3 minute read
Eine sanfte Antwort auf ein übermächtiges Gebrüll
Flüchtige Polyphonie einsamer Solisten
Mit Stand-Alones zeigt Liquid Loft eine Weiterentwicklung ihres Foreign Tongues-Projektes und spielt mit Einsamkeit und vergänglicher Gemeinschaft mitten in der Stadt.
Sie nutzen die Architektur der Stadt als ihre Bühne, sind ihr eigenes Soundsystem und drücken ihre künstlerische Persona durch ihren Klang und ihren Körper aus: Die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Liquid Loft setzen in ihrer Performance Stand-Alones die Grundidee der Produktion Foreign Tongues weiter fort, mit der sie 2018 bei La Strada vertreten waren. „Damals haben wir eine Methode entwickelt, Aufnahmen von Slangs, Dialekten und Mundarten in Körpersprache und Bewegungssequenzen zu übersetzen“, erklärt Chris Haring, Choreograph und Künstlerischer Leiter von Liquid Loft. Wobei die Tänzerinnen und Tänzer mit kleinen Bluetooth-Speakern ausgestattet wurden und entsprechend den Sound zu ihrer Performance immer bei sich trugen. „Für die StandAlones haben wir jetzt die gleiche Methode angewendet“, so Haring, „nur dass es diesmal um Materialsounds und verfremdete Geräusche geht, die einen Bezug zur Architektur der Stadt und den artifiziellen Personae haben, die im Grazer Stadtbild auf die Menschen treffen.“
Liquid Loft Stand-Alones (polyphony)
AT
2. Satz
Liquid Loft AT Stand-Alones (polyphony) Ihre Sicherheit ist uns wichtig! Aus diesem Grund geben wir Ihnen folgenden Orientierungsrahmen, in welchem Sie die künstlerische Interaktion entdecken können. Zusammenfinden und zerstreuen Jede einzelne dieser acht Figuren hat ihre eigene tänzerische Interpretation, die auf einer eigenständigen Musik-, Sprach- oder Soundkomposition beruht. Zu ganz besonderen Momenten finden sich dann alle Solisten zu einer Polyphonie in der Stadt zusammen – um sich sogleich wieder zu zerstreuen, wenn die Menschenansammlung um sie herum zu dicht wird. „Bei Stand-Alones geht es viel um das Missverstanden werden, um das Alleinsein, bei dem man trotzdem in eine Menschenmasse integriert ist“, erklärt der Choreograph. Das Hauptthema ist dabei die Distanz, „also eigentlich ein Dis-Tanz“, wie er lachend hinzufügt.
Rund um das Kunsthaus: 24.7. / 18:00 bis 21:00 Uhr Rund um den Jakominiplatz: 25.7. / 18:00 bis 21:00 Uhr Innenstadt: 26.7. / im Rahmen der Wanderung (siehe S. 17) zwischen 18:00 und 22:00 Uhr
Dreidimensional und in Bewegung
Mit der Human Music Machine for Graz hat Christian Muthspiel ein Konzept entwickelt, das seinem ORJAZZTRA im Arkadenhof eine Mischung aus Konzert, Choreographie und Klanginstallation ermöglicht.
Jazzorchester sind eher nicht für den großen öffentlichen Raum gemacht – und Christian Muthspiels ORJAZZTRA schon gar nicht. „Wir nennen uns bewusst Jazz-Orchester und nicht Big Band, weil wir eben keine Big Band-Musik machen“, erklärt der Musiker, der sich mit dem 18-köpfigen ORJAZZTRA vor einem knappen Jahr einen langjährigen Traum erfüllte. Der mit großem Lob bedacht wurde und zu einer Reihe von Konzerten führte – bis heuer im Frühjahr alles zu einem jähen Halt kam. „Bis das La StradaTeam mit der Idee zu mir kam, dann das zu machen, was man unter diesen Umständen machen darf‘“, erinnert sich der Musiker an den Beginn der Human Music Machine for Graz.
Und machen darf man alles, was genügend Abstand zwischen den Protagonisten untereinander und dem Publikum lässt – eine Situation, die sich gar nicht so leicht schaffen lässt, wenn alle Musikerinnen und Musiker eines Orchesters freie Sicht auf den Dirigenten haben müssen. Ein Problem, das Muthspiel mit einem Kunstgriff gelöst hat: Für La Strada 2020 hat er eine Partitur entwickelt, nach der die sechs Saxophone, drei Trompeten, zwei Posaunen, die Tuba und beiden Bässe und Schlagzeuge nicht nach Takten, sondern nach Sekunden gespielt werden. Was es den Musikerinnen und Musikern – mit Ausnahme der Bassisten und Schlagzeuger, versteht sich – möglich macht, sich mit einer Stoppuhr frei im Raum zu bewegen. Und das sogar dreidimensional, wenn es sich bei diesem Raum um die Arkadengänge im Grazer Landhaushof handelt. „Dieser Raum ist eine wunderbare Bühne, ein fantastischer Naturraum, fast schon wie die Felsenreitschule“, schwärmt Muthspiel. „Und je nachdem, wo man sich gerade im Publikum befindet, wird man das Stück in dieser Mischung aus Konzert und Klanginstallation immer wieder neu erleben.“
AT
2. Satz
Christian Muthspiel AT & ORJAZZTRA VIENNA Human Music Machine for Graz Landhaushof: 25.7. (UA) / 9:30, 10:30, 18:30, 19:30 Uhr 27.7. / 18:30 & 19:30 Uhr Innenstadt: 26.7. / im Rahmen der Wanderung (siehe S. 17) / zwischen 18:00 und 22:00 Uhr Grazer Oberstadt: 27.7. / zwischen 9:00 und 11:00 Uhr Tickets für die Vorstellungen im Landhaushof im Vorverkauf sichern!