H&W Dezember 2013

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taxe perçue - Economy-C

ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 39100 BoZEN/ITALY

Dezember 2013

Landtagswahlen 2013

Foto: DiKoM/ohn

Zeichen auf Erneuerung


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T hema

Ergebnisse Landtagswahlen Großes Vertrauen für Arno Kompatscher

n Mit 81.117 Stimmen hat Arno Kompatscher einen großen Vertrauensvorschuss seitens der Südtiroler Wähler/innen erhalten. Trotzdem konnte die Volkspartei (SVP) das gesteckte Wahlziel, die absolute Mehrheit zu verteidigen, nicht erreichen. Stimmenzuwächse konnten die Freiheitlichen, Südtiroler Freiheit und die Grünen verzeichnen. Verlierer der Wahl sind die Italiener in Südtirol, welche im Landtag insgesamt nur mehr fünf Mandatsposten stellen.

Mit dem Verlust der absoluten Mehrheit der SVP ist in Südtirol eine neue politische Lage entstanden. Erstmals ist die SVP auf die Unterstützung eines Koalitionspartners angewiesen. Laut Autonomiestatut steht jedenfalls der italienischen Sprachgruppe ein Vertretungsrecht in der Landesregierung zu. Es ist anzunehmen, dass der bisherige Koalitionspartner Partito Democratico (PD) mit seinen zwei Abgeordneten weiterhin zur Verfügung steht. Doch ob eine SVP/PDKoalition für die Absicherung der Mehrheit ausreicht, ist fraglich. Außerdem möchte sich die SVP in ethnischen Fragen nicht der Erpressbarkeit aussetzen. Arno Kompatscher hat angekündigt, dass er mit allen Parteien Sondierungsgespräche führen will. Bereitschaft, Regierungsverantwortung zu übernehmen, haben die Grünen und die Freiheitlichen angekündigt. Die Südtiroler Freiheit hingegen schließt dies entschieden aus. Es bleibt abzuwarten, wie diese Gespräche verlaufen. Es muss gerechnet werden, dass vor Jahresende keine konkreten Ergebnisse vorliegen. In-

zwischen hat sich der neue Landtag, am 22. November bereits zu seiner konstituierenden Sitzung getroffen, die Vereidigung vorgenommen und das Präsidium gewählt. Zum gegebenen Zeitpunkt wird der Landeshauptmann vom Landtag mit absoluter Mehrheit der Abgeordneten gewählt. Binnen zehn Tagen legt dann der Landeshauptmann sein Regierungsprogramm und den Vorschlag für die Zusammensetzung der Landesregierung vor, über die der Landtag abstimmt. Die Landesregierung besteht aus höchstens neun Mitgliedern und entspricht dem Geschlechterverhältnis im Landtag.

Ära Durnwalder geht zu Ende Luis Durnwalder wird nach 25 Jahren sein Amt als Landeshauptmann niederlegen. Er wird noch bis zur Wahl der neuen Landesregierung geschäftsführend tätig sein. Durnwalder betonte, dass das Wahlergebnis auch die ins Auge gefasste Erneuerung widerspiegle.

auch im Detail auf der Internetseite www.wahlen.provinz.bz.it. Auf Seite 4-5 sehen Sie alle gewählten Mitglieder des Landtages mit den Vorzugsstimmen im Überblick. <

Waltraud Deeg, Vorstandsmitglied der „Südtiroler in der Welt“, wurde mit 12.228 Vozugsstimmen als neunte auf der SVP-Liste in den Südtiroler Landtag gewählt. Die Arbeitsstelle und der Vorstand „Südtiroler in der Welt” gratulieren Waltraud Deeg zu ihrem persönlichen Wahlerfolg und hoffen in ihr, weiterhin eine gute Ansprechpartnerin für die Anliegen der Südtiroler Heimatfernen zu haben.

Alle Ergebnisse zu den Wahlen finden Sie

Südtiroler Landtagswahlen 2013: Sitzverteilung im neuen Landtag.

Daten zur Landtagswahl Wahlberechtig waren 190.253 Frauen und 182.797 Männer. Bei der vergangenen Landtagswahl vor fünf Jahren waren 387.796 Südtirolerinnen und Südtiroler wahlberechtigt, das sind 13.162 weniger als in diesem Jahr. 289.844 Südtiroler/innen haben gewählt. Das sind 77,7 Prozent aller Wahlberechtigten. Die Gemeinde mit der höchsten Wahlbeteiligung war Rodeneck (91,1 Prozent), die mit der niedrigsten war Bozen (64,6 Prozent).


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Premiere für die Briefwahl Pannen bei Durchführung; SVP stärkste Kraft n Mit 55,5 Prozent der Stimmen per Brief ist die Volkspartei bei den Auslandswählern ganz klar die Nummer eins. Die Grünen wurden mit 23,3 Prozent auf Platz zwei gewählt. Die Südtiroler Freiheit konnte sich dank der Briefwähler sogar noch ein Restmandat sichern.

Von den 27.316 im Ausland lebenden Südtirolern, die im AIRE-Register eingetragen sind, haben bis zum 27. September 891 schriftlich mitgeteilt, dass sie auf ihr Briefwahlrecht verzichten - diese Wähler haben ihr Wahlrecht in der Heimatgemeinde ausgeübt. Wegen Nichtzustellbarkeit sollen an die 5.000 Anschreiben wieder zurück gekommen sein. 1.483 Ansuchen von vorübergehend außerhalb Südtirols Ansässigen sind bei der Wahlbehörde in Bozen eingegangen. Auch diese wurden der Briefwahl zugeteilt, darunter viele Studenten/innen. Von den somit 27.908 wahlberechtigten Auslandssüdtirolern haben bis zum Stichtag lediglich 7.309 ihre Stimme rechtzeitig abgegeben. Davon waren 7.148 gültig, 45 weiß und 116 ungültig. Insgesamt sind nach dem Termin am 25. Oktober noch etwa 1.000 Stimmen beim Wahlamt in Bozen eingetroffen. Diese wurden nicht akzeptiert bzw. gewertet. Die SVP erhielt 3.965 Stimmen (55,5 Prozent), die Grünen 1.666 Stimmen (23,3 Prozent), die Südtiroler Freiheit 441 (6,2 Prozent), die Freiheitlichen 365 (5,1 Pro-

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zent), PD Partito Democratico - Demokratische Partei 300 (4,2 Prozent), Bündnis BürgerUnion-Ladins Dolomites-Wir Südtiroler 95 (1,3 Prozent), Movimento Cinque Stelle 93 (1,3 Prozent), Forza Alto Adige - Lega Nord - Team Autonomie 41 (0,6 Prozent), Scelta Civica per l’Alto AdigeSüdtirol 41 (0,6 Prozent), Partito della Rifondazione Comunista 40 (0,6 Prozent), L’Alto Adige nel cuore 39 (0,5 Prozent), Unitalia Movimento per l’Alto Adige 28 (0,4 Prozent), Partito dei Comunisti Italiani-Südtiroler Kommunisten 22 (0,3 Prozent), La Destra Minniti 12 (0,2 Prozent). „Bereits vor den Landtagswahlen hat sich abgezeichnet, dass die Fristen im neuen Wahlgesetz zu eng gesetzt waren. Wenige Tage vor dem Wahltag beklagten sich Anrufer aus dem Ausland darüber, dass sie die Wahlunterlagen noch nicht erhalten haben”, sagt Erich Achmüller, Vorsitzender der Südtiroler in der Welt. „Die mäßige Wahlbeteiligung seitens der Auslandssüdtiroler und die zahlreichen zu spät eingetroffenen Wahlbriefe bestätigten unsere Befürchtungen. Wir bedauern, dass auf diese Weise viele Auslandssüdtiroler nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen konnten, bzw. deren Stimmen nicht mehr gewertet wurden. Wir werden der neuen Landesregierung vorschlagen, den im Landesgesetz vorgesehenen Termin für die Einreichung der Kandidatenlisten um mindestens zwei Wochen vorzuverlegen”, resümiert Achmüller. <

Inhalt T hema Ergebnisse Landtagswahlen

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Der neue Südtiroler Landtag S ü dtir o l aktuell

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Kurzmeldungen Wahlen im Trentino, Vorwort Südtirol innovativ Wintersport Know-how, Buchtipp

EXPERTEN

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Rückkehr als Rentner Kirchenaustritt in Deutschland

intern Heimatfernentreffen, Treff.Heimat

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Stuttgart, NRW Liechtenstein, Zürich München, Südbaden, Kalender H eimat und welt Fritz Lindner

impressum

Heimat & Welt Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Stephan Raffeiner alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindungen: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen, Präsidium, Amt für Kabinettsangelegenheiten, Bereich Heimatferne AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL

Südtiroler Landtagswahlen 2013: Stimmen der Briefwähler in Prozent.


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S ü dtir o l A ktuell

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Der neue Südtiroler Landtag Alle Abgeordneten im Überblick

n Bekannte und viele neue Gesichter wurden in den Südtiroler Landtag (2013 bis 2017) gewählt. Wir präsentieren Ihnen alle 35 politischen Mandatare in einer Zusammenschau: gereiht nach Partei-Zugehörigkeit und Stimmenanzahl. Im Vergleich (+/-) das Vorzugsstimmen-Ergebnis aus dem Jahr 2008. Fotos: SVP, Freiheitliche, Grüne, Südtiroler Freiheit, M5S, PD, BürgerUnion, TeamA, Alto Adige nel Cuore

Arno Kompatscher Südtiroler Volkspartei

Arnold Schuler Südtiroler Volkspartei

Richard Theiner Südtiroler Volkspartei

Martha Stocker Südtiroler Volkspartei

81.117 (-)

31.328 (+14.106)

26.655 (+2.706)

21.178 (+4.507)

Phillipp Achammer Südtiroler Volkspartei

Thomas Widmann Südtiroler Volkspartei

Florian Mussner Südtiroler Volkspartei

Josef Noggler Südtiroler Volkspartei

14.478 (-)

14.205 (-4.424)

13.923 (-8.910)

12.695 (+5.499)

Waltraud Deeg Südtiroler Volkspartei

Dieter Steger Südtiroler Volkspartei

Maria Hochgr. Kuenzer Südtiroler Volkspartei

Helmuth Renzler Südtiroler Volkspartei

12.228 (-)

11.017 (+2.887)

10.359 (+154)

8.933 (+4.758)

Magdalena Amhof Südtiroler Volkspartei

Christian Tschurtschenthaler Südtiroler Volkspartei

Veronika Stirner Südtiroler Volkspartei

Albert Wurzer Südtiroler Volkspartei

8.919 (-)

8.229 (-)

7.043 (-3.963)

6.999 (-)


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S ü dtir o l aktuell

Pius Leitner Die Freiheitlichen

Ulli Mair Die Freiheitlichen

Roland Tinkhauser Die Freiheitlichen

6.922 (-)

36.764 (+4.522)

31.175 (+3.675)

13.550 (+5.549)

Sigmar Stocker Die Freiheitlichen

Walter Blaas Die Freiheitlichen

Tamara Oberhofer Die Freiheitlichen

Hans Heiss Grüne/Verdi/Verc

9.398 (+5.040)

3.594 (+1.191)

2.673 (-)

12.703 (+5.325)

Brigitte Foppa Grüne/Verdi/Verc

Riccardo Della Sbarba Grüne/Verdi/Verc

Eva Klotz Südtiroler Freiheit

Sven Knoll Südtiroler Freiheit

9.270 (+7.925)

8.431 (+3.354)

13.037 (+3.123)

12.242 (+5.601)

Bernhard Zimmerhofer Südtiroler Freiheit

Christian Tommasini Partito Democratico (PD)

Roberto Bizzo Partito Democratico (PD)

Elena Artioli Forza AltoAdige/Lega Nord

2.680 (-)

6.829 (-99)

5.399 (+3.518)

2.054 (+72)

Paul Köllensperger Movimento 5 Stelle

Andreas Pöder Bündnis Union/Ladins/WirSüdtiroler

Alessandro Urzì Alto Adige nel Cuore

1.334 (-)

3.045 (-936)

3.492 (-4.399)

Foto: LPA/Pertl

Oswald Schiefer Südtiroler Volkspartei


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S ü dtir o l aktuell

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Kurz notiert

Meldungen aus Südtirol n Sport DFB wird sich im Passeiertal auf WM vorbereiten Das Trainerteam des Deutschen Fußballbundes (DFB) hat im Juli bereits die Sportanlagen und Infrastrukturen in Passeier begutachtet. Nun ist es fix: die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird sich im Passeiertal auf die WM in Brasilien 2014 vorbereiten. Das Trainingslager wird circa zehn Tage dauern und im Zeitraum zwischen dem 19. Mai und 3. Juni 2014 abgehalten werden. Die konkrete Termingestaltung wird noch bekannt gegeben. Die Mannschaft wird im Hotel And­

versität Innsbruck die Wirtschaftsprognosen Südtirols unter Anwendung eines ökonometrischen Modells aktualisiert. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Prognose des realen BIP Italiens für das Jahr 2013 von -1 % auf -1,8 % revidiert, nicht zuletzt aufgrund der hohen Verschuldungsquote Italiens. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung ist Südtirol von der wirtschaftlich schwierigen Situation Italiens unmittelbar betroffen. Laut aktueller Prognose muss damit gerechnet werden, dass die Wirtschaftsleistung Südtirols 2013 um gut einen halben Prozentpunkt (-0,6 Prozent) schrumpfen wird. Dieser Rückgang ist um 0,4 Prozentpunkte höher als der zuletzt prognostizierte (-0,2 Prozent) Wert. <

n mobilität Fußballplatz St. Martin Foto: TV Passeier, DFB

reus in St. Leonhard untergebracht. Das Trainingslager des DFB wird 600.000 Euro kos­ ten. Die Hälfte davon soll das Land Südtirol übernehmen. 2010 hat sich das DFB-Team in Eppan auf die WM in Südafrika vorbereitet. <

n Wirtschaft Schlechte Konjunktur Die schwache Konjunktur Italiens beeinflusst das Südtiroler Wirtschaftswachstum stärker als zuerst angenommen. Das Statistikinstitut ASTAT hat in Zusammenarbeit mit der Uni-

Neue Flirt-Züge Mit Einführung des Winterfahrplans (Anfang Dezember) gehen acht neue Zuggarnituren in Betrieb. So kann nun mit 16 Flirt-Zügen ein Großteil der lokalen Zugverbinden, insbesondere im Pustertal und zwischen Bozen und Meran, aber erstmals auch im Unterland mit modernem Rollmaterial bedient werden. Zudem sollen erstmals auch grenzüberschreitende Verbindungen Richtung Innsbruck und ab Ende 2014 auch Richtung Osttirol mit den modernen Zügen gewährleistet werden. Die neuen Züge sind auf den ersten Blick als Südtiroler zu erkennen, tragen sie doch das Design der Dachmarke. Dieser Status wird zudem

durch die Ausrüstung der Sitze mit Loden-Sitzbezügen aus heimischer Produktion unterstrichen. Neu ist zudem, dass alle neuen Züge mit WLAN ausgestattet sind, während die alten demnächst WLAN-fähig gemacht werden. Angekauft wurde das neue Rollmaterial von STA, Land und Trenitalia. Die acht neuen Züge schlagen dabei mit 69,5 Millionen Euro zu Buche, acht Millionen Euro kosten zudem die Erweiterungsmodule für die „alten Modelle”. <

n verkehr Meraner Nordwest­ umfahrung eröffnet Am 15. Oktober wurde die neue Nordwestumfahrung von Meran eröffnet. Diese Umfahrung unterquert Meran im eigentlichen Sinne. So taucht man im ersten Abschnitt schon wenige Meter nach der Ausfahrt an der Schnellstraße MeBo auf Algunder Gemeindegebiet, einem halb-unterirdi-

n energie Einigung im Vinschger Stromstreit Die Einigung zwischen dem Land Südtirol, in Person von Landeshauptmann Luis Durnwalder, Vertretern der Vinschger Gemeinden, des Vinschger Energiekonsortiums (VEK) sowie der Landesenergiegesellschaft SEL zieht einen Schlussstrich unter den Streit rund um die Vergabe der Konzession für das Kraftwerk Laas/ Martell an die Hydros, und zwar durch eine Beteiligung der drei Standortgemeinden am Kraftwerk sowie durch die unmittelbare Auszahlung von vorerst 1,8 Millionen Euro an Umweltgeldern an Laas, Latsch und Martell. Das „Vinschger Energiepaket”, mit dem der lokale Stormstreit beendet zu sein scheint, umfasst auch und vor allem eine Grundsatzeinigung zwischen den Vinschgern und der SEL. Darin geht es um eine Beteiligung am Kraftwerk ebenso, wie um die Bedingungen für die Ablöse und Übernahme des Stromnetzes durch die Vinschger Gemeinden. <

Unter dem Meraner Bahnhof Foto: DiKom/chr

schen Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 50 Metern, in einen Tunnel ein, der die Obstwiesen unterquert und unterirdisch bis zum Bahnhof von Meran führt. Acht Meter unter dem Kreisverkehr befindet sich die dritte Ebene, die den Anschluss an das noch zu errichtende zweite Teilstück der Umfahrung bilden wird. Ist dieser Abschnitt einmal fertiggstellt, können Obermais, Tirol und das Passeier über die Umfahrung erreicht werden. Derzeit läuft noch das Ausführungsprojekt. In das erste Baulos der Umfahrung wurden rund 73,3 Millionen Euro investiert, die gesamte Umfahrung soll insgesamt 192 Millionen Euro kosten. <


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intern

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Heimtfernentreffen In Jenesien und Glurns n Im Sommer hat in Jenesien und in Glurns ein Heimatfernentreffen stattgefunden.

Am Samstag, den 3. August fand in Jenesien das erste Heimatfernentreffen statt, welches von den KVW Ortgruppen Jenesien und Afing, vom Bildungsausschuss und in Zusammenarbeit mit weiteren örtlichen Vereinen organisiert wurde. Nach dem feierlichen Gottesdienst mit Pater Peter traf man sich auf dem Platz vor der Mittelschule zu ersten Begegnungen, anschließend wurde in der Aula Magna wei-

ter gefeiert. Heimatferne berichteten vom Leben außerhalb der Heimat, die Ehrengäste, Bürgermeister Paul Romen, Regionalassessorin Martha Stoc­ ker und der Vorsitzende des Vereins Südtiroler in der Welt Erich Achmüller, hoben in den Grußworten die Bedeutung dieses Heimatfernentreffens hervor.

Bereits 1988 wurde das erste „Glurnsertreffen“ für Heimatund Ortsferne organisiert. Heuer hat nun die KVW Ortsgruppe in Zusammenarbeit mit

Stadtgemeinde, Musikkapelle, Schützen, Feuerwehr, Sportverein und Glurns Marketing, am 7. September 2013 zum fünften Heimatfernentreffen geladen. Grußworte an die Gäste entboten Vizebürgermeister Alois Frank, der Vorsitzende für die Südtiroler in der Welt Erich Achmüller, der KVW Bezirksvorsitzende Heinrich Fliri sowie der KVW Ortsvorsitzende Martin Unterer. Achmüller wies in seiner Ansprache auf den Begriff „Heimat“ hin, der bei älteren Mitbürgern noch eine andere Bedeutung hat als bei unseren heutigen Jugendlichen. Viele der Teilnehmer waren aus

Heimatfernentreffen Glurns

der Schweiz, Deutschland, Fürstentum Lichtenstein, Österreich und aus England gekommen; aber auch Ortsferne, die in Südtirol sowie im restlichen Italien leben. Sie alle haben die Gelegenheit wahrgenommen, wieder einmal im „Stadtl“ mit Angehörigen, Verwandten und Freunden zusammenzusitzen, zu plaudern und zu feiern. Die Böhmische der Musikkapelle Glurns spielte flotte Weisen auf, in froher Runde wurde gegessen, getrunken, getanzt und „gehoangartet“. > ch.v.

Heimatfernentreffen Jenesien

Törggelen in Neumarkt Treff.Heimat im Oktober n Der “Neue Markt zu Enn“, gegründet im Mittelalter, ist die älteste Marktstiftung im alten Tirol.

Ein strategischer Punkt wurde gewählt. Dort, wo die Fleimstaler Straße in die Straße die von Bozen Richtung Süden führt mündet und nahe einer Brücke über die Etsch. Holz aus dem Fleimstal wurde damals in Flößen auf der Etsch weitertransportiert. Reiche Holzhändler und Kaufleute ließen sich hier nieder und errich-

teten ihre schönen Häuser. Charakteristisch ist die lange Laubengasse. Häuserfassaden mit Erkern aus der Zeit der Gotik, aber auch ‘Palazzi’ im venezianischen Stil kann man speziell im oberen Teil der Gasse bewundern. Im unteren Teil hatten meistens Handwerksbetriebe ihre Werkstätten. Durch diese Laubengasse ging also aller Verkehr aus Nord oder Süd kommend. Warenverkehr aber auch Kriegsheere und Kaiser und Könige mit

ihrem Gefolge. Sehr oft hatte Neumarkt aber auch unter dem Hochwasser der Etsch zu leiden. Im Hotel Andreas Hofer unter den Lauben trafen wir uns dann zum Törggelen mit Schlachtplatte und “Köstn”. Ganz besonders gefreut hat uns alle, dass Marlies und Sepp

In Neumarkt, zwischen den oberen und den unteren Lauben.

diesmal auch dabei sein konnten. Zu den Klängen aus Antonios Gitarre haben wir noch einige schöne Lieder gesungen. > Maria Luise Schuurbiers


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intern

Herbstwanderung Südtiroler in Stuttgart n Runter von der Couch und den Fernseher aus! Das hatte sich Hubert für die Heimatfernen aus Stuttgart vorgestellt: einen Nachmittag zum Wandern in wunderschöner Landschaft.

So trafen wir uns in Hochdorf an der Enz. Die zweistündige Wanderung durch das Heckengäu führte uns an Mais und Zuckerrübenfeldern vorbei in Richtung eines riesigen Erdhügels. Hier wurde erst vor wenigen Jahren ein Keltengrab entdeckt. In diesem Grab wurde 200 Jahre vor Christi Geburt ein Keltenfürst bestattet. Man fand die Mumie des Fürsten samt seinem luxuriösen Liegebett und

seinem Wagen. Außerdem viele kostbare Beigaben, sogar Geschenke aus dem Orient. Alles wurde in ein Museum nach Hochdorf gebracht und dort kann es besichtigt werden, was einige Teilnehmer auch gerne taten. Dann ging es weiter durch Wiesen und Wald, zum Abschluss trafen wir uns in einem Landgasthof. Die Gruppe wurde vom Vereinsmitglied Sepp Sticcotti unterhalten. Er spielte mit seiner Ziehharmonika auf, sang dazu und erzählte tolle Witze. So vergingen einige schöne Stunden, man konnte fast vergessen, dass man nicht auf einer Almhütte sondern in der Ferne war. > Hubert Donà

Törggelen am Rhein Südtiroler in Nordrhein-Westfalen n Das Törggelen ist und bleibt der Höhepunkt im Vereinsleben der Südtiroler in NRW.

Wenn sich die Blätter bunt färben, dann steht die Fahrt in die Domstadt im Kalender und dieses Fest hat nach wie vor nichts von seiner Anziehungskraft verloren. So konnte der 1. Vorsitzende Gerd Heinze auch dieses Jahr ca. 80 Mitglieder und zahlreiche Gäste aus allen Teilen Nordrhein-Westfalens im gut gefüllten Brunosaal in Köln-Klettenberg begrüßen. Die bekannten Spezialitäten

(Speck, Käse und Kaminwurzen) und vor allen Dingen die mit viel Liebe und Mühe gebratenen „Keschtn“ stellten die kulinarische Verbindung zur Heimat her. Die allseits bekannten Südtiroler Rotweine durften natürlich auch nicht fehlen – sie gehören nun mal zum Törggelen dazu. Das Duo Erich und Michl zwei fesche Burschen aus dem Pustertal - spielte zum Tanz auf und die heimatlichen Klänge verführten alle dazu, das Tanzbein zu schwingen. An einer Leinwand im Saal konnte man

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Törggelen

Südtiroler in Stuttgart

Bei herrlichem „Goldenen Oktober-Wetter“ sind wir mit dem Bus nach Ensingen, ein kleiner Weinbauort, gefahren. Bis auf den letzten Platz besetzt war die Besenwirtschaft „Gutjahr“, in der wir unser traditionelles „Törggelen“ veranstalteten. Bei guter Besenkost und Wein auch „Suser“ und von Werner gebratene „Köschtn“ wurden serviert, verbrachten wir vergnügliche Stunden. Musikalisch unterhielt uns Albert Volgger auf dem Akkordeon, begleitet von Fritz auf der Gitarre und von Johanns

anhand der gezeigten Bilder das Vereinsleben der letzten Jahre verfolgen und sie riefen so manches vergessene Erlebnis wieder in Erinnerung. So verging die Zeit im Fluge und man nutzte die Gelegenheit, um einen regen Meinungsaustausch zu pflegen - hatte man doch den Einen oder Anderen lange nicht mehr gesehen. Als sich die beiden Südtiroler Musiker zu fortgeschrittener Stunde unter das Publikum mischten, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Um Mitternacht gratulierten sie dem ehemaligen Vorsitzenden Erich Bachmann mit einem Geburtstagsständchen. Zufrieden trat man den Heimweg an – im

kräftiger Stimme. Notenblätter und Liedertexte wurden verteilt, so konnte wirklich jeder mitsingen. Sepp erheiterte mit originellen Witzen. Ein Stimmungshöhepunkt war, als dann plötzlich auf den Tisch gepatscht, in die Hände geklatscht und das Lied Rock Me ertönte: „Wenn der Maibaum wieder am Dorfplatz steht und sich alles um die Madeln dreht …“. Zum Ausklang sang und spielte Fritz noch einige Solis. Es war wieder ein schöner Nachmittag und Abend. > Siegfried Mayr

Gepäck die Überzeugung ein paar nette Stunden gemeinsam erlebt und einer schönen Tradition gehuldigt zu haben. > Egon Santer


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intern

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35-jähriges Bestehen gefeiert Südtiroler in Liechtenstein n Der Verein der Südtiroler in Liechtenstein hat im Oktober sein 35-jähriges Bestehen gefeiert. Der Vorstand hatte sich etwas Besonderes ausgedacht: Das Fest sollte mit einer Fahrt nach Südtirol verbunden werden.

Die Reise führte über die Pässe in den Vinschgau, wo man in Mals Halt machte. In der Kirche St. Veit am Tartscher Bühel feierte man mit Diakon Norbert Punter einen besinnlichen Wortgottesdienst, musikalisch umrahmt vom Bläserquintett aus Matsch. Dabei wurde auch der verstorbenen Vereinsmitglieder gedacht. Nach dem Mittagessen in der „Alten Mühle“ in Schluderns ging die Fahrt weiter ins Passeiertal, wo die Gruppe beim „Sandwirt“ das Andreas-Hofer-Museum besichtigte. Der Festakt fand am

Abend im Hotel „Pfandleralm“ statt. Als Ehrengast konnte Vorsitzender Franz Tschiggfrey Erich Achmüller, den Vorsitzenden der Südtiroler in der Welt, begrüßen. In seiner Ansprache hielt Achmüller kurz Rückblick auf die vergangenen 35 Jahre des Vereinslebens und dankte allen bisherigen Vorstandsmitgliedern und freiwilligen Helfern für ihren wertvollen Einsatz. Der Verein wurde 1978 mit damals 120 Mitgliedern ins Leben gerufen, um den Kontakt untereinander besser zu pflegen und die Erhaltung der mitgebrachten Sprache und Kultur zu fördern, Im Vereinslokals in Balzers wurde viel miteinander geplaudert und gefeiert. Beliebt waren die jährlichen Aufführungen der urigen Bauerntheater in unverfälschter

Vinschger Mundart. Die Südtiroler werden von der Ortsbevölkerung geachtet und geschätzt. Sie gelten als sehr kontaktfreudig und machen gern in vielen Dorfvereinen mit. Auf diese Weise haben sie einen wertvollen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Beitrag für den Aufbau der örtlichen Gemeinschaften geleistet. Aber sie haben auch die alte Heimat nicht

vergessen. Sie legen Wert auf ihre Wurzeln und nehmen auch immer wieder aktiv Anteil an den Wahlen in der alten Heimat. Im Rahmen der Feier wurde noch gesungen, gespielt und das Tanzbein geschwungen. Am Sonntag ging’s dann über den Jaufen und Brenner nach Innsbruck, wo am Berg Isel das neue Rundgemälde bestaunt wurde. <

Kulturreise nach Neumarkt Südtiroler in Zürich und Umgebung n 22 Mitglieder und Freunde Südtirols haben sich zur Kulturreise in die Heimat angemeldet.

Die Fahrt führte nach Neumarkt im Südtiroler Unterland. Auf dem Programm stand ein Ausflug auf den Ritten zu den Erdpyramiden, der von Siegfried Gufler von der Heimatfernenstelle begleitet wurde. Am nächsten Tag gab es eine Fahrt durchs Eggental und

über Jochgrimm ins Fleimstal. Am Abend konnten wir Erich und Frieda Achmüller, Vorsitzender der Heimatfernenstelle, sowie Hildegard Ursch Vill, Vertreterin des Bürgermeisters von Neumarkt, zum Törggeleabend begrüßen. Erich Achmüller informierte über die bevorstehenden Landtagswahlen und die Situation in Südtirol im Allgemeinen. Ursch Vill informierte über die Marktge-

meinde Neumarkt. Nach dem guten Essen regte Erich Achmüller zum fröhlichen Singen an, wobei alle Teilnehmer eifrig mitmachten. Am Samstagnachmittag war der Gemeinderundgang mit Hedwig Zannotti angesagt. Sie erklärte sehr ausführlich die Entstehungsgeschichte der Marktgemeinde Neumarkt. Der Rundgang war so interessant, dass die zwei Stunden ange-

sagte Führung wie im Fluge verging. Am Abend sorgte das Ehepaar Hans und Gretl Lanz für die musikalische Unterhaltung. Alte Südtiroler Lieder wurden gesungen und vermittelten ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Natürlich wurde auch das Tanzbein eifrig geschwungen. Am Sonntagmorgen nach einem reichlichen Frühstück hieß es Abschied nehmen und die Heimfahrt antreten, wo wir wiederum durch den Vinschgau, via Reschen- und Arlbergpass zurück zu den Einsteigeorten gelangten. > Arthur Altstätter


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intern

Herbsttreffen

Südtiroler in München n Zwei Fliegen mit einer Klappe wurden beim Herbsttreffen des Münchner Vereins geschlagen.

Zunächst referierte Erich Achmüller, Vorsitzender der Arbeitsstelle „Südtiroler in der Welt“, über die zu Ende gehende Legislaturperiode, nach der auch der altgediente und geschätzte Landeshauptmann Luis Durnwalder, auf eigenen Wunsch, „seinen Hut nimmt“. Achmüller zeigte die Verdienste der bisherigen Landesregierung auf, die in vielen Gebieten, trotz schwierigster Verhandlungen mit Rom, sei es Infrastruktur, Zuwanderung, Energie, Bildung und vor allem der Autonomieausbau, dank der bisherigen Verantwortlichen er-

folgreich weitergingen. Gerade deshalb rief er auf, von der erstmals möglichen Briefwahl zum künftigen Landtag Gebrauch zu machen, schließlich ist dies die Gelegenheit für alle, der Heimat „zu dienen“! Der zweite Teil des Abends galt

Törggelen

Südtiroler in Südbaden n Am Brauch des Törggelens halten die Mitglieder des Vereins der Südtiroler in Südbaden fest. Deshalb hatten sie zum Törggelen beim Loipenhaus am Steinernen Kreuz eingeladen.

Nicht nur Südtiroler des Vereins waren gekommen, auch viele Gäste, Freunde Südtirols aus Bernau und den umliegenden Orten. Der Vorsitzende Heindl Sanin begrüßte unter anderem Pater Adalbert Schaller aus Menzenschwand. Die Organisatoren waren erfreut,

dass trotz des regnerischen Wetters so viele Gäste gekommen waren. Viele hatten die Einkehr mit einer Herbstwanderung verbunden. Erfreut waren die Organisatoren auch über 16 Landsleute vom Verein der Südtiroler in Zürich und Umgebung und sechs Südtiroler aus Basel. Die Südtiroler waren mit dem Herrichten, Keschtn braten, Speck, Käse aufschneiden und dem Bedienen an der Theke mehr als ausgelastet. Die Gäste genossen den süffigen Südtiro-

der Musik. Erfreulich viel Jugend war darunter, die mit ersichtlicher Lust und Begeisterung sowohl instrumental wie singend ihr bemerkenswertes Können darbot. Die wahre Freude am Spiel war Luis Ambach, den Familien Augscheller

und Eidenschink, Lisl Kircher, Arnold Garmatsch und natürlich dem vereinsinternen Singkreis anzumerken. Riesiger Applaus war der Dank aber auch die Bitte, solch gelungene Abende immer wieder neu „aufzulegen“! > eja

ler Roten und auch die köstlichen, von den Südtiroler Frauen gebackenen Kuchen. Es herrschte eine sehr fröhliche, ausgelassene Stimmung,

wofür auch Alleinunterhalter Jörg Hauser aus Hüfingen mit seinen flotten Melodien sorgte, zu denen kräftig mitgesungen und auch getanzt wurde. <

Vereinskalender

Jänner 2014

3. Jänner Südtiroler in Augsburg

Monatstreffen im Vereinsraum

4. Jänner Südtiroler in der Welt Südtiroler in Liechtenstein

Grenzpendlertagung in Schluderns Neujahrshock im Vereinslokal

6. Jänner Südtiroler in Salzburg

Drei-König-Spaziergang über den Mönchsberg

11. Jänner Südtiroler in Hamburg Südtiroler in der Steiermark/Graz

Mitgliederversammlung Ball der Südtiroler

18. Jänner Südtiroler in Liechtenstein

Vollversammlung mit Wahlen

23. Jänner Südtiroler in Rhein-Neckar-Raum

Multivisions-show„Faszinat. Dolomiten“

25. Jänner Südtiroler in Zürich Südtiroler in Augsburg Südtiroler im Rhein-Neckar-Raum Südtiroler in Hamburg Tirolerbund in Wien

30. Generalversammlung Winterwanderung Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen Fackelumzug Tirolerball 2013 mit Andreas-Hofer-Gedenkmesse und Kranzniederlegung (bis 26.1.)


Wohlstand allein genügt nicht Fritz lindner, concierge im bayrischen hof n Ein Sarner in München! Fritz Lindner arbeitet seit 36 Jahren in der Concierge-Loge des Luxushotels Bayrischer Hof im Zentrum Münchens. Er macht für die Stars das Unmögliche möglich. Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?

Lindner: Nach meinem Abschluss an der Hotelfachschule in Meran und saisonalen Anstellungen in nationalen Sommer-bzw. Wintersportorten beschloss ich spontan, nach einem Kurzurlaub bei Freunden in Hessen, meine Berufslaufbahn in Deutschland fortzusetzen, um anschließend 1976 mit einem Kollegen einige Monate in USA (Kalifornien) zu verbringen; dabei konnte ich meine Englischkenntnisse verbessern und meinen Horizont erweitern. (Unsere Freunde aus Los Angeles besuchen übrigens nach 37 Jahren immer noch gelegentlich unser schönes Land).

Was hat sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Lindner: Ich habe nach meinem USA-Aufenthalt eine Anstellung in München gesucht (um nicht so weit weg von Südtirol zu sein) und hatte eigentlich vor, später beruflich noch die Welt zu erkunden, bis mir ein Münchner Mädel in einem der vielen Biergärten schöne Augen gemacht hat. Sie hat meine Pläne vereitelt, und ich bin absolut glücklich darüber. So bin ich nun seit genau 36 Jahren in der Concierge-Loge des Luxushotels Bayerischer Hof im Zentrum Münchens für jegliche Wünsche unserer internationalen Gäste zuständig. Unmögliches wird sofort erledigt, für Wunder brauchen wir etwas Zeit. Welche Erfahrungen ich dabei gemacht habe, möchte ich später mal in einem Buch berichten. Hier davon zu schreiben, würde den Rahmen dieses Porträts sicher sprengen. Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert?

Lindner: Eigentlich schon eini-

Fritz Lindner kennt viele VIPs persönlich. Seit 36 Jahren arbeitet er im Luxushotel Bayrischer Hof im Herzen Münchens.

ges, vor allem der wirtschaftliche Aufschwung und Wohlstand mit all den positiven und negativen Begleiterscheinungen. Generationenwechsel: Unternehmer, die ein Geschäft mit viel Arbeit und Mühe aufgebaut haben, sind teilweise von Erben abgelöst worden, die nicht mit dem Reichtum umzugehen verstehen! Ich verfolge über das Internet (Dolomiten) regelmäßig die Geschehnisse in meiner Heimat, und bin besorgt über manche Tendenzen (Rechtsradikalismus – Komasaufen, usw.) Fühlen Sie sich noch als Südtiroler?

Lindner: Selbstverständlich fühle ich mich als Südtiroler, vor allem aber als Sarner, der nach zwei Tagen Aufenthalt in

der Heimat den Sarner Dialekt spricht, als wäre er nie fort gewesen. Meine Identität: Weltoffen, durch meinen täglichen Kontakt mit Menschen aus aller Herren Länder, dem christlichen Glauben verbunden, sozial und ehrenamtlich engagiert. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?

Lindner: Dass die Menschen sich wieder bewusst werden: Wohlstand und Reichtum allein genügen nicht, um glücklich zu sein; Sie die Tradition ihrer Vorfahren und das Gottvertrauen, dass diese geprägt und getragen hat, nicht vergessen. Meine Erfahrung mit vielen wirklich vermögenden Menschen hat mir gezeigt: Lebensstandard ist nicht gleichzusetzen mit Lebensqualität. <

STECKBRIEF

Fritz lindner

Falls unzustellbar bitte zurück an:

Geboren am 25. November 1952 in Sarnthein – dort aufgewachsen bis zum 16. lebensjahr. besuch des klassischen Gymnasiums und der handelsoberschule in bozen, anschließend 2 Jahre hotelfachschule in meran. militärdienst auf Sardinien. Wohnort: Poing - landkreis ebersberg - oberbayern. Familienstand: seit über 30 Jahren mit derselben Frau verheiratet, 4 Kinder und 2 enkelkinder.

Für Deutschland:

Zeughausgasse 8

Verband der Südtiroler Vereine

A-6020 Innsbruck

Für Österreich: Gesamtverband der Südtiroler in Österreich

in der Bundesrepublik Deutschland c/o Caritasverband Köln

Für die Schweiz:

Stolzestraße 1a

Südtiroler Verein Zürich und Umgebung

D-50674 Köln

c/o Arthur Altstätter Auhaldenstrasse 26 CH-8427 Rorbas

Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 • Erscheint monatlich • (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen

PoRTRÄT


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