einstand an neuer Stätte das Ziel, das Wort des Besuchers zu hören, Stellungnahmen zu provozieren. Keiner der vier Künstler erhob Anspruch darauf, dass das Publikum sich seinem Werk mit Ergriffenheit nähern sollte. Auf Nachdenklichkeit, Bemühen um Verständnis und auch auf Genuss kam es Siml, Kröger und den Schröders da viel mehr an. Das Spannungsfeld für die Ausstellung war durch die Vielfalt der Genres, die unterschiedlichen Handschriften, vorgegeben. Dabei hinterließ besonders Christine Elke Siml, Malerin und Grafikerin aus Saal, einen nachhaltigen Eindruck mit ihren subtilen, an der japanischen Kunst orientierten Tuschezeichnungen. Der Bildhauer Wilfried Schröder, einst Meisterschüler an der Akademie der Künste zu Berlin, wagte sich ins Malreich und zeigte nicht nur symbolträchtige HolzPlastiken sondern auch Segel-Variationen im Bild.
19
FRED THIELER / EMIL SCHUMACHER / KAZUO SHIRAGA / WALTER MENNE / K. R. H. SONDERBORG /
PETER BRÜNING o. T., 1961 Öl / Kreide / Lw., 125 x 96 cm
I
n Zusammenarbeit mit der Galerie Nothelfer zeigten Künstler der Moderne eine Auswahl von Bildern einer Stilrichtung der Malerei, die es
auch im Westen nicht leicht hatte, zu bestehen. Mit dieser Ausstellung beschritt der Kunstverein Wege in die Internationale Kunstszene.
20
»Tachismus-Informel« K. O. GÖTZ / GERHARD HOEHME / PETER BRÜNING
FRED THIELER »to whom it may concern«, 1965 / 87 Mischt. / Collage / Lw., 353 x 150 cm
21
10 KÜNSTLERINNEN AUS POLEN, LITAUEN, GEORGIEN, DER CSFR UND AUS DEM OSTEN DEUTSCHLANDS
I
n dieser Zeit der Tränen in Osteuropa stünden Gemeinsamkeiten oft im Hintergrund, meinte während der feierlichen Ausstellungseröffnung Ulla Golombek, Amtsleiterin für Kultur der Kreisverwaltung Bad Doberan. Durch die Exposition »Im weiszen Westen« wurden nicht nur Werke von Künstlerinnen aus Polen, Litauen, Georgien, der CSFR und aus dem Osten Deutschlands ausgestellt, sondern auch Möglichkeiten der Begegnung geschaffen – gemeinsames Sehen, Leben, Singen und Tanzen.
22
»Im weiszen Westen«
Das Thema der Ausstellung war es, Raum, Richtung und Zeit außerhalb von Gut-Böse, Ost-West, Schwarz-Weiß und Oben-Unten zu stellen und damit Vorbehalte abzustreifen.
23
CHRISTINE ELKE SIML »Durchdríngung«, 1992 Mischtechnik auf Papier, 60 x 41,5 cm
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AUSSTELLUNGEN 1993
»EIN LEBEN IN FARBE«
APRIL / MAI
WOLFGANG ECKHARDT Malerei
»ITALIENISCHE BILDER«
MAI – JULI
KARL-HEINZ MOELLER Malerei
»ORIFICE-ÖFFNUNG«
JULI / AUGUST
HEINO KNABE / THILO BERGMANN / BERND WOLFF / JANA VAGT / SUSAN PIETZSCH / BIRGIT SCHLESINGER / SILKE HERR / STEFFEN MAU / INA KUSE / JENS-PETER MARTENS / JENS WISOTZKY / CYNTHIA KURTH Malerei / Objekte / Zeichnungen
»VISUELLE POESIE«
AUGUST / SEPTEMBER
HARRIET BART / GUILLERMO DEISLER / KLAUS-PETER DENCKER / GERHILD EBEL / CÈSAR FIGUEIREDO / ILSE GARNIER / PIERRE GARNIER / ALAIN JADOT / HELMUT LÖHR / RUGGERO MAGGI / NIALL MONRO / WOLFGANG NIEBLICH / REA NIKONOVA / JÜRGEN OLBRICH / KARLA SACHSE / VALERI SCHERSTJANOI / SERGÉ SEGAY / SHOZO SHIMAMOTO / HARTMUT SÖRGEL / UWE WARNKE / HANSJÖRG ZAUNER / OTTFRIED ZIELKE Kalligraphie / Collagen / Objekte
»VOR DEM WORT«
SEPTEMBER / OKTOBER
CHRISTINE ELKE SIML Zeichnungen / Malerei / Objekte / Installationen / Texte
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WOLFGANG ECKHARDT
BIOGRAFIE »» 1935 in Leipzig geboren »» 1949 – 1952 Lehre als Rahmenglaser »» 1953 – 1957 privates Musikstudium in Leipzig »» 1958 Berufsmusiker, dann Kapellenleiter »» 1962 Beginn der autodidaktischen Entwicklung als Maler »» 1967 Freundschaft mit dem Maler Peter Sylvester, Anregung und Inspiration, seitdem Beschäftigung mit der Malerei »» 1972 Umzug nach Mecklenburg
»Landschaft mit Mond«, 1990, Öl auf Pappe, 70 x 84 cm
M
alereien aus 30 Jahren – von seinen autodidaktischen Anfängen bis zur Gegenwart. Skurrile, eigenwillige Malerei eines Eigenbrödlers,
fernab von allen neuen Kunstströmungen. Eine Entdeckung für Sammler, die noch Urwüchsigkeit und Phantasie in leicht erfassbaren Bildstrukturen suchen. So etwa beschreiben Kritiker die Malerei Wolfgang Eckhardts. Der 1935 in Leipzig geborene Künstler war über 30 Jahre lang »mit Leib und Seele« Berufsmusiker. Nebenher entwickelte er seine Liebe zur Malerei. Die in den vergangenen Jahren entstandenen Bilder leben nicht einfach nur, sie schreien in ihrer Farbigkeit das Wirrwarr dieser Zeit mit all seinem Licht, mit all seinen Schattierungen heraus. »Meine Bilder erblühen,
26
»Ein Leben in Farbe«
»Fische«, 1990, Öl auf Pappe, 80 x 61 cm
wie ein Baum kurz vor seinem Tode.« »Wo andere lange tüfteln, male ich in einem weg – und es passt alles«, sagte der Künstler über seinen Arbeitsstil – ohne Skizzen und aufwendiges Mischen der Farben. Der Musiker Eckhardt malt seine Bilder, wie er beim »Free-Jazz« den Chorus frei gestaltet. Und der Maler beherrscht die Farben, wie der Musiker die Noten. In seinen surrealen oder den abstrakten vergegenständlichten Malereien komponiert er, malt er Freud und Leid, Erinnerungen. Es scheint, als beginne Eckhardt im Alter sein zweites Leben, das eines großen Malers.
27
KARL-HEINZ MOELLER
BIOGRAFIE »» 1950 geboren »» Bis 1980 Maler und Grafiker in Wismar »» 1976 – 1980 Ausstellungen in Wismar, Rostock, Greifswald, Ostberlin und Prag
»Mediterrane Dächer«, 1993, Öl, 70 x 50 cm
»» 1979 – 1980 Beteiligung an nationalen und internationalen Ausstellungen in der ehemaligen DDR
D
»» Ende 1981 Entlassung aus anderthalbjähriger Stasihaft wegen »Vorbereitung zur Republikflucht« »» Seit 1981 freischaffend in Westberlin »» Seit 1986 lebt K. H. Moeller hauptsächlich in der Provinz Imperia, an der italienischen Riviera und in Berlin
er in Wismar geborene Maler, Karl-Heinz Moeller, zeigte »Italienische Bilder« aus den Jahren 1991/1993. Seine abstrakten Landschaften
sind in warmen Farben gehalten, die Bilder klären sich von ferne betrachtet auf, lassen in der Nähe aber Spielraum für Phantasien. Karl-Heinz Moeller ist Colorist – die Farbe ist Hauptakteur. Seine Bilder sind frei von Spekulationen. Es gibt keine Anklagen, politische Dinge bleiben ohne Resonanz. Die Bestimmung seiner Bilder liegt im Fernhalten von Unruhen und Erschütterungen. Einmal gefundene Themen verharren in einer Selbstgenügsamkeit und werden oft neu variiert. Durch die Reduktion auf Grundformen erreicht Karl-Heinz Moellers Malerei eine Mehrdeutigkeit. Die gesetzten Zeichen für einen Gegenstand müssen erst enträtselt werden und führen den Betrachter zu Spekulationen.
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»Italienische Bilder«
»Dächer von Arles – Hommage à Vincent«, 1992, Öl, 100 x 80 cm
Vorrangig ist seine Malerei jedoch eine Kunst des Gleichgewichts und eine Kunst der Stille, in der sich die Kontraste immer der Harmonie unterordnen. Der 43-jährige schwärmt vom Licht an der Rivera ebenso wie von der Rapsblüte an der Ostsee. »Mich zieht es von Küste zu Küste«, sagt Moeller. Immer ist er auf Suche nach Farben und Licht. »Was ich male, muss ich erlebt haben, und sei es eben nur aus dem Bauch heraus. Ich konzentriere mich dabei immer auf die Vereinfachung der Dinge. Oft sehe ich von oben – nicht von oben herab. Das gibt mir ein Gefühl der Freiheit.« Karl-Heinz Moeller
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HEINO KNABE / THILO BERGMANN / BERND WOLFF / JANA VAGT / SUSAN PIETZSCH / SILKE HERR / JENS WISOTZKY
JENS WISOTZKY »Fenster«, 1992, Installation (Ausschnitt)
STEFFEN MAU »Lampe«, 1993 Sperrmüll, 12 x 17 cm
J
unge Designer und Künstler der Kunsthochschule Heiligendamm präsentierten in der interessanten Exposition außergewöhnlichen Zugang
zu Farbe, Form und Material. Auf den Anspruch, ein ästhetisches Gesamtbild als Ausdrucksform einer bestimmten Richtung zu gestalten, wurde von vorn herein verzichtet. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Arbeiten war nur ein Indiz unterschiedlicher Positionen in der kreativen Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Aber es gab auch einen gesellschaftlichen Kontext, die
200 Jahrfeier des ältesten deutschen Seebads Heiligendamm.
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»Orivice – Öffnung« BIRGIT SCHLESINGER / STEFFEN MAU / INA KUSE / JENS-PETER MARTENS / CYNTHIA KURTH
BIRGIT SCHLESINGER »Stadtlandschaft«, 1993, Gouache, 85 x 60 cm
SUSAN PIETZSCH »Fußreif«, 1993 Materialkombination, 16 x 9 cm
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HARRIET BART / GUILLERMO DEISLER / KLAUS-PETER DENCKER / ILSE GARNIER / PIERRE GARNIER / NIALL MONRO / WOLFGANG NIEBLICH / REA NIKONOVA / JÜRGEN OLBRICH / KARLA SACHSE / UWE WARNKE / HANSJÖRG ZAUNER / OTTFRIED ZIELKE
REA NIKONOVA o. T.
SERGÈ SEGAY »Tuh wird siegen«, 1988
D
ie visuelle Poesie wäre ein Kind des Medienzeitalters, meinte Uwe
Warnke, Kurator der Ausstellung. Sie bilde, gerichtet auf den Buchstaben und das Wort, eine Schnittstelle und Verbindungslinie zwischen Literatur, bildender und darstellender Kunst. Die Welt bestehe aus Zeichen. Schriftzeichen vor allem, machten uns die 22 visuellen Poeten aus acht Ländern weis. Mit den Zeichen spielten sie, brachten sie in poetische Ordnungen und Unordnungen, deckten auf, was sie verdeckten und bedeckten mit ihnen andererseits, was vorher freilag, wie die weißen Wände der Kunsthalle. Wer die Ausstellung besuchte, 32
»Visuelle Poesie« GERHILD EBEL / CÈSAR FIGUEIREDO / ALAIN JADOT / HELMUT LÖHR / RUGGERO MAGGI / VALERI SCHERSTJANOI / SERGÉ SEGAY / SHOZO SHIMAMOTO / HARTMUT SÖRGEL
sah die Sprache. Er sah, wie sehr wir mit Zeichen verbunden, in welchem Maße unsere Sinne, Gefühle, Gedanken und Handlungen in sie verwickelt sind. Zwar kommen wir sprachlos zur Welt, aber dann wird sie unser Los. Die Eltern zeigen auf einen Felsen und sagen »Haus«, auf einen Menschen und sagen »Lehrer«, auf einen Lehrer und sagen »Was
VALERI SCHERSTJANOI
für ein Mensch!«, auf einen Stock mit Flügeln und sagen »Elster«, auf einen Menschen und sagen »diebisch wie eine Elster!« Sie reden mit Händen und Füßen, mündlich, schriftlich und elektronisch. So führen sie uns ein in ihre Welt – eine Welt der Zeichen. Schließlich sehen wir nur noch sie anstelle der Dinge selbst, oder sieht jemand ein seltsam geformtes, fahrendes Blech, wenn ein Auto vorbeifährt? So wird alles besprochen und beschrieben, bis es verzaubert oder entzaubert ist. Das Visuelle ist Bedingung und Bestandteil der Zeichen, das Poetische nur manchmal.
33
CHRISTINE ELKE SIML
D
ie Arbeiten von Elke Siml besitzen eine bemerkenswerte Eigenständigkeit in der Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns.
Das Zeichnerische spielt in den Werken von Elke Siml eine große Rolle. Die Zeichnung als elementarer Bestandteil eines umfassenden Bildes ist für sie eine der Möglichkeiten, unmittelbar innere Zustände, momentane Physis wiederzugeben, sich selbst in ihrer Aktion und Reaktion vor Augen zu führen. Die Zeichnung registriert jede Erschütterung, jeden Augenblick des Innehaltens, des Horchens, der Orientierung. In besonderer Weise ist das Papier seit Jahrhunderten in Ostasien dienstbares Material künstlerischer Äußerungen, vor allem kalligrafischer Zeichnungen – auch Elke Siml ein inspirierendes Moment. Zuweilen sind die von der Künstlerin verwendeten Papiere hauchdünn, durchscheinend. Im Format ist die Künstlerin nicht festgelegt. Es gibt mit sehr viel Akribie gefertigt kleinere Papiere, sehr verletzlich in Material und Duktus, als auch größere. Möglicherweise besitzen die Farben funktionellen Charakter: Ocker und 1947 in Kühlungsborn geboren, lebt und arbeitet im Nordosten Deutschlands
Gelb sind oft die Basisfarben in Bildern, die die Linie betonen; Schwarz oder dunkles Braun kontrastieren dann die Fläche, andere Farben werden eher sparsam oder in ihrem Farbwert gebrochen eingesetzt. In dem Bild »Durchdringung« von 1992 (S. 24), befindet sich ein karges Lineament, eine eindrucksvolle Beschreibung von Landschaften. Andere
» ... dieser Fülle und Vitalität Karg-
Bilder besitzen ebenfalls diese einfachen rethorischen Zeichen, in denen
heit entgegenzusetzen, schafft
eine Linie das dominierende Element ist; in Form und Bögen, als Reihung
den breitesten Spannungsbogen
von Geraden, das Maß für eine Umgrenzung oder als frei uferndes Gebil-
in mir ...
de. Die Linie lässt das Werden, den Weg nachvollziehen. Den Prozess des
So sind die Bilder die Vereinfa-
Werdens künden ebenso die vielfach sich überlagernden Malschichten,
chung gegenüber der Kompli-
die collagierten, entrissenen und neu eingesetzten Farbstücke, die Verlet-
ziertheit und atemberaubender
zung des Papiers, die symbolischen Vernähungen von Wunden an. Ein
Vollkommenheit der Natur.«
Kreislauf von Schöpfung und Vergehen (Vernichtung) ist hier ahnungsvoll vorhanden.
34
»Vor dem Wort«
vor dem wort waren das a und o – zwei laute des staunens aaaa ooo also der wahrnehmung noch vor der tat e und i laute der differenzierung m genießen oder verdauen u des abschiednehmens also bedeutet mama staunen und verdauen um der abschied mit genuss o i staunen mit differenzierung das ei trägt beide laute der teilung in sich mehr ist eigentlich nicht zu begreifen
Elke Siml benutzt das Wort als kongeniales Medium, nicht aber, um zu interpretieren. Das Elementare bedarf im Grunde genommen keines zweiten Mittels, um erlebt zu werden. Das Visuelle hat seine eigene Energie, es vermittelt die Sinnfälligkeit unserer Welt – über dem Weg künstlerischer Zeichen.
35
FRANK WAGNER
36
AUSSTELLUNGEN 1994
»BÄDERARCHITEKTUR, DENKMALPFLEGE & STÄDTEPLANUNG« MÄRZ / APRIL STUDENTEN DER RHEINISCH-WESTFÄLISCH-TECHNISCHEN-HOCHSCHULE-AACHEN Entwürfe
»GLASBILDER UND SERIELLE GRAFIK«
MAI
THOMAS KUZIO Collagen / Malerei
»KÖPFE«
JUNI / JULI
ALFRED HETH Malerei / Objekte / Zeichnungen
»QUELLI DI ROMA«
JULI / AUGUST
MASSIMO PALUMBO / NICOLA SPEZZANO / SALVATORE DOMINELLI / MASSIMO RUIU / GUDRUN SLEITER / PIPPO ALTOMARE Malerei
»RAGNAROK – FERRYBOAT, LANDSCHAFT UND LEBENSRAUM« AUG. – OKT. BJÖRG INGADOTTIR / MIKAEL ERIKSSON / CHRISTOPHER SIMPSON / HOLGER STARK / HARTMUT BEIL / PETER MILITZ / TANJA ZIMMERMANN / KURT BUCHWALD Malerei / Fotografie / Installation / Performance / Video
DIETMAR SPITZNER & FRANK WAGNER
DEZEMBER
Gips-Skulpturen / Malerei
37
THOMAS KUZIO
»Schwarzer Flügel«, 1993, Gouache auf Karton, 100 x 75 cm
BIOGRAFIE »» 1959 in Altentreptow / MV geboren »» 1978 Abitur, Abschluss Lehre Baufacharbeiter »» 1980 – 1981 Glasmalerpraktikum in Quedlinburg
D
er Künstler Thomas Kuzio, Jahrgang 1959, präsentierte eine Auswahl von Arbeiten aus den Jahren 1991 – 1993. Er ist ein Vertreter des
abstrakten Expressionismus. Seine Bildersprache ist komplex und verlässt den konservativen Rahmen gewohnter Sichtweisen. Die Bilder von Thomas Kuzio geben keine ein-
»» 1981 Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle Burg Giebichstein
deutige Antwort. Sie regen den Betrachter vielmehr zu Dialog, Kontrover-
»» 1982 – 1985 Studiumunterbrechung, Lehre mit Abschluss Glasbläser
Weise, als wären sie füreinander geschaffen.
»» 1989 Diplom, Übersiedlung nach NeuSommersdorf am Kummerower See,
Gibichstein mit dem Diplom abschloss und heute am Kummerower See
eigene Werkstatt
38
se und Auseinandersetzung an. Seine Materialästhetik überrascht, denn Kuzio verbindet Papier, Holz, Glas, Silikon, Metalle und Farben in einer Der Künstler, der 1989 ein Studium an der Kunsthochschule Halle, Burg in Vorpommern lebt, gilt in der Kunstszene unseres Landes als eines der größten Talente.
»Glasbilder und serielle Grafik«
»Tür I«, 1992, Collage zwischen Glas, 71 x 110 cm
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ALFRED HETH
BIOGRAFIE »» 1948 als Kind bessarabischer Flüchtlinge in Stintenburger Hütte (Keis Hagenow) geboren »» 1967 Abitur in Wismar »» 1967 – 1971 Studium der Kunsterziehung und Geschichte an der Universität Leipzig Studium an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig »» 1971 – 1976 Lehrer in Güstrow »» Seit 1976 freischaffend in Wismar
G
estalter und Maler aus Wismar Alfred Heth-Kussmaul; seine Werke reizen durch eigenwillige Farbkompositionen, Design und Materiali-
en zur Auseinandersetzung und zum gedanklichen Eintauchen in die Welt des Künstlers. »Stammbaum« und »Erinnerung an eine Sippe« suggerieren archaische Zeitabläufe ewigen Kommens und Gehens. Panta Rhei – alles fließt, nichts ist wert, dass es bleibt wie es ist. Ziel Alfred Heths ist nicht das kunstvoll komponierte Bild, die Anpassung an ein Publikum, sondern der künstlerisch-kreative Akt der Schöpfung, in dem nichts festgelegt und doch alles
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»Köpfe«
Acrylfarbe, Lack, Ölfarbe auf Rohfilzpappe, Zeichnung eingeritzt, 77 x 95 cm
Aussprechbare angedeutet wird. Seine Bilder sind zwar immer Abdrücke individuellen Daseins, Zeichen menschlicher Existenz in ihrer Dinghaftigkeit, damit aber fast auf einer Ebene auch Zeichen ihrer Hinfälligkeit. Jeder Versuch, dem Werk Stilanalysen und Ordnungsprinzipien aufzudrücken, bleibt fragwürdig. Seine Figurationen verweisen auf andere sinnlichgeistige Dimensionen unserer ästhetischen Reflexion. Ein Kopf ist nicht der Kopf, sondern eher die Geste einer Summe von gescheiterten Versuchen, das Selbstverständliche zu erkennen.
41
MASSIMO PALUMBO / NICOLA SPEZZANO / SALVATORE DOMINELLI / MASSIMO RUIU /
S
echs Künstlerinnen und Künstler aus Rom präsentierten in dieser Ausstellung Arbeiten unterschiedlicher Handschriften und Stilformen. Die
gemeinsame Quelle Rom verband die sechs Künstler(innen), ließ ihnen aber alle Freiheit kreativer Gestaltung. Die Idee zu dieser Ausstellung ging auf einen Studienaufenthalt der Künstlerin Christine Elke Siml, aus Mecklenburg-Vorpommern, in Italien zurück. Das ästhetische Potential reichte von abstrakter Figuration bis zu einem surrealistisch geprägten Abbild mysthisch allgegenwärtiger Kultur. Zart brüchige Versatzstücke der erlebten Natur standen in fruchtbarer Konstellation zur abstrakten, freien Bearbeitung einer künstlerischen Idee. Bizarre Strukturen mediterraner Landschaft lösten sich in diffusem Licht auf, Fundstücke wurden geschickt auf der Leinwand installiert, Fabelwesen aus Licht spielten auf dem nackten Körper, merkwürdige Gebilde flossen über das Papier und begegneten sich in einer gemeinsamen Farbigkeit.
MASSIMO PALUMBO »Il vecchio, il nuovo, il vecchio«, 1994
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»Quelli di Roma« GUDRUN SLEITER / PIPPO ALTOMARE
SALVATORE DOMINELLI »Mazzeranghe«, 1994
PIPPO ALTOMARE »Esplosione«, 1994
Diese Ausstellung war der Beginn eines internationalen Künstleraustausches, dessen Programm Künstlerinnen und Künstler aus MecklenburgVorpommern in die jeweiligen Länder bringt, aus denen Kunsteindrücke in der Kunsthalle Kühlungsborn gezeigt werden. So gab es eine Ausstellung mit Elke Siml, Alfred Heth, Thomas Kuzio und Bernd Engler im Oktober selben Jahres.
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BJÖRG INGADOTTIR / MIKAEL ERIKSSON / CHRISTOPHER SIMPSON / HOLGER STARK / HARTMUT BEIL /
HOLGER STARK Installation
KURT BUCHWALD Aktion: Fotografieren verboten!
An diesem Projekt, das speziell für die Kühlungsborner Kunsthalle konzipiert wurde, arbeiteten Björg Ingadottir (Dänemark), Mikael Eriksson (Schweden), Christopher Simpson (England), Holger Stark (Rostock), Hartmut Beil (Berlin), Peter Militz (Hamburg), Tanja Zimmermann (Berlin und Rostock) sowie Kurt Buchwald (Berlin) in Skandinavien, England und Mecklenburg. Entstanden aus einer Reise durch Skandinavien, zu der der gebürtige Rostocker Holger Stark, Hartmut Beil und Christopher Simpson im September 1991 mit der Fähre von Warnemünde aus aufbrachen, wurde das Produkt erstmals als Gesamtkunstwerk in der Kunsthalle präsentiert.
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»Ragnarok – Ferryboat, Landschaft und Lebensraum« PETER MILITZ / TANJA ZIMMERMANN / KURT BUCHWALD
Mit dieser Ausstellung begann die Präsentation einer Reihe von Kooperations-Projekten mit Künstlern aus Skandinavien. »Ragnarok – Ferryboat« war dabei ein herausragendes Beispiel für die Zusammenführung einzelner Gattungen der Bildenden Kunst zu einem Gesamtkunstwerk. Malerei, Fotografie, Plastik, Installation, Performance und Video gestalteten sich zu einer Symbiose von sich widersprechenden und ergänzenden künstlerischen Sichtweisen, als Variationen über die Themen »Landschaft und Lebensraum – Geist und Materie«, als ewige, sich wiederholende Suche nach einem ganzheitlichen Abbild menschlichen Lebens.
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»Die nackte Republik« BODYPAINTING Zwei nackte Frauen wurden bei der Ausstellungseröffnung »Die nackte Republik«, im Haus Rolle, in Anlehnung an den schwarzen Kater – das Maskottchen des Magazins – von dem Rostocker Künstler Felix Büttner, mittels Pinsel und Farbe in Katzen verwandelt.
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AUSSTELLUNGEN 1995
»ZWISCHEN HEILIGEM ERNST UND HIMMLISCHER HEITERKEIT«
MÄRZ / APRIL
BERND ENGLER Malerei / Grafiken / Installationen / Objekte
»WEWERKA«
APRIL / MAI
GUILLAUME BEIJL / MANFRED SCHLINGS / WOLF VOSTELL / KATZUO KATASE Objekte / Malerei
»BILDER ÜBER LANDSCHAFTEN«
JUNI / JULI
PROF. KNUT W. MARON Cibachrome / Installationen
»DIE NACKTE REPUBLIK«
JUNI / JULI
WANDERAUSSTELLUNG DER ZEITSCHRIFT »DAS MAGAZIN« Aktfotos
»CAMINOS«
JULI / AUGUST
RUDOLF DRAHEIM Malerei
»BEGEGNUNG MIT EINER FREMDEN ART«
SEPTEMBER – NOVEMBER
THE WIN.D COLLECTION IN ZUSAMMENARBEIT MIT »DOWN UNDER« Malerei
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BERND ENGLER
BIOGRAFIE »» 1959 in Güstrow geboren »» 1978 Abitur in Güstrow »» 1980 – 1986 Studium in Halle / Saale »» Burg Giebichenstein, »» Fachklasse für Malerei / Grafik Diplom »» 1987 freiberuflich in Stralsund »» 1993 Übersiedlung ins Gutshaus Ückeritz bei Demmin
D
er Künstler Bernd Engler aus Ückeritz versucht in seinen Arbeiten, moderne Techniken und Naturmaterialien miteinander in Einklang
zu bringen. Er arbeitet gern mit nicht ganz so üblichen natürlichen Materialien wie Lehm, Wolle und Gelatine und hinterfragt diese philosophisch auf eine ganz eigene Art. Seine Arbeiten tragen einen mitunter etwas meditativen Charakter und bewegen sich, nach seinen eigenen Worten, »zwischen heiligem Ernst und himmlischer Heiterkeit«.
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ÂťZwischen heiligem Ernst und himmlischer HeiterkeitÂŤ
49
GUILLAUME BEIJL / MANFRED SCHLINGS / WOLF VOSTELL / KATZUO KATASE
E
xtra für die Kühlungsborner Kunsthalle gestaltete Michael Wewerka, Macher und Galerist, der in der deutschen Kunstszene, insbesondere
in Berlin, als einer der großen Kunst-Magier unserer Tage gilt, ein Projekt, das auf diese Räumlichkeit und die Lichtverhältnisse zugeschnitten wurde. Bei der Auswahl der in Kühlungsborn ausgestellten Arbeiten, habe er sich einfach von seinem Gefühl leiten lassen, so M. Wewerka: »Es sind Stücke, die ich schon immer mal wieder in einer Ausstellung sehen wollte.« Die Installationen des Belgiers Guillaume Beijl »Angebot des Monats« und »Der Charme des Sonderangebots« spüren den Kitsch in kleinbürgerlichen, spießigen Wohnzimmern auf. Der Humor dieses Künstlers ist hintergründig und skurril. Manfred Schlings Bilder, Kompositionen aus Struktur und Farbe, strahlen eine angenehme Ruhe aus. Sie leben vom Blick und der Phantasie des Betrachters und sind frei von jeder Dramatik einer Botschaft. Wolf Vostell ist bekannt als Pionier des Happenings in Europa und Gestalter von Environments, als Mitspieler der Fluxus-Bewegung und als Aktionskünstler, der bereits amerikanische Autos in Beton eingoss und ausstellte. Der Japaner Katzuo Katase ist mit seinen Lichtkastenbildern einer eigenen Ästhetik verpflichtet. Er verbindet fernöstliche Kulturelemente des Buddhismus mit europäisch christlicher Tradition. Seine Sprache ist still und schön und nähert sich unsichtbaren Wirklichkeiten.
MICHAEL WEWERKA
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»Wewerka«
GUILLAUME BEIJL »Angebot des Monats«
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PROF. KNUT W. MARON
BIOGRAFIE »» 1954 in Bonn geboren »» 1964 – 1973 Deutsches Gymnasium, Paris, Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Bonn »» 1973 – 1976 Fotografenausbildung mit Abschluss »» 1976 – 1977 Glasfachschule Rheinbach »» 1977 – 1983 Studium Visuelle Kommunikation Folkwangschule, Essen Diplom »» 1985 Stipendium Deutsch-Französiches Jugendwerk (für Paris), Aufenthalt Cité Internationale des Arts, Paris; Stipendium für Bildende Kunst des Kunstmuseums Bonn »» 1989 Gründungsmitglied des Institut International de Géopoétique, Paris
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Z
u sehen waren Cibachrome (fototechnisch überarbeitete PolaroidBilder) und Installationen von Prof. Knut W. Maron, die sich mit dem
immer mehr verschwimmenden Unterschied von Wirklichkeit und Illusion, von Original und Kopie, von Rationalität und Erinnerung auseinandersetzen. Knut W. Maron richtet seine Kamera auf das Naheliegende. Landschaften, Tiere, Menschen und Dinge werden transformiert in eine Welt der Zeichen, die symbolhaft die magisch-mystischen Zusammenhänge zwi-
»Bilder über Landschaften«
»Ur-Rinder«, 1991, Cibachrome, 103 x 100 cm
schen den Dingen, die hinter allem Sein liegende Idee, erahnbar macht. Die Bilder handeln von in der Natur wirkenden Kräften, die wechselhafte Formen annehmen, ohne an die Materie wirklich gebunden zu sein. Die Fotografie wird zum magischen Schlüssel der Poesie, die »das verborgene Wesen, das nur wie ein Licht- und Schattenhauch durch die Züge der Dinge hindurchschimmert« (Franz Kafka), sichtbar werden lässt.
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RUDOLF DRAHEIM
BIOGRAFIE »» 1941 in Dembno / Westpr. geboren »» 1956 – 1959 Zimmermannslehre, Bodenwerder / Weser »» 1970 – 1974 Abendgymnasium »» Holstenglacis, Hamburg »» 1974 – 1975 Studium Physik und Chemie, Universität Hamburg »» 1975 – 1983 Studium Religionswissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaft, Freie Universität Berlin »» 1981 Beginn der Malerei »» 1989 – 1990 Wissenschaftliche Mitarbeit bei einem interdisziplinären Forschungsprojekt bei Prof. Dr. J. Thiede, Berlin »» 1990 Lehrauftrag an der Hochschule der Künste, Berlin »» Seit 1993 Mitglied des BBK, Berlin
o. T. (aus dem Zyklus »Caminos«), 1992 Öl, holl. Bütten, Leinen, 64 x 76 cm
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»Caminos«
D
er Berliner Künstler Rudolf Draheim (Jahrgang 1941) stellte seinen Zyklus »Caminos« – Wege (spanisch); Ölbilder aus Spanien vor. Es
war seine erste Ausstellung in den neuen Bundesländern. Die Bilder sind beeinflusst vom Aufenthalt Draheims im spanischen Santiago de Compostela: von der Sonne, den Farben der Landschaft, von der Stadt und den Menschen. Gezeigt wurden etwa 20 Bilder von beeindruckender Leuchtkraft und Ausstrahlung. Für Draheim hat sich im Umgang mit Farben, Flächen und Linien die Möglichkeit eröffnet, all das dingfest zu machen, was in der strengen Welt der wissenschaftlichen Begrifflichkeit, der er entstammt, oft unter den Tisch fällt, denn er studierte zunächst Physik und Chemie, dann Religionswissenschaften, Germanistik und dann später Malerei. Draheim gewährt dem Betrachter vorbehaltlos Einblicke in den Gesamtbereich seines Empfindens und Erlebens. Obwohl der Anlass für das Entstehen vieler Gemälde oft in der Privatsphäre angesiedelt bleibt, werfen diese Darstellungen zugleich existentielle Probleme auf, die nicht unabhängig von Zeit und Raum sind und im Grunde genommen jeden einzelnen berühren. Hieraus ergibt sich wiederum ihre Aktualität. Sie offenbaren in ihrer Aussage die Sehnsucht nach dem, was der Schriftsteller Volker Braun als »das Eigentliche« bezeichnet, dem Wunsch nach Mitmenschlichkeit, nach Poesie im Leben. Wenn solch eine Sehnsucht auch nur schwer fass- und abrechenbar sein dürfte, so ist es dem Künstler im Verlauf seiner Entwicklung doch gelungen, Wesentliches hiervon durch eine Mitteilungsform zu signalisieren, die seiner Persönlichkeit entspricht und seinem Anliegen adäquat ist. »Präzise unpräzise« nennt er seine Bilder. Er bildet nicht nach, er bildet neu, den künstlerischen Blick auf die Seele einer Situation, einer Landschaft oder einer Person gerichtet.
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THE WIN.D COLLECTION IN ZUSAMMENARBEIT MIT »DOWN UNDER«
WIN.D / W23 »Große Regenbogenschlange«, 1995 Acryl a. Lw., 164 x 46 cm
D
ie Schau zeigte Bilder von Aborigines (lat.: ab origine = vom Urspung her) und von internationalen Künstlern, die sich von ihrer Malerei
inspirieren ließen. Die Ausstellung »Begegnung mit einer fremden Art« hat mit der uns fremden Kultur der australischen Ureinwohner vertraut gemacht. 1971 war der Wüstenort Papunya Ausgangspunkt eines außergewöhnlichen Phänomens. Malerinnen der ältesten künstlerischen Tradition der Erde initiierten die avantgardistische »Kunst« des »Punkt- und Kreisstil«. Die Ureinwohner Australiens malen Bilder und Zeichen wie aus der Vogelperspektive, rekultivieren Bewusstsein aus der Traumzeit, aus der sich das Leben hervorbildet und sich immer wieder erneuert. So betreiben die Aborigines gegenwärtig eine Spurensicherung, sammeln das Wissen, das sie über die Jahrtausende erworben haben und in Mythen, Symbolen und Zeichnungen wiedergeben. Sie erzählen von ihrer jahrtausende alten Hochkultur, die sich nicht in kolossalen Wolkenkratzern, Gen-Tech, Umweltkatastrophen, Krieg und Rassismus ausdrückt, sondern in Lebensformen, Riten und Mythen im Einklang mit der Natur unter Bewahrung der Schöpfung. Der Weiße Mann hat die Regenbogenschlange, die Wächterin der Radioaktivität, erweckt, das Gleichgewicht ist gestört. Doch nur ihre ungestörte Traumzeit gewährleistet den Lebenskreis.
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»Begegnung mit einer fremden Art«
WIN.D / W6 »Wasserjungferntraum«, 1994, Acryl a. Holz, 40 x 50 cm
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BEAT BRECHBÜHL Ausschnitt »Bodoni-Drucke«
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AUSSTELLUNGEN 1996
»IMPRESSIONEN«
MÄRZ / APRIL
ANGELIKA JOHN / VIOLA KRÖGER / KARIN BEIER Malerei / Objekte / Keramik / Schmuck
»BODONI-DRUCKE«
MÄRZ / APRIL
BEAT BRECHBÜHL Drucke
»BILDER VON SAND UND MEER«
APRIL / MAI
BRITTA NAUMAN Malerei
»CHUN-UH-LUK«
JUNI / JULI
ANNETTE LEYENER Holzschnitte
MARC CHAGALL
JULI / AUGUST
PERSONALAUSSTELLUNG Original-Plakatentwürfe / Farblithografien
ANNETTE SCHRÖTER
AUGUST – OKTOBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei
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ANGELIKA JOHN / VIOLA KRÖGER / KARIN BEIER
D
rei ganz unterschiedliche Künstlerinnen zeigten interessante, zum Teil ausgesprochen verspielte und witzige Arbeiten.
Die Ausstellung wurde vor allem durch Bilder und Objekte von Angelika John aus Wismar bestimmt. Auf Baumwoll- und Nesselstoff zauberte die Künstlerin mit Farben, die extra auf die Lichtverhältnisse in der Halle abgestimmt wurden, eine Art visuelle Musik. Zweifellos ist sie eine originäre Erscheinung in der Kunstwelt zwischen Malerei und Textilgestaltung. Ihre Kreationen fordern zu sinnlich kreativer Auseinandersetzung heraus. Sie sagt selbst: »Für mich ist ein Bild gut, wenn es voller Magie ist, wenn man etwas bei anderen damit in Bewegung bringt, vielleicht zum Träumen verleitet.« Mit ihren Bildern will Angelika John Anreize zur Schaffung einer kreativen Welt geben. »Die Bilder sollen ein Anreiz zu einer kreativen Welt sein – Hässliches und Schreckliches gibt es schon genug.«
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»Impressionen«
Viola Kröger kommt, wie Angelika John, aus der Gemeinschaft Wismarer Künstler und Kunstfreunde. Sie präsentierte Keramik-Gebrauchsstände, die gleichermaßen durch Funktionalität und Design bestachen. Karin Beier aus Thale, wie Viola Kröger Absolventin der FAK Heiligendamm, zeigte eine kleine Kollektion von Silberschmuck. In mehrere Stücke wurden sehr dekorativ Onyx-, Glas- und Goldasbeststeine eingearbeitet.
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BRITTA NAUMAN
BIOGRAFIE »» In Wittenberge / Elbe geboren »» Seit 1960 wohnhaft in Rostock »» Polytechnische Oberschule »» Medizinische Fachschule, Fachrichtung Radiologie »» Drei Jahre Tätigkeit in der Röntgendiagnostik »» 1980 Geburt der Tochter »» 1981 – 1986 Direktstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Diplom
»Weite tote Landschaft«, 1993, Mischtechnik: Öl, Ruß, Collage, Sand. 135 x 80 cm
B
otschaften einer anderen Art. Britta Nauman’s Bilder widerspiegeln Erlebnisse mit der Natur, das Wissen über sie und ihren Zustand.
»» 1986 – 1989 Fördervertrag mit der Stadt Rostock
Menschliche Eigenschaften wie Sehnsucht, Angst, Wut, Verzweiflung,
»» Aufnahme in den Künstlerverband
Liebe, Kraft, Hoffnung, Hilflosigkeit spielen eine wichtige Rolle in ihrem
»» Seit 1986 Anleitung von »Gruppen künstlerischen Machens« (VHS)
Bestreben um eine ausdruckstarke Wirkung des verarbeiteten Materials.
»» 1990 Aufnahme in den Künstlerbund MV e. V. im BBK, dort seit 1994 im Vorstand tätig
animiert werden.
»» 1991 ein Jahr Beschäftigungstherapeutin in der Universitätskinderklinik Rostock
glatt, reliefiert und transparent, weich und hart, farbig und grau, warm
»» 1992 – 1993 künstlerische Leitung der Galerie »Kröpeliner Tor« »» 1995 Ausstellungsmanagement des KB »» 1996 Lehrauftrag an der Fachhoch schule Heiligendamm
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Der Betrachter soll zu direktem Berühren und kombinierendem Denken Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Bildgrammatik ist die Gegensätzlichkeit, aus der eine Synthese aufgebaut werden kann: hell und dunkel, rauh und und kalt, Licht und Schatten, gegenständlich und abstrakt. Indem wir diese sinnlichen Phänomene wahrnehmen, können wir Harmonie oder Widerspruch, Ausgewogenheit oder Unruhe empfinden. Ihre Werke sind eine Verbindung aus emotionalen Gesten und rationalen Gestaltungsmitteln.
»Bilder von Sand und Meer«
»Die Woge«, 1993, Mischtechnik: Öl, Tempera, Sand, Tusche. 180 x 135 cm
Ganz individuell geprägte Gegenstände werden in die Bilder integriert: tote Schmetterlinge aus dem Atelier der Rostocker Künstlerin, ein alter Pferdeschwanz und ein Ochsenziemer vom Hof des Großvaters, von der Großmutter gewebte Leinwände. Dabei erzeugt die Künstlerin äußerst intensive Bildzeichen. Spuren von Kinderfüßen etwa, die sich verlieren, Ritzzeichnungen, die an erste bildliche Versuche der Menschheit gemahnen. Diese Bildzeichen lösen eigenes Erinnern aus, decken längst vergessene, überzeichnete, nur im Unterbewusstsein vorhandene Bilder auf.
63
ANNETTE LEYENER
D
er Ausstellungstitel könnte der Eskimosprache entnommen sein und soviel bedeuten wie »ich spüre, also bin ich«. Gezeigt wurden Holz-
schnitte, fragmentarische Körper und Teile, die – durch die Kraft ihrer Zeichnung und besonders durch das Material Holz – ein bewegtes, fast plastisches Erscheinungsbild boten. Durch unterschiedliche Druckstärken und lichtere Farbverwalzungen beim Abzug entsteht auch bei Mehrfarbdrucken eine stellenweise Transparenz, die die Gestalten mit dem unbehandelten Weiß der Fläche im Blau des Himmels zu vereinen scheint. Mit kräftigerem Farbauftrag stehen die Drucke wie Skulpturen im Raum – ein Wechselspiel von Raum und Fläche, Ebenmaß und Vielfalt, dass in Form von gleichermaßen individuellen wie umfassenden Mythologien fasziniert und beunruhigt. Das Bild transportiert unendliche Versatzstücke des ewig Seienden, die lebendigen Materialeigenschaften des Holzes als Vehikel der Verbildlichung bilden dabei das Bindeglied zwischen den Dimensionen. Holzbohlen und alte Schrankwände liefern das Material für die Druckstöcke, das Holz spricht durch seine Beschaffenheit und Verlebtheit. Maserungen, Wurzelstock und Astansatz erscheinen wie Falten, Haut, Haar und Körperteile. Additiv nennt Annette Leyener ihre Druckmethode, nicht aus einem Holzstock zu schneiden, sondern mehrere miteinander zu kombinieren. Die Ausstellung wurde begleitet von einem Holzdruck-Workshop, indem die Künstlerin Einblicke in das experimentelle Arbeiten mit grafischen Holzschnitt-Techniken, vom selbstangefertigten Druckstock, über das Schneiden des Holzes, bis hin zum manuell gefertigten Druck gibt. Anschließend konnten die im Workshop entstandenen Arbeiten in einer kleinen Ausstellung im Haus Rolle besichtigt werden. »Chun-uh-luk«, Holzschnitt, 4 Blätter, 48 x 205 cm
64
»Chun-uh-luk«
»Aurora, bernstein« Holzschnitt, 48 x 140 cm
»Haarfalle, rot« Holzschnitt, 48 x 140 cm
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Z
u sehen waren Werke »Chagalls« aus einer süddeutschen Privatsammlung, die selten in der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Der 1887 in Witebsk geborene Chagall gehört zu den weltweit bekanntesten Malern und Grafikern der klassischen Moderne, obwohl bzw. weil er sich keinem ihrer Ismen zuordnen lässt. Seine Bilder, deren Motive (Dorfepisoden, Liebespaare, Tiere u.a.) immer wieder auf seine russisch-jüdische Herkunft verweisen, sind weder symbolisch überfrachtet noch philosophisch verbissen, sondern von einer Leichtigkeit, Farbfreudigkeit und einem gestalterischen Witz, der seinesgleichen Neben Zeitgenossen wie Gabo,
sucht; selbst dort, wo sie traurigen Anlässen verpflichtet sind. Am bes-
Mondrian und Dali, die ebenfalls
ten erschließen sie sich demjenigen, der vorurteilslos und unbefangen
um 1940 in die USA emmigri-
an sie herangeht. Chagall malte so, wie man träumt, phantasiert oder
erten, gilt Chagall als einer der
sich erinnert, und er will nicht erklärt oder »verstanden«, sondern eher
bedeutendsten Künstler seiner
gefühlt und »weitergesponnen« werden. Neben vielen inzwischen zur
Zeit.
Legende gewordenen Einzelblättern (z. B. »Mutter und Kind vor Notre
66
Marc Chagal
Dr. Bersworth-Wallrabe, Leiterin des Staatlichen Museums Schwerin und Hr. Kröger
Björn Engholm
Dame« von 1952 oder »Die Verliebten mit roter Sonne« von 1960 präsentierte die Ausstellung Bildfolgen bzw. Zyklen; Chagall hat sich immer auch als Erzähler mit malerischen Mitteln verstanden. Darunter befanden sich die von dem Pariser Verleger und Kunsthändler Vollard angeregten Illustrationen zu Gogols »Toten Seelen« (1923 – 1927) und zur Bibel (1956 – 1960),
mit
der
sich
Chagall
als
gläubiger
Jude
lebenslang
auseinandersetzte. Eine besondere Sehenswürdigkeit waren die Farblithografien zu den Entwürfen der »Glasfenster von Jerusalem«, die 1962 im Zusammenhang mit einem Auftrag für die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik in Jerusa-
»Wenn Chagall malt, weiß man
lem entstanden sind. Ebenso selten zu sehen sind die Original-Plakatent-
nicht, ob er dabei schläft oder
würfe »Die vier Jahreszeiten«, die Chagall anlässlich seiner Ausstellung in
wach ist. Irgendwo in seinem
Chicago 1974, und »Moses und die Gesetzestafeln«, die er 1962 für eine
Kopf muss er einen Engel haben«.
Ausstellung in Genf anfertigte.
Pablo Picasso
67
I
hre Arbeiten haben immer nur ein Thema, den Menschen in seiner Vielfalt und seiner Vielsichtigkeit. Annette Schröter ist das, was man im Jar-
gon eine Vollblutmalerin nennt: eine Künstlerin, die aus ihrer Farb- und Formphantasie heraus lebt und die über ganz erstaunliche Ausdrucksmittel verfügt. Ihre Erfindungen sind von ihren Bildern abgelöst nicht vorstellbar, taugen nicht als ikonografische Substrate, denen eine Hülle überworfen werden könnte. Das Inhaltliche, das es bei ihr im Überfluss gibt, ist viel mehr Frucht eines spezifisch bildnerischen Denkens, das entlehnte Motive sogleich in individuelle Form verwandelt und das Inhalte hervorbringt, indem es ästhetische Fakten setzt. Es gibt keinen Zweifel, daß die Bilder der Annette Schröter bedeutungsvolle Botschaften von subjektiven Lebenserfahrungen übermitteln: von Enttäuschungen und Erwartungen, Ängsten und Projektionen, Realitätsbegegnungen und Phantasien.
BIOGRAFIE
Die Vorliebe für die Serie und für die Variation hat bei Annette Schröter
»» 1956 in Meißen geboren
ihren Ursprung sicherlich nicht nur im hartnäckigen Bemühen um ein
»» 1977 – 1982 Studium der Malerei an der Kunsthochschule in Leipzig bei Prof. Bernhard Heisig
Problem, sondern auch in der schieren Lust am Malen. Schwer zu sagen ist, was hinter der Neigung steht, innerhalb einer Komposition Figuren und Motive zu wiederholen oder durchzuklinieren. Auf
»» 1985 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit dem Fotografen Erasmus Schröter
dem Gemälde »Die Glut« von 1990 versuchen drei Frauen, mit ihren
»» 1986 Elysèe-Preis für Malerei
chen eher hilflos inmitten üppiger Vegetation; auf der Komposition »Sie-
»» 1988 – 1990 Lehrauftrag für figürliches Zeichnen an der FHS Hamburg, Abteilung Gestaltung »» 1992 Gastprofessur für Malerei an der Sommerakademie »Pentiment« in Hamburg »» Annette Schröter lebt in Hamburg-Altona
68
geschürzten Röcken die Wärme eines glühenden Holzstapels einzufangen; auf dem Gemälde »Sonntagskinder« von 1993 sitzen drei kleine Mädben« von 1993 sind es gleich sieben blaugekleidete Frauen mit Blumentöpfen und Zweigen, die sich der Betrachterin und dem Betrachter wie ein Tabelau vivant präsentieren; auf dem Gemälde »Gute Stube« von 1994 beschäftigen sich zwei Kinder, von einem dritten beobachtet, mit einem Schnurspiel; die Serie mit dem Titel »Reise nach Berlin« von 1995 führt auf drei formatgleichen Leinwänden verschiedene Schlafhaltungen eines
Prof. Annette Schröter
»Gute Stube«, 1994 / 95 Öl auf Leinwand, 200 x 180 cm
Mannes vor, den wohl der Zufall zum Abteil-Gegenüber der Künstlerin gemacht hat. Die letztgenannte Folge ließe sich im Sinne einer durch Schauneugier inspirierten Alltagsreportage erklären, und auch andere Darstellungen haben erzählerische Züge und bieten entsprechende Ansatzpunkte für die Interpretation. Es versteht sich, dass Inhaltsschichtungen dieser Art ein entsprechend differenziertes Verhältnis zu den Anregungsquellen voraussetzen. Die Künstlerin sucht immer wieder Kontakt mit der Wirklichkeit, lässt sich von Zufallseindrücken des täglichen Lebens anregen, von Darstellungen, die ihr die Massenmedien zuspielen, und von fremden und selbstgefertigten Fotografien. Was sie aus alledem macht, ist aber weit mehr als ein Gemenge: Es ist ein faszinierender Ausschnitt aus dem Großen Welttheater, als das sich die Realität für Annette Schröter darstellt.
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ECKARD LABS »Sitzende Figur«
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AUSSTELLUNGEN 1997
»SKULPTUREN AM MEER«
MÄRZ / MAI
RAINER FEST Skulpturen / Zeichnungen
»DAS GEHETZTE TIER«
MAI / JUNI
RAINER KESSEL Skulpturen
SALVADOR DALI
JULI / AUGUST
PERSONALAUSSTELLUNG Original-Grafiken
»OEFFNUNGEN«
AUGUST / SEPTEMBER
NESA GSCHWEND Objekte / Malerei
ECKARD LABS UND THOMAS REICH
OKTOBER
PERSONALAUSSTELLUNG Skulpturen / Malerei
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RAINER FEST
M
ehrere Exponate aus Urgestein von besonderer Härte gab es zu besichtigen. Auch Zeichnungen des Künstlers wurden gezeigt. Die
Ausstellung beschrieb einen Weg, auf dem alles, was das Leben betrifft, von Rainer Fest erfasst worden war. Seine eigene Reife und Weisheit spiegeln sich in seinen Werken wieder. Er demonstriert Aufwärts- und Abwärtssituationen des Lebens. »Über Stufen hinaus begibt man sich auf die Reise des eigenen Weges«, so der Schöpfer. Man begegnet auch absurden Situationen auf diesem Wege. Das spiegelt beispielsweise ein Labyrinth aus Granit wieder.
BIOGRAFIE
Einen Blickfang von besonderer Eigenart stellte eine Skulptur dar, die aus
»» 1953 in Berlin geboren
Basalt, einem vulkanischen Gestein, gefertigt wurde. Das Element Wasser
»» 1975 – 1981 Kunstgewerbeschule, Jurva, Finnland
spielt hier neben dem Stein eine wesentliche Rolle. Es fließt langsam an
»» 1982 – 1987 Studium der Bildhauerei in Bremen
bewegte Zone, die langsam in der Ruhe verschwindet.
»» Stipendium des ev. Studienwerkes Villigst »» 1986 – 1987 Auslandsstudium an der Academia de Bellas Artes, Madrid, Spanien »» Seit 1991 lebt und arbeitet in Berlin und Glashütte (MV) »» 1993 Arbeitsstipendium des Kultursenats von Berlin
der steilen Säule herab und erzeugt im Becken durch leichte Wellen eine Ein weiterer Stein, der letzte auf dem Weg, wurde nicht von Rainer Fest, sondern von Mutter Natur bearbeitet. Einen Granitfindling in den Fängen von Wurzeln einer Eiche nennt er »Unvergessener Naturzustand«. Dieser erinnert an die Einheit in sich selbst. Alle der ausgestellten Exponate sind aus purem Stein gefertigt worden. Nichts an ihnen ist künstlich. Für Rainer Fest ist es die Herausforderung überhaupt. Granit gilt nämlich als unbearbeitbar. »Die Arbeit mit ihm erfordert höchste Konzentration. Nur wenn man im Inneren selbst weich ist, kann man diesen sehr harten Urstein bearbeiten. Der eigentlichen Form nähere ich mich dabei nur sehr langsam auf einem kontinuierlichen Weg zum gemeinsamen Ziel«, ließ der Künstler wissen. Zwei Elemente beherrschen die Werke von Rainer Fest: Haus und Wasser; Synonyme einer Lebensphilosophie. Das Haus assoziiert Geborgenheit und Leben, seine Negativform, in den Stein gearbeitet, Kälte und Ver-
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»Skulpturen am Meer«
»Ein Stück des Weges«, Granitfindling
gänglichkeit. Positiv und Negativ stellen unverrückbare Zusammenhänge dar, wie Leben und Tod; Entstehung braucht Vergänglichkeit und umgekehrt. Dies gilt besonders für seine Installation aus Ziegelsteinen. Rainer Fests Werke sind europaweit in Museen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen ausgestellt. Er nahm in den 80er und 90er Jahren an mehreren Symposien und Ausstellungen in ganz Europa teil.
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RAINER KESSEL
BIOGRAFIE »» 1955 in Berlin geboren »» 1974 Abitur »» 1974 – 1976 Lehre zum Stukkateur im Bodemuseum Berlin »» 1976 – 1979 Tätigkeit als Theaterplastiker für die Deutsche Staatsoper »» 1980 – 1985 Studium an der Kunsthochschule Berlin Weißensee »» Seit 1985 freiberuflich in Neu Nantrow, Mecklenburg-Vorpommern
I
n seinen künstlerischen Äußerungen greift Rainer Kessel auf die Welt der Tiere zurück. Zu sehen waren vor allem Tiere als Kreaturen, etwa
gefesselte Schafe oder das Pferd Rosinante, das unter der Last des Don Quichote fast zusammenbricht. In seinem Werk, dem »Großen Reitertorso« stellt er sinnbildlich das Verhältnis von Kreatur, Mensch und Gesellschaft dar. Der versinkende oder aufsteigende Ritter, der versucht hat »sich die Natur Untertan zu machen, muss nun zur Kenntnis nehmen, dass er sich den Boden für die eigene Existenz entzogen hat.« Ein großer Teil der anderen Exponate hatte einen ähnlichen oder denselben Hintergrund, obwohl die Gestalt des Don Quichote auch Ironie zum Ausdruck bringt. Der Künstler verwendet für seine Plastiken sowohl Gips als auch Bronze und Blei.
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»Das gehetzte Tier«
75
I
n Zusammenarbeit mit zwei bedeutenden Privatsammlern war es gelungen, erstmals in der Kunsthalle eine vielfältige Exposition mit
Zeichnungen und Plastiken von Salvador Dali zeigen zu können. Salvador Dali, geboren 1904 in Figueras / Spanien, studierte an der Kunstakademie in San Fernando. Bis 1929 probierte er eine Vielzahl neuer künstlerischer Techniken aus, die seinen Stil bestimmten. Später arbeitete er realistisch in Anlehnung an die holländische Schule des 17. Jahrhunderts, vor allem an Vermeer; zugleich aber auch kubistisch unter dem Einfluss von Picasso. Die Jahre 1931 bis 1936 waren die fruchtbarsten (mehrere Einzelausstellungen in Europa und den USA). Ab 1940 – damals ließ er sich in Amerika nieder – verfolgte Dali wieder die klassische Malerei. Nach seiner Rückkehr nach Europa 1948 nahm er sich insbesondere religiösen Themen an. Er widmete sich nicht mehr ausschließlich der Malerei und der Zeichnung, sondern arbeitete auch an Skulpturen
und
Schmuck
und
zeichnete
mehr
und
mehr
Buchillustrationen. Die Ausstellung zeigte im wahrsten Sinne des Wortes eine ganz andere Seite des großen spanischen Surrealisten Salvador Dali (1904 – 1989). Aus den Werken Goethes, Ronsard, Dantes und Carrols herausgetrennte Blätter mit Illustrationen des Künstlers waren zu sehen. Die vier Grafischen Zyklen stammen aus Buchdrucken von Pariser und Heliogravur – Durch das Drucken
New Yorker Verlegern, die in Auflagen von 150 bis 250 Exemplaren in den
mit Holzplatten lässt der Künstler
60er Jahren erschienen. Damals lebte Salvador Dali, der sich selbst einmal
die verschiedenen Farben phan-
als »höchst theatralischen Menschen« bezeichnete, in den beiden
tasievoll ineinander verlauften.
genannten Metropolen.
Die Heliogravur ist ein uraltes
Besonders die gezeigten Radierungen zu Goethes »Faust« begeisterten
phototechnisches Verfahren und
die Betrachter, auch die Holzschnitte mit Heliogravuren zu »Alice in Won-
ein Zeichen für die Experimentier-
derland«, die Radierungen zu Ronsards »Les amours de cassandre« und
freudigkeit Dalis.
die Farbholzschnitte zum Zyklus »Paradies«.
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Salvador Dali
lllustration zu Dantes »Göttl. Komödie«
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NESA GSCHWEND
Z
u sehen waren Arbeiten der 1959 in St. Gallen geborenen, nach Zwischenaufenthalten in Berlin und Indonesien wieder in der Schweiz
lebenden Nesa Gschwend. Die Künstlerin arbeitet mit Eisen und Kupfergeweben, Stäben, Stoffen, Tüchern und Papieren – sie sind mit Öl, Wachs oder auch mit Teer getränkt – und übertüncht diese dann mit Kreide, Asche und Farbpulvern, um sich so dem Archaischen zu nähern, tief in die Vergangenheit einzutauchen, in die Erde einzudringen. Von dort holt sie sich dann die Farben in Braun und hellem Gelb, in Beige, dunklem Grün und Schwarz. Dazwischen, wie offene Wunden, klaffen bisweilen rote Striche oder rötliche und noch nicht verheilte Narben. Eine solche Serie von Bildern trägt den Titel »Verletzungen« und nimmt Bezug auf die dauernden Schäden, die der Mensch der Erde zugefügt hat.
BIOGRAFIE »» 1959 in St. Gallen geboren, aufgewachsen in Altstätten SG
Ein anderer wichtiger Schwerpunkt in der Ausstellung waren die Bücher, deren Papierseiten anfangs bemalt oder beschrieben, später mit Öl durchtränkt und gebunden wurden, so dass man glaubte, altes Perga-
»» Ausbildung zur Schneiderin in St. Gallen
ment in der Hand zu halten. Diese Bücher verlangen einfach danach, auf-
»» Schauspielstudium in Bologna
geschlagen und durchgeblättert zu werden, um das Gefühl des Stoffli-
»» 1980 Übersiedlung nach Berlin »» 1983 Studienaufenthalt für Tanz in Indonesien »» 1986 Übersiedlung nach St. Gallen, erste Soloperformance »» 1989 / 1991 Geburt der Kinder, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Boswil AG
chen voll zu begreifen und dieses im wahrsten Sinn des Wortes zu erfassen. Es ist der Vorgang des Öffnens, Blätterns und Schließens, und er beinhaltet Beginn, Verweilen und Ende. Der ewige Rhythmus. »Eine eindrucksvolle Ausstellung, eine Beichte nach innen«, schrieb ein Besucher in das Gästebuch der Kunsthalle. Es ist nicht damit getan, die ausgestellten Arbeiten nur kurz zu betrachten. Die Werke der Künstlerin müssen erfasst werden. Das geht nicht bei einem einmaligen Hinschauen. Ihre ausgestellten Arbeiten müssen genau
»» 1987 Förderbeitrag Kanton St. Gallen
betrachtet, angefasst werden. Nur so bekommt man Kontakt mit den
»» 1991 Förderbeitrag Kanton Aargau
Werken und mit den Vorstellungen der Künstlerin.
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»Oeffnungen«
»Oeffnung«, 1996, Mischtechnik auf Papier, 26 x 36 x 9 cm
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EUGEN DAUB »Spanische Figurationen«
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AUSSTELLUNGEN 1998
»HEILIGENDAMM – DIE WEISSE STADT AM MEER«
MÄRZ / APRIL
ABSOLVENTEN UND LEHRER DER FACHSCHULE HEILIGENDAMM Installation / Schmuck / Malerei / Fotografie
»SELTENE ERDEN«
APRIL / MAI
BARBARA KOCH Malerei
PABLO PICASSO
JUNI – AUGUST
Grafik-Blätter / Plakate
»GEFÜHLE IN FARBEN«
JUNI / JULI
EUGEN DAUB Malerei
»DER ABSTAND ZWISCHEN UNS UND DEN ANDEREN«
AUG. / SEPT.
ALFRED HETH Installation
»SERIE UND UNIKAT«
SEPTEMBER / OKTOBER
THOMAS KUZIO Malerei / Objekte
»FACING THE REALITY«
SEPTEMBER / OKTOBER
KUNST AUS 50 JAHREN ISRAEL IN DER VILLA BALTIC 81
PROF. KNUT W. MARON / SUSAN PIETZSCH / NINA KLATT / ELKE DOMBROWSKI / HAGEN STÜDEMANN /
E
in Jahr zuvor hatten sich acht Künstlerinnen und Künstler, Absolventen und Lehrer der Fachschule Heiligendamm, während eines zwei-
wöchigen Symposiums in der einst so weissen Stadt am Meer auf die Suche nach dem Genius Loci begeben – nach dem Geist dieses Ortes. In einer warmherzigen und melancholischen, gleichfalls genauen und analytischen Einführung machte der frühere Rektor der Schule, Prof. Dr. Joachim Skerl, mit dieser ungewöhnlichen Exposition bekannt. Die Kunsthalle wurde beherrscht durch eine Installation von Susan Pietzsch und Nina Klatt. Meterlange weiße Stoffbahnen schwebten an Fäden im Raum. Auf den Fahnen die verblassten Namen der Sanatorien von Heiligendamm: »Haus Mecklenburg«, »Liebknecht«, »Luxemburg«. Oder einfach nur eine Nummer. Die beiden Künstlerinnen präsentierten zudem Schmuckarbeiten. Auf Papierringen erschienen verblassende Fotos von einzelnen Bauten in Heiligendamm, transparent sichtbar gemacht, denen etwas Märchen- und Geisterhaftes innewohnte, so, als blicke man vom Meer aus, im leichten Nebel oder Dunst, auf diesen Ort und seinen Genius. Schemenhafte Traumbilder allesamt. Die Ringe aus Papier wurden von Edelstahl- und Silberdrähten in Form gehalten. Gegenüber eine überdimensionale Fotografie vom »Haus Mecklenburg«, dessen fortschreitender Verfall von der klassizistischen Schönheit noch übertönt wird. Elke Dombrowski, Anja Horn und Hagen Stüdemann gaben dem dahinsiechenden Gästehaus mit einfachsten Mitteln ein neues Antlitz, indem sie diesem Bau für kurze Zeit die leeren Fensterhöhlen von innen mit azurblauem Papier und darauf schemenhaft aufgemalten fliegenden Möwen verklebten. Mit einem Mal erschien das Haus in einem völlig neuen Gesicht, lebhaft, in Bewegung und doch schon in Abschiedsstimmung, in Auflösung, mit den Möwen, die schweigend aus den Fenstern davonsegeln.
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���������������������������������������� ANJA HORN / JENS WISOTZKY / NADEGE MUREZ
NADÈGE MUREZ, Farbpolaroids, 8 x 8 cm
Jens Wisotzky steuerte ein Triptychon bei. Drei quadratische Bilder in Erdtönen. Ungewöhnlich: Wisotzky zog die grundierten Leinwände über Gras und Sand; die Spuren des Bodenkontakts waren Grundlagen für seine Bilder. Auch die anderen Arbeiten von Prof. Knut Wolfgang Maron und Nadege Murez enthalten ihren eigenen Zauber, machen die Verbundenheit zu diesem Ort in Gestalt eines flüchtigen Traums sichtbar und offenbarten etwas von der ganz persönlichen Spurensuche der Künstler. Dieser unverwechselbare und von den Wirren der Zeit letztlich verschont gebliebene Geist dieser Stadt sei, so Joachim Skerl, zart und zerbrechlich, poetisch leise, er gleiche einer Liebesbeziehung, die sich jeder pragmatischen Direktheit entzieht und unaussprechlich bleibt. Die Kunst vermag ihr Form und Ausdruck zu geben.
83
BARBARA KOCH
M
it ihren warmen Naturbildern setzt Barbara Koch ein Gegengewicht zu Schnellebigkeit und Hektik, zu den lauten Tönen und den schrei-
enden Farben unserer Zeit. »Der Mensch ist heute so sehr dem Boden entfremdet, dass er sich erlaubt, in alles einzugreifen und alles neu zu sortieren. Dabei ist er ein Stück Natur, verwandt mit Tier, Baum und Stein – und so behandle ich ihn auch in meiner Malerei.«, eigene Worte der Malerin. Dabei verfällt Barbara Koch aber nicht in die Sentimentalität einer scheinbar heilen Welt und will ebenso kein nostalgisches Bild der Vergangenheit malen. Sie will jedoch die Zeitgenossen erinnern und mahnen, einen Augenblick innezuhalten, sich zu besinnen auf Werden und Wachsen, an die Wurzeln, an Herkunft mehr noch als an Zukunft. Die an den Kunsthochschulen Hannover und Braunschweig ausgebildete und heute in Hamburg lebende Künstlerin war nach elf Einzelausstellungen seit 1988 in den alten Bundesländern, mit ihrer zwölften erstmals in
BIOGRAFIE
das benachbarte Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Ihre Bilder über
»» 1980 – 1982 Studium FHS Hannover
das Zusammenleben von Mensch und Tier – urwüchsig und kraftvoll,
»» Freie Malerei »» 1983 – 1987 Studium HBK Braunschweig »» Freie Malerei, Meisterschülerin bei Prof. Hermann Albert
oder über Tiergruppen und Tierfamilien – auch übertragbar auf das menschliche Individuum in seiner Angst, Furcht, in seiner Geborgenheit und Liebe, stellen eine Welt dar, die es vielleicht einst gegeben hat und deren Erinnerung schmerzhaft ist, weil diese Welt endgültig verlorengegangen ist.
»» 1983 1. Preis Stadtwerke Hannover
Es sind immer wieder Herden, die, in der Gemeinschaft lebend, einander
»» 1984 Förderpreis des Landes Niedersachsen
der Bildertitel, wie »Zusammenrotten der Herde«, wo sieben Schafe ihre
»» 1987 Stipendium der Stadt Uelzen »» 1992 Stipendium des Kunstförder vereins Donnersbergkreis
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Halt und Zuversicht geben – bei Mensch und Tier. So denn auch einige Köpfe übereinandergelegt haben und sich gegenseitig schützen. Ganz anders »Auf der Weide« – ein beängstigendes Bild einer Schafherde, schon flüchtend vor den im Hintergrund heranrückenden Wölfen. Die
»Seltene Erden«
»Herdentier«, 1994, Mischtechnik auf Lw., 160 x 100 cm
sonst so bevorzugten warmen Brauntöne, die erdigen, kupferroten und dunkelgelben Farben sind hier einem gefährlichen Blau und drohenden Schwarz gewichen. Besonders eindrucksvoll der Titel »Herdentiere«, einer innig und harmonisch angelegten Tiergruppe mit Bulle, Kuh und Kalb, in sich ruhend, der eigenen Würde und Kraft und des Zusammenhalts bewußt. Dick und dicht sind die Farben aufgetragen, ergeben starke Strukturen und Plastizität, und dabei wohnt dem Bild eine wunderbare Zärtlichkeit inne. Ähnlichkeiten mit Höhlenmalerei sind unverkennbar. Die fließende Grenze zwischen Form und Urform wird bei Barbara Koch zu einem zeitlosen Bild der Metamorphose von Leben, die das Sterben mit einschließt.
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D
ie Exposition bot dem Interessierten eine nicht alltägliche Möglichkeit, sich anhand teilweise unverkaufter Grafik-Blätter aus dem Nach-
lass des Meisters, die in limitierter Auflage erschienen, sowie anhand kleinerer, experimenteller Arbeiten und berühmt gewordener Plakate ein Bild von den verschiedenen Schaffensperioden des wohl innovativsten Künstlers der Moderne zu machen. Pablo Picasso wurde 1971 als zweiter lebender Maler überhaupt durch die Ausstellung im Louvre geehrt. Seine Motive waren Gaukler, Musikanten, arme, alte, vom Leben ausgestoßene Geschöpfe, die er in seiner »blauen« und »rosa« Periode malte. Blau war die Grundstimmung seiner deprimierten, kalten Phase, rosa die der optimistischen. Das grafische Werk Picassos lässt deutlich eine Folge von verschiedenen Schaffensperioden erkennen, bei denen jeweils eine bestimmte Technik in den Vordergrund tritt. Unter dem Einfluss von Cezanne entstanden um 1906 erste Radierungen, Kupferstiche und Plastiken, die die Wende zum Kubismus einleiteten. Um 1925 zeigten sich die ersten Einflüsse des Surrealismus im Werk Picassos. Ab 1950 traten in Picassos Werk die Beschäftigung mit der Grafik, mit der figürlichen Gestaltung von Keramik und technischer Experimente in den Vordergrund. Zu den Exponaten zählten u. a. 9 Lithographien zu »De memoire d’homme«, Lithographien, die die Thematik Stierkampf behandeln sowie Decoupagen und Fotografien von 1962, die »Diurnes« (Tagtiere) darstellen. Bei den Plakatentwürfen ist ihm die Synthese von Text und Bild in grafischen Techniken der Lithografie und dem Linolschnitt gelungen. Berühmte Arbeiten wie »Friedensbewegung« von 1960, »Kubismus« von 1953 oder »Cote d’Azur« von 1962 waren zu sehen. Grafiken aus verschiedenen Schaffensperioden und Themenkreise rundeten diese Ausstellung ab.
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Pablo Picasso
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WOLFGANG ECKHARDT
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AUSSTELLUNGEN 1999
»DIE WINTERREISE«
MÄRZ / APRIL
ROLAND WIRTZ Silbersalzbilder
»SANDMEER«
MAI
MAGGIE LUITJENS Malerei
»SKIZZIERT«
JUNI / JULI
WOLFGANG ECKHARDT Malerei
»STROMLAND«
SEPTEMBER / OKTOBER
ANNE OCHMANN Objekte / Malerei
»SALON EUROPA«
OKTOBER – DEZEMBER
ELKE SIML / ANNA MARIE HOLM / KIKA MOELLER / DARE BIRSA / RUDI BENETIK / PIPPO ALTOMARE Skulpturen / Malerei
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ROLAND WIRTZ
G
ezeigt wurden Silbersalzbilder von Roland Wirtz, zu deren Gestaltung ihn der 1827 entstandene Lieder-Zyklus »Die Winterreise« von Franz
Schubert, nach Gedichten des Dichters Wilhelm Müller, inspirierte. Die Ausstellung führte zugleich in eine Zeit, in der die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Die Technik der Kalotypie und des Silbersalzbildes wurde 1837 zeitgleich von dem britischen Mathematiker und Wissenschaftler William Henry Fox Talbot und dem französischen Maler Louis Daguerre entwickelt. Von einem Papiernegativ – Kalotypie – werden Kontaktkopien hergestellt – die Salzprints. Diese Technik diente Roland Wirtz als geeignetes Mittel, sich der Zeit des Franz Schubert zu nähern. Silbersalzbilder. Bilder, die langsam mit viel Arbeit und Zeit entstanden sind. Bilder, die in ihrer Farbgebung zum Nachdenken anregten, in die Zeit der ersten Fotografien zurück verwiesen.
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»Die Winterreise«
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MAGGIE LUITJENS
»Am Meer«, 1996, Sand und Pigmente auf Leinwand, 81 x 53 cm
BIOGRAFIE »» 1957 in Uplengen / Ostfriesland geboren »» 1983 – 1989 Studium der Malerei und Druckgrafik an der Hochschule für Künste
D
ie Künstlerin arbeitete in erster Linie mit eingefärbtem Sand, Pigmente, Lack auf Leinwand, Pappe oder Holz. Das Material wird zur
Form. Sowohl das Spontane, als auch der präzise, geplante Ausdruck entspricht der Arbeitsweise Maggie Luitjens. Ungegenständliche Darstellungen geben der Phantasie des Betrachters freien Raum. Dicke Farbaufträge schaffen reliefartige Strukturen. Deutliche Wirkungen werden erzeugt, ohne vordergründige Effekte zu setzen. Erdige Töne erhalten farbige Akzente und erzeugen Spannungen, die jedoch nie aufgesetzt wirken.
»» Bremen bei Prof. Wolfgang Schmitz »» Studienreisen in Südeuropa und Nordafrika »» Seit 1989 Ateliergemeinschaft in Bremen »» 1990 Gründungsmitglied des Vereins für manuelle Druckgrafik e. V. »» Aufbau der Druckwerkstatt 51 A und der WerkstattGalerie, Bremen 92
Maggie Luitjens arbeitet gegen die Reizüberflutung unserer Zeit und setzt damit Zeichen.
»Sandmeer«
o. T., 1998, Sand, Acryl auf Holz, 106 x 75,5 cm
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ANNE OCHMANN
BIOGRAFIE »» 1962 in Bad Doberan geboren »» 1981 Abitur, 1982 Ausbildung Maurer »» 1983 Praktikum in der Keramikwerkstatt Schulz in Naumburg / Saale »» 1983 – 1988 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee »» Seit 1988 freiberuflich Bildhauerin, Berlin
»Boot III«, 1999, Bronze, Länge: ca. 18 cm
W
ie geschaffen war dieser Ort mit einem lichten Raum und weitem Blick auf das Meer und den darauf treibenden Booten für die Skulp-
turen aus Bronze und Terrakotta, Metall und Hölzern von Anne Ochmann.
»» Mitglied des VBK / BBK
Denn ein Teil der Exponate bestand aus Booten, die ihre Schwere verloren
»» Förderstipendium der Stiftung Kulturfonds
ten zusammengefügten und nur die Form des schwimmenden Körpers
»» Ausführung von Kunst-am-Bau- Aufträgen, Brunnen »» 1992 Mitbegründung der internationalen Künstlergruppe RUNDECK
hatten und vogelgleich über das Meer schwebten, wie die aus Weidenäsandeutenden Gerüste: elegant und leicht. Daneben aus Bronze eine Flotte kleiner Skulpturen, die an Einbäume und archaische Totenschiffe erinnerten, aber gleichwohl Boote, mit denen Fischer an den Küsten Siziliens oder Capris zum Fang auf das Meer rausgefahren sein könnten, in uralten
»» 1994 – 1999 Ateliergemeinschaft »Atelierhaus Pankow«
Zeiten.
»» 1999 Umzug in das Atelierhaus »Phönix« in Berlin-Weißensee
einer Reise durch Zeit und Raum, sind Symbol für die Überfahrt und das
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Franz N. Kröger sagte anlässlich der Eröffnung: »Die Boote sind Mythos Fortkommen.«
»Stromland«
Doch die Ausstellung verfügte noch über andere Aspekte. Einer davon war in Holz gefasst, Holz der unterschiedlichsten Art, vom Strandgut bis zum Abrissmaterial aus Altbauten. Letzteres, 100 und mehr Jahre alt, verbraucht und rissig, wurde unter den Händen von Anne Ochmann wieder zum Leben erweckt und sprühte vor Witz und Heiterkeit, bewegte sich kraftvoll und behäbig. Das gelang ihr mit nur wenigen Hilfsmitteln; mit verrosteten Bauklammern, Nägeln oder Scharnieren und leichten Veränderungen an Sparren, Balken, und Brettern. Der dritte Komplex schließlich umfasste die figürlichen, kleinen Bronzen, die viele Geschichten ohne Worte erzählten und der Phantasie des Betrachters weiten Raum zum Denken, Träumen und zur Interpretation ließen. Voller Anmut und in sich geschlossen der »Hexenkreis« – drei Frauen mit wehenden Haaren auf Stühlen sitzend, die wispern oder ihren Zauber über einen Mann auswerfen wollen.
»Hexenkreis« 1997, Bronze, Höhe: ca. 15 cm
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ELKE SIML / ANNA MARIE HOLM / DARE BIRSA / PIPPO ALTOMARE / VERONIKA DUTT
CHRISTINE ELKE SIML
D
ie fünf Künstler(innen) aus Deutschland, Dänemark, Slowenien und Italien präsentierten grafische und farbige Arbeiten, ebenso Installa-
tionen im Raum. Das Zusammenwachsen Europas stellt neue Mobilitätsanforderungen an die Gesellschaft. Auch das Ostseebad Kühlungsborn reagierte auf diese Entwicklung. Mit dem Kunstprojekt »Salon Europa« wolle man europäische Kultur zu Gehör bringen, so der Geschäftsführer der Kunsthalle, Franz N. Kröger.
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»Salon Europa«
DARE BIRSA
VERONIKA DUTT
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KATE DIEHN-BITT »Zwei Raben«, 1972, Lithografie
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AUSSTELLUNGEN 2000
»WIRKLICH FANTASTISCH«
MÄRZ / APRIL
FRITZ-REUTER-GYMNASIUM, LEISTUNGSKURSE KUNST Malerei / Zeichnungen / Skulpturen / Installationen
»AUS EIGENER SAMMLUNG«
APRIL – JUNI
KATE DIEHN-BITT / CHARLOTTE PAULY / KURT QUERNER / WILHELM RUDOLPH U. A. Malerei / Grafiken
»AHRENSHOOP – WAHLHEIMAT FÜR FREILICHTMALER«
JULI / AUGUST
MALER DER KÜNSTLERKOLONIE AHRENSHOOP Malerei
»TREIBHAUS«
AUGUST – OKTOBER
THOMAS KUZIO / BRITTA NAUMANN / BERND ENGLER / UDO RICHTER Malerei / Objekte
PABLO PICASSO
DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Lithografien
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MALER DER KÜNSTLERKOLONIE AHRENSHOOP
PAUL MÜLLER-KAEMPFF »Windflüchter auf der Düne am DarßSee«, Förderkreis Ahrenshoop
D
OSKAR FRENZEL »Kühe im sandigen Hohlweg« Förderkreis Ahrenshoop
as Wechselspiel der Farben in der Natur einzufangen, das sich durch Licht- und Schattenstimmungen bedingt – das haben sich die Maler
der Künstlerkolonie Ahrenshoop auf die Fahnen geschrieben. Stimmungsvolle Landschaftsbilder, aber auch Interieur, zählen zum Repertoire der Künstlergemeinschaft. 1889 entdeckten die Malerfreunde Paul Müller-Kaempff und Oskar Frenzel bei einer Wanderung über das »Hohe Ufer« von Wustrow kommend das kleine Fischerdorf und waren sofort begeistert. Paul Müller-Kaempff war der erste der Künstler, der sich dort häuslich niederließ. Viele befreundete Maler taten es ihm in der Folgezeit gleich. Die langgestreckten Boddenwiesen, das Steilufer und die windschiefen Katen und Scheunen der Bauern boten die täglichen Malmotive. Aber auch die Lichtspiegelungen auf der Wasseroberfläche und die Dünenlandschaften wurden von den Malern auf die Leinwand gebannt. Um wetterunabhängig zu sein, benutzten sie Malhäuschen, die sie im Winter mit einem kleinen Ofen beheizten, um auch in der unwirtlichen Jahreszeit in der Natur zeichnen zu können.
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»Ahrenshoop – Wahlheimat für Freilichtmaler«
ELISABETH VON EICKEN »Baumallee«, Förderkreis Ahrenshoop
1909 wurde der »Kunstkaten« in Ahrenshoop eröffnet. Hier konnten die Maler ihre Werke zum ersten Mal örtlich ausstellen. Das Haus für Kunst und Kunstgewerbe erleichterte den ortansässigen Künstlern den Verkauf der Werke und sicherte ihren Broterwerb. Die beiden Weltkriege gingen auch an Ahrenshoop nicht spurlos vorbei. Der Kunstkaten blieb jedoch zentraler Dreh- und Angelpunkt der Kunstszene. 1974 brannte dieser aus ungeklärten Gründen ab, konnte aber nach dem Wiederaufbau 1977 wieder genutzt werden. Die Wende war für Ahrenshoop ein harter Schlag: auf siebzig Prozent aller Häuser erhebten Alteigentümer Besitzanspruch. Im März 1990 gründeten engagierte Menschen den Förderkreis, um einen Ort, der über 100 Jahre Maler und Künstler anzog, zu erhalten. Der 160 Mitglieder starke Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich der Traditionspflege der Kolonie zu widmen und die kulturelle Entwicklung des Ortes zu fördern. Das Flair des Ortes, der auch heute noch viele Gäste anzieht, war in der Kühlungsborner Ausstellung zu spüren.
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THOMAS KUZIO / BRITTA NAUMANN / BERND ENGLER / UDO RICHTER
Z
um Thema »Treibhaus« arbeiteten die Künstler Thomas Kuzio, Udo Richter, Bernd Engler und Britta Naumann diesmal extra für die Kunst-
halle Kühlungsborn. Präzisiert wurde das Thema durch die Vorgabe der Farbe Blau – die Farbe der Tiefe, der Ferne, des Geistigen und Adligen, des Himmels und des Meeres. Die Farbe Blau geben 70 % der Menschen als ihre Lieblingsfarbe an. »Wir haben uns für die Farbe Blau entschieden, weil es eine sehr schwierige Farbe ist. Sie ist immateriell«, so Thomas Kuzio. Seine zum Teil sehr großformatigen Werke sind ein Balanceakt zwischen Ornament und Chaos. Mit Schablonen arbeitete er Strukturen heraus, die immer wieder neue Eindrücke zulassen, je öfter man die Bilder betrachtet. Beim sogenannten Drippling wird die nasse Farbe vom Pinsel schwungvoll auf die Leinwand getropft. »Form und Farbe sind mir sehr wichtig. Für die Bilder muss ich in Schichten denken, Korrekturen sind im Nachhinein kaum möglich«, so Thomas Kuzio. Der 1959 in Altentreptow geborene Künstler studierte Kunst und Design an der Hochschule in Halle, Burg Giebichenstein. Einen Namen machte er sich durch seine zahlreichen Glasmalereien. Britta Naumann eröffnete die Ausstellung mit einer Bodypainting-Aktion, bei der sie zwei Akteure mit blauer Farbe bemalte. Die Rostockerin zeigte außerdem Werke, bei denen sie eine Mischtechnik verwandte. Auf die farbige Leinwand arbeitete sie z. B. Federn und Nägel mit ein. Bernd Engler präsentierte sich in der Kunsthalle mit Installationsobjekten. Die Kinetik, die technisch erzeugte Bewegung, stand hier im Mittelpunkt. »Den Raum mittels Licht zu verändern, die Malerei mit Licht – das ist die Intention der Objekte«, so der Künstler. Er studierte ebenfalls in Halle, ist seit 1987 freiberuflich tätig. Die Farbe Blau sah Udo Richter in anderer Weise in seinen Werken verwirklicht. Mit Fliesenkleber und einem Kammspachtel trug er dicke Schichten auf die Leinwand auf, so dass sie dreidimensional wirken.
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»Treibhaus«
THOMAS KUZIO
Das Blau wurde schwerer und abgetönter verwendet als in Th. Kuzios Arbeiten. Ein blauer Schriftzug auf rotem Metall gestaltete ein weiteres Werk des »Metallers«, wie er sich selbst bezeichnet. »Ich arbeite gern in mehreren Schichten, dadurch wird mehr Räumlichkeit erzeugt«, erläuterte Udo Richter seine ausgestellten Collagen und Assemblagen. Er studierte in Heiligendamm Industriedesign, beschäftigte sich anschließend mit der Plakatkunst. Die Exposition war ein Ausstellungsprojekt des Künstlerbundes von Mecklenburg-Vorpommern.
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I
n der Kühlungsborner Kunsthalle war dies bereits die zweite PicassoAusstellung. Möglich wurde sie durch den Kontakt von Franz N. Kröger
zu einem Kunstsammler in Bielefeld. Das Werk Pablo Picassos (1881 – 1973) ist schier unerfassbar in der Fülle und der Vielfalt der Techniken. Ob Radierung, Aquatinta, Lithografie, Holzschnitt, Reservage – Picasso war ein Genie in der Ausführung und Experimente und hinterlässt ein kaum überschaubares Werk. Es ist immer wieder ein besonderes Ereignis, mit Grafiken dieses großen Meisters in Berührung zu kommen. Kein anderer Künstler hat die Kunst des letzten Jahrhunderts so beeinflusst wie Pablo Picasso. In der Kunsthalle in Kühlungsborn wurde eine kleine Auswahl von Lithografien insbesondere aus den 50er und 60er Jahren zum Anschauen und Kaufen angeboten, darunter die berühmte »Friedenstaube«, auch »Mädchen mit Locken«, »Face of Peace« oder »Bulle und Hengst«. Arbeiten von eindrucksvoller Schönheit und Poesie, mit traumhaft sicher fließenden Linien und einem hohen Grad an Klarheit und Verdichtung.
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Pablo Picasso
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HEINZ JANKOFSKY
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AUSSTELLUNGEN 2001
HEINZ JANKOFSKY
MÄRZ / APRIL
Karikaturen
KÜNSTLERGRUPPE VIER
APRIL – JUNI
KAREN BAUMHÖVER-WEGENER / SVEN DOMANN / TO HELBIG / JENS KUHLE Malerei / Installation
DIE EXPRESSIONISTEN
JUNI / JULI
PAUL KLEE / FRANZ MARC / EMIL NOLDE / MAX BECKMANN / WASSILY KANDINSKY / ERNST BARLACH / ERICH HECKEL / OTTO DIX / ERNST LUDWIG KIRCHNER / LYONEL FEININGER / GEORGE GROSZ U. A. Originalgrafiken
»WEITE UND LICHT«
JULI – SEPTEMBER
HANS AM ENDE / FRITZ OVERBECK / FRITZ MACKENSEN / OTTO NIEMEYER-HOLSTEIN GÜNTER GRASS / IVO HAUPTMANN / GERHART HAUPTMANN / CONRAD FELIXMÜLLER / HORST JANSSEN / FRITZ KRONENBERG / CARL HINRICH Malerei / Objekte
MALTE BREKENFELD
SEPTEMBER – NOVEMBER
Malerei / Objekte
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KAREN BAUMHÖVER-WEGENER / SVEN DOMANN / TO HELBIG / JENS KUHLE
V
ier Künstler dieser Zeit. Geboren Anfang der Sechziger. Aufgewachsen im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts, ohne leibhaftig Krieg zu
erleben, ohne elementare Not, in der Zeit des schnellen Aufschwungs, aber auch der politischen Gegensätze. Vier Vertreter der Generation nach Warhol, Beuys und Baselitz. Vier Künstler, die nach individueller, unbeirrbarer Suche des eigenen Weges ihre ureigenste Bildsprache gefunden haben. In Mecklenburg-Vorpommern lebend, auf dem platten Land, fernab der großen Kunstzentren, ist das Aufeinandertreffen dieser Künstler eher ein Zufall, das Bekenntnis sich als Gruppe zu definieren jedoch die logische Folge. Warum? Es ist die Dynamik der parallelen Wege und die Akzeptanz des Individuellen. Vier ähnliche Entwicklungen – jeder für sich. Realistische Abbilder, Perspektive und das Festlegen auf künstlerische Medien und Materialien ist unwichtig geworden. Vier unterschiedliche Arbeitsweisen, Gedanken und Gefühle, alle gehen
KAREN BAUMHÖVER-WEGENER
nicht von äußerer Form aus. Das Aufheben der Grenzen zwischen Innen und Außen, das kindliche Spiel mit dem Für und Wider, der Zufall und das Chaos im Kontrast zur Ordnung sind die Grundlage für den Stil der Gruppe. Die reine Farbe, die reine Form, die reine Linie können zu Archetypen verschmelzen und gleichzeitig wandelbare, abstrakte Zeichen bleiben. Ursprüngliche Zeichen dieser Zeit, in der wir leben. Die Künstler stellten sich in diesem Jahr das zweite Mal als Künstlergruppe der Öffentlichkeit vor. Im Februar 2001 waren hauptsächlich Objekte, Installationen und Gemälde der Gruppe mit einem meditativen oder bissig satirischen Charakter in der Städtischen Galerie Wollhalle Güstrow zu sehen. Mit der Ausstellung in der Kunsthalle Kühlungsborn wurde dem Publikum die gesellschaftskritische Seite ihres Konzeptes vorgestellt.
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Künstlergruppe VIER
SVEN DOMANN
Gemälde und eine sechs Meter hohe Installation »Der Turm zu Babel« sprachen die andere Seite der Wirklichkeit an. Seit der Havarie des Öltankers »Baltic Carrie« war die Gefahr von Umweltkatastrophen und politischen Unvermögens wieder stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Sven Domanns Installation»Der Turm zu Babel« klagte an, mit den zeichenhaften Vogelkadavern aus Holz, Teer und Wachs, über das Sterben tausender Seevögel in den Öllachen des Tankers.
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PAUL KLEE / FRANZ MARC / EMIL NOLDE / MAX BECKMANN / WASSILY KANDINSKY / OTTO DIX / GEORGE GROSZ
Z
u sehen war eine außergewöhnliche Grafiksammlung des Deutschen Expressionismus – 80 Originalgrafiken aus den ersten zwei Jahrzehn-
ten des vorigen Jahrhunderts. Prof. Dr. Joachim Skerl begann seine Einführung der Ausstellungseröffnung mit den Worten: »Diese Ausstellung ist eine Sensation«, nicht nur für Kühlungsborn, sondern für das ganze Bundesland. Kennzeichnend für den Expressionismus ist die Abkehr von der staatstragenden Kunst der Gründerzeit und die künstlerische Darstellung innerer psychischer Lebensprozesse und Wirklichkeitserlebnisse. Affekte, SehMomente und Abstraktionen von Gefühlen werden durch eine scharf konturierte Formsprache verdeutlicht. Das Gestaltungsmittel der Deformation und proportionalen Übertreibung spielt eine wichtige Gestaltungsrolle. Eine weitere Rolle spielt die ästhetische Reflektion auf afrikanische und so genannte primitive Kunst. Mit der Gründung der Künstlergruppe »Die Brücke« (1905) in Dresden durch die Gründungsmitglieder E. L. Kirchner, E. Heckel, K. Schmidt-Rottluff, sowie M. Pechstein, O. Mueller und E. Nolde war die neue Kunstgattung ans Licht getreten. Auch frühe Werke von Künstlern des »Blauen Reiters«, insbesondere Franz Marc in München, zählen zum Stamm der Expressionisten. Die 1910 von H. Walden gegründete Zeitschrift »Sturm« und die gleichnamigen Ausstellungen, aber auch der Zuzug der Brückekünstler aus Dresden (1910) machen Berlin zum Zentrum des Expressionismus. Zu verdanken war diese Ausstellung dem Geschäftsführer des Kunstvereins Kühlungsborn, Franz Norbert Kröger, der den Würzburger Galeristen Rüdiger Sundermann überzeugen konnte, Teile seiner umfangreichen Expressionismus-Sammlung erstmals in Norddeutschland in der hiesigen Kunsthalle zu präsentieren. ERICH HECKEL
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Die Expressionisten ERNST BARLACH / ERICH HECKEL / ERNST LUDWIG KIRCHNER / LYONEL FEININGER
PAUL KLEE
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HANS AM ENDE / FRITZ OVERBECK / FRITZ MACKENSEN / OTTO NIEMEYER-HOLSTEIN / CARL HINRICH / HORST JANSSEN / FRITZ KRONENBERG
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ei der Eröffnung der Ausstellung, eine Kunstsammlung des NDRs, unterstrich Carl Schneider vom NDR das Anliegen seines Senders, als
öffentlich-rechtliche Institution auch als Mäzen in Erscheinung zu treten. Und so entstand im Lauf der Jahre eine Sammlung mit Raritäten.
Gezeigt wurde eine Auswahl von 25 Arbeiten, die mit großen Namen nicht geizte: Vertreten waren drei Maler der ersten bedeutenden deutschen Künstlerkolonie in Worpswede: Hans am Ende, Fritz Overbeck (mit dem Bild »Bauerngärten mit Wäsche«) und Fritz Mackensen (»Moorlandschaft«). Die Freunde von Otto Niemeyer-Holstein konnten sich freuen über das 1925 entstandene Aquarell »Kieler Förde« und in der gleichen Technik malte der Literaturnobelpreisträger Günter Grass in lichthellem Gelb und in zarten Grün- und Brauntönen sein Bild mit dem Titel »Auf beiden Seiten des Kanals: Rapsblüte«. Ivo Hauptmann, der Sohn von Gerhart Hauptmann, hatte in Pastellfarben seine Ansicht »An der Elbe« festgehalten, und von Conrad Felixmüller war das Aquarell »Oldsum« auf der Insel Föhr zu sehen. Der Hamburger Horst Janssen war mit drei Arbeiten vertreten, und von Fritz Kronenberg stammten die »Wattlandschaft« und »Schleswigsche Landschaft«. Der 1990 verstorbene Schweriner Maler Carl Hinrichs war Schöpfer des Bildes »Am Neumühler See«. Diese Exposition machte glanzvoll und vielseitig mit der norddeutschen Landschaftsmalerei des 20. Jahrhunderts bekannt. Zugleich zeigte diese Ausstellung aber auch die Vielfalt der Formen und Techniken, in denen sich die Künstler mit ihr beschäftigten.
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»Weite und Licht« GÜNTER GRASS / IVO HAUPTMANN / GERHART HAUPTMANN / CONRAD FELIXMÜLLER
GÜNTER GRASS »Auf beiden Seiten des Kanals: Rapsblüte«
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»Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.« Malte Brekenfeld
BIOGRAFIE »» 1966 in Teterow / MV geboren »» 1984 Abitur, anschließend 18 Monate Grundwehrdienst »» 1986 – 1987 zwei Semester Biologie studium in Greifswald »» 1987 – 1988 Arbeit als wissenschaftlicher Hilfszeichner im Anatomischen Institut der Universität Rostock »» 1988 – 1993 Studium an der Kunsthochschule Berlin / Weißensee »» Diplom als Kommunikationsdesigner, anschließend Arbeit als Zaunbauer
»Gottesanbeterin«
D
er Maler und Objektkünstler aus Repnitz, ist in diesem Sinne sehr reich; reich an Fantasie, Optimismus, Freude und Sinnlichkeit. Sein
»» Seit 1994 freiberuflich als Maler, Zeichner, Objekterfinder in Repnitz, Landkr. Güstrow zwischenzeitlich Ein- und Austritt Künstlerverband MV
Stil changiert zwischen realem Surrealismus und surrealem Realismus. Ein
»» 1998 Geburt der Tochter Mara
das auf bestem Niveau. Auffallend sind die schreiend bunten Farben, die
Künstlerpoet aus Mecklenburg-Vorpommern mit großem Talent und hoher Qualität. Seine Bilder sind sehr humorvoll und unterhaltend und alle seine Bilder und Figuren lebhafter erscheinen lassen.
114
Malte Brekenfeld
ÂťDie kleine BandeÂŤ 1997, Mischtechnik, 75 x 55 cm
115
WALTER STOY
116
AUSSTELLUNGEN 2002
»BILDER AUS STILLE UND LICHT«
APRIL / MAI
ROLF HEGETUSCH Collagen / Wachstafeln
»METALLBILDER«
MAI – JULI
THOMAS RADELOFF Stahlbilder / Skulpturen
DIE MALER AM BAUHAUS
JULI / AUGUST
PAUL KLEE / JOSEF ALBERS / LYONEL FEININGER / WASSILY KANDINSKY / ALBERT HENNING / LEO GREWENING Originalgrafiken
»RÜCKBLICK OHNE RÜCKSICHT«
AUGUST / SEPTEMBER
WALTER STOY Karikaturen / Malerei / Objekte (auch Arbeiten seiner Schüler)
»SIMPLE BEADS AND CULTURED SEEDS«
SEPTEMBER / OKTOBER
KIMMO HEIKKILÄ / ANJA KNECHT / TUIJA HELENA MARKONSALO / OKAMOTO MITSUHIRO / SUSAN PIETZSCH / INES TARTLER Schmuck / Objekte / Video-Ton-Installation
117
ROLF HEGETUSCH
BIOGRAFIE »» 1948 in Münsing am Starnberger See geboren
o. T., 2002, Paraffin und Pigmente auf Leinwand, 50 x 50 cm
»» 1972 – 1988 nach Studium in München als Architekt tätig, unterbrochen duch langjährige Auslandsaufenthalte und Reisen
I
»» Ab 1978 erste Einzel- und Gruppenausstellungen in Neuseeland »» Lebt in München als freischaffender Künstler
ch mache ein Bild aus der Stille – so könnte das Wesen des Schaffens von Rolf Hegetusch aus München bezeichnet werden.
Zarte Farbklänge dominieren das Werk von Rolf Hegetusch, überlagern und begrenzen sich, stehen in harmonischer Beziehung zueinander. Malen heißt bei R. Hegetusch auf einer leeren Oberfläche Formen erscheinen zu lassen, die im Licht geboren wurden und Licht in sich einschließen. Verschiedene asiatische Reispapiere werden aufeinander geschichtet und übermalt. Diese Arbeitsweise bringt erstaunliche Transparenz hervor. Seinen Collagen wie auch den Wachstafeln ist die Freude des Künstlers am Gestalten anzusehen. Unter der kühlen Oberfläche strahlen die Farben in geheimnisvoller Schönheit.
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»Bilder aus Stille und Licht«
o. T., 2002, Reispapier und Pigmente auf Leinwand, 90 x 90 cm
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THOMAS RADELOFF
W
ie kein anderer Künstler nutzt Thomas Radeloff die Materialien für seine Skulpturen, Bilder, Gebrauchskunst und funktionalen Gegen-
stände. »Kalter, künstlicher Stahl und warmes, organisches Holz sind die Materialien, mit denen ich in meiner künstlerischen Arbeit ständig umgehe«, erläutert Th. Radeloff. »In diesem Kontrast sehe ich einen Ausdruck unserer Befindlichkeit im letzten Jahrhundert. Das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Technologie. Und die Schädigung der Natur durch Überdimensionierung der Technologie. Kunst kann da ein Stein des Anstoßes sein.« Thomas Radeloff straft die Geringschätzung des Eisens als künstlerisches Gestaltungselement gleich in zweierlei Hinsicht Lügen: Die teilweise beobachtbare Polychromie seiner Kunstwerke ist erstaunlich. Verschiedenste Brauntöne, die von einem tiefschwarzen Braun über sattes Rotbraun bis zu hellem Ocker reichen, wechseln sich ab mit stahlblanken Partien. Souverän beherrscht er das Eisen und unterwirft es verschiedenen chemischen Wandlungsprozessen und schafft so eine reiche Textur und sinnliche Wahrnehmbarkeit. Seine Stahlbilder muten wie große Farbradierungen an, nuanciert und ausdrucksstark. Die Skulpturen schmücken
BIOGRAFIE
Einrichtungen und Plätze in ganz Deutschland und sind meist phantasie-
»» 1955 in Demmin / MV geboren
volle Kompositionen aus Holz und Stahl. Beeindruckend sind seine Aus-
»» 1974 Abitur und Facharbeiter für EDV-Neustrelitz
stattungen für Hotels – vom Stuhl, über Tisch und Bett bis zum Bild aus
»» Bis 1976 Praktikum Zentrum Bildende Kunst Neubrandenburg »» 1976 – 1981 Studium Metallplastik Halle Hochschule Burg Giebichstein Diplom »» Freischaffend in Katzow, bei Greifswald
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Eisen findet sich ein Gesamtkunstwerk wieder.
»Metallbilder«
»Sich erbrechende Ironie«, Stahlbild, 125 x 125 x 8 cm
121
PAUL KLEE / JOSEF ALBERS / LYONEL FEININGER / WASSILY KANDINSKY / ALBERT HENNING
M
it 75 Arbeiten, originale Grafiken von 1909 bis 1994, wurde ein Ausschnitt aus dem Schaffen einiger der bedeutendsten Meister und
Schüler des Bauhauses Weimar und Dessau gezeigt. »Das Bauhaus in Kühlungsborn – es geschehen noch Wunder«, so apostrophierte Prof. Joachim Skerl, einer der profiliertesten Kunstkenner in der Region und frühere Rektor der Fachhochschule für Kunst in Heiligendamm, in seiner Einführung der Ausstellung. Er würdigte damit zugleich das Engagement von Franz N. Kröger, der durch seine Freundschaft mit dem Würzburger Kunstsammler Rüdiger Sundermann diese Exposition möglich machte. Prof. Joachim Skerl skizzierte die Geschichte des 1919 in Weimar gegründeten und 1924 nach Dessau verlegten Bauhauses, das bis zu seiner Schließung 1933 durch die Nazis die wichtigsten Künstler des Nachexpressionismus sammelte und vereinte. Er bezeichnete das Bauhaus als »eine der großen Zukunftsvisionen der Moderne«, das sich durch ein hohes Maß an Freiheit des Schöpfertums auszeichnete. Davon zeugte die Ausstellung. Von Josef Albers waren acht Farbsiebdrucke zu sehen, alles gemalte Quadrate als wichtige Zeugnisse der Farbfleckmalerei. Von Paul Klee gab es acht Lithografien. Es sind Kompositionen, in denen sich die Bildteile rhythmisch einander zuordnen. Lyonel Feininger lehrte am Bauhaus als Meister der Formlehre und gilt als Mystiker des Lichts. Von ihm zeigte die Exposition zwei Holzschnitte von 1918 und 1931 sowie eine Zeichnung von 1925. In guter Erinnerung sind jedem Kenner seines Werkes die unverwechselbaren vom Licht gebrochenen Dorfkirchen in Thüringen und auf Rügen. Der Zeitrahmen der Arbeiten von Wassily Kandinsky in der Kunsthalle lag zwischen 1909 und 1938. »Die Explosion der Formen und Farben, das ist
122
Die Maler am Bauhaus
WASSILY KANDINSKY, Blatt aus der Mappe für Walter Gropius, 1924
das Wunder W. Kandinskys«, so Prof. J. Skerl und verwies auf seine Beziehung zu Musik und Malerei und auf seine Zusammenarbeit mit Arnold Schönberg. Albert Hennig, 1998 in Zwickau gestorben, besticht in seinen Arbeiten durch formalen Aufbau und harmonische Farben. Seine künstlerische Würdigung begann erst nach 1990.
123
ANDREAS BARTH
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AUSSTELLUNGEN 2003
ANDREAS BARTH
MÄRZ / APRIL
Malerei
MIRO ZAHRA – NEW PAINTINGS
APRIL / MAI
Malerei
HAP GRIESHABER
MAI / JUNI
Holzschnitte
HENRI MATISSE
JULI / AUGUST
Originalfarbgrafiken
GÜNTER GRASS
AUGUST – OKTOBER
Grafiken / Zeichnungen / Skulpturen
»ALBUM«
OKTOBER / NOVEMBER
ELIAZ SLONIM Malerei / Zeichnungen
»IMAGINE – YOUR PHOTOS WILL OPEN MY EYES«
OKTOBER
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR TECHNISCHE ZUSAMMENARBEIT (GM) Fotografie
125
Z
weitönig in Grau und Rot präsentierte sich die Ausstellung der Böhmin Miro Zahra, die seit über einem Jahrzehnt in Mecklenburg –
Plüschow, südlich von Grevesmühlen – lebt und arbeitet. Der Künstlerin geht es nicht um Zusammenklang oder Gegensatz verschiedener Farben, sondern »Struktur, Materie und Prozess« stehen im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Die Bilder der 43-jährigen sind in mehreren Schichten Öl auf Leinwand aufgetragen – gemalt wie sie selbst sagt. Als Untergrund dient ihr vorwiegend ein rötliches Braun, die Oberfläche Grau bis fast Schwarz verschiedener Nuancen oder Rot. Die unterschiedlichen Töne werden unterbrochen durch hellere kreis- und streifenförmige Gebilde ohne scharfe Konturen, kreuz und quer angeordnet. Tritt der Betrachter näher ans Bild, offenbart sich ihm die Struktur der Leinwand. Miro Zahra ist stets unterwegs, auch in ihrer Arbeit, hob Dr. Annie Bardon, die ein Jahrzehnt Direktorin der Rostocker Kunsthalle war und gegenwärtig freischaffend tätig ist, in ihrer Laudatio zur Eröffnung hervor. Die Arbeiten kennen keinen Blickfang, haben wenig woran man sich festhalten
126
Miro Zahra »new paintings«
könne. Die Kunstwissenschaftlerin sprach von grauen Bildern in neutralisierter Farbigkeit, ja sogar vom Provozieren. Die Künstlerin Miro Zahra, die ihr Kunststudium zu DDR-Zeiten zwischen 1980 und 1985 in Berlin-Weißensee absolvierte, über sich: »Das Malen ist für mich eine Geste der Freiheit. Wir leben in der Welt der Bilder, deren Flut wir uns nicht einfach entziehen können. Die einzige Möglichkeit, der über uns hereingebrochenen Bilderflut zu begegnen, besteht darin, bewusst durch die Fülle der Bilderwelt zu gehen, ausgewählte Bilder der Realität zu entreißen, alles zu erfahren und wieder zu vergessen, um zurück zu sich selbst kommen zu können. Im Prozess des Malens befinde ich mich auf einer Reise zu der ursprünglichen Ordnung der Dinge auf der Suche nach der ursprünglichen Information, die wir alle in uns tragen. Wir erkennen, nehmen wahr und lassen gleichzeitig Dinge verschwinden, damit sie in einer neu gewonnenen Schärfe als Widerschein zurückkehren und wahrgenommen werden können. Die Struktur, die offengelegt wird, entsteht nicht aus einer vorherigen Überlegung heraus, sondern sie tritt hervor, fast wie von allein. Nicht das Bild führt zum Gedanken, sondern das Bild selbst ist Gedanke, oder vielmehr ein Gedankensystem. Somit wird das Bild ein autonomer Bereich der Welterfahrung.«
127
D
ie Kunsthalle Kühlungsborn zeigte vom 18. Mai bis 29. Juni 2003 eine Ausstellung des 1909 geborenen und 1981 verstorbenen Holz-
schneiders HAP (für Helmut Andreas Paul) Grieshaber. Die ausgestellten Werke umfassten seine gesamte Schaffenszeit, die unter den Themen »Heimat«, »Engagement« und »Sinnenfreude« stehen: von seinem zuerst feinen, linearen Stil und den Phasen des Übergangs bis zu den groberen, großflächigeren Blättern der späten Jahre. HAP Grieshaber war ein Künstler, der seine ganze Schaffenskraft aus der Umgebung bezog, in der er lebte: die Achalm bei Reutlingen und die Schwäbische Alb. Kaum ein Künstler hat die Entwicklung der gegenständlichen Kunst in Deutschland nach 1945 so vorangetrieben und geprägt wie Grieshaber. Er schuf – unbeirrt von nationalen und internationalen Tendenzen – von 1932 bis zu seinem Lebensende ein am Gegenstand orientiertes umfangreiches Werk, das seine unverwechselbare Handschrift trug. Grund für seine noch heute breite Resonanz ist vor allem aber seine Entscheidung für das künstlerische Medium des Holzschnitts, dem er nach den Künstlern der »Brücke« zu einer Renaissance verhalf.
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Hap Grieshaber
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E
ine Ausstellung mit Bildern von Henri Matisse zu sehen, war vor wenigen Jahren unerfüllbarer Traum, erinnerte sich Kühlungsborner Kunst-
hallenchef Franz Norbert Kröger bei der Eröffnung der ersten Matisse-Ausstellung im Ostseebad. Nun kann er eine Ausstellung des berühmten französischen Malers und Grafikers, der neben Picasso zu den Größten der Malerei des 20-sten Jahrhunderts zählt im eigenen Haus vorstellen, freute er sich. Die Landtagsabgeordnete Beate Mahr dankte dem Galeristen für die ungewöhnliche Ausstellung. Zu sehen waren Originalfarbgrafiken aus den letzten 15 Lebensjahren des außergewöhnlichen Künstlers, der 1869 in Le Cateau-Cambrésis in Nordfrankreich geboren wurde und 85-jährig in der Nähe von Nizza verstarb. Matisses’ Aushängeschild war die Farbe, nicht das Bunte, sondern ihre Henri Matisse wollte sich
»Organisiertheit«, indem er leuchtende, reine Farbflächen in scharfer
eigentlich der Juristerei widmen,
Abgrenzung gegeneinander stellte. Sein Ziel war die »Entschlackung« der
als er jedoch während des Studi-
Farbe, ihr Rhythmus und musikalischer Zusammenklang.
ums erkrankte, begann er mit
Matisse erteilte der streng akademischen Malweise eine Absage. Er war
dem Zeichnen. Seiner Krankheit
zunächst von der Malweise des Impressionismus seiner Frühzeit beein-
wegen lebte er zurückgezogen,
flusst, griff sie auf, überwand sie aber und stellte ihr etwas Neues gegen-
wurde jedoch 1905 durch seine
über. Der Künstler entwickelte einen persönlichen Stil, in dem die starken
großflächige Farbgestaltung mit
Farben, das helle Licht und eine an der Realität orientierte Formgebung
einem Schlag bekannt. Als die
vorherrschten. »Farben zu kombinieren, so schön sie auch sein mögen,
Gruppe »Fauves« – die Wilden –
genügt nicht, die Farben müssen aufeinander reagieren«, erklärte Matisse
gegründet wurden, gehörte er zu
zu seinem Schaffensprozess.
den Hauptvertretern, war sogar
So war das oft zufällig und spielerisch Wirkende Ergebnis unzähliger Vor-
ihr geistiges Haupt.
studien und harter Arbeit. Er schuf die Farblithografie, mehrere Zyklen dieses Genres, darunter »Nus bleus«, blaue Figuren. An ihnen hat er lange
»Malen heißt nicht Formen fär-
gearbeitet. Einige aus dem Jahr 1952 hingen in der Kühlungsborner Aus-
ben, sondern Farben formen.«
stellung. Gezeigt wurden auch Illustrationen zum Roman »Ulysses« von
Henri Matisse
James Joyce. Matisse gestaltete seine Bilder in den 40er Jahren auch mit
130
Henri Matisse
Buntpapier, dem er selbst die leuchtende Farbe verlieh. Er selbst nannte
»Ich will mit meiner Kunst Einheit,
diese Arbeiten als »Zeichnen mit der Schere«. Sie wurden als Lithos auch
Reinheit und Mäßigung der Bild-
gedruckt.
wirkung erreichen, die fernab jed-
Große glatte Flächen beherrschen die grafischen Arbeiten von Matisse.
er Gefühlsbetonung und jeden
Die dargestellten Gegenstände und Menschen fügen sich nahtlos ein. Die
dramatischen Ausdrucks dem
menschlichen Körperformen sind bis zum Äußersten vereinfacht, jegliche
Betrachter wie ein Lehnstuhl sein
Tiefenvorstellung ist ausgeschaltet und lässt so auch das Körperliche
soll.« Henri Matisse
flächig erscheinen.
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D
er Schriftsteller Günter Grass ist wohl den wenigsten auch als bildender Künstler bekannt.
»Grass bildnerische Werke umfassen mittlerweile über 3400 Zeichnungen und Aquarelle, 450 Grafiken und über 100 Plastiken. Als Autor zahlreicher Romane und Novellen sowie Verfasser von Gedichten, Theaterstücken, Essays und Reden, wurde Grass 1999 mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt«, so Mitarbeiterin des Schriftstellers und Kunstpädagogin Angela Hartig, die zur Eröffnung sprach. Die vielen Reisen in seinem Leben haben ihn sowohl literarisch als auch bildnerisch beeinflusst. »Es entstanden Blätter auf denen Schrift und Bild gleichwertig vertreten sind. Sie gehen fließend ineinander über, entwickeln und befördern sich gegenseitig«, so Angela Hartig. Sie verwies auf den Zusammenhang von Schrift und Bild bei dem zeichnenden und malenden Schriftsteller. Seine Bilder setzen, wie sie betonte, bis zu einem gewissen Grade die Erkenntnis des Literaten, aber auch die Kenntnis seiner Arbeit voraus. Im Vordergrund der Kühlungsborner Ausstellung standen Illustrationen Günter Grass ist neben der Schrift-
und Skulpturen, vor allem zu seinem neuesten Buch »Letzte Tänze«. Des
stellerei als Künstler, Maler, Grafik-
weiteren gab es phantasievolle Stillleben zu sehen, dabei war Günter
er und Bildhauer tätig. Schon als
Grass immer wieder in seinen Werken als Selbstporträt zu finden.
Schüler hegte der Autor der
Angela Hartwig verband die Ausstellungseröffnung mit einer Vorführung
»Blechtrommel« den Wunsch Bild-
der bildnerischen Techniken von Günter Grass, der Lithografie und Radie-
hauer zu werden. Der 1927 in
rung, sowie seiner Materialien wie Kohle, Kreide, Tusche und Rötel.
einem Danziger Vorort Geborene begann nach seiner Rückkehr aus dem Krieg eine Steinmetzlehre und studierte Kunst, zunächst ab 1948 in Düsseldorf und später in Berlin.
132
GĂźnter Grass
133
ELIAZ SLONIM
U
nter dem Titel »Album« waren vom 12. Oktober bis 30. November 2003 in der Kunsthalle Kühlungsborn Arbeiten des israelischen
Künstlers Eliaz Slonim aus Tel Aviv zu sehen. Ein Album ist ein Gedenk- und Sammelbuch, setzt sich also aus unterschiedlichen Erlebnissen, Erinnerungen und Intentionen zusammen. Die Ausstellung gewährte solche Einblicke. Eines allerdings schien den Werken gemeinsam – sie schlagen eine Brücke zwischen dem Eigenem und dem Fremden. die Mythen des Alltags werden im Wechsel ver- und entzaubert und so an ihren Ursprüngen ergründet. Eliaz Slonim erfindet die Märchen und die Symbolik der Tiere neu. Was seine Bilder so intensiv erscheinen lässt, ist wohl – außer einem ausgeprägten eigenwilligen Stil – das zwingend Existenzielle im Ausdruck. Das findet sich konsequent vor allem in den späteren Darstellungen von Puppen und Puppenköpfen, oder sind es Köpfe von Kleinkindern, zum Teil
BIOGRAFIE
noch im Mutterleib? Die Bilder Slonims überzeugen. Sie überzeugen
»» 1958 in Tel Aviv geboren, siebte Generation in Israel, verheiratet und Vater zweier Kinder
durch ihre formale Dichte und ihre einfache intensive Farbsprache. Sie
»» Studierte Fotografie am Avni Institute, Tel Aviv und Buchdruck an der Camera Obscura, Tel Aviv, an der École des Beaux-Arts, Paris, kuratorische Studien und Kunstkritik an der Camera Obscura, Tel Aviv und im Teffen Museum »» 1992 – 1995 Mitglied im Vorstand der Kunstmalervereinigung im Susanne Dallal Dance Center »» Seit 1990 Mitglied im Vorstand des Künstlerkomitees für den Tanzwettbewerb »Gvanim Bamachol« und beim Internationalen Tanzwettbewerb »» Seit 1995 Mitglied des Kulturkomitees, im Ministerium für Bildung und Kultur, Israel
134
sind Schlüssel zur Verständigung, Brücke zwischen den Kulturen. Der Oberbürgermeister von Tel Aviv beschreibt die Intentionen des Künstlers in seinem Grußwort im Katalog treffend so: »Es heißt, der Mensch sei wie die Landschaft seiner Heimat, die Landschaft der Farben und der Stimmen, in denen er lebt und wirkt.«
Eliaz Slonim
»Pärchen«, 2001, Mischtechnik auf Holz, 23 x 19,5 x 5 cm
135
GISELA STAMER-ROSSBERG
136
AUSSTELLUNGEN 2004
GISELA STAMER-ROSSBERG
MÄRZ / APRIL
Malerei / Zeichnungen / Skulpturen
»L ‘AFRIQUE À VENIR«
APRIL – JUNI
ABOUDRAMANE / NICOLE GUIRAUD / NELSON MANDELA / CHÉRI SAMBA / SOKARI DOUGLAS CAMP. / PASCALE MARTHINE TAYOU / KWESI OWUSU-ANKOMAH / JÜRGEN SCHADEBERG Malerei / Lithografien / Fotografien / Objekte / Installationen
JUGENDSTIL
JULI / AUGUST
Originalgrafiken
OTMAR ALT
AUGUST – OKTOBER
Malerei / Objekte
»WAS MÄNNER BEWEGT«
NOVEMBER – JANUAR
WOLFGANG SPERZEL Karikaturen
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ABOUDRAMANE / NICOLE GUIRAUD / NELSON MANDELA / CHÉRI SAMBA / JÜRGEN SCHADEBERG
D
er Berliner Galerist Peter Herrmann erläuterte die auf seine Initiative und vom Institut für politische Bildung unterstützte Ausstellung –
moderne Malerei, Skulpturen, Collagen sowie Installationen und stellte die Künstler vor. Diese sind zur Hälfte akademisch ausgebildet, zur anderen Autodidakten und leben heute zum Teil in den Kunstzentren Westeuropas. International bekannte Stars wie Pascale Marthine Tayou aus Kamerun, der mit Installationen und konzeptuellen Arbeiten alle großen Museen der Welt bespielt, der gebürtige Berliner Jürgen Schadeberg aus Südafrika, der als der Grandseigneur der afrikanischen Fotografie bezeichnet werden kann, Chéri Samba aus der Republik Kongo (Kinshasa), der mit seinem aus der Schildermalerei heraus entwickelten Malstil derzeit als der bekannteste Künstler Afrikas gilt, sowie Sokari Douglas Camp aus Nigeria als bekannteste Künstlerin waren die personellen Highlights der Ausstellung. Nelson Mandela aus Südafrika war natürlich der bekannteste Name unter den Gezeigten. Dass er jedoch selbst künstlerisch wirkte, wissen nur wenige. Aus der Serie »My Robben Island«, auf dem er ein Vierteljahrhundert wegen seines mutigen Eintretens für sein Volk gefangen gehalten wurde, waren fünf seiner Lithografien in der Ausstellung zu sehen. Ebenfalls auf internationalem Niveau stehen die folgenden drei Künstler, die sich die letzten Jahre in ständig wachsender Wahrnehmung Spitzenpositionen in Biennalen und Museen sicherten. Aboudramane aus der Elfenbeinküste wurde bekannt mit architektonischen Maquettes und stelenartiSOKARI DOUGLAS CAMP
gen Totems, der in Deutschland lebende Kwesi Owusu-Ankomah aus Ghana, der in seiner Malerei mit Adinkrasymbolen ein Spiel zwischen zwei- und dreidimensionaler Wahrnehmung bietet und Nicole Guiraud aus Algerien, deren »Welt im Einmachglas« Themen wie Exil, Einsamkeit und Politik beinhalten. Diese beschreiben mit einer jeweils sehr persönlich geprägten Kunstsprache Situationen, die beeinflusst sind vom Leben in zwei Kulturen.
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»L’Afrique á venir« PASCALE MARTHINE TAYOU / KWESI OWUSU-ANKOMAH / SOKARI DOUGLAS CAMP
KWESI OWUSU-ANKOMAH
NICOLE GUIRAUD
139
47 VERSCHIEDENE KÜNSTLER AUS BELGIEN, HOLLAND, FRANKREICH, ENGLAND UND DEUTSCHLAND
I
n der Kunsthalle Kühlungsborn waren in der Zeit vom 26. Juni bis 8. August 2004 über 60 Originalwerke des Jugendstils zu sehen. Diese
entstanden in den Jahren 1897 bis 1907 und stammten von 47 verschiedenen Künstlern aus Belgien, Holland, Frankreich, England und Deutschland. Zu den ausgestellten Werken gehörte auch ein Henry Toulous Lautrec. Die Bilder von Carloz Schwab, Georg Lühring, Marcel Lenoir, Gaston Dar-
bour und anderen lassen erkennen, wie sich der Stil in dieser Zeit veränderte, der selbst ein Kind der Veränderungen in der Welt in Richtung Industrialisierung war und letztendlich zum Bekenntnis zu diesen Veränderungen wurde. Die Wandlung setzte sich bis nach dem 1. Weltkrieg fort. Der Jugendstil entstand zeitgleich mit den meisten Seebädern an der Ostseeküste – kein anderer Kunststil ist so häufig in Kühlungsborn anzutreffen. Er ist gekennzeichnet durch eine Überfülle pflanzlicher und sich HANS CHRISTIANSEN »L’ heure du berger«, Farblithografie von 1897
schlängelnder Linien, die oft den Rahmen bilden. Im Vordergrund steht das Ornament und überwuchert den Inhalt. Im Großen und Ganzen gibt es nur wenige Motive: Linien, Schlangenlinien, alles Fließende, Pflanzen, bewegtes Wasser, Schwäne, Haare… die starr, leblos, steril zu einem abstrakten Ornament werden. Es ist eine zweidimensionale Flächenkunst, ohne jede Raumillusion. Die Stil-Bezeichnung führt auf den Titel und die grafische Gestaltung der Kunstzeitschrift »Die Jugend« zurück, die 1896 in München gegründet wurde. Die im Französischen ART NOUVEAU und im Englischen MODERN STYLE genannte Richtung nahm praktisch Einfluss auf alle Künste, hatte aber seinen Schwerpunkt in den bildenden Künsten: am wenigsten auf die Musik. Die Künstlerkolonien in Worpswede, Ahrenshoop oder Schwaan blieben nicht unbeeindruckt. Zu den Jugendstil-Autoren gehören Rainer Maria Rilke, Stefan George, Hugo von Hoffmannsthal, Ernst Stadler, aber auch Gerhard Hauptmann und Alfred Döblin.
140
Jugendstil
ALBERT POINT »Légende Dorée«, Farblithografie von 1897
RICHARD RANFT »Kunstreiterin«, Farblithografie von 1897
Unter dem Einfluss des Jugendstils entstanden die Plakatkunst, die Formgestaltung und die Werbung. Er bestimmte die Entwicklung der Industrie mit. Die AEG nahm ihn zum Vorbild für die Formung ihrer Produkte. U-Bahnen, darunter die Moskauer, wurden nach ihren Kriterien gestaltet. Die neue Richtung öffnete sich für den Geldbeutel des kleinen Mannes; die Kunst wurde für ihn bezahlbar – für den »reichen« Arbeiter, den Stehkragenproletarier, wie für den Angestellten und das Kleinbürgertum. Es entstanden Sammelprodukte wie die bekannten Sammeltassen, die in vielen Wohnungen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts – und zum Teil noch heute – zu finden sind. Schließlich veränderten sich die Bauten selbst und ihre Fassaden nicht nur in den jungen Seebädern, sondern bis hin zu den Großstädten.
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D
er Künstler Otmar Alt ist in der deutschen Kunstlandschaft eine Ausnahmeerscheinung. Er hat sich mit seiner Art Kunst zu begreifen, in
allen Bereichen der Kunst durchgesetzt. Er ist Maler, Bildhauer, Grafiker, Designer und Landschaftsgestalter. Neben dem klassischen Tafelbild nutzt er die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, wie Möbel, Keramik, Porzellan, Spielzeug, die gesamte Palette des Merchandising aber auch die Theaterbühne, die Straße, das Stadtbild, den Garten, den Park, den gesamten öffentlichen Raum für seine Innovationen. Der 1940 in Wernigerode geborene Künstler Otmar Alt scheint eine unbegrenzte Fantasie als Reservoir für künstlerische Ausdrucksformen zu besitzen. Es gibt schier nichts, was nicht künstlerisch durch ihn geprägt werden kann. Sein Stil ist eine von Ironie und Humor geprägte große Geste eines Bohemiens. Ihn interessieren keine Grenzen, keine Tabus, keine Beschränkungen, er nutzt die gesamte Bandbreite der künstlerischen Freiheit. Die Kunstprodukte sind kompromisslos, liebenswürdig und eigenwillig. Seine figürlichen Arbeiten sind abstrakt und doch im Erkennen begreifbar, sind sinnlich anregend und grotesk. Otmar Alt findet fast traumwandlerisch eine geniale Mischung aus Erhabenheit und Alltagskunst. Seine Malerei erhält die Kraft aus der Spannung zwischen Farbe und Linie. Überhaupt ist es der Rausch der Farbigkeit, der den Betrachter verblüfft. Die schwarze Linie begrenzt, konturiert und unterstützt den Tanz der Farben. Alt könnte schlechthin als Synonym für kraftvoll leuchtende Farbigkeit gelten. Der Künstler betätigt sich als Schöpfer einer eigenen Welt, eines eigenen Mikrokosmos, in dem Tiere, Menschen und Fabelwesen miteinander agieren und sich einen eigenen Raum schaffen, ein eigenes skurriles Leben vorspielen und so dieser Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Das gesamte Werk Otmar Alts spiegelt vielleicht den zentralen Gedanken: Kunst vermöge vielleicht nicht die Welt zu verändern, indessen sie erträglicher zu
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Otmar Alt
machen oder ihre Mängel kritischer zu sehen.
BIOGRAFIE
Die Kraft der Bildsprache Otmar Alts liegt in der Unmittelbarkeit des
»» 1940 in Wernigerode geboren
Ursprünglichen, in der sinnlichen Lebenslust und Vitalität seiner Figuratiotischer Kategorie im Sinne der Abbildqualität eines positiven Zugangs zur
»» 1960 – 1966 Studium an der Hochschule für bildende Künste zu Berlin, Meisterschüler von Prof. Hermann Bachmann
Welt. Diese positive Beziehung zwischen Künstler, Kunst und Welt zieht
»» 1967 Franz-Roh-Preis, München
sich durch sein gesamtes Schaffen: Das Glas ist halbvoll und nicht halb-
»» 1991 Kulturpreis Deutscher Freimaurer
leer. Dieser kleine Unterschied im Denken ergibt auf der ästhetischen Sei-
»» Gründung der »Otmar-Alt-Stiftung«
nen und ihrer Gestaltung. Otmar Alt bekennt sich zur Schönheit als ästhe-
te eine künstlerische Weltsicht der Lebensfreude. Seine Bilder und Objekte vermitteln diese Einsicht unmittelbar, sie machen Spaß, sie erzeugen mindestens ein Schmunzeln, wenn nicht gar ein freundliches Lächeln – und was kann Kunst mehr erreichen wollen. Die unglaubliche Produktivi-
»» 1996 Eröffnung der »Otmar-Alt-Stiftung« »» 1998 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
tät und der außergewöhnliche Erfolg des Künstlers geben ihm Recht in seiner Haltung: Kunst muss die Menschen erreichen, sonst macht sie keinen Sinn.
143
Symbiose
144
AUSSTELLUNGEN 2005
MADE IN DEUTSCHLAND
MÄRZ / APRIL
SEBASTIAN KRÜGER Karikaturen
ARMIN MÜLLER-STAHL
APRIL – JUNI
Grafische Arbeiten
DAS KÜNSTLERPORTRAIT
JUNI / JULI
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Poster
KLASSISCHE MODERNE GRAFIK
AUGUST / SEPTEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Malerei
SYMBIOSE
OKTOBER / NOVEMBER
REGIONALE KÜNSTLER Malerei / Grafik / Skulptur
LANDSCHAFTEN
NOVEMBER / DEZEMBER
WALTER HERZOG Grafiken / Radierungen
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SEBASTIAN KRÜGER
Westerwelle
BIOGRAFIE »» 30. Juni 1963 in Hameln geboren. »» 1982 Studium der Freien Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig »» Seit 1986 freiberuflicher Karikaturist, Illustrator und Maler.
Angela
K
rügers Porträtkarikaturen – zumeist Acrylmalerei – zeigen die wichtigsten Charakterzüge seiner Modelle mit leichter bis starker Verzer-
rung und einem guten Schuss Humor. Sie haben starke Affinität zur Musik: So gestaltete er Plattenhüllen, Porträts von Musikern wie unter anderem den Rolling Stones, Madonna, Tom Waits, Iggy Pop, Elvis, Neil Young und
»» 1989 erste Publikationen.
Sting. Er arbeitet regelmäßig für das deutsche Wirtschaftsmagazin Capital.
»» Seine künstlerische Entwicklung vom ehemaligen sog. »Star-Karikaturisten« führte ihn in den vergangenen Jahren zu einem Star des New Pop Realism.
Auch in den USA ist der Künstler mittlerweile weithin bekannt, nicht
»» Der Künstler lebt und arbeitet bei Hannover und in Kalifornien.
internationalen Karikaturszene wie z.B. den berühmten Mad-Zeichnern
zuletzt ist er Ehrenmitglied des NCN (National Caricaturist Network) und wird damit in einem Atemzug mit vielen Größen der amerikanischen und genannt. Krüger studiert seine Modelle genau und bringt ihre wesentlichen Charakterzüge aufs treffendste zum Ausdruck. Die Reaktionen darauf reichen
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»Made in Deutschland«
Schröder kocht
Welt-Fischer
Finanzexperte
von »unverschämt« bis »genial«. Auf Basis von Fotos, Videos und persönlichen Begegnungen verarbeitet er Schwächen und Stärken seines Gegenübers. Die Bilder Krügers haben einen ganz eigenen Charme, eine intensive Dynamik und ziehen den Betrachter ganz in ihren Bann. Mit vielen seiner Modellen ist Rockfan Sebastian Krüger befreundet, darunter die Rolling Stones, allen voran Keith Richards. Andere mussten sich mit ihren Porträts erst anfreunden, wie z.B. Manfred Krug, wieder andere gingen sogar gerichtlich gegen den Künstler vor – allen voran Silvio Berlusconi, der 1995 mit seinem zynisch-provokativen Porträt, das Krüger im Auftrag des italienischen »L’espresso« zeichnete, nicht einverstanden war.
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ARMIN MÜLLER STAHL
BIOGRAFIE »» Geboren am 17. Dezember 1930 in Tilsit. »» Schloss Studium mit Examen ab, als Konzertgeiger und Musiklehrer. »» Verblieb in der DDR nach Ende des Zweiten Weltkrieges. »» 1952 erstes Engagement am Berliner Theater am Schiffbauerdamm, 25 Jahre blieb er dort Mitglied.
Selbst
»» 1956 Erste Kinorolle, 1960 Durchbruch mit vierteiligen Fernsehfilm »Flucht aus der Hölle«.
D
»» Spielte zahlreiche Haupt- und Nebenrollen in Filmen jeglichen Genres. »» Seit 1973 in zweiter Ehe mit Gabriele Scholz verheiratet, ein Sohn. »» Auch ein ausgezeichneter Violinist, Klavierspieler, Maler und Schriftsteller.
as Malen, Schreiben, Musizieren und die Schauspielerei gehören für mich einfach zusammen«, sagt Armin Mueller Stahl. So vielschichtig
wie die Filmcharaktere, die er darstellt, so schöpferisch ist auch sein Leben. Der Hollywood-Schauspieler Armin Mueller-Stahl ist ein Vollblutkünstler, als Darsteller auf der Bühne, im Film, als Musiker, Schriftsteller, Dramaturg, Maler und Zeichner. Diese Universalität ist einzigartig und das Niveau seiner Kunst hält immer höheren Ansprüchen stand. In den letzten
»» 2008 Bundesverdienstkreuz mit Stern
Jahren hat Armin Mueller-Stahl mehr als hundert Lithografien gefertigt.
»» 2009 wurde er in den Hochschulrat der Hochschule für Musik und Theater Rostock gewählt.
Es gibt Zeichnungen von Kollegen und Freunden, erlebte Skizzen, Tage-
148
buchnotizen und Szenen aus seiner Arbeit als Schauspieler. Neben den
»Grafische Arbeiten«
Faust
zahlreichen Einzelblättern, die den Charakter eiliger, kürzelhafter Niederschriften tragen, sind drei große Grafikmappen entstanden, die sich je einem besonderen Thema widmen. Das sind die Lithografien zu Goethes »Urfaust«, die Blätter zu »Hamlet in Amerika«, einem Drehbuch, das Armin Mueller-Stahl selbst geschrieben hat und die Bildserie zu dem Jim Jarmusch Film »Night on Earth«. Der größte Teil seines grafischen Werkes wird in der Kunsthalle Kühlungsborn vom Kunstverein gezeigt. Die meisten Arbeiten können auch erworben werden.
149
WALTER HERZOG
BIOGRAFIE »» 1936 geboren in Dresden »» 1957-1960 Architekturstudium an der Technischen Universität Dresden »» 1961 Architekt in Dresden »» 1965 Ehe mit der Architektin C. Förster, 1966 Geburt der Tochter Antonia »» 1969 Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeit
Strand
W
alter Herzog ist einer der bedeutendsten Grafiker der alten Technik der Radierung, genauer gesagt, der Ätzradierung. Die Metallplatte
wird mit einer Radiernadel aus Stahl geritzt, mit einer schwachen Säure geätzt und dann auf Büttenpapier gedruckt. Diese Technik beherrscht der Berliner Künstler Walter Herzog meisterlich.
»» 1974 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR, erste Einzelausstellung
In ausgesprochen handwerklich-akribischer Arbeit entstehen konkrete
»» 1980 freischaffender Grafiker & Zeichner
Bruchstücke menschlicher Eingriffe in die Landschaft. Bei aller Strenge,
»» 1995 intensives Zeichnen nach Skulpturen »» 2009 Verleihung des Kunstpreises der Stadt Wernigerode »» 2011 Retrospektive zum 75. Geburtstag, Panorama Museum Bad Frankenhausen
150
Landschaften. Motive sind Seestücke, Steine am Strand, Bäume im Wald, Genauigkeit und Präzision wandelt sich Gesehenes im künstlerischen Gestaltungsprozess in Eigenes, Originelles und Phantastisches um, wird das ehemalig konkrete märchenhaft. Herzogs Radierungen machen die rinnende Zeit erlebbar. Die Bildmotive sind hochkomplex und verblüffend ein-
»Landschaften«
Allee
fach. Natürlich haben sie alle leichte Neigung zum Romantisieren, aber damit steht der Künstler im Erbe von Caspar David Friedrich. Das klingt nicht zeitgemäß und in der Tat: Walter Herzog bekennt sich zu traditionellen Werten der Bildenden Kunst. Den Arbeiten muss man sich ruhig und behutsam nähern, sie sind intim und sagen viel über das Fühlen und Denken des Künstlers aus, sie verweisen auf sinnlich-emotionale Wertvorstellungen, für die in unserer modernen, alles berechnenden Welt nur noch wenig Platz zu sein scheint. Die Brillanz der Ausführung, die Sicherheit der Komposition, mit der das jeweilige Format beherrscht wird, sind Auffälligkeiten in jedem noch so nebensächlichen Detail. Auch wenn durch das Ausschnitthafte des Dargestellten ein Weiterdenken über den Bildrand hinaus möglich ist, so ist doch jedes Bild ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos.
151
MANFRED BOFINGER »Künstler im Regen«
152
AUSSTELLUNGEN 2006
JOCKEL REISNER
MÄRZ / APRIL
PERSONALAUSSTELLUNG Grafik / Illustration
DALI MIRO PICASSO
APRIL – JULI
Grafik
VERBORGENE SCHÄTZE
JULI / AUGUST
DIVERSE KÜNSTLER Grafik
DIETMAR SCHRAMM
AUGUST / SEPTEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Prägedrucke
DIMITRI VOJNOV
SEPTEMBER / NOVEMBER
PERSONALEAUSSTELLUNG Malerei
MANFRED W. JÜRGENS
NOVEMBER / DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Fotorealismus
153
DIETMAR SCHRAMM
D
ietmar Schramm ist ein Künstler aus unserer Region, er lebt und arbeitet in Steffenshagen, zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn.
Seine Bilder, die Grafiken und Collagen vermitteln einen hohen Grad an Handwerklichkeit und künstlerischem Einfallsreichtum. Die Themen sind erfundene, erdachte, gesehene oder erträumte Welten. Bei genauerem und längerem Schauen erschließen sich Erinnerungen an Formen und Details, an reale Seh-Erfahrungen, die aber schließlich doch im Ungewissen bleiben. Die Figurationen sind zwar abstrakt und doch schwingt in ihnen eine eigenwillige sinnliche Komponente mit, die in einigen Arbeiten fast barocke Üppigkeit annimmt. Seine Arbeiten leben letztlich aus sich selbst, aus der Eigenwilligkeit und Originalität ihrer Formen und Strukturen, der Kraft und der Spannung ihrer Farbkompositionen und der frei dekorativen Ordnung der Bildkonstruktionen. Tempel
Dietmar Schramm pendelt sicher und professionell zwischen improvisatorisch – spielerischer Leichtigkeit der Bildsprache und konzentriert – suchender Materialwirkung der verwendeten Bildträger hin und her. Die Relief – bzw. Prägedrucke aus selbst geschöpften Zellstoffflächen sind markante Beispiele für die Unwägbarkeiten des Unikates der Monotypie oder, in letzter Zeit, auch die aus Materialcollagen konstruierten Bildobjekte. In häufig expandierende Serien und Variationsfolgen wechseln oder verbinden sich vegetabile Muster und Strukturen mit geometrisch – architektonischen Ordnungen. Immer aber kommt dabei der Bilderfinder Schramm zu seinem Recht, der mit meditativen Imaginationen seine originäre Kunstwelt erschafft. Gelbes Licht
154
»Prägedrucke«
155
DIMITRI VOJNOV
Gerda mit der Gans
BIOGRAFIE
Vojnov hat etwas mitzuteilen, etwas über die Menschen zu sagen, bzw. zu
»» 1946 geboren in Ressen, Bulgarien
zeigen. Wo soll man ihn einordnen, wenn das überhaupt einen Sinn
»» 1967 bis 1972 Studium an der Akademie der schönen Künste in Sofia
macht? Magischer Realismus – Surrealismus – Neorenaissance, er malt
»» 1972 bis 1981 Freier Künstler in den Bereichen Malerei und Grafik
ler Rätsel, Anspielungen und Metaphern. Man muss seine Bilder sehen.
»» 1981 bis 1985 Dozent für Malerei an der Akademie für schöne Künste in Sofia
konsequent Erkennbares auf die Leinwand und doch sind seine Bilder volWie bei den Großen Malern der Renaissance ist sein Grundthema der Mensch und seine Verstrickungen ins Leben. Geheime Lüste und verbor-
»» Seit 1986 in Deutschland, Robert-KochStraße 120 A, 65779 Kelkheim
gene Wünsche werden durch vielerlei Anspielungen aufgedeckt und
»» 2009 Magister Artis of E.A.C.O.
Gedanken des Künstlers in feiner, altmeisterlicher Art auf der Leinwand
sichtbar gemacht. Der Malstil ist sicher, jeder Pinselstrich offenbart die und jeder Farbauftrag bringt neue Gedanken hervor. Abgrund und Schönheit bitten zum Tanz.
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Dimitri Vojnov
Beuys
Kreuzigung
157
MANFRED W. JÜRGENS
BIOGRAFIE »» 1986–1989 Studium Kommunikationsdesign an der FWG in Berlin »» 1989–1990 Wissenschaftsgrafik für den Tierpark Berlin »» 1990–1993 Kulturmanagement in MV »» Seit 1993 Freischaffend als Maler tätig »» Seit 1997 Arbeitsaufenthalte im Ausland »» Seit 2001 Ausstellungen in Wismar, Güstrow, Kühlungsborn, Leipzig, Hamburg, Bremen, Clemenswerth, Wittenberg, Kronach, Gstaad und Venedig »» Seit 2001 Arbeiten in privaten und öffentlichen Sammlungen
Venedig
Jürgens ist Realist. Ein Maler, der Menschen, Tiere, Landschaften, Dinge sachlich, aber niemals kalt, darstellt. Ein Maler, der sein Handwerk aus dem Studium der Renaissancemalerei entwickelt und dessen Sichtweise durch die Vertreter der Neuen Sachlichkeit des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts beeinflusst wird. Ein Maler, dessen Bilder die Gegenwart einfangen. Seine Stillleben zeichnen sich durch eine formal und farblich ausgewogene Komposition aus. Mit geringsten Mitteln – einem Messer, Gemüse, einem Glas – gelingt es ihm, ein harmonisch abgerundetes und doch inhaltlich verstörendes Bild zu erzeugen. Während seine Portraits leben, der Betrachter sich fragt, ob er das Bild oder das Bild ihn anblickt, spielt in seinen Stillleben immer auch die Vergänglichkeit, der Tod eine Rolle.
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ÂťNeuer RealismusÂŤ
Sonnenblume mit Glas
Freundinnen
Stillleben mit Petersilie
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Grand Hotel
160
AUSSTELLUNGEN 2007
KLASSISCHE MODERNE
MÄRZ – MAI
DIVERSE KÜNSTLER Grafik
HEILIGENDAMM – HISTORISCHE BILDER
MAI – JULI
DIVERSE KÜNSTLER Malerei / Skulptur / Design / Nippes
LALE MEER
JULI – AUGUST
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Pastell
JAPANISCHE HOLZSCHNITTE
SEPTEMBER – NOVEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Holzschnitte
161
E
in besonderes Ereignis in dieser Ausstellungssaison ist die hochkarätig besetzte Reise durch den Kosmos der Klassischen Modern, der Kunste-
poche, der Innovationen und Stile der Zeit von 1910 bis in die fünfziger Jahre. Art Nouveau, Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Bauhaus, Surrealismus, das sind nur einige Begriffe und Stilordnungen. In der Kunsthalle Kühlungsborn gibt es seit 16 Jahren eine jährlich Ausstellung zu dieser kunsthistorisch bedeutenden Epoche der Moderne. Zu sehen sind Arbeiten auf Papier. Radierungen, Lithographien, Siebdrucke, Lichtdrucke, Serigraphien und Reservagen. Die Arbeiten spiegeln die verschiedenen künstlerischen Bereiche dieser Zeit durch seine exponiertesten Vertreter wieder. Es war eine Zeit großer Auf- und Umbrüche, zweier Kriege und darauf folgende Neuorientierungen. Künstler mit großer Kreativität und Lebenshunger veränderten das Bild der Kunst grundsätzlich. Die CHAGALL
hohe künstlerische Dichte und Exklusivität der Arbeiten fallen besonders ins Gewicht. Selten sieht man so viele Grafiken dieser Zeit in der Provinz beieinander, das ist das Besondere dieser Kunstschau. Diese hohe Qualität ist der Besucher von der Kunsthalle Kühlungsborn gewohnt und kann sie erwarten. Dem Leiter des Hauses, Franz N. Kröger, ist wieder ein Highlight gelungen, das sicher viele neugierige Gäste anlocken wird. Hauptexponenten dieser Ausstellung mit größerer Auswahl an Arbeiten sind: Paul Klee, Wassily Kandinsky, Max Ernst, desweiteren André Derain, Marc Chagall, Henri Matisse, Pablo Picasso, Jean Cocteau, Joan Miro, George Braque, mit einzelnen Arbeiten präsentieren sich Erich Heckel, Franz Marc, Emil Nolde, Edvard Munch, Richard Seewald, Alberto Giacometti, Max Bill, Josef Albers, Victor Vasereli u. a.
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Original-Grafiken der klassischen Moderne
KLEE
KANDINSKY
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LALE MEER
Frühling in Klevendeich
Kliffkieker
Lale Meer ist – wenn man nun genauer hinschaut – eine Malerin, die dem Licht und dem Dunkel auf ihren Wegen zu den Dingen und durch die Dinge hindurch nachspürt. Dabei entsteht ein Leuchten, das aus dem Inneren der Bilder zu kommen scheint. Das Licht in diesen Bildern ist diffus, unheimlich, geheim. Es ist herrisch und zugleich weich, es baut die Dinge nicht ohne Mühe auf und umfließt sie doch mühelos. Es befreit die Gegenstände aus dem Dunkel und lässt sie wieder ins Dunkel gleiten. Es gibt der menschlichen Erkenntnis Selbstvertrauen und Gewissheit und verrätselt doch das Dasein der Dinge. Das Licht erscheint wie eine geheimnisvolle Macht, welche die Dinge aus ihrer Normalität in eine Hyperrealität hinein zu steigern vermag.
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Lale Meer
Küstenstraße
Herbst in Klevendeich
Die Künstlerin ist eine Meisterin der »Abendstücke«. Diese haben alle etwas von der Atmosphäre von Matthias Claudius’ wunderbarem Lied »Der Mond ist aufgegangen«, besonders aber ist das Bild »Die silberne See« die Imagination einer Verzauberung. Das verschwebende Bild einer stillen Mondnacht, das der nachdenkliche Dichter des 18. Jahrhunderts in unserer Vorstellung entstehen lässt, holt sie in unsere Gegenwart hinein. Sie zeigt, dass die Mondnacht auch heute noch – trotz der globalen »Lichtverschmutzung«, die den Nächten ihr geheimnisvolles, auch schützendes Dunkel nimmt – mitten in das Bewusstsein der Zeit zielt, das sich nach Ruhe, nach Klarheit, nach Frieden, nach Weite, nach Freiheit vom Zwang des Unwesentlichen sehnt.
165
I
m vormodernen Japan spiegelt sich das Leben in den ukiyo-e benannten Holzschnitten wieder, die dem Betrachter das bunte Treiben »der
fließenden Welt« vermitteln. Da diese Kunst im Volk selbst seine Abnehmer und seine Herausgeber fand, die sie finanzierten, konnte sie sich von den thematischen und stilistischen Vorgaben der Feudalkultur freihalten. Zu den beliebten Motiven gehörte das Volkstheater, das Kabuki. Im Gegensatz zum stark stilisierten, aristokratischen Nô lebte das Kabuki von der bunten Vielfalt und der Vitalität des städtischen Lebens; der Farbholzschnitt nahm die Theatermotive auf, stellte etwa Bühnen in Gesamtansicht dar, belieferte einen zunehmenden Markt für Schauspieler- Darstellungen – also eine Art Fan-Poster – und verhalf so umgekehrt dem Kabuki zu größerer Beliebtheit. Auch das Leben der Vergnügungsviertel, in die die Regierung die Prostitution verbannt hatte, wurde von der ukiyo-e als Motiv für wert erachtet. Kultivierte Kurtisanen wurden abgebildet und ihr oft exklusives, luxuriöses Leben, in das sich aber – typisch japanisch – auch ein Unterton von Melancholie einschlich. Auf zahlreichen Holzschnitt-Drucken findet man Darstellungen Geisha-Bijin und schönen Frauen vor ihren Schmink-Kästchen sitzend. Die Landschaftsdarstellung spielt schon seit Mitte des 17. Jhs. ihre Rolle im Holzschnitt, zunächst jedoch nur als phantastischer oder stilisierter Hintergrund für Figuren. Später erfuhr sie eine Aufwertung, indem sie als lyrisches Element die Jahreszeit andeuten half und zu einer dichten Atmosphäre der Drucke beitrug. Unabhängiges Motiv wurde sie erst durch Hokusai und Hiroshige. Darstellungen aus dem alltäglichen Leben zeugen heute noch vom Leben aus der Edo-Zeit. So sind Darstellungen von traditionellen japanischen Bädern gerne gesehene und von Sammlern gesuchte Sujets. Samurai in aussergewöhnli-chen Rüstungen, hoch zu Pferd, oder auch in einer Schlacht, wurden von den U-kiyo-E-Künstlern ebenfalls gerne dargestellt.
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»Klassische Japanische Holzschnitte«
167
BOLLDORF
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AUSSTELLUNGEN 2008
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
MV INSPIRIERT
MÄRZ / APRIL
OKADA YOSHIKO OSAKA / KAMATA SHOHEI KYOTO / SANO AKIRA KYOTO / WATANABE YASUMASA / WOLFGANG ECKHARDT / HELMUT SCHRÖDER / WILFRIED SCHRÖDER / GERD SONNEMANN Malerei / Grafik / Skulptur / Collagen
KLASSISCHE MODERNE
MÄRZ – JUNI
DIVERSE KÜNSTLER Grafik
JÜRGEN SCHÄFER
JUNI / JULI
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Zeichnungen
KUNST AUS HALLE
AUGUST / SEPTEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Skulptur / Keramik / Malerei
NORDDEUTSCHE KÜNSTLER
SEPTEMBER – DEZEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Malerei 169
OKADA YOSHIKO OSAKA / KAMATA SHOHEI KYOTO / SANO AKIRA KYOTO / WATANABE YASUMASA / WOLFGANG ECKHARDT / HELMUT SCHRÖDER / WILFRIED SCHRÖDER / GERD SONNEMANN
Es werden Werke japanischer Künstler ausgestellt, die seit Antritt eines 5-monatigen Besuches in MV Ende Oktober 2007 kreiert worden sind. Dazu gesellen sich Künstler aus Kühlungsborn. Der internationale Künstleraustausch ist eine Facette der Internationalisierung des Kunstgeschehens sowie des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Vier Hotels aus der Region öffnen ihre Türen im Rahmen des langfristig angelegten Programms »Art at the Baltic Sea« für Künstler aus aller Welt, um den interkulturellen Dialog zu fördern.
170
MV INSPIRIERT
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GROSZ
E
in besonderes Ereignis in der Ausstellungssaison 2008 war die hochkar채tig besetzte Reise durch den Kosmos der Klassischen Moderne, der
Kunstepoche der Innovationen und Stile der Zeit von 1900 bis in die sechziger Jahre. Jugendstil-Art Nouveau, Expressionismus, Kubismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Bauhaus, Surrealismus, das sind nur einige Begriffe und Stilordnungen dieser Zeit. In der Kunsthalle K체hlungsborn gibt es seit 16 Jahren j채hrlich eine Ausstellung zu dieser kunsthistorisch bedeutenden Epoche der Moderne. Zu sehen sind Originale dieser Zeit, Arbeiten auf Papier. Radierungen, Lithographien, Siebdrucke, Lichtdrucke, Serigraphien und Reservagen. Die Ausstellung spiegelt die verschiedenen k체nstlerischen Bereiche dieser Zeit
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»Klassische moderne Grafik«
KLINGNER
durch seine exponiertesten Vertreter wider. Es war eine Zeit großer Auf- und Umbrüche, zweier Kriege und darauf folgende Neuorientierungen. Künstler mit großer Kreativität und Lebenshunger veränderten das Bild der Kunst grundsätzlich. Die hohe künstlerische Dichte und Exklusivität der Arbeiten fallen besonders ins Gewicht. PICASSO
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JÜRGEN SCHÄFER
BIOGRAFIE »» 1941 in Leipzig geboren »» 1966 – 71 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig »» Seit 1971 Diplom Malerei / Grafik bei Prof. W. Mattheuer »» 1985 freischaffender Maler und Grafiker »» Seit 1986 Verkauf mehrerer Bilder an den Sammler Ludwig, Köln
Roter Rückenakt
J
ürgen Schäfer ist 66 Jahre alt, Meisterschüler von Mattheuer, also ursprüngliche Leipziger Schule. Er lebt und wohnt seit 1984 in M/V und
hat 1986 einige Bilder an die Sammlung Ludwig in Köln verkauft und konnte davon einige Jahre leben. Das heißt, fast sein gesamtes Lebenswerk aus den letzten 25 Jahren ist noch vorhanden und wartet auf Kunstliebhaber. Die Bilder haben eine einzigartige Strahlkraft, sie sind ehrlich gemacht, von großer handwerklicher Meisterschaft und innerer Überzeugung. Landschaften majestätischer Stille, kämpfende Kolosse, Massenszenen und zarte Zeichnungen stehen im Kontrast zueinander und bilden ein
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»Malerei Zeichnungen 1968 – 2008«
Revolution
Ganzes. Jürgen Schäfer setzt sich mit den Geschehnissen dieser Welt auf subtile Weise ästhetisch auseinander. Die Ergebnisse auf der Leinwand sind schlüssig komprimiert. Schäfer ist in der Lage die Gefühle, die uns beim Betrachten eines Gegenstandes, einer Person, einer Landschaft befallen, aufs Bild zu projizieren, und das Bild ist wieder in der Lage, das Gefühl verallgemeinert wiederzugeben. Seine Bilder atmen Größe und Einfachheit. Das ist etwas ganz Besonderes in der heutigen Kunstszene. Er ist ein ganz großer bildnerischer Poet unserer Tage und eine echte Entdeckung für die Kunstwelt. Nur sehr selten bekommt ein Sammler die Gelegenheit zu so einer Neuentdeckung zu kommen.
Zwiegespalten
175
»Der Weg nach Ronda«
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AUSSTELLUNGEN 2009
MV INSPIRIERT
MÄRZ / APRIL
DIVERSE KÜNSTLER Malerei / Grafik / Skulptur / Collagen
FRIEDEMANN HENSCHEL / MALTE BREKENFELD
APRIL / MAI
Malerei / Keramik / Skulptur
DER KOSMOS DES HANS WILFRIED SCHEIBNER
JUNI / JULI
HANS W. SCHEIBNER Malerei / Skulpturen
KLASSISCHE MODERNE
JULI – SEPTEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Malerei
KAY ZIMMERMANN
SEPTEMBER – OKTOBER
PERSONALAUSSTELLUNG Fotografie
HERBERT MALCHOW
OKTOBER – DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei
177
FRIEDEMANN HENSCHEL
Die dicke Tilla reitet auf einem Fisch. Oder ist da sogar ein Wal? Wohl nicht, denn das voluminöse Monstrum
verschlingt
gerade
einen anderen Fisch. Aber die dicke Frau hat auf noch ganz anderen Dingen Platz genommen. Auf einer antiken Schale, einem Kissen mit Hörnern und sogar auf der Tülle einer Teekanne. Die dicke Frau hat es ihm angetan. Der Keramiker Friedemann Henschel hat zahllose Varianten der üppigen Dame geschaffen, oft in Verbindung mit Gegenständen, Tieren oder Fabelwesen, manchmal aber auch nur so für sich. Da sitzen sie dann in ihrer Pracht und blicken ein wenig dümmlich in die Welt, weil Friedemann Henschel ihnen Hörner gemacht hat. Von solchen Scherzen bleibt eigentlich keine Figur des in Panschenhagen in der Mecklenburgischen Schweiz ansässigen Künstlers verschont. So wird jede Figur gleichermaßen Unikat und Zufallsprodukt. Das gilt für die Frauen genauso wie für das vielgestaltige Geschirr und die Gefäßplastiken, die Vasen, Kannen oder Tassen. Das gehört wohl zu Friedemann Henschels Erbteil. Denn sein Vater war ein spätexpressionistischer Maler, der den 1953 geborenen Sohn früh zum freien Umgang mit dem Material erzog. Dabei ist der diplomierte Chemieanlageningenieur Henschel als Künstler Autodidakt.
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Friedemann Henschel / Malte Brekenfeld MALTE BREKENFELD
Ganz gleich ob Mensch oder Tier, Pflanze oder Stein, alles erzählt die Geschichte von Deformation, Erregung, Sehnsucht und Ideal. So verletzt, mutiert und irreparabel die Welt Malte Brekenfeld`s scheint, so farbig leicht und erlöst betreten seine Protagonisten die Bühne. Sie spiegeln den gedanklichen Kosmos eines Menschen, der seine Umwelt ganz bewusst, wach und kritisch wahrnimmt, aber um keinen Preis bereit ist eine klaustrophobische Variante des Erwachsenseins einzutreten. Vorbei an jeglichen Trends und scheinbaren Zwängen kann er nicht anders als die Blätter mit seinen persönlichsten Betrachtungen zu füllen. Auf seine ganz eigene Art bewegt er sich in den Zwischenräumen und Untergründen behaupteter äußerer Wahrheiten und mischt sie unter den Humus seines inneren Erlebens. Ironisch gebrochen, manchmal gallig, präzise eingesponnen in ineinander verwobene Ebenen schafft Brekenfeld eine ihm gemäße Idylle, die fasziniert. Brekenfeld ist besessen vom Detail, von einer Genauigkeit in Strich, Farbe und Schattierung. Er provoziert hohe Dichte auf der einen, aber auch hohe Transparenz und Reduzierung auf der anderen Seite. Seine Einflüsse sind vielfältig. Zu nennen sind hier Dieter Roth und Gerhard Altenbourg.
179
HANS WILFRIED SCHEIBNER
BIOGRAFIE »» Geboren in Zwenkau, einer Kleinstadt bei Leipzig. »» Er verlebte wichtige Jahre in Leipzig und Berlin, u.a. nahm er Plastikunterricht bei Hellmuth Max Chemnitz. »» An der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte er bei Prof. Werner Tübke Malerei und danach bei Heinrich Kilger Bühnenbild in Berlin-Weißensee. »» Seine erste Ausstellung fand in der prominenten Galerie am Sachsenplatz in Leipzig – gemeinsam mit Kurt Querner – statt. »» 1980 begannen erste Kontakte zum Wismarer Puppentheater. »» Es folgten Regiearbeit, Gastdozententätigkeit u.a. an der Berliner Schauspielschule »Ernst Busch«, und das zeitweilige Wirken als Direktor und Regisseur am Kammer- und Puppen theater Wismar.
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Der Boxer
Es ist eine ganz eigene Welt, die sich der Künstler Hans W. Scheibner geschaffen hat. Sein berufliches und privates Zuhause ist längst Tatort gesamtkunstwerklicher Unternehmungen und Veranstaltungen geworden. Die ehemalige Schmiede ist nicht schlechthin Atelier und Künstlerwerkstatt, sondern eine furiose Mischung aus Jahrmarktsbude und Alchimistenküche, Zimmertheater, Künstlerkneipe und Raritätenkabinett. In diesem schier explodierenden Kunstraum realisiert Hans W. Scheibner seine multimedialen Gaukeleien und poetischen Spiele, mit denen er letztlich ein wenig Wärme und Freundlichkeit unter die Leute bringen will. »Ich wollte schon immer alles machen« formuliert der Maler, Zeichner,
»Der Kosmos des Hans Wilfried Scheibner«
Im Fight
Plastiker, Bühnen-, Kostüm- und Puppengestalter, Regisseur, Installationsund Performancekünstler.« Eine Sehnsucht nach Weiblichkeit dokumentieren seine zahlreichen Frauenporträts. Hans W. Scheibner will den Zauber, die Ausstrahlung der Menschen festhalten, die Seele hinter der äußeren Erscheinung sichtbar werden lassen. Eine eigene Werkgruppe bilden die in letzter Zeit entstandenen »Boxerbilder«. In den meisten Gruppenbildern – wie das Triptychon »Die Weltmeister« von 2008 – thematisiert er, wie sich Menschen als Sieger verhalten. Der Kampf und die Persönlichkeit des Boxers als Symbolfigur sind ihm bei den ausgeführten Darstellungen wichtig.
Die Weltmeisterin
181
HERBERT MALCHOW
BIOGRAFIE »» Geboren am 30. April 1942 »» 1965 – 68 Studium an der Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm »» 1974 – 80 Studium an der Hochschule für industrielle Formgebung »» Seit 1980 Entstehung zahlreicher Druckgrafiken und Grafikserien »» Schaffungen von Gouachen und Ölbildern »» Seit 1990 Auftragsarbeiten im Baugebundenen Bereich »» Ausstellungen u.a. in Bad Doberan, Lübeck, Hamburg, Berlin, Wismar, Rostock, Warnemünde, Odense/Dänemark
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Zeesenboote
Herbert Malchows Malerei lebt von der Farbe. Die Sujets leben von den Kontrasten und der Raumtiefe der Farben. Die Expressionistischen Bilder haben eine tiefgründige Anziehungskraft. Landschaften, Maritime Szenen, Akte, Frottagen und kantige Holzschnitte bestimmen das Schaffen des Künstlers.
Herbert Malchow
Sonnenuntergang
Zeesen im Licht
Landschaft im Sturm
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Das Glas Wein
184
AUSSTELLUNGEN 2010
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
VIER ANSICHTEN
MÄRZ / APRIL
ANKA KRÖHNKE / BRITTA MATTHIES / UDO RICHTER / HELMUT SCHRÖDER Malerei / Grafik / Skulptur / Design
FELIKS BÜTTNER
APRIL / MAI
PERSONALAUSSTELLUNG Illustration / Karrikatur
DIE POESIE DER FARBEN
JUNI / JULI
KARIN ZIMMERMANN Personalausstellung / Malerei
INGE JASTRAM
SEPTEMBER / OKTOBER
PERSONALAUSSTELLUNG Grafik / Illustration
MAIX MAYER
OKTOBER – DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Fotografie / Objekte
185
ANKA KRÖHNKE / BRITTA MATTHIES / UDO RICHTER / HELMUT SCHRÖDER
Anke Kröhnke
E
s hat Tradition, dass im Frühjahr Künstler der Region in der Kunsthalle Kühlungsborn gezeigt werden. »Vier Ansichten«, das sind vier völlig
verschiedene künstlerische Auffassungen und Herangehensweisen. Schon die Wahl des Materials macht den Unterschied aus. Anka Kröhnke (Kühlungsborn) arbeitet als Designerin und Kunsthandwerkerin zwar nach der Methodik der Weberei, aber auch mit sehr sperrigem Material, wie z.B. mit zerschnittenen CDs, Getränkedosen, Pappe und auch mit Textilien. Britta Matthies (Hohen Viecheln) gestaltet großflächige Radierungen,
186
»Vier Ansichten«
Britta Matthies
Holzschnitte, Acryl- und Ölbilder nach der Natur. Sie abstrahiert das Wesentliche heraus und gibt so neue Sichtweisen auf Altbekanntes frei. Udo Richter (Pepelow) ist Metallgestalter. Sein Medium ist Gussaluminium. Aus diesem spröden Material gießt der Künstler bizarre Formen. So auch Druckvorlagen für Grafische Blätter. Diese und die farbigen Blätter werden zu sehen sein, sowie Kleinskulpturen. Helmut Schröder (Kühlungsborn) fällt durch seine zauberhaften Collagen auf. Einzigartig in der Farbgestaltung und der Präzision in der Verarbeitung des verwendeten Materials. Die Collagen beeindrucken durch einen hohen Grad künstlerischer Weisheit und Sicherheit.
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FELIKS BÜTTNER
BIOGRAFIE »» 1940 in Merseburg geboren. »» 1956-60 Ausbildung zum Dekorateur und Plakatmaler. »» Theatergrafiker, Umzug nach Rostock »» 1967 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR »» Plakatgestaltungen und Bühnenbilder, zahlreiche Preise »» 1996 internationale Anerkennung mit der Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes der AIDA-Schiffe »» Dozent an der Akademie für Gestaltung Rostocker technische Kunstschule
F
eliks Büttner, Maler und Grafiker, Grenzgänger, Weltreisender und fünf Sterne Kreativ Officer. Dieser folgt einem experimentellen Konzept,
dass sich dem Betrachter erschließt, wenn er sich verführen läßt und in die virtuos er- und anregende Bilderwelt des Künstlers eintaucht. Verschieben sie Ihre Weltreise und folgen sie Büttners wildem Geflecht von Wegen und Verzweigungen, die, grafisch und kalligrafisch entziffert, lustvolle Signale auf Koordinaten kreuz und quer durch Europa, Asien und die Karibik nach Kühlungsborn schicken. Büttner versteht es wie kein anderer, »Lebensmomente« blitzschnell und meisterhaft einzufangen. Farbwirbel und Linie wechseln sich ab, verbinden sich, schließen sich ganz aus und enden oft in einem Experiment, einer Überraschung, einer Provokation.
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»Verzweigungen«
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KARIN ZIMMERMANN
BIOGRAFIE »» 1947 Geboren in Cuxhaven. »» Pädagogik-Studium, sowie Kunst und Literaturwissenschaft in Hannover und Hamburg. »» Bis 1992 kunstpädagogische Tätigkeit in Buxtehude. »» Seit 1970 Beschäftigung mit künstlerischer Arbeit. »» Schwerpunkt auf Prosa und Lyrik. Zwei Veröffentlichungen im Lyrik-Bereich. »» Ab 1998 aktueller Schwerpunkt: Malerei. »» Seit 2000 regionale und überregionale Ausstellungen.
Am Wald
L
euchtende Farbigkeit empfängt den Betrachter der Bilder, zieht ihn förmlich in die Landschaften, Porträts und Figurenbilder hinein. Ein vehemen-
tes Fest in Rot, Gelb, Orange, Blau, Grün und Braun.
Die Arbeiten von Karin Zimmermann – entstanden in den letzten 10 Jahren – sind ein Bekenntnis zum Elementaren und Ursprünglichen. Die Künstlerin liebt das Kräftige, Entschiedene. Ihre intensiven Farbklänge verleihen den Bildern eine magische Dimension. Diese suggestive Wirkung wird durch eine auf das Wesentliche reduzierte Bildsprache verstärkt. Stimmungen, Eindrücke und Gefühle werden von Karin Zimmermann in eine andere, künstlerische Wirklichkeit übersetzt. Dabei benutzt sie vor allem
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»Die Poesie der Farben«
Poesie der Farbe
die Farbe als wesentliche emotionale Komponente. Ihre expressiven, großzügigen Bilder entstehen auf sehr unterschiedliche Weise. Zum einen beginnt sie mit Farbflächen: Häufig mit Gelb oder Rot. Erst dann überlegt die Malerin den weiteren Aufbau – sie beschreibt es so: »In Zwiesprache mit dem Bild, als Abenteuer der Phantasie« entsteht das Werk. Zum anderen bringt sie mit lockerer, spontaner Pinselschrift eine Zeichnung auf das Papier, in die dann die Acrylfarben eingesetzt werden. Neben dem Hauptelement Farbe spielen die Linien mal eine untergeordnete, mal eine dominantere Rolle. Mitunter begleiten sie die Farbe, hin und wieder gehen sie unabhängige Wege, manchmal umfassen sie verschiedene Farbstufungen zu einer Einheit.
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Jahre 1
192
AUSSTELLUNGEN 2011
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
KÖPFE UND RÄUME
APRIL / MAI
MARTIN HOFFMANN Collage / Malerei / Grafik
FALSCHE FREUNDE
MAI / JUNI
PROF. ANNETTE SCHRÖTER + GÄSTE Malerei / Grafik
GESICHTER DER DEFA
JUNI / JULI
SANDRA BERGEMANN Fotografie
ARMIN MÜLLER STAHL
AUGUST – OKTOBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Grafik
VERA SCHWELGIN UND WOLFGANG REINKE
OKTOBER – DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Zeichnung / Grafik
193
MARTIN HOFFMANN
BIOGRAFIE »» 1968 – 1970 Studium Mathematik, 1974 Humboldt-Universität, Berlin. »» 1972 – 1975 Abendkurs an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. »» 1974 – 1975 arbeitete er in der Druckerei Graetz in Berlin. »» Ab 1975 freischaffender Maler und Grafiker in Berlin, 2008 auch in Hamburg. »» Ab 1975 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. »» Im Herbst 1981 war er neben Ruth und Hans-Jürgen Misselwitz einer der Mitgründer des Pankower Friedenskreises. »» Ab 1991 erweiterte er seine Arbeit durch Buchgestaltungen, Gebrauchsgrafik und Grafikdesign sowie seit 2000 um Collagen. »» Martin Hoffmann lebt in Berlin und Hamburg.
194
Schatten
F
rühere Bemühungen, Köpfe zu zeichnen oder zu malen, blieben »flach«. Erst die Technik der Collage ermöglichte es mir, das, was einer
nach dem 20. Jahrhundert von den Verletzungen und Missachtungen des »Menschen« auf der einen Seite und seinen Möglichkeiten andererseits wissen kann, in einer bildnerischen Darstellung ahnbar entstehen zu lassen – dies zu versuchen. »Das Reißen des Papiers assoziiert das Nicht-»Ganze«, das Durchscheinen bringt die herbeigesehnte Vielschichtigkeit ins »Bild« und das Kleben ist an sich ein Zusammenfügen und Verweben.«
»Köpfe und Räume«
Zu den Zeichnungen: »Sie entstehen nach Entwürfen auf Transparentpapier, die auf Büttenkarton übertragen und dann
mit
Bleistiften
ausgeführt
werden. Als Kontrapunkt zu den Collagen bemühe ich mich hier um sogenannt Alltägliches, um Wiedererkennbarkeit, um die Wertschätzung von leicht Übersehenem.
195
VERA SCHWELGIN / WOLFGANG REINKE
V
era Schwelgin, 1943 in Litauen geboren, widmet sich vor allem dem Holzschnitt. Die Farbigkeit ihrer Blätter ist von der Dresdener Traditi-
on, welche sie während ihres Studiums kennenlernte, geprägt. Ihre Figuren sind von ikonischer Eindringlichkeit. ..Sie träumt spielend mit Ideen, Formen, Farben, Richtungen, Volumina oder Strukturen, bis sich die Teile zum Bildganzen fügen, ... Sie spielt ihr Spiel, das sie dann doch zu einem guten Ernst im Bilde führt und in den besten Blättern hockt, wie ich finde, jene spukig religiöse Naturhaftigkeit, die bei Gauguin zu finden ist ...
196
Vera Schwelgin / Wolfgang Reinke
W
olfgang Reinke, 1942 in Reppen/Westernberg geboren, studierte zunächst in Leipzig Fotografie. Er thematisiert die Landschaft. Ohne
dass man bestimmte Orte identifizieren könnte, bringt er ihre erzählende Dramaturgie zum Vorschein. Seit Mitte der neunziger Jahre tragen seine Landschaften einen fast skulpturalen Charakter. ... Wolfgang Reinke ist mir als Landschaftsmaler begegnet. Als jemand, der scheinbar einen Pakt mit der Natur geschlossen hat, um unablässig nach ihrem Geheimnis zu suchen, der tief in sie hineinsieht und hört, andauernd hinterfragt, bis sie sich ihm öffnet, damit er sie auf Papier und Leinwand neu erfinden kann ...
197
PROF. ANNETTE SCHRÖTER + GÄSTE
S
eit nunmehr 5 Jahren leitet Annette Schröter als Professorin eine der Klassen für Malerei und Grafik mit gegenständlich- figürlicher Ausrich-
tung an der Leipziger Kunstakademie, der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Die Anzahl der Meisterschüler wird an der Hochschule bewusst klein gehalten. Das Meisterschülerstudium, als Auszeichnung und Zusatzstudium gleichermaßen zu verstehen, dauert in der Regel noch einmal 2 Jahre. Es handelt sich dabei um die Studenten und Studentinnen, die für ihr Diplom die Note Eins oder gar eine Auszeichnung erhielten. Die Meisterschüler der Klasse Schröter werden eine Reihe von aktuellen Arbeiten präsentieren: den Stand der Dinge. Es wurde also nicht explizit zu einem Thema für diese Ausstellungen gearbeitet.
198
»Falsche Freunde«
199
CAROLINE KOBER »Eine kleine Sause«, 2011
200
AUSSTELLUNGEN 2012
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
»EINBLICKE« KÜNSTLER DER FAK HEILIGENDAMM
MÄRZ – MAI
HERBERT MALCHOW / DIETMAR SCHRAMM / WILFRIED HOHMUT / PROF. HEINZ WODZICKA / EBERHARD TRODLER / VOLKER BARTHMUS / EGON ZIMPEL Malerei / Grafik / Skulptur / Design
LEIPZIGER KÜNSTLER
MAI / JUNI
DIVERSE KÜNSTLER Malerei / Grafik
DEUTSCHE KUNST AUS OST UND WEST
JUNI – SEPTEMBER
DEUTSCH – DEUTSCHE KUNST OST + WEST Malerei / Grafik
WAS VERSTECKST DU
SEPTEMBER / OKTOBER
CAROLINE LE BRETON / ALEX DIPPLE / TIM KELLNER / NEIL TAYLOR / HOLGER STARK / MIRO ZAHRA Objekte / Fotografie / Malerei / Grafik
KLAUS-DIETER STEINBERG
OKTOBER – DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Arbeiten mit und auf Papier 201
»Einblicke« Künstler der FAK Heiligendamm
HERBERT MALCHOW / DIETMAR SCHRAMM / WILFRIED HOHMUT / PROF. HEINZ WODZICKA / EBERHARD TRODLER / VOLKER BARTHMUS / EGON ZIMPEL
Die Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm war eine der außergewöhnlichsten Bildungsstätten in der ehemaligen DDR. Hier wurden Innenarchitekten, Möbeldesigner, Produktdesigner, Grafikdesigner und Schmuckdesigner ausgebildet und das in der Tradition des Weimarer Bauhauses. Campus am Strand. Wohnen, leben und studieren an einem Ort. Die Werkstätten immer offen. Die persönlichen Arbeitsplätze in den Designbüros und Werkstätten, das gemeinsame Wohnen auf dem Fachschulgelände, permanenter Kontakt zu den Professoren, das waren wohl einzigartige Bedingungen für die Entwicklung kreativer Persönlichkeiten.
202
»Einblicke« Künstler der FAK Heiligendamm
Bis zum Juni 2000 ging dieser Traum. Doch dann war er vorbei. Die FAK wurde geschlossen und es wurde eine neue Lehrstätte in Wismar wieder eröffnet. In den Jahren als FAK absolvierten ca.1500 Studenten die Schule in Heiligendamm. Der fast dörflichen Abgeschiedenheit und familiären Atmosphäre an der Schule, unbedingt aber dem diplomatischen Geschick einzelner leitender Professoren, ist es zu verdanken, das hier unter DDR – Verhältnissen, kleine politische Freiräume möglich waren, die andere Studieneinrichtungen in dieser Zeit nicht hatten. In
dieser
außergewöhnlichen
Atmosphäre habe die Sieben hier versammelten Künstler studiert, gelebt und gelehrt. Hier haben sie die Grundlagen für ihr weiteres erfolgreiches
Künstlerdasein
erhalten. Jeder zeigt an dieser Stelle einen kleinen Ausschnitt seiner Fähigkeiten. Es ist eine Reminiszenz an die FAK-Heiligendamm.
203
CAROLINE LE BRETON / ALEX DIPPLE / TIM KELLNER / NEIL TAYLOR / HOLGER STARK / MIRO ZAHRA
S
echs deutsche und englische Künstler beginnen ein phantasievolles Spiel mit der Neugier der Betrachter. Staunen und Zweifel stehen am
Anfang aller Erkenntnis: In den unterschiedlichsten Gattungen von der klassischen Malerei über die Fotografie bis hin zur Land art spüren die Künstler dem Verhältnis von Innen und Außen, Zeigen und Verdecken nach; der fortwährenden Rückkopplung zwischen Innen- und Außenwelt im künstlerischen Schaffensprozess, aber auch zwischen Wahrnehmung und Phantasie im Verlauf des Betrachtens von Kunst. Sie machen den Zweifel an der Möglichkeit des Darstellbaren selbst produktiv, decken verborgene Strukturen, untergrün-
204
»Was versteckst Du?«
dige Rhythmen und unverhoffte Wesensverwandtschaften auf. »Was versteckst Du?« präsentiert das Rätselhafte in seinen spielerischen Formen als sinnliche Einladung an die Besucher, sich einzulassen auf eine Suche »hinter den Dingen«.
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KLAUS DIETER STEINBERG
BIOGRAFIE »» Geboren 1946 in Cramon bei Schwerin, lebt und arbeitet in Hoben bei Wismar »» 1963 – 1965 Handwerkslehre zum Dekorationsmaler in Schwerin »» 1966 – 1969 Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm/Malerei »» 1969 – 1979 Büro für Stadtplanung Greifswald als Farbgestalter für historische Architektur, Designer für Stadtmöbel und Grafik-Design »» 1974 – 1977 Fachhochschule für angewandte Kunst Heiligendamm/ Grafik-Design »» 1990 Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern e.V. im BBK und Gemeinschaft Wismarer Künstler und Kunstfreunde e.V. »» 1979 – heute freiberuflich tätig als Designer, Maler und Grafiker »» 2006 – 2009 Dozent an der Designschule Schwerin
206
Kreidesteilküste
K
laus Dieter Steinberg arbeitet mit und auf Papier. Seine Collagen zeigen Landschaften, Köpfe, Dinge, abstrakte Formen. Sie sind von einer
hohen ästhetischen Professionalität. Die Collagen entstehen auf verschiedene Weisen: reine Collagen, also vorgefundene Papiermotive werden auf einem Blatt montiert, gestaltet, kombiniert. Technische ComputerCollagen entstehen mit Bildbearbeitungsprogrammen am Mac. Monotypien sind Glasabdrucke, die dann modifiziert werden, daraus wieder entstehen Illustrationen, in die Monotypien wird hingearbeitet. Das Ergebnis sind jeweils sonderbare, ganz eigenwillige Bilder, die seine Handschrift tragen und unverwechselbar sind.
»Arbeiten mit und auf Papier«
Rasenstück
Regenschauer
207
Kunstprojekt des Schulzentrums KĂźhlungsborn
208
AUSSTELLUNGEN 2013
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
ARTISTS IN RESIDENCE
MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Malerei / Grafik
»WELLEN & TEILCHEN« VIRTUAL ART PROJECT
MÄRZ / APRIL
UDO RATHKE / HOLGER LIPPMANN Computerkunst
IST DAS KUNST ODER KANN DAS WEG?
MAI / JUNI
SCHÜLERPROJEKT Objekte / Malerei / Grafik / Fotografie
DALI UND DER SURREALISMUS
JUNI – AUGUST
DIVERSE KÜNSTLER Grafik
MONIKA RINGAT
OKTOBER – DEZEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei / Zeichnungen
209
»Wellen & Teilchen« virtual art project
UDO RATHKE / HOLGER LIPPMANN
BIOGRAFIE »» Geboren 1955 »» 1976 – 1983 Kunsthochschule Berlin »» 1993 – 1994 Stipendium Villa Massimo, Rom »» 1998 – 2000 Leiter der Medienwerkstatt »Kommunikations-Labor« im Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow »» 1998 Stipendium der Stiftung Kulturfonds, Berlin »» 2001 Stipendium des Landes Mecklenburg-Vorpommern »» 2002 Stipendium der Hansestadt Rostock »» Arbeitet freiberuflich in Plüschow/ Mecklenburg
210
Brightness
Als Udo Rathke vor einigen Jahren den Computer als Werkzeug für sich entdeckte, war dies der Anlass, das Moment der Imagination in diesem anderen Medium vom Stofflichen zu lösen und damit gleichsam zu entgrenzen. Er begann, Bewegung ins Bild zu holen, die bisherige formale Offenheit ins Zeitliche zu erweitern. Die nun entstandenen »moving paintings« setzten die »imaginären Ansichten« direkt fort. Es sind Filmsequenzen mit dezidiert malerischem Ansatz, die die anfangs simultane Zuständlichkeit seiner Bilder in eine asynchron fließende wandeln. Die Methoden des Gestaltens am Computer sind vielfältig: Sukzessives Einfärben, Montieren und Überlagern verschiedener Bildschichten, Auf- und Abblenden von Helligkeit, An- und Abschwellen farblicher Sättigungen und Kontraste.
»Wellen & Teilchen« virtual art project
BIOGRAFIE »» Geboren 1960 in Mittweida Wave 11
»» 1985 – 1990 Studium der Bildhauerei an der Kunst Akademie Dresden, Diplom
Holger Lippmann bezeichnet einen Teil seines Werkes als digitale Malerei.
»» 1990 – 1992 – 2 Jahre Meisterschüler bei Professor Klaus Schwabe
Was unterscheidet die digitale Malerei von der traditionellen Malerei auf Leinwand oder Papier? Grundsätzlich würde ich innerhalb der digitalen Malerei noch eine weitere Differenzierung sehen: den Arbeiten, die am Computer mit Hilfe von vorgefertigten Graphik-Werkzeugen wie virtuellen Pinseln oder Stiften gemalte Bilder erstellt werden und dem generativen Arbeiten mit dem Computer, wo mittels selbst geschriebener Programme ästhetische Konzepte als Bilder oder Animationen kontinuierlich Werke hervorgebracht werden. Jedes Ausführen der Software kreiert im Rahmen des vordefinierten Systems neue Bilder. Diesen Prozess kann man als gene-
»» 1991 Stipendium am l’Institut des Hautes Etudes en Art Plastiques, Paris »» 1992 – 1994 Praktikum am Institut of Technology, New York »» 1997 – 1998 einjähriges Studim für Mediadesign am CIMdata Institut, Berlin »» seit 2006 – verschiedene Lehraufträge an der Kunst Akademie Dresden | Medien »» Lebt und arbeitet in Wandlitz / Berlin
rative Malerei beschreiben.
211
SALVADOR DALI / JOAN MIRO / RENÉ MAGRITTE / HANS BELLMER / ANDRE THOMSON / MAN RAY U. A.
DALI
Surrealismus war eine Bewegung in der Literatur und der bildenden Kunst, die in der Nachfolge von Dada um 1920 in Paris entstand. Das Wort »Surrealismus« bedeutet wörtlich »über dem Realismus«. Etwas, das als surreal bezeichnet wird, wirkt traumhaft im Sinne von unwirklich. Die vom französischen Schriftsteller und Kritiker André Breton seit 1921 in Paris geführte surrealistische Bewegung suchte die eigene Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten und verwertete Rausch- und Traumerlebnisse als Quelle der künstlerischen Eingebung und sie bemühte sich darum, das Bewusstsein und die Wirklichkeit global zu erweitern und alle geltenden Werte umzustürzen.
212
»Dali und der Surrealismus«
MAGRITTE
Sie ist daher eine anarchistische, revolutionäre Kunst- und Weltauffassung. Die Bezeichnung »Surrealismus« geht auf Guillaume Apollinaire zurück, dessen Theaterstück Les Mamelles de Tirésias den Untertitel »ein surrealistisches Drama« trägt. Es wurde im Juni 1917 uraufgeführt und gab der Bewegung den Namen. Im Mai desselben Jahres hatte er den Begriff bereits im Programmzettel zum Ballett Parade erwähnt. Ausgehend von der dadaistischen Bewegung in Paris stellte auch der Surrealismus eine aufrührerische Kunstbewegung dar, die gegen die unglaubwürdigen Werte der Bourgeoisie antrat, im Gegensatz zum negativdestruktivistischen Dadaismus jedoch eine konstruktivere Sicht der Dinge propagierte.
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MONIKA RINGAT
BIOGRAFIE »» 03.11.1953 in Leipzig geboren »» 1973 – 1974 Bautischlerin im Messebau »» 1975 – 1976 Fachstudium, Innenarchitektur an der FS Heiligendamm »» 1976 – 1978 Fachbereichsleiterin Malerei im Kabinett für Volkskunst in Stralsund »» 1978 – 1980 Bühnenbildassistenz am Staatstheater Schwerin »» 1980 – 1985 Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Diplom »» Heirat mit Dr. André Ringat »» 1985 – 1986 Bühnen- und Kostümbildnerin am Staatstheater Schwerin »» 1986 Geburt des Sohnes Tilman, Umzug nach Heidekaten bei Wismar »» 1990 Gründung der Galerie Heidekaten »» 1988 – 2010 freischaffende Bühnen und Kostümbildnerin, Malerin und Bildhauerin, Verbandsmitglied Bildender Künstler MV »» 1997 – 2000 Ausbildung Gestalttherapie in Hamburg »» 2001 – 2011 Dozentin Kunst- und Gestaltherapie »» 2009 – 2010 Coachausbildung in Hamburg »» 2007 – 2011 Dozentin, Technische Kunstschule Rostock »» 2007 – 2011 Dozentin, Kreativ-Werkstatt Wismar »» Seit 2013 Kuratorin
214
Akt
E
s ist eine Werkschau anlässlich des 60. Geburtstags der Künstlerin Monika Ringat.
Mo Ringats Arbeit als bildende Künstlerin ist vor allem die einer Einzelkämpferin, im Unterschied zu ihrer Jahrzehnte währenden Arbeit an Theatern, die immer eine gemeinschaftliche ist. Bühnenbilder und Kostüme sind seit der Studienzeit Mo Ringats Leidenschaft, für Inszenierungen in Theatern von Bremen über Wismar, Schwerin, Parchim und Berlin bis Dresden. Immer ist sie auf der Suche nach der besten Ausdrucksform. Ihre eigenen Themen sind Menschen, einander Liebende, Menschen in Lebensphasen, des sich selbst Findens oder in der Auseinandersetzung
Monika Ringat
Alte Rolle
mit der Unbill des Alltäglichen, der Zweifel und der Ängste – wie bei den Werken zu inneren Landschaften. Seit etwa vier Jahren widmet sie sich wieder verstärkt der Malerei. Ihr wiederkehrendes Thema sei »Struktur«. Strukturen geben Halt und Orientierung bei der Suche nach sich selbst. Die Kunst habe ihr Leben gerettet. Akt in rot
215
GERHARD HADERER
216
»AUSSTELLUNGEN 2014«
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
ARTISTS IN RESIDENCE
MÄRZ / APRIL
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Malerei / Objekte
IVAN PRADO
MÄRZ – JUNI
PERSONALAUSSTELLUNG Zeichnungen / Karikaturen
MANFRED KASTNER
MAI – JULI
PERSONALAUSSTELLUNG Grafik
LEIPZIGER SCHULE
JULI – NOVEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Malerei
DER BLAUE KOSMOS
OKTOBER – DEZEMBER
MIKE STRAUCH Malerei
217
IVAN PRADO
Nelson
BIOGRAFIE
Vor 13 Jahren kam Ivan Prado aus Peru nach Rostock, hat hier mittlerweile
»» 1967 geboren in Arequipa, Peru
eine Frau, eine kleine Tochter und ein kleines Atelier. Vor zwei Jahren
»» 1984 – 1990 Studium Biologie
bekam er auch den deutschen Pass, die Hansestadt ist ihm zur zweiten
»» 1991 – 1992 wissenschaftliche Illustrationen
Heimat geworden. Ivan Prado wuchs in Mollendo auf, einem Fischerort
»» 1993 – 1996 Studium Grafik-Design
wie er sagt. Aber er entdeckt dort auch sein zeichnerisches Talent: »Man
»» 1994 – 1998 Karikaturen, Illustrationen und Layout für die Tageszeitung Arequipa al Dia »» Seit 2002 wohnt und arbeitet Ivan Prado in Deutschland
218
an der Atlantikküste Perus. Er studierte Biologie – seinen Eltern zuliebe, lernt, genau hinzuschauen. Das Wesentliche zu erfassen. Nicht umsonst sind so viele Biologen auch hervorragende Zeichner.« Nach seinem Diplom beginnt er, in verschiedenen Zeitungen mitzuarbeiten, bald gehört er zum festen Team von »Arequipa al dia«. Die Zeiten sind schwierig für eine
»Zeichnungen und Karikaturen«
Tageszeitung, die den offiziellen Regierungskurs des Autokraten Alberto Fujimori kritisiert und der seit seiner ersten Wahl im Jahre 1990 die Presse des Landes weitgehend gleichgeschaltet hat. Andererseits ist es eine Chance, bekannt zu werden. In Südamerika sind
Otto
Cartoons und Karikaturen ein wesentlicher Bestandteil der Presse, die Karikaturisten fechten nicht selten mit ihrer spitzen Feder persönliche Fehden mit den Karikaturisten anderer Zeitungen aus. Das steigert die Auflage und die Popularität der Karikaturisten – und rückt sie auch ins Visier der politischen Gegner. Die politische Karikatur ist in seiner Arbeit inzwischen in den Hintergrund gerückt. »Ich habe inzwischen meine Stärken erkannt – und das ist eben die Porträtkarikatur.« Die ist auch Training und Ausgangspunkt für ein neues Arbeitsgebiet: das Charakterdesign. Dabei entwirft er neue Figuren, die in Animationsfilmen und Videogames Rollen spielen können. Im Juni 2013 flog Ivan Prado nach Porto in Portugal, um sich einen ersten Preis beim XV. World Cartoon Festival abzuholen. Ein Spezial-Wettbewerb wurde ausgeschrieben, um den 105-jährigen Regisseur Manoel de Oliveira und den bereits verstorbenen Romancier José Saramago mit einer Porträtkarikatur zu ehren. Ivan Prado gewann diesen Spezialpreis mit seiner Porträtkarikatur von Manoel de Oliveira.
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MANFRED KASTNER
Stadtlandschaft
BIOGRAFIE »» 1958 Lehre als Dreher und arbeitete anschließend bis 1962 auf der Volkswerft Stralsund. »» Bis 1970 als Präparator am Stralsunder Meeresmuseum.
E
iner der bedeutendsten Surrealisten Deutschlands. Künstlerisch bewundert und von der Staatssicherheit verfolgt.
Anlässlich des 20. Todestages des Rügener Künstlers Manfred Kastner veranstaltete die Kustodie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität vom 21. Juni bis 21. Juli 2008 eine Sonderausstellung. Über 30 Gemälde, Lithographien
»» 1970 – 1974 als Ausstattungsleiter und Bühnenbildner am Stralsunder Theater.
und Handzeichnungen aus Privatbesitz erinnern an eine Epoche der DDR-
»» Anschließend arbeitete er freischaffend als Maler und Grafiker.
Von den zerfallenen Industriearchitekturen mit rauchenden Schornstei-
»» Kastner lebte ab 1985 in Juliusruh und starb 1988 bei einem Autounfall.
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Kunstgeschichte, die mit Repressalien verbunden war. nen, von den oft menschenleeren Straßen, Brücken in kosmischen Landschaften, von den geheimnisvoll anmutenden Bahnhöfen und Seezei-
Manfred Kastner
Bastion
chen geht noch heute eine große Faszination aus. Sie entsprachen in keiner Weise dem »sozialistischen Realismus.« Aber auch die technische Perfektion in Kastners Originalen beeindruckt. Eine lasierende Ölmalerei, die an den Romantiker Caspar David Friedrich erinnert. Höchste künstlerische Ansprüche verwirklichte Kastner in seinen mehrfarbigen Offset-Lithographien. Das Œvre von Manfred Kastner ist über Jahre Forschungsgegenstand am Lehrstuhl für Neuere Kunstgeschichte des Caspar-David-Friedrich-Institutes der Universität Greifswald gewesen. Dem langjährigen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Bernfried Lichtnau ist diese Ausstellung anlässlich seiner Emeritierung 2008 gewidmet.
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MIKE STRAUCH
BIOGRAFIE »» 1966 geboren in Stollberg/Erzgebirge
D
ie Bilder von Mike Strauch sind das Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit dem Begriff Landschaft und mit realer Landschaft.
»» 1990 – 96 Studium an der HfBK Dresden Malerei / Grafik, Klasse
Im Spannungsfeld von Ordnung und Chaos entstehen Sichtweisen
»» Prof. Claus Weidensdorfer
tischer Verklärung bis zur sarkastischen Ironie nutzt er die Bandbreite
»» Seit 1998 lebt und arbeitet er in Friedrichshagen/Mecklenburg und Berlin
momentaner Einstellungen und Einsichten zu diesem Thema. Von romankünstlerischen Suchens. Die Arbeiten wirken prozesshaft, unfertig, so wie der Künstler sich selbst immer wieder als unfertig empfindet, als in einem Prozess des Werdens sieht. Die Künstlichkeit der Landschaften ist offensichtlich. Manches erinnert an das Reisen mit Google Earth. Die Bilder entwickeln eine gewisse Sehnsucht nach Ferne, ins Blaue zu gehen. Landschaft im Spannungsfeld zur Digitalisierung der Welt. Die Grenzen verwi-
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»Der blaue Kosmos«
schen, Vorstellung, Imagination und Realität durchkreuzen sich. Sie bilden einen eigenen Kunstraum, eine Matrix. So suggerieren sie Bedeutung und Tiefe, doch sie bleiben flüchtig, in doppelter Bedeutung, sie weigern sich ernst zu sein und wollen doch ernst genommen werden.
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An der Küste
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AUSSTELLUNGEN 2015
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
SKURRILER IRRATIONALISMUS
MÄRZ / APRIL
CARLO CAZALS Zeichnungen / Malerei
DIMITRI VOJNOV
APRIL – JULI
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei
GÜNTER GRASS
SEPTEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Grafik
DREIKLANG
SEPTEMBER / OKTOBER
SABINE NAUMANN / GÜNTER KADEN / PETRA TÖPPE-ZENKER Zeichnungen / Skulptur / Keramik
EIN LEBEN IN BILDERN
DEZEMBER
DIETRICH BECKER Malerei
225
CARLO CAZALS
S
kurriler Irrationalismus – der Irrationalismus ist ein aus der Philosophie entliehener Begriff, mit dem eine Weltanschauung gemeint ist, in der
das rationale Denken zu Gunsten alternativer höherer Erkenntnisfunktionen hintenangestellt wird, oft zugunsten einer bestimmten Form der Intuition. Irrational steht hier also Widerspruch zum Rationalen, als mit dem Verstand nicht erklärbar, und somit auch im Widerspruch zur Vernunft. Die Bilder fließen aus ihm heraus, suchen sich einen Weg aus dem Unbewussten, drängen sich ans Licht. Casalz fühlt sich als Medium. BIOGRAFIE
ES zeichnet und malt durch ihn. Die Form findet sich intuitiv. Man kann
»» 1948 in Hamburg geboren.
seine Arbeiten nicht im klassischen Sinne verstehen, viel eher teilen sich
»» 1967 Prof. Mal-und Musikstudium.
emotionale Spannungen, Gefühle und Seelenzustände mit. Seine Kunst
»» 1975 Schulungsreise nach Italien und Frankreich. Aufenthalt in einem römischen Kloster. Intensives Studium der alten Meister.
braucht diese innere Zerrissenheit, dieses Leiden an sich selbst. Das ist
»» 1976 Studium in Paris und München.
Cazals erlebt, dass es Ausprägungen von Elend, Liebe, Leid, Hass, Leiden-
»» 1984 – 1994 Künstlerische Zwangspause.
schaft und Aufopferung gibt, die mit dem Verstand nicht zu fassen sind.
»» 1995 Konzerte und Ausstellungen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Konzert an der Volksbühne in Berlin, im »Dornröschen« in Nejmegen und im »Paradiso« in Amsterdam.
Er muss leiden, um zu malen. Die Ergebnisse kann er nicht voraussehen
»» Ab 1996 Konzerte und Ausstellungen in Mecklenburg-Vorpommern und in Hamburg in der Halle »K« der Barlach-Galerie, sowie die Partie des Guglielmo in der Oper »Viva la mamma« von Donizetti im neuen Hamburger Musiktheater. »» 1997 Entwicklung des skurrilen Irrationalismus.
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sein innerer Antrieb.
oder antizipieren. Die Inhalte brechen heraus und finden ihre Form spontan, fließend, provozierend, unreflektiert. Casalz Zeichnungen sind besonders, eigenwillig, anders, sie tragen eine eigene, wiedererkennbare Handschrift. Man liest in ihnen, von den Leiden, Verzweiflungen, von den Hoffnungen der Menschen, von ihren Erniedrigungen und Qualen, also von all dem ach so Menschlichen.
ÂťSkurriler IrrationalismusÂŤ
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DIETRICH BECKER
BIOGRAFIE »» 1959 Abitur in Wolgast.
Achterwasser
»» 1965 Landwirtschaftsstudium an der Universität Rostock, Diplom. Während des Studiums besuchte er den Mal- und Zeichenzirkel der Universität unter der Leitung von Karl-Heinz Kuhn.
A
»» 1969 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und trat 1990 dem Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern bei. »» Seit 1966 freischaffender Maler und Grafiker, zuerst in einem alten Fischerhaus am Bauerberg bei Wehrland/Kreis Wolgast, danach in Kühlungsborn und jetzt in seinem Wohn- und Atelierhaus in Bastorf bei Kühlungsborn.
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us der Natur, dem unmittelbaren Lebensumfeld und seinen heimatlichen Bindungen bezieht er Anregungen für seine realistischen Werke.
Küstenlandschaften, Häfen, Promenaden- und Strandszenen, Kleinstadtgassen mit Figuren, Szenen mit dörflichem und bäuerlichem Charakter, Städtebilder, Stillleben, Interieurs, Akte, Porträts, Selbstbildnisse, figürliche Kompositionen und Reiseeindrücke sind Themen seiner Ölbilder, Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen und Farbstiftzeichnungen.
ÂťEin Leben in BildernÂŤ
Wustrow Garten mit Blick zur Kirche
Vor dem Gewitter
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SABINE NAUMANN / GÜNTER KADEN / PETRA TÖPPE-ZENKER
KADEN »Rekelnder Akt«
Sabine Naumann arbeitet auf Papier und ähnlichen Materialien, wie hier z. B. auf Rinde, die sie mit Acryl, Tusche, Aquarell gestaltet. Landschaften von subtiler Tiefe, aber vor allem Menschen in ihren alltäglichen Verstrickungen, Sehnsüchten und Abenteuern. Petra Töppe-Zenker Gefäße aus Keramik, Stierplastiken aus Keramik. Dieses vielfältig nutzbare Material führt sie auf die archaische Stufe ihrer Entstehung zurück. Die Gefäße sind von zeitloser Schönheit und Einfachheit, das macht sie besonders Ihre Stiere erzählen eine Geschichte von archaischer Macht, von Fruchtbarkeits-Ritualen, einfacher Stärke aber von Ruhe, Sicherheit und Bereitschaft, das zu tun, was nötig ist.
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»Dreiklang«
NAUMANN »Mohn«
TÖPPE-ZENKER »Stier«
Günter Kaden Der Bildhauer versteht es, seine Figuren mit hintersinnigem Humor und erotischer Heiterkeit auszustatten. Die weichen Formen laden zum begreifen ein. Seine pralle Sinnlichkeit erregt die Phantasie und ergreift den Betrachter mit Freude. Sie strahlen alle eine große innere Ruhe aus.
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AUSSTELLUNGEN 2016
CARTOONS
DEZEMBER – MÄRZ
DIVERSE KÜNSTLER Karikaturen
GALERIE HAMANN
MÄRZ / APRIL
SVEN OCHSENREITHER / SEBASTIAN MENZKE / KNUT WOLFGANG MARON / STEFAN KRATZ / JENS HAUSMANN / ISABELL BORGES / KIRK SORA Malerei / Fotografie / Objekte
FASZINATION PORTRAIT
APRIL – JUNI
ALI ZÜLFIKAR Zeichnungen
PIERRE FISCHER
JUNI / JULI
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei
JOST GIESE
AUGUST / SEPTEMBER
PERSONALAUSSTELLUNG Malerei
25 JAHRE KUNSTHALLE
SEPTEMBER – DEZEMBER
DIVERSE KÜNSTLER Grafik / Skulptur / Malerei / Objekte
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SVEN OCHSENREITHER / SEBASTIAN MENZKE / KNUT WOLFGANG MARON / STEFAN KRATZ / JENS HAUSMANN / ISABELL BORGES / KIRK SORA
SEBASTIAN MANZKE
P
räsent sein, Gespür für die Strömungen des zeitgenössischen Kunstmarktes und Networking mit Fingerspitzengefühl – das zählt zum
unabdingbaren Rüstzeug von Kristine Hamann. Die mittlerweile auch international tätige Galeristin präsentierte die von ihr vertretenen Künstler zuletzt Anfang Juli auf der renommierten »Art Bodensee«. Neben Sebastian Menzke – dem diesjährigen Preisträger des Kunstpreises der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe – Sven Ochsenreither, Stefan Kratz, Heinke Both und Kirk Sora, die ihrer Galerie an der Schweinsbrücke teils seit Jahren die Treue halten, gibt es immer wieder interessante Gastkünstler.
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»Galerie Hamann«
JENS HAUSMANN
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ALI ZÜLFIKAR
amomentplease
BIOGRAFIE »» 1970 geboren in Gözmez (Türkei)
D
ie meisten Portraitierten werben die Sympathie des Betrachters ein. Entweder ziehen die wachen Augen an oder eine Gespanntheit der
»» 1989 – 1995 Studium an der Firat Universität in Elazig (Türkei)
Züge, die Lebensenergie verrät. Bei »Sunset« ist es beides der Fall. Die
»» Seit 1992 Freischaffender Künstler
des, wobei es schwer fällt, zu sagen, woran genau solch eine Wahrneh-
»» Lebt in Köln und in der Türkei
Antlitze der Frauen haben oft etwas Warmherziges, Mütterliches, Duldenmung festzumachen ist. Doch auch vor »Mr. Joos«, einem gewinnend lächelnden Portraitierten mit überraschend weichen Zügen für einen Mann, bleibt man gerne stehen. Kennzeichen von Picassos wunderbarem Kopf ist eindeutig die prägnante Physiognomie, in der sich seine Entschlossenheit spiegelt. Aus seinen großen Augen spricht eine zupackende Neugier.
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»Faszination Portrait«
Alte Dame
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PIERRE FISCHER
Rhinoceros
BIOGRAFIE »» 1968 in Strasbourg, Frankreich geboren »» Lebt und arbeit seit 1992 in Berlin
U
rbane und natürliche Flächen, Gegenstände und Menschen sind wie Collagen zusammen gefügt. Uns bekannte Gesetzmäßigkeiten etwa
des Raums werden in dieser Realität aufgehoben. Architektonische Räu-
»» 1986 – 1990 Studium an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts, Paris
me beispielsweise verlieren darin gänzlich an Funktionalität, erscheinen
»» 1990 Diplom
lung. Ebenso verhält es sich mit der klassischen Perspektive, durch deren
»» 1991 Licence d‘Arts Plastiques an der Universität Strasbourg »» 1988 – 1992 Gaststudent an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Konrad Klapheck und Prof. Norbert Tadeusz, Arbeitsaufenthalt in Utrecht, NL »» 2002 – 2015 gefördert durch das Atelierprogramm des Senats Berlin
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häufig als fragmentarisches Motiv mit einer fast unwirklichen AusstrahWegfall ein neuer, weiter Bildraum entsteht. Umgeben sind die menschlichen Gestalten oftmals von monochromen Farbräumen, grafischen Elementen und Farbflächen. Es sind inszenierte Welten, die durch ihre eigenwillig komponierten Landschaften zunächst befremdlich wirken können. Umso vertrauter treten für den Betrachter die menschlichen Protagonisten als zentraler Bezugspunkt in den Vordergrund.
Pierre Fischer
Ornithology 1
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JOST GIESE
M
aler, Graphiker, Plastiker, * 19.04.1953 Meißen, lebt in Leipzig 1975 – 80 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst HGB Leip-
zig bei Arno Rink und Bernhard Heisig (1980–83, dessen Meisterschüler er war). Die Bilder-Welt ist abstrakt expressionistisch, diese Richtung ist für die Leipziger Schule nicht typisch und somit bekommt er eine Sonderstellung. Die ästhetische Mitteilungskraft der Farben, ihr orchestraler Zusammenklang, ändert sich je nach gemaltem »emotionalen Sujet« im Grad der Expressivität. »Ein Bild ist fertig, wenn ich hineingehen kann und nicht mehr herauszukommen brauche«, bringt es der Künstler auf den Punkt und meint damit das stetige Aufspüren von neuen Wegen, die durch den Bildplan führen. Gieses Kunst hat etwas von der lyrisch –mystischen Geisteshaltung eines Samuel Beckett »Warten auf Godot«.
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Jost Giese
Himmelmann
Häwelwagen
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W
ir gestalten eine Ausstellung mit einer Auswahl von Künstlern, die in diesen 25 Jahren beteiligt waren. Diese Ausstellung zeigt auf einzig-
artige Weise die Bedeutung von Kunstförderung, Kunstpräsentation und langfristiger Zusammenarbeit mit Künstlern, weit über die Region hinaus. Gezeigt werden ca. 50 Arbeiten der Gründungsmitglieder, Kunst der klassischen Moderne, und zeitgenössische Kunst. So präsentiert sich wieder einmal ein ganzes Jahrhundert Kunst in der Kunsthalle. Hauptsächlich werden grafische Arbeiten gezeigt, aber auch Skulpturen, Malerei, Pastelle. Unter anderen werden Künstler präsentiert wie; Armin Mueller-Stahl, Günter Grass, Elke Siml, Helmut und Wilfried Schröder, Dietmar Schramm, Britta Naumann, Otmar Alt, Emil Schumacher, Fred Thieler, Bernd Engler, Vojnov, Christoph Dahlberg, Lale Meer, Hans W. Scheibner, Karin Zimmermann, Miro, Picasso, Chagall, Dali, Marc und viele mehr.
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»25 Jahre Kunsthalle Kühlungsborn«
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Impressionen aus 25 Jahren Kunsthalle
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Impressionen aus 25 Jahren Kunsthalle
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Impressionen aus 25 Jahren Kunsthalle
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Impressionen aus 25 Jahren Kunsthalle
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Impressum Herausgeber: Kunstverein Ostseebad Kühlungsborn
Ostseeallee 48
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Telefon: 038293 / 7540
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Texte:
Franz N. Kröger
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