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3. Erstellung und Ajourierung: der Weg zum Radmobilitätsplan

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3.1. Was ist ein Fahrradmobilitätsplan?

Ein Fahrradmobilitätsplan oder auch Radverkehrsplan ist ein Planungs- und Strategiedokument. Er dient als Grundlage für die weitere Entwicklung der Radmobilität. In Südtirol ist dieser Plan bis 2030 gültig. Er wird regelmäßig ajouriert und somit aktuell gehalten. Der Plan ist kein normatives Dokument, das technische Mindeststandards für die Infrastruktur vorgibt, sondern definiert die politischen, strategischen und organisatorischen Ziele.

3.2. Erstellungsprozess

Der Bereich Green Mobility in der STA übernahm die Gesamtkoordination, lieferte inhaltlichen Input und verfasste diverse Kapitel. Expertise und Beteiligung sollten bei der Erstellung des Fahrradmobilitätsplans gleichermaßen Berücksichtigung finden. In der Inputphase wurde darauf geachtet, sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch viele unterschiedliche Stakeholder einzubinden.

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3.2.1. Gesamtprozess Über 30 bunt gemischte Stakeholder – vom Landesbeirat für Schülerinnen und Schüler über die FIAB und ausgeloste Bürgerinnen und Bürger bis hin zum Bauernbund, der Freien Universität Bozen, dem Wirtschaftsring oder der Handelskammer – nahmen an drei Workshops und am Feedbackprozess teil. Hier galt es insbesondere, Anregungen zu Hürden und Anreizen für den Fahrradgebrauch einzuholen sowie den Blick für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Radmobilität zu schärfen.

Als Grundlage dienten sowohl die Cycling Strategy (Frühjahr 2020), die das renommierte dänische Architekturbüro Gehl erstellt hatte, als auch eine große Bürgerumfrage (Mai 2020) mit über 11.000 Teilnehmenden. In Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur Helios und der Forschungseinrichtung apollis ließen sich fünf Nutzertypen identifizieren, die in den Workshops zu Personas ausdifferenziert wurden. Sie stehen stellvertretend für die Südtiroler Gesellschaft.

Externe Dienstleister unterstützten die Erstellung der Kapitel „4. Kommunikation, Radkultur & Beteiligung“, „5. Infrastruktur und Intermodalität“ und „7. Richtlinien und Gesetze“. Für die beiden letzten Kapitel gab es Workshops mit Fachexpertinnen und Fachexperten, in welchen die Erstversionen der Kapitel diskutiert wurden. Gemeinsam mit den externen Dienstleistern und der Abteilung Mobilität definierte man das Zielsystem und erarbeitete die notwendigen Maßnahmen.

60 Bei den großen Stakeholdertreffen waren folgende Institutionen/Personen eingeladen: Gemeindenverband, Bozen als größte Gemeinde, Meran, Schulamt, Landesbeirat für Schülerinnen und Schüler, Landesbeirat für Eltern, HDS, LVH, UVS, HGV, Bauernbund, Plattform Land, Südtiroler Wirtschaftsring, IDM, Generaldirektion Land, Uni Bozen, Städtenetzwerk, Eurac, Abteilung Mobilität, Abteilung Raumordnung, Sprecher für Radangelegenheiten der BZG, Stadtpolizei, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, ACI, FIAB, Ingenieurkammer, Architektenkammer, Ökoinstitut, apollis, kyklos, Handelskammer und mehrere Bürgerinnen und Bürger. Letztere wurden unter den Teilnehmenden der STAUmfrage „Zukunft Mobilität Südtirol“ ausgelost und nahmen an allen Treffen als aktive und gleichberechtigte Partnerinnen und Partner teil.

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Im März 2021 erhielten sämtliche Gemeinden Südtirols die Einladung, sich an der Gemeindenkonsultation zu beteiligen. Ziel war es, radrelevante Informationen über die jeweilige Gemeinde einzuholen und spezifische Maßnahmen zu diskutieren, um deren Sinnhaftigkeit zu erheben. Als wichtige Wünsche erwiesen sich die fachliche Beratung und Begleitung durch eine zentrale Stelle bei der Erstellung von Radkonzepten sowie ein landesweites Informationsportal.

Im Sommer 2021 wurden den Bezirksgemeinschaften in Grundzügen der Fahrradmobilitätsplan, die neue Fahrradorganisation auf Landesebene und das Bewertungssystem für neue Radwegeprojekte vorgestellt. Letzteres war bereits vorab mit Technikerinnen und Technikern der Bezirksgemeinschaften abgestimmt worden. Im Herbst erhielten alle Bezirksgemeinschaften und sämtliche RFE-Gemeinden den RFE-Entwurf ihrer Gemeinde für ein Feedback; in 15 Terminen wurden die Entwürfe mit der jeweiligen RFE diskutiert.

Spezifische Inhalte wurden noch vor oder in der Erstellungsphase des Mobilitätsplans mit den zuständigen Landesämtern abgeklärt – so etwa die Fahrradmitnahme mit dem Amt für Personennahverkehr, die Finanzierung mit dem Amt für Gemeindenfinanzierung oder Rechtliches mit dem Amt für Landesplanung.

Nach Abstimmung mit dem Landesrat für Infrastruktur und Mobilität konnten sämtliche Gemeinden, alle Bezirksgemeinschaft und alle Stakeholder über einen Monat lang Rückmeldungen zu den finalen Dokumententwürfen geben. Ein Gutachten vom Rat der Gemeinden wurde eingeholt.

3.3. Ajourierung

Kaum ein anderes Verkehrsthema ist derzeit so im Aufschwung und Wandel begriffen wie die Radmobilität. Auch organisatorisch stehen Änderungen in Südtirol bevor. Daher gilt es, den Fahrradmobilitätsplan aktuell zu halten und die Maßnahmen entsprechend anzupassen. Überdies ist jede Region/Provinz verpflichtet, in Intervallen von drei Jahren den aktuellen Stand der Radmobilität ans Ministerium für Infrastruktur in Rom zu übermitteln. (Art. 5, Gesetz vom 11. Jänner 2018, nr. 2: Disposizioni per lo sviluppo della mobilità in bicicletta).

In Kooperation mit Green Mobility aktualisiert das zuständige Amt den Plan 2025 und dann wieder 2028. Bei der Ajourierung liegt ein besonderes Augenmerk auf der Organisation, dem Budget und den Maßnahmen.

3.3.1. Dialogforum mit allen Interessierten: die Bevölkerung einbinden, mit der Wirtschaft in Austausch sein Zusätzlich zu den Steuerungsgruppen (s. Kapitel 6.3.) wird es mit jeder Ajourierungsphase des Plans ein Dialogforum für alle Interessierten geben. Dadurch soll eine breite Einbindung garantiert und auch nichtinstitutionellen Stakeholdern und Interessierten Mitsprache und Austausch ermöglicht werden.

Das Forum findet in einer Form statt, die Inputs, Verbesserungsvorschlägen und Feedback bestmöglich Platz gibt. Ziel ist es, über den Wissenstransfers hinaus Themenschwerpunkte für den zukünftigen Fahrradmobilitätsplan 2.0 zu erarbeiten.

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