KURIER Kultur 04. Mai 2016

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KULTUR 15 Neue Klänge Das Theater an der Wien bringt zeitgemäße Oper.

KULTUR 4 „Endlich etwas Eigenwilliges“ Wanda-Sänger Marco im Interview über Fans, Erfolg und billigen Schnaps.

MITTWOCH 4. MAI 2016 NR. 124 / 1,40 _

K U R I E R . at

KULTUR APA/NEUMAYR/MMV; GERHARD DEUTSCH; EPA/SANDER KONING; JOEY ALEXANDER/PROMO; MAK; APA/EPA/CAROLINE SEIDEL; VBW

Der aktuelle

KURIER

befindet sich im Inneren

Alles anders!

Kultur-Revolutionen. Schauspieler aus dem Computer, Oper an neuen Orten und die Wiederentdeckung der Schönheit: Was alles in der Kultur anders wird

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KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

Darling, ich bin in einer anderen Welt

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m Belvedere in Wien würden alle Alarmglocken losgehen, wenn es jemand wagte, Gustav Klimts weltberühmtes Gemälde „Der Kuss“ zu berühren. Geschweige denn, das Bild selbst zu küssen. Oder in das Bild hineinzufallen. Aber es gibt eine Möglichkeit, genau das zu tun. Man muss sich nur eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen, ein spezielles Programm starten – und schon steht man mitten in einer eigenartigen Galerie, die den „Kuss“ ebenso beinhaltet wie Picassos „Guernica“. Und dort kann man mit diesen Gemälden tun, was man will. In sie hineintauchen etwa.

Hype für Hollywood DievirtuelleRealität(VR)istjeneTechnologie,aufdiedasSiliconValleyderzeitviele Zukunftshoffnungen setzt. Mehrere Brillen sind soeben auf den Markt gekommen bzw. präsentiert worden, mit denen man in künstliche Rundum-Welten eintauchen kann, die über 3-D weit hinausgehen. Man bewegt sich darin, als ob man dort wäre; kann den Blick ändern, sich mitten ins Geschehen stellen oder

am Rand verharren. Es ist eine Mischung aus Kinofilm, Computerspiel und Abenteuerausflug. Und sowohl die Kunstszene als auch die Unterhaltungssparte sind aufmerksam bis aufgescheucht. Wie es so ist mit gehypten Technologien, wurde die virtuelle Realität schnell zur Zukunft derUnterhaltungausgerufen.Mittendrin bei „Dancing Stars“? Oder am Spielfeld beim Derby? Oder im nächsten Hollywood-Abenteuer? All das scheint mittelfristig möglich, obwohl bis jetzt nicht klar ist, ob die Technologie vom Publikum überhaupt angenommen wird. Google jedenfalls, und das darf man als starkes Indiz für die Zukunftsträchtigkeit werten, setzt genauso wie Facebook stark auf die virtuelle Realität. Der Suchmaschinen-Gigant hat einen eigenen „Artist in Residence“, Michael Naimark, der sich mit virtueller Realität auseinandersetzt. „Das ist keine Übung“, sagt er. Jetzt sei „der Moment für die virtuelle Realität gekommen“. Überraschend schnell habe sichdieTechnologiebiszudemPunktentwickelt, dass es für den Konsumenten taugliche und erschwinglichen Produkte

gibt. Die Kunstkönne„eine gewaltigeRolle in der Verbreitung“ spielen, sagt Naimark laut dem Online-Magazin Artsy. Auch im New Museum in New York gibt es bereits eine eigene Stelle für virtuelle Realität. Dort war auch 2015 der Ausflug in Klimts „Kuss“ möglich. „Wenn der Zeitgeist sich bewegt, bewegt sich die Kunstmit“,sagtKünstlerinRachelRossin, die derzeit diese Stelle bekleidet.

Skepsis beim Starkünstler Künstler David Hockney aber ist skeptisch. „Ich hatte keine Hände. Und keine Füße.ManhatüberhauptkeinenKörper“, sagte er laut dem Online-Magazin Vulture, nachdem er eingeladen worden war, eine Virtual-Reality-Brille zu testen. „Wie soll sich das jemals durchsetzen?“ Hockney hat noch tiefer gehende Einwände: „Diese Brillen isolieren dich vollständig“, sagt der 78-Jährige. „Die Massenmedien des 20. Jahrhunderts waren eine geteilte Erfahrung. Jeder ging ins Kino, jeder las Zeitungen. Jetzt ist das alles atomisiert.Wiesollmanjemalswiederdie Massen erreichen?“

Entscheidend wird aber wohl sein, ob die Giganten der Unterhaltungsindustrie in virtuelle Realität investieren wollen. (Erste Pornofilme in VR wurden bereits gedreht; auch das spielt bei der Verbreitung eine nicht kleine Rolle). Einer der größten Namen für massentaugliche Unterhaltung hat sich bereits interessiert gezeigt: Chuck Lorre, Produzent einiger der erfolgreichsten TV-Serien (u.a. „Big Bang Theory“), „kann es nicht erwarten, seine erste Komödie in VR zu drehen“, wie er dem Hollywood Reporter sagte. „Diese Technologie verändert alles.“ Auch das renommierte Tribeca FilmFestival widmete sich heuer dem Thema VR. Dort konnte man erste Studioproduktionen, aber auch journalistische Reportagen und Installationen erforschen. „Wir versuchen, eine neue Sprache hierfür zu entwickeln, ähnlich wie die ersten Filmpioniere vieles neu erfinden mussten“, sagte Eugene Chung, der von Pixar kommt und sein eigenes VR-Studio gegründet hat. „Wir versuchen, das Flugzeug zusammenzubauen, während wir damit fliegen.“ – GEORG LEYRER

Neuer Mut! Das Schöne ist jetzt wichtiger denn je

Kultur. Gerade in einer sich rasant verändernden Welt darf nicht auf das Wesentliche vergessen werden Es sind die wichtigsten Dinge, die man am leichtesten außer Acht lässt: Die Mühen und Aufregungen des Alltags lassen wenig Raum für das, was man in besonnenen Stunden als das wirklich Wichtige bezeichnet. Betroffen davon ist auch die Kultur: Im „Lärm der Welt“, wie es einst auf der Volksoper geschrieben stand, drohen die leisen, die komplexen, die Zwi-

schen-Töne ins Hintertreffen zu geraten, wenn man nicht auf sie aufpasst. Genau das tun wir: Der KURIER holt mit dieser umfangreichen Spezialausgabe die Kultur in den Vordergrund. Nicht ohne Grund: Zwischen den heißlaufenden öffentlichen Debatten, dem rasanten Ringelspiel der Sozialmedien-Kommentare und der auf Stars getrimmten Kultur-

vermarktung bekommen viele Facetten des Kulturschaffens nicht jene Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Und uns entgeht Inspiration und Bereicherung. Und darüber hinaus werden in der Kultur derzeit entscheidende Fragen neu gestellt. Wo bleibt der Mensch im digital durchorganisierten Alltag (Seite 7)? Wo und wie wird Oper künftig gespielt wer-

den (Seiten 8, 9)? Wie viele Rockfestivals verträgt der Markt noch (Seiten 16, 17)? Kommen Schauspieler bald nur noch aus dem Computer (Seite 20)? Und was sagt uns das Kulturerbe – Kunst, Architektur, Jazz, Theater – für die Zukunft? Der KURIER hat hingeschaut. Wir laden Sie herzlich ein, mitzuschauen. georg.leyrer@kurier.at

Impressum: Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Helmut Brandstätter Redaktion: Werner Rosenberger, Peter Jarolin, Michael Huber, Georg Leyrer, Gabriele Flossmann, Philipp Wilhelmer, Marco Weise, Brigitte Schokarth, Gert Korentschnig, Luise Hahn Layout: Andreas Wenk, Beilagen-Grafik Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag und Druckerei Ges.m.b.H., 1190 Wien, Leopold-Ungar-Platz 1 Geschäftsführer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, 1190 Wien, Muthgasse 2 Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstr. 21 Corporate Media Solutions: Michaela Zichtl, Agnes Roth-Gritsch, Caterina Purini Tel. 05 9030 22360 Kultur-TIpps: Tanja Krexner Tel 05 1727 23965

APA/AFP/ANP/SANDER KONING

Der nächste Ort für Kunst. Die virtuelle Realität wird Kunstschaffen und Entertainment verändern


EXTRA

ENTGELTLICHE KOOPERATION

ESSL MUSEUM

Wenn das Publikum mitgestaltet Interview. Lorenz Seidler über seine neue Ausstellung „Die Sammlung eSeL“ und die Schließung des Essl Museums

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ESEL.AT / LORENZ "ESEL" SEIDLER

KURIER: Wo liegt bis dato der thematische Schwerpunkt Ihrer Ausstellung? Lorenz Seidler, alias eSeL: Es geht unter anderem um die Rolle zeitgenössischer Kunst für Stadtentwicklung und Tourismus, die Rolle von Marketing für die und vondenMuseen,aberauchumdasStandortmarketing der „Kunststadt“ Wien. Und damit auch um Möglichkeiten neuer Formen der Wirkung zeitgenössischer Kunst in der Gesellschaft, um ganz neue Formen von Identifikation von BürgerInnen mit „ihren“ Stadtteilen oder Projekten, die dort mit ihnen stattfinden. Und in der Folge geht es auch um daraus resultierendeneueFragestellungen für KünstlerInnen und ihre Kunstpraxis. Das führt dann wieder zu einer anderen Sektion der Ausstellung.

MARIAN ESSL, GRAFIL JOHANNA UHRMANN

m Labor des Essl Museums ist ab 4. Mai die interaktive Ausstellung „Die Sammlung eSeL“ zu erleben. Dabei handelt es sich um eine mehrere Räume umfassende Arbeit von Lorenz Seidler – alias „eSeL“. Der Wiener Kunstnetzwerker, Wissensproduzent, Kurator und Künstlerinszeniertdarinmitdokumentarischen Zügen das Kunstgeschehen der vergangenen fünfzehn Jahre. Er greift dafüraufseinekünstlerischenFotoarbeiten, Videos und sein umfassendes Archiv mit Dokumenten und Projekten zurück. Wobei das Publikum vor Ort und via Internet immer miteingebunden ist.

Und worum geht es dort? Um Kunst als spezifische Form von Wissensproduktion, die dokumentarische Strategien erprobt, zum Beispiel neue Allianzen mit der Zivilgesellschaft sucht. Kritische, auch theoretische und konzeptuell fundierte künstleLorenz Seidler, alias eSeL: Selbstporträt mit Maske, 2013. (li.); ab 4. Mai trifft die Sammlung eSeL auf die Sammlung Essl rische Praxis.

Welcher Techniken bedienen Sie sich zu Vermittlung und Anregung in all diesen thematischen Bereichen? Generell ist die Ausstellung sehr assoziativ gewoben. Es ist ein bisschen wie die Bildsprache von Comics, im Wechselspiel von Flyern und Fotos, die man auch ohne Text zu lesen versteht und sobald man sich vertieft, neue Pfade entdeckt. Dazu kommen natürlich auch die eigenen Geschichten im Kopf. Es ist ja das Schöne an der Kunst, dass sie so viele Zugänge zulässt. Das Besondere an der Samlung eSeL ist, dass wir Material und GeschichtenüberKunstalsKunstpraxiszueiner neuen Collagen verweben und dabei MöglichkeitenfürBeiträgevonMenschen bieten. Sie beobachten und dokumentieren seit 1999 das Kunstgeschehen. Wie erleben Sie die bevorstehende Schließung des Essl-Museums? Ich habe das Essl Museum stets als RefugiumamStadtrandsehrgenossen.Esist eben justament dieses „Raus aus Wien“Gefühl, das man verspürt, und es ist befreiend, sich für die Reise zum Essl zu entscheiden. Ich habe das Essl Museum aber unter anderem auch immer schon in seiner Funktion als Ausstellungsfläche und OrtvonVernetzungstreffengenossen.Zugleich hat das Essl Museum auch Leihgabenverwaltetundanderes.Auchdasisteine Infrastrukturleistung, die finanziert werden muss, selbst wenn das Museum eventuell nur mehr als Depot funktionieren sollte. Das wird oft ebenso vergessen wie der Boost, den ein Projekt bekommt, wenn ein engagiertes Team es mitentwickeltundindieWelthinausträgt.Minister Ostermayers Entscheidung ist aus seiner finanziellen Argumentation nachvollziehbar,aberdieReduktiondurchZentralisierung – im Künstlerhaus in ZusammenarbeitmitderAlbertina–istderKunst weniger dienlich, als man vielleicht denkt. – INTERVIEW: LUISE HAHN

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Mi., 4. 5. 18.00 Workshop „Wie eine Landschaft“ 19.00 Vernissage Die Sammlung eSeL im Essl Museum Do., 5. 5. 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous 16.00 Kinderworkshop„Der Natur auf der Spur“ Sa., 7. 5., und So., 8. 5. – Familienwochenende Sa. 15.00–16.30 Offenes Atelier für Kinder von 2–5 Jahren So. 11.00–12.30 Offenes Atelier für Familien mit Kindern ab 3 Jahren 14.00 Familienrundgang Bildbetrachtung 15.00–16.30 Offenes Atelier für Familien mit Kinder ab 3 Jahren 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mi., 11. 5. 19.30 Konzert Theremin Vox Do., 12. 5. 16.00 Kinderworkshop „Malen wir ein Blitz“ So., 15. 5., und Mo.,16. 5. 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mi., 18. 5. 19.00 Lesung Kafka-Lektüren mit Franz Schuh Do.,19. 5. 16.00 Kinderworkshop „Aquarell, Farbe rinnt so schnell“ Sa., 21. 5. 10.00–18.00 Zeit für Kunst Body & Soul 16.00 Führung Rendezvous So., 22. 5. 11.00–13.00 Sonntagsmaler Frühling im Museum 11.00 Führung Body & Soul

OPEN DAYS Fr. 24. 6.–Do. 30. 6. EINTRITT FREI Mi.,1. 6. 18.00 Workshop „Die Kunst der CoBrA-Gruppe“ 19.00 Kuratoren-Führung CoBrA und Wirklichkeiten Do, 2. 6. 16.00 Kinderworkshop „Kobolde“ Sa., 4. 6., und So, 5. 6. – Familienwochenende Sa., 15.00–16.30 Offenes Atelier für Kinder von 2–5 So., 11.00–12.30 Offenes Atelier für Familien mit Kindern ab 3 So., 14.00 Familienrundgang Bildbetrachtungen So., 15.00–16.30 Offenes Atelier für Familien mit Kindern ab 3 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mi., 8. 6. 19.30 Konzert Mnemosyne II Do., 9. 6. 16.00 Kinderworkshop„In deiner Hand“ Sa., 11. 6. 14.00–17.00 Workshop „Der malerische Akt“ 16.00 Zwischenbericht Sammlung eSeL: Diskussion mit dem eSeL So., 12. 6. 11.00 Führung „Body & Soul“ 13.00 Rundgang durch die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mi., 15. 6. Lesung Zufallsreisen mit Patricia Brooks und Judith Nika Pfeifer Do., 16. 6. 16.00 Kinderworkshop „Blumenbilder“ So., 19. 6. 11.00–13.00 Sonntagsmaler „Rendezvous mit Schwamm und Walze“ 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum

13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mo., 23. 5., und Di., 24. 5. 10.00–13.00 Kunstfrühstücken „Mit Leib und Seele“ Mi., 25. 5. 18.30 Rundgang und Gespräch eSeL und Kurt Kladler. Do., 26. 5. 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous 16.00 Kinderworkshop „Die Zauberspur“ 16.00 Kunst & zam spielen mit eSeL Sa., 28. 5. 14.00–17.00 Offenes Atelier für Jugendliche und Erwachsene So., 29. 5. 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

INTERNET

www.essl.museum

MARIAN ESSL 2016

Für alle Workshops Anmeldung erforderlich: ✆ 02243/37050150

Kreativ sein im „Offenen Atelier“ im Essl Museum

ESSL MUSEUM: Veranstaltungen im Juni

15.00 Führung Rendezvous Mo., 20., und Di., 21. 6. 10.00 –13.00 Kunstfrühstücken „Sonnenstunden für alle Sinne“ Mi., 22. 6. 19.00 Gratis Führung Rendezvous Do., 23. 6. 16.00 Kinderworkshop „Einmal, als mich die Sonne in der Nase gekitzelt hat ...“ Fr., 24. 6. 16.00 Director’s Cut Museumsführung mit Prof. Karlheinz Essl Sa., 25. 6., und So., 26. 6. – Familienwochenende Sa. 15.00–16.30 Offenes Atelier für Kinder von 2–5 Sa. 12.00–16.00 Sternstunden aus dem Literaturprogramm des Essl Museums Sa. 16.00–18.00 Musik-Special Karlheinz Essl & Friends So., 11.00–12.30 Offenes Atelier für Familien mit Kindern ab 3 14.00 Familienrundgang Bildbetrachtung 15.00–16.30 Offenes Atelier für Familien mit Kindern ab 3 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous Mo., 27. 6 ., bis Do., 30. 6. Tägliches Programm: 11.00 Führung Body & Soul 13.00 Rundgang Die Sammlung eSeL im Essl Museum 15.00 Führung Rendezvous 16.00–17.30 Offenes Atelier Specials: Mi., 29. 6. Finissage mit eSeL Mi., 29. 6. 19.00 Special der Kunstvermittlung Do., 30. 6. 16.00–18.00 THE FINAL COUNTDOWN Abschlussperformance der MitarbeiterInnen Für alle Workshops Anmeldung erforderlich: ✆ 02243/37050150

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ESSL MUSEUM: Veranstaltungen im Mai

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KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

„Kitsch ist der große Feind der Kunst“ Interview. Wanda-Sänger Marco über verlorene Songs, Scheiß-Jobs und die nebulose Vorahnung, „Luzia“ zu schreiben

E

s wird der „Jahrhundert-Sommer unserer Band“, sagt Marco Michael Wanda. 2016 ist das Wiener Quintett nämlich zu den größten Festivals Deutschlands und der Schweiz geladen – meist als Headliner. In der Heimat sind Wanda nach dem umjubelten Konzert in der Wiener Stadthalle im April noch einmal am 10. 6. beim Nova Rock zu sehen – selbstverständlich auch als Hauptact. Im KURIER-Interview spricht der Sänger über den holprigen Weg zum Erfolg. Kurier: Sie haben immer ein großes Mysterium um Ihre persönliche Geschichte und die Entstehung der Band gemacht ... Marco Michael Wanda: Na ja, wir wollen ja auch ein bisschen Geld mit unserer Biografie machen. Irgendwann soll jemand ein Buch über all das schreiben. Und das verkauft sich sicher besser, wenn wir jetzt alles im Dunkeln halten, was unsere Herkunft und Geschichte betrifft.

Sie sagen, Ihr Können reicht nicht. Sie spielen aber mehrere Instrumente ... Ich habe Klavier gelernt, als ich sechs oder sieben Jahre alt war. Meine Mutter spielt sehr gut Klavier, sie ist Klavierlehrerin. Sie wollte in ihrer Jugend einmal Pianistin werden, dazu hat es aber nicht ganz gereicht. Laute spielen habe ich von meiner italienischen Großtante gelernt, das habe ich relativ lange betrieben. Und die Gitarre kam in der Pubertät dazu. Angefangen haben Sie aber mit Gedichten. Wie jeder angehende NobelpreisträgerhabeichmitfünfJahrenGedichteüber Mama und Papa geschrieben. Seither habe ich immer geschrieben. Nicht immer mit literarischer Ambition – meistens eher, um etwas zu verarbeiten. Wann haben sie ihr erstes Lied geschrieben? Mit 15 wahrscheinlich. Aber das war bestimmt beschissen. Haben Sie es gar nicht aufgehoben? Ach, ich habe seit dem 15. Lebensjahr vermutlich 3000 Lieder geschrieben, ich habe keine Ahnung mehr, was da alles dabei war. Ich habe unlängst bei einemUmzugaucheineganzeSammlung mit Kassetten, wo Hunderte Song-Skizzen drauf waren, verloren. Ein gute Lektion. Denn mit gewissen Phasen abzuschließen ist meiner Meinung nach beim Arbeiten sehr wichtig. Wann haben Sie denn gemerkt, dass es jetzt so weit ist, eine Band zu gründen? Als ich in meiner damaligen Wohnung in der Favoritenstraße „Luzia“ geschriebenhabe.Dawarmirklar:Jetzthast du–wieeinSchriftstellerseinenTon,oder ein Maler sein Spektrum findet – deine Stimme und deinen Ausdruck gefunden. Da war ich ungefähr 25, glaube ich.

Wanda sind (v. li.): Lukas Hasitschka, Manuel Poppe, Christian Hummer, Reinhold Weber und Marco Wanda

Wenn Sie mit 18 mit der Schule fertig waren, liegt da eine lange Zeit dazwischen. Haben sie je eine andere Karriere angestrebt? Ich habe Lift-Teile geschleppt und war bei McDonald’s. Ich habe Wohnungen ausgeräumt. Und viel Unterstützung kam von meinen Eltern. Ich bin sehr viel getrampt – nach Deutschland, aber auch nach Polen, Rumänien und Frankreich. Aber die Musik war immer das Ziel.

und irgendwelche Scheiß-Jobs machen, kannst du nicht mehr lange durchspielen! Und dann kamen Der Nino aus Wien und Soap&Skin. Da habe ich mitbekommen: In dieser toten Musiklandschaft, in derallenurdenIndie-SoundausNewYork kopieren, wo es nur Shoegaze- und Grunge-Verschnitt gibt, macht wieder einmal jemand etwas ganz Eigenwilliges. Diese beiden haben mir viel Kraft gegeben.

Und als Sie wieder zurück in Wien waren, haben Sie Sprachkunst studiert? Nein, davor war ich noch ein Jahr in Berlin und hab schwer auf Bohème gemacht: Billiger Schnaps, irgendwelchen Säufern beim Philosophieren zuhören und alles aufschreiben.

Was konnten Sie aus dem Sprachkunst-Kurs für das Songwriting mitnehmen? Was man da sicher lernt, ist Verknappung. Und Kitsch zu vermeiden. Kitsch ist die überall lauernde Gefahr und der große Feind der Kunst.

Wollten Sie gar keine Kontakte mit der dortigen Musikszene knüpfen? Ich hatte ja nichts in der Hand, keine Vision,keineIdee.NurdiesesGefühl,dass ich einmal etwas Tolles schreiben werde. Gab es einen Auslöser dafür, dass das mit „Luzia“ dann geklappt hat. Oder war es einfach nur die bis dahin angewachsene Routine? DaswardiezunehmendeNot,dassmir klar wurde: Vom Geld der Eltern leben

Was lesen Sie privat am liebsten? Ich mag Biografien. Zu Weihnachten habe ich die von Marie Antoinette geschenktbekommen–sehrspannend.Deshalb arbeite ich jetzt die Französische Revolution auf, bin gerade bei Robespierre. Lyrik lese ich eigentlich nicht, denn ich maglangeSätze.EinenKerouac,dersechs Saiten lang ohne Punkt und Komma schreibt. Oder Hemingway. Ich mag überhaupt die Amerikaner sehr gerne, weil sie so konkret schreiben.

Spüren Sie nach diesen Erfolgen einen Druck für das nächste Album? Sie sind bei einem Major-Label, da gibt es bestimmt Erwartungen. Nein,Drucknicht.Ichspüre,ichmüsste langsam wieder ein Lied schreiben. Das habe ich länger nicht gemacht. Aber es gibt keine Deadlines. Wenn die Songs da sind, machen wir die nächste Platte. DasmitdemMajor-Labelwarderlogische Schritt. Wir hatten die Wahl: Bleiben wir ewig Indie-Stars, oder sind wir mutig und legen uns mit der echten Geschäftswelt an? Das Ziel war immer, mit möglichst vielen Menschen einen Rauschzustand zu erfahren. Ich spiele lieber vor 12.000 Leuten als vor 100. Im Oktober geht’s auf „Bussi“-Kreuzfahrt ... Von Genua nach Barcelona und Marseille. Als Abschluss spielen wir das erste Mal in Bologna. Mit Nino aus Wien und FuzzmansindauchnochzweiandereActs dabei. Ein spannendes Experiment. Denn ich weiß nicht, ob Kreuzfahrt etwas für uns und unser Publikum ist. Aber das ist gerade das Lustige: So viele Leute aufeinemSchiffvereint,diesoetwassonst nie machen würden. Der gemeinsame Nenner ist Rockmusik. Ich freu mich – BRIGITTE SCHOKARTH schon drauf.

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Zur Band Besetzung Marco Michael Wanda, geboren als Michael Marco Fitzthum (Gesang, Songwriting), Manuel Christoph Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Keyboard, Klavier), Reinhold „Ray“ Weber (Bass), Lukas Hasitschka (Drums). Karriere „Weltklasse-Popmusik vor nur 200 Leuten“ sah Manager Stefan Redelsteiner, als er Wanda 2013 im Wiener Celeste entdeckte und unter Vertrag nahm. Mit den Alben „Amore“ (2014) und „Bussi“(2015), einem räudigen RockSound, Texten getränkt mit Wiener Lokalkolorit, Säufer-Charme und Liebesschmerz und Hits wie „Bologna“ und „Bussi Baby“ eroberten Wanda ab 2014 den gesamten deutschsprachigen Raum. Bei den Amadeus Awards 2016 wurden sie mit drei Preisen ausgezeichnet.

APA/GEORG HOCHMUTH; APA/DPA/HENRIK JOSEF BOERGER; APA/MILENKO BADZIC

Sänger Marco Michael Wanda (oben) hat seine Band nach der Wiener Zuhälterin Wanda Kuchwalek benannt

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Das bewirkt aber, dass Gerüchte entstehen. Eines davon ist: Die Band wurde rund um Ihr Talent gecastet, jemand hat Sie entdeckt und wollte eine Band dazu haben. Ganz falsch: Nicht jemand wollte eine Band. Ich wollte eine Band. Ich habe schon ganz früh gespürt, dass ich einmal etwas Tolles schreiben werde. Als es dann so weit war, wollte ich eine Band haben, weil ich das alleine nicht geschafft hätte.DafürreichtmeinKönnennicht,ich halte mich auch nicht für so interessant. Und auch psychisch hätte ich das nicht geschafft. Also habe ich mit Manuel Poppe, einem Gitarristen, mit dem ich damals schon seit zehn Jahren immer wieder Musik gemacht hatte, eine Band gegründet. Die anderen sind dann sehr schnell dazu gekommen. Ich hatte natürlich ein Auge darauf, wer in dieser Band spielen wird und wer nicht. Aber sonst sind wir eine Gruppe,dieindemokratischemSinnalles gemeinsam entscheidet.


KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

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Unsere liebe Nummer 12 Song Contest. Zoë hat die erste Probe hinter sich. Am 10. Mai wird es ernst

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Österreichs Vertretung beim ESC in Stockholm, Zoë, geht mit der Nummer 12 ins Semifinale am 10. Mai

ür Zoë hat der Ernst des SängerinnenlebensamMontag(2.5.)vollbegonnen: Da setzte Österreich Kandidatin für den Eurovision Song Contest erstmals Fuß auf schwedischen ESC-Boden. Seither geht es im rasanten ShowbizTempo dahin: Bis zum Finale am 14. Mai muss die Künstlerin den strapaziösen Marathon absolvieren. Probe – Pressekonferenz – Probe – Pressekonferenz, Auftritte im Euroclub, Drehtermine ... das Rad dreht sich schnell, bis am 10. Mai SchicksalundPublikumentscheiden,obesüberhaupt ins Finale weitergeht.

europäischen Senderverband European Broadcasting Union (EBU) hat. Er wäre in der zweiten Halbfinalgruppe gewesen, deren Starter sich damit über einen Konkurrenten weniger freuen dürfen (2. Semifinale: 12. Mai). Im Nachhinein war der Titel seines Songs ein Omen: „Moment OfSilence“wurdemitdemAusschlusszur bitterenWirklichkeit–inmehrfacherHinsicht,dennRumänienwirdauchdasFernsehsignal aus Schweden nicht mehr empfangen können. Der Song Contest 2016 aus Stockholm wird in Rumänien überhaupt nicht ausgestrahlt.

ein Land, das nach dem Jury-Voting auf dem dritten oder vierten Platz steht, immer noch die Chance zu gewinnen, wenn alle Stimmen da sind. Es ist übrigens für alle Fälle vorgesorgt: Sollte das Televoting eines Landes nicht zustande kommen, wird ein Ersatzergebnis aus einer vorher festgelegten Gruppe anderer Länder herangezogen. Auch eine uneinige Jury könnte damit im Notfall ausgehebelt werden, um zu einem Ergebnis zu kommen. Hierzu würden ebenfalls andere Länder zur Berechnung herangezogen.

Dramaturgische Reihung Zoë, die mit dem französischen Chanson „Loin d’ici“ antritt, muss mit 17 weiteren Kandidaten um eines von zehn Tickets für das große Finale rittern. Ihre Startnummer – die 12 – ist künstlerischen Kriterien geschuldet: Nachdem alle Songs derTeilnehmerbegutachtetwurden,wurde die Startreihenfolge nach dramaturgischen Gesichtspunkten festgelegt. Neben Österreich sind in der Gruppe unter anderem Finnland, Griechenland, Russland oder Malta. Es gab schon leichtere Gegner. Die österreichische Kandidatin kann zudem nicht von einem ebenso spektakulären wie traurigen Ausfall profitieren: Der rumänischeKollegeOvidiuAntondarfnicht antreten, weil sein Land Schulden beim

Erstmals spannend bis zuletzt Seit2012wirdinnerhalbderEBUdarüber nachgedacht,dasPunktesystemanzupassen. Beim schwedischen ESC wird nun Ernst gemacht und auf das schwedische Vorauswahlsystem umgestellt: Während bisher die Sieger oft schon lange vor der Verkündung der letzten Punkte bekannt waren, wird es ab heuer erstmals wirklich bis zum Schluss spannend bleiben. Zuerst werden nämlich die Jury-Punkte bekanntgegeben–dieberühmten„Douze Points“ (die Höchstwertung, 12 Punkte) abwärts werden angesagt. Erst am Schluss werden dazu die Ergebnisse der nationalen Abstimmungen via Anruf, Smartphone-App oder SMS dazu addiert. Das bedeutet ein offenes Rennen bis in die letzten Minuten, denn theoretisch hat damit

Weit eg on hier Ob die Startnummer 12 eine tiefere BedeutungfürmöglichePunktehat,wirddie österreichische Starterin Zoë demnächst erfahren. Ihr Lied „Loin d’ici“ heißt übersetzt„Weitwegvonhier“undließesichsowohl zur Deutung von Sieg als auch von Niederlage heranziehen. „Wenn das Lied eine Message hat, dann in erster Linie, dass man einfach glücklich sein sollte“, sagt die Künstlerin. „Textmäßig geht es umdieSuchenachdemParadies,dasaber nicht unbedingt ein Land oder eine Insel sein muss. Ich interpretiere es so: Man ist auf einem Weg und auch wenn darauf Steine liegen, gehe ich weiter – auf der Suche nach dem Paradies.“ Zur Not probieren wir es im nächsten Jahr wieder. – PHILIPP WILHELMER

ENTGELTLICHE KOOPERATION

OPER IM STEINBRUCH ST. MARGARETHEN

EXTRA

Fröhlich, turbulent und mit viel Amore

Viel Witz und brennende Herzen In einem entlegenen Dorf verliebt sich der schüchterne, mittellose Bauer Nemorino ausgerechnet in die reiche, schöne undgebildeteGutsbesitzerinAdina.Doch die hat nur Augen für den feschen Sergeanten Belcore. Bis Dulcamara, der sich als weithin berühmter Wunderdoktor ausgibt, im Dorf eintrifft und dem leichtgläubigen Nemorino einen „Liebestrank“ verkauft – der nichts weiter als Rotwein ist. Da der Wein seine Schüchternheit vertreibt, ist Nemorino sogar bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um noch mehr vom „Liebestrank“ zu erwerben. Und da begibt sich endlich Adinas Herz auf die beschwerliche Reise zu Nemorino, während der Quacksalber nun selbst an die magische Wirkung seines Weines glaubt und sogar eine brillante neue Geschäftsidee wittert. Inszenieren wird diese Oper im Steinbruch der international gefragte Philipp Himmelmann, der zuletzt unter anderem bei den Bregenzer Festspielen, in Ber-

A3502 HORST OSSINGER

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Oper im Steinbruch Der Liebestrank Die Oper im Steinbruch St. Margarethen bietet heuer Gaetano Donizettis Opera buffa „Der Liebestrank“ („L’elisir d’amore“) in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Termine: 6. Juli bis 19. August 2016 jeweils von Mittwoch bis Freitag. Beginn: 20.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Besetzung Musikalische Leitung: Karsten Januschke Regie: Philipp Himmelmann Bühnenbild: Raimund Bauer Kostüme: Kathi Maurer Chorleitung: Walter Zeh Licht: Fabrice Kebour Adina: Elena Sancho Pereg/Narine Yeghiyan Nemorino: Antonio Poli Ioan Hotea/Tamás Tarjányi, Belcore: Andrei Bondarenko/Mathias Hausmann Dulcamara: Uwe Schenker-Primus/Jonathan Lemalu, Gianetta: Esther Dierkes/Katrin Koch

Der italienische Tenor Antonio Poli spielt und singt Nemorino, die Spanierin Elena Sancho Pereg (Sopran) ist die schöne Gutsbesitzerin Adina

lin, Hamburg und an der Semperoper in DresdenRegiegeführthat.ZurHerausforderung des Inszenierens in der einzigartigen Felsenkulisse im Steinbruch St. Margarethen sagt Himmelmann: „Bei Freilichtaufführungenhatmanoftmalsgroße Distanzen, die es mit Spannung zu erfüllen gilt. ,Der Liebestrank ‘ ist eine verrückte, turbulente Komödie – aber auch eine sehr delikate und melancholische.“ Bühnenbildner Raimund Bauer hat für diese Oper als „Zentrum, um das sich alles dreht“, wo die Geschichte von Nem-

rino und Adina erzählt wird, einen überdimensionalen Wurlitzer entworfen.

Erstklassige junge Stimmen Antonio Poli hat den Nemorino schon mit großem Erfolg in Rom, Brüssel und Bologna gesungen, Elena Sancho Pereg als Adina zählt ebenso zur aufstrebenden Generation, die international gefragt ist und an der Deutschen Oper am Rhein bereits für Furore gesorgt hat. Und Dirigent Karsten Januschke ist Garant fürdashohemusikalischeGesamtniveau.

Philharmonia Chor Wien, Symphonieorchester des Slowakischen Rundfunks.

Tickets und Informationen festspielbuero@panevent.at ✆ +43 2682 65065 Fax +43 2682 65065-888 Preise: € 33 bis € 145 . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

INTERNET

www.operimsteinbruch.at

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Seit nunmehr neunzehn Jahren besucht ein ebenso begeistertes wie treues Publikum die Opernaufführungen im Steinbruch von St. Margarethen, der längst als eine der schönsten und imposantesten Freiluft-Arenen Europas gilt. Heuer ist hier erstmals „Der Liebestrank“ („L’elisir d’amore“) von Gaetano Donizetti zu erleben, der diese hinreißende„Operabuffa“(komischeOper)imJahr 1832 in der schier unglaublichen Rekordzeit von nur zwei Wochen komponierte. Im Rahmen der Oper im Steinbruch St. Margarethen feiert das Werk nun auf der wunderbaren Ruffinibühne am 6. Juli 2016 seine Premiere.

SCHNEIDERPHOTOGRAPHY

Oper im Steinbruch St. Margarethen. Heuer sorgt Donizettis komische Oper „Der Liebestrank“ für beste Unterhaltung


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KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

Die Veränderung als Zumutung Woody Allen. In Cannes ist er Rekordhalter: Dort ist heuer sein 14. Film zu sehen. Bei TV-Serien ist Woody Allen aber Neuling – und er geht fix davonaus,andemneuen Format zu scheitern.

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Woody Allen: „Mir würde jeder anmerken, wenn ich nicht die Wahrheit sage und daher belüge ich nicht einmal meine Frau“

entwirft – viel von seiner eigenen Weltanschauung. Sie pflegen ihre Neurosen und werden nicht selten von Depressionen geplagt. Sie sind meistens Beziehungskrüppel und generell Misanthropen. „Ich habe ein starkes Bedürfnis, in den Mutterleib zurückzukehren. In irgendeinen“, lautet eines von zahlreichen Woody-Allen-Zitaten, die um das Dilemma der menschlichen Existenz kreisen. Dieses Dilemma sublimiert er in Kunst und mit dem für ihn typischen, jüdisch geprägten Witz: feinsinnig, selbstironisch und voll bitterer Wahrheiten. KURIER: Haben Sie auch für uns Nicht-Filmemacher ein Rezept, wie man sich manch bitterer Wahrheit entziehen kann? Woody Allen: Eine sehr angenehme Strategie, der Wirklichkeit des Lebens zu entkommen, besteht darin, sich mit dem anderen Geschlecht einzulassen. Ablenkung durch physische Lust, durch Obsession funktioniert immer noch am besten. Ruftermichanoderruftermichnichtan? Habe ich gestern Nacht auf der Party was Falsches zu ihm gesagt? Gehe ich mit ihm ins Bett oder nicht? Heute Abend ist es noch zu früh, lieber nächstes Mal? So beschäftigen wir uns mit unseren kleinen Sorgen und nicht mit den echten Leiden. Jeder Flirt ist auch eine Medizin.

Selbstzweifel Nach drei Ehen, Beziehungen mit den SchauspielerinnenDianeKeatonundMia Farrow und dem skandalumwitterten VerhältnismitderAdoptivtochtervonMia Farrow, Soon-Yi Previn, scheint Woody dieser Medizin abgeschworen zu haben – er ist seit neunzehn Jahren mit Soon-Yi verheiratet. Apropos Flirt: Wohl keiner flirtet so hingebungsvoll, so andauernd und so charmant mit seinen reichlich vorhandenen Selbstzweifeln wie Woody, der Stadtneurotiker. Aber schlimmer noch als die Versagensängste, sexuellen Nöte und Beziehungskrisen ist für ihn der Verdacht, einfach nur „normal“ zu sein. Seine Filme, in denen er diese Neurosen abarbeitet – so erklärte mir Woody AlleneinmalineinemInterview–hasseer alle. Da hat er viel zu tun, denn bisher hat er mehr als 50 Mal Regie geführt. Wenn man Woody Allen begegnet, fühlt man sich im Kino. Denn er ist uns von der

Leinwand so vertraut, dass man denkt, sich in einem Woody-Allen-Film zu befinden: Die dicke Brille, die ewige gleiche Cordhose, die er seit einem halben Jahrhundert zu tragen scheint und diese immer gleichbleibende spätpubertäre Ausstrahlung. Aber während seine frühen Filme fast ausschließlich in New York spielten,drehtAllenindenletztenJahrenöfter in Europa – wohl auch dem Umstand geschuldet, dass seine Filme in der Alten Welt inzwischen besser ankommen als in seiner Heimat. Bei einem Interview vor drei Jahren hat die Autorin dieser Zeilen versucht,AllenfürWienalsSchauplatzeines seiner Filme zu interessieren. Die Stadt Sigmund Freuds wäre doch für den ewigen Stadtneurotiker wie geschaffen. Woody zeigte sich zunächst aufs Höchste interessiert. Eine Adaption von Arthur Schnitzlers„Anatol“hätteesihmangetan. MonatespäterkamdieAbsage.Überseine SchwesterließWoodyausrichten,erhätte doch zu viel Respekt vor dem großen Autor des Wiener Fin de Siècle. KURIER: Ist die kontinuierliche Arbeit für Sie ein wirksames Antidepressivum? Woody Allen: Ja, mehr als das. Schon beim Aufwachen kreisen meine Gedanken um den nächsten Film: Bekomme ich diesen Schauspieler oder wird das Drehbuch funktionieren? Alles triviale Probleme, die man lösen muss. Hätte ich diese Probleme nicht, würde ich nur zu Hause rumsitzen und darüber nachdenken, dass ich älter werde und Alzheimer bekommen könnte oder Krebs.

Scheitern Auch nach seinem 80er, den er im Dezember vergangenen Jahres feierte, denkt Woody Allen nicht ans Aufhören. Der Mann,fürdenschoneinneuesRestaurant eineZumutungist,beschreitetnunfürihn erstaunliche neue Wege: Er wurde von Amazon unter Vertrag genommen, um seine allererste TV-Serie zu produzieren. Woody Allen selbst hat die Hauptrolle übernommen und an seiner Seite wird Popstar Miley Cyrus zu sehen sein. PeinlichkönntedasErgebnisnurfürseineAuftraggeber werden, erklärt der Berufspessimist. Denn für ihn sei am Beginn jedes Projekts nur eines klar: Es kann nur scheitern. – GABRIELE FLOSSMANN

REUTERS/REGIS DUVIGNAU

nd schon wieder ein Woody AllenFilm: Sein „Café Society“ wird am 11. Mai die 69. Filmfestspiele in Cannes eröffnen. Der Film erzählt die GeschichteeinesMannes,derinden1930erJahren von New York nach Los Angeles geht, um dort die Filmwelt zu erobern. Er verliebt sich und wird von seiner Angebeteten in die sogenannte Café Society hineingezogen, eine pulsierende Jugendszene, die in hippen Lokalen abhängt. Die Hauptrollen spielen Kristen Stewart undJesseEisenberg.„CaféSociety“istder vierzehnte Allen-Film, der an der Croisettepräsentiertwird.DamitstelltWoodyAllen einen Rekord auf. Sicher steckt auch in den Figuren dieses Films – wie in allen, die Woody Allen


Mittwoch I 4. Mai 2016

KULTUR

„Der Mensch darf nicht scheitern“ Digitale Revolution. Bald brauchen viele nicht mehr zu arbeiten. Höchste Zeit nachzudenken, was das für uns heißt

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APA/ALEKSANDRA PAWLOFF/MAK; MAK/URBZ

s ist eine Revolution mit Ansage – und darüber nachzudenken ist dennoch immer wieder überraschend. Darum geht es: Die immer besser werdenden Computerprogramme, Roboter und künstliche Intelligenz werden den Menschen in immer mehr Jobs ersetzen. Nicht nur bei den einfachen, manuellen, sondern auch bei hochkomplexen Tätigkeiten. Und zwar nicht irgendwann, sondern demnächst. Das sagen die Experten.Nur:WasdasfürdenMenschenheißt, weiß keiner. Die Umwälzung, die da skizziert wird, ist derart fundamental, dass es schwerfällt, sich diese Zukunft vorzustellen.Wiewirlebenwerden,waswirtun werden, welche Jobs es noch geben wird? Was den Menschen ausmachen wird? Es ist vieles unklar. Dementsprechend unwillig, sich damit auseinanderzusetzen, sind nicht nur viele Politiker.

Digital durchorganisiert Dabei geht es um den Kern dessen, was den Menschen in den vergangenen Jahrhunderten ausgemacht hat. „Wie sichern wir uns Momente des Mensch-Seins in dieser digital durchorganisierten Welt?“, fragt der Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK), Christoph ThunHohenstein, im KURIER-Gespräch. Er hat seinem Bundesmuseum einen gewaltigen Innovationsschub verpasst – und Die Stadt der Zukunft war Thema bei der ersten „Vienna Biennale“ des MAK 2015. In der zweiten Ausgabe 2017 wird es unter anderem um Robotik gehen widmet sich genau jenen Fragen rund um den bevorstehenden nächsten Schritt der digitalen Revolution, die bisdigital durchorganisierher unbeantwortet sind. Denn Antworten auf die ten Leben Spielräume für das Menschliche in Fragen nach dem uns?“ Dieses MenschliMenschlichen müssen auch von Kunst, Kultur che, so Thun-Hohenstein, müsse auf vielfältiund Design kommen, ge Arten geschützt wersagt Thun-Hohenstein. den.„Wirbraucheneinen Er hat 2015 die erste „Vienna Biennale“ ausgeneuen Humanismus im digitalen Zeitalter, der richtet, die in Kooperatiklar absteckt: Was sind onmitanderenKultur-InstitutionendieDringlichdie neuen Menschenrechte, die wir künftig keit aufzeigen sollte, die das Thema eigentlich Thun-Hohenstein: „Spielräume brauchen, um in Würde hat. Oder haben sollte. für das Menschliche“ Mensch zu bleiben? Wie können wir bestimmen, wo die nicht zu überschreitenden GrenWeichenstellung „WirlebenineinerZeit,inderwesentliche zen sind, zugleich aber mit voller Kraft Weichenstellungen vorgenommen wer- Potenziale nützen, zum Beispiel im Bilden. Was wir jetzt weltweit entscheiden, dungsbereich?“ die Richtung, in die wir gehen, wird uns Eine besondere Rolle käme dabei den in den kommenden Jahrzehnten beglei- öffentliche Museen zu. Diese „haben die ten“, sagt Thun-Hohenstein. Und „der Aufgabe, möglichst viele Menschen zu Mensch darf in dieser neuen Situation mehr Kreativität zu inspirieren und ihre nicht scheitern. Wir können nicht genug Inhalte, soweit finanzierbar, auch gratis aufpassen,dassunsderDruckinRichtung zurVerfügungzustellen.WasistKunstankünstlicherIntelligenznichtüberholtund deres als Ausdruck menschlicher Kreatiin eine Situation bringt, in der wir nichts vität?“ Kreativität ist eines der Merkmale des Menschen, die ihm derzeit noch alleimehr stoppen können.“ Zwar gebe das Digitale einerseits „die ne vorbehalten sind. Aber: „Es wird auch Möglichkeit, uns zu vernetzen, Gleichge- Maschinenkreativitätkommen.WirMensinnte zu finden, um gemeinsame sinn- schen werden uns behaupten müssen.“ stiftende Tätigkeiten zu organisieren“, gleich,obdiebezahltoderunbezahltsind, In Schönheit leben „bis hin zum Handwerk, das eine neue Ein wichtiger Punkt ist für Thun-HohenBlüte erleben wird“. Aber „wir müssen stein die Romantik. Ein Begriff, der im zugleich aufpassen, dass das enorme 20. Jahrhundert fast verpönt war, nun Profitdenken, von dem die Digitalisie- aber eine Renaissance erlebe: „Wir müsrunggetriebenist,nichtübersZielhinaus- sen hart daran arbeiten, uns die menschschießt.ZumGlückkommtdieWirtschaft liche Romantik zu erhalten, die uns letztselbst immer mehr drauf, dass es keinen lich von digitalen Maschinen unterscheiSinn hat, die Menschen obsolet zu det“, sagt Thun-Hohenstein. Hinzu kommachen, denn die Wirtschaft produziert me die Wertschätzung der Schönheit: ja für die Menschen. Es geht zunehmend „DieFreudeanSchönheitgrenztunsMendarum, den Menschen neue Möglichkei- schendeutlichvonRoboternundanderen ten der Selbstverwirklichung zu ver- künstlichen Intelligenzen ab. Daher müssen wir Schönheit wieder zu einem zenschaffen.“ AkutstellensichzweiFragen,anderen tralen Thema menschlichen Lebens maBeantwortung das Design und auch die chen. Zu ,Schönheit‘ bereitet Stefan Saganderen Künste mitarbeiten müssten: meister eine große Ausstellung für das „DasLebenohneArbeitodermitwenigAr- MAKvor,dieimHerbst2018startenwird. beit muss finanziert werden. Wo aber Auch viele andere Projekte des MAK werkommen die Steuereinnahmen her, die denneueZugängezuSchönheiteröffnen, es dem Staat ermöglichen, den Men- denn gerade jetzt müssen die Museen schen ein Grundeinkommen zu sichern? vielmehrMutzeigen,sichoffenzuSchönDie zweite Frage ist: Wo bleiben in einem heit zu bekennen. “ – GEORG LEYRER

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KULTUR

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Der internationale Opern-Wettstreit Analyse. In welche Richtung entwickelt sich die Oper? Und wo sind demnächst die aufregendsten Produktionen zu erleben? Nicht zwingend in Wien.

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Zu große Theater, zu unflexibel AberwarumhatesOperinvielenLändern manchmal so schwer? Weil die meisten Theater, zu einer Zeit gebaut, als Oper eine höfische Repräsentationsform war und der Ort der Begegnung von Adel und Bürgertum, für heutige Anforderungen zu groß sind. Sie sind unflexibel, werden von Fixkosten ausgefressen, müssen Jahre im Voraus planen – und werden rechts und links von kleineren Compagnien überholt. Das Stagioneprinzip löst nach und nach das Repertoiresystem ab. Kein Musiktheater-Start-up würde heute ein Theater für mehrere Tausend Besucher mit fest angestelltem Chor und fixem Orchester, das täglich spielt, gründen. All diese Probleme haben direkte Auswirkungen auf die Programmierung, wobei viel zu wenige Theater an die Kraft der Veränderung glauben. Eines hat sich jedenfalls schon massiv verändert: Durch die Reisefreudigkeit der Besucher und unsere Medienwelt mit permanenterYouTube-VerfügbarkeitwissenOpernliebhaber besser als je zuvor, was international passiert. Wenn etwa die Sopranistin Angela Gheorghiu den Tenor Jonas Kaufmann im dritten Akt von Puccinis „Tosca“anderWienerStaatsoperzweiMinuten sitzen lässt (vermutlich aus ProtestgegenseineWiederholungderArie„E lucevan le stelle“), geht der dementsprechende Clip rasch um die Welt. Dadurch hat sich auch der Wettbewerb unter den Musiktheatern verschärft: Man kann sehr schnell herausfinden, wo die attraktivsten Aufführungen stattfinden. Wobei die Kategorie „attraktiv“ freilich einer gewissen Subjektivität unterworfen ist. Wer mit welcher Partie wo debütiert, welche Regisseure wo arbeiten, welche Dirigenten wo engagiert sind, ist jedoch leicht objektivierbar. Zu den innovativsten Operntheatern zählt zweifellos das Royal Opera House Covent Garden, das innerhalb von vier Jahren sieben neue Auftragswerke herausbringt. In London ist auch Jonas Kaufmann regelmäßig mit neuen Partien zu hören. Sein zweites wichtiges Haus ist dieBayerischeStaatsoperMünchen.Aber auchanderMetropolitanOperaNewYork debütierte er mit großen Partien wie ParsifaloderSiegmund.UndauchanderMai-

Barbara Hannigan singt im Sommer in Aix-en-Provence die Mélisande (ab 2. Juli)

Anna Netrebko singt in Dresden erstmals die Elsa in Wagners „Lohengrin“ (ab 19. Mai)

Cecilia Bartoli wird in Salzburg erstmals Maria in der „West Side Story“ singen (ab 13. Mai)

länder Scala war er zuletzt – ebenso wie Anna Netrebko – in Premieren zu erleben.Worandasliegt?InersterLinieanden Chefdirigenten: Antonio Pappano in London, Kirill Petrenko in München, James Levine (der sich nun zurückzieht) in New York und Riccardo Chailly in Mailand. In Wien ist diese Position seit Franz Welser-Mösts Rückzug nicht besetzt. Auch die Semperoper Dresden mit Christian Thielemann als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle ist so ein Fall: Dort wird Anna Netrebko am 19. Mai erstmals in einer Wagner-Rolle zu erleben sein, als Elsa im „Lohengrin“. Die Titelpartie singt Piotr Beczala – ein Weltereignis. Schon drei Tage davor ist Jonas Kaufmann in einer „Meistersinger“-Premiere in München als Stolzing zu hören. Ein anderer Superstar, Cecilia Bartoli, hat mit den Pfingstfestspielen in SalzburggleicheineigenesFestival:Dortwird sie unter Dirigent Gustavo Dudamel erstmals die Maria in Leonard Bernsteins „West Side Story“ interpretieren (13. 5.). Eines der attraktivsten Festivals ist zweifellos jenes in Aix-en-Provence. Mit Spannung erwartet wird heuer u. a. die Neuproduktion von Debussys „Pelléas et Mélisande“ mit Esa-Pekka Salonen am Pult, Katie Mitchell als Regisseurin und BarbaraHanniganalsMélisande(ab2.Juli). Bei einem anderen Festival, in Glyndebourne, übernimmt Sebastian Schwarz, zuletzt Chef der Kammeroper, die künstlerische Leitung. Dort ist ab 21. Mai Gerald Finley als Sachs in den „Meistersingern“ zu hören. Bryn Terfel wird dann kommende Saison erstmals Sachs singen – in London. – GERT KORENTSCHNIG

PRESSEFOTO RAPHAEL BRAND; APA/EPA/MATTERO BAZZI; AP/JAN ERIK HENRIKSSON; AMX/ALASTAIR MUIR

In Glyndebourne wird ab 21. Mai „Meistersinger“ gespielt: Gerald Finley als Sachs, Jochen Kupfer als Beckmesser

per ist ein weltumspannendes Business. Na ja, Business ist vielleicht nicht gerade das korrekte Wort dafür. Denn die Institutionen selbst machenmitOperdefinitivnichtdasgroße Geschäft, sondern sind von Subventionsoder privaten Geldgebern abhängig. Nicht erst seit die New Yorker Metropolitan Opera mit schlechten Auslastungszahlen in die Schlagzeilen kam, ist Feuer am Dach: Ist die Kunstform akut gefährdet? Werden nach der New York CityOperaschonbaldweitereMusiktheater zusperren oder nur noch selten spielen? Die entscheidende Frage ist jedoch: Wie kann man es endlich schaffen, wieder junges Publikum für Oper zu begeistern? Möglichkeiten dafür gäbe es genügend, nur viele Institutionen wagen keine Änderungen oder Neupositionierungen, weil sie Angst davor haben, das bestehendePublikumzuvergrämen.Eine der größten Kunstformen droht langsam zu erstarren, obwohl das Bewusstsein, dass es dringend Innovationsschübe braucht, fast schon Common Sense ist.


KULTUR

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„Erotische Szenen sind nicht erlaubt“ Staatsoper im Oman. Sängerin Aida Garifullina über das aufwendige Gastspiel, neues Publikum und künftige Rollen

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icht nur die Kunstmuseen – mit u. a. dem neuen Guggenheim in AbuDhabi–suchenStandbeineim Nahen Osten. Auch die Opernwelt richtet den Blick auf jene Länder, die mit Öl reichgewordensind–unddiesichnunmit Tourismus und Kultur auf die Zeit nach dem Versiegen dieser Geldquelle rüsten. So ist im Oman ein prächtiges Opernhaus mit 1100 Sitzplätzen entstanden. Die Staatsoper gastierte heuer (nach 2013) zum zweiten Mal dort. Mit auf Reisen: Sopranistin Aida Garifullina, die in Massenets „Werther“ die Sophie sang.

KURIER: Wie war es im Oman? Aida Garifullina: DasLand,dieStadtMuscat sind sehr positiv, falls man das über eine Stadtsagenkann.DieMenschendortsind gläubig und sehr offen. Es ist ein wunderschönes Opernhaus. Wir waren alle verwundert, wie schön das ist, so orientalisch. So ein Opernhaus habe ich noch nie gesehen. Es war sehr angenehm, dort zu singen. Und es war voll. Es hat uns gefreut, dass die Menschen im Nahen Osten auch Opern lieben.

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN (2);

Jetzt geht es ja in den Opern oft um ganz arge Sachen – Mord, Betrug, Erotik. Ist das eine Frage, mit welchen Stücken man solche Gastspiele überhaupt machen kann? Es wird im Oman nicht alles möglich sein. Natürlich wird man sich überlegen, welcheProduktioneninLändernwieSaudi-Arabien oder den Emiraten überhaupt infrage kommen. Und es kommt vor, dass man etwas ändern muss. Die Frauen müssen sich bedecken, wir dürfen keine kurzen Kleider tragen. Die Regeln sind sehr streng, aber dort normal. Im Oman ist es wohl strenger als etwa in Dubai, das schon sehr europäisch ist. Man darf dort fast alles, im Oman nicht. Die Mordszene im „Werther“ am Ende war beispielsweise okay. Ich musste auch auf der Bühne meine Arme bedecken. Liebesszenen müssen weniger offen sein, erotische Szenen sind nicht erlaubt. Empfinden Sie das als Problem? Das ist eine Entscheidung. Der Sultan hat dieses Opernhaus für die eigenen Menschengebaut.FürMenschenausSaudi-Arabien, dem Oman, die Oper mögen oder kennenlernen wollen. Es ist kein weltbekanntes Opernhaus. Es ist normal, dass diese Menschen ihre eigenen Regeln behalten, sie müssen es nicht machenwiederRestderWelt.Wennsieetwas Offeneres sehen wollen, fliegen sie einfach nach Europa. Es gibt keine Grenzen.

Sie haben in Wien zuletzt die „Tri sestri“Premiere gesungen. Wie geht es denn bei Ihnen weiter? Im Juni singe ich die Norina im „Don Pasquale“. Im Juli haben wir ein großes Konzert mit Juan Diego Flórez unter dem Eiffelturm in Paris – am 14. Juli. In der nächsten Saison kommen große Rollen!AnderWienerStaatsoperdieGildaim „Rigoletto“ (Juni 2017) und im Jänner und Februar „Roméo et Juliette“ mit bekannten Kollegen. Ich werde eine Premiere in Paris an der Opera de Bastille singen, „Schneeflöckchen“ von Rimski-Korsakow. Es sind fast alle Rollen für mich neu, große Rollen. Ich bin sehr gespannt! Ich werde auch die Mimi singen – aber ich darf noch nicht sagen, wo. Da werde ich so früh wie möglich anfangen, mich vorzubereiten. Und das „Schneeflöckchen“ wollte ich immer singen: Die erste Arie war immer mein Liebling und hat mir gute Erfolge gebracht. Ist man da sehr unter Druck, wenn man so viele Rollen so schnell lernen muss? Bis jetzt hatte ich keine Probleme. Am Anfang hatte ich zwei Monate Zeit für eine Rolle, jetzt habe ich viel weniger. Man hat immer Zeit – außer man fängt im letzten Moment an, aber dann ist man selber schuld (lacht). Und man lernt, sich Rollen schneller anzueignen. Anfangs brauchteicheinenMonatZeit,umeineInszenierungzulernen.Jetztgehtdasinmaximal fünf Tagen. Müssen Sie im Alltag sehr auf die Stimme aufpassen? Dasdachteichfrüher,ichhabemirviele Gedanken gemacht – was man nicht darf. Aber das ist sehr individuell. Ich weiß,wasmirguttut.Unddamitversuche ich zu leben. – GEORG LEYRER

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SCHLOSSFESTSPIELE LANGENLOIS ENTGELTLICHE KOOPERATION

Glauben Sie, das wird einmal ein weltbekanntes Opernhaus? Auch die Metropolitan Opera hat viele Jahre gebraucht, um weltberühmt zu werden.DasOpernhausimOmanistnoch ziemlich jung. Es wird von den Menschen abhängen, ob das Haus berühmter wird. Es muss eine Kompanie aufgebaut werden, ein Repertoire entstehen. Aber alles ist möglich – es kann sein, dass das Haus berühmt wird. Das wäre schön.

Eine himmelblaue Welt Schlossfestspiele Langenlois. Heuer steht Ralph Benatzkys Evergreen „Im weißen Rössl“ auf dem Programm „Die ganze Welt ist himmelblau“ wird es diesen Sommer im idyllischen Park von Schloss Haindorf tönen. Und auch Gassenhauer wie etwa „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“, „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ oder „Im Salzkammergut da kann man gut lustig sein“. Wobei man heuer garantiert auch auf Schloss Haindorf lustig sein kann – geht doch hier das humorige Singspiel „Im weißen Rössl“ von Ralph Benatzky (zu dem auch andere Komponisten beigetragen haben) über die Bühne der Schlossfestspiele Langenlois.

Hochsaison am Wolfgangsee Die turbulent-amüsante Handlung dieses „Evergreens“,derauchunzähligeMaleverfilmt und bei Bühnenaufführungen aufgezeichnet wurde, spielt im Hotel „Im weißen Rössl“. Dort herrscht Hochsaison mit ständig eintreffenden Gästen, zu denen auch der stets miserabel gelaunte Berliner Fabrikant Wilhelm Giesecke, dessen Tochter Ottilie und der „schöne Sigismund“zählen.DochdertüchtigeZahlkellner Leopold schafft es immer wieder, die unzufriedenen Gäste zu beruhigen. Darüber hinaus ist er intensiv mit ebenso charmanten wie erfolglosen Annäherungsversuchen an seine Chefin, die Wirtin Josepha Vogelhuber, beschäftigt. Denn die hat sich in den Berliner Stammgast Dr. Otto Siedler verliebt. Die Besetzung bei den Schlossfestspielen Langenlois überzeugt: Die Rössl-Wirtin wird von Kristina Bangert gespielt, die dem TV-Publikum unter anderem als Chefinspektorin der „Copstories“ bekannt ist. Boris Eder, Ensemblemitglied der Wiener Volksoper, ist der Leopold. Als Ottilie betört Melanie Wurzer, Daniela Lehner als lispelndes Klärchen, André Bauer als Dr. Siedler, Johannes Seilern ist Giesecke und Harald Baumgartner Sigismund. Inszenierung: Michael Scheidl; Intendanz und musikalische Leitung: Andreas Stoehr.

KURT-MICHAEL WESTERMANN

Das Gastspiel war sicher ein gewaltiger Aufwand. Ja! Das ganze Orchester, der Kinderchor,dietechnischeMannschaft–alleaus Wien. Das ist ein großes Projekt. Aber es ist schön, dass die Wiener Staatsoper solche Gastspiele macht und auch ihre Solisten aus dem Ensemble präsentiert.

Neue Orte und neue Regeln für die Oper: Aida Garifullina (mit ihrem Kollegen Clemens Unterreiner) im Oman. Dort müssen auf der Bühne die Arme bedeckt bleiben

Kristina Bangert (Wirtin) und Boris Eder (Leopold) ··································································································

Schlossfestspiele Langenlois Termine „Im weißen Rössl“ von Ralph Benatzky geht am 21., 22., 23., 29. und 30. Juli, am 5., 6., (12. 6. ausverkauft) 13. August jeweils um 20.30 Uhr über die Bühne und am 7. August um 17.30 Uhr. Ort Schloss Haindorf, Krumpöck-Allee 21, 3550 Langenlois Karten und weitere Infos

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INTERNET www.schlossfestspiele.at office@schlossfestspiele.at www.oeticket.com

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KURIER: Das ist ja etwas Neues: Dass dort ein neues Zentrum für Oper entsteht. Ist das Publikum dort anders? Man würde annehmen, dass die Werke des westlichen Repertoires dort noch nicht so bekannt sind wie hier. Das merkt man schon. Aber das macht nichts. Es ist schön, dass die Menschen Interesse haben. Sie möchten sich bekanntmachenmitderMusik.Esistsehr schwer, das Publikum mit europäischem oderspeziellmitdemWienerPublikumzu vergleichen. Das Wiener Publikum kennt alle Stücke, es weiß, nach welcher Arie man klatschen soll. Das muslimische Publikum ist ein bisschen zurückhaltender. Und ein bisschen weniger emotionell. Sie schreien nicht „Bravi“, es ist eher allesdezent.AberwirhabenschöneEnergie zurückbekommen. Es sah so aus, dass das Publikum das gemocht hat. Es war eine schöne Zeit.


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KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

Hietzinger Villa als Kultur-Attraktion Architektur. Das „Haus Beer“ von Josef Frank – das schönste Baujuwel der Zwischenkriegsmoderne mit ungewisser Zukunft Revolutionäres Wohnkonzept von Josef Frank für die Villa Beer in der Wenzgasse (Straßenseite)

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icht jedes Haus erlebt einen so großen Besucheransturm wie die Villa Beer in der Wenzgasse in Hietzing, die an einem Wochenende kürzlich von rund 2500 Architekturinteressierten geradezu gestürmt wurde. Der Run auf das vom österreichischen Architekten und Designer Josef Frank (1885–1967) und Oskar Wlach errichtete Meisterwerk der Zwischenkriegsmoderne „ist als eindeutiges Plädoyerzuverstehen,dasderzeitleerstehende Bauwerk, das sich in Privatbesitz befindet, dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – etwa im Netzwerk der ,Iconic Houses‘“, zieht das Architekturzentrum Wien Bilanz. „Internationale Architekturexperten bezeichnen das Haus Beer als schönste und bedeutendste Villa der Moderne.“ Es wäre eine „einmalige Chance“, könnte „dieses einzigartige Anschauungsobjekt einer Philosophie der offenen Moderne besichtigt und inhaltlich entsprechend genutzt werden. Politik und öffentliche Hand sind nun gefordert,diedafürnötigenEntscheidungenzu treffen.“

Revolutionäres Wohnkonzept DerStellenwertdesHausesmitdemErker und dem markanten Rundfenster auf der Straßenseite in der Wenzgasse 12 lasse sich mit Bauten von Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier, AdolfLoos,HansScharoun,WalterGropius und Alvar Aalto vergleichen, sagt die Architekturhistorikerin Iris Meder. Original erhalten sind die Balkongitter, Fensterrahmen und Türen mit Beschlägen, die Heizkörper, alle Böden, Teile der Installationen, Verfliesungen etc., sowie praktisch alle Einbaumöbel und auch Teile der mobilen Einrichtung mit Lampen. Meder: „Das Haus ist somit in einem singulär originalen Zustand, anders als etwa das von Ludwig Mies van der Rohe geplante Haus Tugendhat in Brünn,andeminden1940er-und1980erJahren massive Veränderungen vorgenommen wurden.“ Humane Architektur, sozialer Wohnbau und eine schlichte, praktische Einrichtung waren das Markenzeichen von Josef Frank, der 1933 nach Schweden emigrierte.Frankformulierteseinrevolu-

tionäres Wohnkonzept so: „Ich würde wohl Wert darauf legen, dass ein jeder WohnraumwomöglichFensternachallen Weltgegenden hat, um in ihm immer das Gefühl der Einsperrung zu mindern.“ In seinen Entwürfen setzte Frank, unterdessenLeitung1931/’32auchdieWiener Werkbundsiedlung entstand, auf Leichtigkeit,MobilitätundIndividualität. Davon kann man sich auch noch bis 12. Juni in einer Ausstellung im Museum für angewandte Kunst überzeugen, die Franks Gesamtwerk würdigt, vom Textil- und Möbeldesign bis zu seinen 13 Haus-Entwürfen. Bauherr war ursprünglich Julius Beer, der durch die Produktion von Kautschuk zu Wohlstand gekommen war. Später wohnten hier u. a. während ihrer Aufenthalte in Wien die Opernsänger Richard Tauber und Jan Kiepura, der mit seiner Frau Marta Eggerth und ab 1937 auch mit seinem Assistenten, dem späteren „Opern(ver)führer“ Marcel Prawy, in der Wenzgasse zu Hause war. Für den Tenor und die Schauspielerin lag das Haus Beer wohl sehr günstig: Beide drehten 1936, also während ihrer Zeit in Hietzing, in den nahe gelegenen Rosenhügel-Studios den Film „Der Zauber der Boheme“. Seit1987stehtdasObjektunterDenkmalschutz, der sich auf die äußere Erscheinung,dieInnenräume,aufdenZaun und die Wegflächen beim Haus, nicht aber auf den Garten erstreckt. Maria Welzig hat 2004 eine Initiative gestartet, damit das Immobilienobjekt öffentlich angekauft wird: „Denn es ist einesderbedeutendstenWohnhäuserder 1920er- und 30er-Jahre und wäre es wert, dass es allgemein zugänglich ist.“ Aber die Pläne der Kunsthistorikerin ließen sich bisher nicht realisieren Die Zukunft und weitere Nutzung ist ungewiss. „Aber es kann nicht sein, dass kleine Orte in Tschechien es schaffen, Adolf-Loos-Häuser zu kaufen und dem Publikum zugänglich zu machen – und diesesHausstehtweiterleerundverfällt“, so Architektin und Frank-Expertin Claudia Cavallar. – WERNER ROSENBERGER .

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INTERNET

www.iconichouses.org www.azw.at

SVENSKT TENN, STOCKHOLM (1), MAK/STEFAN OLAH (2); WERNER ROSENBERGER (1)

Josef Frank: Porträt, um 1960 (Bild links); das von ihm geplante Haus Beer, ein Meisterwerk der Zwischenkriegsmoderne, in historischen Innenansichten 1920–1931 (Bild Mitte und rechts)


Jetzt wird gefeiert! Die Jubiläumsschau „Feste feiern“ zeigt die unstillbare Lust nach besonderen Momenten.

App ins KHM Das Museum versucht neue Vermittlungs-Formate.

EXTRA

FRÜHJAHR 2016

ENTGELTLICHE KOOPERATION

Hereinspaziert! Jubiläumsjahr. Das Kunsthistorische Museum Wien feiert 2016 sein 125-jähriges Bestehen. Alle Sammlungen zeigen sich von ihrer festlichen Seite und zeigen, dass das Haus ein „Museum für alle“ ist

KHM-MUSEUMSVERBAND (2), THEATERMUSEUM

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM


EXTRA

Eine Kunstsammlung im Zeichen Feste feiern. Sehr viele der Schätze des KHM entstanden nur, weil es etwas zu feiern gab. Die Ausstellung zum 125-jährigen Bestehen des Hauses zeigt, wo die heutige Party-Kultur historischen Vorläufern ähnelt – und wo nicht. Die Zeremonie blieb niemandem erspart, ganz egal, wie nobel seine Herkunft war: Am Tiroler Schloss Ambras mussten Gäste des Herzogs ab 1567 in eine Grotte gehen, um einen „Begrüßungstrunk“ zu leeren; die Herren hatten dabei mehr als einen halben Liter „auf Ex“ zu kippen, Damen etwas weniger. Mitunter wurden die Gäste auf den berüchtigten „Fangstuhl“ gesetzt, bei dem ein Mechanismus die Person so lange fesselte, bis die alkoholische Pflichtübung absolviert war. Der Stuhl ist heute eines der Exponate der Ausstellung „Feste Feiern“ im Wiener KHM, schließlich gehört auch Schloss Ambras zum KHM-Museumsverband. Die Schau – zu sehen bis 11. 9. – feiert zwar das 125-Jahr-Jubiläum der Eröffnung des Haupthauses, bietet aber auch den an anderen Orten beheimateten Sammlungen eine Bühne. Und kaum eine davon–vondenBeständenAlterMusikinstrumente und der Turnierrüstungen in der Hofjagd- und Rüstkammer bis zu den Wunderdingen der Kunstkammer – wäre jemals ohne die Festkultur an den Höfen der Habsburger zustande gekommen.

Ausnahmezustand! AuchwennjedesObjektfürseineZeitspezifischist,soreistdochvielesunverändert durch die Jahrhunderte: Der Wunsch, einmal einen Ausnahmezustand herzustellen, die Welt auf den Kopf zu stellen und dabei das Leben intensiver wahrzunehmen, ist ebenso ein Merkmal des „Life Ball“ oder diverser Faschings-Traditionen wie der Gelage von einst. Dass Feste mitunter auch Exzess bedeuten, verschweigt die Kunst nicht – man schaue nur auf die derben Szenen,

Oben: Maerten van Heemskerck, Triumphzug des Bacchus, gemalt um 1536/’37

diesichinMaertenvanHeemskercks„Triumphzug des Bacchus“ (großes Bild) abspielen.Dergriechisch-römischeGottdes Weins versinnbildlichte immer wieder die Doppelnatur des Menschen zwischen Vernunft und Trieb; er galt auch als Erfinder des Theaters.

Kostümentwurf für Faschingsfeste des Wiener Hofs um 1680: „Gärtner“ von Lodovico Ottavio Burnacini, Theatermuseum

Wenn historische Objekte in Museen heute als „Kunst“ präsentiert werden, geht oft verloren, dass prunkvolles Geschirr, Instrumente oder Rüstungen eigentlich Requisiten eines elaborierten Theaterspiels waren: Festkultur war, um einen heutigen Begriff zu verwenden, immer auch „Performance-Kunst“.

Party mit Partitur Faszinierende Schriften und Abbildungen im KHM machen deutlich, dass diese Darbietungen meist aber nicht exzessiv, sondern im Gegenteil ganz streng reglementiert waren: Wenn ein Fürst oder Machthaber bei einem festlichen Anlass auftrat, war alles, was er tat, mit Bedeutung aufgeladen. Sitzen, Aufstehen, Tanzen – bei Festen wurden ansonsten abstrakte Machtverhältnisse sichtbar. Möglicherweise ist dies ein Punkt, der am weitesten von unserer Gegenwart entfernt scheint – schließlich haben auch die strengen Benimmregeln alter Schule, die das höfische Zeremoniell in allgemeinere Formen der Höflichkeit übersetzten, an Verbindlichkeit eingebüßt. Doch gibt es im Zeitalter der VIPs und Gold-ClubLounges nicht auch ein neues „Fest-Zeremoniell“, das Statusgrenzen definiert? Der Blick in die Ausstellung könnte Anlass geben, darüber nachzudenken. Unzweifelhaft ist, dass die Umwandlung des „normalen“ Lebens in ein großes Welt-Theater im Zeitalter des Barock eine Blüte erlebte; zusätzlich zur Schau im KHM-HaupthauswidmetsichdieAusstellung„Spettacolobarocco“imTheatermuseum (bis 30.1. 2017) dieser Tradition.

Immer wieder tauschten sich im Lauf der Geschichte die Sphären des „Volkstümlichen“ und des „Noblen“ aus: Mit teils frivolen Bräuchen und Verkleidungen erlaubten sich die fürstlichen Damen und Herren allerlei Späße, ohne dass dabei allerdings die realen Machtverhältnisseausgehebelt wurden. In der Schau zu sehen ist etwa das Bild eines Banketts von 1666, in dem die Kaiserin Margarita Teresa und ihr Mann Kaiser Leopold I. in die Rolle eines zünftigen Wirtspaars schlüpfen und ihre Gäste – jeweils gekleidet nach Art verschiedener Länder – unterhalten mussten. Wer hier Parallelen zu einem „Trachtenpärchenball“ oder diversen Wiesn-Vergnügungen von heute erblickt, liegt möglicherweise nicht ganz falsch.

Crossdressing am Hof AuchbeiTurnierenoderLuxus-Picknicks, so genannten „Fêtes champêtres“, schlüpfte man in früheren Zeiten gern in fremde Rollen. Wenn es darum ging, zugeschriebene Geschlechter-Rollen außer Kraft zu setzen, muten die Feste von früher oft sogar „aufgeschlossener“ an als heute; Männer in Frauenkleidern waren bei solchen Anlässen keine Seltenheit. Gerade in einer Zeit, in der sich Menschen verschiedenster Prägung gern auf „Werte“ berufen, lohntsich also der Blick ins Museum – denn er zeigt, wie sich Werte und Gebräuche im Lauf der Zeit immer wieder veränderten. Und selten lässt sich so lustvoll über Geschichte reflektieren, wie wenn es gleichzeitig auch noch etwas zu feiern gibt.


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der Party

Auf hoher See im Volksgarten Ron Mueck. „Man in a Boat“, bis 6. 9. im Theseustempel Oft sind die prägnantesten Kunst-Erlebnisse jene, die man nicht erwartet: Etwa, wenn man beim Spazieren im Park plötzlichaufeinenkleinennacktenManntrifft, der in einem Boot sitzt. Seit 2012 bespielt das Kunsthistorische Museum den Theseustempel im Wiener Volksgarten – und hat damit eine Möglichkeit für solche Zufallsbegegnungen geschaffenSiesollenfreilichauchdieLust wecken, Kunst im Museum zu entdecken. Bis 6. September ist nun Ron Muecks „Man in a Boat“ in jenem Gebäude ausgestellt,dasstetsalsBehausungeinerSkulptur gedacht war: Ursprünglich stand hier Antonio Canovas Theseus-Gruppe, die heute im Stiegenaufgang des KHMHaupthauses Besucher empfängt.

Klassische Wurzeln Mueck, 1958 in Melbourne/Australien als Sohn deutscher Eltern geboren, schuf „Man in a Boat“ während eines ArbeitsaufenthaltsinderNationalGalleryinLondon im Jahr 2001/2002: Auch wenn der Künstler die Altmeister-Gemälde des Museums nicht direkt verarbeitete, so spielten sie doch eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung seiner Vorstellungswelt. In klassischen Gemälden taucht das Boot etwa auf, wenn der Fährmann Cha-

ron die Toten in die Unterwelt geleitet; auch als Sinnbild für die Ankunft des Lebens, die Geburt, ist das Boot in der Kunstgeschichte zu finden.

Akribische Arbeit Mueck, dessen künstlerisches Gesamtwerk bis dato 43 teils extrem große, teils sehr kleine Skulpturen umfasst, ist für seine unglaublich akribischen Nachbildungen lebender Figuren bekannt; seinen KarrierestartinderKunstweltverdankter der Ausstellung „Sensation“ (1997), mit der der Sammler Charles Saatchi eine ganze neue Künstlergeneration schlagartig auf die Szene-Landkarte setzte. Anders als viele Künstlerinnen und Künstler seiner Epoche verwehrt sich Mueck aber der Strategie, mit spektakulären Objekten oder Schockeffekten rasch Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Figuren, die er in langwieriger Kleinarbeit fertigt, sind eher melancholische Objekte, die stets auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit anregen. Die Skulptur „Man in a Boat“, die sich nicht auf eine einzelne Aussage festnageln lässt und für vielfältigste Deutungen offen ist, ist ein herausragendes Beispiel für Muecks Kunst. Im Raum des Theseustempels kommt sie auf geradezu ideale Weise zur Geltung.

Ron Muecks Skulptur „Man in a Boat“ entstand 2002

Museums-Guides der neuen Art Buch & Ausstellung. Die Highlights im KHM – auch in Buchform Prunkrüstung mit Faltenrock, 1526: Turniere waren stets mehr als bloßer Kampf, die Ausgestaltung durfte auch fantasievoll sein

Die höfische Gesellschaft band auch „spektakuläre“ Menschen ins Fest ein: Bildnis „Riese und Zwerg“, spätes 16. Jahrhundert

Eros. Gewalt. Rituale. Geschichten: Nach diesen und anderen Begriffen sind die Kunstbetrachtungen geordnet, die Philipp Blom und Veronica Buckley im Band „Neue Einblicke“ (Brandstätter Verlag, 22 €) anstellen.Mitkurzen Texten auf intellektuell wie schriftstellerisch höchstem Niveau bietet sich der Band nicht nur als Begleiter für Museumsbesuche an – es

lässt sich auch immer wieder darin schmökern, das Museum kommt einem beim Lesen schritt für Schritt näher. Mit Sonderpräsentationen wie dem Format „Ansichtssache“, das bis 17. Juli noch die „Judith“ von Lucas Cranach vorstellt, richtet das KHM dazu immer neue Schlaglichter auf seine Bestände: Der Stoff für interessante Begegnungen scheint unerschöpflich.


EXTRA

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM KHM

Ein Museum wird nie richtig alt

„It-Girls“ anno 1535: Die Prinzessinnen Sibylla, Emilia und Sidonia von Sachsen, gemalt von Lucas Cranach

Um Barrieren weiter niederzureißen, hat sich das KHM schon fast zum Markenzeichengemacht,seineInhaltelockerund ungezwungen in den öffentlichen Raum zu tragen – etwa mit öffentlich präsentiertenGemälde-KopienoderwitzigenPlakaten.InderaktuellenKampagnedesMuseums sind historische Bilder etwa mit zeitgenössischen Begriffen kombiniert – die PrinzessinnenSibylla,EmiliaundSidonia von Sachsen, um 1535 von Lucas Cranach gemalt, erscheinen als „It-Girls“ ihrer Zeit, ein Lautenspieler in einem venezianischen Gemälde der Zeit um 1515 wird als „Rockstar“ tituliert. Es ist keine Anbiederung, die hinter diesen Aktionen steckt, sondern eher eine Überzeugung: Bei allen historischen Besonderheiten spricht die Kunst im Museumstetsauchuniverselle,konstantbleibende Themen des Menschseins an.

KHM-MUSEUMSVERBAND

19 Euro fürs ganze Jahr Ein deutliches Zeichen hierfür ist die Einführung einer Jahreskarte für 19- bis 25Jährige zum Preis von 19 Euro: All jene, die den freien Eintritt für Besucherinnen und Besucher unter 19 nicht mehr in Anspruch nehmen können, aber sich keine „reguläre“ KHM-Jahreskarte um 34 Euro leisten können oder wollen, finden hier ein faires Angebot, das unbegrenzt viele Museumsbesuche an allen sieben KHMStandorten erlaubt. Besitzerinnen und Besitzer der Jahreskarte haben auch gratis Zugang zum neuen Format „Kunstschatzi“: Während in der Kuppelhalle des KHM DJs auflegenundDrinksgemixtwerden,stehendie Sammlungen offen, das Vermittlungsteam bietet Führungen an. Wer möchte, kann die U25-Jahreskarte direkt beim Event erwerben. ZusätzlichbietetdasKHMseitKurzem auchdieMöglichkeit,dieSchätzedesMuseums mit der App „KHM Stories“ am Mobiltelefon zu erkunden. In zwei Gratis-Touren – „Love Kills“ und „Monsterforschen leicht gemacht“ sowie einem kostenpflichtigen Angebot (Thema„Magie!“)leiteteineFigurzuausgesuchten Objekten im Museum, erklärt Hintergründe und Zusammenhänge – undzwaraufDeutsch,Englisch,Türkisch, und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.

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Neues Publikum, neues Angebot

Jahreskarte „U25“ um 19 Euro Die neue Jahreskarte für junge Erwachsene von 19 bis 25 Jahren bietet freien Eintritt in alle KHMStandorte. Zusätzlich gibt es den Audioguide zum halben Preis und 10 % Ermäßigung im Museumsshop für jeden Einkauf ab 10 Euro. Kunstschatzi Der nächste Termin für den Kunst-Cocktail im KHM ist der 10. Mai, weitere werden u. a. via Facebook ausgeschrieben. Der Eintritt beträgt 10 €, vor Ort ist ein Upgrade auf die Jahreskarte möglich, die immer freien Eintritt bietet.

Die App „KHM Stories“ steht auf allen Plattformen gratis zum Download bereit

App „KHM Stories“ Die App ist auf allen Plattformen erhältlich, derzeit stehen drei Touren zur Verfügung. ·······················································································

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ein, Kim Kardashian hat das „Posing“ bestimmt nicht erfunden. Das Bedürfnis, sich in Szene zu setzen, im Bild gut auszusehen und dafür notfalls auch mit ein paar Tricks nachzuhelfen, verspürten junge Frauen und junge Männer immer schon – nur waren Photoshop und Instagram-Filter nicht erfunden, und man musste sich der umständlichen Hilfe von Künstlern bedienen. Im Vergleich mit Bildern und Dingen aus anderen Zeiten lässt sich das eigene Leben besser begreifen – darin liegt eine der lohnendsten Erfahrungen eines Museumsbesuchs. Doch oft kommt es gar nicht so weit: „Das ist nichts für mich“, denkenmanchevoreilig.Sehroftherrscht das Gefühl vor, man müsse schon vorab viel wissen, um auf alte Kunst zuzugehen, ohne sich zu blamieren. Sehr oft ist auch einfach das Ticket zu teuer. Das Kunsthistorische Museum versucht seit Jahren, diesen Vorbehalten entgegenzutreten. Im Jubiläumsjahr 2016, für das man das Motto „Museum für Alle“ ausgegeben hat, hat das Team des Museums seine Anstrengungen verstärkt.

KHM-MUSEUMSVERBAND

Unter 26. Mit einer Jahreskarte um 19 Euro, einer neuen App und Cocktails öffnet sich das KHM für junge Leute


KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

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Shakespeare, ganz neu aufgestellt Theater an der Wien. Auch nach dem Jubiläum geht die musikalische und szenische Entdeckungsreise weiter

S

ein zehnjähriges Jubiläum als Opernhaus hat das Theater an der Wien in dieser Spielzeit mit einigen denkwürdigen Produktionen gefeiert. Doch auch nach der großen Party kann von Katerstimmung keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. „Wir sind auf diesem Globus ein eigenesSonnensystem“,sagtdennauchIntendant Roland Geyer, dessen Vertrag aufgrund des künstlerischen Erfolges kürzlich bis ins Jahr 2020 verlängert wurde. Und tatsächlich: Geyer hat recht. Das belegen nicht nur Auslastungszahlen, diverse Nominierungen für renommierte Preise, sondern vor allem das Publikum, dass selbst kontroversiell aufgenommene Produktionen an der Wien regelrecht stürmt. Denn zeitgemäßes Musiktheater – mit einer starken Betonung auf Theater – ist längst zum Markenzeichen des Hauses geworden. Auch in der Saison 2016/’17, wo es aber auch einige Neuerungen gibt.

MARTIN GNEDT; FREDDIE F./APA

Neue Raritäten Auch die folgende Premiere gilt einer Shakespeare-Figur, nämlich dem dicken Ritter Sir John Falstaff. Doch nicht Verdis „Falstaff“ wird zu hören sein, sondern der eher unbekannte von Antonio Salieri. Denn Raritätenpflege nimmt an der Wien einen hohen Stellenwert ein. Torsten Fischer – auch ein gern gesehener Gast – führt Regie; René Jacobs leitet

Marlis Petersen singt die Gertrud in der Uraufführung von Anno Schreiers „Hamlet“

Seit zehn Jahren bürgt Intendant Roland Geyer im Theater an der Wien für zeitgemäßes Musiktheater. Am Ende seiner Amtszeit 2020 wird es 150 Premieren gegeben haben

Neue Adaptionen MitMozarts„DonGiovanni“istdanacheine Kultproduktion aus dem Jahr 2006 abermals zu erleben: Keith Warner adaptiert seine eine einst gefeierte Inszenierung;dieBesetzungistnominellabermals erstklassig. Mit Henry Purcells „The FairyQueen“zeigtRegisseurinMariameClement ihre Deutung dieser „Semi-Opera“, ehe es in den hohen Norden geht. Werner Egks „Peer Gynt“ (nach Henrik Ibsen) wird von Regie-Titan Peter Konwitschny ganz neu und radikal ausgelotet. Mit „Elisabetta, regina d’ Inghilterra“ startet daraufhin programmatisch eine kleine Rossini-Serie, Amélie Niermeyer gibt ihr lang erwartetes Regie-Debüt an der Wien. Zum Finale setzt Roland Geyer wieder auf eine Oper des 20. Jahrhunderts,aufHansWernerHenzes„Elegiefür junge Liebende“. Keith Warner wird diese bitterböse Literaturoper aus den 1960erJahrenaufihreGültigkeithinabprüfen. Neue Talente Dazu gastiert das Norwegische Nationalballett mit „Gespenster“ und „Carmen“, auch die so erfolgreichen konzertanten Opernabende in Top-Besetzungen und die diversen Sonderprojekte werden fortgesetzt. Auch die Wiener Philharmoniker sind mit einem Konzert vertreten. JungeRegisseurinnenundRegisseure und das Junge Ensemble des Theater an der Wien bespielen zusätzlich die Kammeroper, wobei hier vor allem eine Produktion für Furore sorgen dürfte. Lotte de Beer – sie war für die sensationellen „Perlenfischer“ verantwortlich – inszeniert im Haus am Fleischmarkt Giuseppe Verdis„LaTraviata“alsmultimedialesGesamtkunstwerk. – PETER JAROLIN

EXTRA

FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN ENTGELTLICHE KOOPERATION

die Akademie für Alte Musik Berlin. Und auch die dritte Premiere hat viel mit Shakespeare zu tun: „Macbeth“ von GiuseppeVerdi.BetranddeBillystehthieram Pult der Wiener Symphoniker; Intendant RolandGeyerübernimmtzumdrittenMal (nach Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ und Marschners „Hans Heiling“) eineRegieanseinem Haus.ImRahmen dieser Doppelpremiere – es gibt zwei Besetzungen für Lord und Lady Macbeth – ist auch Plácido Domingo wieder zu hören.

Blasmusik neu betrachtet Festspielhaus St. Pölten. Eine ganz außergewöhnliche Performance geht am 10. Juni 2016 über die Bühne PHILE DEPREZ

Neue Töne So wird die kommende Spielzeit erstmals nicht mit einem Gala-Konzert eröffnet,sondernmiteinerUraufführung.Und mit einem inoffiziellen Haupt-Regenten, mit William Shakespeare. Dessen Werke ziehen sich wie ein roter Faden durch den Spielplan, auch bei der Uraufführung. Denn die Oper „Hamlet“ des deutschen Komponisten Anno Schreier (Musik) und seines Landsmanns Thomas Jonigk (Text) basiert auf William Shakespeares Klassiker, bringt aber eine völlig neue Familienaufstellung mit sich. Christof Loy, der an der Wien schon so viele Erfolge errungen hat, wird dieses AuftragswerkinSzenesetzen;MichaelBoderleitet das auf zeitgenössische Klänge spezialisierte ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Die Besetzung ist luxuriös: So kehrt mit Sopranistin Marlis Petersen (als Gertrud) eine der bedeutendsten Sing-Schauspielerinnen der Gegenwart ans Haus zurück, so sind mit André Schuen als Hamlet sowie Theresa Kronthaler, Bo Skovhus, Jochen Kowalski oder Kurt Streit ausgewiesene Charakter-Sänger im Einsatz. Man darf gespannt sein.

Alain Platel/Frank Van Laecke: „En avant, marche!“ betrachtet die Blasmusikkapelle als MiniaturGesellschaft

Es ist ein Werk, das alle Genre-Grenzen durchbricht, entwickelt von drei Künstlern: „En avant, marche!“ („Vorwärts, marsch!“) von Regisseur und Choreograf Alain Platel, Regisseur Frank Van Laecke und dem Komponisten Steven Prengels. Die inhaltliche Inspiration schöpften Platel und Van Laecke aus der sozialen und kulturellen Tradition der Blasmusikkapellen in Belgien, wo allein in Flandern heute rund tausend solcher Ensembles bestehen. Platel und Van Laecke betrachten die BlasmusikapellenansichalsMiniatur-Gesellschaft, dienurdurchgemeinsamesAgierenindieselbe Richtungfunktioniert.DasbrandneueGesamtkunstwerk aus Sprech-, Musik- und Tanztheater spielt inmitten der ländlichen Tradition, im Proberaum einer Marschkapelle. Auf der Festspielhaus-Bühne kommen neben der Stadtkapelle Tulln zehn weitere MusikerInnen, ein Tänzer von Platels Compagnie sowie SchauspielerInnen aus dem Stadttheater im belgischen Gent zusammen.

Ungewöhnlich, tief berührend und garantiert einehinreißendkomischeMischung,indersich alles um Leben, Lieben, Spielen und Altern dreht. ··································································································

„En avant, marche!“

Österreich-Premiere Festspielhaus St. Pölten, Fr., 10. Juni 2016, 19.30, Großer Saal. In Kooperation mit ImPulsTanz 2016 Ab 18.30 kulinarisch-musikalisches Vorprogramm mit der Stadtkapelle Tulln Karten niederösterreich kultur karten, Rathauspl. 19, St. Pölten, ✆ 02742/908080 600 karten@festspielhaus.at .

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INTERNET www.festspielhaus.at


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KULTUR

Iggy Pop kommt zum Rock in Vienna (3.–5. Juni), weiters: Rammstein und Iron Maiden

Mittwoch I 4. Mai 2016

„Da wird es bald einen Knall geben“ Rockfestivals. Ein frischer Wind weht am Konzertmarkt: Neue Anbieter drängen in die Locations, das Angebot wächst rapide. Wie lange das gut geht? Der KURIER hat vier der wichtigsten Player zum Gespräch gebeten.

A

nfang Juni wird es wieder eng für Rockfans (und leer im Geldbörsel): Innerhalb von nur neun Tagen rittern Rock in Vienna (3. bis 5. Juni ) und Nova Rock (9. bis 12. Juni) um die Festivalbesucher. Auch am klassischen Sommerfestival-Gelände in Wiesen hat sich ein neuer Betreiber (Arcadia) etabliert; der bisherige (Ewald Tatars Barracuda Music) weicht nach Eisenstadt und Wien aus. Die Folge: Mehr Festivals als jemals zuvor. Es rumort in der Szene. KURIER: Hier sitzen vier Kapazunder an einem Tisch, die einen kleinen Kuchen unter sich aufteilen müssen. Gibt der Markt das auf Dauer überhaupt her? Ewald Tatar (veranstaltet u. a. Nova Rock): In dieser Aufstellung kann sich das auf Dauer nicht für alle ausgehen. Formate überschneiden sich bereits mehrfach – zusätz-

Die Fantastischen Vier treten beim Nuke-Festival in Graz auf (2. und 3. 9.)

Der Wettbewerb führt nicht zu günstigeren Tickets. Könnte man da etwas machen, oder wird man vom globalen Markt gesteuert? Werner Stockinger: Wir sind in Österreich schon durch die Mehrwertsteuer von 13 Prozent – in Deutschland sind es nur 7 Prozent – benachteiligt. Dann bestimmen ja nicht wir den Preis, sondern der Künstler, der sagt, welche Gage er möchte. Ewald Tatar: WirhabennochandereNachteile: In Österreich muss ich für die Polizeiüberwachung auf meinen Festivals im Gegensatz zu Deutschland zahlen. Frank Hopperdizel (Konzertagentur LSK): Auch die Vergnügungssteuer ist Thema. Ewald Tatar: Ich möchte aber betonen, dass wir uns – international gesehen – trotz gewisser Benachteiligungen bei den Preisen von Festival-Tickets nicht in der Oberliga, sondern im unteren Mittelfeld bewegen – bei gleicher Qualität, was das Line-up, die Rahmenbedingungen und das Service betrifft. Da wäre in puncto Preisgestaltung sogar Luft nach oben.

CHAGALL BIS MALEWITSCH DIE RUSSISCHEN AVANTGARDEN

. 6 . 6 2 S I B R U N TÄGLICH 10 BIS 18 UHR, MITTWOCH BIS 21 UHR

GERHARD DEUTSCH (4); APA/EPA/WALTER BIERI; AP/JAY JANNER; JOHN SHEARER/INVISION/AP

Marc Chagall, Der Spaziergang (Detail), 1917/18; Sankt Petersburg, Staatliches Russisches Museum; Chagall®/© Bildrecht, Wien, 2016

lich haben wir heuer und im kommenden Jahr starke Konzertsaisonen. Diese Fülle zieht einiges an Kaufkraft ab, die uns bei den Festivals abgeht. Und darum glaube ich, dass sich der Markt bereinigen wird. Werner Stockinger (Rock in Vienna): Da Künstler immer weniger Tonträger verkaufen, gehen sie verstärkt auf Tour, um Geld zu verdienen. Ergo wird die Anzahl der Konzerte in den kommenden Jahren nicht weniger werden. Und da wird es auch bald einmal einen Knall geben müssen, denn wenn ich im Oktober in Wien rund 400 Konzerte habe, dann wird sich das nicht ausgehen. Auch deshalb nicht, weil so ein Konzertabend nicht billig ist. Wenn ich als Pärchen auf ein Konzert gehe, sind schnell einmal 100 Euro weg. Und wie oft im Monat kann man sich so einen Abend leisten? Filip Potocki (Arcadia): Aber durch das gestiegene Angebot ist auch Bewegung in den Markt gekommen. Ein frischer Wind, der sich positiv auf die Qualität der Festivals auswirken wird.

Aber es geht bei euch derzeit nicht nur ums Geld. Das Rock in Vienna hat sich 2015 genau in die Woche vor dem Platzhirschen Nova Rock gesetzt, was für Unstimmigkeiten gesorgt hat. Können zwei derart ähnliche Festivals langfristig überleben? Ewald Tatar: Nein, das glaube ich nicht. Das habe ich den Verantwortlichen der DEAG, die für das Rock in Vienna zuständigist,auchmitgeteilt.Manwolltemitmir eine Partnerschaft eingehen, aber das war für mich nicht interessant, weil ich ja das Nova Rock habe. Wird es das Rock in Vienna auch 2017 geben? Werner Stockinger: Ich habe zu diesem Zeitpunkt noch keinen Urlaub gebucht (lacht). Bei der Überschneidung der Zielgruppen muss ich Ewald widersprechen. Rockmusik wird älter – und mit ihr auch der Besucher. Genau da wollen wir beim Rock in Vienna auch ansetzen. Man kann in einem Bett schlafen, hat saubere Toiletten, kann duschen und so weiter. Das ist dann auch der Unterschied zum Nova Rock.WennichdreiTagelangezelten,ununterbrochen Party haben möchte, dann bin ich beim Nova Rock besser aufgehoben als beim Rock in Vienna.

Gibt es Überlegungen, das Nova Rock terminlich nach hinten zu verlegen? Ewald Tatar: Warum soll ich ausweichen?! Der Termin des Nova Rock steht seit Jahren fix im Festivalkalender. Den Zeitpunkt für so ein Festival stimmt man ja auch mit anderen Festivals in Österreich oder im benachbarten Ausland ab. Natürlich kann man sich überlegen, zwei Wochenenden weiter nach hinten zu rücken, aber das ist alles nicht so einfach, denn es gibt ja nur begrenzt viele Möglichkeiten an Headlinern, die einem zur Verfügung stehen.ManmussdiesesKonzertbzw.das Festival-Business global betrachten. Wir haben zum Beispiel am Nova-Rock-Wochenende mit dem Download-Festival in England, das heuer zeitgleich auch in Frankreich ausgetragen wird, große Konkurrenz. Nicht was das Publikum betrifft, sonderndasBooking.DortwerdenGagen gezahlt, da können wir nicht mithalten. Werner Stockinger: Wir haben das Rock im Park und das Rock am Ring am gleichen Wochenende. Und in puncto Terminverschiebung:DreiWochenspäteristdasDonauinselfest und im August sind die Afrika-Tage. Und davor geht leider auch nichts, weil da sind Matura-Termine auf den Schulschiffen. Trotz des bereits vorhandenen Angebots, der Dichte an Festivals, kommen neue hinzu – auch in Österreich. Wann platzt die Blase? Werner Stockinger: Als vor ein paar Jahren der erste Höhepunkt der Wirtschaftskrise

„Wenn alle die Stones machen wollen oder AC/DC, dann setzen deren Agenten einen dreckigen Grinser auf und sagen: Wer bietet mehr?“ Werner Stockinger Rock in Vienna

„Durch das gestiegene Angebot ist auch Bewegung in den Markt gekommen. Ein frischer Wind, der sich positiv auf die Qualität auswirkt.“ Filip Potocki Arcadia


KULTUR

Mittwoch I 4. Mai 2016

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kam, stiegen die Verkaufszahlen bei den Kinokarten, weil die Leute der Realität entfliehen wollten. So lange es sich die Leute leisten können, auf ein Konzert oder Festival zu gehen, werden sie das machen, es ist eine Auszeit vom Alltag. Ewald Tatar: Eines muss man auch erwähnen: Es jammern zwar alle über die Ticketpreise, aber welche Karten verkaufen sich dann am schnellsten? Die teuersten. Und ichwürdenichtbestätigen,dasswirunsin einer Blase befinden und uns anlügen. Ja, esistderzeiteineSituation,diemanbereinigen könnte. An den Wochenenden habenwirkeineKonflikte.Wirhattenletztes Jahr einen – das Frequency war gleichzeitig mit dem Lake, was ein völliger Unsinn war. Solche Dinge muss man verhindern. KURIER: Aber hat man dafür genügend Einfluss auf die internationalen Tourplanungen? Ewald Tatar: Manchmal macht man sich sogar selber Konkurrenz! Ich hatte vor Kurzem diesen „lucky Tuesday“ mit Florence and the Machine, Noel Gallagher und Chris Cornell. Da bin ich in Wien im Kreis gefahren. Frank Hopperdizel: Man kriegt einen oder zweiTermineangeboten–unddunimmst es oder nicht. Ewald Tatar: Da hat man höchstens die Möglichkeit: Nein, mache ich nicht. Werner Stockinger: Und dann macht es meistens wer anderer.

Es heißt, es wird immer schwieriger, für Österreich große Acts zu finanzieren, weil diese teurer werden. Stimmt das?

„Formate überschneiden sich, zusätzlich haben wir starke Konzertjahre. Darum glaube ich, dass sich der Markt bereinigen wird.“ Ewald Tatar Barracuda Music

„AC/DC in Spielberg: Da ist es den Menschen vergleichsweise egal, was das kostet. Die will man noch mal sehen.“ Frank Hopperdizel LSK

Die Red Hot Chili Peppers (Bild: Bassist Flea) sind heuer einer der Headliner beim Nova Rock in Nickelsdorf (9.–12. Juni). Weiters: Volbeat, Wanda, Korn

Es hat sich auch das Verhältnis der Hörer zu den jüngeren Acts radikal geändert. Werner Stockinger: Früher hat man sich eine Platte gekauft und sich jeden Song angehört, bis man ihn auswendig konnte. Das war ein Anreiz, zum Konzert zu gehen. Jetzt höre ich mir einen Song einer Band per Stream an, und dann geh ich weiter. Das ist nicht verwerflich, so ist die Zeit. Es gibt nicht mehr wenige Bands wie die Stones, die sich alle anhören. Stichwort Green Event: Wie wichtig ist der Umweltgedanke? Ewald Tatar: Früher hattest du nach dem FestivaleinweißesBechermeer,dasgibt’s jetzt nicht mehr. Werner Stockinger: Dafür haben wir Registrierkassenpflicht, und ich muss jedem Kunden einen Bon geben. Dabei hab ich auf der Donauinsel eigentlich Flyerverteilverbot.DasWienerMüllvermeidungsgesetz verbietet mir, Zettel herzugeben, das Finanzgesetz sagt mir, ich muss einen Zettel hergeben. Wer hat jetzt recht? Ewald Tatar: DahabensichsehrvieleLeute sehr vieles überlegt. Hut ab! – M. WEISE, M. MORSCHER, G. LEYRER

EXTRA

SCHLOSS HALBTURN ENTGELTLICHE KOOPERATION

Frank Hopperdizel: Die Gagen sind gestiegen – aber die Ticketpreise sind mitgestiegen. AC/DC in Spielberg: Da ist es den Menschen vergleichsweise egal, was das kostet. Die will man noch einmal sehen. Ewald Tatar: Man muss auch vorsichtig sein. Als ich noch Konzertbesucher war, ist der Großteil der Tourneen an Österreich vorbeigelaufen. Österreich war klein, es gab den Grenzzaun, bei uns war Stopp. Man hat nicht Unsummen verdienenkönnen.Österreichisterstindenletzten 15 Jahren in den Genuss gekommen, wesentlich mehr Stadionshows zu bekommen als zwischen 1980 und 1995. Früher hat man froh sein können, wenn Michael Jackson da war. Endlich einer, der im Stadion gespielt hat. Werner Stockinger: Die Problematik ist jetzt, dass die Stadionacts aussterben. Oder zumindest sehr dezimiert sind. Die Acts, die garantiert ein Stadion anfüllen, gehen in Pension. Und alles, was rar ist, ist teuer. Wenn alle die Stones machen wollen oder AC/DC, dann setzen deren Agenten natürlich einen dreckigen Grinser auf und sagen: Wer bietet mehr?

Natur und Kultur vereint Schloss Halbturn. „TIER – MENSCH. Mythos, Fabelwesen und Wirklichkeit“ heißt die spannende Jahresausstellung

Im prachtvollen Schloss Halbturn ist bis zum 26. Oktober die unterhaltsame Jahresausstellung zu sehen

Schloss Halbturn ist das ganze Jahr über ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Allein schon für Spaziergänge im wunderbaren Schlosspark, derganzjähriggeöffnetistunddurchseinezeitgenössischen Skulpturen anregend Natur mit Kunst verbindet. Seit dem 22. April lockt nun die Jahresausstellung „TIER – MENSCH. Mythos, Fabelwesen und Wirklichkeit“ zusätzlich zahlreiche Besucher ins barocke Schloss. Die Schau zeigt auf unterhaltsame Weise, was uns Menschen seit jeher mit Tieren verbinden. Sie erzählt auf spannende Weise von der vielfältigen Beziehung zwischen Mensch und Tier, wobei auch mythische Aspekte der Tiere für uns Menschen hervorgehoben werden. Fabeltiere wie etwa Einhorn und Pegasus sind daher ebenso Teil der Ausstellung wie aus Tieren gefertigte kultische und magische Objekte. Zu sehen sind auch verblüffende Präparate und besondere Exponate aus der weltberühmten zoologischen Sammlung der Universität Wien, die Entwicklung und Vielfalt der

Tierwelt illustrieren. Und eines der kuriosen und spannenden Themen der Schau befasst sich sogar mit der Übernahme von Verhaltensmustern zwischen Tier und Mensch. ··································································································

Weitere Informationen Jahresausstellung 2016 „TIER – MENSCH. Mythos , Fabelwesen und Wirklichkeit“: 22. April. bis 26. Oktober 2016. Geöffnet jeweils Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Märchenstunde Sonntag, 19. Juni beginnt um 14 Uhr im Freskensaal die „Märchenstunde auf Schloss Halbturn“. Erzählerin Beate Droppelmann entführt dabei kleine und große Zuhörer in fantastische Welten. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

INTERNET www.schlosshalbturn.com

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KURIER: Die Festivals haben zuletzt ihr Angebot ordentlich aufgewertet. Jetzt hat man ein Rundum-Spaßservice von der MassageStation bis zum Bungee-Jumping. Was kommt als Nächstes? Ewald Tatar: Ich bin Mitte der ’80er noch mit Doppler, Zelt und einer Rolle Klopapier nach Wiesen gefahren. Das war’s. Da hat’s keine Dusche gegeben, nichts. Davon sind wir mittlerweile sehr weit entfernt. Der Anspruch des Besuchers steigt jedes Jahr. Und jeder von uns versucht, jedes Jahr etwas Neues zu bieten, innovativer zu sein. Das ist ein Kreislauf, den man nicht mehr aufhalten kann. Werner Stockinger: Man muss sich schon fragen, warum man auf ein Festival geht – wegen der Bands oder weil Nebenschauplätze interessanter sind als die Musik.


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Von jungen Löwen und alten Tigern

John Scofield (links) mit Brad Mehldau und Mark Guiliana am 5. 7. in der Staatsoper – und „Rising Star“ Kamasi Washington (rechts), einer der wichtigsten neuen Musiker, am 23. 8. in der Ottakringer Brauerei

Große Interpreten zu Gast

Die charismatische Pianistin Martina Filjak begeistert Publikum und Kritiker in aller Welt, am 18. Juni debütiert sie beim Liszt Festival Raiding

das Klavierduo Kutrowatz reisen mit Marcel Proust ins „Innere der Seele“; Pianist Christopher Hinterhuber spielt Liszt und Mozart; Tenor Rainer Trost und Eduard Kutrowatz (Klavier) bieten ein großartiges Lied-Programm; Pianist Louis Lortie konzertiert an Liszts Geburtstag und zum Finale singt Tenor Herbert Lippert mit dem Frauenchor Novosibirsk. PHIL BLECH WIEN

Die Idee, ein internationales Festival am Geburtsort von Franz Liszt abzuhalten, hat sich zweifelloslängstzurliebgewordenenTradition entwickelt: Das erfolgreiche Liszt Festival Raiding startet heuer bereits in sein zweites Jahrzehnt. Und auch in dieser Saison bietet das musikalische Fest wieder mit seiner Vielfalt an Genres ganz besondere programmatische Liszt-Perspektiven,Bühnenstars,herausragende Vertreter der neuen Pianisten- und SängerElite sowie außergewöhnliche Ensembles. Zum Auftakt präsentiert der Pianist, Komponist und Jazz-Musiker Roland Batik „Von Liszt über Batik und zurück“, gemeinsam mit Heinrich Werkl (Bass) und Tobias Meissl (Vibrafon und Marimbaphon). Der Männerchor Chorus Viennensis singt Außergewöhnliches wieetwaFranzSchuberts„DieAllmacht“,bearbeitet von Liszt. Pianist Marc-André Hamelin gibt ein Liszt-Recital; Mezzosopranistin Eva Maria Riedl und Bariton Mathias Hausmann singen „Lieder, Balladen & Filmmusik“; die erfolgreiche Pianistin Martina Filjak debütiert in RaidingmitLisztundSchumann;dasBläserensemble „Phil Blech Wien“ verleiht der Wiener Klangtradition neue Impulse; Peter Matić und

ROMANO GROZICH

Liszt Festival Raiding. Auch in dieser Saison treten wieder internationaleundösterreichischePublikumslieblingeauf

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Liszt Festival Raiding Termine 10.–19. Juni sowie 19.–23. Oktober 2016 Karten und Infos ✆ 02619-51047 email raiding@lisztzentrum.at . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

INTERNET ························································

„Phil Blech“: Am 19. Juni gibt es Karten nur noch für das Konzert um 17h

www.lisztfestival.at

Jazz Fest Wien. HochkarätigeStarsundjungeTalente bringt das Sommerfestival vom 28. Juni bis 11. Juli in Staatsoper, Rathaus-Arkadenhof und Clubs.

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en Nachzügler zum regulären JazzfestWiensolltemanaufkeinen Fallverpassen,sagtFestival-Veranstalter Fritz Thom im KURIER-Gespräch: Der 35-jährige Tenorsaxofonist Kamasi Washington – am 23. 8. live in der Ottakringer Brauerei – kommt aus der Jazzund R&B-Szene und gilt als die große Entdeckung von 2015. Einerseits wegen seines superben, späten Debütalbums „The Epic“, andererseits wegen seiner Mitwirkung an Kendrick Lamars epochalem, politischen Hip-Hop-Album „To Pimp A Butterfly“. „Der Typ hat absolut das Talent, ein junges Publikum zum Jazz zu bringen“, so Thom. Ebenso wie der heute 21-jährigen Jacob Collier, ein Multiinstrumentalist aus London, der – am 5. 7. im Porgy & Bess – eigentlich mit seinen daheim gedrehten Musikvideos ein YouTube-Star ist und von Quincy Jones im Vorjahr in der Soho-Jazzinstitution Ronnie Scott’s vorgestellt wurde. Leute wie er sind „the futue of music“.

Junge Talente Vielleicht sogar noch mehr Aufmerksamkeit genießt im Moment der blutjunge, aus Indonesien stammende Pianist Joey Alexander, am 7. 7. zu Gast im Porgy & Bess: Er präsentierte als Elfjähriger im Vorjahr sein erstes Album „My Favourite Things“, errang Platz 1 in den Jazzcharts und kam sogar in der von Pop- und R & B dominierten Billboard-Hitparade auf Platz 59. „Der muss eine Reinkarnation diverser Jazz-Größen sein“, so Thom. „Alexander spielte schon als einer der Headliner desrenommiertenNewportJazzfestivals. Und er hat sich die schwersten Titel von Thelonious Monk ausgesucht und spielt die nicht einfach antrainiert, sondern so, als käme seine Musik schon aus einer tiefen Lebenserfahrung.“ Konzerte in der Staatsoper programmiert Thom bereits bis in den Sommer 2018 hinein und dementiert Gerüchte,

das Festival müsse schon bald auf das Haus am Ring verzichten. „Unter den mehr als 2000 Festivals und Jazz-Reihen, die jährlich in Europa stattfinden, ist diese Location ein Alleinstellungsmerkmal. Und viele Künstler spielen bei uns um geringere Gagen als anderswo, nur weil sie in der Oper auftreten wollen.“ Die öffentlichen Subventionen wurden in den letzten Jahren nicht nur nicht erhöht sondern sogar reduziert auf derzeit 250.000 Euro. Da sind keine allzu großen Sprünge mehr möglich.

Jazz in der Staatsoper Gefragt sind die Acts in der Oper allemal: Ludovico Einaudi am 7. 7. war bis auf wenigeStehplätzebinneneineinhalbWochen ausverkauft. Auch Jamie Cullum, heuer erstmals im Haus am Ring, ist am 6. 7. bereits so gut wie ausgebucht. Die mittlerweile 88-jährige Komponistenlegende Burt Bacharach am 1. 7. ist überhaupt zum ersten Mal in Österreich. Cyndi Lauper (3. 7.) hat sich vom Pop mehr auf Country und Blues verlegt und „ist als Künstlerpersönlichkeit spätestens seit ihrem Album ,Memphis Blues‘ wirklich dem Girlie-Image entwachsen“, sagt Thom. Mit Lauper, dem Vorbild vieler rebellischer Mädels, tritt im Doppelkonzert eine Bluesröhre aus Oberösterreich auf, die ebenfalls schon international Karrieregemachthat:MeenaCryle&The Chris Fillmore Band. Auch für das KonzertvonBethHart(5.7.)sindbereitszwei Drittel der verfügbaren Karten weg. Eine interessante Kombination schließlichderstarkvomBluesinspirierte GitarristJohnScofieldineinerexquisiten Kombination mit dem Pianisten Brad MehldauundMarkGuiliana,demletzten Schlagzeuger von David Bowie – am 5. 7. im Doppel mit Wolfgang Muthspiel – WERNER ROSENBERGER „Solo“. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ··

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www.viennajazz.org

JAZZFEST WIEN KAMASI WASHINGTON MGMT; APA/CHRISTIAN ESCOBAR MORA

LISZT FESTIVAL RAIDING ENTGELTLICHE KOOPERATION

EXTRA


KULTUR

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Bald100Jahre,aberimmerwiederjung Salzburger Festspiele. Mit einer neuen „Buhlschaft“ geht man in die Saison, 2020 gibt es das große Jubiläum

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ie Buhlschaft beim Salzburger „Jedermann“ hat eine kleine Rolle, aber muss viel leisten – auch über die Aufführung hinaus: Sie stehtfürdieflüchtigeJugend,dieletztlich stets entkommt; und durch die Neubesetzung der Partie alle paar Jahre auch für jene Verjüngung, die sich die Hochkultur ansonsten nur mühsam abringt. Was für eine Aufregung darüber, wer vor dem Dom dem Jedermann das Leben zeigt. Heuer ist es wieder so weit: Die Salzburger Festspiele gehen mit einer neuen Buhlschaft in die Spielzeit. Miriam Fussenegger wird an der Seite von Cornelius Obonya zu sehen sein – und die Neubesetzung ist Vorbote für noch größere Veränderungen. Denn die heurige ist die letzte Spielzeit unter der direktorialen Doppelspitze Sven-Eric Bechtolf und Helga Rabl-Stadler; nächstes Jahr übernimmt dann Markus Hinterhäuser – er will sein erstes Jahr ausschließlich mit Neuinszenierungen bestreiten. Und 2020 stehen die 100-Jahr-Feiern der Festspiele an. Die aktuelle Ausgabe wird mit „The Exterminating Angel“ von Thomas Adws eröffnet. Zwei weitere Opernpremieren –Strauss’„LiebederDanae“undGounods „Faust“ – stehen am Programm . Auch im SchauspielsinddreiPremierenangesetzt: Becketts „Endspiel“, Shakespeares „Der Sturm“undThomasBernhards„DerIgnorant und der Wahnsinnige“. – G. LEYRER

Miriam Fussenegger übernimmt die Rolle der Buhlschaft

Ganz Niederösterreich ist Bühne

APA/NEUMAYR/MMV

Sommertheater. Oper, Operette und Musical auf 22 Bühnen Gespielt wird heuer im Sommer einmal mehr von Schloss Kirchstetten im Weinviertel bis Haag im Westen des Bundeslandes und von Berndorf im Süden bis Litschau hoch im Norden. Die Programmpalette reicht wieder von Komödien, Musicals, OpernundOperettenbis zu Schauspielklassikern. Das Theaterfest Niederösterreich wartet von Mitte Juni bis Mitte September mit 27 Premieren an 22 Spielorten auf. Den Auftakt machen die Sommerspiele Melk am 16. Juni mit Homers „Odyssee“. Die letzte Premiere des Theaterfestes 2016 feiern die Festspiele Berndorf am 8. September mit der Komödie „Honigmond“. Ab 17. Juni erzählt Lehár Operette „Frasquita“ in der Sommerarena der Bühne Baden eine pikante Geschichte um zwei Freunde, zwei Frauen und die große Liebe. Aufgrund des großen Erfolges wird ab 19. Juni beim Kultursommer Laxenburg „Ewig jung“ vom Vorjahr wieder aufgenommen. Am 25. Juni gibt es gleich zwei Premieren: Das Teatro Barocco in Stift Altenburg zeigt die Oper „Piramo eTisbe“ in rekonstruierten Bühnenbildern und Kostümen im Stil der Mozartzeit, bei den Nestroy Spielen Schwechat wird „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ präsentiert. Ein Verwirrspiel mit Wortwitz und Situationskomik steht bei den Festspielen Stockerau mit „Der Diener zweier Herren“ (ab 28. Juni) auf dem Programm. Zu ihrem 40-Jahr-Jubiläum zeigen die Sommerspiele Perchtoldsdorf ab 29. Juni Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. „Kalender Girls“ steht bei der Sommernachtskomödie Rosenburg ab 30. Juni und die Musikrevue „Proud Mary – Ein Schiff wird kommen“ ab 5. Juli bei den Sommerspielen Melk am Spielplan. Der Theatersommer Haag präsentiert die Komödie „Ein seltsames Paar“ (ab 6. Juli).

Das Festival Retz zeigt ab 7. Juli Händels Drama „Jephtha“, das Festival Schloss Weitra ab 8. Juli den KomödienKlassiker „Pension Schöller“. Ebenfalls am8.JulistartetdieOperette „DasDreimäderlhaus“ in der Sommerarena der Bühne Baden. Das Ensemble der operklosterneuburg führt ab 9. Juli die beiden Einakter „Cavalleria Rusticana“/„Bajazzo“ auf. Den TV-Hit „Braunschlag“ bringt der Filmhof Wein4tel Asparn/Zaya ab 12. Juli auf die Bühne. Die Oper Burg Gars präsentiert ab 15. Juli Giuseppe VerdisOper „Otello“.DieVolkskomödie „Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben“ hat am 19. Juli bei den Wachaufestspielen Weißenkirchen Premiere. „Footloose“ steht ab 20. Juli beim Musical Sommer Amstetten auf dem Programm. Ab 21. Juli präsentieren die Schlossfestspiele Langenlois das Singspiel „Im weißen Rössl“. Die Felsenbühne Staatz zeigt in einer MusicalOpen-Air-Inszenierung ab 22. Juli die GeschichterundumdenKönigBritanniens in „Artus – Excalibur“. Die Bühne Baden zeigt das Musical „Jekyll & Hyde“ ab 29. Juli, das Klassikfestival Schloss Kirchstetten die Donizetti-Oper „Don Pasquale“ ab 30. Juli. Ab 2. August ist bei den Festspielen Berndorf „Die Kaktusblüte“ zu sehen. Die österreichische Erstaufführung der Komödie „Herrinnen“ von Theresia Walser findet am 4. August im Herrenseetheater Litschau statt. Das labyrinthische Stollensystem des ehemaligen Mödlinger Luftschutzbunkers wird ab 14. August zum Schauplatz der „Nacht.Stücke.“ über die seltsamen Leiden des E. T. A. Hoffmann. Und die Wachaufestspiele Weißenkirchen zeigen ab 2. September eine Wiederaufnahme von „Der Wachauer Jedermann“. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.theaterfest-noe.at


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Hinter der Superhelden-Maske lässt sich ein digitaler Schauspieler gut verstecken. Schwierig wird es derzeit noch, wenn die Maske fällt: In „The First Avenger: Civil War“ wird Robert Downey Jr. (links) verjüngt

Der Angriff der Klon-Schauspieler Digitale Stars. Hollywood arbeitet daran, dass Darsteller aus dem Computer so gut spielen wie die menschlichen

Arbeit an der Kunstfigur Seit in den Disney-Studios der Zeichenstift ausgedient hat, arbeiten Computerexperten an Kunstfiguren, die von realen Menschen kaum mehr unterscheidbar sein sollen. Unter anderem tun sie dies im „Disney Research Laboratory“ an der Technischen Hochschule in Zürich. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 spielt das Schweizer Disney-Lab in einer Liga mit Salt Lake City, einem der Ursprungsorte der Computer-Animation, und den kalifornischen Trick-Studios in Burbank, Glendale und Emeryville. Und bei der Entwicklung von täuschend echten virtuellen Gesichtern ist das Schweizer Laboratorium sogar führend. Studio „Motion-Capture“ nennt sich die Bewegungserfassung von Gesich-

In „Tron Legacy“ wurde Jeff Bridges (66) verjüngt: Kein Botox, sondern ein Schauspieler aus dem Computer

tern, die es ermöglicht, die Mimik und Bewegungen von realen Personen auf Fantasiefiguren zu übertragen. Daraus ergibt sich die Bewegung auf dem Gesicht des Avatars, wie das virtuelle Gegenstück des Schauspielers genannt wird. Gollumaus„HerrderRinge“wareines der beeindruckendsten Beispiele dafür. Aber während bei Monstern, Kobolden und Tieren als Trickfiguren rudimentäre Gesichtsmerkmale reichen, um sie „menschlich“ wirken zu lassen, reagiert das Publikum umso kritischer, je menschenähnlicher die Animation sein soll.

Nur mit Falten ist sie echt Es sind Falten, Poren und glänzende Flecken, die Gesichter menschlich wirken lassen. Das Disney-Research-Lab in Zürich versucht sich derzeit in der digitalen Reproduktion solcher im wirklichen Leben ungeliebten Details. Doch werden Animationen eines Tages so gut sein, dass sie lebendige Schauspieler überflüssig machen? Im Züricher Disney-Lab ist man davon überzeugt. DerdigitaleMenschistalsonichtmehr

aufzuhalten – zumindest nicht auf der Kinoleinwand. Werden also schon in naher Zukunft Animationsspezialisten 3-D-Modelle von Menschen steuern wie Hightech-Marionettenspieler? Sieht so die Zukunft von Hollywood aus? Man denke nur daran, dass sich jetzt schon alle Mitwirkenden von FantasyFilmen – von „Star Wars“ bis „Avengers“ – in einen Scanner begeben müssen, um 3-D-Kopien von sich anfertigen zu lassen. Angeblich nur, um sie zu naturgetreuen Marketing-Produkten verarbeiten zu können … Bei „The First Avenger: Civil War“ zeigen sich jedenfalls die beiden Regisseure Anthony und Joe Russo sowie auch alle Darsteller bemüht, die menschlichen Aspekte ihrer Superhelden zu betonen. Immer wieder legen sie nach turbulenten Kampf- und Action-Szenen ihre digitalen Masken und Rüstungen ab, um ihre blaue Flecken, Zorn- und Denkfalten und sogar ihre Tränen zu zeigen. Vor allem Robert Downey, jr. demonstriert, dass er als „Iron Man“ keine Drahtseile, sondern Nerven hat.

Haben die Schauspieler Angst, durch Computer-Animation zu Schablonen degradiertzuwerden,derenKunstüberflüssig wird? Wohl kaum, denn sie bewegen nicht nur ihren Körper vor der Kamera, sondern sie interpretieren ihre Rollen auch und können allein mit den Augen Stimmungen wiedergeben. Das könnten animierte Figuren nicht. Noch nicht. Manverstehtdaher,dassesfürdieGipfelkonferenz der zu Pop-Ikonen gewordenen Comic-Helden in „The First Avenger: Civil War“ von Vorteil ist, wenn hin und wieder echte Menschengesichter hinter den digitalen Masken aufblitzen. Die Verletzlichkeit des wirklichen Lebens geht dadurch nicht vollends im Action-Getöse unter. Wie auch alle bisherigen AvengersFilme basiert auch dieser auf den Comics von Jack Kirby und Stan Lee. Im neuesten Abenteuer findet die US-Regierung, dass auch die Macht von Superhelden Kontrolle braucht. „Iron Man“ Tony Stark(RobertDowneyJr.)unterstütztden Plan, wonach die Avengers nur noch auf staatliche Anweisung aktiv werden sollen.DochSteveRogersaliasCaptainAmerica (Chris Evans) fürchtet, dass sie von derRegierungmissbrauchtwerdenkönnten und damit ist Bürgerkrieg zwischen den Avengers vorprogrammiert.

Rekordeinnahmen Die Verfilmungen der Marvel-Comics – insgesamt 13 seit 2011 – brechen alle Re korde. Wie Lucasfilm und seine Star Wars Saga gehört auch Marvel zum Disney Imperium. Das bedeutet, dass hinter allem auch knallharte geschäftliche Interessen stehen. So hat Marvel auch abseits von Kino und Fernsehen (und nicht zu vergessen den Comic-Heften) seine Fäden weit gesponnen. Vor allem mit Lizenzprodukten wie Marvel Spielzeug, Kostümen, Kleidern, Marvel Spielautomaten, Videogames, Schulzubehör oder Deko-Artikeln wird das ganz große Geld gemacht. DiegutgeölteMarketing-Maschinerie lebt aber letztlich von Inhalten. Und diese müssen immer auf einem absoluten Top-Niveau bleiben, wenn Disney auch in Zukunft auf supermächtige Gewinne zählen kann. Bis 2018, wenn die ComicFigur Captain America seinen 100. Geburtstag feiern wird, sollen noch vier weitere Kinofilme herauskommen. – GABRIELE FLOSSMANN

AP/DISNEY (2)

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in besonders jung aussehender Robert Downey Jr. verabschiedet sich in einer der ersten Szenen des neuesten Avenger-Abenteuers von seinen Eltern. Die – so erfahren wir – kurz daraufumsLebenkommen.Undplötzlich taucht hinter dem Jüngling noch einmal Robert Downey Jr. auf: Rund drei Jahrzehnte gealtert und nicht mehr von Disneys Computer-Animateuren gezeichnet, sondern vom Leben. Das jugendliche Trugbild – im Film „Retro Framing“ genannt – soll einen Rückblick auf jenes Kindheits-Trauma bieten, das einst den Superhelden zum „Iron Man“ werden ließ. Man sieht an dieser Szene, dass es derzeit immer noch einen Unterschied gibt zwischen den lebendigen und den mit dem Computer generierten leblosen Schauspielern. Im Film „The First Avenger: Civil War“ dürfen die Marvel-Helden etwa auch unheldisch trauern, wie der zum Waisenknaben geworden „Iron Man“. Um damit auch im Publikum Gefühle zu wecken, braucht man derzeit für die Darstellung der Figuren menschliche Schauspieler; auch im Fantasy-Film sind für die Darstellung von Superhelden bisweilen menschliche Akteure gefragt, die Gefühlen umso schärfere Konturen geben können, je künstlicher der digital errechnete Hintergrund des Übermenschlichen daherkommt. Oder? Konnten uns nicht auch Bambi oder Cinderella zu Tränen rühren?


EXTRA

ENTGELTLICHE KOOPERATION

KONZERTHAUS

RAAB

Viele Sterne am Jazzhimmel Vom kammermusikalischen Treffen des Bassisten Ron Carter mit dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano am21.März2017biszueinemswingendsymphonischen Feuerwerk mit dem Klavier-Virtuosen Michel Camilo und den Wiener Symphonikern am 2. Februar 2017: Neben international gefeierten Stars präsentiert der Konzerthaus-Zyklus „Jazz“ in sechs (bis acht) abwechslungsreichen Konzerten auch die „Rising Stars“ im Jazz, darunter drei außergewöhnliche Trompeter: Theo Croker aus New Orleans und EnkeldeslegendärenDocCheathamtrifft mit seinem neuesten Projekt „DVRFUNK“ auf die charismatische Sängerin Dee Dee Bridgewater (16. Oktober). Sie wirdwohlaucheinigeTitelihresaktuellen New-Orleans-Tributes „Dee Dee’s Feathers“insLive-Programmeinbauen.Doch zu erwarten sind auch neue Nummern, die Dee Dee mit dieser Band für ihr neues Album einspielen will. Der Trompeter Sean Jones hat schon in der Band von Marcus Miller gespielt, der für Miles Davis in den 1980er-Jahren prägend und für dessen berühmte Alben „Amandla“ und „Tutu“ verantwortlich war. Jetzt präsentiert Sean Jones mit dem SFJAZZ Collective selbst einen „Tribute to Miles Davis“ (4. November). Ambrose Akinmusire spielt bei seinem Debüt im Konzerthaus mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel „New Music for Quintet“ im ersten optionalen Zusatzkonzert am 3. März 2017. Einen groovigen Sound verspricht Pat Methenys Bassist mit seiner eigenen hochkarätigen Band: Ben Williams und Sound Effect am 8. Juni 2017. Der 31Jährige aus Washington war neben seiner Rhythmusarbeit für Metheny auch Bassist für George Benson, Terence Blanchard, Benny Golson, Herbie Hancock, StefonHarris,WyntonMarsalisundJacky Terrasson. Wie viele Jazzmusiker seiner Generation legt er sich keine stilistischen Grenzen auf, sondern verarbeitet unterschiedlichste Einflüsse. Von Funk über hypnotische westafrikanische Grooves bis zum Soul-Jazz. „Swing at its very best“ versprechen der Saxofonist Branford Marsalis mit Quartett und Special Guest „The Voice“ Kurt Elling am 2. April 2017. Deren Zusammenarbeitversprichteinespannende Mischungzuwerden:MitEllingsaußerordentlich fundiertem Jazzvokabular, sei-

Die charismatische Sängerin Dee Dee Bridgewater ist mit dem Trompeter Theo Croker und Sounds aus New Orleans auf Tour

Lorenz Raab: Grenzgänger zwischen Jazz, Klassik, Neuer Musik und Rootsmusik

Jazz – sehr gegenwärtig Zyklus „Jazz’n’A“. Vier Konzerte im Mozart-Saal

ner technischen Vielseitigkeit und seiner hervorragenden Intonation wird hier vieles völlig neu zu hören sein. Er hat die selten vergebene Bestwertung „5 Sterne“ vom Magazin Downbeat für seine Solo-CD „Heart to Heart“ erhalten: So heißt auch das – auf Wunsch zusätzlich wählbare – Live-Programm des neuseeländischen Pianisten Alan Broadbent am 18. April 2017 im Konzerthaus. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.konzerthaus.at

Eine „Carte blanche“ für zeitgenössischen Jazz aus Österreich: Der neue Zyklus „Jazz’n’A“ präsentiert in vier Konzerten die Vielfalt des heimischen Jazzgeschehens und eine neue Generation von Musikern. Mit den Brüdern Andreas und Matthias Pichler, Lorenz Raab, Philipp Nykrin und Johannes Dickbauer widmen sich fünf Porträtkünstler dem ganzen Spektrum ihrer musikalischen Identitäten: SingerSongwriting, Fusion, Kammermusik, Pop, Rap, Indie, Experimental und Electronic treffen aufeinander − immer an der Schnittstelle zum Jazz der Gegenwart.SiesindallefamoseInstrumentalisten und Komponisten, die mit Gästen wie Mario Rom oder Matthias Bartolomey zusammenwirken. – Folk-Traditionals, Kinderlieder, Alpenfolklore, Jazz, früher Post-Rock oder Kirchenlieder: Die Tiroler Zwillingsbrüder Andreas und Matthias Pichler (8. 10.) sind überall zu Hause. – Der Trompeter und Flügelhornist Lorenz Raab (18.1. 2017) bewegt sich in unterschiedlichsten Genres – wie auch Christof Dienz und seine Wegbegleiter. Im zweiten Teil des Abends erklingt als Österreich-Premiere Kenny Wheelers „Other People“ für Trompete, Klavier und Streichquartett. – Jazz, Electronic, Hip-Hop: Philipp Nykrin (22. 2. 2017) lebt in den Spannungsfeldern verschiedener Stile. Mit Rapperin Fiva und den Wire Resistance erschafft der Pianist einen erstklassigen Groove-Kosmos. – Der Violonist Johannes Dickbauer (20. 5. 2017) präsentiert „All the way across“mitdemViennaStringCollective und seiner familiären Formation, dem Dickbauer Collective.

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Porträt Michel Camilo: 3 Konzerte im Großen Saal

Latin Jazz Für Fernweh sorgt die Musik des Latin-Jazz-Virtuosen Michel Camilo mit drei Konzerten in vollkommen unterschiedlicher Besetzung. Der dominikanische Pianist spielt mit der Big Band der Volksoper Wien sein Programm „One more Once“ erstmals live in Österreich (13. 11). Wayne Marshall bringt mit den Wiener Symphonikern Camilos Klavierkonzert „Tenerife“ auf die Bühne – eine Erstaufführung mit Camilo am Flügel (2. 2. 2017). Mit Tomatito, dem Meister an der Flamenco-Gitarre, bringt Camilo feuriges südländisches Flair ins Konzerthauses (10. 5. 2017). ·····································································································································

VON WERNER ROSENBERGER

KONZERTHAUS/GREG MILES

Konzerthaus-Jazz-Abo. Sechs Konzerte im Großen Saal – plus zwei optional im Mozart-Saal

Kammermusik. Zwei besonders verlockende Abo-Zyklen stehen zur Auswahl

Wiener Symphoniker. Von Mendelssohn bis Schostakowitsch

ZweiweltweitführendeStreichquartettFormationen, die auch das Publikum im Wiener Konzerthaus alljährlich mit technischer Qualität und musikalischer Brillanz begeistern, gestalten den AboZyklus „Artemis & Belcea“. Das BelceaQuartett wartet mit Kammermusik von Schubert und Schostakowitsch auf; das Artemis-Quartett widmet sich Werken klassischer, romantischer und zeitgenössischer Komponisten. Bei Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 ist mit Maria João Pires eine Pianistin von Weltrang zu erleben. Vor den Konzerten gibt es jeweils zur Einführung „Vier Instrumente im Gespräch“ mit Nadja Kayali (Schönberg-Saal, 18.30).

Skandinavische Nordlichter glänzen in der Abo-Saison 2016/’17 bei den Konzerten der Wiener Symphoniker – neben dem stets mit Hingabe gepflegten Kernrepertoire – ebenso wie exotische Preziosen aus Russland: Spätromantische Symphonik von Nielsen und Sibelius hat Dirigent Jukka-Pekka Saraste im Gepäck für seine Wien-Reise. Teodor Currentzis hingegen hat für seinen mit Spannung erwarteten Auftritt am Pult der Wiener Symphoniker Schostakowitschs „Leningrader“ ausgewählt. Äußerste Virtuosität verlangt auch dessen Violoncellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107 den Musizierenden ab. Für Cellistin Sol Gabetta eine Herausforderung, die sie mit bemerkenswerter Souveränität meistert. In rauschhaften Orchestertutti lässt Paavo Järvi das heimische Spitzenorchester bei Mahlers Symphonie Nr. 7 schwelgen.

Alles, was das Herz begehrt, bietet der Zyklus „Kammermusik“: Streichquartette von Haydn bis Mantovani, Klaviertrios und Klavierquintette von Beetho-

Artemis Quartett: Gregor Sigl (Viola), Vineta Sareika (Violine), Eckart Runge (Violoncello) und Anthea Kreston (Violine), von li.

ven bis Brahms, Sonaten von Prokofjew bis Boulez und weitere Werke vom Barock bis in die Gegenwart. Repertoire vom Feinsten mit großartigen Solisten! . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.konzerthaus.at

JEAN-FRANCOIS LECLERCQ

Programmatische Vielfalt FELIX BROEDE

Repertoire und Musiker vom Feinsten

Chefdirigent Philippe Jordan ist am 21. 12. 2016 und 18. 3. 2017 am Pult

Und auch die junge Dirigentengeneration, vertreten durch Robin Ticcati, Lahav Shani und Jakub Hrůša, führt das Orchester stilsicher von der Wiener Klassik bis in die Moderne. Hochromantische Klangwogen verspricht Mendelssohn Bartholdys „Elias“.


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KULTUR

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Schon gesehen? Schon gehört? W

weil es sich in alle Richtungen ausbreite. Die Vielfalt des modernen Theaters spiegelt sich im Spielplan wider – unter anderem in performativen Installationen von SIGNA, in Performances von Dimitris Papaioannou,deretwaauchdieEröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Athen gestaltet hat, im Figuren-, Objektund Bildertheater, einem „Freak-Kabarett“, Tanz, Jan Fabres 24-Stunden-Theater-Marathon „Mount Olympus“ und mit Schauspielproduktionen, bei denen unter anderen die Regisseure Frank Castorf („Tschewengur“), Falk Richter („Città del Vaticano“), Kornel Mundruczo („Scheinleben“) und Simon McBurney („The Encounter“) Arbeiten präsentieren. Konstantin Bogomolov zeigt „Ein idealer Gatte. Komödie“ – eine „satirische Enzyklopädie des modernen Russland, die praktisch nichts mit Oscar Wilde zu tun hat“, so Davydova. Sie zeigt auch „Sorrow Grove“, eine umfangreiche Personale mit Videoarbeiten der israelischen Künstlerin Sigalit Landau. „Der vielleicht spannendste Event des Festivals“ findet im Künstlerhaus statt, das erneut als Festwochen-Zentrum fungieren wird. – WERNER ROSENBERGER

iens größtes Kulturfestival steht vor der Tür: Blech.Blas.Musik. Tanz. Moderne Blas- und Volksmusik gibt’s zur traditionellen Eröffnung der Wiener Festwochen am 13. Mai Open Air auf dem Rathausplatz. Heuer stehen 36 Produktionen aus 25 Ländern und 267 Vorstellungen auf dem für Intendant Markus Hinterhäuser „sehr heterogenen Programm“: Details dazu lesen Sie in der KURIER-Beilage, die am 8. Mai erscheint. Achim Freyer inszeniert Beethovens „Fidelio“ im Theater an der Wien. Mit Mieczyslaw Weinbergs Oper „Die Passagierin“ schließt man an die WeinbergHommage von 2015 an. Dazu gibt es ein Konzertwochenende unter dem Titel eines Luigi-Nono-Stücks: „Wehe den eiskalten Ungeheuern“. Mit „Isoldes Abendbrot“, einer „kleinen Geschichte über das Verschwinden“ rund um Anne SofievonOtterkehrtChristophMarthaler wieder nach Wien zurück.

Programm wie ein Blumenstrauß Die Schauspielchefin der Festwochen – Marina Dawydowa – kommt aus Russland: „Aber nationale Grenzen spielen im Theater keine Rolle. Mein Programm handeltvomTheaterundvonderFreiheit. Denn das ist vor langer Zeit für mich zum Synonym geworden.“ Theater sei für sie zur wichtigsten Kunstform geworden,

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„Mount Olympus“ von Jan Fabre: 24 Stunden lang tanzen, spielen, schwitzen sich die Performer durch antike Mythen

INTERNET

www.festwochen.at

WIENER FESTWOCHEN/WONGE BERGMANN

Wiener Festwochen. Das letzte von Intendant Markus Hinterhäuser programmierte Festival (13. Mai bis 19. Juni)


TIPPS

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STIFT KLOSTERNEUBURG

Albertina: Chagall bis Malewitsch

Kinder singen für Kinder

Die Russische Avantgarde zählt zu den vielseitigsten und radikalsten Kapiteln der Moderne. Die Albertina zeigt 130 Meisterwerke von Gontscharowa, Malewitsch, Kandinsky oder Chagall, die die dynamische Entwicklung vom Primitivismus bis zum Suprematismus sowie die zeitlichen Parallelen von Expressionismus und Abstraktion illustrieren. Info: Hrsg. von Evgenia Petrova und Klaus Albrecht Schröder: Chagall bis Malewitsch. 311 Seiten, Hardcover, 2016. Deutsch 29, Englisch 34 Euro

Die Wiener Sängerknaben treten am 15. September 2016 um 19 Uhr gemeinsam mit Superar für die CONCORDIA Sozialprojekte in der Stiftskirche Klosterneuburg auf. Superar ist eine von der Caritas Wien, den Wiener Sängerknaben und dem Konzerthaus Wien gegründete Organisation. Das Projekt, welches auch mit CONCORDIA in Rumänien zusammenarbeitet, richtet sich vor allem anKinder,dieansonstenkeinenZugangzumusikalischerBetätigung bekommen würden. Das Stift Klosterneuburg unterstützt mit dem Verein „Ein Zuhause für Straßenkinder“ bereits seit dem Jahr 2000 die CONCORDIA Sozialprojekte, die heuer ihr 25-Jahr-Jubiläum feiern. Der Reinerlös aus dem Benefizkonzert „Kinder singen für Kinder“ am 15. September 2016 um 19 Uhr in der Stiftskirche Klosterneuburg geht an die CONCORDIA Sozialprojekte.

KURIER verlost 5 Ausstellungskataloge. Online mitmachen unter: KURIER.at/gewinnspiele. Einsendeschluss: 15. 5. 2016

Benefizkonzert – Kinder singen für Kinder, 15. 9. 2016 , 19 Uhr Stift Klosterneuburg, Stiftskirche ; Stiftsplatz 1, 3400 Klosterneuburg. info@stift-klosterneuburg.at ✆ 02243/411-212

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GEWINNSPIEL KUNSTKATALOG

Die Gewinner werden schriftlich verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barablöse ist nicht möglich. Gilt nur für Verbraucher im Sinne des KSchG.

www.franzjoseph2016.at

FRANZ JOSEPH

Begrüßt den 500.000sten Besucher

Zum 100. Todestag des Kaisers 1830–1916

KULTUR TIPPS

Die Freude über eine halbe Million Besucher knapp vier Jahre nach der Eröffnung ist auch bei Betreiber Paul Rankine groß: „Wir konnten von 2013 bis 2015 dieBesucherfrequenzvonrund 99.000 Gästen auf 175.609 steigern. Denn in den historischen Gewölben von Time Travel machen wir die bewegte Historie Wiens auf einzigartige Weise spür- und erlebbar. Auch das Tripadvisor Zertifikat für Exzellenz bestätigt unsere Arbeit.“

Mensch & Herrscher

Repräsentation & Bescheidenheit

Eine Ausstellung an 4 Standorten 16.3.–27.11.2016

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Fest & Alltag

Jagd & Freizeit

Time Travel Vienna Habsburgergasse 10, 1010 Wien Ganzjährig täglich von 10.00–20.00 Uhr geöffnet. www. timetravel-vienna.at

SCHLOSS-SPIELE KOBERSDORF

ARNULF RAINER MUSEUM

Otello darf nicht platzen

In Kunst Baden

Liebe, Leidenschaft, Eifersucht und Tod – eine Oper lebt von den großen Emotionen, eine Komödie gleichermaßen. Nur würzt sie den Stoff mit Tempo, Wortwitz und klappenden Türen nach. Der amerikanische Erfolgsdramatiker Ken Ludwig schuf daraus ein Theaterstück, in dem Starallüren, menschliche Schwächen und nicht zuletzt ein ironischer Blick hinter die Kulissen des Theaterbetriebes für garantierte und mitreißende Unterhaltung sorgen.

Das weltweit einzige Museum in einem historischen Wellnesstempel zeichnet mit seiner aktuellen Ausstellung PINSELRAUSCH die Entwicklung der künstlerischen Handschrift Arnulf Rainers nach. Lassen Sie sich von den Marmorhallen inspirieren und entdecken Sie das Werk des großen Ausnahmekünstlers mit einem der vielfältigenKunstvermittlungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

„Otello darf nicht platzen“: 5.–31. Juli 2016 (Do. bis So.) Schloss-Spiele Kobersdorf , 7332 Schloss Kobersdorf Büro der Schloss-Spiele: Franz Schubert-Platz 6, 7000 Eisenstadt, ✆ 02682 719 - 8000; www.kobersdorf.at

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Michael Gampe inszeniert diese rasante Komödie mit Wolfgang Böck als Startenor „Tito Merelli“, Gertrud Roll, Erich Schleyer, Marie-Therese Futterknecht, Erich Kasal, Sarah Jung, Alexander Braunshör und Anna Kramer. ANZEIGE

ALBERTINA WIEN, SAMMLUNG BATLINER / STIFT KLOSTERNEUBURG/LUKAS BECK / TIME TRAVEL / CHRISTIAN WIND

TIME TRAVEL VIENNA

JETZT

„PINSELRAUSCH“, täglich 10–17 Uhr Arnulf Rainer Museum, Josefsplatz 5, 2500 Baden www.arnulf-rainer-museum.at

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Die erste Ausgabe von KURIER-HISTORY erscheint zum 100. Todestag Kaiser Franz Josephs. Eindrucksvolle, überraschende und berührende Fotos und Dokumente vermitteln ganz neue Eindrücke des Langzeit-Kaisers abseits des „Sisi“-Klischees.

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