7 minute read

Tafelhalle & cO

Next Article
KuRTi / famIlIen

KuRTi / famIlIen

nüRnbeRgeRsTaaTsTHeaTeR

ausblick auf eine besondere spielzeit

Advertisement

Zeit für Optimismus: die Spielzeit 22/23 am Staatstheater Nürnberg soll, so optimistisch wagt sich intendant JENS-dANiEL hERZOG aus der deckung, eine Spielzeit ohne Ausfälle und Einschränkungen werden. das hatte man zwei Jahre nicht. in diese Spielzeit fallen außerdem 100 Jahre Staatsphilharmonie und 15 Jahre Goyo Montero als Ballettchef. Mit mindestens einem weinenden Auge verabschiedet Nürnberg kommendes Jahr seine Generalmusikdirektorin nach Berlin. herzog: "Joana Mallwitz wird noch einmal zeigen, warum wir ihr nachtrauern werden.“

In Mallwitz letztes Jahr in Nürnberg fällt also die Festwoche zur 100-Jahr-Feier im Herbst, die unter anderem mit der neu gegründeten Jungen Philharmonie begangen wird. Das Nachwuchsorchester spielt Mussorgskis Bilder einer Ausstellung. Im April steht dann das letzte Konzert unter Leitung der Chefidirigentin an: Die vierte Symphonie von Mahler plus verschiedene überraschungen, nämlich die Highlights der vergangenen vier Jahre. Herzog: „Es wird eine Zeit vor und nach Joana Mallwitz in Nürnberg zu schreiben sein.“

Seinen Vertrag verlängert hat hingegen Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger. Die Spielzeit am Theater steht unter der überschrift „Mythos und Musik“. Gloger: „Legenden erschaffen Wirklichkeit und Propaganda. Wir gehen dieser ambivalenten Kraft auf den Grund.“ Zum Beispiel mit Odysseus.live, inszeniert von der Nachwuchsregisseurin des Jahres 2021, Cosmea Spelleken. Oder gar mit den Nibelungen, einem Mammutprojekt, das die funktionierende und zunehmende Verzahnung

der Nürnberger Sparten unter Beweis stellen soll. Im Mai feiert dann ein neuer Text über eine vergessene Nürnberger Band Premiere, entdeckt und recherchiert vom Hausautor Philipp Löhle: Orbit – Geschichte einer Band. „Eine kuriose und berührende Geschichte über diesen hidden champion aus Nürnberg“, so Gloger, der zudem neun weitere Uraufführungen und frische Texte und dabei einen Schwerpunkt auf Autorinnen ankündigt. Auch im Theaterensemble sind Abschiede zu verkraften. Michael Hochstrasser verabschiedet sich zum Ende der Spielzeit in die Rente, für zwei junge Kolleg*innen funktioniert Nürnberg als Sprungbrett: Pauline Kästner wechselt ans Düsseldorfer Schauspielhaus, Maxmilian Pulst hat in dem Sinne nun alles erreicht, er geht ans Wiener Burgtheater. Don Karlos zur Spielzeiteröffnung ist die letzte Chance, ihn in Nürnberg live zu sehen.

Goyo Montero kann sich darauf verlassen, in dieser Spielzeit entsprechend gewürdigt und auf sämtliche Podeste gehoben zu werden. Seine Engagement hier sei, so Herzog, eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Der Choreograf kündigt für 22/23 unter anderem die von ihm inszenierten und seit Jahren vorbereiteten Goldberg Variationen nach Johann Sebastian Bach: „Ein Wendepunkt in unserer Arbeit.“

Jens-Daniel Herzog, nicht nur Intendant des ganzen Hauses, sondern eben auch Leiter der Staatsoper, hat sich, wie er sagt, einen Mount Everest der Oper vorgenommen: Frau ohne Schatten von Richard Strauss, Text Hugo von Hoffmansthal. Eine Uraufführung bekommt das Opernpublikum im November mit Turing, der Geschichte des Mathematikers, Pioniers, Erfinders der Enigma Alan Turing, der für seine Homosexualität verfolgt und in den Suizid getrieben wurde. Martin Platz singt die Rolle, die nicht-singend zuletzt Benedict Cumberbatch verkörperte. Naturgemäß eng ist die Verzahnung der Sparten zwischen Oper und Philharmonie. Es freue ihn also besonders, sagt der Chef, die beste Oper überhaupt, Rossini nämlich, in den Händen von Joana Mallwitz zu wissen.

UND SONST SO? Corona hat dem Staatstheater freilich zugesetzt. Der Betrieb läuft auf 100 Prozent, rein durften bisweilen nur 25 Prozent der Besucher. Heute ist die Zurückhaltung des Publikums bei manchen Produktionen noch immer spürbar. Die vorgestellte Spielzeit sei aber durchfinanziert, sagt Herzog: „Wenn wir voll durchspielen können. Wir planen eine voll ausgelastete Spielzeit.“ Das sei auch wichtig, um Menschen nicht zu verlieren. „Was das Publikum mag, ist Verlässlichkeit“, sagt Geschäftsführer Christian Ruppert. „Dass es im Herbst wieder eine Maskenpflicht geben wird, ist absehbar. Die Idee, das Kulturleben wieder auszuschalten, kommt bei uns aber nicht vor. Das können und wollen wir uns nicht mehr vorstellen.“

sTaaTsTheaTeRnüRnbeRg. Richard-Wagner-Platz, 2-10, Nbg. www.staatstheater-nuernberg.de

nüRnbeRgeRsympHonikeR

meisterwerke open air

Sommer für die Symphoniker heißt traditionell: Umzug in den lauschigen, licht- und luftdurchfluteten Serenadenhof, wo die Symphonien und Stücke nur vom sanften Rauschen der Bäume und dem inspirierten Zirpen der Vöglein gestört werden. Eine schöne Zeit, eine gute Zeit, um sich einen Abend mit klassischer Musik zu gönnen.

Zum Auftakt des Musiksommers im Serenadenhof steht ein Abend für die Liebe im Programm: Chansons d'Amour (18.06. + 19.06.) mit Solistin ADRIENNE HAAN, einer international gefragten Chanteuse. Bei Liedern von Jacques Brel oder Charles Aznavour wird uns zumindest ganz flauschig ums Herz. Haben wir gebraucht.

Zur 5. und 6. Serenade (29.06. + 30.06.) wird mit MARTIJN DENDVIEL der Gewinner des Deutschen Dirigentenpreises 2021 im Serenadenhof vorm Orchester stehen. Motto des Abends: Symphonische Leckerbissen – Meisterwerke zum Genießen. Heißt: Romantisches von Smetana, Mozart und Dvorák.

Die Stars von Morgen dürfen im Serenadensommer traditionellerweise ebenfalls auf die Open-Air-Bühne. Die 10. Serenade (12.07.) gehört dem hervorragenden Orchester der Nürnberger Hochschule für Musik. Die Studierenden spielen Anton Bruckners 7. Symphonie sowie die Musical Pilgrimage des in der Ukraine geborenen Gegenwartskomponisten Alexey Shor.

Eine bemerkenswerte Solistin kommt für Eine musikalische Reise (11.07. + 12.07.) nach Nürnberg. Die Wiener Trompeterin SELINA OTT erhielt im vergangenen Jahr den Opus Klassik, nur eine von vielen Auszeichnungen in ihrer Vitrine. Die Reise dirigiert die ebenfalls preisgekrönte Dirigentin LUCIE LEGUAy. Wir hören unter anderem Edvard Grieg und Peter Tschaikowsky.

Zusammen mit der Jazz-Sängerin LyAMBIKO beleuchten die Symphoniker deutsche und amerikanische Komponisten der 30er- bis 50er-Jahre, die in Kriegs- und Krisenzeiten dennoch einen kreativen Austausch pflegten: Berlin – New York. Aufbruch in die Freiheit (26.06. + 27.06.), unter anderem mit Songs der Comedian Harmonists und Hildegard Knef.

Zum Abschluss des Musiksommers im Serenadenhof kommen wieder die Filmfans, die auch Musikfans sind, auf ihre Kosten: Die Karibik flucht (26.07. + 27.07.) lässt Melodien erklingen, die wir alle kennen, weil sie uns eben z.B. in die Karibik oder an die Seite von Indiana Jones versetzen. Die ganze, wunderbare Welt der Filmmusik!

nüRnbeRgeRsymphOnIKeR - musiksommer im serenadenhof 18. Juni bis 27. Juli. Neu: Online-Buchung mit Festplatzbuchung. 10 % Rabatt auf alle Online-Tickets. Programm + Tickets: www.nuernbergersymphoniker.de

lUX THeaTeR

die befristeten

Wie wäre es, wenn man immer wüsste, wie lange man noch zu leben hat? In der Zukunftsvision von Elias Canettis Die Befristeten gibt den Menschen die ablaufende Zeit ihre Namen: Fünfzig heißt der eine, Dreiundzwanzig die andere. Da kann man sich wenigstens drauf einstellen und frei von Furcht und Ungewissheit sein Leben einrichten. Tatsächlich entpuppt sich diese Ordnung im Laufe des Dramas als wahre Tyrannei des Todes, die ganz andere, neue Hirarchien begründet: Wer alt wird, genießt Privilegien, wer früh stirbt, ist auch vorher schon arm dran. Bis ein Zweifler eine Entdeckung macht, die das System ins Wanken bringt. Das Theaterteam der Lux-Kirche beschäftigt sich mit einem außergewöhnlichen und dystopischen Stoff. Termine: Donnerstag, 23.06. und Samstag, 25.06., 19.30 Uhr.

LUx-ThEATERTEAM Junge Kirche Nürnberg. www.lux-jungekirche.de

TafelHalle

geheimnsvolle nudelwelt. und mehr.

der Sommer in der Tafelhalle steht im Zeichen des Tanzes. Tanzen und performen sollen alle, Jugend, Alter und Beeinträchtigungen sind kein hindernis. im Gegenteil: in der Vielfalt liegt die Kraft!

andRea HinTeRmaieR: der versuch

FR 17., SA 18., SO. 19., dO 30.06. + FR 01.07. Immer wieder neue Brennpunkte, immer wieder neue Aufreger: Corona, Russland, Tempolimit: Die Gesellschaft, sagt man immer so schön, spaltet sich, es herrscht Streit. Auch das Thema Sexismus und Gender kocht immer wieder besonders heiß auf. Die Schauspielerin Andrea Hintermaier sucht mit dieser Produktion nicht nach weiteren Argumenten, sondern nach Lösungen und Veränderung. Eingeladen teilzunehmen, sind wir alle, Ausgang: offen.

neUdeggeR&kenneR&jokisCH:

lieder unseres lebens dO 23.06. + FR 24.06. Drei Theatermacher*innen, Manuela Neudegger, Jakob Jokisch und Florian Kenner setzen sich mit der Welt und ihren Mustern auseinander: Muster im Gehirn, im Verhalten und in der Musik. Heraus kommt ein kurioser Abend, der sich mit viel Musik auf die Suche nach Wahrheit und Realität macht.

jUgendTanzensemble: society SA 25.06.

We live in a society! Ja, gell, da kann man wenig gegen machen. Aber, und dafür interessiert sich das kulturpreisprämierte Jugendtanzensemble, wie finden wir einen Weg zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, um dennoch zu einem Individuum heranzureifen? Der gemeinsame Arbeitsprozess an diesem Tanztheaterstück begann mit den individuellen Wünschen der Ensemblemitglieder: Wohin sollte sich die Gesellschaft entwickeln? Was sollte der, die Einzelne dafür tun? Die daraus entstandenden Anregungen dienen als Grundlage des Stücks.

manUela neUdeggeR:

berührt euch SA 25.06. + SO 26.06. Also, wenn ein Mann und eine Frau sich ganz arg lieb haben, dann kaufen sie sich ein Bett und suchen schöne Bettwäsche aus und dann legen die sich da rein und, äh ... Also, das mit der Aufklärung ist schon schwierig, selbst für uns. In diesem Stück von Manuela Neudegger, geeignet ab 14 Jahren, nähern sich eine Schauspielerin, eine Tänzerin, eine Performerin und ein Musiker diesem Komplex an. Was nicht gesagt werden darf, kann nämlich getanzt oder gar gesungen werden. Das macht es leichter, witziger und weniger verkrampft.

Co>labs:

kaboom, rette sich wer kann SA 09.07.

Wer kennt es nicht: Man wacht morgens auf und befindet sich plötzlich in einer geheimnisvollen Nudelwelt. So geht es den zwei Protagonisten in dieser Performance, die die Nudeln ordentlich aufmischen – und es damit zu weit treiben. Die scheinbar leblose Materie beginnt sich zu wehren. co>labs machen performativ auf den Umgang mit endlichen Ressourcen aufmerksam. Ein Stück für Kids ab dritter Klasse.

eveRybody: wir sind da FR 29.07.

EveryBody heißt die neue Kompagnie der Choreografin Susanna Curtis, und der Name ist programmatisch zu verstehen: Jeder Körper tanzt, auch solche mit Behinderung. EveryBody ist ein mixed able Ensemble, das Menschen mit einer Begeisterung für Bewegung aktiv und passiv einbindet. Nach der Phase des Kennenlernens wird jetzt auf die Bühne gebracht.

Tafelhalle Äußere Sulzbacherstr. 26, Nbg. www.tafelhalle.de

This article is from: