SZ-Jahresrueckblick 2012

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www.saarbruecker-zeitung.de

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US-Wahl Die Amerikaner

geben Barack Obama eine zweite Chance

Energiewende Minister

Peter Altmaier und sein schwierigster Job

Große Koalition Nach dem

Abschied vom Bergbau im Saarland Nach über 250 Jahren geht eine Epoche zu Ende

FOTOS: RUPPENTHAL, DPA, AFP

Ende von Jamaika regieren CDU und SPD gemeinsam

London 2012 Helden

wie Robert Harting begeistern bei Olympia


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Abschied mit Tränen: Bergmann Leonardo Buttice (links) reibt sich während einer Ansprache im Bergwerk Saar in Ensdorf die Augen. Daneben steht sein Kumpel Bertram Lorson.

FOTO: DIETZE/DPA

Am 30. Juni 2012 war Schicht Der Steinkohle-Bergbau im Saarland endet nach mehr als 250 Jahren – Tränenreicher Abschied bei Festakt Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

0. Juni 2012 kurz vor 22.30 Uhr. Viele tausend Augen richten sich auf die Bühne auf dem Gelände des Bergwerks Saar in Ensdorf. Von einem auf den anderen Augenblick wird es ruhig. Feierlich ruhig, nachdenklich ruhig. Jetzt ist er greifbar nah: unabänderlich, unumkehrbar. Der Abschied. Jeder spürt das in diesem Moment. Auf der Bühne formieren sich der Saarknappenchor und die Bergkapelle, setzen noch einmal an, dann erklingt er zum unwiderruflich letzten Mal am Ende einer glanzvollen Feier aus Anlass des letzten Tages der Kohleförderung an der Saar nach 250 Jahren: der Steigermarsch. Immer mehr Menschen stimmen in die Melodie ein, eine Welle wird daraus, die sich über das gesamte Bergwerksgelände ausbreitet. Der Text aller sieben Strophen erscheint auf einer Leinwand. Ein Gänsehautgefühl. Überall im Saarland läuten zeitgleich die Kirchenglocken, unabhängig von Konfessionen. Auch das ein einmaliger Akt, eine Verneigung vor einem gelebten Stück Tradition. Sie sind gekommen: ob alt oder jung. Viele ältere Menschen, die der Bergbau über Jahrzehnte hinweg begleitet hat, haben Tränen in den Augen. Ihnen ist klar, was dieser Augenblick bedeutet: ein Stück Identität, ein Stück Heimat geht verloren. Was bleibt, ist die Ungewissheit. Was wird wohl folgen? Wie wird sie aussehen, die Zukunft des Saarlandes, das durch den Bergbau und die Stahlindustrie groß geworden ist, hin- und hergeschoben zwischen Frankreich und Deutschland. Wenige Minuten später ist dann alles vorbei. Die RAG wünscht allen eine gute Heimfahrt und ein weiteres gutes Leben. Das symbolische Aus vollzieht sich schon vor dem letzten Steigerlied. Stefan Busch überreicht auf der Bühne in Arbeitskleidung dem RAG-Vorstand Jürgen Eikhoff das letzte Stück geförderte Saarkohle, um-

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Stefan Busch (links) übergibt RAG-Vorstand Jürgen Eikhoff das letzte Stück saarländischer Kohle. FOTO: RUP

nen Euro. All diese wirtschaftliche rahmt von 30 Fackeln, die von MänUnterstützung für den Standort nern der Grubenwehr getragen werSaarland und die hier lebenden den. Ebenfalls umrahmt von VertreMenschen will erst einmal ersetzt tern vieler Bergmannsvereine. sein. Auch dies ein Kraftakt für die Nicht einmal ein halbes Jahr späkommenden Jahre. ter auf der Schwelle zum Jahr 2013 Zur letzten offiziellen Barbarafeiist der Bergbau schon nahezu Geer der RAG DSK in der Saarbrücker schichte. Unter Tage macht sich beCongresshalle am 4. Dezember 2012 reits eine gespenstische Atmosphäerscheinen noch einmal re breit, herrscht völlige viele Bergleute und JubiRuhe, wo jahrzehntelang lare. Auch Steven Seger Kohlestaub und Lärm die (18) aus Ensdorf ist als eiSzenerie bestimmten. Die ner der Jüngsten unter ihgroßen Maschinen, Förnen. Er gehört als Auszuder- und Bandanlagen bildender im dritten Lehrsind schon komplett zerjahr zum Industriemechalegt und an die Ruhr transniker zu den letzten überportiert worden, wo der haupt, die gleichzeitig Restbergbau in Deutschnoch die aktive Phase des land bis 2018 eine letzte Bergbaus miterlebt haben. Gnadenfrist bekommt. Bis Die auch zu DemonstEnde Februar 2013 werrationen mit auf die Straden fast alle Schächte mit ße gegangen sind, um das Beton verfüllt und das geam Ende Unvermeidliche samte Grubengelände der Mit den Bergbau-Symbolen Hammer und doch noch zu verhindern. Anlage Duhamel in EnsSchlägel zeigt dieser Mann mit Stolz, welSeger wünscht sich, dass dorf explosionssicher abchen Beruf er hat. FOTO: DIETZE/DPA den jungen Leuten an den gedämmt sein. Ende Mai Schulen künftig vermittelt 2013 wird dann das gewird, wie stark der Bergbau einmal samte Bergwerk auch betriebswirtzum Wohlstand des Saarlandes und schaftlich nicht mehr existieren: von Deutschland insgesamt beigekein Geschäftsbereich, keine Kostragen hat. Viele werden das genautenstelle, keine Mitarbeiter. Ausgeso sehen wie Seger. Denn um die löscht. Verdienste des Bergbaus für das 2012, im Jahr des Abschieds auf Bergleute von der Saar Saarland gab es nie einen Dissens, Raten, werden insgesamt 990 verauch nicht unter den Bergbau-Bebliebene Bergleute an die Ruhr und wechselten 2012 troffenen. Die Ausstellung „Das Ernach Ibbenbüren (bei Osnabrück) an die Ruhr und be“ auf dem Gelände der ehemaliverlegt, auch dies ein Kraftakt. Wie nach Ibbenbüren. gen Grube Reeden ist ein erster Beschon zuvor die Verlegung von 175 Quelle: RAG DSK leg dafür. Bergleuten im Jahr 2010 und 125 im Mit Steven Seger können noch 48 Jahr 2011. Die letzten 145, die noch andere junge Menschen ihre Ausbilfür Nacharbeiten an der Saar benödung bei der RAG DSK beenden. Natigt werden, folgen 2013. Dann ist türlich nicht mehr als Bergleute, auch hier endgültig Schluss. Genau aber als gefragte Fachleute in andewie mit den zahlreichen Aufträgen, ren Berufen. Denn das Fachwissen die die RAG DSK an der Saar über der Angestellten bei der RAG DSK viele Jahrzehnte hinweg an die einwar schon immer gefragt: zuletzt heimischen Zulieferbetriebe und jetzt eben als Zerspanungs- und InMittelständler zu vergeben hatte. In dustriemechaniker, Elektroniker, einer riesigen Größenordnung, die Mechatroniker oder auch Bürokaufman sich am Ende des Bergbaus mann/-frau. 24 der jungen Leute lekaum noch vorstellen konnte. 600 gen ihre Prüfung schon im Januar Betriebe an der Saar lebten noch im 2013 ab, der Rest wird im Januar Jahr 2000 von Aufträgen in einer 2014 fertig. Dann ist auch dieses KaGesamthöhe von 145 Millionen Eupitel an der Saar Geschichte. ro. Zuletzt waren es noch 20 Millio-

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Diese Grubenlampe soll an über 250 Jahre Kohle-Bergbau im Saarland erinnern. FOTO: DIETZE/DPA

Für die Mettenschicht wurde auf dem Festgelände vor dem Förderturm eine Bühne aufgebaut. FOTO: MAURER


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Januar: Mit der dritten Runde der Parlamentswahl in Ägypten sichern sich die islamistischen Parteien mehr als 70 Prozent der 498 Mandate. Allein die Muslimbrüder erzielen 47,2 Prozent. Der Bundestag beschließt die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu der 2011 aufgedeckten Neonazi-Mordserie. Februar: Bei Angriffen auf die Stadt Homs sollen nach arabischen Medienberichten bis zu 330 Menschen getötet worden sein. Es ist einer der bislang blutigsten Zwischenfälle im syrischen Bürgerkrieg.

Angela Merkel genießt nach ihrer Wiederwahl als Parteivorsitzende ihren Triumph. Sie erhielt 97,94 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Wieder ein Jahr der Angela

FOTO: TREBLIN/DAPD

Merkel

Piraten hin, grüne Erfolge her: Die Kanzlerin beendet 2012 trotz mehrerer Wahlschlappen gestärkt Von SZ-Redakteur Ulrich Brenner

ngela Merkel konnte es kaum glauben. „Ich bin echt platt“, sagte die Kanzlerin, als im Dezember beim CDU-Parteitag ihr Wahlergebnis als Vorsitzende verkündet wurde. Fast 98 Prozent – seit den Glanzzeiten Helmut Kohls haben die Christdemokraten ihre Chefs nicht mit soviel Zustimmung überhäuft. Und das nach Wahlschlappen in NRW und Schleswig-Holstein, dem Verlust großer Rathäuser wie Stuttgart. Am Ende war 2012 doch das Jahr der Angela Merkel. Dabei hätte es auch das Jahr der Piraten werden können, oder das der SPD, vielleicht sogar das von Grünen oder CSU (nie das der FDP). Letztlich haben alle geschwächelt – bis auf die Kanzlerin. Die führte am Ende eine Union, die in Umfragen 41 Prozent erreicht. Für eine Volkspartei! Im Jahr 2012! Die Volksparteien, waren die nicht schon tot, mit ihren eingefahrenen Ritualen und Verfahren? Die Piraten hatten doch angesetzt, mit überzeugtem Dilettantismus aus dem Stand das Parteiensystem umzukrempeln. Mitte Mai saßen sie in vier Landtagen. Ungläubig beobachteten etablierte Parteien den Newcomer, der mit wenig durchdachten Versprechungen von Transparenz mehr Wähler mobilisierte als FDP und Linke. Doch die Blase platzte. Die Karawane aus Fun- und Protestwählern wandte sich von den Shitstorms in der Piratenführung ab. Zuletzt zeigten Umfragen für die Partei noch drei Prozent, der Bundestag scheint weit. Da

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Wulff muss gehen, Gauck kommt Turbulenzen um das Amt des Bundespräsidenten

Peer Steinbrück führt die SPD in den Bundestagswahlkampf 2013 – und scheint seine Rolle zu genießen. FOTO: KAPPELER/DPA steht die Linke besser da. Doch 2012 markiert auch das Ende der Idee, sie im Westen zur festen Größe zu machen. Sie verlor im Saarland deutlich, scheiterte in NRW und Schleswig-Holstein an der Fünf-Prozent-Hürde. Dass Oskar Lafontaine nach langen Sticheleien mit seinem Intim-Feind Dietmar Bartsch auf ein Comeback als Parteichef verzichten musste, wird diesen Trend wohl verstärken. Damit kommt das SPD-Projekt, die rote Konkurrenz zu schwächen, voran. Die Sozialdemokraten trugen hierzu bei: So spart ihr neuer Star Hannelore Kraft für eine vermeintlich gute Sache in NRW schon mal am Sparen. Im Bund drehten sie bei Hartz IV und

Rente die Zeit etwas zurück. Und so konnten auch jene Peer Steinbrück in der Rolle des SPD-Kanzlerkandidaten akzeptieren, die lieber Sigmar Gabriel oder Frank-Walter Steinmeier gesehen hätten. Am Ende gab wohl die Zugkraft des von Altkanzler Helmut Schmidt aus seiner Rauchwolke heraus beworbenen Ex-Finanzministers den Ausschlag. Nicht gerechnet hatte die SPD mit der Debatte um Steinbrücks Nebenverdienste. Vor allem das fünfstellige Rede-Honarar der Stadtwerke Bochum an den Edel-Sozi tat weh: Stromzahler-Euros für einen Genossen der Bosse – das konnte auch Steinbrücks Nominierung mit 93,5 Prozent durch den Parteitag nicht vergessen machen.

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Horst Köhler, der das höchste Amt der Republik nicht angemessen ausfüllen wollte oder konnte. Dann der Clou: Wenige Tage später präsentierte Merkel nach Sondierungsgesprächen den neuen Mann: Joachim Gauck, Ex-Bürgerrechtler in der DDR und Pfarrer. Bei der letzten Bundespräsidentenkür war Gauck auch schon im Rennen – als Kandidat der Opposition. Damals drückte Merkel Wulff durch. Gauck war sichtlich überrascht, als er kurz nach seiner Zustimmung zu seiner ersten Pressekonferenz als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten erschien. „Ich habe noch nicht einmal geduscht“, ließ er die amüsierten Medienvertreter wissen. Bodenständig, einfach, ehrlich – so gibt sich Gauck seither. Dank des parteiübergreifenden Konsenses gab es bei der Wahl auch keine Überraschung. Gauck schaffte gleich im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit. Blieb nur noch eine Sache: die „wilde Ehe“ des neuen Staatsoberhaupts. Gauck ist in erster Ehe weiterhin verheiratet, lebt aber seit Jahren von seiner Frau getrennt. Dafür steht die Journalistin Daniela Schadt seit langem an seiner Seite. Kurz flammte daher die Debatte auf, Gauck solle seine privaten Lebensverhältnisse ordnen, sprich: sich scheiden lassen und seine Lebensgefährtin heiraten. Die Irritationen legten sich allerdings relativ

as Wort „wulffen“ hat es in diesem Jahr in den deutschen Sprachgebrauch geschafft. Positiv gemeint ist es allerdings nicht: Es bedeutet viel mehr, jemanden zu nerven und die Mailbox des Handys vollzuquatschen – in Anlehnung an Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der mit einem Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Dieckmann eine kritische Berichterstattung über einen umstrittenen Privatkredit für sein Haus verhindern wollte. Geholfen hat es nichts. Die Boulevardpresse wie auch seriöse Blätter zerpflückten in allen Details die dubiose Finanzierung. Mit dem Ergebnis: Wulff hatte in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen eine Reihe von Vergünstigungen angenommen, die mit seinem Amt nicht vereinbar waren – erst recht nicht mit dem Amt des Bundespräsidenten. Nach wochenlanger Verzögerungstaktik räumte Wulff schließlich sein Fehlverhalten ein und trat als Bundespräsident zurück. Ein Nachfolger musste her, und zwar schnell. Kanzlerin Angela Merkel stand schwer unter Druck, schließlich war Wulff ihr Kandidat. Der zweite schon nach

Joachim Gauck will Bundespräsident aller Deutschen sein. FOTO: SILZ/DAPD

Der Weg zur Macht im Herbst 2013 ist für Steinbrück weit. Einer großen Koalition will er nicht dienen, sie würde wohl von Merkel geführt. Immerhin würde aber Rot-Grün, das Bündnis, das 2012 in Düsseldorf und Kiel (mit Hilfe der Dänenpartei) griff, funktionieren, wenn es eine Mehrheit hat. Denn die Grünen machten bei ihrer Urwahl zwar die bürgerliche Katrin Göring-Eckardt neben Jürgen Trittin zur Spitzenkandidatin und watschten die linken Parteichefin Claudia Roth ab, was schwarz-grüne Visionen nährte. Die SPD bleibt aber grüner Lieblingspartner – das machten später ihre SozialBeschlüsse und das tolle Ergebnis deutlich, mit dem ein Parteitag Claudia Roth bei der Wiederwahl tröstete. Schwarz-Grün bleibt aber schon deswegen Thema, weil die FDP als Mehrheitsbeschaffer der Union zu schwach ist. Anfang 2012 aus der Saar-Regierung geworfen, schafften die Liberalen zwar dank starker Spitzenkandidaten in Düsseldorf und Kiel ein Comeback. Doch im Bund bleibt die Zukunft von Parteichef Philipp Rösler ungewiss – und das der Partei. In Umfragen geht das schlechte Image von Schwarz-Gelb offenbar vor allem zu ihren Lasten. Dabei hatte daran einer besonderen Anteil: CSU-Chef Horst Seehofer nervte mit der Forderung nach dem fragwürdigen Betreuungsgeld und schoss auch sonst quer. Am Ende wankte aber auch er, als er mit inhaltlichen Volten und Angriffen auf seine Führungsleute überreizte. Schließlich versprach selbst der unberechenbare Bayer der eisernen Kanzlerin, im nächsten Jahr ein „schnurrendes Kätzchen“ zu sein.

Eineinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten wird Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland per Bürgerentscheid mit großer Mehrheit abgewählt. Bundespräsident Christian Wulff tritt nach knapp 20 Monaten angesichts drohender Ermittlungen zurück. Er war besonders wegen Urlaubsreisen auf Kosten befreundeter Geschäftsleute während seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident unter Beschuss geraten. März: In Brüssel unterzeichnen 25 EU-Staaten den sogenannten Fiskalpakt für eine Schuldenbremse nach deutschem Vorbild. Wladimir Putin wird nach vier Jahren als Regierungschef erneut zum Präsidenten Russlands gewählt. Ex-DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck wird von der Bundesversammlung im ersten Wahlgang als Nachfolger von Christian Wulff zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Am 23. März wird er als Bundespräsident vereidigt. Die rot-grüne Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen ist am Ende. Nach dem Scheitern des Haushalts 2012 löst sich der Landtag auf. Damit ist der Weg für Neuwahlen am 13. Mai frei. April: Deutschland und die Schweiz unterzeichnen ein neues Abkommen zur Besteuerung von Schwarzgeld. Rückwirkend sollen deutsche Steuersünder pauschal 21 bis 41 Prozent zahlen, für künftige Kapitalerträge 26,4 Prozent. Am 23. November scheitert der Vertrag zunächst im Bundesrat. Der Bundestag beschließt ein zentrales Waffenregister. Bislang sind die Daten über genehmigungspflichtige Waffen und ihre Besitzer bei 551 Behörden gespeichert, die nicht vernetzt sind.

Abgang: Bundespräsident Christian Wulff und Ehefrau Bettina verlassen Schloss Bellevue. FOTO: BILAN/DAPD

Mai: Bei der vorgezogenen Landtagswahl in Schleswig-Holstein siegt die CDU mit 30,8 Prozent knapp vor der SPD (30,4). Die vorgezogene Landtagswahl in NordrheinWestfalen gewinnt die SPD mit 39,1 Prozent und kann weiter mit den Grünen (11,3) regieren. Die CDU sackt auf 26,3 Prozent.

schnell. Dennoch verzichtete Gauck darauf, seine Partnerin zu seinem Antrittsbesuch bei Papst Benedikt XVI. in Rom mitzunehmen. Man wolle keine unnötige Debatte, hieß es dazu aus dem Bundespräsidialamt. Vielleicht prägt Gauck ja auch ein neues Wort: gaucken. Das könnte dann dafür stehen, jemanden zu Solidarität und Verantwortung zu mahnen. JÖRG WINGERTSZAHN

Drei Tage nach dem CDUWahlfiasko in NordrheinWestfalen entlässt Bundeskanzlerin Angela Merkel den als Spitzenkandidaten gescheiterten Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Am 22. Mai wird Peter Altmaier sein Nachfolger.


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Juni: Der Bundesparteitag der Linken in Göttingen wählt Bernd Riexinger und Katja Kipping zu neuen Vorsitzenden. Sie sind Nachfolger von Klaus Ernst und Gesine Lötzsch. Das Bundeskabinett verabschiedet das Betreuungsgeld. Eltern, die keinen staatlich geförderten Krippenplatz in Anspruch nehmen, sollen von 2013 an 100 Euro monatlich erhalten. Am 9. November stimmt der Bundestag zu. Der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, gewinnt die Stichwahl um das Präsidentenamt in Ägypten. Bei der erneuten Parlamentswahl in Griechenland siegen die Konservativen. Antonis Samaras von der Nea Dimokratia wird Ministerpräsident. Der Bundestag beschließt die Pflegereform. Danach steigt der Beitragssatz in der Pflegeversicherung von 2013 an von 1,95 auf 2,05 Prozent. Juli: In Libyen gewinnt die liberale Allianz der Nationalen Kräfte die erste Parlamentswahl. Die Muslimbrüder werden zweitstärkste Kraft. Am 14. Oktober wird Ali Seidan Ministerpräsident. Mehr als acht Jahre nach Beginn des Einsatzes in Kundus Ende 2003 übergibt die Bundeswehr die Verantwortung für die Sicherheit in der Unruheregion an die Afghanen. Nach schweren Pannen in der Neonazi-Mordserie gibt der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, sein Amt auf. Nachfolger wird Hans-Georg Maaßen. August: Ein Moskauer Gericht verhängt gegen drei Frauen der Punkband Pussy Riot je zwei Jahre Haft. Sie hatten in einer Kirche gegen Kremlchef Wladimir Putin protestiert. Der norwegische rechtsextremistische Massenmörder Anders Behring Breivik wird zur Höchststrafe von 21 Jahren Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt. September: Das Bundesverfassungsgericht genehmigt Deutschlands Beitritt zum dauerhaften EuroRettungsschirm ESM, stellt aber Bedingungen. Die deutsche Haftungssumme soll auf 190 Milliarden begrenzt bleiben.

Mit solch einem Besteck werden Beschneidungen an Jungen vollzogen. Über die Frage, ob das als Körperverletzung zu werten ist, ist ein Streit entbrannt.

Von SZ-Redakteur Bernard Bernarding

ie Würde des Menschen ist unantastbar. Ein Satz wie in Stein gemeißelt, der erste Satz im ersten Artikel des Grundgesetzes. Doch was genau unter der Würde des Menschen zu verstehen ist, und wann die Grenze der Antastbarkeit erreicht ist, darüber scheiden sich die Geister. Im Jahr 2012 wurde in Deutschland besonders leidenschaftlich über existentielle Fragen diskutiert. Die Debatten, die in Foren, Parlamenten und Medien ausgetragen wurden, endeten allesamt – ohne Konsens. Kein Wunder, geht es doch um Leben und Tod, „Wir machen und um Religion: um das „Recht auf Sterben“ ununs zur heilbar kranker MenKomikernation.“ schen; um die Regelung der Organspende (auch Kanzlerin Angela im Zusammenhang mit Merkel zum Plan, den Skandalen von GötBeschneidungen tingen und Regensburg); in Deutschland und um die Beschneidung zu verbieten jüdischer und islamischer Jungen in Deutschland. Ethische Themen und grundsätzliche Fragen, die in letzter Konsequenz „unbeantwortbar“ sind. Die höchsten Wellen schlug die Diskussion um die Beschneidung (Zirkumzision). Viele Bürger haben sich irritiert gefragt, wieso beide Seiten (Kritiker und Befürworter) so heftig reagiert haben, als das Kölner Landgericht im Frühjahr entschied, die operative Entfernung der Vorhaut eines Knaben sei strafbar, weil sie das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit (Artikel 2,2 Grundgesetz) verletze und deshalb als „Körperverletzung“ zu werten sei. Es brach ein Sturm der Entrüstung los - bei führenden Vertretern der Religionsgemeinschaften in Deutsch-

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Die Würde des Menschen ist unantastbar Sterbehilfe, Organspende, Beschneidung: Das Jahr war geprägt von ethischen Debatten land, aber auch in Israel. Behauptungen, ohne Beschneidung sei „jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich“ wurden zu Schlagzeilen, und es dauerte nicht lange, bis sich Beschneidungsgegner gegen antisemitische Vorwürfe wehren mussten. Der jüdische Zorn gipfelte im „Aufschrei“ der Vizepräsidentin des jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, die in einer Zeitung sogar den direkten Vergleich zur Schoa herstellte: Sie müsse sich die Frage stellen, „ob ich den Judenmord überleben durfte, um das erleben zu müssen“. Dabei hätten Juden und Muslime schon damals beruhigt sein können, denn der Bundestag und insbesondere die Bundeskanzlerin reagierten wie gewünscht. Angela Merkel ließ durchblicken, dass ein Beschneidungsverbot nicht in Frage komme, da Deutschland sich international „nicht zur Komikernation“ machen wolle. Parlament und

Bundesregierung wurden aufgefordert, alsbald für Rechtsicherheit zu sorgen. Die Fraktionen waren sich schnell einig, auch ein Protestbrief von 400 Ärzten, Juristen und anderen Wissenschaftlern konnte die Abgeordneten nicht von ihrem Weg abbringen: In Rekordzeit wurde ein Gesetzentwurf vorgelegt, beraten und Mitte Dezember verabschiedet (434 Ja-Stimmen, 100 dagegen, 43 Enthaltungen). Die Kritiker der Beschneidungspraxis hatten keine Chance. Auch die eindringlichen Warnungen des Verbands der Kinderärzte in Deutschland verpufften wirkungslos, zumindest in der Politik. Die Bevölkerung sah das Problem gravierend anders: Nach einer repräsentativen Umfrage von Infratest-dimap („Frankfurter Allgemeine“ vom 22. Dezember) stößt das Gesetz bei 70 Prozent der Bürger auf Ablehnung. Deutlich länger dauerten hingegen die Debatten um Sterbehilfe und Or-

FOTO: DPA

ganspende, aber auch um den Umgang mit embryonalen Stammzellen. Nach zähem Ringen konnten sich Bundestag und Bundesrat im Sommer auf ein neues Transplantationsgesetz einigen. Zwar werden die Bürger nach wie vor nicht gezwungen, „Farbe zu bekennen“; aber sie werden nun regelmäßig von ihrer Krankenkasse informiert und zur Abgabe einer Erklärung aufgefordert („Entscheidungslösung“). Nachträglich überschattet wurde die Debatte von den Organspende-Skandalen in Göttingen und Regensburg, wo Mediziner in den Verdacht gerieten, Krankenakten manipuliert zu haben, um ihre Patienten bei der Vergabe der raren Spenderorgane auf der Warteliste nach oben zu schieben. In Deutschland warten derzeit über 12 000 Menschen auf ein Spenderorgan. Auch der jahrelange Streit um die Sterbehilfe in Deutschland ist noch nicht ausgestanden. In mühsamen Diskussionen ringen Befürworter und Gegner noch immer um eine Lösung, doch auch bei den (öffentlichen) Anhörungen von Experten gingen die Meinungen weit auseinander. Nach der Logik „Wenn Suizid nicht strafbar ist, kann auch die Beihilfe dazu nicht strafbar sein“, versucht eine Gruppe von Reformern, den Übergang vom Leben zum Tod – ähnlich wie in der Schweiz und Holland – leichter zu machen. Doch stellvertretend für CDU, CSU und die Kirchen, aber auch Bundesärztekammer und Humanistische Union mahnte der konservative Politiker Norbert Geis: „Es darf keine Straffreiheit für die Beihilfe zur Tötung geben!“ Im Gesetzentwurf der Bundesregierung (Drucksache 17/11126) ist ein Kompromiss enthalten, wonach „Angehörige oder andere dem Suizidwilligen nahestehende Personen“ von der Strafandrohung ausgenommen werden sollen. Die Diskussion geht weiter.

Ein Muss für alle, die sich Trauen

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In diesem Jahr sind gleich mehrere Newcomer mit spektakulären Kollektionen dabei, die die ShoppingLandschaft für die Traumhochzeit noch informativer und attraktiver PR machen.

Bei der TRAU dreht sich alles um die Traumhochzeit.

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LEDERLAND, Europas einzigartiger Spezialist für Ledergarnituren, jetzt mit einer Filiale in Sankt Ingbert im ehemaligen Sinn-Leffers Mit der Neueröffnung seit Oktober haucht LEDERLAND dem bei den Verbrauchern einer ganzen Region seit Jahrzehnten beliebten Haus neues Leben ein. Die großzügigen Ausstellungsräume ermöglichen LEDERLAND die Präsentation des gesamten, aus über 150 Ledergarnituren bestehenden Sortiments. So etwas hat die Region noch nicht gesehe.

Internationales Unternehmen Noch immer ist die Nachfrage nach Ledersitzgarnituren groß, das zeigt der stetig wachsende Erfolg der Marke LEDERLAND, dessen Name seit 1976 für Qualität, Auswahl und günstige Preise steht. Während in der belgischen Filiale in Sankt Vith, in der Nähe der deutschen Grenze, weiterhin lebhafter Möbeltourismus herrscht, baut LEDERLAND unter der Regie des Mutterhauses seit 1995 sein Geschäft auf dem deutschen Markt aus. Zusätzlich zu den Filialstandorten Wiesbaden, Mannheim, MülheimKärlich und jetzt auch St. Ingbert ist das Unternehmen seit Jahren auf Hunderten von Verbrauchermessen vertreten. Die LEDERLAND Verkaufszahlen sprechen für sich. Mehr als 700 000 Ledergarnituren haben bisher ihren Besitzer gewechselt, davon fast 300 000 in Deutschland. Im Saarland war das Unternehmen seit 1996 auf über 30 Verbraucher-Messen und mit fünf kurzzeitigen Ausstellungen erfolgreich vertreten, zum Beispiel 2008 in der Saarbrücker Europa-Galerie, zweimal in Trier, 500 Meter von der Porta Nigra entfernt, und 2010 im ehemaligen Saturn in der Saarbrücker Bahnhofstraße.

Immer einen Schritt voraus Aktuell werden in jeder deutschen LEDERLAND-Filiale mehr als einhundert Ledergarnituren ausgestellt. Die St. lngberter Niederlassung wird mit über 150 Garnituren zu den größten gehören. Die neueste Galerie, die im Geiste eines gemütlichen Ambientes des Wohlgefühls entworfen wurde, verfügt über 2000 Quadratmeter und bietet somit eine umfangreiche Kollektion, die in der Region ihresgleichen sucht. Nach einigen Wochen Umbau konnte LEDERLAND einen völlig neuen Show-Room einrichten, in dem die vollständige und exklusive Kollektion aller Stile gezeigt wird, Klassiker und zeitlose Moderne sind ebenso vertreten wie trendiges oder avantgardistisches Design. Das umfassende Form- und Farbenspiel (mehr als 270 Farbtöne werden angeboten) wird ergänzt durch über 73 verschiedene Qualitätsleder und das vielfältige Zusammenspiel von Holz, Metall und Leder. Für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel wird etwas angeboten. Hier kann sich jeder seinen Wohntraum zum passenden Budget erfüllen. Die Kombination aus riesigem Angebot und Qualität, fünfjähriger Garantie, freundlichem Service und persönlicher Beratung machen LEDERLAND zu einem Muss für Leute, die sich individuell und preisbewusst einrichten wollen. Eine LEDERLAND-Garnitur ist immer eine lohnende Investition. LEDERLAND in St. lngbert ist das „Eldorado“ für all diejenigen, die sich von einer außergewöhnlichen Kollektion begeistern lassen möchten und bei der Gelegenheit von den besonderen WSV-Angeboten profitieren wollen. Treten Sie ein in einen Raum der Inspiration, in die fabelhafte Welt PR von LEDERLAND.


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Das Spiel der Großmächte

September: Am 28. September kündigt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) seinen Rückzug für 2013 an.

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Das Bundeskabinett erhöht die Bezüge bei Hartz IV. Der monatliche Regelsatz steigt Anfang 2013 für einen Alleinstehenden um acht auf 382 Euro. Partner in einer Bedarfsgemeinschaft erhalten künftig 345 Euro, Kinder und Jugendliche zwischen 224 und 289 Euro. Oktober: Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück legt nach Kritik an seinen Nebeneinkünften seine Honorare offen. Er erhielt seit 2009 insgesamt 1,25 Millionen Euro für Vorträge. Der Parteilinke Jürgen Trittin und die Realo-Vertreterin Katrin GöringEckardt sind die Spitzenkandidaten der Grünen für die Bundestagswahl 2013. Mit den Stimmen von Union, FDP, SPD und Grünen billigt der Bundestag ein neues Griechenland-Paket in Höhe von 43,7 Milliarden Euro. Die EU wird für ihre Verdienste um Versöhnung und Integration in Europa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Anhänger des Konservativen Antonis Samaras feiern im Juni in Athen dessen Sieg bei den Neuwahlen.

2012 stand erneut im Schatten des

FOTOS: MESSINIS/AFP; DPA

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Finanzkrise beherrscht EU-Politik – Rettungsschirm auf eine Billion aufgestockt

November: US-Präsident Barack Obama wird für eine zweite Amtszeit gewählt. Generationswechsel bei den chinesischen Kommunisten: Auf dem Parteitag in Peking wird Vizepräsident Xi Jinping neuer Parteichef. Er soll im März auch Präsident werden. Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Sie wirft ihr Mittäterschaft bei sämtlichen Taten der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) vor, darunter zehn Morde. Der Parteilinke Jürgen Trittin und die Realo-Vertreterin Katrin GöringEckardt sind die Spitzenkandidaten der Grünen für die Bundestagswahl 2013. Das wurde in einer Urwahl entschieden. Die Parteivorsitzende Claudia Roth scheitert. Mit den Stimmen von Union, FDP, SPD und Grünen billigt der Bundestag ein neues Griechenland-Paket in Höhe von 43,7 Milliarden Euro. Es belastet den Bundesetat 2013 mit 730 Millionen Euro. Dezember: Auf dem Bundesparteitag in Hannover wird Angela Merkel mit rund 97 Prozent der Stimmen als CDU-Vorsitzende wiedergewählt. Der Klimagipfel in Doha (Katar) endet mit mageren Ergebnissen: Das KyotoProtokoll wird bis 2020 verlängert. Auch wird ein Fahrplan zum Aushandeln eines neuen Klima-Abkommens bis 2015 vereinbart. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer plädieren für ein neues Verbotsverfahren gegen die rechtsextremistische NPD. Peer Steinbrück wird mit 93,45 Prozent auf einem Sonderparteitag in Hannover zum Kanzlerkandidaten der SPD gewählt.

anch einer mag es mit Verwunderung wahrgenommen haben: Erstmals bekamen die mit äußerster Spannung erwarteten Präsidentenwahlen in Washington am 6. November mediale Konkurrenz. Die Welt richtete ihren Blick quasi zeitgleich gen Peking, wo nur zwei Tage nach Barack Obamas Wahlsieg über seinen republikanischen Konkurrenten Mitt Romney der Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas begann. Hier wurden die Weichen für den Wechsel an Partei- und Staatsspitze in Peking neu gestellt: Auf Hu Jintao folgt Xi Jinping, der vom kommenden Frühjahr an Chinas wirtschaftliche und politische Geschicke lenken soll. Kann jene geteilte Aufmerksamkeit bereits auf eine Verschiebung globalpolitischer Kräfte hindeuten? Ist China tatsächlich im Begriff, Amerika als Weltmacht abzulösen, wie schon seit geraumer Zeit gemutmaßt wird? Und könnte es sein, dass die USA solcherlei Gerüchte nicht zuletzt selbst nähren? Verdächtig stark richtet sich Washingtons Augenmerk in Richtung Pazifik, während sein Engagement im Nahen Osten – vom Iran und dessen Atomprogramm abgesehen – merklich erlahmt. Ungewohnte Zurückhaltung zeigen die USA im verheerenden Syrien-Konflikt, aber auch im Fall Ägyptens, wo es jüngst Unruhen wegen eines islamistisch geprägten Verfassungsentwurfs von Präsident Mohammed Mursi gab. Grund für die neue strategische Ausrichtung Amerikas sind politischen Beobachtern zufolge zum einen Konflikte zwischen China und Japan, bei denen es um territoriale Interessen und Rohstoffvorkommen im Pazifik geht. Käme es dort zu einer Eskalation, könnte auch Washington mit hineingezogen werden. Zum anderen spähen die ökonomisch gebeutelten USA mehr denn je nach China als Wirtschafts- und Handelsmacht. In dessen ungebremstem Kapitalismus lauert Konfliktpotenzial, das die bestehenden Systeme weiter in Schieflage bringen kann. Doch auch Chinas Aufstieg ist nicht grenzenlos: Die Zeit des Turbowachstums neigt sich dem Ende zu, der neue Präsident muss die Korruption im Land bekämpfen. Ob Xi Jinping tatsächlich der Reformer ist, den sich der Westen erhofft, ist völlig ungewiss. Freilich ist die außenpolitische Prioritätensetzung des US-Präsidenten auch innenpolitischem Handlungsdruck geschuldet. Zwar droht Obamas Gesundheitsreform, die er im März für rund 30 Millionen Amerikaner knapp durch den Kongress boxen konnte, durch die Billigung des höchsten USGerichts im Juni keine Gefahr mehr. Doch die Wirtschaft Amerikas erholt sich nur mühsam von der schweren Krise, Obama muss in seiner zweiten Amtszeit seine Kräfte bündeln. In Richtung Pazifik blickt auch Wladimir Putin, der im März nach umstrittenen Wahlen in Russland wieder auf die weltpolitische Bühne zurückgekehrt ist. Zusammen mit Peking will sich Moskau als politisches Gegengewicht zu Washington formieren. Zugleich strebt Putin bis 2015 die Bildung einer Eurasischen Union an, eines Staatenbundes nach EU-Vorbild. Von Europa fühlt sich der Kreml-Chef gegenwärtig stark provoziert – vor allem wegen eines Kartellverfahrens gegen den russischen Konzern Gasprom. Russische Experten halten indes Moskaus Beziehungen zum Westen für den Modernisierungsprozess des Landes für unerlässlich. Zur globalen Ordnungsmacht taugt Russland jedenfalls auf längere Sicht nicht, ebensowenig China. Und auch Europa bleibt diesbezüglich außen vor – da außenpolitisch meist zerstritten. Die USA werden es also vorerst weiterhin richten müssen. IRIS NEU

Machtwechsel in Paris: Nicolas Sarkozy verlässt mit Frau Carla den Élysée-Palast. Nachfolger François Hollande sieht zu. Von SZ-Korrespondent Detlef Drewes

undeskanzlerin Angela Merkel hat von Europa deutlich mehr Initiativen für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit gefordert – diese vermeintliche Neuigkeit vom letzten EU-Krisentreffen 2012 ist mitnichten neu. Den Appell gab es schon einmal. Mit ihm begann das Jahr. Gleich in den ersten Wochen wurden die Finanzminister beauftragt, das gewaltigste Präventionsprogramm aus der Taufe zu heben, das die Gemeinschaft je entworfen hatte: einen Fonds über fast eine Billion Euro, wenn man alle Hilfen addiert. Der ESM wurde im Januar entworfen, in Kraft trat er erst Anfang Oktober. Das Bundesverfassungsgericht hatte für seine Beratungen länger gebraucht als erwartet. Mit dieser unvorstellbaren Summe rüstete sich Europa gegen die immer brisanter werdenden Folgen der Staatsschuldenkrise, die allerdings nur scheibchenweise ans Licht kam: Erst räumte Italien ein, dass man im Ausland mit fast zwei Billionen Euro in der Kreide stehe. Dann häuften sich plötzlich die Probleme der spanischen Banken. Wieder war Europa zur Stelle, stellte 100 Milliarden Euro bereit. Gebraucht wurde das Geld bis heute nicht. Und es wird auch im kommenden Jahr nicht fließen, weil zunächst die gemeinsame europäische Bankenaufsicht installiert werden muss, ehe es

B

direkte Unterstützung für die Geldinstitute vom ESM geben kann. So krisenfest, wie die Währungsunion sich zum Ende dieses Jahres gab, war sie lange nicht. Griechenland meldete mal dieses, mal jenes, erst in der zweiten Jahreshälfte wurde es den Partnern zu bunt und sie stoppten die Zahlungen – bis Athen Vollzug der Reformgesetze vermelden konnte. Inzwischen war Zypern als nächstes Land unter den Rettungsschirm geschlüpft. Frankreich musste den Verlust seiner Triple-A-Bestnote verkraften, ebenso wie die beiden Luxemburger Rettungsschirme EFSF und ESM. Trotzdem gab es plötzlich Hoffnung – und die hieß François Hollande. Nicht dass der französische Sozialist auf allzu viel Freunde in Europa hätte zählen können. Aber er brachte Unruhe in die festgefahrenen Reihen der Euro-Retter. Wachstum hieß sein Stichwort. Also erfand man den dazugehörigen Pakt als Kehrseite der Fiskalunion, auf die sich die EU-Staaten im März geeinigt hatten. Im Juli war es so weit: Noch einmal fast 120 Milliarden sollten in Wachstumsmaßnahmen fließen, beschloss man in Brüssel. Sehr überzeugend war das nicht, also legte man beim nächsten Gipfel noch mal nach und beschloss dasselbe. Bis heute hat das Geld kaum jemand angerührt. Das große Thema 2012 war und blieb das Geld. Erst blockierte das Europäische Parlament den Entwurf für den Haushalt 2013, wenige Tage später gingen die Staats- und Regierungschefs

ohne Ergebnis auseinander, weil sie sich nicht auf einen Schlüssel für den Finanzrahmen 2014 bis 2020 einigen konnten. Überall werde gespart, argumentierten sie, nun müsse auch Brüssel einen Beitrag leisten. Doch Kommissionspräsident José Manuel Barroso blieb bisher hart und verteidigte seine Forderungen für die nächsten sieben Jahre. Dass diese Union mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, überraschte niemanden mehr, als die beteiligte Führungscrew selbst. Die war vor ein völlig neues Problem gestellt: Wer sollte den Preis in Oslo entgegennehmen? Am Ende einigte man sich auf Barroso, Ratspräsident Herman Van Rompuy und Martin Schulz, den seit Januar amtierenden Präsidenten der europäischen Volksvertretung und als solcher sicherlich so etwas wie der „EUKopf des Jahres 2012“. Denn der gebürtige Rheinländer machte Schluss mit bisherigen traditionellen Zöpfen und pochte auf seinen Platz am Tisch der Großen. Europa steht am Ende dieses Jahres vor ähnlichen Problemen wie am Anfang. Und man ist doch weitergekommen. Immerhin hätte sich noch vor zwölf Monaten niemand getraut, jenen Satz auszusprechen, der in Brüssel derzeit die Runde macht: Die Krise sei weitgehend überstanden.

Am Ende lagen sie sich glücklich in den Armen: Michelle und Barack Obama. FOTO: WATSON/AFP


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Januar: Der Drogeriemarkt-Riese Schlecker meldet Insolvenz an. Betroffen sind über 25 000 Mitarbeiter in 6000 Filialen, davon im Saarland rund 300 Beschäftigte in mehr als 50 Geschäften. Ende Juni ist Schlecker dann Geschichte.

Wind- und Solaranlagen sollen mehr und mehr die Kohle- und Atom-Großkraftwerke ersetzen. FOTO: DPA

Auch die Saarbrücker Fluggesellschaft Cirrus Airlines ist pleite. Betroffen sind 300 Mitarbeiter, davon 140 am Flughafen Saarbrücken.

Operation

Saarstahl-Chef Klaus Harste verlässt das Unternehmen – offenbar wegen Auseinandersetzungen mit der Spitze der Stahl-Holding-Saar. Harste sah sich in seinen Kompetenzen zunehmend beschnitten. Sein Nachfolger wird Karlheinz Blessing, der Chef der Dillinger Hütte. Er führt nun beide saarländischen Stahlunternehmen.

Energiewende Allein der Aus- und Umbau der Stromnetze kann bis zu 42,5 Milliarden Euro kosten steigt von 3,59 auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Mit diesem Geld werden Photovoltaik-, Windkraft- oder ie Energiewende hat im zu Biomasse-Anlagen finanziert. Die BeEnde gehenden Jahr Poli- treiber erhalten eine feste Vergütung – tik, Wirtschaft und Strom- über 20 Jahre garantiert. Nach Angaben der Stromnetz-Gekonzerne stark beschäftigt. Für den größten Pau- sellschaften wächst auch die Gefahr eikenschlag sorgte am 16. Mai Kanzlerin nes massiven Stromausfalls. Am 8. FebAngela Merkel (CDU), als sie Bundes- ruar standen die Netzbetreiber bereits umweltminister Norbert Röttgen ent- kurz davor, einem Teil der Verbraucher ließ. Sein Nachfolger wurde der Saar- den Strom abzuschalten. Für diesen länder Peter Altmaier (CDU). Um den Winter rechnen sie mit ähnlichen EngJob ist Altmaier nicht zu beneiden. pässen. Dies vor dem Hintergrund, Denn es taten sich erhebliche Wider- dass die Kernenergie, die Ende 2022 stände auf. So ist in der Bundesregie- Geschichte sein soll, noch 18 Prozent zur Stromerzeugung beirung immer noch offen, wer steuert, die Photovoltaik bei der Energiewende das erst zwei Prozent. Sagen hat: Altmaier, die Die Warnung vor einem Kanzlerin oder Wirtgroßflächigen Stromausfall schaftsminister Philipp rief im November sogar die Rösler (FDP). Im August Prozent tragen Kanzlerin auf den Plan. Das gab Rösler bekannt, er rich- die deutschen te sein Ressort „auf die neue Atomkraftwerke Licht werde nicht ausgehen, versicherte sie. Die Aufgabe aus“. Kurz vor heute noch zur hätte Weihnachten rief man zwar Stromerzeugung Bundesnetzagentur die nötigen Kapazitäten für den Burgfrieden aus, als die beiden Minister den ersten bei, die Photovol- die Energieversorgung reMonitoring-Bericht zur taik zwei Prozent serviert. Gleichzeitig einigte sich die Bundesregierung Energiewende vorstellten. Quelle: BDEW mit den Ländern darauf, Ob die Harmonie aber lange dass der Netzausbau künfhält, bleibt offen. Nach seinem Amtsantritt tourte Altmaier erst tig Sache des Bundes sein soll. Die Plaeinmal durch die Republik. Nette Bil- nung der großen, länderübergreifender davon gab es zuhauf. Bei der Be- den Stromtrassen soll an die Bundessichtigung von Windparks in Nord- netzagentur abgegeben werden. Diese deutschland fütterte er Robben, ließ hält drei solcher Stromautobahnen mit bunte Spielzeug-Windräder kreisen einer Gesamtlänge von 2800 Kilomeoder streichelte mit Hingabe Photovol- tern für nötig, um Windstrom aus dem taik-Panels. Doch er weiß, dass Bespa- Norden in den Süden zu bringen. Dass der Um- und Ausbau der Netze ßung allein nicht reicht. Mitte August legte er ein Zehn-Punkte-Programm nicht zum Nulltarif zu haben ist, machvor. Dort nahm er sich zum Beispiel te kürzlich die Deutsche Energieagenvor, die Entsorgung des Atommülls im tur (Dena) deutlich. Es reiche nicht, Konsens zu regeln und einkommens- dass neue Hochspannungsleitungen schwachen Haushalten durch eine kos- durch Deutschland gezogen werden. Auch die Stromnetze auf kommunaler tenlose Energieberatung zu helfen. Denn es kommen auch 2013 hohe und regionaler Ebene müssten so erStrompreis-Steigerungen auf die Ver- tüchtigt werden, dass sie nicht nur braucher zu. Allein die Umlage aus dem Strom von den Kraftwerken zu den Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) Verbrauchern transportieren können,

Februar: Bei Pizza Wagner in Nonnweiler beginnt ein neues Zeitalter. Die Gründerfamilie zieht sich aus der Geschäftsführung zurück, Mehrheitseigner Nestlé übernimmt das Management.

Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Die EU-Kommission nimmt in einem Verfahren die staatlichen Hilfen für die Flughäfen Saarbrücken und Zweibrücken unter die Lupe.

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März: Der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën hat entschieden: Die Peugeot-DeutschlandZentrale wird von Saarbrücken nach Köln verlegt. April: Daimler kündigt die Investition von 200 Millionen Euro in das SmartWerk Hambach an. Die Autofabrik soll für die Produktion der dritten Generation des Kleinwagens fit gemacht werden.

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Bundesumweltminister Peter Altmaier in Aktion. Er macht gerne gut Wetter für die Energiewende, selbst wenn es am Nordsee-Windpark stürmt. FOTO: STRANGMANN/DPA wie dies bislang üblich war. Die neue Netz-Generation muss zweigleisig fahren. Denn in Deutschland sind inzwischen auf vielen Dächern Photovoltaik-Anlagen installiert, und zahlreiche Windräder an Land erzeugen „grünen Strom“. Diese elektrische Energie muss sinnvoll eingespeist werden. In den Um- und Ausbau der Netze müssen laut Dena zwischen 27,5 und 42,5 Milliarden Euro investiert werden. In Peter Altmaiers saarländischer Heimat arbeitet man sich ebenfalls an der Energiewende ab. Seit dem Ende der Jamaika-Koalition Anfang 2012 ist der Elan etwas verflogen. Immerhin

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sollen laut den Vorstellungen von Energieminister Heiko Maas (SPD) in den kommenden zwei Jahren knapp 90 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 150 Megawatt gebaut oder ersetzt (Repowering) werden. Allerdings sollen für ihn auch die saarländischen Kohle-Kraftwerke eine Zukunft haben. Die würden weiterhin gebraucht, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Energiepolitischer Reibungspunkt in der Region bleibt das französische Atomkraftwerk Cattenom. Hier gingen auch 2012 die Wogen hoch. Doch wie es aussieht, bleibt Cattenom noch etliche Jahre am Netz.

Mai: Die Lufthansa fliegt einen Sparkurs. Der Konzern will 3500 von 16 800 Vollzeitstellen in den Verwaltungen streichen. Das Online-Netzwerk Facebook legt den weltweit größten Börsengang eines Internet-Unternehmens hin. Zum Startkurs ist Facebook 115 Milliarden Dollar wert. In den Wochen danach bricht der Kurs ein. Juni: Der saarländische Versorger VSE wird noch saarländischer. Energieriese RWE verkauft 15,3 Prozent der VSE an saarländische Stadt- und Gemeindewerke und weitere vier Prozent ans Saarland. RWE behält aber die Mehrheit an VSE.


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Juli: Der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën kämpft mit der Absatzkrise. Der Konzern kündigt die Schließung eines Werks und den Abbau von 8000 Jobs an.

Praktiker zieht nach Hamburg, Peugeot verlässt das Saarland, aber ZF will 1000 neue Jobs schaffen

August: Die Stadt Saarbrücken ist neue Eigentümerin der Saarmesse GmbH. Die Ära der Familie Grandmontagne ist damit zu Ende. Die Messe Berlin übernimmt im Auftrag der Stadt die Geschäftsführung der Saarmesse.

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September: Die Homburger Karlsberg-Brauerei geht bei der Finanzierung einen ungewöhnlichen Weg. Sie legt eine Mittelstandsanleihe auf, um bei Anlegern 30 Millionen Euro einzusammeln. Mit dem Geld soll das Wachstum des Unternehmens finanziert werden.

Saar-Wirtschaft muss Rückschläge verkraften

Oktober: Ford kündigt die Schließung seines belgischen Werks in Genk sowie von zwei Fabriken in Großbritannien an. Rund 6000 Mitarbeiter sind betroffen. Am Standort Saarlouis will der US-Autobauer die Produktion drosseln. Grund ist die miese Auto-Nachfrage in Südeuropa. November: Der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wird zum neuen Chef der RAGStiftung gewählt. Die Stiftung soll das Ende des deutschen SteinkohleBergbaus begleiten und das Vermögen zur Bewältigung der Folgekosten der Kohleförderung bilden. Die französische Regierung droht dem Stahlkonzern Arcelor-Mittal mit der Verstaatlichung des Werks im lothringischen Florange. Der Staat will Garantien für mehr als 600 Arbeitsplätze und den Erhalt zweier Hochöfen erzwingen. Am Ende stand ein Kompromiss: ArcelorMittal sieht von Kündigungen ab und hält für die bereits stillgelegten Hochöfen die Option eines Neustarts offen. Dezember: ThyssenKrupp setzt drei von sechs Vorständen vor die Tür. Den Stahlkonzern plagen Riesen-Probleme – von Milliardenverlusten durch neue Stahlwerke in Amerika bis zu Korruption.

Die Baumarktkette Praktiker (Foto oben) hat ihre Hauptverwaltung von Kirkel nach Hamburg verlagert. Anfang des Jahres hat ZF (Foto unten) dagegen den Standort Saarland gestärkt und im neuen Werk Wellesweiler die Getriebeproduktion gestartet. FOTOS: DAPD/BECKER & BREDEL

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Getrieben durch haben im Bundesvergleich kräf- den Wahlkampf zündete die Politig zugelegt – ein Zeichen für eine tik immer wieder kleine Hoffnungsraketen, die weitere positive Entdann aber wirkungswicklung. Und auch los verpufften. Letztder Arbeitsmarkt hat lich haben 300 Frausich 2012 gut entwien im Saarland durch ckelt – mit fast die Schlecker-Pleite 370 000 sozialversi- Mitarbeiter ihren Job verloren. cherungspflichtig Be- will der Viele von ihnen sind schäftigten war im Auto-Zulieferer dritten Quartal ein ZF im neuen Jahr auch weiterhin auf der Suche nach einer Rekordnivau erreicht. im Saarland neuen Arbeitsstelle. Bei den UnternehEin Sterben auf Ramen spiegelt sich die einstellen ten befürchtet auch wirtschaftliche Leis- Quelle: ZF die Eisenbahngetung vor allem in stabilen Verhältnissen vieler Saar- werkschaft EVG für den BahnFirmen wider. Eine beispiellos Standort Saar. Die Zahl der Mitpositive Entwicklung hat im ver- arbeiter sinkt hier seit Jahren gangenen Jahr der Auto-Zuliefe- kontinuierlich – in 20 Jahren hat rer ZF verzeichnet. Durch die sie sich mehr als halbiert. Und die noch immer hohe Nachfrage im EVG fürchtet einen weiteren AbPremium-Segment kommt ZF bau, nachdem die Bahn-Tochter mit der Lieferung seiner Auto- DB-Regio die Betreuung mehremat-Getriebe kaum noch hinter- rer Nahverkehrsstrecken im her. Das Unternehmen hat nicht Saarland und Rheinland-Pfalz nur im vergangenen Jahr 1000 verloren hat und eine Ausweineue Mitarbeiter eingestellt und tung des ICE-Verkehrs nicht in ist jetzt mit 8000 Mitarbeitern Sicht ist. der mit Abstand größte Industrie-Arbeitgeber an der Saar. Auch für das kommende Jahr stehen 1000 weitere Einstellungen an. Doch trotz der guten Entwicklung musste das Saarland auch einige Rückschläge einstecken, die das Land nicht nur wirtschaftlich, sondern vielmehr auch psychologisch schwer getroffen haben. Allen voran ist der Weggang der Deutschland-Zentrale von Peugeot hat dem Saarland den RüPeugeot zu nennen. Aus wirt- cken gekehrt. FOTO: WIECK/DAPD schaftlichen Gründen hatte der Licht und Schatten gibt es wieAutokonzern die Zusammenlegung der Zentralen von Peugeot derum am Lyonerring in Saarin Saarbrücken und Citroën in brücken. Nach einer Insolvenz Köln beschlossen. Mehrere Mo- hat das Traditionsunternehmen nate hatte der Konzern in einem Höll 100 Mitarbeiter entlassen Standortwettbewerb die Vorteile und diese durch Werkvertragsarvon Saarbrücken und Köln ge- beiter aus Rumänien ersetzt. Wegeneinander abgewogen. Dass die nige Monate später die nächste Entscheidung letztlich zuguns- Katastrophe: Weil Höll die Proten von Köln gefallen ist, war für duktion des abgewickelten Werks das Saarland ein harter Schlag. in Brandenburg integrieren Dabei ging es nicht nur um die musste, kann es zu Problemen im rund 300 Mitarbeiter, die bei Ablauf – der Großkunde Lidl Peugeot in Saarbrücken gearbei- stellte daraufhin die Zusammentet haben, es ging um eine jahr- arbeit ein. Zehn Monate später zehntelange gemeinsame Tradi- gibt es nun wieder gute Nachrichtion, die Peugeot im Saarland den ten von Höll. Das Unternehmen mit Abstand höchsten Marktan- hat nach einem Managementteil Deutschlands sicherte. Ent- Wechsel nicht nur die Produktisprechend emotional waren auch onsprobleme im Griff – bestätigt die Reaktionen hierzulande, durch eine Top-Zertifizierung. wenn etwa die CDU im Saarbrü- Die Werkverträge sind auch wiecker Stadtrat konstatierte, Peu- der deutlich zurückgefahren worgeot habe das Saarland „nur be- den. Neben den negativen Einschlägen im abgelaufenen Jahr nutzt“. Mit der Baumarkt-Kette Prak- gibt es eben auch positive Nachtiker hat ein zweites deutsch- richten aus den Unternehmen. landweit aktives Unternehmen seine Zentrale aus dem Saarland verlegt. Praktiker, seit vielen Monaten in Schwierigkeiten, ist mit der Hauptverwaltung nach Hamburg umgezogen, um sie dort mit den Aktivitäten des gesunden Tochterunternehmens Max Bahr zusammenzulegen. Dabei waren die personellen Konsequenzen nicht nur von den Zahlen her deutlich dramatischer als bei Peugeot: Von den rund 700 Mitarbeitern, die Praktiker in der Kirkeler Zentrale beschäftigt hatte, sollten nur noch 180 Mitarbeiter übrig bleiben. Auch waren die entlassenen Mitarbeiter nicht wie bei Peugeot durch einen komfortablen Sozialplan abVon SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

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In der Klangschalensauna entspannt die Seele baumeln lassen Klang spielt in der Entspannung eine immer größere Rolle die beruhigende Wirkung von Tönen wird seit jeher genutzt und ist wissenschaftlich bereits ausführlich erklärt. „Klangschalen sind prädestiniert, in Wellness- und Saunatempeln unserer Zeit eingesetzt zu werden, denn hier verstärkt sich – richtig angewendet – ihre Wirkung ganz beträchtlich.

Mit Klängen und Wärme den Alltagsstress ablegen In der Sauna des Hallenbades in Differten können sich die Erholungssuchenden nun selbst von der ganz besonderen Wirkung der Klänge überzeugen. Denn die Bäderbetriebe Wadgassen haben kräftig in dieses Schwimmbad investiert und einen Saunabereich geschaffen, der in der Region längst als Geheimtipp für alle gilt, die das Saunieren mit allen Sinnen erleben wollen. In einer reizvollen Mischung aus finnischen und asiatischen Anlehnungen hat man hier den Schwerpunkt auf Harmonie, Entspannung und Ruhe gelegt. Und so erinnert auch der Außenbereich mit der Sointi-Sauna und der Suuri-Blocksauna, in deren Zentrum ein großer Steinofen angelegt wurde, an eine interessante Mischung aus nordischer und fernöstlicher Kultur.

Die Ruhe am Waldrand genießen

Asiatisches Flair: Wasserbetten im Ruheraum (oben) und Außenbereiche zum Durchatmen.

Am Waldrand in einer besonders ruhigen Lage von Differten wartet das pure Entspannungserlebnis auf die Besucher. So betreten die Sauna-Gäste durch eine Art hölzernes Tor symbolisch den Bereich, in dem die Hektik des Alltags ausgeblendet werden sollen. Der Saunabau besteht aus massiven Blockbohlen der finnischen Polarfichte und stimmt bewusst die leisen Töne an. Töne spielen in der „Sointi – die Sauna der Sinne“ eine wichtige Rolle. Denn mit Hilfe der Klang-

Ein Hauch von fernöstlicher Harmonie: Direkt am Waldrand lädt die Saunalandschaft in Differten zum Entspannen ein.

schalen und Mantras finden Sie ein hohes Maß an innerer Ruhe. Elemente aus Meditation, Yoga und asiatischer Architektur bilden in der Sauna eine einzigartige Einheit, in der Ruhe und Entspannung den Ton angeben. Sinnliche Düfte und harmonische Klänge und Kraft zu tanken in hektischen Zeiten.

Gleich neben jeder Sauna liegt ein dazugehöriger Ruheraum, der hier tatsächlich auch als solcher konzipiert ist. Denn umringt von fernöstlichen Elementen ruht der Gast auf einem Wasserbett. Im Außenbereich befindet sich ein Badehaus, das verschiedene Wasseranwendungen ermöglicht.

Badekultur mit fernöstlichem Charme

Wohlfühltemperaturen im Hallenbad

Das insgesamt angenehm zurückhaltend wirkende Gebäude lädt zu dem Erlebnis einer Badekultur der besonderen Art ein. Und damit zu einer Zeit nur mit und für sich.

Ein kleines Bistro im Innenbereich, in dem zwei weitere kleine Saunen und ein kleines Dampfbad zum Entspannen einladen, hält für die Besucher kleine Snacks und gekühlte

Getränke bereit. Und auch für die Schwimmer gibt es ein tolles Angebot. Denn sie können das moderne Hallenbad mitbenutzen. Dort bietet das beheizte Schwimmerbecken mit wohligen 29 Grad Wassertemperatur die Möglichkeit, durchzuatmen. Wer es dennoch etwas kuscheliger möchte, kann seine Runden im Nichtschwimmerbecken drehen. Das ist mit einer Wassertemperatur von 30 Grad noch ein bisschen wärmer. Übrigens gibt es im Schwimmbad auch für die Kleinsten ein eigenes Becken, in dem es sich hervorragend Plantschen lässt. Denn den Wadgasser Bäderbetrieben ist es

Fotos: Bäderbetriebe Wadgassen

besonders wichtig, dass ihr hübsches Bad auch als Familienbad gesehen wird.

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Januar: Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ kentert mit 4232 Menschen an Bord vor der toskanischen Küste. 32 Menschen kommen ums Leben, darunter zwölf Deutsche. 21.01. Die 16-jährige holländische Weltumseglerin Laura Dekker erreicht nach einjähriger Reise und 27 000 Seemeilen die Karibikinsel Sint Maarten. Sie ist damit der jüngste Mensch, der jemals allein die Welt umsegelt hat.

Ein Moment für die Ewigkeit: Der Österreicher Felix Baumgartner springt aus schwindelerregender 39-Kilometer-Höhe der Erde entgegen. FOTO: DPA

Februar: Schwedens Thronfolgerin Victoria bringt in Stockholm eine Tochter zur Welt. März: Markus Lanz wird als Nachfolger von Thomas Gottschalk neuer Moderator der ZDF-Show „Wetten, dass..?“. Lanz moderiert sie am 6. Oktober 2012 zum ersten Mal. In einem Parkhaus in Emden wird die elfjährige Lena erwürgt aufgefunden. Nach einem Fehlgriff mit einem zu Unrecht Verdächtigten nimmt die Polizei Ende März einen 18Jährigen fest. Er muss auf unbestimmte Zeit in die Psychiatrie.

Von

Helden

und Versagern Schicksale, die 2012 die Welt bewegten Die „Costa Concordia“ sank Mitte Januar: Sie rammte einen Felsen an der toskanischen Küste. FOTO: DPA

Mai: In Tokio wird der höchste Fernsehturm der Welt eröffnet: der 634 Meter hohe Tokyo Skytree. Er ist das zweithöchste frei stehende Bauwerk der Welt nach dem 828 Meter hohen „Burj Khalifa“ in Dubai.

er am Abend des 13. Januars machte, außergewöhnlich war. De Falco hatte im Hafenamt in Livorno Dienst, als KaMinuten und 20 Sekunden. pitän Francesco Schettino das etwa eiGenau so lange hielt die Welt ne Milliarde Euro teure Kreuzfahrtam 15. Oktober den Atem an. schiff „Costa Concordia“ vor der toskaDie Blicke der Menschen haf- nischen Insel Giglio gegen einen Felteten auf ihm: Felix Baum- sen rammte. Kurz zuvor war Schettino gartner. Von dem Moment an, als sich noch mit zwei jungen Frauen beim Esdie Luke seiner Raumkapsel in der sen gesehen worden. Doch noch bevor Stratosphäre öffnete und der „furcht- er die Rettung der über 5000 ihm anlose Felix“ als erster Mensch aus 39 Ki- vertrauten Menschen koordinieren lometern Höhe in die Unendlichkeit sollte, stand der Kapitän plötzlich auf der Geschichte sprang. Mit bis zu 1342 sicherem Boden – an Land, das Telefon Kilometern pro Stunde rauschte der in der Hand. Am anderen Ende der LeiÖsterreicher der Erde entgegen, erst tung: De Falco. Der Mann mit dem lichten Haarlangsam drehend, dann schneller taumelnd, später unkontrolliert wirbelnd. schopf wollte wissen, wie viele MenAm Ende landete der Extremsportler schen noch vermisst werden. Doch dennoch sicher auf dem staubigen Schettino konnte es ihm nicht sagen. Wüstensand in New Mexico. Ein Held. „Etwa 40 Personen“, schätzte er. Er sei Was ist das überhaupt, ein Held? Das aber „nicht an Bord, weil das Schiff Lexikon spricht von einem „außerge- sinkt“. De Falco war fassungslos. „Wie wöhnlichen Menschen, der sich durch kann das sein?“, wollte er wissen und kühne Taten auszeichnet“. Der so „aus befahl: „Gehen Sie sofort an Bord, verder Menge hervorragt und ein Vorbild flucht noch mal!“ Das machte Schettino nicht. Stattdessen werden“ kann. Das stieg der Costa-ConWort wird heute aber cordia-Kapitän in ein inflationär gebraucht. Taxi ein, versteckte Denn nicht jeder sich in einem Hotel Mensch, der mal für und rief seine Mutter wenige Augenblicke an. im Rampenlicht steht, De Falco musste das ist gleich einer. DenKommando übernehnoch gibt es sie – die men und versuchte Helden. noch, so viele MenRudi Assauer beischen wie möglich aus spielsweise ist ganz sider sich mit eiskalten cher einer, wenn auch Wasser füllenden, ein stiller Held. Der stählernen Todesfalle Lebemann trat bisher zu retten. „Wir hätten eher mit schönen alle retten können“, Frauen, flotten Sprüsagte der Fregattenchen und stets einer kapitän später mit dicken Zigarre in ErTränen in den Augen. scheinung. Bis den Rudi Assauer wandelte sich Am Ende forderte die langjährigen Schalke2012 vom Lebemann zum Costa-Concordia-TraManager Anfang des Vorbild – nicht nur der Alzgödie 32 Todesopfer. Jahres die Diagnose heimer-Kranken. FOTO: DPA Auch in den letzten Alzheimer ereilte. Tagen des Jahres er„Kein Mensch kann dir helfen“, beschrieb er anfangs den eignete sich eine Tragödie – und auch Verlauf seiner Krankheit. Es sei ein Le- hier gab es Helden. Beim Massaker an ben „voller verblassender Erinnerun- der Sandy-Hook-Grundschule in gen“. Er wusste: „Diese Krankheit Newtown starben acht Jungen und kriegst du nicht in den Griff.“ Doch auf- zwölf Mädchen im Alter zwischen geben wollte Assauer nicht. Er be- sechs und sieben Jahren. Auch sechs schloss, sein Schicksal anzunehmen, Erwachsene richtete der Amokläufer ließ sich bei Therapien von Kamera- Adam Lanza in einem Kugelhagel hin. teams begleiten, gab Interviews und Darunter die Lehrerinnen Victoria Soschrieb ein Buch über sein Leben mit to (27), Dawn Hochsprung (47) und Demenz. Und so wurde Rudi Assauer in Mary Sherlach (56). Sie opferten sich seiner schwersten Stunde zum Vorbild für ihre Schüler. Ihre Courage bezahlvieler Menschen. Seine Botschaft: Ihr ten sie mit dem Leben. Die drei Frauen starben, als sie sich dem Amokläufer in dürft nicht aufgeben. Doch nicht alle Helden wollen Hel- den Weg stellten, um die Kinder zu retden sein. Der italienische Fregattenka- ten. Ihr selbstloses Handeln schenkte pitän Gregorio de Falco ist so einer. den Amerikaner in einer der schwers„Hört auf, von mir zu reden. Es ist mei- ten Stunden einen Funken Hoffnung – ne Arbeit, Menschen zu retten“, sagte und die Gewissheit, dass es sie trotz aler immer wieder den Reportern. Doch lem Übel in der Welt unter uns gibt: das ändert nichts daran, dass das, was wahre Helden. Von SZ-Redakteur Pascal Becher

Juni: Bei der schwersten Flugkatastrophe des Jahres kommen in Lagos (Nigeria) alle 153 Insassen einer MD-83 ums Leben.

Donna Soto trauert um ihre Tochter Victoria. Sie stellte sich dem NewtownAttentäter in den Weg und starb. FOTO: AFP

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Kapitän Schettino flüchtete als einer der Ersten von Bord und überließ 5000 Menschen ihrem Schicksal. FOTO: DPA

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JAHRESRÜCKBLICK 2012

NR. 303

Traumhochzeit und Tragödie Höhen und Tiefen in den europäischen Königshäusern

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Die Hochzeit des Jahres: Luxemburgs Erbgroßherzog Guillaume küsst seine frisch angetraute Ehefrau Stéphanie. FOTO: NOGIER/DPA

Düstere Mienen beim spanischischen Konigspaar Sofia und Juan Carlos: Der Monarch hat sich in diesem Jahr einen großen Fehltritt geleistet. FOTO: DPA

C H RO N I K .................................

Juli: Ein früherer Oberarzt der Göttinger Universitätsklinik soll eigene Patienten beim Empfang von Spenderlebern bevorzugt haben. Auch das Regensburger Uni-Klinikum ist vom Organspende-Skandal betroffen. Bei der Vorstellung des neuen „Batman“-Films „The Dark Knight Rises“ erschießt der 24 Jahre alte James Holmes in einem Kino bei Denver zwölf Besucher.

Von SZ-Redakteurin Stefanie Marsch

as royale Jahr war schon fast vorüber – und das kleine Luxemburg durfte die berechtigte Hoffnung hegen, mit der Hochzeit des Erbgroßherzogs Guillaume den letzten Glanzpunkt gesetzt zu haben. Doch dann setzte das britische Königshaus noch einen drauf: Prinz William und seine Frau Kate erwarten ihr erstes Kind. Die freudige Nachricht hätte der krönende Höhepunkt 2012 in der Welt der Blaublütigen sein können, wäre da nicht die Tragödie um die Krankenschwester Jacintha Saldanha gewesen. Kurz bevor die Briten am 3. Dezember in den Feierabend gingen, lief die Meldung über die Newsticker – und verbreitete sich in Windeseile: Kate ist schwanger – endlich. Darauf hatte das Königreich seit der Hochzeit im April 2011 gewartet. In einer frühen Phase sei die Schwangerschaft noch, hieß es. Wegen schwerer Übelkeit musste sich Kate im Krankenhaus behandeln lassen. Natürlich wollten alle wissen, wie es der werdenden Mutter geht. Dutzende Kamerateams und Journalisten lagerten vor dem Privat-Krankenhaus King Edward VII. Hospital in London, um Neues zu erfahren. Zwei Radiomoderatoren aus Australien riefen kurzerhand in der Klinik an und gaben sich als Elizabeth II und Prinz Charles. Eine arglose Krankenschwester stellte sie auf die Station durch, auf der die Herzogin lag. Alle Welt lachte über den Scherz. Doch das Lachen verging, als die Krankenschwester Jacintha Saldanha sich wenige Tage nach dem Scherz-Anruf das Leben nahm. Die beiden Radiomoderatoren standen plötzlich im Feuer der Kritik und sollten verantwortlich sein für Saldanhas Tod. Ein überzogenes Urteil – dennoch geben die Geschehnisse zu

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Die Briten sind entzückt: Prinz William und seine Frau Kate werden erstmals Eltern. FOTO: WEST/AFP

denken: Darf man sich im Zeitalter neuer Medien, in dem Nachrichten eine erschreckende Eigendynamik entwickeln können, noch jeden Scherz erlauben? Sind die Konsequenzen noch abwägbar? Ein tragisches Ereignis überschattete auch die Hochzeit des luxemburgischen Erbgroßherzogs Guillaume mit der Gräfin Stéphanie de Lannoy. Zwei Monate vor dem großen Tag starb die Mutter der Braut an einem Schlaganfall. Die Trauer war Stéphanie anzumerken. Dennoch wurde die Hochzeit zu einem fröhlichen Fest, bei dem das kleine Luxemburg zeigte, dass es groß feiern kann. Den royalen Abschuss des Jahres leistete sich der spanische König Juan Carlos. Sein Land steckt in der Krise, der Schuldenberg ist erdrückend, die Arbeitslosenquote liegt bei astronomischen 25 Prozent – und das Staatsoberhaupt geht auf Elefanten-Safari in Afrika. Spanien war empört über so wenig Feingefühl. Da konnte die öffentliche Reue des Königs, der sich vor Fernsehkameras entschuldigte, sein Volk nur gerade so beschwichtigen.

September: Im „FacebookMordfall“ verurteilt ein niederländisches Gericht einen 15-Jährigen zu einem Jahr Jugendgefängnis und drei Jahren Zwangstherapie. Er hatte ein gleichaltriges Mädchen im Auftrag eines jugendlichen Liebespaars erstochen, das sich für Gerüchte im Internet rächen wollte. Oktober: Der Extremsportler Felix Baumgartner durchbricht als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer. Der Wirbelsturm „Sandy“ rast entlang der US-Ostküste. In New Jersey und New York werden Häuser, Straßen und Stromleitungen zerstört. In den USA sterben mindestens 110 Menschen. Der Generaldirektor der BBC, George Entwistle, tritt nach falschen Missbrauchsbeschuldigungen gegen einen konservativen Politiker zurück. Dezember: Ein Amokläufer tötet an einer Grundschule in Newtown im USBundesstaat 26 Menschen, darunter sechs Kinder. Dann tötet er sich selbst.

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2013

„Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien und Freunden einen guten Start ins neue Jahr, sowie beste Gesundheit und Zufriedenheit für das Jahr 2013!“

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PLAMECO zum kundenfreundlichsten Decken-Fachbetrieb gekürt! Ab in die Wüste ... helle Decke mit Dekor-Element in Lackläche und Stuck-Verzierungen

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