LFI Magazin 7/2019 D

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D 8,90 € A 9,90 € L 10,10 € I 10,20 € CHF 15,60

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L e i c a F o t o g r a f i e I n t e r n at i o n a l

Armin Smailovic Ian Berry Clément Paradis Jeanne Taris

Sayuri Ichida

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Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards – 2013/2017

„Das beste Fotolabor der Welt“

Europaallee 59, 50226 Frechen, Deutschland © Photo by Ian Dooley

Alle Rechte, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. WhiteWall Media GmbH

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p o rt f o l i o l i g h tb ox

F / sto p

96 | Lfi . Galerie

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Über 25 000 Fotografen präsentieren in der LFI-Galerie mehr als eine halbe Million Bilder. In diesem Heft: eine Marktszene in Addis Abeba und ein Barbesuch in Havanna

Kompakt und fähig zu Höchstleistungen: Der Berliner Fotograf Jo Fischer prüfte die Praxistauglichkeit des neuen ApoSummicron-SL 1:2/50 Asph

P h o to

8 6 | INTERVIEW Von Chancen, Krisen und Mitbewerbern: im Gespräch mit Stefan Daniel, Produktmanagement-Chef bei Leica 9 0 | L e i c a Ko m pa k t Wie viel Potenzial steckt in den Kompaktkameras von Leica? Welche Maßstäbe haben sie gesetzt? Und welche unter ihnen hat das Zeug zum Klassiker?

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Jeanne Taris: aus der Serie Les gitans de Perpignan

Ian Berry 6 | L e i c a Kl a s s i k e r

Klug verband er Sozialdokumentation mit psychologischer Intensität. Über das Werk des britischen Magnum-Fotografen

Jeanne Taris 2 6 | L e s G i ta n s d e P e r p i g n a n Neues Objektiv mit L-Mount: das Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph

Von gelebten Klischees und ungeschöntem Realismus: seltene Einblicke in das Leben der Roma im Stadtzentrum von Perpignan

Armin Smailovic 40 | Hinter dem Rampenlicht

Was kommt, was bleibt? Sensible Porträts von Schauspielstudenten, die sich gerade auf den Weg ins Berufsleben machen

Sayuri Ichida 5 8 | MAy u

Eine japanische Ballerina in New York, aufgenommen von einer japanischen Fotografin: über Heimat, Fremde und die Schönheit des Tanzes

Bericht aus Down Under: ein Gespräch mit Moshe Rosenzveig, dem Gründer und Creative Director des Head On Photo Festival in Sydney 1 0 8 | A u s s t e ll u n g e n Aus der Fotografie­sammlung Horbach, Berlin; Frank Gaudlitz, Köln; Walker Evans, Wien; F.C. Gundlach, Zürich und die Gewinner des Greenpeace Photo Award, Berlin 110 | Leica Galerien Das Programm der Leica Galerien weltweit. Mit dabei: Josef Chuchma in Prag, Joel Meyerowitz in London und Franziska Stünkel in Salzburg 112 | bücher Neue Publikationen von Erwin Olaf, Anders Petersen, Harold Edgerton, Miguel Rio Branco und Insights Worldwide – 100 Years of Steiner Education 1 1 4 | m e i n B i ld Joseph Michael Lopez erzählt, wie er auf Kuba eine Schwarzweißaufnahme voller Symbolik und Geheimnisse schuf 114 | impressum

Clément Paradis 68 | 圏 Ken

Voller Stolz und Entschlossenheit: junge Sumo-Ringer in kontrastreichem Schwarzweiß für ein Langzeitprojekt fotografiert

C ove r: Sayuri Ichida,

aus der Serie Mayu

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LFI-news

H o h e Au sz e ic h n u n g L e i c a - F o t o g r a f e r h ä lt C a r m i g n a c Awa r d

Tommaso Protti: aus seiner Serie Terra Vermehla (Bluterde)

Seit 2009 wird der hochdotierte Carmignac Photojournalism Award für gesellschaftlich relevante LangzeitFotoprojekte ausgeschrieben, um investigativen Fotojournalismus zu fördern. Nun wurde in Perpignan der Gewinner der elften Ausschreibung verkündet, die dem Amazonas gewidmet war: Es ist der Leica-Fotograf Tommaso Protti, der in seiner Serie Terra Vermehla (Bluterde) die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes in beeindruckenden Bildern festhält. Der Italiener, der seit Jahren in Brasilien lebt, war für seine Reportage ein halbes Jahr im brasilianischen Regenwald unterwegs. Begleitet vom britischen Journalisten Sam Cowie fotografierte er die von Gewalt begleitete soziale Transformation, die die Region gerade durchlebt. Protti will zeigen, dass die von ihm dokumentierten Formen von Gewalt Folge des enormen Anstiegs des globalen Konsums sind und kein Problem, das ausschließlich regionalen Ursprungs wäre.

ia n B e r ry

Zwar hat der Fotograf in seiner langen Karriere in der ganzen Welt fotografiert und doch zählt die Serie über seine Heimat heute zu seinen bekanntesten – aktuell ist The English in der Leica Galerie Wien ausgestellt. Größtes Vorbild für die Serie war das Buch The Americans von Robert Frank. Fragt man Ian Berry, ob er das Projekt aus aktuellen Gründen wiederholen würde, fällt die Antwort zögerlich aus: Zu viel habe sich im Land verändert; ein direkter Blick wie damals wäre heute unmöglich. 4 |

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C l é m e n t Pa ra d is Paradis hat bereits zum vierten Mal Kinder bei ihren ersten Schritten in der Welt des Sumo-Ringens fotografiert. Mit seinen Aufnahmen möchte er neue Wege der Erkenntnis pflastern, nicht nur bloße Fakten wiedergeben. Ihn fasziniert die Unbekümmertheit, mit der in Japan fotografiert wird: „Wir westlich geprägten Menschen fotografieren so, wie wir komplexe Gebäude bauen, in Japan fotografiert man, als sänge man ein bekanntes Lied. Warum also nicht einfach beides kombinieren?“

J e a n n e Ta r is

Unterwegs zum Fotofestival in Perpignan warnte ein Taxifahrer die Fotografin vor einem Viertel, in das sie bloß keinen Fuß setzen solle: Saint-Jacques, mitten in der Altstadt gelegen und von Einheimischen als No-go-Area bezeichnet. „So etwas darf man mir nicht sagen“, kommentiert Taris. Natürlich besuchte sie Saint-Jacques und fotografierte die dort lebenden Roma. Die Beziehungen gestalteten sich so eng, dass sie im selben Jahr sogar Weihnachten und Silvester dort verbrachte.

Fotos: © Tommaso Protti, © René Burri/Magnum Photos/Agentur Focus, © Sophie Paradis, © Renaud Menoud

Contributor


ANGELOPELLE.COM


Die Fähigkeit, Fähigkeit,realistische realistischeSozialSozialdokumentation mit dokumentation mitpsychologischer psychologischer Intensität und Intensität undsubjektiver subjektiverEmpathie Empathie zu verbinden, zu verbinden,zeichnet zeichnetIan IanBerry Berryals als einen der einen der bedeutendsten bedeutendstenFotograFotografen seiner fen seiner Generation Generationaus. aus.Vor Vorallem allem Südafrika und Südafrika undseine seineenglische englischeHeiHeimat gerieten mat gerieten dabei dabeibesonders besondersintenintensiv in siv in den den Fokus Fokusseiner seinerLeica. Leica.

L e i c A Kl a s s i k e r

Ian Berry

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Fotos: © Ian Berry/Magnum Photos


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Arbeiter in Ghana, 1965 (oben); Staubsturm vor dem Parlamentsgebäude, Maseru, Lesotho 1960 (links); eine Szene während des Kaapse Klopse, das traditionelle Neujahrsfest in Kapstadt, Südafrika 1960 (vorherige Seite)

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Ein junge Schwarze, fast selbst noch ein Kind, kümmert sich um das kleine Mädchen einer weißen Familie, Südafrika 1969



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Der Fotograf als genauer Beobachter: StraĂ&#x;enszene mit einer Dame in eigenwilliger Mode, aufgenommen auf dem Markt in Whitechapel, London 1972 (oben); Gottesdienst in einer evangelikalen Kirche, London 1983 (links)

Vorherige Seiten: Jeder Aussichtspunkt wird genutzt, um Nelson Mandelas Ankunft zu beobachten, Natal, Lamontville 1994 (links); weiĂ&#x;es Kind und schwarze Nanny auf dem Parteitag der National Party, Harrismith 1994

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Belfast 1981: Kinder bei einer Demonstration zur Unterst체tzung von Hungerstreikenden (oben); bei der Beerdigung von Bobby Sands fliegen Steine und Molotow-Cocktail auf die Sicherheitskr채fte (links)

Vorherige Doppelseite: Als Bildjournalist der Agentur Magnum dokumentierte Ian Berry auch den Prager Fr체hling mit seiner Leica. Eine anti-russische Demonstrantin fordert Neutralit채t, Tschechoslowakei 1968

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Ein Blick hinter die Kulissen: Szene während der Meisterschaften im Gesellschaftstanz, Wembley, London 1975 (oben); Mann mit seiner Tochter und einem Kätzchen im Londoner East End, 1972 (rechts)

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Nach dem AbriĂ&#x; der Docks im Hafen von London: Kinderspiele auf den Brachen der Docklands, 1992


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Es brauchte damals immerhin zwei Termine, um von Henri Cartier-Bresson in die legendäre Fotografenkooperative Magnum aufgenommen zu werden; dabei hatte sich Berry schon für seinen ersten Besuch vermeintlich gut vorbereitet. 1962 war er gerade aus Südafrika zurückgekehrt und hatte eine Mappe mit seinen besten Bildern dabei. Dann das Treffen in einem Bistro, direkt unter dem damaligen Magnum-Büro in Paris: Man saß freundlich zusammen, doch schon nach zehn Minuten verließ Cartier-Bresson das Treffen und Berry konnte sich zunächst nicht erklären, was schiefgelaufen war. Ein Magnum-Mitarbeiter klärte ihn auf: Nie dürfe man CartierBresson Einzelprints vorlegen, immer sei er viel mehr an Kontaktbögen interessiert, denn er wolle wissen, wie ein Fotograf denke. Glücklicherweise gab es aber einen zweiten Termin, bei dem Berry seine Kontaktbögen dabei hatte. Und es klappte: Er wurde Mitglied bei Magnum. „Die Dinge waren damals deutlich einfacher“, so Berrys knapper Kommentar im Rückblick, allerdings bedauert er bis heute, dass die digitale Fotografie den Kontaktbogen überflüssig gemacht hat, denn das sei doch tatsächlich der beste Weg, um zu erkennen, wie ein Fotograf arbeite, wie er sich bewege und denke. Bei Magnum war Berry damals das jüngste Mitglied und einen der größten Gewinne, den er aus seiner Mitgliedschaft ziehen konnte, war es, nachts im Archiv sich ganz genau die Kontaktbögen der Kollegen anzusehen. Eigentlich streng verboten, aber „ich lernte auf diese Weise eine Menge.“ Berry begann als Amateur und hat nie eine klassische Ausbildung an einer Fotoschule absolviert, sondern lernte durch die Praxis. Als er als 18-Jähriger von Großbritannien nach Südafrika zog, entdeckte er die Technik und die Möglichkeiten der Fotografie für sich. Als Brite war sein Blick auf die Apartheidgesellschaft analy-

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tischer und zugleich empathischer als der vieler anderer weißer Fotografen. Größte Aufmerksamkeit erreichten seine Aufnahmen vom Sharpeville-Massaker, bei dem am 21. Mai 1960 in der Township Sharpeville der friedliche Protest Tausender südafrikanischer Schwarzer gegen das Apartheidregime von der Polizei brutal niedergeschlagen wurde und 69 Menschen starben. Berry war der einzige Fotograf, der das Massaker dokumentierte; seine Aufnahmen dienten später auch als Beweismittel, um die Unschuld der Opfer zu beweisen. Auch nach seiner Rückkehr nach Europa begleitete er die Geschichte Südafrikas und das Ende der Apartheid immer wieder bei längeren Aufenthalten. Aber auch seine englische Heimat sollte mehr und mehr in den Fokus des Fotografen geraten: Die vornehmlich in den 1970er-Jahren entstandene Serie The English ist eine sehr persönliche Erforschung des britischen Lebensstils. Auch rund 40 Jahre später haben viele Motive nichts von ihrer Bedeutung, ihrer Ernsthaftigkeit, manchmal auch mit Humor gepaart, verloren. Bis zu seinen jüngsten Aufnahmen ist Berry seinem fotografischen Stil treu geblieben. Kein Wunder, dass er allseits geschätzt wird, als „selbstlos, zurückhaltend, stets präsent, aber nie sichtbar, ein Geist mit klickender Leica“, so die treffende Charakterisierung seines Magnum-Kollegen Philip Jones Griffiths. Berry ist ein engagierter Vertreter des klassischen Bildjournalismus, der eine authentische Wirklichkeit vermitteln will und die Welt mit all ihren Schönheiten, aber auch Scheußlichkeiten zeigt. Er arbeitete immer sehr präzise, am liebsten mit natürlichem Licht, suchend, sich Zeit nehmend, für andere fast unsichtbar werdend, aber immer den Menschen zugewandt. Diese wurden in ihrem Alltag, ohne Posen, aber auch in aller Dramatik bei Kriegen und Konflikten sehr direkt fotografiert. Trotz ihrer Tagesaktualität sind viele Motive zeitlos geworden, da sie bis heute eine Geschichte erzählen, wobei Form und Inhalt sich perfekt ergänzen. ulrich rüter

I a n B e r ry Am 4. April 1934 in Preston, Lancashire, England geboren. 1952 Übersiedlung nach Südafrika, dort von 1956–58 für die Daily Mail in Johannesburg und ab 1959 für das Magazin Drum tätig. 1962 Wechsel nach Paris, dort Kontakt zu Henri Cartier-Bresson, 1963 außerordentliches Mitglied der Agentur Magnum, 1967 Vollmitglied. 1964 Umzug nach London, hier wurde er der erste feste Fotograf beim Observer Magazine. Weltweite Aufträge führten u. a. in die Tschechoslowakei, den Kongo, nach Israel, Irland, Vietnam, China und immer wieder nach Südafrika. Berry nutzte viele Jahre ausschließlich Leica-Kameras. 2012 ehrte ihn Leica mit einer schwarzlackierten, persönlich gewidmeten Leica M9-P. Ian Berry lebt im südenglischen Salisbury.

magn u mph otos.com Ausste llu n g: The English,

Leica Galerie Wien, 6. September – 13. November 2019 Bü ch e r: (Auswahl) The English (Lane Press, London 1978); l’Afrique DU SUD 1960–1995 (Magnum Press, Paris 1995); LIVING APART: SOUTH AFRICA UNDER APARTHEID (Phaidon

Press, Paris 1996)


STORE & GALERIE Konstanz 78462 Konstanz | Gerichtsgasse (gegenüber des Amtsgerichts) | Tel.: +49 (0)7531 916 33 00 | www.leica-store-konstanz.de | www.leica-galerie-konstanz.de

Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 bis 18.30 Uhr, Sa 09.30 bis 14.00 Uhr

Kommende Ausstellung

FOCUS: WERNER BISCHOF VERNISSAGE Freitag 30. August 2019, 19.30 Uhr Marco Bischof, Sohn des Magnum-Fotografen, wird bei der Vernissage zugegen sein. AUSSTELLUNG 30. August bis 17. November 2019, der Eintritt ist frei ÖFFNUNGSZEITEN Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr, Samstag 09.30 – 14.00 Uhr oder nach Vereinbarung Bild: Germany. Friedrichshafen. 1945 © Werner Bischof / Magnum Photos


LeicA Q

Jeanne Taris

L e s G itans d e


P e r pignan lFI

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Jeanne Taris gelingt mit Les Gitans de Perpignan eine ganz besondere Gratwanderung: Einerseits scheinen ihre Bilder viele Klischees zu bestätigen, die die Außenwelt vom Leben der Roma hat. Andererseits gelingt ihr mit ihrer Arbeit ein seltener Blick auf die ungeschönte Realität, die sonst kaum jemand zu sehen bekommt.

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Die Absätze werden im Laufe des Abends zu hoch. Darüber: Die Kinder dürfen alles. Links: Zu besonderen Anlässen wird von den Frauen eine festliche Garderobe erwartet. Vorherige Seite: Die dreizehnjährige Maéva hat sich für die Weihnachtsfeier herausgeputzt. Jungs beginnen schon früh, Alkohol zu trinken lFI

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Die Mädchen werden sehr jung verheiratet und bekommen früh Kinder. Die Anwendung von Verhütungsmitteln ist nicht erlaubt


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Jungs werden von Anfang an zum Herrn im Haus erzogen. Sie d체rfen rauchen und trinken, was sie schon als Kinder stolz praktizieren. Sp채ter d체rfen sie mehrere Beziehungen haben und Auto fahren. Alles Dinge, die f체r die Frauen der Gemeinschaft streng verboten sind lFI

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Als „kleine Erwachsene“ verkleidet, müssen die zwei Sechsjährigen Cochon und Oui-Oui dem Männerbild ihrer Väter entsprechen


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Das Leben in Saint-Jacques spielt sich bis in die frühen Morgenstunden auf der Straße ab. Links oben: Da die Stadtreinigung das Viertel meidet, müssen die Bewohner es selbst sauber halten. Darunter: Die Hochzeit der 16-jährigen Salomé wird recht einfach in einem Asia-Bistro gefeiert lFI

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Den Kindern werden kaum Grenzen gesetzt. Sie sollen frei und ohne Regeln aufwachsen: Bei Feiern bleiben sie bis zum Morgengrauen auf der Tanzfläche, so wie Oui-Oui, der hier einen flammenden Flamenco hinlegt

J e a n n e Ta r is Die vierfache Mutter begann als 17-Jährige zu fotografieren, zeigte ihre Bilder aber niemandem. Taris hielt sich nicht für talentiert genug für eine fotografische Ausbildung. Bei einem Leica-Workshop stieß sie auf einen Fotografen, der sie ermutigte ihre Arbeit zu zeigen. Es folgten Veröffentlichungen u. a. in Polka und Vice. 2018 gewann sie den Leica Gallery International Portfolio Award beim Festival Voies Off.

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Das Viertel Saint-Jacques liegt mitten in der Altstadt von Perpignan und ist hauptsächlich von Roma bewohnt, die vor Jahrhunderten von Spanien nach Südfrankreich gezogen sind. Es ist die größte Roma-Siedlung in einer Innenstadt, ihre Bewohner stellen zehn Prozent der Einwohner von Perpignan. In diesem Mikrokosmos gibt es einen eigenen Wochenmarkt, eine eigene Schule und eigene Regeln. Kaum jemand von außen erhält Zutritt zu dieser Welt, die zunehmend unter Armut und Kriminalität zu zerbrechen droht. Jeanne Taris geriet durch Zufall nach Saint-Jacques und kann sich dem Sog des Viertels seither kaum noch entziehen. Als sie 2016 anlässlich des Festivals Visa pour l’image in Perpignan war, empfahl man ihr, einen Bogen um Saint-Jacques zu machen – ein Rat, den sie nicht befolgte. Taris ging also in das verrufene Quartier, setzte sich vor die verfallenen Häuser, stellte Fragen und lernte die Menschen kennen, für die sich niemand zu interessieren schien. Die Französin ging vorbehaltlos auf die Bewohner zu, immer wieder erinnerte sie sich selbst daran, nicht über das zu urteilen, was sie sah: „Gerade als Frau und Mutter ist es manchmal schwierig, bestimmte Dinge mit anzusehen.“ Die Aufgabe einer Fotografin sei es aber, nur zu beobachten, ohne zu bewerten. Für die Roma wird sie so etwas wie ein Fenster in die Welt da draußen, durch das sie sich und ihre Welt zeigen, aber auch hinausblicken können. Es entstanden Verbindungen, vor allem zu den Frauen, und bald sogar Freundschaften. Als sie im selben Jahr Weihnachten allein zu Hause sitzt, beschließt Taris, nach Saint-Jacques zu fahren. Sofort wird sie zu den Feierlichkeiten eingeladen und bleibt bis ins neue Jahr bei den Roma. Sie wohnt bei einer Familie, mit der sie sich besonders befreundet hat. In dieser Zeit entstand ein Großteil der hier gezeigten Bilder, auf denen man auf den ersten Blick ausschweifend feiernde Menschen in

festlicher, etwas altmodisch wirkender Kleidung sieht. Doch lohnt ein zweiter Blick, der zeigt, dass auf vielen Bildern Kinder im Mittelpunkt stehen. Und es fällt die strenge Trennung von Frauen und Männern auf. Das verweist auf die gelebte Realität hinter der guten Stimmung: Die Geschlechterrollen sind in dieser Gemeinschaft konservativ verteilt. Frauen werden früh verheiratet, bekommen bald Kinder und gehen regelmäßig in die Kirche. Von diesem vorgezeichneten Weg abzuweichen, ist kaum möglich, verstößt ein Mädchen dagegen, schließt es die Gemeinschaft aus. Männer hingegen machen Geschäfte, dürfen Auto fahren, rauchen, mehrere Frauen gleichzeitig haben und sind oft gewalttätig. Diese Rollenverteilung wird schon den ganz Kleinen mitgegeben: Väter sind stolz, wenn ihre minderjährigen Söhne Bier trinken und rauchen. Überhaupt gibt es für die Kleinen kaum Regeln: Sie bestimmen, wie lange sie wach bleiben und ob sie in die Schule gehen oder nicht. Auch die stark geschminkten Gesichter, die hohen Absätze und engen Kleider der Frauen zu den Feierlichkeiten haben einen ernsten Hintergrund: Da es ihnen sonst nie erlaubt ist, sich allein mit Männern zu treffen oder umzugehen, ist es ihre einzige Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Was in unseren Augen übertrieben wirkt, ist für die RomaFrauen unerlässlich. Zu dieser patriarchalischen Rollenverteilung gesellt sich in den letzten Jahren noch ein fataler Trend: War früher bei den Männern vor allem Alkohol verbreitet, haben nun harte Drogen Einzug gehalten, die zu noch mehr Gewalt und Kriminalität führen. Manche Familien sind so verschuldet, dass sie ihre Häuser verkaufen müssen. Taris sieht darin eine große Gefahr und gesellschaftliche Aufgabe. „Die Roma sind von allen verlassen. Allein gelassen in ihrer Armut, ohne Bildung und Perspektive. Dabei ist ihre Lage ein gesellschaftliches Problem, das ignoriert wird.“ Die Kommune gäbe zwar vor, viel zu tun, aber in Saint-Jacques sehe man davon nicht viel. Auch die Öffentlichkeit, die sie den Roma mit

ihrer Arbeit gibt, wird von offizieller Seite nicht gern gesehen. „Die wollen das Problem totschweigen“, so Taris. Von der Bevölkerung Perpignans, die sonst wenig Einblick in das Leben ihrer Nachbarn hat, erntet sie hingegen viel Lob. Die Autodidaktin fotografierte zu Beginn ausschließlich analog und auch heute noch beschneidet sie ihre Bilder nicht: „Das Foto, das man sieht, ist das Foto, dass ich gemacht habe.“ Taris hatte auch lange ein Problem damit, sich selbst als ernsthafte Fotografin anzusehen. Bis sie an einem LeicaWorkshop teilnahm. „Bis dahin hatte ich immer nur gesagt, dass ich ein paar Bilder mache. Da ich keine Foto-Schule besucht habe, wollte ich es mir nicht anmaßen, mich als Fotografin zu bezeichnen.“ Beim Workshop wurde sie ermutigt, ihre Bilder auch zu zeigen. Es folgten Veröffentlichungen in renommierten Fotozeitschriften und internationalen Magazinen. Heute geht ihr der Satz leichter von den Lippen. Taris träumte schon früh davon, mit einer Leica zu fotografieren, und kaufte sich erst einmal eine Leica-Kameratasche, da ihr Geld für eine Kamera nicht reichte. Ihre erste Leica war eine X2 und später eine Q, die nun ihre Lieblingskamera ist. „Ich mag vor allem, dass sie schnell, leise und diskret ist. An das 28er-Objektiv musste ich mich erst gewöhnen, aber jetzt mag ich es, da man nah an die Menschen herangehen muss. Das entspricht meiner Arbeitsweise. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, mir eine M6 zuzulegen, um auch wieder analog zu arbeiten.“ Ihr nächster Besuch in Perpignan ist schon geplant, aber bis dahin braucht Taris immer etwas Zeit weit weg von Saint-Jacques. Um zu atmen, wie sie sagt. Denise Klink jean n e taris.com LF I - O n l i n e . DE / B lo g : Slideshow mit weiteren Bildern von Jeanne taris Equipment: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 Asph

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Armin Smailovic h i n t e r d e m r a m p e n l ic h t

26 Studenten einer Schauspielschule nehmen Abschied von ihrem Studium: Kurz bevor der Vorhang für ihren Auftritt in einer neuen Welt auf der Bühne aufgeht, hat Armin Smailovic sie fotografiert.

Jérémie Galiana. Armin Smailovic zeigt in seinen Aufnahmen die Metamorphose der Schauspieler

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lukas walcher & mayla häuser. Mit Gaffaband hat Smailovic das 24–90er-Zoom der SL … … bei 35 Millimeter fixiert, um mit dieser Brennweite zu fotografieren

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lARA Feith. Andere Rollen, andere Illusionen – die Schauspieler nähern sich ihren Figuren auf unterschiedliche Art


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Jan bülow & Felix mayr. Alle Aufnahmen entstanden im alten Gebäude … … der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin-Schöneweide, am Ufer der Spree

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Anna-sophie friedmann & moritz Carl winklmayr. Licht und Schatten sind unabdingbar, … … meint Smailovic. Damit unterstreicht er die Individualität der Porträtierten

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Henning flĂźsloh. Die Absolventen nehmen Abschied von ihrem Studium und von einem Ort gelebter Erinnerungen



julian Valerio rehrl & Theo Trebs. Kostüm, Maske, Text – der Fotograf bat die Absolventen, …

… in eine ihrer Rollen zu schlüpfen. Damit schuf er einen Moment zwischen Realität und Fiktion

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Antonia Scharl & Jan Meeno Jürgens. 26 Studentinnen und Studenten fotografierte Smailovic … … innerhalb von fünf Tagen. In der Nachbearbeitung legte er Filmfilter über die Bilder

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Schauspielerei beansprucht Verstand, Willen, Energie. Sie ist Fleiß, Präsenz und Täuschung. Jeder Gang auf die Bühne ist ein Weg von der Realität in den Zustand der Fantasie. Genau diese Welt zwischen Ich und Rolle hat der Fotograf Armin Smailovic auf seinen Bildern festgehalten. Für die Abschlussbroschüre 2019 der Absolventen der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch fotografierte er 26 Studenten und Studentinnen in einem Moment, der der Situation vor dem Auftritt gleicht: Er ließ sie in die Kostüme verschiedener Figuren schlüpfen und 20 Minuten lang den dazu passenden Text sprechen. „Ich habe versucht, die Absolventen in eine vom Fotografieren losgelöste Lage zu versetzen, die sie davon abhielt, zu posen oder die Kamera permanent wahrzunehmen“, sagt Smailovic. „Das verleiht den Aufnahmen einen dokumentarischen Charakter.“ Tartuffe, Hedda Gabler, Richard III., Odysseus, Elisabeth I. So unterschiedlich die Rollen sind, die sich die Studenten während ihres Studiums erarbeiteten, so verschieden ist auch die Herangehensweise an deren Interpretation. Im Liegen, im Stehen, im Hocken. Verträumt, verspielt, konzentriert. Jede der Schwarzweißaufnahmen birgt einen anderen Ansatz für die Annäherung an eine Figur. Die Bilder spiegeln die Metamorphose der Schauspieler wider. Wie aus einem Kokon schlüpfen sie aus ihrem Selbst, bereit zum Sprung in jene Welt, die nicht die eigene ist. Smailovic arbeitet seit zehn Jahren für das Thalia Theater in Hamburg. Er fotografiert Räume, Proben, Inszenierungen, Ensemblemitglieder. Einer der Schauspieler, die er am Theater kennenlernte, war Alexander Simon. Er ist heute Professor an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und bat den Fotografen im vergangenen Jahr, gemeinsam mit ihm das Projekt für die Broschüre

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und eine Ausstellung zu realisieren. Smailovic selbst hatte zu diesem Zeitpunkt einen Lehrauftrag für Dokumentarfotografie im Fachbereich für Gestaltung an der FH Bielefeld, und beschloss, die Serie mit vier seiner Studenten umzusetzen. Während diese sich für klassische Porträt- oder Studioaufnahmen entschieden, wählte er das theatralische Konzept. Mit einer Bühne, die Geschichte schrieb. Fast 70 Jahre lang war Berlin-Schöneweide der Standort der berühmtesten deutschen Schauspielschule, 2018 zog die Ernst Busch ins Zentrum, nach BerlinMitte, um. Smailovics Bilder scheinen gleichsam von zwei Trennungen zu erzählen. In brüchiger, sichtbar gelebter Kulisse nehmen die Absolventen Abschied von Schulgebäude und Studium, von Ort und Zeit. Entstanden sind die Aufnahmen mit der Leica SL. Smailovic sagt, dass er im Grunde auf diese Kamera gewartet habe. Er sei kein „Freund des Messsuchers“. „Ich brauche genau das Bild, das ich fotografiere“, meint er. „Ich reagiere sehr sensibel auf das, was ich sehe. Auf detailreiche kleine Momente, die mir wichtig sind. Die SL mit ihrem elektronischen Sucher kommt mir da sehr entgegen.“ Seine Fotografien sind exakte Kompositionen. An ihnen kann man die Intention des Fotografen ablesen, das Licht so einzusetzen, dass es die Individualität des Porträtierten unterstreicht. Seit über 30 Jahren arbeitet Smailovic mittlerweile als Fotograf. Er findet, dass das Theater es im Unterschied zur Fotografie vermag, das Geschehene noch einmal neu zu reflektieren und zu kommentieren. Eines seiner großen Dokumentarprojekte, Srebrenica – I counted my remaining life in seconds, erzählt von einem Überlebenden des Völkermords in Bosnien. Dieses fotografische Projekt und weitere Recherchen bildeten die Grundlage für ein Theaterstück, das Smailovic selbst am Thalia Theater in Hamburg inszeniert hat. Die Schauspieler, sagt er, hätten ihm in der Aufführung seine eigene Arbeit noch einmal ganz neu erklärt. katja hübner

A r m i n S m ai l ov ic Berufswunsch Modefotograf: Mit 13 Jahren hielt Armin Smailovic, geboren in Zagreb, seine erste Kamera in der Hand. Nach Stationen als Militärfotograf in Jugoslawien und als Kriegsberichterstatter in Kroatien arbeitet er als freier Dokumentarfotograf. Er lebt in München und Sarajevo, ist aber in der ganzen Welt unterwegs – demnächst für ein Theater- und Filmprojekt in Matera, Italien. Er ist mehrfacher Preisträger des HanselMieth-Preises. smai lovic.com LF I-On lin e .DE /B log: armin Smailovic, one photo — one story Equipment: Leica SL mit dem Vario-Elmarit-SL 1:2.8-4/24-90 Asph


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Sayuri Ichida May u

New York als Bühne: Sayuri Ichida fotografierte die Ballerina Mayu vom New York Theatre Ballet. Es geht um mehr als die Schönheit des Tanzes – um Heimat und das Leben in der Fremde.

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Statt glattem glänzendem Parkett hat sie Beton unter den Füßen, raue Pflastersteine. Es sind keine Scheinwerfer auf sie gerichtet. während sie an einem Straßenschild ihre Übungen macht. Hauswände oder die weite Landschaft sind die Kulissen für das surreale Schauspiel, die Großstadt wird für die Tänzerin zur Bühne. Das Publikum: Fremde, die zufällig den gleichen Weg genommen haben.„Obwohl uns oft Passanten angestarrt haben, blieb Mayu vollkommen unerschrocken und hochprofessionell. Sie schien die Menschen um uns herum gar nicht wahrzunehmen. Ich glaube, sobald Mayu anfängt zu tanzen, wird für sie jede Um-

gebung zur Bühne“, erzählt die Fotografin Sayuri Ichida. In ihrem Langzeitprojekt widmete sich die japanische Fotografin einer Ballerina vom New York Theatre Ballet, seit 1978 eine Institution im städtischen Kulturbetrieb. Doch es ist weit mehr als die Schönheit des Tanzes und der Beweglichkeit eines jungen athletischen Körpers, die Ichida ablichten wollte. Besonders die Themen Heimat, Fremde und Ankommen haben eine zentrale Rolle bei der Konzeption dieser Serie gespielt: „Als ich Mayu kennenlernte, hatte ich die schwierigste Zeit als Immigrantin, das erste Zurechtfinden in der Fremde, bereits überwunden. Ich glaube, dass es Mayu genauso erging. Hätte ich zu der Zeit noch mit diesen Gefühlen gehadert,

hätte ich das Projekt nicht realisiert – weil ich sie dann nicht hätte preisgeben wollen. Für uns beide war es aber dennoch eine Art Meilenstein, in vielerlei Hinsicht. Die wunderbare Zusammenarbeit mit einer anderen Künstlerin hat mir außerdem erneut klar gemacht, wie frei und unabhängig wir sind“, so Ichida. Nachdem sie Station in Tokio und London gemacht hatte, zog die Fotografin 2012 nach New York, wo sie als Bildbearbeiterin in der Modebranche tätig war. Vorerst fremd unter Fremden, war es die Kunst, die ihr stets ein Zuhause bot – ein Umstand, der sie mit der Tänzerin verbindet. →

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„All ihr e tän ze r ischen Bewegungen sind wunderschön, a b e r für die s e Fotos h abe ich Mayu gebeten, es nicht allzu s c hön aus s e he n zu las s e n . ”

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„I c h glaub e , sobald Mayu anfä n gt z u ta n z e n , wird für sie jede Umgebung zur Bühne.”

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S ay u r i I c h i da 1985 in Fukuoka, Japan, geboren. Studium am Tokyo Visual Arts College, im Anschluss Assistentin in einem Fotostudio in Tokio. 2009 Umzug nach London, wo sie als Modefotografin arbeitete, und 2012 nach New York, wo sie als Bildbearbeiterin in der Modebranche tätig war. Fßr ihre Serie Deja Vu erhielt sie 2016 den Japan Photo Award. Im Jahr 2018 war sie mit Mayu unter den Gewinnern der Fotofilmic 18 Shortlist Show in Kanada.

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Mayu ist zwar die Protagonistin der Serie, steht jedoch als Person nicht im Mittelpunkt. Nie ist das Gesicht der Tanzenden zu sehen, stets nur ihr zierlicher Rücken, die in die Luft gestreckten Beine, der weit nach oben gereckte Kopf. Mitten in der Großstadt verbleibt die Tänzerin in der Anonymität. „Bei einer Serie über eine amerikanische Tänzerin würde ich vermutlich eine offenere, direktere Bildsprache wählen, die Tänzerin offensiver in Szene setzen und sie damit näher an den Betrachter heranrücken“, vermutet die Fotografin. Mayu hingegen erobert die Stadt, macht sie zu ihrer Bühne, gleichzei-

tig bleibt sie anonym für all die Fremden, die den Blick nicht von ihr lassen können. So ergeben sich Parallelen zu den Immigranten, für die New York nur langsam zur neuen Heimat wird. Entstanden ist die Serie mit einer Leica M6. Bei einer Ausstellung in New York wurde die Fotografin auf die Kamera aufmerksam, schon bald nannte sie das analoge Modell ihr eigen. Seitdem ist die M6 ihr ständiger Begleiter. Die Tanzbilder mit einer analogen Kamera umzusetzen war eine besondere Herausforderung, ist die Ballerina doch immer in Bewegung und gibt das analoge Arbeitsmittel keine Chance zur Überprüfung während des Arbeitsprozesses. Doch auch hier half der Fotografin ihr Motto bei der Arbeit: Vertraue stets deinen Instinkten.

So konnte die wunderschöne Serie entstehen. „Eine Beziehung aufzubauen zu dem, was ich fotografiere: Das ist die Herausforderung beim Fotografieren“, erklärt Ichida. „Da ist es egal, ob es sich um Freunde, Fremde oder Landschaften handelt.“ Für ihr Projekt Mayu hat sich Ichida an besondere Orte erinnert, an denen sie die Tänzerin in Szene setzte: Orte mitten in der Großstadt, mitten in der Metropole New York. katrin iwanczuk

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LeicA M

Clément Paradis 圏 KEN

Für Hunderte Kinder ist das jährliche Wanpaku-Turnier in Tokio der erste Schritt in die Welt des Sumo-Ringens. Der französische Fotograf war vier Jahre lang hautnah dabei und tauchte mit seiner M Monochrom in eine von Stolz, Tradition und Entschlossenheit geprägte Kultur ein.

Bei den jährlichen Sumo-Wettkämpfen geht es nicht nur um den Sport, sondern auch um das Gemeinschaftsgefühl, das sich durch die Teilnahme herstellt

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Das japanische Wort 圏 (KEN) – Zone, Kreis oder areal – ist Für Paradis Ausdruck eines sports, in dem man den eig enen B e r e i c h b e h aupte n mus s.

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Paradis ist beeindruckt von der Unnachgiebigkeit der Kinder, die er mit kontrastreichem Schwarzweiß in den Fokus seiner Erzählungen rückt. „Diese kleinen Wilden fürchten sich nicht einmal, gegen die größten Riesen anzutreten. Der Kampf mag manchmal schon im Voraus verloren sein, aber das Vergnügen, sich mit solch einer Übermacht zu messen, ist es ihnen wert. Es ist zu schade, dass nur noch wenige Erwachsene etwas von diesem rebellischen Geist besitzen.“

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Die niedrigen Zugangsschwellen motivieren etliche Kinder, mit Sumo anzufangen. Während jugendliche Sumotori oft schon Pläne für eine Zukunft als Profi haben und entsprechend stärker unter Druck stehen, geht es bei den Kindern lockerer zu. „Es ist eher wie eine Mischung aus Familientreffen und religiöser Zeremonie“, meint Paradis

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Beim Sumo-Ringen dreht sich alles um den Kreis auf dem Boden, aus dem man die Kontrahenten hinausdrängen muss. Paradis: „Ich möchte mit meiner Fotografie zeigen, wie wertvoll der Tag des Turniers für alle Teilnehmenden ist. Auch für mich als Fotograf ist es ein besonderer Tag. Ich bin wie hypnotisiert von dem Ring, er ist gleichzeitig faszinierend und einschüchternd. Wenn der Betrachter durch meine Bilder einen kleinen Einblick davon gewinnt, bin ich glücklich.“

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foto g ra f i e u n d Su mo ähn e ln s ich In Ge w is s e r w e ise: es Geht darum, den richtigen Rahmen zu behaupten und Das W e se n t l i c h e e i n zugr e n ze n .

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Paradis lernt neue Welten lieber kennen, als ihre Funktionsweise zu beschreiben. Er sieht Fotografie nicht als bloĂ&#x;e Wiedergabe von Fakten, sondern er will mit seinem forschenden Blick Wege individueller Erkenntnis ebnen

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Dieser Sport ist nicht totzukriegen: Heute wie vor Hunderten von Jahren sorgt das Sumo-Ringen für Begeisterung unter Kampfsportfreunden – und das nicht mehr nur im Ursprungsland Japan. Noch immer praktizieren Menschen aller Altersgruppen diese Traditionsportart an unzähligen Austragungsorten, viele beginnen bereits im Kindesalter. Während die Acht- bis Zehnjährigen zunächst die grundsätzlichen Techniken des Ringkampfes erlernen, kann man schon im Alter von 15 Jahren eine professionelle SumoKarriere in Angriff nehmen. Wo bei den Jugendlichen nicht zu unterschätzende Anteile von Erwartungs-, Leistungsund Erfolgsdruck vorherrschen, spielt bei den Wettkämpfen der Kinder der Zusammenhalt die Hauptrolle. Genau diese freundliche Atmosphäre beim alljährlichen Wanpaku-Turnier in Tokio, irgendwo zwischen Familientreffen und religiöser Zeremonie, hat den französischen Fotografen Clément Paradis interessiert. Inzwischen hat er das Turnier zum vierten Mal mit der M Monochrom begleitet. Daraus entstand die Serie 圏 Ken, die wiederum Teil eines größeren Projekts namens Partition Magique ist. Es handelt vom Alltagsleben der Japaner und von den urbanen und sozialen Labyrinthen, in denen sie sich Tag und Nacht wiederfinden. „In diesem Kontext ist die Bekanntheit des SumoSports besonders spannend“, meint Paradis. „Aus diesem Kampf geht man als Sieger hervor, indem man sich von anderen abgrenzt und sich allein auf einer vordefinierten Fläche befindet.“ Für ihn ist diese Philosophie aber nicht nur eine Obsession der japanischen Kultur. Auch zur Lebensweise der westlichen Welt, ja sogar zur Fotografie bestehen für ihn Parallelen: „Auch wir grenzen Gebiete von anderen ab und bringen sie in einen gewissen Rahmen – und natürlich will jeder lieber ‚drinnen‘ als ‚draußen‘ sein.“ Trotz seines Wettkampfcharakters schweißt der Sumo-Sport die Teilneh-

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mer zusammen, wie Paradis im Laufe des Fotografierens feststellt. Beim Blick auf seine kontrastreichen, energiegeladenen Schwarzweißbilder wird schnell deutlich, wie wertvoll und besonders der Wettkampf für alle Beteiligten ist. Es ist der Fokus auf den Menschen, ihre Emotionen und ihre Gesten, der die Bilder von Clément Paradis auszeichnet. Dabei versteht er sich selbst als jemand, der lieber fotografiert, um zu erforschen und zu beschreiben, als die Welt in ein enges Korsett von Erklärungen zu pressen. „Wenn der Betrachter durch meine Bilder einen kleinen Einblick vom Treiben in den Arenen gewinnt, dann bin ich glücklich“, erzählt er. Als Exot mit eher dürftigen Japanischkenntnissen war es für ihn ohnehin nicht immer einfach, ein Teil dieses Geschehens zu sein: „Es gibt viele ritualisierte Abläufe im japanischen Alltagsleben. Da kann es passieren, dass die Menschen erst einmal eingeschüchtert sind, wenn jemand mit dem Potenzial auftaucht, diese Atmosphäre möglicherweise zu ruinieren. Während der Turniere bin ich der einzige Außenseiter – und das jedes Jahr aufs Neue!“ So galt es für ihn, stets mit angemessenem Respekt und dem Bewusstsein für die dort vorherrschenden sozialen Codes zu fotografieren. Die Kinder selbst hätten indes komplett andere Erwartungshaltungen an den Tag gelegt: „Für sie war ich eine Art Attraktion. Sie waren ganz neugierig und interessiert daran, ob ein fremder Fotograf dem ganzen Trubel in der Arena standhalten kann. Sie haben zwar keine Scheu vor der Kamera, aber sie geben mir auf der anderen Seite deutlich Bescheid, wenn sie mich nicht dabeihaben möchten.“ Diese Neugierde und Authentizität war für Paradis definitiv ein verbindendes Glied, die seiner fotografischen Vorgehensweise in die Karten spielte. „Ich würde sagen, als Fotograf bin ich ein kleines bisschen wie sie: Ich nehme das alles nicht zu ernst – obwohl ich letztlich selbst eine Art Ringer war, der in dieser gespannten Atmosphäre stets das beste aus mir und aus der Kamera herausholte.“ Danilo Rössger

C l é m e n t Pa r a d is Paradis, 1983 geboren, sieht sich als Fotograf, Autor, Buchdesigner, Lehrer und Lernender. Mit Bildern und Worten arbeitet er in Frankreich und Japan. 2012 gründete er den Independent-Verlag Timeshow Press. Seine erste Monografie, Sound of Midnight, erschien im Jahr 2014. Paradis lehrt Ästhetik und Theorie der Fotografie an der Universität von Saint-Étienne.

cle me n t-paradis.com LF I-On lin e .DE /B log: Slideshow mit weiteren Bildern aus Japan

Equipment: Leica M Monochrom mit Elmarit-M 1 :2.8/90 und Summilux-M 1:1.4/35


f/ s top

– ap o - S u m m ic r o n - S L 1 : 2 /5 0 m m – I n t e rv i e w S t e fa n Da n i e l – Ko m paktka m e r as –

A l s v i e rt e s Obj e kti v d er Sum m icro n - Bau r e i h e f ü r d i e l e ica S L ist j e tz t d i e N o r m a l b r e n n w e it e e r sc h i e n e n

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e i n n e u e r sp r o ss Ap o - S u m m i c r o n - s l 1 : 2 /5 0 a s ph

Die Summicron-Familie für die SL vermeldet Nachwuchs. Fotograf Jo Fischer hat die hohe Leistungsfähigkeit des jetzt erhältlichen Apo-Summicron-SL 1:2/50 in der Praxis erprobt.

Die glatte Außenhülle des Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph verbirgt eine sehr aufwendige Konstruktion sowie Autofokus, Blendensteuerung und Prozessor

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Vater, Mutter, Sohn und Tochter – so sah, auch in dieser Reihenfolge, die ideale Familie einst aus. So betrachtet wäre die Summicron-Familie für die Leica SL jetzt komplett: Mit dem Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph stellt Leica nach dem 75er und dem 90er, die fast zeitgleich erschienen, sowie dem noch recht frischen 35er nun den jüngsten Sprößling vor. Das 50er war insofern das am wenigsten dringliche Objektiv der Serie, als es mit dem Summilux-SL 1:1.4/50 Asph ja bereits eine Festbrennweite im Normalbereich mit L-Mount gibt – wenngleich diese ein gutes Stück größer und schwerer ist. Da ist das Summicron doch deutlich dezenter und mobiler, was sich natürlich postiv auf die Praxistauglichkeit auswirkt. Dieser Meinung war jedenfalls der Berliner Fotograf Jo Fischer, der für uns mit einer Leica SL und dem Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph unterwegs war, um es auf Herz und Nieren zu prüfen. Alle Aufnahmen entstanden aus freier Hand, wobei sich die kompakte Bauweise des Objektivs sofort bewährte. Der Fotograf nutzt normalerweise eine M, die naturgemäß nochmals kompakter und handlicher ist, doch dafür erwies sich die SL als deutlich schneller, zumal der Autofokus die Arbeit wesentlich unterstützte. Gerade den AF lobt Fischer als extrem schnell und zudem leise. N e ua rt i g e Fo kussi eru ng . Neben optischen

Spitzenleistungen war es vor allem die Praxistauglichkeit, die bei der Entwicklung der SL-Summicron-Objektive

ganz weit oben im Pflichtenheft für die Entwickler stand. Damit ist nicht nur die kompakte Bauweise gemeint, sondern eben auch der sehr schnelle Autofokus, der einiges an Aufwand bei der Konstruktion erforderte. Und was den Begriff „Familie“ angeht, so steckt dahinter weit mehr als nur die gemeinsame Lichtstärke der vier Summicron-SLObjektive. Vielmehr wurden die vier Objektive schon seit langem gemeinsam geplant, teilen sich grundlegende Konstruktionsprinzipien, weisen Ähnlichkeiten beim optischen Design und nicht zuletzt auch bei der äußeren Gestaltung auf. Schon bei der Planung der Leica SL machten sich die Entwickler erste Gedanken über diese Reihe von Objektiven, die die wichtigsten Festbrennweiten abdeckt. Das gemeinsame Konstruktionsmerkmal der vier Summicron-SL-Objektive ist ihre neuartige Fokussierung, die Leica auf den Namen „Dual Synchro Drive“ getauft hat. Dahinter steckt das Konzept, die bewegten Massen für die AutofokusFunktionalität so gering wie möglich zu halten, um diese umso schneller bewegen zu können. In diesem Fall bedeutet das, dass nur zwei einzelne Linsen verschoben werden müssen, die im Vergleich zu den größeren Linsengruppen, die etwa bei vielen M-Objektiven in Bewegung sind, sehr leicht sind. Wegen des geringen Gewichts reichen dafür Schrittmotoren, die im Gegenzug sehr schnell sind. Die zwei unabhängigen Linsen werden elektronisch vom Prozessor des Objektivs koordiniert. →


Fotos: © Jo Fischer; Produktfotografie: Leica Camera AG

Der Fotograf Jo Fischer nutzte die Beweglichkeit der SL mit dem 50er auch für Außenaufnahmen

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Auch wenn das Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph wie alle L-Mount-Objektive von Leica spritzwassergeschĂźtzt ist, blieb Fischer lieber an Land, als er das Model Katharina im Wasser fotografierte. Bei den Aufnahmen verlieĂ&#x; er sich auf den schnellen Autofokus

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Fotos: Jo Fischer

Nutzt man das Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph für Porträts wie hier vom Musiker Eze Wendtoin, muss man entweder nah heran oder bekommt mehr vom Umfeld aufs Bild – beides lässt sich hervorragend nutzen, ebenso wie die Schärfe bis in die äußersten Ecken

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Schneller Autofokus.

Das Ergebnis ist ein extrem schneller Autofokus, von dem die SL spürbar profitiert. Für die Ermittlung des korrekten Fokuspunkts werten spiegellose Systemkameras wie die SL mit zwei Messungen, zwischen denen die Fokussierung verstellt wird, die Kontrastverhältnisse mit dem Bildsensor aus. Für dieses „Fokussieren durch Ausprobieren“ ist eine extrem schnelle Fokussierung wie beim Apo-SummicronSL 50 von großem Vorteil – das Objektiv benötigt gerade einmal eine Viertelsekunde, um den Fokusbereich komplett von nah bis fern zu durchfahren. Der Dual Synchro Drive bedingt nicht nur ein neues optisches Design, sondern auch eine extrem präzise Fertigung und eine neuartige Elektronik, die die beiden Schrittmotoren präzise koordiniert. Daher waren Experten aller Abteilungen an der Entwicklung der Summicron-SL-Objektive

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beteiligt. Dass diese Zusammenarbeit sehr erfolgreich verlaufen ist, sieht man an den drei bereits erschienenen Mitgliedern der Familie, deren Qualität und Geschwindigkeit bereits neue Maßstäbe setzen konnten. Für ein Normalobjektiv ist die Lichtstärke von 1:2 nicht unbedingt ein Spitzenwert, sondern genauso normal wie die Brennweite. Dem stellt Leica aber den Eindruck der deutlich höher empfundenen Schärfentiefe entgegen, weil durch die extrem hohe Bildschärfe des Objektivs der Unterschied zu den unscharfen Bildbereichen als deutlich größer wahrgenommen wird. Die ungewöhnlich hohe Abbildungsleistung des Apo-Summicron-SL 1:2/50 Asph bürgt für einen maximalen Kontrast in der Schärfenebene, außerhalb davon sorgen die optischen Gesetze dagegen wie gewohnt für geringen Kontrast, was die Differenz zwischen beiden besonders groß macht.

Au fw e nd i g e Ko nstru kt i o n. Möglich wird

die extreme Abbildungsleistung durch die sehr aufwendige Konstruktion des Objektivs. Zwölf Linsen in zehn Gruppen – davon drei asphärisch mit insgesamt vier asphärischen Oberflächen – sorgen für die Korrektur selbst kleinster optischer Fehler. Das führt auch zu dem für ein 50er ungewöhnlichen Attribut „Apo“, das auf die apochromatische Korrektur über das gesamte sichtbare Farbspektrum hinweg hinweist. Das Ergebnis dieses Aufwands ist – wieder einmal – spektakulär und unspektakulär zugleich: Es gibt schlicht keine Schwächen, auf die wir hinweisen könnten. Das Objektiv gibt sich keinerlei Blöße und bringt bei allen Entfernungseinstellungen und Blenden

Die Familienähnlichkeit der vier Summicron-SL-Objektive mit 35, 50, 75 und 90 mm Brennweite ist kein Zufall. Unterscheiden lassen sie sich fast nur an der Gravur

bis in die Ecken scharfe Bildergebnisse. Abblenden muss man nur, wenn die Bildgestaltung es erfordert und die MTF-Kurven belegen diese hervorragenden Leistungen eindrucksvoll. Diese Leistungsfähigkeit blieb auch Fischer nicht verborgen: „Ich habe sofort gemerkt, dass dieses Objektiv wirklich bis in die Ecken scharfe Bilder macht und dass es unnötig ist, das Motiv sicherheitshalber in die Bildmitte zu nehmen oder abzublenden, um das Optimum an Leistung herauszuholen.“ Die üblichen Tricks, um Schwächen des Objektivs zu umschiffen, erweisen sich beim Apo-SummicronSL 1:2/50 Asph als völlig unnötig. „Auch das äußerst natürlich wirkende Bokeh fällt schnell auf“, berichtet Fischer, „das hebt LeicaObjektive ja ohnehin von anderen ab, aber mit diesem Objektiv kann man besonders gut die Schärfenebene kontrollieren und mit der Unschärfe arbeiten.“ Die 50-mm-Brennweite erwies sich beim Shooting als sehr universell, zumal man mit ihr sowohl für Porträts nah herangehen als auch mehr Raum für das Umfeld lassen kann. Fischer, der sonst hauptsächlich mit einem 35er arbeitet und lieber ein paar Schritte vor oder zurück geht, als das Objektiv zu wechseln, genoss die universelle Einsetzbarkeit des 50ers jedenfalls sichtlich. Auch das zeigt, dass Leica mit der weiter gewachsenen Summicron-SL-Familie ein großer Wurf gelungen ist. holger sparr


s e l e kti v m e ss e n L F I v o r 5 0 J ah r e n

in höchsten Tönen lobt Toni a n g e r m ay e r d i e s e l e k t i v e L i c h t m e s s u n g d e r L e i c a fl e x S L .

Zu all diesen Pluspunkten der Leicaflex SL kommt aber auch noch ein weiterer: Sie gestattet eine selektive Belichtungsmessung, eine punktgenaue Spotmessung durchs Objektiv, dank eines scharf begrenzten, im Sucher sichtbaren Meßfelds. Ich sagte Spotmessung – ja, denn der Meßwinkel bei eingesetzem Normalobjektiv ist nur 7,5° (beim Elmarit 2.8/180 mm sogar nur ca. 2°) und damit kleiner als der fast aller Handbelichtungsmesser. Und das ist der entscheidende Vorteil bei allen Motiven, wo es auf die absolut richtige Belichtung einzelner Bildteile unter bewußter Vernachlässigung anderer ankommt. Konkreter gesagt: Ein weißer Schwan vor schwarzem oder eine schwarzfellige Schimpansengruppe vor hellem Hintergrund wird mit der Integralmessung immer falsch belichtet. Warum? Nun, das Funktionsprinzip der Integralmessung ist, alle Lichteindrücke aus dem Meßwinkel zu addieren, daraus das Mittel zu ziehen und diese nivellierte Angabe zur Belichtung zu empfehlen. Das muss aber immer dann „ins Auge gehen“, wenn es nur auf die richtige Belichtung einzelner Bilddetails ankommt. Nicht so bei der selektiven Methode. Damit messen Sie – ohne die Leicaflex SL vom Auge zu nehmen – unter dauernder Kontrolle im Sucher nur das, worauf es ankommt. Nicht mehr und nicht weniger! LFI 5/ 1 969 : Meister der Leica: Dieter Heggemann; Ein unbekannter Amateur: K.-H. Briggs; Blitzbirnchen bei 1/2000 Sek.? u. v. m. für 1,09 Euro in der LFI-App für Android und iOS

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L e icas Z u ku n f tsp l ä n e i n t e rv i e w

Es kriselt in der Kameraindustrie, aber der Wetzlarer Traditionshersteller scheint für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Stefan Daniel, Produktmanagement-Chef bei Leica, stellte sich unseren Fragen zu den verschiedenen Kameralinien.

Von der Sofortbildkamera über die kompakte und die APS-C-Linie bis hin zu Vollund Mittelformatkameras – Leica hat sich in den letzten Jahren breit aufgestellt und will so der Krise trotzen. Wir drucken das Interview mit Stefan Daniel zur Zukunft der einzelnen Kameralinien in zwei Teilen; der zweite Teil erscheint in der LFI 8/2019. LFI: Die Statistiken des japanischen Industrieverbands CIPA zum globalen Kameramarkt zeigen, dass sich die KompaktkameraVerkäufe in den vergangenen zwei Jahren nahezu halbiert haben; im DSLRBereich haben viele Hersteller Probleme, während die Zahlen im spiegellosen Bereich recht erfreulich sind. Wo sehen Sie Chancen für Leica, Probleme der Mitbewerber in schwierigen Segmenten zu vermeiden und den Erfolg in zukunftsträchtigen Bereichen auszubauen? 86 |

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Stefan Daniel: Diese Entwicklung bei den Kompaktkameras sehen wir ja nicht erst seit dem letzten Jahr. Nach dem Boom in den Nullerjahren begann der Abstieg etwa um 2010. Einsteigermodelle sind praktisch vollständig vom Markt verschwunden, aber je stärker sich die Modelle von Smartphones unterscheiden, desto besser verkaufen sie sich. Wir haben das schon lange vorausgesehen und nur Modelle ins Programm genommen, die gegenüber einem Smartphone einen echten Mehrwert bieten. Das sind insbesondere Kameras mit einem großen Zoombereich oder einem großen Sensor. Auch ein eingebauter Sucher gehört zu den Merkmalen, die eine solche Kamera nach wie vor relevant erscheinen lassen. Auch wir merken, dass die verkauften Stückzahlen nicht mehr den Stand von 2009 oder 2010 erreichen, aber für uns sind die Kompakten weiterhin ein lohnendes Geschäft.

LFI: Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt ja auch, dass die Stückzahlen zwar zurückgehen, der Absatz nach Wert gerechnet aber relativ stabil bleibt. Stefan Daniel: Ja, die Durchschnittspreise steigen. Das hängt auch damit zusammen, dass Bauteile teurer geworden sind; das ist ein industrieweiter Trend. Man muss allerdings auch sagen, dass der Kameramarkt heute nach Wert vier bis fünf Mal größer ist, als er in Analogzeiten jemals war. Über diese Tatsache wird wenig geredet, aber deshalb können wir auch das in der Branche verbreitete Wehklagen nicht wirklich nachvollziehen. LFI: Während der klassische Fotograf seine Bilder in möglichst hoher Qualität geprintet präsentieren will, fotografieren Gelegenheitsfotografen mit dem Smartphone und zeigen die Fotos in reduzierter Auflösung im Internet.

Um Bilder mit einer herkömmlichen Kamera in soziale Netze hochzuladen, müssen sie vorher immer noch aufs Smartphone übertragen werden. Wäre es vorstellbar, dass künftig auch „richtige“ Kameras einen direkten Internetzugang bekommen? Stefan Daniel: Eine strategische Stoßrichtung von Leica ist ja, dass wir die Kamera so weit wie möglich konnektiv machen. Die 2018 gelaunchte Leica Fotos App dient dazu, die Aufnahmen möglichst schnell auf einem Mobilgerät zugänglich zu machen. Das werden wir weiter ausbauen, mit einem noch einfacheren Verbindungsaufbau zwischen Kamera und Smartphone. Die Kamerahardware setzt uns teilweise noch Grenzen, aber bei kommenden Kameragenerationen wollen wir das so nahtlos gestalten, dass der Nutzer die Aufnahmen mit der Kamera, die ja eine noch höhere Qualität als die Bilder eines →


Stefan Daniel, Produktmanagement-Chef bei Leica: „Die M10 wird als ausgereifte Kamera wahrgenommen und diese Plattform wird auf Jahre Bestand haben.“

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Smartphones haben, auch in den sozialen Netzen verwenden kann. Es gibt allerdings verschiedene Benutzergruppen. Es gibt sehr mobil-affine Fotografen, die ihren ganzen Workflow in die Cloud verlegt haben, und es gibt diejenigen, die weiterhin einen Desktop-Workflow bevorzugen und die Bilder traditionell über einen Kartenleser auf den Computer übertragen. Beide Gruppen existieren und keine scheint auf Kosten der anderen zu wachsen. LFI: In der Smartphonefotografie gibt es ja schon länger den Trend, mehrere Bilder miteinander zu verechnen – Bilder verschiedener Aufnahme-

module oder auch, wie es Huawei beim P30 Pro praktiziert, in schneller Folge hintereinander aufgenommene Bilder. Ist es denkbar, dass solche Technologien künftig auch in gewöhnlichen Kompaktkameras Einzug halten? Stefan Daniel: „Computational Imaging“ ist eines der Themen, mit denen wir uns beschäftigen – auch damit, was das für traditionelle Kameras bedeuten kann, die ja bereits eine leistungsfähigere Hardware mitbringen. In diesem Bereich verfügen wir über eigene Entwicklungskapazitäten, die wir künftig weiter ausbauen wollen. LFI: Wie sieht es generell mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz aus?

Könnte künstliche Intelligenz dem Fotografen zum Beispiel dabei unter die Arme greifen, etwa eine optimale Belichtung zu finden, die das Maximum aus dem Sensor herausholt? Stefan Daniel: Ja, die Ergebnisse, die sich mit Smartphones erzielen lassen, gehen einmal auf Computational Imaging, zu einem nicht geringen Anteil aber auch auf KI zurück. Wenn Sie beispielsweise mit einem P30 Pro den Mond fotografieren, erkennt das Smartphone, dass es sich um den Mond handeln muss und zeigt mit großer Wahrscheinlichkeit ein bereits vorhandenes Bild. LFI: Im Scherz, aber durchaus auch im Ernst ist ja

schon vorgeschlagen worden, dass die Kamera nur noch erkennen müsste, welches Motiv fotografiert werden soll, um dann aus der Cloud ein Bild zu laden, das ein besserer Fotograf davon gemacht hat … Stefan Daniel: Da beginnt es dann interessant zu werden (lacht) … Aber Leica steht natürlich dafür, den kreativen Fotografen zu unterstützen. Fotografen, die etwa mit der M arbeiten, wollen ja gar nicht, dass ihnen alles aus der Hand genommen wird. Sie haben sich intensiv mit ihrem Werkzeug befasst, sie haben Freude daran, auf die traditionelle Weise handwerklich ein Bild zu gestalten, mit Blende, Verschlusszeit und Bildausschnitt.

Für die anspruchsvolle Fotografie Thomas Biasotto mit Leica M und Noctilux 50 mm

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LFI: Und dafür steht ja insbesondere die M. Wie kann die Entwicklung dieser Modellreihe eigentlich noch weitergehen? Wenn man die 13 Jahre von der M8 bis zur M10 von heute betrachtet, hat Leica ja Schritt für Schritt fast alle Wünsche von Fotografen umgesetzt. Seit der M9 hat die Kamera einen Kleinbildsensor und die M10 entspricht auch in ihren Abmessungen einer analogen M. Es gibt allerdings die Fraktion, die meint, die M wäre ideal, wenn sie statt des Messsuchers einen eingebauten elektronischen Sucher besäße und am besten auch noch Autofokus unterstützte – aber würde das überhaupt zum M-Konzept passen?

Stefan Daniel: Das ist eine spannende Frage. Es wird auch bei der M weitergehen; wir entwickeln Konzepte, zu denen ich aber noch nichts sagen kann. Mit großen technologischen Sprüngen wie von der M9 zur M (Typ 240) und schließlich zur M10 ist aber nicht mehr zu rechnen. Die Batterielaufzeit, die Auflösung und die Geschwindigkeit sind jedoch Bereiche, die noch Optimierungspotenzial bergen. Den Wunsch nach einem integrierten elektronischen Sucher hören wir gelegentlich; das sind Optionen, über die wir uns Gedanken machen. Die M10 wird aber als eine ausgereifte Kamera wahrgenommen und diese Plattform wird auf Jahre Bestand haben.

„Leica unterstützt den kreativen Fotografen mit Technik. für uns ist es wichtig, ihn so einfach wie möglich über das Bild entscheiden zu lassen.“

LFI: Wird sich vielleicht auch etwas am traditionellen Bodendeckel der M ändern? Es wäre doch praktisch, wenn man den Akku so bequem wie bei einer Leica SL oder Q2 austauschen könnte? Stefan Daniel: Bisher haben wir es aus Platzgründen beim Bodendeckel belassen müssen, aber auch da ist noch nicht aller Tage Abend. Das, was wir mit der Leica Q2 verwirklicht haben, könnte sich irgendwann auch in zukünftigen M-Modellen wiederfinden. Das Interview hat Michael J. HuSSmann geführt

Im zweiten Teil des Interviews wird es um das Konzept der Q/ Q2, um Leicas APS-C-Kameras und um die spiegellosen Vollformatsysteme gehen.

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k l e i n e u n d g r o ss e L e i c a - Ko m pa k t k a m e r a s

LFI stellt in loser Folge Leicas Kameralinien vor, um eine bessere Orientierung bei der Auswahl einer geeigneten Kamera zu bieten. Als erste haben wir uns die Kompakten vorgenommen, die zu Unrecht oft im Schatten der großen Systeme stehen.

In den Augen der meisten fotografisch interessierten Zeitgenossen steht der Name Leica wohl vor allem für die klassische Messsucherkamera und damit für legendäre Systemkameras. Doch auch unter den Kompaktkameras, deren Geschichte noch zu analogen Zeiten begann, finden sich manche Klassiker. Mit dem Übergang zu Digitalkameras sank das Klassiker-Potenzial zwar erst einmal deutlich, denn während Leica wie viele andere Hersteller längere Zeit brauchte, den Systemkamera-Kunden im digitalen Bereich Leistungen zu bieten, die den aus analogen Zeiten stammenden Erwartungen entsprachen, dienten die Kompaktkameras zunächst gewissermaßen als Testfeld für die Digitalfotografie. Da wurde lustvoll mit Sensorgrößen, Zoom90 |

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bereichen und Auslegungen experimentiert, weil man sich hier nicht an klassische Filmformate halten musste. Erst der SmartphoneBoom – bei dem Leica durch die Kooperation mit Huawei ja ebenfalls mit dabei ist – setzte den enormen Verkaufszahlen digitaler Kompaktkameras ein jähes Ende und führte dazu, dass ganze Hersteller und Produktlinien von der Bildfläche verschwanden. Natürlich hat auch Leica einen „Smartphone-Knick“ verzeichnen müssen, doch fiel dieser erheblich milder aus und bis heute gelten die digitalen Kompakten bei Leica als erfolgreiches Segment. Das lag auch daran, dass Leica schon frühzeitig auf hochwertige Kameras setzte, die gegenüber den Smartphones einen gebührenden Leistungsabstand halten

konnten. Das gilt bereits für die kleineren Vertreter unter Leicas Kompaktkameras, erst recht aber für die größte in Form der Q/Q2, mit der Leica sogar Maßstäbe setzen konnte, weil es eine Kompakte war, die wieder zum vollen Kleinbildformat für den Sensor zurückkehrte. Grund genug für uns, einen Blick auf die aktuell erhältlichen Kompaktkameras von Leica zu werfen und uns die Frage zu stellen, welche der vier Kompakten, die das Wetzlarer Unternehmen derzeit anbietet, womöglich das Zeug zum Klassiker hat. Vielleicht wird man das am ehesten noch der Leica Q2 zutrauen, doch das macht die drei anderen Kameras nicht schlechter. Denn der Klassiker-Status zählt unterwegs eher wenig, dort sind die fotografischen Qualitäten gefragt.

L e i ca C-Lux: Kompakt u nd u ni v e r se ll. Den

Einstieg in die Welt der digitalen Kompaktkameras bei Leica markiert die im Sommer 2018 vorgestellte C-Lux. Andere Hersteller würden sie vielleicht als „Reisezoomkamera“ bezeichnen, was auf ein sehr potentes, aber dennoch kompaktes Objektiv hindeutet. Ihr DC Vario-Elmar 1:3.3– 6.4/8.8–132 Asph bietet umgerechnet auf Kleinbildverhältnisse den gigantischen Umfang von 24 bis 360 Millimeter Brennweite. Gleichzeitig ist es ein versenkbares Objektiv, dass bei abgeschalteter Kamera nur leicht über das Gehäuse hinausragt und erst bei voller Brennweite auch eine gewisse Länge erreicht. Doch selbst diese ist noch erstaunlich gering, wenn man bedenkt, dass der →


Die C-Lux versteckt in ihrem kompakten Gehäuse ein Objektiv mit großem Brennweitenumfang und einen großen Bildsensor

Die D-Lux 7 steht mit großem Sensor und lichtstarkem Objektiv für Qualität statt für effekthascherische Prospektdaten

Die V-Lux 5 nutzt ihr gar nicht so kompaktes Erscheinungsbild für eine bessere Ergonomie, besonders bei langen Brennweiten

Die Q2 überflügelt mit der Größe ihres Bildsensors und der Qualität ihres Objektivs sogar die meisten Systemkameras

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Ein-Zoll-Sensor keineswegs klein und das Objektiv selbst mit einem sehr effektiven Bildstabilisator versehen ist. Tatsächlich dürfte es keine andere Leica-Kamera mit einem derart günstigen Verhältnis von Größe und

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weitenspektrum, das selbst gut bestückte Systemkamera-Ausrüstungen normalerweise nicht abdecken können. Und Letztere wird man bestimmt nicht freiwillig mit auf die Reise nehmen. Da kann man es der Leica C-Lux auch verzeihen, dass ihr Objektiv nicht ganz so lichtstark ist, dass es am oberen Brennweitenrand etwas weicher wird und ausgewachsene Systemkameras natürlich leistungsfähiger sind. Doch eine C-Lux, die man spontan aus der Tasche ziehen kann, ist in jedem Fall nützlicher als eine M zu Hause im Schrank. So kann aus der C-Lux, die viele vor allem für eine ideale Zweitkamera halten mögen, schnell die heimliche Hauptkamera werden.

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Leica D-Lux 7: Leistung ge ht vor . Bei den kleine-

ren Kompakten kooperiert Leica bekanntlich mit Panasonic. Und bei einigen Kameras ist leicht zu erahnen, wer von beiden die Idee zum Produkt hatte. Die D-Lux 7 ist unverkennbar ein LeicaEntwurf, der einen gewissen Mut erfordert. Denn die Kamera setzt auf einen ungewöhnlich großen MicroFour-Thirds-Sensor, der mit einem in der Brennweite zwar begrenzten, dafür aber extrem lichtstarken Objektiv kombiniert ist. Am Stammtisch kann man mit Lichtstärke und Sensorgröße kaum punkten, beim Fotografieren dafür umso mehr. Die Brennweite des DC Vario-Summilux 1:1.7– 2.8/10.9–34 Asph reicht

umgerechnet auf das Kleinbild von 24 bis 75 Millimeter, was für eine Kompakte eher der untere Bereich ist. Dafür ist das Objektiv derart lichtstark, dass es sogar das Spiel mit Schärfe und Unschärfe erlaubt, das Kompaktkameras normalerweise fremd ist. Und das ist möglich, ohne dass die Kamera ihre Kompaktheit verliert. Die D-Lux konnte sich mit dieser Auslegung schon seit längerem einen hervorragenden Ruf als eine „edle“ Kompakte erarbeiten, zumal es die D-LuxReihe schon sehr lange gibt. Wesentliche Neuerungen der im November 2018 erschienenen D-Lux 7 waren der mit 17 Megapixeln höher auflösende Sensor, das Touchscreen-Display und

Die Kompaktkam eras von L eica wa hr en b ei der Q ua l ität u n d Flexibilität Nach wi e vor ei n en m ehr a l s deu tl ic h e n A bsta n d zu m oder n en S m a rtp h o n e s .

das Bluetooth-Modul. Wenn man so will, ist eine D-Lux mit ihren beschränkteren Möglichkeiten, aber sehr hoher Leistung immer ein gewisser Gegenpol zu einer C-Lux, die ihre Funktionalität in den Vordergrund stellt. Wenn überhaupt, dann leidet das Image der D-Lux allenfalls dadurch, dass die Q-Serie und davor die XSerie die Kombination großer Bildsensoren mit hervorragenden Objektiven noch wesentlich weitertrieben. Doch das ist eigentlich unfair, denn diese Kameras spielen in einer ganz anderen Preis- und gewichtsklasse. Die D-Lux ist kompakt genug für die Manteltasche und ein zuverlässiger Begleiter, dessen Mitnahme man eigentlich nie bereut. →

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22.02.2017 16:19:05 Uhr


Leica V-Lux 5: Alle s in ei n er . Kameras vom Schla-

ge der gerade vorgestellten V-Lux 5 (siehe LFI 6/2019, Seite 82) hörten schon in analogen Zeiten auf den Namen „Bridgekamera“, was andeuten sollte, dass sie

Die Q2 setzt mehr als andere digitale Leicas auf ein reduziertes Bedienkonzept mit wenigen Bedienelementen auf der Rückseite und eingängiger Ergonomie

eine Brücke zwischen den eingeschränkteren Kompaktkameras und den grenzenlos erweiterbaren Systemkameras sein sollten. Dass das Ergebnis kaum kleiner als eine Spiegelreflexkamera ausfällt, nimmt man zugunsten eines Objektivs mit grenzenlos scheinendem Brennweitenbereich und üppiger Funktionalität in Kauf. Die V-Lux 7 ähnelt bei den technischen Daten auf den ersten Blick der C-Lux: Das DC Vario-Elmarit 1:2.8– 4/9.1–146 Asph überstreicht mit 25 bis 400 Millimetern ebenfalls einen Brennweitenbereich vom expliziten Weitwinkel- bis zum Teleobjektiv und der Bildsensor ist auch hier im Ein-ZollFormat gehalten. Doch

während der Fernbereich bei einer C-Lux eher eine Option ist, die man trotz des Bildstabilisators der winzigen Kamera möglicherweise nicht so häufig nutzen wird, ist er bei der V-Lux das bevorzugte Jagdrevier. Das griffige Gehäuse mit dem großen Objektiv lässt sich sehr gut in die Hand nehmen und am Kopf abstützen. Vor allem aber ist das Objektiv der V-Lux enorm lichtstark und bietet gerade im oberen Brennweitenbereich einen ausgesprochenen Freistellungseffekt durch einen sehr kleinen Schärfentiefenbereich. Auch abseits der Fernsicht kann die V-Lux 5 vielen Fotografen mehr bieten, weil sie eine Vielzahl von dedizierten Bedien-

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Größe des Sensors oder der Qualität des Objektivs vielleicht gefühlt in die Nähe einer Systemkamera kommt, ist man mit der Leica Q2 hingegen mitten unter ihnen und oft sogar deutlich darüber: Der 47-Megapixel-Sensor der Q2 bietet das volle Kleinbildformat und das Summilux 1:1.7/28 Asph ist qualitativ wohl je-

C. Schröder

Fotografie zwischendurch

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Leica Q2: aus einer an-

dem Zoomobjektiv – ob nun fest montiert oder als Wechselobjektiv – deutlich überlegen. Die riesige Auflösung nutzt die Kamera für die Möglichkeit, schon bei der Aufnahme Ausschnittvergrößerungen anzufertigen, mit denen sich die Brennweiten 35, 50 oder 75 Millimeter simulieren lassen. Die Leica Q2 mag offiziell durch ihr fest montiertes Objektiv, das zudem auch noch über Makrofunktionalität verfügt, eine Kompaktkamera sein, doch tatsächlich muss man sie als eine sehr ernst zu nehmende Alternative zu Kameras vom Schlage einer M10, der sie die höhere Auflösung, den Autofokus und die automatische Blendensteuerung voraushat, ansehen. Sie ist aber auch nicht kleiner oder leichter als eine M und preislich ein gutes Stück von den anderen Kompaktkameras von Leica entfernt. Auch die Q2, die ein Eigengewächs der LeicaEntwickler ist, ist ein gutes Beispiel für den Mut und das Vertrauen in die technischen Qualitäten, die man in Hessen anderen Herstellern voraus hatte, denn wohl kein anderer Kamerahersteller hätte sich getraut, eine derart aufwendige und kostspielige Kamera wie die Q2 mit fest montiertem Objektiv, das zudem eine fixe Brennweite aufweist, zu präsentieren. Natürlich ebneten die Vorläufer Leica Q und vor ihr die X-Serie der Q2 den Weg, doch keine wirkte so rund wie die aktuelle Leica Q2, von der man schon wenige Monate nach Markteinführung sagen kann, dass sie das Zeug zum modernen Klassiker hat.

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elementen auch für Funktionen mitbringt, die man bei vielen kleineren Kameras wenn überhaupt, dann nur nur im Menü findet. Letztlich ersetzt eine V-Lux eine komplette Systemkamera-Ausrüstung in nur einer einzigen Kamera, die vergleichsweise kostengünstig ist. Natürlich sind höherwertige Kameras wie eine M oder SL qualitativ noch einmal deutlich überlegen, doch wer diese beispielsweise auf Reisen nicht mitnehmen möchte, findet in der V-Lux einen durchaus würdigen Ersatz.

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b e st o f LF I . Ga l l e r y

Di e S o n n e vo n Macau „An diesem Ort, einem der letzten authentischen Fischerhäfen von Macau, habe ich schon öfter Sonnenuntergänge fotografiert – und doch finde ich hier immer wieder neue, spannende Motive. Dieses Mal war es der Siebensitzer, dessen Dach das Licht der Sonne so schön reflektiert.“ António Leong Leica M10 mit Summicron-M 1:2/28 Asph

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l ig h t box


S is y p h o s „Auf dem Markt von Addis Abeba sieht man zwar häufiger Menschen, die Waren auf ihrem Kopf transportieren, aber das hier war eine ganz andere Dimension: Es scheint, als trüge er die ganze Welt auf seinen Schultern – beinahe wie der mythische Sisyphos, der immer wieder aufs Neue einen riesigen Stein einen Berg hinaufrollen muss.“ Laurent Muschel Leica M240 mit Summilux-M 1:1.4/35 Asph

OLD T OWN ROA D „Dieses Bild entstand an einem wunderschönen Abend, den ich mit Kamera und Sohn verbracht habe. Auf der Suche nach spannenden Motiven fuhren wir durch Isleton, eine kleine Stadt im kalifornischen Sacramento County, als der Turm und der alte Truck meinen Blick auf sich zogen.“ Sunny Saw Leica M240 mit Super-Elmar-M 1:3.4/22 Asph

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Di e st o l z e Fremde „Diese ältere Dame ließ sich trotz prekärer wirtschaftlicher Lage stolz mit prächtigem Hut in einer Bar in Havanna fotografieren. Ich erlebe es immer wieder, dass aus den Gesichtern von Menschen, die in bescheidenen Verhältnissen leben, häufig noch Authentizität und pure Menschlichkeit sprechen.“ Johannes Barthelmes Leica Q, Summilux 1:1.7/28

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m itt e n i n d e r Schlucht

S c h m e ck e n Lass e n

„Als wir am ‚Monster Building‘ in Hongkong fotografieren wollten, war meine Tochter sehr eingeschüchtert. Sie hat so etwas noch nie gesehen und wollte dort nicht länger bleiben. Das hat mich gelehrt, dass man nie unterschätzen sollte, welchen Einfluss die Umgebung auf Kinder hat.“

„Das Qamouaa-Hochland im Norden des Libanon zieht Naturfreunde, Camper und Ausflügler magisch an. Dort trafen wir eine Familie, die uns zum Essen einlud. Die beiden fröhlichen Mädchen, die es sich schmecken ließen, waren einfach zu bezaubernd, um nicht abzudrücken.“

Collin Lin Leica M8 mit Elmarit-M 1:2.8/28

Rodrigue Zar Leica Q, Summilux 1:1.7/28

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Za h n d e r Z e it „Zu Sowjetzeiten wurden in der ukrainischen Stadt Mykolajiw Kriegsschiffe gebaut. Dieses Bild zeigt eine Konstruktion vergangener Stärke, die jetzt nur noch vor sich hin rottet. Es zeigt mir, dass man sich vom Schrott aus der Vergangenheit manchmal einfach nicht trennen kann.“ Ralph Maurer Leica Q, Summilux 1:1.7/28

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Foto links: © James Dryden; Fotos rechts: © Nathan Laine, © Michael Jalaru Torres, all courtesy Head On Photo Festival

p h oto – b ü c h e r – Au sst e l l u n g e n – f e sti va l s – Awa r d s –


„G l e ic h e C h a n c e n f ü r a l l e .“ i n t e rv i e w

Moshe Rosenzveig, Gründer und Creative Director des Head On Photo Festival, Sydney, im Gespräch über Chancengleichheit als Credo, die Fotoszene in Australien und die Fotografie der Zukunft.

LFI: Sie haben dieses Jahr die 10. Ausgabe von Head On gefeiert. Wie sah Australiens Fotolandschaft vor der Existenz dieser Veranstaltung aus? Moshe rosenzveig: Head On hat die Fotografieszene in Sydney und Australien verändert, indem es 5000 Fotografen ausgestellt hat, die zuvor keine Gelegenheit dazu hatten. Heute gibt es als Ergebnis davon Hunderte von Galerien und Kunsträumen, in denen Fotografie gezeigt wird, und ungezählte Menschen beschäftigen sich mehr und mehr mit Fotografie. Wir haben auch verändert, wie die Menschen über Ausstellungen denken, und Künstler wie Publikum dazu ermutigt, über einfache weiße Wände in Galerien hin-

auszudenken. Wir bringen kuratierte Fotoausstellungen durch Installationen in Parks, Kirchen und den Straßen der Stadt ins Bewusstsein. Unser Bildungsprogramm und der Head On Photo Award für Studenten haben Nachwuchsfotografen und allen, die mit Bildern zu tun haben, visuelle Kompetenz nahegebracht. Wie ist das alles zum Leben erweckt worden? rosenzveig: Ich habe Head On 2004 als Porträtwettbewerb gegründet. Wir wählten die Arbeiten, ohne die Namen der Fotografen zu kennen. Bilder aus allen Lebensbereichen, die nicht nur von professionellen Fotografen aufgenommen wurden. Bei dem damals einzigen vergleichbaren Fotowettbewerb in der Gallery of New South Wales ging es nur um Prominente, die von bekannten Fotografen aufgenommen wurden. Head On wurde gegründet, um allen die gleichen Chance zu geben und ohne Vorurteile auszustellen. LFI:

In diesem Jahr hatten Sie 89 Veranstaltungsorte, 157 Ausstellungen und Veranstaltungen, 900 ausstellende Künstler und zwölf preisgekrönte internationale Fotografen, das ist

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Oben: Michael Jalaru Torres, aus seiner Serie Native; links: Handyfoto von Nathan Laine: Urban diving platform in Wellington Harbour; linke Seite: James Dryden: Spilt Milk, zweiter Platz Head On Student Prize 2019

ziemlich beeindruckend. Was waren Ihre persönlichen Highlights? rosenzveig: Es ist sehr schwierig, eine handvoll Arbeiten auszuwählen. Zu meinen persönlichen Favoriten in diesem Jahr gehört die Arbeit von Jenny Rova, die ihr eigenes Leben mit den Bildern ihrer Ex-Freunde →

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Oben: Lulu Pinkus: Cloud Surfing, zweiter Platz beim Head On Mobile Prize 2019; links: Tariq Zaidi, aus seiner Serie The Sapeurs of Brazzaville

Für die italienische Fotografin Monia Merlo zählen die Aufnahmen von Händen zu den wahrhaftigsten Formen eines Porträts, aus ihrer Ausstellung Hands beim Head On Photo Festival 2019

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Oben: Paul Blackmore, aus seiner Serie Heat, in der der australische Fotograf das Strandleben von Sydney während dreier Hitzewellen begleitete; links: Janie Barrett, Fotografin der Tageszeitung The Sydney Morning Herald, Water play, Giles Baths, Coogee

Fotos: © Tariq Zaidi, © Lulu Pinkus, © Paul Blackmore, © Janie Barrett, © Monia Merlo, all courtesy Head On Photo Festival

„ B i l d e r , d i e f r e i vo n a lt e n S ic h t w e is e n u n d t e c h n isc h e n Ei n sc h rä n ku n g e n si n d. “


erzählt, Tariq Zaidis wunderschöne Arbeit über Dandys in Zentralafrika sowie Tami Xiangs sensible Studie vernachlässigter Kinder und einige außergewöhnliche Porträts im Head On Portrait Prize. Können Sie etwas über die australische Fotoszene erzählen? Es gibt einige bekannte vor Ort geborene Fotografen wie dasMagnum-Mitglied Trent Parke oder Patrick Pound, Bill Henson und Justine Khamara neben vielen anderen mit einer eher introspektiven Sichtweise. Und es gibt Talente aus Übersee, wie Helmut Newton und Liu Xiaoxian, die die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West erforschen. rosenzveig: Die australische Fotografieszene entwickelte sich in sehr frühen Zeiten des Mediums mit den ältesten existierenden Daguerreotypien. Ein Großteil der modernen australischen Fotografie ging auf mehrere europäische Migranten zurück, darunter Helmut Newton und Wolfgang Sievers. In den letzten 30 Jahren gab es mehrere Fotografen, die das, was wir als australische Fotografie bezeichnen könnten, geprägt haben. Unter diesen sind Magnum-Mitglied Trent Parke, der viele junge Fotografen durch seine Verwendung des einzigartigen australischen Lichts beeinflusste, Tracey Moffat für ihre Erforschung ihrer indigenen Identität, Polixeni Papapetrou für ihre Theaterkulissen, die sie mit ihrer Tochter schuf, und Bill Henson mit seiner bewegenden wie provokativen Arbeit über Heranwachsende. Unter den jüngeren Fotografen ist Michael Jalaru Torres zu erwähnen, ein junger vielversprechender indigener Künstler, Tami Xiang, die sich mit ihren chinesischen Wurzeln befasst, und Samantha Everton, die wunderschöne Tableaus schafft. LFI:

Neue Trends in der jungen Fotografie, Charakteristika oder Stil, was entwickelt sich da in Australien? rosenzveig: Mit neuen Technologien werden junge Menschen von den technologischen Zwängen der Vergangenheit befreit. Bei jungen Fotografen LFI:

gibt es zwei unterschiedliche Trends: Instagram-Bilder, die gemacht wurden, um alltägliche, banale, persönliche Erfahrungen zu vermitteln, und Bilder, die versuchen, Gedanken und Emotionen auf neue und frische Art und Weise auszudrücken, frei von alten Sichtweisen und technologischen Einschränkungen.

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Was sind Ihre Pläne und Visionen für die Zukunft? rosenzveig: Ich sehe Fotografie als eine sehr wichtige Kunstform an, da sie eine der bedeutendsten Formen der Massenkommunikation darstellt, aber von den meisten Menschen vielleicht am wenigsten verstanden wird. Wir entwickeln derzeit unser Bildungsprogramm, um die Arbeit, die wir bereits mit Schülern machen, weiter auszubauen. Ich würde es begrüßen, wenn an Schulen unterrichtet würde, wie man fotografiert und wie man ein Foto liest – genauso wie Englisch oder eine andere Sprache. LFI:

Was wünschen Sie sich für die lokale und die weltweite Fotoszene? rosenzveig: Wenn wir uns weiter von den technischen Zwängen entfernen, die die Ausrüstung mit sich bringt, ist der einzige Faktor, der uns am Schaffen hindert, unsere eigene Kreativität. Ich hoffe, dass die Fotografie von allen besser verstanden und als Kunstform akzeptiert wird, unabhängig vom Hintergrund, der Ausrüstung oder dem Genre einer Fotografie. LFI:

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Interview: Carla Susanne Erdmann

M o s h e rose n zve ig Geboren 1957 in

Israel. Er arbeitete als Fotojournalist für die israelische Tageszeitung Haaretz, als Werbefotograf und TV-Journalist. Nachdem er 1984 nach Australien auswanderte, arbeitete er bis 2001 als Fotograf, TV-Produzent und -Regisseur. 2004 gründete er Head On als Porträtwettbewerb und entwickelte es zu Australiens größtem Fotografie-Event. N äc h ste Ausgabe : Head On Photo Festival 2020; Eröffnungen 1. bis 17. Mai 2020; Sydney, Australien; www.headon.com.au

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1. September — 30. Oktober 2019; Foto: Frank Gaudlitz: Kriegsveteranen auf der Ehrentribüne zum Tag des Sieges, Moskau, 9. Mai 2017

W i lly- B r a n d t- H a u s , B e r l i n

Michael Horbach war Unternehmer, ist kunstaffin und glaubt an eine bessere Welt. Nach Erfahrungen mit einer eigenen Galerie gründete der 69-Jährige vor fast 20 Jahren eine Stiftung, deren Zweck darin besteht, zur weltweiten sozialen Gerechtigkeit beizutragen. 150 Arbeiten von 24 Künstlern aus der Fotografiesammlung von Horbach werden nun in Berlin gezeigt. „Lernen wir von fremden Kulturen und sehen wir ihren Reichtum“ – das ist ein Leitgedanke Horbachs für seine Ausstellungs- und Sammlertätigkeit. Und so wird in dieser Schau ein Blick auf fremde Kulturen geworfen, auf fotografische Positionen in Kuba, Lateinamerika und in Afrika. Neben bekannten Fotografen wie Sebastião Salgado und Alberto Korda sind in Europa noch weitgehend unbekannte Künstler vertreten, aber auch die Europäer selbst: Fotografen wie der Schweizer Beat Presser oder der Däne Jan Grarup zeigen in der Ausstellung ihre Sicht auf Lateinamerika oder Afrika. „Meine Fotosammlung verstehe ich als (neo)humanistischen Blick auf die Welt“, sagt Horbach. „Sie zeigt die unermessliche Schönheit dieser Welt, die Aura und die Seele ihrer Menschen – aber auch ihre Wunden. Was ist gefährdet, was unwiderruflich verloren, wofür lohnt es sich zu kämpfen? Wofür ist unsere westliche Kultur verantwortlich?“ Diesen Fragen widmet sich der Stifter und versucht mit seiner fotografischen Sammlung, klare Antworten darauf zu geben. 20. September — 10. November 2019; Foto: Marcos Zimmermann, Santa Cruz, Argentinien 1990

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Wa l k e r E va n s Galerie Johannes Fa b e r , W i e n

Die Ausstellung Walker Evans: Photographs 1930–1975 präsentiert Werke, die bis kurz vor seinem Tod entstanden sind. Nach den in der Weltwirtschaftskrise entstandenen Porträts fotografierte Evans u. a. die Subway-Serie, in der er mit versteckter Kamera Passagiere in der New Yorker U-Bahn festhielt. 22. September — 2. Dezember 2019; Foto: Walker Evans: Subway Portrait, New York 1938

G r e e n p e ac e P h oto Awa r d f ³ – f r e i rau m f ü r fotografie, Berlin

Seit 2014 wird der Preis alle zwei Jahre von Greenpeace Deutschland und Schweiz an Fotografen verliehen, die sich in ihren Dokumentationen mit Umweltproblemen auseinandersetzen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den Kanadier Ian Willms und den Argentinier Pablo E. Piovano. In ihren Langzeitprojekten befassen sich die Fotografen mit den Themen Landrechte, Klimawandel und den Auswirkungen der Ölförderung auf indigene Gemeinschaften. Im Mittelpunkt von Piovanos Arbeiten steht Patagonien. Schönheit und kulturelle

Vielfalt des Landes gehen in der Serie einher mit der Verteidigung jahrhundertealter Traditionen und dem Kampf um die Zukunft. In Willms’ Projekt hat sich die Vergangenheit aufgelöst: Kanadas Nadelwälder sind längst dem „schwarzen Gold“ gewichen. 28. August — 3. November 2019; Fotos: Pablo E. Piovano aus Patagonien – Land im Konflikt, 2019; Ian Willms aus As Long as the Sun Shines, 2019

Fotos: © Marcos Zimmermann; © Frank Gaudlitz; © Walker Evans/courtesy Galerie Johannes Faber; © Pablo E. Piovano/Greenpeace Photo Award; © Ian Willms/Greenpeace Photo Award

Was ist geblieben vom kommunistischen Ideal in der ehemaligen Sowjetunion? Der Fotograf hielt in seinem Projekt Russian Times 1988–2018 die Entwicklung Russlands über 30 Jahre fest. Die Serie erzählt von Perestroika und den damit verbundenen Versprechen und Rückschlägen.


Foto: © F.C. Gundlach

Anfang der 1950er-Jahre schreibt das Magazin Film und Frau in einem Editorial: „Der begabte junge Stuttgarter“ werde die Leser „auch weiterhin mit seinen lebendig gesehenen Reise-Reportagen unterhalten“. Diese Erwartungen hat F.C. Gundlach, von dem hier die Rede ist, als Meister der deutschen Modefotografie sicherlich mehr als erfüllt. Der Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg – und darum dreht sich die Ausstellung 500 000 Meilen – mit F.C. Gundlach um die Welt – war ein Reisender, der auf dem ganzen Globus unterwegs war, um das per-

F.C . G u n d l ac h Photobastei, Zürich

fekte Foto zu machen. Architektonisch ausgeklügelt, monumental inszeniert, ästhetisch umgesetzt. Ob die Pyramiden in Ägypten, die Tempel von Angkor Wat oder Oscar Niemeyers futuristische Dschungelstadt Brasília – kein Ort der Erde lag F.C. Gundlach für seine Abenteuer, sein kulturelles Interesse und natürlich für seine Modeproduktionen zu weit entfernt.

Berlin, Paris, New York, 500 000 Meilen ist er insgesamt in seinem Leben gereist, durch Metropolen und Landschaften, und nun, mit über 90 Jahren, kann man seine Route resümieren. Mehr als 100 Exponate in Schwarzweiß und Farbe, Vintages und Neuabzüge, können die Besucher der Ausstellung in Zürich Revue passieren lassen: die 40 Jahre seines Schaffens, seine künstlerische Haltung, die Entwicklung der Mode und nicht zuletzt seinen eigenen Blick auf die Welt. 6. September — 27. Oktober 2019; Foto: F.C. Gundlach: Op-Art-Badeanzug, Brigitte Bauer, Strand von Vouliagmeni, Griechenland 1966

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F r a n z iska S t ü n k e L L e i c a GAl e r i e S a lz b u r g

Man muss zweimal hinsehen. Mindestens: die Bildwelten der Leica-Fotografin sind nicht nur vielschichtig, sondern auch höchst eindrucksvoll und lohnen die genaue Entdeckung. Seit zehn Jahren arbeitet die deutsche Künstlerin und Filmregisseurin bereits an ihrer Serie Coexist, die jetzt in Salzburg präsentiert wird. Die großformatigen Diasec-Arbeiten zeigen faszinierende Spiegelungen, die auf Reisen durch Asien, Afrika, Europa und Amerika entstanden sind. Mit ihrer M9 ist es der Künstlerin gelungen, die einzigartigen Stimmungen der Orte in überraschenden visuellen Verdichtun110 |

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gen festzuhalten. Die natürlichen Spiegelungen verbinden den Außenmit dem Innenraum; die Aufnahmen schichten Farben, Formen, Lichtreflexe zusammen mit den flüchtigen Alltagsmomenten zu spannenden, rein fotografisch erkennbaren Wirklichkeiten. Stünkel verzichtet auf digitale Nachbearbeitung, immer geht es ihr um den authentischen Moment. Das titelgebende Motiv der Koexistenz ist zeitlos und aktuell: Wie die Thematik des weltumspannenden, vernetzten Miteinanders der Menschen im Zusammenspiel mit Natur, Architektur und Stadtraum sich in künstleri-

schen Dimensionen widerspiegelt, zeigt nicht nur die Ausstellung, sondern auch der dieser Tage erscheinende Bildband (Kehrer). Doch vor allem der Blick des Betrachters auf die spiegelnden Oberflächen der Originale führt zu einem ungemein attraktiven Eindruck der Welterkenntnis. Die Motive sind Abbild der Wirklichkeit, dabei zugleich künstlerische Reflexion und visuelle Konstruktion. Fotos: Franziska Stünkel, aus der Serie Coexist 18. Oktober 2019 — 9. Februar 2020, Leica Galerie Salzburg, Gaisbergstr. 12, 5020 Salzburg, www.leica-galerie-salzburg.com


L e ica Ga l e r i e n Ba n g ko k

Porto

Nobuyoshi Araki: Life By Film. Photo Happiness

Giuseppe Pons: Americano POR  |  4000-427 Porto, Rua d. Sá da Bandeira, 48/52 7. September — 9. November 2019

THA  |  10330 Bangkok, 2nd Floor, Gaysorn Village, 999 Ploenchit Road 24. Juli — 22. Oktober 2019

S ão Pau l o

B o st o n

Aktuelle Ausstellung stand bei Redaktionsschluss nicht fest

Alex Webb: Slant Rhymes USA  |  Boston, MA 02116, 74 Arlington St. 12. September — 3. November 2019

BRA  |  01240–000 São Paulo, Rua Maranhão, 600 Higienópolis

Frankfurt

S c h l o ss A r e n b e r g

Alan Schaller: Metropolis

Vincent Lagrange: The Human Animal Project

GER  |  60311 Frankfurt am Main, Großer Hirschgraben 15 23. August — 19. Oktober 2019 I sta n b u l

Sinem Disli: Hollows & Mounds – A Take on Göbekli Tepe TUR  |  34381 Şişli/İstanbul, Bomontiada – Merkez, A Birahane Sk. No:1 4. September — 15. Dezember 2019 K o n sta n z

Werner Bischoff GER  |  78462 Konstanz, Gerichtsgasse 10 30. August — 17. November 2019

J o e l M ey e r ow itz LeicA Galerie London

Der US-Amerikaner Meyerowitz wurde mit seiner farbigen New Yorker Street Photography der 1960er- und 1970er-Jahre weltbekannt. In The Everyday Chaos of Ordinary Life zeigt die Leica Galerie London daneben nun auch Aufnahmen, die etwa zur gleichen Zeit in Europa entstanden sind. GBR  | London, 64–66 Duke Street W1K 6JD 4. September — 20. Oktober 2019

Fotos: © Joel Meyerowitz, © Josef Chuchma

Nürnberg

Volker Figueredo Véliz: Cuba – Inside GER  |  90403 Nürnberg, Obere Wörthstr. 8 20. Juli — 19. Oktober 2019

TWN  |  Taiwan, No. 3, Ln. 6, Qingtian St., Da’an Dist., Taipei City 106 7. August — 7. Oktober 2019

POL  |  00–496 Warschau, Mysia 3 20. September — 9. November 2019 Wetzlar

USA  |  West Hollywood, CA 90048, 8783 Beverly Boulevard 12. September — 21. Oktober 2019

AUS  |  Melbourne, VIC 3000, Level 1 St Collins Lane, 260 Collins Street 9. August — 31. Oktober 2019

Jeff Mermelstein: Sidewalk/Arena

Jacek Sołkiewicz (aka Mirrorman): Mirror Reality

Maggie Steber: The Secret Garden of Lily LaPalma; Jesse Diamond: After Hours

Tim Page: 21

T aip e h

w a r sc h a u

Los Angeles

ME l b o u r n e

SIN  |  Singapur, Raffles Hotel Arcade, #01-20/21, 328 North Bridge Rd., 188719 12. September — 11. November 2019

JPN  |  Tokio, 6-4-1 Ginza, Chuo-ku 23. August — 4. Dezember 2019

JPN  |  Kyoto, 570–120 Gionmachi Minamigawa, Higashiyama-ku 24. August — 4. Dezember 2019

ITA  |  20121 Mailand, Via Mengoni 4 23. September — 19. Oktober 2019

Stash x Jahan: 12 Hours

Yoshihiro Tatsuki: Seen in the blink of an eye

Yoshihiro Tatsuki: Seen in the blink of an eye

Jean Pigozzi: Urban Jungle

S i n g ap u r

T o ki o

Kyoto

Mai l a n d

AUT  |  5020 Salzburg, Arenbergstr. 10 25. Mai — 9. November 2019

Alex Webb: The Suffering of Light GER  |  35578 Wetzlar, Am Leitz-Park 5 5. September — 3. November 2019

Josef Chuchma L e i cA Ga l e r i e P rag

Der tschechische Fotograf öffnet für Cutouts (of normalization) sein Archiv und präsentiert Werke aus den 1970er- und 1980erJahren, die zu großen Teilen bisher unveröffentlicht sind. Chuchma fängt darin die besondere Ästhetik der Zeit nach der Niederschlagung des Prager Frühlings ein.

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Ian Berry: The English AUT  |  1010 Wien, Walfischgasse 1 6. September — 13. November 2019 Zi n g st

Ekaterina Sevrouk: Last Paradise GER  |  18374 Zingst, Am Bahnhof 1 24. Mai — 15. Oktober 2019

TCH  |  110 00 Prag 1, Školská 28 13. September — 3. November 2019

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Ha r o l d E d g e rto n Seeing the Unseen

Stockholm

Glauben Sie, Stockholm zu kennen? So wie der schwedische Fotograf (*1944) die Metropole präsentiert, hat sie bisher kaum jemand gesehen. Die ganzseitigen Motive zeigen im schnellen Stakkato Impressionen der Stadt, ihre Straßen, den Alltag, Feste, Schneefall auf dem Katarinavägen, eine Teckelparade in Gärdet, eine Silvesterfeier vor Skeppsbrons riesigem Weihnachtsbaum. Es treten auf: Freaks und Vergnügungssüchtige, Tätowierte und Spießer, Rocker und Latexfetischisten, alte Menschen, Kinder und ja, auch die schwedische Kronprinzessin ist auf einem Motiv zu finden, doch auch sie reiht sich in den ungewöhnlichen Porträtreigen ein, den Petersen in den letzten vier Jahren zusammengetragen hat. Erstaunlich lange hat er sich dem Projekt verweigert, auch seine Heimatstadt fotografisch zu erkunden. Bekanntgeworden ist der Fotograf vor allem durch seinen Bildband über das Hamburger Café Lehmitz, aber auch Serien über Rom, psychiatrische Anstalten, Zirkusse oder Gefängnisse zählen zu seinem Werk. Längst gehört er mit seiner radikalen, an der Ästhetik des legendären Christer Strömholm geschulten Ausdrucksweise zu den bekanntesten Fotografen Schwedens. Und nun also diese eigenwillige Liebeserklärung an Stockholm. Der Bildband, der die Ausstellung im dortigen Liljevalchs Museum begleitet, ist ein einzigartiges Dokument unserer Zeit, ihrer Hektik und Ruhe, ihrer Trauer und Liebe. 368 Seiten, Diverse Schwarzweißabbildungen, 20,2 × 26,5 cm, schwedisch/englisch, Max Ström

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208 Seiten, 158 Farbabbildungen, 22,5 × 28,5 cm, englisch, Steidl

Mi g u e l Ri o B ra n c o M a ld i c i d a d e

Radikal und atemberaubend: Der brasilianische MagnumFotograf (*1946) zeichnet ein düsteres Bild unserer Städte. Weltweit wachsen die Megacitys, der Fotograf ist dem (Über-)Leben auf den Straßen auf der Spur: Auf dünnem Papier zeigt sich das Grauen, manchmal aber auch die Poesie der Metropolen. 464 S., div. Farbabb., 24,5 × 33 cm, engl./port./deutsch/franz., Taschen

E rw i n O l a f I am

Vom analogen Bildjournalisten zum digitalen Geschichtenerzähler, oft mit surrealen Motiven: Der opulente Bildband zeigt die Bandbreite des Niederländers (*1959) vom ersten Studiobild (1981) bis hin zu aktuellsten Serien, die in Shanghai (2017) und Palm Springs (2018) entstanden. Mit frechen und freizügigen Motiven fand Olaf früh zu einer selbstbewussten fotografischen Haltung, die er in den folgenden Jahrzehnten mit immer aufwendigeren, über-

künstlichen Inszenierungen erweiterte und verfeinerte. Dabei spielen insbesondere kunsthistorische Vorbilder und surreale Bilderfindungen eine wichtige Rolle. 400 Seiten, 223 Farb- und Schwarzweißabbildungen, 33 Illustrationen, 22,9 × 29,2 cm, englisch, Aperture

Fotos: © Anders Petersen; © Harold Edgerton/Massachusetts Institute of Technology; © 2019 Miguel Rio Branco/Magnum Photos; © 2019 Erwin Olaf

Anders Petersen

Ingenieur, Entdecker, Pädagoge – und experimentierfreudiger Fotograf: der USAmerikaner (1903–1990) hat mit seinen Hochgeschwindigkeitsfotografien und als Erfinder des elektrischen Stroboskops ästhetisch und technisch brillante Fotografien geschaffen. Seine ikonischen Motive wie der aufspringende Milchtropfen sind immer wieder eine Entdeckung.


I n si g h ts Wo r l dw i d e 100 Years of Steiner Ed u c at i o n

In diesem Jahr wird nicht nur das Bauhaus 100 Jahre alt, sondern 1919 wurde ebenfalls die erste Rudolf-SteinerSchule in Stuttgart eröffnet. Anders als die Kunstschule, nicht selten als Mythos und Legende verklärt, ist das reformpädagogische Konzept Steiners bis heute äußerst lebendig. Rund 1150 Waldorfschulen und mehr als 2000 Waldorfkindergärten gibt es mittlerweile weltweit, davon gut zwei Drittel in Europa. Mit der Unterstützung von 17 Leica-Fotografinnen und -Fotografen, darunter Fulvio Bugani, Laxmi Kaul, Dominic Nahr, Daniel Šperl, Gerard Turnley und Herbie Yamaguchi, berichtet der aktuelle Bildband äußerst anschaulich aus dem Leben der Schulen in 40 Ländern. Lernen ist weitaus mehr als Wissensvermittlung, geht es doch viel mehr um die Erziehung zur Freiheit und Entwicklung des kreativen Potenzials. Ob Stricken in Nairobi (links), Kalligrafie in Japan, Mathematik in Semily oder ein Computerkurs in New York: Alle Fotografen zeigen Momente aus dem Alltag der Schüler. Deutlich wird, dass alle Schulstandorte durch das Konzept einer einzigartigen Lehr- und Lernerfahrung untereinander verbunden sind. 176 Seiten, 111 Farb- und 31 Schwarzweißabbildungen, 21 × 28 cm, deutsch/englisch, Kehrer; Fotos: © Dominic Nahr/ Maps (3), Emile Ducke

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Leica Fotografie I n t e r n at i o n a l

J o s e p h Mic h a e l Lo p e z m e i n B i ld

Von Licht und Schatten Kubas erzählt diese Aufnahme. Und von der Erinnerung an einen fantastischen Pudding.

71. Jahrgang | Ausgabe 7. 2019

LFI PHOTOGR A PHIE GMBH Springeltwiete 4, 20095 Hamburg Telefon: 0 40/2 26 21 12 80 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 ISSN: 0937-3969 www.lfi-online.de, mail@lfi-online.de Chefredaktion Inas Fayed A rt Direction Brigitte Schaller REDA KTION Michael J. Hußmann, Katrin Iwanczuk, Denise Klink, Bernd Luxa, Danilo Rößger, David Rojkowski bildredaktion Carol Körting layout Thorsten Kirchhoff MITA RBEITER DIESER AUSGA BE Carla Susanne Erdmann, Katja Hübner, Ulrich Rüter, Holger Sparr, Katrin Ullmann Geschäftsführung Steffen Keil A nzeigenleitung & M arketing Kirstin Ahrndt-Buchholz, Samira Holtorf Telefon: 0 40/2 26 21 12 72 Telefax: 0 40/2 26 21 12 70 E-Mail: buchholz@lfi-online.de holtorf@lfi-online.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 47 vom 1.1.2019

Rodolfo. Cienfuegos, Kuba 2017

Diese Aufnahme zeigt das Spannungsfeld zwischen der Idee von Freiheit und dem Sein eines Kubaners. Ein Profil, grafisch aufgenommen, voller Licht und Schatten. Ich suchte in Cienfuegos auf Kuba nach dem Elternhaus meiner Mutter, das sie 1967 verlassen hatte. Dort begegnete ich Rodolfo. Ich traf ihn und seinen Bruder Nikone auf einem verlassenen Grundstück und fand heraus, dass Rodolfo, Nikone, mein Onkel und mein Großvater zur selben Zeit am selben Ort aus politischen Gründen inhaftiert gewesen waren. Diese Aufnahme machte ich auf dem Weg zum Haus von Rodolfos Nichte. Wir gingen unter einem Dach entlang, durch das Sonnenstrahlen drangen. Nachdem ich fotografiert hatte, bot Rodolfo mir einen absolut unvergesslichen Flan an, der mit Eigelb zubereitet war – eines von vielen Geheimnissen, das Rodolfo mit mir teilte. Joseph Michael Lopez, 1973 in New York geboren, zunächst als Dokumentarfilmer tätig, ab 2009 Master-Studium Fotografie an der Columbia-Universität. Seine Arbeit New York at Its Core: Future City Lab gehört zur Sammlung des Museum of the City of New York.

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REPRODUKTION: Alphabeta, Hamburg DRUCK: Optimal Media GmbH, Röbel/Müritz PA PIER: Igepa Profimatt A BO-Bezugsbedingungen LFI erscheint achtmal jähr­lich in deutscher und englischer Sprache. Jahresabonnement (inkl. Ver­sandkosten): Deutschland: 69 € Belgien, Österreich, Luxemburg, Niederlande, Schweiz: 74 € weltweit: 80 €; digital: 49 € LFI gibt es auch als kostenlose App im Apple iTunes Store und bei Google Play. Ältere Hefte sind als dort als In-App-Käufe erhältlich LFI-A boservice Postfach 13 31, D-53335 Meckenheim Telefon: 0 22 25/70 85-3 70 Telefax: 0 22 25/70 85-3 99 E-Mail: lfi@aboteam.de Für unverlangt eingesandte Fotos und Texte übernimmt die Redak­tion keine Haftung. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber­ rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla­ges unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Leica – eingetragenes Warenzeichen.


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