Kuoni Brand Report 2009

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einzigartige qualität kann nur entstehen, wenn >leidenschaft< und kreativität am werk sind. Hierin unterscheidet sich die Gestaltung einer Reise nicht von der eines grossen Kunstwerks. Und weil Kuoni mit Hingabe nach dem Neuen sucht, dem Zeitgeist nachspürt und versucht, die Wünsche der Menschen wirklich zu verstehen, ist Kuoni in der Lage, seinen Gästen unvergleichliche Momente zu schenken, deren Schönheit noch lange nachklingen wird.


est.

1906

Awa r ds 2009 (Auswa hl)

San Diego CVB Client of the Year Award Dest inat ion M a nagem en t USA (A lliedT Pro) «Excellent Brand of Long Haul Tour» von Metro Finance’s Hong Kong Leaders’ Choice K uoni China Schwedischer Design-Award «Best Editorial Print 2009» für das Magazin «Stopover» Nova ir (A pollo Schw eden) Grand Travel Award 2009 für «Best Tour Operator in Norway» A pollo Norw egen 8 Awards (Gold, Silber und Bronze) bei den Travel Star Awards 2009 K uoni Schw eiz Bester Geschäftsbericht 2008 beim BILANZ-Rating Reader’s Digest «Most Trusted Brand» 2009 in der Kategorie Travel «Best of Corporate Publishing 2009» Silber-Award für den Kuoni Geschäftsbericht 2008 «European Excellence Award 2009» für das beste Mitarbeitenden-Magazin «The Link» K uoni-Gruppe Galileo Express Travel Award für «Best Inbound Tour Operator» (zum sechsten Mal in Folge) Dest inat ion M a nagem en t Indien TTG Asia Travel Award für «Best Travel Agency India» PATA Gold Award für «Marketing – Industry» (Perfect Moments Kampagne) PATWA Award für «Best Travel Company in India» K uoni Indien Bester Tour Operator nach Nordamerika, Afrika, Australien und Neuseeland und bester Spezialist K uoni Benelu x The Sunday Times Travel Readers‘ Award für «Favourite Tour Operator for a Family Holiday» K uoni Grossbr ita nnien Condé Nast Traveller 2009 Readers‘ Travel Award in der Kategorie «Best villas» CV T r av el (K uoni Grossbr ita nnien) TTG Asia «Best Travel Agency» – Indochina Dest inat ion M a nagem en t Asien / Pazifik (Asi a n T r a ils Lt d.)

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travelling is, in a way, a preparation for life. a ndy leem a nn, pa rt icipa n t, ga nges ex pedit ion 2009


i come from a religious background, and in our religion the ganges is worshipped as a mother. we were introduced to the river as mother ganges. so for me the ganges expedition was both a religious and an adventurous experience. spiritually, it was quite rewarding. mon u singh, pa rt icipa n t, ga nges ex pedit ion 2009


experiencing simplicity on a journey helps to learn more about yourself. jaja vondruskova, pa rt icipa n t, ga nges ex pedit ion 2009


travelling is all about learning. a pa l singh, pa rticipa n t, ga nges ex pedit ion 2009


der Empfindsamkeit und seit Kant ist uns bewusst, dass Schönheit keine objektive Qualität der Dinge um uns herum ist, sondern auf einer subjektiven Empfindung beruht, dass also, um es mit einem allseits bekannten Satz zu formulieren, die Schönheit im Auge des Betrachters liege. Und der Blick noch weiter zurück, in die griechische Antike, offenbart uns ein Verständnis von der inneren Schönheit des Menschen, das auf der Beschaffenheit der Seele und des Charakters beruht und nicht auf Äusserlichkeiten.

r emo m asa l a svp globa l br a nding & m a r k et ing

Beide Aspekte können auch für das Reisen der Zukunft von Bedeutung sein. In unserer Branche wird Schönheit überwiegend immer noch sehr einfach verstanden – der schöne Strand, das schöne Hotel, die schöne Landschaft. Für Kuoni aber berührt die Idee der Schönheit auch die innere Verfasstheit eines Menschen und seine subjektiven Empfindungen. Sie bildet oder offenbart sich in ganz verschiedenen Situationen und Erfahrungen – sei es auf den Seychellen, in Tschernobyl oder während der Mitarbeit bei einem Hilfsprojekt. Entscheidend dabei ist immer der individuelle Reisende mit seinen jeweiligen Voraussetzungen, Interessen, Wünschen und Absichten.

beauty is an experience Liebe Mitreisende, Die Welt um uns ist voller Schönheit, deren Empfindung für unser aller Leben von grosser Bedeutung ist. Sie zu entdecken – sei es in der Natur, in der Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen oder in uns selbst – ist ein wichtiger Antrieb für das Reisen. So war es für uns naheliegend, einmal etwas intensiver darüber nachzudenken, was denn dieses Schöne eigentlich sei, nach dem die Menschen sich in ihren Ferien sehnen und auf welchem Wege sie es dort finden können – und auch, wie wir es für zukünftige Generationen bewahren können. Diese Überlegungen haben wir im Rahmen eines dynamischen Prozesses angestellt, den wir vor zwei Jahren begonnen haben und in dessen Verlauf Kuoni eine Neupositionierung seiner Marke

vollzogen hat. Die zentralen Elemente dieser umfassenden Wandlung haben wir Ihnen im ersten Kuoni Brand Report 2008 vorgestellt – von neuen Unternehmenswerten und einem neuen Erscheinungsbild über innovative Produktlinien und Services bis hin zum Getaway Council, Kuonis Plattform für den Blick weit über den Tellerrand unserer Branche hinaus. Kuoni hat mit diesen wichtigen Schritten seine mehr als hundertjährige Tradition als Pionier des Reisens fortgeführt und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft eingeschlagen. So haben wir auch im vergangenen Jahr wieder wichtige Auszeich­ nungen für unsere Arbeit gewonnen und viel positives Feedback für die aussergewöhnlichen Produkte und Dienstleis­ tungen sowie die hochwertige Kommunikation unseres Unternehmens erhalten.

Angesichts der zunehmenden Komplexität unserer Zeit, in der die Bedürfnisse der Menschen individueller und differenzierter werden und sich immer schwieriger unter einfache Trends subsumieren lassen, sind wir als führender Premium-Reisever­ anstalter aufgefordert, noch tiefer in den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts einzudringen und fortlaufend innovative Konzepte zu entwickeln, um mit unseren Reisen den Sehnsüchten der anspruchsvollsten Menschen zu begegnen. Als Thema des Brand Reports 2009 haben wir deshalb «beauty is an experience» gewählt. Dabei haben wir natürlich nicht den Anspruch, uns in einen philosophischen Diskurs über das Schöne einzuklinken – aber wir können von diesem Diskurs lernen. Spätestens seit der Philosophie

Wir wollten diese Überlegungen vertiefen und haben uns deshalb auf eine Reise zu Menschen begeben, von denen wir mehr darüber erfahren können. So haben wir uns etwa ausführlich mit dem Berliner Medienwissenschaftler und Philosophen Prof. Norbert Bolz unterhalten, dessen Veröffentlichungen wir bereits einige Anregungen für unsere Arbeit verdanken. Prof. Bolz sprach mit uns über innere Schönheit, in der wir den Sinn des Lebens finden und nach der die Menschen vermehrt auch in ihren Ferien streben – und er hat uns hochspannende Überlegungen zur Authentizität auf Reisen vorgestellt. Ein weiterer wichtiger Gesprächspartner war Prof. Mohan Munasinghe, 2007 Ko-Nobelpreisträger für Frieden und einer der renommiertesten Vordenker einer nachhaltigen Entwicklung weltweit. Wir hatten Gelegenheit, uns mit Prof. Munasinghe am

Rand des Weltklimagipfels in Kopenhagen auszutauschen, wobei er uns sein Konzept von Nachhaltigkeit vorgestellt hat, das viel mit Schönheit und Harmonie zu tun hat – was auch für eine neue Art des Reisens gilt, die Kuoni bereits intensiv verfolgt. So stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten Projekte vor, mit denen Kuoni einen Beitrag dazu leisten möchte, die Schönheit unserer Welt zu bewahren – «save the beauty» ist unser Anspruch und ein Appell an unsere Gäste. Kuoni ist ein Vorreiter im Bereich des nachhaltigen Reisens und deshalb freuen wir uns besonders, dass wir als Partner eine aussergewöhnliche Ganges-Expedition begleiten konnten, die Aspekte der Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellte. Die Expedition war eine Weltpremiere: Ein internationales Team hat den Ganges erstmals von seiner Quelle im Himalaya bis zu seiner Mündung in den Indischen Ozean vollständig befahren. Kuoni war als Sponsor an dieser Expedition beteiligt, weil wir durch sie viel lernen konnten und dieses Projekt einen gemeinnützigen Hintergrund hatte in einem Land, das uns besonders am Herzen liegt, einem Land auch in dem rund 3 000 Menschen für Kuoni arbeiten. Für die meisten von ihnen hat der Ganges als Mutter Indiens eine grosse Bedeutung. Die Expedition hat auf die dramatischen Gefährdungen des Flusses ebenso aufmerksam gemacht wie auf wichtige Hilfsprojekte, etwa zum Schutz der Flussdelfine. Wir haben ausserdem die Gelegenheit genutzt, um mit den Teilnehmern über ihre Erfahrungen zu sprechen, über Entbehrungen, ungewöhnliche Begegnungen, unbekanntes Essen und den Luxus des Verzichts. Ihre Impressionen stellen wir in einer eindrücklichen Fotostrecke und in pointierten Reportagen vor. Schöne Reisen klingen nach – in unseren eigenen Erinnerungen, aber auch in den Werken von Schriftstellern und Künstlern. Und so war auch die Ganges-Expedition eine Quelle der Inspiration. Thukral & Tagra, die international gefeierten Stars der indischen Kunstszene, haben fünf wunderbare, ätherische Bilder über das

Träumen und das Reisen geschaffen, die auf Fotografien der Expedition basieren und die wir in diesem Brand Report erstmals veröffentlichen. Wie ein Künstler beschäftigt auch Kuoni sich intensiv mit Fragen der Gestaltung, etwa wenn es darum geht, wie das perfekte Reisebüro oder unsere Fotos der idealen Ferien aussehen sollten. Doch können wir angesichts einer zunehmenden Individualisierung der Ansprüche überhaupt noch allgemeine ästhetische Massstäbe bestimmen, die in diesem Zusammenhang als schön und richtig gelten können? Lassen sich also trotz der Subjektivität der Empfindung und des individuellen Urteils über das Schöne objektive Kriterien erkennen? Wir haben uns darüber mit dem Designer Michael Schickinger und mit Armin Fischer, dem Gestalter unseres neuen Reisebüros in Zürich, unterhalten und kommen zum Ergebnis, dass es darum geht, Werte auszudrücken, Geschichten vom Reisen zu erzählen oder auch Raum für persönliche Erfahrungen zu schaffen – mit einer Inszenierung, die Idealisierung und Echtheit verbindet. Schönheit können wir nur durch unsere Erfahrungen finden. Und wie auch immer diese Erfahrungen aussehen mögen, sie werden uns besonders reich beschenken, wenn wir Offenheit dem Neuen gegenüber mitbringen und uns auf die Spuren des Menschlichen begeben. Denn dann werden wir der Schönheit auch an Orten begegnen können, die auf den ersten Blick wenig davon ausstrahlen. Wir haben das letzte Jahr genutzt, mögliche neue Wege dorthin zu finden. Es ist nun unsere Aufgabe, sie unseren Gästen zu zeigen und sie sicher zu begleiten.


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kinderlachen

eine r eise nach tscher noby l

reise zum sinn

i m gespr äch m it prof. nor bert bolz

zeichen setzen

k unst- und spendena k t ion

save the beauty

k uoni k li m a projek t & k uoni cli m at e tag

schönheit durch nachhaltigkeit gaṅgā

i m gespr äch m it prof. moh a n munasinghe

ga nges-ex pedit ion 2009

6 experiences im gespräch

t r av elling t he ga ṅgā

aus ex t r em er fa hrungen ler nen

somnium genero

t hu k r a l & tagr a

die farben einer marke inspiration innovation

w ie k uoni m it seiner bildspr ache w ert e t r a nsport iert

W enn ein R eisebü ro unser e Sinne berü hrt neu e for m en des di a logs

beauty is an experience.

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eine r eise nach tscher noby l zw ischen er schü t terung und hoffn ung

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kinder lachen Wie nur wenige andere Wörter beschwört der Name Tschernobyl Tod, Verderben und Ödnis herauf. Er ist weltweit in das kollektive Gedächtnis eingebrannt als Sinnbild der möglichen Gefahren des technischen Fortschritts, der nur Heilsbringer sein kann, solange er sich der menschlichen Kontrolle nicht entzieht. Hier, im Norden der Ukraine, hat er stattgefunden, der grösste anzunehmende Unfall, ist die Schreckensvision einer nuklearen Katastrophe wahr geworden, die Tausende Menschen das Leben gekostet und eine ganze Region auf Jahrhunderte hinaus unbewohnbar gemacht hat. Ausgerechnet hierher also, an diesen Ort der Verwüstung, führt eine Reise aus dem ananea-Programm, die in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Green Cross durchgeführt wird.

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Aus der alltäglichen Normalität dieser jungen Menschen ist das Schicksal ihrer Familien nicht abzulesen.

Welche Motivation hatte Kuoni, Reisende mit dieser Katastrophe zu konfrontieren? Und was wiederum erwarten und finden unsere Gäste auf einer solchen Reise? Ein Besuch von Tschernobyl ist eine Grenz­ erfahrung für den Reisenden und ein Wagnis für einen Reiseveranstalter. Wir sind dieses Wagnis eingegangen, weil wir unseren Anspruch nach Authentizität ernst nehmen und weil wir finden, dass ein Reiseveranstalter seinen Gästen, will er ihnen wirklich die Vielfalt der Welt mit all ihren Facetten zeigen, auch schwierige oder unbequeme Ziele nicht vorenthalten darf. Eine Reise wie diese lässt uns verändert, vielleicht sogar gewachsen zurückkehren, und ermöglicht uns aussergewöhnliche Begegnungen und Erlebnisse, die unser Bewusstsein verändern können. Ein Besuch in Tschernobyl ist lehrreich und die Bandbreite gegensätzlicher Erfahrungen gewaltig. Da ist die Fassungslosigkeit angesichts des zerstörten Reaktors, der nur notdürftig mit einem Schutzmantel aus Beton umgeben wurde und dessen einstmals zerstörerisches Potenzial man immer noch erahnen kann. Auch die Zeugnisse des tödlichen Kampfes liegen noch verstreut herum, den die Helfer führten, als sie die radioaktiv verstrahlten Trümmer hastig beiseite räumten und versuchten, die Schäden zu reparieren – Gasmaske und Schaufel waren ihr Schutz und ihr Werkzeug. Wir entdecken zurückgelassenes Spielzeug und fühlen, als Moment besonderer Eindringlichkeit, das erstorbe-

ne Lachen der Kinder auf dem Jahrmarkt in Prypjat, der ehemaligen Arbeiterstadt der Angestellten des Reaktors, die nach der Katastrophe in kürzester Zeit vollständig evakuiert wurde und in die bis auf den heutigen Tag kein Leben zurückgekehrt ist. Ein Kinderlachen, das uns an anderer Stelle wieder begegnen wird und das uns besonders drastisch die Langzeitfolgen der Katastrophe vor Augen führt – sind es doch die Kinder, die in Zukunft mit den Lasten, die ihnen hinterlassen werden, zu leben haben. Aber diese Reise ist nicht nur eine Konfrontation mit dem Tod, sondern sie erlaubt vor allem auch Begegnungen mit den Menschen, die überlebt haben. Zum Teil sind sie, trotz Verbots, in die gesperrte Zone zurückgekehrt, weil diese eben ihre Heimat ist und weil sie nur hier eine Lebensgrundlage sehen – die Schönheit bäuerlicher Idylle und die unsichtbare Bedrohung der Strahlung liegen hier so nah beieinander, dass in verdichteter Form die Fragilität unserer Welt spürbar wird. Die meisten Menschen aber führen ein neues, ein anderes Leben an anderem Ort. Etwa in Slawutitsch, der hastig aus dem Boden gestampften Trabantenstadt, in die die Evakuierten umgesiedelt wurden, oder in Schitomir, wo zwei von Green Cross unterstützte Institutionen, ein Kinderheim und ein Mütterklub, wertvolle soziale Hilfe leisten. Sie bieten nicht nur medizinische und psychologische Unterstützung, sondern auch Kurse

schönheit und unsichtbare bedrohung liegen hier nah beieinander

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zu Gesundheit und Umwelt. So lernen die Menschen, wie sie Radioaktivität in der Nahrung vermeiden und so sich und ihre Familien vor gesundheitlichen Schäden schützen können. Hier begegnen wir den Kindern der Kinder, die einst aus Prypjat fliehen mussten und mit denen die Reisenden gemeinsam basteln und denen sie Spielzeug und Geschenke überreichen. Und da ist es nun endlich, dieses Lachen, das an diesem Ort aber Optimismus und Lebensmut ausstrahlt und das zugleich auch eine Mahnung ist, sorgsam mit ihrer und unserer Zukunft umzugehen. Es sind Augenblicke wie diese, die Hoffnung machen und uns ganz nah bei den Menschen sein lassen, deren Schicksal wir bisher nur gefiltert aus den Medien kannten. Die Reise nach Tschernobyl ist eine einzigartige Erfahrung, die nachdenklich stimmt und die uns drastisch vor Augen führt, welche Herausforderungen wir für eine lebenswerte Zukunft angehen müssen; schliesslich ist Tschernobyl auch ein Mahnmal der Verantwortung, die wir gegenüber unseren Kindern haben. Reist man nun also an diesen Ort, um in Betroffenheit zu baden und seinem Voyeurismus zu frönen? Nein. Denn der Besuch

links Das Entsetzen ist allgegenwärtig: Orte und Gegenstände, die Zeugnis ablegen von der Katastrophe.

mitte Die ananea-Reisegruppe vor dem zerstörten Reaktor. rechts Kuoni Schweiz hat die Reise nach Tschernobyl wieder in den aktuellen ananea-Katalog aufgenommen. ananea bietet authentische Begegnungen, unvergessliche Naturerlebnisse und respektvolles Reisen.

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macht auch Mut, weil er uns erfahren lässt, wie selbst unter den schwierigsten Bedingungen Leben gedeiht, Kinder aufwachsen und Wiederaufbau möglich ist und wie viel man mit einfacher, unmittelbarer Hilfe bei den Menschen bewirken kann. So bietet diese Reise viele berührende, anrührende Momente, sie kann die Sichtweise auf drängende Probleme unserer Zeit verändern und erlaubt einen Blick auf eine ungeschminkte Wahrheit, vor der wir nur allzu oft die Augen verschliessen. Und diese Erfahrungen können, so paradox das in vielen Ohren klingen mag, schön sein, weil sie uns helfen, zu verstehen und unser Denken zu erweitern, und weil wir durch sie Menschlichkeit erleben.


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norbert bolz ist Professor für Medienwissenschaft am Institut für Sprache und Kommunikation der Technischen Universität Berlin. Als Stichwortgeber für Politik und Wirtschaft gilt der Medienphilosoph als einer der brillantesten Vordenker Deutschlands. Zu seinen Veröffentlichungen zählen «Das Konsumistische Manifest» oder «Die Konformisten des Andersseins», mit denen Bolz Debatten angestossen hat. In seinem neuesten Buch «Profit für alle. Soziale Gerechtigkeit neu denken» plädiert Bolz für einen neuen Geist im Kapitalismus, der die Produktion sozialen Reichtums im Auge hat. Wir trafen Prof. Bolz in Berlin und sprachen mit ihm über Verantwortung, Schönheit und das Wesen des Tourismus.

Prof. Bolz, in Ihrem neuesten Buch «Profit für alle» haben Sie ein Modell von sozialem Reichtum skizziert, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Für Kuoni als PremiumReiseveranstalter wäre es natürlich von Interesse, von Ihnen zu hören, ob und gegebenenfalls wie sich dieses Modell auf unser Verständnis von Luxus auswirkt. N.B. Ich vertrete sehr entschieden die These, dass wir uns in Fragen des Luxus vollkommen wegorientiert haben von dem handfesten, materialistischen Luxus, also von den klassischen Statussymbolen wie der teuren Uhr oder der Yacht. Wir haben es heute mit zwei Tendenzen zu tun, die für den Luxus bestimmend sind. Das eine ist eine Spiritualisierung des Konsums, und das andere ist eben das, was ich mit sozialem Reichtum fassen wollte, dass also die soziale Dimension als ein Schauplatz auch für die eigene Identitätsbildung entdeckt wird. Viele Oppositionen, die früher selbstverständlich schienen, sind kollabiert. Nachhaltigkeit etwa ist ja ein unbestrittener Spitzenwert geworden, nachdem die Wirtschaft erkannt hat, dass die alte Konfrontation Ökonomie–Ökologie gar nicht stimmig ist, sondern dass es hier um ein wechselseitiges Steigerungsver-

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von sozi a lem r eicht um, inner er schönheit und der au then tizität der er fa hrung

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hältnis geht. Und ich sehe Ähnliches auch für die zweite grosse Konfrontation voraus, nämlich die von Profit und Verantwortung. Und da wäre entsprechend zu Nachhaltigkeit der neue Spitzenwert soziale Gerechtigkeit. Dieser Begriff der sozialen Gerechtigkeit wird im Augenblick noch ein bisschen von Interpretationshaltungen aus dem 19. Jahrhundert dominiert, wenn man so will aus der Arbeiterbewegung, aus der sozialen Frage des 19. Jahrhunderts heraus, was mir aber nicht mehr zeitgemäss zu sein scheint. Wir sind längst so weit und erkennen, dass soziale Verantwortung dem Profit nicht widerspricht, sondern vielmehr die Bedingung dafür ist, dass man im 21. Jahrhundert erfolgreich Geschäfte macht, dass also Non-Profit das Portal für den Profit des 21. Jahrhunderts ist, wie Peter Drucker es formuliert hat. Wer durch dieses Portal nicht hindurchgeht, wird auch keine erfolgreichen Geschäfte mehr machen können. Das soziale Profil ist also keine Belastung des Profits mehr, sondern dessen Bedingung. Wie bei Ökologie und Ökonomie haben wir es auch hier im Grunde mit einer Versöhnung zu tun zwischen Profitorientierung und sozialer Verantwortung. Genauso wie man begreifen musste, dass man ökologisches Bewusstsein nicht

auf Dauer stellen kann, wenn man die Wirtschaft gewissermassen in die Knie zwingt, sondern ihr im Gegenteil ein neues Betätigungsfeld gibt, genauso ist es glaube ich entscheidend zu sehen, dass soziale Gerechtigkeit nur eine Chance hat, wenn das nicht Verzicht auf Profit bedeutet, sondern ein neuer Schauplatz für Profit ist.

Welchen Einfluss kann dieses neue Denken auf das Leben des einzelnen Menschen haben? N.B. Die Menschen, die das spüren, sehen auch, dass damit eine Veränderung der eigenen Lebensform verknüpft ist. So wie Umweltbewusstsein ja einen tiefen Eingriff dargestellt hat in die Gestaltung des persönlichen eigenen Lebens, so wird eben auch dieser Gedanke der sozialen Gerechtigkeit ausserordentlich starke Auswirkungen auf die Lebensführung haben – selbst gewählt, nicht erzwungen durch irgendwelche Gesetze oder Ähnliches, sondern einfach deshalb, weil immer mehr Menschen die wunderbare Wohlstandserfahrung machen, dass man mit der Akkumulation von materiellem Reichtum scheitert im Projekt der Selbstverwirklichung. Das ist die grosse Lektion der letzten Jahrzehn-

te, dass die Akkumulation des privaten Reichtums die Menschen keinen Schritt weitergebracht hat auf der Suche nach ihrer Identität. Ich bringe das unter einen Begriff von Abraham Maslow, der zu dem Schluss kam, dass die Menschen, denen es wirklich gut geht – und das ist ja die Welt des Luxus – mehr brauchen, was er auf den Begriff der Selbsttranszendierung gebracht hat, was, wie ich glaube, das grosse Thema des Konsums im 21. Jahrhundert sein wird. Dass man also etwas über sich selbst hinaus schafft, dass man teilhaben will an etwas, das über einen selbst hinausgeht, an einem Projekt, einer Mission, einer Vision oder was auch immer. Wenn man den traditionellen Luxus schon abgeschöpft hat, beginnt eigentlich erst die Reise in die Identität oder die Reise zum Sinn, wenn Sie so wollen. Daher auch lassen sich der Voluntourismus und diese Dinge erklären, man will einen Unterschied machen, einen kleinen Beitrag zur Veränderung der Welt zum Guten leisten. Das hat oft ganz naive Züge, aber für mich ist die grundlegende Dynamik interessant, die das Ganze hat, und die zeigt sich im Luxussektor praktisch als Erstes. Zu dieser sozialen Dimension des Luxus kommt eine sehr starke spirituelle

Dimension hinzu. Ohne philosophisch zu werden genügt die Beobachtung, dass es immer mehr Menschen gibt, denen es wichtig wird, Ruhe, Zeit oder auch ungestörten Raum für sich zu haben und zur Besinnung zu kommen. Die ganze SlowBewegung ist eigentlich dieser Appell an Besonnenheit, was ja eine sehr spirituelle Dimension ist. Beides zusammen, das Soziale und das Spirituelle, sind die eigentliche Kraft, die wegführt vom klassischen materiellen Luxus.

Sie verwenden Begriffe wie sozial und spirituell, um den neuen Luxus zu charakterisieren. Lässt sich in diesem Zusammenhang denn auch von einem veränderten Verständnis von Schönheit sprechen? N.B. Ja, im Grunde kann man das zu dem analog führen, was wir schon gesagt haben. In der Antike gab es Schönheitsbegriffe, die sehr viel anspruchsvoller waren als der konsumistische Schönheitsbegriff, der im Grunde an stereotypen Massengeschmacksidealen orientiert ist. Ich will ein Extrem benennen, nämlich die alte antike Vorstellung vom Agalma. Das ist der Gedanke, dass es kleine Statuen gibt, in denen versteckt eigentlich die wahre Statue ist, in der äus­seren Schönheit steckt also noch eine viel tiefer gehende Schönheit. Das war oft rein metaphorisch gemeint und man hat damit beispielsweise zum Ausdruck bringen können, dass ein so hässlicher Mensch wie Sokrates aufgrund seines Geistes und seines Lebensverständnisses eine sehr viel grössere Schönheit gehabt hat als die mit ihm konkurrierenden

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grandiosen Sophisten, die nicht nur die schönere Rede im trivialen Sinne gepflegt haben, sondern die ihm auch in ihrem körperlichen und modischen Auftreten natürlich unendlich überlegen waren. Aber dass hier eine Art geistige Schönheit, oder wie Sie sagen würden, Erfahrungsschönheit dann im Grunde mächtiger wirkt und auch eine viel grössere Verführungskraft hat als diese vertraute körperliche handfeste Schönheit, das ist, glaube ich, ein sehr starkes Motiv. Diese innere Schönheit, diese Schönheit der Lebensform ist etwas alles Überbietendes gewesen und ich denke, wir sind in vielen Dingen dabei, durchaus wieder an die Lebenskunst im griechischen Sinn Anschluss zu finden. Und so ist es auch kein Zufall, dass seit einigen Jahren, auf trivialem Niveau, wieder sehr viele Ratgeber zur Lebenskunst erscheinen. Bedeutsam ist das Symptom, dass man nach einer geglückten Lebensführung sucht, und dass das wichtiger ist und – wenn Sie so wollen – dem Leben eigentlich erst die Schönheit gibt, die man eben nicht mehr über Schönheitsoperationen erreichen kann. Im Grunde könnte man das ganze Dilemma des traditionellen Schönheitsdenkens am Amerikanismus der Schönheitsoperationen und des Bodybuildings festmachen. Diese Versuche der Optimierung des menschlichen Körpers, die die letzten Jahrzehnte dominiert haben, sind an eine Grenze gestossen. Und so wie wir das eben im Zusammenhang mit dem ökologischen Bewusstsein gesehen haben, so sehe ich da eigentlich auch eine

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grosse Wende eben zu dieser inneren Schönheit voraus, zu der Schönheit der Lebensform. Und dass man überhaupt wieder sein Leben führt, also nicht nur lebt, was dann tatsächlich Lebenskunst wäre. Und mit dem Begriff der Lebenskunst sind wir ja dann bei einem Begriff von Schönheit, der sich an äusserlichen, körperlichen Merkmalen praktisch nicht ablesen lässt. Ich interpretiere das jetzt sehr optimistisch, als seien wir da schon unterwegs. Und ich sehe auch viele Anzeichen dafür. Auf jeden Fall kann man das Scheitern der anderen Projekte, der materialistischen Projekte erkennen. Man kann feststellen, dass die Menschen auf der Sandbank ihrer Endlichkeit stranden und dann nicht weiter wissen – und der Ausweg, das Schiff wieder flott zu machen, kann nur ein spiritueller sein

Diese Spiritualität und innere Schönheit kann doch immer nur im Erleben des Echten gefunden werden. Bedeutet das nun, dass es für die Menschen auf Reisen immer wichtiger wird, selbst etwas zu entdecken, also selbst das zu finden, was ihnen die spirituellen Erfahrungen erlaubt, die zu innerer Schönheit führen? Dass es also immer weniger darum geht, nur standardisierten Wegen zu folgen und das Erleben mit etwas bereits vorab Gewusstem abzugleichen? N.B. Selbstverständlich. Die Frage ist da nur, was «entdecken» eigentlich heisst. Der Begriff unterstellt ja eine Weltzuwendung absoluter Riskanz. Wenn ein Entdecker auf Reisen gegangen ist, dann

wir sind längst so weit und erkennen, dass soziale verantwortung dem profit nicht widerspricht, sondern vielmehr die bedingung dafür ist, dass man im 21. jahrhundert erfolgreich geschäfte macht.


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ist er in eine unbekannte Welt vorgestos­ sen mit grösstem Gefahrenpotenzial, mit vollkommen unvorhersehbarem Schicksal. Davon kann heute ja glücklicherweise keine Rede mehr sein, schon weil die Welt derart entdeckt ist, dass es diese weissen Flecken gar nicht mehr gibt. Es kann also nur eine Entdeckung für mich selber sein, aber natürlich eine, die schon präformiert, präfiguriert ist in ihrem Erfahrungsgehalt, und deshalb ist die Authentizität meiner Erfahrung, wenn ich etwas für mich entdecke, immer auch gleichzeitig inszeniert. Es gibt den schönen Begriff der «staged authenticity», also einer auf einer Bühne sorgfältig arrangierten Authentizität. Das ist natürlich paradox, aber es ist im Grunde eine uns sehr vertraute Erfahrung, dass wir das Gefühl des Echten, des Neuen, des Überraschenden, auch des Beglückenden machen, obwohl Vorkehrungen dafür getroffen worden sind, dass das auch eintritt. Es wäre wohl auch zu viel von den Menschen verlangt, wenn man ihnen nur eine theoretische Möglichkeit von Erlebnissen

ich würde die touristische existenz dadurch definieren, dass wir uns hier in eine art schwebezustand bringen zwischen der sicherheit des vertrauten und der erfahrung des einmaligen, was nur durch inszenierung möglich ist. verkaufen würde und nicht gewissermassen eine Art präfabrizierte Gewissheit des Erlebens. Also insofern muss man beim Begriff des Entdeckens im Auge behalten, dass es immer eine Form von inszenierter Authentizität ist und auch sein muss, denn wäre sie nicht inszeniert, wäre sie zu riskant, und das unterscheidet eben den Touristen vom Entdecker. Wir werden zwar den Touristen immer mobiler, individueller, multidimensionaler erleben, das sehe ich genauso wie Sie, aber es muss immer die Differenz zwischen Kolumbus und einem anderen Südamerika-Reisende geben, und diese Differenz ist eine der Sicherheit, der Gewissheit, der Inszenierung letztlich – die aber auch Gefühle überhaupt erst möglich macht, die unter Bedingungen der Gefahr gar nicht er-

zeugt werden können, wie beispielsweise sehr starke Erregung. Es gibt bei den Soziologen den Begriff «containment of excitement», die Aufregung findet innerhalb einer Sicherheitshülle statt, man hat also einen Sicherheitsrahmen, innerhalb dem man sich dann umso unbeschwerter erregen kann, und ich denke das gilt auch für jede mögliche Form von touristischen Reisen. Wenn dieser Sicherheitsrahmen nämlich nicht gegeben wäre, müsste ich viel zu ängstlich sein, um mich tatsächlich erregen und erfreuen zu können in einem glückverheissenden Sinn. Ich denke, der Tourismus hat auf der einen Seite die einmalige Chance, da eine glückliche Balance zu schaffen zwischen dem Reiz des Neuen, also dem Entdeckerglück, und auf der anderen Seite aber auch der Gewissheit, dass das Erlebnis in einem befriedigenden Sinn eintritt und nicht meine Existenz infrage stellt.

Sie würden also behaupten, dass die Menschen bei aller Sehnsucht nach dem Echten wahre Authentizität gar nicht suchen? N.B. Ein normaler Mensch ist kein Philosoph und zerbricht sich nicht den Kopf, wenn er das Wort Authentizität ausspricht. Ich denke, für die meisten Menschen ist es ganz selbstverständlich, dass das Gefühl des Echten nicht absolute Einmaligkeit oder Erstmaligkeit bedeutet. Wenn man also irgendwelchen Stammesritualen im afrikanischen Busch zuschaut, dann weiss man natürlich, dass man nicht der erste Besucher dieses Stammes ist, so wie man bei einer Fahrt durch die Serengeti auch weiss, dass schon Abertausende Jeeps die gleiche Strecke gefahren sind. Das zerstört aber eben nicht dieses Moment der Authentizität. Das macht gerade die touristische Existenz aus, also ich würde die touristische Existenz sogar dadurch definieren, dass wir uns hier in eine Art Schwebezustand bringen zwischen der Sicherheit des Vertrauten und der Erfahrung des Einmaligen, was nur durch Inszenierung möglich ist. Von Paul Theroux stammt die Definition der Urlaubsreise als «home plus», die also wie zu Hause ist, nur eben noch viel besser. Das betont diesen Sicherheitsaspekt, diesen Framing-Aspekt, und auf der anderen Seite betont Authentizität den Aspekt des Neuen, des Überraschenden, das Echtheitserleben. Aber Menschen sind in der Lage, dieses Urteil, dass etwas

nur inszeniert ist, ausser Kraft zu setzen – dasselbe passiert jedes Mal, wenn ein Fan ins Fussballstadion geht. Dass die Reise natürlich für einen Menschen meistens auch noch sehr starke kognitive Veränderungen bringt, also dass man sein Weltbild verändert, ist noch einmal eine zusätzliche Dimension, aber das Inszenierte gehört zum Gelingen dazu. Man könnte es auch begründen wie Wackenroder, der einmal vom «Verdichten der im wirklichen Leben verloren umherirrenden Gefühle» geredet hat. Also unsere Gefühle sind recht diffus und wir haben einen Bedarf nach gros­ sen Gefühlen, die sich aber im Alltag nicht sinnvoll platzieren lassen, und so sind wir dankbar für Inszenierungen, die diese Gefühle so verdichten, dass sie Kontur, Gestalt, Form gewinnen. Und das ist eben in gut arrangierten Erlebnisferien der Fall.

Wir haben als Reiseveranstalter eine mehr als hundertjährige Tradition und sind in dieser Zeit ein Pionier gewesen, der die Kul­tur des Reisens mitgestaltet hat und der immer neue Wege beschritten hat. Wie können wir als Innovationsführer im 21. Jahrhundert auch weiterhin den Menschen das «Verdichten der Gefühle» ermöglichen? N.B. Für Kuoni geht es wie für jeden, der sein Geschäft auf dieses Reisemotiv setzt, um die Entdeckung unentdeckter Kontinente. Also muss man sich fragen, nachdem de facto die Welt komplett entdeckt ist, wo jetzt der nächste zu entdeckende Kontinent ist. Und das kann ja dann nur ein Kontinent in einer anderen Dimension sein, also in einer sozialen Dimension höchstwahrscheinlich. Also werden Sie sich für bestimmte Lebensformen interessieren, für Lebensformen, die eine Alternative darstellen zum American Way of Life, um bei dem Beispiel mit den Managern zu bleiben, die in Klöster gehen – denn das ist eine Expedition in eine andere Lebensform. Es geht ja gar nicht darum, wo das Kloster ist, ob in Indien oder Andechs, sondern es geht um die Lebensform, die man entdecken will. Und auch wenn mittlerweile einige Menschen Voluntourismus favorisieren, sie also in ihren Ferien einen Unterschied machen möchten, dann geht es auch darum, eine ganz andere Form des Kontakts mit der Welt zu erreichen. Und das sind dann also neue Kontinente, die da entdeckt

werden – und das passt natürlich sehr gut zu unseren ersten Überlegungen über die Dimension des Spirituellen und des Sozialen beim Luxus. So wäre es also sicher sinnvoll für einen Reiseveranstalter, sich zu fragen: Wohin sind die Menschen noch niemals gereist? Also auf den Mond ist man ja nun schon gekommen, und jetzt wären eben mal diese immateriellen Kontinente zu entdecken.

Und wie kann es Kuoni gelingen, die Menschen auf diese unentdeckten Kontinente mitzunehmen, sie dafür zu begeistern? N.B. Ich bin der festen Überzeugung, dass das nicht über Einwegkommunikation funktioniert, also über Werbung oder Marketing im traditionellen Sinn. Es kann im Grunde nicht mehr darum gehen, dem Kunden zu sagen, was für tolle Ideen und Projekte man hat, sondern letztlich muss man versuchen, eine Kommunikation der Kunden und der potenziellen Kunden anzuregen und sich in diese Kommunikation einzuschalten, um aus dieser Kommunikation der Kunden heraus seinen Claim glaubhaft machen zu können. Also: Die Werbung für Ihr Angebot kann immer nur von Ihren eigenen Kunden stammen. Und deshalb ist es von allergrös­ster Wichtigkeit zu überlegen, auf welche Weise man Plattformen für diese Kommunikation bereitstellen kann. Man muss die Lektionen der Internetwelt selber akzeptieren, und die wichtigste ist sicher, dass das Profil dem Profit vorausgeht. Nur wenn Sie ein Profil haben

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und wenn das auch glaubwürdig kommuniziert werden kann, dann können Sie überhaupt profitabel wirtschaften. Und das heisst letztlich, bevor Sie etwas verkaufen wollen, müssen Sie sich um die Communities kümmern, Sie müssen sich um die Selbstorganisation Ihrer Kunden kümmern, und Sie müssen in einer gewissen Weise dieses berühmte Reputationssystem bedienen, das das Internet in allen Konsum- und Lebensbereichen längst etabliert hat. Es muss eigentlich darauf hinauslaufen, dass man von den eigenen Kunden lernt. Es wäre ein ideales Spiel, zwischen einer brillanten Idee und einem organisierten Feedback Kommunikationsstrukturen aufzubauen, was niemals wieder zu einer Art besserwisserischer Werbekampagne führen würde, sondern man würde ganz im Gegenteil sagen können: «Das haben wir von Euch gelernt!»

Sind Schönheit und Erfahrung als Kommunikationsaussage richtige, stimmige Begriffe? N.B. Absolut. Ich halte auch den Erfahrungsbegriff für einen ausserordentlichen Fortschritt gegenüber dem Begriff, der jetzt jahrzehntelang das Feld dominiert hat, nämlich Erlebnis. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Erfahrung und Erlebnis, nämlich dass es im Begriff des Erlebnisses liegt, dass es folgenlos verpufft, während die Erfahrung das Leben verändert. Und das ist ja eigentlich das, worum es gerade beim Reisen gehen müsste. Denken Sie an die Pilgerreisen und Bildungsreisen

das soziale und spirituelle zusammen sind die eigentliche kraft, die wegführt vom klassischen materiellen luxus.

im klassischen Sinn, die mein Leben verändern. Und man kann im Grunde auch nur erwachsen werden, wenn man nach draussen geht, wenn man reist. Diese ursprüngliche Form des Reisens ist wiedergewonnen, wenn man es ernst nimmt mit der Erfahrung.

Die dann zum inneren Wachstum und damit auch zu innerer Schönheit führt? N.B. Das ist absolut der Fall. Und wir machen ja auch wirklich die Erfahrung, dass wir Menschen als schön empfinden, obwohl sie nicht den traditionellen Standards der Schönheit entsprechen, einfach weil sie kultiviert sind, weil sie sich auszudrücken verstehen, weil sie mit Situationen umzugehen wissen. In ihrer Gesellschaft fühlt man sich wohl, und mit solchen Menschen zu tun zu haben verschönert das Leben. Es war schon immer eine Gewissheit, dass einen die Erfahrung des Reisens genau in dieser Weise bildet.

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links Solidarität für die Zukunft dieser Kinder: Viele Schweizer haben das «Zeichen Setzen»-Projekt mit ihrem Daumenabdruck unterstützt. unten Bei jeder Buchung einer Reise aus den Indienund Afrika-Katalogen gehen CHF 10.– an Hilfs­ projekte unserer Partnerorganisationen.

K unst- und Spendena k tion

zeichen setzen Wir alle teilen die Verantwortung für eine bessere Zukunft. Kuoni möchte ein Zeichen setzen und gemeinsam mit seinen Kunden einen Beitrag dazu leisten, die Schönheit und Vielfalt unserer Erde zu bewahren.

Unsere Welt steht heute einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, zu denen als zentrale Aufgabe auch die Bekämpfung des Klimawandels gehört. Angesichts der drohenden Veränderungen des globalen Klimas dürfen wir jedoch andere wichtige Aufgaben wie die Bekämpfung von Armut, die Sicherung der Versorgung mit ausreichend sauberem Wasser für alle Menschen, eine bessere medizinische Versorgung auch in entlegenen und benachteiligten Regionen, die Bewahrung eines natürlichen Gleichgewichts in der Natur oder die Verbesserung der Bildung der ärmsten Bewohner der Welt nicht aus den Augen verlieren. Als global agierendes Reiseunternehmen ist Kuoni tagtäglich mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Gerade deshalb fühlen wir eine grosse Verpflichtung und vor allem den besonderen Wunsch, unsere Arbeit verstärkt auf nachhaltige Prinzipien zu gründen und auch entsprechende Hilfsprojekte anderer Organisationen zu unterstützen. Kuoni ist sich bewusst, dass wir alle handeln müssen, wollen wir uns auch in Zukunft in einer Welt bewegen, in der Reisen ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens ist und in der wir vor allem mit ruhigem Gewissen die unvergleichlich wertvollen Begegnungen mit anderen Kulturen, Landschaften und Lebensformen erfahren können.

Kuoni stellt sich der Komplexität der Aufgaben und konzentriert sich daher bewusst nicht nur auf einen Problembereich, sondern geht im Rahmen seiner umfangreichen Corporate Responsibility-Aktivitäten mit unterschiedlichen Partnern verschiedene Herausforderungen in verschiedenen Teilen dieser Erde an. Dabei ist bei allen Massnahmen, die Kuoni initiiert und unterstützt, der Aspekt der Nachhaltigkeit immer entscheidend. Kuoni aber möchte sich als Unternehmen nicht nur selbst für einzelne Projekte engagieren, sondern auch seine Kunden und andere Menschen für bestimmte Problemfelder sensibilisieren und zur Solidarität aufrufen. So hat Kuoni im Zusammenhang mit dem Angebot neuer Reisen nach Afrika und Indien die Aktion «Gemeinsam Zeichen Setzen» ins Leben gerufen, durch die nicht nur Geld für Hilfsprojekte unserer Partner UNICEF, Caritas und Zoo Zürich gesammelt werden konnte, sondern die auch grosses öffentliches Interesse geweckt hat. Die Aktion «Gemeinsam Zeichen Setzen» ist zweiteilig angelegt. Zum einen fördert Kuoni pro Teilnehmer jeder Reise aus den neuen Indien- und Afrika-Katalogen mit CHF 10.– Hilfsprojekte in Indien und Afrika, die unter dem Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe beispielsweise Kindern

eine schulische Ausbildung ermöglichen, aktiven Tierschutz betreiben, Arbeitsplätze schaffen, Schulen einrichten oder medizinische Versorgung gewährleisten. Aber der Name der Aktion ist auch ganz wörtlich zu nehmen, denn Kuoni hat auf quadratischen Metallplatten überall in der Schweiz Daumenabdrücke gesammelt. Wir wurden dabei unterstützt von Prominenten wie dem Komiker und Kabarettisten Simon Enzler, der etwa auf dem Säntis in über 2500 Meter Höhe Abdrücke von Bürgern aus aller Welt sammelte, sowie von Steve Lee, Bruno Kernen und vielen anderen. Die Platten sind Teil eines Kunstprojekts und ergeben zusammengefügt grosse Karten von Indien und Afrika, auf denen zahllose Menschen ein Zeichen ihrer Solidarität und Hilfsbereitschaft hinterlassen haben. Sie werden einzeln versteigert, wobei der Erlös wiederum unseren Partnerorganisationen zugute kommt. Mit «Gemeinsam Zeichen Setzen» ist es Kuoni gelungen, sein eigenes beispielhaftes Engagement mit dem Wunsch unserer Kunden zu helfen in Einklang zu bringen.


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Der Kuoni Climate Tag kann ab Juni 2010 über www.kuoni-group.com bestellt werden.

k uoni k lim a projek t k uoni clim at e tag

save the beauty Wer die Schönheit der Welt bewahren will, kann auf einfache Art einen Beitrag leisten. Kuoni und myclimate zeigen mit einem beispielhaften Projekt auf Bali Wege auf, wie wir zukünftig mit den Umweltbelastungen durch das Reisen umgehen können – um auf verschiedenen Ebenen Nachhaltigkeit zu fördern.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels und einer zunehmenden Verschmutzung unserer Umwelt, zu der auch das Reisen beiträgt, ist es für Kuoni ein besonderes Anliegen, Projekte zu unterstützen, die einen wirklich sinnvollen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten und somit helfen, die Schönheit unserer Welt zu bewahren. So betreibt Kuoni gemeinsam mit der Klimaschutzorganisation myclimate eine wegweisende Abfallverwertungsanlage auf Bali, in der pro Tag rund fünfzig Tonnen Abfall sortiert und recycelt werden. Das Projekt ist beispielhaft für eine nachhaltige Entwicklung, geht es doch verschiedene Probleme auf unterschiedlichen Ebenen an: Menschen auf Bali sammeln Müll und verkaufen ihn an die Anlage, die wiederum rund 120 Angestellten Arbeit gibt. Plastik, Metall und anderer Müll werden recycelt, aber 85 Prozent sind organischer Abfall, der hier kompostiert wird, wodurch die Freisetzung von Treibhausgasen vermieden wird. So ist die Anlage einerseits Lebensgrundlage für viele Balinesen, sie trägt aber ausserdem dazu bei, schädliche Emissionen zu

verringern sowie Müll aus der Landschaft, aus Flüssen und Seen, von Strassen und Plätzen zu verbannen und dadurch eine schönere, lebenswertere und gesündere Umwelt auf Bali zu schaffen. Finanziert wird die Anlage zum einen von Kuoni selbst, das die CO2-Emissionen sämtlicher eigener Geschäftsflüge durch entsprechende Beiträge kompensiert. Zum anderen bieten wir unseren Gästen aber auch die Möglichkeit, die Belastungen ihrer Ferienflüge durch den Kauf eines Klimatickets auszugleichen. Mit dem Erwerb eines myclimate-Tickets erhält der Kunde einen Kofferanhänger, den er als sichtbares und ermutigendes Zeichen für eine bessere Zukunft durch die Welt tragen kann. «Save the beauty» steht auf dem Anhänger geschrieben, und wir würden uns wünschen, dass diese Botschaft möglichst viel Gehör findet. Dabei ist das Schöne, das es zu retten gilt, viel mehr als nur eine intakte Natur. Schönheit bedeutet für Kuoni Diversität, Respekt vor dem Anderen, die Verbes-

serung der Lebensbedingungen aller Menschen, Reichtum an Erfahrungen sowie Humanität und Solidarität auch als Voraussetzung eines verantwortungsvollen Reisens in der Zukunft. Kuoni kommt seiner eigenen Aufforderung «Save the beauty» mit seinen unterschiedlichen Projekten nach und versucht dabei, diese Projekte so weit wie möglich gemeinsam mit den Kunden zu unterstützen. Nur dadurch, so denken wir, kann Kuoni sie im Bewusstsein möglichst vieler Menschen verankern und ihren Erfolg auch auf lange Sicht ermöglichen. Kuoni möchte mit seinem Engagement aber nicht nur aktiv helfen, sondern auch ein Zeichen setzen, das ermutigend sein und einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit aufzeigen soll. Deshalb unterstützen wir überschaubare, konkrete Projekte, deren Erfolg unmittelbar nachzuvollziehen und auch überprüfbar ist. Schliesslich müssen wir mit kleinen Schritten beginnen, die jeder von uns tun kann, wenn wir das langfristige und globale Ziel einer besseren Zukunft erreichen wollen.


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w ie inner e h a r monie und neue w erte unser e zuk unf t schöner m achen

schönheit durch nachhaltigkeit prof. mohan munasinghe war 2007 als Vize-Vorsitzender des Weltklimarats IPCC-AR4 Ko-Nobelpreisträger für Frieden. Er ist Präsident des Munasinghe Institute of Development (MIND) in Sri Lanka und Generaldirektor des Sustainable Consumption Institute an der University of Manchester in Grossbritannien. Wir trafen uns mit ihm am Rande der Weltklimakonferenz in Kopenhagen zu einem Gespräch, um über die komplexen Herausforderungen, denen unsere Welt heute gegenübersteht, und über Wege zu ihrer Bewältigung und damit zu mehr Nachhaltigkeit zu reden. Munasinghe glaubt, dass diese Wege über die Prinzipien von Schönheit und Harmonie führen sollten, wovon auch das Reisen betroffen ist.

Prof. Munasinghe, wir sind für unser Gespräch hier in Kopenhagen anlässlich der internationalen Klimakonferenz COP15 zusammengekommen. Der Klimawandel ist sicherlich das umweltpolitische Thema mit der grössten öffentlichen Aufmerksamkeit. Aber ist es richtig, sich nur auf dieses Thema zu konzentrieren, wenn es darum geht, die Herausforderungen, die die Zukunft an uns stellt, zu diskutieren? m.m. Wir sollten die Diskussion auf eine breitere Basis stellen, denn der Klimawandel ist nur eines von vielen Problemen, denen wir gegenüberstehen. Da gibt es die Finanzkrise, die Probleme anhaltender Armut und Ungleichheit, die drohende Knappheit von Rohstoffen, gesundheitliche Probleme, Pandemien und natürlich noch andere sehr ernste ökologische Probleme, die nichts mit dem Klima zu tun haben. Wir wissen also, dass wir in Schwierigkeiten sind.


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Und wir müssen uns um alle diese Probleme kümmern und klug genug sein, ganzheitliche Lösungen dafür zu finden. Denn der Versuch, den Klimawandel auf Kosten anderer Probleme wie etwa der Armut zu bekämpfen, ist nicht der richtige Weg.

Warum hat noch niemand begonnen, diese Probleme ernsthaft anzugehen? m.m. Die Regierungen und führenden Politiker zeigen sich zunehmend unfähig, die Führung zu übernehmen und diese Probleme zu lösen. Ich denke, dass die Weltbevölkerung und vor allem die jungen Leute und auch die verantwortlichen Medien Druck ausüben, aber die Botschaft kommt irgendwie nicht an. Und das ist der Punkt, an dem die Menschen aufstehen und sagen müssen: «Wir wollen, dass diese Dinge geändert werden, und wenn ihr wieder gewählt werden wollt, dann müsst ihr euch in diese Richtung bewegen!» Die Wirtschaft kann den Regierungen helfen, sie kann die führenden Politiker hin zu einer nachhaltigeren Entwicklung drängen, und auch ein Unternehmen wie Kuoni kann dabei eine grosse Rolle spielen.

Sie haben eine ganze Reihe von Herausforderungen erwähnt, denen wir gegenüberstehen. Wie sehen denn die

ganz­heitlichen Lösungen aus, mit denen wir diesen Problemen beikommen können? m.m. In den frühen 1990er-Jahren habe ich ein System entwickelt, das ich «Sustainomics» genannt habe und das ich in diesem Zusammenhang immer noch als sehr zeitgemäss betrachte. Es geht darum, den Menschen ihre Möglichkeiten zu zeigen und sie zu ermutigen. Denn angesichts dieser gewaltigen, komplexen Probleme fühlen sie sich hilflos und fragen sich, was sie tun können. Die Menschen sind skeptisch, wenn ihnen ihre führenden Politiker versprechen, dass sie in fünf oder zehn Jahren dieses oder jenes ändern werden. Der erste Grundsatz von Sustainomics lautet: «Macht die Entwicklung nachhaltiger!» Wir sagen also, anstatt Zeit damit zu verschwenden, die einzelnen Punkte einer nachhaltigen Entwicklung genau zu erörtern, sollten wir lieber jetzt handeln und unsere Entwicklung nachhaltiger gestalten. Um uns herum gibt es so viele Dinge, die ganz offensichtlich nicht nachhaltig sind. Wenn wir diesen Raum verlassen und das Licht ausschalten, oder wenn Sie Abfall auf der Strasse sehen und ihn aufheben, dann gestalten Sie die Entwicklung nachhaltiger. Wir können also jeden Tag eine ganze Reihe von Dingen tun.

Es ist so, als würde man einen Berg besteigen: Der Gipfel entspricht dem endgültigen Ziel nachhaltiger Entwicklung – er ist von Wolken umhangen und wir können ihn nicht sehen. Aber wenn man immer einen Schritt nach dem anderen macht, dann wissen Sie, dass Sie dort oben ankommen werden, solange Sie weitersteigen. Und dieses Klettern erfüllt uns mit einem Enthusiasmus, der vor allem bei jungen Leuten seinen Nachhall findet. Wir möchten die Leidenschaft, die in gewisser Weise auch eine Form von Schönheit ist, für konstruktive Ziele nutzen. Und das kann nicht nur von einzelnen Menschen, sondern auch von Unternehmen wie Kuoni praktiziert werden.

Ihre Beispiele, etwa das Ausschalten der Glühbirne, sind sehr verständlich. Aber es gibt doch auch wesentlich komplexere Situationen, in denen man nicht so einfach entscheiden kann, ob eine Handlung nachhaltig ist oder nicht. m.m. Das ist der zweite Grundsatz von Sustainomics, der wieder mehr handlungsorientiert ist. 1992 habe ich auf dem Erdgipfel in Rio das NachhaltigeEntwicklungs-Dreieck vorgeschlagen, das eine soziale, eine ökonomische und eine ökologische Seite hat. Die Balance zwischen diesen drei Seiten ist wichtig,

sie wird allerdings je nach Land oder Gesellschaft unterschiedlich ausfallen. Natürlich ist die ökonomische Seite, vor allem für die armen Länder, sehr wichtig, aber wir müssen die wirtschaftliche Entwicklung und Einkommensentwicklung eben nachhaltiger gestalten. Der soziale Aspekt ist etwas subtiler und weniger genau definiert. Es geht unter anderem darum, soziales Kapital zu schaffen, das wie ein Klebstoff wirkt, der eine Gesellschaft zusammenhält. Und auf der ökologischen Seite gibt es die ganz klare Botschaft, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu vermindern und die Umweltverschmutzung zu verringern. Mit dem Dreieck kann man sein Handeln überprüfen, weil man sich damit fragen kann: «Wird die Handlung, die ich vornehmen möchte, unsere Entwicklung nachhaltiger oder weniger nachhaltig machen?» Der dritte Grundsatz ist ein wenig abstrakter, denn es geht dabei um menschliche Denkprozesse. Um voranzukommen müssen wir das nicht nachhaltige Denken der Vergangenheit überwinden, und am wichtigsten dabei ist es, menschliche Werte zu ändern – vor allem die der jungen Menschen. Wir haben beispielsweise eine Phase von vielleicht zwanzig Jahren mit einem verhängnisvollen Ansatz hinter uns, dessen Essenz es

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war: «Jetzt verbrauchen, später zahlen.» Solche unzeitgemässe Ideen müssen in nachhaltigere Werte wie Uneigennützigkeit und aufgeklärtes Eigeninteresse abgeändert werden. Ausserdem müssen wir die Beschränkungen einer traditionellen, an Disziplinen orientierten Analyse überwinden, um innovative Lösungen für die komplexen Fragestellungen nachhaltiger Entwicklung und des Klimawandels zu finden. Interessenvertreter müssen zusammengebracht werden, um den Austausch von Daten, Transparenz und Zusammenarbeit zu ermöglichen. Und wir sollten die Grenzen von Raum und Zeit überwinden – indem wir in Zeiträumen von Jahrhunderten denken und den ganzen Planeten berücksichtigen. Und der letzte Grundsatz lautet: Wenn wir dieses Konzept nachhaltiger Entwicklung operationalisieren wollen, müssen wir eine Reihe praktischer Werkzeuge zur Analyse vollständiger Lebenszyklen verwenden. Die Analyse all unserer Produkte und Prozesse muss die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. Unternehmen machen so etwas ständig, etwa wenn sie Preise festlegen. Wir müssen uns also zwingen, dasselbe auch für die sozialen und ökologischen Aspekte zu machen, was uns dabei helfen wird zu entscheiden, welche Produkte, Services

oder Prozesse nachhaltiger sind und welche weniger.

Es scheint, als müssten wir eine Menge ändern. Gibt es denn trotz der Veränderungen, die für eine nachhaltige Entwicklung erforderlich sind, überhaupt noch Raum für Genuss? m.m. Ja, jetzt kommen wir zur Schönheit. Nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass das Leben trostlos wird. Das Leben sollte schön sein in dem Sinn, dass man jedem Tag freudig entgegensehen sollte, dass man sich fragt: «Was kann ich beitragen? Wo ist mein Platz im Universum?» Nachhaltigkeit bedeutet auch, seine mentalen Parameter neu zu definieren, sodass das Handeln nicht nur mit der natürlichen, sondern auch mit der sozialen Umwelt im Einklang steht. Wir haben das vergessen, weil unser Konzept von Wohlergehen viel zu sehr an materielles Wohlergehen gebunden ist – was vom Konzept der Schönheit wegführt. Fälschlicherweise ersetzt es die Zufriedenheit, die durch die Wahrnehmung und den Genuss von Schönheit entsteht, durch materielle Güter. Natürlich können einige dieser materiellen Dinge schön sein, etwa ein fantastisches Kunstwerk. Aber was ich meine ist, dass Schönheit eine intrinsische Sache ist und dass sie ein

nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass das leben trostlos wird.

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wesentlicher Teil unseres Wertesystems ist. Wenn wir uns also in Richtung einer nachhaltigen Lebensweise bewegen, dann ändern wir unser Wertesystem so, dass unsere Anschauungen viel positiver werden und dass wir den Wert und die Schönheit vieler Dinge erkennen, die vorher keine Relevanz für uns hatten. Die Reichen müssen ihr gutes Leben nicht aufgeben, um nachhaltiger zu sein. Es entwickelt sich einfach nur weg von einem quantitativen hin zu einem qualitativen Ansatz. Anstatt also fünf Fernseher und dies und das zu haben, können wir andere Arten von Services bekommen, die uns dieselbe Erfahrung ermöglichen, aber die Umwelt viel weniger schädigen.

Also ist Schönheit ein Bewusstseins­ zustand? m.m. Ja, für mich ist das Konzept sehr wichtig, das behauptet, Schönheit liege im Auge des Betrachters. Es ist sehr wichtig, dieses Gefühl innerer Harmonie zu entwickeln, diese innere Balance. Denn wenn Ihr Leben zu sehr gedrängt, zu gehetzt ist, dann ist es zusammenhangslos. Sie müssen die innere Balance und innere Harmonie besitzen, um den Druck des modernen Lebens auszugleichen und wieder einen Schönheitssinn zu entdecken. Wenn Sie spirituell wachsen und so auf die Welt blicken, dann wird sie Ihnen viele schöne Dinge auf überraschende Art und Weise offenbaren. Nachhaltigkeit bezieht die Idee einer allumfassenden Harmonie mit ein, also nicht nur die der Harmonie mit der Natur – es geht darum, seinen Platz im Universum zu kennen und sich mit seinem Beitrag zu diesem harmonischen Zusammenspiel wohl zu fühlen.

Würden Sie Kuoni zustimmen bei der Aussage, Schönheit sei eine Erfahrung? m.m. Zu einem gewissen Grade ja. Es ist schwierig zu erklären, aber Schönheit hat sicherlich mit Erfahrung zu tun, weil sie ein Zusammenspiel der Sinne ist und sich nicht auf grosse Anhäufungen von materiellen Dingen beschränkt. Natürlich ist einiges davon materiell, besonders wenn man etwas Schönes erwirbt, das man gerne anschaut. Aber

wenn Sie es anschauen und wissen, dass es eine Menge Schaden und Disharmonie verursacht hat, dann dürften Sie von der ganzen Erfahrung weniger begeistert sein. Was Sie also als schön wahrnehmen, ist wegen Ihrer eigenen inneren Struktur schön. Und falls diese Struktur aus den Fugen geraten ist, etwa wegen Ihrer Art zu leben oder aus anderen Gründen, dann ist das, was Sie als schön empfinden, in Wahrheit gar nicht so harmonisch – für mich gehören Harmonie und Schönheit sehr eng zusammen.

sie müssen innere balance und innere harmonie besitzen, um den druck des modernen lebens auszugleichen und wieder einen schönheitssinn zu entdecken. Wenn ich Ihren Ausführungen folge, dann frage ich mich, ob wir in Zukunft überhaupt noch mit einem ruhigen Gewissen verreisen können, da ja allein das Reisen selbst, also der Verkehr, schon Schaden an der Umwelt verursacht. m.m. Verkehr ist unentbehrlich. Ob er die Umwelt schädigt oder ihr nutzt, ob er gut oder schlecht für soziale und ökonomische Aspekte ist – die Menschen müssen reisen. Aber wenn unsere Werte die richtige Harmonie besitzen, dann werden wir uns auch relativ einfach einen nachhaltigeren Lebensstil im Hinblick auf das Reisen aneignen können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ich reise viel. Wie gehe ich mit dem ökologischen Schaden um, den das Reisen verursacht? Ich habe meine Reisetätigkeit um fast 50 Prozent heruntergeschraubt, indem ich vermehrt das Telefon sowie Internet, Facebook, Twitter und Videokonferenzen nutze. Aber wenn wir berücksichtigen, dass Mobilität und Verkehr notwendig sind und dass die Menschen reisen wollen, was können wir dann tun? Schauen wir uns das Dreieck an. Ich arbeite mit einer Firma in Sri Lanka zusammen, die einen Forst verwaltet. Wir kalkulieren, wie viel CO2 eine Reise verursacht, und dafür bezahle ich. Ich bekomme ein Zertifikat

und eine Fotografie von einem Baum, den sie von dem Geld gepflanzt haben und der die nächsten zwanzig Jahre oder noch länger wachsen wird und das CO2 absorbiert, das ich ausgestossen habe. Viele Umweltschützer sagen, dies sei der Weg, auf dem die Reichen für ihre Sünden bezahlen. Das stimmt nicht ganz – ich habe die Plantage besucht. Sie wird von armen Farmern bewirtschaftet, von denen viele kleine Kinder haben, die durch das ganze Programm zur Schule gehen können, die dadurch Kleidung und zu essen haben. Es gibt also einen sozialen Nutzen. Wir wissen ausserdem, dass diese Bäume ein wichtiger Wasserspeicher für einen Fluss sind, der dort in der Gegend fliesst. Es gibt also auch einen ökologischen Nutzen. Und es gibt natürlich auch einen ökonomischen Nutzen, weil diese Bäume irgendwann einmal abgeerntet werden, sie liefern einen Ertrag. Es geht also nicht nur um den Ausgleich von CO2. Wenn jemand sagt «Kein Reisen, kein CO2!», dann hat er den Punkt verfehlt. Ich tue auch etwas auf sozialer, ökonomischer und ökologischer Ebene, um unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen. So löse ich mehrere Probleme gleichzeitig. Das ist die Balance, das ist die Harmonie.

Sie sprechen von innerer Balance und innerer Harmonie, was menschliche Erfahrungen oder Zustände sind. Was bedeutet das für ein Unternehmen wie Kuoni? m.m. Was für ein Geschäft auch immer Sie betreiben, Sie verbrauchen Ressourcen. Was würde ich also der Führungsetage von Kuoni sagen? Ich würde ihr sagen: Wenn Sie den vier Grundsätzen von Sustainomics vom Management abwärts folgen, dann werden die Angestellten überzeugt sein, dass sie einen Unterschied machen können. Viele Unternehmen haben ein Corporate-Responsibility-Programm, aber manchmal ist das nur PR. Es muss also diese Überzeugung und Verpflichtung geben, dass Sie die Entwicklung nachhaltiger gestalten, dass Sie nicht auf Regierungen oder sonst jemanden warten, der Ihnen sagt, was Sie tun sollen. Und es ist auch wichtig, dass Sie nicht nur Marktstudien machen, um herauszufinden, was die Verbraucher

mögen oder nicht mögen – zu einem gewissen Grade ja, aber Sie müssen die Menschen auch führen. Dann ist natürlich auch entscheidend, was unterm Strich steht. Wenn Sie Ihre Anteilseigner nicht zufriedenstellen, dann sind Sie auch nicht nachhaltig. Also müssen Sie auf Ihren Profit achten, solange Sie Ihrer sozialen Verantwortung nicht nur gegenüber Ihren Angestellten, sondern auch gegenüber der Gesellschaft gerecht werden. Und Sie sollten insbesondere die Wertschöpfungskette im Auge behalten. In vielen Unternehmen, Kuoni eingeschlossen, basieren die Services auf Leistungen aus vielen verschiedenen Ländern und Quellen. Sie müssen die ganze Kette betrachten und systematisch die ökologischen und sozialen Konsequenzen berücksichtigen, nicht nur einen Aspekt. Benutzen Sie das Dreieck und schauen Sie sich alle drei Seiten an. Sie werden überrascht sein herauszufinden, wo die empfindlichen Stellen sind. Vielleicht können Sie einen bestimmten Lieferanten wechseln oder mit ihm oder ihr reden, oder Sie können eine bestimmte materielle Ressource durch eine andere ersetzen.

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Aber der Wertewandel hat zwei Seiten. Eine ist betriebsintern, die andere Seite dieses Wertewandels und des Überschreitens von Grenzen ist aber nach aussen gerichtet. Und genau das macht Kuoni. Indem Kuoni nach aussen hin kommuniziert, was es an Nachhaltigem unternimmt, greift es aus und erzählt seinen Kunden und Verbrauchern, dass dies die richtige Richtung ist – in gewissem Sinn führen Sie und fördern nachhaltigen Tourismus. Und das können Sie auch noch expliziter durch Werbung machen.

Wenn man Ihnen zuhört, könnte man denken, dass es uns sogar etwas reicher machen könnte, wenn wir materielle Dinge aufgeben.

Sie sind also optimistisch, dass wir ein nachhaltigeres Leben führen können, ohne unser komfortables Leben, das auch Reisen mit einem guten Gewissen einschliesst, aufzugeben?

m.m. Ja. Man muss immer gewisse grundlegende Bedürfnisse befriedigen, vor allem wenn man arm ist. Aber oft kann es einen zufrieden machen, materielle Dinge aufzugeben.

m.m. Ja, hier kommt wieder die Schönheit ins Spiel. Nachhaltigkeit bedeutet nicht Leiden. Die Gegner von mehr Nachhaltigkeit – hauptsächlich die Privilegierten, die, wie ich denke, fehlgeleitet sind – möchten ihre Welt, so wie sie sie sehen, bewahren. Deshalb widersetzen sie sich dem Wandel. Aber sie verste-

wenn wir von harmonie und schönheit reden, dann reden wir von werten, die man teilen kann und die man nicht dadurch verliert, dass man sie teilt.

hen nicht, dass sie vielleicht wegen ihrer Werte selbst keine sehr glücklichen Menschen sind, voller Angst und Besorgnis, das, was sie haben, zu verlieren, weil es etwas Materielles ist. Aber wenn wir von Harmonie und Schönheit reden, dann reden wir von Werten, die man teilen kann und die man nicht dadurch verliert, dass man sie teilt.

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gaṅgā 2521 Kilometer in Schlauchbooten auf dem Ganges, der heiligen Mutter Indiens: Die Teilnehmer der Ganges-Expedition begaben sich auf eine aussergewöhnliche Reise von den eisigen Höhen des Himalaya bis hinab zum Golf von Bengalen. Dabei zeigte sich der Ganges von seinen schönsten Seiten – und verbarg auch seine Wunden nicht. Abenteuer und lehrreiche Expedition zugleich war diese Reise, die ihre Teilnehmer tief beeindruckt hat.

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links Die gezeichnete Karte lässt nicht vermuten, welche Herausforderungen auf die Expeditionsteilnehmer warten.

Im vergangenen Jahr war Kuoni Partner einer aufsehenerregenden Expedition auf dem Ganges, die es in dieser Form noch nie zuvor gegeben hat. Mit Schlauchbooten hat ein internationales Team unter der Leitung des Schweizer Abenteuerreisenden Andy Leemann den Fluss von seiner Quelle in den eisigen Höhen des Hima­ laya bis zu seiner Mündung im tropischen Golf von Bengalen befahren. Es war eine aussergewöhnliche Reise über 2 500 Kilometer quer durch Indien – eine Reise, die geprägt war von faszinierenden Begegnungen mit einem faszinierenden Land, voller Schönheit, Genuss und Entbehrungen, voller Erfahrungen also, die jeden Teilnehmer tief beeindruckt und verändert haben zurückkehren lassen. Es war aber auch eine Expedition, die auf die Bedrohungen des Ganges aufmerksam gemacht hat, die sich intensiv mit den Gefährdungen des empfindlichen natür­ lichen Gleichgewichts des Flusses, mit dem Klimawandel, mit Wasserknappheit und auch mit sozialen Aspekten auseinandergesetzt hat – zum Teil in Gegenden, deren Bewohner noch nie in ihrem Leben einem Weissen begegnet sind.

Für Kuoni war es in vielerlei Hinsicht ein besonderes Anliegen, als Partner diese Expedition zu unterstützen, gemeinsam mit dem WWF, AB Inflatables und der Hilfsorganisation Green Cross, mit der Kuoni bereits seit mehreren Jahren bei verschiedenen Projekten und Reisen zusammenarbeitet. Zum einen ging es Kuoni darum, von den Teilnehmern etwas zu lernen – über eine extreme Form des Reisens, über die Einmaligkeit von Erfahrungen, über spirituelle Dimensionen des Unterwegsseins und natürlich über mögliche Anknüpfungspunkte, die dem Reisen der Zukunft neue Wege eröffnen. Zugleich war es aber auch eine Möglichkeit, ein stärkeres Bewusstsein für die Chancen und Möglichkeiten von nachhaltigem Tourismus in Indien zu schaffen und ausserdem aus einer neuen Perspektive die Vielfalt und Schönheit eines Landes kennenzulernen, in dem Kuoni schon seit langer Zeit daheim ist und zu dem es eine sehr starke emotionale Bindung hat. Gerade wegen dieser Bindung ging es Kuoni mit dieser Expedition aber vor allem darum, auf soziale und ökologische Probleme aufmerksam zu machen, die

eng mit der Mutter Ganges, dem heiligen Fluss Indiens, verknüpft sind – etwa das Abschmelzen der Gletscher im Himalaya, die eine zentrale Bedeutung für die Wasserversorgung in einigen der am dichtesten besiedelten Regionen der Erde haben; oder die Verschmutzung eines Flusses, der für unzählige Menschen entlang seiner Ufer die einzige Möglichkeit überhaupt darstellt, sich mit Trinkwasser zu versorgen. Die Expedition konnte aber nicht nur grosse öffentliche Aufmerksamkeit für diese Themen erreichen, sondern bot auch die einmalige Möglichkeit, Daten und Bildmaterial zum Zustand des Flusses über seine gesamte Länge hinweg zu sammeln. So vereint die Ganges-Expedition Aspekte, die für das Reisen der Zukunft von Bedeutung sein werden und die in besonderem Mass auch die Verantwortung gegenüber der Natur und den Menschen in allen Teilen dieser Welt betreffen, die nicht nur Kuoni als Reiseveranstalter trägt, sondern der sich jeder einzelne Reisende zukünftig stärker bewusst sein wird.

unten Teepause vor grandioser Kulisse, die Auftakt einer Reise ins Ungewisse ist.

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Auf den schlammigen Wassern des Ganges muss das Tempo hoch gehalten

werden, um die einzelnen Etappenziele im gesteckten Zeitrahmen zu erreichen.

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Waschung in unwirtlicher Umgebung: Es gehรถrt zur Kultur dieser Menschen,

mit den extremen Bedingungen auf dem Dach der Welt auszukommen.

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Wasser, das dem Ganges an seiner Quelle entnommen wurde, wird ihm an seiner Mündung wieder zurück-

gegeben – ein bewegendes Ritual für die Mitglieder der Expedition.

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Idylle am Fluss: Trotz seiner Verschmutzung bleibt der Ganges Lebensmittel-

punkt für unzählige Inder – die meisten haben keine andere Wahl.

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In den wilden Schluchten des Himalaya lässt sich noch nicht erahnen, dass der Ganges in einem der

grössten Flussdeltas der Welt ins Meer münden wird.

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t r av elling t he ga áš…gÄ


w eltpr em ier e 13.09.09 – 19.10.09 Fünf Wochen in einem Schlauchboot auf dem Ganges bedeuten unzählige faszinierende, überraschende, prägende Erfahrungen auf und neben dem Fluss, von denen der Journalist Helge Bendl uns eindrucksvoll berichtet – vom Kampf gegen sich selbst etwa oder von ungewöhnlichen Begegnungen, von Gewinn durch Verzicht und vom Wert des Helfens.


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Wo die wilden Berge wohnen: Der Himalaya bleibt ein Traumziel für zivilisationsmüde Reisende, die Natur im Grossformat erleben wollen.

Geburt und Taufe in einem ist diese erste Begegnung, und nichts und niemand kann dich auf die Intensität des Kennenlernens vorbereiten, weder auf den ersten Schock noch das Glücksgefühl danach. Sein heiliges Wasser ist hier, wo alles beginnt, noch flüssiges Eis – scharf wie ein Messer aus Damaszenerstahl und so kalt, dass man dessen tausendundein Jahr im Herzen des Himalayas bewahrte Reinheit gar nicht schmecken kann. Die Zunge protestiert schon beim ersten Schluck und wird taub, der Hals revoltiert angesichts der Stichelei. Die Kälte selbst ist eine Greifzange, hat bereits beim Ausziehen von Hemd und Hose den ganzen Körper fest im Griff. Wenn du dann hineinstakst in die zum tanzenden Fluss verschmolzenen Millionen von Tropfen, allen Mut zusammennimmst und komplett untertauchst, steht die Welt still. Für eine Millisekunde nur setzt das Herz aus, doch das reicht, um seine Sinne neu zu entdecken, wenn du wieder heraus bist aus dem eisigen Nass, Luft holst, die zusammengepressten Augen öffnest und mit wildem Schütteln den Umhang aus Wasser abstreifst. Licht streichelt dann das Gesicht, Sonne wärmt die Haut, ein stahlblauer Himmel wölbt sich über allem, und in der Ferne glitzert der 6   543 Meter hohe Shivling, ein Stein gewordener Weltenherrscher Shiva, von dessen Krone aus Schnee das Wasser an des Gottes Locken auf die Erde herabgleitet, ganz wie es die Hindus in ihrer Schöpfungsgeschichte erzählen. Auf 4  000 Metern im Eiswasser des gerade geschlüpften Ganges ein Bad zu nehmen, ist für sie ein heiliger Akt. Und für andere Besucher eine der Möglichkeiten, die Elemente des Himalaya intensiv und hautnah zu erleben. Doch auch ohne Selbstkasteiung sehen Wanderer in den zunächst nur meditativ leeren und reinen Landschaften bald eine mit Macht ums Leben kämpfende Flora und Fauna, die in ihrer Angepasstheit spriesst und gedeiht; sie entwickeln ein Auge für Birken, die sich festkrallen im Gestein und als weisse Leitern in den Himmel ragen, und für BharalBöcke, die perfekt getarnt zwischen den Felsen grasen und sich manchmal auf die Hörner nehmen. Diese Berge haben durch ihre Abgeschiedenheit ihre Seele bewahrt – noch gibt es keine Hubschraubertour aufs Dach der Welt, sondern meist ein behutsames Annähern und Anpassen, bei dem der Weg und nicht ein Gipfel das Ziel sein kann. Für die Berge hier und ihre Vorstellung von Zeit sind wir Menschen

vermutlich trotzdem immer nur auf der Durchreise, zu atemlos und schnell unterwegs, um zu verstehen, dass sie einem zuschauen, einen begleiten, dass sogar ein Gespräch möglich wäre. Ob als Barfuss-Pilger im safranfarbenen Gewand oder als Besucher, angereist mit Hightech-Ausrüstung aus einem fernen Land: Einen Wimpernschlag nach dem Willkommensgruss sind alle beide schon wieder verschwunden im Tal, auf dem Abstieg in die Zivilisation, der sie für kurze Zeit entfliehen konnten. Nicht einmal die heiligen Männer, die in den Höhlen hausen, halten es lange genug aus ganz ohne Gesellschaft. Nur einer wagt das echte Rendezvous mit den Bergen und der Einsamkeit, seit einem Jahrzehnt schon jedes Jahr für fünf Monate, wenn im Winter der Schnee den Weg entlang des sprudelnden Ganges blockiert und das Thermometer vor seiner Containerbaracke minus 22 Grad anzeigt. Roshan Lal hält die Stellung im Camp von Bhojbasa, registriert auf 3   800 Meter Temperatur und Wolkendecke, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Menge und Art des Niederschlags. Um acht Uhr 30 am Morgen und um fünf Uhr 30 am Nachmittag steht er auf von seiner mit Wolldecken bedeckten Pritsche und liest die Daten ab, per Funk gibt er sie weiter zu seinen Kollegen im Tal, sehr technisch und knapp, die einzige Kommunikation mit der Aussenwelt. Schwindelig vor Alleinsein kann es einem da schon werden, sagt der 32-Jährige, und in dieser Einsamkeit beginnen die Berge dann vielleicht endlich zu reden. Letzte Orte sind selten geworden in einer zunehmend vollen Welt, und so sucht man auf Reisen als zeitweise Zivilisationsmüder umso begieriger nach ihnen, findet Einkehr in der wasserlosen Leere der Wüste oder eben in den Bergen, wo sich die Spuren der Vorgänger schnell im Schnee verlieren, wo die Natur noch im Grossformat erlebbar ist und einen nichts von ihrem Studium ablenkt. Den reisenden Weltensammler befreit diese «notness», die Abwesenheit aller sich sonst so wichtig nehmenden Dinge. Wenigstens hier darf man selbstbestimmt sein, aussteigen für ein paar Tage, abschalten, unerreichbar sein. Abends, wenn man den Reissverschluss des Schlafsacks zuzieht, nach einem langen Tag des Wanderns im Zustand glücklicher Erschöpfung, sind auch die Türen im Kopf geschlossen für die Sorgen des Alltags. Geborgenheit, hier oben, wo nur die wilden Berge und der Himmel wohnen. Und unten im Tal, da wartet Indien.

ankommen


II

Exotisch ist immer das Andere: In Indien hat das Staunen zwei Seiten, wenn Reisende und Einheimische es wagen, aufeinander zuzugehen.

Früh am Morgen, wenn die Sonne noch Kraft schöpft und das Land in Moll-Tönen erleuchtet, sind sie auf einmal da. Sich den Schlaf aus den Augen reibend sehen wir sie am Ufer stehen, eine Gruppe Männer, einer davon mit Transistorradio. Erst sind es zaghafte flüchtige Blicke, die einen streifen, ein behutsames Abtasten des Neuen und Unbekannten, dann wird ein verblüfftes Starren daraus. Nicht feindselig, nein, dazu passen nicht der allgegenwärtige Gesichtsausdruck der Verwunderung und all die halblauten Kommentare, die wir zwar nicht wirklich verstehen, die aber als gemurmelter Bengali-Soundtrack doch recht freundlich klingen. Alles, was wir in der Trance des Aufwachens tun, scheint für unsere Besucher interessant zu sein: Wie wir einer nach dem anderen aus den Zelten kriechen, wie Andy mit der Bootspumpe die Glut des Abends aufs Neue anfacht, wie Leo Öl in den Benzinkanister leert und Jaja eine Papaya aufschneidet. Von den Besuchern mit den Röntgenaugen bleibt nichts unbeobachtet, und immer näher rücken sie an uns heran. «Lasst den Leuten doch ihre Ruhe», sagt schliesslich Zorba. «Lasst uns doch schauen», sagt ein Mann. «In einer Stunde seid ihr doch ohnehin weg.» Geht die Geschichte so? Früh am Morgen, wenn die Sonne noch Kraft schöpft und das Land in Moll-Tönen erleuchtet, sind sie auf einmal da. Sich den Schlaf aus den Augen reibend sehen wir sie aus ihren Zelten kriechen. Sie müssen gestern angekommen sein, spät am Abend. Warum sie wohl nicht bei uns im Dorf übernachten wollten? Wir hätten sie doch eingeladen! Wir hätten sie gerne willkommen geheissen, ihnen das Beste vom Besten aufgetischt und sie dabei auch ein wenig ausfragen können. Woher sie wohl kommen mit ihren orangefarbenen Booten? Wohin sie fahren? Und warum sie das machen, hier am Ufer in Zelten übernachten, weit weg von allen Menschen und dort, wo eigentlich unsere Büffel grasen? Mögen sie keine Musik, oder warum ist es bei ihnen so still? Schau mal, wie der hagere Mann das Feuer anfacht! Eine Papaya – das essen die zum Frühstück, nichts Richtiges? Ob das die neue Mode ist, wie diese Frau sich kleidet – keine Saris mehr, sondern Hose und T-Shirt? Wenn wir ein wenig näher hingehen, sehen wir vielleicht, was sie wohl in ihren Zelten haben. «Lasst den Leuten doch ihre Ruhe», sagt dann leider einer aus der Gruppe. «Lasst uns doch schauen», erwidert einer von uns. «In einer Stunde seid ihr doch ohnehin weg.»

Oder geht die Geschichte so? Exotisch ist immer das Andere. Reisen bedeutet eine ständige Erinnerung daran, dass die Welt viel grösser, aufregender und geheimnisvoller ist, als man es sich zu Hause vorstellen mag. Reisen bedeutet, das kindliche Staunen immer wieder neu zu erlernen, denn durchs genaue Hinschauen kann man sehen, nicht besichtigen. Das Ganze kann, es muss aber keine kulturelle Einbahnstrasse sein. Wer nicht nur mit offenen Augen, sondern ganz generell offen für einen Austausch unterwegs ist, in Indien und anderswo, wird es erleben. Hat das Staunen nicht oft auch zwei Seiten? Wer beobachtet eigentlich wen, wer ist Objekt und wer Subjekt? Mag die Sprachbarriere zwar oft verhindern, sich gegenseitig seine Sicht der Dinge näherzubringen. Und doch scheint der Austausch zu funktionieren, wenn die Bemühungen am Ende bei allen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Perfekt und unfehlbar müssen wir hier nicht sein, dürfen irren, uns tollpatschig benehmen wie Kinder. Der gute Wille zählt, und vieles wird verziehen. Wer als Ausländer mit Indern durch Indien zieht, wird von ihnen von den schlimmsten Fehltritten bewahrt, wird nicht aus Versehen die heiligsten Kühe angreifen. Sind die Sinne geschärft, wird der Besucher das fremde Land eines Tages auch durch die Augen der Reisegefährten sehen – und diese werden sich wundern, wie sie ihre Heimat plötzlich neu entdecken. Ohne die ewige Kulturschuld, ohne den steten Zwang des Anschauenmüssens. Zu reisen kann bedeuten, sich Zeit zu nehmen für das scheinbar Nebensächliche, das in der Hitparade der Erinnerungen am Ende aber ganz oben steht. In welchem Programm stand denn, im Haus der Reisebekanntschaft Rakesh Kumar Singh von seiner Tante Rakhi zu lernen, wie man Chapatis richtig auswellt, und zwar gleich ein paar Dutzend? War denn geplant, dass der netteste Tee-Stopp am Ende derjenige sein würde, bei dem man die Kinder beim Hausaufgaben-Machen im Dorf überraschte und der dann spontan in einen Zeichenwettbewerb auf Schiefertäfelchen ausartete? Bereichert kehrt man zurück, und lässt auch mehr zurück als Fussstapfen. Neugier und Offenheit waren schon immer der beste Antrieb für grosse Entdeckungen. Auf beiden Seiten.

staunen


III

Nur ein Egotrip ins Elend? Beim Reisen kann man auch zurückgeben an das Land, das man besucht – und helfen, einen heiligen Fluss zu heilen.

Mitten in Indien. Sie zeigen einem den Weg, ohne darum gebeten worden zu sein. Wo sie schwimmen, ist tiefes Wasser, tief genug auch für die Schlauchboote, die ihren Gastgebern wie an einer Perlenkette aufgezogen folgen, Kurve um Kurve, immer weiter den mächtigen Ganges hinab. Im braunen Wasser des gigantischen Stroms bleiben die seltenen Tiere unsichtbar, und auch sie sehen ihre Entourage nicht, weil ihr Auge keine Linse hat. Ab und an tauchen sie aber auf, zum Luft holen mit einem prustenden Puffen wie bei einer Dampflok, und manchmal winkt sogar eine ihrer grossen Flossen. «So elegant, so schön, so anders – kein Wunder, dass sie für die Fischer heilige Wesen sind», sagt plötzlich ganz in sich gekehrt der sonst so joviale Sandeep Kumar Behera, beim World Wide Fund for Nature (WWF) Koordinator des Delphinschutzprogramms. Sein Team hat es geschafft, dem seltenen Ganges-Delphin das Überleben zu sichern – bislang nur auf einem 165 Kilometer langen Abschnitt, doch vielleicht wird sein Konzept ja eines Tages auf den ganzen Fluss ausgedehnt. Anderswo ist das seltene Säugetier vom Aussterben bedroht – hier, zwischen den Dämmen von Bijnor und Narora, wächst die Population. Der heilige Fluss zeigt sich von seiner schönsten Seite. Mitten in Indien. Beissender Rauch liegt in der Luft, weil am Ufer eine Müllhalde brennt. Immer wieder stinkt der Fluss wie eine Kloake, weil er als Toilette für ganze Dörfer herhalten muss. Schlimmer noch ist der Dreck, den man weder sieht noch riecht: Schwermetalle aus den Abwässern der Industrie, Pestizid-Rückstände aus den Monokulturen der Landwirtschaft. Kläranlagen gibt es nur wenige: Mit 20   000 bis 100   000 krankmachenden

Keimen pro hundert Milliliter Wasser fliesst der Ganges nach Bengalen, auch wenn das Umweltministerium in Delhi einen Maximalwert von 500 Keimen vorschreibt. Oben im Himalaya zieht sich der einst mächtige Gangotri-Gletscher immer weiter zurück, vermutlich eine Folge des weltweiten Klimawandels. Weiter unten graben durstige Städte dem Ganges das Wasser ab. «Der Druck auf den Fluss nimmt zu», sagt Shailendra Singh, Wissenschaftler und Fachmann für die grossen Ströme des Subkontinents. Der heilige Fluss zeigt sich auch von seiner furchtbaren Seite. Artenreich, doch in seiner Existenz bedroht. Faszinierend als heiliger Fluss, und doch von seinen Verehrern geschändet Tag für Tag. Engagiert und erfolgreich sind viele Nichtregierungsorganisationen mit ihren Projekten, doch der grosse Wurf lässt auf sich warten: Am Ganges erlebt man zwei Seiten einer Medaille, und wer wie die Ganges-Expedition weder die eine noch die andere Seite ausklammert, kann sowohl lernen als auch helfen. Wer in den Megastädten der Welt einen Slum besucht, als Volunteer Kindern hilft, sich in Tschernobyl über die Folgen der Atomkatastrophe informiert oder eben auf Indiens einzigem, jüngst mit dem Ehrentitel «nationaler Fluss» gewürdigten, Strom reist, befindet sich nicht auf einem Egotrip ins Elend. Gutes zu tun heisst nicht, sich selbst kasteien zu müssen und in seiner Gefühlswelt nur noch Verbissenheit zuzulassen. Wer ökologisch tragbar unterwegs ist, dabei ethisch und sozial gerecht mit den Menschen vor Ort umgeht, nimmt nicht nur viel mit an Erlebnissen und Erfahrungen. Er gibt mit Aufmerksamkeit für die Probleme und konkreter Hilfe auch viel zurück.

geben


IV

Lust am Limit: Nur Start und Ziel sind festgelegt, dazwischen regiert die Improvisation – eine Expedition ist mehr als eine Abenteuerreise.

Gerade hat hier jemand die Zeit angehalten. Nein, sie wurde zurückgedreht. Der Ameisenhaufen namens Stadt ist verschwunden, all der lärmende Verkehr und die vielen Menschen, all die hektische Geschäftigkeit der Moderne. Kein Gestank mehr, keine Enge, stattdessen eine neue Kulisse, in der die Aussenbordmotoren mit ihrem sonoren Brummen die einzige Tonspur liefern. Nach dem Zeitstrudel ein paar Kilometer hinter dem Pilger-Mekka Haridwar sieht man am Ufer lange Zeit erst einmal keine Seele, dann einen Bauern mit seinem Karren voller Schilf, über den Acker gezogen von zwei blütenweissen Zebu-Rindern, ein Stillleben wie von Caspar David Friedrich. Im dunstigen Hintergrund lauern die Ausläufer des Himalaya, dazwischen liegen nur Felder in Schattierungen monsun­ getränkten Grüns. Was hier so schlagartig beginnt, ist die Ouvertüre eines Panoramafilms, eines dreidimensionalen Streifens mit 2   521 Kilometern Überlänge. Vor einem, Herausforderung und Ziel zugleich, liegt für die nächsten Wochen nur der Fluss, der vom Himmel herabgekommen ist. Eine Reise ins Ungewisse steht an: Trotz GPS und Satellitenbildern und monatelanger Vorbereitung weiss niemand genau, was hinter der nächsten Biegung wartet. Das, was tatsächlich hinter der nächsten, übernächsten und überübernächsten Biegung lauert, was viele hundert Kilometer weit das grösste Problem sein wird, übertrifft alle im kleinen Kreis diskutierten Befürchtungen. Keine grossen oder kleinen Tiere, keine Stromschnellen oder Wasserfälle hindern die drei Boote am Vorankommen, man wird auch nicht beklaut oder bedroht. Dem heiligsten aller indischen Flüsse fehlt es schlicht am Notwendigsten: Bereits sehr früh graben sie dem Ganges sein Wasser ab, weil der Durst der grossen Städte, von Industrie und Landwirtschaft gestillt werden muss. Man kann darüber lesen, wie der Strom so zu einem Rinnsal degradiert wird, oder sich von Filmen beunruhigen lassen. Etwas anderes ist es, dieses Drama am eigenen Leib zu spüren: Schon nach dem ersten Wehr ist der Strom verschwunden, schlängelt sich nur noch ein

Bächlein durch gigantische Sandbank-Landschaften. Wo einmal der Ganges war, bleibt an der tiefsten Stelle oft nur noch ein halber Meter. Zu wenig selbst für die flachen Schlauchboote: Motor und Rumpf setzen auf. Zeit, um seine Klamotten auszuziehen, bleibt nicht: Aufs ungeliebte Kommando des Skippers springen alle ins Wasser, ziehen das vollgepackte Boot über Stein und Sand, springen wieder auf – und müssen gleich ein paar Meter weiter schon wieder ins Wasser. Hundertfach wiederholt sich das Manöver, Strapazen viele Tage lang. Dazu kommt, dass sich kein Tisch von alleine deckt, kein Camp von selbst aufbaut, und auch der Wasserfilter nur arbeitet, wenn man die braune Brühe des Flusses mit Muskelkraft durch die Membran presst. Das strengt an, vor allem nach einem langen Tag unter der Sonne. Trotzdem immer wieder aufs Neue zuzupacken, es so gemeinsam zu schaffen, beschert einem am Ende aber ein Hochgefühl, das sich in der Rolle des stets bedienten Passagiers nicht einstellen würde: Es gilt, seines eigenen Glückes Schmied zu sein. Hindernisse zu überwinden kostet Nerven und Energie. Doch am Ende, wenn alle sich erfolgreich gestemmt haben gegen die Widrigkeiten, sind die gemeisterten Schwierigkeiten passé – und liefern nur noch Stoff für die Geschichten am Lagerfeuer. Natürlich ginge das alles auch ein wenig einfacher, entspannter, komfortabler, und schon würde man deutlich weniger häufig von Schweizer Schokolade und einer Massage mit aromatischen Ölen träumen. Eine Expedition ist allerdings immer ein Ex­ trem, und nicht jeder Reisende mit Interesse an Entdeckungen muss und will gleich einen derart grossen Haufen Bequemlichkeiten über Bord werfen und ins Schlauchboot steigen. Luxuriös sind solche Touren trotzdem: Denn auch der Verzicht kann derart rar, aufwändig und begehrt sein wie der klassische Luxus; das Notwendige ist inzwischen manchmal knapper, seltener und teurer als das Überflüssige. Verzicht nimmt nicht nur, er schenkt einem auch etwas Neues.

durchhalten


V

1001 Nacht als Bettflüchtling: Fern vom eigenen Zuhause gerät das schlafen in fremder umgebung zu einem die sinne betörenden erlebnis.

Die Stille ist überall. Sie legt sich wie ein dunkler Vorhang über die unberührte Landschaft, in der sich nichts zu regen scheint, in der nur die grosse Leere herrscht. Alles hält in dieser Nacht den Atem an, selbst die Insekten haben ihr abendliches Konzert beendet. Nur ab und an streicht der Wind sanft über die Zeltplanen, ein kurzes Flattern, dann herrscht wieder Schweigen. Es ist derart ruhig, dass man aufwacht und irritiert nachschaut, ob da draussen wirklich nichts ist ausser einem selbst und der Weite der Natur. Doch was sich in diesem Moment bewegt, ist nur am Ende der Sandbank träge der Fluss und oben am Himmel die Sternschnuppe aus der galaktisch funkelnden Diamantenkollektion.

mal gelingt es ihnen und manchmal nicht. Doch scheint es so einfach zu sein, wie Mirza Afzal Beg beweist: Als Crew-Mitglied der Ganges-Expedition ist es für ihn eine Ehre, das ganze Team zu seinen Eltern einladen zu können, weil sein Heimatdorf nur wenige Kilometer vom gigantischen Strom entfernt liegt. Wie er einem hier nicht nur das hölzerne Himmelbett in seinem alten Kinderzimmer, sondern das ganze Haus zu Füssen legt, wie er sich zurückhaltend und doch leidenschaftlich um das Wohlergehen seiner Gäste kümmert, ist nur schwer zu überbieten. Wenn einem jemand so von Herzen Sorge trägt, schläft man selbst in einem fremden indischen Dorf den Schlaf der Gerechten.

Nach einer derart zauberhaften Nacht des Campings am Ganges ist man geheilt vom Mittelmass, das einem auf Reisen manchmal zu später Stunde begegnet. Es gibt eben nicht nur verglaste Hutschachteln, kleinkarierte Bettenbunker und austauschbar seelenlose Etablissements, die sich Hotel schimpfen und Gästen keine Gasthäuser sind. Wenn Service keine Qual ist, wenn Lächeln nicht extra kostet und Genuss nicht verboten ist, macht es glücklich, Bettflüchtling in tausendundeiner Nacht sein zu dürfen. Denn schon eine kleine Tour kann beim richtigen Gastgeber und der richtigen Unterkunft zur vollkommen perfekten Traumreise werden für denjenigen, der sein Zuhause verlässt und als Entdecker vor allem eines sucht und am Ende auch findet: die Echtheit der Einzigartigkeit.

Wer arbeitet, dem ist der Schlaf süsse, wusste schon Prediger Salomo, und so ruht man indes auch bei einer sechs Wochen langen Tour entlang und auf dem Ganges vor allem dann am besten, wenn der Tag anstrengend war. Nicht einmal ein Zelt braucht es, um glücklich zu sein: Eine Isomatte reicht schon als Unterlage, und vier Paddel formen ein Gestell zum Aufhängen des Moskitonetzes, ein recht sicherer Schutz gegen die gefräs­ sigen Tierchen der Nacht (Krokodile oder andere einem nach dem Leben trachtende Unwesen gibt es nicht). Zum Abschluss von vielen Stunden Bootsfahrt auf dem gigantischen Strom verabschiedet sich die Sonne als Feuerball am Horizont und Sand, fein wie Mehl, pudert die Füsse. Eine kühlende Brise kommt auf, das gegenüberliegende Ufer versinkt in Dunkelheit. Insekten summen ihr Gute-Nacht-Lied, einschläfernd nah und doch weit genug entfernt von der rosig schimmernden Europäer­ haut. Ein Sommernachtstraum – doch das wirklich Besondere ist: Nach dem Aufwachen geht es traumhaft weiter.

Sich ganz wie zu Hause fühlen: Das ist es, was wir uns ersehnen, selbst fern der Heimat beim Reisen durch fremde Betten. Die Ingredienzien jenes Geheimnisses zu entschlüsseln bemühen sich professionelle Hoteliers seit Menschengedenken; manch-

schlafen


vi

Der Bauch ist ein verlässlicher Ratgeber: Auch im Feuerland Indien geht die Liebe durch den Magen – wenn man sich nicht mit Geisterchili anlegt.

Dieses Kopfschütteln, das war ein Fehler. Kopfschütteln bedeutet in Indien ein Ja, und so legte der Kellner des kleinen Restaurants die Schote auf den Teller mit den Samosas, mild gewürzten Teigtaschen mit Kartoffel-Gemüsefüllung. Da lag sie dann, gross wie ein Daumen, und sah aussergewöhnlich aus. Sie war nicht glatt und glänzend wie die winzigen Piri-Piris aus Afrika oder die Prik Kee Noos aus Thailand, die aussehen wie rot und grün eingefärbter Mäusekot und deswegen auch so heissen. Sie war auch nicht kirschenförmig wie eine Habanero, sondern hatte, obwohl «veeery fresh, Mister!», schon runzlige Furchen wie eine alte Kröte. Richtig wäre gewesen, sie vorsichtig zu probieren, nur sanft die Lippen zu betupfen, um ihre Wirkung abzuwarten. Doch der Kellner wollte anscheinend noch ein Lob für die Küche abholen und blieb stehen, voller Erwartung. Also biss man rein. Und weil die Chili interessant, aber nur nach frischem Gras schmeckte, nach einer kurzen Pause gleich noch mal. Und noch mal, denn die Chili war in etwa so scharf wie eine Paprikaschote. Das war der zweite, der unverzeihliche Fehler.

Herz sitzt man da, nassgeschwitzt von der Katharsis, und doch irgendwie glücklich, einmal eine Reinigungszeremonie mitgemacht zu haben, obwohl sie nicht auf dem Menü stand.

Erst bitzelt es, als würde man sich wie einst als Kind eine Packung Brausepulver im Mund zergehen lassen. Ein leichtes Prickeln und Kribbeln, nichts Schlimmes, nur: Warum juckt denn jetzt die Nase? Atem wird zu flüssigem Wachs, versengt Nasenhärchen wie sprudelnde Lava. Im Mund fängt derweil die Zunge Feuer, der Weltschmerz sammelt sich in den Augen, und der ganze Körper scheint nicht so recht zu wissen, ob er mit Hitzewallungen oder Schüttelfrost reagieren soll, und entscheidet sich deswegen für beides. «You never have problem with stomach again», sagt vermutlich der Kellner, mit einer Stimme von ganz weit weg. Schon spielt jemand Freiwillige Feuerwehr, doch Tee hilft nicht, nur die Samosas, so schnell verputzt wie nie, verbinden die Stiche des zwischen Bauch und Magen wütenden Dolches, bis auch dessen Kraft erlahmt. Mit pochendem

Der Bauch ist also ein guter Ratgeber, was Indien betrifft. Nur bei einer Pflanze heisst es aufzupassen, und das liegt daran, dass sie so scharf ist, dass um ihre verheerende Wirkung wissende Einheimische ihr den Namen «Geisterchili» gegeben haben. Einst kannten sie nur Bauern in Indiens Bundesstaat Assam, nun auch Wissenschaftler in den Laboren des Chile Pepper Institute der New Mexico State University, die bekanntgab: «Bhut Jolokia» hat eine Million Scoville-Einheiten, doppelt so viele wie die bislang schärfste Sorte Red Savina aus Kalifornien – und sie ist damit genau eine Million Mal schärfer als Paprika. Doch keine Angst: Feuerlands Königin ist einfach zu erkennen: Anders als die üblichen Chilisorten ist sie nicht glatt und glänzend, sondern hat runzlige Furchen wie eine alte Kröte…

Stattdessen gibt es auf Karte, Teller oder Bananenblatt eine geschmackliche Vielfalt, die niemand erwartet, der bislang nur in einer der Karikaturen gegessen hat, die sich überall auf der Welt Indisches Restaurant nennen dürfen. Superlative gilt es zu verwenden wie einen Bumerang, denn sonst treffen sie einen am Ende schmerzhaft – doch nirgendwo sonst auf der Welt kann man so gut vegetarisch essen wie in Indien. Ob campend am Lagerfeuer, unterwegs beim spontanen Stopp entlang der Strasse oder im edlen Restaurant in der Stadt: Wer sich in die Gewürzwelten des Masala-Chai vortastet, wird auch zu Hause wieder und wieder mit Tee experimentieren. Wer einmal in Bengalen Fisch probiert hat, wird zu Hause Feinkostladen um Feinkostladen abklappern, bis er endlich das aussergewöhnliche Senföl erhält.

schmecken



on und ihre Besatzung sind f端r die Bewohner entlang des Flusses eine Attraktion.

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Begegnung von Kulturen: Die orangefarbenen Schlauch足boote der Expediti-

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Die Märkte von Kalkutta bergen eine überbordende Fülle an kräftigen Farben und unbekannten

Gerüchen, die den europäischen Besucher schier überwältigen.

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Brรถckelnder Charme des kolonialen Erbes inmitten von Kalkutta.

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Ankunft der Expedition in Kalkutta nach 2 500 Kilometern.

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Die Erleichterung und der Stolz, es geschafft zu haben, sind den Teilnehmern anzusehen.


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aus ex t r em er fa hrungen ler nen

im gespräch

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Kuoni hat eine lange und reiche Tradition als Pionier, der die Kultur des Reisens mitgestaltet hat. Um dieser Tradition auch heute und in Zukunft gerecht zu werden, arbeitet Kuoni fortlaufend daran, neue Formen des Reisens zu erkunden, die Sehnsüchte der modernen Menschen zu verstehen und aus den Erfahrungen von Reisenden zu lernen, die traditionelle Formen des Unterwegsseins hinter sich lassen. So war es für Kuoni von besonderem Interesse, sich ausführlich mit den Teilnehmern der Ganges-Expedition auszutauschen. Fünf Wochen extremer, aussergewöhnlicher, beglückender Eindrücke lagen hinter ihnen, als sie in Kalkutta, dem Endpunkt ihrer Reise, ein letztes Mal zusammenkamen, um über das Erlebte zu berichten. Dabei ging es natürlich um ein neues Verständnis von Luxus, um Nachhaltigkeit, um die Besonderheiten einer Expedition, die uns dem Ursprünglichen näher bringt als andere Formen des Reisens und die einzigartige Erfahrungen im Einklang mit der Natur und auch mit sich selbst erlaubt. So bot die Runde eine äusserst interessante Plattform, um Visionen für eine Zukunft des Reisens zu diskutieren, die sich unmittelbar an die Erfahrungen der Expedition anknüpfen lassen, und zugleich aber auch die praktischen Grenzen und Schwierigkeiten zu erörtern, die sich daraus ergeben könnten. 2008 hat Kuoni das Getaway Council gegründet, das im regelmässigen Gedankenaustausch zwischen Zukunftsforschern, Meinungsführern aus Wirtschaft und Wis-

senschaft sowie herausragenden Köpfen aus den Bereichen Mode, Lifestyle, Kunst und Kultur versucht, neue Bedürfnishorizonte der heutigen Zeit sowie aktuelle kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen, also den Zeitgeist zu erfassen und entsprechend den gewonnenen Erkenntnissen Denkansätze zu erweitern. Demgegenüber war die Runde in Kalkutta stärker an praktischen Überlegungen zum Reisen orientiert. Sie bot eine weitere wichtige Inspirationsquelle für Kuoni, um bereits heute an die Reisewelt von morgen zu denken und aus erster Hand zu erfahren, in welche Richtung sich ein nachhaltiger Tourismus bewegen könnte, der Wert legt auf authentische, respektvolle Begegnungen mit fremden Kulturen, Menschen und Landschaften – und der somit Erfahrungen erlaubt, die zukünftig immer mehr als Essenz der Schönheit auf Reisen verstanden werden.


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a ndy leem a nn

«An expedition is always a challenge. On the other hand, for some people it might be a challenge to spend a week on the beach.»

a pa l singh

«...and a lot of things i see every day i saw for the first time because i travelled with other people.»

Jaja Vondruskova

«On an expedition you can’t have expectations. That’s kind of liberating.»

mon u singh

helge bendl

«You don’t only want to listen to the orchestra but talk to the musician. Local experts can offer unique experiences.»

«not taking a decision can be interesting.»

r emo m asa l a

«As human beings we tend to progress with every new trip – if we’re open enough.»

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thuk r a l & tagr a

Thukral & Tagra sind international gefeierte Stars der jungen indischen Kunstszene. Exklusiv f端r Kuoni haben sie f端nf wunderbare Bilder 端ber das Tr辰umen und das Reisen geschaffen.

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som nium genero: itineris per in I

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Thukral & Tagra gehören zu den profiliertesten Vertretern einer jungen indischen Kunst, deren Wirken längst nicht mehr auf Indien beschränkt ist, sondern sich weit darüber hinaus in die ganze Welt entfaltet. Geradezu exemplarisch stehen sie für einen Künstlertypus, dessen Werk zwar unverkennbar in der Kultur und ästhetischen Sprache seiner Heimat wurzelt, dessen Botschaft aber von einem internationalen Publikum gehört und verstanden wird und somit Grenzen überschreitet – Grenzen, die Thukral & Tagra auch in ihrem eigenen Werk nur allzu gern überwinden. Mit geradezu spielerischer Leichtigkeit bewegen sie sich zwischen den Sphären von Malerei, Video und Mode bis hin zu komplexen Rauminstallationen. Darüber hinaus übernehmen sie durch eine eigene Stiftung, die sie ebenfalls als Teil ihrer künstlerischen Arbeit betrachten, auch aktiv gesellschaftliche Verantwortung. Welchem Thema auch immer sie sich künstlerisch annähern – sei es die Auseinandersetzung mit dem Konsumverhalten des modernen Menschen, mit der identitätsstiftenden Bedeutung von Marken, mit AIDS-Aufklärung oder dem menschlichen Urthema des Träumens – sie arbeiten an der umfassenden Gestaltung einer eigenen, einer gelben Welt, die sie als ihren Traum bezeichnen und die, folgt man ihren künstlerischen Spuren, geprägt sein dürfte von einer seltenen Mischung aus Hochkultur und reflektiert ironischem Kitsch.

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fremden Welt. Für die fünf Bilder, die Thukral & Tagra für Kuoni gestaltet haben, kombinieren sie ihr eigenes Bildarsenal mit Fotografien der Ganges-Expedition und setzen so das Träumen und das Reisen in ein vielschichtiges Verhältnis zueinander. Grundlage sind Bilder des rastlosen Unterwegsseins auf dem Fluss ebenso wie solche des Ankommens, des Betretens neuer Ufer, wie man es metaphorisch nennen könnte. Dazwischen haben aber auch Momente der Ruhe, der Besinnung, des Beisichseins ihren Platz gefunden. Über die Fotos sind neben den technischen Geräten auch flächige vegetabile Elemente, Blumen und Pflanzen, Flugzeuge und Tiere verteilt. Durch diese Verbindung von Bildern verschiedener Wirklichkeitsebenen, durch Farbnebel in unnatürlicher Farbgebung sowie durch ihre schwerelos wirkende Perspektive erscheinen die fünf Arbeiten selbst wie vage Traumgebilde, deren Schönheit eine Anmutung des Übernatürlichen besitzt. Träume – seien sie ganz konkret oder auch unbestimmt – sind der Anstoss zu vielen unserer Reisen, die wiederum im Idealfall die Erfüllung dieser Träume und zugleich Quell neuer Sehnsüchte sind. So scheinen sich das Reisen und das Träumen in einem wiederkehrenden Kreislauf gegenseitig zu bedingen und somit eng miteinander verwoben zu sein. Auf den fünf Bildern von Thukral & Tagra sehen wir Reisende, die wie jeder Mensch unterwegs von ihren Wünschen und Sorgen, ihren Gefühlen und Träumen begleitet werden. Dabei lassen uns die Werke über diese häufig verborgenen, bisweilen offen artikulierten Empfindungen im Unklaren. Sie bieten durch ihre traumbildhafte Gestalt sowie durch den Verzicht auf eine festgelegte Erzählung vielmehr nur eine Projektionsfläche für unsere eigenen Gefühle und Sehnsüchte. Letztlich werfen uns diese Bilder der «Dream Generator»-Serie immer wieder auf uns selbst zurück und sind, weil sie um allgemein menschliche Erfahrungen und Erwartungen kreisen, potenziell für jeden verständlich, unabhängig von kulturellen Schranken.

Das Werk von Thukral & Tagra ist unkonventionell, frisch und überraschend und es bietet vielschichtige Kommentare zu unserer Zeit sowie zu grundlegenden menschlichen Themen. Für Kuoni war eine Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo aus Indien vor dem Hintergrund der Ganges-Expedition besonders reizvoll. Im Zug der Neupositionierung seiner Marke in den vergangenen zwei Jahren hat Kuoni eine grössere Nähe zur zeitgenössischen Kunst und Kultur gesucht. Als Premium-Dienstleister, dessen Angebote über klassische Reisen hinausgehen, möchte Kuoni mit Künstlern und Kreativen zusammenarbeiten, die die kulturelle Identität unAber sie stellen auch Fragen, die sich aus dem spezifiserer Zeit prägen und die sich wie Kuoni in ihrem Denschen Kompositionsprinzip, das ein Spannungsken und Handeln jenseits herkömmlicher Grenzen verhältnis von Idealität und Realität erzeugt, bewegen. Diese Form der Annäherung enthält ergeben: Wie weit kann sich das tatsächlich nicht nur vielfältiges Potenzial, über das ReiErlebte mit meinen vorab gemachten Vorsen neu nachzudenken. Vor allem sind die something stellungen davon decken? Ist es nicht eiParallelen von Kunst und Reisen, die in der gentlich nur ein Traum, der mich auf Erfahrungswelt des Einzelnen liegen und can be really Reisen gehen lässt, ist aber die Erfahrung die Begegnung mit dem Unbekannten pretty and beautiful der Reise selbst nicht wieder gänzlich und Überraschenden, mithin das Übereven if it is very simple. losgelöst von diesem Traum? Und so schreiten von mentalen Grenzen berühwird auch die Frage nach der Schönheit ren, von besonderem Interesse für einen actually it's all berührt. Wahre Schönheit erfahren kann Reiseveranstalter, dessen Ziel es ist, seine about how you nur, wer offen ist für das Unbekannte und Reisen fortlaufend den veränderten Bedas Überraschende und wer bereit ist, sich dürfnissen der Menschen anzupassen und understand it. von seinen festgelegten Vorstellungen zu löwie schon in den vergangenen hundert Jahsen und die Welt neu zu sehen – und derjenige, ren die Kultur des Reisens mitzuprägen – und der auf Reisen nicht nur versucht, seine Erfahrundurch die gezielte Unterstützung künstlerischer gen mit seinen Träumen abzugleichen, sondern der Projekte insgesamt ein kreatives Potenzial zu fördern, seinen Schritt von den Gegebenheiten auch auf andere Wege das für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und auch lenken lässt. von Unternehmen unerlässlich ist. Für die Zusammenarbeit mit Kuoni haben Thukral & Tagra sich für ein Thema entschieden, dem sie sich in ihrer Serie «Somnium Genero» schon seit einigen Jahren intensiv widmen und das viele Berührungspunkte mit dem Reisen aufweist: dem Träumen. In der «Somnium Genero»- oder «Dream Generator»-Serie verarbeiten Thukral & Tagra ihre Träume und Erinnerungen aus der Kindheit zu komplexen Bildgestaltungen, in denen altmodische Telekommunikationsgeräte als nostalgische Chiffren für das Entdecken, Ersehnen und Erzeugen von anderen Wirklichkeiten als der eigenen eingesetzt werden. Die Geräte, die frei im Raum schweben, erscheinen hier als Sinnbilder für die kindlichen Träume von einer

Thukral & Tagra sind Künstler, die global denken und agieren und trotzdem die kulturellen Eigenheiten ihrer Heimat immer respektieren und pflegen. Offenheit, Kreativität, Ironie und eine Kommunikation über Grenzen hinweg kennzeichnen ihre Arbeit. Mit ihren Werken für Kuoni haben Thukral & Tagra eindrucksvolle künstlerische Formulierungen für Themen gefunden, mit denen Kuoni sich im Zug seiner Arbeit an der Zukunft des Reisens ebenfalls intensiv auseinandersetzt. So war die Zusammenarbeit mit Thukral & Tagra für Kuoni eine faszinierende Erfahrung, die eine ungewöhnliche Sicht auf alte Themen ermöglicht – auf das Träumen, das Reisen und auf die Schönheit.


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die farben einer marke

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... Subtilität und Ästhetik spielen in der Gestaltung der Bilder eine entscheidende Rolle. Denn der Luxus, den wir ansprechen, spiegelt sich nicht in Prunk und Protz wider, sondern in Werten wie Qualität, Harmonie, Individualität und Sinnlichkeit. Unser Konzept greift diese Werte auf und erzählt auf subtile Weise die Geschichte vom Freisein, vom Einklang mit sich selbst und mit der Umgebung ...

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... die grosse Herausforderung dabei ist es, die Aufnahmen möglichst natürlich wirken zu lassen. Sicherlich wäre es am natürlichsten, einfach ein beliebiges Paar im Urlaub unauffällig zu dokumentieren – aber das ist eben nicht möglich. Wir arbeiten deshalb mit zwei Fotografen, die zur gleichen Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln fotografieren, was die Anzahl von sehr authentisch wirkenden Bildern erhöht. Eine zusätzliche Hilfe ist es, dass wir unsere Filmproduktion sozusagen simultan abwickeln. Der Wechsel von der mehr statischen Variante des Fotografierens in die Motion des Films hilft unseren Charakteren, sich ungezwungen zu bewegen – was wiederum den Ertrag an guten Aufnahmen steigert ...

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... um Werte zu kommunizieren, müssen wir eine abstrakte Vorstellung idealisieren – das fängt mit der Auswahl der Charaktere, der Kleidung, der Requisiten und der Orte an. Und so sind unsere Fotos bei aller Natürlichkeit letztlich eine Konstruktion von Wirklichkeit. Ein wichtiger Baustein dieser ästhetischen Überhöhung war die Farbgestaltung des gesamten Shootings. Die Herausforderung bestand darin, die Bilder in die Kuoni Farbpalette zu integrieren, also vor allem Kleidung und Umgebung perfekt darauf abzustimmen. So sah das Konzept beispielsweise vor, die erdigen Töne, die in der Natur vorhanden sind, mit bunten Tönen aus der Kuoni Palette zu ergänzen, oder schöne Ton-inTon-Varianten zu schaffen. Das war eine akribische Detailarbeit, die sich in vielen kleinen Elementen widerspiegelt ...

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... die Form von Schönheit, die eine gute Reiseaufnahme ausmacht, liegt in der Summe der Bildelemente und Motive – passendes Licht, Kleidung und Hintergründe, aber eben auch Situationen, die berühren oder überraschen. Gute Bilder sind also nicht nur ästhetisch, sondern sie haben auch eine tiefere Aussage und erzählen Geschichten, die wir auf einer emotionalen Ebene wahrnehmen – wie etwa die Geschichte einer Hochzeitsreise. Allerdings reduzieren wir in der Regel konkrete Situationen, die wir darstellen, auf ein Minimum dessen, was man zeigen muss, um eine Handlung zu erkennen – das Bild soll also eher unterschwellig kommunizieren, um was es geht, und Spielraum für die eigene Vorstellungskraft lassen. Dafür müssen wir uns intensiv in Situationen und Menschen einfühlen, um einen Eindruck von Vertrautheit mit den dargestellten Personen, Orten und Gegenständen zu vermitteln. Denn nur so können diese Elemente ihre ganze emo­ tionale Kraft entfalten ...

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... bei der Gestaltung der Bilder geht es darum, einen Balanceakt zu schaffen – zwischen einer natürlichen, authentischen Bildsprache, die sich aber keiner einfachen Schnappschuss-Ästhetik verdankt, und einer hochwertigen, idealisierten Gestaltung der Bilder, die aber nicht hyperästhetisiert ist ...

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... Ziel ist es, in der Schönheit der Fotografien die Schönheit der gezeigten Momente aufscheinen zu lassen, also die Fotografie als Medium so zu nutzen, dass sozusagen auch auf einer Metaebene «Perfect Moments», der Kernwert Kuonis, visualisiert wird ...

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... zu einem nachhaltigeren Lebensstil, der in der heutigen Zeit immer mehr Bedeutung gewinnt, gehört auch, in einer Balance mit sich und mit anderen Menschen zu sein. Und so entsprechen die Resorts, die wir für das Shooting ausgewählt haben, einer neuen Generation von Luxushotels, die sich stark an den Entwicklungen gesellschaftlicher Werte orientiert, an Spiritualität etwa, am Wunsch nach eigenem Raum oder nach hoher Aufmerksamkeit durch individuellen Service. In unseren Bildern wird all das, ohne es explizit auszusprechen, durch die Ästhetik der Bilder und die Motive subtil kommuniziert ...

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... das Thema Service etwa wird nicht in Form des üblichen Bedienens dargestellt, sondern die Angestellten eines Hotels werden als respektierte Persönlichkeiten, als Individuen porträtiert. Es hat auch mit Schönheit zu tun, dass man diese Menschen ernst nimmt, dass wir sie aufrichtig und mit hoher Ästhetik darstellen. Und in den Gesichtern dieser Menschen können wir dann Geschichten lesen, wie man sie oft nicht besser schreiben könnte ...

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... der Berliner Designer Michael Schickinger hat gemeinsam mit Kuoni die Konzeption f端r das Foto足 shooting 2009 auf den Seychellen entwickelt und als Creative Director die Produktion k端nstlerisch geleitet.


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inspiration W enn ein R eisebüro unser e Sinne berührt

Wenn Kuoni über Schönheit und Erfahrungen spricht, so soll es dabei nicht nur um einzigartige Reisen gehen, um aussergewöhnliche Begegnungen unterwegs, sondern auch um das, was den eigentlichen Ferien vorausgeht und dem Kuoni wie kein anderer Reiseveranstalter eine besondere Bedeutung zumisst – die Vorbereitung und Buchung einer Reise.


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Nachdem Kuoni in den vergangenen zwei Jahren bereits Flagship Stores in mehreren Ländern eingerichtet hat, die in ästhetischer Hinsicht Massstäbe gesetzt haben, wurde 2009 auch das Reisebüro am Bahnhofplatz in Zürich, der Heimat des Unternehmens, neu gestaltet. Auf zwei Geschossen erwartet unsere Kunden hier ein hochwertiges und vor allem inspirierendes Ambiente, das in seiner Materialität, in der sorgfältigen Auswahl der Ausstattung und in der Schönheit der Gestaltung den hohen Anspruch von Kuoni als PremiumDienstleister verkörpert. Warme, erdige Farbtöne sowie die in höchster handwerklicher Qualität gefertigte Möblierung sind dabei Ausdruck der Verlässlichkeit, der langen Tradition sowie der grossen Erfahrung Kuonis. Wie in seiner Bildsprache und der Gestaltung der Kataloge orientiert Kuoni sich auch hier am Zeitgeist und greift zentrale Entwicklungen des internationalen Designs auf, die in der Reisebranche bisher nur selten Anwendung finden. Qualität, Nachhaltigkeit, Ruhe, Solidität, Offenheit, Interaktion, aber auch Vielfalt

und Respekt vor dem Fremden sind nur einige Begriffe, die die Haltung charakterisieren, die in dieser gestalterischen Sprache zum Ausdruck kommt. Sie schafft eine Atmosphäre, in der der Besucher dem Alltag enthoben ist und in der er den perfekten Rahmen findet, um sich in aller Ruhe beraten zu lassen oder auch nur erste Ideen für die nächste Reise zu sammeln. Die liebevoll zusammengestellte Ausstattung bietet dafür vielfältige Anknüpfungspunkte – handverlesenes Kunsthandwerk aus zahlreichen Ländern wurde mit Büchern, Fotos, Karten und Alltagsgegenständen zu inspirierenden Arrangements kombiniert, die der Besucher ansehen, in die Hand nehmen, fühlen, lesen und studieren kann. Sie vermitteln so bereits einen lebendigen Eindruck möglicher Ferienziele und machen Lust auf das Reisen. Im Reisebüro am Bahnhofplatz wird Schönheit als ästhetische Erfahrung zelebriert und es wird besonderer Wert auf eine sinnlich-emotionale Ansprache an den Kunden gelegt.

Edle Materialien und hochwertiges Handwerk aus anderen Kulturen schaffen eine inspirierende Atmosphäre, die Lust zu reisen weckt.

Die Gestaltung und Ausstattung des Reisebüros entwickelte Armin Fischer in Zusammenarbeit mit Kuoni.

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innovation Offline- und Onlinepräsenz sind Teil eines Konzepts, das Kommunikation in den Vordergrund stellt.

«Meine Agentur» geht sowohl bei der Gestaltung des Reisebüros als auch bei den zahlreichen Angeboten zur Kommunikation neue Wege. Gemeinsam mit Helvetic Tours hat Armin Fischer das Interior Design entworfen, das durch sein junges Gesicht und seine offene Atmosphäre vor allem jüngere Menschen anspricht. So bekommen die Gäste im eigens eingerichteten Barbereich nicht nur einen Kaffee, sondern sie können sich hier zwanglos mit den Angestellten und anderen Kunden über ihre neuesten Reiseplanungen unterhalten oder Erfahrungen austauschen. Diese Idee einer Community von Reisenden wird nahtlos vom Offline- in den Onlinebereich fortgesetzt, denn «Meine Agentur» bedient sich der interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0 und liegt damit im Trend der Zeit. Kommunikation, Mitbestimmung der Kunden und eine stärkere Identifikation mit einem Unternehmen werden immer wichtiger, wobei das

Internet als Plattform von entscheidender Bedeutung ist. Das Angebot von «Meine Agentur» wendet sich an Menschen, deren Meinungsbildung und letztlich auch Kaufentscheidungen überwiegend in diesem Medium stattfinden. Unsere Kunden können hier aber nicht nur Reisen bewerten oder sich darüber austauschen, sie können sogar über neue Produktideen oder Reiseziele abstimmen. Helvetic Tours bietet seinen Kunden also die Möglichkeit, viel stärker als üblich selber aktiv zu werden und das Programm des Reisebüros mitzugestalten. Zugleich funktioniert «Meine Agentur» mit ihren Onlineverknüpfungen wie ein Think-Tank, in dem Helvetic Tours direkt mit den Kunden in Dialog treten und ungefiltertes Feedback für die eigene Arbeit sammeln kann.

www.meine-agentur.ch

neue for m en des di a logs

Mit dem Reisebüro «Meine Agentur» ver­ folgt die Kuoni Tochter Helvetic Tours ein innovatives Konzept, das eine progressive Verknüpfung von Offline- und Online­ präsenz der Marke vorsieht.

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Der Geschäftsbericht ist auch in englischer Sprache erhältlich. The Annual Report is also available in English.

her ausgeber Kuoni Reisen Holding AG Corporate Communications Neue Hard 7 CH-8010 Zürich T +41 (0) 44 277 43 63 F +41 (0) 44 272 39 91 www.kuoni-group.com Gesta lt ung Stephan Beisser, Anna Döppl, Selina Bauer, Büroecco Kommunikationsdesign Fotogr a fie Claus Brechenmacher & Reiner Baumann, Helge Bendl, Thomas Kalak, René Ruis Tex t & Inh a lt Rasmus Kleine, Helge Bendl Remo Masala | Kuoni V er a n t wortlicher Projek t leit er Simon Marquard | Kuoni

Speci a l th a nk s to Lucy, Leisi, Gigi, Armin, Michelle, Adriano, Carmen, Peter, Ralph, Joel, Dominique, Beat, James, Jochen, Rena, Meike, lovely Lovleen and of course everyone else who loves our brand!

est.

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Der Geschäftsbericht ist auch in englischer Sprache erhältlich. The Annual Report is also available in English.

herausgeber Kuoni Reisen Holding AG Corporate Communications Neue Hard 7 CH-8010 Zürich T +41 (0) 44 277 43 63 F +41 (0) 44 272 39 91 www.kuoni-group.com Gesta lt ung Stephan Beisser, Anna Döppl, Selina Bauer, Büroecco Kommunikationsdesign Fotografie Claus Brechenmacher & Reiner Baumann, Helge Bendl, Thomas Kalak, René Ruis Tex t & Inh a lt Rasmus Kleine, Helge Bendl Remo Masala | Kuoni V eran t wortlicher Projek t leit er Simon Marquard | Kuoni

Speci a l th ank s to Lucy, Leisi, Gigi, Armin, Michelle, Adriano, Carmen, Peter, Ralph, Joel, Dominique, Beat, James, Jochen, Rena, Meike, lovely Lovleen and of course everyone else who loves our brand!


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