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Quellenrecherche
Q u e ll e n
Aus Thermalquellen dringt warmes Grundwasser an die Erdoberfläche, angeheizt durch vulkanische Aktivität oder die Zirkulation von Grundwasser in großer Tiefe. Sie dienen als Erholungsbäder, werden aber auch als Energielieferant genutzt: In Reykjavík etwa versorgen sie die ganze Stadt mit Warmwasser. Was übrig bleibt, beheizt Straßen und Gehwege, um sie eisfrei zu halten.
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Aus ihnen sprudelt es nur so heraus — in tausenden Metern Tiefe, aus Rohren und in der Wüste. Eine kleine Reise zur Quelle.
Text LINUS GOERICKE, DAVID SCHELP & JULIA UCSNAY*
Heiße Quellen gelten als äußerst unwirtlicher Lebensraum. Im Yellowstone-Nationalpark tummeln sich in 140 Grad Celsius heißem Quellwasser dennoch Mikroorganismen, die Thermophile. Ihr Geheimnis sind sogenannte Extremozyme: Enzyme, die auch bei brütendster Hitze ihre Arbeit tun und den Bakterien so das Überleben
sichern.
Manche Quellen sind menschgemacht. Der Gillbach etwa »entspringt« einem Kühlwasserrohr des Braunkohlekraftwerks Niederaußem bei Köln. Das tropisch warme Wasser bietet selbst im Winter beste Bedingungen für exotische Arten: südamerikanische Guppys, afrikanische Buntbarsche und andere Aquarienfische, die in den vergangenen 50 Jahren in die Freiheit entlassen wurden.
Hydrothermale Quellen entspringen tausende Meter unter der Wasseroberfläche. Schwarze und Weiße Raucher
heißen sie, und ihr Wasser strömt bis zu 464 Grad heiß in die kalte Tiefsee. Am Rande der Schlote haben sich
Lebensgemeinschaften angesiedelt, die sich von chemosynthetischen Bakterien ernähren — die ihrerseits hochgiftige Schwefelverbindungen vertilgen.
Oft weiß man nicht genau, wo ein Fluss entspringt. Schwierig wird es vor allem, wenn sich viele kleine Fließgewässer zu einem großen verbinden. Ein prominentes Beispiel: die Donau. Seit Jahrzehnten wird um ihren Ursprung gestritten. Gleich zwei Städte, Donaueschingen und Furtwangen, beanspruchen für sich, der »wahre« Quellort der Donau zu sein.
In Quellen hausen die wildesten Kreaturen. Das Devils Hole im US-Bundesstaat Nevada etwa beherbergt den seltensten Fisch der Erde: 187 Teufelskärpflinge leben in dem Kalksteinbecken — und nur hier. Ein weiterer
Kandidat ist das australische Rotflossen-Blauauge. Es lebt in einem nur wenige Zentimeter tiefen Tümpel im australischen Outback. Umgeben von Wüste.
* Bei der Recherche hat uns das Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei unterstützt.