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das experiment schöpfung ist gescheitert

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DiE NibELUNgEN, iNSZENiERT vON ARMiN PETRAS. biLD: KONRAD FERSTERER

ADELiNE SChEbESCh ALS iMELDA MARCOS iN "iCh biN wiE ihR, iCh LiEbE äPFEL". biLD: KONRAD FERSTERER.

große Freude, weil große Ehre: Seit 25 Jahren leistet Adeline Schebesch "hervorragende verdienste um den Freistaat bayern und das bayerische volk” – findet die Bayerische staatsregierung und verlieh der Schauspielerin des Nürnberger Staatstheaters im Oktober den bayerischen verdienstorden.

Diese Auszeichnung ist nicht wie manch andere, denn sie ist sehr selten. Nur 2.000 lebende Personen dürfen den Bayerischen Verdienstorden tragen. Er symbolisiert den herausragenden Einsatz und das außerordentliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat für das Gemeinwesen. Es "wurden Plätze frei", und so kamen 75 neue Träger*innen in diesem Jahr hinzu. So auch eben Adeline Schebesch, die seit 1997 am Staatstheater arbeitet und unter anderem als Johanna in Schillers Die Jungfrau von Orleans oder als Beatrice in Shakespeares Viel Lärm um Nichts auf der Bühne stand. Im Dezember könnt ihr sie in Heinrich von Kleists Amphitryon, in Elfriede Jelineks Wolken.Heim / Rechnitz (Der Würgeengel) / Das schweigende Mädchen, in Theresia Walsers Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel und William Shakespeares Was ihr wollt bewundern. Da sollte ja wohl für jeden und jede was dabei sein!

Premiere ohne Adeline feiert am 3. Dezember Alice im Wunderland. In einer Uraufführung. Hä, denkt ihr, das kennt man doch schon, voll der Klassiker und so. Ja-ha, aber: Das Staatstheater interpretiert Lewis Carolls irrsinnige Reise in den Kaninchenbau als musikalisches Schauspiel mit eigens am Haus komponierter Musik von Kostia Rapoport und Vera Mohrs. Vor dieser neuen Soundkulisse begegnet Alice den altbekannten Verrückten, namentlich der Hutmacher, die Grinsekatze, die Herzkönigin. Allesamt weniger niedlich, als dann doch gruselig. Die Inszenierung von Johanna Wehner saugt das Publikum zusammen mit Alice in einen traumhaften Schlund, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ab 3. Dezember lebt außerdem eine liebgewonnene Tradition wieder auf. Es ist ja auch die Jahreszeit der liebgewonnenen Traditionen. Das Staatstheater lädt an jedem Adventswochenende ins Foyer, wo wechselnde Mitglieder des Ensembles Besinnliches, Erheiterndes und Berührendes vorlesen. Und wer nicht schön vorliest, und zwar laut und deutlich, der kriegt auch hinterher keine Plätzchen!

Bereits seit November, aber bis in den Sommer 23, läuft der deutsche Koloss von einem Mythos: Armin Petras, ehemals Intendant am MaximGorki in Berlin, inszeniert Hebbels Version von Die Nibelungen. Ihr wisst schon: Siegfried der Drachentöter erobert Brunhild, will aber Kriemhild und Hagen tötet Siegfried und Kriemhild sinnt auf Rache und so weiter. Entfesselte Aggressionen, Rachsucht, Machtgier, Zerstörungswut und die ewig schwierige Frage nach dem deutschen Nationalepos. Theaterherz, was willst du mehr?! Disclaimer: Die Nürberger Petras-Inszenierung ist freilich, zum Glück, eine mit Gegenwartsfilter.

Ausblick in 2023: Am 20. Januar gibt es die nächste Uraufführung in den Kammerspielen. Gaia rettet die Welt von der Gegenwartsautorin Nele Stuhler in der Regie von Branko Janack, der in den vergangenen Jahren unter anderem am Deutschen Theater Berlin inszeniert hat. Gaia, das ist die Mutter Erde selbst, die sich, wer könnte es ihr verdenken, fragt: Können wir das alles vielleicht nochmal von vorne anfangen? Sie hat die Leute erschaffen, dann aber das Interesse verloren und lieber mit Zeus, Mythos und Prometheus am Pool gechillt. In der Zwischenzeit haben sich die Leute quasi unkontrolliert vermehrt und alles kaputtgemacht. Die müssen weg, so viel ist klar. Ein Stück, das die drängende Frage aufwirft: Ist das Experiment Schöpfung eigentlich gescheitert?

sTaaTsTheaTeRnüRnbeRg www.staatstheater-nuernberg.de

bALLADEN. FOTO: JIM ALBRIGHT

gosTneR hofTheaTeR

Das Theater Ansbach kommt am 21. und 22. Dezember ins Gostner und bringt: Balladen. Geliebt. Gefürchtet. Sprachliche Minidramen also, die mit den Mitteln des Schattentheaters zum Leben erweckt werden. Der programmatische Bogen reicht von Goethe über Brecht bis Nick Cave. Am 12. Januar feiert dann das Stück How To Date A Feminist der britischen Dramatikern Samantha Ellis Premiere an Gohos feinster Bühne. Johanna Steinhauser und Matthias Eberle spielen Kate und den Hardliner-Feministen Steve, in den sie sich verliebt. Eine schlagfertige Komödie über Beziehungsmuster, gegenwartstaugliche Beziehungen und die Frage, ob man Männer überhaupt Feministen sein können.

gOsTneRhOfTheaTeR www.gostner.de

SALZ+PFEFFER: JEKYLL+hYDE. FOTO: BERNY MEYER

salz+pfeffeR

Wiederaufnahme eines ewig faszinierenden Stoffs im Theater Salz+Pfeffer: Dr. Jekyll, Arzt in London, ist ein getriebener, gestresster Typo, auf der Suche nach einem Weg, seines wahres Ich zu offenbaren. Seine Lösung ist eine Zusatzidentität für die Nacht, Mr Hyde. Doch der entpuppt sich als brutal und kriminell – und will auch tagsüber mitmischen. Die Produktion in Regie von Birga Ipsen wurde im Lockdown für ein digitales und auf diesen Wegen partizipierendes Publikum konzipiert. über Leben und Tod entscheiden Like oder Dislike. Das funktioniert natürlich auch im Theaterraum, klar. Jekyll+Hyde: Face Me ist zu sehen am 29., 30., und 31. Dezember. Im Januar, ab 13.01., verwandelt Mahlzeit! den Theaterraum in einen Ort der kulinarischen Genüsse. Werner Treiber lässt brutzeln und inszeniert Geschichten aus der Kulturgeschichte des Essens.

TheaTeRsalz+pfeffeR www.salzundpfeffer-theater.de

ANDREA hiNTERMAiER: DER AbbRUCh. FOTO: SEbASTiAN AUThENRiETh

Tafelhalle

Die auch international gefragte und an der Tafelhalle bekannte Autorin, Regisseurin, Schauspielerin Andrea Hintermaier nimmt sich ab Dezember eines gesellschaftlich-moralischen Komplexes an: In Der Abbruch erzählt sie von einer jungen Frau, die nach ihrer ersten Geburt gerade wieder im Beruf angekommen ist. Sie hat keinen weiteren Kinderwunsch – aber sie ist schwanger. Die Begeisterung ihres Mannes kann Lena nicht teilen, denn sie hatte sich ihre Zukunft anders vorgestellt. Um eine Lösung zu finden, sucht das Paar Hilfe bei einer Paartherapeutin. Der Abbruch, 12., 16. und 17. Dezember, wagt sich nicht nur ans Thema Schwangerschaftsabbruch, sondern beschäftigt sich auch mit Sexismus und Gewalt. Das Stück beinhaltet partizipative Elemente, auch das Publikum soll eine Haltung zu den Fragen entwickeln, mit denen sich das Paar auseinandersetzen muss. Die Regisseurin sucht vor dieser Folie nach einer neuen Vision von Heilung.

Tafelhalle www.tafelhalle.de

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