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IlloKonstanz – Kunstausstellung im Turm zur Katz SehErlebnisse – Konstanzer Museen
MärchenZeit
Mysteriös, gespenstig und präsent im Alltag: Die Gässchen und Straßen von Konstanz sind voller Geschichten und Anekdoten. Stadtführer Ulrich Büttner erzählt …
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Foto: MTK – Dagmar Schwelle 54 KONSTANZ MAGAZIN
Der Henker von Konstanz
Es war einmal ein Henker, der in ein Haus geschickt wurde, um einen besonders aufdringlichen, laut polternden Geist zu vertreiben. Als furchtloser Mann ging er entschlossen hinein. Viele Gaffer wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen und warteten gespannt vor dem Haus. Längere Zeit passierte aber nichts. Man konnte weder was sehen noch hören. Um das Haus und darin war es mucksmäuschenstill. Enttäuscht gingen manche nach ein paar Minuten weiter. Diejenigen, die blieben, sahen nach etwa 30 Minuten den Henker kreidebleich aus dem Haus wieder herauskommen. Die Neugierigen umrundeten den Mann und fragten nach, was im Haus passiert sei. Doch dieser stieß sie einfach weg und sagte nie ein Wort darüber, was er dort erlebt hatte. Aber immerhin hat vom Poltergeist nie wieder jemand etwas gesehen oder gehört.
Ob dort wirklich so schlimme Geister gefangen waren oder ob ihm etwas Anderes zugestoßen war, ist nicht überliefert. Vermuten kann man Vieles ... Mutige können es selbst herausfinden, denn es handelt sich um ein Haus in der heutigen Wessenbergstraße!
Gut zu wissen: Galgen und Hinrichtungsstätten standen meist außerhalb der Ortschaften. Nur die Enthauptungen fanden direkt auf dem Marktplatz (in Konstanz am Obermarkt) oder vor dem Rathaus statt. Die Rabensteine, wie man die Richtstätten auch nannte, bargen oft viele düstere Legenden.
Da die Henker wegen ihrer grausamen Tätigkeit mit Vampiren, Teufeln und Geistergestalten in Verbindung gebracht wurden, hat man sie auch in verfl uchte Häuser geschickt, um Poltergeister und andere Spukphänomene zu vertreiben. Der Henker genoss trotz des ganzen Schreckens, den er verbreitete, sehr hohes Ansehen und die Strafrituale, einschließlich der Hinrichtung, waren immer ein mit Spannung erwartetes „Spektakel“ für die ganze Bevölkerung.
Facettenreiche Stadtführungen nehmen Gäste und Einheimische ganzjährig mit auf lebendige Zeitreisen durch Konstanz. Einfach Thema aussuchen, mit auf Stadtführung gehen und auf neue Weise in die größte Stadt am Bodensee eintauchen ... Auch der Konstanzer Henker ist dabei!
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Jetzt bestellen, gruseln und Neues erfahren: Ulrich Büttner E-Mail: Ulrich.buettner@googlemail.com Telefon: 0176-51263457
Es waren einmal Rotwelsch-Zinken – heute kaum bekannt. Mit dem Begriff „Rotwelsch“ sind gesellschaftliche Randgruppen wie Landstreicher, Bettler und Diebe gemeint. Das Wort „welsch“ bedeutet im Mittelhochdeutschen „unverständlich“. Auch die Zusammensetzung „Kauderwelsch“ kommt daher. Der Ausdruck „rot“ bezieht sich auf „Bettler“ oder „Dieb“.
Dies lässt vermuten, dass Rotwelsch durch kriminelle Banden benutzt wurde. Eng mit dem Rotwelsch verbunden sind Geheimzeichen, die Zinken genannt werden und bis heute Verwendung fi nden. Auch gezinkte, also gefälschte Karten gehören immer noch zum aktiven Sprachgebrauch.
Mit den Zinken, die vornehmlich an Orten wie Toiletten in Wirtshäusern, an Bahnhöfen oder an Mauern geschrieben wurden, konnten Komplizen angeworben sowie Informationen über geplante Straftaten verbreitet werden.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts tauchten an Häuserwänden der Konstanzer Innenstadt – vor allem in der Rheingasse in der Niederburg – merkwürdige, meist mit Kreide geschriebene Zeichen auf. Eine erhöhte Kriminalität in der Stadt wurde nicht vermerkt. Trotzdem erkannte ein Mitarbeiter des Stadtarchivs, dass es sich um Gaunerzinken handelte, die aus früheren Jahrhunderten übernommen wurden. Woher sie kamen, wusste man nicht. Bis heute hat sich das Rätsel nicht klären können. Ob sie ein Plan für mehrere Einbrüche waren oder einfach ein Scherz, ließ sich nie feststellen.
Mysteriöse Zeichen an der Wand
Foto: MTK – Dagmar Schwelle KONSTANZ MAGAZIN 55