DIE WELT ENTDECKEN | 7
Die Welt entdecken „Warum ist die Banane krumm?“ „Papi, warum regnet es?“ Johannes schaut durch das Fenster den großen Tropfen zu, die vom Himmel fallen. „Weil dicke Wolken am Himmel sind“, erklärt ihm sein Vater Marco. „Warum sind dicke Wolken da?“ „Weil die Sonne nicht scheint.“ „Warum scheint die Sonne nicht, Papi?“, beharrt Johannes. „Weil es regnet, Schatz.“ „Und warum regnet es?“ Marco verdreht leicht die Augen: „So geht das den ganzen Tag! Es ist nett und lustig, aber manchmal habe ich gar nicht mehr Zeit, an die Sachen zu denken, die ich eigentlich erledigen müsste …“ Mit solchen Frage- und Antwortspielen wird Ihr Kind Sie nun zunehmend geistig auf Trab halten: Auch diese neue Fähigkeit wird ausgiebig wiederholt und geübt. Das wird für Sie manchmal vielleicht anstrengend sein. Doch freuen Sie sich über die Neugierde Ihres Kindes: Kaum eine andere Entwicklungsphase zeigt so anschaulich, wie wissbegierig Kinder von Natur aus sind und mit welcher Unermüdlichkeit sie lernen, wenn diese Begeisterung unterstützt wird. Vom Reden und Erzählen zum Fragen zu kommen, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt: Wer Fragen stellen kann, begreift Zusammenhänge. Kinder wollen wissen, was hinter den Dingen steckt. Und natürlich verfolgen die kleinen, unermüdlichen Fragestellerinnen und Fragesteller noch ein weiteres Ziel: Sie halten mit Worten Kontakt zur Welt und möchten erreichen, dass ihre Eltern sich mit ihnen und ihrer Gedankenwelt beschäftigen. Daher ist für sie nicht die „richtige“ oder gar wissenschaftlich genaue Antwort entscheidend, sondern als Gesprächspartner und Gesprächspartnerin ernst genommen zu werden. Dabei sind einfache Antworten sinnvoller als komplizierte Erklärungen. „Der Strom kommt aus der Steckdose“ befriedigt das Kind zurzeit als Antwort mehr, als wenn Sie ihm eine ausführliche Erklärung geben. Sie können Ihr Kind auch fragen, was es selbst dazu meint: „Ja, warum ist das denn so? Was meinst du denn?“ Manchmal
können die Antworten ganz schön verblüffend sein! Es erfordert sehr viel Geduld, immer im Gespräch zu bleiben, besonders wenn das Kind x-mal die gleiche Frage stellt. Diese Wiederholungen sind für das Kind aber sinnvoll. Zum einen lernt es daraus, sein Wissen zu speichern, zum anderen, dass die Antworten nicht beliebig sind. Sie werden merken, wie gut Ihr Kind zuhört, wenn Sie etwas anderes antworten als beim vorherigen Mal oder auch nur anders formulieren. Sofort wird es Sie darauf aufmerksam machen oder protestieren. Wenn das Frage- und Antwortspiel für Sie manchmal zu anstrengend wird, können Sie natürlich auch einmal auf eine Erholungspause bestehen. Schön ist es für Ihr Kind, wenn Sie mit ihm gemeinsam eine Lösung suchen, vielleicht mithilfe eines Lexikons.