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Panoramakarte

Ein wahres Glanzstück

MAC MUSEUM ART & CARS SINGEN | Die Inspiration durch die Kultur ist in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren leider viel zu kurz gekommen. Als die Museen 2021 wieder eröffneten, haben meine wundervollen, kulturinteressierten Nachbarn und ich uns gleich auf einen Besuch im MAC Museum Art & Cars verabredet.

Mein Interesse galt vor allem dem erst 2019 eröffneten MAC 2, das schon aus architektonischer Sicht ein Kunstwerk darstellt. Und dann taucht da diese gold-glänzende, überdimensionale Tür und die nicht minder faszinierende Fassade des Gebäudes auf, die uns sofort in den Bann zieht. Man hat den Eindruck einer goldüberzogenen Spalte, die mit dem grob texturierten, mit Glaspartikel angereicherten Putz der Fassade um die Wette schimmert.

Wir sind beeindruckt und lassen das eindrucksvolle Entree auf uns wirken. Je nach Sonneneinstrahlung und Wolkenbild entstehen faszinierende Lichtreflexe. Und würde das MAC2 nicht ebenso wie das MAC1 auch drinnen mit hochkarätiger Kunst und exklusiven Automobilen in wechselnden Ausstellungen glänzen, wären wir noch länger stehen geblieben, um diesen Anblick zu genießen.

Zu unserem rundum glücklich machenden Erlebnis gehörte nach dem Besuch der einzigartigen Ausstellungen ein Besuch des im Haus befindlichen Restaurants und den Genuss der dort selbst kreierten Torte. Letztlich muss ich es wohl so ausdrücken: Die goldene Türe führte uns in eine Welt, die architektonisch, kulturell und kulinarisch unvergleichliche Emotionen geweckt hat. Einfach wundervoll …

Claudia Manz

Des Abtes Hintertür

STIFTSBEZIRK ST.GALLEN | St.Gallen lockt mit einem überbordenden Reichtum an Geschichte, Denkmälern und Sehenswürdigkeiten. Umso mehr lohnt sich der Blick fürs Detail, den wir dieses Jahr einmal durch Türen und Tore werfen wollten. Mein Ziel war deshalb der Stiftsbezirk – UNESCO Weltkulturerbe und Herz der St.Galler Altstadt. Hier sollte es doch ganz sicher viele beeindruckende, historische Türen geben. Doch fündig wurde ich unerwartet schon etwas vorher. Von der belebten Moosbruggerstraße führen einige Stufen hinauf zu einem mächtigen, überbauten Torbogen.

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1|Das Karlstor – letztes erhaltenes Tor aus der Stadtmauer in St.Gallen

2|Durch diesen Torbogen erreicht man den Stiftsbezirk ...

3|... wo sich unmittelbar die beiden Türme der Kathedrale auftun. Auch wenn man droht, sich den Hals zu verrenken, wenn man die Stufen nach oben steigend den Blick noch weiter hebt - es lohnt sich. Über mir erhebt sich das mächtige Karlstor, das letzte erhaltene Tor aus der Stadtmauer, die St.Gallen im Mittelalter umgeben hat. Trotz seiner imposanten Erscheinung war es nicht etwa das Haupttor zur Stadt, sondern vielmehr eine Art Hintertür. Um zu verstehen, warum eine solche notwendig war, muss man einen Blick in die Geschichte der Stadt werfen. Nach der städtischen Reichsunabhängigkeit im 14. Jhd. und noch mehr seit der Reformation war die Geschichte der Stadt geprägt von Konflikten zwischen Abt und Stadtherren. Stadt und Abtei wurden gar durch eine Mauer voneinander ge trennt. Denn die Stadt hatte den neuen Glauben angenommen, das Kloster blieb katholisches Zentrum der Fürstabtei.

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Wenn nun der Abt aus der Stadt zu seinen Gläubigen wollte, musste er stets durch die Stadt, um das Stadttor zu passieren.

Wenn man im Glauben ganz verschiedene Wege geht, kann es durchaus schwer fallen, sich Tür und Tor zu teilen. Nach langem Hin und Her und dem Einsatz eidgenössischer Schlichter wurde es im Jahr 1566 schließlich Abt Otmar Kunz gestattet, ein eigenes Tor in die Stadtmauern zu brechen. Ob der Mailänder Erzbischof Karl Borromäus wohl von diesen Querelen gewusst hat, als er das Tor 1570, kurz nach der Fertigstellung, durchritt? In jedem Fall war er der erste hohe Geistliche, der die Abtei auf diesem Weg besuchte und wurde somit zum Namensgeber des Abtstores.

Ein kunstvolles Relief ziert bis heute die Außenmauer des Karlstors und erzählt von seiner Geschichte und der St.Gallens. Neben dem Wappen des damaligen Papstes ist auch das Wappen des alten deutschen Reiches in den Stein gemeißelt worden. In der Mitte behüten Gallus und Otmar, die Gründer des Klosters, das Wappen der Abtei.

Ich versuche mir vorzustellen, wie huldvoll der Erzbischof bestimmt damals seinen Weg in die Stadt genommen hat. Mir fehlt nun gerade das Pferd, aber trotzdem passiert etwas, wenn man durch das Tor schreitet. Die Straße voller Autos und Stadtlärm und so viel Gegenwart liegt hinter mir, und auf der anderen Seite wartet die Vergangenheit, die Geschichte einer so bedeutsamen Stadt. Durch das Tor hindurch betritt man die Pfalz, umgeben von den heutigen Regierungsgebäuden des Kantons. Und durch einen weiteren Torbogen erreicht man den sagenhaften Stiftsbezirk, der noch heute den Geist der Benediktinermönche verströmt und wo hoch über mir die beiden Türme der Kathedrale aufragen. Welche Türen und Geschichten da wohl auf mich warten? Das Abenteuer „St.Galler Türen und Tore“ geht gerade erst los …

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