z.B. Nr. 1/2022

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FREUNDSCHAFT

Männer.Frauen. Freund*innenschaft. Was wäre das Leben ohne Freund*innen? Freund*innenschaft ist eine der wichtigsten sozialen Beziehungsformen und ein zentrales Thema unserer Gegenwart. Sie hat so viele Gesichter wie es Menschen gibt. Alle von uns haben ein ganz persönliches Konzept von Freund*innenschaft. Obgleich Freund*innenschaften stark individuell geprägt sind, gibt es einige Aspekte, die alle echten Freund*innenschaften gemeinsam haben: die freiwillige Wahl und Gestaltung, ihr Fortbestand sowie die Gegenseitigkeit. Im Gegensatz zu Verwandtschaft und Kollegium, werden richtige Freund*innen uns nicht vorgegeben, vielmehr haben wir die Freiheit selbst zu entscheiden, wer unsere Freund*in ist und wer nicht. Sie ist eine Form von Liebe, darauf verweist das lateinische Wort amicus für Freund, das von amare kommt und lieben heißt. Dennoch wird die sexuelle Komponente aus einer freund*innenschaftlichen Beziehung ausgeschlossen. Für viele von uns stellt Freund*innenschaft eine Art Zuhause dar, in dem wir uns von der Identitätssuche der ständig wechselnden Lebenswelten ausruhen können. Sie spielt für die kognitive, soziale und moralische Entwicklung eine wichtige Rolle und stellt eine wesentliche Sozialisationsinstanz dar. Freund*innenschaft kann uns empowern und helfen, mit den Verhältnissen auszukommen. Aber auch sie bleibt von gesellschaftlichen Strukturen nicht unberührt.

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zum Beispiel Nr. 1/2022

Entstehung und Veränderung der Freundschaft Erste Freund*innenschaften entstehen im Alter von drei bis fünf Jahren und haben für eine lange Zeit eine sehr hohe Relevanz. Nach dem 4-Stufenmodell des Freundschaftskonzepts nach Selman (vgl. Valentin 2020) wird auf Stufe Null Freundschaft als momentane Begegnung von Spielkamerad*innen angesehen. Dem Kind gelingt es noch nicht, sich aus seiner egozentrischen Perspektive zu lösen, und es vermag nicht zwischen geistig-seelischen und körperlichen Merkmalen und Qualitäten einer Person zu unterscheiden. In der Stufe 1 wird die Beziehung als einseitige Unterstützung gesehen. Das Kind versteht, dass die eigene Perspektive und die Perspektive des anderen als unabhängig, d.h. differenziert, gesehen werden kann. Die/der Freund*in ist hier, um sich meinen eigenen Wünschen, Handlungszielen und Vorstellungen zu fügen. Im Schulalter (Stufe 2) erkennen die Kinder wechselseitige Beziehung zwischen zwei individuellen Perspektiven. Als wichtig für die Freundschaft wird nun die Koordinierung der Interessen, Bedürfnisse und Wünsche angesehen. Die 3. Stufe des Freund*innenschaftskonzepts ist durch ein intimes, wechselseitiges Sich-Mitteilen gekennzeichnet. Freund*innenschaft wird nun als eine stabile Beziehung gesehen, die auch Stürme übersteht. Sie kann als Zusam-


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