Lipsia Chronik

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Ehrenmitglieder des Leipziger RGZV 1869 e. V. 2003

Fritz Heyßel

Erich Büsing

Heinz Rackwitz

Frank Endmann

Siegfried Böhme

Dieter Leidhold

Edwin Vef

Urs Freiburghaus


Der Vorstand des Leipziger RGZV 1869 e. V. 2003 von links nach rechts: Günter Zwintscher, Dr. Manfred Golze, Gerhard Beyer, Dr. Karin Göserich, Walter Göserich, Dr. Lothar Heinrich, Bernd Dietrich, Frank Endmann, Wolfgang Schlegel, Bernd Trachbrodt


Gesamtvorstand des Leipziger Rassegeflügelzüchterverein 1869 e. V.

1. Vorsitzender

Walter Göserich

2. Vorsitzender

Dr. Lothar Heinrich

Stellv. Kassierer

Bernd Trachbrodt

Schriftführer

Dr. Karin Göserich

Stellv. Schriftführer

Jens Vogel

Zuchtwarte: Groß- und Wassergeflügel:

Dr. Manfred Golze

Hühner

Frank Endmann

Zwerghühner

Gerhard Beyer

Tauben

Bernd Trachbrodt

Ausstellungsleiter

Bernd Dietrich

Technische Leitung

Günter Zwintscher

Revisionskommission

Wolfgang Schlegel

Stand 2003


Vorwort In dieser Broschüre, die anlässlich unseres 135-jährigen Bestehens des Leipziger Rassegeflügelzüchtervereins veröffentlicht wird, ist die Vereinsgeschichte unseres Vereins nachzulesen. Um die einzelnen Epochen der Vergangenheit genauer zu erkennen, werden hier die original Wortlaute der v ergangenen Festsch riften abgedruckt. Es ist zu er kennen, mit w elchen Sc hwierigkeiten und Nöten dieser Verein währ end seines Bestehens zu kämpf en ha tte. Darin spiegeln sich zwei Weltkriege und die v erschiedenen politischen Regime mit ihren Machenschaften wieder. Aber auch von Erfolgen bei der Entwicklung der Gef lügelzucht und von frohen gemeinsamen Stunden, die die Mitglieder erlebten, wird hier berichtet. Züchter und Vereinsvorsitzende, wie Hans Günther, Karl Lenk und Karl Rosenke, haben zu verschiedenen Anlässen die vergangenen Vereinsjahre festgehalten. Vor 135 J ahren, am 21. März 1869 wur de der Leipzig er Rassegeflügelzüchterverein gegründet. Deshalb findet heute am 20.03.2004 im „Thüringer Hof“ in Leipzig eine Jubiläumsfeierstunde statt. Die heutige Festrede wird Herr Prof. Dr. Hans-Joachim Schille halten. Er hat auch die hier abgedruckte Fortsetzung von der 125-jährigen Jubiläumsschrift, die unser Ehrenvorsitzender Karl Rosenke zusammenstellte, bis zur Ge genwart vervollständigt. Für diese Ausführungen danke ich Prof. Dr. Schille recht herzlich. Durch seine Darstellung der Entwicklung des Leipziger Rassegeflügelzüchtervereins und der Lipsia Schauen nach der Wende bleiben die Veränderungen in dieser Zeit unseren Nachfahren erhalten. An zwei Vorsitzende unseres Vereins will ich an dieser Stelle erinnern. Hans Günther führte den Verein von 1920 bis zu seiner Absetzung durch die Na tionalsozialisten 1934 und a b 1945 bis zu seinem Tod 1953, zusammen 21 Jahre. Der Vorsitzende Karl Rosenke übernahm den Vorsitz des Vereins, der zu DDR-Zeiten „Sparte R1“ genannt werden musste, im Jahr 1977 und war bis 1998, 21 Jahre lang, Vorsitzender. Er hat den Verein nach der Wende wieder als Leipziger Rassegeflügelzüchterverein 1869 e.V. eintragen lassen und die Lipsia Schauen wieder mit ins Leben gerufen. Beiden Vorsitzenden gebührt unser Dank für die großen Leistungen, die sie vollbracht haben. Ich wünsche dem Verein mit seinen Lipsia Schauen eine weitere Aufwärtsentwicklung zum Wohle der Rassegeflügelzucht. Walter Göserich 1. Vorsitzender


Zwei Wiedergeburten Prolog Jeder Anfang ist ein Neubeginn. Mit der Wende in der DDR be gannen die Leipziger Geflügelzüchter zwei Dinge wieder. Ihr Verein wählte wieder den alten Namen „Leipziger Rassegeflügelzüchterverein 1869“ und erklärte sich den großen Traditionen der Vergangenheit verpflichtet, die von der Langzeitwirkung in Deutschland wohl ihresgleichen suchen. Die traditionsreichen Leipziger Geflügelschauen heißen wieder Lipsia-Schau. Es ist eine große Ehre, als Autor gebeten zu werden, aufzuschreiben, wie man die Wiedergeburt des Mekkas der deutschen Rasseg eflügelzucht erlebt, begleitet und beurteilt hat. Einst war alles, was in der deutsc hen Rassegeflügelzucht Rang und Namen hatte , Mitglied im Leipziger Verein. Aber nicht nu r das, man kam auch zu den Versammlungen. Und das hatte seinen guten Grund in den zu allen Zeiten prominenten Praktik ern und Theoretikern am Ort, die es in dieser Ballung nir gendwo in Deutsc hland gab. Dazu die ersten und vielen gr oßen Schauen bis zur Wende in der DDR. Schließlic h zog auch die Geflügel-Börse als Sprachrohr und Chronik, deren Fachlichkeit maßgeblich von Leipziger Vereinsmitgliedern gestaltet wurde, bis 1952 die Züchterwelt an. Schneider, Schmidt, Wulf, Lesch, Fischer und Günther seien hier stellvertretend genannt. Der unvergessene Karl Lenk, als Sachbearbeiter des Katalogs seit 1921 der stete Geist der Lipsia-Schauen, hat in der Festschrift zum 100. Vereinsjubiläum zitiert: „Was gewesen, kehrt nicht wieder, Doch -ging es leuchtend niederLeuchtet’s lange noch zurück.“ Damals schon ward der Stern Leipziger Verein dunkler. Die Mitgliederzahl betrug noch knapp 200. Sie sank später auf w eniger als 50. Ein Fähnlein v on Aufrechten hielt den Verein am Le ben. An der Spitz e der F ahne standen Günther , Stor ch, Rantzsc h, K ufs, Rosenke. Umso höher sind die Leistungen bei der Durchführ ung der großen Ausstellungen zu werten, für die neben den Genannten Rother, Büsing und Rackwitz Protagonisten waren. Die beiden Wiedergeburten, ihr Wachsen und Gedeihen sollen im Folgenden der Übersicht halber getrennt dargestellt werden. Und weil die Entwicklung der Lipsia-Schau für die Züchterwelt außerhalb Leipzigs und seiner näheren Umgebung interessanter, öffentlicher und bedeutsamer ist als die Interna des sie freilich tragenden Vereins und auch in der Gewissheit ihrer zukünftigen Bedeutung, wird damit begonnen. Die Lipsia nach 1989 Auf der Kleintiersiegerausstellung im Dezember 1989 mit der unseligen hinter dem Rükken der Arbeitsgemeinschaft Zuchtrichter von drei Funktionären ausgeheckten Kollektionsbewertung hatte der heutige Ausstellungsleiter der Lipsia, Ber nd Dietrich, einen Unter -


schriftenposter aufgestellt, auf dem gefordert wurde: „Wir wollen unsere Lipsia wieder!“ Denn der Verein durfte nac h 1979 die Schau nicht mehr in eigener Re gie unter diesem Namen durchführen. Träger der nun durchgeführten großen Ausstellungen war der VKSK. Die Gründe dafür wurden nicht bekannt ge geben. Sie sind aber Insidern bekannt und entbehren w eder der Tragik noch K omik. Solange Mitwirk ende leben, sollen sie auc h nicht genannt werden. 1991 Die erste Lipsia nac h der Wende fand v om 6. bis 8. Dezember 1991 sta tt. Es war die Kleinste ihres Namens und wurde dennoch von den Züchtern hoffnungsvoll erwartet und begrüßt. Der Ausstellungsleiter Heinz Rackwitz und sein Team hatten im Vergleich zu früher und später leichtes Arbeiten. Nur 1849 Tiere fanden sich auf der Agra ein und wurden von nur 23 Preisrichtern aus Sachsen, Anhalt und Thüringen bewertet. Die Erwartungen in die Zukunft der Schau teilten auch der Sächsische Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, Herr Dr. Rolf Jänichen, und der Präsident des BDRG, Herr Hermann Rösch. Der Herr Staatsminister drückte das so aus: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die anfänglichen Schwierigkeiten schnell überwunden werden und die LIPSIA schon in kurzer Zeit zu den bedeutenden Rasse geflügelausstellungen in der Bundesrepublik zählen wird.“ Hermann Rösch, der mit Bravour die Vereinigung der Organisation der Rassegeflügelzüchter in Deutschland geleitet hat, schrieb in seinem Grußwort: „Mit F reude habe ic h vernommen, dass die Lipsia im gr oßen Ausstellungsbereich des BDRG wieder einen festen Platz erhalten wird!“ „Aller Anfang ist sc hwer! Die Zahl der ausgestellten Tiere wird nac h Überwinden der Anfangsschwierigkeiten in naheliegender Zukunft die Größenor dnung vergangener Zeiten einholen.“ Die Hoffnungen der Repräsentanten und der Züchterschaft haben sich schnell erfüllt. 1992 In diesem Jahr, im zweitenAnlauf der dritten Lipsia-Serie, stellten sich unter Ausstellungsleiter Heinz Rackwitz schon wieder 4850 Nummern zur Bewertung und Betrachtung vor, darunter 66 Tiere von 12 jugendlichen Ausstellern. Und immerhin 18 Sondervereine kamen auch wieder nach Leipzig. Karl Lenk hatte zum Centum anni des Leipziger Vereins 1969 geschrieben: „Ohne Beteiligung der SZG’n wäre eine erfolgreiche Lipsia nicht denkbar.“ Und seine Versicherung Treue für Treue wurde den Sonder vereinen künftig nicht nur mit Standgeldr abatten auf die Zahl der ausgestellten Tiere erfüllt, sondern auch in jeder anderen Weise des Entgegenkommens.


Im 150. Jubeljahr der Gründung des Hühnerolog ischen Vereins zu Görlitz wurden er stmals die Robert-Oettel-Plak etten auf V-Tiere vergeben. Als hohe Pr eise wurden außer dem Lipsia-Wimpel und vom Staatsminister gestiftete Ehrenteller ausgereicht. 1993 Der Vormarsch der Lipsia ging weiter. Das Team um Heinz Rackwitz und die Züchterschaft freuten sich über schon 8847 Meldenummern. Nun ist die Lipsia auch die Landesverbandsschau des Freistaates Sachsen. Aber immer mehr Aussteller aus anderen Bundesländern finden mit ihren Tieren oder als Besucher den Weg dorthin. Als Neuerung erhielten die Preisrichter ihre Bewertungsunterlagen erstmals in einer Mappe. Die züchterischen Leistungen für V-Tiere wurden wiederum mit der begehrten Oettel-Plakette honoriert. 1994 Die Lipsia ist für den Leipziger Verein eine Jubiläumsschau. Sie war seine 100. Ausstellung. Er hatte seinen 125. Geb urtstag. U nd a lles war d em E reignis w ürdig. I mmerhin wurden stolze 11 711 Nummern gemeldet. Wer hätte diese Steigerung erwartet? Flüsterpropaganda ist die beste Reklame, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Anerkennung fanden die Leistungen der Leipziger Ausstellungsgestalter mit ihrem professionellen Chef auch durch das erstmals eingegangene Grußwort des Bundesministers für Landwirtschaft und Forsten, Herrn Joachim Borchert. Man ist in Leipzig wieder dort w o man bei der Gestaltung v on Großschauen v or Jahrzehnten war. 1995 Über die Re gression in der Meldezahl auf 8822 Nummern waren viele Verantwortliche doch enttäuscht. Noch immer ist die Lipsia leider noch kein Spiegelbild des Zuchtstandes der beeindr uckenden v on Sac hsen g eschaffenen Gef lügelrassen. Worte nac h einem Förderprogramm durch das Staatsministerium werden laut. Erstmals beteiligen sich wieder drei Sondervereine in Leipzig mit ihren Hauptsonderschauen. Noch reichen die OettelPlaketten (RÖP) für die Auszeichnung mit der Höchstnote. 1996 Ein so traditionsreicher Verein wie der Leipzige r hat viele Jubiläen. Heuer steht das der 70. Lipsia-Schau an, wenn alle Schauen ab 1926 als Lipsia-Schauen gezählt werden, obwohl zweimal in der Vergangenheit der Name nicht mehr benutzt werden durfte. Die Meldezahl stie g und passte zum J ubelereignis. 9508 Nummer n, dr ei Haupt-


sonderschauen, 81 Sonderschauen, vier Werbeschauen standen zu Buche. Das Zuchtbuch des BDRG, Abteilung SRV, beteiligt sich auch wiederum, verschwindet aber in der Optik für die Besucher zu sehr. Mit besonderer Freude wurde den Veranstaltern für die im Zentrum derAusstellung angeordnete Landesjugendschau des SRV gedankt. Der Platz ist der richtige! Noch werden die begehrten RÖP vergeben. Es gibt zahlreiche Gegenstandspreise und Warteschlangen und Murren vor dem Ausstellungsbüro bei der Abholung und beim Verkauf. Die Agra- Hallen haben inzwischen bauliche Mängel, die unübersehbar sind. Die Frage wird zu Recht gestellt: Kann die Lipsia dort bleiben? Wenn nicht, wo dann? Inmitten der wogenden Qualzuchtdiskussion sind die Worte des Sächsischen Staatsministers für die Lipsia und die Züchter im Lande er mutigend: „Gerade die Rassegeflügelzucht bietet durch die unterschiedlichen Geflügelarten, die Vielzahl der Rassen, die große Bandbreite an Farbenschlägen und nicht z uletzt durch die unterschiedlichen Haltungsvoraussetzungen gute Voraussetzungen, um neue Inter essenten für die in den Vereinen organisierte Z ucht z u gewinnen. E rinnern m öchte i ch auc h an die Zucht v on Rassen, deren Fortbestand gefährdet ist. Bedauerlic h ist, wenn wir dor t etwas versäumten, denn diese Rassen sind kulturelles Erbe der Rassegeflügelzucht.“ 1997 Auch in diesem Jahr gab es, trotz undichter D ächer d er H allen v iel L ob f ür d ie Ausstellungsleitung. Die erhofften 10 000 Nummern wurden mit 9788 nur gering unterschritten. Die Jugendabteilung verbuchte dabei einen erfreulichen Rekord mit 778 Tieren. Wie in den vorangegangen Jahren auch, war die Landesjugendleitung an ihrem Stand im Gespräch mit den jugendlichen Ausstellern. Das zieht an! Zum sehr guten Schaubild trugen auch die 27 Volieren bei. Für das k ommende Jahr steht die 80. Nationale ins Haus. Auf der Agra, wird vielfa ch zweifelnd gefragt? (1998) Die Schau im J ahr 1998 zählt nic ht als Lipsia-Schau. Der Leipziger Verein ist nicht der Träger und nur einzelne Mitglieder arbeiten mit. Die Ausstellungsleitung bilden die führenden Funktionäre des Landesverbandes. Die 80. Nationale und die 35. Bundesjugendschau verbunden mit der Landes- und Landesjugendschau fanden doch noch auf der Agra in Markkleeberg statt. Es ging noc h gut im Großen und Ganz en. Alle bangten um die sc hon ang eschlagene Gesundheit des Ausstellungsleiters Heinz Rackwitz, der sich und seinemTeam mit seiner letzten großen Aufgabe Anerkennung verschaffte. Mitglieder aus den Umkreisvereinen haben tatkräftig mitgeholfen, auch Zuchtfreunde aus Thüringen waren als Mitarbeiter ange reist. Immerhin war die Meldezahl mit 27 067 Nummer n unerw artet hoc h. Dar unter w aren stolz e 78


Volieren. Ernst Mensinger aus Geisel wind, ein Förderer der Lipsia, hatte allein fünf ge stellt und mit dem gewohnten fränkisch-dörflichen Charme gestaltet. Sachsens Landesvater Prof. Dr. Kurt Biedenkopf hob in seinem Grußwort hervor: „Die 80. Nationale Rassegeflügelschau in diesem J ahr in Leipzig ist noch aus einem anderen Grund ein ganz besonderes Ereignis, denn erstmalig wird sie nach derWiedervereinigung in einem neuen Bundesland ausgerichtet.“ So kehrte das Vergangene doch wieder. Die Nationale w ar an den Ort ihr er Entstehung zurück gekehrt. Immerhin liegen zwischen der 1. und der 80. Nationalen 105 Jahr e. Die vorletzte Nationale 1931 in Leipzig hatte zwar für damaligeVerhältnisse die Traummeldezahl von 16500 Nummern, war aber im Vergleich zur diesjährigen relativ klein. BDRG-Präsident Edwin Vef, von Kindesbeinen an mit ihnen verbunden und auch in Zeiten der Teilung Deutsc hlands häufiger Gast auf Leipzige r Rassegeflügelausstellungen, hob in seinem Grußwort hervor, dass Leipzig für Rassegeflügelzüchter wegen seiner Ausstellungen eine ewig denkwürdige Stadt ist und ermahnte die Erben der gr oßen Vergangenheit an „die Pflicht, die Zukunft zu meistern.“ 1999 In diesem Jahr des 130-jährigen Vereinsjubiläums vollzieht sich ein bedeutender Schr itt in die Zukunft. Drei Dinge sind neu. Und die neuen Besen kehren gut. Die g randiose Neue Messe nahe der Autobahn steht zur Verfügung, Bernd Dietrich übernimmt die Ausstellungsleitung, Walter Göserich den Vorsitz des Leipziger Vereins. Das Ausstellungsleitungsteam mit den Zuchtfreunden Dr . Heinrich und Fr au, Walter Göserich und Fr au, Günter Zwintscher und Frau, Karl Rosenke, Frank Endmann, Bernd Trachbrodt und später Gerhard Bey er und T imo Berger sind eine Garantie für die Zukunft der Leipzig er Rassegeflügelausstellungen. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführ ung der Leipziger Messe GmbH klappt gut. Die10 678 Käf ige füllten die Halle zwei noc h lange nicht aus. Die Resonanz auf die Ausstellung mit ihren breiten Gängen und den hervorragenden Lichtverhältnissen ist sehr positiv. Auch die vergebenen Jubiläumswimpel kommen gut an. Der neue Landesverbandsvorsitzende Frank Endmann und die Rasse geflügelzüchter Sachsens können zufr ieden mit der Landesschau im neuen Ambiente sein. Fortan haben Mitglieder des Vereins freien Eintritt in die Ausstellungen und zahlen 15 Prozent weniger Standgeld. Erstmals erscheint anlässlich der Lipsia ein Vereinsblatt. 2000 Zur 105. Lipsia kamen schon 11 265 Meldenu mmern zusammen. An die Ausstellungsund Kataloggestaltung haben sic h die Aussteller und Pr eisrichter inzwischen ge wöhnt. Neu sind aber die Rassesignets im Katalog. Treue für Treue, wie es Kar l Lenk für das Verhältnis zur Lipsia formulierte, zeigt sich von beiden Seiten. Man freut sic h aufeinan-


der. Das zeigt sich in steigenden Aussteller- und Besucherzahlen ebenso wie in der Beteiligung von Industrie- und Gewerbeausstellern, wenn diese auch über das ihr er Meinung nach hohe Standgeld klagen. 2001 Die 50. VDT-Schau ist der 106. Lipsia angeschlossen. Es kamen 38 922 Meldenummern zusammen. Darunter waren 33 Volieren und manche Rarität im Rassespektrum. Der VDT war sehr zufrieden mit den Leipziger Machern, die sich nun in Farbe mit ihren Ehrenmitgliedern im Katalog präsentierten. Günter Stach hatte einen informativen Abriss der Geschichte der VDT-Schauen für den Katalog erarbeitet, so dass das Ereignis eine zusätzliche Würdigung erfuhr. Er stmals werden Deutsche Meister und die Deutsc he Vereinsmeisterschaft des Verbandes Deutscher Taubenzüchter in Leipzig er mittelt. Die Jugendabteilung übersteigt mit 1649 Meldenummern um mehr als 900 den bisherigen Rekord. Passend zum großen Ereignis hatte der Sächsische Landesverband die Walter-EngmannPlakette gestiftet. Mit ihr wurde an den über die Landesgrenzen weit bekannten, großartigen Züchter, exzellenten Preisrichter, Autor und langjährigen Obmann der Preisri chterorganisation der DDR aus Chemnitz erinnert, der vor allem ein Taubenexperte war und zu den Gründervätern der Intertau gehörte. Für das kommende Jahr erhielten die Pr eisrichter einen Wandkalender mit farbigen Musterbildern, gesammelten Weisheiten und den Veranstaltungsthemen und -terminen des Leipziger Vereins. 2002 Die Lipsia für das Jahr 2002 konnte aus Termingründen erst vom 10. bis 12. Januar 2003 stattfinden. Im Januar waren immerhin noch 9773 Meldenummern zusammengekommen. Herr Staatsminister Steffen Flath nahm persönlich die Eröffnung vor und führte Gespräche mit den anwesenden Züchtern. Wiederum ließ sic h das Leipziger Team Neues einf allen. Es gab eine schön gestaltete Erinnerungsurkunde für jeden Aussteller. Jedes V-Tier erhielt zur Bewertungskarte noch eine zusätzliche farbige V-Karte mit dem traditionellen Lipsia-Signet. Erstmals wurden fünf Förderpreise des Leipziger Vereins für erfolgreich züchtende Jugendliche vergeben. Jeder Pr eisrichter erhielt als Dankeschön einen Kalender mit gelunge nen Aufnahmen Sächsischer Geflügelr assen aus der Werkstatt des Vereinsmitgliedes Josef Wolters, Csengele, Ungarn. Die Plakette des Landesverbandes Sächsischer Rassegeflügelzüchter war in diesem Jahr Kurt August Meißner gewidmet. Der erfolgreiche Orpington-, La Fleche- und Leghornzüchter, richtungweisende Preisrichter und herausragende Geflügelmaler hat sich seine Würdigung vor allen als sehr erf olgreicher Vorsitzender des Landesverbandes und als konsequenter Streiter gegen die Rasseverbote der Nazis verdient.


2003 Die turnusgemäße Lipsia fand wie immer im Dezember statt. Sie war wiederum ein Höhepunkt, für den die Halle 1 gemietet wurde. Angeschlossen war die 30. Ausstellung des Verbandes für Hühner-, Groß- und Wassergeflügel. Da wurde für 21 720 Nummern mehr Platz gebraucht als für die VDT-Schau. Die Ausstellung trug den Namen Karl Rosenk eGedächtnisschau. In einem liebevollen Nachruf wurden die Leistungen dieses langjährigen Leipziger Vereinsvorsitzenden von Nachfolger Walter Göserich gewürdigt. Der Katalog ist informativ durch einen Rückblick auf die VHGW-Schauen aus der Feder von Dietmar Kleditsch und eine Laudatio auf den Namensträger der diesjährigen, wiederum zum Ereignis passenden Plaketten des Landesverbandes, Willy Maudrich, der zu den Lichtgestalten des Leipziger Vereins gehörte und ein genialer Züchter, Preisrichter und Autor im Bereich der Hühner - und Wassergeflügelzucht seit den zwanziger Jahr en des v ergangenen Jahrhunderts war. Der Vereinskalender für 2004 zeigt im Titel das erfolgreiche Leipziger Führungsteam und auf d en Rückse iten der Rassebild er Schna ppschüsse der Ausstellung u nd des Vereinslebens. Epilog zur Lipsia Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Im Jahr 2004 steht den Leipziger Vereinsfreunden wieder die Nationale ins Haus, angeschlossen die VHGW- und die VZV-Schau. Der bekannte Thüringer Züchter und Preisrichter Hermann Vogel hat den Leipziger Ausstellungskatalog oft das Adressbuch der Deutschen Rassegeflügelzucht genannt. Das trifft heute wieder mehr als damals zu. Im Rassegeflügel-Ausstellungswesen ist die Lipsia eine erste Adresse. Möge das immer so bleiben! Der Leipziger Verein nach 1989 Ein Verein, der Ausstellungen im Format der Lipsia durchführen kann, muss sich mit ihr verändern. Das ist auch für einen Außenstehenden nachvollziehbar. Der Anfang nach der Wende in der DDR war schwer. Hatte der Leipziger Verein in seinen besten Zeiten unter Hans Günther 600 Mitglieder, so war deren Zahl beträchtlich gesunken. Nur 87 Mitglieder standen im Jahr 1989 zu Buche. Mit der Auflösung des VKSK 1990 stellte sich der Vorstand der bisherigen Spar te zur Wahl und wurde geschlossen wieder gewählt. Aus der Sparte R1 des Kreisverbandes des VKSK wur de per Beschluss der Leipzige r Rasse geflügelzüchterverein v on 1869. Die Wiedergeburt war vollzogen. Auch eine Satzung wurde schnell erarbeitet, aber die Eintragung bei Geri cht zum e. V. und die Zuerk ennung der Gemeinnützigk eit zogen sich mit beträchtlichen Nachgeburtswehen bis 1992 hin. Mit neuem Elan wurde an die Vorbereitung der Lipsia-Schau gegangen. Der erfahrene


Ausstellungsleiter Erich Büsing spannte sich vor den Karren und führte die erforderlichen Verhandlungen mit der Messeleitung. Der bereits geschlossene Vertrag wurde plötzlic h von dieser gekündigt und ein unannehmbar hoher Neupreis gefordert. Eine Lipsia auf der Messe war nicht möglich. Erich Büsing verhandelte daraufhin mit der Agra in Markkleeberg. Nach seiner Er krankung sprang Heinz Rac kwitz in die Bresche, und der Verein kann die Lipsia 1991 vorbereiten und durchführen. In diesem Jahr wird die Gaststätte „Böttg ereck“ in Leipzig-Paunsdorf zum Stammlokal der Versammlungen. Die Wirtin ist bis heute entgegenkommend, wenn die Zuchtfreunde Tiere zur Besprechung mitbringen. Am 1. Januar 1994 waren noch 46 Mitglieder im Verein. Die Zahl sinkt leider weiter auf 38 im Jahr 1999. Mehr als die Hälfte nimmt aber re gelmäßig an den Monatsversammlungen teil. Informationen und Tierbesprechungen gestalten die Vereinsmitglieder zunächst selbst. Später werden auch pr ominente Gäste zu einz elnen Themen eingeladen. Die Jahresprogramme sind gehaltvoll. Die Wende in der Mitgliederentwicklung kommt nach 1999. In diesem Jahr wird ein neuer Vorstand gewählt, der sich den alten Traditionen verpflichtet fühlt und neue Wege beschreitet. Er setzt sich zusammen aus: Walter Göserich, 1. Vorsitzender Karl Rosenke, 2. Vorsitzender Konrad Gruner, Schriftführer Fritz Heyßel, Kassierer Dr. Manfred Golze, Zuchtwart für Groß- und Wassergeflügel Siegfried Böhme, Zuchtwart Hühner Bernd Trachbrodt, Zuchtwart Tauben Dr. Lothar Heinrich, Beisitzer Werner Karge, Beisitzer. Außerdem wurden gewählt: Bernd Dietrich, 1. Ausstellungsleiter Dr. Lothar Heinrich, 2. Ausstellungsleiter Wolfgang Schlegel, Vorsitzender der Revisionskommission. Die Ausstellungsleiter f inden sachkundige Unterstützung j etzt u nd in de n F olgejahren von Günter Zwintscher, Karl Rosenke, Bernd Trachbrodt, Gerhard Beyer und Timo Berger. Ehrenmitglieder des Vereins sind Erich Büsing und Fritz Heyßel. Im Jahr 1999 stirbt die bekannte Leipziger Zwer g-Huhn-Expertin Brunhilde Kienzler. Der Vorstand des Vereins ist in se iner Zusammensetzung recht konstant. Dr. Golze wird 2000 Zuchtwart für Hühner, Werner Karge Ringwart, Siegfried Böhme Beisitzer. Heinz Rackwitz und Frank Endmann werden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Im Jahr 2001 werden Edwin Vef, Herbert Wagner, Siegfried Böhme und Dieter Leidhold zu Ehrenmitgliedern ernannt.


Für den aus Altersgründen aus dem Vorstand ausscheidenden langjährigen Kassierer Fritz Heyßel übernimmt 2002 Karl Rosenke das Amt, Dr. Karin Göserich wird Schriftführerin, Jens Vogel ihr Stellvertreter. Als Zuchtwarte sind nun v erantwortlich für das Groß- und Wassergeflügel Dr. Golze, die Hühner Frank Endmann, die Zwerg-Hühner Gerhard Beyer. Am 31.März 2003 verstarb das verdienstvolle Mitglied Karl Rosenke. Er war es 33 Jahre und davon 22 Jahre Vorsitzender. Ohne ihn wären die Leipziger Schauen zu DDR-Zeiten unmöglich gewesen. Für seine Verdienst wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Jahr 2003 war die Mitgliederzahl schon über Hundert, und der Platz im „Böttgereck“ wird eng. Neues Ehrenmitglied wird in diesem Jahr der Präsident der Entente Europenne d´ Aviculture et de Cuniculture, Urs F reiburghaus aus der Sc hweiz, der auch auf der Lipsia als Pr eisrichter für Tauben tätig war. Die Maßnahmen des neuen Vorstandes hinsichtlich der Vergünstigungen als Aussteller zur Lipsia-Schau, der Gestaltung eines inhaltreichen Vereinslebens, der Öffentlichkeitsarbeit, der Herausgabe des Vereinsblattes und der Jahreskalender zahlen sich offensichtlich aus. Klappern ge hört zu jedem Handw erk, das wa chsen will. Wie früher k ommen auch nun wieder Mitglieder von außerhalb zum Verein. Das sind nicht nur langjährige Aussteller in Leipzig, sondern auch Prominenz wie Dietmar Kleditsch und Josef Wolters, der so viel für die Propagierung der Lipsia in den alten Bundesländern getan hat. Es ist zu wünschen, dass die Neuerunge n des Vorstandes zu Konstanten werden. Damit sind gemeint, die Gemeinschaftsgeist schmiedenden Exkursionen wie die in jüngsterVergangenheit nach Naumb urg, Se bnitz und Viernau, die interessanten F achthemen der Monatsversammlungen, die hochw ertigen Jahreskalender, vor allem a ber das Vereinsblatt, das durch die Beiträge von Dr. Golze auch ein kleines Fachblatt ist. Zu den Beweggründen, Mitglied im Leipziger Verein zu werden, gehören auch die Wirkungen, die von den gestifteten Preisen für andere Ausstellungen ausgehen. Die subjektive Rückschau auf die rund ein Dutzend letzten Jahre der Vergangenheit eines der bedeutendsten Rasse geflügelzüchtervereine Deutschlands sei mit dem Wunsch für alles und alle abgeschlossen: Weiter so erfolgreich! Prof. Dr. Joachim Schille


105. Lipsia


107. Lipsia




108. Lipsia



Busausfahrten des Vereins



Ehrenmitglied und langjähriges Mitglied Fritz Heyßel


Versammlungen




Zum Geleit „Wer die Vergangenheit nicht kennt, die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht deuten.“ Die geschichtliche Vergangenheit mit all ihren Aufzeichnungen bleibt die große Lehrmeisterin für den Einzelnen, sowohl auch für jede Gemeinschaft, der er sich zuzählt. Eine Rückschau auf über ein J ahrhundert gemeinsamen Aufbau und erfolgreichen Schaffens - allen Rückschlägen trotzend - möchte für uns steter Ansporn sein. So wollen wir denen, die vor uns strebten, in tiefer Dankbarkeit ein ehrendes Gedenken bewahren. Sie möchten uns Vorbild und Beispiel bleiben! „Was gewesen, kehrt nicht wieder, doch - ging es leuchtend nieder, leuchtet’s lange noch zurück.“ Der Katalog der 2. Deutschen Nationalen Geflügelausstellung vom 09.02. bis 12.02.1894, zugleich 25. Jubiläumsausstellung des Leipziger Geflügelzüchtervereins, bringt als „Gedenkblatt zur Erinnerung an die Entstehung des Leipziger Geflügelzüchter-Vereins im Jahre 1869" folgende Reminiszenzen: 25 Jahre liegen hinter uns, und wenn wir auf jene Zeit zurückblicken, so müssen wir sagen, sie war eine goldene Zeit. Die Entstehung des Vereins haben wir einem Manne zu verdanken, dessen Name zwar nicht mehr im Mitgliederverzeichnis zu finden ist, welcher aber auch heute noch ein warmes Herz für ihn hat, nämlich Emil Geupel, Zoologische Handlung, welcher als Inhaber der Firma Geupel-White im Frühjahr 1868 in Dresden die große sächsische Geflügelausstellung besuchte und dort sämtliche zur Ausstellung gebrachten Tiere verkaufte. Er brachte die Überzeugung mit, dass auch in Leipzig ein solches Unternehmen auf seine Rechnung kommen müsse. Bald erschien im „Leipziger Tageblatt“ eine Annonce, in der Herr Geupel alle Tauben, Hühner- und Vogelliebhaber einlud, sich zur Gründung eines Geflügel-Vereins in Esche’s Restauration einzufinden. Die Herren, die erschienen, waren meistens alte Bekannte. Man hatte sich schon oft auf dem Markt getroffen, dort wo die „Alte Wolfen“, die „Schöne Frau Scharf“, „Schnippen-August“ und der „Schwarze Friedrich aus Zwenkau“ ihr Heim mit den Käfigen für Tauben usw. aufgeschlagen hatten, und wo schon manches Kauf- und Tauschgeschäft gemacht worden war.


Zum Ziel führte diese erste Versammlung bei Gosen-Esche nicht, man beschloss aber, bei der im Juli stattfindenden „Müller-Ausstellung“ auf dem Marien-Platz die Lieblinge an Rassegeflügel, Zier- und Singvögeln dem Publikum zu zeigen und evtl. auch zu verkaufen. Das Resultat dieser Schaustellung war ein glänzendes. Ganz Leipzig sprach von der „Müller-Ausstellung“, g anz besonder s a ber von den sc hönen Tauben, Hühner n und ausländischen Vögeln, welche die Herren Geupel und Gudera ausgestellt hatten. Und wenn die Aussteller Schader, Schmidt, Thomas von ihren Indianern, Altstämmern, Spaniern, Silberfasanen und dergleichen sich hätten tr ennen können, es wäre keine Feder in ihrem Besitz geblieben, so stark war die Nachfrage. Geupel-White erhielt Aufträge, sodass sich eine Reise nach England lohnte, und alle waren über das Resultat dieser Ausstellung so erfreut, dass sie beschlossen, einen Verein zu gründen und in Esc he’s Gosen-Restauration die l. Gr oße Geflügelausstellung in Leipzig a bzuhalten. Der neue Verein verkehrte von nun an bei seinen Ber atungen nur „Im Himmel“, so ha tte man Geupels „Gute Stube“ im Salzgäßchen 4 Treppen hoch getauft, weil man glaubte, alles geheim behandeln zu müssen, da sehr gut situierte Herren durch die „Müller-Ausstellung“ auf gleiche Gedanken g ekommen waren und die „Alten Vogel-Fritzen“, wie man sie auf dem Markt nannte, von altem Schrot und Korn, die Ehr’ sich nicht entgehen lassen wollten. (Karl Lenk, persönliche Aufzeichnungen) So kam es, dass am 21. März 1869 der „Leipziger Geflügelzüchter-Verein“ gegründet wurde. Es w aren die Gef lügelliebhaber Kaufmann Kar l Schmidt, Grundstücksbesitzer Julius Gangloff, Privatmann Emil Geupel und Privatmann Schwarz in Esche’s Restauration. Vorsitzender wurde Emil Geupel, Schriftführer Julius Gangloff und Kassierer Schwarz. In der ersten Generalversammlung am 20. März 1870 wur de der Advokat H. Burkes zum Vorsitzenden und Julius Müller zum Kassierer gewählt. Julius Gangloff blieb Schriftführer. Bereits auf der Gründungsversammlung war beschlossen worden, eine Geflügelausstellung durchzuführen. Die l. Ausstellung wurde am 12. bis 16. F ebruar 1870 in Esches Kaf feegarten in der Lessingstraße durchgeführt. Es wurden 571 Paar Tauben, 141 Stämme Hühner und 87 Nummer n Ziergeflügel g ezeigt. Die 1. Ausstellung unterstützten Kommerzienrat Arnold Greiz und Zimmermeister Haubold Meerane, indem sie neue Käfige zur Verfügung stellten. Die Herren Thiele, Gangloff und Geupel verpflichteten sich zur Deckung eines evtl. Defizites. Emil Geupel hatte eigens aus England seltene Tauben, Hühner und Vögel eingeführt. Herr Schmidt hatte sich aus Paris Japanische Seidenhühner und Créve-coeur kommen lassen. Herr Schader zeigte „Schwarze Indianer“, Herr Schmidt feine Tümmler (Altstämmer und Berliner), Herr Schildbach hatte Brünner aus Prag geholt, die ein kleines Vermögen repräsentiert hatten.


Durch Vermittlung „Emils“ (so nennt man in den Aufzeichnungen Herrn Geupel) hatten die Zoologischen Gärten von Brüssel und Antwerpen Fasanen, Zier- und Wassergeflügel gesandt, wie es seitdem auf keiner Ausstellung wieder zu sehen war. Um das Maß ganz voll zu machen, bestieg am letzten Tag der Ausstellung Ratstapezierer „Vater Pirnsch“ mit einer großen Fahne den Schlossturm, um die aus Antwerpen stammenden Brieftauben auffliegen zu lassen. Die Ausstellung war so überfüllt, dass immer nur so viele eingelassen wurden als herausgingen, trotz aller Kälte (-23 °C). Das Geschäft war ein glänzendes. Aus dem Reingewinn von 893 Talern wurden sofort neue Käfige beschafft. Es wurde beschlossen, fortan jedes Jahr eine Ausstellung durchzuführen. Die 2. Ausstellung war nicht so erfolgreich, da sich inzwischen in Leipzig ein zweiter Verein (Germania) gebildet hatte. Er führte eine Ausstellung in der „Central-Halle“ durch. Dieser Verein löste sich aber bald wieder auf und die meisten Mitglieder traten dem alten Leipziger Geflügelzüchter-Verein bei. Leipzig wurde in kurzer Zeit zum Mittelpunkt und Treffpunkt vieler nationaler und internationaler Züchter. So wurden in Leipzig die l. Nationale, im Februar 1893, sowie die 2. Nationale 1894 und die 3. Nationale 1896 durchgeführt. Die Ausstellungen fanden im Kristallpalast statt. Durch den Umbau war er dann nicht mehr für Ausstellungen geeignet und das Messe gelände war noch nicht vorhanden, sonst wären wahrscheinlich auch weiterhin die „Nationalen“ in Leipzig abgehalten worden. Doch wurden weiterhin durch den Verein in der Turnhalle am Frankfurter Tor jährlich die Leipziger Geflügelausstellungen durchgeführt. Da zu diesen Ausstellungen viele Aussteller aus dem Ausland, besonders aus England, kamen und ihre Tiere dann nach der Ausstellung hier verkauften, kamen viele neue Rassen zu den deutschen Züchtern. Hier sei v ermerkt, dass eine weiter e Sc hrift speziell über die Gesc hichte der Leipzig er Geflügelausstellungen erarbeitet wird. Deshalb wird im Weiteren das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des Vereins gelegt. Auf der schon erwähnten 1. Generalversammlung wurde auch beschlossen: 1. Kauf eines Geländes für Lagerschuppen und zur Anlage eines Hühnergartens 2. Zentralisierung aller Leipziger Geflügelzüchtervereine Erstmalig am 06. Mai 1870 wählte der Verein einen Archivar in der Person des Herrn Fichtner. In damaliger Zeit fanden jeden Montag die Vereinsversammlungen statt. Durch Beschluss vom 31. Oktober 1870 wur den sie einstimmig auf Mittw och v erlegt. Diese Mittw ochzusammenkünfte wurden bis in die 30er Jahr e unseres Jahrhunder ts beibehalten. Am 24. April 1872 wurde angeregt, den Eierverkauf zu zentralisieren. In der Generalversammlung am 12. Mai 1872 wurde M. R. SchmidtVorsitzender, Käßmodel Schriftführer und Müller blieb Kassierer. In den f olgenden Jahren ging die Entwic klung des Vereins ständig aufwär ts. Da die Ge-


flügelzucht immer mehr an Bedeutung gewann und demzufolge auch die Ausstellungen, ging es auch darum, einheitliche Kriterien für die Bewertung der Tiere zu schaffen. 1878 erließ der Verein unter Vorsitz von Oskar Reinhold einen Aufruf zur Schaffung eines deutschen Musterb uches (Standar d). Es w ar z ugleich eine Einladung zum Gef lügelzüchterkongress am 31. Oktober und 1. No vember 1878. In der Einladung heißt es: Die Bedürfnisfrage nach einem einheitlichen deutschen Musterbuche (Standard) für die Prämierung auf unseren Ausstellungen ist gegenwärtig wohl zweifellos, die Erwartungen, dass Vereinsverbände oder der Deutsche Geflügelzüchter-Club ein solches Merkbuch schaffen würden, sind bis jetzt unerfüllt geblieben. Schätzbares Material zu einem solchen haben zwar sowohl einz elne F achmänner als auch Vereine geliefert; nicht minder sind darauf bezügliche Streitfragen in den Fachblättern geklärt worden - zur allgemeinen Annahme und Anerkennung ist alles dies aber bisher noch nicht gelangt! Auf Anregung des Unterzeic hneten haben es n un die Herren Baldamus - Cob urg, Dietz Frankfurt a.M., Prütz - Stettin, Böttiger - Göttingen und Weber - Hannover unternommen, betreffs Tauben, Hühner, Fasanen, Perlhühner, Truthühner, Pfauen, Enten, Gänse und Schwäne das bereits vorliegende Material zusammenzustellen und mit den nötigen Ergänzungen zu versehen, um es einer Versammlung von weiteren Fachleuten zur Prüfung vorzulegen. Der Unterz eichnete er laubt sic h a ber, im Ein verständnis mit den g enannten Kapazitäten, die weitere geschäftliche Führung in die Hand zu nehmen, dem gemäß für die Tage 31. Oktober, 1. und 2. November des Jahres im Schützenhause (dem jetzigen Kristallpalast) zu Leipzig die nötige Zusammenkunft anzuberaumen und verehrliche Geflügelzüchter-Vereine Deutschlands und Öster reichs hiermit einzuladen, durch stimmberechtigte Delegierte, deren Anzahl in einem gewissen Verhältnisse zur Mitgliederzahl des betr effenden Vereins, und zwar wie 1 zu 50,zu stehen hat, an den bezeichneten Beratungen teilzunehmen und auf diese Weise werktätig die von allen für notwendig erachtete Arbeit fördern zu helfen. Es bedarf dabei wohl kaum der Erinnerung, dass es im eigenen Interesse der verehrlichen Vereine wie dem der Beratungen liegt, die Vertreter nur in solchen Mitgliedern zu wählen, welche nicht bloß Lust zur Arbeit, sondern auch die dazu nötigen Fachkenntnisse in hohem Grad besitzen. Da die zu behandelnden Fragen nur und ausschließlich das oben bezeichnete Hofgeflügel betreffen und deshalb Ornithologen im landläufigen Sinne nicht erfordern, so sind letztere von dieser Einladung im v ornherein ausgenommen, wogegen auch jenen Geflügelzüchtern und Liebhabern, die nicht gleichzeitig Vereinsdelegierte sind, die Teilnahme an den Verhandlungen - natürlich ohne Stimmberechtigung - gestattet sein soll. Selbstverständlich unterwirft sich auc h der einladende Verein der beziehentlic h der Stimmberechtigung der Mitglieder gezogenen Grenzen. Wenn nun auch die Ausstellung und Annahme des Mer kbuches als Hauptg egenstand der


Versammlung zu betrachten ist, so sollen doch auf derselben bei übrigbleibender Zeit auch Beratungen über weitere Angelegenheiten des Vereins- und Ausstellungswesens nicht ausgeschlossen sein. Die Tragung der entstehenden Druc k- und Lokalunkosten übernimmt der ergebenst unterzeichnete Verein, welcher auc h dafür besor gt sein wir d, dass die Her ren Delegierten zu soliden Preisen in hiesigen Hotels Unterkunft finden. Die Anmeldungen zur Teilnahme an der Versammlung seitens stimmberechtigter Delegierter wolle man unter Angabe des Namens der Betreffenden gefälligst bald an unseren Herrn Vorsitzenden Oskar Reinhold , Universitätsstraße 10, der auc h zu jeder w eiteren Auskunft gern bereit ist, gelangen lassen. Möchte unsere Einladung überall ein williges Echo finden! Mit kollegialischem Gruß „Der Leipziger Geflügelzüchter-Verein“. Die „Leipziger Blätter für Geflügelzucht“ berichteten über diese Tagung. Es waren etwa 60 Personen anwesend. Viele Vereine hatten keine Delegierten entsandt. Nach der Wahl eines Präsidiums und der Annahme der Geschäftsordnung verliest Dr. Baldamus einen Vortrag über die Frage: „Wird es möglich sein, ein Buch herzustellen, das dem Mangel einer einheitlichen Prämierung abzuhelfen im Stande ist, das alle Geflügelrassen so bezeichnet, dass eine Verwechslung mit anderen unmöglich wird, sodass jeder Preisrichter und jeder Anfänger in der Geflügelzucht jeden Vogel sicher bestimmen kann?“ Er bejat diese F rage, wenn die berühmten Geflügelzüchter aus allen Teilen Deutschlands sich beteiligen, damit keine Rasse vergessen wird. Nun wird aber erst lange diskutiert über Inhalt der Rassenbeschreibung und ob ein Punktsystem für di e Bewertung eingeführt werden soll. Einige Delegierte wollen nur allgemeine Rassebeschreibungen, da die Preisrichter doch ihre eigenen Ansichten vertreten werden. Dem wird heftig widersprochen, da es doch das Ziel des K ongresses ist, einheitlic he Richtlinien zu er arbeiten. Es k ommt aber nicht dazu. Man diskutier t n un lang e über das Punktsystem, und w as soll bei der Be wertung angesprochen werden und was nicht. Dann diskutiert man darüber, ob Bilder der Rassen in den Standard aufgenommen werden sollen oder nicht. Diese Frage wird auf später vertagt. Der 1. Beratungstag wird beendet mit dem Beschluss, am folgenden Tag eine Kommission zu bilden, die die Richtlinien für den Standard erarbeiten soll. Am 2. Beratungstag (1. November) trat die Versammlung auch sofort in die Tagesordnung zum Thema: Wahl der Kommission für die Ausarbeitung eines Standards und Festsetzung einer allgemeinen Instruktion für dieselbe, ein.


Doch so schnell ging es nun auch wieder nicht. Es gab eine längere Diskussion darüber, was denn nun in die Instruktion, so wurde der Standard erst genannt, hinein soll. Schließlich stellte Her r Dr. Bodin us den sc hriftlichen Antrag: Der K ongress wolle besc hließen, das vorhandene Material zu nutzen, heute die Mitarbeiter zu bestimmen, das dann Geschaffene einer gewählten Revisionskommission zu übergeben, drucken zu lassen und an die Vereine zu versenden. Dieser Antrag wird dann fast einstimmig angenommen. Nachdem nun längere Debatten über die Kosten des Druckes und die Stärke der Mitglieder der Kommission geführt wurden, wurden die Herren Dr. du Roi, Ehlers, Röttiger und Weber in die Arbeitsgruppe für Hühner gewählt. Noch komplizierter wurde die Wahl der Arbeitsgruppe für den Taubenstandard. Es wurden schließlich die Herren Prutz für ostdeutsche, Seeling für hanseatische und dänische Tauben, Meyer für englische und pommersche Kropftauben und deren Unterabteilungen mit Ausschluss der mitteldeutschen, Marten für Perrücken- und Pfautauben, Beck für süddeutsche, Springer, Prosche und Mehnert für mitteldeutsche Kröpf- und Farbentauben, Pfister für Hühnerschecken, Dietz für französische Tauben, Ortlepp für mitteldeutsche Flugtauben, Seeling für Kropftauben, Moeser und Beckmann für Berliner Tauben, Brußkay für Wiener Gamseln und Baron Bees-Grosky für oberösterreichische Tauben, Kelller für deutsche Flugtauben, Wollring (Hannover) für hannoversche Tauben, Keller für rheinische Ringschläger, Schubert für Farben- und Kropftauben gewählt. Diese Herren hatten das Recht, sich weitere Mitarbeiter zu suchen. Damit wurde der Geflügelzüchterkongress in Leipzig beendet. Man einigte sich aber noch, die nächste Zusammenkunft nach Berlin einzuberufen. Leipzig wird für lange Zeit Mittelpunkt aller Bestrebungen der Deutschen Geflügelzüchter. Bereits 1880 fanden sich führende Männer der deutschen Geflügelzucht zusammen, um die deutschen Züchter in einer „Dachorganisation“ zu vereinen. Mit gleichzeitiger Verbindung einer „Internationalen Muster-Geflügel-Ausstellung“ vom 5. bis 8. März 1881 dur ch die „Gesellschaft Fauna“ - Elberfeld (beinhaltend Hühner, Enten, Gänse, Truthühner, Tauben, Papageien, Kanarien, wie auch Brutmaschinen, Futter und Trinkgefäße, Nester, Fachliteratur und Kunsterzeugnisse) beschlossen die deutschen Züchter unter Führung von Hermann Seyd, Elberfeld, und Hugo du Roi, Braunschweig, die Gründung eines „Allgemeinen Deutschen Geflügelzüchter-Vereins“. Auf seiner näc hsten Tagung am 18. März 1882 in Braunsc hweig, auch unter Beteiligung österreichischer Z üchter, w urde d ie B ezeichnung „ Club D eutsch-Österreich-Ungarischer Geflügelzüchter“ beschlossen, unter Leitung seines weitsichtigen Präsidenten Hugo du Roi, Braunschweig, dem es vergönnt blieb, über ein Vierteljahrhundert hinaus zu präsidieren.


In den Jahren von 1882 bis 1898 wurde der Verein durch P. H. Seeling und abwechselnd zwischendurch durch Adalbert Scharpe und Rudolf Krämer geleitet. Auf der Generalversammlung am 8. Juni 1898 wurde im Jahresbericht festgestellt, dass der Verein in fast 30jähriger Arbeit als erster Verein in Deutschland eiserne Ausstellungskäfige einführte, drei Kongresse zur Aufstellung eines Merkbuches einberief und auf den Ausstellungen die Klassenpreise einführte. In dieser Generalversammlung wurden nachfolgende Züchter in den Vorstand gewählt: Emil Clemen 1. Vorsitzender, Pichler 2. Vorsitzender, Berger Kassierer, Gustav Krauße 1. Schriftführer, Dr. Tostlowe 2. Schriftführer, Kind und Rödiger Archivare, Bischoff, Hausemann, Herrmann, Kampfe und Mattern Beisitzer, Weißbach und Dübner Revision. Die Namen dieser Männer v erdienen deshalb erwähnt zu w erden, weil einige von ihnen über Jahrzehnte die Geschicke des Vereins leiteten. Gustav Krauße z. B. war 35 Jahre 1. Schriftführer. Unter Emil Clemen als Vorsitzenden und Gustav Krauße als Schriftführer setzte eine Periode auch gesellschaftlicher Veranstaltungen ein, die so r echt geeignet waren, dem Verein neue Mitglieder zuzuführen und dieselben sich gegenseitig näher zu bringen. Seit 1899 finden die Ausstellungen regelmäßig in der 1. Januarwoche statt. Für die Ausstellung 1899 wurde auch erstmalig ein größerer Garantiefonds gezeichnet. Ebenso führte man in größerem Ausmaß eine damit verbundene Lotterie ein. Eine außerordentliche Generalversammlung am 3. August 1898 beschloss, dass Mitglieder die dem Verein 25 Jahre ununterbrochen angehört haben, von der Zahlung der Mitgliedsbeiträge befreit bleiben. Am 17. August 1898 tauchte erstmalig die Frage der Beteiligung v on Spezialclubs an der Ausstellung auf , und zw ar zuer st des Zw erghuhnzüchterclubs, später des Minor kazüchterclubs. Seit 1899 bis Kr iegsausbruch 1914 nahm r egelmäßig der englisc he Züchter Baily an den Ausstellungen teil. Nicht unbemerkt soll bleiben, dass dieser Aussteller auch für nach der Ausstellung verkaufte Tiere dem Verein freiwillig die Verkaufsprovision zahlte. Nach der gut verlaufenen Ausstellung 1899 wurde die Frage aufgeworfen, ob der Verein sich nicht eine eigene Ausstellungshalle bauen lassen könne. Aufgrund einer Veröffentlichung des Züchterfreundes Mehrhardt aus Hamburg über „Die Vereine und das bürgerliche Gesetzbuch“ beschloss man den Verein im Jahre 1900 gerichtlich eintragen zu lassen. Auch die Versicherung der Ausstellungen gegen Feuer usw. wird seit dieser Zeit durchgeführt. In derVersammlung am 22.August 1900 wurde eine Stiftung des Kommerzienrates Neuhardt des Besitzers der „Geflügelbörse“, erwähnt, die aus 16 Werken über Geflügelzucht bestand.


Viele andere Stiftungen undVerdienste in der Geflügelzucht gaben Veranlassung zur Ernennung zahlreicher Ehrenmitglieder.

Das 20. Jahrhundert begann auch für die Leipzig er Geflügelzüchter mit großen Verlusten. Auf der Geflügelausstellung in Braunschweig 1901 war die Geflügelcholera ausgebrochen. Zu Beginn des Jahrhunderts ga b es in Leipzig keine Ausstellungshallen, die größere Ausstellungen ermöglichten. Das Anerbieten des Fuhrwerksbesitzers Schramm, eine eigene Ausstellungshalle zu bauen, ließ sich nicht verwirklichen. Die damals zur Verfügung stehenden Säle, wie auch die Turnhalle an der Frankfurter Straße bedeuteten für Tiere und auch für die Besucher eine drangvolle Enge. Das wirkte sich auch negativ auf die Entwicklung des Vereins aus. 1914 wurde Emil Clemen, seit 1898 Vorsitzender des Vereins, durch Ernst Schneider dem verdienten Schriftleiter der „Geflügelbörse“, abgelöst. Während des l. Weltkrieges litt auch die Geflügelzucht. Doch die Züchter gaben nicht auf. Im Oktober 1919 versuchte Ernst Schneider mit einer begrenzten Schau in den Kolonnaden des Leipziger Zoo und 1920 in der K uppelhalle des Messe geländes mit 2.300 Tieren zu dokumentieren, dass trotz allen Niederganges während der Kriegsjahre die Leipziger Rassegeflügelzüchter doch noch in Form sind. Am 21. März 1919 be ging der Leipziger Geflüg elzüchterverein sein 50jähriges Jubiläum, das in Auswirkung der schweren Kriegsjahre nicht gefeiert werden konnte. Doch gelobten die Mitglieder treue Arbeit und Erfüllung der Aufgaben im Interesse der deutschen Volkswirtschaft. Ein neues Kapitel in der Geschichte des Leipziger Geflügelzüchtervereins beginnt im März 1920. Hans Günther übernimmt den Vorsitz des Vereins. Wohl kein anderer als unser hochverehrter Karl Lenk kann Hans Günther besser einschätzen. Er schildert diese Etappe in der Festschrift zum 1OOjährigen Jubiläum des Vereins wie folgt: Als unser Hans Günther , getragen v om Vertrauen aller, im März 1920 die Leitung und Führung zielbewusst und sic heren Blickes in f este Hände nahm, bot sic h ihm ein w eites Arbeitsfeld. Neues Leben, blüht aus den Ruinen. So holte auch die deutsche Züchterwelt die verlorenen Kriegsjahre sprunghaft auf. Unser Hans Günther, im besten Mannesalter , voll Tatendrang, geistig wie auch rhetorisch und organisatorisch sie alle über ragend, vom Pulsschlag einer neuen Zeit bele bt und v or-


wärts drängend, und von Anfang an treu und aufopfernd unterstützt durch seine liebe Frau Marie Günther, sprengte vorerst manche Fessel althergebrachter Überlieferung. Er scharte um sich jüngere Kräfte voll Schaffensfreude und erhoffte in der einheitlichen Verbundenheit eines w eltumfassenden Züc hterkreises die Kräfte , um über bisher Ge wesenes hinauszuwachsen. Durch die Gründung des „Kreisverbandes der Geflügelzüchtervereine von Leipzig und Umgebung“ (1921) führte er alle Leipziger Züchtergruppen - die sich recht oft ablehnenden Randvereine - zusammen, wozu seine persönliche Art und Verbundenheit erleichternd beitrug. Ein monatlich erscheinendes Mitteilungsblatt unterrichtet über aktuelle Geschehnisse und wurde zum Binde glied der Einheit. Die Leipziger Sc hauen vergrößern sich (1923 als 20. und 1924 als 21. Nationale im besonderen) und zählte viele Züchter aus den Nachbarländern (Schweiz, Holland, Dänemark, Österreich) zu ständigen Besuchern. Die 50. Jubiläumsschau im Januar 1925 in Halle 6 mit über 5.200Tieren wurde zugleich als 5. Große Allgemeine Landesschau des Verbandes Sächsischer Geflügelzüchtervereine und als 1. Deutsche Geflügelmesse durchgeführt, zugleich auch als 1. Kreisverbandsschau Leipzig und Umgebung, als 1. Sonder-Reichs-Schau der Laufentenzüchter. Zudem meldeten annähernd 100 Sondervereine ihre Beteiligung an. Die 55. Gr oße Allgemeine Ausstellung, die J ubiläums-Lipsia im J anuar 1930, aus Anlass des 60jährigen Bestehens, durchgerührt in Halle 9 (Achillion) des „Messegeländes“, zeigte 14.000 Geflügel. Unser Leipzig w ar erneut Mittelpunkt und Sc hwerpunkt rassegeflügelzüchterischen Schaffens und Gestaltens g eworden. Dank ihm, unserem Hans Günther, der seine ganze Kraft dem Aufbau und steter Vorwärtsentwicklung deutscher Rassegeflügelzucht widmete, nach dem Vorbild und ganz im Sinne eines Robert Oettel und eines Hugo du Roi. Die Mittwoch-Abende wurden zu fruchtbaren Besprechungen aller, die sich geeint fühlten im Wollen, Streben und Schaffen. Viele von ihnen kamen gern von auswärts nach Leipzig, mitunter a uch v on w eit he r: s elbst a us O sterwieck, w ie D r. v et. S chulze, w ie L andwirtschaftsrat Dr. Marx aus Dresden. Die Zahl der Mitglieder erhöhte sich auf 600, kaum ein Name mit züchterischem Klang in Deutschland, der nic ht zu uns zählte, kaum eine führ ende Rasse, die nicht vertreten w ar, doch hervorhebend die starke Gruppe der Rhodeländer-Züchter, die Gruppe der Zwerghuhnzüchter, wie auch viele passionierte Taubenfreunde. Wahrlich eine hohe Zeit treuen, geselligen Verbundenseins, friedlicher Arbeit, hoffnungsvollen weltumfassenden Aufbauens.


Über allem stand für Hans Günther die Verpflichtung, die Einheit der Züchtergemeinschaft zu wahren und damit selbst diejenigen unserer Gesamtorganisation. Er kämpfte mit Ausdauer und Zähigkeit gegen Sonder- und Spaltungstendenzen, die sich zeigten, ob es sic h um Selbständigkeitsbestrebungen mancher Zwerghuhn- wie auch Taubenzüchter handelte oder sogar um die Bildung eines Ne benbundes deutscher Geflügelzüchter. Von Anfang an erkannte Hans Günther in der „Lipsia“ das Bindeglied das alle umfasste und anspornte zur Lösung hoher Aufgaben dur ch fr ohe Mitarbeit, ein v orbildliches Beispiel kollektiven Schaffens. Wer mit der Dur chführung einer ver antwortlichen Aufgabe betreut war, genoss auch volles Vertrauen zu eigenem Selbstentscheid. So wuchs die Leipziger Züchtergemeinschaft über sich selbst hinaus und meisterte die Durchführung von Riesenschauen, wie sie bis dahin an Ausdehnung und Tierzahl, doch auch an Bedeutung, noch nicht bekannt waren. Ein Eigenbestand an 15.000 Nummern Drahtkäfigen, zudem in Halle 6 auf dem Messe gelände gelagert, erleichterte den äußeren Aufbau wesentlich. Wie schon gesagt, wurden, um die Zusammengehörigkeit der Vereine im Kreisverband zu festigen, die monatlichen Mitteilungsblätter herausgegeben. Die 1. Ausgabe erschien nachweislich im August 1922. In diesen „Blätter n“ erschienen Mitteilungen der Vereine, Informationen, Hinweise, Versammlungsberichte u. a . Es g ab auch zusätzlich sogenannte wissenschaftliche Beilagen. Zum besseren Verständnis der damalig en Zeit seien einig e Sätze aus einem Aufsatz unter der Überschrift „Wissenschaft und Praxis“, aus der Beilage vom Januar 1923, gestattet: Die deutsche Geflügelzucht ist in eine ganz neue Zeitepoche eingetreten, welche eine Neuorientierung nach allen Seiten erforderlich macht. Man darf sich nur umsehen, überall neues, bisher Unbekanntes, Ungewohntes. Das Futter ist unerschwinglich, das Wetter miserabel, der Pla tz besc hränkt, die Sac he unsic her, ... Inser ate, Zeitung , Versammlung, Porto, Körbe, alles wird von Tag zu Tag teurer ... Und doch muss einmal gesagt werden, dass auch diese schwere Zeit von den Geflügelzüchtern gut ertra gen werden konnte, eben weil das Ausland so stark als Käufer auftritt. Der deutsche Züchter muss nur leistungsfähig b leiben. Der gute Zuc htstamm darf nic ht vom Hofe, die gute Nachzucht soll der Ausländer haben, aber nicht billig ... Wertloses Geflügel zu halten ha t heute allerdings keinen Wert mehr. Was wir brauchen ist feinstes Rassegeflügel und bestes leistungsresp. Nutzgeflügel, alles andere ist von Übel. Um die Mitglieder weiter zu qualifizieren, wurden Lehrkurse im Kreisverband organisiert, zwanglose Schulungsabende durchgeführt u. a. mehr.


Für jeden Monat gab es im Mitteilungsblatt einen Artikel über: „Der Geflügelhof im ... (Monat). 1934 mit der „Gleichschaltung“ auc h der Geflügelzuchtvereine wurde auc h das Erscheinen der Mitteilungshefte abgeschafft. Auf der Generalversammlung am 1. Mai 1929 hatte der Verein 525 Mitglieder. Von den wenigen noch vorhandenen Dokumenten aus dieser Epoche sei das Vereinsgesetz mit Mitgliederverzeichnis von 1927 kurz zitiert: Im Punkt 1 heißt es: Der Verein führt den Namen „Leipziger Geflügelzüchter-Verein“ und bezweckt die gemeinnützige Hebung und Förderung der Rasse- und Nutzgeflügelzucht. Der Gesamtvorstand umfasste 42 Mitglieder. Ehrenvorsitzende waren: Emil Vlemen, Ernst Schneider und Moritz Weißbach. 1. Vorsitzender: Hans Günther. 2. Vorsitzender: Karl Fischer; 3. Vorsitzender: Richard Günther. Weiterhin gab es 2 Kassierer, 3 Schriftführer, 4 Sachverwalter, einen Ehrenrat mit 3 Mitgliedern, 2 Futtermeister, 2 Büchereiverwalter, 2 Rechnungsprüfer, 12 Beisitzer, 4 Mitglieder der Werbekornmission. Zusätzlich gab es noch eine Stallbesichtigungskommission, eine Ausstellungskommission, eine Geflügelparkkommission, 1 Fahnenträger und 1 Vereinsdiener. Anlässlich der 50. Jubiläumsschau im Januar 1925 war dem Verein von den Frauen der Mitglieder ein Vereinsbanner gestiftet worden. Stolz wurde es bei freudigen Anlässen, wie auch bei letzten Ehrungen heimgegangener Züchter, vorangetragen. Im Verein wurden damals 31 große Hühnerrassen, viele auch in verschiedenen Farbenschlägen, 15 Zwerghuhn-, 4 Puten-, 9 Enten-, 4 Gänse- und 44 Taubenrassen gezüchtet. Bei den großen Hühnern waren es insbesondere Rhodeländer, Lachshühner, Wyandotten, Minorka, Italiener, aber auch Dorking, Cochin, Ramelsloher, Dominikaner, Sumatra, Houdon u. a. Zwerghühner: Cochin, Orpington, Wyandotten. Bantam, Federfüßige Zw. Puten: Bronze-, Schnee-, Kupfer- und Norfolkputen. Enten: Laufenten, Aylesbury, Cajaca, Orpington u. a. Gänse: Pommern, Emdener, Römer. Tauben: Kröpfer in vielen Rassen, Show Homer, Mövchen, Koburger Lerchen u. a. auch viele viele Brieftauben. Die wohl meisten Rassen hatte der Kaufmann Gustav Härtung, Grimma, Leisniger Straße 5, (Houdan, helle Wyandotten, Bantam in schwarz, hell, houdonfarbig. Zwergphönix, federf. Zwerge, Seidenhühner, Zwergbrahma, Schneeputen, Laufenten, Haubenenten, Brieftauben, Schild- und Flügeltauben.


Besonders erwähnt werden soll hier der Vater von Herbert Wagner, der Bäckermeister Otto Wagner, Leipzig, der damals r ebhuhnfarbige Italiener, schwarze Minorka, Maltheser aller Farben und Schönheitsbrieftauben aller Farben züchtete. Die Minorka werden heute noch von Herbert Wagner, trotz seiner 80 Jahre erfolgreich gezüchtet. Da auch in der damaligen Zeit die wissenschaftliche Arbeit eine große Rolle spielte, verfügte der Verein laut seiner Bestandsaufnahme vom 1. September 1930 über eine Bücherei mit 280 Bänden und eineVielzahl von Broschüren und Zeitschriften. Leider sind diese Bestände beim Bombenangriff im 2. Weltkrieg vollständig verbrannt. Das gleiche Schicksal erlitt das vereinseigene Käfiglager. Auch das Vereinsbanner ist spurlos verschwunden. Wenn hier nichts über die Geflügelausstellungen gesagt wird, heißt das nicht, dass es keine gab. Doch darüber wird eine gesonderte Chronik erarbeitet. Nur soviel, Höhepunkt imVereinsleben war auch damals die jedes Jahr durchgeführte Geflügelausstellung im Messegelände. Seit 1926 unter dem Namen Lipsia-Schau weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Wer waren zu dieser Zeit die bedeutensten Züchter des Vereins? Hans Günther ist schon mehrmals genannt worden. Dazu gehört auch seine Ehefrau Maria. Dann Gustav Krauße, jahrzehntelang 1. Schriftführer; Karl Lenk Rhodeländerzüchter, über 40 Jahre verantwortlicher Mitarbeiter der Lipsia-Sc hau; Richard Günther, Max Loose, er schuf das Vereinszeichen. Züchter, die auch die heutige Generation noch kennt, wie: Gottfried Franke, Herbert Hanitzsch, Walter Hausmann, Willy Maudrich, Georg Pfütze, Ilse Reichenbac h, Alfred Simmig werden uns in steter Erinnerung bleiben. Anfang der 30er J ahre erreichte der Verein seine größte Blüte. Auch zahlenmäßig hatte er seine größte Stärke erreicht. Dem Verein gehörten 77 Ehrenmitglieder, 97 Kaufleute, 70 Handwerker, 63 Beamte, 62 Landwirte, 43 Privatangestellte, 39 Gastwirte, 35 Fabrikanten, 26 Arbeiter, 24 Privatleute, 22 Weibliche, 21 Lehrer, 13 Baumeister, 12 Gärtner, 8 Ärzte, 6 Künstler, 6 Techniker, 4 Gelehrte, 2 Buchhändler und 2 Spediteure an. Bis 1934 konnte Hans Günther den Verein noch leiten. Dann musste er und die anderen Mitglieder des Vorstandes abtreten. Die Selbständigk eit des Vereins war vorbei. Ein Her r Wollanke wurde als Vorsitzender eingesetzt. Er war kein Züchter. Geschäftsführer wurde der Sohn von Zuchtfreund Bärhold. Er bemühte sich, den Verein über die Runden zu retten. Über die weitere Arbeit im Verein gibt es keine verfügbaren Aufzeichnungen. Erwähnt werden muss, dass 1936 der Weltgeflügelkongress in Leipzig sta ttfand. 1939 w ar noch eine Reichskleintier-Schau mit 15.000 Tieren. Dann begann der 2. Weltkrieg. Das Jahr 1945. Ein neuer Anfang?


Im Juni 1945 wurde Hans Günther wieder beauftragt, die Belange der Rassegeflügelzuc ht in die Hand zu nehmen und zugleich den Vorsitz der Leipziger Rassegeflügelzüchter. Mit Unterstützung altbewährter Mitarbeiter von einst gelang es allmählich, die einzelnen Organisationen in gewünschte Bahnen zu lenk en, die ersten Leipziger Schauen wieder zu beleben, trotz verheerender Seuchengefahren. Schwierigkeiten gab es mehr als genug. Welches Tiermaterial war noch vorhanden? Wo kam das Futter her usw. usf. Doch bereits 1947 wurde die l. Geflügelausstellung in Leipzig durchgeführt. Es war die 65. GroßeAllgemeine Geflügel-Ausstellung, bekannt als 1. Neuaufbau-Geflügel-Schau vom 10. bis 12. Januar 1947. Ausstellungsleiter war Hans Günther. Auf dieser Ausstellung wurden gezeigt: 400 Hühner, 355 Zwerghühner, 9 Puten, 4 Gänse, 10 Enten, 24 Stämme Hühner, 5 Stämme Zweighühner, 2 Stämme Enten, 2 Stämme (1,1) Tauben, 1 Voliere (20 Tiere) Schautauben und 1 Voliere (1,6) Wyandotten weiß. Der Leipziger Zoo war mit 100 Nummern Ziergeflügel aller Art vertreten. Dann folgten im Katalog 958 Tauben. Aus dem Leipziger Gef lügelzüchterverein beteiligten sich solch bekannte Züchter wie: Erich Büsing, Rudolf Eugling, Gottfried Franke, Richard Günther, Walter Hausmann, Alfred Herrling, Fritz Heyßel, Willy Maudrich, Kurt Mayer, Karl Pfundheller, Georg Pfütze, Erich Pohl, Erich Rantzsch, Kurt Rother, Willi Rösche, Hans-Joachim Schellenberg, Fritz Schürer, Herbert Tunger, Kurt Vollhardt, Herbert Wagner, Erich Winter. Insgesamt gibt es von dieser Zeit des Umbruchs keine Protokolle oder Aufzeichnungen. Mit dieser „1. Neuaufbau Gef lügelschau“ begann dann ein neues Ka pital in der Gesc hichte Leipziger Geflügel- später Rassegeflügelausstellungen. Ausstellungsleiter waren die jeweiligen Vorsitzenden des Vereins. 1966 übernahm Erich Büsing die Leitung der Ausstellung und in der Mitglieder versammlung vom 09.05.1967 wurde er als ständiger Ausstellungsleiter gewählt. Doch nun zurück in die 50er Jahre. Bis zur Gründung des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter im November 1959 bestand die alte Bezeichnung „Leipziger Geflügelzüchterverein e.V.“. Hans Günther war in altbewährter Form bemüht, den Verein wieder zu festigen. Es fanden jeden Monat eine Mitgliederversammlung und eine Vorstandssitzung statt. Viele neue Mitglieder konnten wieder aufgenommen werden. Durch die Teilung Deutschlands sind ja alle ehemalig en Mitglieder aus den w estlichen Gebieten getrennt worden. Es gab zwar immer Bemühungen dur ch die Züc hter, die Verbindungen aufrecht zu erhalten. Doch das wur de im Lauf e der J ahre immer sc hwieriger. Offizielle Kontakte waren spätestens ab 1959 gänzlich verboten.


Auf der Generalversammlung am 22. April 1953, die von Hans Günther eröffnet wird, wird Paul Storch zum Obmann gewählt. Hans Günther bleibt Ehrenvorsitzender. In einem Schr eiben vom Präsidenten des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter, Herrn Sieberts aus Düsseldorf , verlesen auf der Mitgliederv ersammlung am 05. August 1953, wird mitg eteilt, dass unser hochv erehrter Hans Günther zum Ehr enmitglied und Ehr enmeister des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter ernannt wurde. Leider viel zu früh für die Züc hterwelt verstarb Hans Günther am 09. J uli 1954, 2 Monate vor seinem 65. Geburtstag.

Hans Günther

geb. 08.09.1884 gest. 09.07.1954 In der Vorstandssitzung am 29.04.1953, inzwischen war der Verein in eine Sparte für Rassegeflügelzucht umbenannt worden, wurde beschlossen, in Zukunft den züchterischen Fragen wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu werden Tiere zur „Besprechung“ mitgebracht. Weiterhin sollen zusätzlic h zu den Mona tsversammlungen jeweils am Mittw och nach dem 15. des Monats zw anglose Zusammenkünfte stattf inden. In diesem Protok oll wird auch die derzeitige Mitgliederstärke mit ca. 100 Ehrenmitgliedern und 390 Mitgliedern angegeben. Außerdem lagen 46 Neuanmeldungen vor. Damals war es gar nicht so einfach, Mitglied zu werden. Man musste einen schriftlichen Antrag stellen, der dann geprüft und in der Mitgliederversammlung zur Abstimmung vorgelegt wurde. In einer 2. Abstimmung wurde der Antragsteller dann aufgenommen. Im Juni 1953 wurde beschlossen, 750 Nummern Käfige bei der Firma Sauer zu bestellen. 1954 wurden nochmals 1.000 Nummern angeschafft. Am 06. Februar 1957 wurden die Ehrenmitglieder neu festgelegt und 10 Züchter benannt. Die Namen sind leider nicht im Protokoll vermerkt. Gleichzeitig wurde ein neuer Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender wurde Erich Rantzsch, 2. Vorsitzender Otto Sicker, 3. Vorsitzender Karl Lenk, des w eiteren wurden 2 Sc hriftführer, 1 Kassier er, 1 Gesc häftsführer sowie 2


Beisitzer gewählt. Im März 1957 wird beschlossen, die Käfige wieder zu verkaufen, da der Unterhalt zu teuer wird. Am 1. April 1959 gibt Paul Herling die Funktion des Kassierers ab und Fritz Heyßel übernimmt diese Aufgabe. In diesen Jahren gibt es im Vorstand der Sparte ein ziemliches Hin und Her. Aber Dreh- und Angelpunkt im Spartenleben blieb die jährlich durchgeführte „LipsiaSchau“. Ein Höhepunkt war die im Dezember 1956 dur chgeführte Siegerschau mit 26.000 Stück Geflügel, darunter auch 1.000 Tiere von Zuchtfreunden aus dem Westen Deutschlands. Mit der Gründung des „V erbandes der Kleingärtner , Siedler und Kleintierzüchter“ in der bereits 1949 gegründeten „Deutschen Demokratischen Republik“ wurde auch den Rassegeflügelzüchtern als Hauptaufgabe, über den eigenen Bedarf hinaus hoc hwertige Nahrungsmittel und wichtige Rohstoffe für Industrie und Handel zu erzeugen. Die Auswirkungen waren, dass Wirtschaftsrassen sehr g efragt waren und geför dert wurden. Es ga b doch kein Futter auf dem freien Markt. Entweder man konnte es selbst erzeugen oder man hatte Verbindungen zu Mitglieder n der „Land wirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“, in diesen waren ja die Bauern zusammengeschlossen worden. Die 2. Möglichkeit war, durch Abliefern von Eiern oder Verkauf von Schlachtgeflügel Bezugscheine für Futter zu erhalten. Das r eichte zwar nicht hin noc h her, sollte a ber als Anreiz dienen. Dieses Futter bestand aber nur aus Gerste, Weizen oder Futterkleie. Und was bekamen die Taubenzüchter? Gar nichts! Es war schon viel Initiative und Ideenreichtum gefragt, um die Tiere zu versorgen. Doch die Züchter ließen sich nicht entmutigen. Das zeigten immer wieder die Vielzahl der Rassen und Farbenschläge auf den Ausstellungen. Doch noch ein anderes Problem kam im Laufe der Jahre besonders auf die Züchter in den Großstädten zu. Die Miethäuser waren ja alle in staatliche oder genossenschaftliche Verwaltungen gegangen. Auch Handwerksbetriebe wurden zu Genossenschaften oder volkseigen. Die Bausubstanz wurde immer schlechter. Die „Hinterhöfe“ wurden wegen Baufälligkeit abgerissen oder gesperrt und die Tauben blieben auf der „Strecke“. Neue Schläge oder Anlagen aufzubauen wurde nicht genehmigt. Vielen Züchtern blieb der Kleingarten. Somit ging die Anzahl der Züchter in den Großstädten teilweise stark zurück. Das betraf auch die Sparte „Leipziger Rassegeflügel-züchter“. Am 31.12.1959 hatte die Sparte noch 218 Mitglieder. Bei der Vorstandswahl am 03.02.1960 wurde Martin Winkler 1. Vorsitzender. Otto Sticker und Fritz Heyßel blieben in ihren Funktionen. Schriftführer wurde Gerhard Ebert. Die Mitgliederversammlungen wurden weiterhin monatlich durchgefühlt. Die Teilnahme betrug zwischen 50 bis 90 Mitgliedern. Dazu muss gesagt werden, dass der Verein bzw. die


Sparte ja nie ein Ortsverein waren. Die Mitglieder kamen aus dem ganzen Bezirk Leipzig, einige von noch weiter. Jedes Jahr im Februar oder März fand die Jahreshauptversammlung statt. Durch das Statut des VKSK festgelegt, musste aller 2 Jahre der Vorstand neu gewählt werden. Eine Wiederwahl war möglich. So wur de am 12. März 1964 Kar l Kufs zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die anderen Vorstandsmitglieder blieben in ihren Funktionen. In den mona tlichen Versammlungen wurde jedes Mal ein F achvortrag auf der Gr undlage eines Jahresarbeitsplanes gehalten. Diese Vorträge müssen, nach den Pr otokollen über die Monatsversammlung zu urteilen, sehr lehrreich und interessant gewesen sein. Das ist aber kaum verwunderlich, denn es gab viele erfolgreiche und weit über die Grenzen der Sparte hinaus bekannte Züchter, die auch gleichzeitig, fast alle Zuchtrichter waren. Solche Züchter waren: Otto Sicker, Willy Maudrich, Oskar Such, Karl Lenk, Alfred Simmig, Rudolf Eugling, Amo Trenkler, Walter Hausmann, Karl Kufs, Kurt Richter, Gottfried Franke, Erich Büsing, Fritz Heyßel, Kurt Rother, Paul Storch, Günter Beutel, um nur einige zu nennen. Die Versammlungen fanden immer im Schlachthof statt. Doch nachdem das Lokal geschlossen wurde, wurde die Lokalfrage, neben den vielen schon bestehenden Problemen, zu einem weiteren. Lange Zeit stand die Messegaststätte zur Verfügung. Die Futterfrage spielte weiterhin eine wesentliche Rolle im Spartenleben. Es gab zwar unregelmäßige Zuteilungen, doch die konnten den Bedarf nie decken. Auch die Durchführung der Lipsia-Schauen erforderte jedes Jahr riesengroße Anstrengungen durch die Organisatoren. Die Nachfrage nach Ausstellungspapieren war riesengroß. Doch es fehlte an Pla tz in den Messehallen, der Käf igbestand reichte bei w eitem nicht. Es m ussten die Käf ige aus den Sparten der näheren und weiteren Umgebung von Leipzig sowie sogar aus Gera, Erfurt und Plauen herangeschafft w erden. Das wieder um erforderte eine gute Abstimmung mit den zuständigen Sparten. Doch auch der Transport war gar nicht so einfach. Die wenigen noch vorhandenen privaten Fuhrunternehmer durften nur im Nahverkehr fahren. Auch das benötigte Papier für die Druckerzeugnisse musste erst beantragt werden. Somit war die Lipsia-Schau fast in jeder Monatsversammlung ein Tagesordnungspunkt. Nur Erich Büsing mit seinem qualifizierten Ausstellungskollektiv ist es zu verdanken, dass die Vorbereitungen immer rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. Namen wie Karl Lenk, Elsa Heyßel, Fritz Appenfelder, Käte Richter, um einige der guten „Geister“ der Geschäftsstelle zu nennen, sind den meisten Ausstellern ein Begriff. Erwähnt werden müssen a ber auch die zahllosen Helf er, ob in der Gesc häftsstelle, beim Auf- und Abbau der Ausstellung, bei der Tierbetreuung, beim Verkauf, beim Auf- und Abladen der Transportkisten auf dem Bahnhof, ohne die die Ausstellung nie möglich gewesen wäre.


Ein entscheidender Höhepunkt in der Geschichte des Vereins rückte immer näher. Der 100. Jahrestag des Vereins, der 21. März 1969. Die Mitgliederstärke betrug am 31.12.1968 193 Mitglieder, davon 15 Ehrenmitglieder, 19 Frauen und 9 Jugendliche. Bereits 1967 begannen die ersten Vorbereitungen. Karl Lenk erarbeitete die Festschrift. Ein Vorbereitungskollektiv wurde gebildet. Am 22. März 1969 war es dann soweit. Im Protokoll zur Mitgliederversammlung vom 04. Februar 1969 heißt es kurz und sachlich: Am 22. März be ginnt 12.00 Uhr die F eierstunde im Ric hard Wagner Saal des Leipzig er Zoos. Bis 14.00 Uhr Gra tulationscour, von 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr g emeinsame Mittagstafel, von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr F ortsetzung der Gr atulationscour. Von 16.00 Uhr bis 17.00 Uhr findet eine Ehrung verdienter Spartenmitglieder usw. mit unserer neugeschaffenen Sparten-Ehrennadel statt. Zutritt zu dieser Feierstunde haben nur die Mitglieder und besonders geladene Gäste, da der Platz beschränkt ist. Für den Festabend, Eintritt ab 18.00 Uhr im Kongresssaal des Zoo, Beginn 19.00 Uhr sind alle Mitglieder mit ihren Angehörigen und die Mitglieder der Lipsia-Schau eingeladen. Insgesamt waren es rund 200 Personen. Die Auswertung dieser Veranstaltung ist dann in der Aprilversammlung ausführlicher. Alle Mitglieder, die an dieser F eier teilgenommen haben, werden sich sicher gern mit Freuden daran erinnern. Die Tagespresse brachte ehrende Berichte über unsere Jubiläumsveranstaltung, schreibt Gerhard Ebert u.a. im Protokoll. Doch das Rad der Geschichte dreht sich unerbittlich weiter und die meisten der damals teilnehmenden Mitglieder w eilen nicht mehr unter uns. Wir werden ihnen stets ehr endes Gedenken bewahren. In den 60er und 70er Jahren trat eine gewisse „Ruhe“ im Leben der Sparte ein. Nicht so, dass nichts mehr los war , im Ge genteil. Karl K ufs war ein fa chlich qualifizierter Züchter und Zuchtrichter. Durch seine Ruhe und Besonnenheit gelang es ihm, ein gut or ganisiertes Spartenleben aufzubauen. Die Mona tsversammlungen waren gern besuchte Veranstaltungen. Die Lokalfrage war nach wie v or pr oblematisch, doch es wur de immer wieder eine Lösung gefunden. Aufgrund der Hygienebestimmungen für Gaststätten konnten keine Tiere zur Versammlung mitgebracht werden. Leider konnte die Mitgliederstärke nicht gehalten werden. Es wurden zwar jedes Jahr neue Mitglieder aufgenommen, doch aus Altersgründen schieden mehr aus. Somit hatte die Sparte am 04. April 1972 noc h 167 Mitglieder , davon 16 Ehr enmitglieder, 25 F rauen und 2


Jugendliche. Elsa Heyßel schaffte es, die Ehefrauen der Züchter als Mitglieder zu gewinnen. Diese Frauen, die sowieso zu jeder Veranstaltung mitkamen und vielfach die meiste Arbeit in der Zuchtanlage machten, warum sollten sie nicht auch die Rechte eines Mitgliedes haben, war die Meinung von Zuchtfreundin Heyßel. Und sie hatte doch Recht. Dieses Frauenaktiv leistete eine gute Arbeit. Gerade die geringe Anzahl der Jugendlichen war der Hauptgrund für den Rückgang der Mitgliederzahl. Alle Versuche, Jugendliche zu gewinnen, scheiterten an mangelnden Möglichkeiten, eine Zucht aufbauen zu können. In den ländlichen Gebieten sah die Sac he ganz anders aus. Das beweist immer wieder die Lipsia-Schau. Zur Lipsia 1975 wurden über 20.000 Besucher gezählt. Zur Lipsia 1976 z. B. hatten 7.000 Züchter gemeldet, aber nur 5.000 waren aus Platzgründen geplant. Trotz Tierbeschränkung standen 28.000 Tiere von 5.600 Ausstellern. Etwa 1.500 Tiere mussten gestrichen werden. Über 25.000 Besucher wurden registriert. Unsere Mitgliederstärke war in 5 J ahren weiter auf 134 Mitglieder g esunken. 53 Zuc htfreunde stellten auf der oben genannten Lipsia 366Tiere aus und errangen 4 x V, 2 Staatsehrenpreise, 47 Siegertitel und 263 x sg. Ein wahrhaft gutes Ergebnis. In Vorbereitung der Berichts- und Wahlversammlung am 01. Februar 1977 wurde beschlossen, den Vorstand zu verjüngen. Karl Kufs wollte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als 1. Vorsitzender kandidieren. So wurde Karl Rosenke als 1. Vorsitzender und Kurt Rother als 2. Vorsitzende gewählt. Fritz Heyßel blieb Kassierer und Gerhard Ebert Schriftführer. Elsa Heyßel leitete das Frauenaktiv. Weiterhin gehörten dem Vorstand an: Karl Kufs, Erich Büsing, Walter Göserich, Werner Müller, Werner Engert und Erhard Adler. Unter der Leitung von Karl Kufs wurde auch das „Gesellige“ sehr gepflegt. So wurden die Zuchtbesichtigungen verbunden mit Ausflugsfahrten in die nähere und weitere Umgebung. Es kam zu vielen freundschaftlichen Begegnungen mit Zuchtfreunden aus anderen Kreisen. Später kamen dann die Treffen bei Karl-Heinz Klenner in Träna dazu. Dann kam das Schicksalsjahr 1979. Wie jedes Jahr wurde die Lipsia-Schau mit großem Erfolg durchgeführt. Nach der Ausstellung hieß es, das war die letzte Lipsia-Schau. Der Verein darf in Zukunft eine solche große Ausstellung nicht mehr durchführen. Warum? Eine Be gründung gab es nie , nur Gerüchte. Das wirkte sich in den F olgejahren sehr negativ auf die Sparte aus. Viele Mitglieder aus der Umgebung meldeten sich ab. Ohne Lipsia hatte die Sparte ihre Bedeutung verloren. Der Vorstand bemühte sich mit allen Kräften, die Sparte zu erhalten. Die Teilnahme an den Versammlungen ging stark zurück. Doch der „harte Kern“ hielt zur Stange.


Um weiterhin in der Öffentlichkeit präsent zu sein, wurden Werbeschauen bei Sommerfesten der Kleingärtner durchgeführt. Dann wurden Spartenschauen organisiert. In der Kleingartenanlage „Seilbahn“ in Leipzig/Gohlis fanden insgesamt 5 Ausstellungen statt. Man traf sich wieder. Die Beteiligung war gut. Die Bewohner der Umgebung zeigten reges Interesse. Doch auch hier kam dasAus. Die Halle musste renoviert werden, doch der Gartenverein hatte nicht genug Geld. Da schaltete sich ein Betrieb ein und beanspruchte anschließend Rechte. Es durfte kein Geflügel mehr in die Halle. Die Mitgliederstärke sank auf 87. Dann kam die Wende, die Wiedervereinigung Deutschlands. Bereits auf der Kleintier siegerausstellung im Dez ember 1989 wurde von vielen Züchtern gefordert: „Wir wollen unsere Lipsia wieder“. 1990 wurde der VKSK aufgelöst. Durch den Vorstand der Sparte wurde eine Neuwahl des Vorstandes beantra gt. In der ord nungsgemäß einber ufenen Wahlversammlung wurde der Vorstand in seiner alten Zusammensetzung wieder g ewählt. Die Spar te nannte sic h jetzt wieder Verein. Unter der Bezeichnung „Leipziger Rassegeflügelzüchterverein 1869“ wurde eine Sa tzung angenommen. Viele Mitglieder f orderten auch die sof ortige Vorbereitung der Lipsia-Schau. Zuc htfreund Erich Büsing bereitete auch einen Mietvertrag mit der Messeleitung vor. Trotz vieler skeptischer Stimmen, besonders auch durch den Vorsitzenden, Zuchtfreund Rosenke, wurde die Ausstellung vorbereitet. Doch die Messeleitung kündigte plötzlich den Mietvertrag und legte einen unverbindlichen, vielfach höheren Mietpreis fest. Da es außerdem noch viele Unklarheiten gab, wurde beschlossen, die Vorbereitungen einzustellen. 1991 wurde ein neuer Anlauf gestartet. Diesmal mit der Messeleitung imAgrapark Leipzig/ Markkleeberg. Erich Büsing führ te die er sten Absprachen. Leider er krankte er plötzlic h. Für die w eitere Vorbereitung konnte Heinz Rackwitz gewonnen werden. Somit wurde die Lipsia 1991 vom 06. bis 08. Dezember 1991 durchgeführt. Der Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten des Freistaates Sachsen, Herr Dr. Rudolf Jährlichen, übernahm die Schirmherrschaft und war persönlich zur Eröffnung anwesend. Es war dies ein bescheidener Anfang. 8 Volieren und rund 1.800 Einzeltiere wurden ausgestellt. Aber die Lipsia war wieder da.


Aus unserem Verein waren dies die Zuc htfreunde Dr. Manfred Golze, Werner Karge, Dr. Dietmar Köhler, Günter Lehmann, Heinz Rackwitz, Erhard Rösche, Ernst Seidl, Kurt Vetter, Herbert Wagner. Inzwischen hatte der Verein die Eintragung in das Vereinsregister beantragt und 1992 abgeschlossen. Gleichzeitig wurde beim F inanzamt die Gemeinnützigk eit beantragt. Mit viel Mühe konnte das erreicht werden. Im Laufe des Jahres 1991 wurde die Gaststätte „Böttgereck“ in Leipzig/Paunsdorf sozusagen das Stammlokal des Vereins. Hier ist es auc h wieder möglic h, Tiere zur Anschauung mitzubringen. Unsere Mitgliederstärke betrug am 01. Januar 1994 noch 46 Züchter. Die Teilnahme an den Versammlungen hat sich jetzt zwischen 20 und 30 Personen eingepegelt. Der Verein hat im Laufe der Geschichte viele Stürme überstanden. Wir sind voller Optimismus. Das zeigt auch die Begeisterung, mit der die weiteren Lipsia-Schauen vorbereitet und durchgeführt wurden. Die Lipsia 92 vom 04. bis 06. Dezember 1992 zeigte bereits 19 Volieren und rund 4.830 Einzeltiere und zur Lipsia 93 vom 10. bis 12. Dezember 1993 waren schon 20 Volieren und 8.820 Einzeltiere gemeldet. Leider konnten viele Zuchtfreunde aus Sachsen-Anhalt nicht ausstellen, da in einigen Kreisen die Geflügelpest ausgebrochen war. Auch diese beiden Geflügelausstellungen fanden unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Rudolf Jähnichen, Staatsminister für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten des Freistaates, statt. Am 21. März 1994 begeht der Leipziger Rassegeflügelzüchterverein 1869 e.V. (früher Leipziger Geflügelzüchterverein e.V.) sein 125 jähriges Jubiläum. Voller Stolz blicken wir auf die Leistung en unserer Vorfahren, sie sollen uns Ansporn und Verpflichtung sein, alles zu tun, um diesen traditionsreichen Verein zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Aufgeschrieben von Karl Rosenke, im Winter 1993/94 auf der Grundlage der Aufzeichnungen von Hans Günther und Karl Lenk.












Der Vorstand der Sparte 1969 Kurt Rother, Karl Kufs

Karl Lenk, Willi Maudrich

2. Reihe von links nach rechts Gerhard Ebert, Fritz Appenfelder, Siegfried BĂśhme, Bernd Dietrich, Elsa Heysel, Fritz Heysel, Erich BĂźsing, Paul Storch


Vorsitzender Karl Rosenk e

Kurt Rother, Karl Rosenke, Fritz Heysel

Werner Karge


Vorsitzende des Leipziger Rassegeflügelzüchtervereins seit der Gründung 21.03.1869 21.03.1869

Emil Geupel

1870 - 1871

H. Burkas

1872 – 1873

M. R. Schmidt

1874

August Pohle

1875 – 1877

E. W. Fritzsch

1878 – 1879

Oskar Reinhold

1880

Ernst Pinkert

1881 – 1883

Adelbert Scherbe

1884 – 1893

Rudolf Kramer

1894 – 1897

F. H. Seeling

1898 – 1913

Emil Clemen

1914 – 1919

Ernst Schneider

1920 – 1934

Hans Günther

1934 – 1945

Wolanke und M. Bärhold (SA Männer)

1945 – 1953

Hans Günther

1953 – 1956

Paul Storch

1956 – 1959

Erich Rantzsch

1960 – 1964

Martin Winkler

1964 – 1977

Karl Kufs

1977 – 1998

Karl Rosenke

1999 -

Walter Göserich
























Gratulanten zum 100j채hrigen Jubil채um

Karl Kufs und Willy Maudrich

Erich B체sing, Karl Lenk, Willy Maudrich und Kurt Rother


100 Jahre Rassegeflügelzucht in Leipzig Es geschah in Geupels Himmel Ab dem Zusammenfluss v on Pleiße und P arthe lag eine alte Bur g Libzi genannt. So wurde 1015 berichtet. Eine Stadt Leipzig gab es damals noch nicht. Im Jahre 1160 erhielt Lipz, das spätere Leipzig, wie es in der Urkunde, das k ostbarste Stück der Stadtgeschichte im Leipziger Ratsarchiv, heißt, Stadtrechte. Um den Aufschwung Leipzigs zu er klären, weist man ge wöhnlich auf die Lag e der Stadt im Mittelpunkt v on Deutschland und an dem Schnittpunkte alter Handels- und Heerstraßen hin. Bereits um die Mitte des 13. Jahrhunder ts war Leipzig als Handelspla tz bekannt und wurde von vielen Kaufleuten des In- und Auslands besucht. Als im Jahre 1869 der Leipziger Geflügelzüchter-Verein (21. März) gegründet wurde, hatte Leipzig eine Einwohnerzahl von 100 000. Es lag nahe, dass durch die vielen Kaufleute aus aller Herren Länder auch Rassehühner und Rassetauben mitgebracht wur den, die v on interessierten Züchter n damaliger Zeit gekauft wurden. Es war Emil Geupel, der in Leipzig eine Zoolo gische Handlung betr eib. Im Frühjahr des Jahres 1865 besuchte er in Dresden eine g roße Geflügelausstellung und v erkaufte dort sämtliche zur Schau gebrachten Tiere. Zurückgek ommen, veröffentlichte er im damaligen Leipziger Tageblatt eine Annonce, in der er in Esches Restaurant zur Gründung eines Geflügelzüchtervereins aufrief. Gegründet wurde der Leipziger Geflügelzüchterverein aber erst am 21. März 1869 im „Himmel“, so wur de Geupels gute Stube im Salzgässchen - vier Treppen hoch - ge nannt. Zur ersten Schau im Februar 1870 wurden 571 Paar Tauben, 141 Stämme Hühner ausgestellt, es waren also bereits damals über 1500 Tiere. Nachdem im Jahre 1878 in Leipzig der erste Kongreß Deutscher Rassegeflügelzüchter stattfand, wurde im Jahr 1882 (18. März) in Braunschweig unter Beteiligung österreichischer Züc hter der „Club“ Deutsch-Österreichisc h- Ung arischer Gef lügelzüchter“ gegründet. So wurden u.a. beschlossen, nationale Gef lügelausstellungen zu veranstal-


ten. Die Wahl des Ortes f iel auf Leipzig. Vom 24. bis 27. Februar 1893 f and dann im Krystallpalast die erste Großschau mit großem Erfolg statt. Mit dieser Schau wurde der Grundstein vieler bedeutender Ausstellungen, die in Leipzig stattfanden gelegt. Leipzig wurde immer mehr zum Mittelpunkt der deutschen Rasse geflügelzucht – die Lipsiaschauen erreichten Rekordzahlen an ausgestellten Tieren. So führte der damalige Leipziger Geflügelzüchterverein u.a. sechs nationale Geflügelschauen durch, die mit 10 000 bis 15 000 Tieren beschickt waren. Der bekannte Züchter und „Organisator“, Hans Günther, war es, der das Ausstellungswesen der Rassegeflügelzüchter zur Weltgeltung führte. Als im Januar 1934 die 1. Reichssiegerschau mit über 20 000 Tieren stattfand, musste Hans Günther, der den braunen Machthabern des Hitlerregimes nicht genehm war, abtreten. Das große Ereignis für die Rassegeflügelzucht Deutschlands war die Durchführung des Weltgeflügelkongresses im Jahre 1936, der mit einer internationalen Schau v erbunden war. Wiederum war es der Leipziger Geflügelzüchterv erein, der damit beauftragt wurde. Züchter aus allen Erdteilen stellten hier ihre Tiere in Konkurrenz. Der Hitlerfaschismus war kein Freund der Rassegeflügelzucht. Viele Rassen wurden der damaligen Reichsfachgruppe des nationalistischen Reichsnährstandes kurzer Hand a berkannt. Nachdem die Rote Armee den Hitlerfaschismus niedergeworfen hatte, gingen die Leipziger Gef lügelzüchter wieder ans Werk. Bereits im Januar 1947 führten sie die erste Geflügelschau mit 2000 Tieren durch, der im Jahre 1948 eine zweite Schau mit über 6000 Tieren folgte. Die Leipziger Geflügelzüchter waren sich ihrer Tradition bewusst. Allen Schwierigkeiten trotzend brachte die Sparte die Kraft auf , bereits im Jahre 1956 durch großzügige Unterstützung unseres Arbeiter- und- Bauern- Staates die bisher größte Geflügelschau der Welt mit 26 000 Tieren zu veranstalten. Als im Jahre 1959 der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter in Leipzig gegründet wurde errang die Lipsiaschau Weltgeltung. So fanden in den zehn Jahren seit Gründung des Verbandes jährlich Schauen mit 15 000 bis 20 000 Tieren statt. In den Jahren 1963 und 1967 w aren der Lipsia- die Internationalen Taubenschauen angeschlossen, die v on Züchtern aus der CSSR, J ugoslawien, Polen und Ung arn mit Tieren beschickt waren. Ein volles Jahrhundert Lipsiaschau bedeutet nicht nur hundertjährigen selbstlosen Einsatz, sondern ist auch Be weis einer hundertjährigen völk erverbindenden Arbeit. Leip-


zig und seine Schau ist das Mekka der europäischen Geflügelzucht. Sie dient dem Ziel, die Rassen durch den Wettbewerb zu fördern und ihre Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Die Erfolge, die die Züchter auf dieser Schau erringen, werden zum Kraftquell für die künftig e Arbeit und beleben die Gemeinsc haft auf dem Wege vom „Ich zum Wir“. Die züchterische Arbeit im Kollektiv der Sparten und der gemeinsame Wettstreit helfen mit, die Bürger unseres Staates zu sozialistischen Persönlichkeiten zu entwickeln. Fritz Schaefer





































































Ehrenmitglieder des Leipziger RGZV 1869 e. V. 2003

Fritz Heyßel

Erich Büsing

Heinz Rackwitz

Frank Endmann

Siegfried Böhme

Dieter Leidhold

Edwin Vef

Urs Freiburghaus



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