Projektwoche 2012 "Nachbarschaft"

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Thema: Nachbarschaft Die Projektwoche ist ein im Jahre 2003, im Zuge einer Lehrplanreform eingeführtes Programm der Wiener Kunstschule, welches den Studierenden und Lehrenden ermöglicht, miteinander werkstättenübergreifend und gleichberechtigt zu arbeiten und findet seitdem jährlich mindestens ein Mal statt. Nicht selten werden bei diesen Arbeiten auch externe Personen/Institutionen und Veranstaltungsorte hinzugezogen. Der gesamte Unterricht setzt in dieser Woche aus – Hierarchien werden aufgehoben. Während man durch themenorientiertes Arbeiten einen Fokus auf Teamarbeit, Planung und Realisierung setzt, wird auch an den eigenen Handfertigkeiten gefeilt und eigenständige Weiterbildung gefördert. Meist werden schon in Gruppen Themenvorschläge und Konzeptideen gesammelt und nach einem zweitägigen Themenseminar vorgestellt. Eine Woche lang haben die Arbeitsgruppen Zeit, sich ihren Projekten zu widmen, welche im Anschluss an einem großen Präsentationstag allen publik gemacht werden, seien es Studierende, Lehrende oder Interessierte von außen. 2011 wurden die Präsentationen am Tag der offenen Tür abgehalten, was mit positivem Feedback aufgenommen wurde – somit wurde beschlossen, diese Idee als festen Bestandteil beizubehalten. Jedes Jahr wird ein Themenschwerpunkt gesetzt – während die Veranstaltung 2003 mit dem Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ ihren Start fand, so beschäftigten sich die Beteiligten 2012 mit der Fragestellung, was „Nachbarschaft“ bedeuten könnte. Während es für manche eine physische Verbindung von Innen und Außen ist, so sehen andere eine enge Bindung zu Familie und Freunden. Vielleicht ist es aber auch nur ein Wort, das Objekte beschreibt, die nebeneinander stehen, aber nichts miteinander zu tun haben. Ist dieser Begriff wirklich so banal und einfach, wie es jedem/jeder zuerst erscheint? Oder steckt da noch mehr dahinter? Mineheart Ablaza, Studierender Studienbereich Comic und Animation

Das Themenseminar der Kunstschule stellt eine theoretische Einführung in das Thema der jährlichen Projektwoche dar. Dabei werden an zwei Tagen Vorträge und Filme gezeigt, die einführend aber auch vertiefend wirken sollen. Das Themenseminar wird seit drei Jahren im Rahmen von KOOP Interdisziplinär, einer Lehrveranstaltung, organisiert. Gemeinsam wird diskutiert, recherchiert, programmiert und die schulinterne Werbung gemacht, bevor schlussendlich das Themenseminar stattfindet und entsprechend auch abgewickelt werden muss. Die Projektwoche ist ein Pflichtfach der Kunstschule, daher sollen auch alle Studierenden das Themenseminar besuchen, was die inhaltliche Auseinandersetzung innerhalb der Schule mit dem Thema fördert. Zum diesjährigen Themenseminar wurden folgende Gäste zu folgenden Schwerpunkten eingeladen: > Nadja Madlener > Gemeinschaftsgärten > Verein Gartenpolylog > www.gartenpolylog.org > Dr. Michael Vogler > Ist Egoismus vernünftig? Entwicklung von sozialen Beziehungsgefügen > Mag. Anne Wiederhold > Brunnenpassage Community Arts Institution am Brunnenmarkt > www.brunnenpassage.at > Brigitte Bailer > Verschwundene Nachbarn Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands > www.doew.at > Ernst Schmiederer > Kulturprojekt Import Export > www.importundexport.at > Verein Okaz > Arabischer Frühling > www.okaz.at >Barbara Szerb-Mantl > MA17, Integration und Diversität

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Projektwochen-Bericht von Michael Car, Studierender Studienbereich Comic und Animation In der zweiten Etage der Nobilegasse 23 wuselt es wie im Ameisenhaufen. Mit funkelndem Blick werkeln in jedem Winkel der offenen Räumlichkeiten Studierende der Wiener Kunsschule. Doch was tun diese fleißigen Menschen da? Warum zerschneiden dort ein paar Burschen Bierdosen, steckt dort ein Mädchen mit grünen Haarstränen Duplosteine zusammen, während im nächsten Raum eine Gruppe im Elektroschrott wühlt? Es handelt sich weder um Gruppentherapie, noch um ein Bemühen der MA 48 unter die Arme zu greifen. Was sich vor unseren Augen abspielt, ist nichts anderes als die alljährliche Projektwoche. Unter dieser unscheinbaren Bezeichnung verbirgt sich ein faszinierendes Konzept. Die Hierarchien der Ausnahmeschule sind aufgehoben, Lehrende und Studierende dazu aufgerufen, gemeinsam

Ideen zu verwirklichen. Alle Projekte sind durch ein gemeinsames Thema verbunden. Dieses Jahr lautet das Schlagwort Nachbarschaft. Ein kleiner Raum mit großen Tischen, etwa ein dutzend ZeichnerInnen, wie die Ritter der Tafelrunde, teils eifrig im Gespräch, teils verbissen in ihre Blätter vertieft. Projekt: Nachbarschafts-Comic. Reinhard Trinkler dachte bei Nachbarschaft an die sonst üblichen Kettengeschichten, wo ein Satz weitergereicht wird und so nach und nach in der Gruppe eine Geschichte entsteht. Hier in Comicform. Zehn begonnene Comics wandern gerade in der Runde, jeder zeichnet zwei, drei Bilder, dann wird das Blatt dem Nachbarn übergeben. Von geheimnissvollen Ninjas zu blutigen Funnies. Reinhard fasziniert die Vielfalt der Stile, die hier zusammenkommen. Denn nicht nur StudentInnen der Comic & Animations-Werkstätte haben sich hier versammelt, gerade VertreterInnen der anderen Werkstätten bringen oft unerwartet frische Perspektiven zum Medium Comic mit. 4


Gleich nebenan empfängt uns ein gespraytes Schild. love Besen hate Staubsauger. Bianca Ünsal verrät, diesen Spruch von einem Reihenhaussiedlungsgrafitti geklaut zu haben. Nachbarschaftsstreit? Vielleicht. Die Idee wurde mit dem Projektteam weitergesponnen und ähnlich halbironische Sprüche entwickelt. Love Wiese hate Parkplatz, love Heurigen hate Junk Food, love Spritzpistole hate Panzer. Sebastian Kirsch flucht. Die Klinge seines Skalpells gab nach. Die größte Arbeit sind die Stencils, die feinen Buchstaben aus dem dicken Karton zu schneiden, eine Herausforderung, meint Michael Car. Mit Hilfe dieser Schablonen wollen die vier ProjektteilnehmerInnen T-Shirts und Gegenstände besprühen. Weiteres Merchandising in Form von Buttons und Pickerln ist in Planung.

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Beim Verlassen des Raums stoße ich beinahe mit Georg Tatzreiter zusammen. Sein Team ist gerade mit ihren Interviews fertig geworden. Nachbarschaft von Stummerl und Röhrl, der Titel. Worum gehts? Als Nichtraucher grübelte Georg schon lange über die Herkunft von Tschickstummeln im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel. Jedoch nicht die Stummeln in Aschenbechern, sondern jene direkt daneben, im Zweifelsfall noch glimmend. Nun ist er der Lösung auf der Spur, folgt verdächtigen Glimmstängeljüngern und interviewt ertappte TäterInnen. Ob er zufrieden ist mit dem Material? Es war für Georg auf jedenfall eine Herausforderung. Ein paar lustige Kommentare hat er schon zusammen und der Schnitt zu einer Doku wird das ganze schon zufriedenstellend abrunden. Gleichzeitig bilden die Interviews Grundlage zu einem Artikel für die Schülerzeitung Labor Kritik, ein weiteres Projekt.

Kurz. Projekt: We love Ghana. David erzählt von einer Doku, Kinder, die im Elektromüll wühlen, Kupfer, das verkauft wird, Kinder die dabei sterben. Kinder, die beim Wühlen in Elektromüll sterben. Elektromüll, der von europäischen Firmen nach Ghana verschifft wird. David möchte ein Zeichen setzen. Seine Projektmitglieder und er sind fleißig dabei, den Projekttitel als Schriftzug aus Elektroschrott zu verwirklichen. Neue Erkenntnisse bei der Arbeit mit Müll? David ist fassungslos, wie viel funktionierende Dinge im Müll landen. Er berichtet von amtlichen Festplatten, voll mit Kundendaten und privaten mit Fotoalben. Erstaunlich war der Zufall, dass Schaltkreise und Computerinnereien meist in Braun- oder Grüntönen gehalten sind, die Ghanaischen Nationalfarben.

Nun mache ich mich auf, die Herkunft des Elektroschrotts zu ergründen. Doch fällt mein Blick auf schwungvoll bemalte Bögen. Ich halte inne. Mehrere Blätter mit Farbexplosionen, eines mit einem simplen Einhorn. Der Kontrast funktioniert. Projekt: Was passiert unter uns? Isabel Fröschl gibt Aufschluss. Eine Etage tiefer, unter der Kunstschule, ist die Lebenshilfe Wien angesiedelt. Isabel und ihre KollegInnen wunderten sich, warum es bisher noch keine Zusammenarbeit dieser beiden Institutionen gab. Gesagt getan, borgte sich das Projektteam ein Grüppchen Menschen mit besonderen Bedürfnissen aus und versorgte die begeisterten Kreativfreudigen mit Malutensilien. Das Projekt war ein voller Erfolg. Die Lebenshilfe-BetreuerInnen fragten gleich an, ob ihre Schützlinge nicht regelmäßig zum Malen kommen können. Das Resultat des Projekts wird jedenfalls noch längere Zeit den Gang der Nobilegasse 23 schmücken. Auf zum Schrott! Es ist nicht leicht, mich durch den Berg alter Motherboards und Schaltkreise zu kämpfen. Endlich stehe ich vor David 6


Meine rechte Gehirnhälfte hat fürs Erste genug von all der kreativen Reizüberflutung und ich strebe langsam dem Ausgang zu. Ich muss zugeben, dass ich gerade ein wenig in Gedanken war und vor dem Bierdosen RobOtto zusammengezuckt bin, als sein Sägeblatt in mein Gesichtsfeld kam. In dem Moment ruft mein Auswärtskorrespondent an. Einige ProjektleiterInnen haben ja beschlossen, die Woche zu nützen, um einmal ganz woanders als dem gewohnten Werkstättenumfeld zu arbeiten. Mein Korrespondent berichtet gleich von zwei Projekten, die unter Nachbarn Tiere verstanden haben. Christoph Sturmlechner ist derzeit dabei in Texing, NÖ, das Leben der Ameisen zu revolutionieren, während Victoria Braith und ihre KollegInnen in Kleinprojekten an das Thema Tiere herangehen. Mir schwirrt langsam der Kopf und meine Aufnahmefähigkeit nimmt ab. Ich bekomme gerade noch von der Recherche über die Schulgründerin Gerda Matejka-Felden, von einer Gruppe, die wissen will, wie sich Kairo nach der Revolution anfühlt und mehreren Fotoprojekten, zum einen Menschen, zum andern Gartenzäune, mit. Ich muss das Gespräch leider abwürgen. Ich kann langsam nicht mehr. Naja, kein Problem, dann komme ich halt morgen wieder! 7


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Wir KunstschülerInnen arbeiten im 15. Bezirk in der Nobilegasse 23. Dort spielt sich alles ab – Kunstausbildungen diverser Richtungen. Wir betreten das Gebäude, steigen in den Lift und fahren in den zweiten Stock. Die Tür öffnet sich und wir sind da. Ein Geschoß voller Ideen und Kreativität. Und das war’s? Doch manch Eine/r wird auch zu Fuß in die Höhen des zweiten Geschoßes steigen und dabei im ersten Stock ein Schild mit der Aufschrift „Lebenshilfe Wien“ sehen, wenn er/sie nicht gerade in Gedanken versunken ist. Manchmal steht die Tür offen, mal ist sie zu. Manchmal trifft man Leute, die dort arbeiten und betreut werden, wenn sie nach Hause gehen oder gerade kommen. Manchmal sieht man sie auch beim Mittagessen auf ihrer Terrasse. Sie sind im selben Haus und doch ganz woanders.

Was passiert dort eigentlich den ganzen Tag unter dem Fußboden der Kunstschule? Was beschäftigt die Leute dort? Woran arbeiten sie? Was tun unsere Nachbarn eigentlich? ProjektteilnehmerInnen: Johanna Moyses, Patricia Schwarz, Isabel Fröschl (Wiener Kunstschule) Jaqueline, David, Oliver, Fritz (Lebenshilfe Wien)

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Die Nobilegasse, Heimatadresse der kunstschule.at, dient als geographische Eingrenzung des Projekts. Die dort vorgefundenen Symbole, Piktogramme und typographischen Elemente bilden das Material einer umfangreichen Sammlung bzw. deren fotografischer Dokumentation. In einem nächsten Schritt werden exemplarisch ausgewählte Beispiele mittels abstrahierter Rahmen als Kunstobjekte definiert und so an die Nachbarschaft zurückgegeben. Ziel der Intervention ist es, Pas-

santInnen für die Vielfalt an Zeichen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu sensibilisieren. Der urbane Raum fungiert dabei als Ausstellungobjekt und -raum zugleich. Die Nobilegasse wird dadurch zur „Ausstellungsstraße“. ProjektteilnehmerInnen: Melanie Kasper, Matthias Moser, Florian Steiner 10


Zäune; sie trennen zwei von Menschen erschaffene Bereiche. Oft ist deren Sinnhaftigkeit fragwürdig. Der Zaun ist ein Ausdruck von Sesshaftigkeit, früher hauptsächlich verwendet, um Tiere an einem gewissen Platz zu halten, heute vor allem im ländlichen Raum weit verbreitet, sowie an Grenzen zwischen zwei Ländern.

ProjektteilnehmerInnen: Marcus Balogh, Valentina Yiangou, Clemens Offenberger, Vanessa Hartmann, Rudolf Fitz, Marie-Therese Czapka, Philine Lebada, Rebecca Andel, Bettina Zurowetz, Nella Bobo, Sebastian G. Berki, Markus Svatek

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Jährlich werden Tonnen an Elektroschrott aus Industrieländern, unter dem Vorwand, Entwicklungshilfe zu leisten, nach Accra in Ghana verschifft. Grundsätzlich ist der Export von gefährlichen Stoffen verboten, doch die Schrotthändler umgehen diese Gesetzeslage, indem sie den Schrott ganz einfach als Gebrauchtware deklarieren. Doch nur 20 bis 30% der Geräte, die in Afrika ankommen, sind funktionstüchtig oder können von den einheimischen Elektrohändlern repariert werden. Der Elektromüll landet in einem Stadtteil von Accra, heute bekannt als „Toxic City“, ein einst fruchtbares Schwemmgebiet, welches heute mehr einem gigantischen Schrottplatz gleicht. Die Einheimischen, darunter

auch viele Kinder, schlagen und brennen die wertvollen Metalle, wie Kupfer, aus dem Schrott heraus, um sich das tägliche Überleben zu sichern. Dabei vergiften sie sich und das Land durch die freigesetzten toxischen Dämpfe, Rauchschwaden und durch den physischen Kontakt mit Schwermetallen wie Quecksilber und Blei. Ein normales Leben ist praktisch unmöglich geworden. ProjektteilnehmerInnen: Georg Pritzl, Rosmarie Reisner, David Kurz, Florian Steiner, Hannelore Biricz, Sebastian Supanz, Christina Koller, Sun Zanmiao, Tim Szaraniec, Olivia Winkler 12


Ausgang zu diesem Projekt war ein Graffiti in einer Reihenhaussiedling: love Besen hate Staubsauger. Aus diesem Ausdruck eines möglichen Nachbarschaftsstreites entstanden halbironische Sprüche. Teils kritischen, teils selbstironischen Inhalts spielen sie mit der ungewöhnlichen Mischung langsilbiger deutscher Phonetik und kurzatmiger englischer Rhetorik. Unsere Sprüche sollten so viele Gegenstände wie möglich zieren. Innerhalb einer Woche war eine T-Shirtreihe geboren, hatten wir alle Hände voll frisch gepressten Buttons und Sticker mit Sprüchen à la love Wiese hate Parkplatz, love Spritzpistole hate Panzer, love Malkasten hate Photoshop lagen druckfrisch zum Aufkleben bereit. Selbst den VW-Bus eines Bekannten ziert nun die frisch gesprayte Aufschrift love See hate Freibad. ProjektteilnehmerInnen: Bianca Ünsal, Michael Salde, Sebastian Girsch, Michael Car 13


Sieben Fotografien von Freunden und Familie in ihren Wohnungen fotografiert. Aus einer Auswahl von ca. 150 Fotos pro Portraitiertem, habe ich eines ausgewählt. Es braucht diese Anzahl von Bildern, da die Portraitierten sich auf die Kamera „einstellen“ müssen. Gemeinsam mit dem Fotografen muss das „Model“ eine gute Atmosphäre schaffen. Dies geschieht durch Kommunikation. Der/die Portraitierte verliert seine/ihre Scheue – nicht jeder hat sie; entspannt sich und wirkt natürlicher. Letztendlich irritiert die Kamera nicht mehr. Zur Technik: Aufnahme mit Digital-Kamera. Strobist-Blitzanlage (Aufsteck- bzw. Systemblitze) auf Stativ mit Durchlichtschirm und Softboxen. Funkauslöser, um Blitze gleichzeitig zu schalten. Projekt: Laurent Nostitz

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NACHBARSCHAFT

Wir haben ein Projekt gestartet mit dem Titel: „Wie weit ist Nachbarschaft erzwingbar?“ mit der Frage, ob man eine objektive Nachbarschaft zwischen gänzlich voneinander unabhängigen Menschen herstellen kann, indem man sie fotografiert und als Serie nebeneinanderhängt. Schnell stand für uns fest, wie und mit welchem Medium wir an die Fragestellung herangehen wollten. Wir setzten unsere Idee fotografisch um, indem wir sechs optisch verschiedene Menschen einzeln in ein Fotostudio einluden und diese dort in drei Schritten fotografierten. Im ersten Schritt machten wir eine Ganzkörperaufnahme, die das gesamte Äußere des Menschen zeigen soll. Im zweiten Schritt fotografierten wir das Gesicht der jeweiligen Person, um auf ihr Leben aufmerksam zu machen. Und in dritter Instanz fotografierten wir die Hände als ein Zeichen für Gemeinschaft. In unserer Arbeit und während der Präsentation stellte sich jedoch immer mehr heraus, dass wir uns von unserer anfangs gestellten Frage distanziert haben und unser Projekt den Namen „WO FÄNGT NACHBARSCHFT AN?“ tragen sollte. ProjektteilnehmerInnen: Valentina Hunsänger, Lena Fasching, Sophie Bauer

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In zehn Tagen passiert viel. „Welc ome to Egypt!“ rufen einem Passanten entgegen; man fühlt sich fast wie zu Hause, in einem Land, in dem eines dennoch schon vom Flugzeug aus klar wird: Man ist zwar 3,5 Flugstunden weit weg, trotzdem ist alles, was bei uns Wiese ist, hier Sand. Man kommt schnell ins Gespräch, als Mann einfacher als als Frau, zumindest was ernste Themen betrifft, am Besten zu einer Shisha mit Café oder Tee. Viel Hoffnung und Stolz ist in den Erzählungen der Menschen, besonders für die vergangenen eineinhalb Jahre. Viele Freunde sind gestorben, der Generationsgraben in Familien hat

sich zum Teil canyon-artig vergrößert. Die Muslimbruderschaft; einerseits wichtiger Bestandteil der Revolution, ist mittlerweile wieder Partei im Alleinkampf und das nicht mehr im Namen der Freiheit, sondern im Namen des Islam. Was noch passieren wird ist nicht festgeschrieben, doch das Selbstbewusstsein der Jugend, mit Hilfsmitteln wie Facebook und Twitter, wird neu geschrieben. ProjektteilnehmerInnen: Anna-Theresa Schröttner, Christine Julius

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Unser Thema war „Das Tier als Nachbar“. Da man bei dem Begriff Nachbarschaft meistens an den Menschen denkt, dachten wir uns, dass man das Tier in der Rolle des Nachbarn nicht vergessen sollte. Wir wollten unser Projekt möglichst offen gestalten. Jeder konnte für sich selbst entscheiden, wie er/sie das Thema interpretieren und umsetzen möchte. Neben der Nachbarschaft von Tieren im Zoo wur-

den noch Haustiere, urbane Tiere und die Tiere, die uns am nächsten sind, nämlich Hausstaubmilben, für die Projektwoche künstlerisch behandelt. ProjektteilnehmerInnen: Victoria Braith (Projektleiterin), Brigitta Kirchhofer, Arlene Thaler, Patrizia Luberski, Jessica Fröhlich 17


Wir leben hier in der Nobilegasse alle in irgendeinem Nachbarschaftsverhältnis. Wir haben Nachbarinnen und Nachbarn direkt neben uns, wenn wir arbeiten. Wir haben benachbarte Werkstätten und wir haben bei jeder Vorlesung Nachbarinnen und Nachbarn unmittelbar neben uns oder in einer benachbarten Räumlichkeit, die manchmal nicht so direkt abgetrennt ist vom restlichen Geschehen im Gebäude. Rücksichtnahme und Respekt ist gefordert, und um ein zufriedenes Nebeneinander und Miteinander zu ermöglichen, auch dringend notwendig. In der Projektwoche entstanden viele verschiedene Projekte. Es haben sich sehr viele verschiedene Gruppen gebildet. Aber wir alle haben etwas gemeinsam. Wir studieren an der Kunstschule und wir sind NACHBARN. Das Projekt „WIR NACHBARN“ war ein Gemeinschaftsprojekt. Alle, die an der Projektwoche teilgenommen haben, waren aufgefordert, sich auf der über zwei Wände gespannten Leinwand zu verewigen. Zeichnen, Malen, Schreiben etc. – jede Technik war erlaubt. Es war ein sehr entspanntes Nebeneinander und Miteinander. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. ProjektteilnehmerInnen:: Sylvia Fischer, Natascha Malacek, Marion Wölfler, Ines Lecher, Elisabeth Loibner, Georg Tatzreiter, Lea Rungaldier, Helena Merenda, Jean Cueto, Caroline Taschler, Mehrnoosh Behrouzi

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Die Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung markiert einen Paradigmenwechsel in der Rechtssprechung Österreichs. Die Aktion Sichere Nachbarschaft greift dieses Thema auf. Auf bewusst populistischen Plakaten steht der Aufruf, seine Nachbarinnen und Nachbarn zu überwachen. So soll das dem Gesetz implizite Misstrauen in die Bürgerinnen und Bürger, das Spiel mit der Angst, sichtbar gemacht werden. ProjektteilnehmerInnen: Michaela Putz, Isabel Schleining, Christian Murzek, David Osthoff, Claudia Demelius, Federica Gaioni, Clemens Gelautz > www.aktionsicherenachbarschaft.blogspot.com > www.facebook.com/Aktionsicherenachbarschaft

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Es gibt eine Sache, der es uns dieses Jahr wert erschien, ein wenig auf den Grund zu gehen. Von Zigarettenstummeln auf Gehsteigen und Straßen ist die Rede. Besonders jene Stummeln, die sich unmitWarum entsorgt man sie unmittelbar neben einem speziell dafür angefertigten Behälter? Und das, obwohl keine Mühe gescheut wurde, eine Kampagne ins Leben zu rufen, um den Rauchenden eine sinnvolle Möglichkeit zu bieten, die Reste los zu werden. Selbst die Androhung einer kleinen Strafe hat noch nicht die entscheidende Wende im Denken gebracht. Warum also? Aus Gewohnheit? Aus geistiger Abwesenheit? Aus dem Drang heraus, dem System zu trotzen und sich nicht unterkriegen zu lassen?

Das waren grob die Fragen, die uns animierten, in der diesjährigen Projektwoche mit der Kamera auf die Straße und der Sache auf den Grund zu gehen, besser gesagt den Stummeln auf dem Boden zu folgen. Es ist das erste Mal, dass wir so etwas Vergleichbares anstellten, deshalb lässt die Qualität des Endproduktes vielleicht noch ein wenig zu wünschen übrig. „Weil er in Oschenbecha ghert!“ Projekt: Georg Tazreiter

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PROJEKT

WOCHE 2013 FORM

sformen zum Einsatz. Beatrice von Bismarck bezeichnet dies Dingen, Menschen, Räumen und Diskursen, die vorher nnen operieren also in Zeit und Raum, um etwas in ein en, zu veröffentlichen, zu versammeln, zu zeigen, zu verhandelbar zu machen.

ischen Ansätzen im Kunstfeld: Von den 1960er-Jahren n wir Entwicklungslinien, Formate und Diskurse einer

30 Uhr

mit scharf - ist ein Pionierprojekt in der österreichischen nskulturelle Magazin für neue Österreicher (Wiener mit t das Lebensgefühl einer neuen Generation, schwingt tegrationskeule. biber lobt, attackiert, kritisiert, thematisiert, h und stylisch. res 2011 & 2012 – Der „Österreichische Journalist“

– 14:00 Uhr

Betriebswirt & ehemaliger Basketballer, später Kungfu iner an Design-Schulen, Unis. Mehrere Unternehmen

21–22.01.2013

ne neue Form des Arbeitens gewählt. GehirnMUSKEL. der eigenen, individuellen Form. mittag: Kennenlernen & vor allem ÜBEN einer Basisform IX HATS. Paralleles Denken. nken & bei Meetings. Konflikte vermeiden. Bessere eiten > bessere Entscheidungen treffen. n drei Minuten. und Studenten der Wiener Kunstschule für das leibliche an beiden Tagen ein kostengünstiges vegetarisches

KUNSTSCHULE.AT

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Im Gegensatz zu den inhaltlich dominierten Themen der letzten Jahre wendet sich die Wiener Kunstschule für das Jahr 2012/13 dem abstrakten Thema „Form“ zu. Form kann mit Materie gepaart und sichtbar sein. Sie kann aber auch unsichtbar sein und als Wesen der Musik, einer Geisteshaltung, einer Sprache daherkommen. Form führt mitunter zu Formationen, wird manchmal mit Laufen oder Rudern erarbeitet, kann die Einheit einer Differenz oder die zwei Seiten einer Unterscheidung sein. Form kann eine Anforderung sein, ein Aufbau, eine Struktur oder eine Gattung. Form gibt’s förmlich, als Uniform und als Unform.


Anmeldungen sind ab 25. Juni 2012 möglich. Sekreteriat >< Andrea Atzmüller > Telefon >< +43/676/533 70 27 > wiener@kunstschule.at > www.kunstschule.at

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Bildhauerei Comic und Animation Design und Raum Interdisziplinäre Klasse Grafik Design Graphik Keramik und Produktdesign Malerei und prozessorientierte Kunstformen

Nobilegasse 23–25 > 1150 Wien

Wiener Kunstschule > Nobilegasse 23–25 > 2. Stock > 1150 Wien > Telefon >< +43/676/533 70 27

Lazarettgasse 27 > 1090 Wien

> wiener@kunstschule.at > http://www.kunstschule.at > Für den Inhalt verantwortlich >< Dr. Daniela Schmeiser > Direktorin > Konzept und Gestaltung >< Raphael Krempus, Studierender Studienbereich Grafik Design > Fotografien von Studierenden und Lehrenden

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