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5. 2018
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D 7,50 € A 8,50 € L 8,70 € I 8,80 € CHF 13,20
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L E I C A F O T O G R A F I E I N T E R N AT I O N A L
Charlie Cordero
Elliott Erwitt Víctor M. Pérez Ekaterina Sevrouk Török & Pap
An exploration on Trust By Jess Bonham and Anna Lomax
wetransfer.com
Lfi 5. 2018
p o rt f o l i o l i g h t b ox
F / s to p
102 | Lfi . Galerie
8 4 | M 1 0 Zag ato
Über 23 000 Fotografen präsentieren in der LFI-Galerie mehr als 300 000 Bilder. Dieses Mal: Sommersprossen und Momente des Glücks am und im Wasser
Edles Alu-Gehäuse mit feinen Details: Leica hat das erste M10-Sondermodell, die „Edition Zagato“ vorgestellt – ein echtes Objekt der Begierde
P h oto
88 | Leica C-Lux Seit vier Jahren wieder eine neue Kamera von Leica aus dem Kompaktsegment: die C-Lux (Typ 1546) – Lifestyle auf der technischen Höhe der Zeit
112 | Bücher
Vera Török und Robert Pap: aus der Serie In the Shadow of the Thaw
92 | Leica CL Anspruchsvoll und praktisch zugleich: die Leica CL. Ein Erfahrungsbericht über eine Reise mit der jüngsten APS-CKamera aus Wetzlar 9 8 | L e i c a- U h r e n Eine Frage der Zeit: Mit der Präsentation der hochwertigen Leica-Uhren hat sich ein über sechs Jahre währender Entwicklungsprozess vollendet
114 | Leica Galerien
Elliott Erwitt 6 | Leica Klassiker
„Hunde sind die freundlicheren Models“, pflegt er zu scherzen. Zum 90. Geburstag des legendären, fein sinnigen und humorvollen Magnum-Fotografen
Charlie Cordero 2 8 | S a n ta C r u z d e l I s l o t e
Ein kolumbianisches Eiland, kaum größer als zwei Fußballfelder: auf der Spur des Lebensgefühls der weltweit am dichtesten besiedelten Insel
Török & Pap 4 2 | I n t h e S h a d o w o f t h e T h aw Futuristisch anmutendes Design und edle Leichtigkeit – die M10 „Edition Zagato“
Neue Publikationen von Per L-B Nilsson, Max Pinckers, Pamela Littky, Stanley Kubrick und Jacqueline Hassink
Auf Grönland werden die Folgen des Klimawandels deutlich sichtbar. Schwarzweißbilder, die für sich selbst sprechen, dokumentieren eine Welt im Umbruch
Víctor M. Pérez 5 6 | A n yo n e , a n y t i m e , A n yw h e r e
Vom Leben in Städten: In der Langzeitserie des spanischen Fotografen erscheint Alltägliches surreal und Vertrautes magisch
Die Edward-Quinn-Ausstellung in der Leica Galerie Salzburg und der Überblick über das Programm der Leica Galerien weltweit, u. a. mit Ellen von Unwerth und Jason Peterson 1 1 6 | A u s s t e ll u n g e n Jeff Wall, Mannheim; die Sammlung Between Art & Fashion von Carla Sozzani, Berlin; Peter Gowland, Köln; Matt Stuart, Schleswig 1 1 8 | I n t e rv i e w Kuratorin aus Leidenschaft: Olfa Feki, Gründerin der Plattform #Kerkennah01, engagiert sich für die tunesische Fotografie 122 | mein Bild Jesse Marlow sah nur noch Verletzte, Verbände und Krücken – da entschloss er sich, noch ein letztes Foto für sein Langzeitprojekt aufzunehmen 1 2 2 | i mp r e s s u m
Ekaterina Sevrouk 6 8 | l a s t PA r a d i s e
Florale Dekorationen erwecken ausgestopfte Tiere wieder zum Leben. Eine üppige Hommage, eine barocke Inszenierung
Cover: Charlie Cordero, aus seiner Serie Santa Cruz del Islote (2017)
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L FI - M a g a z i n
t h e l at e s t i s s u u N e u e r O n l i n e -V e r t r i e b s k a n a l f ü r L FI - M a g a z i n e
Ab sofort sind die digitalen Versionen der LFI, der LOBA-Ausgaben sowie der M und S Magazine auch über den Online-Vertrieb issuu.com zu erwerben. Die Plattform bietet neue Möglichkeiten für den Online-Vertrieb und stellt eine Ergänzung der LFI-App dar. Denn erstmals können Sie die digitale LFI nicht nur auf einem iPad oder Tablet, sondern auch auf einem Smartphone oder Computer lesen. Die Sammlung umfasst derzeit die aktuellen, englischen LFI-Ausgaben. Sie wird fortlaufend um ältere Ausgaben ergänzt. Die Preise entsprechen dabei den Preisen in der LFI-App, wobei issuu.com derzeit keine Vergünstigungen für LFI-Abonnenten ermöglicht. Sie können issuu.com mit einer von drei kostenlosen Leseproben ausprobieren: der LFI 1/2017, dem M Magazin No. 3 oder dem S Magazin No. 6. Einfach anmelden oder die issuu-App für Android oder iOS herunterladen. Weitere Informationen finden Sie unter: issuu.com/leica-fotografie-international
Contributor
„Ich bin so lange dabei, dass die meisten Redakteure glauben, ich sei schon tot“, hat Erwitt einmal gesagt. Nun wird er 90 und die LFI gratuliert mit einem Portfolio. Erwitts Lieblingsbilder sind die, die ihm selbst am meisten Freude bereiten. Das erklärt die Hundebilder im Portfolio, denn „Hunde sind überall, man muss sich nur nach ihnen umsehen. Außerdem sind sie freundlich, stellen keine Fragen und wollen keine Abzüge. Sie haben nichts dagegen, wenn man in ihre Privatsphäre dringt.“ 4 |
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Charlie Cordero Diese Geschichte lag fast vor seiner Haustür: Während andere Fotojournalisten einmal um Welt reisen, um Menschen am Rande der modernen Zivilisation zu dokumentieren, musste der kolumbianische Fotograf Charlie Cordero nur drei Stunden mit dem Boot fahren. Für sein Fotoprojekt auf der Insel Santa Cruz del Islote ging er eine intensive Beziehung mit den Bewohnern ein – und verlor sein Herz an dieses paradiesische Fleckchen Erde, auf dem die Uhren noch etwas anders ticken.
tö r ö k & Pa p
Auf Grönland hätten Vera Török und Robert Pap beinahe ihre gesamte Ausrüstung an den Atlantik verloren: „Wir hatten die Möglichkeit, mit Einheimischen zum Fischen zu fahren. Das Boot war wirklich alt. In der Mitte des Fjords kippte es plötzlich um und stand fast senkrecht. Um Haaresbreite wären wir mit allen Kameras und Objektiven, Filmen und Speicherkarten ins Wasser gefallen.“ Soweit kam es dann zum Glück aber doch nicht – und daher gibt es ab Seite 42 ihre Grönlandserie zu sehen.
Fotos: © Rene Burri/Magnum Photos/Agentur Focus; © Federico Rios Escobar; © Gravitatephotos
E l l i ot t E rw i t t
LEICA. LEICA. DASDAS WESENTLICHE. WESENTLICHE.
LEICA CL So kompakt und diskret, dass sie in jede Hand passt. Und in jedes Herz. cl.leica-camera.com
Er ist eine Legende, sein Humor ist unvergleichlich. Ob Menschen oder Hunde, Prominente oder weniger Bekannte: Elliott Erwitt erzählt einfache, aber universelle Geschichten. Seine Motive sind direkt und humorvoll, empfindsam und pointiert. Zu seinem 90. Geburtstag zeigen wir eine Auswahl seiner Lieblingsbilder.
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„Die Leute zum Lachen zu bringen, ist eine der größten Leistungen. Die allergrößte ist es aber, wenn es einem – wie Charlie Chaplin – gelingt, jemanden abwechselnd zum Lachen und Weinen zu bringen. Nicht dass ich es darauf anlegte, aber ich weiß, dass es das höchste Ziel ist.“ Ausführlich und oft hat Elliott Erwitt über seine Arbeit und seine Intentionen in zahllosen Büchern, die er veröffentlicht hat, berichtet. Seine Bildbände sind immer opulent und haben meist lakonische Titel, wie Fotografien oder Unseen, Personal Best, Hunde oder auch Kolor oder gar besonders schwergewichtig XXL. Diese Titel entsprechen auch seiner unprätentiösen Haltung gegenüber der eigenen Arbeit. Der Fotograf ist ein brillanter Geschichtenerzähler und stapelt gerne etwas tief, wenn er über sein Werk Auskunft geben soll. Glaubt man den Ausführungen des Fotografen, so ist alles ganz einfach: „Man muss nur über die bescheidene Fähigkeit verfügen, Ordnung in ein Motiv zu bringen, ein Bild zu gestalten oder Stimmungen zu erkennen und wiederzugeben. Gelegentlich kommt man dabei auch zu einem Bild, das etwas aussagt. Das genügt schon. Natürlich schadet es auch nichts, wenn man im richtigen Augenblick am richtigen Ort ist.“ Das ist ihm zweifellos tausendfach gelungen. Erwitt hat einen unverwechselbaren Blick auf die Welt. „Ich meine es sehr ernst damit, nicht ernst zu sein“, lautet ein viel zitiertes Credo seiner Arbeit. Ohne Zweifel haben Erwitts Bilder diese besondere tiefgründige Leichtigkeit. Er hat es immer wieder geschafft, die Welt und die Dinge von einem ungewöhnlichen Standpunkt aus zu betrachten. Selbst wenn der humorvolle Blick im Vordergrund steht, erkennt man immer eine perfekte ästhetische Struktur in den Motiven. Dabei wirken sie nie konstruiert, sondern ganz beiläufig aufgenommen. Seine Fotografien treffen den Betrachter auf eine emotionale
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Weise, lenken aber meist auf weitergehende, tiefgreifende weltanschauliche Überlegungen. Das alles in einem einzigen Moment, in einem Bild zusammenzutragen, ist vielleicht das Geheimnis seiner Aufnahmen. Im besten Sinne sind sie geistreich. Und das betrifft nicht nur die Porträts seiner Zeitgenossen, sondern vor allem immer wieder auch die vierbeinigen Begleiter. Ganz sicher ist Erwitt längst der begnadetste Hundefotograf unserer Zeit. Dass er es auch hier schafft, die ganze Aufmerksamkeit der Caniden durch ein knappes Bellen (Seite 10) oder seine längst legendäre Hupe, die er stets bei sich zu tragen pflegt, zu erhalten, ist oft beschrieben worden. So scheint er denn wirklich einen besonderen Sinn nicht nur für die Fotogenität von Hunden zu haben, sondern vor allem auch für die besonderen Momente der absurden Kommunikation mit deren menschlichen Begleitern. Das Motiv der Bulldogge (Seite 19) ist ein Musterbeispiel für die „visuellen Widersprüchlichkeiten, von denen ein Fotograf träumt“, so Erwitt. An diese Aufnahme kann er sich gut erinnern: „Von meinem Studio, gleich um die Ecke auf der Upper West Side in Manhattan, war ich mit meinem Freund Hiroji Kubota zu einem Spaziergang aufgebrochen und hatte keine Kamera dabei. Ich sah die Szene und fragte ihn, ob ich mir seine Kamera ausleihen dürfte. Netterweise überließ er mir seine Leica, und ich verschoss den ganzen Film, der drin war.“ Beim letzten Bild auf der Rolle sind alle kompositorischen und konzeptionellen Elemente am richtigen Platz, und die Absurdität des Bildes wird durch den zweiten Hund noch gesteigert, der links im Bild exakt die gleiche Pose einnimmt wie die surreale Herr-und-Hund-Montage. Der Kontaktbogen lässt die Geduld erkennen, mit der Erwitt sich methodisch einem Bild annähert, bis alle Elemente so wirkungsvoll wie irgend möglich aufeinander abgestimmt sind. Er bemerkt dazu nur ganz knapp: „Viele Bilder führen zu dem einen guten.“ Erwitt muss in seiner langen Karriere Hunderttausende Fotos →
Seite 7: New York City 1975 Seite 8: USA 1962 Seite 9: Birmingham 1991 Seite 10/11: Paris 1989 Seite 12: East Hampton, New York 1983 Seite 13: Im Prado, Madrid 1995 Seite 14/15: Am Film-Set von John Hustons The Misfits. Mit Marilyn Monroe, Clark Gable, Montgomery Clift und Eli Wallach, Reno, Nevada 1960 Seite 16 / 1 7: Halbinsel Valdés, Argentinien 2001 Seite 18: Macy’s Thanksgiving Day Parade, New York City 1988 Seite 19: New York City 2000 Seite 20/21: Colorado 1955 Seite 22/23: Wyoming 1954 Seite 25: Brighton 1956 Seite 26: Huntville, Alabama 1974
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Fotos: © Elliott Erwitt/Magnum Photos /Agentur Focus
E LLIOTT E RWITT geb. am 26. Juli 1928 als Elio Romano Ervitz in Paris; Kindheit in Mailand bis die Familie 1938 wieder nach Paris zog; 1939 Emigration in die USA, erst New York; 1941 Los Angeles. Hier entdeckte er die Fotografie; er studierte am Los Angeles City College; während des 2. Weltkriegs Arbeit in einem Fotolabor. 1948 zog Erwitt nach New York, lernte dort u. a. Robert Capa und Edward Steichen kennen und begann als professioneller Fotograf zu arbeiten. 1951 Militärdienst, fotografierte auch während der Stationierung in Deutschland und Frankreich. 1953 Mitglied der Agentur Magnum, mehrfach war er Präsident (1966–1969, 1974 und 1980). Ab 1970 auch Filme und Arbeiten für das Fernsehen. In vierter Ehe mit der deutschen Filmemacherin und Schriftstellerin Pia Frankenberg verheiratet. Erwitt lebt in New York.
mag nu m photo s.co m Bü c he r : (Auswahl) ELLIOTT ERWITT’S KOLOR (teNeues, Kempen 2013); DOGS (teNeues 2012); PERSONAL EXPOSURES (Schirmer/Mosel, München 2012); UNSEEN (teNeues 2007); PERSONAL BEST (teNeues 2006); SNAPS (Phaidon, London 2001); FOTOGRAFIEN (RG Verlag, Lausanne 1988)
gemacht haben. Sieben Jahrzehnte umfasst mittlerweile seine lange Karriere. Und noch immer gibt es Entdeckungen und Erweiterungen in seinem Werk. Davon berichten die vielen Ausstellungen und Bildbände der letzten Jahre. Vor 90 Jahren wurde er als Kind russischer Juden in Paris geboren und wuchs in Mailand auf; mit den Eltern emigrierte er 1939 in die USA. Erwitt ist der Inbegriff eines Weltbürgers, der mit der Fotografie seine Sprache fand, die Welt nicht nur zu verstehen, sondern sie mit seiner ganz besonderen Sicht auch zu dokumentieren. Seinen Weg zur Fotografie fand er schon früh, ermöglichte das Medium ihm doch die größtmögliche Freiheit. Bereits mit 14 Jahren entdeckte er in Hollywood das Medium für sich, als er nach der Schule in einem Labor jobbte. Bald schon ergänzte eine Leica die Rolleiflex. Nach dem Ende des Armeedienstes nahm seine Karriere dann rasante Fahrt auf – nicht zuletzt durch seine Aufnahme in die Agentur Magnum. In den folgenden Jahren fotografierte er so ziemlich alles und überall in der Welt. Schauspieler, Politiker, Prominente ebenso wie Straßen, Landschaften, Stadträume. Denn neben den kommerziellen Aufträgen fand er immer genügend Zeit, seine ganz eigenen Motive zu finden, dabei sollten Aufnahmen von Kindern, Hunden und Paaren wiederkehrende Themen bleiben. Regelmäßig durchstreifte Erwitt Museen oder beobachtete seine Mitmenschen an Stränden – spannende Erkenntnisse boten nicht zuletzt seine Aufnahmen aus verschiedenen Nudistencamps. Die hier gelebte und gezeigte Nacktheit steht dabei auch in enger Beziehung zum Interesse des Fotografen für das Verhältnis der Geschlechter. Immer wieder schuf er erhellende kleine psychologische Fallstudien (siehe Seite 13). Erwitt stellt die Menschen nie bloß, er macht sie nicht lächerlich, er diskriminiert nicht; er beobachtet und akzentuiert, durchgängig in einem freundlichen, amüsierten und amüsierenden Ton. Oft sind es alltägliche Situationen, die er überraschend festhält und
dabei das Banale besonders komisch wirken lässt. Man sollte das Werk von Elliott Erwitt aber nicht als leichtgewichtig oder gar trivial unterschätzen. Wenn er in seinen Auftragsreportagen das politische Geschehen der Zeit dokumentierte, so hob ihn auch hier sein augenzwinkernder Humor von den meisten seiner Kollegen ab. Dass er ein politisch denkender und engagiert handelnder Zeitgenosse ist, belegen nicht nur die zahlreichen ikonenhaften Fotografien von Richard Nixon mit Nikita Chruschtschow über John F. Kennedy bis zu Che Guevara und Fidel Castro: Auch die scheinbar alltäglichen Momentaufnahmen sagen sehr viel über die sozialen Verhältnisse vor allem in der US-amerikanischen Gesellschaft aus. Vor über 20 Jahren hat Erwitt mit Auftragsarbeiten abgeschlossen, doch zur Ruhe hat er sich natürlich nicht gesetzt, denn umso mehr rückte nun die Präsentation und Aufarbeitung seines Werks, insbesondere der freien Arbeiten, in den Fokus. Dabei hat er nie unterschieden, in welchem Kontext die Fotografien entstanden, er beschreibt sich stets als „professionellen Fotografen“ und gleichzeitig als leidenschaftlichen „Amateurfotografen“. Dabei geht es ihm immer darum, „auf das, was man sieht, zu reagieren. Möglichst ohne Vorurteil. Man kann überall Bilder finden. Die Sache ist, sie zu bemerken und dann zu gestalten. Man muss sich nur um seine Umgebung kümmern und dabei ein Anliegen an die Menschheit und die menschliche Komödie haben.“ So lapidar diese Aussage auch erscheinen mag, es bedarf immer des fotografischen Blicks, der mit Geist, Klarheit und Charme die unvergesslichen Momente festhält. Dass dabei das Archiv des Fotografen unerschöpflich erscheint und noch immer neue Entdeckungen zu finden sind, lässt erfreulicherweise auch für die nächsten Jahre auf weitere wunderbare Bilderzählungen hoffen. Chapeau zum Neunzigsten! ulrich rüter
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Bunt, klein und voller Menschen: Der Platz auf der Insel Santa Cruz del Islote vor Kolumbiens Karibikküste ist so knapp, dass es weder Krankenhäuser noch immer ausreichend Wasser gibt. Trotzdem strahlen die Bewohner eine ganz eigene Energie aus. Dem Lebensgefühl auf Santa Cruz ging Fotograf Charlie Cordero auf die Spur.
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Unten: Die Bewohner haben im Lauf der Generationen ihren eigenen, farbenfrohen Stil entwickelt. Oben: So viel Platz wie auf diesem improvisierten FuĂ&#x;ballfeld gibt es sonst nirgends auf Santa Cruz del Islote lFI
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Haus an Haus: Bis zu 1000 Menschen leben auf der Insel, die kaum größer als zwei Fußballfelder ist. Ihre Bevölkerungsdichte übertrifft die von Städten wie Hongkong oder Mumbai um ein Vielfaches lFI
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Auf Santa Cruz del Islote muss niemand die Türen verschließen – jeder kennt jeden. Die Abwesenheit von Polizei tut der gesellschaftlichen Stabilität keinen Abbruch. Konflikte werden unmittelbar und friedlich gelöst lFI
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Es hat etwas gedauert, bis Cordero das Vertrauen der Bewohner gewinnen konnte. Nach und nach haben sich ständige Diskussionen in gemeinsames Lachen verwandelt
C HA r l i e C o r d e r o Der 1990 in Kolumbien geborene Fotograf hat in Madrid einen Master in Redaktioneller Fotografie und Fotojournalismus erworben. Seine Aufnahmen bewegen sich stets auf dem schmalen Grat zwischen deskriptiv und künstlerisch und erzählen von Menschenrechten, Geschlechterrollen, Landnutzung und schöpfen aus dem kollektivem Gedächtnis.
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Rund 20 Kilometer entfernt von der kolumbianischen Karibikküste liegt die kleine Insel Santa Cruz del Islote. Die Häuser sind farbenfroh, die Bewohner freundlich, das Leben auf den Straßen pulsiert. Zunächst scheint sich diese Gemeinde mit ihrem karibischen Flair nicht groß von anderen Orten in diesen Breitengraden zu unterscheiden. Doch das täuscht: Santa Cruz del Islote ist die am dichtesten besiedelte Insel der Welt. Vor rund 150 Jahren wurde das winzige Fleckchen Erde erstmals von Fischern aus Barú und Cartagena angesteuert, um sich vor Unwettern zu schützen und Erholung zu suchen. Die reichhaltigen Fischbestände sprachen sich schnell herum, sodass die Ersten sich dort niederließen und Häuser bauten. Die Jahre vergingen, die Bestände blieben üppig und nachfolgende Generationen wuchsen heran, sodass immer mehr Häuser gebaut wurden. Gegenwärtig wohnen rund 540 Menschen permanent auf dem Eiland, das kaum größer als zwei Fußballfelder ist. An Wochenenden und Feiertagen, wenn alle Familien beieinander sind, können es auch 1000 sein. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von etwa 100 000 Menschen pro km2. Damit ist Santa Cruz del Islote viel dichter besiedelt als Hongkong oder Mumbai. Alle 45 Familien, die in knapp 100 Gebäuden Wand an Wand zusammenleben, kennen einander. Der kolumbianische Fotograf Charlie Cordero hat sich im Laufe der Zeit mit den Bewohnern angefreundet. Obwohl er ein Landsmann ist, war es für ihn zunächst alles andere als leicht, das Vertrauen dieser eingeschworenen Gemeinschaft zu gewinnen. „Kurz nach meiner Ankunft wurde ich auf Schritt und Tritt gefragt, wer ich sei und was ich mache“, erzählt Cordero. Doch er blieb geduldig und erklärte sein Vorhaben. Mit der Zeit wurde der Dialog herzlicher und auch die Arbeit mit einer diskreten Kamera wie der Leica Q passte,
denn „an einem Ort, an dem ich so wenig wie möglich als Eindringling wahrgenommen werden möchte, ist die Unauffälligkeit des Equipments entscheidend“, meint Cordero. Santa Cruz del Islote ist ein Fest für Fotografen: Alle paar Meter wechseln sich die bunten Fassaden der Häuser ab, deren Bewohner nicht minder lebhaft sind. Sie haben eigene Kleidungs-, Frisur- und Lebensstile entwickelt, die sich in Farbe, Form und Freude schon von Weitem zu erkennen geben. Doch hinter den farben-frohen Fassaden herrscht nicht immer eitel Sonnenschein: Die Gewinnung von Wasser und Elektrizität war lange Zeit ein gravierendes Problem, mit dem die Bewohner noch heute zu kämpfen haben. Schiffe der kolumbianischen Streitkräfte brachten noch bis vor Kurzem frisches Wasser auf die Insel. Gegenwärtig müssen die Bewohner Wasser der benachbarten Hotels kaufen – oder auf Regen warten. Jeder Einzelne respektiert jedoch die Regeln des sparsamen Wasser- und Stromverbrauchs. Das schweißt zusammen und stärkt den Zusammenhalt. Kinder und Jugendliche stellen über die Hälfte der Inselbevölkerung. Es gibt eine Schule, für andere öffentliche Einrichtungen ist jedoch einfach kein Platz vorhanden: Die improvisierte Krankenstation wird ihrem Namen kaum gerecht und Polizei gibt es gar nicht. Sie wird auch nicht benötigt, denn da sich die Menschen alle kennen, gibt es praktisch keine Kriminalität. Die Bewohner wissen um den Status der Insel als Tropenidyll und haben gelernt, Kapital daraus zu schöpfen. Seit einiger Zeit haben sie den Tourismus als neue Einkommensquelle kennen und schätzen gelernt. Mittlerweile wurde sogar ein Touristenbüro eröffnet, dessen selbsternannte Fremdenführer Reisende mit Grundkenntnissen in Englisch empfangen. Der Verkauf von Kunsthandwerk und Fischspezialitäten sowie Einnahmen aus dem improvisierten Aquarium, in dem man für wenig Geld mit Ammenhaien schwimmen kann, hilft den Menschen, ihre schwierigen Lebensumstände zu meistern.
Der Plan scheint aufzugehen: Unter den Touristen spricht sich die Insel mehr und mehr herum. Während ein Teil der Bevölkerung sich mit findigen Ideen über Wasser hält, ist der andere von Sehnsucht getrieben: Seitdem das Dorf Zugang zum Internet hat, erfahren die Heranwachsenden, was sich außerhalb ihrer Realität abspielt. Die junge Generation hat Wünsche, Sehnsüchte und Sorgen, an die ihre Eltern und Großeltern nicht einmal im Traum gedacht hätten. Die Jugend ist hungrig geworden. Es zieht sie weg von der Insel – ohne jedoch zu vergessen, woher sie ursprünglich kommen. Im Laufe seines Aufenthalts hat Cordero die Insel mit ihrer friedlichen Atmosphäre, dem kristallklaren Wasser und den lebensbejahenden Einwohnern lieben gelernt. Selbst nach seinem Fotoprojekt kann er sich nur schwer von diesem Ort trennen und besucht ihn noch immer ab und an. Eines hinterlässt in ihm jedoch einen bitteren Beigeschmack: So paradiesisch der Ort auch ist, so wenig wird er vom Staat beachtet. Dabei könnte man das Leben der Bewohner schon mit wenigen simplen Maßnahmen immens verbessern, etwa durch permanente ärztliche Versorgung oder eine Entsalzungsanlage. Dafür scheint sich jedoch niemand verantwortlich zu fühlen. Aus Protest verweigern sich die Bewohner deshalb politischer Partizipation. Ob sie ausgerechnet auf diese Weise Veränderungen herbeiführen können, ist fraglich. Aber was auch immer die Umstände bringen mögen: Der Zusammenhalt der Bevölkerung von Santa Cruz del Islote wird bestehen bleiben. Und davon kann sich der Rest der Welt eine große Scheibe abschneiden. DANILO RÖssGER
ch arliecorderoph otog rap hy.com LFI-On lin e.DE : cordero-Interview und weitere Bilder aus der Serie Equipment: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 mm Asph
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Török & Pap I n T h e S h a d ow o f t h e T h aw
Die arktische Insel Grönland ist zu über 80 Prozent von Eis bedeckt, an dessen Rändern wenige Menschen ein karges Leben führen. Der Klimawandel wirkt sich auf die größte Insel der Welt aus, wie sehr ist noch nicht absehbar. Die Bilder von Török & Pap zeigen eine Welt im Umbruch.
Immer öfter legen große Kreuzfahrtschiffe in Narsaq an und ein paar Stunden lang bevölkern Touristen den Ort – stets neugierig von den Einheimischen beobachtet
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D ie Sta dt NA r saq l e i de t un te r h oh e r A r b eits lo s i g k e i t. v i ele Ein woh n e r mĂźs s e n s ie ver las s e n, u m a r b e i t zu fin d e n
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Oben: Die in die Felswände bei der Stadt Qaqortoq geritzten Figuren sind Nachbildungen alter Stammesmotive. Grönländische Kunst war immer stark von der Natur inspiriert. Ganz oben: Ein junger Fischer bereitet die Haken vor, die er über Nacht ins Meer hängen wird. Die Langleinenfischerei wird auf Grönland seit Jahrhunderten betrieben. Links: In den meisten Häusern gibt es kein Wasser- und kein Abwassersystem. Daher müssen die Bewohner dieser Quartiere Trinkwasser von der Gemeinschaftspumpe holen
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Am Nationalfeiertag versammelt sich die ganze Gemeinde in einem kleinen Tal in der Mitte von Narsaq und veranstaltet ein groĂ&#x;es Picknick: Es gibt Robben, Fische, Rentiere und Moschusochsen, gemeinsamen Gesang und Spiele
Spielende Kinder auf den Hüttendächern in der Hunter's Bay. Wer ist mutig genug, um zu springen?
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Einige Tage im Jahr kann die Temperatur über 25 Grad erreichen und aufgrund der guten Luftqualität fühlen sich auch kleine Temperatursteigerungen sehr heiß an. Am nahegelegenen See genießen die Jüngsten das erfrischend kalte Nass
Oben: Die unliebsamen Reste der Zivilisation sind auch auf Grönland zu finden. In der Landschaft hinter dieser Müllhalde entdeckten Geologen Uran und seltene Erden. Ganz oben: Einwohnerin Johanna in einem unbeobachteten Moment, als sie mit den Fotografen Kaffee, Kuchen und Familienfotos teilt. Sie lebt allein in ihrem Haus und spricht kein Wort Englisch, war aber sehr gastfreundlich. Rechts: Wenn die Straße zum Spielplatz wird. Die Gemeinde organisierte während der Sommerferien Spiele und Aktivitäten für die Kinder
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die E i s s chm e lz e e r möglich t d e n Zugan g zu B o de n s c hätz e n, d e r e n För d e run g das L e be n in G rö n la n d d rast i s c h v e rän d e r n w ir d
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Die hohe Selbstmordrate ist ein bedeutendes soziales Problem in Grönland. Als mögliche Gründe werden Alkoholismus, Depressionen, Armut und Hoffnungslosigkeit genannt
V e r a T ö r ö k & R o b e r t Pa p Die Fotografen Vera Török und Robert Pap gründeten 2012 das Kollektiv Gravitatephotos. Besonders interessiert die beiden das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Dazu arbeiten sie an mehreren Langzeitprojekten wie Accidentally on Purpose, mit dem sie 2017 zu den Finalisten des Leica Oscar Barnack Preises gehörten, und auch In the Shadow of the Thaw. Sie leben und arbeiten in London.
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Nach Projekten in Norwegen und Island beschlossen Török & Pap, die von der Wildnis und Rauheit des Nordens fasziniert sind, ein Projekt auf Grönland zu fotografieren. Zunächst arbeiteten sie als Freiwillige in einer Rentierstation inmitten von Fjorden, Eisbergen und kleinen Inseln, merkten aber schnell, dass sie so kaum Kontakt zur lokalen Bevölkerung bekamen. Erst als sie ihr Zelt in Narsaq, einer der größeren Orte im Süden Grönlands, aufschlugen und langsam das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung gewannen, begann ihr Projekt Gestalt anzunehmen und die Geschichte erzählte sich wie von selbst. LFI: Was inspiriert Sie dazu, an einem Langzeitprojekt wie der Serie In the Shadow of the Thaw zu arbei‑ ten, das sich über mehrere Monate oder gar Jahre hinziehen kann? Vera Török: Unsere Inspiration kam von der Geschichte, die wir in Grönland gefunden haben. Wir fanden, das es eine wichtige Geschichte ist, die wir nicht in einer Woche fotografieren können. Wenn man sich immer tiefer und tiefer in eine Geschichte gräbt, dabei mit mehr und mehr Menschen spricht und mit ihnen lebt, werden sie sich für dich öffnen. Erst dann bist du nah genug dran, um ihr Leben zu fotografieren. Nach einer Weile spürt man, dass ihre Zukunft für dich genauso wichtig wird wie für sie. Welche Geschichte soll denn In the Shadow of the Thaw erzählen? Robert Pap: Der Klimawandel hat nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch Kultur und Lebensstil enorm. Der Verlust von Lebensräumen und die Überfischung haben das Leben in vielen Städten bereits stark beeinträchtigt und zu Arbeitslosigkeit und drastischen Veränderungen der traditionellen Lebensweise geführt. So auch in Narsaq, wo die Bevölkerungzahl gesunken ist, weil junge Menschen wegziehen und
diejenigen, die bleiben, mit einer unsicheren Zukunft und sozialen Problemen konfrontiert sind. Wir wollten den Wandel im Alltag mit eigenen Augen erleben und dokumentieren. Welche Probleme des Landes haben Sie direkt erlebt? Vera Török: Alkoholismus, Arbeitslosigkeit und Armut sind die großen Probleme, die wir vor Ort beobachtet haben. Aber erst als wir mit den Menschen ins Gespräch kamen, erfuhren wir auch Dinge, die nicht auf den ersten Blick sichtbar waren. Auch wenn das Leben dort nicht einfach ist, haben wir die Grönländer als sehr warmherzig und gastfreundlich kennengelernt. Sie haben eine bemerkenswerte Geschichte und Kultur, die eng mit der Natur verbunden ist. Infolge des Klimawandels, der diese Region so stark betrifft, müssen die Grönländer in Zukunft Kompromisse eingehen, sich geschickt an die Veränderungen anpassen und sie in ihren Lebensstil und in ihre Kultur integrieren. Hatten Sie eine eine politische Bot‑ schaft im Hinterkopf, als Sie für das Projekt fotografiert haben? Vera Török: Wir wollten nur das Leben der Menschen dokumentieren, wie es jetzt ist, ohne jede politische Botschaft. Man kann jedoch nicht ignorieren, dass die Welt nach den mineralischen Rohstoffen dürstet, die bisher verborgen waren, und Unternehmen aus aller Welt um die Abbaurechte konkurrieren werden. Ein Abbau, der die Landschaft und die Heimat dieser Menschen für immer verändern wird. Wann haben Sie sich dazu entschie‑ den, die Bilder in Schwarzweiß zu machen? Hatten Sie vor dem Start ein künstlerisches Konzept? Robert Pap: Wir lieben Schwarzweiß: Es gibt den Bildern eine andere Tiefe und wir wussten von Anfang an, dass wir in Schwarzweiß fotografieren wollten. Schwarzweißfotografie ist für uns so, wie die Haut von einem roten Apfel abzuziehen, man schält die Farben des Bildes ab und kommt dem Objekt
einen Schritt näher. Natürlich mögen wir auch Farben, aber es hängt davon ab, was wir für ein Projekt als besser passend empfinden. Sie arbeiten als kreatives Paar. Wie funktioniert die Arbeitsteilung ge‑ nau? Gibt es da keine Konflikte? Robert Pap: Ja, wir sind ein Paar und wir wissen, dass das keine gewöhnliche Aufstellung ist. Die Hauptsache spielen für uns jedoch immer das Projekt und die Geschichte als Ganzes: Wir konkurrieren nicht miteinander. Fotografie ist unser beider Leidenschaft, sie ist der Sinn unseres Lebens und das macht unsere Verbindung noch stärker. Bei den Projekten fotografieren wir beide gleichzeitig denselben Ort. Wir sind zwei miteinander verschmolzene Elemente mit zwei Kameras, vier Augen, einem Herz und am Ende einem Bild. Sie haben die Serie mit der Leica M6 und M9 aufgenommen. Wie haben Sie sich entschieden, wann welche Kamera zum Einsatz kommt? Vera Török: Ja, wir haben bei diesem Projekt mit einer Leica M6 und einer M9 gearbeitet. Wir haben digital und analog absichtlich kombiniert, um darauf vorbereitet zu sein, falls wir im Zelt oder an abgelegenen Orten keine Lademöglichkeit haben. Die M6 funktioniert ja ohne Batterien. Aber um nicht Hunderte Rollen Film in unserem Rucksack herumzutragen, der schon 25 Kilogramm wog, haben wir auch die M9 mitgenommen. Sie kam vor allem dann zum Einsatz, wenn wir viel fotografieren mussten, die Lichtsituation schlecht war oder wir eine kürzere Verschlusszeit benötigten. interview: Denise klink
gravitateph otos.com LFI-On lin e.DE /Blog: Slideshow mit weiteren Bildern Equipment: Leica M6 und M9 mit Summicron 1:2/35 mm und Elmarit 1:2.8/28 mm Asph
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Víctor M. Pérez A n yo n e , A n y t i me , Anywhere
Víctor M. Pérez erzählt vom Leben und Zusammenleben in den Metropolen der Welt. Das Besondere des Alltäglichen rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung, Individuen erscheinen als Projektionsfläche: vertraute Allgemeinplätze, neu gesehen.
„Ich fotografiere, um präsent zu sein. Ich suche nach Emotionen und Subjektivität.“
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„Ich beurteile nie, was mich unbewusst interessiert. Ich gehe immer dorthin, wo es mich hinzieht, und nehme dann die Bilder auf, die mir attraktiv erscheinen.“
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„Form als Kombination von Licht, Komposition und Farbe ist für mich der wichtigste Teil dessen, was ich unter Fotografie verstehe.“
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„Ich suche absichtlich nach Kompositionen mit Strukturen und Motiven, die ursprüngliche und subjektive Gefühle hervorrufen, solche, bei denen die Farbe des Lichts eine besondere Stimmung erzeugt, die tief in mir nachklingt.“
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„Ich bevorzuge große Schärfe ud Tiefenschärfe, daher tendiere ich zu mittleren und hohen Blendenwerten.“
„Es ist mir sehr wichtig, dass jedes einzelne Bild stark ist und Teil einer größeren Geschichte sein kann, die nicht nur den Moment, sondern auch das Vorher und Nachher hinterfragt.“
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Víctor M. Pérez Geboren 1972 in Madrid. Er ist als Unternehmensberater tätig und reist in dieser Funktion ständig um die Welt, immer in Begleitung seiner Leica. Pérez ist Autodidakt und hat viele Shooting- und Editing-Workshops mit Meisterfotografen rund um den Globus besucht, einschließlich der XXX Edition des Eddie Adams Workshops für Dokumentation und Fotojournalismus in Jeffersonville, New York. Er lässt sich von Malerei, Design, Architektur und Kino inspirieren.
www.v i c to r m pe r ez p h oto.co m LFI -O nl i n e .D E / B log : inTERVIEW mit V. M. Pérez UND WEITERE BILDER Equipment: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 mm Asph
Eine sonnenbeschienene Straßenkreuzung in einer Großstadt, Passanten unterwegs im Schatten, Kinder im Bassin eines Springbrunnens, auf und um den durch die Wassertropfen entstandenen Regenbogen tanzend, ein Besucher eines Aquariums wirft einen genaueren Blick auf ein in einem Becken schwimmendes medusenähnliches Wesen – irgendwie, irgendwo, irgendwann. So lautet auf Englisch schließlich auch der Titel dieser Serie. Vertraut, gleichzeitig aber auch surreal wirken die Szenen, die Víctor M. Pérez mit seiner Leica Q in Städten dieser Welt festgehalten hat. Die Menschen auf den Bildern sind oft nicht zu erkennen, sind im Profil oder von hinten fotografiert oder bleiben gleich ganz im Dunkeln. Es gibt keinen direkten Blickkontakt mit der Kamera oder dem Fotografen. Eine genaue Verortung ist nicht möglich – und auch nicht gewünscht. „Niemand, keine Zeit und kein Ort ist relevant. Das Wichtigste ist unsere kollektive Präsenz in der Welt“, erläutert der Fotograf die ideelle Herangehensweise hinter seiner Serie. Sie ist nach Selbstauskunft seine erste ernstzunehmende Arbeit, die nun international Betrachter findet. Entstanden ist Anyone, Anytime, Anywhere in den letzten vier Jahren, in 20 verschiedenen Ländern und auf vier Kontinenten, aber das soll außen vor bleiben, es ist nicht wichtig. Die Suche nach spezifischen Indizien soll bewusst beschwerlich sein, bis die Vergeblichkeit die Allgemeingültigkeit freigibt. Deshalb ist die Serie auch kein Protokoll der häufigen Reisen von Pérez und auch kein Nebenprodukt seiner Dienstreisen, die er als Unternehmensberater absolviert. Die Motive dokumentieren vielmehr die Reise eines Menschen zu sich selbst, der schrittweise seine Berufung entdeckt. Schon als Kind fotografierte er, in den letzen Jahren nahm er immer wieder an Workshops teil. „Vor genau vier Jahren habe ich entdeckt, dass ich Fotograf bin, als ich das erste Mal mit einem professionellen Fotografen, Maciej Dakowicz, auf die Straße ging.
Ich wusste genau, dass ich Fotograf bin. Ich brauchte noch ein paar Jahre, um zu verstehen, dass das ein grundlegender Teil von mir ist. Es ist keine Wahl, sondern eine Erkenntnis.“ Entsprechend begreift Pérez das Fotografieren trotz seiner Erwerbstätigkeit als Unternehmensberater nicht als Hobby. Er will professionell damit umgehen. „Obwohl es mir viel Spaß macht, nehme ich es sehr ernst, ich beobachte und fotografiere viel und lege auch viel Gewicht hinein.“ Durch die Workshops wurde ihm klar, worum es ihm bei der Ausübung seiner Passion geht: „Mein Thema ist, auf der Straße mit allen anderen präsent zu sein, nah, mit vielen Dingen. Ich fotografiere mit 28-mm-Brennweite. Die Brennweite ist meiner Meinung nach eine subjektive und keine technische Wahl, die vom Zweck oder der Absicht des Fotografen bestimmt wird.“ Starke Farben und das kontrastreiche Spiel mit Licht und Schatten zeichnen Pérez’ Bilder aus, ebenso ineinanderfließende Linien und Achsen, die sich über Fassaden, Figuren, Plätze fortsetzen – scheinbar wie von langer Hand vorbereitet. „Licht hat nicht nur eine eigene Farbe, abhängig von der Jahres- und Tageszeit oder der Quelle, alles für sich ist interessant und schön. Aber was mich wirklich anzieht, ist das, was Licht mit den Farben und der Stimmung in einer Szene macht. Die Art, wie das Gewöhnliche dadurch außergewöhnlich, surreal und emotional aufgeladen wird.“ Anyone, Anytime, Anywhere kreist um Emotionen und Stimmungen, Pérez zelebriert damit seine Teilhabe am Leben. Frei nach Descartes: „Ich fotografiere, also bin ich.“ Pérez fotografiert Allgemeinplätze auf besondere Art, er hat sie gesammelt und wird sie weiter sammeln, auf der weiteren Reise zu sich selbst, mit offenem Ende. Nicht das schlechteste Thema für einen Fotografen. Carla Susanne Erdmann
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Ekaterina Sevrouk L a s t Pa r a d i s e
Wilde Tiere im Heiligenschein: In Anlehnung an Motive der religiösen Kunst im Zeitalter des Barock inszeniert die Berliner Fotografin die letzte Messe für museale Exponate. Ein Farbrausch für den Betrachter und für die Welt ein Verlust.
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In Thomas Manns Roman Der Zauberberg beschreibt der Autor eine Szene, in der der kleine Hans Castorp seinen Großvater beerdigt. Er bewundert darin die pomphafte Aufbewahrung der Leiche, die Blumenpracht, die Palmenwedel und das Kreuz in den Händen des Verstorbenen. Ein feierlich-geistlicher Akt, dem, wie Mann schreibt, aber noch eine weitere Bewandtnis zugrunde liege: den Tod zu beschönigen oder ihn gar in Vergessenheit geraten zu lassen. Letztes Paradies heißt die Serie von Ekaterina Sevrouk. Und für ihre Arbeiten hat die in Berlin lebende Fotografin eben jenes Vergessenmachen in Szene gesetzt. Ein prachtvolles Ensemble aus toten, ausgestopften Tieren vor knallig farbigem Hintergrund, umrahmt von einem Meer aus Blumen. Ein leuchtendes Feuerwerk aus Ästhetik, Anmut und Grazie. Ein gleichsam malerisches Werk, das den Modeschöpfungen namhafter Designer nahekommt: Dior, Yves Saint Laurent, Missoni. Ein Totenkleid für das letzte Paradies. „Ein Tier ist für mich eine Metapher für etwas, das die Leute schön finden“, meint Sevrouk. „Und schöne Bilder zu machen, ist für mich das Allerwichtigste.“ Flamingo, Nerz, Gnu, Tiger, afrikanisches Wildschwein, Zebra, Kakadu. Für ihre Protagonisten hat Sevrouk naturhistorische Museen durchstöbert und dort in einem Zeitraum von zwei Jahren ihre Serie realisiert. Wie eine Innenausstatterin hat sie tagelang in den Lagern der Museen studiogleich ihr Dekor zusammengestellt: Stoffe dienten ihr als Leinwand, von Taxidermisten präparierte Tiere als Modell. Und die Blumen pflückte oder kaufte sie. Bis zu drei Stunden brauchte sie mitunter für ein einziges Arrangement. Oder anders ausgedrückt: echte Liebe bis ins kleinste Detail. Hinter der Schönheit ihrer Bilder aber steckt auch ein trauriger Gedanke. Kulisse und Wirkung. Leben und
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Sterben. Umwelt und Verschmutzung. Natur und Ausrottung. Auf den zweiten Blick sind die Fotografien von Sevrouk eine Kritik an der Zerstörung. An das Aussterben bedrohter Tiere. An dem Umgang mit dem, was uns umgibt. Schon im ersten Teil von Last Paradise vor zwei Jahren schleuste die Fotografin schwer recycelbare Materialien in malerische Landschaften ein, um damit auf das globale Umweltproblem aufmerksam zu machen. Den neuen, zweiten Teil ihres Projekts versteht sie als eine Hommage an die religiöse Kunst. Sie sagt: „Das erste, was mir für diese Serie durch den Kopf ging, waren die Bilder aus der Zeit des Barock. Skurril, morbid und prunkhaft. Rubens und Snyders. Die katholischen Heiligen mit Blumenkranz, Opfer und Götter zugleich. Sie unterscheiden sich aber von meinen Tieren dadurch, dass sie Märtyrer und keine willkürlichen Opfer sind.“ Viele tote Tiere hat Sevrouk in den Lagerhallen der Museen gefunden. Mitbringsel aus fernen Ländern. Jagdtrophäen aus dem 19. Jahrhundert. Geschmuggelte Schätze, beschlagnahmte Geschenke, verendete Zootiere. Mit einer Leica S, Stativ, Dauerlicht und Selbstauslöser hat sie sie fotografiert. Ruhe. Ruhe. Ruhe. Tote bewegen sich nicht mehr. Und dennoch wirken ihre Bilder manchmal so, als wäre da noch ein Hauch Leben, als schaute einem der Leopard aus dem Dschungel direkt in die Augen. Die Frische der Blumen und die Kraft der Farben scheinen sie noch einmal zurück ins Dasein zu retten. „Die Leica S war für meine Arbeit das perfekte Gerät“, sagt Sevrouk. „Feste Brennweite, Luxusobjektiv, Schärfe. Es gab keine bösen Überraschungen.“ Minimal hat sie die Fotografien nachträglich in Photoshop bearbeitet, meist nur die Hintergründe. Giftgrün, leuchtrot, knallgelb. Es sind die Farben des Tierreichs, Gefahrensignale. Früher seien die Tiere stärker als der Mensch gewesen, sie lebten im Überleben, meint Sevrouk. Heute aber stehe man an ihren Gräbern. Und diese habe sie wie ein Symbol für den Tod geschmückt – man will ihn nicht wahrhaben. katja hübner
E k at e r i n a Sev r o u k 1975 in Moskau geboren und ein Kind der Kunst. Ihre Liebe zur Malerei findet immer wieder Ausdruck in ihren fotografischen Arbeiten. Sie studierte an der Neuen Schule für Fotografie Berlin und war 2017 mit der Serie Fremd bin ich eingezogen Finalistin beim Leica Oscar Barnack Award. Die neuen Bilder des Projekts Last Paradise sind bis zum 7. Juli in der Leica Galerie Salzburg zu sehen.
s evrou k.my portfolio.com LFI-On lin e.DE /Blog: One Photo — one story Equipment: Leica S006 mit Summarit-S 1:2.5/70 mm CS
f/ s top – M 1 0 Z a g at o – Le i c a c - l u x – Le i c a C L – Le i c a - u h r e n –
D i e n e u e Le i c a M 1 0 S o n d e r e d i t i o n Zag ato : De r K l as s i k e r i m I ta l i e n i s c h e n De s i g n M i t A lu - M a n t e l
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W i e d e r h o lu n g s tät e r Leica M10 Sonderedition
Sie haben es wieder getan: Nach dem Fernglas Ultravid 8x32 „Edition Zagato“ stellten Leica und die italienische Edelkarosserieschmiede jetzt im Zuge der Eröffnung des LeitzParks III die Leica M10 „Edition Zagato“ vor.
Als Ugo Zagato 1919 in Mailand das Unternehmen Carrozzeria Zagato gründete, stand dahinter die Geschäftsidee, Leichtbauverfahren aus der Produktion von Flugzeugen weiterzuentwickeln und sie auch auf den Automobilbau zu übertragen. Aus der Werkstatt für die Konstruktion und Reparatur von Flugzeugrümpfen und Automobilkarosserien entwickelte sich ein Unternehmen, das im Laufe der Jahrzehnte für so bekannte italienische Marken wie Alfa Romeo, Bugatti, Ferrari oder Maserati, aber auch für Aston Martin, Jaguar oder Rolls Royce, für Nissan, Toyota und MercedesBenz tätig war. Zagato steht für zahlreiche Ikonen des Automobilbaus, seien es Prototypen oder Kleinserien. Allein bei der Mille Miglia 1938 waren 36 Fahrzeuge 84 |
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am Start, deren Karosserien von Zagato gestaltet worden waren. Nach dem Tod des Firmengründers 1968 übernahmen seine Söhne Elio und Gianni die Leitung des Unternehmens. Heute wird es in der dritten Generation von Elios Sohn Andrea und seiner Frau Marella RivoltaZagato geführt. Leica u n d Zagato.
Obwohl die Geschäftsfelder, auf denen die beiden Unternehmen tätig sind, völlig unterschiedlich sind, gibt es doch viele Parallelen, die Leica und Zagato verbinden: Es sind Traditionsbetriebe, deren Produkte auf handwerkliche Qualität, innovative Verfahren und höchstes Designniveau setzen. Beiden Unternehmen ist es so gelungen, ihre Marken ikonisch aufzuladen und, als mittelständische Betriebe,
über erstaunlich lange Zeiträume im Geschäft zu bleiben und ihre Selbstständigkeit zu wahren. So ist es einerseits erstaunlich, dass es erst 2015 zu einer ersten Zusammenarbeit von Leica und Zagato gekommen ist, andererseits sind die Berührungspunkte zwischen dem Bau optischer Instrumente und maßgeschneiderter Automobilkarossen keine, die auf den ersten Blick ins Auge fallen würden. Es war schließlich der Designaspekt, der beide Unternehmen näherbrachte. 2015 übernahm Zagato die Gestaltung einer Sonderedition des UltravidFernglases. Das Ultravid, ursprünglich von Achim Heine designt, der jetzt die neuen Leica-Uhren gestaltet hat (siehe Seite 98), erschien als Sondermodell das Leica Ultravid 8x32
„Edition Zagato“ mit ausgesprochen futuristischer Anmutung: Sein Mantel ist aus dem Zagato-typischen Werkstoff Aluminium gefertigt. Für sich genommen nicht ungewöhnlich, aber in diesem Fall ist das Material nicht unter Lack oder Leder verborgen, sondern bestimmt die äußere Erscheinung: In den Aluminium-Mantel wurden aufwendig Hunderte Rillen gefräst, die dem Ultravid eine einzigartige Haptik verleihen. Auf der Vorderseite sind die Objektive von roteloxierten Ringen eingefasst, die mit dem Schriftzug „Zagato“ versehen sind. →
Beim Summilux des ZagatoM10-Sets wurde, zum ersten Mal bei einem 35-mm-Objektiv von Leica überhaupt, die Gegenlichtblende fest eingebaut
Die Deckkappe, der Bodendeckel und das Gehäuse der Leica M10 „Edition Zagato“ sind komplett aus Aluminium gefertigt, sodass die Kamera im Vergleich zum Serienmodell ca. 70 Gramm leichter ist. Der Gehäusemantel ist wieder mit den typischen Rillen versehen
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Die M 1 0 „Edit ion Zagato “. Auf die Frage, wel-
che Bedeutung Fotografie für sein Unternehmen hat, antwortet Andrea Zagato: „Fotografie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Tatsächlich war eines der wichtigsten Projekte der letzten 20 Jahre die Neugestaltung unserer historischen Foto-Archive, von denen die meisten im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren. Jetzt enthalten sie über 15 000 Aufnahmen von über 400 verschiedenen Modellen. Unter dem sogenannten Sanction Lost Program ist es uns gelungen, verlorene Modelle mithilfe fotometrischer Verfahren zu rekonstruieren – jedes Detail, ausgehend von einer Schwarzweißaufnahme.“ Nun hat Zagato aus Anlass der Eröffnung des LeitzParks III erstmals das De86 |
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sign einer Kamera übernommen und die erste Sonderedition der aktuellen M geschaffen: die Leica M10 „Edition Zagato“. Wie beim Ultravid vor drei Jahren handelt es sich bei der Kamera und dem zum Set gehörenden Summilux-M 1:1.4/35 Asph um Zagatotypische Leichtbauten, deren Äußeres vom Werkstoff Aluminium geprägt ist. Die Deckkappe der Kamera, der Bodendeckel und die Ummantelung des Gehäuses sind komplett aus Aluminium gefertigt, sodass die Kamera im Vergleich zum Serienmodell ca. 70 Gramm leichter ist. Statt einer Belederung ist die Ummantelung wieder mit den schon vom Ultravid bekannten Rillen versehen. Die Gegenlichtblende des 35er-Summilux wurde erstmals bei einem 35-mm-Objektiv von Leica
fest eingebaut. Sie lässt sich mit einem Handgriff herausziehen und arretieren. Um die Handlichkeit zu verbessern, findet sich auf der rechten Gehäuseseite der neu gestaltete „Halbkreis“, der praktisch einen Handgriff darstellt. Dazu Andrea Zagato: „Die Entscheidung für einen VollAluminiumkörper, der die Funktion eines Handgriffs in das Gehäuse integriert, war eine echte technische Herausforderung, erlaubte uns aber schließlich, ein kompromissloses Luxusobjekt zu liefern. Ein Design, das auf den ersten Blick wiedererkennbar ist und in seiner ergonomischen Qualität der Ultravid-Edition entspricht. Der regelmäßige Austausch mit den Designern und Ingenieuren im Leica-Team erlaubte uns Woche für Woche, eine gemeinsame Kultur und ein Verständnis dafür zu entwickeln, was eine M-Kamera ausmacht – nicht nur für ihre Leistungsfähigkeit, sondern auch für die Art, mit ihr zu fotografieren.“ Zagato -D e si g n . Zur GeNoch sind wenige Exemplare des 2015 aufgelegten Sondermodells Leica Ultravid 8x32 „Edition Zagato“, die auf 1000 Stück limitiert war, erhältlich. Auch hier kam der „Zagato-Look“ mit Alu-Gehäuse und roten Details zum Ausdruck
staltung der Sonderedition noch einmal Andrea Zagato: „Wie bei Zagato üblich, war es unser Ziel, eine extreme Definition der Auffassung von Wesentlichkeit zu erreichen. Angewandt auf das Serienmodell der Leica M10, die im Grunde schon frei von jeglichem Schmuck ist, haben unsere Überlegungen zu einem Objekt geführt, das allein von seinem Inhalt und seinem Material lebt. Die Designentwicklung hat von vornherein alle Entwürfe ausgeschlossen, die auf einen bestimmten Stil hinausliefen, und sich statt
dessen auf die Kraft und Relevanz der Funktionen konzentriert, die im Laufe der Jahre ikonisch geworden sind. Eine Philosophie, die wir auch bei unseren Automobilprojekten anwenden, aber aufgrund der Art des Auftrags mussten wir unseren Ideen anders zu Papier bringen. Bei einem Fahrzeugprojekt entwerfen wir von der Makro- bis zur Mikroebene, bei der Leica M10 war es andersherum: Jeder Aspekt der verschiedenen Funktionen definierte und komponierte die allgemeine Geometrie.“ Zum Lieferumfang des Sondermodells gehört ein aus rotem Vollrindleder gefertigter Tragriemen mit Zagato-Prägung. Er wird erstmals bei einer M-Kamera
an „Tragriemen-Bügeln“ angebracht, deren Design mit denen des Zagato-Ultravids korrespondiert. Im Übrigen entsprechen die Leistung und die technischen Spezifikationen von Kamera und Objektiv den jeweiligen Produkten aus der Serienfertigung. Auf der Unterseite des Gehäuses jeder Kamera ist ein spezielles AluminiumEmblem angebracht, das nur bei abgenommenem Bodendeckel sichtbar ist. Dort befindet sich neben der Seriennummer auch die SonderSeriennummer. Wer sich für eine der auf 250 Exemplare limitierten M10 „Edition Zagato“ interessiert, könnte derzeit seine Ausrüstung auch mit dem passenden Fernglas ergänzen: Leica zufolge sind noch einige der
seinerzeit auf 1000 Exemplare limitierten Sondermodelle Leica Ultravid 8x32 „Edition Zagato“ verfügbar.
„ D u rc h die En tscheidung für e in Ge häus e m it in t e g r ie rt em H a n dg r if f aus Vol lA lu m in iu m wir d die Ka mera zu e in em kom p r o m i s s lo s e n Luxus ob j e kt. “
D i e E u ro p e Co lle c t i bl e s. Parallel zum Sonder-
modell Leica M10 „Edition Zagato“ erscheint auch der zweite Band der CollectiblesTrilogie. Europe Collectibles präsentiert von Zagato designte automobile Sammlerstücke vor europäischen Kulissen. Der erste Band, USA Collectibles, war zur Markteinführung des Zagato-Ultravids erschienen. Der dritte Band soll in Asien fotografiert werden. Die naheliegende Frage, welches Sondermodell uns dann erwartet, lässt sich jetzt jedoch leider noch nicht beantworten. denise klink
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Da b i n i c h w i e d e r ! Leica C-Lux (Typ 1546)
Nach vier Jahren bringt Leica wieder eine neue Kompakte auf den Markt. In der Lux-Familie ist die C eine alte Bekannte – doch mit den früheren Modellen dieses Namens hat die neue C-Lux vom Typ 1546 technisch kaum noch etwas gemein.
Wie die Zeit vergeht! 2006, als Leica erstmals eine Kompaktkamera mit dem Namen C-Lux vorstellte, existierte, offiziell jedenfalls, noch kein iPhone, und auch 2007, als das erste iPhone und die CLux 2 auf den Markt kamen, konnte sich kaum jemand vorstellen, dass das, was wir heute unter der Produktkategorie Smartphone verstehen, das Segment der Kompaktkameras derart unter Druck setzen würde. Doch innerhalb eines Jahrzehnts ist es den Herstellern gelungen, die physikalischen Limitierungen der in Smartphones verbauten Kameras, wenn nicht auszuhebeln, so doch durch immer ausgefeiltere Software und andere Tricks zu umgehen, sodass vielen Konsumenten eine weitere Kamera neben der des Smartphones als unnötig erscheint – und das 88 |
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nicht nur im Kompaktsegment. An dieser Entwicklung ist auch Leica nicht ganz unbeteiligt. Bekanntlich kooperiert das Unternehmen mit dem Hersteller Huawei bei der Entwicklung der Kameras für die Spitzen-Smartphones des chinesischen Konzerns – zuletzt kam im März das mit einer TripelKamera von Leica ausgestattete P20 Pro auf den Markt, das sich – mit Abstand – an die Spitze des DxO-Benchmarks setzte. Kompa kt VS. P hon e .
Wenn sie die Produktkategorie nicht überhaupt aufgeben wollen, bleibt den Herstellern traditioneller, sagen wir es einmal so, Standalone-Kameras nur ein Ausweg: die Kompakten technisch so aufzurüsten, dass ein gebührender Abstand zu aktuellen Smartphones
bestehen bleibt. Dazu hatte sich Leica bereits 2014 entschlossen, als die V-Lux mit 1-Zoll- und die D-Lux mit Four-Third-Sensor auf den Markt kamen. 1-Zoll und Four-Third betrachtet Leica offensichtlich auch heute noch als ausreichend, um Smartphones auf Distanz zu halten, denn die jetzt bei der Eröffnung des Leitz-Parks III am 15. Juni vorgestellte C-Lux (Typ 1546) setzt ebenfalls auf das 1-Zoll-Format, also das kleinere der beiden jetzt noch im Kompaktsegment vertretenen (die Q einmal außen vor gelassen). Die effektive Auflösung des C-Lux-Sensors beträgt 20,1 Megapixel. Seine Lichtempfindlichkeit reicht in den Normaleinstellungen bis 12 500 ISO, die sich zur Not über die Funktion „Erweitertes ISO“ auch noch verdoppeln lassen.
Das zweite wesentliche Merkmal, mit dem eine Kompakte gegenüber dem Smartphone punkten kann, ist das Objektiv. Das DC VarioElmar 1:3.3–6.4/8.8–132 mm Asph der C-Lux bietet, umgerechnet auf das Kleinbildformat, Brennweiten von 24 bis 360 mm, die man, dank optischer 5-Achsen-Bildstabilisierung, auch bis auf den letzten Millimeter sicher ausnutzen kann. Da die Kamera, die wir ausprobieren konnten, noch mit einer sehr frühen Version der Firmware ausgestattet war, verzichten wir in dieser ersten Vorstellung aber noch auf Bildergebnisse. F u nkt i o na l i tät. Es ist
erstaunlich, was neben dem Wesentlichen – Sensor und Objektiv – noch alles in einer modernen Kompaktkamera steckt. Das macht
schon die Vielzahl der Bedienelemente deutlich: Zählt man jedes Rad, jeden Button, jeden Mehrfachschalter inklusive der multifunktionalen Kreuzwippe als ein Element, kommt die C-Lux auf 15 – plus Touchscreen-Display – und damit auf doppelt so viele die M10. Wirklich unverzichtbar wären dabei nur der Ein-/Ausschalter und das Display – alle anderen Funktionen und Einstellungen könnte man auch über den Touchscreen bedienen. Aber der Menüs sind nicht nur viele, sie sind zum Teil auch lang, sodass die Auslagerung elementarer Funktionen/Einstellungen in sofort zugängliche Buttons natürlich ihre Berechtigung hat. Dazu zählen der Videoknopf und die beiden Einstellräder am Objektiv und auf der Oberseite der Kamera, das Daumenrad, die beide frei mit Funktionalität, beispielsweise dem ISO-Wert, belegbar sind, oder mit denen sich, abhängig vom gewählten Modus, bestimmte Einstellungen schnell wechseln lassen. Nicht zwingend notwendig, aber ungemein praktisch (jedenfalls für viele Brillenträger): das Dioptrieneinstellrad (-4 bis +3) neben dem elektronischen 0,21-Zoll-Viewfinder, der über eine Auflösung →
Leicas neue Kompaktkamera C-Lux (Typ 1546), hier in der Farbvariante midnight-blue: Auf das Vollformat umgerechnet reicht die Brennweitenspanne des Zoomobjektivs DC VarioElmar 1:3.3–6.4/8.8–132 mm Asph von 24 bis 360 Millimeter
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Ober- und Vorderseite: Einstellring (frei belegbar), Modusrad, Auslöser und Brennweiteneinstellung, Videoknopf und Daumenrad
Rückseite: elekronischer Viewfinder mit Dioptrieneinstellung, Hebel für das Herausfahren des Blitzes, Menütaste (rechts)
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von 2,33 Millionen Bildpunkten verfügt. Zu den eher unverzichtbaren Schaltelementen gehört neben der am Auslöser angebrachten Brennweiteneinstellung natürlich auch das Moduswahlrad, mit dem zwischen Schnappschussoder Panoramamodus, Programm-, Blenden oder Zeitautomatik, manuellen Einstellungen, Fotografieren mit gespeicherten Einstellungen oder Video (bis 4K) gewechselt wird. Hinzu kommt noch der Kreativmodus mit Effekten wie Low oder High Key, diversen monochromen Einstellungen von Sepia bis zu grobkörnigem Schwarzweiß, Weichzeichner, Sternfilter und dergleichen mehr. Der Modus „Szenen“ schließlich bietet Voreinstellungen etwa für freigestellte Porträts, hartes oder weiches Gegenlicht, für unterschiedliche Nachtaufnahmen und spezielle Motive wie Blumen oder Nahrung. Kreativund Szenenmodus sind zwar nicht jedermanns Sache, zumal man sich eine ganze Menge merken muss, wenn man sie einmal schnell einsetzen möchte – aber darüber braucht man sich auch den
Kopf nicht zu zerbrechen, denn die große Breite fotografischer Möglichkeiten, die die C-Lux sonst bietet, wird durch diese Modi ja nicht eingeschränkt. In puncto Konnektivität verfügt die C-Lux über einen USBund einen HDMI-Anschluss. Darüber hinaus lässt sich über die Bluetooth-/WiFiFunktionalität bei installierter Leica-Image-ShuttleSoftware das Smartphone als Steuerung für die Kamera einsetzen. Faz i t. Technisch betrachtet, bewegen sich die drei Kompakten im Leica-Programm jetzt mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau. Vom Brennweitenbereich abgesehen – D-Lux 24 bis 75 mm, V-Lux 25 bis 400 mm, C-Lux 24 bis 360 mm – ist es eher der Look, der den Unterschied macht: Während die D-Lux für klassisches Leica-Design steht, gibt sich die V-Lux eher wie eine DSLR. Und für das mehr lifestylige Element steht nun – nachdem im vergangenen Jahr die Leica C ausgelaufen ist – in den Farbvarianten midnight-blue und light-gold die neue C-Lux (Typ 1546). bernd luxa
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Wer eigene Dia-Abende veranstaltet oder sogar Vorträge hält, kennt die Zahl der Dias, die er seinen Zuschauern zumuten kann. Je nach Thema und Kommentar sind es 150, höchstens 200 Bilder für „abendfüllende Veranstaltungen“. Die Jury hatte täglich ein Vielfaches zu bewältigen. Um jede Ermüdung und damit mögliche Fehlbeurteilung auszuschließen, tat man ähnliches wie Autotouristen auf langen Strecken: Man verließ den dunklen Projektionsraum, machte Pausen und ein paar Kniebeugen samt Atemübungen. Bei Leitz kochte man zusätzlich einen herrlichen Kaffee. Chris Boere mit seinen ellenlangen holländischen Zigarren waren natürlich die Pausen zu kurz; er wurde seitlich vor die Projektoren gesetzt, weil er bei hitzigen Disputen zuweilen bildverdunkelnde Wolken in den Strahlengang blies.
die wird im alter immer schöner – wie ihre leica.
Die Erleichterung dieses Mammutwettbewerbs durch die Leitzsche Projektionstechnik war vorbildlich: Zwei Pradovit-Projektoren waren durch ein Steuergerät so gekoppelt, daß eine kontinuierliche Folge der Bider ohne jede Dunkelpause möglich wurde. Das neue Steuergerät, dessen Möglichkeiten voraussichtlich auf der photokina mit 4 Projektoren zu sehen sein werden, holt aus dem zweiten Projektormagazin bereits das nächste Dia in die Bildbühne, während das erste noch projiziert wird. LFI 4/ 1 96 8 : Neues von Fulvio Roiter; Beim Maskenschnitzer; Die selektive Lichtmessung durch das Objektiv; Farbkorrekturmasken – wofür? u. v. m. für 1,09 Euro in der LFI-App für iOS
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to u r d e s o l e i l Unterwegs mit der CL
Die Leica CL bewährt sich als anspruchs volle und zugleich praktische Reisekamera. Ein Erfahrungsbericht über die jüngste APS-C-Kamera aus Wetzlar im Dauereinsatz unter vielerlei Bedingungen.
Bei den Vorbereitungen für die Reise nach Israel stand ich vor der grundsätzlichen Entscheidung: Welche Kamera-Ausrüstung nehme ich mit? Möglichst leicht, möglichst flexibel, möglichst beste Bildqualität. Da ich zu Leica nicht über das Messsuchersystem kam und die Q mit ihrem zwar ausgezeichneten, aber fest verbauten Objektiv auch nicht in Frage kam, blieb mir die Qual der Wahl, mich zwischen einer SL- und einer CL-Ausrüstung zu entscheiden. Schließlich war das Gewicht bei der Entscheidung ausschlaggebend, weist die CL mit einem 23er-Summicron-TL (ein klassisches 35er) und Vario-Elmar-TL 18–56 mm doch beinahe das gleiche Gewicht auf wie der Kamerabody der SL. Mit Akku. H a pt i k u nd E rg o no m i e . Als ich die CL das
Hochwertige Optiken, ein elegantes, robustes Design und ein geringes Gewicht: Diese Kombo wird schnell zum treuen Weggefährten
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erste Mal in der Hand hielt, musste ich an die erste Leica denken, mit der ich ein Foto gemacht habe: Es war eine umgebaute Leica II aus den 1930er-Jahren. Als Reporterkamera passte sie tatsächlich noch mit Objektiv in die Hosentasche. Die CL weckte also gleich positive Gefühle, auch wenn eine Daumenstütze oder -mulde der Kamera nicht geschadet hätten. Zumindest fehlte mir im ersten Augenblick ein spürbarer Griff, den ich von schwereren Kameras gewohnt bin. Dennoch liegt die Kamera nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gut in der Hand und macht einen stabilen und zugleich eleganten Eindruck. Auch die beiden Objektive, die ich an der CL verwendete, passten sich gut an die Kameralinien an.
Der Objektivwechsel klappte mit dem L-Bajonett – auch im Gehen – gewohnt schnell und problemlos, was man allerdings vom Auf- und Absetzen der Sonnenblende nicht sagen kann. Hier hätte ich mich über eine praktischere Lösung gefreut. Auch die Anbringung und Belegung der Bedienelemente und das Menü kommen einem Leica-Fotografen direkt vertraut vor und man findet sich schnell zurecht. Was bei der Menüführung allerdings etwas verwirrend wirkte, war die wechselnde Funktionsbelegung der beiden Drehräder bei unterschiedlichen Programmen. Das führte noch nach mehreren Praxistagen zu falschen Griffen, wenn mehrere Parameter an der Kamera schnell verstellt werden mussten. Die fehlenden mechanischen Schnittstellen wie USB-3.0-Port, HDMI-Ausgang oder AudioKlinke, die in mehreren Testberichten zur CL bemängelt wurden, empfand ich persönlich als nicht weiter schlimm, da ich bei dieser Art der Reisefotografie einem anderen Workflow folge und die Bilder am Abend von der Karte auf den Computer portiere. Su c h e r u nd El ekt ro ni k. Bei spiegellosen Kame-
ras entscheidet der Sucher über die Frage hopp oder top. Wie schon bei der SL ist der elektronische Sucher der CL ein Highlight. Auch wenn ich vom EVF der SL →
Das Summicron-TL 1:2/23 mm überzeugt mit seinem schnellen und präzisen Autofokus und liefert bei offener Blende ein weiches, unaufdringliches Bokeh
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Fotos: David Rojkowski
Alle Aufnahmen auf dieser Doppelseite entstanden mit dem Leica Vario-Elmar-TL 1:3,5-5,6/18-56 mm Asph, das sich als ein allseits einsetzbares, flexibles und zuverlässiges Zoomobjektiv erwies
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Fotos: David Rojkowski
Mit einer auf das Kleinbild umgerechneten Brennweitenskala von circa 28 bis 85 mm eignet sich das universelle Zoomobjektiv beinahe fĂźr alle Aufnahmesituationen
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gewissermaßen verwöhnt bin, so war das „Downgrade“ auf den Sucher der CL nicht gravierend. Mit seinen 2,36 Megapixeln macht er die Bildgestaltung angenehm und ermöglicht auch ein präzises manuelles Fokussieren. Auch bei Nachtaufnahmen, wie auf dem Bild links, wo ein AF oft ratlos versagt, konnte ich dank der im Sucher integrierten Lupenfunktion den Baum richtig scharfstellen. In den meisten anderen Situationen war auf den sehr schnellen Autofokus der CL eigentlich immer Verlass. Nur selten und unter Zeitdruck lag der Fokus falsch, konnte aber bei der nächsten Aufnahme korrigiert werden. Bei Motiven, bei denen man auf
Die Leica CL kommt beim Einsatz der Systemobjektive gut mit Leichtbaustativen zurecht. Diese Langzeitbelichtung entstand bei offener Blende, 1600 ISO und 12 Sekunden
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Nummer sicher gehen will, empfiehlt sich die 1-Punktmessung, ansonsten war die Mehrfeldmessung vollkommen ausreichend. Die Gesichtserkennungs- und TouchAF-Funktionen habe ich nur testweise ausprobiert. Ein weiteres Feature, das in entsprechenden Situationen Gold wert war, ist der elektronische Verschluss. Das lautlose Fotografieren hat natürlich auch seine technischen Grenzen, aber in manchen Situationen hätte ich ohne diesen Verschluss nicht fotografieren können. Weniger zufrieden war ich hingegen mit der Leistung der Akkus. Die Anzahl der Aufnahmen blieb beim normalen Gebrauch der Kamera mehrmals unter den
Herstellerangaben. Manche CL-Fotografen berichten jedoch von Ergebnissen, die über dem Wert (220 Bilder) liegen. Eine Erklärung von Leica konnten wir bis Redaktionsschluss nicht einholen, hoffen aber, dass mit dem nächsten Firmware-Update der Akkuverbrauch stabilisiert werden kann. Apropos Stabilisierung. Ich habe die Kamera hauptsächlich zum Fotografieren verwendet, doch sie verfügt auch über eine VideoFunktion, mit der man sogar 4K-Videos drehen kann. Aus der Hand drehen ist jedoch nicht empfehlenswert – man braucht hierzu schon ein Stativ oder Gimbal, da weder Kamera noch Objektive über eine Bildstabilisie-
rung verfügen. Schade, denn das macht die Video-Funktion der CL für viele Anwendungsbereiche ungeeignet. Bi l dq ua l i tät. Das Beste kommt zum Schluss, wenn man sich die Ergebnisse anschaut und über die Bilder staunt. Trotz einiger Kritikpunkte war die CL stets ein hervorragender und verlässlicher Begleiter. Die Bildqualität knüpft an die gewohnten, sehr guten Ergebnisse von Leica Kameras an. Die Farben sind satt, wirken aber nicht übersättigt, die Kontraste nicht zu kräftig und der Dynamikumfang ist ebenfalls sehr breit. Das Rauschen wird erst ab 6400 ISO stärker, lässt sich aber in Bildbearbeitungsprogrammen reduzieren. Ein Segen,
dass die Rauschunterdrückung hier nicht kräftiger einsetzt. Die kleinen APS-CObjektive sind leicht und handlich. Sie fühlen sich vielleicht nicht so massiv und wertig wie M-Objektive an, aber sie können mit natürlicher Farbwiedergabe und schnellem Autofokus überzeugen. Meine Ausrüstung schlug sich sehr gut im Straßeneinsatz, in der Wüste, selbst bei Nachtaufnahmen mit einem Stativ. Sogar Serienaufnahmen im Höchsttempo bei einem Tanztheaterstück meisterte die Kamera makellos. Alles in allem eine leichte und intuitive Systemkamera mit sehr guten Bildergebnissen, die sich für Street- und Reisefotografie ausgezeichnet eignet. david rojkowski
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22.02.2017 16:19:05 Uhr
hüterin der zeit L e i c a - u h r e n l1 & l 2
Immer für eine Überraschung gut: Im Vorfeld der Eröffnung des Leitz-Parks III hat Leica ein gut gehütetes Geheimnis gelüftet: Das Unternehmen, bekannt für Optik, aber eben auch Mechanik, ist unter die Uhrenhersteller gegangen.
Dass Leica die Eröffnung des Leitz-Parks III am 15. Juni auch zur Vorstellung neuer Produkte nutzen würde – damit hatte man gerechnet. Sicherlich nicht konkret mit einer C-Lux (Seite 88) oder einer Leica M10 „Edition Zagato“ (Seite 84), aber das irgendetwas kommen würde, haben die meisten Gäste erwartet. Aber nicht das: Leica ist nun nicht mehr nur Hersteller von Kameras, Objektiven und Sportoptik, sondern auch von Uhren. Auf zwei Veranstaltungen im Vorfeld hatte Leicas Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitsaktionär Dr. Andreas Kaufmann die Leica-Uhren L1 und L2 der internationalen und nationalen Fachpresse vorgestellt. Auf die Frage, wie es dazu gekommen sei, verweist Andreas Kaufmann auf das Lizenz98 |
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abkommen von 1996, in dem Leica die Markenrechte für 99 Jahre garantiert wurden. Dort sei auch gelistet, welche Produkte Leica unter diesem Namen herstellen dürfe, und an zweiter Stelle hätten schon damals Uhren gestanden. Zugleich hebt er Leicas grandiose Tradition in der Feinmechanik hervor, die ohnehin schon eine nahe Verwandtschaft zur Uhrmacherei begründe. d ie id ee. Andreas Kaufmann zufolge existieren die Überlegungen für den Bau einer Leica-Uhr schon länger. Zunächst nahm man ab 2012 mit Unternehmen Kontakt auf, die Uhrwerke im Programm hatten, von denen man sich vorstellen konnte, dass sie für Leica-Zwecke modifiziert werden könnten, etwa mit Hanhart oder Chronoswiss, doch diese
Gespräche haben zu keinem Ergebnis geführt. Nachdem sich Leica daraufhin entschlossen hatte, ein Uhrwerk von Grund auf selbst zu entwickeln, gestaltete sich die Partnersuche erfolgreicher: „Zu dem ‚kreativen Gebilde‘, das schließlich die Leica-Uhr entwickelt hat, gehört zum einen der Designer Achim Heine, den ich sehr schätze. Er hat 1999 die neue Designsprache und CI von Leica in die Wege geleitet und war bis 2008 einer der Hauptdesigner im Unternehmen. Er hatte sich aber auch schon mit Uhren beschäftigt. Da ist zum anderen Reinhard Meis, ein Konstrukteur von A. Lange & Söhne, der damals schon im Ruhestand war, und da ist die Lehmann Präzision GmbH aus dem Schwarzwald“, berichtet Andreas Kaufmann.
das de si g n. Bisher steht
der Name Leica in erster Linie für Foto- und Sportoptik – doch Uhren sind eine völlig andere Produktkategorie. Trotzdem sollen sie natürlich schnell als Teil der Familie identifizierbar sein – das war im Kern die Aufgabe, vor der der Designer Achim Heine stand. Er hat sich ihr über den Gedanken genähert, dass Zeit auch in der Fotografie eine essenzielle Rolle spielt: „Die Belichtungszeit ist entscheidend für das Gelingen jeder Fotografie. Oder das kleine Uhrwerk, das sich als Selbstauslöser in klassischen Leicas befindet. Das muss →
In einem Moodboard (oben) sammelte Designer Achim Heine Gestaltungselemente, die für die Leica Uhren L1 und die L2 (unten, von links) infrage kamen
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Oben: Fertigung der Leica-Uhr bei der Lehmann Präzision GmbH im Schwarzwald; unten: Rückseite der L2 – im Uhrwerk sind über 240 Teile manuell verarbeitet
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zwar nur zehn Sekunden, nicht einen ganzen Tag oder eine Woche lang laufen, aber die Basis ist die gleiche: eine Zeitspanne mit Hilfe von Mechanik zu messen.“ Achim Heine vertiefte sich in die Designgeschichte der Leica-Kameras und identifizierte einige Punkte, die er in modifizierter Form auch in der Leica-Uhr auftauchen lassen wollte. Dazu gehört etwa die Anzeige der Gangreserve als Schiebenzeige von Schwarz nach Weiß – die Idee rührt vom Leicameter her, dem aufsteckbaren Belichtungsmesser für die M3. Die Beschriftung der Uhr geht auf eine Schrift zurück, in der der Name Leica auf der Deckkappe der M6 graviert war. Achim Heine hat sie um Ziffern und die Buchstaben ergänzt, die er für die Uhr zusätzlich benötigte. Schnell wurde im Designprozess aber deutlich, dass die Uhr auf keinen Fall den roten Leica-Punkt tragen dürfe, da er die Uhr zu sehr in Richtung Kamera rücken würde. Aber in anderer Form taucht er dann doch auf: Neben der ungewöhnlichen Anzeige der Gangreserve stellt die patentierte Drückerkrone das zweite handwerkliche Highlight der Leica-Uhr dar. Die Drückerkrone hält nicht wie eine übliche Krone die Uhr an und macht sie einstellbar, wenn man sie herauszieht. Bei der Leica-Uhr drückt man auf die Krone, ähnlich wie beim Auslöser einer Kamera. Dann hält die Uhr an und der Sekundenzeiger springt auf die Null. Gleichzeitig wechselt die kleine Zustandsanzeige auf dem Ziffernblatt ihre Farbe und springt von Weiß auf Rot.
Drückt man wieder, läuft die Uhr weiter und die Anzeige wechselt wieder auf Weiß. Als weitere Reminiszenz an den roten LeicaPunkt ist auf der Drückerkrone ein kleiner Rubin eingelassen. di e f e rt i g u ng . Das
Hauptbetätigungsfeld der Lehmann Präzision GmbH ist die Konstruktion von Maschinen für die Uhren-, aber auch für die optische Industrie. Bei Leica sind zum Beispiel Lehmann-Maschinen für das exakte Zentrieren asphärischer Linsen in der Objektivfassung im Einsatz. Daneben betreibt Geschäftsführer Markus Lehmann, der Uhrmacher ist, selbst eine kleine Uhrenfertigung – beste Voraussetzungen also, um den langwierigen Prozess der Entwicklung eines neuen Uhrwerks handwerklich zu begleiten. Markus Lehmann war dafür zuständig, die Umsetzbarkeit der von Leica vorgeschlagenen Funktionalität zu prüfen. „Handwerklich herausfordernd waren sowohl die Konstruktion als auch die Herstellung der diversen Teile, die es so bisher nicht gab. Wir haben – nur als ein Beispiel – die patentierte Drückerkrone mit separater Positionsanzeige auf dem Ziffernblatt. Die wiederum ist gekoppelt mit der Nullstellung des Sekundenzeigers. Wir haben das ganze Design der Werkteile der Uhr entworfen, der Großteil wird bei uns gefertigt. Wir machen die Oberflächenbearbeitung, die Montage und die Einregulierung des Werkes. Es ist ein großer Vorteil, dass wir nahezu alle Teile der Leica-Uhr im Haus fertigen können, auch die
Gehäuse, Ziffernblätter und Zeiger“, berichtet Markus Lehmann über seinen Anteil am Projekt Leica-Uhr. d ie uhr e n. Wenn Markus
Lehmann sagt, dass der Großteil der Werkteile der Leica-Uhr in seinem Unternehmen im Schwarzwald gefertigt wird, verweist das indirekt darauf, dass im LeitzPark III ein neues Tochterunternehmen der Leica Camera AG ansässig ist, die Ernst Leitz Werkstätten. Dort wird letzte Hand an die LeicaUhren L1 und die L2 gelegt. Von einer zusätzlichen Funktion bei der L2 einmal abgesehen, handelt es sich bei den beiden Modellen praktisch um die gleiche Uhr: Sie wird von Hand aufgezogen und verfügt über eine Gang-
reserve von 60 Stunden. Die Anzeigen auf dem Ziffernblatt sind Stunde, Minute, kleine Sekunde, Fensterdatum, Gangreserveanzeige durch sich schließende Flügel und die Kronenpositionsanzeige. Frontglas und Sichtboden bestehen aus entspiegeltem Saphirglas, das Frontglas ist darüber hinaus bombiert und kratzfest beschichtet. Beide Uhren verfügen über die patentierte Drückerkrone, die Zeigerstellung und Sekundennullstellung ermöglicht. Das Datum wird über einen separaten Datumsdrücker gestellt. Die L2 besitzt zusätzlich eine zweite Zeitzone, die sich mittels des GMT-Kranzes um das Ziffernblatt einstellen lässt. Auf dem Ziffernblatt befin-
„ D ie e n twic klu n g de r Leic aU hr hat s ic h ü b e r Ja hr e hin g ezog e n, de n n e in U hrwe r k von g ru n d au f zu e n twic k e l n, ist e in e s e hr m ü hevol l e A r b e it. “
det sich eine Tag-Nacht-Anzeige für die zweite Zeitzone, die über die GMT-Krone gestellt wird. Mit der Vorstellung der Leica-Uhren ist eine sechs Jahre währende Entwicklungszeit vorläufig zu Ende gegangen. Rückblickend stellt Andreas Kaufmann fest: „Alles in allem war es ein sehr langer, fordernder Prozess, aber ich glaube, unsere künftigen Uhrenkunden und wir können mit Freude auf die entstandenen Produkte blicken: Uhrenprodukte von Leitz Wetzlar. Für mich schließt sich fast der Kreis, denn Ernst Leitz war nach seiner Lehre in Pforzheim ja zunächst in der Schweizer Uhrenindustrie tätig, bevor er 1864 nach Wetzlar kam.“ bernd luxa
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S u n d ay Afternoon „Das Bild entstand während eines Autorennens in Paris. Die Leute auf dem Bild hatten das Ziel erreicht und ihr Picknick genossen, bevor sie sich ins Gras legten. Mit diesem Foto möchte ich zeigen, wie Freunde ein paar schöne Momente an einem sonnigen Sonntagnachmittag teilen.“ Michael Erimo Leica M240 mit Summicron-M 1:2/28 mm Asph
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l ig h t box
Kinder am Pool „An einem sonnigen Nachmittag habe ich für meine Kinder im Garten den Pool aufgeblasen. Den Moment der Freude wollte ich unbedingt festhalten, deshalb hatte ich die Kamera mitgebracht. Zu sehen, wie die Kinder aufwachsen und Spaß haben, macht mich zu einem glücklichen Vater.“ Bas de Graaf Leica M8 mit Elmarit-M 1:2.8/28 mm Asph
S p i e l p l at z „Dieser Spielplatz befindet sich im Stadteil Shek Kip Mei. Hongkong ist eine extrem schnell wachsende Stadt, in der sich viele Dinge verändern. Auch dieser Spielplatz aus den 1970erJahren wird früher oder später verschwunden sein, sodass ich dieses Foto als Erinnerung geschossen habe.“ Jan Hau Leica TL2 mit Summicron-M 1:2/35 mm Asph
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Homo ludens „Diese Aufnahme ist während eines Workshops von mir entstanden, den ich auf Kuba geleitet habe. Die Spiele dieser Kinder auf der Straße zeigen mir, dass sie immer wieder Neues erfahren und erleben. In dem scheinbaren Chaos des Spiels kann man Poesie und Ästhetik erkennen, wie bei einem Tanz.“ Felix Lupa Leica M9 mit Elmarit-M 1:2.8/28 mm
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De r Sc h l e i e r „Unter Touristen hat sich die Bir-HakeimBrücke in Paris herumgesprochen, weil sie einen grandiosen Blick auf den Eiffelturm bietet. Gerade frisch verheiratete Paare schätzen diesen Ort sehr – und Fotografen, die der Liebe dort ein Denkmal setzen.“ Michael Erimo Leica M Monochrom mit Summilux-M 1:1.4/ 35 mm Asph
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Freudige umarmung
Fa s h i o n i m Vat i k a n
„Die Fontäne des Brunnens im Parque des Nações in Lissabon war an diesem Tag perfekt beleuchtet, um Silhouetten zu fotografieren. Nach einiger Zeit sah ich den Jungen in die Luft springen. Es wirkte, als umarmte er den Wasserfall mit großer Freude.“
„Es war Februar, als ich einen dreitägigen Trip nach Rom unternommen hatte. Auf einem Spaziergang durch die Straßen des Vatikanstaats haben wir diese Frau getroffen. Während mein Kollege sich mit ihr im Gespräch befand, habe ich auf den Auslöser gedrückt.“
Howard Yang Leica M262 mit Elmar-M 1:3.8/24 mm Asph
Martin Krystýnek Leica Q, Summilux 1:1.7/ 28mm Asph
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F r ec k l e s „Dieses Bild ist eine meiner Lieblingsaufnahmen. Es entstammt meiner aktuellen Serie namens Faces, in der ich die natürliche Schönheit der Frauen herausstreichen möchte. Die Serie zelebriert die Frau als Mensch, Gottheit, Mutter, Schwester, Tochter und Persönlichkeit.“ Martin Krystýnek Leica Q, Summilux 1:1.7/ 28 mm Asph
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p h oto – b ü c h e r – Au s s t e l l u n g e n – f e s t i va l s – Awa r d s –
Spuren einer Katastrophe? Max Pinckers Margins of Excess fordert einen kritischen Blick auf Medienbilder
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Pa me l a L i t t ky Am e r i c a n Fa i r
Max Pinckers Fotos: © Max Pinckers; © Pamela Littky; © Per L-B Nilsson; © Stanley Kubrick/SK Film Archives/Museum of the City of New York; © Jacqueline Hassink
M a r g i n s o f E xc e s s
Willkommen in der Post-WahrheitsÄra. Was ist Fiktion, welche Geschichte beruht auf Tatsachen? In seinem neuen Bildband nimmt uns der belgische Fotograf (*1988) mit auf eine rasante Achterbahnfahrt durch die Welt der Sensationsmedien. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf präsentiert in seinen Büchern einen neuen Zugang zur Dokumentarfotografie, der den Betrachter auffordert, genau hinzusehen und gängige Bildwelten kritisch zu hinterfragen. Diesmal stehen die USA im Fokus. Pinckers erzählt die Lebensgeschichten von sechs Protagonisten, die in der US-Presse als Hochstapler oder Lügner bezeichnet werden: eine erfundene Liebesgeschichte, die im Konzentrationslager spielt; ein Privatdetektiv, der ein Superheld zu sein scheint; ein Mann, der zwanghaft Züge entführt; ein TV-Betrug; eine Weiße, die sich „schwarz“ fühlt, und ein Mann der behauptet, der „Kapuzenmann“ auf der längst ikonischen Fotografie aus dem AbuGhraib-Gefängnis zu sein. Pinckers hat sie getroffen, interviewt und Medienbilder mit Dokumenten und eigenen Fotografien ergänzt. Zwischen den Kapiteln finden sich weitere verstörende Bilder weinender Menschen oder Motive, die perfekt in die grassierende Obsession für Verschwörungstheorien zu passen scheinen. Pinckers Buch überzeugt als zeitgemäßer Kommentar zur Komplexität und Kompliziertheit unserer Realität und deren medialer Vermarktung. 320 Seiten, englisch, 19,2 × 24,6 cm, Selbstverlag (Auflage: 1500)
Einen Sommer lang reiste die in Los Angeles lebende Fotografin quer durch 15 US-Bundesstaaten, um die scheinbar unveränderte Atmosphäre ländlicher Jahrmärkte einzufangen. Nicht nur ein nostalgischer Blick, Littky offenbart auch die Wehmut über den Verlust sozialer Gemeinschaften und die größer werdende Distanz zwischen amerikanischem Kernland und großstädtischer Moderne. 160 Seiten, 104 Abbildungen, englisch, 24 × 30 cm, Kehrer Verlag
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Eine Entdeckung: Vor seiner Karriere als Regisseur war der US-Amerikaner (1928–1999) als Fotograf tätig. Fünf Jahre arbeitete er für Look und schon hier zeigt sich sein verblüffendes Gespür für Komposition, Spannung und Atmosphäre: Film-Stills zu nie gedrehten Dramen aus dem Dschungel der Großstadt. 328 S., ca. 300 Abb., deutsch/engl./ franz., 26,7 × 33 cm, Taschen
Pe r L- B N i l s s o n C h i cag o — I r e la n d
Die zwei Serien zeigen unterschiedliche Aspekte der Street Photography des schwedischen Fotografen (*1946): In Chicago hielt er von 1981–84 den Rhythmus der Großstadt fest. Seine seit den 1960er-Jahren entstandenen Irlandmotive erscheinen sanfter und dem Porträt zugewandter. 112 Seiten, 68 Schwarzweißabb., schwedisch/englisch, 29,5 × 21,5 cm, Art and Theory Publishing
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Offline? Schwer, weltweit noch weiße Flecken auf der digitalen Landkarte zu finden. Die niederländische Fotografin (*1966) zeigt sie. Und in der zweiten Serie ihres großartigen Bildbandes porträtiert sie in Metropolen Menschen, die ganz in ihre Smartphones versunken sind. Auch hier gilt: Kommunikation unmöglich. 318 Seiten, 131 Farbabbildungen, engl., 22,6 × 34,5 cm, Hatje Cantz
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E d wa r d Q u i n n L e i c a GAl e r i e S a lzb u r g
„Wie Sie sehen, bevorzugen wir Bikinis und Figuren, die sie gut füllen …“, schrieb der Bildredakteur des National Enquirer an Edward Quinn Mitte der 1960er-Jahre. Und natürlich konnte Quinn (1920–1997) helfen, galt er doch längst als der beste Glamour-Fotograf an der Côte d’Azur. Wie kein anderer belieferte er seit den 50er-Jahren Magazine mit Bildern aus der CelebrityWelt, die sich jeden Sommer an der südfranzösischen Küste einfand: Künstler und Rennfahrer, Musiker und Wirtschaftsmogule, Stars und Sternchen, Hochadel und Hochstapler. Quinn bewegte sich mit List und Charme in 114 |
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dieser Glitzerwelt. Ausgestattet mit einer Leica war sein Blick auf die Welt der Schönen und Reichen unverwechselbar. Er wusste, wie der Mythos des ewigen Glanzes schöner Menschen zu bedienen war. In seinen Aufnahmen stellt er niemanden bloß, denn das Geschäft beruhte auf Gegenseitigkeit: der Fotograf als Komplize der Stars, gemeinsame Interessen und Vertrauen als Grundlage für die gewünschte mediale Aufmerksamkeit. Die Sehnsüchte seines Publikums wusste Quinn auf hohem Niveau zu erfüllen. Eine noch unbekannte Brigitte Bardot, eine nachdenkliche Grace Kelly, Jane
Fonda und Alain Delon im Ferrari: Quinns Aufnahmen glichen Homestorys und ließen das scheinbar Private der Stars erahnen. Einen neuen Blick lässt nun die Ausstellung zu – es ist auch der Blick in ein Familienalbum, dessen Aufnahme- und Spielregeln heute längst nicht mehr gelten. Fotos: Edward Quinn, Jayne Mansfield und die tanzenden Fotografen, Cannes Film Festival 1958; Fürstin Grace auf dem Weg zum Night Club des Casinos, Monte Carlo 1956 9. August — 20. Oktober 2018, Leica Galerie Salzburg, Gaisbergstr. 12, 5020 Salzburg, leica-galerie-salzburg.com
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15. Juni — 16. September 2018 Foto: Matt Stuart, London 2004
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Es gibt diese Geschichte vom Kaiser, der neue Kleider trägt. Und das schönste Kleid, das er zur Schau stellt, vom Volk umjubelt wie keines zuvor, ist sein nackter Körper. Und ganz ähnlich sieht Peter Gowland seine Herangehensweise an die Fotografie: „I try to make a nude look like she’s got clothes on …“, sagt er. „I prefer to cover, and glamorize and make things exciting.“ Die Betrachtung eines nackten Körpers hängt also auch davon ab, wie man ihn erscheinen lässt: als simples erotisches Objekt, als ästhetische Darstellung oder als abstrakte Abbildung des Menschen in seiner Vollkommenheit. Schon 1954 bezeichnete die New York Times Peter Gowland als „America’s No. 1 Pin-Up Photographer“, später standen seine Bilder „irgendwo zwischen Verführung und Kunst“. Peter Gowland’s Girls präsentiert nun rund 200 Werke aus seinem Nachlass, der Zehntausende Prints und Dias, Bilder von Stars wie Joan Collins oder Jayne Mansfield, Arbeiten für den Playboy oder Rolling Stone sowie Werke für Kalender und Zeitschriften der 1940er- bis 1970er-Jahre umfasst. Meist fand Gowland seine Models an den Filmsets in Hollywood, bei Agenturen oder Schönheitswettbewerben. Er fotografierte sie im Studio oder an den Stränden von Los Angeles bis Malibu. 9. Juni — 9. September 2018 Foto: Peter Gowland, Venetia Stevenson, Colordia, 1957
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Je f f Wa l l K u n s t h a ll e M a n n h e i m
Wirklichkeit oder Inszenierung? Die Ausstellung Appearance – Erscheinung geht mit über 30 Werken des kanadischen Künstlers auf Spurensuche und präsentiert in sechs Räumen auf 900 Quadratmetern seine großformatigen und in Leuchtkästen gerahmten Fotografien, die Rollenspiel und Interaktion, Rätselhaftes und Groteskes miteinander vereinen. 2. Juni — 9. September 2018; Foto: Jeff Wall, Search of Premises, 2009
H e lm u t N e w t o n
Mit Mode kennt sie sich aus: Carla Sozzani, lange Chefredakteurin der Elle und Vogue in Italien, ist Bewunderin und Sammlerin von Fotografie. Seit 1990 stellt sie in ihrer Galerie Sozzani in Mailand aus: Annie Leibovitz, Sarah Moon, Paolo Roversi. Besonders ist ihre Beziehung zu Helmut Newton, dem sie vier Schauen widmete. Die Freundschaft mündet nun in der Präsentation ihrer Sammlung in der
Helmut Newton Foundation – über 200 Fotografien, die nicht nur Mode zeigen, sondern auch Kunst sind. 2. Juni — 18. November 2018; Fotos: Erwin Blumenfeld, Le Décolleté, Victoria von Hagen, for Vogue, New York 1952; Lillian Bassman, A Report to Skeptics, Suzy Parker, for Harper’s Bazaar, New York 1952
Fotos: © Peter Gowland; © Matt Stuart/Magnum Photos; © Jeff Wall, courtesy of the artist; © The Estate of Erwin Blumenfeld; © The Estate of Lillian Bassman/courtesy Staley-Wise Gallery, New York; © Anton Corbijn, 2018/Leihgabe des Künstlers
S ta d t m u s e u m S c h l e s w i g
A n to n C o r b i j n Bucerius Kunst Forum, H a mb u r g
Die Lebenden. Das sind Tom Waits, Nick Cave, Bono oder Mick Jagger. Sie hat Anton Corbijn in seinem 40-jährigen Schaffen porträtiert. Bilder, die ihn bekannt machten, Ikonen der Fotografie. Die Toten. Das sind John Lennon, Jimi Hendrix oder Janis Joplin, Legenden, denen Corbijn nie begegnete, die aber in der Jugend seinen Zugang zur und seine Leidenschaft für die Musik prägten. Aufgewachsen im niederländischen Strijen, einem ländlichen Ort mit geistiger Enge, und in einem religiösen Elternhaus war Musik für Anton Corbijn so etwas wie Erlösung. „I wanted to be freer, and the music represented that for me“, sagte er einmal. The Living and the Dead im Bucerius Kunst Forum präsentiert 120 Arbeiten, die in zwei Sektionen das Thema Leben und Tod unter dem Aspekt der Musik näher beleuchten. Im ersten Teil werden 80 seiner berühmten Künstlerporträts gezeigt, im zweiten seine Serie a. somebody. Diese umfasst Selbstporträts: Corbijn schlüpfte in die Rolle seiner verstorbenen Idole und fotografierte sich in Strijen. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Dieser Frage scheint er in seinen Werken nachzugehen. Denn selbst, wenn seine Helden schon längst nicht mehr lebendig sind, so ist ihre Musik doch unsterblich geworden. 7. Juni 2018 — 6. Januar 2019 Foto: Anton Corbijn, Joy Division, London 1979
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„A r b e i t e n au s N o r da f r i ka in den Fokus rücken.“ i n t e rv i e w
Von einer kleinen Insel aus will Olfa Feki, Gründerin der Plattform #Kerkennah01, Fotografie und Videoarbeiten aus Tunesien international bekannt machen. Einblicke in das noch unentdeckte Land in der Szene.
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LFI: Was steckt hinter dem Festival #Kerkennah01, was ist Ihre Mission? Olfa FekI: #Kerkennah01 wurde als Plattform geplant, als Residenz, Werkstatt, Festival und als was auch immer es die Szene haben will. #Kerkennah01 zielt darauf ab, ein neues Netzwerk zu schaffen, um Menschen aus der ganzen Welt zu verbinden, um Chancen, Verbreitung und Sichtbarkeit zu schaffen und um Arbeiten aus Nordafrika in den Fokus zu rücken.
denn es gibt keine kulturellen Medien oder Plattformen, zudem gibt es den Status des „Künstlers“ nicht. Was ist mit dem Klischee, es sei schwieriger für Frauen, etwas voranzutreiben, besonders in den arabischen Ländern? FekI: Es ist nicht schwieriger für Frauen, ich denke, es hängt alles von der eigenen Einstellung ab. LFI:
Erzählen Sie uns etwas über die Geschichte der Fotografie in Tunesien. FekI: Viele Fotografen haben die Geschichte in Tunesien geprägt, aber wir können nicht wirklich von einer Bewegung sprechen. Die Szene ist noch nicht so groß, aber besteht aus großen Talenten, Profis, aber auch versierten Amateuren. Wenn es um den Markt geht, haben wir einen langen Weg vor uns, bis Fotografie als Kunstform anerkannt wird. Während der Diktatur erlebten wir Zensur und Selbstzensur. Bei der Fotografie ging es mehr um das Erstellen von Postkarten-Idyllen, LFI:
Warum war es notwendig und sinnvoll, dieses Projekt zu starten? FekI: Die Revolution von 2010/2011 hat diesem Medium der Informationsverbreitung international viel Aufmerksamkeit geschenkt. Trotzdem gibt es in Tunesien nicht viele Galerien oder Kunstzentren und so ist es immer noch ein bisschen schwierig, auf der internationalen Bühne zu spielen. Diese Plattform ist notwendig,
Fotos: © Pierrot Men
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Links und oben: zwei Werke des madegassischen Fotografen Pierrot Chan Hong Men, alias Pierrot Men. Aus der von Missla Libsekal kuratierten Ausstellung On Betweenness, die sich um die Erkundung zwischenmenschlicher Beziehungen dreht
daher ist es schwierig, Dokumentarfotografie aus dieser Zeit zu finden. Und diejenigen, die es geschafft haben, lebten hauptsächlich in der Diaspora. Wer sind die wichtigsten Protagonisten der tunesischen Fotografie von früher und heute? FekI: Fotograf und Orientliebhaber Rudolf Franz Lehnert, ursprünglich aus Böhmen, prägte mit seinen Postkarten das Bild Tunesiens, Albert Samama-Chikli, Jacques Pérez oder Victor Sebag waren große Fotografen. Heute folgen Jellel Gasteli, Héla → LFI:
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Ammar, Zied Ben Romdhane und viele andere. Durch ihre Arbeit lässt sich die Entwicklung der Fotografie mit Visionen und neuen Methoden nachvollziehen. Ihre Arbeiten werden jetzt von verschiedenen Institutionen wie dem British Museum, dem Arab World Institut, dem Centre Georges-Pompidou und anderen gesammelt. Was sind besondere Highlights von #Kerkennah01? Sie zeigen dort Fotografie, aber auch Videoarbeiten. FekI: Neben den Ausstellungen haben wir zum Beispiel ein Bildungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut organisiert, wir haben eine Reihe von Panels auf die Beine gestellt, die hier nicht sehr häufig sind. Wir haben zudem ein Vermittlungsprogramm mit Kunstschulen in Tunesien aufgebaut, um Kunststudenten für die Kulturvermittlung auszubilden, ein Trainingsmodul, das es in Tunesien nicht gibt, obwohl es sehr nötig ist. Und, um ein größeres Publikum anzuziehen, das nicht unbedingt neugierig auf Kultur ist, haben wir ein Musik- und Filmprogramm zusammengestellt, um Menschen durch Kunst und Kultur zu erreichen. LFI:
„ Ic h möchte die sozi alen und kün stle ris c he n Sc h ra n k e n d u r c h b r ec h e n . “
Was ist der Unterschied zwischen einem Foto und einem Bild aus einem Film oder Video? FekI: Ich bin da eher traditionell, geprägt durch Dokumentar- und Fotojournalismus. Wenn ich Fotografie sage, dann meine ich ein Original ohne jede Retusche. Es muss eine reale Szene widerspiegeln. Die Unterscheidung beginnt dort, wo das Bild emotional wird, wenn es persönliche Gedanken reflektiert und wenn es sich um Retuschen, Kompositionen, ein anderes digitales Medium oder um eine Installation handelt. Der ästhetische Ansatz verwischt die Grenzen zwischen journalistischer Arbeit und Kunst. Die meisten Bilder werden fotografiert, um ein Andenken zu schaffen. Ein Foto bedeutet, einen Moment festzuhalten, den man mit seinen eigenen Augen gesehen hat, ein Standbild kann aus jedem Kontext und aus jedem Bild entnommen worden sein. LFI:
Oben: Federica Landi, Palms, aus der Serie Spectrum; unten: Bruno Hadjih, 01, aus der von Jeanne Mercier kuratierten Gruppenausstellung Occupy the Desert
Oben: Zied Ben Romdhane porträtierte Menschen mit einer Pigmentstörung, aus der Serie Children of the Moon 1, 2018; Ganz oben: Augustin Le Gall dokumentierte Le stambali, ein religiöses Ritual in Tunesien, La dernière danse#1, 2018, aus dem Projekt Bou Sadiya
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Welche neuen Perspektiven könnte es für tunesische Fotografen durch #Kerkennah01 geben? FekI: Ich hoffe sehr, dass das Festival lokalen Künstlern neue Möglichkeiten eröffnet und ihnen den Platz einräumt, den sie verdient haben. Aber noch wichtiger ist es, dieser staatlichen Autorität, die eigentlich keine Ahnung davon hat, was es bedeutet, Künstler zu sein, die Verantwortung für unabhängige Akteure zu übertragen, die sich wirklich auskennen, ohne politische und finanzielle oder Entscheidungsspielräume zu besitzen. Kunst sollte so anerkannt werden, wie sie ist, denn der Künstler definiert sie nicht so, wie der Staat ihn haben will. Die Entscheidung muss von Kulturschaffenden getroffen werden. LFI:
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Was wünschen Sie sich für die Fotoszene in Tunesien und weltweit? FekI: Ich wünsche mir wirklich, dass ich eines Tages so stolz sein kann, wenn ich mich als Kuratorin präsentiere oder auch als Architektin, da rangiert man in Tunesien momentan noch ganz unten. Ich wünsche mir, dass die Marginalisierung von Künstlerinnen, Künstlern und Kunst irgendwann aufhört. Ich wünsche mir, dass man eines Tages von seiner Arbeit als Künstler oder Akteur im kulturellen Bereich leben kann. Ich möchte in meiner Heimat bleiben und arbeiten können und dass der Markt bald neue Möglichkeiten eröffnet. Ich wünsche mir mehr Räume für Fotografie und Schulen. Und vor allem ein Museum. Ich möchte die sozialen und künstlerischen Schranken durchbrechen, um eine offene und miteinander verbundene Szene zu haben.
Fotos: © Augustin Le Gall, © Bruno Hadjih, © Zied Ben Romdhane,© Federica Landi
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Interview: Carla Susanne Erdmann
O l fa Feki Geboren 1990 in Tunis. 2008 bis
2014 Studium der Architektur an der Tunis Universität. Sie war Mitbegründerin der Plattform Shutter Party und des La Maison de l’Image, eines Zentrums für Fotografie in Tunis. Sie arbeitete für internationale Institutionen und Stiftungen als Beraterin und organisierte Ausstellungen in Paris, Marokko und Kairo. Ker ke nna h# 01 : 21. bis 27. Juni 2018, Insel Ker-
kennah, Tunesien; www.kerkennah-01.com
j e tzt Be ste lle n :
l f i- onl ine. d e/Sh o p
Leica Fotografie I n t e r n at i o n a l
Je s s e M a r low mein Bild
Zweieinhalb Jahre lang war es für den Australier fast wie eine Sucht, verletzte Menschen zu fotografieren. Bis er mit diesem Motiv den Schlusspunkt setzen konnte.
70. Jahrgang | Ausgabe 5.2018
LFI PHOTOGR A PHIE GMBH Springeltwiete 4, 20095 Hamburg Telefon: 0 40/2 26 21 12 80 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 ISSN: 0937-3969 www.lfi-online.de, mail@lfi-online.de Chefredaktion Inas Fayed, Frank P. Lohstöter (V.i.S.d.P.) A rt Direction Brigitte Schaller REDA KTION Michael J. Hußmann, Denise Klink, Bernd Luxa, Edyta Pokrywka, Danilo Rößger, David Rojkowski bildredaktion Carol Körting layout Thorsten Kirchhoff MITA RBEITER DIESER AUSGA BE Carla Susanne Erdmann, Katja Hübner, Ulrich Rüter, Katrin Ullmann Geschäftsführung Steffen Keil, Frank P. Lohstöter A nzeigenleitung & M arketing Kirstin Ahrndt-Buchholz, Samira Holtorf Telefon: 0 40/2 26 21 12 72 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 E-Mail: buchholz@lfi-online.de holtorf@lfi-online.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 46 vom 1.1.2018
Wounded # 26, 2005
Als ich meinen Arm verletzt hatte und einige Wochen lang nicht foto grafieren konnte, bemerkte ich andere Menschen, denen es ähnlich ging. In etwa so, als hätte man sich gerade ein neues Auto gekauft, und sieht dann ständig genau dieses Modell auf der Straße. Danach fing ich an, Fotos von Menschen zu machen, die trotz sichtbarer Verletzung ihren täglichen Verrichtungen nachgingen. Überall sah ich Verbände und Krücken. Zweieinhalb Jahre lang widmete ich mich auschließlich diesem Thema, aus dem das Buch Wounded entstand. Dieses interessante Projekt musste ein Ende finden, da es anfing, mich süchtig zu machen. Das ist das letzte Bild der Serie, das ich aufgenommen habe. Für mich ist es ein Sinnbild für die Zufälligkeit der Street Photography. Kurz nach der Aufnahme wurde mir klar, dass das Projekt nun zu Ende war. Jesse Marlow wurde 1978 in Melbourne geboren. Seit 2001 ist er Mitglied des StreetPhotography-Kollektivs iN-PUBLIC. Das Buch Wounded erschien 2005 bei Sling Shot Press. Marlow leitet zudem Workshops der Leica Akademie Australien.
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