Bad Eggenberg Vom Charme der 70er Jahre zur Auster von Eggenberg
Alexander Lienhart 0730639 WS2010 1
Inhaltsverzeichnis 1.Einleitung.............................................................................................................................................. 3 2.Der Charme der 70er Jahre .................................................................................................................. 4 3. Architektin Frau Herta Fraueneder Rottleuthner................................................................................ 9 4 Die Auster von Eggenberg öffnet sich ................................................................................................ 12 5. fasch&fuchs ....................................................................................................................................... 17 6. „Aus alt mach Neu“ ........................................................................................................................... 18 7.Quellenverzeichnis ............................................................................................................................. 20 8.Bildverzeichnis .................................................................................................................................... 21
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1.Einleitung Das Bad Eggenberg existiert nicht mehr, Grund genug es aufzuarbeiten, um diesen speziellen Teil von Graz nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In meiner wissenschaftlichen TGM-Arbeit möchte ich das Bad Eggenberg vor 2008 analysieren und so aufarbeiten, dass man sich ein Bild davon machen kann. Ich möchte Hintergründe des Baus, seine Umbauten, seine Bedeutung bei der Grazer Bevölkerung und etwaige Mängel untersuchen. Wie der Titel der Arbeit schon erahnen lässt, werde ich zunächst den Werdegang des Bad Eggenbergs ab dem Jahre 1972 aufrollen. Ich werde mich mit den frühen Anfängen des Eggenberger Bades ab 1972 mit seinen Umbauten sowie mit der Bedeutung des Bades in Graz aber auch mit den aufkommenden Problemen zu dieser Zeit auseinandersetzen. Weiter wird das Bad Eggenberg ab 1996 beleuchtet, da zu diesem Zeitpunkt erste Umbaupläne aufgrund von bereits zahlreichen teils schweren Mängeln aufkamen, bis hin zum Abbruch 2008. In diesem Teil werde ich aber auch näher auf die Architektin Frau Dipl. Ing. Herta Fraueneder Rottleuthner eingehen, da ich es als essentiell ansehe, die Planerin des Gebäudes vorzustellen umso das Gebäude auch verstehen zu können. Im dritten Teil werde ich schließlich auf das neue Bad Eggenberg ab 2008 eingehen, auch hier wird das planende Architekturbüro Fasch&Fuchs näher beleuchtet. Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich persönlich nicht in Graz aufgewachsen bin und daher das alte Bad Eggenberg nur von meinen Recherchen im Archiv sowie von Bildern und Texten kenne. Vom neuen Bad Eggenberg habe ich mir jedoch während der Bauzeit öfters, sowie auch nach Fertigstellung und schließlich nach der Eröffnung eigene Eindrücke verschafft. Danach werde ich die beiden Grazer Bäder gegenüberstellen und die Unterschiede widerspiegeln. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass mir bei meiner Recherche bewusst wurde, dass das alte Bad Eggenberg bereits jetzt in Graz nahezu vergessen zu sein scheint, umso interessanter schien mir daher die Recherche. Abschließend muss ich noch erwähnen, dass mein Thema ein sehr umfangreiches ist, da es genaugenommen zwei Bauwerke behandelt, würde ich auf beide Gebäude mit all ihren Facetten und Merkmalen eingehen, würde dies den Rahmen dieser TGM-Arbeit bei Weitem sprengen, so habe ich versucht die mir als wichtig scheinenden Punkte zu bearbeiten und anzuführen. 3
2.Der Charme der 70er Jahre Das Bad Eggenberg wurde in den Jahren 1972 bis 1973 erbaut und war ein Frei- und Hallenbad. Es wurde für diese Zeit üblich für den Schul- und Schwimmsport konzipiert. Das Grundstück, welches eine Fläche von 5ha einnimmt befindet sich im Grazer Bezirk Eggenberg an der Ecke Janzgasse und Georgigasse und gehörte vor dem Beginn der Stadt Graz. Die gesamte Fläche, in deren Nähe sich auch das Eggenberger Stadium befindet, war als Ackerfläche ausgeschrieben.1 Der Bauplatz eignete sich aufgrund der Größe und der Nähe des Zentrums sehr gut für dieses Bauvorhaben. Der Bezirk Eggenberg wuchs immer enger mit dem Stadtgebiet Graz zusammen und so überraschte die Entscheidung auch nicht diesen Platz auszuwählen. Der Bauwerber war damals die Wiener Städtische Versicherungsanstalt. Die Planung wurde der österreichischen Architektin Frau Dipl. Ing. Herta Fraueneder Rottleuthner übertragen. Aus der Baubeschreibung ist zu entnehmen, dass die Konstruktionsart Stahlskelettbauweise gewählt wurde und außen bereits Ortbeton als Sichtoberfläche verwendet wurde. Auch Betonplatten wurden als finale Oberfläche im Außenbereich verwendet, im Innenbereich wurde als finale Oberfläche Ziegel gewählt. Mit Zustimmung der Grazer Verkehrsbetriebe wurde die Georgigasse nicht reguliert, die Janzgasse wurde aber auf die vorgesehen Regulierungsbreite von 24 Meter ausgebaut.2 Die Begrenzungen wurden so gewählt, dass die Gebäudegruppen im Norden und Westen als Trennung zu den Parkplätzen und Straßen fungierten, im Süden und Osten wurde das Areal mit einem Zaun begrenzt.
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Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21, Mappe 2 Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21, Mappe 3
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Bild 1: Perspektivische Ansicht des Bad Eggenbergs
Das Hallenbad selbst war um einen Innenhof organisiert um den sich alle Umkleidebereiche befanden, von hier aus führte auch eine Treppe ins Obergeschoss wo sich die Schwimmhallen befanden. Unmittelbar in der Nähe befand sich eine weitere Treppe die zum Saunabereich, zu den Ruheräumen und teils geschlossenen teils offenen Terrassen, welche durch eine Mauer gegen Einsicht geschützt waren, führte. Vom Saunabereich gelangte man wiederum in ein Freischwimmbecken für Saunagäste, aber auch in die Hauptschwimmhalle. In dieser befand sich ein 25 Meter Schwimmbecken mit einer Breite von 16,6 Metern und sechs Startsockeln sowie ein 1 und 3 Meter Sprungbrett. Dieser Bereich wurde durch eine große Glasfassade in Richtung Süden mit dem Außenbereich verbunden (Siehe Bild 4). Im Westen und Norden der Hauptschwimmhalle war eine Galerie angelegt um bei sportlichen Veranstaltungen genügend Platz für Zuseher zu schaffen. Das Freigelände war in verschieden Funktionsbereiche wie Liegewiese, Ballspielwiesen und Kleinkindbereich unterteilt. Diesen Freibereich erreichte man vom Haupteingang aus, in diesem waren der Becken vorzufinden waren. Das Nichtschwimmerbecken war so gestaltet, dass es sowohl als Lehrschwimmbecken sowie auch als Nichtschwimmerbecken verwendet werden konnte, es hatte eine Tiefe von 0,6 Meter bis 1,3 Meter. Das Sprungbecken, welches 20 Meter lang und 19 Meter breit war verfügte über zwei 1 Meter und zwei 3 Meter Sprungbretter, zusätzlich aber auch noch einen Sprungturm mit Plattformen 5
in 1, 3, 5, 7.5 und 10 Metern Höhe und stellten so eine komplette Sprunganlage dar. Ein Schwimmerbecken mit einer Länge von 50 Metern und einer Breite von 21 Metern sowie einer Tiefe von 1,80 – 2,20 Meter, welches über sechs Startbahnen verfügte, war ebenfalls im Freibereich vorhanden.3
Bild 2: Grundriss Bad Eggenberg Bereits aus dieser kurzen Beschreibung des Bades lässt sich erkennen, dass das Eggenberger Bad sehr durchdacht und überaus organisiert war, jedoch vielleicht sogar so sehr das auf eine bestimmte Raumwirkung vergessen wurde. Es entstanden harte und stark strukturierte Räume und Raumfolgen. Bereits 1977 musste das Bad für eine Summe von 1 Mio. Schilling entsprechend des Bäderhygienegesetzes saniert werden, auch Umbauten entsprechend des Brandschutzes waren notwendig. Im Jahr 1982 kam es zu einem Brand in der Blocksauna, wobei dieser Bereich der Sauna zerstört wurde. Es folgte ein Neubau des Saunabereiches, jedoch sollten noch mehrere Umbauten folgen. Das Bad hatte sich in der Bevölkerung als solides Bad bewährt und wurde auch von vielen Vereinen in Anspruch genommen. Das Nachfrageverhalten änderte sich zusehends und auch das Bad selbst hinkte diesen bereits bei der Eröffnung ein wenig hinterher. So wurde 1982 eine Rutsche im 3
Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21,Mappe 3 ff
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Freibereich installiert, sowie weitere Ergänzungen wie Spielautomaten aufgestellt, um den Besuchern mehr Attraktivität bieten zu können. Auch für den professionellen Schwimmsport herrschten nicht optimale Verhältnisse, da für nationale und internationale Wettkämpfe ein 50 Meter Schwimmbecken zwar vorhanden war, dies aber nur im Freien. Wettkämpfe und des Trainings unter Wettkampfbedingungen waren
nur
im
Sommer
möglich.
Nach
einigen
Betriebsjahren
bestand
Handlungsbedarf insbesondere aufgrund der erforderlichen Investitionen in Brandschutzanlagen sowie den überhöhten Betriebskosten, die durch Wasserverlust, veraltete Haustechnik und mangelnde Wärmedämmung bedingt waren. So investierten 1996 die Grazer Freizeitbetriebe 20 Mio. Schilling ins Bad Eggenberg um diesem wieder auf die Sprünge zu helfen. In diesem Jahr tauchten auch erstmals Pläne für einen Umbau mit überdachten Becken auf(Siehe Bild 3).
Bild 3: Visualisierung eines möglichen Umbaus der die Überdachung des 50 Meter Beckens vorsieht
Ein überarbeitetes Badeangebot sowie neu saniert bescherte das Eggenberger Bad den Grazer Freizeitbetrieben hohe Besucherzahlen, jedoch nur bis ins Jahr 2000, in dem es kurz vor der Schließung stand. Der Grund dafür war einerseits ein veralteter Bau, aber vor allem hatte sich das Nachfrageverhalten der Badegäste im Laufe der Jahre stark verändert. 2001 wurde nach Meldung der Grazer Freizeitbetriebe von 7
einer Schließung des Eggenberger Bades eine Unterschriftenaktion von Vereinen und Badgästen initiiert. Diese Aktion zeigt, dass langjährige Badegäste um ihr Bad kämpfen und an ein Aus des Bad Eggenberges nicht denken wollten. Doch die Bedingungen im Bad verschlechterten sich zusehends, sodass im September 2002 Schwimmbahnen gesperrt werden, da Lampen drohten von der Decke zu fallen.4 Daraufhin bekennte sich der Gemeinderat Ende 2002 einstimmig zum Umbau, dass diesen Beschluss jedoch lange Jahre des Hin und Her der Politik sowie Zu und Absagen der Finanzierungen folgten ahnten die Badegäste noch nicht.5 Jedoch führte diese Zeitspanne zu einem entscheidenden Punkt in der Geschichte des Bades, sodass nach zahlreichen gescheiterten Umbau und Sanierungsversuchen 2007 der Beschluss für den Abriss des Eggenberger Bades und zum gleichzeitigen Neubau beschlossen wird. Das Bad Eggenberg nahm aber als größtes Bad in Graz einen wichtigen Stellenwert ein, so zählte das Bad bis vor seine Schließung 120.000 Besucher im Hallenbad und 100.000 Badegäste im Freibad pro Jahr, aufgrund dieser Besucherströme war es wohl die einzig richtige Entscheidung hier Platz für ein neues Projekt zu schaffen, das den Bedürfnissen der Badegäste entspricht.6
Bild 4: Südfassade des Bad Eggenberges
Bild 5: Aufnahme während des Abbruchs
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Vgl. Aufregung im Bad Eggenberg: Beleuchtung drohte abzustürzen, in: Kleine Zeitung, 24. September 2002, S. 28. 5 Vgl Sportstätten: Große Pläne, viel Hoffnung, wenig Geld, in: Die Presse, 12 Mai 2004, S.18. 6 Vgl. Interview mit Dr. Michael Krainer, geführt von Streets of Graz, 12.1.2009, http://www.youtube.com/watch?v=cvZyjGhJ7ds am 12.1.2011
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3. Architektin Frau Herta Fraueneder Rottleuthner
Bild 6: Frau Herta Fraueneder Frau Herta Rottleuthner wurde am 11.12.1912 in der Steiermark in Bruck an der Mur geboren. Bereits in jungen Jahren verstarb 1914 ihr Vater, infolgedessen lebte sie in Bruck an der Mur mit ihrer Mutter, die ursprünglich aus Basel stammte, mit ihren beiden Schwestern und ihrer Großmutter. Auf die Frage ihrer Herkunft antwortete sie: „Ich kam aus einem Frauenstaat“7. Schon früh kam sie mit dem Baugewerbe in Kontakt, da ihr Großvater Baumeister war, der unter anderem auch die Böhler-Werke in Kapfenberg geplant hatte und Großgrundbesitzer in Bruck an der Mur war. Nachdem auch der einzige Onkel von Herta Fraueneder verstorben war, sah sich ihr Großvater, da es keine männlichen Erben gab, dazu veranlasst sämtliche Besitztümer der Familie der Stadt Bruck an der Mur zu übertragen. Lediglich ein Gutshof blieb der Familie, welcher durch Bewirtschaftung das Überleben der Familie sichern konnte. Frau Fraueneder musste bereits ein Jahr früher mit ihrer Schwester zusammen die Schulbank drücken, sie war eine ausgezeichnete Schülerin und maturierte bereits mit 17 Jahren am Realgymnasium in Bruck an der Mur. Bereits 1929 immatrikulierte sie als zweite Frau nach Anna Lülja Praun die Studienrichtung Architektur an der Technischen Hochschule in Graz. Anna Lülja hatte bereits 1924 Architektur in Graz inskribiert, musste ihr Studium aber frühzeitig aufgrund von politischer Quälereien der Nationalsozialisten sowie einer schweren Erkrankung abbrechen. Herta Fraueneders Empfang an der Universität war kalt und unfreundlich, Lehrende reagierten mit besonders harten Klausuren, jedoch konnte sich der starke Wunsch 7
Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine feministische Kulturzeitschrift, Heft 16, Graz.
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nach Selbständigkeit von Frau Fraueneder behaupten, sodass sie 1935 als erste Frau ein Diplom an der Technischen Hochschule in Graz in Händen halten durfte. Dafür wurde ihr zu Ehren ein Denkmal vor der Technischen Hochschule Graz errichtet(siehe Bild 8). Bereits während ihres Architekturstudiums sammelt sie Praxis und arbeitete im Jahre 1933 neun Monate in Bielefeld, und 1934 fünf Monate bei Heribert Eichholzer in Graz. Jedoch verlief ihr Start ins Berufsleben holprig. Sie nahm eine Stelle in Regensburg an, die Bezahlung war aber so schlecht, dass sie nach nur neun Monaten an Skorbut leidend, ihre Stelle aufgab und sich bei einer Freundin in Rumänien erholen musste. Später pflegte Frau Fraueneder stets zu sagen; „Eine Frau muss immer bei Null anfangen“8. Zwei Jahre später kehrte Herta Fraueneder 1938 in ihre Heimat zurück und heiratete zu Beginn des Kriegs den Architekten Ernst Rottleuthner, der jedoch kurz nach der Hochzeit in den Krieg ziehen musste und erst 1947 heimkehrte. In der Zeit von 1941 bis 1944 brachte sie drei Kinder zur Welt, leitete ein selbständiges Büro und absolvierte 1946 die Ziviltechnikerprüfung. Bis ins Jahr 1968 arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann im eigenen Büro in Bruck an der Mur. Nach der Scheidung 1986 führte sie das Büro mit Hilfe ihrer Tochter weiter bis 1988 und trat schließlich mit 76 Jahren die Pension an. Sie verstarb am 21.4.1999 in Bruck an der Mur. Frau Herta Fraueneder sorgte vor allem mit den Schwimmbädern die sie plante und auch baute für Aufsehen. Das erste Bad nach ihren Entwürfen entstand 1953 in Niklasdorf. Weitere Bäder in Hartberg, Güssing, Hallein, Bruck an der Mur, ein Umbau in Trofaiach, sowie auch das Bad Eggenberg folgten. „Wesentlich für den Erfolg ihrer Bäder war der jeweils gut durchdachte innere Organisationsablauf, der sowohl Wettkämpfe als auch normalen Badebetrieb mit den verschiedenen Funktionen problemlos nebeneinander ermöglichte. Ihre Entwürfe waren eine subtile Wegeführung ohne Hinweisschilder, durch Blickpunkte, kleine Treppen und lebendigen Zäunen aus Berberitzen und Rosen.“9 Besonderes Augenmerk legte Frau Herta Fraueneder auch auf den Kleinstkinderbereich. Sie erfand auch die „Freilandgehschule“, welche ein in einer Mulde leicht abgesenktes Planschbecken 8
Brigitte Dorfer: Acht berühmte Frauen in, aus und um Graz, in: Frauen zu Graz, Hg.: Ilse Wieser. Graz 2000. 9 Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine feministische Kulturzeitschrift, Heft 16, Graz.
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und gut überschaubar war. Somit war die Beaufsichtigung von Kindern erleichtert. Außerdem wurde sie auch mit vielen Möbelentwürfen und Einrichtungen bekannt, aber sie plante und baute auch Wohnbauten, Geschäftseinrichtungen und Schulen in ihrer fünfzig jährigen Tätigkeit als Architektin.
Bild 7: Unterschrift von Frau Fraueneder
Bild 8: Denkmal vor TU-Graz
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4 Die Auster von Eggenberg öffnet sich Nachdem der Beschluss 2007 gefallen war, dass das Bad Eggenberg neu errichtet wird, wurde zuerst ein zweistufiger europaweiter Wettbewerb gestartet, an dem sich 148 Architektenteams beteiligten. Die Zielsetzung des Landes Steiermark und der Stadt Graz, welche als Bauträger fungierten, war eine Sicherung des einzigen Schwimmsportzentrums im Süden Österreichs mit einem 50 Meter Sporthallenbad und
damit
ausreichende
Wasserfläche
für
den
Individual-
Schul-
und
Vereinsschwimmsport bereit zu stellen. Ein weiterer Punkt war die wirtschaftliche Attraktivierung des Standorts und eine langfristige Sicherung der Sportstätte für Schulen und Vereine mit idealer Verbindung zum Publikums und Wellenbereichs. Außerdem sollte eine synergetische Betriebsführung des Gesamtstandortes des Bades zu einer Verminderung der Betriebskostenabgaben der Freizeit Graz GmbH und der Graz AG führen. Die Planungsaufgabe beinhaltet eine Sporthalle nach internationalen Maßen, ein Freibadareal und eine Wellnessanlage, und sollte eine Gesamtfinanzierungssumme von 31 Mio. Euro nicht überschreiten. Am 5.12.2007 stellten sich 46 Projekte der Jury, welche aus diesen wiederrum 8 Projekte auswählte. Im Rahmen der 2. Jurysitzung vom 13.02.2008 wurde schlussendlich das Projekt der Bürogemeinschaft Hemma Fasch und Jakob Fuchs, bekannt als das Architekturbüro fasch&fuchs, zum Siegerprojekt gekürt.10
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Vgl. Das Bad Eggenberg wird morgen fixiert: Gemeinderat beschließt 30-Millionen-Projekt, in Kleine Zeitung, 23. Mai 2007, S. 31.
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Bild 9: Modell des neuen Bad Eggenbergs Nach einer Bauzeit von 18 Monaten und 2 Monaten Testbetrieb wurde das Bad Eggenberg namens „die Auster von Eggenberg“ am 10. Februar 2011 eröffnet. Weder die verschobene Eröffnung, diese sollte im Herbst 2010 stattfinden, noch eine Überschreitung des Budgets schadeten dem Projekt. Das Bad trägt den Spitznamen die Auster, da sich der Bau wie eine halb geöffnete Auster über das Areal erstreckt. Die Form soll zum Einen Schutz bieten und zum Anderen auch einen größtmöglichen Bezug zum Außenbereich herstellen. Die Situierung des Objekts stellt hinzukommend auch einen Schutz des Außenbereichs gegenüber den beiden Straßen, Janz- und Georgigasse dar. Das neue Bad Eggenberg stellt das modernste Sportbecken in Südösterreich dar und bietet mit dem 50 Meter Schwimmbecken den steirischen SpitzenschwimmerInnen und WasserspringerInnen optimal Trainingsmöglichkeiten, auch ein Lehrschwimmbecken ist im Inneren vorzufinden. Dass das Bad auch für Wettkämpfe ein idealer Ausgrabungsort ist, stellte das Bad mit den im Frühjahr 2011 dort veranstalteten Staatsmeisterschaften unter Beweis. Auch der neu gestaltete Außenbereich besticht durch ein 50 Meter Becken, ein Sprungbecken mit einem 10 Meter Turm, ein Anfänger und Nichtschwimmerbecken, und neuen Ruhezonen. Auch die neue Wellnesswelt verspricht Entspannung und Erholung mit 2000 m² Saunalandschaft, welche sich über zwei Etagen erstreckt und mit einem Solebecken, Jacuzzi, Finnischer Sauna, Dampfbad, Tepidarium und einer Feuergrotte ausgestattet
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sind, um nur einige Angebote hier zu erwähnen.11 Zusätzlich stehen 1000 m² Therapie-, Massage- und Behandlungsbereiche zur Verfügung. Auch bauphysikalisch sowie energetisch hat das Gebäude einiges zu bieten, insgesamt sorgen 400 Quadratmeter Solarkollektoren für eine umweltschonende Wasseraufbereitung. Eine 1000 m² Glasfassade lässt die Blickbeziehung zwischen Straße und Sportbad zu. Der gesamte Innenraum wird mit LED-Lampen ausgeleuchtet und schafft so unterschiedlichste Lichtstimmungen, aber auch die gespannten Segel verschaffen dem Raum eine angenehme Atmosphäre. Die Fassade besteht aus 2400 speziellen Schuppen, welche die Fassade mit unterschiedlichen Schattierungen zusätzlich beleben. Außerdem sind alle Becken mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, welches den Namen „Blue Fox“ trägt und ein Signal auslöst sobald ein Gast längere Zeit unter Wasser ist. Dies wird mit dem Chipband, welches jeder Badegast erhält ausgelöst, somit ist rasche Hilfe im Falle eines Unglücks möglich. In den ersten Betriebsmonaten waren durchschnittlich 150 Kunden im Wellnessareal und zusätzlich 600 Badegäste im Bad Eggenberg.12
Bild 10: Letzte Arbeiten vor der Eröffnung
Bild 11: Eingangsbereich der Auster 11
Vgl. Die Auster öffnet sich, Nagelneu und Hochmodern, in: Weekend Steiermark, Heft 1, 21.Jänner 2011, Seite 48,49. 12 Vgl. Die Auster: Die Stärken Die Schwächen, in: Kleine Zeitung, 26. März 2011, Seite 30,31.
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Bild 12: Innenaufnahme
Bild 13: Innenaufnahme
Bild 14: Schnitt durch das Sportbad
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Bild 15: Grundriss Eggenberger Bad
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5. fasch&fuchs Die Bürogemeinschaft fasch&fuchs besteht aus den beiden Architekten Hemma Fasch und Jakob Fuchs und besteht seit 1994. Hemma Fasch wurde 1959 in Graz geboren und erhielt ihr Diplom bei Günther Domenig nach Abschluss ihre Architekturstudiums in Graz 1989. Im Zeitraum von 1992-1998 arbeitete sie als Assistenten an der TU Wien bei Helmut Richter. 1994 erhielt sie ihre Befugnis und lebt und arbeitet ab diesem Zeitpunkt in Hausmannstätten bei Graz und in Wien. Jakob Fuchs wurde 1958 in Hopfgarten in Tirol geboren. Er studierte in Innsbruck so wie auch in Wien Architektur und erhielt sein Diplom 1989 bei Herrn Prof. Ernst Hiesmeyer an der TU-Wien. Danach war er als Assistent an der TU-Wien tätig, zuerst im Jahre 1990 bei Herrn Prof. Ernst Hiesmeyer und von 1991-1999 bei Herrn Prof. Helmut Richter. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Wien. Das Architektenduo weist mit seinen Arbeiten eine hohe Erfolgsquote bei Wettbewerbsteilnahmen auf und erhielt zahlreiche nationale und internationale Architektenpreise.13 Zu den zahlreich umgesetzten Projekten von Hemma Fasch und Jakob Fuchs gehören in der Steiermark unter anderem das Grazer Kindermuseum und der Um- und Zubau des LKH Knittelfeld. Das erfolgreiche Architekturbüro erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen und verfasste auch einige Publikationen. Bemerkenswert ist auch die Vielfalt der Projekte die realisiert wurden, diese beinhalten Schulen, Wohnbauten, Schiffsstationen, Krankenhäuser und auch Museen, um nur einen kleinen Ausschnitt hier anzuführen.14
Bild 16: Das Architektenduo Jakob Fuchs(links) und Hemma Fasch(rechts) 13
Vgl. Nextroom.at: fasch&fuchs, < http://www.nextroom.at/actor.php?id=1960&inc=datenblatt>, in: <http://www.nextroom.at/>, am 16.12.2011 14 Vgl. fasch&fuchs.architekten: Bauten http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten>, in: < http://www.faschundfuchs.com>, am 16.12.2011
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6. „Aus alt mach Neu“ Stellt man die beiden Bäder von Bad Eggenberg gegenüber und lässt nur Daten und Fakten sprechen, stechen sofort einige Aspekte hervor. Die Wasserfläche des neuen Bad Eggenbergs hat sich im Vergleich zu seinem Vorgänger nahezu verdoppelt, außerdem steht nun endlich ein überdachtes 50 Meter Becken allen professionellen Schwimmern zur Verfügung. Nicht zu vergessen ist der Wellness Bereich, der immerhin fast die Hälfte des neuen Eggenberger Bades ausmacht. Es scheint, dass das neue Bad Eggenberg über all das verfügt was dem alten Eggenberger Bad fehlte. Bei näherem Betrachten scheint es nicht nur so, sondern der erste Eindruck bestätigt sich nach und nach. Man muss fast froh sein, dass aufgrund politischer Diskussionen und langem Hinauszögern der Neubau beschlossen wurde. Meiner Meinung nach wäre ein Umbau oder eine Sanierung des Eggenberger Bades nur ein schlechter Kompromiss gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Umbau die zeitgemäßen Standards so erfüllen hätte können wie die Auster von Eggenberg jetzt. Auch aus bautechnischer und wirtschaftlicher Sicht sehe ich die Entscheidung zum Neubau als vollkommen richtig. Meiner Meinung, die sich auf die Recherchen bezieht, hätte das Eggenberger Bad von Herta Fraueneder seine Startschwierigkeiten nie überwinden können, da bereits bei der Planung nicht auf die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer eingegangen wurde. Alle Bemühungen später das Bad zu verändern, umzubauen, wie es auch geschehen ist, konnten das Gesamtbild nicht beeinflussen. Auch das von Frau Herta Fraueneder geplante Bad in Gleisdorf konnte nicht erhalten werden und wurde durch einen Neubau von dem Büro Pittino & Ortner, der auf gnadenlos zeitgenössische Architektur mit geneigten Ebenen, schrägen Sichtbetonwänden und einer auskragenden Restaurant-Terrasse baut, eretzt. Hinzukamen stets Diskussionen in der Politik auf, die das Image des Bades über Jahre belastet haben. Wenn man die Zeitungsartikel verfolgt entwickelte sich das Eggenberger Bad Jahr für Jahr seit der Eröffnung immer mehr zum Problembad und ein reibungsloser Betrieb wurde immer schwieriger. Jedoch finde ich, dass man das Eggenberger Bad nicht vergessen sollte, da es doch für Jahre Badegästen zur Verfügung stand. Mit dem Abriss und Neubau wurde ein klarer Schlussstrich gezogen und die Chance für einen Neustart tat sich auf. Obwohl die Baukosten überschritten und die Bauzeit nicht eingehalten werden konnten, bin ich doch der Meinung, dass die Stadt Graz mit dem Entwurf des Architekturbüros diese Chance genutzt hat. Natürlich ist abzuwarten wie sich das Projekt entwickelt, schließlich 18
kann man nach nur wenigen Monaten noch keine ausführliche Bilanz ziehen. Außerdem ist der Außenbereich noch nicht fertiggestellt, jedoch scheint es in die richtige Richtung zu gehen. Vielleicht ist dadurch auch kein Gedanke mehr an das alte Bad Eggenberg verschwendet worden, da man sich mit einem Schlag alle Sorgen und Probleme des Bades entledigen konnte. Ich hoffe und denke auch, dass das neue Bad Eggenberg, sollten nicht gravierende Baumängel festgestellt werden, in Zukunft seine Rolle sehr gut erfüllen wird. Dies hat es einerseits mit den österreichischen Staatsmeisterschaften aber auch aus den ersten Meldungen aus der Bevölkerung bestätigt. Es bleibt also nur mehr zu hoffen, dass die Auster weiterhin geöffnet bleibt.
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7.Quellenverzeichnis Stadtarchiv Graz
Bauakte Georgigasse 85, Mappe 1,2.
Bauakte Janzgasse 21,Mappe 1,2,3.
Literatur
Brigitte Dorfer: Frauen zu Graz, Acht berühmte Frauen in, aus und um Graz. von, Ilse Wieser (Hg.). Graz 2000.
fasch & fuchs ZT GmbH, Wien: < http://www.architekturwettbewerbe.at/competitio n.php?id=206&cid=1284>, in: < http://www.architekturwettbewerbe.at> am 16.12.2010(6 Plakate der Wettbewerbspräsentation mit Plänen und Erläuterungen)
Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine feministische Kulturzeitschrift. Heft 16 Graz 2005
Gerhard M. Dienes (Hg): Eggenberg, Geschichte und Alltag. Graz 1999
Gemeinderatssitzung am 11. November 1999: Ausbau des Sportbeckens im Bad Eggenberg/Gründung eines Leistungszentrums für den Schwimmsport in Graz Anfrage von GR Simbürger und GR Kolar (SPÖ) an den Bürgermeister
Nextroom.at: fasch&fuchs, <http://www.nextroom.at/actor.php?id=1960&inc=daten blatt>, in: <http://www.nextroom.at/>, am 16.12.2011
Zeitungs- Magazinartikel
Aufregung im Bad Eggenberg: Beleuchtung drohte abzustürzen, in: Kleine Zeitung, 24. September 2002, S. 28.
Das Bad Eggenberg wird morgen fixiert: Gemeinderat beschließt 30-MillionenProjekt, in Kleine Zeitung, 23. Mai 2007, S. 31.
Die Auster öffnet sich, Nagelneu und Hochmodern, in: Weekend Steiermark, Heft 1, 21.Jänner 2011, Seite 48,49.
Dieses Hallenbad ist doch ganz einfach am Ende!, In: Kleine Zeitung, 11. November 2001, S. 29.
Die Auster: Die Stärken Die Schwächen, in: Kleine Zeitung, 26. März 2011, Seite 30,31. 20
Sportstätten: Große Pläne, viel Hoffnung, wenig Geld, in: Die Presse, 12 Mai 2004, S.18.
25 Jahre Bad Eggenberg, in: Impuls 1998, S. 3.
Audiovisuelle Quelle
Interview mit Dr. Michael Krainer, geführt von Streets of Graz, 12.1.2009, http://www.youtube.com/watch?v=cvZyjGhJ7ds am 12.1.2011
8.Bildverzeichnis Titelbildcollage: Verfasser, 22.3.2011 Bild 1: Unbekannter Verfasser, <http://woment.mur.at/images/Frauneder_EggenbergerBadModell.jpg> am 5.2.2011 Bild 2:Verfasser, am 25.1.2011 Bild 3: Angelo Kaunat, <http://www.team-a-graz.at/proj_508_bild_aj.shtml> am 5.2.2011 Bild 4: Markus Leodolte, <http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1817044/index.do>, am 6.2.2011 Bild 5: Markus Leodolte, <http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1817044/index.do>, am 6.2.2011 Bild 6: Unbekannter Verfasser, <http://woment.mur.at/images/Frauneder_EggenbergerBadModell.jpg> am 5.2.2011 Bild 7: Verfasser, am 25.1.2011 Bild 8: Verfasser, am 11.12.2010 Bild 9: fasch&fuchs ,<http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten&sub=egg>, am 6. 2.2011 Bild 10: Verfasser, am 16.12.2012 21
Bild 11: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am 8.2.2011 Bild 12: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am 8.2.2011 Bild 13: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am 8.2.2011 Bild 14: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am 8.2.2011 Bild 15: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am 8.2.2011 Bild 16: Unbekannter Verfasser, <http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten&sub=egg>, am 6. 2.2011
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