Hausarbeit_kreative_wirtschaft

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K r e at i v i tät u n d W i r t s c h a f t — K u lt u r u n d Ö k o n o m i e Eine kritische Au s e i nan d e rs etz u n g ü b e r D i e D i g i ta l i s i e r u n g z u r K u l t u r ök o n o m i e d e s 21. J a h r h u n d e r t s .


Hausarbeit zur Lehrveranstaltung „Kreativität und Wirtschaft - Kultur und Ökonomie“ bei Professor Gorny an der Fachhoschschule Düsseldorf/ Fachbereich 2 - Design Wintersemester 2011 L i n u s Lo h o f f


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ES LEBE DIE TECHNO LOGIE !


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G E N E R A L IS T V S . S P E Z I A L IS T

50 Jahre zuvor gingen die Menschen zu Spezialisten. Brauchte man ein Foto suchte man einen professionellen Fotografen auf. Als Musiker musstest du die Leute kennen die wirklich mit Musik zu tun haben um deine Songs aufzunehmen. Heute kann jeder der einen Zugang zum Internet hat, eine gecrackte Version downloaden und sofort beginnen, Fotos zu bearbeiten oder Musik aufzunehmen. Während man lange in der Dunkelkammer saß um Fotoerzeugnisse zu realisieren bzw. Tage verbrachte um einen Song aufzunehmen, kann das dies mit heutiger Software viel schneller von Statten gehen. Was früher Tage gedauert hat, kann heute in 10 Minuten erledigt werden. Aber ist das jetzt gut oder schlecht? Wenn Jimi Hendrix nicht die elektrische Gitarre gehabt hätte, was wäre Jimi Hendrix? Die elektronische Gitarre ist nur zu praktischen Bedingungen erfunden worden. Zu den Zeiten der Big Band Ära um 1930, übertönten alle Instrumente die Gitarren. Sie musste deswegen etwas lauter werden und so wurde die Elektrische erfunden. Und eines Tages bekommt dieser Jimi Hendrix eine elektrische Gitarre, die „Supro Ozark 1560S“ von seinem Vater geschenkt. Er nimmt sie zur Hand, fängt an zu spielen und denkt sich: Wow! Du kannst das und jenes damit machen und hier: ein Wah Wah-Pedal und Fuzz-Effektgeräte! Kurz zusammengefasst: Z U E R S T K O M M T D I E T E C HNO L O G I E UN D D A NN D E R K Ü NS T L E R !

Es gibt keinen Künstler der weder die elektrische Gitarre erfunden noch die Fotokamera. Auch die Ölfarbe nicht. Diese Kreativen hatten nie die Vision gehabt eine Maschine zu bauen um speziellen Sound zu kreieren oder Bilder festzuhalten. Technische Geräte sind vielleicht meist für andere Sachverhalte konzipiert worden aber nicht für die Kunst. Was derKünstler macht, ist einzig und allein das er sie benutzt, aus dem Kontext verschiebt und ihr eine neue Idee gibt. Und in dieser Hinsicht kann man sagen das Technologie großartig ist. Die Digitalisierung ist also in der Hinsicht eine gute Sache weil sie Kreativität und Neuschöpfung fördert. Ob es für die kreative Industrie genauso ist.....das kann ich leider nicht beantworten. Was man aber durchaus behaupten kann:


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DIE INDUSTRIE IST †O†.


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D a s B e i s p i el Set h G o d i n

Seth Godin (geboren 10. Juli 1960) ist ein amerikanischer Unternehmer, Autor und Redner und populär für seine Theorie des Permission Marketings. Eines Tages packte ihn eine Idee so sehr das er es fertig brachte ein Buch in 10 Tagen zu schreiben. Es enthielt den Titel: Unleashing the Ideavirus - Die Entfesslung des „Ideenvirus“ und handelt davon wie man Fremde zu Freunden macht und Freunde zu Kunden. Er hatte das Bedürfnis es sofort publizieren zu lassen aber sein Verlag konnte es wirtschaftlich nicht tragen eine sofortige Publikation zu realisieren bzw. wollten sie es nicht weil das Thema nicht interessant genug erschien. Daraufhin veröffentliche Godin kurzerhand alleine sein Manifesto als vom Internet herunterladbares E-Book. In der ersten Woche gab es 6000 Downloads, in der zweiten schon 120.000 und in wenigen Wochen Millionen. Er bekam viele E-mails mit der Bitte es vielleicht doch übersetzen zu lassen bzw. es auch als haptisches Buch zu drucken. Er landete auf den zweiten Platz der Bestsellerlisten im Jahr 2000 und machte auch endlich Gewinn in der Hinsicht das er Geld für seine Arbeit, dieses Buch, bekam. Es ist das erfolgreichste E-Book aller Zeiten. Damit begonnen es für umsonst im Internet zu stellen. Mit diesem Bespiel möchte ich verdeutlichen das die Industrie höchstwahrscheinlich nicht mehr das ist was sie einmal war. Früher musste man irgendwo hin gehen um unterhalten zu werden. Es gab Fernseher, Autokinos und Magazine. Aber natürlich hatte diese auch ihren Preis. Die für diesen Bedarf sich entwickelte Industrie ist jedoch heute so nicht mehr zeitgemäß weil das Medium Internet und die digitale Revolution alles umstellt und neue Optionen eröffnet. Das Internet ermöglicht Demokratisierung. Aber was heißt das genau?


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DAS P ARADO X ON : DEMO K RA — TISIERUNG


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Es ist falsch die Demokratisierung im politischen Sinne auf die Welt der kreativen Industrie und Marktwirtschaft anzuwenden. Es ist gut sein Stimmrecht abzugeben und die Mehrheit entscheidet wer regieren darf aber nicht jeder Wähler wird deswegen zum Politiker mit Einfluss. Heutzutage denkt jeder, er hätte ein Buch geschrieben, ein Genre-brechendes Album produziert und das einmalige Foto geschossen. Deswegen posten alle Videos auf Youtube, jeder ein Bild auf Flickr und jeder hat immer einen kritischen Kommentar zu irgendwas abzugeben. Die wichtigen Fragen die man stellen sollte sind also: Sollte jeder Musik machen? Sollte jeder ein Film drehen? Sollte jeder ein Buch schreiben und vorallem es dann ins Internet setzen? Natürlich nicht denn es gibt talentierte Menschen und talentfreie da draussen. Für einen wirklich Talentierten sind das dann wohlmöglich depriemierende Zeiten. Dieser ganze Trash der hochgeladen wird untergräbt in gewisser Weise die Professionalität des Künstlers. Und doch steckt da noch was anderes mit drin. Nicht das nur jeder denkt er sei was besonderes sondern Scheiss sondern auch die Einsamkeit ist Schuld an diesem Trash im Internet. Die Individualisierung in der Moderne setzt einen kreativen Impuls frei und gibt so die Möglichkeit sich nicht alleine zu fühlen. Das schlimme ist ja auch das viele Zuspruch für ihren Trash bekommen obwohl sie es eigentlich nicht verdienen. Wobei das Phänomen des Hassens und Verurteilens im Internet gravierend ist. Unter jedem Youtube Video entdeckt man immer wieder Kommentare von Usern die den Blogger, Poster etc. umbringen und langsam ausbluten sehen wollen. Trash produziert mehr Trash und man fragt sich wo das noch hinführt und wann dieser Teufelskreis eigentlich begonnen hat. Wir stecken definitiv in einer Krise der kreativen demokratischen Kultur. Vielleicht ist sie schon zerstört und bald werden wir zurückdenken und uns über uns selbst schämen weil wir nicht in der Lage waren es richtig zu begreifen.


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DAS HAND W ER K IST P ASS È


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Das Faszinierende der digitalisierten Revolution im kreativen Prozess ist wie es die handwerkliche Komponente zweiteilt. Ein Fotograf vor 50 Jahren musste wissen wie der Film belichtet wird, welche Zeit und welche Blende er benutzt und in der Dunkelkammer Positionen festzulegen um ein gut ausgeleuchtetes Bild hervorzubringen. Heute scheint alles automatisiert und gewissermaßen auch nicht mehr wichtig. Als Musiker oder Sänger musstest du deine Stimme oder dein Instrument beherrschen und heute kann man im Computer es verfremden und verzerren bis es passt. Ich bin freier Fotograf und ich hasse es wenn Kunden mir sagen „ Das kannst du ja dann schnell mit Photoshop retuschieren, wa!“ oder „ D a g i bt E s j a w o h l n e A pp f ür , N E ? “

Ich habe kein Problem mit der Technik, sondern bin persönlich dafür weil sie neue Horizonte öffnet aber ich bin gegen das vorangeschrittene Bewusstsein der Menschen das Technologie alles ersetzen kann. Das ist natürlich falsch und stuft die Arbeit des Kreativen ab. Sie wird weniger wertgeschätzt aber viele scheinen nicht begreifen zu wollen das da trotzdem noch Menschen hinter den Geräten sitzen die sie so einsetzen das ein gutes Ergebnis rauskommt.


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Z e i t, ORT UND GELEGEN HEIT


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Wir leben in einer Zeit in der Zeit, Ort und Gelegenheit das allerwichtigste ist. Vorallendingen wie wir Musik wahrnehmen. Ich bin großer Musikfan und 85er Jahrgang und habe nach gründlichen Nachdenken folgende Situation feststellen müssen: Als Kind saß ich mit der Kassette vor der schwarzen Stereoanlage und habe gespannt darauf gewartet das der Radiosender mir mein Lieblingslied spielt damit ich auf den roten Aufnahmeknopf drücken kann um diesen Song auf der Kassette zu haben und um ihn später auf meinem Walkman hören zu können; mit Störsound, Unterbrechungen vom Moderatoren etc. Aber ich war trotzdem glücklich es überall und wann ich wollte hören zu können. Da genoß ich es auch mich einfach alleine irgendwo hinzusetzen und Musik zu hören. Oder ich zelebrierte nach einer gekauften CD (was früher die älteren Generationen mit Platten gemacht haben) meines Lieblingskünstler die Musik in meinem Zimmer, ganz allein und mit vollem Enthusiasmus. Ich war da, mit mir und der Musik. Und heute? Ich switschte endlos Lieder auf meinem iPod mit 10.000 Songs. Checke E-mails währenddessen oder mache sonst irgendwas während ich Musik höre. Nur auf Reisen gibt es noch die Momente bei denen du die Realität um dich rum abschaltest, aus dem Fenster guckst und die Musik per Kopfhörer genießt. Ansonsten existiert es eigentlich nur noch als Hintergrundgeräusch was du inmitten von irgendwelchen Sachen wahrnimmst. Das eigentliche Zelebrieren von Musik ist ausgestorben. Und du bekennst dich nur als Fan eines Artists wenn du seine Live Show besuchst. Jeder hat irgendwie coole Künstler auf seinem Ipod oder in seinem iTunes Player aber das heißt nicht das er Fan ist. Vielleicht hat er einen Song gut gefunden und mal eben das ganze Album runtergeladen. Auf einer Liveshow aber identifiziert du dich als Fan und die Liveshow ist noch das Einzige was in der Musik gefährlich erscheint. Keiner ist mehr wirklich überrascht über ein Album. Die werden immer kommen. Und man wird sicherlich nicht mehr an einem Plattenladen stehen um am 3.12. 2013 DAS Album kaufen zu können weil man es früher (mit Sicherheit im Internet) oder später irgendwie bekommt. Bei einem Livekonzert weißt du aber nicht was kommt, was passieren wird. Und wenn etwas passiert, dann passiert es nur in diesem einen Moment und nur einmal. Und man muss gestehen das es noch diese Gänsehaut gibt wenn der Artist erscheint, leibhaftig vor deinen Augen und auch wenn du garnicht ein hysterischer Groupie bist, magst du diese Musik die der Artist da macht so sehr das du in der kollektiven Euphorie dein Bewusstsein verlierst und im Nachinein diesen magischen Moment für immer heilig sprichst. Und deswegen sind Zeit, Ort und Gelegenheit so wichtig geworden. In dem digitalen Zeitalter kommt es nur darauf an Wie die Musik in der Zeit gemacht wird, wo du sie erlebst und welche Gelegenheit sie dir bietet.


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EIN FAZIT .


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Wenn man zurückschaut auf irgendeine Industrie, sagen alle kollektiv dass man gerne in dieser Zeit gelebt hätte oder dabei gewesen wäre. Das ist leicht gesagt weil man immer nostalgisch in der Jetzt-Zeit sein kann und sich eine Zukunft träumen darf. Ich bin jedoch ganz zufrieden mit dem Heute und auch gespannt auf morgen. Alles scheint nun möglich und man weiß nicht was auf uns zukommt, was als nächstes aus dem Netz entspringt. Erst vor ein paar Tagen ist die dritte Generation des Ipad vom Hersteller Apple veröffentlich worden und dazu die neue App des iBooks. Erstmals kann jedermann vom Schreibtisch aus ein Buch gestalten, produzieren, ausliefern und verkaufen. Man sollte kritisch gegenüber dieser App sein denn im Grunde ist diese neue Desktop-Publishing-App ein Angriff auf den Industriezweig der Buchverlage! Vielleicht werden wir in 20 Jahren zurückschauen mit dieser nostalgischen Wehmut. Uns wundern das früher in der Filmindustrie noch diese großen Kameras rumgeschoben wurden. Aber im Grunde wiederholt man sich ja immer und immer wieder. Es ist gut kritisch zu bleiben. Aber es ist auch gut sich mit den neuen modernen Dingen anzufreunden., zu lernen und damit zu wachsen.


I n s p i rat i o n u n d elektr o n i s c h e l i terat u r :

- World Wide Web - Wikipedia - Google - Film: Press Pause Play by David Dworsky - SethGodin.com -

_ l i n u s lo h o f f M a i 2 012


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