Heimat & Welt, Mai 2016

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ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 39100 BOZEN/ITALY

Mai 2016

Flughafen Bozen

Foto: © Flughafen Bozen

Referendum


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THEMA

50 Jahre Fernsehen Rai Südtirol Erste Ausstrahlung der Tagesschau im Februar 1966 n Die Rai Südtirol - ehemals Rai Sender Bozen - feiert heuer 50 Jahre Fernsehen und 70 Jahre Radio. Seit 1966 gibt es deutschsprachiges Fernsehen für Südtirol, im Radio gibt es deutsch- und ladinischsprachige Programm schon seit den 40er Jahren. Das heutige Logo von Rai Südtirol. Rechts: Redaktionsarbeit in den Anfängen.

Unten: Tagesschausprecher, von den ersten Schwarz-weißAusstrahlungen bis heute. Foto: Rai

Die Programme der Rai Südtirol laufen in Hörfunk und Fernsehen. Im Hörfunk wird täglich 15 Stunden, im Fernsehen durchschnittlich zwei Stunden gesendet. In der Südtiroler Medienwelt liegt Rai Südtirol an der Spitze: Das Landesinstitut für Statistik bescheinigt der Rai Südtirol eine Tagesreichweite von über 180.000 Zuschauern. Zwei von drei Südtirolerinnen und Südtirolern wählen unser Programm. Das gilt vor allem für die Tagesschau um 20 Uhr und für deren Spätausgabe 10 nach 10 um 22.10 Uhr.

Begleiter für die Menschen Die Rai am Mazziniplatz in Bozen ist ein erfolgreiches Medienhaus. Es sendet für Deutsche, Italiener und Ladiner. Jede Sprachgruppe hat ihr Fenster und ihren Auftritt; es ist ein gelungener Mix aus aktueller Information und anspruchsvollem Programm. Rai Südtirol, der deutsche Dienst der Rai, versteht sich als ein Stück Südtiroler Heimat; er begleitet die Menschen, die hier leben. Rai Südtirol ist der Spiegel des Südtiroler Lebens, das Südtiroler Gesicht, ist die Südtiroler Stimme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Rudi Gamper, er war Sprecher, Moderator und Koordinator bei Rai Südtirol, antwortete in der Wochenzeitschrift

FF auf die Frage welche Bedeutung ein Sender wie Rai Südtirol für dieses Land habe: „Ein Minderheit ohne Medien kann nicht überleben. Deshalb war es auch so wichtig damals, dass die Ras andere Sender mit hereingeholt hat. Ich habe immer gesagt: der Sender Bozen ist das Hemd der Südtiroler, was von draußen hereinkommt, ist die Jacke. Das Hemd kann manchmal auch grob sein, aber man spürt es immer auf der eigenen Haut. ... in einem öffentlich-rechtlichen Sender muss jeder Stimme und Gewicht haben, da muss jeder eine Meinung sagen dürfen. Es mag abgedroschen klingen, aber ich glaube schon, dass dieser Sender den Südtirolern wieder Selbstbewusstsein gegeben hat. Er hat den Südtirolern gezeigt, was für ein tolles Land sie haben“.

Geschichte des Radiosenders Eigentlich liefen die ersten Radio-Sendungen am 12. Juli 1928. Es war eine düstere Zeit. Das faschistische Regime hatte den Rundfunk als vortreffliches PropagandaInstrument entdeckt. Damals hieß der Rundfunk noch nicht Rai, sondern EIAR; gesendet wurde ausschließlich in italieni-

scher Sprache. Der Sender in Bozen war einer der ersten Italiens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wendet sich das Blatt: Neben den italienischen Programmen von Radioitalia laufen ab 1945 auch deutsche Beiträge. Wenig später, 1946, ist die erste Sendung in ladinischer Sprache zu hören. 1960 übersiedelt Rai Bozen ins neue Funkhaus am Bozner Mazziniplatz. Gleichzeitig startet das vierte Netz, das den Weg frei macht für bedeutend mehr Programm in deutscher und ladinischer Sprache.

Die erste Tagesschau Vor 40 Jahren, am 7. Februar 1966, wird in der Südtiroler Medienwelt ein neues Kapitel aufgeschlagen: Mit der Tagesschau um 20 Uhr nimmt das deutsche Fernsehen den Betrieb auf, damals noch in schwarzweiß und die Nachrichtensprecher saßen im Studio in Rom. Es war die Zeit, in der Willy Brandt 1967 auf der Berliner Funkausstellung das Farbfernsehen öffentlichwirksam mit Knopfdruck startete und Österreich sich am 25. Februar 1968 zum einmillionsten Fernsehteilnehmer beglückwünschte.


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Während 1966 der Beginn des eigenen, deutschsprachigen Fernsehens in Südtirol war, wurden die ausländischen, deutschsprachigen Programme – offiziell – erst 1973 ausgestrahlt. Die Programme der Rai wurden damals von der SVP mit Misstrauen betrachtet. Sie wurden als Versuch gesehen, den Empfang der deutschsprachigen Programme aus dem Ausland zu verhindern. So ließ sich kein SVP-Politiker beim Auftakt der „Tagesschau“ blicken, schreibt Georg Mair in der FF. Der Ausbau der Autonomie bringt auch neue Möglichkeiten und Spielräume für den Sender Bozen der Rai, der sich schon bald zu einem der bedeutendsten Kulturträger Südtirols entwickelt - was er bis heute geblieben ist. Die italienischen Programme, vorab die italienischen regionalen Fernsehnachrichten, starten mit dem dritten Rai-Kanal im Jahr 1979. Das ladinische Fernsehen läuft in den achtziger Jahren an; ab 1998 bedient die Rai die ladinischen Zuschauer auch täglich mit Nachrichten im Fernsehen.

Ausweitung des Programms Heute, 50 Jahre später, nennt sich der Sender Rai Südtirol. Gesendet wird seit dem 15. Dezember 1979 auf einem eigenen Kanal. Das Programm wurde mittlerweile von 18 bis 19 Uhr und von 20 bis 22.30 Uhr erweitert. Insgesamt sendet Rai Südtirol 760 Stunden Fernsehen und 5300 Stunden Hörfunk im Jahr. In der übrigen Zeit wird das Programm von Rai 3 übernommen. Es werden auch Sendungen des

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THEMA

ladinischen Rundfunks Rai Ladinia ausgestrahlt, beispielsweise die TV-Nachrichtensendung Trail (Television RAI Ladinia). Seit einigen Jahren wird im Radioprogramm aufgrund eines Abkommens vom Mai 2013 zwischen Land, Ministerratspräsidium und Rai von 6 bis 22 Uhr ohne die bis dahin üblichen Unterbrechungen durchgehend in deutscher und ladinischer Sprache gesendet (ladinische Sendungen täglich von 13.30 Uhr bis 14 Uhr und von 19 Uhr bis 19.30 Uhr). Markus Perwanger, zur Zeit Koordinator bei Rai Südtirol (dies ist die Rolle des Intendanten), sagt, dass sich Rai Südtirol als ein Stück Heimat verstehe. „Im Hörfunk senden wir täglich über 15 Stunden, im Fernsehen durchschnittlich zwei Stunden. Es ist ein Mix aus aktueller Information und anspruchsvollem, vorwiegend in Südtirol produziertem Programm“, erklärt Perwanger.

Rai im Ausland hören Auf der Homepage www.raibz.rai.it gibt es einen Menüpunkt „Radio Live“, da können die Hörfunksendungen von Rai Südtirol live mitgehört werden. Mit den Podcasts und Downloads können Sendungen zeitversetzt auf dem Computer oder MP3-Player nachgehört werden. Ähnliches gibt es für die Fernsehprogramme: unter „TV“ gibt es den Menüpunkt News, Mediathek und Live. Die Nachrichten der Tagesschau und einige andere Sendungen können live oder zeit> ig versetzt geschaut werden.

Inhalt THEMA 50 Jahre Rai Südtirol

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SÜDTIROL AKTUELL

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Kurzmeldungen Grenzzaun am Brenner Autonomiekonvent, Aufschwung für Meran, Gedenkveranstaltung Destillata, Neumarkt, Award Ein Dorf kämpft gegen Pestizide Weinwirtschaft, Ärztemangel, Buchvorstellung

EXPERTEN

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Referendum zum Flughafen Bozen

INTERN

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TREFF.Heimat, Südtiroler Volksbühne München, Südtiroler in München Südtiroler in Österreich Südtiroler in Deutschland und Nürnberg Südtiroler in Dinslaken Südtiroler in Stuttgart, Vereinskalender

H E I M AT U N D W E L T

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Werner Simeoni

IMPRESSUM

HEIMAT & Welt Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullian alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindung: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL


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SÜDTIROL AKTUELL

Kurz notiert

Meldungen aus Südtirol n POLITIK

n ARCHÄOLOGIE

n TOURISMUS

n SPORT

Minister Kurz in Bozen

Wertvolle Funde

Erfolgskurs

Kristallkugel

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz ist Anfang April auf Einladung des Südtiroler Landeshauptmanns Arno Kompatscher in Bozen mit den anderen zwei Landeshauptleuten der Europaregion, Ugo Rossi und Günther Platter, zusammengetroffen. Gesprochen wurde über die Flüchtlingsproblematik und das Grenzmanagement Österreichs ebenso wie über die Entwicklung der Südtirol-Autonomie, die italienische Verfassungsreform und das Finanzabkommen mit Italien sowie die Zusammenarbeit in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. <

Bei der Restaurierung der Alten Pfarrkirche von Schenna hat das Landesamt für Bodendenkmäler baubegleitend archäologische Untersuchungen gemacht. Neben Münzen und Keramikteilen sowie einer Gewandspange wurden zwei Gebäude aus der Römerzeit und eine Kirche aus dem frühen Mittelalter ausgegraben. An römerzeitlichen Kleinfunden bargen die Archäologen Scherben von Keramikgefäßen, eine Aucissa-Fibel (Gewandspange) aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, verschiedene Münzen aus dem 3. Jahrhundert nach Christus sowie einen Mahlstein. <

Südtirol ist erneut eine beachtliche Qualitätssteigerung in den Beherbergungsbetrieben gelungen. Während der Qualitätsindex vor zehn Jahren noch im Schnitt bei 1,7 lag und vor fünf Jahren bei 2,4, ist er 2014/2015 auf 3,2 geklettert. Das Tourismusjahr 2014/15 brachte laut Astat-Daten Südtirol insgesamt 29,3 Millionen Übernachtungen (+2,8 Prozent) und 6,4 Millionen Ankünfte (+5,2 %). Die Ankünfte in den Monaten Dezember 2015 bis einschließlich Februar 2016 haben um 7,2 Prozent zugelegt, die Nächtigungen um 5,2 Prozent. <

Der Kastelruther Peter Fill hat es geschafft und sich als erster Südtiroler und überhaupt erster männlicher Athlet der italienischen Nationalmannschaft die Kristallkugel im Abfahrtsweltcup geholt. Mitte März setzte der Kastelruther seiner herausragenden Saison das berühmtberüchtigte „i“-Tüpfelchen auf, krönte sich beim letzten Rennen der in St. Moritz zum Abfahrtskönig und holte sich die Kristallkugel in der schnellsten Ski-Disziplin. Fill wurde in seiner Heimatgemeinde ein gebührender Empfang bereitet. Eine Piste in Kastelruth wurde nach ihm benannt. <

Bundesminister Kurz und Landeshauptmann Kompatscher Foto: LPA

Die geborgenen Kleinfunde wie Keramikteile und Kreuze Foto: LPA

Das Burggrafenamt erreichte Spitzenwerte Foto: IDM Südtirol /Helmuth Rier

Peter Fill holte die Kristallkugel in St. Moritz Foto: facebook

n STATISTIK

n WIRTSCHAFT

n KULINARIK

n WISSENSCHAFT

Einwohnerzahl

Wachstum

Wandertrophäe Goldkäse

Ehrung

Südtirols Einwohnerzahl steigt nur zögerlich an. Am 31 Dezember 2015 zählte Südtirol 520.861 Einwohner, 2373 Personen mehr als im Vorjahr. Dies ist der geringste Zuwachs seit 15 Jahren. Die Geburtenbilanz im Jahr 2015 hat hat ihren bisher niedrigsten Stand erreicht: In Südtirols Gemeinden wurden 5337 Geburten erfasst. Dies sind 3,3 Prozent weniger als im Vorfahr. Bozen hat eine besonders niedrige Geburten- und zugleich eine hohe Sterberate. <

Immer mehr Südtiroler Unternehmer blicken optimistisch in die Zukunft: Die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers der Handelskammer Bozen zeigt erneut eine Steigerung des Geschäftsklimas an. Insgesamt beurteilen 80 Prozent ihre Ertragslage im vergangenen Jahr als positiv und für 2016 erhoffen sich sogar 87 Prozent zufriedenstellende Erträge. Dies ist der höchste Wert seit 2006. Wachsende Umsätze auf allen Märkten werden erwartet. <

Alle zwei Jahre laden die Fachschule für Landwirtschaft Salern und der Sennereiverband Südtirol die heimischen Hofkäsereien zur Vergleichsverkostung ihrer Produkte. Eine international besetzte Fachjury kürte die besten Hofkäse Südtirols. Christian Ennemoser von der Hofkäserei „Seppnerhof“ in Pfelders gewann die Wandertrophäe „Goldkäse – Bester Hofkäse Südtirols“. Dieser Käse überzeugte die Fachjury insbesondere durch sein komplexes Aroma. <

Professor Konrad Bergmeister, Präsident der Freien Universität Bozen, ist in die Europäische Akademie der Wissensc haften und Künste aufgenommen worden. Die Akademie versteht sich als europäisches Gelehrtenforum, welches mit 1.900 Mitgliedern brückenbauende Themen zu den wissenschaftlichen Herausforderungen der Zukunft inund außerhalb Europas aufgreift. Unter den 1.900 Mitgliedern befinden sich acht Nobelpreisträger sowie Papst Benedikt XVI. <


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SÜDTIROL AKTUELL

Grenzzaun am Brenner

VORWORT DER LANDESRÄTIN

Österreich will Flüchtlingsströme stoppen n Nachdem die Balkanroute für die Flüchtlinge geschlossen wurde, fürchtet Österreich neue Flüchtlingsströme über das Mittelmeer und Italien Richtung Norden. Mitte April wurde am Brenner mit der Errichtung eines Grenzzauns begonnen. Spätestens ab Juni soll es dort verstärkte Grenzkontrollen geben.

Seit 18 Jahren ist die Grenze am Brennerpass durch das Schengen-Abkommen offen, die Grenze zu Österreich kann problemlos und ohne Kontrolle passiert werden. Mitte April begann Österreich mit dem Bau einer Grenzanlage, um wie im steirischen Spielfeld ein „Grenzmanagement“ einzuführen. Begründet wird der Neubau mit einem befürchteten Ansturm von Flüchtlingen über Italiens Küsten, die sich in Richtung Norden durchschlagen wollen. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil zeigt sich sogar bereit, im Falle eines neuen Flüchtlingsansturms „einige 100 Soldaten“ an die Grenze zu schicken. Im Mai soll die neue Grenzanlage, die neben der Autobahn auch die Bundesstraße umfassen und 250 Meter breit werden soll, betriebsbereit sein, berichten Medien. Große Sorgen bereitet dies den Menschen südlich des Brenners.

„Es wäre sicherlich eine Niederlage Europas, wenn man am Brenner zumacht“, meint Brenner-Bürgermeister Franz Kompatscher. Der Pass habe eine starke Symbolkraft und sei „der Inbegriff des freien Personenund Warenverkehrs in Europa“. Südtirol und Italien wandten sich an Wien und baten die Pläne zu ändern. Auch der italienische Außenminister Paolo Gentiloni und Innenminister Angelino Alfano richteten einen gemeinsamen Brief an den zuständigen EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos. Alfano und Gentiloni setzen sich für ein sofortiges Eingreifen der EU-Kommission „zum Schutz der fundamentalen Werte der Union“ ein. Die Kommission solle „dringend prüfen“, ob die geplanten Maßnahmen Österreichs mit dem Schengen-Abkommen im Einklang seien. Ministerpräsident Matteo Renzi hat Österreich aufgerufen, die EU-Regeln zu respektieren. „Wir akzeptieren keine Stellungnahmen gegen die europäischen Spielregeln“, betonte Renzi. Daher habe Italien „im Interesse Südtirols und der Bevölkerung“ Erklärungen von Brüssel zu Österreichs Grenzmanagement verlangt. „Wir haben das Recht und die Pflicht, zu prüfen, was am Brenner geschieht“, so Renzi. <

In der Flüchtlingsfrage auf europäische Lösung pochen, so LH Kompatscher auf der Pressekonferenz mit Außenminister Kurz Foto: LPA/ohn

70 Jahre RAI Liebe Südtirolerinnen und Südtiroler in der Welt! „Herzlich willkommen bei RAI Südtirol! Wir senden für die deutsche Sprachgruppe des Landes.“ Dieser Satz begrüßt die Besucher der Internetseite der RAI Südtirol und genauer betrachtet, ist seine Bedeutung für die Bevölkerung im Lande eine sehr tiefgreifende. Diese Rundfunkanstalt trägt bereits seit langer Zeit zur Erhaltung der deutschen und ladinischsprachigen Kultur in Südtirol bei. Anlässlich des 70. Geburtstages von RAI Südtirol dürfen wir die durchaus legitime Frage stellen, wie sich die Information durch diese Kanäle auf die Entwicklung unserer Bevölkerung ausgewirkt hat. Man darf deshalb dieser Tage einen Rückblick auf die bewegten Anfänge der Südtiroler Stimme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges wagen: Für mich steht dabei eigentlich außer Frage, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung unserer Kultur und Tradition beigetragen hat. Nach dem Gruber-Degasperi-Abkommen kam es zu einem sukzessiven Ausbau der deutsch- und ladinischsprachigen Sendungen, der bis in die heutige Zeit andauert. Zwei von drei Südtirolerinnen und Südtiroler wählen heute täglich die Programme von RAI Südtirol. Die Väter dieser Erfolgsgeschichte hatten bereits früh erkannt, dass Information in der eigenen Sprache für eine Minderheit auch ein Stückchen Heimat und der Spiegel der eigenen Identität bedeuten kann. Von den über 400 Minderheiten, die heute in Europa leben, genießen nur wenige das Privileg, über einen eigenen Radio- und Fernsehsender verfügen zu können: Die Minderheitenberichterstattung im ORF wurde beispielsweise erst 1988 zu einem fixen Bestandteil des TVProgramms. RAI Südtirol ist wohl der bekannteste und bedeutendste Kulturträger im Lande. Dieter Stolte, der Intendant des ZDF, unterstrich einmal folgendes: „Kultur muss verbinden. Sie kann und soll aus Minderheiten Mehrheiten machen, denn ihre menschliche Qualität ist auch eine gesellschaftliche Qualität.“ Diese Aussage soll die Wichtigkeit unserer Rundfunkanstalt für die Entwicklung der Südtiroler Bevölkerung nach den Kriegswirren unterstreichen. Sie hat dazu beigetragen, dass aus Dableibern, Optanten und Vertriebenen wieder ein Volk mit einer starken Identität und einem ausgeprägtem Heimatgefühl geworden ist. Deshalb: Alles Gute zum 70. Geburtstag! In Verbundenheit Martha Stocker

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SÜDTIROL AKTUELL

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Ein Dorf kämpft gegen Pestizide Südtirol innovativ

In Mals gelang die europaweit erste Volksabstimmung gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Das Dorf kämpft gegen Monokultur und verbietet Pflanzengift – gegen mächtige Interessen. Foto: Robert Grief

n Engagierte Menschen aus Mals wollen ihren Heimatort zu einer pestizidfreien Zone machen. Das Promotorenkomitee, dessen Sprecher der Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger ist, hat in einem Manifest niedergeschrieben, worum es ihm geht: nämlich den Schutz der Gesundheit und als Voraussetzung dafür den fürsorglichen Umgang mit der Umwelt, mit den Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft.

Im Vordergrund der Pestizidgegner steht die Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung. Dann geht es auch um die Landschaft und die Artenvielfalt. Der obere Vinschgau war ein traditionelles Weideland und es wurde Getreideanbau betrieben. Seit einigen Jahren drängt der intensive Obstanbau ins Gebiet und damit nimmt

auch der Einsatz von Spritzmitteln zu, die durch den häufigen Vinschger-Oberwind übers Land verweht werden. Auch die Biobauern, die in der Viehwirtschaft ihr Auskommen haben, stellen sich dem IntensivObstbau entgegen. Sie werden vom Pestizideinsatz in den Obstplantagen direkt geschädigt, wenn Pflanzengift auf ihre Wiesen gelangt – sie können dann ihr eigenes Gras teilweise nicht mehr den eigenen Tieren verfüttern. Die Promotoren wollten dieser Entwicklung nicht tatenlos zuschauen.

einen Aufruf mit 50 Unterschriften, in dem sie auf die gesundheitlichen Risiken hinwiesen, die durch die Pflanzengifte für die Bevölkerung entstehen. „Die Pestizide verbreiten sich auf den Feldern und auch im bewohnten Gebiet. Die gesundheitsschädigenden Wirkungen sind erwiesen“, sagt der Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger. Er wurde wegen seines Engagements für die Volksabstimmung vor Gericht angeklagt und erhielt sogar Drohungen.

Auch Ärzte und Apotheker

Über 75 Prozent der Malser Wähler haben im Herbst 2014 für ein Pestizid-Verbot gestimmt. Die Mehrheit des damaligen Gemeinderates von Mals weigerte sich, das Ergebnis der Abstimmung in die Sat-

Eine wichtige Rolle beim Aufstand gegen Pestizide spielten die Ärzte und Apotheker von Mals und Umgebung. Praktisch geschlossen veröffentlichten sie

Malser für Pestizid-Verbot

zung des Dorfes einzutragen, obwohl Volksabstimmungen seit zwei Jahren in der Gemeinde bindend sind. Und einige Obstbauern haben gegen den Volksentscheid geklagt. Gleich zwei Mal im Winter 2015 scheiterte der Malser Bürgermeister Ulrich Veith bei der Umsetzung des Ziels einer pestizidfreien Gemeinde, es gab Drohungen vom Land und Regierungskommissariat. Ende März diesen Jahres wurde nun im Gemeinderat eine gerichtsfeste Verordnung verabschiedet, die drei Maßnahmen vorsieht: die giftigsten Pestizidklassen wurden verboten, die Abstandsregelungen für alle anderen drastisch verschärft und die Förderung der Bio-Landwirtschaft festgeschrieben. Dazu kommen regelmäßige Rückstandsmessungen und – falls diese unerwünschte Ergebnisse bringen sollten – die Ankündigung eines absoluten Verbots. Die ganze Diskussion um die Pestizide habe eine neue Sensibilität für Umweltthemen in der Bevölkerung bewirkt. Zudem seien die Leute politisch mündiger geworden, so Veith: „Sie sehen, dass sie gehört werden und etwas bewirken können, sogar gegen die mächtige Landwirtschaftslobby.“

Erste pestizidfreie Gemeinde Die pestizidfreie Gemeinde ist vermutlich eine Premiere in Europa, wenn nicht sogar weltweit, und sie findet große mediale Beachtung. Eine Studiengruppe einer amerikanischen Universität hat hier ein Forschungsprojekt und ein japanisches Fernsehteam dreht derzeit im Obervinschgau einen 90-minütigen Dokumentarfilm. <


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SÜDTIROL AKTUELL

Weinwirtschaft in Bewegung Neue Wege in der Qualitätsweinstrategie n Neuregelung der Pflanzgenehmigung, Überarbeitung der Lagenbezeichnung, Nachjustierung der agronomischen Formel: Damit haben sich Vertreter der Weinwirtschaft mit Agrarlandesrat Schuler im typischen Blauburgunderanbaugebiet Mazzon ausgetauscht.

Besprochen wurde die Neuregelung der Pflanzgenehmigungen, die seit Jänner in Kraft ist: Südtirol mit seinen 5400 Hektar Rebfläche darf jährlich Pflanzgenehmigungen im Ausmaß von einem Prozent dieser Gesamtfläche vergeben. Es wurde um weit mehr angesucht, als zugewiesen werden kann. Das bedeutet, dass vorerst jeweils nur ein Teil der betreffenden Flächen, für die angesucht wurde, genehmigt

und realisiert werden kann. Diskutiert wurde weiters über die Lagenbezeichnung: Die in Südtirol geltenden Erzeugervorschriften, die den Anbau von DOC-Sorten und -Flächen regeln, sind auch in Unterzonen - wie „Terlaner“ oder „Eisacktaler“ - gegliedert. Die Bezeichnungen von Lagen sind für die Südtiroler Weinwirtschaft von großer Bedeutung; damit in Südtirol auf den Etiketten offiziell auch zusätzlich zu den Unterzonen Bezeichnungen von Lagen geführt werden können, müsste im italienischen Weingesetz - das derzeit in Teilen überarbeitet wird - die Möglichkeit dazu geschaffen werden. Im Sinne einer zukünftigen Strategie für den Qualitätsweinbau

100 Ärzte und 50 Pflegekräfte gesucht

„Neben der Aufstockung des Stellenplans des Sanitätsbetriebes um 100 Ärzte und der Genehmigung einer entsprechenden Zusatzfinanzierung – diese schließt auch die Pflegekräfte mit ein - hat die Landesregierung einen unterstützenden Gesetzentwurf verabschiedet", bezog sich Landesrätin Stocker auf das Sammelgesetz für den Bereich Gesundheit. Eine Zusatzentschädigung für Ärzte

Lagen einen höheren Stellenwert zu verleihen. In Zukunft soll verstärkt der Weg Richtung SortenLagen-Denken eingeschlagen werden, im Sinne einer Quali< tätsweinstrategie.

Für die Südtiroler Weinwirtschaft wichtig: die Bezeichnungen von Lagen. Foto: LPA

BUCHVORSTELLUNG

Ärztemangel n Mit der Aufstockung des Stellenplans des Sanitätsbetriebes, der Genehmigung einer Zusatzfinanzierung und dem Auftrag zu einer intensiven Personalanwerbung hat die Landesregierung die Voraussetzungen für Initiativen gegen den Fachkräftemangel in Südtirols Gesundheitsversorgung geschaffen.

wurde die Agronomische Formel entwickelt. Diese Bewertungsformel, die mit Parametern wie Hangneigung, Meereshöhe, Horizontalabschattung und Exposition arbeitet, soll potentielle Standorte für die Errichtung von Rebflächen bewerten. In Folge soll die Anwendung der Bewertungsformel in den Erzeugervorschriften festgeschrieben werden. Die Bewertung des Standortes aufgrund dieser Formel ist ein wichtiges Instrument, um die Ausweitung des Qualitätsweinbaus nur in guten Lagen garantieren zu können. Man war sich in der Gesprächsrunde auch einig, dass der Bezug zur Herkunft der Weine eine wichtige Rolle spielt. Deshalb muss gemeinsam daran gearbeitet werden, um den

mit einem Ausbildungsplatz, die Möglichkeit der Teilzeit für auszubildende Fachärzte und die befristete Anstellung zur Gewährleistung wichtiger Dienste sind einige der geplanten unterstützenden Maßnahmen zur Förderung von Jungärzten in Südtirol. Schwerpunkt der geplanten Maßnahmen und Initiativen zur Personalsuche ist die Netzwerkarbeit, betriebsintern wie extern. Der Sanitätsbetrieb hat deshalb seine Primare und alle Mitarbeiter zur Aktivierung ihrer Kontakte zu interessierten Kollegen aufgerufen sowie das Netzwerk der Südtiroler im Ausland. Knapp 30 Ärzte sind seit Dezember 2015 angestellt worden, die Hälfte davon mit einem unbefristeten Vertrag. <

Die Dolomitenladiner Mensch, Landschaft, Kultur

Im Herzen der Dolomiten, rund um das imposante Sella-Massiv, liegt Ladinien. In fünf Tälern hat sich dort das Ladinische, eine rätoromanische Sprache, erhalten: Gröden (Gherdëina), Gadertal (Badia), Fassatal (Fascia), Buchenstein (Fodom) und Cortina d‘Ampezzo (Anpëz). Dieses Buch beleuchtet Kultur und Tradition der Ladiner: ihr Brauchtum, Handwerk und die Sagen rund um das Reich der Fanes und König Laurin. Mit Kurzporträts prominenter Ladiner wie Giorgio Moroder, Luis Trenker und Gilbert Prousch von Gilbert & George.

„Die Dolomitenladiner. Mensch, Landschaft, Kultur“ von Tobia Moroder (Hg.), Folio Verlag 2016 ISBN 978-3-85256-691-7


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NÜTZLICHES

Südtiroler im Ausland sind wahlberechtigt Am 12. Juni wird in Südtirol über den Flughafen Bozen abgestimmt n Am Sonntag, 12. Juni 2016 findet in Südtirol ein landesweites Referendum zum Thema Flughafen in Bozen statt.

Erstes Informationsschreiben Voraussichtlich gegen Mitte/ Ende April 2016 erhalten alle wahlberechtigten Südtiroler im Ausland, die in der AIRE Liste eingetragen sind und dem Konsulat die jeweils aktuelle Postadresse mitgeteilt haben, ein erstes Informationsschreiben des Landes Südtirol über den Ablauf des Referendums

bzw. die Wahlmöglichkeit (d.h. Briefwahl im Ausland oder Wahl in der Heimatgemeinde in Südtirol). Bei Zweifeln fragen Sie bei Ihrem zuständigen italienischen Konsulat im Ausland bzw. Ihrer Heimatgemeinde nach, ob dort Ihre aktuelle Adresse gespeichert ist. Südtiroler, die sich nur zeitweise im Ausland befinden und nicht in der AIRE Liste eingetragen sind, können auch die Wahl per Briefwahl beantragen. Die entsprechenden

Formulare sind ab voraussichtlich Mitte April auf der Seite www.wahlen.bz.it runterzuladen.

Wahl in der Heimatgemeinde Sollte sich jemand für die Wahl in der Heimatgemeinde entscheiden, muss innerhalb 13. Mai 2016 ein Antrag an die Heimatgemeinde gestellt werden. Die Formulare sind ab Mitte April online unter der Adresse www.wahlen.bz.it abrufbar.

Briefwahl Wer per Briefwahl wählen möchte, muss dies nicht mitteilen, sondern erhält voraussichtlich Ende Mai die Briefwahlunterlagen an die Adresse im Ausland zugeschickt. Generelle Informationen und Formulare sind auf www. wahlen.bz.it einzusehen bzw. im Büro der „Südtiroler in der Welt“ erhältlich. 0039 0471 309176 oder suedtiroler-welt@ kvw.org > Rosemarie Mayer Südtiroler in der Welt

Referendum zum Flughafen

Soll das Land Südtirol die Finanzierung für den Flugbetrieb einstellen oder nicht? n Beim Referendum am 12. Juni ist die Südtiroler Bevölkerung aufgerufen, über die Zukunft des Flughafens abzustimmen. Den Bürgern wird die Frage gestellt, ob sie für die Genehmigung des Gesetzentwurfes Nr. 60 aus dem Jahr 2015 sind, der „Bestimmungen zum Flughafen Bozen“ beinhaltet, oder diesen ablehnen.

Der Gesetzentwurf war von der Landesregierung im vergangenen Jahr vorgelegt worden. Auf Vorschlag von Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte der Landtag im Dezember beschlossen, den Gesetzentwurf einer beratenden Volksbefragung zu unterziehen. Der Gesetzentwurf Nr. 60/15 schafft in sechs Artikeln die Grundlage für den Betrieb des Flughafens und gibt klare Entwicklungsziele vor. Er verpflichtet die Landesregierung, die öffentliche Finanzierung des Flughafens einzustellen,

falls die Vorgaben des Entwicklungskonzepts nicht erfüllt werden. Ab dem Jahr 2022 muss demnach der Flughafen auf eine jährliche Mindestanzahl von 170.000 Passagieren kommen. Die finanzielle Beteiligung an den Kosten durch das Land wird mit maximal 2,5 Millionen Euro pro Jahr bis 2022 beziffert, in der Folge dürfen es höchstens eineinhalb Millionen Euro sein.

Die Mehrheit sagt JA Das bedeutet, dass der Flughafen Bozen die Chance bekommt, mit öffentlicher Unterstützung und unter Kontrolle des Landes Südtirol das Ziel „funktionierender Regionalflughafen“ zu erreichen. Der Rahmen dafür wird vom Landesgesetz „Bestimmungen zum Flughafen Bozen“ und dem Entwicklungskonzept der Südtiroler Landesregierung vorgegeben.

Die Mehrheit sagt NEIN Das bereits genehmigte und mit Urteil des Staatsrates bestätigte Ausbauprojekt zur Verlängerung der Start- und Landebahn wird vom Land Südtirol nicht umgesetzt und es werden auch keine weiteren finanziellen Mittel für den Betrieb des Flughafens Bozen aufgewendet. Das Land muss in der Folge die Flughafenbetreibergesellschaft ABD liquidieren. Unter den geltenden Rahmenbedingungen fällt die Konzession für den Betrieb des Flughafens Bozen an die Nationale Zivilluftfahrtbehörde ENAC zurück.

Bei der beratenden Volksabstimmung geht es nicht um den Flugebetrieb an sich, sondern um die Finanzierung durch das Land. Eigentlich ist die Volksabstimmung nicht bindend. Landeshauptmann Kompatscher will sich an das Ergebnis halten, die letzte Entscheidung liegt allerdings beim Landtag. <

INFOS www.provinz.bz.it/flughafen www.forum-flughaben.info www.umwelt.bz.it www.no-airport.bz


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INTERN

Das Bozner Stadtviertel Kaiserau TREFF.Heimat

n Auf der Zugstrecke Meran Bozen gibt es seit einiger Zeit kurz vor Bozen eine neue Haltestelle: „Kaiserau“. Vom Zug aus sieht man bereits die großen Wohnblöcke des gleichnamigen neuerbauten Stadtviertels.

Zwischen 2006 und 2011 sind im Stadtviertel Kaiserau 900 neue Wohnungen entstanden. Die Mitglieder des Treff.Heimat trafen sich zu einer Führung durchs neue Bozner Viertel.

Nächster

Ungefähr die Hälfte dieser Wohnungen wurde vom Wohnbauinstitut gebaut (Mietwohnungen) und die andere Hälfte von Wohnbaugenossenschaften (Eigentumswohnungen). Die Wohnblöcke erinnern irgendwie an geschlossene Burgen oder Festungen mit ihren oft schmalen hohen Fensterreihen. Sie sind so angeordnet, dass dazwischen großzügige, begrünte Freiräume wie Innenhöfe entstanden sind

TREFF•Heimat

und die Sonneneinstrahlung optimal gewährleistet wird. Die meist schrägen Dächer sind begrünt und tragen auch Sonnenpanele für die Warmwasserbereitung. Das abfließende Regenwasser wird wiederverwendet für die Beregnung. Die Wohnungen sind sehr nachhaltig gebaut. Sie haben Fernheizung und entsprechen dem Klimahaus A-standard. Auffallend ist, dass es an den umliegenden Straßen keine Parkplätze gibt. Alle

Fahrzeuge werden auf den Stellplätzen im Kellergeschoss der Gebäude untergebracht. Für Kinder sind mehrere Spielplätze in den Grünanlagen eingerichtet und ein Kindergarten befindet sich gegenüber dem Bahnhof. In einer Bar in der Nähe trafen wir uns zum Abschluss und bedankten uns bei Frau Melitta de Fonzo und Herrn Oliver vom Wohnbauinstitut für alle Informationen und für die Führung durch das neue Stadtviertel. <

Führung in St. Lorenzen (Sebatum) 9. Juni - Treffpunkt 8.45 Uhr in Bahnhofshalle Bozen (Abf. 9 Uhr)

Informationen bei Südtiroler in der Welt, Tel. 0471 300213 oder suedtiroler-welt@kvw.org.

Jahreshauptversammlung Südtiroler Volksbühne München n Pflichtprogramm – Jahreshauptversammlung – war beim letzten Theatertreffen angesagt. Dass dies kein langweiliger Abend sein muss, zeichnete das Vorstandsteam aus.

Sowohl Tätigkeits- als auch Kassenbericht wurde den Anwesenden so vorgetragen, dass keine Langeweile aufkam. Die Kassenprüfer drückten ihre große Zufriedenheit aus und die Entlastung der Vorstandschaft konnte somit entsprechend positiv erteilt werden. Bei der Vorstellung des Jahresprogrammes 2016 war vor allem die Organisation für den Festakt zum 40-jährigen Beste-

hen der Theatergruppe und die Vorstellungen im Spätherbst intensives Gesprächsthema. Geplant sind auch sonstige Aktivitäten, z.B. im Oktober die Teilnahme an der Info-Tagung in Freising und das Proben-Wochenende. Wunschgemäß werden die Proben für das neue Theaterstück etwas früher beginnen. Mit besonderem Dank verabschiedeten sich die Mitglieder bei der (an Jahren jungen) Vorstandschaft; ihnen ist bewusst – mit welch großem Engagement sie sich einsetzen, trotz Beruf, Weiterbildung und nicht zuletzt Familie. > eja

Spielenachmittag Südtiroler in München n Ein Wunsch ging in Erfüllung - der Spielenachmittag im Vereinsraum!

Jede und jeder konnte sein/ihr Spiel mitbringen, es weiterlehren oder sich belehren lassen – wie z.B. über das vor Jahren oft gespielte Boogle. Ein gelungener Auftakt, bei dem von drei bis 87 Jahren Interessierte anwesend waren. Erstaunlich

viele nahmen das Angebot wahr und unterhielten sich etliche Stunden eben „nur“ entspannt. Selbst die Kleinen waren begeistert, ihr „Müllauto“ im Einsatz zu zeigen. Bedauerlich nur, dass die Initiatorin aus gesundheitlichen Gründen nicht mit von der Partie sein konnte. Gute Besserung, liebe Ingrid.

> eja


Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 • Erscheint monatlich • (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen

PORTRÄT

Ich bin ein Südtirol-Franke Werner Simeoni, Holzschnitzer in Bad Staffelstein

Werner Simeoni damals und heute. Zwar schon lange in Rente, wird die Arbeit für ihn dennoch nicht weniger.

n Das Schnitzen ist Werner Simeonis Leidenschaft: Neben Handgeschnitztem restauriert er alte Wegkreuze und Heiligenfiguren und verkauft hochwertige Krippenfiguren und Geschenkartikel in seinem Geschäft. Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?

Simeoni: Die Liebe! Geplant hatte ich mit Freunden aus Toblach einen Ausflug aufs Oktoberfest. Und diesen Ausflug nach Deutschland wollte ich gerne mit einem Besuch bei meiner Bekanntschaft Friedel verbinden. Friedel habe ich im Sommer kennengelernt, als sie ihren Urlaub in Toblach verbracht hat. Tja, und dann kam alles anders als gedacht.

Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Simeoni: Mir hat es sehr gut in Deutschland gefallen. Ich habe mich gleich wohl gefühlt und „meine Urlauberin“ auch geheiratet. 1970 wurde unser Sohn Christian geboren und auch das war ein Grund in Franken zu bleiben, statt mit meiner Frau zurück nach Südtirol zu gehen. Die Gastfreundschaft in meiner zweiten Heimat war überaus positiv und herzlich. Ich hatte sofort eine Arbeitsstelle als Maler bekommen, was auch mein gelernter Beruf war. Die darauf folgenden Jahre habe ich mich als Restaurator und Vergolder weitergebildet. Und mein

Hobby, die Holzschnitzerei ausgeübt. Was dann 1981 zur Selbstständigkeit und Geschäftseröffnung mit Südtiroler und eigenen Holzschnitzereien bzw. Restaurationen führte. Gemeinsam mit meiner Frau betreibe ich unser Holzschnitzereien-Fachgeschäft nun seit 34 Jahren. Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert?

Simeoni: Da wir aber sehr oft nach Toblach fahren, fallen mir Veränderungen nicht sehr auf, aber wenn ich so darüber nachdenke, dann ist es die endlich seit 40 Jahren fertige Umgehungsstraße von Mühlbach bis Toblach - Gratsch. Und auch der wirtschaftliche

Aufschwung der Gastronomie. Fühlen Sie sich noch als Südtiroler? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben?

Simeoni: Man könnte sagen, dass ich ein „Südtirol-Franke“ bin. Meine Heimat bleibt aber dennoch Toblach, „wail i bin a Puschtrabui“. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?

Simeoni: Dass Tradition und Brauchtum erhalten bleiben. Und natürlich auch die gute bäuerliche Küche! Meine Leibgerichte sind und bleiben z.B. Leberknödel mit Ruibnkraut, Blutnudeln und graudn Kase. <

STECKBRIEF

Falls unzustellbar bitte zurück an:

Werner Simeoni

Für Deutschland:

Zeughausgasse 8

Verband der Südtiroler Vereine

A-6020 Innsbruck

-

27. Jänner 1947 in Toblach geboren und aufgewachsen Volksschule und Mittelschule Toblach Malerlehre in Eppan, Berufsschule in Bozen Militär im Piemont Wohnort jetzt: Bad Staffelstein - Deutschland Familienstand: verheiratet

Für Österreich: Gesamtverband der Südtiroler in Österreich

in der Bundesrepublik Deutschland c/o INVIA Köln e.V.

Für die Schweiz:

Stolzestraße 1a

Südtiroler Verein Zürich und Umgebung

D - 50674 Köln

c/o Arthur Altstätter Auhaldenstrasse 26 CH-8427 Rorbas


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