H&W Jänner 2016

Page 1

taxe perçue - Economy-C

ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt

Gastgewerbe als Wirtschaftsmotor

Berufe mit Zukunft

Jänner 2017

Foto: Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ Meran

39100 BOZEN/ITALY


2

H&W | Jänner 2017

THEMA

H&W | Jänner 2017

3

THEMA

Der Südtiroler Arbeitsmarkt

Inhalt

Wieder Beschäftigungsanstieg zu verzeichnen

THEMA Der Südtiroler Arbeitsmarkt

2

n Im Zeitraum zwischen Mai und Oktober 2016 setzte sich in Südtirol die Beschäftigungserholung fort. Der mehrjährige flache Trend ist somit klar beendet worden. Ursache ist die positive Performance in fast allen Sektoren; sogar das Bauwesen zeigt klare positive Vorzeichen nach dem jahrelangen Rückgang und für die jungen Arbeitnehmer ist ebenfalls zum zweiten Male seit Beginn der Krise ein Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen. Der Jobs Act zeigt seine Wirkung. Besonders in den letzten zwei Monaten des vergangenen Jahres kam es zu einem signifikanten Anstieg an unbefristeten Verträgen, wenn auch in der rechtlich neuen Form, besser bekannt als „unbefristeter Vertrag mit zunehmendem Schutz”. Die allgemein bessere Wirtschaftslage, die auch europaweit festgestellt wird, hat den gleichzeitigen Anstieg der befristeten Verträge angekurbelt.

Der Südtiroler Arbeitmarkt präsentiert sich derzeit in guter Verfassung. Bereits seit gut einem Jahr kann eine deutliche Zunahme der Beschäftigung festgestellt werden, die sich in den letzten Monaten noch verstärkte. Damit wurde der mehrere Jahre andauernde flache Trend klar beendet. In den vergangenen Jahren konnten nämlich kaum noch Zuwächse in der Beschäftigung verzeichnet werden, ja in einigen Bereichen und zwar hauptsächlich im Baugewerbe, gingen Arbeitsplätze verloren. Insgesamt blieb die Beschäftigung dennoch stabil und zieht derzeit wieder kräftig an. Sogar das Bauwesen verbucht wieder klare Zuwächse. Verbessert hat sich auch die Qualität der Arbeitsplätze. Besonders seit den Fördermaßnahmen des Jobs Acts, aber auch dank der Beschäftigungspolitik der Südtiroler Landesregierung sind die unbefristeten Arbeitsverträge in letzter Zeit signifikant angestiegen. Damit können viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts schlägt sich auch auf die Arbeitslosenrate nieder, die sich weiter verbessert hat. Derzeit liegt die Arbeitslosenrate in Südtirol bei 3,7 Prozent mit sinkender Tendenz. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,3. Insgesamt ist eine eindeutige Verbesserung auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt festzustellen, die für die nächste Zeit noch anhalten dürfte. Somit dürfte auch das Südtiroler Beschäftigungsziel, im Jahr 2020 eine Erwerbstätigenquote der 20- bis

auch ein gewisses Alter, z.B. über 50, macht den Arbeitssuchenden zunehmend zu schaffen. Die Landesregierung hat erkannt, dass diesen Arbeitnehmern künftig größere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Die Zahl der jüngeren Erwerbspersonen wird nämlich in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung kontinuierlich abnehmen, weshalb ältere Arbeitnehmer immer wichtiger für den Arbeitsmarkt werden. Es gilt deshalb, einerseits die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer bis ins hohe Alter zu fördern und zu erhalten und andererseits die Betriebe und Unternehmen zu sensibilisieren, den Wert älterer Mitarbeiter zu erkennen und ihnen neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu bieten.

Prozentuelle Veränderung zum Vorjahr: November 2012 bis Oktober 2016 Quelle: Abteilung Arbeit Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt 4.11.2016

Maßnahmen und Aktionen für die Jugend

64-Jährigen von 80 Prozent zu haben, annähernd erreicht werden.

Beschäftigung zieht an Im abgelaufenen Jahr hat die Zahl der abhängig Beschäftigten um bemerkenswerte 2,8 Prozent gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres zugenommen. Dieser Zuwachs betraf nahezu alle Sektoren und Bezirke in Südtirol, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Absolut positiv war die Entwicklung im Gastgewerbe, das sich nach wie vor als der Wirtschaftsmotor in Südtirol erweist, aber auch der Handel hat sich gut entwickelt. Bemerkenswert ist auch ein Zuwachs von 3,4 Prozent im Sozialwesen,

womit bereits die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt der immer älter werdenden Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Herausforderungen erkennbar sind.

Förderung von Problemgruppen Trotz der insgesamt positiven Lage gibt es auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor einige Problemgruppen. Die hohe Zahl an arbeitslos registrierten Personen ist zum einen auf verwaltungstechnische Änderungen zurückzuführen und zum anderen auf effektive und anhaltende Schwierigkeiten, eine Beschäftigung zu finden. Diese hängen insbesondere mit unzureichenden beruflichen Qualifikationen zusammen. Aber

Neben der Förderung älterer Arbeitnehmer ist aber auch ein Augenmerk auf die Jugendbeschäftigung zu legen. Die Jugendarbeitslosenquote liegt mit fast 12 Prozent immer noch auf relativ hohem Niveau, weshalb gezielte Maßnahmen notwendig sind. Hierzu soll künftig der Schwerpunkt auf eine individuelle Betreuung vor Ort gesetzt werden. Viele Jugendliche nehmen nämlich nicht von sich aus die Hilfe der öffentlichen Arbeitsvermittlung an und laufen Gefahr, zu sogenannte needs (not in employment, education or training, also weder in Beschäftigung, noch in Ausbildung oder in einem Praktikum) zu werden, was sich auf eine Eingliederung in die Arbeitswelt negativ auswirkt. Aber auch Maßnahmen, wie z.B. spezielle Jugendtage im Arbeitsservice und Aktionen wie job speed dating tragen dazu bei, die Chancen für Jugendliche zu erhöhen. Auch werden verstärkt Betriebspraktika ge-

4 5 6 7 8 9

Nach einer Krise zieht auch das Bauwesen wieder an.

Kurzmeldungen Referendum, Vorwort Eisenbahn, Tourismus, Neuer Apfel Seilbahnen, Historischer Gastbetrieb Südtirol innovativ: Naturfriseur Südtirols Wirtschaft, gezielte Hilfe, Buchvorstellung

EXPERTEN

Foto: Paul-Georg Meister/pixelio

fördert. So konnte 2016 mit mehr als 6.000 Sommerpraktika wieder vielen jungen Menschen während der Schulferien ein Einblick in die Arbeitswelt vermittelt werden. Auch Arbeitserfahrungen im Ausland wirken sich positiv auf die Arbeitsmarktchancen aus. Dazu bietet der europäische Arbeitsvermittlungsdienst EURES in den Vermittlungszentren des Landes Hilfestellung an. Dank eines Abkommens zur Zusammenarbeit mit der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit soll Südtiroler Jugendlichen leichter ein Betriebspraktikum in Bayern ermöglicht werden.

SÜDTIROL AKTUELL

10 11

Fernsehgebühr Rente, Treff.Punkt Heimat

INTERN

12 13 14 15

16

Treff.Punkt Heimat im November Südtiroler in Niedersachsen Südtiroler in München Vereinskalender H E I M AT U N D W E L T Hannes Bendetto Pircher

IMPRESSUM

HEIMAT & Welt

Südtirol im europäischen Kontext Im Vergleich zu den übrigen europäischen Regionen weist Südtirol eine niedrige Arbeitslosenquote, eine mittelhohe Gesamt­ erwerbstätigenquote, eine dem europäischen Durchschnitt entsprechende Frauenerwerbstätigenquote sowie eine mittelmäßige Erwerbstätigenquote bei den Älteren auf. Im Vergleich zu den angrenzenden Regionen, welche ähnliche geografische, demografische und wirtschaftliche Merkmale aufweisen, steht Südtirol bei den wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren zwar besser da als das benachbarte Trentino, aber hinter den Werten des Bundeslandes Tirol und der Ostschweiz. Allein in Bezug auf Italien ist Südtirol bei allen Arbeitsmarktindikatoren, von der geringsten Arbeitslosigkeit bis zur höchsten Erwerbsbeteiligung, absoluter Spitzenreiter. > Helmuth Sinn Abteilungsdirektor Arbeit

Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullian alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindung: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL


4

H&W | Jänner 2017

SÜDTIROL AKTUELL

ins Friaul: eine kulturell und landschaftlich reizvolle Route, und doch bislang vergleichsweise unbekannt. Das Konzept der Via Transalpina setzt stark auf digitale Hilfsmittel: eine App und eine Webseite mit GPS-Daten und ständig aktualisierten Informationen zu allen praktischen Aspekten wie Unterkunft, Verkehrsmitteln oder Gepäcktransport. <

n ARCHITEKTUR

n RELIGION

Architekt des Jahres

Reformationsjubiläum

Das 2016 neu erbaute Schülerheim der Fachschule in Burgeis

Walter Pichler: Kompakte Stadt mit Klimahülle, 1963 - 1964

Foto: Tscholl

Foto: Museum der Moderne Salzburg

Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert eine fünf Jahrzehnte umspannende Retrospektive vom Südtiroler Künstler Walter Pichler, Grenzgänger zwischen Architektur, Design und Skulptur und einer der eigenwilligsten Künstler seiner Zeit. Ausgehend von Pichlers frühen Architekturutopien über die Werkgruppe der Prototypen bis hin zu von ihm jüngst realisierten Bauprojekten wird ein Werk erschlossen, dessen Einfluss bis heute sichtbar ist. Die Ausstellung umfasst zahlreiche bislang unveröffentlichte Materialien. <

n WANDERN Via Transalpina Ein neues Konzept für den „Gelben Weg“ der Via Alpina soll ihn vor allem für die Generation 55+ attraktiver machen – und den abgelegenen Bergregionen eine nachhaltige touristische Entwicklung bringen. Über 720 Kilometer führt der Fernwanderweg von Bayern bis zur Adria – vorbei an den Schlössern Tirols, über die Dolomiten, das Schnalstal und Bozen ins Cadore und schließlich

Via Transalpina: in 100 erlebnisreichen Etappen von Oberstdorf nach Triest

VORWORT DER LANDESRÄTIN

Italiens Bürger stimmten gegen Neurordnung

Meldungen aus Südtirol

Ausstellung in Salzburg

SÜDTIROL AKTUELL

Referendum in Italien

Kurz notiert n KUNST

H&W | Jänner 2017

Foto: Peter Freitag/Pixelio.de

n GASTRONOMIE 23 Sterne für Südtirol Südtirols Köche haben die Tester des Restaurantführers „Guida Michelin 2016“ wieder überzeugt: Erneut wurden sie mit 23 der begehrten Sterne – gleich viele wie im Vorjahr – dekoriert. Aufsteiger des Jahres ist Heinrich Schneider, Chefkoch des Restaurants „Terra“ im „Auener Hof“ in Sarnthein. Schneider schaffte den Sprung vom 1-Sterne zum 2-Sterne-Lokal. <

Chefkoch Schneider Foto: Auener Hof

Der Vinschger Architekt Werner Tscholl ist mit der höchsten itallienischen Auszeichnung für Architekten geehrt worden. Die Architektenkammer, das Maxxi Roma und die Zeitung Sole24Ore haben ihm den „Premio Architetto 2016“ verliehen. <

n WIRTSCHAFT Wirtschaft wächst Die Südtiroler Unternehmen sind guter Dinge: 84 Prozent bewerten ihre Erträge heuer als zufriedenstellend. Dies ergibt sich aus der jüngsten Ausgabe des Wirtschaftsbarometers. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen geht von einer Steigerung des Südtiroler Bruttoinlandproduktes um 1,3 Prozent im laufenden Jahr und für 2017 aus. Das Geschäftsklima in Südtirol hat sich das dritte Jahr in Folge verbessert und den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Für das kommende Jahr wird eine weitere Steigerung erwartet: 88 Prozent der Unternehmer erhoffen sich für 2017 zufriedenstellende Erträge. <

In der Evangelischen Christuskirche in Bozen fand Ende November der Eröffnungsgottesdienst zum 500-jährigen Reformationsjubiläum mit Bischof Ivo Muser und Pastor Marcus Friedrich statt. Mitglieder der evangelischen Gemeinde von Meran und Bozen haben gemeinsam mit zahlreichen Katholiken gefeiert; vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar, heute ein aussagestarkes Zeichen der ökumenischen Bemühungen. <

n BILDUNG Südtirol-Bilderbuch Das Leseförderprojekt des Lande „Bookstart-Babys lieben Bücher“ gibt es seit zehn Jahren. Zum Jubiläum wurde „Mein kleines Südtirol Buch“ entwickelt. Dies ist ein bunt illustriertes Pappbilderbuch, das wichtige Lebensräume von Kleinkindern in Südtirol zeigt. In dem Buch finden sich charakteristische Südtiroler Schauplätze, Tiere, Pflanzen und Lebensmittel und der typisch Südtiroler Wortschatz. Das kleine Bilderbuch ist für Kinder ab 18 Monaten geeignet und erscheint im Buchhandel in deutscher und italienischer Sprache. <

n Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi ist mit seiner Verfassungsreform spektakulär gescheitert. Während der vorliegende Vorschlag zur Verfassungsreform auf Staatsebene keine Mehrheit fand, sprachen sich die Südtiroler Wählerinnen und Wähler beim Referendum zur Verfassungsreform am 4. Dezember mit klarer Mehrheit für die vom Parlament bereits genehmigte Verfassungsreform aus.

Nach dem verlorenen Referendum hat der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi bereits in der Wahlnacht seinen Rücktritt angekündigt. Der Schritt kam nicht überraschend: Der Premier hatte sein politisches Schicksal an den Ausgang des Referendums gebunden. „Wir haben es nicht geschafft, die Mehrheit unserer Bürger zu überzeugen“, sagte Renzi. Die Gegner der von ihm vorangetriebenen Verfassungsreformen hätten einen „außerordentlich deutlichen“ Sieg errungen. „Das Nein hat gewonnen.“ Die italienische Verfassungsreform ist mit 19,419 Millionen Nein-Stimmen (59,11 Prozent der abgegebenen Stimmen) abgelehnt worden. In Südtirol hingegen haben 163.851 Wählerinnen und Wähler (63,69 Prozent) mit Ja gestimmt. 67,41 Prozent der Wahlbe-

rechtigten in Südtirol haben sich am Referendum beteiligt, auf Staatsebene waren es 65,47 Prozent. Auch die Auslandsitaliener stimmten für Renzis Reform. Das Ja schaffte es unter den Auslanditalienern auf 65 Prozent. Vier Millionen Auslandsitaliener waren aufgerufen, sich per Briefwahl zur geplanten Verfassungsreform zu äußern. Die Wahlbeteiligung lag bei 30 Prozent. Die von Renzi vorangetriebene Verfassungsreform sollte den politischen Einfluss des Senats beschränken und den Regionen einige Entscheidungskompetenzen in wichtigen Fragen nehmen. Durch Renzis Entscheidung, seine persönliche Zukunft an den Ausgang des Referendums zu knüpfen, geriet dieses zum Volksentscheid über seine Regierung. Nun muss Staatspräsident Mattarella entscheiden, wie es weiter geht. Er kann das Rücktrittsgesuch Renzis annehmen, aber auch ablehnen. Möglich ist, dass eine Übergangs- oder Technokratenregierung eingesetzt wird, bis es neue Parlamentswahlen 2018 gibt. Es könnte aber auch Neuwahlen im kommenden Jahr geben. Renzi hatte bereits vor dem Referendum angekündigt, dass er für eine Übergangsregierung nicht mehr zur Verfügung stünde. <

Verfassungsreferendum in Italien Ergebnisse der Volksabstimmung in Prozent

Das Südtirol-Bilderbuch

Foto: LPA

Der Wert der Arbeit Liebe Südtirolerinnen und Südtiroler in der Welt! „Das Bedrückende ist nicht die Arbeitslosigkeit an sich, sondern das Sinnlosigkeitsgefühl. Der Mensch lebt nicht von der Arbeitslosenunterstützung allein.“ Dieses Zitat des österreichischen Neurologen und Psychiaters Viktor E. Frankl (1905 - 1997) macht mir bewusst, dass es beim Thema Arbeit nicht nur um die Absicherung eines Lebensunterhaltes, sondern auch um Menschenwürde geht. Wer eine Aufgabe hat, in seiner Tätigkeit einen Lebenssinn erkennt und einen Nutzen sieht, kann in der Regel auf eine gute Lebensqualität zählen. Idealerweise kann ich in meiner Arbeit jedoch nicht nur einen Nutzen erkennen, sondern auch meine Talente und Fähigkeiten einbringen, mich persönlich weiterentwickeln, meinen Horizont erweitern und meine Leidenschaften leben. Das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl und auf befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit ist im Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO verankert. Jede und jeder hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit sowie auf eine gerechte Entlohnung, die ihm eine menschenwürdige Existenz sichert. Es muss möglich sein, dass sich Menschen mit ihrer Arbeit ein Heim und eine Familie aufbauen können und mit ihrem Einkommen auskommen. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, davon können auch jene unter euch erzählen, die aus Arbeitsgründen ihr Glück im Ausland versucht haben und fern der Heimat leben. Auch die Gegenwart lehrt uns, dass das Recht auf Arbeit für alle Menschen in Krisenzeiten eine Herausforderung ist. Dies konnten wir in den vergangenen Jahren auch in Südtirol erleben. Umso erfreulicher ist, dass sich der Südtiroler Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr wieder erholen konnte und sich die Beschäftigungssituation verbessert hat: der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen ist eines der vorrangigen Ziele unserer Arbeitsmarktpolitik. Dies gilt besonders für jene Menschen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben und für die gerade deshalb Wertschätzung, Bestätigung und Integration am Arbeitsplatz umso bedeutender sind: Menschen mit Behinderungen und Menschen auf der Flucht. Wir bekommen aber auch vermehrt die Auswirkungen des demografischen Wandels zu spüren, weshalb ältere Arbeitnehmer und Jugendliche vermehrt Unterstützung benötigen. Damit sie ihr Wissen, ihre Kompetenz und ihre Arbeitskraft hier in Südtirol einbringen können und nicht andernorts ihr Glück versuchen müssen. In Verbundenheit Martha Stocker, Landesrätin

5


8

SÜDTIROL AKTUELL

H&W | Jänner 2017

Staatssekretär Nannicini besucht Südtirol und lobt seine Entwicklung

Südtirol innovativ: Naturfriseur

Kurse zu Bürstenkopfhautmassagen oder Kopfmassagen mit ausgwählten Ölen, vitalstoffreicher Ernährung, Seminare über bewussteres Leben oder über Pflanzenhaarfarben“, erzählt Bèatrice Raas.

Kunden kommen von weit her

n Die persönliche Überzeugung für eine ökologischere Lebens- und Arbeitsweise ließ Bèatrice Raas vor drei Jahren ihr Haarstudio Viva in Mals komplett umkrempeln und sich zur ersten zertifizierten Naturfriseurin Südtirols umschulen.

Tiere und Umwelt zu achten und im privaten und beruflichen Alltag einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten zu können ist für Bèatrice Raas ein wichtiger Teil davon. Nach einer zwei-

jährigen Umschulung zur ganzheitlichen Haut- und Haarpraktikerin im Bereich der Naturfriseure lebt sie nun ihre Vision: mit deutlich weniger auskommen um energiefreundlicher arbeiten und leben zu können sowie tierversuchsfrei hergestellte und umweltverträgliche Mittel zu benutzen. All dies ist ihre Antriebsfeder als Botschafterin für eine natürliche und gesunde Ästhetik um ökologisch und ökonomisch sinnvoll handeln zu können.

„Dass das funktionieren kann, stelle ich heute Tag für Tag unter Beweis. Das gilt sogar für feine Strähnchen und aufregend-natürliche Farben“, so die Naturfriseurin. Haut- und Haaranalysen ermöglichen eine noch genauere Beratung; natürliche Pflegemittel und regenerative Maßnahmen können bei sensiblen Haar- oder Hauttypen Linderung bringen. „Meine Schulungen beinhalteten

Im Vordergrund stehen Gesundheit und natürliche Ästhetik. Trends sind nicht mehr vorrangig. Heute kommt Bèatrice Raas mit deutlich weniger Produkten aus. Sie verzichtet auf die Chemie, die so manchen Friseur schon krank gemacht hat. „Viele meiner Kunden kommen mittlerweile von weit her wie aus dem Pustertal oder Eisacktal. Manche reisen sogar mit dem Zug“, freut sie sich über das Umweltbewusstsein ihrer Kunden. Gemeinsam mit Berufskollegen hat Bèatrice Raas die „Bewegung Bewusster Friseure International“ (www.bbf-int.com) ins Leben gerufen um ein Umdenken im Friseurberuf zu fördern und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Gesundheit zu schaffen. Gerade die Jugend sei dafür offen, daher sollte dies zukünftig auch Thema in den Berufsschulen sein. <

Bèatrice Raas nimmt sich sehr viel Zeit für jeden Kunden. Oft bis zu einem halben Tag nur für Beratung, Bürstenkopfhautmassage, Färben mit Pflanzenhaarfarben und Haare schneiden. Foto: Wolfgang Schmidt

Anfang Oktober erhielt Bèatrice Raas den ersten Umweltpreis von CulumNatura. Foto: CulumNatura

Pflanzenhaarfarben wirken wie ein Aquarell, die Lebendigkeit des Haars bleibt erhalten.

Chemie raus, Natur rein

9

SÜDTIROL AKTUELL

Gespräch über Südtirols Wirtschaft

Haarpflege im Einklang mit der Natur

Bèatrice Raas spricht mit ihren Kunden viel über das Thema Umwelt und Pestizide. Zusammen mit einer Kundin hat sie eine Leserbrief-Aktion für eine pestizidfreie Gemeinde Mals gestartet, die weite Kreise gezogen und als „Wunder von Mals“ internationale Beachtung erhalten hat. Fotos: Viva Naturfriseur

H&W | Jänner 2017

n Bei seinem Besuch lobt der Staatssekretär von Ministerpräsident Renzi, Tommaso Nannicini, Südtirols Wirtschaftsentwicklung und Investitionsbereitschaft.

Tommaso Nannicini ist als Staatssekretär von Ministerpräsident Renzi vor allem für die Bereiche Wirtschaft und Soziales zuständig. Bei seinem Besuch bei Landeshauptmann Arno Kompatscher hat Nannicini die guten Kennzahlen von Südtirols Wirtschaft hervorgehoben, aber auch das gute Einvernehmen zwischen Rom und Bozen in puncto Haushaltspolitik. „Mit unserem weiter wachsenden Export, einem Bruttoinlandsprodukt mit einem soliden Plus und einer Ar-

beitslosigkeit, die unter den tiefsten Europas ist, hat Südtirol offensichtlich den richtigen Weg eingeschlagen, um die Krise definitiv hinter sich zu lassen“, sagt der Landeshauptmann. Auch das abgeschlossene Finanzabkommen sei ein guter Weg, um dem Land eine größere Planungssicherheit zu ermöglichen und dennoch seinen Beitrag zum Staatshaushalt und zur mittelfristigen Tilgung seiner Schulden zu leisten. Außerdem habe das Land über die Harmonisierung des Haushaltes nun die Möglichkeit, Verwaltungsüberschüsse für weitere Investitionen zu nutzen. „Es handelt sich dabei allein heuer um 160 Millionen Euro für Bozen und Trient“,

Gezielte Hilfe

Container für das Katastrophengebiet n Die Agentur für Bevölkerungsschutz hat zehn Gemeinden der Regionen Umbrien und Marken insgesamt 29 Büro- und Sanitärcontainer zur Verfügung gestellt.

Nach einer Anfrage der italienischen Zivilschutzbehörde hatte sich Anfang November ein Erkundungstrupp aus Südtirol in das Erdbebengebiet begeben, um geeignete Standorte für die Montage der Container

ausfindig zu machen. Im Hauptort Norcia wurde in der Zwischenzeit ein eigenes Areal für die Unterbringung öffentlicher Ämter in Behelfsstrukturen ausgewiesen und vorbereitet. „Das Land Südtirol wird auch weiterhin die Situation im Erdbebengebiet aufmerksam verfolgen und die betroffenen Regionen beim Wiederaufbau unterstützen,“ so Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler. <

Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr und Wildbach-und Lawinenverbauung bei der Montage in Preci. Foto: LPA

unterstreicht Kompatscher. Der Staatsekretär und der Landeshauptmann haben des Weiteren vereinbart, im Laufe der nächsten Jahre ein paar Aspekte der Haushaltspolitik zu überdenken. „Um zu vermei-

den, dass wachsende laufende Spesen das Wachstum der Mittel für Investitionen beeinträchtigen“, sagt der Landeshauptmann. Die Investitionen seien es schließlich, die Wachstum begünstigen. <

Staatsekretär Tommaso Nannicini zu Besuch bei Landeshaupmann Arno Kompatscher Foto: Foto LPA/mb

BUCHVORSTELLUNG

Mein Leben im Eiskanal Ein Ausnahmetalent erzählt sein Leben: von der Kindheit in Völlan und der Arbeit mit dem Vater im Stall und auf dem Feld, dem Rodeln über Waldwege mit dem Bruder, von seinen Rennanfängen, den Betreuern und Athleten sowie der Gründung einer eigenen Familie. Zöggeler beschreibt ungeschönt die Mühen, Entbehrungen und Rivalitäten im Hochleistungssport. Er gilt als Musterbeispiel für Ausgeglichenheit und Disziplin. Er berichtet aber auch von seelischen Zerreißproben und der mentalen Überlistung seines von dreißig Jahren Spitzensport gezeichneten Körpers. Mitreißend zeichnet die Biografie das rasante Leben eines Weltklasse-Rodlers, aufgezeichnet von einem namhaften Sport-Journalisten. „Mein Leben im Eiskanal“ von Armin Zöggeler, Folio Verlag 2016 ISBN SBN 978-3-85256-705-1


10

?

NÜTZLICHES

H&W | Jänner 2017

Sie fragen, Experten antworten

Stromrechnung ohne Fernsehgebühr Ich habe in Südtirol eine Wohnung mit Fernseher. Auf meiner Stromrechnung, die ich kürzlich bekommen habe, ist die Fernsehgebühr allerdings nicht enthalten. Stimmt es, dass ich dann von der Zahlung befreit bin, weil es sich um eine Zweitwohnung handelt?

Bei so manchem Südtiroler mit Wohnsitz im Ausland, der in Südtirol eine Immobilie mit einem Fernsehgerät besitzt, wurde die Fernsehgebühr nicht über die Stromrechnung einbehalten. Aber Achtung, das heißt nicht automatisch, dass Sie von der Zahlung befreit sind. Generell gilt: Personen mit „Haupt“-Wohnsitz im Ausland, müssen in Italien die Fernsehgebühr zahlen, wenn sie in Italien eine Immobilie mit einem Fernsehgerät besitzen und diese Wohnung die einzige Wohnung in Italien ist. Fälschlicherweise wird leider immer wieder verkürzt mitgeteilt, dass Zweitwohnungen generell von der Fernsehgebühr befreit sind. Dies ist nur der Fall, wenn man eine weitere Wohnung in Italien besitzt und für diese bereits die Stromgebühr zahlt, dann ist man für die Zweitwohnung von der Gebühr befreit.

Zahlungsfrist Ansonsten mussten alle Privathaushalte, die im Besitz eines Fernsehgerätes sind, innerhalb 31.10.2016, die RAI-Fernsehgebühr im Ausmaß von 100 Euro für das Jahr 2016 einzahlen. Zahlung über die Stromrechnung In der Regel erfolgt die Bezahlung der Gebühr mittels automatischer Belastung auf der Stromrechnung des jeweiligen Stromlieferanten. Einige Stromlieferanten haben allerdings den entsprechenden Einbehalt nicht vorgenommen. Fragen Sie bei Ihrem Stromlie-

feranten nach, wie dies 2017 gehandhabt wird. Der Stromlieferant ALPERIA hat den Einbehalt bei allen D2 (bis drei Kw) Tarifen (diesen günstigeren Tarif zahlen Ansässige für die Hauptwohnung und auch in der Regel Südtiroler in der Welt für die [einzige] Immobilie in Italien) vorgenommen. Nicht vorgenommen wurde der Einbehalt bei allen zahlungsverpflichteten D3 (über 3 Kw) Tarifen. Hier fallen neben Inländern, die eine Zweitwohnung besitzen, in der Regel auch Ausländer und teils auch Heimatferne mit Immobilienbesitz in Italien rein. Diese sind aber deswegen nicht von der Bezahlung der Fernsehgebühr befreit. Befreit sind nur Personen, die bereits für eine andere (Haupt)Wohnung in Italien die Gebühren bezahlen.

Zahlung mittels Formular F24 Wird die Fernsehgebühr nicht über den Stromlieferanten einbehalten, so muss der Steuerpflichtige die Zahlung eigenständig über den Zahlungsvordruck F24 durchführen. Dies

kann online (sofern man ein Konto in Italien hat) oder bei jeder Bank und Post in Italien gemacht werden. Die Agentur der Einnahmen hat dazu folgende Steuerschlüssel erlassen: TVRI - bei Erneuerung eines bereits bestehenden RAI-Fernsehabonnements (rinnovo dell'abbonamento) TVN - bei Neuabschluss eines RAI-Fernsehabonnements (nuo­vo abbonamento). Bei Einzahlung mittels F24 ist der Betrag von 100 Euro im Bereich „Erario - Staatssteuern“ anzugeben. Als Bezugsjahr ist 2016 anzugeben. Wer zwar zur Zahlung verpflichtet wäre, aber weder über die Stromrechnung noch über das F24 die Fernsehgebühr entrichtet hat, sollte dies nachholen.

Unterlassene Zahlung Für eine unterlassene Zahlung der RAI-Fernsehgebühr werden Verwaltungsstrafen in Höhe von 200 bis 600 Euro eingehoben.

bieter nach, ob 2017 die Gebühren über die Stromrechnung einbehalten werden, sofern dies 2016 nicht der Fall war. Laut Informationen der Agentur für Einnahmen werden 2017 die Gebühren bei Strom Tarif D2 weiterhin über die Stromrechnung bezahlt. Bei Tarif D3 wird die Fernsehgebühren nicht mehr mittels der Stromrechnung einbehalten. Zahlungsverpflichtete Personen müssen die Gebühren also über das Formular F24 bezahlen. Termine und Fristen für die Zahlung sind derzeit noch nicht bekannt.

Befreiung von der Fernsehgebühr Sofern man kein Fernsehgerät besitzt oder bereits ein Mitglied der selben gemeldeten Familie die Fernsehgebühren zahlt, ist in beiden Fällen die Befreiung zu beantragen. Der Antrag für das Jahr 2017 muss innerhalb 31. Jänner 2017 eingereicht werden. Wird der Antrag verspätet eingereicht, wird die Steuer für das 1. Halbjahr 2017 einbehalten. Der Antrag für 2018 kann von 1. Juli 2017 bis 31. Jänner 2018 eingereicht werden. Weitere Informationen zur Befreiung von der Fernsehgebühr und den Vordruck zur Befreiung finden Sie auf unserer Homepage www.kvw.org/suedtiroler-welt Zusätzliche Details kann man der Internetseite www.canone. rai.it/ entnehmen. > Rosemarie Mayer

Zahlung 2017 Fragen Sie bei Ihrem Stroman-

Südtiroler in der Welt

H&W | Jänner 2017

11

NÜTZLICHES

Arbeiten in Australien und Neuseeland Ich habe vor, für einige Jahre in Australien und Neuseeland zu arbeiten. Hat Italien mit Australien ein Abkommen für die Rente? Zählen australische Arbeitswochen bzw. Monate für die italienische Rente?

Italien hat mit Australien ein bilaterales Abkommen. D.h. die von Ihnen in Australien gearbeiteten Monate werden von

Italien anerkannt und werden mit den in Italien angereiften Rentenzeiten zusammengezählt, sofern Sie in Australien

für die gearbeitete Zeit rentenversichert sind. Mit Neuseeland besteht kein bilaterales Abkommen, sodass

diese Arbeitszeiten in Italien nicht anerkannt werden. > Rosemarie Mayer Südtiroler in der Welt

Renten in verschiedenen Staaten

Arbeiten in unterschiedlichen Lädern - was passiert mit der Rente? n Wer in verschiedenen Staaten gearbeitet hat und dort Rentenjahre angesammelt hat, für den gelten bei der Errechnung des Rentenanrechts verschiedene Bestimmungen

Bei Versicherungszeiten in EU Staaten (und Island, Norwegen, Lichtenstein und Schweiz) werden die Arbeitszeiten zusammengezählt. Das Rentenanrecht/der Rentenbeginn erfolgt jeweils nach nationaler Gesetzgebung.

Bei Versicherungszeiten in Nicht-EU-Staaten, mit denen Italien aber ein bilaterales Abkommen hat, (Argentinien, Australien, Bosnien Herzegowina, Brasilien, Kanada, Kapverden, Kanalinseln und Jersey, Mazedonien, Monaco, San Marino, Serbien Montenegro, Türkei, Tunesien, Uruguay, Vatikan, USA, Venezuela) werden die Arbeitszeiten zusammengezählt. Das Rentenanrecht/der Rentenbeginn erfolgt jeweils nach

Rente - 14. Monatsrate Patronate informieren n Mit dem Jahr 2017 haben gewisse Kategorien von Beziehern einer italienischen Rente Anspruch auf eine 14. Rentenrate pro Jahr.

Anspruchsberechtigt sind RentnerInnen, die das 64. Lebensjahr erreicht haben. Das Einkommen darf das 1,5 fache der Mindestrente nicht überschreiten. Dabei zählt nur das eigene persönliche Einkommen (nicht hingegen das Einkommen des Partners). Für das Jahr 2016 liegt die jährliche Einkommensgrenze

bei 9.786,86 Euro. Für das Jahr 2017 liegt die jährliche Einkommensgrenze bei 13.049,14 Euro. Bei RentnerInnen, deren persönliches Einkommen unter 9.786,86 Euro liegt, erhöht sich der Betrag der 14. Monatsrate ab dem Jahr 2017 um 30 Prozent. > Quelle: Patronat KVW-ACLI

nationaler Gesetzgebung. Bei Versicherungszeiten in Staaten ohne bilaterales Abkommen mit Italien werden die Arbeitszeiten nicht zusammengezählt. Das Rentenanrecht/der Rentenbeginn erfolgt jeweils nach nationaler Gesetzgebung. Besteht ein Abkommen mit Italien, erhält man die Rente anteilig aus den Ländern, in denen man Rentenbeiträge eingezahlt hat. Die Rente wird in dem Land beantragt, in dem man zu Ren-

tenantritt seinen Wohnsitz hat. Falls man z.B. zu Rentenbeginn in Österreich lebt, muss man die italienische Rente (und alle anderen ausländischen Renten) über das österreichische Renteninstitut beantragen. Die italienische Rente wird erst ausgezahlt, wenn auch nach italienischen Kriterien das Rentenalter erreicht wird unabhängig vom Rentenbeginn im Wohnsitzstaat.

TREFF•Heimat

> Rosemarie Mayer

2017

9. März

Spaziergang Brandis - Waalweg Lana

13. April

Franzensfeste, Besichtigung der

Ausstellung zum Brennerbasistunnel

11. Mai

Dorfführung Kurtatsch

8. Juni

Zugreise mit der Schmalspurbahn

von Trient nach Malè

Juli Sommertreffen 14. September Führung durch Salurn und

Besichtigung der Haderburg

12. Oktober

Törggelen

9. November Besichtigung Palais Mamming in Meran 14. Dezember Besichtigung des Krippenmuseums

Maranatha in Luttach

Informationen bei Südtiroler in der Welt, Tel. 0471 300213 oder suedtiroler-welt@kvw.org.


Das große Ganze im Auge behalten Hannes Benedetto Pircher, Grabredner in Wien n Hannes Benedetto Pircher ist seit 13 Jahren freiberuflicher Grabredner in Wien. Die Kraft und die Freude für die tägliche Begegnung mit dem Tod schöpft er heute noch aus seiner unbeschwerten Kindheit in Naturns. Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?

Pircher: Meine Interessen und Fragen. Als Kleriker des Klosters Marienberg kam ich 1991 nach Salzburg zum Theologiestudium. Ein Jahr später verließ ich die klösterliche Gemeinschaft und ging nach München, um dort Philosophie zu studieren. Dann trat ich in den Jesuitenorden ein. Der lange Ausbildungsweg als Jesuit führte mich nach Innsbruck, nach Wien, aber auch nach Litauen und Russland. Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Pircher: Überall ist es mir sehr gut ergangen. Was wohl auch mit meiner neugierigen Offenheit zu tun hatte. Und mit meiner Lust, Neues zu entdecken. Seit 2001 lebe ich fix in Wien. Diese Stadt erlaubt mir, ganz wunderbare Dinge zu tun, ganz meinen Eignungen und Neigungen entsprechend. Das ist ein großes Glück.

Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert?

Pircher: Südtirol ist in mehrfacher Hinsicht eine der reichsten Regionen dieser Welt. Was mir auffällt, ist, dass gar nicht so wenige Südtiroler dennoch unzufrieden sind. Warum? Die selbstgefällige Nabelschau mancher Landsleute, die ein bisschen zu saturiert sind, um über den eigenen Tellerrand hinausblicken zu können, löst in mir so etwas wie Fremdschämen aus. Nicht zuletzt deshalb rate ich meinen Nichten, Südtirol auch einmal zu verlassen. Zum Beispiel ein soziales Jahr in Bulgarien oder Paraguay zu machen. Damit man aus dem dünkelhaften Nestgejammere, in dem man ewig um sich selber kreist, auch einmal gehörig rausfliegt. Das macht sensibel für die vielen Farben und Gesichter dieser Welt und fördert die menschliche Reifung. Fühlen Sie sich noch als Südtiroler? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben?

Pircher: Ich fühle mich nicht nur immer noch, sondern immer mehr als Südtiroler. Warum? Südtirol ist mir Heimat geworden, vor allem deshalb, weil das großes Kapital meines Lebens meine wunderbare Kindheit am Fuße des Naturnser Sonnenbergs ist. Ich habe als Kind das erfah-

STECKBRIEF

Hannes Benedetto Pircher

als Kunst angesehen und die Gedanken eines Bettlers nicht für unbedeutender erachtet werden als die Gedanken von Hegel. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?

Mit einfühlsamen Worten spendet Pircher Trost. Foto: Michael Schindegger

ren dürfen, worin der Mensch seine wirklich lebensfördernden Wurzeln schlägt: bedingungslose Liebe, Urvertrauen, Freiraum. Aus dieser unversiegbaren Kraftquelle lebe ich. Und hier spreche ich dann von Heimat. Die Nationalstaaterei, diese ebenso junge wie unheilvolle „Erfindung“ des 19. Jahrhunderts, liefert mir in der Frage der Identität überhaupt kein Kriterium. Ich fühle mich jener Republik, jenem Gemeinwesen zugehörig, in dem Menschen über das Licht auf dem Hals der Madonna di Loreto von Caravaggio staunen können und es für erstrebenswert halten, Hungrige zu speisen, Fremde zu beherbergen und Kranke zu pflegen. Ich bin überall dort daheim, wo man sich an den Metaphern von Ugo Foscolo erfreut, wo das Brauen von Bier Falls unzustellbar bitte zurück an:

Pircher: Dass die Südtiroler aus Dankbarkeit für die vielen guten Gaben, die ihnen das Leben, das „Land im Gebirge“ und das große Herz der Altvorderen geschenkt haben, nicht aufhören, sich einzusetzen für soziale Gerechtigkeit und christlich-europäische Werte! Angesichts der großen Herausforderungen im „global village“ unterscheidet der Historiker Philipp Blom zwischen einem liberalen und einem autoritären Traum. Den Aufstieg populistischer Vereinfacher deute ich so, dass viele Menschen begonnen haben, sich im autoritären Traum heimzubergen. Wenn dieser Traum ausgeträumt würde, dann würde dem „Friedensprojekt“ Europa der Garaus gemacht. Dass sich die politische Kunst inzwischen im Dauerwahlkampfmodus verfuhrwerkt und nicht mehr gestaltend das große Ziel des Gemeinwohls im Auge hat, erfüllt mich mit brennender Sorge. Wenn der soziale Zusammenhalt erodiert, wird es in Europa wieder Krieg geben. Möge Südtirol die leidvoll erkämpften Errungenschaften des liberalen Traums nie aus dem Blick verlieren! < Für Österreich: Gesamtverband der Südtiroler in Österreich

-

1971 in Meran geboren, in Naturns aufgewachsen Studien: Philosophie, Theologie, Schauspiel Von 1994 bis 2001 Mitglied des Jesuitenordens Lebt und arbeitet als Grabredner, Schauspieler und Schriftsteller in Wien - Verheiratet mit der Schauspielerin Agathe Taffertshofer - 2015 erschien sein Buch „Sorella Morte: Über den Tod und das gute Leben. Betrachtungen eines Grabredners.“

Für Deutschland:

Zeughausgasse 8

Verband der Südtiroler Vereine

A-6020 Innsbruck

in der Bundesrepublik Deutschland c/o INVIA Köln e.V.

Für die Schweiz:

Stolzestraße 1a

Südtiroler Verein Zürich und Umgebung

D - 50674 Köln

c/o Arthur Altstätter Auhaldenstrasse 26 CH-8427 Rorbas

Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 • Erscheint monatlich • (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen

PORTRÄT


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.