Hope-Stories 2021

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«Andere Menschen zu begeistern und glücklich zu machen, ist für mich das Grösste!»

HOPE NR.7

«Wie bringe ich mein Kader

zum Fliegen?» Der Kommandant der Milizfeuerwehr St. Gallen ist begeistert über die einzigartige Teamarbeit bei Grosseinsätzen. An ruhigeren Tagen freut sich Jascha Müller, Menschen zu motivieren und zu fördern.

Folgereiche Jahre in Davos Als gelernter Zimmermann arbeitete Jascha Müller insgesamt sechzehn Jahre auf diesem Beruf. In jungen Jahren trat er in die Milizfeuerwehr ein und es zog ihn arbeitshalber nach Davos, wo sein Leben in verschiedener Hinsicht bereichert wurde. Hier traf er seine zukünftige Frau und durch die Wohngemeinschaft, in welcher er lebte, fand er Zugang zum christlichen Glauben – ein Glaube, der ihn in seinem weiteren Leben begleiten sollte. Doch das Thema Feuerwehr war mit dem Wegzug aus Davos nicht erledigt und zurück in St. Gallen besuchte er in der dortigen Milizfeuerwehr erste Kaderkurse – die Leidenschaft für die Feuerwehr sollte ihn nicht mehr verlassen.

«Vollzeit-Familienvater» und Karriere in der Feuerwehr «Ich war schon immer gern mit Menschen zusammen», erzählt

der dreifache Familienvater. Besonders freut er sich, wenn junge Frauen und Männer Verantwortung übernehmen. Vier Jahre lang investierte er sich als «Vollzeit-Familienvater» in seine Kinder, eine Aufgabe, die ihm sehr gefiel. «Als dann 2003 meine Feuerwehrkarriere losging, tauschten meine Frau und ich unsere Rollen wieder zurück.» Zuerst war Jascha Müller Stabsoffizier und arbeitete sowohl in der Berufs-, wie auch in der Milizfeuerwehr. «Da wir in St. Gallen nur eine kleine Berufsfeuerwehr haben, kommt bei grösseren Einsätzen sehr schnell die Milizfeuerwehr dazu.» Seit 2013 ist er Kommandant der Milizfeuerwehr. Egal welche Funktion Jascha Müller gerade innehatte – von den folgenden Prinzipien ist er felsenfest überzeugt und

«Wer sich nicht in andere Menschen investiert, dem entgehen zahlreiche, schöne Momente im Leben.» lässt sich davon in seinem Leben leiten: «Andere Menschen zu begeistern und glücklich zu machen, ist für mich das Grösste. Das gibt einem unglaublich viel zurück. Wer sich nicht in andere Menschen investiert, dem entgehen zahlreiche schöne Momente im Leben.» Seine Menschenliebe sieht Jascha Müller in seinem Job als grossen Vorteil.

Faszination der Kameradschaft in der Feuerwehr Feuerwehrleute brauchen eine gewisse Begeisterung für die Technik und müssen Freude an Kameradschaft mitbringen. Gemeinsam machen sie etwas Sinnvolles und sind aufeinander angewiesen. «Wenn zwei in ein brennendes Haus hineingehen, ist alles daranzusetzen, dass beide wieder herauskommen. Ohne zu zögern müssen sie sich aufeinander verlassen können.» Jascha Müller lobt den grossen Einsatz vieler Feuerwehrleute. «Einige wählen sogar ihre Arbeitsstelle so, dass sie möglichst gut für die Feuerwehr verfügbar sind.» Gerade bei grossen Bränden beeindruckt es mich, wie Feuerleute füreinander einstehen. Es kann vorkommen, dass 200 Männer und Frauen und 40 Fahrzeuge aufgeboten werden. «Die Power dieser Leute, die sich voll reinhängen, begeistert mich.» Eine solche Intensität von Teamarbeit habe der Kommandant nirgends sonst erlebt.

Feuerwehr und christlicher Glaube Schon öfters wurde Jascha Müller gefragt, wie ihm sein Glaube in seinem Job helfe: «Besonders in belastenden Situationen trägt der Glaube durch.» Sein Glaube sei Grundvertrauen und Lebensfundament. «In herausfordernden Einsätzen, besonders wenn Kinder betroffen sind, kann ich

schon mal Tränen vergiessen. Dann bin ich froh zu wissen, dass meine Zukunft in Gottes Händen liegt.» Auch in Konfliktsituationen unter Mitarbeitenden ist er

«In herausfordernden Einsätzen, besonders wenn Kinder betroffen sind, kann ich schon einmal Tränen vergiessen.» froh, mit Gottes Hilfe rechnen zu können. «Es gab schon viele schwierige Einsätze, auch mit tödlichen Folgen. Ich bin überzeugt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Ich hoffe jeweils, dass die verstorbene Person im Glauben an Jesus gelebt hat.»

Das Verhalten spricht immer Als Missionar oder Prediger sieht sich Jascha Müller nicht, «aber alle wissen über meinen Glauben Bescheid.» Wenn ihn jemand auf seinen Glauben anspreche, was ihn jeweils sehr freue, dann erzähle er immer gern davon. «Ich bin mir bewusst, dass ein Leben immer spricht.» Seine erste Erfahrung, die diese Tatsache unterstreicht, liegt 30 Jahre zurück. Damals war er als Skilehrer in Davos. Ohne, dass er irgendeine Bemerkung gemacht hätte, sagte jemand zu ihm: «Du bist der erste gläubige Christ, den ich bewusst kennengelernt habe.» Irgendwie scheinen es die Leute zu spüren.

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Bewegen sich auch gern im Schnee: Maya und Jascha Müller. Die Feuerwehr ist für Jascha Müller (56) aus St. Gallen nicht nur ein Job, sondern Leidenschaft. Für ihn als Kommandant der Milizfeuerwehr mit 220 Feuerwehrleuten ist die Begeisterung für die Sache wichtig. «Mein Thema ist, mein Kader zum Fliegen zu bringen», sagt er in bildlicher Sprache und fragt: «Wie bringe ich es fertig, dass alle Milizfeuerwehrler begeistert sind und jeder am liebsten meinen Job übernehmen würde?»

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Werte fürs Leben einbringen Neben seinem Beruf als Feuerwehrkommandant engagiert sich Jascha Müller politisch im Kantonsrat von St. Gallen. Er ist der Typ, der gern anpackt. «Gerade von Christen, die sich politisch engagieren, bin ich begeistert», sagt er und bedauert gleichzeitig, wie viele ihre Hände, beim Gedanken an ein politisches Engagement, verwerfen und gleichzeitig das politische Geschehen kritisieren. Ob in der Feuerwehr, in seiner Freikirche oder in der Politik: Jascha Müller ist gerne mit Menschen unterwegs und stets bemüht, andere zu fördern und zu motivieren. Im Blick auf

«Es gab schon viele schwierige Einsätze, auch mit tödlichen Folgen. Ich bin überzeugt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht.» die Motivation in der Feuerwehr ist ihm wichtig, seine Leute als Führungsperson nicht zu demotivieren. «Wer in die Feuerwehr kommt, ist von innen heraus motiviert. Wir müssen neben fachlicher Qualität gute menschliche Grundwerte einbringen – und der Erfolg stellt sich ein.» (mrm.)

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GRÖSSTE ERFOLGE WELTCUP

Fotos: Adrian Bretscher

Gesamtsieger Abfahrtsweltcup in den Jahren 2017/18 & 2018/19 & 2019/20 & 2020/21 52 Weltcup-Podestplätze, davon 15 Siege. 34 weitere Top-10 Platzierungen WELTMEISTERSCHAFTEN

Gold in der Abfahrt, St. Moritz 2016/17 Bronze in der Abfahrt, Cortina d'Ampezzo 2020/21 Bronze in der Abfahrt, Vail Beaver Creek 2014/15 OLYMPISCHE SPIELE

Silber im Super G 2017/18 (PyeongChang) Bronze in der Abfahrt 2017/18 (PyeongChang)

LESER Drei Fragen aus der Bevölkerung an den «Kugelblitz» aus dem Schangnau FRAGEN «Hope Emmental» hat per Facebook einige Fragen erhalten. Drei davon beantwortet Beat Feuz hier: Welche Gedanken gehen dir während einer Fahrt durch den Kopf?

Die besten Fahrten sind die, bei denen man an nichts denkt.

Wie sehr nehmen dich Stürze deiner Teamkollegen mit und wie verarbeitest du diese?

Klar beschäftigen mich schwere Stürze

von anderen Athleten, aber es ist uns allen bewusst, dass wir einen nicht ganz ungefährlichen Beruf ausüben. Deshalb ist es wichtig, den Fokus rasch auf das eigene Rennen zu richten, um mögliche Fahrfehler und daraus folgende Stürze zu vermeiden. Fühlst du dich in der Rolle eines Mentors für jüngere Skifahrer?

die Geschichte mit meiner Verletzung und wie ich mich zurückgekämpft habe, kann eine Inspiration für junge Athleten sein. Ich erinnere mich, wie es damals bei mir als junger Athlet war. Da habe ich ebenfalls zu den Routinierten aufgeblickt und versucht, ihnen Sachen abzuschauen. Heute macht es mich natürlich stolz, wenn mir jemand nacheifert.

Ich bin sicher einer, der nicht mit dem Strom schwimmt oder eine langweilige Sportlerkarriere hingelegt hat. Gerade

Das Zoom-Interview mit Beat Feuz in ganzer Länge auf www.hope-emmental.ch HOPE EMMENTAL


11 SKIRENNFAHRER BEAT FEUZ

DIE FREUDE HAT VORFAHRT

Adrian Bretscher

Mit seinen grandiosen Erfolgen wie zuletzt dem Doppelsieg auf der «Streif» in Kitzbühel ist Beat Feuz einer der stärksten Botschafter des Emmentals. Der 34-jährige Schangnauer wird nicht nur als Sportler sehr bewundert, er ist durch seine bodenständige Art auch ein Sympathieträger. Welche Werte sind ihm als Mensch wichtig? Was zählt für ihn im Leben?

«Hope Emmental» erreichte Beat Feuz nach einem Training auf der Lenzerheide am 24. Februar 2021. Für ihn galt es nach der Ski-WM in Cortina d'Ampezzo, an der er Bronze in der Abfahrt gewann, die letzten Weltcuprennen in Angriff zu nehmen. Im Kampf um die kleine Kristallkugel im Abfahrts-Weltcup lag er zu diesem Zeitpunkt 48 Punkte vor seinem ersten Verfolger Matthias Mayer aus Österreich. Da sich Redaktor Florian Wüthrich und Beat Feuz bereits persönlich kennen, fand das Interview per Du statt.

Hope Emmental: Beat, wie sehr ist dir bewusst, dass du ein Botschafter für das Emmental bist?

Natürlich ist mir das in den letzten Jahren bewusst geworden. In den Zeitungsberichten wird ab und zu vom «Emmentaler» oder «Schangnauer» geschrieben. Ich kenne jede Ecke in diesem Gebiet Schangnau-Kemmeriboden und geniesse es, wenn ich irgendwo an der Emme sein kann. Das ist einfach Heimat für mich und ich fühle mich sehr verbunden mit dieser Region.

Die Schweizer Illustrierte betitelte dich nach dem Doppelsieg in Kitzbühel als «König der Bodenhaftung». Damit ist nicht nur dein fahrerisches Können gemeint, sondern auch dein natürliches Auftreten. Wie kommt es, dass du immer so ruhig wirkst?

Ich versuche einfach, auf und neben der Skipiste mich selbst zu sein, so wie ich aufgewachsen bin und mich wohl fühle. Für mich gibt es nicht nur das Skifahren, sondern noch viel rundherum, in erster

HOPE EMMENTAL


12 Linie meine Familie mit meiner Freundin und der kleinen Tochter. Aber auch das Skifahren und die Kollegschaften in dieser Szene sind mir wichtig. So versuche ich, mir selbst treu zu bleiben, unabhängig davon, was ich im Sport erreiche.

«Wenn ich heute mein Palmares anschaue, macht mich das sprachlos.» Welche Werte wurden bei der Familie Feuz schon immer hochgehalten?

Ich glaube, vor allem das Bodenständige. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, hatte während der Schulzeit meine Kollegen, mit denen ich mich heute noch treffe, wenn ich im Emmental bin. Auf dem Land ist alles weniger schnelllebig. In einer Stadt kennt man die Nachbarn zwei Häuser weitergar nicht mehr. Das ist im Schangnau anders; dort ist alles etwas gemütlicher. Das gefällt mir. Wie oft kommt es tatsächlich vor, dass du deine «alten» Freunde aus der Heimat triffst?

Aktuell ist es schwierig, dass man sich trifft, weil alles mit Risiken verbunden ist. Deswegen bin ich auch allein im Hotelzimmer hier in der Lenzerheide. Aber falls möglich trommle ich immer meine obligaten Freunde zusammen, wenn ich im Emmental bin. Das fühlt sich stets so an, als hätten wir uns gestern erst gesehen. In einem Interview Anfang 2021 hast du über den Start deiner WeltcupKarriere vor 15 Jahren gesprochen. Da hast du dich selbst als «Lausbub, der das Leben geniesst und es lustig haben will» bezeichnet. Hat sich diese Lebenseinstellung in der Zwischenzeit verändert?

Rein von der Lebenseinstellung hat sich nicht viel verändert. Skifahren ist nach wie vor mein Beruf, es muss sich aber nicht alles darum drehen. Früher war es der Lausbub, der gerne andere Sachen ausprobiert hat, heute zählt neben der Skipiste meine Familie. Auch in der Familie darf der Spassfaktor nicht zu klein sein – und das ist er bei uns definitiv nicht! Da kommt dieser «Lausbub» noch immer zum Vorschein. Inwiefern hat dich die Geburt deiner Tochter Clea verändert?

Als Vater hat sich auf jeden Fall meine Einstellung zum Ganzen verändert. Ich bin froh um jeden Tag, den ich zu Hause verHOPE EMMENTAL

bringen kann. Es ist einfach genial zu sehen, wie ein kleiner Mensch grösser wird und als Familie zusammen das Leben zu gestalten. Das war auch der positive Aspekt an der Zwangspause im Frühling 2020 durch den Lockdown. Ich war in den letzten Jahren nie drei bis vier Monate am Stück zu Hause. So gesehen habe ich diese Zeit sehr genossen. Du lebst im Moment mit deiner Freundin und deiner Tochter im Tirol. Kannst du dir vorstellen, später wieder mal ins Schangnau zurückzukehren?

Sag niemals nie, aber momentan gefällt es uns sehr gut in Österreich. Der Präsident des österreichischen Skiverbands wollte dich neulich von einem Nationenwechsel zu Österreich überzeugen, was du Gott sei Dank ausgeschlagen hast …

Ja, das war eine lustige Anekdote. Er schlug dies tatsächlich so vor, aber ich kenne ihn gut und weiss, wie das gemeint war. So lehnte ich dankend ab und schickte noch einen lustigen Spruch zurück an Peter Schröcksnadel. Dass die Österreicher dich gerne aufnehmen würden, kann man gut nachvollziehen. Du hast als Skirennfahrer an mehr als 50 Weltcuprennen einen Podestplatz erreicht, dazu kommen Medaillen an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Mit welchen Gefühlen blickst du auf deine Karriere zurück?

Wenn ich heute mein Palmares anschaue, macht mich das sprachlos. Das ist viel mehr, als ich mir je erträumt hatte. Ich hatte einige Verletzungsgeschichten, die mich zurückwarfen. Als die Knieprobleme 2012 schlimmer wurden und auch eine Infektion dazu kam, fürchtete ich schon, nie mehr Ski fahren zu können. Zu diesem Zeitpunkt traute man mir nicht mehr viel zu – und auch ich hatte meine Zweifel.

«ok, das war’s dann». Die letzten Jahre haben mir am Schluss recht gegeben. Es war gut, dass ich es versucht und weitergekämpft habe. Wie steht es jetzt damit, neue Ziele zu setzen und Motivation zu finden, dranzubleiben?

Dranbleiben will man automatisch. Von den sportlichen Zielsetzungen bin ich weggekommen, das gebe ich ehrlich zu. Ich starte nicht in eine Saison und will dies und jenes erreichen, oder Ende Saison die Nummer 1 sein. Wenn es gut läuft, ergibt sich das, und sonst eben nicht. Ich fahre gern Ski. Ich fahre gern Rennen. Ich möchte das Adrenalin am Start spüren, wenn ich mich mit den anderen messe. Darum geht es mir, um die Freude am Skifahren. Ich möchte mich nicht auf irgendetwas versteifen. Diese Einstellung erinnert stark an Roger Federer, den wohl stärksten Botschafter unseres Landes. Er ist auch eine Inspiration für viele Menschen – gerade auch durch sein Comeback nach der langen Verletzungspause, als er 2018 direkt die Australien Open gewann …

Genau, da gibt’s gewisse Parallelen. Ich glaube, wenn man immer nur zuoberst ist, werden die Erfolge irgendwann selbstverständlich. Roger Federer ist hier das Paradebeispiel. In der Schweiz wusste man seine Erfolge nicht immer zu schätzen. Der richtige Hype kam erst, als er weg vom Fenster war und dann zurückkam und gleich gewann. Er war schon vorher fast ein Gott, aber seit diesem thront er ganz oben in der Sportwelt.

«Auch in der Familie darf der Spassfaktor nicht zu klein sein – und das ist er bei uns definitiv nicht! »

Was hat dich in diesen Momenten stark gemacht?

Blicken wir in die Zukunft: Was sollte erfüllt sein, damit du glücklich und zufrieden bist im Leben?

Da gehört vieles dazu. Ich hatte in dem Moment das Gefühl, es sollte doch noch irgendetwas möglich sein. Irgendwie hatte ich noch nicht abgeschlossen mit meiner Karriere und wollte nicht einfach aufgeben. Hinzu kam, dass ich die richtigen Leute um mich hatte, die mir Mut machten. Ich sagte mir, wenn es nach zwei oder drei Jahren nicht funktioniert, dann musst du einsehen

Mit dem Skifahren kann es noch ein bis drei Jahre dauern oder bald zu Ende sein. Das weiss ich selbst nicht. Was nach der Karriere kommt, kann ich auch noch nicht sagen. Auf jeden Fall soll es etwas sein, das mir Spass macht. Auf der Hand liegt, dass es mit Sport oder sogar Skisport zu tun haben könnte; damit kenne ich mich bestens aus. (fw)


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NATIONALRATSPRÄSIDENT AUS ALCHENSTORF

«WIR SOLLTEN ES NICHT VERPASSEN, DAS SCHÖNE ZU SEHEN!»

Im Jahr nach Ausbruch des Coronavirus in unserem Land das Amt des Nationalratspräsidenten zu übernehmen, klingt nach einer gigantischen Verantwortung. Doch Andreas Aebi wirkt nicht wie ein Mann, der eine zentnerschwere Last mit sich herumschleppt. Kein Gehetzter. Kein Gejagter, der kaum noch Augen für einen Sonnenuntergang hat. Ganz im Gegenteil. Florian Wüthrich traf ihn in seiner Wohnstube in Alchenstorf zum Gespräch. Es sind ein paar Jahre vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben. 2013, als Andreas Aebi als OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Burgdorf amtete, hatte ich ihn als Sportreporter des Lokalradios neo1 oft vor dem Mikrofon. Schon damals beeindruckte mich diese stoische Ruhe, mit der er das 240-köpfige Organisationskomitee leitete. Das «Eidgenössische» gilt als das grösste wiederHOPE EMMENTAL

kehrende Sportereignis und ist mit einem Budget von 25 Millionen Franken eines der grössten Volksfeste der Schweiz. Es lockte 300'000 Besucher nach Burgdorf. Militär als erste Lebensschule

Verantwortung zu übernehmen ist für Res Aebi, wie er im Emmental genannt wird, heute etwas vom Natürlichsten. «Vielleicht habe ich das vom Militär, dass ich gelernt

habe, mit unterschiedlichsten Herausforderungen umzugehen», sinniert Aebi. Er habe das grosse Privileg gehabt, bereits mit 24 Jahren eine Kompanie mit 160 Rekruten zu führen. Da es in den 80er-Jahren noch keine Handys gab, lief der Kontakt zur Aussenwelt während der RS auch über das Büro des Kompaniekommandanten. «Dort lernte ich, mit schwierigsten Situationen umzugehen», sagt Aebi


5 rückblickend. «Am schlimmsten war, als ich einem jungen Mann beibringen musste, dass sein Bruder bei einem Motorradunfall ums Leben kam.» Am Ende seiner militärischen Karriere führte der heute 62-jährige Emmentaler ein Infanteriebataillon mit 820 Militärangehörigen.

«Im Militär lernte ich, mit den schwierigsten Situationen umzugehen.» Mitten in der Coronakrise zum höchsten Schweizer gewählt zu werden, sei aber schon eine grosse Sache, gibt er zu. Schon in seiner Antrittsrede betonte Aebi die besonderen Rahmenbedingungen: «Die Coronakrise lehrt uns, in der Parlamentsführung situativ zu reagieren, umzudisponieren und neue Wege zu gehen». Er nahm sein Amtsjahr unter dem Motto «Zusammenhalt, Zuversicht und Zufriedenheit» in Angriff. Es sei die Zeit des Verzichts und der Solidarität und nicht die Zeit des Vergnügens und der Zerstreuung, mahnte Aebi. Er gedachte jener, die in der Pandemie geliebte Mitmenschen verloren haben, und der Menschen, die Angst um ihre Arbeitsstelle haben. «Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes Lichtblicke und Zufriedenheit im Zusammensein mit Familie und Freunden. Das gemeinsame Lachen, aber auch die gemeinsame Trauer, wenn es die Umstände bringen, sollen ihren Platz haben.»

Beweis stellen kann (die NZZ bezeichnete ihn 2012 als «Verkäufer mit sozialer Ader»). Das sind noch lange nicht alle Interessenfelder, in denen sich Andreas Aebi wohl fühlt. Die Familie Aebi ist Inhaberin eines Reisebüros. Auch da komme ihm sein Menschen- und Namensgedächtnis zugute: «Wenn mir jemand von unseren rund 1'300 Reiseleuten erzählt, er habe bald eine Hüftoperation, dann vergesse ich das nicht und kann die Person bei der nächsten Reise darauf ansprechen, wie es denn heute mit der Hüfte gehe.» Auch bei seiner Tätigkeit im Bundeshaus stünden Personen, mit denen er gerade im Gespräch sei, an erster Stelle. Das Parteipolitische sei in diesem Moment zweitrangig. Es gehe immer darum, die Menschen ernst zu nehmen. Vielleicht war diese menschliche Art ausschlaggebend dafür, weshalb der SVP-Politiker mit dem Glanzresultat von 178 von 183 gültigen Stimmen zum Nationalratspräsidenten gewählt wurde. Das ganzheitliche Denken, das den einzelnen Menschen und die Natur wahrnimmt, versuche er auch seinen drei Kindern und den Lehrlingen auf dem Bauernhof weiterzugeben. So könne es durchaus vorkommen, dass ihm ein Lehrling mitten in einer Parlamentssitzung oder während einer Reise ein Foto schicke von der ersten Rauchschwalbe, die sich im Bauernhof eingenistet hat. «Das

ist jedes Jahr ein Highlight!», strahlt der begeisterte Ornithologe, der auch das Vogeldorf Alchenstorf initiiert hat. Und wenn ein Lehrling oder seine Frau anrufe, habe das immer oberste Priorität. Von ihnen lasse er sich sogar in einem Gespräch mit einem Bundesrat unterbrechen.

«Es geht viel verloren, wenn der wichtige Blickkontakt und die gemeinsamen Erlebnisse fehlen.» Wenn der höchste Schweizer persönlich anruft

Diese Gelassenheit lässt sich Andreas Aebi auch von erzürnten Bürgerinnen und Bürgern nicht nehmen. Aktuell bekomme er zahlreiche Beschwerdemails und -briefe von Leuten, die frustriert seien über den Umgang des Bundesrats und des Parlaments mit den Coronamassnahmen. Auf einige dieser Zuschriften reagiere er persönlich – am liebsten gleich mit einem Anruf. «Die meisten sind geschockt, wenn sie merken, dass sie mit dem Nationalratspräsidenten verbunden sind. Oft geben sich die Leute plötzlich ganz anders, wenn man mit ihnen spricht, ihnen zuhört und ihr Anliegen ernst nimmt.» Das direkte Gespräch sei immer noch der beste Weg, etwas zu klären, ist Aebi überzeugt. Manchmal könne er ▶

«Ein Gespräch mit einem Älpler kann genauso spannend sein wie jenes mit dem Aussenminister von Indien. Begegnungen gehen mir oft nahe.» Sein grosses Glück und wohl auch ein Schlüssel, warum er im Leben so viele schöne Aufgaben übernehmen durfte, sei sein gutes Einfühlungsvermögen. «Ich habe generell Menschen gern – egal ob jung, alt, gebildet oder weniger gebildet. Ein Gespräch mit einem Älpler kann genauso spannend sein wie jenes mit dem Aussenminister von Indien. Begegnungen gehen mir oft nahe.» Alles, was er mache, habe mit Leuten zu tun, sei es auf dem Bauernbetrieb, wo er im Laufe der Zeit 60 Lehrlinge ausbilden konnte, sei es als Politiker, wo er als Mitglied der aussenpolitischen Kommission zahlreiche internationale Kontakte pflegt, sei es als Auktionator, wo er mit vielen Viehzüchtern zu tun hat und sein Flair als Verkäufer unter

Andreas Aebi ist vielseitig interessiert: Eine seiner Leidenschaften gilt den Vögeln.

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Der Mensch im Zentrum

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6 auch direkt bei der Lösung eines Problems behilflich sein. «Kürzlich hat eine Frau, die in der Pflege tätig ist, alarmierend geschrieben, sie bekomme keine Impfung, obwohl sie eine Risikopatientin sei. Wir haben dann telefoniert und ich empfahl ihr, dem Verwaltungsratspräsidenten des Spitals, in dem sie arbeitet, eine E-Mail zu schreiben und mir eine Kopie zukommen zu lassen. Danach kam diese Sache in Bewegung.»

Unser Interview in Aebis Stube fand am 19. Januar 2021 statt. Nachmittags kurz nach 16 Uhr nahm ich am Stubentisch Platz. Beim ersten Blick auf die Uhr war es schon fast 17.30 Uhr. Thea Aebi, seit 37 Jahren die Frau an Res Aebis Seite, begann gerade mit der Zubereitung eines Apfelkuchens. Sie lud mich spontan ein, doch gleich zum Abendessen zu bleiben. «Den Apfelkuchen meiner Frau musst du unbedingt probieren», warf

fühle, wenn er eine neue Vogelart wie zum Beispiel während des Lockdowns 2020 den Neuntöter aufstöbere. Diese Lebensfreude zu entdecken, sei das Wichtigste im Leben. Auch der Glaube sei für ihn eine Quelle von Freude. «Zu wissen, dass ich unter diesem Schutz stehe, gibt mir eine gewisse Geborgenheit. Ich bete auch jeden Tag vor dem Einschlafen, wie dies schon meine Eltern getan haben.» Er sei dankbar, eine Frau an seiner Seite zu haben, die das auch immer hoch priorisiert habe. Obwohl sie aus einer traditionellen katholischen Familie stamme und er ein Protestant sei, funktioniere es sehr gut. Wenn es um die tätige Nächstenliebe im Alltag gehe, sei ihm seine Frau ein Vorbild. Sie sei es, die während des Lockdowns einem Nachbarn, der IV bezieht, das Mittagessen vorbeigebracht habe. Und sie sei es auch, die ihn jeweils herausfordere, auf Menschen zuzugehen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben. «Es braucht sehr viel Überwindung, zu einer Frau zu gehen, deren Mann sich einige Stunden zuvor das Leben genommen hat. Da benötige ich manchmal von meiner Frau den sanften Druck, mich den Situationen zu stellen. Auf diese Art miteinander das Leben zu teilen, ist zwar anstrengend, aber es gibt einem auch viel zurück.»

Seit 37 Jahren ein starkes Team: Andreas und Thea Aebi-Keller.

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Hoffnung bleibt

Die Distanz sieht Andreas Aebi als grosse Belastung in der Pandemie. «Man wird sich fremder», beobachtet er. Dies sei sowohl in der hohen Politik wie auch im Dorfverein der Fall. «Die internationalen Beziehungen leiden durch die Reisebeschränkungen, wie wir zuletzt bei Weissrussland oder China gemerkt haben. Es geht viel verloren, wenn der wichtige Blickkontakt und die gemeinsamen Erlebnisse fehlen. Neulich sagte mir ein 24-jähriger Mann bedrückt, seine Hornussergesellschaft sei am Auseinanderfallen.»

Res Aebi ein. «Vorher müssen wir aber noch kurz auf die Terrasse… Schau mal das schöne Abendrot!» Ein paar Exkurse in die Ornithologie später war der Apfelkuchen bereit. Das Gespräch ging in eine persönliche, philosophische Schlussrunde…

Auch die Entfremdung zwischen Stadt und Land verschärfe sich zusätzlich. Deshalb wolle er in seinem Präsidialjahr in Zusammenarbeit mit den kantonalen Erziehungsdirektionen und Emmental Tourismus ein neues Programm lancieren, um Schulklassen von der Stadt aufs Land und vom Land in die Stadt zu bringen.

Lebensfreude entdecken

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«Durch den Lockdown haben wir vielleicht gelernt, die Welt mit anderen Augen anzuschauen.» «Wir sollten nicht verpassen, das Schöne zu sehen!» Diese Überzeugung, die kleinen Dinge wahrzunehmen, schimmert während des ganzen Gesprächs immer wieder durch. «Durch den Lockdown haben wir vielleicht gelernt, die Welt mit anderen Augen anzuschauen.» Er habe bereits grosse Glücksge-

Die hohe Sicherheit und der Wohlstand hätten uns Schweizer womöglich etwas träge gemacht, schlussfolgert Aebi: «Wenn man die vollen Regale in den Läden sieht und jeden Tag eine warme Wohnung hat, erkennt man den Wert all dieser Dinge oft gar nicht mehr. Man vermisst sie erst, wenn man sie nicht mehr hat.» Er hoffe, dass die Schweizerinnen und Schweizer durch die Krise ein neues Bewusstsein für Dankbarkeit bekommen. Als ehemaliger Präsident der Schweizerischen Viehzuchtverbände musste er sich oft mit Seuchen befassen. Nirgends gebe es so viele Viren, wie in der Rindviehzucht. «Doch glücklicherweise gibt es Impfungen gegen diese Viren.» So ist er auch mit Covid-19 zuversichtlich, dass es mit der Wärme im Sommer besser wird. (fw/mhe)

Ein Herzensprojekt von Andreas Aebi: DAS VOGELDORF ALCHENSTORF

Mit dem Projekt Vogeldorf Alchenstorf soll die Biodiversität exemplarisch an ausgewählten Vogelarten gezeigt und gefördert werden. Finden Sie mehr dazu unter www.vogeldorf.ch


8 Hier gibt es eine aromatische Tasse Kaffee. Der angenehme Rahmen hilft, auch schwierige Themen anzusprechen. Die 50-Jährige gehört zu den Frauen, die sich in der Krise in einer Leitungsposition bewähren mussten. «Hope Emmental»: Seit rund einem Jahr befinden wir uns wegen der Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand. Wie hat Grosshöchstetten die Krise bisher gemeistert?

Christine Hofer: «Grundsätzlich hat Grosshöchstetten die Pandemie sehr gut gemeistert. Für Coiffeur-, Restaurantbetriebe und weitere Geschäfte, die im Frühling 2020 schliessen mussten, war das natürlich ein ganz hartes Jahr. Und die Einschränkungen dauern ja immer noch an. Im März 2020 verschickten wir ein Flugblatt und erklärten der Bevölkerung sämtliche Einschränkungen. Das wurde wohlwollend aufgenommen. Unser höchstes Ziel war, die Menschen zu schützen. Die Bevölkerung hat das verstanden und sehr gut mitgemacht.»

CHRISTINE HOFER, GROSSHÖCHSTETTEN

EINE GEMEINDEPRÄSIDENTIN MITTEN IN DER CORONA-KRISE Sie erwartet mich coronakonform maskiert vor dem Gemeindehaus, einem sorgfältig sanierten Bauernhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Christine Hofer, die Gemeindepräsidentin des Emmentaler Dorfes Grosshöchstetten mit rund 4'200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dann leitet sie mich weiter zu einem nächsten historischen Gebäude mit dem Sitzungszimmer des Gemeinderates.

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Als Gemeindepräsidentin stand Christine Hofer plötzlich mit zwei Mitgliedern der Gemeindeverwaltung an der Spitze eines Gemeindeführungsorgans und musste Dinge entscheiden, die in keinem Drehbuch festgelegt waren. «Wir mussten versuchen, die Massnahmen des Bundesrates und des Regierungsrates möglichst gut auf die Gemeinde anzuwenden. Ich habe die Medienkonferenzen sehr genau verfolgt, druckte regelmässig die neusten kantonalen Verordnungen von der Website aus und strich mir an, was für Grosshöchstetten wichtig war.»

«Ich würde nicht so weit gehen, von einer Entfremdung zu sprechen. Aber das gesellschaftliche Leben, die gemeinsamen Anlässe, fehlen den Menschen im Dorf.» Manchmal sei es nur schon eine Herausforderung gewesen, die richtigen Verordnungen und die jeweiligen Anpassungen zu finden. Nach der ersten Welle habe sie den Regierungsstatthalter deshalb in einem Gespräch darauf hingewiesen, dass die Gemeinden die nötigen Informationen möglichst rasch erhalten sollten. Er sei sofort darauf eingegangen und habe von da an alles, was er vom Kanton erhielt, umgehend weitergeleitet.


9 Was waren in dieser Zeit Ihre grössten Herausforderungen?

Christine Hofer: «Ich musste – auch ohne Rücksprache mit dem Gemeinderat – finanzielle Entscheide treffen, für die ich im Normalfall gar nicht die Kompetenz gehabt hätte. Etwa das Schliessen des Entsorgungshofes. Für unsere Bevölkerung ein Ort, an dem man sich gerne zu einem Schwatz trifft. Diese Möglichkeit zu kappen, war hart. Da gab es dann Rückmeldungen wie: ‹Wir hatten jetzt Zeit, den Keller aufzuräumen. Jetzt möchten wir diese Sachen entsorgen.› Wenn wir den Entsorgungshof wieder geöffnet hätten, wäre das nur mit einem teuren Schutzkonzept möglich gewesen. Es war anspruchsvoll, den richtigen Zeitpunkt für Massnahmen herauszuspüren. Ab wann sollte die Gemeindeverwaltung geschlossen oder die Öffnungszeit der Bibliothek beschränkt werden? Und es war schwierig, das ‹Bleiben Sie zuhause› für die über 65-Jährigen in unserm Dorf umsetzen. Da hörte ich dann Rückmeldungen, dass ältere Menschen immer noch im Coop anzutreffen seien, verbunden mit dem Unterton: ‹Machen Sie etwas, Frau Hofer›.» Für sie sei das Einkaufen aber eine Frage der Selbstverantwortung gewesen. Die Gemeinde stellte dann an den entsprechenden Orten Plakate auf, mit der Aufforderung, die Regeln zu beachten und verbunden mit einem Hinweis auf das Angebot der Kirchgemeinde, per App Einkaufswünsche zu äussern oder Hilfe anzubieten. Nationalratspräsident Andreas Aebi vermutet in dieser Zeitung, dass es wegen der Distanzregeln zu einer Entfremdung kommen könnte, weil die gemeinsamen Erlebnisse fehlen. Stimmen Sie ihm zu?

«Ich würde nicht so weit gehen, von einer Entfremdung zu sprechen. Aber das gesellschaftliche Leben, die gemeinsamen Anlässe, fehlen den Menschen im Dorf. Viele fanden andere Gefässe, um etwa familiäre Beziehungen zu pflegen: FaceTime, Skype oder regelmässige Telefongespräche. Die Überschaubarkeit eines Dorfes hat in einer solchen Situation Vorteile. Man kennt einander und ist auch mal bereit, bei einem Problem den Nachbarn um Hilfe zu bitten. Wir haben uns nicht entfremdet, aber es ging etwas verloren.» Dass die Corona-Zeit die Einstellungen der Bevölkerung nachhaltig verändern wird, glaubt sie nicht. Man werde es aber wieder mehr geniessen, dass man den Geburtstag in einer grossen Runde feiern und einander wieder an einem Dorffest treffen kann. Es sei schon erstaunlich, wieviele Leute in

dieser Zeit die Schweiz entdeckt hätten. Es sei aber nicht zu erwarten, dass man in Zukunft weniger ins Ausland reisen werde, glaubt Hofer. «Wir Schweizer leben auf kleinem Raum, uns zieht es deshalb auch an unbekannte Orte oder ans Meer.» «Never waste a good crisis», soll Winston Churchill einmal gesagt haben. Das bedeutet frei übersetzt, man soll niemals eine gute Krise verschwenden, weil sie Chancen für Neues bietet. Wo sehen Sie die Chancen?

«Was auch immer passiert, dieser Vater im Himmel hat mich bedingungslos gern. Was auch immer ich tue, er steht zu mir und ich kann mich auf ihn verlassen.» «Wir sollten die Offenheit für Neues, unsere Flexibilität und Kreativität in die Zeit nach Corona mitnehmen. Und neue Arbeitsmodelle ausprobieren: zum Beispiel zwei Tage zuhause im Home-Office und die übrige Zeit im Büro. Gastrobetriebe, die bisher nur auf die Leute vor Ort gesetzt haben, könnten ihr Angebot mit einem Take-Away verbinden oder regelmässig eine Kantine beliefern. So könnte man den Lebensunterhalt etwas breiter abstützen.»

ZUR PERSON

«Kontaktfreudig, immer gut gelaunt und vielseitig interessiert.» Mit diesen drei Wörtern beschreibt sich Christine Hofer (50). Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Gelernt hat sie Koch und wurde nach der Geburt des ältesten Sohnes zur Familienfrau. Später stieg sie in die Politik ein, zuerst als Gemeinderätin im Bereich Bildung und heute im vierten Jahr als Gemeindepräsidentin.

«Was auch immer passiert, dieser Vater im Himmel hat mich bedingungslos gern. Was immer ich auch tue, er steht zu mir und ich kann mich auf ihn verlassen.»

Daneben bleibt Zeit für das Skifahren, Wandern und Joggen und das Geniessen der Natur. Hie und da reicht es auch dafür, neben Dossiers auch mal ein Buch zu lesen. Nach einem anstrengenden Tag entspannt sie sich am liebsten bei einer guten Tasse Kaffee. Sie schätzt es, wenn sich ihr Mann dazusetzt und beide über den Tag austauschen können.

Das habe ihr auch beim Fällen von Entscheidungen geholfen, die manchmal auch unpopulär waren. Wenn sie den Eindruck habe, dass sie etwas intensiv mit Gott bereden sollte, suche sie ihren Lieblingsplatz auf: ein Bänkli oberhalb des Dorfes.

Zu den Lieblingsapps von Christine Hofer gehört nach wie vor WhatsApp. Auch auf ihre Bibel-App möchte sie nicht verzichten. Hier kann sie ermutigende Verse lesen, auch wenn sie gerade keinen Internet-Empfang hat.

«Von dort aus hat man einen schönen Blick über das Dorf. Ich habe an diesem Platz immer wieder ganz tiefe Momente mit Gott erlebt.» (hps)

Das Mutigste, das sie jemals getan hat, war ein Tandem-Absprung! Das habe sie mit 22 Jahren enorm viel Überwindung gekostet. «Ich würde es wieder tun», verrät uns die quirlige Gemeindepräsidentin.

Christine Hofer hat in der Krise erlebt, wie ihr der christliche Glaube Halt gab. Für sie sei es gerade in dieser Krisenzeit wichtig gewesen, zu wissen:

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22 zvg

CHRISTOPH TRUMMER

LIEDERMACHER, LOBBYIST, LEBENSKÜNSTLER Christoph Trummer setzt sich in dieser Zeit, in der praktisch alle Kunst und Kultur brachliegt, auf politischer Ebene für die Musikschaffenden ein. Liebend gerne würde der 42-jährige Berner Oberländer auch selbst auf Tournee gehen, zumal er 2020 mit «Familienalbum» sein wohl bisher persönlichstes Album herausbrachte. Er thematisiert darin den frühen Tod seiner Eltern. «Was ist der grösste Wert der künstlerischen Arbeit? Sie macht ein Angebot, selbst in den Spiegel zu schauen und das eigene Leben zu betrachten.» Das ist das Selbstverständnis von Christoph Trummer als Mensch, der das Leben tief ergründen und andere daran teilhaben lassen möchte. Dieses Herausfordern, Provozieren und damit die andere Person aufs eigene Leben Zurückwerfen gelingt dem Liedermacher nicht nur durch seine tiefgründigen und doch schnörkellosen Texte, sondern bereits durch die Art und Weise, wie er heute in Urtenen-Schönbühl lebt. Solidarisch Wohnen

Er teilt sein Leben mit insgesamt 27 Personen in der solidarisch organisierten Lebensgemeinschaft SoWo. Ein Teil der Gruppe ist in einer Gemeinsamen Ökonomie noch enger verbunden. Das heisst konkret: alle Löhne fliessen auf einem gemeinsamen Konto zusammen, über welches dann alle anfallenden Rechnungen beglichen werden. «Dieses Konzept der Gemeinsamen Ökonomie hat meine Partnerin und mich als Musiker in der ersten Zeit der Pandemie finanziell durchgetragen, weil wir länger auf Hilfszahlungen warten mussten.» In einer grossen Gemeinschaft zu leben, habe HOPE EMMENTAL

Name: Alter:

Christoph Trummer 42 Jahre

Familie: feste Partnerschaft, ein Kind Wohnort: Urtenen-Schönbühl


23 in Zeiten von Corona schöne und schwierige Seiten. Beim Essen etwa müsse man in «Seuchengruppen» getrennt an den Tischen sitzen. Und auch sonst im Alltag die Abstände einzuhalten, sei nicht einfach. Für einige sei es aber auch ein Segen, «denn bei uns ist niemand allein». Was die Gemeinschaft verbindet, sind ähnliche Ideale punkto Konsum und Zusammenleben. Man unterstützt einander und führt gar nicht genau Buch, wer wie viel einzahlt oder ausgibt. Nur ausserordentliche Ausgaben von über 400 Franken müssten angemeldet werden, damit es keine unerwarteten Engpässe gebe, erwähnt Christoph Trummer beiläufig. «Wir sind zwar nicht eine christliche Gemeinschaft, gleichwohl hat dieses solidarische Leben für mich etwas sehr Christliches. Wenn man nicht nur für sich selbst schaut, sondern im Vertrauen miteinander grosszügig teilen kann, ist das etwas sehr Schönes. Da denke ich oft an die guten Geschichten, die Jesus erzählt hat.» Familienprägung

Christoph Trummers gute Kenntnisse der biblischen Geschichten haben in erster Linie mit seiner familiären Herkunft zu tun. Er wuchs in Frutigen in einer Familie auf, die regelmässig eine Freikirche besuchte. Wie ihn dies prägte, aber noch viel mehr, wie ihn seine Eltern, ihre Geschichte und ihr Tod prägten, sind zentrale Themen seines Werks «Familienalbum», das als CD-Buch erschienen ist und das von der Berner Zeitung BZ als «literarischer Wurf» gelobt wurde.

«Plötzlich war niemand mehr da, der meine Prioritäten im Leben kritisierte und verurteilte.» Tatsächlich entpuppt sich der Liedermacher auch als Schriftsteller, wenn er zum Beispiel über die Gleichzeitigkeit von sich widerstrebenden inneren Bewegungen schreibt und darüber sinniert, ob es wohl schwieriger sei, mit schweigenden oder verstorbenen Eltern weiterzuleben. Es war im März 1998, als das Herz seines Vaters versagte. Drei Jahre später, im Juli 2001, verstarb die Mutter an den Komplikationen einer Krebserkrankung. Da war Christoph Trummer 19 beziehungsweise 22 Jahre alt. Trummer gesteht, dass der Tod seines Vaters für ihn durchaus eine Erleichterung war. «Plötzlich war niemand mehr da, der meine Prioritäten im Leben kritisierte und verurteilte», schreibt er. Ein anderer Teil in ihm hätte die Beziehung aber auch gerne

weitergeführt. Wie käme er wohl heute mit seinem Vater aus, fragt sich der 42-Jährige, der inzwischen selbst Vater einer dreijährigen Tochter ist. Diese schonungslose Ehrlichkeit, mit der Trummer die Beziehung seiner Eltern zueinander und zu den Kindern betrachtet, macht dieses Buch aussergewöhnlich. Dabei wird er nach und nach versöhnlicher mit seinen Eltern, wenn er schreibt, sie hätten zwar schon oft nur nebeneinander funktioniert, aber «irgendwie hatten sie einander schon gern». Heute wisse er aus eigener Erfahrung, dass in Beziehungen höchst selten alles immer einfach und harmonisch bleibt. «Wenn man sich richtig kennenlernt, dann kommt viel Schönes, aber auch viel Herausforderndes zum Vorschein. Das gehört dazu.» Sinn des Lebens

Die Auseinandersetzung mit dem Schweren und den Widersprüchen im Leben haben Christoph Trummer geformt, sodass er heute auch über schwierige Themen wie den Tod gut reden kann. «Es gibt so viele Faktoren, die den Tod eines jeden Menschen zu einem unvergleichbaren Ereignis machen. Im öffentlichen Diskurs haben diese sehr individuellen Prozesse leider nur wenig Platz.» Auch seit er 2017 Vater wurde, habe er in Gesprächen immer wieder festgestellt, dass sich viele stärker mit dem Metaphysischen beschäftigen, als es der öffentliche Diskurs zeigen mag. «Wenn man eine Geburt erlebt hat, diese Heiligkeit des Lebens, dann kann man sich dieser Kraft kaum entziehen.»

Ausdauer verloren.» Gerade wenn man noch am Anfang stehe oder nur wenig Zeit für die Musik habe, stelle sich in dieser Zeit erst recht die Sinnfrage. Bedroht sind auch Bars und Restaurants, welche die Kultur gefördert haben. «Es wird auf jeder Ebene des Kulturbetriebs weniger geben.» Und dennoch gibt sich Trummer kämpferisch. Es müsse irgendwie weitergehen. Der Wunsch, durch sein künstlerisches Wirken noch mit vielen Menschen in einen inspirierten Austausch zu treten und gemeinsam in diesen Spiegel zu schauen, in dem man das eigene Leben reflektieren kann, motiviert ihn weiterzumachen. Positiver Entwicklungsprozess

Auch selbst möchte er so leben, dass ihm jederzeit jemand den Spiegel hinhalten könnte. «Natürlich möchte ich das, was ich im Spiegel sehe, annehmen können. Ich möchte Nachsicht mit mir selbst haben, ohne mir gleich alles durchgehen zu lassen.» Schlussendlich sei wohl entscheidend, ob es einen positiven Entwicklungsprozess gebe und vorwärts gehe. «Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern vielmehr um den Prozess an sich, meine Entwicklung als Mensch.» (fw)

Den Sinn des Lebens sieht Trummer im Leben selbst. Spirituelle und religiöse Lebensanschauungen schliesst das für ihn nicht aus. Er versteht und schätzt sie auch als Wortschatz um das Unfassbare am Leben zu benennen. «Dies ist die eine Gelegenheit, die ich habe, ein Leben als Christoph Trummer zu leben. Die Neugier darauf, wo es mich noch hinführt, treibt mich an und hilft mir, mich auch mal durchzubeissen.» Existenzkampf

Apropos Durchbeissen, da wären wir bei Christoph Trummers Engagement für die freischaffenden Musiker in der Schweiz. Konkret vertritt er die Interessen des Berufsverbands SONART auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. «Ich vertrete die Musik in der 'Taskforce Culture', in der das ganze Ökosystem der Kultur – von den Kulturschaffenden über die Veranstaltenden bis zu den Agenturen und den technischen Berufen – vertreten ist.» Für die Kultur sei die Pandemie in der Tat ein Existenzkampf. Einige Mitstreiter hätten in diesem Kampf bereits aufgegeben, stellt Trummer traurig fest. «Es war schon vor Corona ein Fight, jetzt haben einige die

FAMILIENALBUM BUCH & CD-SET

ISBN: 978-3-03739-373-4 Trummers CD-Buch «Familienalbum» geht den Spuren nach, die Familiengeschichte im eigenen Leben hinterlässt. Es tut das mit akustisch gehaltenen Folksongs, den Bildern von Illustrator Gefe und in einem persönlichen Essay, in den auch die Erfahrungen von anderen Stimmen eingeflochten sind. Bestellen kann man es direkt bei www.trummeronline.ch oder in allen Buch- und Musikgeschäften. HOPE EMMENTAL


14 HOFFNUNG IN DER KRISE #1

MUT FASSEN UND LOSLASSEN Über vier Generationen war die Tschamerie 34 in Hasle b. Burgdorf eine Töpferei. 2012 haben Markus und Evelyne Aebi Mut gefasst und den Familienbetrieb in ein stilvolles Land-Café mit Geschenkboutique und Mini-Hotel umgewandelt. Wie gehen sie mit dem erzwungenen Stillstand durch die Coronakrise um? Markus und Evelyne Aebi, wenn ihr euch an das Frühjahr 2020 erinnert, welche Gefühle und Gedanken steigen in euch auf?

Die Ankündigung des ersten Lockdowns im März 2020 war ein grosser Schock für uns! Man verabschiedet seine letzten Gäste, räumt alles auf, löscht das Licht – und wälzt viele Fragen… Wir hatten schon ein mulmiges Gefühl, was unsere Zukunft betrifft. Niemand konnte wissen und abschätzen, wie sich die Lage entwickeln würde.

Wie seid ihr mit der freien Zeit und Ungewissheit umgegangen?

Wir haben lange Gespräche miteinander geführt und sind häufig spazieren gegangen. Es kam nicht drauf an, ob wir eine oder drei Stunden im Wald waren; das hat gutgetan. Wir haben auch viel gelesen. Als wir eines Abends in der Bibel lasen, stiessen wir auf die Passage in Zefanja, Kapitel 3, Vers 17. Dort steht: «Ich bin der Herr, euer Gott, ich bin in eurer Mitte, ich bin stark und ich helfe euch.» Das schlug in meinem (Evelynes) Herzen ein wie eine Bombe. Diese klare Zu-

sage holte mich aus meinem Loch heraus. Ich hatte wieder Perspektive, konnte Hoffnung schöpfen und neue Kraft. Wir wussten beide, mit Gottes Hilfe würden wir es schaffen. Welchen Verlauf nahm das Jahr und was hat euch gefreut?

Nach dem Lockdown waren viele Gäste verunsichert, der Betrieb kam nur langsam in die Gänge. Aber wir hatten einen guten Sommer und dafür sind wir sehr dankbar. Als die Fallzahlen im Herbst wieder stiegen, stand unser Hauptgeschäft auf dem Spiel: die Winter- und Weihnachtsaison mit Märkten und Messen. Tatsächlich wurde alles abgesagt. Der zweite Lockdown hat mir (Markus) mehr zu schaffen gemacht. Viele Betriebe in eurer Branche fühlen sich ungerecht behandelt. Habt ihr keine Wolle im Bauch?

Sicher, man fühlt sich machtlos und durch die Beschlüsse der Regierung hin- und her «gespickt» wie ein Pingpongball. Wir hatten wie viele andere Gastronomen alle Regelungen befolgt und in Schutzkonzepte investiert. Entsprechend hart war es, die erneute Schliessung für Gastrobetriebe zu akzeptieren. Aber wir sind positive Menschen, versuchen, stets das Gute zu sehen. Wir erleben auch eine grosse Wertschätzung unserer Kunden. Vieles sind ältere Personen, die das Café sehr vermissen. Wir führen mit zahlreichen Menschen sehr persönliche Gespräche. Wir sind auch dankbar, verschiedene Standbeine zu haben. Die Hotelübernachtungen waren über den Winter sehr gut gebucht. Die wärmere Jahreszeit hat begonnen, die Erfahrung vom letzten Jahr zeigt, dass sich die Lage entspannen könnte. Euer Rück- und Ausblick?

Name: Alter:

Markus & Evelyne Aebi 60 & 54 Jahre

Familie: verheiratet, zwei Kinder Wohnort: Hasle b. Burgdorf HOPE EMMENTAL

Krisen gehören zum Leben, sie können auch ein Segen sein. Man überdenkt sein Leben. Ich (Markus) habe schon so manche Krise überstanden. Jede hat mich weitergebracht und ich habe viel lernen dürfen. Leben besteht aus Loslassen. Aber man fragt sich schon, welchen Lauf die Welt nehmen wird, in welches Wertesystem wir hineingeraten. Was ist noch wahr, auf wen können wir uns verlassen? Wenn Zweifel auftauchen, rufen wir uns jeweils den Bibelvers aus dem Buch Zefanja in Erinnerung. Ohne unseren Glauben könnten wir nicht so ruhig und geduldig bleiben. Es ist nicht so, dass mit Gott in unserem Leben alles rund läuft. Aber er lässt uns nicht fallen, sondern fängt uns auf. Trotz aller Ungewissheit bleiben wir zuversichtlich und freuen uns auf einen guten, schönen Sommer. (fw/mhe) www.landcafe.ch


15 HOFFNUNG IN DER KRISE #2

«ICH WEISS, WO ICH HINGEHE!» Christine Bläuer aus Biglen traf vor Kurzem ein harter Schicksalsschlag: Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Was gibt ihr Hoffnung und Halt? Schon im Oktober 2020 realisierte Christine Bläuer, dass es ihr körperlich nicht gut geht. Sie hatte zunehmend Schmerzen. «An einem schönen Nachmittag als ich etwas aus dem Geschirrspüler nehmen wollte, hörte ich plötzlich ein Krachen in meinem Rücken», erzählt sie im Video-Interview vom 19. Januar 2021 mit Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich. Daraufhin sei sie zum Arzt gegangen, der sie nach verschiedenen Untersuchungen mit Krebs diagnostizierte. Nachdem Christine Bläuer bereits vor acht Jahren erstmals einen Kampf gegen Krebs führte und gewann, ist die Krankheit nun heftiger zurückgekehrt. «Ich fühle mich nach wie vor bei Gott geborgen»

Christine Bläuer (56) wohnt zusammen mit ihrem Mann in Biglen BE, hat vier erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Sie ist Familienfrau und engagiert sich seit Jahren in interkulturellen, ökumenischen Projekten. Seit Januar 2020 ist sie Koordinatorin des Projekts «zusammen hier», das Geflüchtete bei der sozialen und beruflichen Integration unterstützt.

Wasser und während den ersten Monaten in ihrem neuen Zuhause tötete der Vater über 60 giftige Schlangen rund um ihr Haus. Als Christine in der fünften Klasse war, verliess die Familie Kamerun und kehrte wieder in die Schweiz zurück. Schaut Christine nun auf diese ereignisreiche und durchaus gefährliche Zeit zurück, ist sie dankbar für die Bewahrung Gottes, die sie jeden Tag erfahren durfte. «Mit Jesus bin ich immer verbunden»

Trotz der Krankheit beschreibt sich Christine Bläuer als mutige und freie Person. Sie sehe auch während der Chemotherapie die Chancen, Menschen zu begegnen und mit ihnen über Gott zu sprechen. Erst durch die Krankheit habe sie nochmal die Wich-

tigkeit des Ewigkeitswerts erkannt. «Es gibt keine Sache, die ich tue, ohne mit ihm verbunden zu sein», sagt Christine über ihr Gebetsleben und ihre Beziehung zu Jesus. Gesunden Menschen gibt sie folgenden Rat auf den Weg: «Wenn du auf das schaust, was gut ist, dann geht es dir auch besser.» Es brauche keine Todesdiagnose, um so zu leben, als wäre der heutige Tag der letzte. Keine Angst vor dem Tod

«Jesus ist der, der für mich am Kreuz starb, damit ich ewiges Leben haben kann.» Er sei ihre Hoffnung und ihr Halt in dieser schwierigen Zeit und gebe ihr, trotz der Diagnose, eine Perspektive. Sie habe auch keine Angst vor dem Tod, denn das Sterben sei für sie der Wechsel vom Zustand des Glaubens hinüber in den Zustand des Sehens. «Ich weiss, wo ich hingehe», bringt sie diese hoffnungsvolle Perspektive auf den Punkt. «Ich habe es nie bereut, mit Jesus unterwegs zu sein. Er hat mich nie losgelassen!» Jesus gebe ihr die Kraft, die sie jeden Tag brauche. Ihr einziger und letzter Wunsch sei, die Hochzeit ihres Sohnes, welche im Juni stattfinden soll, noch miterleben zu dürfen. (hk/fw)

Zum Video-Interview

«Diese Diagnose ist ein Todesurteil», sagt Christine Bläuer. Innerlich habe sie schon länger gespürt, dass etwas in ihrem Körper nicht gut sei. Trotzdem hält sie an ihrem Vertrauen, dass Gott alles unter Kontrolle hat, fest. «Ich fühle mich nach wie vor bei Gott geborgen.» Den Krebs habe sie nie als eine Strafe gesehen, die Gott ihr auferlegt hatte. Vielmehr glaube sie an einen Gott, der Wunder tut, dennoch überlasse sie es ihm, ob er sie noch auf dieser Erde heilen möchte oder erst im Himmel. Schon oft von Gott bewahrt

Lebensbedrohlichen Gefahren war Christine Bläuer schon früh in ihrem Leben ausgesetzt. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, reiste ihre Familie während 16 Tagen mit einem Schiff nach Kamerun, da ihr Vater angefragt wurde, dort Missionsarbeit zu leisten. In den ersten Wochen hatten sie weder Strom noch

Namen: Christine Bläuer Alter: 56 Jahre

Familie: verheiratet, vier Kinder und vier Enkelkinder Wohnort: Biglen HOPE EMMENTAL


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HOFFNUNG IN DER KRISE #3

«IN JEDER KRISE VERSTECKEN SICH NEUE WEGE» Andrea Nyffenegger weiss, was es heisst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Sie war 13 Jahre mit Andreas Steiner, dem ehemaligen Leiter der Freikirche EGW Waltrigen, verheiratet. Dieser starb im Alter von 41 Jahren an der Lungenkrankheit Cystische Fibrose. Wie schaffte sie es, wieder aufzustehen und einen Neuanfang zu wagen?

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Name: Alter:

Andrea Nyffenegger 40 Jahre

Familie: verheiratet, ein Kind Wohnort: Grosshöchstetten

Andrea Nyffenegger, die Leidensgeschichte von Andreas Steiner und sein Kampf mit der Lungenkrankheit «Cystische Fibrose» (CF) hat in der Region viele Menschen bewegt. Wie war das für dich, ihn durch diese Zeit zu begleiten?

Es war einerseits eine grosse Herausforderung, aber auch eine grosse Ehre, Res durch diese Zeit zu begleiten. Ich bin daran stark gewachsen. Wir erlebten als Paar, aber auch als Kirche immer wieder, wie Gott in unsere tiefen Nöte eingriff. Und Res war ein starker Kämpfer – in vielerlei Hinsicht.


19 Du wusstest bereits, als du Res kennengelernt hast, dass du ihn wegen der CF vielleicht schon früher loslassen musst. Hat dir das damals nicht Angst gemacht?

Ich habe mir viel Zeit genommen vor unserem Beziehungsstart und für mich intensiv geprüft, ob ich wirklich bereit bin für diesen Weg. Ich tauschte mich hierbei auch mit Familie und Freunden aus, weil es mir bewusst war, dass ich einen Mann heiraten würde, welcher ein grosses Wunder Gottes braucht. Doch ich spürte Gottes Reden und seine Wegweisung, dass ich mich sicher genug fühlte, Ja zu sagen zu einer gemeinsamen Zukunft mit Res. Wir erlebten 13 intensive und sehr schöne Ehejahre, welche ich nicht missen möchte – auch wenn ich nicht mit einem solch raschen Ende rechnete.

«Wir erlebten als Paar, aber auch als Kirche immer wieder, wie Gott in unsere tiefen Nöte eingriff.» Fällt es dir heute schwer, über den Tod deines ersten Mannes zu reden?

Nein, das fällt mir nicht mehr schwer. Drei Tage vor dem Tod musste Res ins künstliche Komma versetzt werden, da sein Herz und seine Lunge einen Moment ausfielen. Von diesem Zeitpunkt an wusste ich innerlich, dass Res sterben würde. Verschiedene Freunde und Familienangehörige kamen nochmals vorbei, unterstützten mich am Krankenbett und wir erzählten uns, welch ein Segen das Leben von Res für uns war. Das war für mich sehr trostreich und mit einem grossen Frieden verbunden. Wir glaubten in all den Jahren fest daran, dass Gott Res von dieser Krankheit heilen würde. Das förderte unser Glaubensleben stark – obwohl wir gegen Ende auch Frustration erlebten, als sich sein Gesundheitszustand so rasch verschlechterte. Der Glaube, dass Gott alles im Griff hat, ermutigte uns jedoch bis zum Schluss fest. Du warst beim Tod deines Ehemanns Mitte Dreissig. Wie lange ging dann dein Trauerprozess und wie gestaltete er sich?

Ich erlebte einen sehr intensiven Trauerprozess, auch durch externe professionelle Unterstützung. Obwohl ich von meinem Charakter her Schmerz eher aus dem Weg

gehe und diesen lieber verdränge, war mir sehr wichtig, den Schmerz intensiv zuzulassen und da hindurchzugehen. Das erste Jahr war sehr intensiv und so schwer, wie ich noch nichts sonst erlebte. Plötzlich alleine zu stehen mit meinem Leben zog mir den Boden unter den Füssen weg. Mein Job half mir in dieser Zeit enorm. Ich hatte damals die Geschäftsleitung der Spitex Region Lueg für ein halbes Jahr interimsmässig inne. Das half mir, täglich aufzustehen und mich nicht zu verkriechen. Ich musste lernen, meine Freunde in mein Erleben miteinzubeziehen, Schwäche immer wieder zuzulassen, meine Bedürfnisse mitzuteilen und Hilfe anzunehmen. Dank meinen Eltern und engen Freunden erlebte ich ganz viel Unterstützung und Begleitung. Heute kannst du mit etwas Distanz auf dieses «dunkle Tal» zurückblicken. Was nimmst du als Erkenntnis aus dieser Zeit mit für dein Leben?

Ich habe gelernt, wie zerstörerisch Selbstmitleid ist! Wenn ich mich darauf fokussiere, was ich alles verloren habe, was alles nicht mehr ist und nie mehr so sein wird, dann tut das meiner Seele nicht gut. Die Versuchung war manchmal gross, mich diesen Gefühlen hinzugeben. Einen kurzen Moment ist Selbstmitleid sogar wohltuend – jedoch nur ganz kurzfristig. Diese Gedanken und Gefühle zerstören auf Dauer jeden Fokus und Blick auf das Positive, auf die Aspekte im Leben, die gut sind. Ich verliere den Blick dafür, dass Gott IMMER einen Weg sieht, bereit hat und ihn mir zeigen möchte.

Die Geburt meiner Tochter war für mich überwältigend. Ich empfand dies auf jeden Fall sehr intensiv – auch weil ich nicht mehr dachte, dass ich dieses Geschenk noch erleben darf. Ich hatte mir immer sehr gewünscht, Mami zu werden. Leider wurde dieser Wunsch in meiner ersten Ehe nicht erfüllt, was für mich viele Jahre ein schmerzlicher Prozess war. Nach dem Tod meines ersten Ehemannes war ich schon in einem etwas fortgeschrittenen Alter, um noch Kinder zu bekommen. Trotzdem erlebte ich mehrere Situationen, in denen ich den Eindruck hatte, Gott gebe mir die Verheissung, noch ein Kind zu bekommen. Die Geburt unserer Tochter ist deswegen für mich nicht nur ein mega Geschenk, sondern auch die Erfüllung von Gottes Reden in meinem Leben.

«In jeder Krise verstecken sich neue Wege, die wir gehen können, falls wir uns darauf einlassen.» Worauf freust du dich am meisten in dieser neuen Lebensphase?

Mein Leben hat in den letzten Jahren sehr grosse Veränderungen erfahren. Ich darf erneut mit einem wunderbaren Mann verheiratet sein und Familie erleben und leben. Das ist ein grosses Geschenk und erfüllt mich immer wieder mit grosser Dankbarkeit. Ich freue mich über das Unterwegssein als Familie. Unsere kleine Tochter aufwachsen zu sehen, ist jeden Tag ein Abenteuer.

«Ich habe gelernt, wie zerstörerisch Selbstmitleid ist.»

Du bist auch beruflich sehr gefordert als Stellvertretende Geschäftsleiterin der Spitex Region Lueg. Wie hast du gerade auch die letzten 12 Monate mit der Corona-Pandemie erlebt?

Ich kann mich entscheiden, wie ich weitergehen will und die Verantwortung für mein Leben neu ergreifen. Das habe ich glücklicherweise immer wieder geschafft.

Ich bin immer wieder erstaunt und etwas sprachlos, was ein kleines Virus in unserer Zeit anstellen konnte. Es malt uns vor Augen, dass wir das Leben nicht im Griff haben und auch nicht kontrollieren können. Es kann Angst auslösen, aber es kann uns auch helfen, uns wieder Gott zuzuwenden, weil wir in dieser Situation dringend jemanden brauchen, der über diesem Virus steht und dem wir unser Leben, unsere Gesundheit und Zukunft anvertrauen können. Ich hoffe, dass viele Menschen in dieser Zeit mit Gott ins Gespräch kommen und erleben dürfen, dass er da ist, dass er Hoffnung, Kraft und neue Perspektiven schenkt. In jeder Krise verstecken sich neue Wege, die wir gehen können, falls wir uns darauf einlassen. (fw)

Inzwischen hast du wieder geheiratet und bist im August 2020 sogar Mutter einer Tochter geworden. Herzliche Gratulation!

Merci vielmals! Die Geburt eines Kindes ist immer ein emotionaler Moment – etwas vom Grössten im Leben. War dieses Erlebnis für dich – nach allem, was du in den letzten Jahren durchgemacht hattest – vielleicht noch intensiver?

HOPE EMMENTAL


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«ICH MUSS

NICHT

PERFEKT SEIN»

ANNA BIERI, GEMEINDERATSPRÄSIDENTIN BOLTIGEN

Name: Alter:

Seit einem Jahr ist Anna Bieri (62) Gemeinderatspräsidentin von Boltigen. Acht Jahre engagierte sie sich im Gemeinderat. Für Boltigen wünscht sich die Bauerntochter Wachstum. Wie kamen Sie in die Politik?

Meine Mutter wurde früh Witwe und lebte sehr bescheiden. Sie hat mir Werte wie Demut und Einsatz für die Mitmenschen vermittelt. Schon als Kind war ich in Vereinen: Turnclub, Skiclub, Skischule, später Frauenverein… Vereinen und freiwilligem Engagement mangelt es oft an Wertschätzung. Hierfür setze ich mich ein. Welche Eigenschaften braucht man als Lokalpolitikerin?

Eine gute Vernetzung. Man muss die Bürgerinnen und Bürger kennen. Auch habe ich als Kassiererin der Milchgenossenschaft einen guten Draht zu den Landwirten, wir bewirtschaften selbst einen Hof. Wie motivieren Sie Junge für die Politik?

Ich mache ihnen Mitbestimmung schmackhaft, etwa bei spannenden Projekten wie Sportevents. Wenn man junge Leute zusammenbringt, entsteht eine Dynamik. Das Durchschnittsalter im Gemeinderat beträgt 45 – wir sind also nicht schlecht aufgestellt. Sie haben eine harte Zeit durchgemacht. Erzählen Sie uns davon!

2015 wuchs mir alles über den Kopf. Der Drei-Generationen -Landwirtschaftsbetrieb, meine Arbeitsstelle auswärts,

Gemeinderat, freiwilliges Engagement... Mein Schwiegervater wurde dement, meineMutter musste notfallmässig ins Spital. Nach meinem Zusammenbruch wurde mir eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert. Längere Zeit verbrachte ich stationär in der Klink Münsigen – eine heilsame Zeit. Ich habe gelernt, dass ich nicht perfekt sein muss und Hilfe annehmen darf. Viele Gespräche finden seither auf einer anderen Ebene statt; die Leute vertrauen mir eigene Nöte an. Wie stehen Sie zum Begriff Hoffnung?

Ich finde Hoffnung in meiner Familie und im Beisammensein. Diese Zeit ist für mich das Kostbarste. Unser Lebensstandard ist unglaublich hoch. Corona hat uns auf den Boden der Tatsachen geholt. Trotzdem wollen und können nur Wenige verzichten, vor allem aufs Reisen. Welche Ziele verfolgen Sie für Boltigen?

Unser Friedhof soll herzlicher und schöner gestaltet werden, idealerweise mit einem Park. Unser grösstes Ziel: Boltigen soll wachsen. 2025 möchten wir wieder 1‘500 Einwohner zählen. Unsere Gemeinde verfügt über günstiges Bauland. Investoren sind da, immer mehr Baumaschinen im Einsatz und die Auftragsbücher voll. Wir sind auf einem guten Weg. (fw./mhe.)

Anna Bieri 62 Jahre

Familie: Verheiratet, 2 Kinder Wohnort: Boltigen

ZUR PERSON

Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Boltigen: In unserer schönen Bergwelt! In den Bergen ist man dem Himmel und der Hoffnung ein Stück näher. Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Aktuell mit einem Metermass in der Tasche alles ausmessen und planen für den Umbau unseres Bauernhauses. Meine Lieblingsmusik: Mundartsongs z. B. «Heiterefahne», «Heimweh nach de Bärge» Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: Pinterest

ZUR SERIE

Sie engagieren sich für das Wohl der Bevölkerung und sind Hoffnungsträger: Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten. In den «Hope»Zeitungen lassen wir einige von ihnen zu Wort kommen und fühlen ihnen den Puls. HOPE NR.7


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«MAN MUSS MENSCHEN MÖGEN»

ROMAN LANZ, GEMEINDEPRÄSIDENT KANDERGRUND

Name: Alter:

Er hat einiges zu stemmen in Kandergrund: Gemeindepräsident Roman Lanz. Der zweifache Familienvater sieht sich nah bei den Leuten und hat die Zukunft im Blick – ohne das, was war und ist auszublenden. Wie kamen Sie in die Politik?

Das Vereinsleben war mein Eintrittstor. Turnverein, Schützenverein oder Kindergarten: Überall habe ich schnell und gern Verantwortung übernommen. Ich war auch acht Jahre im Kirchgemeinderat. Mein Engagement in der Wasserversorgung hat mich 2011 in den Gemeinderat geführt. Im Ressort «Bildung» hatte ich viel mit Menschen zu tun und durfte mich mit sozialen Belangen beschäftigen. Das hat mir, dem Techniker, gutgetan und in der politischen Laufbahn geholfen. Welche Eigenschaften braucht man als Lokalpolitiker?

Man muss das Volk spüren, gerade in einer kleinen Gemeinde wie hier. Wo drückt der Schuh, welche Wünsche sind da? Bei uns ist Parteipolitik weniger wichtig, es geht um die einzelnen Geschäfte. Die Leute wollen eigenständig bleiben. Ich unterstütze dies, höre ihnen zu. Das heisst aber auch, dass sie selbst aktiv werden müssen. Wie motivieren Sie junge Leute für die Politik?

Ich versuche ihnen ein Vorbild zu sein, zeige ihnen das Privileg auf, in unserem Land mitbestimmen und seine Meinung kundtun zu können. Abstimmen müssen sie selbst.

Mit der geplanten Räumung des Munitions-Depots in Mitholz und der Umsiedlung der Bevölkerung sind Sie gefordert. Wie gehen Sie damit um?

Roman Lanz (parteilos) 60 Jahre

Familie: Verheiratet, 2 Töchter Wohnort: Kandergrund

ZUR PERSON

Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Kandergrund: Golitschenalp

Ich versuche, nah bei den Menschen zu bleiben und die positiven Aspekte zu sehen. Wir müssen an zukünftige Generationen denken und die Sache jetzt anpacken. Schützenhilfe habe ich von Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Er lebt Offenheit und ist mir generell ein grosses Vorbild. «4 M», sagt er immer: «Man muss Menschen mögen.»

Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Pendenzen aufarbeiten oder einfach mal nichts tun und die Seele baumeln lassen.

Wie stehen Sie zum Begriff Hoffnung?

Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: Schwinger-App

Hoffnung ist ein Schlüssel! Der Mensch braucht eine Perspektive, damit es weitergehen kann. Ich versuche nicht zu oft von früher zu reden, ich möchte die Zukunft gestalten! Hoffnung finde ich persönlich bei meiner Familie und Freunden. Sie geben mir Kraft und halten mich in der Spur. Was ist Ihr grösstes Anliegen als Gemeindepräsident?

Eigenständigkeit und Einheit, so weit wie möglich. Es besteht ein Graben zwischen Mitholz und Kandergrund. Es sind zwei Dorfteile, aber wir sind eine Gemeinde. Wir Kandergrunder versuchen allen zu helfen, ein neues Zuhause aufzubauen. (fw./mhe.)

Meine Lieblingsmusik: Volkstümliche Schlager und Jodellieder

ZUR SERIE

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«LOKALPOLITIK IST DAS LEBEN!»

PETER ZUMBRUNN, GEMEINDERATSPRÄSIDENT BRIENZ

Peter Zumbrunn amtet seit fünf Jahren als Gemeinderatspräsident von Brienz. Er weiss sich freundlich, aber klar Gehör zu verschaffen, wuchs mit fünf Geschwistern auf einem grossen Bauernbetrieb auf. Im Interview verrät der gelernte Zimmermann und Maurer, was er sich für die Bevölkerung wünscht. Wie kamen Sie zur Politik?

Ich habe mich schon immer für Kommunalpolitik interessiert. Lokalpolitiker sind Frontsoldaten auf der spannendsten Stufe der Politik. Nach Bund und Kantonen folgen bereits die Gemeinden. Lokalpolitik ist das Leben! Welche Eigenschaften braucht man als Lokalpolitiker?

Man muss die Menschen und ihre Eigenheiten, die Kultur und das Vereinsleben kennen, im Gespräch bleiben. Ich nehme mir gerne Zeit, jemandem die (Hinter-) gründe eines Entscheids zu erklären. Das schafft Verständnis – auf beiden Seiten. Wie motivieren Sie junge Leute für die Politik oder ein Ehrenamt?

Ich versuche meine Begeisterung zu teilen. Freizeitgestaltung ist heute schier grenzenlos, jeder sieht primär sich selbst und sein Vergnügen. Ich bin in einem Jodelclub. Folklore boomt, die Leute sind fasziniert. Wenn ich vom Aufwand spreche, der dahintersteckt, reagieren viele zurückhaltend. Dasselbe gilt für politisches Engagement. Ich orte das Grundproblem auch in der Schule; Politik ist zu selten ein Thema.

Was macht für Sie ein erfolgreiches Leben aus?

Ich bin kein Materialist. Mein Leben als selbständiger Unternehmer, Familienvater und Politiker will ich so gestalten, dass ich meinem Umfeld und der Gesellschaft einen Nutzen bringe. Dabei möchte ich nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Wie stehen Sie zum Begriff Hoffnung?

Ich hoffe, soweit dies möglich ist, dass wir als Gesellschaft zurück zu Normalität finden, dass wir Entscheide akzeptieren können, auch wenn wir sie persönlich nicht verstehen. Dabei wünsche ich mir Vertrauen in die Verantwortlichen. Sie geben ihr Bestes. Um Hoffnung bewahren zu können, brauchen wir den Fokus auf das Gute und Positive. Ich persönlich finde Hoffnung und Halt in meiner Familie – hier kann ich zur Ruhe kommen. Welche Ziele verfolgen Sie für Brienz und die Bevölkerung?

Ich möchte mich für mehr Bäume und Schattenplätze an unserem schönen See einsetzen und den Verkehr beruhigen. Wer sich in seiner Wohngemeinde wohlfühlt, den zieht es nicht so schnell weg. (fw./mhe.)

Name: Alter:

Peter Zumbrunn (SVP) 51 Jahre

Familie: Verheiratet, 3 Töchter Wohnort: Brienz

ZUR PERSON

Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Brienz: Axalp, Arven Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Kriminalromane lesen Meine Lieblingsmusik: Je nach Anlass und Laune ist das verschieden; Jodel, AC/DC und alles dazwischen. Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: Academy der Schweizer Fleischproduzenten

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«HILF DOCH, TEIL DER LÖSUNG ZU SEIN!»

MANUEL LIECHTI, GEMEINDEPRÄSIDENT WATTENWIL

Name: Alter:

Greenhorn und alter Hase zugleich: Mit 32 Jahren ist Manuel Liechti der jüngste Gemeindepräsident und dienstälteste -politiker von Wattenwil. Sehr persönlich gibt der frischgebackene Vater Einblick in Höhen und Tiefen seines Lebens. Wie kamen Sie in die Politik?

Durch die Familie. Meine Mutter witterte früh eine Begabung bei mir, begründet durch meine Diskutierfreudigkeit und mein Helfer-Gen. Ein Mitschüler am Gymnasium konnte sehr stark argumentieren. Das hat mich herausgefordert und angespornt. Mit 19 begann ich im Finanzausschuss unserer Gemeinde, war bis zu meiner Wahl Ende 2020 zwölf Jahre politisch aktiv, davon sieben im Gemeinderat. Welche Eigenschaften braucht ein Lokalpolitiker?

Man muss lern- und lesewillig sein, empathisch und authentisch. Man muss den Menschen zuhören können, ihre Meinungen und Ideen ernstnehmen. Entscheidungen sollten möglichst neutral getroffen werden. Einer wird meistens enttäuscht. Das braucht eine dicke Haut. Wie motivieren Sie Junge, sich politisch zu engagieren?

Ich frage sie konkret: «Willst du mitlaufen oder mitbestimmen? Jeder hat etwas, das ihn nervt. Hilf doch, Teil der Lösung zu sein!» Es gibt viele Bereiche, in denen man aktiv werden kann. Die «Gesellschafts- und Kulturkommission» z. B., sie organisiert die Bundesfeier, den Wattenwil-Marsch oder die Fêtes de la Musique.

Sie bekräftigen den starken Rückhalt Ihrer Familie, haben dunkle Zeiten durchgemacht. Erzählen Sie uns davon!

Ich war sehr klein, als eine meiner beiden Schwestern durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Dieser Verlust war für alle schwer zu ertragen, schweisste uns jedoch als Familie noch mehr zusammen. Als junger Erwachsener litt ich unter Depressionen, zweifelte an meinem Selbstwert. Der Familienzusammenhalt, die liebevolle Unterstützung durch meine Geschwister und meine Eltern brachten wieder Licht in mein Leben. Wie stehen Sie zum Begriff Hoffnung?

Ich finde Hoffnung in kleinen Dingen wie einem unbeschwerten Lachen, glücklichen Menschen oder Momenten der Gemeinsamkeit, wenn alle Unterschiede verblassen. Hoffnung gibt auch der Zusammenhalt in Notsituationen, zum Beispiel bei einem Hochwasser. Was ist ihr grösstes Anliegen als Gemeindepräsident?

Die aufkommenden Spaltungen, wohl auch als Folge der Pandemie, bereiten mir Sorgen. Ich möchte die Menschen wieder näher zueinander bringen, das Miteinander stärken. Nur so können wir unseren guten Dorfgeist bewahren. (fw./mhe.)

Manuel Liechti 32 Jahre

Familie: Verheiratet, 1 Kind Wohnort: Wattenwil ZUR PERSON

Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Wattenwil: Ich fühle mich an der Gürbe ganz bei mir selbst. Das Rauschen des Wassers, das Zwitschern der Vögel und der gelegentliche Blick aufs Stockhorn lassen mich immer wieder erkennen, wie schön wir es hier haben und wie privilegiert sind. Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Jass, Zenga, Videotelefonie mit den Schwiegereltern. Meine Lieblingsmusik: von Latin Music über Pop, Rock bis HipHop, Rap Auf diese Apps möchte ich auf keinen Fall verzichten: SBB und Google Maps

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«ICH MÖCHTE ZUVERSICHTLICH BLEIBEN»

BARBARA JOSI, GEMEINDERATSPRÄSIDENTIN WIMMIS

Wenn man an einer Parteiversammlung den Mund aufmacht, hat das manchmal Folgen… Barbara Josi, seit 2013 Gemeinderatspräsidentin von Wimmis, ebnete es den Weg in die Politik. Wie kamen Sie in die Politik?

Ich gehörte schon länger der SVP an, war aber – im Gegensatz zu meinem ältesten Bruder – nicht politisch aktiv. Ich engagierte mich mehr in den Vereinen. Als ich mich an einer Parteiversammlung zu einer finanziellen Angelegenheit äusserte, wurde das «registriert». 2005 wählte man mich still in den Gemeinderat, 2013 schenkte man mir das Vertrauen als Gemeinderatspräsidentin. Wie motivieren Sie Junge dazu, sich (politisch) zu engagieren?

Nur wenige Leute sind heute noch bereit, Verantwortung zu übernehmen, Zeit und Energie zu investieren. Oft sind die Jungen der Väter, die mal etwas angekurbelt haben, federführend. In Wimmis haben wir ein reiches Vereinsleben. Auf politischer Ebene ist es schwieriger. Meinem Empfinden nach werden Junge im Gymnasium und an der PH bereits stark gelenkt. Man ermutigt sie für Schritte in die Politik. Auch im Bereich der Berufslehre wäre dies wünschenswert. Wie gehen Sie persönlich mit Rückschlägen im Leben um?

Bis jetzt hatte ich ein gutes Leben und kann

mich nicht beklagen. Was mir aus jungen Jahren in Erinnerung bleibt, ist ein J+SKurs, für den ich in Zermatt auf der Skipiste vorfahren musste. Man schloss mich aus dem Kurs aus, weil ich nicht durch die Tore fahren konnte. Ich war ich 22 und habe von Zermatt bis Wimmis geweint. Wie stehen Sie zum Begriff Hoffnung?

Sie zählt für mich zur christlichen Tugend: «Glaube, Liebe und Hoffnung». Ich verbinde damit eine positive Erwartungshaltung, fokussiere mich auf das Gute im Leben. Ich möchte zuversichtlich bleiben und dem Schlechten nicht zu viel Beachtung schenken.

Name: Alter:

Barbara Josi 55 Jahre

Familie: Verheiratet, kinderlos Beruf: Kauffrau Wohnort: Wimmis

ZUR PERSON

Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Wimmis: Ahorni Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Zu Hause bleiben und relaxen Meine Lieblingsmusik: Bruce Springsteen Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: Uhr

Welche Ziele verfolgen Sie für Wimmis?

Wir möchten ein lebenswertes Dorf bleiben, keine Steuererhöhung vornehmen müssen und unsere Schulen erhalten oder ausbauen. Wir möchten uns auch baulich weiterentwickeln – angesichts des kantonalen Richtplans eine Herausforderung. Mit 2600 Einwohnern hat Wimmis viele Gewerbebetriebe und drei Restaurants, die sehr gut laufen – das ist ein guter Standard, den es zu halten gilt. (mhe./fw.)

ZUR SERIE

Sie engagieren sich für das Wohl der Bevölkerung und sind Hoffnungsträger: Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten. In den «Hope»Zeitungen lassen wir einige von ihnen zu Wort kommen und fühlen ihnen den Puls. HOPE NR.7


4 STEPHAN THALMANN, AESCHI

WAS IHN SEIN HAHN LEHRT Stephan Thalmann strahlt über beide Ohren, wenn er vom Leben auf seinem Erlebnishof Hatti erzählt. Die Einzigartigkeit von Mensch und Tier lässt ihn jeden Tag staunen. Das Wort «Staunen» passt perfekt zum Landwirt, der seinen Hof ganz auf Kinder ausgerichtet hat. Mit ihnen das Leben zu entdecken, macht ihn selbst sehr glücklich. Wenn er daran zurückdenkt, wie er damals in den 80er-Jahren seine Lehre in der Psychiatriepflege in der Innerschweiz abbrach und in ein neues Abenteuer im Berner Oberland aufbrach, staunt Stephan Thalmann. Er begann damals als HattiKnecht im Verein Tabor, einer Institution für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Seit 1989 führen Stephan Thalmann und seine Frau Christina den Bauernhof Hatti, nach wie vor eng verbunden mit der Arbeit des Vereins «Kinderheimat Tabor». Einzigartigkeit stärken

Während der Schulzeit kommen die TaborKinder regelmässig auf den Hatti-Hof, um dort mitzuhelfen. Der Hof sei ganz auf die Kinder ausgerichtet, erklärt Stephan Thalmann. «Welche Vorteile bringt es den Kindern?», sei die zentrale Frage für ihn und sein Team. Eine Schlüsselfunktion im Konzept des Erlebnishofs komme den Tieren zu: «Wir setzen auf Vielfalt und beobachten immer wieder, wie wertvoll die Beziehung zwischen Kind und Tier ist.» Thalmanns sozialpädagogische Arbeit ist stark vom Wunsch geprägt, die Kinder in ihren Stärken zu stärken. «Ich versuche, die Einzigartigkeit jedes Lebewesens wahrzunehmen – bei den Tieren und bei uns Menschen. Im Umgang mit den Kindern begleitet mich die Frage, welche Gaben und Talente Gott in jedes einzelne Kind hineingelegt hat.» Dass Kinder in ihren individuellen Eigenschaften gesehen und gefördert werden, wünscht sich Thalmann auch für die Schulen. «Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn Kinder für die HOPE NR.7

Name: Alter: Familie: Wohnort:

Stephan Thalmann 58 Jahre 6 Kinder, 3 Enkelkinder Aeschi bei Spiez

Gesellschaft zurechtgebogen werden. Viele fühlen sich dann wertlos und an den Rand gestellt.» Tierwelt bietet Parallelen zum Leben

Wiehern, gackern, grunzen, meckern, bellen und krähen: Die Geräuschkulisse auf seinem Hof lässt Thalmann jeden Morgen neu über die Vielfalt der Schöpfung staunen. Er erzählt vom Hahn, der pünktlich um halb fünf den Tag begrüsse, mutig herumstolziere und sich dann um seine Hennen kümmere. «Er übernimmt Verantwortung für die Hennen und frisst erst, wenn sie gefressen haben.» Da komme ihm oft die Not alleinerziehender Mütter in den Sinn. «Wie sehr muss eine solche Mutter leiden, wenn niemand da ist, der die Verantwortung mitträgt.»

«Mich begleitet die Frage, welche Gaben und Talente Gott in jedes einzelne Kind hineingelegt hat.» Aus der Tierwelt könne man ohnehin viel fürs Leben lernen, ist Stephan Thalmann überzeugt. Deshalb habe Jesus wohl oft solche Metaphern verwendet. «Es stimmt, dass Schafe immer den Hirten suchen und

ohne ihn völlig verloren sind. Wenn ich sie jage, läuft jedes in eine andere Richtung, aber wenn ich mich umdrehe, folgen sie mir. Auch wir Menschen suchen einen Hirten, dem wir folgen können.» Diesen Schatz an Metaphern, die ein Erlebnishof bietet, setzt Thalmann auch bei der Arbeit mit den Kindern ein. «Land ob de Wolke»

Beim letzten Brunch-Gottesdienst der Familie Thalmann auf dem Hattihof lief das Jodellied «Land ob de Wolke». Die Worte hätten ihn innerlich stark angerührt und tief in sich habe er die Sehnsucht nach jenem Ort gespürt, so Stephan Thalmann. Seither höre er das Lied vom Jodlerklub Wiesenberg, das auf YouTube über vier Millionen Aufrufe hat, praktisch jeden Tag. «Ich erlebe mich manchmal als hoffnungslosen Fall. Umso mehr berührt mich der Gedanke, dass mir jemand eine Zukunft geben will und bereit ist, mich ewig auszuhalten. Da ist jemand, der mich so annimmt, wie ich bin, jemand, der ein bedinungsloses Ja zu mir hat.» (fw.) Mehr Infos und Kontakt zum Erlebnishof Hatti: www.erlebnishof.ch


zvg

4 MARLISE RAAFLAUB

VOM PARTYGIRL ZUR BERGBÄUERIN Marlies Raaflaub aus Gstaad fühlt sich wohl im Berner Oberland. Seit ihrer Ausbildung in der Krankenpflegeschule Spiez lebt sie hier. Zusammen mit ihrem Mann Ueli bewirtschaftet sie einen BioBetrieb. Auch die Schwiegereltern und ihre vier Kinder leben unter ihrem Dach. Heimat ist für Marlies dort, wo sie ihre Identität in Jesus leben kann. Wenn Marlies Raaflaub in ihrem Garten arbeitet, ist sie von der herrlichen Bergwelt des Saanenlandes umgeben. Sie liebt es, der Schöpfung nahe zu sein und sieht den Ertrag ihrer Sträucher und Beete als Geschenk Gottes. Gern lässt sie Wanderer daran teilhaben, indem sie ihr Hoflädeli immer wieder mit selbstgekochter Konfitüre, Bio-Glacé oder Nidle-Täfeli bestückt. Die Früchte erntet Marlies direkt vor dem Haus des Muhofs, die eigenen Kühe liefern Rahm und Alpkäse. Dieses Jahr wird die Ernte allerdings sehr gering ausfallen. Der Jahresanfang war zu nass. Weder Obst noch Gemüse werden mit Pestiziden behandelt, deshalb ist der Hof sehr vom Wetter abhängig. Doch Marlies vertraut darauf, dass Gott sie in jedem Fall versorgt. «In anderen Jahren hängen die Bäume dann wieder voller Früchte», erklärt die passionierte Gärtnerin. «Bärn hani gärn»

Aufgewachsen ist die 53-Jährige im Zürcher Weinland. Als Ausbildungsort zur HOPE NR.7

Name: Alter:

Marlies Raaflaub 53 Jahre

Familie: Verheiratet, 4 Kinder Wohnort: Gstaad

Krankenpflegerin wählte sie Spiez. «Das Berner Oberland hat mir schon immer gefallen», erklärt sie und lächelt. Auch wenn es sehr streng sei, am Berghang einen Bio-Hof zu betreiben, bereut sie den Umzug nicht. Vier Kinder zwischen 15 und 23 Jahren gehören heute zur Familie.

«Schon immer habe ich nach mehr gesucht, sehnte mich nach Spiritualität.» Die Schwiegereltern wohnen im gleichen Haus und helfen da und dort mit. Marlies ist zuständig für Haus, Garten, Weidepflege und die Vermarktung ihrer Produkte im Lädeli oder online. Zudem hilft sie mit im Stall und erledigt Administratives, so die Anstellungsverträge für den Senn und Käser, die im Sommer ihre 24 Kühe auf der Alp pflegen. Die Milch wird vor

Ort zum würzigen Alpkäse verarbeitet. In dieser Zeit ist die Familie oft mit Heuen und Wildheuen beschäftigt. Bei diversen Arbeiten leisten auch Zivildienstler wertvolle Unterstützung. Auf der Suche…

«Ich tanze sehr gern», hält Marlies fest. Während sie nach ihrer Ausbildung im Engadin im Spital arbeitete, verbrachte sie viel Zeit mit ihrer Clique beim Tanzen. Ganze Nächte schlugen sie sich in Discos um die Ohren und hatten Spass. Natürlich wurde dabei auch getrunken, geraucht und gekifft. «Schon immer habe ich nach mehr gesucht, sehnte mich nach Spiritualität», stellt Marlies Raaflaub klar. Seit ihrer Kindheit ist sie wiederholt Christen begegnet, die ganz bewusst mit Gott durchs Leben gehen. «Einmal fragte mich eine junge Frau, ob mich das Partyleben wirklich erfülle. Wahre Lebensfreude könne nur Jesus geben.» Marlies las Bücher über die grossen Weltreligionen, suchte nach Sinn und Orientierung im


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DREIGENERATIONEN-BETRIEB

Leben. Als einige ihrer christlichen Freunde sie einmal zum Tanzen begleiteten, beeindruckte sie das sehr. Vorher war für Marlies klar gewesen: «Christ sein will ich unter keinen Umständen! Die haben ein langweiliges Leben, dürfen sicher nicht tanzen und ihnen ist alles verboten, was Spass macht.» Gleichzeitig nahm sie bei diesen Christen eine andere Atmosphäre wahr, als bei den Kumpels aus der Clique. «Ich spürte die Liebe, die sie Jesus und mir gegenüber hatten und war hin- und hergerissen.»

«Christ sein will ich unter keinen Umständen! Die haben ein langweiliges Leben und dürfen sicher nicht tanzen...» Natürlich war da auch Angst vor den Konsequenzen der Jesus-Nachfolge. «Was bedeutet das für mich? Was gebe ich auf, wenn ich diesen Weg wähle?», fragte sie sich. «Ich wusste damals nicht, dass es eine klare Entscheidung braucht, um mit Jesus zu leben», erklärt Marlies. Immer häufiger las die junge Pflegerin in der Bibel, die sie geschenkt bekommen hatte. Als 20-Jährige forderte sie Gott heraus: «Wenn es dich wirklich gibt, dann zeige dich mir!» Immer wieder geschahen daraufhin Dinge, die kein Zufall sein konnten. «Meine Gebete wurden erhört», bestätigt Marlies. Die junge Frau lud Jesus in ihr Leben ein und bezieht ihn seither in jeden Lebensbereich mit ein. Innerlich steht sie ständig im Dialog mit

ihm und erlebt das Wirken Gottes auch im Alltag. Kürzlich fuhr die Familie zum Schwimmen an einen See. «Leider hatte meine Tochter ihre Badehose nicht eingepackt», erzählt Marlies. «Ich schilderte Gott im Stillen das Problem». Als Raaflaubs beim Badeplatz ankamen, hing tatsächlich ein Badeanzug am Baum. Er gehörte offenbar niemandem. «Ich war sehr überrascht, wie humorvoll Gott ist und selbst banale Anliegen nicht unbeantwortet lässt», sagt die vierfache Mutter und schmunzelt. Auch wenn sie den Eindruck hat, jemand brauche sie, kann sie alles stehen- und liegenlassen, um diesem Menschen ihre Wertschätzung zu zeigen. «Nächstenliebe ist mir sehr wichtig. Ich wünsche mir, dass jeder Mensch weiss, dass er wertvoll ist, dass Gott ihn liebt». Glaube und Gemeinschaft leben

Marlies Raaflaub arbeitet gern mit den Händen. Der Kopf sei auf diese Art frei zum Beten. «Ich bin immer mit Jesus im Gespräch», hält die begeisterte Landfrau fest. «Er gehört einfach zu meinem Leben, ich frage ihn um Rat und vertraue ihm das Wohlergehen anderer Menschen an».

«Ich wünsche mir, dass jeder Mensch weiss, dass er wertvoll ist.» Sehr gern trifft sich Marlies auch mit einer Freundin, um auszutauschen und zu beten. Dann spazieren sie zusammen oder singen und musizieren. Auch im Freundeskreis

Der Muhof ist ein Dreigenerationen-Familienbetrieb oberhalb von Gstaad. Seit Jahrzehnten leben die Raaflaubs als Bergbauern im Einklang mit der Natur. 1993 haben sie den Betrieb auf Bio umgestellt. Rund um den Hof gibt es zahlreiche schattenspendende Hochstammbäume. Der Spielplatz unter zwei grossen Eschen bietet nebst zahlreichen Attraktionen für Gross und Klein gemütliche Sitzgelegenheiten und direkte Verpflegung aus dem Selbstbedienungs-Hofladen. «Bei uns helfen und denken alle mit. Ohne gemeinsames Anpacken wäre es sowieso unmöglich, diesen Betrieb im steilen Gelände um Gstaad zu führen», erklärt Marlies Raaflaub. www.muhof.ch wird gemeinsam gesungen, gebetet und gegessen. «Das ist für mich Kirche im Alltag», hält die vielseitig interessierte Frau fest. In der Freizeit unternimmt Familie Raaflaub gern etwas zusammen, geniesst die Gemeinschaft miteinander und mit Gott in der Natur. «Wir wandern und schwimmen gern und nutzen den freien Sonntag oft für Ausflüge». Raaflaubs haben festgestellt, dass es sich lohnt, diesen Tag für Erholung und Gemeinschaftspflege einzusetzen. «Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten sollst du ruhen», heisst es in der Bibel. Dieser Rhythmus hilft ihnen, die vielseitige Arbeit zu bewältigen und einander dabei nicht zu verlieren. «Ich möchte nie mehr ohne Jesus unterwegs sein. Er ist mein treuer Freund», bekräftigt Marlies. «Immer wieder erlebe ich, dass Gott die Sehnsucht meines Herzens stillt». (mf.) HOPE NR.7


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ES BEGANN MIT DEN BRASILIANERN

IN EINEM HOTELZIMMER IN HONGKONG

Für Fussball interessierte sich Angelina Heusser nur wenig. Es war aber bei einem Fussballspiel im Fernseher, als ihr Leben in ganz neue Bahnen kam.

Name: Alter: Familie:

Angelina Heusser 53 Jahre Verheiratet, 4 Söhne

Wohnort: Oberhofen am Thunersee

HOPE NR.7


5 Als Flight Attendant war Angelina Heusser aus Oberhofen insgesamt zwölf Jahre lang für Swissair & Swiss unterwegs. Nach der Geburt ihrer Söhne arbeitete sie die letzten vier Jahre als Aushilfe. «Es war nicht einfach, die Familie zurückzulassen. Umso mehr freute ich mich immer, wieder nach Hause zu kommen.» Unerwartetes Ereignis während WM

Eine übliche Einsatzroute führte sie von Zürich nach Mumbai (Indien), dann weiter nach Hongkong und wieder über Mumbai zurück nach Zürich. Das Ganze dauerte jeweils rund zehn Tage. «Diese Tour machte ich sehr oft», blickt sie zurück. So war sie auch 2002 in Hongkong, als dort gerade das Finalspiel der Fussball-WM ausgetragen wurde. «An Fussball war ich nicht sonderlich interessiert. Während die meisten Kollegen zum Spiel gingen, erkundete ich die Stadt.» Nach der Rückkehr ins Hotel schaltete sie dann doch den Fernseher ein und verfolgte im Nachhinein, wie Brasilien und Deutschland um die Trophäe kämpften. Brasilien schoss ein Tor. Die Spieler hoben ihre Trikots und legten Schriftzüge wie «Ich gehöre zu Jesus» oder «Jesus liebt dich» frei. «Geht es denen noch?!» wunderte sich Angelina. Als die Brasilianer dies beim nächsten Treffer wiederholten, regte sich etwas in ihr: «Diese Sportler und Stars hatten ihr ganzes Leben dem Fussball verpflichtet. Zu sehen, dass sie etwas noch Grösserem hingegeben waren, sprach mich an. Das wollte ich auch.» Neues Bild von Jesus

Obwohl sie selbst an Gott glaubte, hatte Angelina die bisherigen Begegnungen mit Jesus-Gläubigen nicht nur positiv erlebt. Durch die Kicker Brasiliens begegnete ihr jetzt eine andere Art von Christen. «Der christliche Glaube wurde für mich plötzlich ansprechend und ich wusste gleich, dass ich diese persönliche Beziehung zu Jesus ebenfalls brauchte und wollte.»

«Der christliche Glaube wurde für mich plötzlich ansprechend.» Zurück in der Schweiz suchte sich Angelina eine christliche Gemeinde. «Anfänglich fürchtete mein Umfeld, ich sei in einer Sekte gelandet. Glücklicherweise merkten sie bald, dass es nicht so war.» Ihr Wissensdurst für die vielen spannenden Themen des Glaubens war riesig und so war sie oft

Ein Bild aus der Vergangenheit: Angelina Heusser arbeitete während zwölf Jahren als Flight Attendant.

auch im christlichen Bücherladen von Thun anzutreffen. Eine neue berufliche Türe öffnet sich

«Als ich einige Jahre später das Bedürfnis hatte, wieder zu arbeiten, erhielt ich die Chance, im Bücherladen 'Fontis' einzusteigen.» Angelina ist selbst überrascht, wie schnell sie zur Filialleiterin aufstieg. «In unserem Laden kommen auch Leute rein, die mit dem Glauben nichts am Hut haben. Sie wollen sich einfach mal umsehen. Sie stöbern herum und kaufen vielleicht ein Geschenk für jemanden. Es ist schön, wenn eine gute Atmosphäre herrscht, wo Leute sich wohl fühlen und wieder kommen.» Von Natur aus ist Angelina eine Person, die Verbindungen schafft. Das kommt ihr im Fontis-Buchladen zugute. Christ sein – echt sein!

Das Vorbild der Brasilianer hatte Angelina nachhaltig geprägt. Sie will zu ihrem Glauben stehen. Dabei geht es ihr nicht darum, Menschen zu bearbeiten oder zu irgendetwas zu überreden. Auf ihre eigene Weise will sie aber ein Zeichen für den Glauben setzen. Auch die Mitarbeiterinnen im Fontis-Laden sind sehr unterschiedlich. «Was den Glauben betrifft, haben wir verschiedene Hintergründe. So treffen verschiedene Ansichten aufeinander, genauso vielseitig wie die Inhalte der verkauften Bücher. Oft sind wir gerade in Bezug auf unsere Bücher unterschiedlicher Meinung. Wir haben aber etwas Grösseres im Blick.» Dass Gott mit unterschiedlichen Menschen verschiedene Wege geht, davon ist Angelina überzeugt. Ein gutes Beispiel dafür ist, wie sie durch den Fussball zu Gott fand. (mrm.) HOPE NR.7


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ANAÏS HOFER, INTERLAKEN

SCHLAFLOS IN INTERLAKEN Anaïs Hofer aus Interlaken ist eine lebensfrohe Frau, die in ihrer Freizeit gern tanzt, sportlich aktiv ist, Schlagzeug spielt, viel liest und auch ein Glas Wein oder Whisky geniesst. Es gab eine Zeit im Leben von Anaïs, die sie an den Rand ihrer Kräfte brachte. Schlafprobleme und panische Angst, ersticken zu können, quälten sie. Anaïs Hofer wurde 1988 geboren und wuchs in Interlaken in einem gläubigen Elternhaus auf. Schlafprobleme kannte Anaïs in ihrer Kindheit nicht. Doch als sie 2009 die Berufsmatura in Zollikofen antrat, änderte sich dies schlagartig. Auslöser war eine Erkältung: «Ich war so stark erkältet und mein Hals dermassen angeschwollen, dass ich kaum mehr schlucken konnte», beginnt Anaïs zu erzählen. «Der Zustand löste Panik in mir aus, vor allem aber grosse Angst, ich könnte ersticken.» Diese Angst nistete sich in der jungen Frau ein, ergriff immer mehr Besitz von ihr. Von da an war das Schlafen – und damit auch ihr Leben – eine Qual. Schlaflos und depressiv

Der Arzt verschrieb ihr Schlafmedikamente. Da diese schnell abhängig machen, versuchte Anaïs die Dosis der Tabletten zu reduzieren. Zusätzlich raubte ihr der Leistungsdruck ihrer Ausbildung den Schlaf. Ihr damaliges Ziel, das Bestehen der Fachmatura, wollte sie unbedingt erreichen. Angst, gepaart mit Leistungsdruck – das waren keine Begleiter für ein gesundes, gutes Leben. Trotzdem bestand sie ihre Matura und die Situation beruhigte sich. Bis im Dezember 2018, als Anaïs wieder unter einer schweren Erkältung litt und Angst und Panik nicht auf sich warten liessen. Das Szenario wiederholte sich, die Schlaflosigkeit machte ihr das Leben und den HOPE NR.7

Name: Alter:

Anaïs Hofer 33 Jahre

Familie: Verheiratet, 2 Töchter Wohnort: Matten, Interlaken


5 Mutteralltag mit der damals sechs Monate alten Tochter Amelle schier unerträglich. Anaïs erzählt: «Nachts lag ich meistens wach im Bett, döste zwischendurch ein wenig ein und schaute immer wieder auf die Uhr, in der Hoffnung, dass die Stunden schneller vergehen und es bald Morgen werden würde.»

«Ich befürchtete, in einer Anstalt zu landen, sehnte mich danach, aus dieser ausweglosen Lage befreit zu werden.» Wenn der Körper kapituliert

Diese Situation setzte Anaïs so stark zu, dass sich Anzeichen einer Depression zeigten. Nach etwa drei Wochen kapitulierte ihr übermüdeter Körper und signalisierte, dass es nicht mehr weitergeht. Die Spirale der Angst zog Anaïs immer tiefer in die Verzweiflung: «Ich befürchtete, in einer Anstalt zu landen, sehnte mich danach, aus dieser ausweglosen Lage befreit zu werden. Zweifel plagten sie: «Warum passiert das gerade mir? Wie kann ein Gott, der nur gut ist und mich vollkommen liebt, zuschauen, wie ich Nacht für Nacht nicht schlafen kann? Weshalb laufe ich so einem Gott nach?» Anaïs war körperlich und seelisch am Boden. Überleben vs. Leben in Freiheit

Nach einem Monat suchte Anaïs psychologische Unterstützung, erhielt für ein halbes Jahr Antidepressiva. Von da an hatte sie wieder ein wenig Energie, konnte besser schlafen und in Ruhe an sich arbeiten. Zusammen mit ihrem Mann Simeon nahm sie die Hilfe eines gläubigen Ehepaars in Anspruch, das sie in dieser schweren Lebenslage begleitete. Nach und nach wuchsen Erkenntnis und Einsicht bei der jungen Pastorin. Sie glaubte fest daran, dass Gott sie heilen konnte. Es wäre auch möglich gewesen, sich mit Hilfe der Psychologin Strategien anzueignen, um die Situation so gut wie möglich zu meistern. Doch Anaïs wollte nicht nur überleben, sondern ein Leben in Freiheit führen. Sie wusste, was nicht ans Licht kommt, wird ein Stolperstein im Leben bleiben. Die Schlafstörungen an sich waren nicht der Kern des Problems, dieser lag tiefer… Ein launischer, labiler Gott…

Anaïs resümiert: «Dank meiner Eltern hatte ich Gott als liebenden Vater kennengelernt. Allerdings zweifelte ich später daran, dass Gott vollkommen gut ist. Den ‹Rausschmiss› von Adam

und Eva aus dem Paradies zum Beispiel, brachte ich mit diesem Gottesbild nicht auf einen Nenner. Dazu kamen eigene Erfahrungen, die viele Fragen offenliessen. Für mich war Gott launisch und unberechenbar.» Das falsche Bild von Gott war gekoppelt mit Selbstgerechtigkeit. Ich glaubte, alles richtig machen zu müssen, war überzeugt, dass alles von mir abhängig sei. Auf diesen «labilen» Gott war kein Verlass; mal half er den Menschen, mal liess er sie im Stich. Befreiung für alle Menschen

Angst, Leistungsdruck und das Verlangen nach Kontrolle verschwanden, als Anaïs die Worte und Wahrheiten aus der Bibel nicht nur mit ihrem Verstand erfassen, sondern sie tief in ihrem Herz verankern und glauben konnte. Anaïs ist überzeugt: «Jesus Christus hat alles am Kreuz getragen: meine Schuld, aber auch meine Krankheiten, die Schlafstörungen und Depression. Er hat alles überwunden.» Anaïs verstand, dass sie sich nichts aus eigener Kraft verdienen konnte und musste, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz Befreiung für alle Menschen brachte – ohne Gegenleistung, als Geschenk, aus Liebe und Gnade.

ANAÏS HOFER ÜBER DIE WERTE IN IHRER FAMILIE:

Meinem Mann Simeon und mir ist es wichtig, dass unsere Kinder Jesus persönlich erleben. Wir wollen sie in ihrer Gottesbeziehung befähigen und ermutigen und ihnen unsere Begeisterung für Jesus vorleben. Wir haben für uns als Familie folgende Werte definiert: LIEBE Unser Antrieb ist die überflies-

sende Liebe von unserem Vater im Himmel.

GLAUBEN Nicht was wir sehen oder erleben soll für uns die Realität sein. Wir glauben und hoffen, was die Bibel uns verheisst. EHREN Wir ehren und achten unser Umfeld. Wir ehren die Menschen, weil wir glauben, dass Gott Grosses mit ihnen vor hat. FREUDE Wir haben Freude am Le-

«Das falsche Bild von Gott war gekoppelt mit Selbstgerechtigkeit. Ich glaubte, alles richig machen zu müssen, war überzeugt, dass alles von mir abhängig sei.»

ben, weil wir sorgenfrei leben dürfen und Gott uns das Leben geschenkt hat. Wir haben es uns nicht verdient.

DANKBARKEIT Wir sind dankbar

für alles, was wir haben und nicht haben. Dankbarkeit ist der Boden, auf dem ein erfülltes Leben wächst.

FREIHEIT Wir sind zur Freiheit berufen. Weder Menschen noch Umstände können uns limitieren. Wir glauben an einen Gott der uns in jeder Lage Freiheit schenkt.

Lügen entlarven

Vor einigen Monaten wurde Anaïs zum zweiten Mal Mutter einer Tochter. Amelle (3½) und Melynne bereiten ihr viel Freude. Von ihren Schlafstörungen und der Depression ist die junge Mutter geheilt und auch innerlich frei geworden. Mit Gottes Hilfe erkannte sie die Lügen, die sich in ihrem Kopf und Herzen festgesetzt hatten. Noch immer erlebe sie Situationen, in denen Angst aufkomme und ihr einreden wolle, sie könne nicht schlafen. Anaïs sagt dazu: «Ich musste mein Denken ändern und alte Gewohnheiten loslassen. Ich habe gelernt, diese dunklen Gedanken frühzeitig zu entlarven und weise sie im Namen von Jesus von mir. Jesus ist der Schlüssel zu einem freien, erfüllten Leben. Es ist mir sehr wichtig, diese Liebesbeziehung zu pflegen – nicht nur, wenn ich am Boden zerstört bin, sondern auch, wenn es mir gut geht.» (cz./mhe.)

ZUR PERSON

Beruf: Pastorin, Leitung ICF Interlaken Hobbys: Sport, Tanzen, Lesen, gemütliche Wein-Abende Wofür schlägt dein Herz? Menschen zu Jesus & in die Freiheit führen, dass sie verändert werden dürfen und empfangen, was Gott für sie bereithält.

HOPE NR.7


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VON FRUTIGEN NACH SAN DIEGO

«EINE UMARMUNG KANN WUNDER WIRKEN» Gemeinsam mit ihrem Ehemann setzt sich Naomi Wyss in der amerikanischen Grossstadt San Diego für obdachlose Menschen ein. Bewegt wird sie von der Liebe Gottes, der ihr in früher Kindheit eindrücklich begegnete. Was bringt eine junge Frau aus Frutigen dazu, sich in San Diego (USA) um Obdachlose zu kümmern? Und wie kann sie es als Ehre bezeichnen, stundenlang am Boden zu sitzen und sich deren Geschichten anzuhören? Die Antwort findet sich in ihrer Lebensgeschichte. Eine Umarmung Gottes

Die Eltern von Naomi Wyss trennten sich, als sie vier Jahre alt war. «Ich erinnere mich gut an den Schmerz, den diese Trennung mit sich brachte. Ich sass oft am Boden und HOPE NR.7

weinte.» Sie war damals fünf oder sechs Jahre alt. «Da hörte ich eine Stimme zu mir sagen: ‘Naomi, ich liebe dich. Darf ich dein Vater sein?’ Ich wusste, dass es Gott war.» Das war Naomis erste Begegnung mit Gott. Es war eine Umarmung von Gott! Nein, sie spürte keine physischen Arme, aber die Begegnung war real und veränderte ihr Leben. «Von da an wollte ich zu Gott gehören.» Durch schwierige Phasen in ihrer Kindheit und Jugend war die Beziehung mit Gott prägend. «Auch heute erfahre ich, wie Gott mir nahe ist.» Über die Jahre wuchs

Naomis Anliegen, dass viele Menschen Gott als ihren Vater kennenlernen dürfen.

«Da hörte ich eine Stimme zu mir sagen: ‘Naomi, ich liebe dich. Darf ich dein Vater sein?’ Ich wusste, dass es Gott war.»


5 Wenn die USA zum Thema werden

2017 heiratete sie Eliel, einen schweizerisch-amerikanischen Doppelbürger, der grösstenteils in den USA aufgewachsen war. Nachdem Naomi ihre Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau abgeschlossen hatte, beschlossen die beiden, gemeinsam eine Ausbildung in den USA zu absolvieren. Dort hatten dann beide das Gefühl, dass in Amerika ihr Platz war. Ausgelöst durch einen Traum, zogen die beiden nach Kalifornien. «Wir begleiteten Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen und in herausfordernden Situationen.» Naomi arbeitete neben ihrem Theologiestudium in der Pflege und Eliel als Sozialarbeiter mit Kindern und Familien, welche sich in traumatischen Zuständen befanden. Ein denkwürdiger Abend

Es war am Abend des 5. Juni 2020. Naomi war lange wach. «Wieder einmal spürte ich Gottes Liebe ganz stark. Ich war berührt und weinte.» Da war es, als würde ein Film vor ihren Augen ablaufen. «Wir waren in Südkalifornien und auf den Strassen einer Grossstadt mit obdachlosen Menschen unterwegs.» Sie weckte ihren Mann und erzählte ihm ihre Erfahrung. Dieser war sofort überzeugt, dass dies Gottes Reden war. Am folgenden Wochenende machten sie eine elfstündige Autofahrt nach San Diego. «Dort wussten wir beide: dies ist unser Platz.» Im Oktober packten sie Hab und Gut zusammen und zogen nach San Diego, 30 Minuten von der mexikanischen Grenze entfernt. «Bis wir ein kleines Studio fanden, lebten wir die ersten zwei Wochen im Auto.» Trotzdem waren die beiden überzeugt, dass Gott sie in dieser Stadt haben wollte. «San Diego beheimatet Tausende von obdachlosen Personen.»

von Freundschaften mit Menschen auf der Strasse ist bedeutend. Es berührt Naomi und Eliel, wie Obdachlose ihre Herzen immer mehr öffnen. Punktuell organisieren sie auch mal Zelte oder Schlafsäcke. «Es gibt Angebote von der Stadt, um Obdachlosen Nahrung zu geben.» So verweisen sie Obdachlose manchmal an eine Stelle, wo beispielsweise ein Frühstück abgegeben wird. Die Kraft der Umarmung

Die lebensverändernde Erfahrung von Naomi, als sie Gott als liebenden Vater kennenlernte, zeigt sich auch in ihrem Umgang mit Menschen. «Wir möchten die Menschen einfach in die Arme nehmen.» Das drückt auch der Name «Embrace Ministries» aus. «Wir verstehen Umarmung auf dreierlei Weise», beschreibt sie ihre Tätigkeit. Erstens sagen sie Ja zu den Menschen, zweitens begrüssen sie deren Veränderung und drittens auch ihre Bestimmung. Letztlich sollen obdachlose Menschen, die im Leben verletzt wurden, einfach Liebe erfahren. «Und es gibt keine grössere Liebe als diejenige, die Gott schenkt. Diese Liebe verändert Menschen und führt sie in ihre wahre Bestimmung.» So freut sich Naomi immer besonders, wenn sie mit Leuten beten darf und diese sich Gott zuwenden. Inzwischen

gibt es viele Geschichten von Menschen, die auf der Strasse eine Begegnung mit Gott hatten. Diese Umarmung der Liebe Gottes hat in deren Leben oft eindrückliche Auswirkungen, berichtet Naomi Wyss. Oder kurz und knapp: «Eine Umarmung kann Wunder wirken!»

«Gottes Liebe verändert Menschen und führt sie in ihre wahre Bestimmung.» Die Wurzeln nicht vergessen

«Ich bin in Frutigen aufgewachsen und habe hier viele Beziehungen», hält Naomi fest. So kommt beispielsweise mehr als die Hälfte ihrer Unterstützer von hier. «In Frutigen lernte ich auch den Wert von Treue kennen.» Viele Menschen setzen sich treu für die Gesellschaft ein. Diese Prägung hat Auswirkungen auf ihre Arbeit in San Diego. Zugehörigkeit und Verbindlichkeit ist ihr sehr wichtig. Naomi hat viele Freundinnen, die ihr auch nach vier Jahren in den USA noch sehr verbunden sind. (mrm.)

«Wir durchziehen die Strassen, setzen uns zu den Obdachlosen und lassen uns auf ihre Geschichten ein.» Naomi war erstaunt, wie viele Amerikaner keinen Bezug zu Gott haben. Gemeinsam mit Eliel macht sie wöchentlich fünf bis sechs Einsätze auf den Strassen und gründeten dazu die Arbeit «Embrace Ministries». Naomi bezeichnet es als Ehre, Zeit mit armen Menschen zu verbringen. «Wir durchziehen die Strassen, setzen uns zu den Obdachlosen und lassen uns auf ihre Geschichten ein. Dabei treffen wir auf Drogen- oder Menschenhändler, auf Gangmitglieder und viele andere.» Das Aufbauen

Die Frutigerin Naomi Wyss liebt es, obdachlosen Menschen in San Diego Gutes zu tun. HOPE NR.7


5 ELODIE KLINGELHÖFER, WIMMIS

PLÖTZLICH HÖRTEN DIE ANFÄLLE AUF Nichts schien gegen die epileptischen Anfälle des Mädchens zu helfen. Selbst die verheissungsvollen Medikamente blieben wirkungslos. Nach sechs Jahren wurde Elodie Klingelhöfer auf unerklärliche Weise gesund. Heute ist sie 31 Jahre alt. Plötzlich und unerwartet: Mit neun Jahren hatte Elodie ihren ersten Epilepsieanfall. Von da an folgten wöchentlich zwei bis drei Anfälle – oftmals Abends beim Einschlafen oder Morgens beim Aufwachen. «Dann war jeweils meine linke Körperhälfte etwa eine halbe Stunde gelähmt und ich konnte nicht sprechen.» Elodie bekam mit, wie sie durchgeschüttelt wurde und war anschliessend völlig benebelt. Kindheitserinnerungen

An viele Dinge ihrer Kindheit erinnert sich Elodie heute nur noch verschwommen. Den ganzen Tag hindurch hatte sie aufgrund epilepsiebedingter Absenzen kurze Gedächtnisverluste. Eine Untersuchung zeigte, dass es um die sechs Absenzen pro Minute waren. «Für mich war es unmöglich, jemandem zuzuhören. Ich hatte ständig Unterbrüche.»

«Ich hatte Angst, plötzlich zu sterben.» Gewisse Dinge sind ihr aber klar im Gedächtnis geblieben. «Ich erinnere mich, wie meine Eltern bei den Anfällen herbeigeeilt kamen, für mich beteten und mir das Medikament verabreichten.» Auch an die wiederholten Besuchen in der Epiklinik in Zürich erinnert sie sich noch gut. «Dort musste ich jeweils über Nacht bleiben.»

Name: Elodie Klingelhöfer Alter: 31 Jahre Familie: Verheiratet, 2 Kinder Wohnort: Wimmis Klare Diagnose war schwierig

Heute nimmt man an, dass Elodies epileptische Anfälle durch einen emotionalen Schock ausgelöst wurden. Ein Mädchen starb beim Skifahren an einem Herzstillstand. «Ich hatte Angst, ebenfalls plötzlich zu sterben. Beim Einschlafen ertastete ich meinen Puls, um sicherzustellen, noch am Leben zu sein.» In diesen Tagen begannen die Anfälle. Nachdem eine Rolando-Epilepsie diagnostiziert war, wurde mit einer baldigen Besserung gerechnet. Normalerweise kann diese Form mit Medikamenten unter Kontrolle gehalten werden. «Aus irgendeinem Grund schlugen die Medikamente bei mir aber nicht an.» Elodie erzählt, wie daraufhin der Verdacht auf einen Hirntumor aufkam. «Untersuchungen bestätigten dies jedoch nicht.» Als Elfjährige hatte Elodie jede Nacht einen Anfall und niemand wusste, was noch getan werden konnte. Plötzlich geheilt

Elodies Familie besuchte regelmässig eine Freikirche. «Wann immer in der Gemeinde für Kranke gebetet wurde, liess ich für mich beten.» Nach einem Gebetsabend musste sie aber enttäuscht nach Hause zurückkehren. Niemand hatte persönlich für sie gebetet. Interessanterweise hatte Elodie seit

diesem Abend nie wieder einen Anfall und die Absenzen gingen um 80 Prozent zurück. Es war ein Wunder! Die ärztlich angeordneten Medikamente nahm Elodie weiterhin. Interessanterweise wirkten diese jetzt plötzlich und die Zahl der Absenzen nahm immer mehr ab. Schrittweise konnte sie die Medikamente reduzieren. «Mit 15 musste ich zum letzten Mal ein Nachtschlaf-EEG machen.» Das war die Zeit, als Elodie ihre Medikamente vollständig abgesetzt hatte. Das EEG zeigte keine einzige Absenz mehr! Den Bericht des positiven Testergebnisses hat sich Elodie bis heute aufbewahrt.

«Wann immer in der Gemeinde für Kranke gebetet wurde, liess ich für mich beten.» Seit 16 Jahren ist die 31-Jährige frei von Epilepsie. Elodie hat vor sieben Jahren geheiratet und lebt mit ihrer Familie in Wimmis. «Nachdem ich meine schulischen Defizite aufgeholt hatte, absolvierte ich eine Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit und parallel dazu die Berufsmatura.» Mit viel Liebe widmet sich Elodie ihren zwei Kindern. (mrm.) HOPE NR.7


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VON DER DROGISTIN ZUM JOB COACH

MENSCHEN ERMUTIGEN Monika Haldimann (50) aus Spiez liebt es seit jeher, Menschen zu begleiten und zu fördern. Heute erfüllt sie diese Aufgaben als Job Coach und kirchliche Verbandsleiterin; für sie ein Privileg. Die Lehrer machten Monika Haldimann keine Hoffnung auf eine Lehrstelle in ihrem Traumberuf: Drogistin. Sie schrieb dennoch fleissig und mit Erfolg Bewerbungen, nahm den frühen Auszug von zu Hause dafür in Kauf. «Ich war sehr gerne Drogistin», blickt Monika heute zurück. «Es bereitete mir Freude, Menschen zu beraten.» Damals erzielte sie kantonal die drittbeste Abschlussnote und kann heute junge Leute mit ähnlichen beruflichen Prognosen durch ihre Geschichte ermutigen.

«Es bereitet mir Freude, Menschen zu beraten.» Ehrenamtlich engagiert

Monika heiratete jung, gründete eine Familie und gab den Job auf. Ihre Freude, Menschen zu begleiten und zu fördern, blieb. So gut es die familiäre Situation zuliess, engagierte sie sich von da an ehrenamtlich. Sie nahm Einsitz im Elternrat der Unterstufe in Spiez und wurde Vorsitzende, half Jugendlichen in Job-Belangen und absolvierte später eine Ausbildung zum Coach. Als Diplomcoach SCA (Swiss Coaching Association)

übernahm Monika alsbald Aufträge des Case Managements Berufsbildung. Mehrere Jahre setzte sie sich als Einzelunternehmerin unter anderem für Migranten ein. Monika erklärt: «Mein Herz schlägt für Menschen, die unterschätzt werden. Ich habe damals auch Jugendliche mit psychischen Problemen begleitet.» Plötzlich Witwe

Es folgen Coaching-Aufträge fürs RAV und die IV. In derselben, turbulenten und harten Zeit erkrankt ihr Mann an Darmkrebs. Zwei Jahre später erliegt er seinem Leiden. Er hatte seine Frau darin unterstützt, eine Weiterbildung an der Hochschule Luzern zu absolvieren. Und Monika Haldimann wurde zugelassen – ohne Matura.

«Ich lasse mir Gottes Sicht für die Menschen schenken.» Seit 2015 ist Monika im Job Coach Placement angestellt: «Meine Arbeit erfordert viel Geduld und Ausdauer. Wertschätzung zu leben und auch Unangenehmes klar anzusprechen, fordert mich oft heraus.»

Kraft schöpft Monika aus ihrem Glauben. «Ich lasse mir Gottes Sicht für die Menschen schenken. Er sieht jede Person als wertvoll an.» Innerhalb ihrer Tätigkeit im Job Coach Placement blickt Monika neuen Herausforderungen entgegen: In Spiez wurde ein eigenes Büro eröffnet: «Es gibt neu ein Team im Berner Oberland, das ich leiten darf. So kann ich auch schneller bei den Leuten sein.» Im säkularen und kirchlichen Umfeld

Seit 2011 gehört Monika zur Gesamtleitung des EGW (Evangelisches Gemeinschaftswerk), seit Januar 2018 amtet sie als Co-Präsidentin. Über ihr kirchliches und säkulares Engagement sagt sie: «Ich fühle mich privilegiert und freue mich, beruflich auch Teil einer konfessionell neutralen Arbeit zu sein. Äusserlich sind meine Arbeit beim Job Coach Placement und meine Aktivitäten im EGW getrennt. Trotzdem glaube ich, dass sich diese beiden Bereiche ergänzen.» In der Praxis seien die Tätigkeiten gar nicht so unterschiedlich. In beiden Funktionen motiviere und fördere sie Menschen. Gottes Hilfe nehme sie dabei gerne in Anspruch. (mrm.)

Name: Alter:

Monika Haldimann 50 Jahre

Familie: Verwitwet, 2 erw. Kinder Wohnort: Spiez HOPE NR.7


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OHNE ZU JAMMERN SCHWINGERKÖNIG MATTHIAS GLARNER

Matthias Glarner (35) kennt sowohl extreme Glücksgefühle als auch Momente des Leidens und der Trauer: 2016 triumphierte der Berner Oberländer Schwinger am Eidgenössischen in Estavayerle-Lac. Nur kurze Zeit schrammt er beim Sturz von einer Gondel im Hasliberg knapp am Tod vorbei. Im Buch «Dream Big» wie auch hier in der «Hope»-Zeitung gewährt er Einblick in sein Leben. Matthias Glarners biografisches Buch «Dream Big» beginnt nicht etwa mit einem Jubelschrei nach einem gewonnenen Schwingfest. Auch nicht mit der Geburt am 19. Dezember 1985. Es geht los mit einer dramatischen Szene am Morgen des 28. August 2016 in Estavayer-le-Lac: «Mein Körper krümmt sich. Ich beuge mich nach vorne, erbreche. Vorsichtig einatmen. Ja, jetzt ist besser. Nochmals einatmen, diesmal tiefer. Okay. Langsam wieder aufrichten.» Am Anfang dieses Tages, an dem der Berner Oberländer seinen grössten sportlichen Triumph feiern wird, stehen Widerstände. Damit ist der stimmungsmässige Teppich für Glarners Lebensgeschichte ausgerollt.

«Andere hatten mehr Talent als ich, also musste ich hart arbeiten. Das war der Preis, den ich bezahlen musste.» «Mättel» wächst zwar wohlbehütet im schmucken Oberländer Dorf Meiringen mit seinen gut 4'000 Einwohnern auf. Doch bei der Familie Glarner werden die Kinder nicht verhätschelt. «Ich habe Zuhause gelernt, dass man mit Jammern nicht weit kommt im Leben. ‘Ihr müsst ein bisschen auf die Zähne beissen’, hat unser Vater oft gesagt.» Es sind Werte wie Bodenständigkeit, Demut und Disziplin, die Matthias Glarner prägen. Diese Werte sind zum Kompass für seine eigene HOPE NR.7

Karriere geworden – und sie bestimmen auch nach seiner aktiven Sportlerkarriere sein Leben. Der inzwischen 35-jährige Sportlehrer (sein Studium in Sportwissenschaft absolvierte er während der Schwingkarriere) gründete 2021 zusammen mit seinem langjährigen Athletiktrainer Roland Fuchs die Firma «S4Sports Pro», in der er ambitionierte Athleten anleitet, über maximalen Trainingsfleiss zum Erfolg zu kommen. Bereit, für einen Traum zu leiden?

Dass das Know-how des Schwingerkönigs von 2016 gefragt ist, zeigen bereits die ersten Monate mit «S4Sports Pro»: 24 Sportler begleiten Mättel Glarner und Roli Fuchs aktuell, darunter befinden sich 16-jährige Talente ebenso wie erfahrene Leistungssportler – von Schwingen über Handball, Fussball und Eishockey bis hin zu Skifahren und Segeln. Die Sportart sei nicht entscheidend, da die Philosophie immer die gleiche ist: «Uns geht es darum, aus jedem Sportler das maximale Potenzial herauszuholen.» Für eine enge Zusammenarbeit fordere er harte Arbeit, betont Matthias Glarner. Er müsse beim Athleten den Willen spüren, etwas Grosses zu erreichen. «Wenn das passt, kann ich den Athleten viel Energie geben. Dann macht es extrem Spass, sie auf ihrem Weg zu grossen Zielen zu begleiten.» Mit Leuten, die vielleicht viel Talent haben, aber faul sind, habe er indes eher Mühe, gibt der taffe Trainer zu. Einen Traum zu haben, sei noch nichts Besonderes, findet

Glarner, aber bereit zu sein, dafür zu leiden und den Preis zu bezahlen, das sei eine andere Geschichte. Hier kann der ehemalige Spitzenschwinger auf seine eigenen Erfahrungen zurückgreifen: «Ich war ein harter Arbeiter mit etwas Talent. Bei mir mussten alle Gläser voll sein, um Schwingerkönig zu werden. Andere hatten mehr Talent als ich, also musste ich hart arbeiten. Das war der Preis, den ich bezahlen musste.»

«Ich bin ein hoffnungsloser Optimist.» Diesen Sommer lernten auch die Eishockeyspieler des SC Bern die Trainingsmethoden des «S4Sports Pro»-Teams kennen; Fuchs und Glarner leiteten nämlich zusammen das Sommertraining des SCB. Auch diese Herausforderung nahm Mättel mit viel Leidenschaft an. «Es macht extrem Spass, die Athleten auf ihrem Weg zu den grossen Träumen begleiten zu dürfen.» Grosse Fragen ohne Antworten

Im Restaurant der Postfinance Arena, der Spielstätte des SCB, fand das Gespräch für diese Berner Oberländer Regiozeitung statt. Matthias Glarner hat keine Berührungsängste, seine Lektionen aus der Sportwelt auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen. Das kommt auch in seinem Buch «Dream Big» zum Ausdruck, wenn er zum Beispiel auf der Seite 211 reflektiert, ob er


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Name: Alter:

Matthias Glarner 35 Jahre

Wohnort: Bönigen

lieber ein ruhigeres Leben gehabt hätte: «Manchmal frage ich mich, was besser wäre: ein Leben wie mein bisheriges, mit grossen Höhepunkten wie dem Königstitel, aber auch mit Tiefen. Oder ein Leben ohne viel Wellengang, wo das Glück sich sanft über alle Jahre verteilt. So ein durchschnittliches Leben, wo ich zwar nicht König werde, aber auch nicht von der Gondel falle. Grosse Fragen ohne Antworten.» Glarner sagt von sich selbst, er sei ein hoffnungsloser Optimist. Er sehe alles positiv, manchmal zu positiv. Wenn damals, als sein Bruder Stefan noch beim FC Thun spielte, ein Match gegen YB anstand, habe er durchaus auch mal 4:0 für Thun getippt. «Ich versuche immer, alles positiv zu sehen.» Mit dem Wort Hoffnung hat er indes etwas Mühe. Hoffen sei schon okay, aber man müsse auch investieren. «Es gibt viele Leute, die gross träumen und sehr viel Hoffnung haben, aber nicht bereit sind, den Weg zu gehen und hart dafür zu arbeiten.» «Man hat sehr viel selbst in der Hand»

Das Gespräch mit dem Schwingerkönig im SCB-Restaurant hat durchaus philosophische Züge. Sicher komme im Leben auch ein gewisser Prozentsatz Glück oder vielleicht eine höhere Macht hinzu. «Aber man hat sehr viel im Leben selbst in der Hand», ist Glarner überzeugt. Auch in Bezug auf Corona sei er ein hoffnungsloser Optimist geblieben. Er sage seinen Athleten oft, sie

sollen sich auf das konzentrieren, was sie beeinflussen können. Dass nun viele Sportanlässe wegen der Pandemie ausfallen, können sie nicht beeinflussen. Aber mach das Beste daraus! «Die Frage ist: Was kannst du jetzt tun, um danach einen Schritt weiter zu sein? Diese Frage kann sich übrigens jede Person stellen, egal ob Sportler oder nicht.»

DREAM BIG

Glarner erzählt im Buch «Dream Big» seine persönliche Geschichte, um damit andere zu inspirieren. Er spricht all jene an, die ein Ziel erreichen wollen, ob im Sport, beruflich oder im Leben generell. Bestellen unter: www.weberverlag.ch

Wie schlägt die Nadel in Zukunft aus?

Matthias Glarner vergleicht das Leben gerne mit einem Seismografen. «Man weiss nie, in welche Richtung die Nadel als nächstes ausschlägt.» Er frage sich natürlich persönlich, ob die Nadel die nächsten 20–30 Jahre ähnlich extrem ausschlage oder ob es etwas ruhiger wird in seinem Leben. «Eines weiss ich mit ziemlicher Sicherheit», sagt Glarner mit einem Schmunzeln, «es werden nie mehr 50'000 aufstehen und klatschen, wenn ich Feierabend mache.»

«Das Leben ist wie ein Seismograf; man weiss nie, in welche Richtung die Nadel als nächstes ausschlägt.» Es seien andere «Gefühlsausschläge» auf dem Seismographen, die nun folgen. Als Beispiel berichtet Mättel von der Hochzeit seiner Schwester im Sommer 2021. Da seien die Emotionen für ihn noch ein vielfaches höher gegangen. «Weil unser Vater letztes

BUCHVERLOSUNG

«Hope» verlost mit freundlicher Unterstützung des Weber Verlags drei Bücher «Dream Big» von Anja Knabenhans. Teilnahme mittels E-Mail an redaktion@livenet.ch (bitte Postadresse angeben).

Jahr gestorben ist, hatte ich die Ehre, meine Schwester an den Altar zu führen. Diesen Moment habe ich von den Emotionen her fast intensiver erlebt als damals den Königstitel.» (fw.) HOPE NR.7


10 MELANIE OESCH IM INTERVIEW

«HEY HALLO, SEI MAL DANKBAR!» Mit ihrem leichtfüssigen Gesang und ihrer Ausstrahlung erobert Melanie Oesch ihr Publikum jeweils im Flug. Die 33-jährige Berner Oberländerin liebt den Auftritt, geniesst aber auch die Ruhe im Kreis ihrer Familie in der Oberlangenegg. Worauf setzt sie ihre Hoffnungen? Welche Werte sind für sie zentral? Und wie organisiert sie Karriere und Familienleben? «Hope»-Redaktor Florian Wüthrich traf sie im Bären Schwarzenegg zum Gespräch. Melanie Oesch, Sie sind eine moderne Frau mitten in einer bodenständigen Szene. Damit brechen Sie Klischees auf. Tun Sie das bewusst oder hat sich das so entwickelt?

Das bin einfach ich. Ich verfolge keinen Plan, keine Strategie. Das Gegensätzliche ist tatsächlich meine Welt, Kontrast gehört zu mir. Wenn’s ums Jodeln geht, werde ich dafür auch ab und zu kritisiert. Seitens der Verbände gibt es bezüglich des Jodelns viele Regeln, aber ich brauche meine Freiheit. Ich will niemandem auf die Füsse treten und bin deshalb auch nirgends Mitglied. Ich sehe darin auch Chancen, weil durch meine Art zu jodeln auch andere Zugang zur Volksmusik finden. Was heisst für Sie, echt und authentisch zu sein?

Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl, mein Herz. Dadurch, dass ich schon sehr lange singe, kann ich gut darauf vertrauen. Ich habe einen engen Bezug zu meinem Körper, höre auf seine Signale und kann dadurch auch tiefe Emotionen transportieren. Jodeln ist für mich wie eine Sprache geworden. Wenn ich mit Worten nicht HOPE NR.7

Name: Alter:

Melanie Oesch 33 Jahre

Wohnort: Oberlangenegg


11 mehr weiterkomme, greife ich zum Jodel. Ich jodle also nicht nur, weil es mir Spass macht, sondern auch, um Dinge zu verarbeiten. Entsprechend ist nicht immer wichtig, ob ich richtig oder falsch, schön oder nicht schön jodle, sondern ob das Gesungene jemanden berührt. Ich weiss, das klingt fast etwas esoterisch. Ein Jodel beruht zwar nur auf Silben – und trotzdem stecken so viele Botschaften drin. Sie geben sehr viel Persönliches, ja schon fast Intimes preis. Fällt es Ihnen nicht schwer, sich darauf einzulassen?

Es kostet manchmal schon Überwindung. Aber Musik machen bedeutet Emotionen teilen. Wenn ich also gerade keine überschwänglichen Gefühle habe, dann ist mir das Publikum oft eine Hilfe. Du gehst auf die Bühne und siehst da vielleicht 1'000 Leute, die feiern wollen. Das willst du nicht ruinieren! Und dann spürst du diese Schwingungen des Publikums und versuchst, deine Gefühle zu synchronisieren, wie wenn man die gleiche Frequenz einstellt. Das funktioniert erstaunlich gut. Nach ein paar Songs weisst du gar nicht mehr, wie du dich vorher gefühlt hast. Klar, man muss es zulassen und sich öffnen. Ich denke, das ist oft der Schlüssel, weshalb jemand, der nicht perfekt singt oder ein Instrument spielt, trotzdem viele Herzen berühren kann. Es geht viel über das Gefühl und die Leidenschaft.

«Ich jodle nicht nur, weil es mir Spass macht, sondern auch, um Dinge zu verarbeiten.» Ein gutes Stichwort… Was heisst für Sie, leidenschaftlich zu leben?

Alles geben und aufs Ganze gehen. Ich liebe es, zu zelebrieren, was ich gerne mache. Das gilt für uns als ganze Familie – also auch als «Oesch’s die Dritten»: Wenn wir etwas machen, dann Vollgas. Welche Werte möchtet ihr als «Oesch’s die Dritten» mit eurer Musik vermitteln?

Der Zusammenhalt über die Generationen hinweg ist ein zentraler Wert, den wir verkörpern möchten. Wir treffen Entscheidungen als Team, als ganze Band, auch wenn sehr unterschiedliche Ansichten zusammenkommen. Manchmal sind die Entscheidungen mehr auf die junge Generation gemünzt, ein andermal kommen wir zum Beispiel eher meinem Vater entgegen. Bei

uns herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, aber wir haben erfahren: Wenn man will, kommt man immer zusammen und findet einen Weg. Respekt und Bodenständigkeit sind ebenfalls sehr wichtige Werte für uns. Innerhalb der Familie ist es oft besonders schwierig, respektvoll zu bleiben, weil man sich so nah ist. Aber auch im Kontakt mit Veranstaltern und Fans kommt man schon mal an seine Grenzen, wenn man nach zwei Stunden am FanStand merkt, wie sich die Batterien langsam leeren. Da muss man sich auch abgrenzen und die Ressourcen gut einteilen können.

«Das Berner Oberland ist für mich der schönste Fleck Erde. Die Verschiedenheit der Umgebung, diese verspielten Täler und Hügelzüge und dann dahinter die Berge. Alles ist so vollkommen!» Wie fühlen sich «Oesch’s die Dritten» in der Schweizer Musikszene als volkstümliche Band akzeptiert und integriert?

Wir fühlen uns sehr eng verbunden, auch mit Künstlern, die für einen ganz anderen Musikstil stehen als wir. Dies kommt wohl daher, dass wir sehr offen sind. Zudem sind wir an Festivals oft der einzige VolksmusikAct im Line-up. So kommt es auch zu Begegnungen und zu einem Austausch.

Ihr pflegt eine breite Palette an musikalischen Stilrichtungen. Da kommt auch mal ein Country-Song oder eine Ballade wie «Wenn du einmal traurig bist» vor…

Das stimmt. «Wenn du einmal traurig bist» ist wohl die beliebteste Ballade in unserem Repertoire. Wir wollen auch diesen Gefühlslagen Raum geben. Denn es gibt Leute, denen es nicht gut geht, wenn sie an ein Konzert kommen. Sie haben vielleicht den Verlust eines geliebten Menschen oder andere private Rückschläge zu verarbeiten. Das kennen wir in unserem Leben ja auch. Wir versuchen einfach, dies in unsere Musik einfliessen zu lassen. Selbstverständlich passen wir das je nach Publikum auch etwas an. Leise und melancholische Lieder gehören für mich eher in einen schönen Konzertsaal und weniger an ein Schwingfest. Ich finde unseren Mix cool. Wir machen grundsätzlich die Musik, die uns gefällt und überlegen gar nicht, welcher Stil das jetzt ist.

Wer schreibt die Songtexte bei euch?

Vater und ich schreiben die meisten Lieder. Mike hat auch angefangen, Kevin ebenso. Ausserdem werden uns viele Texte von externen Songwritern angeboten. Sie schreiben und singen auch viel über Ihre Heimat. Auf dem aktuellen Album heisst sogar der Titelsong «Heimat». Was schätzen Sie denn so an Ihrem Land und besonders am Berner Oberland?

Ich bin keine Patriotin, aber ein Fan der Schweiz und ihrer Natur! Gerade das Berner Oberland ist für mich der schönste Fleck Erde. Die Verschiedenheit der Umgebung, diese verspielten Täler und Hügelzüge und dann dahinter die Berge. Alles ist so vollkommen! Nicht zu vergessen unsere super Produkte, feines Essen, gute Luft und eine schöne Sprache. Ich weiss, es kling kitschig, aber ich bin tatsächlich Fan von unserer Region. Es tut einfach gut, hier zu sein. Sie sind Ende März 2020 zum ersten Mal Mutter geworden. Das zweite Baby ist unterwegs, wie Sie im Sommer auf Instagram verkündet haben. Herzliche Gratulation! Haben Sie schon eine musikalische Vision für die eigene Familie – so à la Oesch’s die Vierten?

Nein, dafür ist es viel zu früh (lacht).

Wie hat Sie das Muttersein verändert?

Ich habe eine neue Lockerheit entdeckt, was meine Karriere betrifft. Heute kann ich

OESCH’S DIE DRITTEN Die Band «Oesch’s die Dritten» besteht aus sechs Personen: Melanie und ihre Brüder Mike und Kevin, Mutter Annemarie, Vater Hansueli sowie der Akkordeonist Urs Meier. Die Tournee zum aktuellen Album «Die Reise geht weiter» findet diesen Herbst voraussichtlich statt.

Alle Infos: www.oeschs-die-dritten.ch

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12 es leichter akzeptieren, wenn es nicht genau nach meinem Plan läuft. Ich sehe es nicht mehr so eng und bin mir bewusst, dass ich es nicht nur für mich, sondern für die Familie mache. Als Mutter lernt man viel über sich selbst. Ich bin eher der harmonische Typ und zum Beispiel in der Erziehung am Lernen, auch mal zu sagen «Stop, hier geht’s nicht weiter. Hier ist die rote Linie!» Was sich auch verändert hat, ist mein Blick für das Kleine. Robin sieht jedes Blümchen und kann dann lange verweilen und staunen. Ich habe die Natur vorher auch schon geliebt, aber mit meinem Sohn nehme ich mir mehr Zeit, die Details zu entdecken. Ich liebe das.

Die Bühne ist für ihn das Grösste. Darauf zu verzichten, war hart für ihn. Wir haben deshalb möglichst viel zusammen Musik gemacht. Mit der Fünfpersonen-Regel konnten wir glücklicherweise immer noch als Familie proben. Seit dem Lockdown spielen wir jeden Freitag zusammen und entwickeln neue Ideen. So entstanden während Covid auch Livestream-Konzerte und andere Angebote. Das half uns, emotional nicht in ein Loch zu fallen. Dadurch, dass wir alle Konzerte bis im Herbst 2021 absagen mussten, konnten wir uns voll auf neue Projekte konzentrieren. Wir haben viele Songs geschrieben, Demos produziert usw.

«Mit Robin hatte ich eine neue Aufgabe als Mami. Deshalb hielt sich das mit dem 'Corona-Blues' in Grenzen. »

Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Es war schon herausfordernd, dass die gesamte Konzertroutine verloren ging. Das ist wie bei einem Sportler, der keine Wettkämpfe mehr hat. Auch wir müssen unsere Muskeln trainieren – zum Beispiel die Stimme. Auch das Atemtraining ist sehr wichtig. Man braucht eine gute körperliche Grundkondition, um nach einer langen Anreise und wenig Schlaf zwei Stunden Konzert mit anschliessender Autogrammstunde durchzustehen.

Wie sieht eine Woche bei der Familie Oesch aus?

Bei uns ist keine Woche wie die andere. Wir planen also vorzu und sehr individuell und da kommen fast alle Konstellationen mal vor. Dadurch, dass Armin auch grösstenteils selbständig ist, haben wir je nach externem Job die Möglichkeit, unsere Rollen zu tauschen. Das ist für uns beide wie auch für Robin sehr wertvoll. Sind Sie eine disziplinierte Person?

Sagen wir’s so: Ich bin gerne diszipliniert, weil es vieles erleichtert, aber es gelingt mir nicht immer. Wie sind Sie mit der neuen Lebensrealität während der Covid-Pandemie umgegangen?

Die Geburt von Robin fiel in die Anfangszeit des Lockdowns. Zu Beginn war ich ehrlich gesagt fast froh um die Zwangspause, da ich schon etwas überfordert war mit all den Gefühlen und Anforderungen. Durch den Lockdown konnte ich mir die Zeit nehmen, als Mami für mich klarzukommen. So konnten wir uns in den ersten zwei Monaten in Ruhe einrichten und hatten nicht alles auf einmal. Danach haben wir wieder Dinge angepackt. Hatten Sie keinen «Corona-Blues»?

Mit Robin hatte ich eine neue Aufgabe als Mami. Deshalb hielt sich das mit dem «Corona-Blues» in Grenzen. Ich hatte gar keine Zeit, so viel darüber nachzudenken. Für meinen Vater war’s sicher schwieriger. HOPE NR.7

Klingt nach einem sehr angenehmen Kontrastprogramm für «Oesch’s die Dritten»…

Wir leben in Zeiten grosser Unsicherheiten und Spannungen. Haben Sie noch Hoffnung für diese Welt?

Auf jeden Fall. Es hängt von uns allen ab, was wir daraus machen. Klar, man fragt sich schon, wie sich das alles entwickeln wird. Ich habe auch Respekt, wenn ich einige Probleme in der heutigen Gesellschaft sehe. Aber wenn man ein paar Generationen zurückschaut, stellt man fest: Jede Generation kennt diese Ängste. Wir alle können etwas zu einer besseren Welt beitragen. Da macht schon eine positive Grundhaltung sehr viel aus. Ich meine nicht, dass man über alles Schwierige hinwegsehen kann oder soll. Doch eine positive Einstellung zum Leben hilft auf jeden Fall.

«Ich glaube an das Gute und an ein gewisses Urvertrauen, das wir alle irgendwo in uns tragen, wenn wir darauf hören wollen.» Sind Sie ein spirituell interessierter Mensch?

Kommt darauf an, wo man hier die Grenze zieht. Ich glaube an das Gute und an ein gewisses Urvertrauen, das wir alle irgendwo in uns tragen, wenn wir darauf hören

wollen. In der Natur, besonders im Wald tanke ich viel Kraft. Wenn ich im Wald stehe – wow! –, da wirkt so vieles auf mich ein, dieses System, das in sich funktioniert. Das könnte ich stundenlang beobachten. Mir gefällt der Wald im Grossen wie im Kleinen. Nur schon das Moos ganz nah zu betrachten, finde ich überwältigend. Das hilft mir auch, zu relativieren und mich nicht zu wichtig zu nehmen. Dann sage ich oft zu mir: «Hey hallo, sei mal dankbar!» Diese Natur ist ein Geschenk. Und dass ich in der Schweiz leben darf, ist erst recht ein Grund dankbar zu sein! (fw.)

MELANIE OESCH PERSÖNLICH

Nach einem anstrengenden Tag entspanne ich mich am liebsten… … bei einem feinen Tee, oftmals mit Kräutern aus dem Garten. Dieses Buch oder diese Serie haben mich in letzter Zeit sehr inspiriert: Das Buch «Das Café am Rande der Welt» von John Strelecky. Diese App nutze ich am liebsten: Mittlerweile ist das wohl die Kalender-App. MeteoSwiss nutze ich auch sehr oft. Diese drei Wörter beschreiben mich am besten: Gutmütig, leidenschaftlich, feinfühlig Dafür bin ich in meinem Leben besonders dankbar: Für meine Familie, für unsere musikalischen «Lebenssteine» und für das wunderschöne Zuhause, das ich noch immer meine Heimat nennen darf. Etwas vom Mutigsten, das ich bisher in meinem Leben getan habe: Immer wieder an meine Träume und Visionen zu glauben und darauf zu vertrauen, dass es schon gut kommt.


21 SOZIALBERATUNG HEILSARMEE FRUTIGLAND

VON MENSCH ZU MENSCH Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern war Jennyfer Schranz einst selbst auf Hilfsangebote wie «Tischlein Deck Dich» angewiesen. Inzwischen lebt die 51-Jährige in stabilen Verhältnissen und hat eine Ausbildung zur Sozialpädagogin HF absolviert. Seit Mai 2020 leitet sie die Sozialberatung Heilsarmee Frutigland. «Hope»: Warum braucht es eine kirchliche Sozialberatung im ländlichen Raum?

Jennyfer Schranz: Die kirchliche Sozialberatungsstelle macht als Auffangnetz des Sozialsystems absolut Sinn. Ich habe im Frühling 2020 im Rahmen meiner sozialpädagogischen Ausbildung eine Diplomarbeit über die verdeckten Nöte in Berggebieten verfasst. Dabei habe ich insbesondere «meine» Region, das Frutigland, untersucht. Die Recherchen haben klar gezeigt, dass in Berggebieten besonders oft Nöte verdeckt bleiben. An manchen Orten funktioniert die Dorfgemeinschaft noch fast wie eine Familie; man will die Probleme selbst lösen und nicht öffentlich preisgeben. Erst wenn das innere System komplett am Anschlag läuft, holt man sich Hilfe von aussen. Die Sozialberatungsstelle der Heilsarmee Frutigland gibt es erst seit Mai 2020. Waren Ihre Erkenntnisse ein Grund dafür, dieses Angebot zu lancieren?

Die Diplomarbeit war bestimmt ein Faktor. Zusätzlich stieg der Pegel der Not durch die Coronasituation. Uns hat in die Hände gespielt, dass wir als Heilsarmee Geld von der Glückskette erhielten, um zum Beispiel Schnellhilfe für kleine KMUs zu leisten oder Menschen zu helfen, die plötzlich ohne Job dastanden. Durch die neuen Nöte während der Pandemie war die Legitimation höher, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Name: Jennyfer Schranz Alter: 51 Jahre Familie: 3 Kinder Wohnort: Kandergrund Wie lautet Ihre Botschaft an Menschen, die sich für Ihre Not schämen?

Wo immer Sie im Alltag stehen – Sie sind willkommen und dürfen sein, wie Sie sind! Im Zentrum steht die Hilfe von Mensch zu Mensch. Wenn jemand nichts mehr zu Essen hat, weil er das Geld falsch oder vielleicht für Alkohol ausgegeben hat, leistet die Sozialberatung der Heilsarmee trotzdem Nothilfe. Egal, was Sie gerade durchmachen, Sie werden bei mir mit Respekt behandelt. Wir begegnen einander auf Augenhöhe.

«Die Nöte in den Berggebieten bleiben besonders oft verdeckt.» Wie funktioniert dieses Hilfsangebot genau?

Ich bin an zwei Tagen in der Woche in Frutigen tätig, den Rest der Woche arbeite ich in der Sozialberatung & Passantenhilfe in Biel. Am Montag und Dienstag ist das Büro der Sozialberatung Frutigland offen. Man kann direkt an der Tür klingeln, anrufen oder mir in einer WhatsApp-Nachricht das Anliegen schildern. Sehr oft mache ich auch Hausbesuche, was in Berggebieten besonders wichtig ist. Für viele Menschen ist die Hemmschwelle sehr gross, in ein Büro zu gehen, um Hilfe zu holen.

Was motiviert Sie für diese Arbeit?

Wie bei vielen Mitarbeitenden in der Heilsarmee ist auch meine Grundmotivation der christliche Glaube. Jesus schenkte mir vor 17 Jahren Wiederherstellung, als mein Leben kaputt und unreparierbar schien. Seither ist es meine tiefe Überzeugung, dass mit ihm Hilfe möglich ist und dass es keine ausweglose Situation gibt. Haben Sie heute schon eine gute Tat vollbracht, Frau Schranz?

Das merke ich oft gar nicht, aber eine Mutter, die in der Schwangerschaft gerade am Limit ist, rief mich an. Nach dem Gespräch sagte sie, ich hätte ihr den Tag gerettet, weil ich ihr zugehört habe. (fw.) KONTAKT

Sozialberatung Heilsarmee Frutigland, Kanderstegstrasse 49, 3714 Frutigen Tel. 076 462 12 61 sozial.frutigland@heilsarmee.ch www.frutigland.heilsarmee.ch/ sozialberatung/ Beratungstermine nach Vereinbarung. Montag und Dienstag: 8.30–12 Uhr und 14–17.30 Uhr Lebensmittelabgabe des «Tischlein Deck Dich»: Freitag, 13.30 Uhr HOPE NR.7


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Name: Alter:

Daniel Eisenegger 51 Jahre

Familie: Verheiratet mit Susanne Wohnort: Wengen

EIN HOTELIER AUS WENGEN IM PORTRÄT

«KRISEN SIND CHANCEN» Die Coronakrise hat auch die Berner Oberländer Hotelbranche hart getroffen. Daniel Eisenegger, der zusammen mit seiner Frau Susanne das Hotel Edelweiss in Wengen leitet, ist selbst stark betroffen. Trotzdem blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Denn er weiss: Gott hat immer einen Plan. «Wir erschraken schon, wie abrupt damals im März 2020 die Wintersaison abgebrochen wurde», blickt der Hotelier Daniel Eisenegger auf diese turbulente Zeit zurück. Natürlich waren die Nachrichten voll vom neuartigen Coronavirus, welches den Weg von China über Norditalien bis in die Schweiz gefunden hatte. Die Konsequenzen waren damals nicht absehbar. Was würde dies für das Hotel Edelweiss in Wengen konkret bedeuten? Aus früheren Krisen gelernt

Wie für die meisten Unternehmer, war die aufkommende Pandemie für Daniel und seine Frau Susanne ziemlich bedrohend. HOPE NR.7

Bald erkannten die beiden aber den Wert ihrer Erfahrung mit früheren Krisen. Als die Wirtschaftskrise 2008 hereinbrach, standen die beiden in leitender Funktion eines grossen Werks in England. «Das war eine schwierige Zeit», blickt Daniel zurück. «In der Folge begannen wir, vertieft nach biblischen Prinzipien für ein Unternehmen zu forschen.» Eines nahmen sie sich vor: «Wir wollten uns persönlich nie in einem solchen Ausmass verschulden und uns damit von einer Bank abhängig machen.» Auf dem Silbertablett serviert

2009 waren Eiseneggers zum ersten Mal im

Hotel Edelweiss. «Wir hätten die Hotelleitung gerne übernommen», erzählt Daniel. «Doch dann hatten wir den Eindruck, dass Gott uns noch in England haben wollte.» Dort blieben sie dann auch und brachten ihr Engagement zu Ende. «Als wir 2012 in die Schweiz zurückkehrten, war das Hotel längst verkauft. Trotzdem spürten wir, dass wir dort hingehören und riefen die neuen Eigentümer an.» Der damalige Besitzer schien wie vorbereitet. Er sagte nur: «Ich habe den Anruf erwartet.» Wie Eiseneggers 2015 Besitzer des Hotels wurden, ist eine Geschichte für sich. Ohne beachtliches Vermögen kauften sie das Hotel ohne die Unterstützung einer Bank. Zahlreiche Darlehen wurden überraschend angeboten. «Wir erhielten Darlehen von Menschen, deren Namen wir nie zuvor gehört hatten.» Gott hatte es ihnen einfach aufs Herz gelegt.

«Oft handelten wir nicht unserem Glauben gemäss, sondern liessen uns von finanziellen Aspekten und Sorgen leiten.»


15 Ein Hotel von und für Gott

Eigentlich war der verfrühte Abbruch der Wintersaison 2019/2020 keine grosse Tragödie. «Wir hatten bis dahin einen sehr guten Winter gehabt und bereits 90 Prozent des üblichen Umsatzes erwirtschaftet.» Trotzdem bestimmte der wirtschaftliche Kampf Eiseneggers Denken. Obwohl sie das Ganze 2009 bereits einmal durchlebt und dabei viel gelernt hatten, fielen sie teilweise in alte Verhaltensmuster zurück. «Oft handelten wir nicht unserem Glauben gemäss, sondern liessen uns von finanziellen Aspekten und Sorgen leiten.» Es brauchte Zeit, bis sie ihren Fokus wieder vermehrt auf Gott richten konnten. Im Mai und Juni 2020 brach der Umsatz um 95 Prozent ein. «Um den Schaden in Grenzen zu halten, setzten wir unser Personal auf Kurzarbeit.» Susanne und Daniel arbeiteten oft alleine und sehr hart. «Durch die alltäglichen Sorgen und Nöte lastete der Fokus zu stark auf den Finanzen, anstelle von Beziehungen und Teamgeist.» In der Folge setzten sie die Prioritäten richtig und investierten wieder vertieft in ihr Team. Finanzielle Herausforderung, aber gute Kontakte

Dann wurde von einer zweiten Welle gesprochen. Würde die Wintersaison 20/21 überhaupt durchgeführt werden können? «Immer wenn ein weiteres Land Quarantänebestimmungen gegenüber der Schweiz erliess, wurden Buchungen storniert.» Von den positiven Berichten, Schweizer würden ihre Ferien in der Schweiz verbringen, spürte das autofreie Wengen weniger als andere Destinationen. Der Tagestourismus lief zwar sehr gut – dies hatte aber wenig Einfluss auf die Übernachtungen. Diese Verteilung ist bis heute, wenn auch je nach Covid-Situation auf höherem Niveau, geblieben. «Am meisten leiden Hotels in den Städten wie Zürich, Genf oder Basel», sagt Daniel Eisenegger, der in der Hotelbranche natürlich gut vernetzt ist. Finanziell gesehen laufe es seit Beginn der Pandemie nicht gut, berichtet Daniel weiter. Der Umsatz sei auf ca. 50% eingebrochen und erhole sich nur sehr zögerlich. Trotzdem freue er sich über die Möglichkeiten, die Gott ihnen schenkt: «Wir haben nun mehr Zeit für den einzelnen Gast, wodurch sich viele gute Gespräche ergeben.» Viele Gäste sind an Eiseneggers Geschichte mit dem Hotel Edelweiss und ihrer Einstellung zu Finanzen interessiert. «Da erzählen wir natürlich gerne und sind dann auch schnell bei unserem Glauben angekommen.» Die Menschen sind offen und haben viele Fragen.

Den Menschen dienen

Das Hotel Edelweiss ist nicht so belebt wie üblich. «Es geht aber darum, genau den Menschen zu dienen, die zu uns kommen.» Menschen fliehen aus dem Homeoffice in das schöne Bergdorf, andere brauchen einfach ein paar Tage Erholung und geniessen die familiäre Atmosphäre und die traumhafte Aussicht. Trotz schlechter wirtschaftlicher Prognose ist Daniel zuversichtlich: «Wir blicken vorwärts und wollen uns von Gottes Kreativität inspirieren lassen. Er hilft uns, das Hotel wieder neu aufzurichten. Wir beten, dass wir sämtliche Darlehen abbauen können – trotz Corona.»

«Wir haben nun mehr Zeit für den einzelnen Gast, wodurch sich viele gute Gespräche ergeben.»

Aus Krisen lernen

«Krisen sind Chancen», hält Daniel fest. «Sie helfen uns, die Tiefe unseres Glaubens zu erkennen und bereiten uns auf zukünftige Krisen vor.» Corona ist nicht die letzte Krise, dessen ist sich Daniel sicher. «Die Bibel spricht von Wehen, von denen noch weitere kommen werden.» Seine Herausforderung während Corona sei, bei Gott zur Ruhe zu kommen und bei ihm Weisheit zu suchen. Je mehr dies gelinge, desto mehr erkenne er das Gute, das Gott gerade in dieser Zeit für sie bereithält.

VIA BIBELSCHULE ZUM HOTEL

Daniel und Susanne Eisenegger kennen sich seit 49 Jahren und sind seit 28 Jahren verheiratet. Nach einigen Berufsjahren als Personalfachmann bzw. Zivilstandsbeamtin entschlossen sich die beiden, eine einjährige Ausbildung in einem christlichen Konferenzzentrum in England zu absolvieren. Am Ende blieben sie sieben Jahre. In dieser Zeit wuchs der Wunsch, im Berner Oberland ein familiäres Hotel zu übernehmen. Das Paar schätzt einander für die unterschiedlichen Begabungen: «Die Schwächen des einen sind die Stärken des anderen», bringt es Daniel Eisenegger auf den Punkt. Das gute Teamwork entwickelten sie auch auf ihren zahlreichen, oft monatelangen Reisen. Als besonders inspirierende Erfahrung betrachten sie etwa ihre 1000 Kilometer lange Buschwanderung in Australien. Zwei Monate ohne Handy! Daniel blickt gern auf diese Zeit zurück: «Das schweisst zusammen und hilft, die Stürme des Lebens zu meistern!»

(mrm.)

Hotel Edelweiss in Wengen: Die Zimmer der Südseite bieten einen Blick auf die Jungfrau. HOPE NR.7


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HERBERT GEISER AUS HEIMBERG

SOHN STARB MIT 18 BEIM AARE-SURFEN Herbert Geiser hat im letzten Jahr seinen 18-jährigen Sohn durch einen Surfunfall auf der Aare verloren. Im Interview erzählt der Pastor offen, was dieser Schicksalsschlag in ihm, seiner Ehe und seinem Glauben ausgelöst hat.

Name: Herbert Geiser Alter: 54 Jahre Familie: Verheiratet, 4 Kinder Wohnort: Heimberg HOPE NR.7


19 Herbert Geiser ist Gemeinderat, Pastor und Vater von vier Kindern. Am 29. August 2020 erhielt er unterwegs die Nachricht, dass sein 18-jähriger Sohn Nick beim Surfen in der Aare verunglückt sei. Nick wurde kilometerweit flussabwärts bei Münsingen geborgen und konnte trotz aller Bemühungen nicht wieder zum Leben gebracht werden.

Schaden genommen. Es hat uns eher stärker zueinander gebracht», bekennt Herbert Geiser. «Aber es ist eine Herausforderung, weil jeder wieder anders trauert. Ich traure tränenreicher, kann auch darüber reden, was geschehen ist. Meine Frau trauert eher in der Stille und zieht sich zurück. Das Gute ist, dass wir immer zusammen reden konnten – das ist sehr wichtig.»

In einem Video-Interview mit «Hope»Chefredaktor Florian Wüthrich sprach Herbert Geiser an Ostern 2021 offen und sehr ehrlich darüber, wie er bis heute mit dem grausamen Tod seines Sohnes umgeht. (Link zum Video am Ende dieses Artikels).

Das Engagement geht weiter

«Es gibt kein Wort für Eltern, die ein Kind verlieren»

«Wenn man einen Ehepartner verliert, ist man Witwe/r, wenn man die Eltern verliert, Waise. Aber für Eltern, die ein Kind verlieren, gibt es keine Bezeichnung», so leitet Wüthrich das Gespräch ein. Herbert Geiser ist gefasst, aber man merkt ihm den Schmerz an. Rückblickend sagt er: «Nick hatte ein gutes Herz und setzte sich gegen Ungerechtigkeit ein. Er hatte einen verschmitzten Humor und lachte viel in unserer Familie. Wir sind unglaublich stolz auf unseren Sohn.»

«Wenn du dein Kind verlierst – was passiert mit deiner Liebe? Sie wird eher noch stärker, aber sie findet ihr Gegenüber nicht mehr. Dieser Schmerz bleibt.» Herbert Geiser schildert den Tag des Unfalls und das dramatische Auf und Ab der Gefühle: «Meine Frau und ich konnten unseren Sohn nochmals sehen und streicheln, das tat uns gut und war sehr wertvoll.» Nach der ersten Woche voll von hektischen Aktivitäten bis zur Trauerfeier folge eine lange Phase dessen, was man im allgemeinen «Verarbeitung» nenne. «Heute wache ich nicht mehr jeden Morgen mit dem Gefühl der unabänderlichen Situation auf», erklärt Herbert Geiser. «Wenn du dein Kind verlierst – was passiert mit deiner Liebe? Sie wird eher noch stärker, aber sie findet ihr Gegenüber nicht mehr. Dieser Schmerz bleibt.» Belastung, aber kein Schaden für die Ehe

Der Tod eines Kindes kann eine Belastung für die Ehe sein; etliche Beziehungen überleben einen solchen Verlust nicht. «Unsere Ehe hat diesbezüglich keinen

Herbert Geiser hat sich als Gemeinderat in Heimberg wieder wählen lassen – bewusst, wie er sagt: «Das war für mich ein Stück Normalisierung des Lebens.» Er ist dankbar, sieht sich durch ein gutes Wahlergebnis in seiner Entscheidung bestätigt. Seine Arbeit als Pastor war in der Trauerphase hingegen nicht so einfach. «Da muss man vor Menschen stehen, sein Herz offenlegen, du musst dich auf die Schicksale anderer Menschen einlassen, das ist anspruchsvoller.» Aber auch hier bleibt Geiser ehrlich: «Ich stehe auch in der Gemeinde dafür ein, dass der christliche Glaube nicht einfach eine Versicherung ist, dass Schweres nicht geschieht. Es ist eine Riesenchance, dass ich es der Gemeinde quasi 'vorleben' kann: Gott bewahrt uns nicht einfach vor Schicksalsschlägen, er lässt Schweres zu. Aber er trägt uns hindurch. Und die Gemeinschaft von Christen ist hier eine grosse Hilfe.»

erste Todestag, Ende August 2021, sei unter Anwesenheit zahlreicher Weggefährten von Nick mit einem Gedenkanlass gewürdigt worden.

«Es war ein riesiges Privileg, Nick 18 Jahre bei uns zu haben.» Pastor Simon Kaldewey von der FEG Steffisburg habe in der Abdankungspredigt vom «Hoff-Nick» gesprochen, berichtet Herbert Geiser: «Das ist genial. Wir werden ihn wiedersehen!» Diese Hoffnung trägt den 53-Jährigen. Und er bekennt: «Ich habe Gott schon oft um das Privileg gebeten, dass mein Sohn mich mal abholen kommt, wenn ich selbst an dieser Schwelle stehe. Auf alle Fälle hat mein eigenes Sterben an Schärfe verloren». (fw.)

Was einen wirklich tröstet

Man könnte es verstehen, wenn Menschen in einem solchen Schmerz auf Distanz zur Bibel gehen. Geiser hat es anders erlebt. Er sei immer wieder auf Texte gestossen, die klar und überraschend zu ihm gesprochen hätten; so etwa bei Nicks Taufspruch – sein Sohn hatte sich eine Woche vor seinem Tod taufen lassen – oder auch beim täglichen Lesen in der Bibel. Er hätte erlebt, wie ihm wertvolle Worte und Passagen begegneten, die ihm bislang nicht bewusst oder bekannt gewesen seien. Oft hätten diese von Sterben und Gewinn gehandelt.

«Ich traure tränenreicher, kann auch darüber reden, was geschehen ist. Meine Frau trauert eher in der Stille.» Das Osterfest 2021 hat die Familie Geiser wieder bewusst als grosse Familien-Gemeinschaft gefeiert: «Wir denken an Nick, behalten ihn im Herzen, lachen manchmal auch über ihn. Es war ein riesiges Privileg, ihn 18 Jahre bei uns zu haben.» Auch der

LIVENET-TALK «WENN DER SOHN VIEL ZU FRÜH STIRBT»

An Ostern 2021 war Herbert Geiser zu Gast im Livenet-Talk. Im Gespräch mit «Hope»Chefredaktor Florian Wüthrich erzählt er offen und sehr ehrlich darüber, wie er bis heute mit dem Tod seines Sohnes umgeht. Mehr unter: www.hope-thun.ch

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ANNE SPEISER

EIN ORT DER GEBORGENHEIT UND FÜRSORGE

Respekt vor dem menschlichen Leben und dem Schöpfer ist Anne Speiser seit ihrer Kindheit wichtig. Ausdruck findet dieser Respekt unter anderem in ihrem Engagement für das Geburtshaus Maternité Alpine in Zweisimmen. Anne Speiser (60) wuchs mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof im Elsass auf. Drei Generationen lebten damals unter einem Dach. «Die Werte, die mir als Kind vermittelt wurden, begleiten mich heute noch.» Den Glauben an den Schöpfer und den Respekt vor dem Leben erwähnt Anne speziell. Ihre Hochzeit mit Stephan führte sie in die Schweiz, seit 1985 leben die beiden in Zweisimmen. Sie haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkelinnen. Dass Anne und Stephan heute das Zweifamilienhaus HOPE NR.7

mit Tochter, Schwiegersohn und einer Enkelin teilen, passt zu ihrem Lebenslauf. Respekt vor dem Leben

«Meine Grosseltern und Eltern haben die Kriegsjahre hautnah erlebt», erzählt sie. Werte wie Menschenwürde und der christliche Glaube seien stets ein Thema gewesen.

«Die Werte, die mir als Kind vermittelt wurden, begleiten mich noch heute.»

Name: Anne Speiser Alter: 60 Jahre Familie: Verheiratet, 3 Kinder Wohnort: Zweisimmen

Bis zur Geburt ihres ersten Kindes arbeitete die gelernte Biologielaborantin in Labors verschiedener Krankenhäuser. «Nach der Familiengründung entschied ich mich, ganz für unsere Kinder da zu sein», sagt Anne Speiser und ergänzt: «Ich übernahm den Familienbetrieb aus freiem Entscheid.» Für sie sei in dieser Zeit von grosser Bedeutung gewesen, für ihre Kinder da zu sein und für sie sorgen zu können. Das sei nicht nur «old-fashion», sondern auch «goodfashion», betont die Simmentalerin. Heute würde sie sich wieder so entscheiden.


23 Prägende Momente des Lebens

Wie viele andere Mütter erinnert sich auch Anne noch genau an die Geburten ihrer Kinder. «Nach der Entbindung meiner ersten Tochter, hatte ich Zweifel, ob ich nochmals ein Kind zur Welt bringen würde...» Der Geburtsprozess habe sehr lange gedauert und sei von Komplikationen begleitet gewesen. Zudem habe es einen längeren Geburtsstillsand gegeben. Damalige Nierenprobleme hätten die Sache auch nicht vereinfacht. Anne macht klar: «In diesen 24 Stunden traten mehrmals kritische Situationen auf. Ich war dankbar und erleichtert, als alles überstanden war.» Die zweite Geburt hingegen sei rasant verlaufen. Anne erinnert sich: «Viel mehr Zeit hätte ich nicht mehr im Auto verbringen können.» Bei der dritten Geburt habe sie eine sehr junge Hebamme begleitet. «Von der Betreuung her war dies meine persönlichste Geburt. Es entstand rasch eine grosse Vertrautheit unter uns Frauen, das war für mich ein wunderbares Erlebnis. Alles verlief frei von Hektik, ich war sehr entspannt.» Unvergessen bleibt Anne auch die Unterbringung: «Weil alle Spitalzimmer besetzt waren, bekam ich ein Einzelzimmer. Das ermöglichte eine familiäre Atmosphäre.» Einen «Ort der Geborgenheit und Fürsorge» wünscht sie heute allen Frauen, denen eine Geburt bevorsteht. In die Politik hineingerutscht

Parallel zum Familienleben hatte Anne Kapazität, um sich ehrenamtlich zu engagieren. 1993 begann sie ihre politische Tätigkeit in der Schulkommission. «Natürlich übernahm ich das Amt auch im eigenen Interesse, wegen meiner Kinder», sagt sie. Doch ihr Engagement entwickelte sich weiter. 1998 bis 2005 amtete sie als Gemeinderätin, von 2006 bis 2013 als Gemeindepräsidentin. Seit 2014 ist Anne Speiser Grossrätin. Anfänglich habe sie keinerlei politische Ambitionen verfolgt, doch dann habe sich eins ans andere gefügt. «Meine Einstellungen bezüglich Wert von menschlichem Leben und mein Respekt gegenüber dem Schöpfer waren nie ein Geheimnis», erzählt Anne.

Zweisimmen braucht ein Geburtshaus!

Als die Geburtsabteilung im Spital Zweisimmen geschlossen wurde, war dies für Anne Startschuss eines weiteren Engagements. Ohne Frage brauchte es im Simmental einen Ort zum Gebären, ein Geburtshaus. «Im Gesundheitswesen wird nur noch über Rendite gesprochen», bedauert Anne. Alles muss rentieren. Aus diesem Grund war auch die Geburtsabteilung in Zweisimmen geschlossen worden. «Damit wurden in unserer Region alle Familien und Paare, die noch Kinder wollten, links liegen gelassen.» Auch Frauen aus den abgelegensten Orten des Saanenlands mussten zum Gebären nach Thun fahren – je nach Jahreszeit bei verschneiten Strassen. Dies konnte Fahrzeiten von bis zu anderthalb Stunden bedeuten. So wurde Anne Mitgründerin der Genossenschaft Maternité Alpine, die das Geburtshaus betreibt. Als Präsidentin investiert sie sich mit viel Herzblut für diese Arbeit. «Wenn wir gewusst hätten…»

Anne weiss zu erzählen, was passieren kann, wenn Frauen nicht rechtzeitig zum Gebären im Krankenhaus eintreffen. «Es ist wichtig, ein Geburtshaus und Hebammen in der Region zu haben!», sagt sie mit Nachdruck. Sie freue sich sehr, dass mit dem Geburtshaus in Zweisimmen ein Ort der Geborgenheit und Fürsorge geschaffen werden konnte. Der Anfang sei jedoch alles andere als einfach gewesen. «Zum Glück wussten wir nicht, was alles auf uns zukommen würde. Ich weiss nicht, ob wir den Mut zum Anfangen gehabt hätten.» Es gab viele Hürden zu überwinden. Beispielsweise mussten zahlreiche Kooperationsverträge mit verschiedenen Partnern (Rega, Ambulanz, Spital Thun, Spital Frutigen, Inselspital und andere) abgeschlossen werden. «Doch es hat sich alles gelohnt!», bekräftigt Anne. Eltern, die nun die Möglichkeit hätten, die Geburt ihres Kindes in der familiären Atmosphäre des Geburtshauses zu erleben, würden Anne immer wieder grosse Dankbarkeit aussprechen. Das sei für

sie Motivation genug, das ehrenamtliche Engagement fortzuführen. «Nebst den Hebammen und Hauswirtschafterinnen leistet das gesamte Team der Verwaltung, inklusive Beirat, enorme Arbeit. Wir sind ein eingespieltes Team und ich bin stolz darauf, mit so mutigen und engagierten Menschen unterwegs zu sein. Es fägt!» Ein Ort der Geborgenheit und Fürsorge

Vor fünf Jahren nahm das Geburtshaus seinen Betrieb auf. Auch prä- und postnatal werden schwangere Frauen und Mütter hier betreut und versorgt. Mit dem Engagement für die Maternité Alpine habe sich Anne ganz neu für das Leben entschieden. «Jedes Kind ist ein Wunder des Schöpfers – einzigartig, kostbar und wichtig.» Da der Betrieb der Maternité Alpine nicht kostendeckend ist, brauche es zusätzliche Finanzen. «Die Gemeinden aus dem Simmental/ Saanenland haben uns finanziell unterstützt, dennoch sind wir auf Spenden angewiesen», sagt Anne. Es sei Knochenarbeit, jährlich 100'000 Franken zusammenzubringen. Bislang habe es aber geklappt. Es ist wertvoll und schön, das Licht der Welt an einem Ort der Geborgenheit und Fürsorge erblicken zu können. Doch auch später brauchen Menschen einen solchen Ort im Leben: «Für mich ist der Glaube ein Ort der Geborgenheit und der Fürsorge», bekennt Anne dankbar. Welche Stürme in ihrem Leben auch aufkommen mögen: Im Gebet finde sie Ruhe.

«Mein Glaube ist wie ein Anker, der mir Halt und Sicherheit gibt.» Sich nach dem Schöpfer auszurichten, bringe vieles ins Gleichgewicht. «Ich habe nicht den Anspruch, dass ich alles weiss. Mein Glaube ist wie ein Anker, der mir Halt und Sicherheit gibt.» (mrm.)

«Leben an sich kann man nicht einfach erschaffen.» Durch ihre Haltung Themen wie der Fristenregelung gegenüber sei sie auch auf Widerstand gestossen. «Die Forschung kann heute vieles. Doch Leben an sich kann man nicht einfach erschaffen. Da reichen zwei Reagenzgläser nicht. Das bleibt in der Hand des Schöpfers.» HOPE NR.7


26 EIN BERNER KOCHT HEUTE BEI «SRF BI DE LÜT – LIVE»

«ICH HABE 1000 KOCHBÜCHER» Fabian Zbinden (33) absolvierte die Kochlehre im Luxushotel Victoria Jungfrau in Interlaken. Im Lauf seiner Karriere verköstigte er Hollywood-Stars in Los Angeles und machte mit seinem Foodtruck «La Ribollita» die Stadtberner glücklich. Heute entwickelt und verkauft er «feelfood» und schwingt als TV-Koch die Kelle. «Hope» sprach mit dem Berner über seine Inspirationsquellen und Werte.

«Hope»: Fäbu, wo holst du dir Inspiration für deine raffinierten Kreationen?

Aus dem Wissen, das mir in der ganzen Welt vermittelt wurde. Ich habe zudem eine Sammlung mit 1'000 Kochbüchern und für diese extra einen Raum gemietet. Hier stöbere ich gern alte Rezepte auf und lasse mir etwas Neues dazu einfallen. Meine «feelfood»-Geschäftsidee mit gesunden, regionalen Instant-Mahlzeiten kommt gut an. Das freut mich sehr, ich habe noch einige Ideen im Kopf. Du achtest auf ausgewogene, frische Kost. Dein Körper ist dir wichtig. Wie hältst du deine Seele gesund?

Beim Meditieren finde ich innere Ruhe und zu mir selbst. Ich werde zufrieden und kann Liebe nach aussen tragen. Auch Dankbarkeit spielt eine grosse Rolle. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich aufwache und eine neue Chance erhalte, ich feiere diesen Moment. Meine Freude gibt mir sehr viel Energie für den Tag.

«Es geht stark darum, das innere Feuer, das wir alle mit der Geburt geschenkt bekommen, am Leben zu erhalten und zu füttern.» HOPE NR.7

Vor sechs Jahren habe ich mich intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt und erkannt, dass ich mich wie ein Chamäleon durchs Leben bewege. Ich finde es wunderbar, meine Farbe zu wechseln, mich Umständen anzupassen, aber dabei immer mich selbst zu bleiben. Unsere Zeitung trägt die Hoffnung im Titel. Wie definierst du diesen Begriff?

Ich denke, es geht stark darum, das innere Feuer, das wir alle mit der Geburt geschenkt bekommen, am Leben zu erhalten und zu füttern, damit es brennt. Was Hoffnung betrifft, so hoffe ich, dass wir es noch schaffen, den richtigen Weg einzuschlagen und sich auch künftige Generationen auf unserem Planeten wohlfühlen. Wenn wir so weitermachen, wird das irgendwann sehr unangenehm werden. Was wäre die Lösung?

Die Lösungen für eine sogenannte regenerative Landwirtschaft sind schon da. Es braucht Leute, die wach werden und auf den Zug aufspringen. Wir müssen wirtschaftlich umdenken, in dem wir die Natur miteinbeziehen. Sie lehrt uns so vieles. Es gilt, genau hinzuschauen, uns nicht überall zu bereichern, sondern den Respekt zu bewahren. (mhe/fw)

Name: Alter:

Fabian Zbinden 33 Jahre

Wohnorte: Bern und Köln (DE)

ZUR PERSON

In der Schule entschied sich Fabian Zbinden für Hauswirtschaft – das öffnete ihm die Tür zur Kochlehre im Luxus-Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken. Die Haute Cuisine mundete Zbinden, und er behielt die Gourmands im Visier, lernte von Starköchen in aller Welt und machte grosse Karriere. Mit seinen Kreationen machte Fäbu sogar HollywoodStars happy. 2017 kehrte er zurück in seine Heimat Bern. Heute setzt er auf saisonale und regionale Küche, einfach aber raffiniert. Mit gesunden Eintöpfen tuckerte er per Foodtruck durch Bern – und seit Anfang Jahr für «SRF bi de Lüt – Live» durchs ganze Land. Er erkundet Kultur und Kochtöpfe der Leute… und lässt einem zum Schluss das Wasser im Mund zusammenlaufen.


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FABIANS NEUSTE INNOVATION: feelfood sind vollwertige Instant-Mahlzeiten in Bio & Vegan. Schnell, gesund, lecker! Sie machen angenehm satt und liefern viele pflanzliche Proteine & Ballastoffe. Die Becher dienen als Tool für alle Vielbeschäftigten, die trotz Zeitmangel etwas Warmes und Gesundes essen wollen. Sie sind im Onlineshop erhältlich: feel-food.ch

POPCORN FALAFEL ca. 20 Stück à 20g Kugeln 2 Stück Knoblauchzehen 1 Stück rote Peperoncini 20 g Koriander 250 g Mais aus der Dose oder frisch 25 g Maizena 75 g fertiges Popcorn 10 g Limettensaft 1 TL Fleur del Sel 50 g Mineralwasser

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HOFFNUNG PUR MITTEN IN DER

PANDEMIE Kolumne

Frühe Christen in der Pandemie

Unsere Pandemie ist ja nicht die erste in der Geschichte. Hier ein bemerkenswerter Bericht aus der Zeit um 200 n. Chr., als die Pest in Alexandria, Ägypten, grassierte. 50 Jahre später berichtete Bischof Dionysius folgendes darüber: «Die meisten unserer Mitchristen schonten aus grosser Nächstenliebe ihre eigene Person nicht und hielten fest zueinander. Furchtlos besuchten sie die Kranken, bedienten sie sorgfältig, pflegten sie um Christi willen und schieden freudig zugleich mit ihnen aus dem Leben … Ja, viele starben selbst, nachdem sie andern durch die Pflege die Gesundheit wieder verschafft und deren Tod gleichsam auf sich verpflanzt hatten … Bei den Heiden aber fand gerade das Gegenteil statt. Sie stiessen diejenigen, welche zu erkranken begannen, von sich, flohen von den Teuersten hinweg, warfen die Halbtoten auf die Strasse und liessen die Toten unbeerdigt liegen … Als dies bekannt wurde, pries man den Gott der Christen.» (Eusebius, Kirchengschichte VII,22 & IX,8) HOPE EMMENTAL

Es geht hier sicher nicht darum, die Christen (damals eine kleine Minderheit) in den Himmel zu loben. Aber: Was machte normale Menschen zu so etwas fähig? Weshalb konnten die Christen selbst angesichts des Todes zuversichtlich anderen helfen und sogar selbst den Tod in Kauf nehmen? Da muss etwas in ihnen gewesen sein, das sie den Tod nicht fürchten liess und darum im Leben so mutig machte. Was uns direkt 200 Jahre zurück nach Ostern führt. Was an Ostern geschah

Jesus von Nazareth wurde durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Dies geschah an einem Freitag. Am Sonntag jedoch, als Frauen Jesu Körper nach damaligem Brauch mit Ölen behandeln wollten, fanden sie ein leeres Grab! Kurz darauf begegnete Jesus selbst, lebendig geworden, seinen Jüngern und sie begriffen: Jesus ist tatsächlich auferstanden! Knapp 200 Jahre später befähigte diese Tatsache Christen während einer schrecklichen Pandemie zur tätigen Nächstenliebe. Das

Greg Rosenke on, Unsplash

Nie in meinem Leben hatte ich mir vorgestellt oder auch nur daran gedacht, von einer Pandemie betroffen zu sein. Und nie hätte ich mir solche Auswirkungen vorstellen können – jedenfalls nicht hier in der «sicheren» Schweiz. Wo führt das hin? Wie geht es weiter? Gedanken dazu von Christian Salvisberg, Pastor in der Freikirche CBZ Langnau und seit Sommer 2020 auch Trägermitglied von «Hope Emmental».

ist aber nur erklärbar, wenn die Auferstehung in ihrer universalen und doch zutiefst persönlichen Dimension verstanden wird. Die universale Dimension der Auferstehung

Die Auferstehung von Jesus hatte eine «elektrisierende» Wirkung auf seine Jünger: Zuerst verängstigt und versteckt, begannen sie auf einmal auf fröhlich-freche Weise das Evangelium, d.h. die Siegesnachricht vom Tod und von der Auferstehung dieses Jesus zu proklamieren. Die Botschaft fasst der Apostel Paulus wie folgt zusammen (1. Korinther, Kapitel 15, Verse 3-4): «Ich habe euch das weitergegeben, was am wichtigsten ist und was auch mir selbst überliefert wurde – dass Christus für unsere Sünden starb, genau wie es in der Schrift steht. Er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden, wie es in der Schrift steht.» Fazit: Tod und Auferstehung von Jesus geschahen gemäss den prophetischen Schriften, sie haben einen Sinn. Sein Tod


31 war kein «Missgeschick». Jesus wird «Christus» (hebr. Messias, der Gesalbte) genannt, der lange angekündigte Erlöser Israels und der Welt. Jesus ist «für unsere Sünden» gestorben, um so mit allem Bösen und Falschen in unserem Leben und in der Welt «abzurechnen» und eine ultimative Wende in der Weltgeschichte einzuleiten. Seine Auferstehung bedeutet nun: Nicht nur ist alles getan, damit unsere Schuld vergeben werden kann, sondern auch der ultimative Feind, der Tod, ist besiegt. Die Tür zum unzerstörbaren Leben ist aufgestossen. Nicht Zufall, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit und Tod bestimmen das Schicksal der Welt, sondern in Jesus hat Gott selbst rettend in seine Schöpfung eingegriffen, sich dem Tod ausgeliefert und ihn quasi «von innen heraus besiegt». Nicht Vertröstung aufs Jenseits, sondern fit fürs Diesseits

Die persönliche Dimension der Auferstehung bedeutet nun: Jeder ist eingeladen, an dieser Erlösung teilzuhaben, in dieses «neue Leben» einzusteigen und sich auf Jesus einzulassen. Damit werde ich quasi in die Auferstehung von Jesus «miteingeschlossen». Die Christen in Alexandria 200 Jahre später wussten darum, dass mit ihrem Sterben nicht alles aus ist, sondern das Beste erst noch kommt. Das liess sie angesichts der Pandemie radikal anders handeln als die, die vor dem Tod Angst hatten. Der alte Vorwurf, dass sich Christen «aufs Jenseits vertrösten» ist angesichts der Fakten lächerlich. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass die sich gerade dann im «Diesseits» ganz anders einsetzten, die an den Auferstandenen glaubten und darum nicht mehr von Todesangst gelähmt waren.

Und wenn es wirklich stimmt!?

C. S. Lewis (1898-1963), ehemaliger Atheist und Literaturprofessor, wurde aus radikalem Zweifel heraus Christ. Für ihn war klar:

Kommen Sie mit uns ins Gespräch. Wir werden Sie nicht «überreden». Aber wir zeigen Ihnen gern und ehrlich, wie die Beziehung zu Jesus unser Leben prägt – und was das vielleicht für Sie bedeuten könnte.

«Der christliche Glaube hat keinerlei Bedeutung, wenn er nicht wahr ist. Wenn er aber wahr ist, ist er von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann, ist, dass er von mittelmässiger Bedeutung ist». Christen glauben nicht ein System von Dogmen und verstaubten Lehren, sondern sie setzen alles auf diesen Christus, der radikal gelebt hat, der selbstbestimmt gestorben und real wieder auferstanden ist. In einer Zeit wie dieser werden unsere «Sicherheiten» – Geld, Job, Gesundheit, Beziehungen – ziemlich in Frage gestellt, und die Frage stellt sich: Welchen Boden habe ich unter den Füssen? Auf was hoffe ich? Nach seiner Auferstehung begegnete Jesu dem extrovertierten Jünger Petrus, dem alle Hoffnungen zerbrochen waren, und lud ihn ein «Komm, folge mir nach». Auf diese einfache Formel kann man christliches Leben bis heute bringen. Wer ihm nachfolgt, dem löst Jesus die Fragen von Schuld, Sinn und Zukunft. Damit befähigt er seine Nachfolger, trotz Widerwärtigkeiten hoffungsvoll zu leben, zu lieben und zu dienen. Die gesicherte Zukunft macht es möglich, auch in den Widerwärtigkeiten einer Pandemie hoffnungsvoll zu leben. Das ist die Hoffnung von Christen in Ihrer Region.

Namen: Christian Salvisberg Alter: 43 Jahre

Familie: verheiratet, drei Kinder Wohnort: Langnau i.E.

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25 Jahre Häntsche 71 3453 Heimisbach 034 431 45 38 www.imhaentsche.ch

Unser Name steht für eine liebevolle Pflege und Betreuung älterer Menschen. 3453 Heimisbach

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EINE

LEADERIN

AUF UND NEBEN DEM

PLATZ Lia Wälti

Aufgewachsen in Langnau i.E., ist Lia Wälti (27) heute Aushängeschild des Schweizer Damenfussballs. Sie ist Kapitänin der Nationalmannschaft und spielt bei Arsenal London. Nicht zuletzt in der Corona-Zeit wird von Fussballprofis stets vorbildliches Verhalten erwartet. «Die strengen Regeln im Fussball können uns einsam machen», berichtet Lia Wälti im Zoom-Videointerview mit «Hope Emmental». Manchmal wünsche sie sich, unbeschwert mit ihren Leuten zusammen zu sein. «Aufgrund des mutierten Virus konnte ich selbst über Weihnachten nicht in die Schweiz reisen.» Da braucht auch die so positiv eingestellte Lia mal jemanden, der sie motiviert. Im Moment sei sie froh um jedes absolvierte Spiel, weil sie dies der Sommerpause näherbringe und sie dann ihre Leute in der Schweiz wieder treffen dürfe.

«Aufgrund des mutierten Virus konnte ich selbst über Weihnachten nicht in die Schweiz reisen.» Den Grund ihres Erfolgs sieht sie in zahlreichen Menschen, die sie auf ihrem Weg gefördert hätten. «Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Dann hatte ich auch immer Trainer, die das Beste aus mir herausgeholt haben.» Nie habe jemand sie gebremst. Das Wichtigste seien für sie sowieso die Menschen, die sie umgeben, betont die 27-jährige Emmentalerin. In allen wichtigen Karriereschritten habe sie sich von dieser Erkenntnis mehr leiten lassen, als von den Arbeitsbedingungen oder dem Lohn. «Ich hatte das Glück, stets gute Berater an meiner Seite zu haben.» Das gute Umfeld, gepaart mit Talent und Wille verhalfen ihr dazu, heute beim Arsenal Women Football Club, einem der erfolgreichsten Frauenteams Europas, kicken zu dürfen. (fw)

Was hat sie für Hoffnungen? Und wie sieht sie ihre Rolle als Botschafterin in der Sportwelt? Lesen Sie mehr dazu unter www.hope-emmental.ch

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Familie, Förderer und Freunde


Markus Schwander

«STÄRKER ALS

6 TONNEN STAHL»

Der Vorfall vom 6. Februar 2018 sorgte landesweit für Schlagzeilen: Auf der A6 zwischen Interlaken und Spiez kippte ein LastwagenContainer auf die Gegenfahrbahn und überrollte ein Auto. Am Steuer sass Markus Schwander (49). Er kam wie durch ein Wunder nur mit dem Schrecken davon. Wie hat dieses Ereignis sein Leben geprägt? «Ich befahre die Strecke entlang des Thunersees seit vielen Jahren. Dabei fallen einem die vielen Blumen und Grablichter entlang der Strasse auf, denen ich jedoch nie grosse Beachtung schenkte», sagt Markus Schwander. Beinahe wäre 2018 ein weiteres dazugekommen. Was war passiert? Kein Entrinnen

An jenem 6. Februar 2018 erlebte Schwander auf dem Weg zu einem Kunden den Schreck seines Lebens: «Plötzlich verlor ein entgegenkommender Lastwagen einen Container. Der Abstand betrug noch etwa 50 Meter. Der Container überschlug sich mehrmals und rollte auf mich zu. Rechts der Bahndamm, links der Gegenverkehr – es gab kein Entrinnen.» Markus Schwander realisiert erst später, was genau passiert war. Er erinnert sich an sein instinktives Bremsmanöver, den auf ihn zurollenden Container, den Aufprall, die mit Wucht agierenden Airbags, die plötzliche Stille…

«Ich erlebte Bewahrung»

Schwanders Auto erlitt Totalschaden, er selbst blieb wie durch ein Wunder vor grösserem Schaden bewahrt. Ein Rettungssanitäter sprach von «Glück gehabt!». Schwander korrigierte: «Nein, für mich gibt es in solchen Momenten kein Glück. Ich erlebte Bewahrung.» Der heute 49-jährige Familienvater, der mit seiner Familie in Zwieselberg lebt, fährt noch heute regelmässig an der Unfallstelle vorbei. «Auch dreieinhalb Jahre nach dem Unfall löst es immer etwas in mir aus, wenn ich dort durchfahre. Ich weiss, bei wem ich mich bedanken kann, dass ich noch lebe. Gott ist stärker als sechs Tonnen Stahl», sagt Schwander mit einem Augenzwinkern. (fw.)

Wie hat sich Markus Schwanders Leben durch den Unfall verändert? Und steht er heute noch in Kontakt mit dem LKW-Fahrer? Erfahren Sie mehr darüber im «Hope-Talk» auf www.hope-frutigland.ch


Florian Wüthrich

«Das Schwere

hat immer auch

eine Chance!» Yvonne Niederhauser

In ihrer kreativen Gärtnerei in Lützelflüh-Goldbach bietet Yvonne Niederhauser (41) Kurse für Menschen an, die etwas mit ihren Händen erschaffen wollen. Sie hat ein Flair für das Schöne, kennt aber auch Zeiten, in denen es ihr schwerfiel, das Schöne wahrzunehmen.


Region 11 Die Gfeller Gartenbau AG ist eine florierende Firma im Emmental. In den fünf Jahren, in denen das Ehepaar Niederhauser die Firma leitet, wuchs das Geschäft kontinuierlich weiter. «Uns ging es auch während der Pandemie sehr gut. Die Leute waren oft zu Hause und viele wollten wieder einmal in ihren Umschwung investieren. Wir hatten also jede Menge zu tun.»

Wertschätzung als höchster Wert Trotz der vielen Arbeit sei das Team von insgesamt 25 Angestellten bestrebt, ein Auge fürs Detail zu bewahren und den Kunden mit viel Wertschätzung zu begegnen. «Die Menschen in ihren Vorstellungen zu spüren und abzuholen, ist unser Antrieb. Es soll nicht alles 08/15 sein. Ich bin froh, dass mein Mann ein super Feeling für spezielle Sachen hat.» Im Betrieb von Florian und Yvonne Niederhauser läuft vieles harmonisch. Dies zeigt sich auch in der personellen Kontinuität. Alle Mitarbeiter halten der Gartenbaufirma die Treue. Kündigung gab es in den letzten fünf Jahren keine einzige. «Wir suchen immer wieder Wege, das Team zu stärken. Als zum Beispiel zwei Mitarbeiter an einem dreitägigen Trail im Berner Oberland teilnahmen, organisierten wir kurzerhand einen Teamausflug dorthin und unterstützten die beiden bei ihrem Abenteuer. Dies kombinierten wir mit eine Rundgang durch die Brauerei des Simmentaler Biers. Solche Erlebnisse schweissen enorm zusammen.»

Glaube als Fundament Als wichtigsten Erfolgsfaktor sowohl in der Leitung der Firma wie auch im Familienleben sieht Yvonne Niederhauser den gemeinsamen Glauben. «Unser Glaube ist unsere Stärke. Er ist das sichere Fundament, auf dem wir stehen können. Erst danach folgen andere Faktoren wie zum Beispiel unsere Leidenschaft, zusammen zu visionieren und neue Projekte anzupacken.» Sie seien beide Pioniertypen. Ein Traum, der sie aktuell begleitet, ist die Umgestaltung der Gewächshäuser in einen Begegnungsort, wo die Leute einen Kaffee trinken und miteinander in freundlicher Atmosphäre ins Gespräch kommen können.

«Unser Glaube ist unsere Stärke. Er ist das sichere Fundament, auf dem wir stehen können.» Kennengelernt haben sich Yvonne und Florian Niederhauser, die beide im unteren Emmental aufgewachsen sind (Yvonne in Burgdorf und Flo im benachbarten Ersigen), bereits im Jugendalter. Noch bevor sie erwachsen waren, kamen sie zusammen. Inzwischen sind die beiden 20 Jahre verheiratet und haben eine Familie gegründet (Elena, 16, Noël, 15, Lorin, 10 und Anique, 8).

«Gott ist der ultimativ Kreative» In den letzten Jahren baute sich die vierfache Mutter mit der «Kreativen Gärtnerei» innerhalb des Geschäfts ihr eigenes kleines Reich auf. Diese Erweiterung habe sich angeboten, weil die Leute immer nach Setzlingen und Blümchen in Töpfen gefragt hätten, erzählt Yvonne Niederhauser. «So fing ich irgendwann mit den kreativen Kursen an. Der Traum war von Anfang an, dass Leute zu uns kommen können, um kreativ zu sein.» Yvonne ist überzeugt, dass in jedem Menschen ein kreatives Potenzial steckt. Dies müsse sich nicht zwingend in Bildern, Blumensträussen oder Kunst ausdrücken. «Gott ist der ultimativ Kreative und hat dieses Schöpferische in uns alle hineingelegt.» Ihre Kurse besuchen vorwiegend Frauen, die mal raus aus dem Alltag und mit ihren Händen etwas Kreatives machen wollen. «Das hat mir jetzt gutgetan», sei das Feedback, das sie nach solchen Kurstagen am meisten höre. Zu wissen, dass sie dadurch den Frauen (bisher kam erst ein einziger Mann in einen der Kurse) ein schönes Erlebnis ermöglichen kann, erfüllt Yvonne mit Dankbarkeit. Wenn Menschen in Einklang mit sich selbst und ihrem Schöpfer kommen können, freut sich die 41-jährige Emmentalerin. Umso mehr beschäftigt sie aktuell die durch Corona ausgelöste Spaltung in der Gesellschaft. Der Egoismus und die Selbstverwirklichung des Einzelnen seien ein Problem unserer Zeit, ist Yvonne überzeugt. «Ich wünschte mir, dass wir einander wieder als Menschen auf Augenhöhe begegnen könnten,

auch wenn wir nicht gleicher Meinung sind. Wir müssen doch einsehen, dass wir nur miteinander vorwärtskommen.» Trotz den aktuellen Spannungen, hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben. «Ich glaube daran, dass Gott Herzen verändern kann. Egoismus und Hass können überwunden werden, wenn wir nicht zu stolz sind, es zuzulassen.»

gestattet hat. Er ist handwerklich sehr begabt. Im Frühling/Sommer konnte er in drei verschiedenen Firmen schnuppern gehen und bewarb sich bei allen für eine Lehrstelle. Diesen Herbst bekam er von allen drei Betrieben positiven Bescheid und konnte schliesslich aus drei Lehrstellen auswählen.»

In schweren Zeiten Gott erlebt

Stark herausgefordert sind Niederhausers aktuell auch, wenn es um den bereits erwähnten Traum geht, ihr Geschäft in einen Begegnungs-

Wenn man die Liebesgeschichte und die erfolgreiche Entwicklung der Firma Gfeller Gartenbau AG betrachtet, kann der Eindruck entstehen, bei Niederhausers habe in 20 Ehejahren eitel Sonnenschein geherrscht. Über weite Strecken treffe dies auch zu, bestätigt Yvonne. Doch es gab auch schwierige Zeiten. «Eine davon war meine postpartale Depression nach der Geburt des zweiten Kindes. Diese zog sich über drei Jahre hinweg und erschütterte uns als Ehepaar zeitweise bis in die Grundfesten.» Trotzdem sei Gott immer nah gewesen in dieser Zeit. Rückblickend sehe sie viel Positives, das sie aus der dreijährigen Erfahrung mit den Depressionen mitnehmen konnte. «Das Schwere hat immer eine Chance!»

Keine Garantie für ein «Happy End»

«Egoismus und Hass können überwunden werden, wenn wir nicht zu stolz sind, es zuzulassen.»

«Das hat uns richtig auf den Boden geschmettert. Wieder viele Fragen... Was nun? Haben wir Gottes Herz falsch gespürt?» Eine weitere Herausforderung, die das Ehepaar begleitet, ist das ADHS-Syndrom eines ihrer vier Kinder. «Tausende von Fragen beschäftigten uns. Wir kamen uns vor wie in einem Dschungel ohne Machete. Welche unter all den vielen Therapiemöglichkeiten ist die, die unserem Kind hilft? Ein langer Weg, eine Berg- und Talfahrt im Alltag.» Doch auch hier hat die Familie Gottes Hilfe erlebt. «Wir erkannten, dass Gott unseren Sohn mit anderen wunderbaren Fähigkeiten aus-

ort umzuwandeln. «Wir haben in die Planung dieses Projekts sehr viel Herzblut, Zeit und Kraft hineingesteckt und waren zu 100 Prozent überzeugt, dass dieser Traum Realität werden würde», erzählt Yvonne. Wie aus heiterem Himmel sei plötzlich der Hammerschlag gekommen: Die Behörden lehnten das Projekt ab. Wie beim «Leiterlispiel» hätten sie sich wieder auf Feld 1 zurückgeworfen gefühlt. «Das hat uns richtig auf den Boden geschmettert. Wieder viele Fragen... Was nun? Haben wir Gottes Herz falsch gespürt? Ist es gar nicht sein Plan für uns? Wenn nicht dieser Traum, was dann?» Es folgte eine Identitätskrise, sowohl bei ihrem Mann wie bei ihr. Bei dieser Geschichte steht das «Happy End» noch aus. «Wir wissen auch, dass es keine Garantie auf ein 'Happy End' im Sinne einer Verwirklichung unseres Traumes gibt», sagt Yvonne Niederhauser, doch sie würden darauf vertrauen, dass Gott einen guten Weg für sie bereithält. «Unseren Traum haben wir wieder neu in seine Hände gegeben, haben den Traum aber noch nicht begraben.» Das Unternehmerpaar stellt sich auf weitere Hürden, Steine und Berge ein, die es zu überwinden gilt. Das werde bestimmt kein Spaziergang, so Yvonne Niederhauser, doch sie seien überzeugt, mit Gott an ihrer Seite perfekt begleitet und trainiert zu sein. (fw.)


Amanda Nikolic

Region 3 Interview mit Marco Kunz

«Wir sitzen alle im gleichen Boot» Mundartsänger Marco Kunz ist besser bekannt unter dem Künstlernamen Kunz.

Er beherrscht die Kunst, Menschen mitten ins Herz zu treffen: Mundart-Folk-Sänger Marco Kunz (36). Auch mit seinem Sehnsuchtssong «Wiit wägg» aus seinem aktuellen Album «Mai» singt er vielen aus der Seele. Jesus.ch-Print wollte wissen, wie der «Kunz» die Krise erlebt hat und ob er sich auf Weihnachten freut. Jesus.ch-Print: Marco Kunz, Ihr Song «Musig» aus dem Album «Mai» wird von den Radiostationen gern gespielt. Sie singen darin über Ihre Liebe zur Musik. Was bedeutet Ihnen Musik? Musik ist für mich «lebens-notwendig»! Wenn ich mal schlecht gelaunt bin, setze ich mich an unser Klavier, spiele, singe – und kurz darauf ist meine Welt wieder in Ordnung. Kunst tut so gut, sie bringt auf andere Gedanken und schafft Verbundenheit. Gerade in Pandemiezeiten, wenn die Kontakte reduziert sind, ist Musik umso wichtiger und wertvoller – sei es ein Schwatz im Lift oder

beim Einkaufen, mit Freunden oder Fremden. Damit Kreativität entstehen kann, braucht es Reibung; und die fehlt aufgrund der Masken und Distanz zueinander während einer Pandemie schmerzlich.

Während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 gaben Sie ein Heimkonzert auf den Sozialen Medien. Wie kam es dazu? Zu jener Zeit herrschte eine gewisse Weltuntergangsstimmung. Ich hatte den Eindruck, wir sollten etwas Zuversicht verbreiten. So entschied ich zusam-

men mit meiner Frau, über Social Media ein kleines WohnzimmerKonzert zum Mitsingen zu geben. Wenn ich den Leuten ein wenig Hoffnung schenken und schöne Stunden bereiten kann, dann macht mich das selbst froh.

«Damit Kreativität entstehen kann, braucht es Reibung; und die fehlt aufgrund der Masken und Distanz zueinander schmerzlich.»

«Mir fiire ohni Grund alls was gsi isch und was no chunt…» aus dem Titel «Eifach so» sangen Sie den Leuten zu. Diese Krise belastet viele Menschen, doch Sie scheinen ein grosser Optimist zu sein. Möchten Sie die Menschen ermutigen? Natürlich habe ich meine Fans und die Konzerte vor Publikum vermisst. Nicht mehr spielen können, tut weh. Aber ja, ich möchte mit meiner Musik positive Botschaften vermitteln. Nur dann hören die Leute zu. Negatives bekommen sie genug serviert. Das Leben ist für mich positiv und auch Veränderungen können


4 Region positiv sein. Manche Leute haben Angst oder sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Mit meinen Songs möchte ich Wege aufzeigen. Ich sehe es auch als Rolle von uns Kunstschaffenden, Visionen zu entwickeln und diese weiterzugeben. So können wir dazu beitragen, als Gesellschaft das Leben gemeinsam weiterzudenken und zu gestalten. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Sehen Sie sich als ein Mann des Volkes? Ich bin ich einfach ein normaler Typ, der gern Lieder singt. Ich mag Menschen und unternehme gern etwas mit ihnen, zum Beispiel mit meiner Band. Von daher bin ich ein Mensch wie jeder andere auch. In diesem Sinn bin ich ein Mann des Volkes.

Woher kommt Ihr unerschütterliches Vertrauen ins Leben? Ich bin sehr behütet in einem Block im beschaulichen Mauensee und in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Meine Mutter ist eine sehr, sehr liebe und geduldige Frau und meine beiden älteren Schwester passten immer gut auf ihren kleinen Bruder auf. Damals arbeitete mein Vater als Disponent. Wir lebten bescheiden, aber es war immer alles da, was wir brauchten. Ich habe viel draussen mit den Nachbarskindern gespielt, hatte in der Schule

und auch sonst keine Probleme – eine kleine heile Welt. All dies hat mir ein grosses Grundvertrauen mitgegeben.

«In der Welt der Kinder ist grundsätzlich alles gut. Sie können noch masslos träumen, sie urteilen und werten nicht gleich, weil sie nicht viele Erfahrungen gemacht haben.» Besonders Familien feiern Ihre Musik. Seit bald zwei Jahren sind Sie selbst Vater. Was hat sich seither verändert? Lustigerweise habe ich noch nie einen Kindersong geschrieben… In der Welt der Kinder ist grundsätzlich alles gut. Sie können noch masslos träumen, sie urteilen und werten nicht gleich, weil sie nicht viele Erfahrungen gemacht haben. Ich glaube, deshalb sprechen Kinder so gut auf meine Musik an. Seit Emil in unser Leben getreten ist, habe ich viel weniger Zeit. Der Tag ist von morgens acht bis abends 18 Uhr getaktet. So ein kleiner Mensch braucht viel Aufmerksamkeit. Er soll sie haben, er inspiriert mich auch, wenn ich mit ihm unterwegs bin.

Das ist schön! Wo finden Sie sonst Inspiration für Ihre Musik? Ich bin inspiriert, wenn etwas läuft – oder wenn ich laufe, also wenn ich in Bewegung bin. Das kann auch im Zug sein, wenn ich ein Geschehen beobachte. Plötzlich steht mir ein Thema vor Augen, dann muss ich mir sofort Notizen machen. Zuhause, im Studio oder im Musikraum folgt dann die Ausarbeitung.

Sie sind gern unterwegs – auch in der Natur und in den Bergen, heirateten 2018 in einer Hütte auf der Rigi. Weshalb nicht in einer Kirche? Ich schätze die soziale Arbeit der Kirche sehr, deshalb bezahle ich gerne meine Kirchensteuern. Mit dem Glauben kann ich allerdings nichts anfangen. Meine Frau und ich sind von der Denke her wissenschaftlich orientiert. Wie alt ist die Erde? Vier Milliarden Jahre alt oder etwas mehr… Die Menschen sind in diesem Universum einfach entstanden, quasi als Laune der Natur. Ich spüre mich, ich weiss, wer ich bin. Ich kann positive Schwingungen erhalten und weitergeben. Das macht mich glücklich, das genügt mir.»

Haben christliche Feiertage für Sie eine Bedeutung – freuen Sie sich auf das Weihnachtsfest? Wie gesagt, vom Religiösen her gesehen haben christliche Feier-

tage für mich keine Bedeutung. Aber ich bin sehr froh darum, sie geben mir sehr viel. Sie sind eine Art Guideline für mich und sehr stark mit «Familie» verbunden und mit Familientraditionen. Seit der Schulmesse weiss ich: Nach der Fasnacht wird gefastet – und 40 Tage später ist Ostern. Ich faste noch heute. Weihnachten ist seit jeher, das speziellste Fest von allen. An diesen Tagen hat man Luft und Zeit, um die Familie und Freunde zu geniessen, gut zu essen und das Jahr ausklingen zu lassen, das ist etwas vom Schönsten.

«Ich schätze die soziale Arbeit der Kirche sehr, deshalb bezahle ich gerne meine Kirchensteuern.»

Zum Schluss noch ein Wort zu Ihrem letzten Album «Mai». Gibt es einen Titel, den Sie besonders mögen? «S Läbe isch gföhrlich, es het no keine überläbt», diesen Song finde ich sehr lustig. Man kann noch so viel herumrätseln, wir werden alle eines Tages gehen müssen. Darum geniesse die Zeit, die dir bleibt und mach das Beste daraus. Das ist die Message – und

Screenshot YouTube

«Sing meinen Song»

Offener Mensch und Musiker: Kunz!

Marco Kunz, weshalb haben Sie im Frühjahr 2021 beim Tauschkonzert «Sing meinen Song» mitgemacht? Es war einfach eine grossartige Chance, mich bei dieser Sendung musikalisch auszuleben und einem neuen Publikum zu zeigen. In der Sendung geht es um Musik, und das ist das Schönste für einen Musiker.

Ihr Künstler habt in diesen Sendungen sehr viel Persönliches preisgegeben? Da war eine unglaubliche Intimität zu spüren. Kam das für Sieüberraschend oder hatten Sie sich darauf eingestellt? Man hat sich schon darauf ein-

gestellt, dass es etwas «gspöriger» wird als sonst, ist ja klar: Man sitzt da unter Freunden und plaudert aus dem Nähkästchen. Da gehören auch Geschichten aus dem Leben dazu, die etwas intimer sind.

Gab es einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist, ein Highlight? Als Ta’Shan meinen Song L.I.E.B.I in einer völlig anderen Art gesungen hat war ich baff! Und Sevens «üses Lied» hat mich sehr berührt. Der Moment, als Adi Stern den Song von Jael sang… das war magisch!

Was haben Sie persönlich aus der «Sing meinen Song»-Erfahrung gewonnen? Ich wurde darin bestätigt, dass man ab und zu etwas wagen muss und das Ungewisse zulassen soll. Zudem wurde mir wieder einmal bewusst, dass andere auch nur mit Wasser kochen. Die Würze ist einfach anders, Gemüse-Bouillon oder Aromat, jedem nach seinem Geschmack!

Kunz singt «Hippie-Bus» von Dodo:


Region 5 ich glaube, diese Leichtigkeit können wir gerade für 2022 alle sehr gut gebrauchen.

Marco Kunz, herzlichen Dank für das Gespräch! (fw./mhe.)

«Wenn ich den Leuten ein wenig Hoffnung schenken und schöne Stunden bereiten kann, dann macht mich das selbst froh.»

Mundartmusiker Marco Kunz wurde 1985 geboren und wuchs mit seinen zwei älteren Schwestern in Mauensee LU auf. Er träumte früh davon, Musik zu seinem Beruf zu machen. «Kunz», wie er sich ganz simpel als Künstler nennt, ist seit 2018 mit Jenny (33) verheiratet und Vater von Emil (geb. 2020). Mit Liedern wie dem «Happy-Day»-Song «Lüüt so wie mer», «Eifach so» oder «Förschi» hat er sich über die Zentralschweiz hinaus einen Namen gemacht. 2015 lieferte er den Song «Chliini Händ» für den erfolgreichen Schweizer Film «Schellen-Ursli» und produzierte im Corona-Jahr 2020 mit dem Titel «Musig» eine Ode an seine Leidenschaft, die Musik. Im Frühjahr erschien sein aktuelles Album «Mai» - und gefühlt, machte es tatsächlich «alles neu»… läutete quasi die «neue Normalität» ein. Man darf gespannt sein, wann und auf welchen Namen Kunz sein nächstes Album taufen wird…

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Marc Gilgen

Zur Person:


Hope-Stories Schweiz 7 in unsere Familie auf, sind nicht selten ihre letzte Hoffnung. Einzige Bedingung: Sie müssen bereit sein an sich zu arbeiten, sich von ihrer Opferrolle zu lösen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen.»

«Keine

«Ich möchte, dass Gott mich und meine Geschichte gebraucht, um Menschen zu ermutigen.»

hoffnungslosen Fälle» zvg.

Florida Zimmermann

Als Mädchen missbraucht und entwurzelt, lebte Florida Zimmermann (46) viele Jahre in Angst. Mit ihrem Mann Christian führt sie das «Offnigs Huus» in Bremgarten bei Bern. Junge Menschen ohne Perspektive finden hier Familie, ein Zuhause auf Zeit, Herzlichkeit und Hoffnung. Florida Zimmermann wird am 10. März 1975 in Beirut geboren. Aufgrund familiärer Konflikte und dem libanesischen Bürgerkrieg wechselt sie immer wieder den Wohnort. Mal lebt sie in Deutschland als Asylantin, dann kurz in Kuwait und schliesslich wieder im Libanon – oft bei verschiedenen Bekannten untergebracht. Knapp elfjährig kommt sie dank ihrer künftigen Pflegefamilie in die Schweiz. Nach aussen herrscht bei Florida stets eitel Sonnenschein. Aber in ihrem Innersten türmen sich dunkle Wolken. Es braut sich etwas zusammen. Inmitten der Ausbildung zur Pflegefachfrau verstärken sich depressive Stimmungen.

«Ich erlebte, wie seelische Verletzungen heilten.» Ersehntes Ende Es geschieht 1996 am Ufer der Aare. Florida ist 21. Die Diagnose Diabetes, Liebeswirren, tiefe innere Traurigkeit und panische Angst, die wie eine Klette an ihr haftet – alles ist zu viel für die

junge Frau. Durch eine Überdosis Insulin hofft sie, bewusstlos in den Fluss zu stürzen und zu sterben. Doch sie überlebt, wird von Passanten entdeckt und findet sich im Spital wieder.

nem Leben verbannen. Ich habe Jesus mein Leben neu anvertraut und erlebt, wie seelische Verletzungen heilten und ich wieder Nähe zulassen konnte.»

Die Wende Sie fängt sich auf, beendet ihre Ausbildung und heiratet. Auf einmal steigen quälende Erinnerungen in ihr hoch: Bilder von sexuellem Missbrauch in jüngsten Jahren. Ihre Vergangenheit drängt an die Oberfläche, die junge Ehe zerbricht. Florida wuchs in einer Pastoren-Pflegefamilie auf und kennt den christlichen Glauben. Mit 13 Jahren hatte sie ihr Leben Gott anvertraut. Aber die Einflüsse des Islams verzerrten ihr Gottesbild. In ihrer Hoffnungslosigkeit lernt sie eine christliche Therapeutin kennen. Flor erinnert sich: «Zum ersten Mal begriff ich, dass Gott mich wie ein Vater liebt und mich annimmt, wie ich bin. Mich bei Gott geborgen zu wissen, gab mir den Mut, meinen «Monstern» in die Augen zu blicken. Mit Hilfe von Jesus, der alles Böse durch seinen Tod am Kreuz besiegte, konnte ich all die schmerzlichen Erlebnisse der Kindheit aus mei-

«Zum ersten Mal begriff ich, dass Gott mich annimmt, wie ich bin.» Hoffnung für Hoffnungslose Florida begegnet Christian und verliebt sich. Er wird zu ihrem besten Freund und heutigen Ehemann. 2006 verwirklicht das Paar einen grossen Traum von Florida: Das «Offnigs Huus» – eine ganz besondere Wohnform. Oft sind es Menschen mit ähnlichen Geschichten wie Florida, die sich bei den Zimmermanns geborgen und endlich im Leben angekommen fühlen. Die Palette der persönlichen Nöte ist breit – von Essstörungen, über familiäre Schwierigkeiten, bis zu Missbrauch. «Irgendwie finden solche Menschen immer den Weg zu uns», sagt die Mutter einer 12-jährigen Tochter. «Wir nehmen die jungen Leute mit offenen Armen

Neues wächst Auch Seelentröster mit Fell und auf vier Pfötchen – Katzen und Hasen – sowie Schildkröten bevölkern das «Hugihaus» im Bremgartner Seftauquartier nahe Bern. Ihre Motivation für dieses aussergewöhnliche und ehrenamtliche Engagement begründet Florida wie folgt: «Ich möchte, dass Gott mich und meine Geschichte gebraucht, um Menschen zu ermutigen. Plastisch ausgedrückt, möchte ich sehen, wie auf Mist Blumen wachsen.» Solche kleinen und grösseren Wunder erlebt sie mit ihrem Mann, der Teilzeit als Gymnasiallehrer arbeitet, immer wieder. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich verstanden, an- und ernstgenommen. Der geregelte Alltag und die gemeinsame Freizeit helfen ihnen, im Leben wieder Fuss zu fassen und ihren Platz zu finden. Florida spricht aus eigener Erfahrung, wenn sie sagt:«Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Ein Leben mag noch so verkorkst sein, wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.» (mhe.)

Brandneu: Die Biografie von Florida Zimmermann! «Durchbrecherin». SCM Hänssler, 240 Seiten, CHF 27.70, bestellen unter: shop.livenet.ch


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

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www.jesus.ch/erlebt

Melissa Forrer

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Auf Wasser folgt Feuer! Als Melissa Forrer (40) aus Forch ZH an Weihnachten 2015 vor ihrem brennenden, neuen Haus steht, geschehen Wunder. Immer wieder dran glauben, dass das Leben weitergeht, die Hoffnung bewahren – das hat sie mehrfach erfahren. Leidenschaftlich engagiert sich die zweifache Mutter für starke Ehen und benachteiligte Kinder.

Melissa Forrer kommt 1981 als Tochter eines Versicherungs-fachmanns und einer Künstlerin in Wettingen AG zur Welt. Mit ihrer sieben Jahre älteren Schwester verbringt sie eine glückliche Kindheit. Kurz nach Melissas Lehrstart als Coiffeuse beschert ihr eine Allergie auf Haarspray heftige Atemprobleme – und erstickt ihren Berufswunsch. Melissa erinnert sich: «Lange Zeit versuchte ich es erfolglos mit Medikamenten. 1997 kam ich notfallmässig ins Spital, schrammte am Tod vorbei. Es blieb mir keine andere Wahl, als die Lehre nach zweieinhalb Jahren abzubrechen.»

Herzklopfen Einige Jahre arbeitet Melissa in einem Büro. Auch das unstete Leben als Springerin bei einer Buchhandelskette entspricht ihr nicht. Als man ihr den Posten als Teamleiterin einer Filiale anbietet, geht für Melissa die Sonne auf – und 2001 das Herz! Der Kollege einer Mitarbeiterin verdreht ihr den Kopf. «Claude konnte so gut zuhören, der Funke sprang sofort», schwärmt Melissa. Die beiden heiraten 2005. Kurz zuvor begleitet sie ihre Schwester an einen kirchlichen Anlass: «Meine Tränen flossen in Strömen. Ich konnte das Geschehen nicht einordnen, war ergriffen von den Worten des Pastors und der Warmherzigkeit der Menschen. Am Schluss folgte ich


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best-image.ch

«Hindernisse im Leben sind Verzierungen. Sie verschönern uns, putzen unseren Charakter heraus.» dem Aufruf nach vorne und liess für mich beten. Ich lud Jesus in mein Leben ein. Bis Claude diesen Schritt tat, vergingen elf Jahre, das kostete mich viel Geduld…» Diese zahlte sich aus. Seit einiger Zeit coachen und begleiten Melissa und Claude Ehepaare in ihrer Kirche. Dazu Melissa: «Durch unsere Arbeit wachsen und reifen auch wir in der Beziehung zueinander und zu Gott. Ich habe von Anfang an erlebt, dass Jesus an meiner Seite ist, dass er mich auch auf Durstrecken und in schwierigen Situationen nicht im Stich lässt.»

«Ich habe von Anfang an erlebt, dass Jesus an meiner Seite ist.» Feuer! Eine besonders «schwierige Situation», ein dramatisches, unvergessliches Jahr erlebt Melissa 2015. Unterdessen ist sie Mutter zweier Kinder, damals acht und zehn Jahre alt. Familie Forrer ist vor kurzem in ihr selbstgebautes, grosses Haus eingezogen. Melissa erzählt: Im Januar hatten wir einen massiven Wassereinbruch in Keller und Garage und mussten uns von so manchen Dingen trennen – an Weihnachten stand das Haus in Flammen. Wir waren in den Gottesdienst gefahren und

ich hatte vergessen, die Kerzen des Adventskranzes zu löschen…» Mit Löschen schwer beschäftigt ist an jenem 25. Dezember 2015 die Feuerwehrtruppe – Kollegen von Claude.

verschönern uns, putzen unseren Charakter heraus. Da ist Vertrauen gefragt. Gott weiss, was das Beste für uns ist, ich möchte seinem Plan für mein Leben folgen.»

Verschont

«Gott weiss, was das Beste für uns ist. Ich möchte seinem Plan für mein Leben folgen.»

Melissa fährt fort: Ich flehte sie an, unsere kleinen Hunde herauszuholen. Den einen fanden sie, der andere hatte sich unterm Bett verschanzt. Da stürzte sich Claude ohne Schutzkleidung ins rund 300 Grad heisse Gebäude. Kurz darauf trug er unser Hündchen wie ein Held aus dem Haus. Es ist ein Wunder, dass die Hunde leben!» Das nächste Wunder erlebt die Familie, als sie das ausgekühlte Zuhause nach heilem Hab und Gut durchforstet. Dazu Melissa: «Alles war grau und bis zur Unkenntlichkeit geschmolzen – nur nicht die Dinge mit christlichem Bezug wie Krippe, Kreuz und Bibel. ‹Wow!›, dachte ich damals – ‹Gott, du bist stark!› Im gleichen Atemzug fragte ich ihn, weshalb er den Brand nicht ganz hätte verhindern können… Ich habe bis heute keine Antwort darauf.» Auch die Frage, weshalb Gott ihnen kein grünes Licht für die ersehnten Pflegekinder gab, kann Melissa nicht beantworten. «In einer Predigt habe ich einmal gehört, Hindernisse und Umwege in unserem Leben seien wie Schnörkel – Verzierungen. Sie

Engagiert Auf den Hausbrand folgen Hoffen und Bangen. Die Versicherungen schieben sich die heisse Kartoffel gegenseitig zu. Auch die provisorischen, engen Wohnverhältnisse, fehlende Alltagsgüter und Privatsphäre stellen das Familien- und Eheleben auf die Probe. «Die Zeit kam mir vor wie eine Ewigkeit», sagt Melissa «Es war hart. Man steht auf einmal da mit nichts, ausser den Kleidern am Leib. Viele Freunde und Leute aus dem Dorf und unserer Kirche haben uns geholfen. Das hat mich sehr

Frisch sandgestrahlt steht das Haus von Familie Forrer wieder zum Einzug bereit. Das Dach hatte den Flammen standgehalten und die Versicherungen übernahmen den Schaden grösstenteils. Nicht sandgestrahlt, liebevoll geschliffen, bemalt und kunstvoll beschriftet sind die pastellfarbenen Holzschilder und -kisten, die Melissa seit einigen Jahren kreiert und verkauft. «Hope mit Liebe» nennt sie ihre kleine Werkstatt. Ein Teil davon kommt der «Kinderoase» zu, einem Projekt für sozial benachteiligte Kinder in Zürich. (mhe.) Melissa Forrer – eine Frau, die mit allen Wassern gewaschen und durchs Feuer gegangen ist… «It is well with my soul» («Es geht meiner Seele gut») steht in schwungvollen, schwarzen Lettern auf dem crèmefarbenen Holzschild, das die Startseite ihrer Webseite ziert.

«Man steht auf einmal da mit nichts, ausser den Kleidern am Leib.» berührt – und wenn’s ein simpler Kaffeelöffel war… Wir haben jeden Tag gespürt, dass Gott uns versorgt.» Nach drei Monaten geschieht erneut ein Wunder:

hopemitliebe.ch


10 Region

VIDEOS

whynachten.ch


Region 11

«Whynachten?»

m u r a W feiern wir

Weihnachten? «Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit der Sehnsucht nach Frieden und Harmonie», stellt Daniel Schenker (44) fest. «Deshalb wollen wir gerade jetzt vom bewegendsten Friedensangebot erzählen», erklärt der Projektleiter von «Whynachten?» und Pastor der Chile Grüze in Winterthur. Die Evangelische Allianz der Stadt Winterthur wird eine On-

«Hoffnung und Frieden gehören zusammen.» line-Plattform anbieten, auf der es zum Thema Frieden Impulse und Kontakte gibt. In VideoClips erzählen Menschen, wie sie Frieden erleben oder sich dafür eingesetzt haben. Dabei sind es nicht nur alltägliche Situationen, die bereinigt werden konnten. Manchmal geht es um Leben und Tod.

Friede, Freude – vergiss es! Auch in Beziehungen gelingt es nicht immer, Frieden zu bewahren, sei es im Job, in der Familie oder Nachbarschaft. Manche verlieren die Hoffnung darauf, dass sie das je erleben. Und sie leiden darunter. «Aber Hoffnung und Frieden gehören zusammen», so Schenker. Der Pastor und Coach begleitet immer wieder Menschen, die durch Konflikte belastet sind. Nicht immer sei es möglich, sich zu versöhnen. Sei es, weil die Gegenseite ihren Anteil nicht einsieht oder weil der Betreffende nicht mehr zu erreichen ist. Manchmal bleibe auch die Bereitschaft, eine Sache wirklich zu klären, auf der Strecke. Deshalb ist der erste Schritt in der Konfliktbearbeitung, seinen eigenen Anteil am Konflikt zu reflektieren und anzuerkennen, was herausfordert. Auszuweichen und sich anderem zuzuwenden scheint ein-

facher zu sein. «Auch wenn Versöhnung nicht möglich ist, kann man vergeben», betont der Fachmann. «Vergeben heisst nicht, zu tun, als ob nichts passiert wäre». Aber es heisse, den anderen aus seiner Schuld zu entlassen, sie ihm nicht mehr nachzutragen, das bringe Freiheit und Frieden.

Mirjam Fisch

Freie Tage, Zeit, Familie und Freunde treffen, sich beschenken lassen und gut essen. Geht es nur darum an Weihnachten? Was für einen Einfluss hat die Geburt von Jesus damals und heute? Diese Fragen stellen Kirchen aus Winterthur mit der Kampagne «Whynachten?». In diesem ersten Jahr steht das Thema Frieden im Mittelpunkt. ben. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit liessen sie sich auf den gemeinsamen Auftrag ein, Gottes Friedensreich zu verkündigen», so der Grüze-Pastor.

«Auch wenn Versöhnung nicht möglich ist, kann man vergeben.»

Vergeben und versöhnen Ist der eigene Glaube nicht Privatsache? Warum treten Winterthurer Christen mit ihrer Überzeugung an die Öffentlichkeit? Schenker erklärt es anhand eines Beispiels aus der Bibel: «Die zwölf Jünger, die Jesus begleiteten, waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Handwerker und Gelehrte, aufbrausende Typen und stille Wasser. Auch politisch und idealistisch waren sie sehr unterschiedlich». Es gleicht einem Wunder, dass die Jünger nicht permanent über ihre jeweiligen Lieblingsthemen gestritten ha-

Jesus bringt Frieden, selbst da, wo unüberbrückbare Gräben sind. Das ist die Botschaft der Kampagne «Whynachten?». Bis zum heutigen Tag geschieht diese Vergebung und Versöhnung durch Jesus, dem Begründer von Weihnachten. Seine Botschaft ist aktueller denn je. (mf.)

Hier gehts zum Onlinebeitrag «Christen und Konflikte: Hält unsere Liebe andere Meinungen aus?»


Hope-Stories 9

Hoffnungsträger

für Millionen

Gala.de

Philipp Mickenbecker, * 27.6.1997 † 9.6.2021

Ein spitzbübisches, gewinnendes Lächeln im Gesicht und unerschütterliche Zuversicht trotz Todesdiagnose Krebs: «Real Life Guy» und YouTube-Star Philipp Mickenbecker hat mit Wort und Tat Geschichte(n) geschrieben. Am 9. Juni 2021 erlag der Deutsche 23-jährig seinem Krebsleiden. Das «Do-it-yourself-Gen» steckt in der Familie. Peter und Sabine Mickenbecker aus dem hessischen Bickenbach D unterrichten ihre drei Kinder Johannes, Philipp und Elli in der Grundschulzeit zuhause, erziehen sie nach ihren Vorstellungen des christlichen Glaubens. Dazu wird Philipp später schreiben: «Meine Eltern waren ultrastrenggläubig und mit dem frommen Zeug wollte ich nichts mehr zu tun haben…» Nach dem Abitur studieren die Zwillingsbrüder Johannes und Philipp Umweltingenieurswissenschaften, brechen die «Übung» aber bald ab. Weshalb Theorie büffeln, wenn es praktisch geht? Die Informationen besorgen sich die Tüftler-Teenies in YouTubeTutorials. Was sie alsbald mit ihrer Schwester Elli und Freunden auf die Beine stellen, lässt einem den Mund offenstehen.

Badewannen voller Abenteuer Liebstes Bastelobjekt der «Real Life Guys», wie sich die Jung-Ingenieure selbst und auch ihren YouTube-Kanal nennen, sind ausrangierte Badewannen. Sie verpassen ihnen Kufen, Räder und Beine und Propeller, heben damit ab und gehen auf Tauchstation, halten die

tollkühnen Aktionen für ihre Fans auf Video fest. Die Mission der «Real Life Guys» an ihre Generation: Schaltet Computer und Konsolen aus! Geht raus an die frische Luft und lebt das echte Leben! Tut etwas! Am 19. März 2018 stürzt Elli Mickenbecker 19-jährig mit einem Sportflugzeug ab und stirbt.

«Meine grösste Hoffnung ist zu wissen, dass das Leben weitergeht.» Ein Herz voller Liebe Zu diesem Zeitpunkt kämpft Philipp gegen seinen zurückgekehrten Lymphdrüsenkrebs, der fünf Jahre zuvor erfolgreich therapiert worden war. Die zweite Therapie schlägt nicht an. Philipp blickt in einem Videointerview mit dem NDR zurück: «Ich schaute verzweifelt zum Himmel und flehte: ‹Gott, wenn es dich gibt, dann musst du es mir beweisen. Ich kann sonst nicht an dich glauben. Zeig mir, dass du real bist!› Plötzlich empfand ich eine intensive, unerklärliche Liebe. Ich wusste auf einmal, dass es mehr gibt, dass ich diesem

Gott gerade begegnet war. Meine Angst um mein Leben und um meine Zukunft war wie weggeblasen. Ich spürte, da ist jemand, der passt auf mich auf und hält mein Leben in der Hand.» Philipp fügt an: «Ohne diese Gottesbegegnung, einen Tag vor dem Unglück von Elli, hätte ich den schweren Verlust meiner Schwester nicht verkraftet.»

Ein Himmel voller Lichter Es geht aufwärts mit Philipps Gesundheit, die Ärzte sprechen von einem medizinischen Wunder. Doch dann, im Sommer 2020, meldet sich der Tumor zurück. Philipp weigert sich, zum Arzt zu gehen, startet stattdessen ein grosses Abenteuer und reist mit 17 Freunden nach Island. Er leidet körperlich Qualen, wird von Gott aber auch eindrücklich beschenkt: «Wir erlebten eine Gebetserhörung nach der anderen. Ich wünschte mir sehnlichst, einmal Polarlichter zu sehen. Im Sommer sei das unmöglich, sagten die Leute. Nicht so für Gott. An zwei Abenden war dieses Spektakel am Himmel zu beobachten, einfach überwältigend und unvergesslich!»

«Ich spürte, da ist jemand, der passt auf mich auf und hält mein Leben in der Hand.»

Ein Leben voller Hoffnung Philipps Krankheit schreitet voran, eine emotionale Berg- und Tal-

fahrt. Nach der Reise geben ihm die Ärzte noch zwei bis acht Wochen zu leben. Schonungslos und ehrlich lässt der junge Mann die Welt an seinem Ergehen und Erleben teilhaben, spricht unverblümt von der Hoffnung und Kraft, die er aus seinem Glauben schöpft. Darüber schreibt er ausführlich in seinem Buch «Meine Real Life Story und die Sache mit Gott». Im Frühjahr 2021 ist der Tumor auf seiner Brust tellergross und zeichnet sich dunkel ab. Philipp tingelt von Talkshow zu TV-Dreh.

«Am Ende wird Gott alles gutmachen, auch wenn es nicht hier auf der Erde sein wird.» Die Zuversicht und Freude, die er in seiner letzten Lebenszeit ausstrahlt, gehen unter die Haut. Auf sein Ende angesprochen sagt er im NDRVideo: «Meine grösste Hoffnung ist zu wissen, dass das Leben weitergeht. Am Ende wird Gott alles gutmachen, auch wenn es nicht hier auf der Erde sein wird. Ich brauche mich nicht zu sorgen und ich habe keine Angst.» Im Beisein von Familie und engsten Freunden fällt am 9. Juni 2021 in der Klinik die letzte Klappe. (mhe.) YouTube-Kanäle: «Real Life Guys und «Life Lion», Buch: «Meine Real Life Story und die Sache mit Gott», CHF 27.70, adeo, bestellen unter: shop.livenet.ch


Zvg.

Region 13 Mark Eberli

Verändern christliche Werte die Kultur einer Stadt

positiv?

Bülachs Stadtpräsident Mark Eberli lebt nach dem Motto «Suchet der Stadt Bestes». Als Jugendarbeiter war er vor 30 Jahren Leiter des Jugendtreffs. Danach baute er ein Beschäftigungsprogramm für Sozialhilfeempfänger auf und führte später die Abteilung Soziales und Gesundheit. Seit 2006 ist er im Stadtrat auf strategischer Ebene für Bülach engagiert. «Ich wollte Bülach schon immer mitprägen und dazu beitragen, dass sie Vorbildcharakter erhält», stellt Mark Eberli klar. Christliche Werte haben ihn geprägt, diese will er weiterhin in seinem Alltag leben. Als er noch Mitarbeiter der Stadt war, erfuhr er vom Prinzip der Partizipation, das der

«Dass Betroffene zu Beteiligten werden, hat mich überzeugt.» Bürgermeister des österreichischen Dorfes Steinbach entwickelt hat. Seither dient es ihm als Grundlage der Entwicklung seiner Kommune. «Dass Betroffene zu Beteiligten werden, hat mich überzeugt», so Eberli. Er übernahm die Idee und setzte sie in Form von Stadtateliers und Stadtwerkstätten um. «Die Projekte der Bülacherinnen und Bülacher sollen mehrheitsfähig

sein», hält er fest. Daher holen er und seine Behörde jeweils deren Wünsche, Bedürfnisse und Meinung ein. Wenn sich Interessierte begegnen, bringen sie ihre Ideen und Erfahrungen ein. Sie lernen gegensätzliche Standpunkte kennen und können darüber diskutieren. Die Resultate dieses Austauschs werden dann in die Planung der Projekte mitberücksichtigt. Dies präge die politische Kultur und den Umgang miteinander. «In einer Zeit, in der oft polarisiert wird, ist das ein längerer Weg», gesteht der 53-Jährige. Doch er fordere einen respektvollen Umgang miteinander ein und lebe ihn auch vor. «Wir können unterschiedlicher Meinung sein und in der Sache hart kämpfen und doch freundlich und fair bleiben», ist er überzeugt.

Gemeinschaftliches Engagement ist gefragt Menschen zu motivieren, sich politisch für ihre Stadt oder ihr

Dorf einzusetzen, sei eine grosse Herausforderung. Viele Christen engagieren sich in einer Kirche und werden dort so absorbiert, dass sie kaum noch Kapazität für

«Wir können unterschiedlicher Meinung sein und in der Sache hart kämpfen und doch freundlich und fair bleiben.» ein Engagement in einem Verein oder in der Politik haben. Mark Eberli schätzt das soziale Engagement von Kirchen und Freikirchen und wünscht sich, dass der Blick aller Beteiligten vermehrt über die eigenen Reihen hinaus geht. «Kirchen können einen Unterschied machen». Generell ist der Ehemann und zweifache Vater überzeugt, dass es den Blickwinkel erweitert, sich in lokalen Vereinen oder Projekten einzubringen und mitzuarbeiten. Vorurteile können abgebaut und

gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden. «Beteiligungsprozesse fördern die Transparenz eines Projekts», hält Eberli fest. Einblick in die Überlegungen, die zu einer Entscheidung führen, sorgen für mehr Verständnis und Akzeptanz. Um gemeinsame Erlebnisse zu fördern, plant Bülach im nächsten Jahr ein «Festival der Strassenfeste». Die Bevölkerung ist auf über 22`000 Bewohner gewachsen. Dies mache das Leben im Quartier zum wichtigen Begegnungsort. «Einwohnerinnen und Einwohner werden auf einer Karte sehen können, welche Strassenabschnitte für ein Quartierfest geeignet sind. Wir werden für selbstorganisierte Strassenfeste handfeste Unterstützung anbieten», verspricht der Stadtpräsident. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, dass gemeinsam geplant, gestaltet, gelebt und das Leben gefeiert wird. (mf.)


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

22 Region

www.jesus.ch/erlebt

«Dass Rio lebt, ist ein

Wunder!»

zVg.

Rahel (30) und Lars (26) Nisius-Baldinger aus Uerikon am Zürichsee sind überglücklich, dass ihnen drei Kinder geschenkt wurden – und dass auch das jüngste seinen dramatischen Start ins Leben geschafft hat.

Der kleine Rio sitzt in seinem Hochstuhl im Esszimmer und strahlt. «Er ist ein sehr zufriedenes Kind», bestätigt seine Mutter Rahel, während sie ihrem Sohn den Brei löffelt. Etwas später lässt sich Rio widerstandslos von seiner 4-jährigen Schwester Lia und Brüderchen Neo (2 ½) auf den Arm nehmen. Dieser drückt dem kleinen Bruder einen Kuss aufs Köpfchen. «Dass Rio lebt, ist ein Wunder», bekräftigt Rahel. Rio kam am 13. August 2020 im siebten Schwangerschaftsmonat zur Welt. «Für eine Frühgeburt war er mit 41 cm ein grosses Baby und wog 2050 Gramm», erklärt Rahel. Allerdings kam Rio mit einem Herzfehler zur Welt und musste schon mehrmals operiert werden. Daher verbrachte ihr drittes Kind 28 Wochen im Kinderspital in Zürich, viereinhalb davon auf der Intensivstation.

Wennschon, dennschon Rahel und Lars waren fünf Jahre befreundet, bevor sie 2015 heirateten. Zwei Jahr später wurde Lia geboren, 2019 Neo. Kurze Zeit danach war Rahel wieder schwanger. «Vertraust du mir?», hörte sie Gottes leise Stimme. Und sie dachte: «Das wird streng. Aber mit Gottes Hilfe schaffen wir das!» Wenig später erlitt sie eine Fehlgeburt. Wieder hörte sie Gott: «Vertraust du mir?» Anfang 2020 wurde Rahel zum vierten Mal schwanger. Gerne wollte sie im Geburtshaus Bäretswil entbinden. Doch in der 22. Schwangerschaftswoche erfuhren Lars und sie, dass ihr Kind einen Herzfehler hat. Das bedeu-


Region 23 tete, dass sie im Unispital gebären würde. «Vertraust du mir?» vernahm Rahel ein drittes Mal... Es handle sich nur um eine kleine Öffnung zwischen den Herzkammern, das könne operiert werden, und ihr Söhnchen habe dann gute Lebenschancen, beruhigten die Ärzte. Das Paar atmete auf.

Komplikationen Doch dann stellte sich heraus, dass zu wenig Fruchtwasser vorhanden war. Ab der 27. Schwangerschaftswoche musste Rahel im Spital liegend auf die Geburt warten. «Ich feierte mit den anderen Müttern jeden Tag, den wir geschafft hatten!», erklärt sie. Bald wussten Mitpatientinnen sowie Pflegepersonal, dass Rahel und Lars für ihre Kinder beteten und auf Gottes Hilfe vertrauten.

«Ich feierte mit den anderen Müttern jeden Tag, den wir geschafft hatten.» Sieben Wochen später wurde es hektisch. «Rufen Sie Ihren Mann an, wir müssen das Kind holen», erklärte die Hebamme am 13. August um 6.50 Uhr. Zehn Minuten vor dem Notfallkaiserschnitt traf Lars ein. Kaum auf der Welt, kam Rio in die Obhut der Ärzte.

Epileptische Anfälle Rahel war noch nicht lang zu Hause, da wurden die Eltern wieder nach Zürich beordert. Bei Rio drohten Teile des Darms abzusterben, er musste erneut operiert werden. Daraufhin erlitt er epileptische Anfälle, die nicht mehr enden wollten. Was diese in seinem Hirn zerstören würden, konnte dem Paar niemand sagen. Rios Brustkorb wurde geöffnet und fünf Tage lang offengehalten, um dem Herzen mehr Platz zu verschaffen. Und dann erfuhren Lars und Rahel, dass der Hirn-Scan eine Null-Linie zeigte. Nur dank externer Unterstützung funktionierten Rios Organe weiter. «Die Ärzte baten uns, die Wiederbelebungsversuche einstellen zu dürfen, falls Rio wieder krampfen würde», berichtet Rahel. Lars und sie waren bereit, ihr Kind gehen zu lassen. Oder es anzunehmen, so wie es sein würde, sollte es aufwachen.

Zerreissprobe für die Ehe 85 Prozent der Ehen werden geschieden, wenn sich Eltern um ein chronisch krankes Kind kümmern müssen, erfuhr Rahel zu jener Zeit. Lars forderte seine Frau deshalb auf, sich bewusst auch für ihre Partnerschaft zu entscheiden. Die beiden lieben ihre Kinder sehr, doch ihre Ehe wollten sie nicht opfern. Daher

nahmen sie Hilfe in Anspruch, dinierten zu zweit, machten Ausflüge und pflegten die Zweisamkeit. «Wenn wir uns mit Freunden zum Spielen trafen, konnten wir auch lachen», erzählt Rahel.

Das Wunder Das durch die Pandemie eingeschränkte Besuchsrecht machte den Familienangehörigen zu schaffen. Einmal jedoch durften die Grosseltern zu Rio ans Bettchen. Beide Grossmütter sprachen dem Kleinen ermutigende Verse aus der Bibel zu – und Rio reagierte darauf. «Kämpft noch diese Nacht», bat Lars die Ärzte. Und tatsächlich: Das Wunder geschah! Die geplante Intubation musste nicht durchgeführt werden und auch das Resultat des MRI war unauffällig. «Wir können es fast nicht glauben. Es sieht alles so aus wie bei einem gesunden Neugeborenen», erklärte der Kinderarzt. Lars war überglücklich, aber nicht ver«wunder»t, schliesslich hatte er fest daran geglaubt.

«Es sieht alles so aus wie bei einem gesunden Neugeborenen.»

Rahel zeigte sich erleichtert und dankbar, fragte sich aber auch: «Wozu hat das Ganze sein müssen?» Sie hatte oft zusammen mit Jesus um ihren jüngsten Sohn geweint, ihm aber immer wieder das Vertrauen ausgesprochen. Gleichzeitig galt es, den Alltag zu bestreiten – eine kräftezehrende Zeit.

«In seiner Brust steckt ein Kämpferherz!» Endlich zu Hause Bei allem Gottvertrauen... «Ich hatte auch Angst, dass Rio sterben könnte, weil Gott uns zutraut, dies zu ertragen», sagt Rahel. Es folgte eine weitere Herz-OP, die glückte. Auch eine Infektion mit dem RS-Virus überstand der Säugling. Als Rio keinen Sauerstoff mehr benötigte, durfte er das Spital ein halbes Jahr nach seiner Geburt endlich verlassen. Am 13. August 2021 feierte die Familie seinen ersten Geburtstag. Rio ist in seiner Entwicklung auf dem Stand eines sechs Monate alten Kindes», erklärt Rahel. «Doch er lernt ständig dazu». Lars ist überzeugt: «In seiner Brust steckt ein Kämpferherz! Gott hat noch einen grossen Auftrag für ihn.» (mf.)

«Intensive» Zeiten liegen hinter Rio.

Dankbar: Familie Nisius-Baldinger.

zVg.

«Zum Glück arbeitete ich damals als Elektriker in der Firma meines Schwiegervaters», sagt Lars «Das war ein grosses Geschenk». Seine Schwiegereltern hatten viel Verständnis für Unvorhersehbares. Sie hüteten auch abwechselnd mit seinen Eltern die beiden älteren Kinder Lia und Neo und beteten intensiv für die ganze Familie. Dazu sagt Lars: «Auch unsere Freunde aus der Kirche organisierten eine Gebetskette. Auf der ganzen Welt wurde für uns gebetet», erzählt Lars. Leider verlief die erste Operation von Rio nicht erfolgreich. Dennoch hielt Lars daran fest, dass Gott Wunder tut – auch heute noch. «Mir ging immer das Lied «I'm gonna see a victory» durch den Kopf, sagt er. «Ich sang es fortlaufend, im Auto, bei Rio am Bett: Ich werde einen Sieg erleben!»

zVg.

Gebet aus aller Welt

Video zu Rios Geschichte


22 Region

Heilung

gibt’s auf

Mirjam Fisch

verschiedene Art Gisela und Hans Graf aus Rafz sind seit 43 Jahren verheiratet. Kurz vor der Hochzeit zeigten sich bei Hans Symptome, die später als Auswirkungen der Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert wurden. Obwohl er heute im Rollstuhl sitzt, bezeichnet er sich als geheilt.

«Wir waren ein sehr aktives Paar, powerten uns auf dem Tennisplatz oder der Skipiste aus», stellt Gisela Graf aus Rafz klar. Nach einem WK spürte ihr Mann zum ersten Mal, dass mit seinen Füssen etwas nicht mehr stimmte. «Damals hiess es, ich hätte eingeklemmte Nerven in den Füssen», erklärt Hans, 72. Er wurde operiert, aber die Sache besserte sich nicht. Empfindungsstörungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen kamen dazu. Alle möglichen Medikamente wurden ausprobiert, um Hans Graf zu helfen.

Diagnose im Wochenbett 1978 heirateten Gisela und er, 1981 gebar sie ihr erstes Kind. «Ich war noch im Spital, als wir die Diagnose erhielten», erinnert sich die 66-Jährige. Damals war sie erschüttert. Wie sollte sie das alles schaffen? Hans war selbständiger Coiffeur, er beschäftigte zwei Angestellte und zwei Lehrlinge. Gisela hatte mit ihrem Teilzeitjob als Sekretärin bisher zum Einkommen beigetragen. Und nun musste Hans monatelang liegen.

Treuer Besuch «Eine Bekannte kam mich besuchen», erinnert sich der dreifache Vater. «Sie hatte mir auf einer Karte den Psalm 23 aus der Bibel geschickt und erzählte mir nun von ihrem Glauben an Jesus. Sie sagte, dass er mich heilen könne». Auch ein gläubiger Mann kam regelmässig vor-


Mirjam Fisch

Region 23

«Gott kann uns retten. Aber auch wenn er es nicht tut, halten wir an ihm fest!»

«Früher konnte ich ihn drei Tage lang anschweigen...» Glaube stärkt Austausch Innerhalb eines Jahres lud Hans Jesus in sein Leben ein. Der introvertierte Ehemann, der seine Gefühle kaum einmal zeigte, veränderte sich. Gisela nahm immer mehr den weichen Kern unter der rauen Schale wahr. Das veranlasste sie, heimlich die Bibel zu lesen. Schliesslich entschied sie sich, Jesus ebenfalls ihr Herz zu öffnen. «Auch ich habe mich daraufhin verändert», hält sie fest. «Früher konnte ich ihn drei Tage lang anschweigen, wenn ich wütend auf ihn war». Doch nun lernten sie, miteinander zu reden, sich zu vergeben und die «Sonne nicht untergehen zu lassen nach einem Streit», wie die der Apostel Paulus in der Bibel rät. «Ohne unseren Glauben wären wir heute wohl nicht mehr zusammen», sagen sie übereinstimmend.

Weiterkommen Das Paar besuchte eine Freikirche in Schaffhausen und schloss sich einer Kleingruppe an. Das Leiter-

paar begleitete die beiden auf ihrem Glaubensweg, und viele der neuen Freunde beteten für die Genesung von Hans. Auch das Paar selbst hoffte darauf. Gisela erklärt: «Die Geschichte von Daniel in der Bibel war uns eine Hilfe. Als der König drohte, ihn und seine drei Freunde in einen Feuerofen zu werfen, weil sie ihn nicht als Gott verehren wollten, sagte Daniel: «Unser Gott kann uns retten. Aber auch wenn er es nicht tut, halten wir an ihm fest». Hans bestätigt: «Auch wenn ich im Rollstuhl sitze – innerlich bin ich heil». Er ist überzeugt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. «Dort wird es keine Tränen und keinen Schmerz mehr geben». Die Symptome verschwanden damals zwar nicht ganz, aber Hans hatte während neun Jahren keinen Schub mehr und konnte weiterhin Teilzeit als Coiffeur arbeiten. Als die zweite Tochter in den Kindergarten kam, bildete er seine Frau in seinem Beruf aus. «Gisela ist echt begabt», sagt der Coiffeurmeister anerkennend. Er schickte sie mit Berufskollegen nach London in Weiterbildungskurse – und bald übertrumpfte sie mit ihrem Können sogar erfahrene Angestellte.

Wunder erleben Einmal sank die Anzahl der roten Blutkörperchen von Hans auf ein lebensbedrohliches Niveau. Wieder beteten viele Menschen intensiv. Plötzlich vermehrten sich die Blutkörperchen täglich, und bald war

alles wieder im normalen Bereich. «Dies betrachten wir als ein wahres Wunder.» Nach einem unentdeckten Harnverhalt, anschliessender Nierenbeckenentzündung und siebenwöchigem Spitalaufenthalt nahmen die Kräfte von Hans kontinuierlich ab, so dass er seit 2006 auf einen Rollstuhl angewiesen ist und nicht mehr erwerbstätig sein kann. Die drei Kinder kosteten Gisela ebenfalls Zeit und Kraft. Die IV-Rente war beantragt, doch die Abklärungen dauerten ein ganzes Jahr. «In dieser Zeit erlebten wir weitere Wunder», bestätigen beide. Von einem Ehepaar bekamen sie regelmässig einen kräftigen Zustupf an ihre Haushaltskasse. Leute brachten Essen vorbei, ihren Kindern wurden Ferienlager bezahlt. Für sie bedeutet das: «Gott hat uns versorgt».

«Mir wurde das Leben nochmals geschenkt.» Arbeitstausch Zu diesem Zeitpunkt übernahm Gisela den Salon und führt ihn seither zusammen mit einer Angestellten. Dazu versorgt sie ihren Mann, dreht ihn jede Nacht zwei- bis dreimal um, damit er nicht wundliegt. Einmal ist es trotzdem passiert. Neben einer mehrwöchigen Reha nahm Hans wie jedes Jahr an einem Ferienlager für MS-Patienten teil, damit seine Frau sich erho-

len konnte. Dabei bildete sich unter der Haut eine faustgrosse Wunde. Gisela erinnert sich: «Ich bin fast verzweifelt, aber Hans ermutigte mich und sagte: «Mit Gottes Hilfe schaffen wir das!» Und tatsächlich, trotz mehrerer Operationen und wochenlangem Liegen im Spital, heilte die Wunde vollständig und schneller als vorausgesagt. zVg.

bei. Gisela reagierte skeptisch. Sie war strengkatholisch aufgewachsen und hatte die Nase voll von der Kirche und ihren Regeln, obwohl sie an Gott glaubte. Gisela bemerkt: «Diese Leute waren so freundlich und treu – das beeindruckte mich».

Dankbar trotz Rückschlägen Vor sieben Jahren bauten Grafs ein rollstuhlgängiges Eigenheim. Dank technischer Hilfsmittel kann sich Hans selbständig darin bewegen. Im Januar 2021 erlitt er einen Darmverschluss. Bei der Operation wurde ein Tumor im Dickdarm entdeckt und mit einem Stück Darm zusammen entfernt. Acht Tage lag Hans auf der Intensivstation, zwei davon im Koma. Er wurde beat-met, doch lebenserhaltende Massnahmen um jeden Preis lehnte er ab. Was, wenn sich nun eine Lungenentzündung entwickelte? Familie und Freunde beteten einmal mehr. «Mir wurde das Leben nochmals geschenkt», erklärt Hans. Immer noch leidet er an hypersensiblen Nervenschmerzen. Doch mit Medikamenten, der liebevollen Pflege seiner Frau und seinem Gottvertrauen gehe es ihm gut, erklärt der zweifache Grossvater. «Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln», zitiert er aus dem 23. Psalm. Gisela und Hans blicken einander an: «Wir haben viel Grund zur Dankbarkeit!» (mf.)


28 Porträt

«Ich bin ein

Machertyp» Budgetberaterin Susanna Schürmann

«Mein Vater war Vertragsfahrer bei einer Firma, die Heizöl auslieferte. In den Ferien war ich immer mit meinem Vater bei der Arbeit und durfte das Trinkgeld behalten. Dieses Trinkgeld war jeweils im Nu weg», steigt Susanna Schürmann steil ins Thema ein. «Als Teenager eröffnete ich mir ein Bankkonto in der Nachbargemeinde. Wenn ich mir einen Wunsch erfüllen wollte, musste ich erst die acht Kilometer Wegstrecke mit dem Fahrrad zurücklegen, um an mein Geld zu kommen. Was denkt Ihr, wie oft habe

ich auf halbem Weg kehrtgemacht? Mit dieser Strategie habe ich mich vor unüberlegten Sofortkäufen geschützt und gelernt, mit Geld umzugehen.»

Lasten teilen Heute hilft die gelernte Kauffrau anderen Menschen, die Mühe haben, mit Geld umzugehen, die verschuldet, arbeitslos und verzweifelt sind. Susanna Schürmann war selbst schon mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Sie gerät in Fahrt, wenn sie von ihrer Leidenschaft erzählt: «Diese Erleichte-

Florian Wüthrich

Seit 2003 begleitet die 59-jährige Aargauerin Susanna Schürmann Menschen, die mit ihren Finanzen überfordert sind: verständnisvoll und kompromisslos ehrlich. Im Interview gibt die dreifache Mutter selbst zu, ihr erstes Geld verprasst zu haben. Wie das kam und endete... Lesen Sie selbst! rung, wenn jemand eine Tasche voller Rechnungen bei mir abgeben kann und erlebt, wie die Last auf mehrere Schultern verteilt wird... und dann die Freude und Dankbarkeit der ganzen Familie, wenn keine Schulden mehr drücken und der Himmel wieder klar ist – all dies motiviert mich ungemein!» 2003 – der Wiedereinstieg ins Berufsleben lag bei der dreifachen Mutter noch nicht weit zurück – klopfte der erste Klient an. Susanna war 41 Jahre alt und halbtags in einem Büro tätig, die Budgetberatungen bot sie in ihrer

Freizeit an. Sie erinnert sich: «Ich habe bei diesem jungen Mann schnell gemerkt, dass er tief verschuldet war. Statt Miete zu zahlen, hatte er sich ein Moped angeschafft. Es ging ihm psychisch nicht gut. Nebst seinen Finanzen übernahm ich bald auch die Beistandschaft.» Nach fünf Jahren waren die Schulden und die laufenden Rechnungen bezahlt.

Bis heute keine Kreditkarte Susanna Schürmann stellte bald fest: «Wenn es ums Verwalten der Finanzen geht, bleiben Betrof-


Porträt 29

Schritt aufs Wasser Die beherzte Hilfe von Susanna Schürmann sprach sich schnell herum: «Es dauerte nicht lange, da hatte ich 36 Fälle – und dazu mein 50-Prozent-Pensum bei einer Bedachungsfirma zu bewältigen», berichtet Schürmann. Sie ist dankbar, dass ihr Mann seit Beginn hinter ihr und ihren Beratungen steht.

«Die Pandemie hat den Boom von Klicks und Plastikgeld als Bezahlmethoden beschleunigt.» 2017 wagte Susanna Schürmann den «Schritt aufs Wasser», machte sich selbstständig und gründete den «Verein für Beratung – Begleitung – Finanzen BBF» mit Sitz in Rothrist. Der Verein ist gemeinnützig und wird durch Spenden getragen. Es liege in der Natur der Sache, dass nur wenige ihrer Klienten die Beratung selbst bezahlen können. So sei die Finanzierung eine echte Herausforderung. «Wir werden weder von der öffentlichen Hand noch von der Kirche finanziell unterstützt.»

Die Budgetberaterin bezeichnet sich selbst als Kämpferin. Die Stimmen und Fragen aus ihrem Umfeld, ob sie sich nicht zu viel aufbürde, nimmt sie ernst, sagt dazu: «Hinter jedem Schuldenberg verbirgt sich ein Schicksal. Jedes einzelne berührt mich, aber ich habe gelernt, mich abzugrenzen. Ich gebe meine eigenen und die Nöte der Menschen bei Gott ab. Meine Arbeit ist für mich Gottesdienst: Den Nächsten sehen und ihm helfen...» Gott habe ihr diese Gabe geschenkt, sagt die Aargauerin selbstbewusst. Sie sei halt «ein Machertyp» und helfe gerne praktisch.

«Das Tal kann noch so tief sein, es mag noch so heftig schütteln und schaukeln… Wenn wir uns links und rechts an der Hängebrücke festhalten, dann gelangen wir sicher auf die andere Seite.»

Klienten haben Würde! Die Würde ihrer Klientinnen und Klienten ist Susanna Schürmann sehr wichtig. Das Regal in ihrem Büro leuchtet wie ein Regenbogen: «Jede Beratung beginne ich mit der Frage nach der Lieblingsfarbe und stimme den Ordner für die persönlichen Dokumente darauf ab. Das kommt bei allen sehr gut an. Sie fühlen sich auf Anhieb als Mensch ernstgenommen.» Auf die Frage, ob sie nicht ausgenutzt werde, antwortet die Finanzfachfrau: «Das gibt es und ist mir voll bewusst. Soll ich wegen diesem einen ‹schwarzen Schaf› alle anderen aufgeben? Wissen Sie, wie oft Jesus uns aufgeben könnte? Ich kann über seine Liebe zu uns Menschen nur staunen. Wie oft wird er von uns enttäuscht!» Auch sie bedaure es, wenn jemand das Handtuch werfe. Man kann niemanden zwingen», sagt Susanna Schürmann. Kraft zum Weitermachen, Orientierung und Halt finde sie in ihrem Glauben.

Philippe Bourhis, Unsplash

fene meist sich selbst überlassen. «Unsere Sozialämter haben keine Kapazität, die Hilfesuchenden so eng zu begleiten. Ein Budget kann zwar erstellt werden, aber was hilft es, wenn der Klient nicht darin unterstützt wird, es auch umzusetzen?» Eine gute Begleitung sei zentral, bekräftigt Schürmann: «Durch den engen Kontakt komme ich dem Grund der Verschuldung meist rasch auf die Spur. Dabei schauen wir konsequent nach vorn.» Oft fehle den Leuten der Überblick, wo ihre Mittel hinfliessen. Sobald Geld auf dem Konto sei, liessen sich viele zu schnellen Käufen verleiten. «Ihre Schulden versuchen sie dann mit einem Kredit zu tilgen, das ist ein Teufelskreis», warnt die Budgetberaterin und bemerkt: «Die Pandemie hat den Boom von Klicks und Plastikgeld als Bezahlmethoden noch beschleunigt. Ich persönlich habe bis heute keine Kreditkarte!»

Halt auf der Hängebrücke Abschliessend vergleicht sie den Weg mit einer Hängebrücke: «Ich möchte den Menschen Hoffnung vermitteln. Es gibt einen Weg, oft ist es ein langer Weg. Das Tal kann noch so tief sein, es mag noch so heftig schütteln und schaukeln… Wenn wir uns links und rechts am Seil (Leitplanken Gottes) festhalten, dann haben wir die Führung, die wir brauchen. So gelangen wir sicher auf die andere Seite.» (fw.)  Infos: verein-bbf.ch

Den Verein BBF unterstützen: Der «Verein für Beratung – Begleitung – Finanzen BBF» ist auf freiwillige Spenden angewiesen, um seine Dienstleistungen anbieten zu können. Möchten Sie die Arbeit von Susanna Schürmann unterstützen? Hier geht's zu den Spendemöglichkeiten: verein-bbf.ch/spenden


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

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www.jesus.ch/erlebt

Aus dem Iran geflüchtet

«Hoffnung

bedeutet, auf Gott

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zu vertrauen» Dabrina Schwan, geb. Bet-Tamraz, (35) wächst als Aramäerin in Teheran im Iran auf und wird dort aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Schlussendlich muss sie das Land verlassen. Dabrina lebt heute in Wettingen AG. Sie erzählt vom Leben mit Asylantenstatus, der Herausforderung, sich in einem fremden Land zu integrieren und von ihren Hoffnungen. Ich treffe Dabrina in ihrer modern eingerichteten Wohnung in Wettingen AG. Sie befindet sich in einem Wohnblock, der nur 5 Gehminuten von der Freikirche FEG Baden-Wettingen entfernt liegt. Dort ist sie als Pastorin angestellt. Dabrina bietet mir sofort Kaffee oder Tee an und wir setzen uns an ihren Esstisch.

Jesus.ch-Print: Dabrina, auf welche Weise haben Sie im Iran Verfolgung erlebt? Schon als Kinder wussten mein Bruder und ich, dass Christen im Iran verfolgt werden. Jedoch hatten wir wenig Kontakt zu Muslimen, da wir auf eine katholische

Schule gingen. In meiner Jugend habe ich mich noch fleissig im Islam engagiert. Dort konnte ich Gott aber nicht kennenlernen, denn Fragen zu stellen, ist im Islam ein NoGo. An einem Pfingstsonntag hatte ich schliesslich meine erste Begegnung mit dem christlichen Gott. Ich war in der Kirche meines Vaters, als ich plötzlich spürte, wie mich jemand von hinten umarmt, jedoch war niemand hinter mir. Dann hörte ich eine Stimme und das Gesagte wurde mir später durch zwei verschiedene Personen bestätigt.

mer. Die Regierung liess mehrere Pastoren durch andere Gemeindemitglieder umbringen. Mein Vater wurde oft verhört und war teilweise tagelang weg, ohne dass wir wussten, wo er sich befand.

Als ich acht Jahre alt war, wurde die Verfolgung von Christen schlim-

Mit 17 ging ich nach England, um Theologie zu studieren und einige

«Nach einigen Drohungen und meiner Weigerung zu kooperieren, wurde ich schliesslich von der Universität ausgeschlossen.»

Jahre später zurück in den Iran, um ein Psychologiestudium zu beginnen. 2009 wurde unsere Kirche geschlossen und die regelmässigen Verhöre wurden unangenehmer und respektloser. Nach einigen Drohungen und meiner Weigerung zu kooperieren, wurde ich schliesslich von der Universität ausgeschlossen. Meine Eltern schickten mich daraufhin in die Schweiz.

Was waren hierzulande die grössten Herausforderungen bei Ihrem Neuanfang? Zuerst dachte ich, dass ich bald wieder in den Iran zurückkehren könne. Am Anfang war ich sehr einsam,


Region 11 ich tiefere Wurzeln schlagen und eine neue Familie finden konnte.

«Die grösste Herausforderung war, kein Ziel und keinen Plan mehr zu haben.» Was sind die grössten kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und dem Iran? Die asiatische Kultur ist eine WirKultur, die europäische ist eher eine Ich-Kultur. Hier ist man individualistisch orientiert, es geht darum, wie es mir geht und wie ich mich fühle. Die Asiaten denken eher als ganze Familie, Kirche oder Gesellschaft. Beide Kulturen haben Vorund Nachteile.

Was ist am Glauben der Schweizer anders? Ich empfinde die Schweizer in meinem Umfeld als sehr treue Menschen. Sie sehnen sich danach, ein gottgefälliges Leben zu führen und Jesus nachzufolgen. Sie leben ihren Glauben aktiv und bringen sich in der Kirche mit ein. Auch finanziell habe ich die Schweizer als sehr grosszügig erlebt, ebenfalls im Umgang mit anderen Menschen, Flüchtlingen und Ausländern. Im Iran sieht die Sache ganz anders aus, wenn man wegen seines Glaubens verfolgt wird. So haben auch die Kirche und die Gemeinschaft unter Christen eine ganz andere Bedeutung. Dann heisst es, erwartungslos zu vertrauen, ohne nach dem Warum zu fragen und auch mal zu akzeptieren, dass nicht alles gut und einfach ist. Diese Hingabe und Leidenschaft fehlen mir manchmal in der Schweiz.

Wie schafften Sie es, sich ein neues Leben aufzubauen? Zuerst suchte ich mir eine Gemeinde, in der ich mich wohlfühlte. Ich fand sie im ICF International in Zürich. In der Kirche knüpfte ich Beziehungen und fand neue Freunde. Später zog ich nach Weinfelden, wo

Was bedeutet das Wort «Hoffnung» für Sie? Hoffnung bedeutet für mich, auf Gott zu vertrauen. Nicht zu wissen, was in Zukunft passiert und trotzdem zu vertrauen, dass Gott es gut machen wird, egal wie es kommt. In meinem Leben gab es viele Situationen, die hoffnungslos aussahen und mir das Gefühl gaben, hilflos zu sein. Diese Situationen stellten mich vor die Wahl, den Glauben aufzugeben oder auf Jesus zu schauen und auf sein Eingreifen zu warten. Gerade in diesen Zeiten zeigte mir Gott, dass er für mich kämpft und dass meine Freiheit in seiner Hand liegt und nicht in der Hand von Menschen. Es ist in der Bibel beschrieben, in 1. Timotheus, Kapitel 4, Vers 10: «Es weist auf das Ziel hin, für das wir uns abmühen und für das wir kämpfen; denn wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt, und er ist der Helfer und Retter aller Menschen – in besonderer Weise derer, die an ihn glauben.»

Welche Hoffnung haben Sie für die Region Baden-Wettingen? Ich will sehen, wie Menschen zu Jesus kommen und wie die Gemeinde wächst. Nicht nur zahlenmässig, sondern vor allem in der Beziehung zu Gott. Die Menschen sollen eine ehrliche Beziehung zu ihm und zu anderen pflegen und nicht auf die religiösen Pflichten fokussiert sein. Ich sehne mich danach, dass Menschen lebensverändernde Begegnungen mit Gott haben. Er sucht die Gemeinschaft mit jedem, der offen ist, ihn kennenzulernen.

«In der Schweiz sind Individualismus und Humanismus die grössten Hindernisse für den Glauben.» Möchten Sie in den Iran zurück? Langsam ist die Schweiz zu meiner Heimat geworden und ich merke, wie ich mich in den letzten Jahren verändert habe. Ich würde zwar immer gern zurück in den Iran gehen, aber das ist momentan nicht möglich. Auch meine Eltern sind inzwischen in die Schweiz geflohen und haben hier eine Wohnung gefunden. Ich möchte Gott folgen und dahin gehen, wo er mich hinführt. Wo auch immer das sein mag. (hk.)

Brauchen Herr und Frau Schweizer Gott überhaupt noch? Egal ob wir in der Schweiz, im Iran oder in Afrika leben, egal ob wir reich oder arm sind, Menschen brauchen Gott immer. Denn er ist der Schöpfer und macht das Leben bedeutungsvoll. Es bestehen viele Theorien und Beweise, weshalb es das Leben gibt und was einmal nach dem Tod sein wird, aber das Leben ist ohne Gott vergeblich. Er gibt dem Leben einen Sinn und deshalb brauchen wir ihn. Es geht nicht anders. Ich denke, in der Schweiz sind Individualismus und Humanismus die grössten Hindernisse

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ich verstand die Sprache nicht, hatte keine Kontakte und musste wieder von Null anfangen. Die grösste Herausforderung war, kein Ziel und keinen Plan mehr zu haben. Mit dem Asylantentitel ist es nicht möglich, seine Zukunft zu planen, denn man darf weder studieren noch arbeiten.

für den Glauben. Diese Selbstgenügsamkeit, dass man ein schönes Leben hat und alles selbst schaffen kann, finde ich sehr schlimm. Oder auch, dass man sich einredet, ein guter Mensch zu sein. Man stellt sich damit auf das gleiche Level wie Gott.

Audienz bei Ex-US-Präsident Donald Trump 2019 sprach Dabrina Bet-Tamraz (r.) mit Donald Trump über die Christenverfolgung im Iran. Sie war Referentin an der 2. Ministerkonferenz für Religionsfreiheit in Washington. Hier gehts zum Video!


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r e t m Ä d n u l e t i «T definieren mich nicht!» Zwölf Jahre war Sara Fritz (36) aus Birsfelden als EVP-Landrätin aktiv, kandidierte mit 18 erstmals für ein politisches Amt. Sie lernte Kauffrau, studierte Rechtswissenschaften, hat seit einem Jahr den Master in der Tasche und arbeitet als Verlagsassistentin. Im Interview wird klar: Die Schwachen liegen dieser starken Frau am Herzen. Sara Fritz, wie kamen Sie in die Politik? Am Familientisch hörten wir das Mittagsjournal im Radio und tauschten uns über die Themen aus. Mich interessiert, was in der Welt passiert. Aus meinem familiären Umfeld hatte ich keine politischen Vorbilder. Dennoch, mein Vater hat mich motiviert, mich politisch zu engagieren. Mein Antrieb: Ich möchte die Gesellschaft mitprägen, meine Werte in der Politik vertreten und den Schwachen eine Stimme geben.

Welche Eigenschaften braucht man als Politikerin? Geduld! Die Mühlen mahlen langsam in der Politik. Zudem Beharrlichkeit und Überzeugungskraft. Und die Fähigkeit, nach Niederla-

gen wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Wichtig ist mir aber, nicht verbissen zu sein.

gibt keine Ausbildung, es ist Learning by doing. Also einfach starten und ausprobieren!

«Ich möchte die Gesellschaft mitprägen und meine Werte in der Politik vertreten.»

Ihr Rücktritt aus dem Landrat ist durch Amtszeitbeschränkung begründet. Nach 12 Jahre dürfen Sie 2023 nicht mehr im Landrat kandidieren. Wie fühlt es sich an, Titel und Ämter loszulassen?

Wie motivieren Sie junge Leute für die Politik? Ich versuche allen, nicht nur den jungen Leuten, zu erklären, dass es ein Privileg ist, in einer direkten Demokratie zu leben. Sie funktioniert nur, wenn wir unsere Bürgerpflicht wahrnehmen und uns daran beteiligen. Das Gute an der Politik: Es

Nun, alles hat seine Zeit. Das Loslassen ist manchmal nicht einfach, aber es gehört zum Leben. Und es eröffnet neue Möglichkeiten. Auch wenn ich nun «Opfer» der Amtszeitbeschränkung wurde, befürworte ich dieses System. Man ist sich seit Einstieg bewusst, dass das Amt endlich ist. Titel und Ämter definieren mich nicht. Sie bestimmen nicht meinen Wert als Mensch, auch nicht das, was ich leiste. Ich weiss

mich ohne Vorbehalt von Gott geliebt. Das erfüllt mich und schenkt Gelassenheit. Gleichzeitig möchte ich meine Gaben und Talente ausleben, Gott und Menschen damit dienen.

«Ich weiss mich ohne Vorbehalt von Gott geliebt. Das erfüllt mich und schenkt Gelassenheit.» Sie sind Vorstandsmitglied der Winterhilfe Baselland. Erzählen Sie uns kurz von dieser Arbeit! Ich bin ohne Geldsorgen aufgewachsen, meine Eltern haben


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Jetzt gewinnen! Sie wollen Basel gerne spielerisch besser kennenlernen? Wir verlosen

2x Monopoly FC Basel im Wert von CHF 69.90

Teilnahme unter basel.jesus.ch oder per Post an Livenet, Wettbewerb Monopoly Basel, Parkterrasse 10, 3012 Bern Vergessen Sie nicht, Ihren Namen, Ihre Postadresse und Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Die Gewinner werden schriftlich informiert. Als Teilnahmeschluss gilt der 31. Dezember 2021.

«Ich weiss nicht, ob die Welt zu retten ist, aber Jesus ist mein persönlicher Retter! Das macht demütig.»

Die Preise werden zur Verfügung gestellt von:

Sara Fritz vor der Uni Bern, wo sie Rechtswissenschaften studierte. uns Kindern viel ermöglicht. Sie haben uns aber auch bewusst gemacht, dass das alles andere als selbstverständlich ist. Leider gibt es auch in der reichen Schweiz Armut. Sie ist oft unsichtbar, zum Beispiel indem Menschen wegen fehlendem Geld von der gesellschaftlichen Teilhabe (Vereine, Freizeitaktivitäten) ausgeschlossen sind. Die Winterhilfe lindert die Auswirkungen der Armut im Kanton Baselland, indem sie knappe Haushaltsbudgets entlastet und Notlagen durch gezielte Hilfe behebt. Als Vorstandsmitglied ist es meine Aufgabe, die uns anvertrauten Spendengelder sinnvoll und zweckbestimmt einzusetzen.

Und was motiviert Sie, sich als Vorstandsmitglied in der UNICA Schule zu engagieren? Meine eigene Schulzeit habe ich an christlichen Privatschulen verbracht und das sehr gut in Erinnerung. Es hat mich fürs Leben geprägt! Durch meine Mitarbeit im Vorstand kann ich dies auch anderen Kindern ermöglichen. Die UNICA in Liestal besuchen auch etliche Schüler, für die aus unterschiedlichsten Gründen die öffentliche Schule keine Option mehr ist. Der familiäre Charakter mit kleinen Klassen und der wertschätzende Umgang an der Schule lässt vieler dieser Kinder wieder aufblühen. Im Vorstand verantworten wir die

strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der Schule, ein sehr spannender Prozess!

Ich weiss nicht, ob die Welt zu retten ist, aber Jesus ist mein persönlicher Retter! Das macht demütig.

Was sind Ihrer Meinung nach die grössten gesellschaftlichen Brennpunkte?

Was ist Ihre persönliche Hoffnung?

Im Moment die Spaltung und Radikalisierung der Gesellschaft sowie der Vertrauensverlust in die politischen Verantwortungsträger aufgrund der Massnahmen zur Pandemiebekämpfung. Das bereitet mir grosse Sorgen! Ansonsten die Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer mehr öffnet – das kann langfristig nicht gut gehen.

An Weihnachten feiern Christen die Geburt von Jesus als Retter dieser Welt. Ist unsere Welt noch zu retten?

Ich weiss mein Leben in Gottes Hand. Bei ihm finde ich Ruhe und Sicherheit, unabhängig von meinen Lebensumständen. Ihm vertraue ich. Und ich glaube, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Auch wenn ich gerne und gut lebe, der Glaube an ein Leben nach dem Tod, in dem kein Schmerz, Leid und Tod mehr sein wird, verändert die Perspektive auf mein irdisches Leben gewaltig. (mhe.)


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

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Tanja Bürgelin-Arslan

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n e s s e Verg oder

vergeben?

Riehen bei Basel ist ein ruhiges, wohlhabendes Dorf an der deutschen Grenze. Wenige wissen, was sich hier im «Dritten Reich» an Flüchtlingstragik abgespielt hat. Johannes Czwalina versucht mit seiner Gedenkstätte den Spagat zwischen Erinnern und Vergeben.

Ein Stück Riehen reicht wie ein Finger nach Deutschland hinein, man nannte es «die eiserne Hand». Die grüne Grenze war hier an einer Stelle halboffen, und viele Menschen jüdischen Glaubens versuchten in den späten 30er und frühen 40erJahren des 20. Jahrhunderts, über Wald und Wiesen in die Schweiz zu gelangen. Die allermeisten wurden abgefangen, wieder an die Grenze gestellt und den deutschen Behörden übergeben. Johannes Czwalina, früher Pfarrer, heute Unternehmensberater, Autor und Coach, hat an dieser grünen Grenze eine Gedenkstätte für jene Flüchtlinge errichtet. Wie kam es dazu? «Als ich mit drei alten Herren zusammentraf, die hier abtransportiert wurden und dann Auschwitz überlebten, ging mir das wie eine Nadel unter die Haut und hat mich nicht mehr losgelassen», erklärt er. «Ich habe realisiert, dass wir uns an diesem Ort im Zentrum der Flüchtlingsbewegung be-fin-

den. Die eiserne Hand hier in Riehen wurde als Fluchtweg genutzt. Die Juden hofften auf die Schweiz, aber 30’000 Menschen sind hier durch diesen Bahnhof wieder zurückbefördert worden». Czwalina hatte das alte

«Wir haben hier auch einen Erziehungsauftrag und den Auftrag, Meinungsbildung zu ermöglichen.» Original-Bahnwärterhäuschen an der Eisenbahnlinie erworben: «Eigentlich wollte ich ein Gästehaus bauen, aber die Freude verging mir, als ich von den Flüchtlingsschicksalen hörte. Wir können nicht einfach ‘Friede, Freude, Eierkuchen’ an diesem speziellen Ort leben, der historisch so stark belastet ist.» Czwalina verkaufte seine Wohnung, verzichtete auf


Ferien und lebte jahrelang spartanisch, um eine Gedenkstätte finanzieren zu können. «Das war mir die Sache wert. Ich habe mich gefragt: Wie tief geht mir der Schmerz und wie tief geht mir

«Menschen können sich ändern, wenn sie Trauer zugelassen haben.» dieses Anliegen? Ich kam zum Ergebnis, wenn ich jetzt nicht persönlich die Initiative ergreife und Opfer bringe, wird in der Schweiz wohl nie eine Gedenkstätte für die abgewiesenen jüdischen Flüchtlinge entstehen.»

Gar nicht problemlos Von Anfang an machte sich Johan-nes Czwalina mit dem Projekt nicht nur Freunde. Dass ein Priva-ter seinen Finger auf eine so problematische Seite der Geschichte legte, passte vielen nicht. Es gab Widerstand und Angriffe, auch in den Medien. «Aber ich merkte, dass das ein Auftrag war, den ich im Widerstand ausführen musste. Ich spürte: ‹Begib dich in diesen Widerstand und rebelliere nicht dagegen›. Das war eine Wende für mich. So hat sich die Gedenkstätte langsam entwickelt. Heute, nach 10 Jahren, sind wir einigermassen anerkannt, und wir haben jedes Jahr Tausende von Besuchern.»

«Ich möchte angesichts dieser Schicksale das Bewegtund Berührtsein zulassen.» Zum Schweizer Verhalten Juden gegenüber haben wir ein gespaltenes Verhältnis. Sollen wir nicht besser vergessen? Muss man so etwas immer wieder «aufwärmen»? Gerade wenn Schulklassen die Flüchtlings-Gedenkstätte besuchen, wird deutlich, wie wichtig ein geschichtliches Bewusstsein für die junge Generation ist: «Wir können viel dazu beitragen, dass sie sich ihre Meinung bilden können. Wir haben hier auch einen Erziehungsauftrag und den Auftrag, Meinungsbildung zu ermöglichen», ist Johannes Czwalina überzeugt. «Die meisten sind mucksmäuschenstill, wenn wir ihnen erklären, was vor 70 Jahren hier passiert ist.»

Eher exemplarisch als erschöpfend Die Gedenkstätte ist nicht gross. «Wir haben hier einen Ort aufgebaut, wo wir nicht mit Zehntausenden von Dokumenten und Büchern alles abdecken, sondern an einigen Beispielen exemplarisch Schlaglichter auf die damalige Zeit werfen. In einer halben Stunde hat man sich einen guten Überblick verschafft. Natürlich sind unsere Exponate wissenschaftlich bestätigt», erklärt Czwalina. Aber Emotionen sind erwünscht: «Ich möchte keine gemütliche Sonntagmorgen-Ausstellung anbieten, sondern an-gesichts dieser Schicksale das Bewegt- und Berührtsein zulassen. Ich möchte keine künstliche Betroffenheit erzeugen, sie aber zu-

lassen. Besucher sollen, wenn sie die tragischen Geschichten hier lesen und die Bilder ansehen, Trauer empfinden dürfen. Denn Menschen ändern sich in der Regel erst dann zum Guten, wenn sie zuvor eine Erschütterung erlebt haben. Menschen können sich ändern, wenn sie Trauer zugelassen haben. Die ‘Unfähigkeit zu trauern’ (Mitscherlich) ist ein Phänomen unserer Zeit. Unsere Gedenkstätte will eine solche Trauer ermöglichen, um im Erinnern zu bewältigen.»

«Täter und Opfer schweigen oft beide – die einen, um die Schuld zu verbergen, die anderen, um sich den Schmerz zu ersparen.» Gegen das Schweigen Eine Alternative zum Erinnern und Bewältigen ist oft das Schweigen – ein wichtiges Thema in Czwalinas Büchern zum Thema Versöhnung und Vergangenheitsbewältigung. «Täter und Opfer schweigen oft beide – die einen, um die Schuld zu verbergen, die anderen, um sich oder ihren Kindern den Schmerz zu ersparen». Aber Schweigen sei nie eine Lösung: «Die Kinder spüren das, dass hier ein Teil ihres Lebens abgeschnitten wird, zu dem auch die Vergangenheit gehört. Da kommt umso mehr der Wunsch auf: Ich möchte wissen, woher ich

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komme. Ich möchte wissen, was geschehen ist.»

Vergib und heile Es gibt auch die andere Seite: Wenn man die Erinnerungen wachhält, geraten gerade Menschen, denen so Schlimmes angetan wurde, in Gefahr, Opfer zu bleiben und sich ein Leben lang über ihre Opferrolle zu definieren. Eine Auschwitz-Überlebende, Eva Mozes Kor (1934–2019), beschloss, sich von dem Bösen, das ihr angetan wurde, nicht länger definieren zu lassen. Auf einer DVD, die in der Gedenkstätte aufliegt, erklärt sie: «Opfer fühlen nicht, dass sie Kontrolle über ihr Leben haben. Also reagieren sie immer nur auf das, was andere Menschen sagen oder tun. Jetzt wurde mir plötzlich klar: Ich habe die Verfügungsgewalt über mein Leben». Sie beschloss, quasi in einem «trotzigen Akt», zu vergeben. Und durch Vergebung wurde sie frei, ihren eigenen Weg zu gehen. «Vergib und heile» lauten ihre Kernworte. Nur so kann man die Opferrolle abstreifen und einen Prozess in Gang setzen, der es den Peinigern von einst nicht mehr erlaubt, Macht auszuüben. Die Gedenkstätte in Riehen bietet Gelegenheit, sich nicht nur mit den Fehlern «der anderen», sondern auch mit den Wunden der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. (rs.)


22 Region André Heiniger

Vom Spitzenkoch

über den Ruin

Hanna Krückels

zu neuem Leben Nach einer schwierigen Kindheit startet André Heiniger voller Elan ins Berufsleben und hat sofort grossen Erfolg. Er wird reich, macht sich selbstständig und lebt für seine Karriere. Doch dann bekommt er eine medizinische Diagnose, die alles verändert. André Heiniger (59), gelernter Koch und Servicefachmann, arbeitet heute als Entwickler und Botschafter für die «Best Chef GmbH». Die Firma entwickelt und kreiert Fertigprodukte für entspanntes Kochen zu Hause. Er ist seit kurzem verheiratet und lebt in der Nähe von Aarau.

Rasanter Aufstieg

durch er «plötzlich blödsinnig viel Geld verdiente.» Da er schon immer selbstständig werden wollte, nahm er das Angebot seines ehemaligen Lehrmeisters, dessen Restaurant zu pachten, an. Und auch da hatte er grossen Erfolg. Schliesslich kam er sogar in den Besitz des Restaurants «Ilge» in Arnegg bei Gossau SG, das er beim Vorbeifahren immer bestaunt hatte. An der Spitze seines Erfolgs erreichte Heiniger 17 von 20 möglichen «Gault Millau»-Punkten.

Er absolvierte zuerst die Lehre zum Koch und danach zum Servicefachmann, beides in sehr guten Betrieben. Danach unterzeichnete André Heiniger einen Vertrag, der ihn am Umsatz und nicht am Reingewinn der Firma beteiligte, wo-

Der Preis dafür war, dass sein Privatleben völlig verkümmerte. Er hatte zwar immer mal wieder Partnerinnen, aber der Erfolg, der Reichtum und die Anerkennung standen für ihn an erster Stelle. Auch seine psy-

beschloss er, dass seine Zukunft anders aussehen sollte. «Du wirst erfolgreich. Du wirst vermögend. Koste es, was es wolle.» Mit diesem Ziel startete er ins Berufsleben.

«Du wirst vermögend. Koste es, was es wolle.»

«Du wirst erfolgreich!» André Heiniger wuchs in der Ostschweiz in einem Landwirtschaftsbetrieb auf, wo er für seinen Stiefvater arbeiten musste. Sein leiblicher Vater hatte die Familie schon früh verlassen und der Stiefvater schlug seine Mutter. Nachdem André so – wie er es selbst bezeichnet – «arm und traurig» aufgewachsen war,

chische Gesundheit war ihm egal – und Gott kannte er überhaupt nicht.

Lebenserwartung: 7–10 Tage Zu seinem 50. Geburtstag wollte André Heiniger sich zum Spass einem Gesundheitscheck unterziehen. Alle, sogar sein Hausarzt, sagten: «Du spinnst ja total!» Trotzdem nahm er den Arzttermin wahr, der eine Herzkatheter-Untersuchung und schliesslich eine unerwartete Diagnose nach sich zog.

«Die Arterien können sich innerhalb der nächsten sieben bis zehn Tage schliessen.»


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In einer solchen Situation könne man nicht mehr denken, sagt André Heiniger. Er wurde am nächsten Tag operiert und verbrachte anschliessend drei Wochen in der Reha. Er erholte sich sehr schnell. «Nach der Operation kam ich mir vor wie ein kleiner Herkules.» Jedoch hielt dieses Gefühl nicht lange an. «Eines Morgens nach dem Duschen stand ich vor dem Badezimmerspiegel und sah meine Narbe von der Thoraxöffnung. Nicht dass ich diese vorher nicht gesehen hätte, aber bei diesem Anblick wurde mir sehr stark bewusst, dass sie mein Brustbein entzweit hatten.» Vor der Operation habe er gar keine Zeit gehabt, die Diagnose zu verarbeiten und so traf ihn diese Erkenntnis mit voller Wucht. «Wenn man weiss, dass nach der OP nicht mehr mit meiner Rückkehr gerechnet worden war, macht einen das zusätzlich sehr traurig.»

«Der Fahrstuhl sauste unaufhörlich nach unten.» Totaler Ruin Hinzu kamen die Schwierigkeiten im Betrieb sowie der Tod seiner Mutter und zwei seiner engsten Freunde. Dies habe etwas Negatives in seinem Kopf ausgelöst, mit dem er nicht klargekommen sei. Die Medikamente gegen seine starke Depression warf er weg, denn er wollte es entweder selbst oder gar nicht schaffen. «Der Fahrstuhl sauste unaufhörlich nach unten.» Dies führte dazu, dass André Heiniger anderthalb Jahre im Betrieb fehlte und sich dann entschloss, das Restaurant zu verkaufen. Durch die Eifersucht und das Machtstreben seiner Partnerin und einigen Mitarbeitenden wurde das Restaurant

im Immobilienmarkt aber dermassen heruntergehandelt, dass es als unverkäuflich erklärt und letztlich im Konkursverfahren veräussert wurde.

Zwei Koffer Viele seiner Freunde hatten ihn verlassen, denn «ohne Geld, ist man nicht mehr so attraktiv» (Zitat Heiniger). Zum Schluss blieb ihm praktisch nichts mehr. Nur zwei Koffer besass André Heiniger noch. Auch seine Möbel hatt er der Heilsarmee verschenkt, da er sich bereits einen Plan zurechtgelegt hatte, wie er seinem Leben ein Ende setzen könnte. Doch: «Es funktionierte einfach nicht», erinnert sich Heiniger. Nach den Selbstmordversuchen war Heiniger am Tiefpunkt angelangt. So fragte er seine Schwester, die im Kanton Aargau wohnt, ob er bei ihr für eine Weile Unterschlupf bekommen könnte. «Doch mein Leben hatte immer noch keinen grossen

Sinn.» Am neuen Ort unternahm er viele Velotouren und entdeckte dabei eine Kirche auf einem Hügel, die er immer wieder besuchte. «Ich betete jeweils eine Stunde in dieser Kirche. Mein Anliegen war, dass ich den Sinn in meinem Leben finde.»

Totaler Genuss Durch Freunde wurde André auf einen Glaubensgrundkurs aufmerksam gemacht, den er auch besuchte. «Dort habe ich gelernt, dass Jesus sündlos für unsere Sünden ans Kreuz gegangen ist – und dass wir Vergebung bei ihm finden.» Sünde sei die Zielverfehlung und die Trennung von Gott. Durch diesen Kurs habe er wieder ein Ziel und einen Sinn fürs Leben gefunden.

«Selbstvertrauen ist gut, Gottvertrauen ist besser.»

Einige Zeit danach lernte André Heiniger auch seine jetzige Ehefrau kennen. Heute ist er glücklich und weiss, dass Genuss nicht von Erfolg abhängt, sondern bedeutet, ruhig und zufrieden und mit Gott unterwegs zu sein. «Probleme gibt es täglich, aber ich merke, dass ich getragen werde.» Nicht er sei der Herkules, der alles schafft oder das Gefühl habe, alles schaffen zu müssen, sondern Gott. «Die Leute sollen merken, dass da jemand anderes in mein Leben eingegriffen hat.» Er habe auch gelernt, dass Jesus nie zu spät, aber auch nicht zu früh eingreife… Für sein Gefühl sei er «immer ein bisschen knapp dran». Hier gelte es, zu vertrauen. Das neue Lebensmotto von André Heiniger lautet: «Selbstvertrauen ist gut, Gottvertrauen ist besser!» (hk.)

«Ich betete jeweils eine Stunde in dieser Kirche. Mein Anliegen war, dass ich den Sinn in meinem Leben finde.»

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Im Talk mit der «Seetal Chile» sprach er eindrücklich darüber. Da schildert er, was ihm der Arzt damals erklärte: «In Ihrem Herz sieht es sehr schlimm aus. Die Arterien weisen nahezu einen 100-prozentigen Verschluss auf. Weshalb Sie noch keinen Herzinfarkt mit Herzschaden erlitten haben, ist mir unbegreiflich. Die Arterien können sich innerhalb der nächsten sieben bis zehn Tage schliessen – analog Ihrer Lebenserwartung...»


Mirjam Fisch

32 Region

Reden über

t t o G und die Welt

Seit 12 Jahren moderiert Ruedi Josuran (64) Talks für die wöchentliche Sendung «Fenster zum Sonntag» und auf Radio Life Channel. Menschen treffen, Beziehungen pflegen, Medienarbeit – das begeistert den Journalisten aus Stäfa. «Ich bin ein kreativer und neugieriger Mensch», gesteht Ruedi Josuran. «Ich bin unglaublich kreativ darin, mir Sorgen zu machen». Er nimmt das Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Vertrauen sehr wahr. Gottvertrauen ist für ihn daher mehr als diffuse Hoffnung auf eine höhere Macht.

Laufen auf unsicherem Terrain «Corona fordert uns alle heraus, auf unsicherem Terrain laufen zu lernen», sagt Josuran. Trotz allem Vertrauen zu bewahren, Gewohntes loszulassen, das ist für ihn ein stetes Übungsfeld. «Ich mache Fortschritte – aber Rückfälle gehören dazu», sagt er und schmunzelt. Auch auf anderen Gebieten musste er lernen, den Ist-Zustand zu akzeptieren, bevor er neue Wege beschreiten konnte. Ruedi Josuran wurde von Depressionen ausgebremst, von einem

Herzinfarkt und zwei Nierentumoren. Sich danach wieder aufzurappeln war mit Schmerzen und Schuldgefühlen verbunden. «Wenn du wegen eines Herz-

«Ich hatte Vorbehalte, Psychopharmaka zu nehmen. Ich wollte nicht abhängig werden.» infarkts auf der Intensivstation liegst, fragt niemand, wodurch du dies verschuldet hast», hält er fest. Bei Depressionen sei das anders. «Ich hatte Vorbehalte, Psychopharmaka zu nehmen. Ich wollte nicht abhängig werden». Heute betrachtet er jene Medikamente wie Nahrungsergänzungsmittel und nimmt sie bei Bedarf dankbar ein.

Bedingungslos angenommen In Zeiten, als Ruedi Josuran angeschlagen und nicht leistungsfähig war, habe er gespürt, dass er getragen wurde. Sein Vertrauen in den Schöpfer stärkte ihn. «In keiner Situation fühlte ich mich völlig im Stich gelassen», bekennt er. «Zur rechten Zeit geschahen Dinge, die ich nicht erklären kann». 25 Prozent aller Menschen würden mindestens einmal im Leben an einer Depression erkranken. Es sei wichtig, die Stigmatisierung aufzulösen. «Schmerzen der Seele sind ebenso gravierend wie die einer körperlichen Krankheit», sagt Ruedi Josuran. Dazu schrieb er mit Verena Hoehne und Daniel Hell das Buch «Mittendrin und nicht dabei». Einmal mehr habe er gelernt: «Der Umgang mit sich selbst muss unabhängig werden von den Umständen. «Ich habe mir das Leben nicht selbst geschenkt. Deshalb gehe ich

grundsätzlich davon aus, dass es gut kommt». Josuran weiss sich von Gott bedingungslos angenommen. «Die Geschichte mit Gott läuft über Beziehung und Begegnung», führt er aus. «Durch Jesus Christus wird Gott in dieser Welt konkret und erfahrbar», glaubt der Medienmann. Nach dem Tod werde sich eine neue

«Durch Jesus Christus wird Gott in dieser Welt konkret und erfahrbar.» Dimension öffnen: «Dann werden auch jene Gerechtigkeit erfahren, die es schwer hatten im Leben. Diese Hoffnung lasse ich mir nicht zerstören». (mf.) www.fenster-zumsonntag-talk.ch


Pexels

22 Region

Die Liebe pflegen ein Leben lang

Die Interkonfessionelle Ehe- und Paarberatung (IEB) in Baden ist eine Beratungsstelle, die Menschen offen steht, welche Unterstützung in Beziehungsbelangen in Anspruch nehmen möchten oder persönliche Fragen haben. Jesus.ch-Print hat mit der Paar- und Familienberaterin Karinna Schärli gesprochen. Karinna Schärli: Die Beratungsnachfrage ist seit Jahren beständig. Es sind allerdings neue Themen aufgekommen, sozusagen die Aufarbeitung der Covid-Auswirkungen. Dazu gehört die Entfremdung in Paarbeziehungen, weil jeder fixiert war auf die Organisation seines beruflichen und familiären Umfeldes. Der Dialog im gegenseitigen Austausch kam zu kurz.

Was sind die grössten Probleme und Herausforderungen für Paare und Familien? Die männliche und weibliche Rollenverteilung verändert sich seit einigen Jahren sehr stark. Oft gibt es keine vertiefte konstruktive Auseinandersetzung mit der Wirkung der neuen Familienmodelle. Dadurch entsteht manchmal eine unausgesprochene Unzufriedenheit an-

gesichts Fragen wie man Familie, Arbeit und persönliche Bedürfnisse unter einen Hut bringt. Eine Lösung braucht ausreichend Zeit im gegenseitigen Austausch mit fairen Absprachen. Hier bieten wir auf Wunsch unsere Unterstützung an.

«Eine Lösung braucht ausreichend Zeit.» Welche Ratschläge gilt es im Alltag zu beachten? Wichtig zu wissen ist, dass es bei Standpunkten und Handlungen weder richtig noch falsch gibt. Oft sind es unterschiedliche Betrachtungs- oder Denkweisen. Es ist hilfreich neben seiner eigenen Position auch den Standpunkt und die Beweggründe des Anderen zu erfahren. Aktives Zuhören und nach

tragfähigen Kompromissen suchen sind dienliche Instrumente. Schlussendlich ist ein Mittelweg anzustreben, damit die Bedürfnisse beider Partner zum Tragen kommen. Das zeugt von gegenseitigem Respekt und ist die Basis für eine erfolgreiche Paarbeziehung.

die Eltern darin, wie sie das Kunststück vollbringen können, ihre Rolle als Eltern zu finden und gleichzeitig ihrer Partnerschaft genügend Aufmerksamkeit zu schenken. (rs.) RADIX

Jesus.ch-Print: Wie gross ist die Nachfrage für Beratungen im IEB?

Über welche neuen Beratungsangebote verfügt das IEB? Ein spezifisch präventives Angebot, das wir aktuell anbieten, ist ein sogenanntes Paar-Update. Es wird auch Paaren empfohlen, deren Beziehung eigentlich gut funktioniert. Es geht hier um eine Standortbestimmung in Begleitung einer Fachperson. Man eruiert gemeinsam, wo man steht, was gut funktioniert, aber auch was verbessert werden kann. Ein weiteres Angebot haben wir für Familien mit Kindern kreiert. Wir nennen es «Eltern sein – ein Paar bleiben». Wir unterstützen

Frau lic. phil. Karinna Schärli ist Fachpsychologin für Psychotherapie FSP und Paarund Familienberaterin bei der Interkonfessionellen Ehe- und Paarberatung Baden (IEB). Mehr Infos unter: www.ieb-baden.ch


Urs Gamper

Region 23

Der grösste und schönste

ChristchindliMärt

Christchindli-Märt 2021: Vom 2.–5. Dez. verwandelt sich die Bremgarter Altstadt in ein weihnachtliches Winterwunderland.

Über 100'000 Besuchende zieht es Anfang Dezember jeweils nach Bremgarten. Der hiesige Christchindli-Märt vom 2. bis 5. Dezember ist der grösste der Schweiz – und die Organisation eine Generalstabsübung. Die Fäden laufen bei Präsidentin Sabina Glarner zusammen. Jesus.ch-Print: Frau Glarner, Sie sind seit eineinhalb Jahren Präsidentin des Christchindli-Märts Bremgarten, können ihn 2021 erstmals durchführen. Auf welche Premieren dürfen wir uns freuen? Meine Vorgängerin hat grosse Fusspuren hinterlassen. Zum Glück habe ich ein eingespieltes Organisationskomitee (OK) mit sieben weiteren Personen, die mich unterstützen. Grosse Neuerungen wird es nicht geben. Die Covid-Situation erfordert ein Schutzkonzept, das zu einigen Änderungen führt. So werden die «Beizli» etwas anders gestaltet und es gibt mehr

Take-Away-Verpflegung. Zudem findet das kulturelle Programm an zwei Orten statt. Traditionsgemäss im Zeughaussaal und seit 2019 auch im Kellertheater.

Sie mussten die Organisation während Covid-19 aufgleisen. Wie ist die Stimmung unter Marktfahrenden und im OK? Alle freuen sich darauf, nach einem Jahr Unterbruch wieder einen Christchindli-Märt zu organisieren. Für die Marktfahrer ist es existenziell, dass sie ihre Waren an Märkten anbieten können. Und die Künstler sind erleichtert, dass sie auftre-

ten dürfen – wenn auch unter speziellen Bedingungen.

bei uns eine festliche, vorweihnachtliche Stimmung.

Der Weihnachtsmarkt- und Christchindli-Märt Bremgarten stand im Ruf der grösste der Schweiz zu sein, erhielt in den letzten Jahren aber Konkurrenz. Wurmt Sie das?

«Ich würde Jesus die Freude des Publikums zeigen.»

Unser Markt ist nach wie vor der grösste und schönste Weihnachtsmarkt in der Schweiz. Die Konkurrenz bietet Besucherinnen und Besuchern eine Auswahl. Mit unserem kulturellen Programm, den zauberhaften Marktständen und der wunderschönen Weihnachtsbeleuchtung erwartet sie

Nehmen wir an, Jesus wäre am Weihnachtsmarkt: Was würden Sie ihm zuerst zeigen? Jesus – oder welche höhere Macht auch immer – begleitet uns an jedem Christchindli-Märt. Gerne zeige ich ihm die Freude des Marktund Konzertpublikums! (sl.)


Er gehört zu den erfolgreichsten Stürmern der Swiss League: Dion Knelsen. Der Kanadier schoss die SC RapperswilJona Lakers in die National League – nun soll dies auch mit dem EHC Olten gelingen. Kraft tankt der Eishockeyprofi bei Gott. Die Perspektiven für den EHC Olten seien so gut wie schon lange nicht mehr, glaubt Dion Knelsen. «Wir sind als Team zusammengewachsen und haben das Potenzial, in dieser Saison Grosses zu erreichen – vielleicht sogar den Aufstieg in die National League.» Viele Hoffnungen ruhen in Olten auf ihm, zumal der 32-jährige Kanadier eine starke Saison spielt und aktuell zu den besten Skorern der Liga gehört.

Eishockeyverrückter Vater Knelsen stammt aus einer Ortschaft namens High Level in der kanadischen Provinz Alberta. Sein Vater war verrückt nach Eishockey, er errichtete ums Haus ein eigenes, kleines Eisfeld für Dion und kaufte ihm schon zum zweiten Geburtstag Schlittschuhe. «Die Gegend war sehr kalt, wir hatten manchmal fünf Monate Natureis und es wurde bis zu minus 30 Grad kalt.» Damals in Kanada seien die Distanzen viel grösser gewesen. «Zu den Auswärtsfahrten gegen andere Teams mussten wir drei, vier oder gar fünf Stunden fahren. Meine Eltern opferten viel.» In der Schweiz sei es wunderbar. Nirgendwo seien die gegnerischen Eishockeyteams so nahe.«Die Schweiz passt flächenmässig zwölfmal in Alberta rein.»

Glaube spielte stets eine zentrale Rolle

n e d je in t s i t t o «G Teil meines Lebens eingeladen!»

Livenet

Eishockeyprofi Dion Knelsen vom EHC Olten

Mit 13 Jahr besuchte Dion Knelsen die christliche Schule «Three Hills Bible School». Seine persönliche Reise mit Gott habe schon in der frühen Kindheit angefangen. «Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf», erzählt der Kanadier. «Im Alter von 13 Jahren erlebte ich Gott auf einer Jugendkonferenz, bei der die Band ‘Hillsong United’ spielte. 15'000 junge Menschen waren da, es war sehr kraftvoll und super real. Ich spürte den Heiligen Geist in mir.» Mit 16 liess sich Dion Knelsen taufen. Auf dem College sei er durch Hochs und Tiefs gegangen, «aber Gott blieb treu und mutete mir nie mehr zu, als ich tragen konnte».

«Do your best!» Eine Bibelstelle, die ihm besonders wichtig ist, steht in Kolosser 3,23: «Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn.» Das versuche er sich ständig zu beherzigen. Jesus sei in jeden Teil seines Lebens eingeladen und es gehe darum, sich auf seine Pläne und Absichten einzulassen. «Do your best, God will do the rest!» («Tu dein Bestes, Gott wird sich um den Rest kümmern.») Mit diesem Motto fährt Dion Knelsen bisher gut in seinem Leben. (dg.)


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Regula C. Carrillo

«Der

Sport

Florian Wüthrich

gab mir Wert» Heute kann es Regula C. Carrillo-Maag geniessen, wenn sie im Bündnerland auf den Langlauf-Skiern unterwegs ist. Doch es gab eine Zeit in ihrem Leben, in der sie sich total über ihre sportliche Leistung als Langläuferin definierte.


Florian Wüthrich

Region 11

«Egal welche Höhen und Tiefen ich durchleben darf oder muss, Gott lässt mich nicht los.» Als Tochter eines Bauingenieurs kommt Regula C. Carrillo-Maag am 29. September 1972 in Zürich zur Welt und wächst mit ihrem älteren Bruder in Illnau auf. Schon in jungen Jahren treibt sie leidenschaftlich Sport, frönt in jeder freien Minute dem Langlauf. Während der wärmeren Saison schnallt sie Rollskis an, trainiert auf der Strasse, zählt Meter und Minuten. Misserfolg drückt ihr massiv aufs Gemüt. Regulas Erwartungen an sich selbst sind sehr hoch. «Mein Selbstwert stieg und fiel mit den Resultaten», präzisiert sie.

«Mein Selbstwert stieg und fiel mit den Resultaten.» Das grosse Vorbild Neben dem Sport begeistert sich Regula für den CEVI. Was sie dort über Gott, Jesus und die Bibel hört, fasziniert sie, ohne es jedoch genau zu verstehen. Mit 16 Jahren liest Regula die Lebensgeschichte der einstigen Sportlerin Joni Eareckson Tada. Seit einem Badeunfall als Teenager ist die heute 72-Jährige Tetraplegikerin. «Joni wurde mein Vorbild. Für sie war der Sport nach dem Unfall aus und vorbei. Trotz Rollstuhl strahlte sie eine Ruhe und eine ansteckende Dankbarkeit und Fröhlichkeit aus. So wollte ich auch

sein. Mein Glück und mein Selbstwert sollten nicht mehr vom Sport abhängig sein», sagt Regula. Damals realisiert sie noch nicht, dass Joni Eareckson Tada ihr Leben in enger Freundschaft mit Jesus führt.

Was ist ein Christ? Unterdessen ist Regula volljährig und hat ihre KV-Ausbildung auf einer Bank bald beendet. Durch die Bemerkungen einer Mitschülerin, die sich als Christin bezeichnet, fühlt sie sich immer wieder provoziert. Regula erklärt: «Ich hatte geglaubt, als Bürgerin eines christlichen Landes mit christlicher Kultur sei ich Christin – ganz ohne mein Zutun. Meine Kollegin stellte dies in Frage, vor allem, weil ich nicht die Bibel las.» Die Sache beschäftigt Regula. 1991 reist sie für einen dreimonatigen Sprachaufenthalt nach Frankreich – im Koffer auch eine Bibel: «Ich wollte Gott testen, wollte herausfinden, ob dieses Buch wirklich so unentbehrlich ist.»

Geplant, geschaffen, geliebt Das Erste, was Regula in der Bibel liest, ist der 139. Psalm. «Darin heisst es, dass Gott, mein Schöpfer, mich in seiner Liebe genau so geschaffen hat, wie er mich haben wollte. Noch heute berühren mich diese Zeilen. Ich bin so, wie ich bin, genau richtig. Ich bin gewollt und geliebt. Das war die Botschaft, nach der sich mein Herz

so gesehnt hatte», erzählt Regula. Sie forscht weiter in Gottes Wort und erkennt, dass es um eine Entscheidung geht, dass sie mit ihren Fehlern und ihrem Versagen vor Gott nicht bestehen kann. «Ich habe Jesus um Vergebung gebeten und ihn in mein Leben eingeladen», erzählt Regula.

«Ich bin gewollt und geliebt. Das war die Botschaft, nach der sich mein Herz so gesehnt hatte.» Noch in Frankreich erhält sie die beflügelnde Botschaft, dass der Zürcher Skiverband sie in das Regionalkader aufgenommen hat.

Erfolgreich, weil gelassen Wieder zuhause widmet sich Regula intensiv dem Langlauf. Sie erlebt, dass sie besser ist als je zuvor, weil sie nicht mehr so verbissen unterwegs ist: «Ich habe meinen Selbstwert nicht mehr im Sport suchen müssen, sondern wusste, dass Jesus mich angenommen hat, dass ich niemandem mehr etwas beweisen muss – am allerwenigsten mir selber.» Mit 21 verlässt Regula ihr Elternhaus und zieht nach Klosters, um die dreijährige Medizinische Massagefachschule in Davos zu absolvieren. Eine neue

Ära beginnt. Regula schliesst sich einer Kirchgemeinde an und trifft auf die internationale, christliche Sportorganisation Athletes in Action – kurz AiA. Deren Mitarbeiter sind jeweils an Sportanlässen mit von der Partie und bieten den Athleten ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Immer mehr erfährt und lernt Regula über Gott und lässt sich taufen.

Fröhliche Familienfrau Einige Jahre später zieht sie ins Engadin und arbeitet für Athletes in Action. Als sie 2008 ein Polysportcamp in La Punt organisiert, begegnet sie ihrem späteren Ehemann Vinci. Heute wohnen die beiden wieder in Klosters und haben zwei Jungs – Elias (7) und Noah (9). Ihr Pensum hat Regula reduziert, ist aber noch immer mit Herzblut dabei. Gemeinsam mit Vinci, der einige Jahre die Organisation geleitet hat, führt sie heute noch Projekte und Sport Camps durch, um Sportlerinnen und Sportlern Gottes bedingungslose Liebe und Wertschätzung weiterzugeben. Auch die Freude am Langlaufsport gibt sie Kindern in den JO Trainings weiter. Regula C. Carrillo ergänzt: «Was mich am Leben mit Jesus fasziniert, ist, dass er mich an die Hand nimmt und leitet. Egal welche Höhen und Tiefen ich durchleben darf oder muss, Gott hat mein Leben im Griff und lässt mich nicht los.» (mhe. / fw.)


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Feuerwehrkommandant Jascha Müller

Die Feuerwehr ist für Jascha Müller (56) aus St. Gallen nicht nur ein Job, sondern Leidenschaft. Für ihn als Kommandant der Milizfeuerwehr mit 220 Feuerwehrleuten ist die Begeisterung für die Sache wichtig. «Mein Thema ist, mein Kader zum Fliegen zu bringen», sagt er in bildlicher Sprache und fragt: «Wie bringe ich es fertig, dass alle Milizfeuerwehrler begeistert sind und jeder am liebsten meinen Job übernehmen würde?»

e g n i r b e i W « ich mein Kader

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zum Fliegen?» Der Kommandant der Milizfeuerwehr St. Gallen ist begeistert über die einzigartige Teamarbeit bei Grosseinsätzen. An ruhigeren Tagen freut sich Jascha Müller, Menschen zu motivieren und zu fördern.

Folgereiche Jahre in Davos Als gelernter Zimmermann arbeitete Jascha Müller insgesamt sechzehn Jahre auf diesem Beruf. In jungen Jahren trat er in die Milizfeuerwehr ein und es zog ihn arbeitshalber nach Davos, wo sein Leben in verschiedener Hinsicht bereichert wurde. Hier traf er seine zukünftige Frau und durch die Wohngemeinschaft, in welcher er lebte, fand er Zugang zum christlichen Glauben – ein Glaube, der ihn in seinem weiteren Leben begleiten sollte. Doch das Thema Feuerwehr war mit dem Wegzug aus Davos nicht erledigt und zurück in St. Gallen besuchte er in der dortigen Milizfeuerwehr erste Kaderkurse – die Leidenschaft für die Feuerwehr sollte ihn nicht mehr verlassen.

«Vollzeit-Familienvater» und Karriere in der Feuerwehr «Ich war schon immer gern mit Menschen zusammen», erzählt


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zVg.

«Andere Menschen zu begeistern und glücklich zu machen, ist für mich das Grösste!»

Bewegen sich auch gern im Schnee: Maya und Jascha Müller. der dreifache Familienvater. Besonders freut er sich, wenn junge Frauen und Männer Verantwortung übernehmen. Vier Jahre lang investierte er sich als «Vollzeit-Familienvater» in seine Kinder, eine Aufgabe, die ihm sehr gefiel. «Als dann 2003 meine Feuerwehrkarriere losging, tauschten meine Frau und ich unsere Rollen wieder zurück.» Zuerst war Jascha Müller Stabsoffizier und arbeitete sowohl in der Berufs-, wie auch in der Milizfeuerwehr. «Da wir in St. Gallen nur eine kleine Berufsfeuerwehr haben, kommt bei grösseren Einsätzen sehr schnell die Milizfeuerwehr dazu.» Seit 2013 ist er Kommandant der Milizfeuerwehr. Egal welche Funktion Jascha Müller gerade innehatte – von den folgenden Prinzipien ist er felsenfest überzeugt und

«Wer sich nicht in andere Menschen investiert, dem entgehen zahlreiche, schöne Momente im Leben.» lässt sich davon in seinem Leben leiten: «Andere Menschen zu begeistern und glücklich zu machen, ist für mich das Grösste. Das gibt einem unglaublich viel zurück. Wer sich nicht in andere Menschen investiert, dem entgehen zahlreiche schöne Momente im Leben.» Seine Menschenliebe sieht Jascha Müller in seinem Job als grossen Vorteil.

Faszination der Kameradschaft in der Feuerwehr Feuerwehrleute brauchen eine gewisse Begeisterung für die Technik und müssen Freude an Kameradschaft mitbringen. Gemeinsam machen sie etwas Sinnvolles und sind aufeinander angewiesen. «Wenn zwei in ein brennendes Haus hineingehen, ist alles daranzusetzen, dass beide wieder herauskommen. Ohne zu zögern müssen sie sich aufeinander verlassen können.» Jascha Müller lobt den grossen Einsatz vieler Feuerwehrleute. «Einige wählen sogar ihre Arbeitsstelle so, dass sie möglichst gut für die Feuerwehr verfügbar sind.» Gerade bei grossen Bränden beeindruckt es mich, wie Feuerleute füreinander einstehen. Es kann vorkommen, dass 200 Männer und Frauen und 40 Fahrzeuge aufgeboten werden. «Die Power dieser Leute, die sich voll reinhängen, begeistert mich.» Eine solche Intensität von Teamarbeit habe der Kommandant nirgends sonst erlebt.

Feuerwehr und christlicher Glaube Schon öfters wurde Jascha Müller gefragt, wie ihm sein Glaube in seinem Job helfe: «Besonders in belastenden Situationen trägt der Glaube durch.» Sein Glaube sei Grundvertrauen und Lebensfundament. «In herausfordernden Einsätzen, besonders wenn Kinder betroffen sind, kann ich

schon mal Tränen vergiessen. Dann bin ich froh zu wissen, dass meine Zukunft in Gottes Händen liegt.» Auch in Konfliktsituationen unter Mitarbeitenden ist er

«In herausfordernden Einsätzen, besonders wenn Kinder betroffen sind, kann ich schon einmal Tränen vergiessen.» froh, mit Gottes Hilfe rechnen zu können. «Es gab schon viele schwierige Einsätze, auch mit tödlichen Folgen. Ich bin überzeugt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Ich hoffe jeweils, dass die verstorbene Person im Glauben an Jesus gelebt hat.»

Das Verhalten spricht immer Als Missionar oder Prediger sieht sich Jascha Müller nicht, «aber alle wissen über meinen Glauben Bescheid.» Wenn ihn jemand auf seinen Glauben anspreche, was ihn jeweils sehr freue, dann erzähle er immer gern davon. «Ich bin mir bewusst, dass ein Leben immer spricht.» Seine erste Erfahrung, die diese Tatsache unterstreicht, liegt 30 Jahre zurück. Damals war er als Skilehrer in Davos. Ohne, dass er irgendeine Bemerkung gemacht hätte, sagte jemand zu ihm: «Du bist der erste gläubige Christ, den ich bewusst kennengelernt habe.» Irgendwie scheinen es die Leute zu spüren.

Werte fürs Leben einbringen Neben seinem Beruf als Feuerwehrkommandant engagiert sich Jascha Müller politisch im Kantonsrat von St. Gallen. Er ist der Typ, der gern anpackt. «Gerade von Christen, die sich politisch engagieren, bin ich begeistert», sagt er und bedauert gleichzeitig, wie viele ihre Hände, beim Gedanken an ein politisches Engagement, verwerfen und gleichzeitig das politische Geschehen kritisieren. Ob in der Feuerwehr, in seiner Freikirche oder in der Politik: Jascha Müller ist gerne mit Menschen unterwegs und stets bemüht, andere zu fördern und zu motivieren. Im Blick auf

«Es gab schon viele schwierige Einsätze, auch mit tödlichen Folgen. Ich bin überzeugt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht.» die Motivation in der Feuerwehr ist ihm wichtig, seine Leute als Führungsperson nicht zu demotivieren. «Wer in die Feuerwehr kommt, ist von innen heraus motiviert. Wir müssen neben fachlicher Qualität gute menschliche Grundwerte einbringen – und der Erfolg stellt sich ein.» (mrm.)


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Katharina Benz-Felix

Die

g n u r e d n Verä

eines rebellischen

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Scheidungskindes

Katharina Benz-Felix (30) glaubte nicht an einen liebenden Gott. «Wie konnte er das Schlimmste zulassen?» Doch dann tat Gott, was Drogen nicht konnten: Er zeigte ihr seine Liebe und linderte ihren inneren Schmerz.


Region 11 «Wir waren ein bunter Haufen von Problemkindern», blickt Katharina Benz-Felix (30) auf ihre Teenagerzeit zurück. Einige aus ihrer Clique hatten Konflikte mit der Polizei. «Auch ich war ein rebellisches Kind und übte mich im Stehlen und Lügen.»

Schwierige familiäre Situation Katharinas Geschichte zeigt auf, dass schwierige Jugendliche häufig aus problembehafteten Familien stammen. Als Katharina acht Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern. Mit ihrer Mutter zog sie um, wurde aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen. «Die Wochenenden bei meinem Vater waren die Highlights», sagt Katharina. In ihren jungen Jahren erfuhr sie viel Gewalt und Vernachlässigung. «Mit 14 kam ich zum ersten Mal sturzbetrunken nach Hause. Wir erschwindelten uns mit gefälschten Ausweisen Zugang zu Clubs», erzählt Katharina. Trotz Problemen mit ihrem Ausbildner schloss sie 2011 die Berufslehre zur Bäckerin/Konditorin ab. Ein Beruf mit Folgen: «Aufgrund meiner Arbeitszeiten verlor ich damals viele Freunde...»

Dann kam das Schlimmste 2012 starb ihr Vater an einem Herzinfarkt. Der Schock sass tief. Dazu Katharina: «Der einzige Mensch, der meinem Leben Halt gegeben hatte, war plötzlich nicht mehr da.» Damals hatte sie keine Arbeit und

«Der einzige Mensch, der meinem Leben Halt gegeben hatte, war plötzlich nicht mehr da.»

Der Versuch, Stabilität zu gewinnen Der Tod ihres Vaters hatte Katharinas letzte Lebensfreude ausgelöscht. Ihr Versuch, Boden unter den Füssen zu gewinnen, schlug fehl. «Ich war massiv verschuldet.» Nach dreimonatiger Arbeitslosigkeit nahm sie eine Stelle als Verkäuferin in einer Boutique an. «Um meine Schulden abzubezahlen, jobbte ich noch in einer Bar.» Dort kam Katharina in Kontakt mit Drogen. «Ich kannte die destruktive Kraft von Drogen und wollte deshalb höchstens Hasch konsumieren.» Nach der Trennung von ihrem Freund liess sie sich doch zum Kokainkonsum verleiten. «Ich hatte einen guten Tripp, bis zum nächsten dauerte es nicht lang.» Durch die Drogen fühlte sie sich energiegeladen, lebendig – aber dann folgte das schlechte Gewissen.

«Gott, wenn es dich gibt, zeig' dich mir!» «Oft weinte ich», blickt Katharina zurück. «Alles kam gleichzeitig in mir hoch: Scheidung der Eltern, Verlust von Freunden, Tod des Vaters, Trennung des Freundes. Alles schien vergänglich und sinnlos.» Viele Leute hatten sie enttäuscht und verletzt und sie musste sich eingestehen, dass sie mit anderen genau gleich umging. «Irgendwann erinnerte ich mich daran, vor langer Zeit in der Sonntagschule von einem liebenden Gott gehört zu haben.» An diesen Gott wandte sich Katharina nun mit den Worten: «Wenn es dich gibt, zeig' dich mir!» Daraufhin geschah etwas Eindrückliches. Während ihrer Arbeit in der Boutique sprach sie ein Mann an: «Hast du dich gefragt, ob es Gott gibt? Ich will dir nur sagen: Es gibt ihn und er liebt dich!»

«Warum lässt Gott das Schlimmste zu?» gerade eine Beziehung begonnen. «Mein Freund kannte mich noch nicht gut und tat sich schwer mit meiner Trauer.» Trotz ihres emotionalen Durcheinanders hielt der junge Mann zu ihr, was Katharina rückblickend sehr beeindruckt. Die Beziehung mit dem neuen Partner der Mutter hielt der Krise jedoch nicht stand. «Er wollte mir Trost spenden, doch ich brauchte keinen neuen Vater.» Letztlich zog sie von zu Hause aus zu ihrem Freund nach Buchs. «Obwohl ich nur 20 Autominuten vom früheren Wohnort entfernt lebte, zerfiel mein Freundeskreis fast vollständig.»

Einerseits war Katharina überwältigt, auf welche Weise Gott ihr Gebet beantwortet hatte, andererseits nahm sie den Mann aufgrund seiner Erscheinung nicht ganz ernst. Sie begann vermehrt, über Gott nachzudenken, experimentierte gleichzeitig mit verschiedenen Drogen. Dann kam ihr 23. Geburtstag. «Ich war betrunken, auf Drogen und wurde gerade beim Rummachen mit einem Bekannten erwischt.» Katharina erschrak zutiefst über sich selbst und darüber, was aus ihr geworden war. Die Leute sprachen über ihre Eskapaden. Das eigene Versagen liess

das Unperfekte des «Boten Gottes» verblassen. In einem weiteren Gespräch sagte dieser: «Katharina, nur weil du andere Scheisse baust als ich, heisst das nicht, dass deine mehr stinkt.» Damit war das Eis gebrochen und es sprudelte aus Katharina heraus: «Warum lässt Gott das Schlimmste zu?»

«Das Wesentliche ist, dass ich den liebenden Gott kennenlernte.» Suche nach der Liebe Gottes Katharinas Grossmutter erinnerte ihre Enkelin daran, als Kind viel in der Bibel gelesen zu haben. «Mir war das nicht mehr bewusst, aber ich wollte dies jetzt tun», erzählt die junge Frau. Sie begann, regelmässig in der Bibel zu lesen und wurde wiederholt durch einzelne Aussagen angesprochen. Einen Gottesdienst besuchen wollte sie jedoch nicht. «Meine Kollegen realisierten, dass ich über den Glauben nachdachte, nicht mehr trank und keine Drogen mehr konsumierte.» Irgendwann bahnte sich eine Entscheidung an: «Ein Leben mit Gott oder in den Clubs?» Nachdem sich Katharina in der Bar geweigert hatte, sturzbetrunkenen Gästen Alkohol auszuschenken, kündigte sie ihren Job – damit war die Weiche für ein Leben mit Gott gestellt. Während sie in der Bibel las, traf sie eine klare Entscheidung für Gott.

Am Ziel angekommen Katharina besuchte Gottesdienste und erhielt kurz darauf eine Einladung von lieben Menschen, die ihr zu einer grossen Hilfe wurden. «Mein Leben veränderte sich. Manche Probleme verschwanden nicht so schnell. Das Wesentliche ist jedoch, dass ich den liebenden Gott kennenlernte und in meiner Identität gestärkt wurde.» Heute ist Katharina glücklich verheiratet und kann sich ein Leben ohne Jesus nicht mehr vorstellen. «Es fasziniert mich, wie Gott aus dem grössten Misthaufen etwas Gutes machen kann!» Eine langjährige Freundin sagte zu ihr: «Katha, du bist für mich der Beweis, dass es Gott gibt. Noch nie habe ich einen Menschen gesehen, der sich so positiv verändert hat wie du.» (mrm.)


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4 Thema: Neustart

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«Ich hasste

die Menschen!»

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Sexsucht, Okkultismus, Gewalt, Drogen, Depression – kein Dunkel, das er nicht kennt. Wer Sandro Singenberger (48) aus Frauenfeld heute begegnet und seine Geschichte hört, reibt sich die Augen.

Es ist ein steiler Start ins Leben. Sandro Singenberger wird 1973 in Frauenfeld geboren. Die Ehe der Eltern zerbricht, damals vierjährig kommt das Einzelkind zu den Grosseltern: «Meine Mutter musste arbeiten gehen, mein Vater fehlte mir schmerzlich. Ich war einsam und hungerte nach Liebe», beschreibt Sandro seine frühen Kinderjahre. Mit neun Jahren entdeckt er ein Sex-Handbuch. Die Faszination der Bilder und die vermeintliche Liebe «an und für sich» werden zur Fessel. Eine jahrzehntelange Sexsucht beginnt.

Ganz unten Ab dem Jugendalter sind Discos und Nachtclubs sein zweites Zuhause. Sandro manipuliert, stiehlt, lügt und betrügt. Er präzisiert: «Nebst Pornografie konsumierte ich Drogen wie Cannabis und Alkohol und bediente mich okkulter Praktiken. Ich spielte mit der Dunkelheit, betrieb Magie, Voodoo und Zauberei, umschwärmte und verführte Frauen.» Aus dem Spielen wird bitterer Ernst: «In alledem hoffte ich Erfüllung zu finden, dabei zog es mich immer tiefer in Leere und Depression. Ganz unten an-

gelangt, hasste ich die Menschen abgrundtief, weil ich von niemandem Liebe erfuhr und Frauen, die ich liebte, mich eiskalt verliessen.» So fasst der gelernte Detailhändler die schwärzeste Zeit seines Lebens zusammen.

Verurteilt und gefesselt Tief depressiv und gewaltgeladen hockt Sandro 2006 in einer Kneipe: «Es fehlte nicht viel, und ich hätte mein oder ein fremdes Leben ausgelöscht.» Im Lokal trifft er einen alten Bekannten. Der Mann erzählt Sandro sechs Stunden lang von Jesus. In derselben


Thema: Neustart 5

«Es fehlte nicht viel – und ich hätte mein oder ein fremdes Leben ausgelöscht.»

aber heilsamer Prozess. Der Neustart in seinem Leben führt zum grossen Aufräumen. Es kostet Mut, die Liste ist lang. Sandro bittet sämtliche Personen, die er verletzt hat, ihm zu vergeben und vergibt seinerseits Menschen, die ihm wehgetan haben – auch seinem Vater und seiner Mutter. Die Liebe, Freude und Freiheit, die Jesus ihm schenkt, überwältigen ihn. Er kann sie nicht verbergen, spricht mit Freunden und Fremden über seinen Glauben und betet mit ihnen. So läuft das auch mit Jeannine, die er 2013 heiratet und heute zwei Kinder mit ihr hat. «Gott ist gut. Zu jeder Zeit!», lautet das Credo von Sandro. Er lebt es seinem Sohn (7) und seiner Tochter (4) vor. Seit sie sprechen können, beten sie ungefragt, wenn es einer Person, die zu Besuch ist, nicht gut geht – und die Kinderworte wirken.

Leben und Licht für Fremde Aufgeregt schlägt Sandro Singenberger am Morgen eine Bibel auf: «Ich stiess exakt auf die Worte, die Jesus im Traum zu mir gesagt hatte (Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 6). Kein Zweifel! Er hatte mich aus der tödlichen Dunkelheit ins Licht geholt, ins Leben!» Sandro sucht sich eine Kirche und lässt sich taufen, sagt heute: «Das konnte mir nicht schnell genug gehen!»

Liebe, die alles erneuert Sandros Wesen und Handeln verändern sich – ein schmerzhafter,

Spätestens um 21 Uhr heisst es bei Singenbergers Lichterlöschen, auch für die Eltern. Ebenso diszipliniert steht der Familienvater um fünf Uhr auf: «Ich schätze die Stille des Morgens, lese in der Bibel, frage Gott, welche Pläne er heute für mich bereithält.» Er ist sehr sensibel auf himmlisches Reden und setzt um, was er hört. Das kann bedeuten, in ein Spital zu fahren, um einem wildfremden Sterbenden zurück ins Leben zu helfen: «Jesus hatte mir gesagt, ich würde für den Mann beten und drei Ta-

ge später mit ihm Kaffee trinken. So war es tatsächlich.» Sandro erzählt von seinem Erlebnis in einem Schuhgeschäft. Er sollte dort eine bestimmte Person ansprechen und ihr von der Hoffnung erzählen, die Jesus schenke. Auch diesen verzweifelten Mann fand Sandro. Nicht minder eindrücklich erlebt der Hobbyfischer selbst, dass Gott «zu jeder Zeit gut ist» und für ihn und seine Familie sorgt. «Diese Versorgung, also meinen Glauben und mein Vertrauen, stellt Gott auch immer wieder auf die Probe», fügt Sandro an.

Beruflicher Neustart auf die harte Art Nach zahlreichen Jahren Aussendienst im Werkzeughandel scheint 2016 die Zeit reif für einen beruflichen Neustart. Weil Sandro an seinem Glauben festhält, verliert er zweimal seine Stelle, wird von Gott jedoch beide Male darauf vorbereitet. So ist er gewappnet und gelassen, betet noch während der Entlassungsgespräche für seine Chefs.

«Kein Zweifel! Jesus hatte mich aus der tödlichen Dunkelheit ins Licht geholt, ins Leben!»

mals 24-Jährige ist fasziniert, aber von anderen Mächten absorbiert. Das Thema bleibt in Herz und Hinterkopf und er hält sich all die Jahre über auf dem Laufenden. Nicht durch Zufall…

«Ich gehöre raus auf die Strasse, zu den Menschen, die im Dunklen sitzen.» «Killerjob» ohne Knarre Zurück zur Jobsituation: «Ich war arbeits- und ratlos, hatte keine Lust auf einen weiteren blauen Brief, sagte das Gott unmissverständlich», erzählt Sandro. Genauso klar lässt sein himmlischer Boss verlauten, nun stehe der Schritt in die Selbständigkeit an. Die Auflösung folgt unmittelbar. Gott nennt einem Freund der Familie in einem Traum den Namen der neuen Firma: Keimfrei24. Und so kommt es, dass Sandro heute, wie Dustin Hoffman 1996, im Schutzanzug mit diversen Mitteln Jagd macht auf Viren, Bakterien und Pilze. Sandro Singenberger hat grosse Freude an seiner Firma, krallt sich aber nicht daran. Er wäre jederzeit bereit, loszulassen, sagt: «Ich gehöre raus auf die Strasse, zu den Menschen, die im Dunkeln sitzen.» (mhe.) zVg.

Nacht träumt der damals 33-Jährige: «Ich sitze schuldig gesprochen in einem Gerichtssaal, ein Häufchen Elend, hinter mir Menschen, die ich kenne, alle schwarz gekleidet. Da öffnet sich rechts eine Tür und eine grosse, helle Gestalt kommt auf mich zu. ‹Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben›, sagt sie. ‹Jesus?! Ich brauche dich, ich will mit dir leben›, flehe ich die Person an. Kaum ausgesprochen lösen sich meine Handschellen und Fussfesseln, der Richter und die Leute lächeln. Jesus führt mich aus dem Gerichtssaal hinaus. Alles ist gut.»

Rückblende: 1996 sieht Sandro den Film «Outbreak». Darin bedroht ein Killervirus die Welt. Der da-

Sandro Singenberger sinniert in der Altstadt von Frauenfeld.

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«Ich schätze die Stille des Morgens, lese in der Bibel, frage Gott, welche Pläne er heute für mich bereithält.»


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t n h ö s r e V

mit Eltern und

Mirjam Fisch

Adoptiveltern Carmela Inauen (59) aus Appenzell wächst in einer Pflegefamilie auf und wird später adoptiert. Als sie ihre leiblichen Eltern sucht, erlebt sie Überraschungen. Und obwohl Carmela als Jugendliche keine künstlerische Ausbildung absolvieren kann, lebt sie heute vom Verkauf ihrer Bilder.

Ihre künstlerische Ader spürte Carmela Inauen früh: «Im Geschäft meiner Eltern suchte ich immer Papier und Stifte», erinnert sie sich. Carmela ist fünf Jahre alt, als die Eltern ihr eröffnen, dass sie kein leibliches Kind sei. «Das hat mich erschüttert», gesteht Carmela. Als 15-Jährige beginnt sie, ihre leibliche Mutter zu suchen. Viele Fragen wurden beantwortet. Dennoch: «Ich wurde ein rebellischer Teenager», bekennt Carmela. Sie sucht nach Identität, nach dem Sinn ihres Lebens. Gern hätte sie sich als Künstlerin ausgebildet, doch daraus sollte vorerst nichts werden. Mit 18 Jahren heiratet sie ihren Freund Hans und gründete eine Familie. Sechs Jahre arbeitet sie als Vollzeit-Mutter von drei eigenen Kindern und einem Pflegekind. Dann macht sich die Familie im Rheintal mit einer Schreinerei selbstständig. Carmela hilft mit in der Administration und beherbergt Lernende des Betriebs. «Daneben habe ich immer gemalt», erklärt sie und lächelt. Die talentierte junge Frau besucht Kurse und verkaufte ihre Bauernmalerei gut.

Klare Ansage In dieser Zeit erzählt ihr eine Bekannte immer wieder von ihrem Glauben an Jesus Christus. Schliesslich besucht Carmela einen Gottesdienst in deren Freikirche. «Ich wollte Gott erleben


Mirjam Fisch

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Carmela Inauen in ihrem Atelier in Gais beim Grundieren einer Leinwand. oder mich nicht mehr um dieses Thema kümmern», erklärt sie. Schon beim ersten Besuch ist sie von der besonderen Atmosphäre, von der Musik und den Liedern berührt. Sie möchte wieder hingehen, doch Hans zeigt sich nicht begeistert davon. Um die Ehe nicht zu gefährden, betet Carmela um eine gute Lösung. Bald kommen auch ihr Mann und die Kinder mit in den Gottesdienst. Die ganze Familie findet zu einer persönli-

«Eine tiefe Liebe breitete sich in meinem Herzen aus.» chen Beziehung mit Jesus und lebt diese seit 1987. «Das ist ein grosses Geschenk!», freut sich die heute 59-Jährige und bemerkt: «Alles ist von Gott geschenkt, unsere Gesundheit, unsere Talente, unsere Ressourcen».

Von der Schreinerei zur Galerie Mit 40 hat sich Carmela als Künstlerin so weit entwickelt, dass ihre Werke in Galerien im In- und Ausland ausgestellt werden. Gemeinsam mit Hans entschliesst sie sich, die Schreinerei zu verkaufen und in Appenzell eine eigene Galerie zu eröffnen. Beide möchten damit auch wieder in die Nähe ihrer Familien ziehen. Seit 2000 führt Hans nun das Geschäft, Carmela malt

in einer ehemaligen Mühle in Gais weiter Motive des bäuerlichen Alltags. Sie findet ihren Stil, modernisiert ihn und benutzt als Malgrund auch alte Jutesäcke. «Sie haben für mich eine tiefe Bedeutung. Aus dem Korn, das darin gelagert wurde, entsteht das tägliche Brot», erklärt Carmela. Mit der Idee, die alten Jutesäcke aus der Mühle zu bemalen, sei sie eines Morgens aufgewacht. «Ich hatte Gott um Inspiration für etwas Neues gebeten.» Carmela experimentiert mit den Säcken und findet begeisterte Käufer.

Vater, wo bist du? Die Frage nach ihrem leiblichen Vater lässt sie nicht los. Carmela erfährt nur Negatives über ihn. Er habe sie und ihre Mutter damals verlassen. Sie möchte ihn kennenlernen, fürchtet aber gleichzeitig, erneut abgelehnt zu werden. Eine Seelsorgerin begleitet sie im Prozess der Aufarbeitung. In der Bibel, in Predigten und Büchern sucht Carmela nach Vaterbildern, nach den väterlichen Eigenschaften Gottes. Dabei fällt ihr die Bedeutung von Vergebung auf. Jesus hat seinen Feinden vergeben, stellt sie fest. Auch sie wolle ihrer Familie vergeben. Carmela erinnert sich: «Eine tiefe Liebe breitete sich in meinem Herzen aus.» Sie spricht bewusst Segensworte über ihrer Familie aus – und langsam heilen die Beziehungen.

Suchen… Carmela ist über 50, als sie nach jahrelanger Suche herausfindet, dass ihr Vater heute in Italien lebt. Die Gesetze waren inzwischen gelockert worden, sodass sie Ein-

«Du bist schön! Gut, hast du mich gesucht. Schade, geschah es nicht schon früher.»

blick in die Adoptionsunterlagen nehmen darf. In Begleitung ihres Mannes und eines Schweizer Pfarrers mit dessen Frau wagt sie schliesslich die Reise und Begegnung. Sie trägt keinen Zorn mehr in sich, sondern möchte ihrem Vater etwas von der selbst erfahrenen Liebe Gottes weitergeben. Carmela erzählt: «Als ich vor dem Tor seines Hauses stand, war ich wie in Watte gehüllt. Mein Vater kam auf mich zu. Ich speicherte jede seiner Bewegungen. Er öffnete das Tor und bat uns ins Haus, wo wir auch seiner Frau begegneten.»

… und Finden Die ersten Sätze, die ihr Vater an sie richtet, bleiben unvergessen: «Carmela, du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Du hast alles richtig gemacht. Schade, dass du nicht schon frü-

her gekommen bist. Ich spüre dein Herz und weiss, wie du es meinst». Nach zwei Stunden ist Carmela so erschöpft, dass sie ins Hotel zurückkehrt – nicht ohne Einladung zum Essen am nächsten Tag. «Mein Vater und seine Frau haben uns verwöhnt, es war eine wunderschöne Begegnung», sagt Carmela und strahlt. Sie erfährt, dass sie Halbgeschwister hat, pflegt bis heute Kontakt mit ihnen. «Mit Gottes Hilfe konnte ich mich mit meiner ganzen Familie versöhnen», sagt Carmela. Sowohl mit der leiblichen wie mit der Adoptivmutter hat sie heute eine sehr gute Beziehung. Ihr Adoptivvater lebt nicht mehr.

Heilsame Worte Wieder zuhause wird Carmela bewusst, dass ihr Vater unbewusst Worte ausgesprochen hat, die für jeden Menschen gelten. Sie ist überzeugt: «Gott sagt zu dir: ‹ Du bist schön! Gut, hast du mich gesucht. Schade, geschah es nicht schon früher. Ich sehe dein Herz und weiss, wie du es meinst›». Carmela ist von Dankbarkeit erfüllt und mit ihrer Geschichte versöhnt. «Gott drängt seine Liebe niemandem auf, man muss sie annehmen wollen», schlussfolgert die achtfache Grossmutter. «Jesus liebt uns so, wie wir sind. Auch ich möchte andere Menschen so lieben, wie sie sind.» (mf.)


22 Region Portrait Alice Kunz-Wanjiru

«Ich war 20, als meine Tochter zur Welt kam», beginnt Alice Kunz-Wanjiru ihre Geschichte. «Drei Monate nach der Geburt hat ihr Vater uns verlassen». Die Kenianerin ist eines von sechs Geschwistern und arbeitete in Kakamega in der Metzgerei ihres Vaters. Ihre Tochter gehörte nun auch zur Grossfamilie. «Meine Mutter hatte mich beten gelehrt», erzählt Alice. «Damals habe ich Gott einfach gesagt, was ich mir wünsche. Dass da mehr dahintersteckt, wusste ich nicht.»

Harte Landung in der Schweiz

«Ich bleibe

Mirjam Fisch

» h c i l t h c i s r e v zu Alice Kunz-Wanjiru (49) aus Kenia lebt mit ihrer 8-jährigen Enkelin in St. Gallen. Deren Mutter ist gesundheitlich nicht in der Lage, für das Kind zu sorgen. Alice und Neriah sind zwei Frohnaturen und erleben immer wieder, dass Gott wie ein Vater für sie sorgt.

Im Jahr 2000 besuchte Alice eine Tante in der Schweiz, blieb drei Monate. Dabei lernte sie einen Mann kennen, den sie zwei Jahre später heiratete. Ihre Tochter brachte die damals 30-Jährige mit in die neue Heimat. Leider verlief die Ehe nicht so wie erhofft. «Mit der Zeit stritten wir nur noch, und nach sieben Jahren liessen wir uns scheiden», erzählt Alice. Sie arbeitete zu jener Zeit halbtags als Küchenhilfe in einem Altersheim. Als die Schmerzen ihrer Arthritis immer stärker wurden, musste sie die Erwerbstätigkeit aufgeben. «Ich hatte grosse Angst, in Schulden zu geraten», gesteht Alice. Ihr Hausarzt beantragte eine IV-Rente. «Gott sorgt so gut für uns», zeigt sich die jugendliche Grossmutter noch heute erleichtert über diese Unterstützung.

Das Burnout Ihre Tochter schloss sich einem Freundeskreis an, der ihr scha-


Mirjam Fisch

Region 23

Innig verbunden: Alice Kunz-Wanjiru mit Enkelin Neriah. dete. Sie konsumierte Suchtmittel und brach fünf Monate vor der Abschlussprüfung ihre Ausbildung ab. Es zeigte sich, dass sie psychisch erkrankt war. Alice bedrückten die gesundheitlichen, finanziellen und emotionalen Herausforderungen immer mehr. Auch die Kindesund Erwachsenenschutzbehörde KESB konnte nicht helfen. Alice geriet in ein Burnout und suchte ihrerseits Hilfe in einer psychiatrischen Klinik. Drei Monate besuchte sie die Therapieangebote, doch ihre Not blieb. «Wenn Sie gläubig sind, dann wenden Sie doch ein Ritual aus ihrer Religion an!», ermutigte sie die Ärztin.

Der Kampf Kurz darauf hatte Alice einen eindrücklichen Traum. «Ich führte einen heftigen Kampf», erzählt sie. «Mein Gegner war sehr stark. Doch ich sagte ihm: ‹Ich bin ein Kind von Jesus, ich gehöre ihm!› Da liess die Gestalt plötzlich von mir ab und ich wachte auf». Es war drei Uhr morgens, das Bettzeug durchgeschwitzt. « Ich ging neben dem Bett auf die Knie und dankte Jesus, dass er mir geholfen hat». Alice spürte, dass etwas Neues begonnen hatte. Sie erzählte der Psychiaterin beim nächsten Gespräch davon. Diese war sehr erleichtert, gestand: «Ich weiss nicht, wie ich Ihnen noch hätte helfen können.» Bald ging es Alice besser, sie durfte nach Hause und

begann, die Gottesdienste der Stadtmission St. Gallen zu besuchen. Dort begegnete sie Menschen, die jeden Tag mit Jesus leben und ihren Glauben miteinander teilen. Bis heute trifft sie sich regelmässig mit Freunden, um zu beten und sich auszutauschen. Mit anderen Müttern betet sie für die Schulen in St. Gallen. Während der Hausarbeit hört Alice christliche Lieder und singt aus vollem Herzen mit, sagt dazu beschwingt: «In Jesus habe ich einen Freund und Bruder gefunden, der mich liebt, begleitet, tröstet und stärkt.»

«In Jesus habe ich einen Freund und Bruder gefunden, der mich liebt, begleitet, tröstet und stärkt.»

Das Déjà-vu Die Hoffnung und den Glauben, dass auch ihre Tochter gesund werden und ihr Leben in den Griff bekommen wird, gibt Alice nicht auf. Früh zog die junge Frau von zu Hause aus, wurde – wie Alice – mit 20 schwanger. «Noch bevor das Kind auf der Welt war, hat man ihr das Recht auf Obhut entzogen und den Vater ausgeschafft», berichtet Alice. Liebend gern hätte sie ihre Enkelin sofort zu sich genommen, aber diese wurde zuerst einer Pflegefamilie anvertraut.

Schliesslich erkämpfte sich die Grossmutter mit Hilfe einer Anwältin das Recht, für Neriah zu sorgen. Nach einem Jahr durfte sie das Kind zu sich nehmen. Die zwei haben ein inniges Verhältnis, trotzdem wird die Achtjährige ab und zu von der Sehnsucht nach ihrer Mutter übermannt. «Mami hat dich lieb, aber sie ist krank und kann dich deshalb nicht zu sich nehmen», erklärt ihr Alice dann. «An meinem Geburtstag vor einer Woche war sie den ganzen Tag da!», wirft das Mädchen ein und strahlt. In solchen Momenten fühlt sich Neriah getröstet. Und wenn der Schmerz zurückkehrt, sagt sie es ihrer Grossmutter. Dazu Alice: «Dann halten wir einander an den Händen und beten.»

Eine Mutter für viele «Ich liebe Kinder, ich bin eine Mutter für viele Kinder», betont Alice. «Wenn ich sie um mich habe, bin ich glücklich.» Die Fröhlichkeit der afrikanischen «Mama» steckt an. Oft wird die 49-Jährige für die Mutter ihrer Enkelin gehalten. Und sie besucht regelmässig Neriahs Schule, wo sie an Turn- oder Schwimmstunden teilnehmen darf. «So habe ich schwimmen gelernt», erklärt Alice begeistert. «Das Turnen ist gut für meine Gelenke!». Manchmal besucht sie die Klasse auch während ein, zwei Lektionen. Für Lehrerin und Grossmutter ist es eine Win-Win-Situati-

on. Die Kinder lieben Alice und schreiben ihr Briefchen, wenn sie länger nicht mehr da war. Und Alice verschenkt grosszügig ihre Liebe. «Jedes Kind soll sich angenommen fühlen!» In der «Stami», ihrer Kirche, ist Alice ebenfalls ab und zu dabei, wenn bis zu 50 Kinder der Umgebung zum Spiel- und Bastelnachmittag eintrudeln.

«Ich liebe Kinder, ich bin eine Mutter für viele Kinder.»

Gott ist alles möglich Wenn sie nachts nicht schlafen kann, liest Alice in ihrer Bibel. «Ich bin ein lebendiges Beispiel dafür, dass Jesus hilft und heilt. Ich erlebe jeden Tag, wie gut er zu mir ist.», Dass ein befreundete Familie Neriah regelmässig mit Kleidern und Schuhen versorgt, betrachtet Alice als grosses Geschenk, einen Beweis, dass Gott für seine Kinder sorgt. «Ich möchte Neriah weitergeben, was ich mit Gott erlebt und gelernt habe. Sie soll wissen, dass ihm alles möglich ist», hält Alice fest. «Mein Leben soll andere Menschen ermutigen. Auch sie können Jesus als Freund gewinnen.» Was im Leben von Alice auch noch geschehen mag: «Ich bin gespannt und bleibe zuversichtlich. Gott ist ein Gott der Überraschungen. Er kann aus allem etwas Schönes entstehen lassen.» (mf.)


22 Region Gerhard Schnetzler

r ü f r u n e t l l o Er w

t i e Z kurze

in die Berge

Florian Wüthrich

ziehen… In seiner Jugend verschlägt es den gebürtigen Schaffhauser Gerhard «Gega» Schnetzler (50) in die Berge nach Davos. Dort findet er die Liebe seines Lebens. Heute, knapp 30 Jahre später, kurvt er mit dem Postauto durchs Bündnerland und ist durch sein Engagement in Feuerwehr, Jungschar, Sportvereinen und Kirchen vermutlich «einheimischer» als manch einer, der in Davos zur Welt kam.

Gerhard Schnetzler wächst auf einem Bauernhof im Schaffhauser Klettgau zusammen mit vier älteren Brüdern auf. Von klein auf lernt er bei seinen Eltern den christlichen Glauben kennen. In einem Jungscharlager trifft er mit 13 die Entscheidung, sich in seinem Leben voll auf Jesus einzulassen. Nur ein Jahr nach seiner Schreinerlehre in Hallau bewegt ihn der Wunsch, für eine kurze Zeit in die Berge zu ziehen. Im Oberengadin erkundigt sich Gerhard, ob eine Jungschar Verstärkung bräuchte – und erfährt wenig später: «In Davos suchen sie dringend einen Jungscharleiter!» Davos hat Gerhard nicht auf dem Radar gehabt. Er nimmt sich eine Bedenkzeit und schliesst mit Gott einen Deal ab. Gott soll sich um Wohnung und Job kümmern, wenn dies der richtige Weg sei. Derweil reist Gerhard für eine Weile ins Ausland. Als er in die Schweiz zurückkehrt, liegen zwei Angebote auf dem Tisch: ein Job bei einer kleinen Schreinerei sowie eine Studiowohnung. So zieht er Anfang 1993 ins Bündnerland und stellt sich auf drei Junggesellenjahre ein. Doch wie heisst es so schön: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt…


Florian Wüthrich

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«Jedes Mal, wenn ich ins Flüelaoder Sertigtal fahre, staune ich über die Stimmungslagen, die Wolken und die Sonne.» Seit Frühling 2021 ist Gerhard Schnetzler als Postauto-Chauffeur in der Region Davos unterwegs. Ein Ort zum Verlieben Nach kurzer Zeit lernt Gerhard «Gega» Schnetzler in Davos Christine kennen. Die beiden verlieben sich und heiraten im Juni 1995. In der höchstgelegenen Stadt Europas fühlen sie sich so wohl, dass sie beschliessen, in Davos zu bleiben. Zwei Jahre später kommt Rahel zur Welt, 1999 Michael. Gerhard engagiert sich stark im gesellschaftlichen Leben vor Ort, sei es bei der Feuerwehr, in der er sich zum Fahrer von Feuerwehrfahrzeugen (Prüfung C1) ausbilden lässt, in der Freikirche FEG Davos, in der er zunehmend verantwortungsvolle Aufgaben übernimmt oder im Sport. Dieser wird im Tourismusort grossgeschrieben. Gega investiert sich als Trainer beim FC Davos, Funktionär Spielbetrieb beim HC Davos und JO-Leiter im Ski Club.

«Ich klagte mich selbst oft an und fühlte mich nicht würdig, von Gott geliebt zu werden.» Gerhard Schnetzler liebt es, wenn etwas läuft und er unter die Leute kommt. «Ich bin gene-

rell ein geselliger Typ und geniesse es, mit Kollegen ein gutes Glas Wein oder ein Bier zu trinken.» Geselligkeit, Vereinsaktivitäten, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, fordern ihn auch als Christ immer wieder stark heraus. «Oft klagte ich mich selbst an und fühlte mich nicht würdig, von Gott geliebt zu werden, wenn die Woche mal wieder ausgefüllt war und ich kaum Zeit für Gott und meine Familie hatte.» Der 50-Jährige Wahlbündner spricht offen und ehrlich über seine Erfahrungen im Leben, inklusive den Kämpfen im Glauben. Manchmal überfordere er mit dieser Ehrlichkeit auch seine Freunde im kirchlichen Umfeld, bekennt Gerhard Schnetzler. «Aber so bin ich nun mal. Das gehört zu mir.»

18 Jahre in der Davoser Feuerwehr Als sehr prägend bezeichnet er die 18 Jahre in der Feuerwehr von Davos. «Nur vier Tage nach der Geburt unserer Tochter wurde ich bei der Feuerwehr rekrutiert. Dort konnte ich viele schöne Beziehungen knüpfen, wertvolle Führungserfahrung sammeln und nicht zuletzt den Führerausweis für Lastwagen erwerben.» Auch beruflich bleibt es bei Gerhard Schnetzler spannend: Nach

einigen Jahren in der Schreinerei Ardüser folgt der Wechsel zur Künzli Holz AG, einer international tätigen Schreinerei, für die er in der ganzen Ostschweiz und teilweise im Ausland unterwegs ist (z. B. in Norwegen und Irland). Erst als körperliche Probleme zunehmen, fragt sich Gerhard, wie es im letzten Drittel seines Erwerbslebens weitergehen soll. «Mir wurde bewusst, dass ich etwas ändern musste, um nicht auszubrennen. In dieser Zeit betete ich oft und bat Gott, mich zu führen. So kommt es, dass er die Gelegenheit packt, als Postauto-Chauffeur quereinzusteigen.»

Neuer Arbeitsort: Postauto Rückblickend sehe er in vielen Stationen seines Lebensweges, wie Gott die Fäden in der Hand hielt und ihn führte, so Gerhard Schnetzler. Bei seiner beruflichen Neuorientierung sei ihm besonders bewusst geworden: «Mein grosser Vorteil bei der Bewerbung als Postauto-Chauffeur war das Lastwagenbrevet aufgrund meiner Tätigkeit bei der Feuerwehr.» Inzwischen hat Gerhard die entsprechenden Fahrstunden und Theorieprüfungen für PostautoChauffeure absolviert und erfolgreich bestanden.

Seit dem 3. Mai 2021 ist Gerhard als Postauto-Chauffeur in der Region Davos unterwegs: «Was für ein Privileg, dass ich heute in meinem Job jeden Tag die schöne Natur bewundern kann. Ich staune, wie unser Schöpfer die Berge, Bäume und Bäche geschaffen hat. Für mich ist klar: Das kann nicht durch einen Urknall entstanden sein. Unmöglich!» Die Freude an der Natur lebt Gerhard Schnetzler gerne auch bei einer Bike-Tour oder beim Skifahren aus – am liebsten zusammen mit seiner Familie.

«Das kann nicht durch einen Urknall entstanden sein. Unmöglich!» So dreht er heute, 30 Jahre nach seiner Berufslehre in Hallau, zufrieden seine Runden mit dem Postauto. Die Frage, wo er sich zu Hause fühle, stellt sich schon lange nicht mehr. Seine Welt sind die Bündner Berge. «Jedes Mal, wenn ich ins Flüela- oder Sertigtal fahre, staune ich über die Stimmungslagen, die Wolken und die Sonne. Dann steigt ein Gefühl der Dankbarkeit in mir auf – Dankbarkeit für diese überwältigende Schönheit!» ( fw.)


Mirjam Fisch

22 Region

: e p o H t s Be Auf zu

neuen Ufern! In der Stiftung Best Hope beim Nieschberg in Herisau wohnen Menschen, die Unterstützung benötigen, um die eigenen Ressourcen zu nutzen. Sei dies nach einem Klinikaufenthalt oder für einen längeren Lebensabschnitt infolge einer Beeinträchtigung. Zurzeit wird das Haupthaus, eine alte, herrschaftliche Villa, umgebaut. Jesus.ch-Print hat sich mit BestHope-Geschäftsleiter Thomas Ammann (53) unterhalten. «Wir wollen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern die Hoffnung auf ein sinnerfülltes, reichhaltiges und lebenswertes Leben zurückbringen. Wir vermitteln neue Perspektiven und Strategien zur Lebensbewältigung und fördern ihre individuellen Fähigkeiten», erklärt Thomas Ammann, Geschäftsleiter der Stiftung Best Hope. Die Institution bietet Wohn- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen, kognitiven und suchtbedingten Beeinträchtigungen. Dazu gehören auch Menschen in fortgeschrittenem Alter, die aufgrund ihrer früheren Sucht oder

wegen einer chronischen psychischen Erkrankung nicht mehr selbständig wohnen können. Im Moment leben neun Männer und zwei Frauen im Haus Sonnhalde in Waldstatt. Eigenständiges Wohnen ist auch im Buurehüsli in Herisau möglich. Zwei Wohnungen bieten Personen mit einem deutlich gering-eren Betreuungsbedarf und einer höheren Selbst- und Sozialkompetenz ein Zuhause. Punktuell werden sie von Mitarbeitenden besucht, um auf Fragen und Anliegen einzugehen oder Hilfestellungen bei der Alltagsbewältigung zu bieten. Das Haupthaus am Nieschberg

bei Herisau wird zurzeit umfassend renoviert. In dem ehemaligen Herrenhaus entstehen in den 16 Einzelzimmern Nasszellen und die alte Ölheizung wird durch eine Wärmepumpe ersetzt. Nicht zu vergessen: der Lift. «Das Durchschnittsalter unserer Klienten hat sich in den letzten Jahren erhöht», erklärt Thomas Ammann. Ein fünfstöckiges Haus ohne Lift kann da zur Herausforderung werden. «Wir freuen uns sehr darauf, nächstes Jahr ins Hauptgebäude zurückzukehren.»

«Alle Menschen, insbesondere Menschen in schwierigen Lebenssituationen, brauchen Annahme und Sicherheit.» Paradigmenwechsel Ende der 70er-Jahre entstand durch die offene Drogenszene ein steigender Bedarf an Ent-

zugs- und Rehabilitationsangeboten. Hanspeter Vogt und seine Frau Anita schufen am Nieschberg ein Zuhause und Therapiemöglichkeiten für Entzugswillige. Klare Regeln, kalter Entzug, Gebet und grosses persönliches Engagement der Mitarbeitenden waren Elemente, die jungen Menschen ein Leben nach der Sucht ermöglichten. Ziel war, die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und Arbeitswelt zu ermöglichen. 2017 entschied sich die Stiftung Best Hope, ihr Angebot an die veränderten Umstände in der Suchthilfe anzupassen. Gemäss den Ausführungen von Thomas Ammann kam die stärkere Konzentration auf die Schadensminderung und die Medizinalisierung der Suchttherapie einem Paradigmenwechsel gleich. Der Entzug durfte nur noch medizinisch überwacht in Kliniken durchgeführt werden. Hauptziel der Suchthilfe war nicht mehr Suchtfreiheit, sondern die Begrenzung von Langzeitschäden. Ammann sieht darin einen der Hauptgründe, weshalb ab 2010 immer weniger


Mirjam Fisch

Region 23

Wunderbare Aussicht vom Best Hope Waldstatt auf das Alpsteinmassiv. Menschen den Weg einer abstinenzorientierten Sozialtherapie wählten und verschiedene Einrichtungen schliessen mussten.

«Jeder ist bei uns willkommen.» Weiter beobachtet Ammann eine Zunahme an Menschen, die unter einer Doppeldiagnose leiden: psychische Erkrankung und Suchterkrankung. Oft wird dann die Substanz als Selbstmedikation genutzt und eine Negativspirale setzt sich in Gang. Mit dem Angebotswechsel reagierte die Stiftung Best Hope auf die veränderten Bedürfnisse.

Ein sicheres Zuhause Thomas Ammann ist Sozialpädagoge und seit 2015 Leiter der Institution. «Jeder ist bei uns willkommen», bekräftigt er. «Alle Menschen, insbesondere Menschen in schwierigen Lebenssituationen, brauchen Annahme und Sicherheit». Dies bieten die Mitarbeitenden den Klienten auf den Grundlagen des christlichen Menschenbilds. Alle zwei Wochen findet ein Einzelgespräch mit jedem Bewohner statt, in dem es um sein Befinden, seine Ziele und allfällige weitere Schritte geht. Jede Woche gibt es eine Gruppensitzung, in welcher verschiedene Lebensthe-

men besprochen und diskutiert werden. Wer möchte, kann dreimal pro Woche an einer Andacht teilnehmen oder monatlich an einem internen Gottesdienst. Seelsorgerliche Gespräche sind auf Wunsch möglich. «Wir leben unseren Glauben im Alltag, drängen aber niemandem etwas auf», stellt Ammann klar. Alle im Haus sollen sich wohlfühlen. Doch an einem christlichen Ritual wird festgehalten: «Vor dem gemeinsamen Essen wird ein Tischgebet gesprochen, das trauen wir allen zu», sagt der Vater von drei erwachsenen Kindern und schmunzelt.

Bedürfnisse erkennen Das Haus wird strikt drogenfrei geführt. «Für uns ist der Konsum von Suchmitteln ein destruktiver Weg, Probleme zu lösen», erklärt Ammann. Die Klienten werden auf ihrem Weg zu möglichst grosser Abstinenz begleitet. Wo das nicht gelingt, suchen die Fachleute das Gespräch. Was braucht der Klient? Weshalb wurde der Suchtdruck so gross? Wie steht es mit dem Wunsch,

«Wir leben unseren Glauben im Alltag, drängen aber niemandem etwas auf.» suchtfrei zu werden? «Mit seinem Eintritt gibt der Klient uns einen Auftrag», erklärt

der Sozialpädagoge. «Den möchten wir erfüllen, auch wenn der Weg zum Ziel nicht immer ganz einfach ist». Bewohner kommen auf verschiedenen Wegen in die Stiftung Best Hope. Einige wechseln nach einem Klinikaufenthalt in ein betreutes Wohnen oder werden von Beiständen aus verschiedenen Lebenssituationen zugewiesen. Die Aufenthaltsdauer ist sehr unterschiedlich. Die einen bleiben wenige Monate bis zu einem Jahr in der Stiftung Best Hope, andere über Jahre. Werkstatt, Krea-Atelier, Küche und Haushalt bieten Möglichkeiten, handwerklich tätig zu sein und fördern eine sinnbringende Tagesstruktur.

Der Bedarf steigt Der Best-Hope-Geschäftsleiter rechnet damit, dass der Bedarf an betreuten Wohn- und Arbeitsplätzen steigen wird. Normen zerfallen, Ansprüche steigen, die Wahlmöglichkeiten in vielen Bereichen fordern laufend neue Entscheidungen. «Der psychische Druck wird immer grösser», hält Thomas Amann fest. «Die Multioptionsgesellschaft verändert sich ständig und fordert grosse Flexibilität». Zudem sei die Coronakrise für psychisch instabile Menschen eine massive Belastung. Angststörungen werden verstärkt durch die Unsicherheit, welchen Nachrichten man glauben kann und welchen nicht. Hier biete das christliche

Weltbild eine hilfreiche Grundlage. Der Glaube an Gott, die persönliche Beziehung zu ihm könne als Ressource genutzt werden auf dem Weg zum besseren Umgang mit psychischer Überlastung.

«Die Multioptionsgesellschaft verändert sich ständig und fordert grosse Flexibilität.» Freudenmomente «Es gibt auch in sehr belasteten Leben gute Momente», weiss Thomas Ammann. Die Bewohner lachen miteinander, pflegen Beziehung, teilen Erfolg und Misserfolg. Manchmal entstehen in dieser Schicksalsgemeinschaft auch Freundschaften. Den Prozess vergleicht Ammann mit einer Treppe: «Wer oben ankommen will, muss jede Stufe einzeln erklimmen. Wenn wieder eine geschafft ist, soll das Erfolgserlebnis gefeiert werden!» (mf.)

Erfahren Sie mehr: www.besthope.ch


22 Region

«Udit harum ent aut dipsand ebitis si abore dolut etusam a con»

«Gesundes Obst erfordert

Mirjam Fisch

Pflanzenschutz»

Hans Oppliger (64 Jahre, Dipl.- Ing. agr. ETH) liegt die Biodiversität am Herzen. Immer wieder staunt er über die Vielfalt an Möglichkeiten, welche die Schöpfung bietet. Wie denkt der St. Galler Agronom über Gentechnologie und weshalb blickt er zuversichtlich in die Zukunft? «Was wir selbst produzieren, muss nicht importiert werden. Damit bleibt der Bevölkerung anderer Länder genug Ackerboden, um sich zu ernähren», fasst Hans Oppliger Arbeit und Antrieb zusammen. Mit seiner Familie verbrachte er etliche Jahre im Hochland von Bolivien und Pakistan. Damals unterstützte er gemeinsam mit seiner Frau Barbara die Bevölkerung dabei, eigene Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Er bereiste zahlreiche Länder mit dem Rucksack und kam nah mit den Menschen in Kontakt. In Chile plant er, einen Modellbetrieb für ökologische Forstund Landwirtschaft aufzubauen. Gerne möchte er dort später einmal mit Einheimischen oder Inte-

ressierten zusammenleben und -arbeiten, Wissen und Erfahrungen austauschen, wie Wasser und Boden nachhaltig genutzt werden können. Der engagierte Familienvater hat noch viele Ideen, wie er seine Lebens- und Berufserfahrung sinnvoll zusammenführen und gestalten kann. Jesus.chPrint traf ihn auf dem Feld zum Interview.

Herr Oppliger, Sie sind begeisterter Agronom. Was motiviert Sie, sich in dieser Branche zu engagieren? Mein Grundsatz lautet, schonend mit der Schöpfung umzugehen und nur so viel für uns zu nutzen, wie wir benötigen. Es sind genug Ressourcen für alle vorhanden. Aber wir im Westen sind zu raffgierig. Wir sollten bescheidener werden und mehr teilen.

Die Wasser- und Pestizidinitiativen wurden letzten Sommer abgelehnt. Sind Sie enttäuscht darüber? Nein, es ist gut, dass man dieses Schwarz-Weiss-Schema nicht einfach so übernommen hat. Die Resultate zeigen, dass viele der Abstimmenden nur wenig über die Hintergründe der Nahrungsproduktion wissen. Die These: «Bio = umweltschonend und gut – konventionell angebaute Produkte = pestizid- oder herbizidverseucht» stimmt so nicht. Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln lässt

«Wir im Westen sind zu raffgierig, sollten bescheidener werden und mehr teilen.» sich lediglich ein sehr kleiner Ertrag erwirtschaften. Alle Produzenten grösserer Mengen müssen sie einsetzen, ob sie biologisch produzieren oder nicht. Die Frage ist, welche Produkte verwendet werden und wie viel davon. Es gibt sehr schonende synthetische Mittel und

daneben ökologische wie Kupfer, das jahrelang im Boden bleibt, im Biolandbau jedoch verwendet werden darf.

Weshalb wissen die Leute das nicht? Die Masse ist träge. Wenn etwas kompliziert scheint, lehnt sie es ab, statt sich genau zu informieren. Lange war Bintje die beliebteste Kartoffelsorte, dabei ist sie ökologisch die problematischste. Und die begehrten Gala-Äpfel müssen während der Saison 25× gespritzt werden, also zweimal pro Woche! Es gibt so viele andere Sorten, die man probieren könnte!

Was wäre anders, würden wir Obst und Gemüse so akzeptieren würden, wie die Natur sie hervorbringt? Wir hätten zähe, etwas bittere Salate. Die Schalen der Äpfel wären dick, vielleicht leicht pelzig oder von einer dünnen Wachsschicht überzogen. Feine Oberflächen, wie die Konsumenten es verlangen, sind jedoch nicht widerstandsfähig. Sie werden schneller von Pilzen befallen als raue. Die


Region 23 Natur setzt auf Widerstandskraft und Vermehrung mit Mass. Die Konsumenten verlangen aber butterzarte Salate und saftige Äpfel mit einer feinen Schale. Und alles soll jederzeit verfügbar sein. Wir versuchen daher, die besten Komponenten verschiedener Sorten zu kombinieren, um Gemüse und Obst gegen Schädlinge resistent zu machen. Bei üppigem Wachstum vermehren sich auch die Schädlinge. So wehrt sich die Natur gegen die Eingriffe des Menschen.

«Die Konsumenten verlangen butterzarte Salate und saftige Äpfel mit einer feinen Schale.» Sie bieten neben ihren landwirtschaftlichen Projekten auch Beratung an. Für wen genau? Unser Ziel ist, in jeder Art der Lebensmittelproduktion besser zu werden. Wir klären daher sowohl IP- wie auch Bio-Bauern auf und schulen angehende Landwirte, Angestellte in Gesundheits- oder pädagogischen Berufen sowie Studierende der Hotelfachschule Luzern.

Können Mensch und Natur auch friedlich zusammenarbeiten? Sicher, das streben wir am Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez und in meiner Firma RhyTOP an. Wir versuchen, die besten genetischen Komponenten verschiedener Sorten so zu vereinen, dass fein schmeckende und wenig krankheitsanfällige Produkte erzielt werden können. Die Schweiz braucht auf dem begrenzten Land, das für den Anbau zur Verfügung steht, den gezielten Einsatz von Technologie. Auch daran forschen wir.

Manche Konsumenten meinen, alte Sorten seien generell resistenter als neue. Wäre das die Lösung, die vergessenen Reben- oder Apfelsorten wieder anzupflanzen? So einfach ist das nicht. Es gibt einzelne Gene in alten Sorten, die resistenter sind als in neuen. Diese genetische Vielfalt wollen wir erhalten und nutzen. Wir haben Sortensammlungen im Rebberg wie auch entlang des Nusswegs in Frümsen angepflanzt, um die alten Sorten nicht aussterben zu lassen. In der ganzen Schweiz haben wir Pflanzen zusammengesucht und hier im Werdenberg kultiviert. So können wir sie untersuchen, die nützlichen Gene isolieren und für weitere Züchtungen verwenden. Beide Anlagen sind öffentlich zugänglich und bieten Informationen über spezielle Eigenschaften verschiedener Nussbäume oder Reben.

Wie stehen Sie zur Gentechnologie? Man sollte Neuerungen nicht grundsätzlich ablehnen. Der Kanton St. Gallen hat als einziger empfohlen, das Gentech-Moratorium nicht unverändert zu verlängern. Dieses verhindert, dass differenziert mit dem Thema umgegangen wird. Man sollte erforschen dürfen, mit welchen Züchtungsmethoden welche Gene erhalten bleiben.

höhere Erträge. Mit RhyTOP stellen wir Versuche an, wie man in unserer Region Erbsen, Bohnen und Ackerbohnen in bester Qualität zu vernünftigen Preisen produzieren kann. So vermeiden wir den Import von Soja, für das Regenwald abgeholzt werden muss. Die Schweiz kann sich Bio-Produkte aus dem Ausland leisten. Aber damit nehmen wir der Bevölkerung Land weg, das sie für die eigene Ernährung braucht.

Sie bieten Studienaufenthalte für Fachmittelschulen und Schulklassen. Was ist Ihre Motivation? Die jungen Leute sollen erleben, was es heisst, Nahrung zu produzieren. Information ist gut, Erlebnis ist besser – mit allen Sinnen. Wir wollen zwischen der Landwirtschaft, den Verarbeitern der Produkte und den Konsumenten vermitteln. Heute wird zum Beispiel die Hälfte der Schlachttiere entsorgt: Kopf, Magen, Knochen. Dabei könnte man tierisches Eiweiss als wertvolles Tierfutter einsetzen, einfach nicht bei der gleichen Art.

Ihr Spezialgebiet sind die Bienen. Wie steht es damit in der Schweiz? Es gibt eher zu viele Imker, ich werbe deshalb nicht dafür. Aber auch hier regelt die Natur die Bienenpopulation. Gibt es zu viele, verbreiten sich Krankheitserreger. Wie bei anderen Insekten sind Schwankungen normal.

«Behandelt einander so, wie ihr selbst behandelt werden möchtet» – diese Aufforderung von Jesus (die Bibel, Lukas-Evangelium, Kapitel 6, Vers 31) ist Ihnen wichtig. Das ist richtig. Die Welt braucht keine Besser-Wisser, sondern Besser-Könner. Für mich zählt nicht das Reden, sondern das Tun. Man kann verschiedener Meinung sein und sich im Handeln trotzdem ideal ergänzen – ganz nach dem Motto «Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort, dort treffen wir uns!»

Herr Oppliger, herzlichen Dank für das Gespräch! (mf.)

Als EVP-Mitglied sind sie auch politisch aktiv. Was schätzen Sie am Schweizer System? Zwischen den Sessionen vergehen jeweils drei Monate. Das ist gut, um die Themen nochmals zu überdenken. Man muss miteinander im Gespräch bleiben und sein Umfeld für

«Die Schweiz braucht den gezielten Einsatz von Technologie.»

Wir haben beim landwirtschaftlichen Zentrum 380 verschiedene Kartoffelsorten gepflanzt. Sie wachsen alle auf dem gleichen Feld und wir sehen, welche Sorten rasch faulen oder gut gedeihen und nahrhafte Kartoffeln hervorbringen. Die fünf besten Eigenschaften der resistenten Sorten werden dann genetisch miteinander verbunden. Wir testen auch Maschinen, die Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden können. Das eine wird weggehackt, das andere stehen gelassen.

die wichtigen Themen sensibilisieren, z. B. Werte des christlichen Glaubens wie Ehrlichkeit, genaues Zuhören und Geduld bieten da eine gute Grundlage.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft? Ich bin zuversichtlich! Es gibt noch so viele Möglichkeiten. Die jungen Leute sind innovativ, arbeiten mit moderner Technologie, die eintönige Arbeit ersetzt. So kommt man viel schneller vorwärts und erreicht

«Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.»

Mirjam Fisch

Bitte nennen Sie ein Beispiel!


Region 23

Vom

» y o b y a l P «

zVg.

zur Bibel

Tina Schmidt war «Venus». Unter dem Label «World of Venus» veranstaltete sie Partys, arbeitete als Stylistin und Bloggerin. Was sie wirklich suchte, fand die heute 48-Jährige in Indien. Sie erlebte eine radikale Kehrtwende. Im Talk-Gottesdienst der FEG Thayngen erzählte sie aus ihrem Leben. 1996 arbeitet Tina «Venus» Schmidt (damals hiess sie noch Tina Weiss) für den Regionalsender «TeleBärn». Die damals 23-Jährige führt Strassenumfragen durch für «Lust und Laune», der ersten Erotik-Sendung der Schweiz, und arbeitet in der Redaktion mit.

«Es wurde getrunken, gekifft und gekokst. Entgleisung war die Norm.» Unter dem Label «World of Venus» taucht sie ein in die Welt der Promis und Millionäre, gründet eine Promo-Agentur, über die sie Hostessen vermittelt. Sie lässt keine Party aus, lebt in wechselnden Beziehungen, treibt zweimal ab. Die 48-Jährige erinnert sich: «Es wurde getrunken, gekifft und gekokst. Entgleisung war die Norm.» Tina ist als Mode-Expertin und Stylistin begehrt. Unter anderem arbeitet sie für das «Playboy»-Magazin

und lebt eine Weile in München. Doch hinter dem unendlichen Aktivismus steckt der Hunger nach echter Liebe. Am «Burning Man Festival» in den USA schluckt sie «Magic Mushrooms». Die halluzinogenen Pilze fahren voll ein. Tina zieht sich bis auf den Slip aus und will ins Feuer rennen. Eine Freundin verhindert dies in letzter Sekunde.

Auf der Suche Die rastlose junge Frau reist nach Südafrika und freundet sie sich in der Wildnis mit einer tod-kranken Frau an. «Da habe ich immer mehr meine innere Armut erkannt, meine Unfähigkeit zu Tiefgang», gesteht Tina. Ihre Schutzmauern fallen, sie kehrt zurück in die Schweiz und zieht einen Schlussstrich unter den bisherigen Lebensstil. Sie löst die Agentur auf und verkauft ihre sexy und glamourösen Kleider. Der exzessive Lifestyle ödet sie an. Sie hat darin weder Glück noch Erfüllung

gefunden. Nun will sie in Indien den Hinduismus und Buddhismus besser ken-nenlernen und sich vielleicht einem Guru anschliessen. Doch Tina trifft auf Christen, die Jesus konsequent nachfolgen. Und schliesslich begegnet ihr Jesus selbst. Als Zeichen des Neuan-fangs lässt sie sich unter einem Wasserfall in der Nähe von Varanasi taufen und ändert ihr Leben radikal. Sie erlebt, dass sie ohne Sex sein kann. Die Bibel wird zur Lektüre, aus der sie Kraft schöpft.

Angekommen Sanft heilt Jesus die Wunden ihrer Vergangenheit. Sie findet inneren Frieden, fühlt sich angekommen. Die ehemalige Buchhändlerin studiert Theologie und schreibt ihre Biografie. Mit gut 40 Jahren lernt Tina Samuel kennen, 2016 heiraten die beiden. Ihr Leben verläuft auch als Jesus-Nachfolgerin nicht glatt. Das Paar ist beruflich und gesundheitlich herausgefordert. Doch Tina ist zuversichtlich, dass die Beziehung zueinander und zu Jesus halten wird. (mf.)

Talk-Gottesdienst «Time Out» mit Tina Schmidt in der FEG Thayngen Tina Schmidt war im November 2021 zu Gast im Talk-Gottesdienst der FEG Thayngen.

Hier geht's zum Video:

www.feg-thayngen.ch/tina

Time Out GOTT HAUTNAH ERLEBT

Talk-Gottesdienste www.feg-thayngen.ch


Im Herzen von Davos

Was geschah an

Weihnachten wirklich?

Auch diesen Advent säumen Holzfiguren den Weg entlang dem Landwasser zwischen Hertistrasse und Mattastrasse. Sie sollen an den Kern von Weihnachten erinnern. Die erste Station stellt den Besuch der Engel bei Maria dar: Schon bald werde sie Jesus Christus, den Messias, gebären. Die zweite Station zeigt die Hirten auf dem Feld, wie sie als einfache Menschen erfahren, dass Jesus geboren wurde. In einer weiteren Anordnung wird die klassische Krippenszene dargestellt: Jesus kam in einem Stall in Bethlehem zur Welt, da die Herbergen wegen der Volkszählung des römischen Kaisers Augustus voll waren. In der letzten Darstellung sind die Weisen aus dem Nahen Osten kommend dargestellt, die aufgrund besonderer, göttlich gelenkter Sternkonstellationen zum Messias geführt wurden.

Gott wurde Mensch Für viele Menschen ist die biblische Geschichte der Geburt von

Jesus ein Mythos. Für andere ist sie der Kern ihres Glaubens. Fakt ist, das Leben und Sterben von Jesus Christus ist die bestdokumentierte Biografie der Antike. Weiter hat diese Geschichte Menschen, Völker und Nationen verändert – vor 2000 Jahren und noch heute. Gott wurde Mensch, um auf ganz neue Art eine Beziehung zu den Menschen zu schaffen. Oder wie der bekannte, im Zweiten Weltkrieg wegen seines Glaubens ermordete Theologe Dietrich Bonhoeffer, es ausdrückt: «Ein Kind, von Menschen geboren; ein Sohn, von Gott gegeben. Das ist das Geheimnis der Erlösung der Welt. Alles Vergangene und alles Zukünftige ist hier umschlossen». Es ist eine Geschichte, die nicht mit dem Intellekt oder mit reiner Logik, sondern

vor allem mit dem Herzen verstanden werden muss.

Lärchenholz und Zusammenhalt Die Holzfiguren wurden unter Anleitung des lokalen Künstlers Andreas Oberli von Vertretern aus den verschiedenen Kirchgemeinden aus Lärchenstämmen gefertigt. Der Weihnachtsweg ist ein Projekt der AKiD (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Davos). Die AKiD unterstützt und pflegt die Zusammenarbeit der Gemeinden aus Landes- und Freikirchen. Zurzeit entsteht eine App, die die 15 Kirchengebäude der Landschaft Davos interaktiv und erlebnisreich verbinden soll. Sie wird voraussichtlich Ende 2022 zur Verfügung stehen und soll sowohl Touristen als auch Einheimische ansprechen. (ms.) Weitere Infos auf: www.akid-davos.ch/ Weihnachtsweg.php


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n e h e h c s e G Das an der

Krippe

Cityseelsorger Benjamin Ackermann freut sich sehr, dass auch 2021 verschiedene Landes- und Freikirchen in St. Gallen gemeinsam auf Weihnachten hinweisen. Eine Krippe auf dem Klosterplatz soll Begegnungen mit dem Christuskind ermöglichen.

«Über 100 Personen sind jeweils involviert, wenn wir die Weihnachtsreise aufführen», erklärt Benjamin Ackermann, Präsident des Vereins Weihnachtsreise. Ackermann ist gleichzeitig auch katholischer Cityseelsorger von St. Gallen. «Wir wollen die Weihnachtsgeschichte dorthin bringen, wo die Leute sind». Von 2017-2019 geschah dies in Form des szenischen Umzugs «Weihnachtsreise». Gleichzeitig fand jeweils ein Sonntagsverkauf statt.

Weihnachten vor Augen Die heilige Familie, Hirten mit Schafen, die drei Könige mit Kamelen und Herodes mit seinem Gefolge ziehen jeweils in authentischen

Gewändern durch die Altstadt und lassen sich dann an verschiedenen Orten nieder.

«Wir fragen jedes Jahr eine junge Familie, die kürzlich ein Kind bekommen hat, ob sie diese Rolle übernehmen möchte.» Neben dem Christbaum bei der Kathedrale ist das Geschehen an der Krippe zu sehen. «Wir fragen jedes Jahr eine junge Familie, die kürzlich ein Kind bekommen hat, ob sie diese Rolle übernehmen möchte», so Ackermann. Es sei

jeweils berührend für das Paar und die Besucher, die Szene an der Krippe so authentisch zu erleben.

Für alle gleich «Für mich ist allein die Tatsache, dass Christen der verschiedensten Kirchen unse-rer Stadt sich gemeinsam dafür einsetzen, die eigentliche Weihnachtsbotschaft zu präsentieren, ein Weihnachtswunder», hält Ackermann fest. Wegen Corona bewilligten die Behörden 2021 schon das zweite Mal den Umzug nicht. «Doch wir haben beantragt, vor der Kathedrale die Krippe mit der heiligen Familie aufzubauen». Dort wurden zum Abschluss jeweils zu-

sammen mit dem Publikum Weihnachtslieder gesungen. Gemeinsames Singen sei eine Möglichkeit, sich auf die ursprüngliche Botschaft von Weihnachten zu besinnen. Auch wenn rundherum der Rummel um die Einkäufe und Vorbereitungen aufs Familienfest weiterläuft. (mf.)

Benjamin Ackermann Katholischer Cityseelsorger und Präsident des Vereins Weihnachtsreise


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Magazin 13 Factory Luzern

Sprudelndes Leben in alter Getränkefabrik Andi Fuhrer an der «Wunderbar»

Auf der Suche nach neuen Räumen hat sich die Heilsarmee Luzern im Bruchquartier eingerichtet. «Factory» heissen Ort und Projekt, denn «einst diente die Halle als Produktionsstätte für Getränke», erklärt Andi Fuhrer. Er und seine Frau Anne-Marie waren zuvor mit einer Aufgabe im multikulturellen Genf betraut gewesen. Mit dem Auftrag, die Heilsarmee ohne Vorgabe neu zu erfinden und eine nicht-traditionelle Arbeit aufzubauen, wurden die beiden nach Luzern beordert.

und einer Kaffeerösterei kreativ und auch spirituell vielseitig ausgerichtet. Ein Hexenladen und eine Synagoge, zu der Fuhrer gute persönliche Kontakte unterhält, stehen dafür. «Unsere Factory soll ein Ort der Begegnung sein, die Kirche gehört ins Dorf. Deshalb wohnen wir selbst im Quartier», sagt Andi Fuhrer. «Wir wollen echte Beziehungen aufbauen und etwas Wertvolles zum Quartierleben beitragen. Wir kaufen auch im Quartier ein und investieren uns im Komitee des Quartier-Weihnachtsfestes.»

«Unsere Factory soll ein Ort der Begegnung sein.»

Kaffee, Konzerte, Gottesdienste

Im Quartier engagiert Die Nachbarschaft ist mit zwei Shabby-Chic-Geschäften, Kunsthandwerkern, beliebten Bistros

Unter dem Dach der Factory befinden sich unter anderem eine Kunstgalerie, ein Malatelier direkt neben der Bühne und ein kleines Café, dessen Schaufenster mit Kreidestiften bemalt ist und zum Eintreten lädt. Es gibt Events wie

Jazz-Konzerte und Brunchs. Sonntags um 10 Uhr wird alle zwei Wochen Gottesdienst gefeiert. «Wir gestalten die Factory bewusst als Ort der Spiritualität. Aus der Begegnung mit Gott heraus entsteht Leben und Raum für Veränderung», hat Andi Fuhrer selbst erfahren. Auch durch wechselnde Kunst-Installationen im Schaufenster und durch Kreativkurse sollen Menschen angesprochen werden. Bequeme Sofas und eine Juke-Box mit guten alten Schallplatten sorgen für Gemütlichkeit. «Viele Leute schauen spontan in die Factory herein, darunter zahlreiche Kulturschaffende. «Wir wollen am lokalen Kulturleben teilnehmen und nicht in einer christlichen Blase leben», bekräftigt der «Factory»-Leiter.

Besondere «Wunderbar» Mittendrin steht die «Wunderbar», an der man sich erfrischen und einen Schwatz halten kann. Einzig Alkohol wird nicht ausgeschenkt, diesem Prinzip bleibt die Heilsarmee treu. Die «Wunderbar» ist ein originelles Konstrukt. Ihre Riemen und Räder werden mit einer Kurbel angetrieben. Die Musik, die erklingt, ist

«Wir wollen nicht in einer christlichen Blase leben.» auf den G-sus-Akkord gestimmt – sprechen Sie diesen Akkord mal auf Englisch aus… (dg.) Infos: factory.heilsarmee.ch

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Wer durch Luzerns kreativ-alternatives Bruchquartier flaniert, sollte in der «Factory» vorbeischauen. 2021 wurde der Kulturraum eröffnet. Andreas und Anne-Marie Fuhrer leiten das originelle Pionierprojekt der Heilsarmee Luzern. Andi Fuhrer (49) über Start und Ziele der Arbeit.

Mehr zur Factory Luzern :


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n e r h a f d Ra ist für sie

Zeit mit Gott Andrina Trachsel wurde 2019 Schweizermeisterin im «Ultracycling». Während 46 Stunden legte sie eine Strecke von 1'000 Kilometern zurück. Auf ihrem Rennvelo erlebt die 38-jährige Schaffhauserin und Mutter von drei Kindern schöne Momente in der Natur – und mit Gott. Andrina Trachsel aus Feuerthalen wurde 2019 Schweizermeisterin im Ultracycling. Das Rennen führte über eine Distanz von 1'000 Kilometern von Schaffhausen entlang des Boden- und Walensees nach Interlaken und via Seeland und Jura wieder zurück. Um diese Strecke zu bewältigen, war Andrina 46 Stunden (!) unterwegs. Für Schlaf blieb während der mehrtägigen Tour kaum Zeit. Sie war eine von zwei Teilnehmerinnen und schaffte es als einzige ins Ziel.

Ermutigung in dunkler Nacht Trotz der Strapazen habe sie die Tour sehr genossen, sagt Andrina Trachsel rückblickend. Sie

habe auch immer die richtige Motivationsspritze erhalten. In der zweiten Nacht, als sie ungefähr 24 Stunden unterwegs gewesen sei, habe sie mit Motivationsproblemen zu kämpfen gehabt. Da sei genau im richtigen Moment ein ehemaliger Ultracycling-Weltmeister aufgetaucht: «Er fuhr einige Kilometer in der Dunkelheit neben mir und sagte genau die richtigen Worte, ermutigte mich und feuerte mich an.»

auf diese Weise den Durchhaltewillen, die Kraft und die Freude schenkte, um die 1'000 Kilometer zu meistern.

Es sei nicht die einzige Begegnung gewesen, über die sich Andrina gewundert und gleichzeitig gefreut hat. «Für mich ist klar, dass es sich nicht um Zufälle handelte. Es war Gott, der mir

Freude ist der Antrieb

«Ob Schwimmen, Joggen oder Radfahren – am intensivsten erlebe ich Gott, wenn ich in der Natur unterwegs bin.»

Die dreifache Mutter erzählt, dass sie mit jedem Kind stärker ins Ultracycling gerutscht sei. Den ersten Triathlon absolvierte sie vor rund zehn Jahren.

Viel Zeit investiere sie aber nicht in den Sport: «Ich bin hier eher ein Minimalist, trainiere lieber etwas weniger, dafür härter. Bei mir ist es vor allem die Freude, die mich 'pusht'. Zudem kann ich beim Radfahren besondere Momente mit Gott erleben.»

Inspiration unter freiem Himmel Der Glaube spielt im Leben der 38-Jährigen eine grosse Rolle. Für sie sei die Zeit auf dem Rennvelo enorm wichtig, um emotional und geistlich aufzutanken. Andrina sagt dazu: «Ich bin ein Bewegungsmensch. Ob Schwimmen, Joggen oder Rad fahren – am intensivsten erlebe ich Gott, wenn ich in der Natur unterwegs bin.» (nb.)


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Region 3 Interview mit Carl Elsener

Sein Herz schlägt für die Innerschweiz Carl Elsener: Internationaler Unternehmer

Nur wenige Schweizer Produkte haben einen so starken patriotischen Charakter wie das Taschenmesser von Victorinox mit dem Kreuz als Markenzeichen. Im Interview erzählt CEO Carl Elsener (63) von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Familienunternehmen. Wie alt waren Sie, als Sie Ihr erstes Taschenmesser bekamen? Ich habe mein erstes Taschenmesser mit etwa fünf Jahren erhalten. Das war ein prägender Moment. Mein Vater schenkte mir das Messer – und damit auch Vertrauen und Verantwortung. Auch heute beginnen die Augen von Jungen und Mädchen zu leuchten, wenn sie ihr erstes Taschenmesser bekommen.

Welche Messer verkaufen sich heute besonders gut? Von den mittlerweile über 400 verschiedenen Taschenmesser-

modellen gibt es diverse, die sich gut verkaufen. Da ist zum Beispiel das kleine «Classic Modell». Von den Stückzahlen her ist das unser gängigstes Messer. Im Blick auf Beliebtheit und Wert ist sicher das grössere Modell «Swiss Champ» zu nennen. Ich selbst bin grosser Fan vom Modell «Traveller», das ich immer bei mir trage.

Seit wann sind Sie CEO von Victorinox? Ich bin 1978 in der Firma eingestiegen und habe 34 Jahre mit meinem Vater, der damals CEO war, zusammengearbeitet. Seit

2007 bin ich Geschäftsführer der Firma Victorinox.

Hatten Sie sich schon früh mit dem Gedanken angefreundet, in die Verantwortung für die Firma hineinzuwachsen? Für mich war dies ein natürlicher Prozess. Schon als Kind hat mich das Taschenmesser und alles darum herum sehr interessiert. Mein Vater hat mir und meinen Geschwistern früh den Kontakt mit Mitarbeitern und Kunden ermöglicht. Bis ich die Hauptverantwortung der Firma übernahm, vergingen aber viele Jah-

re, in welchen ich mich immer wieder neuen Herausforderungen stellen und Erfahrungen sammeln musste. Es galt, Durchhaltewillen und vor allem auch Bereitschaft für die ständige Weiterentwicklung zu beweisen.

Es hat also seinen Preis, an der Spitze eines internationalen Betriebs wie Victorinox zu stehen... Ja, um ein solches weltweites Unternehmen zu führen braucht es einen sehr grossen Einsatz. Jeder muss bereit sein, überdurchschnittlich Einsatz zu leisten. Weiter auf Seite 4


4 Region Was ist Ihnen im Umgang mit Mitarbeitenden wichtig?

tionen spielen diese Werte beim Rekrutieren eine wichtige Rolle.

Der Grund für den Erfolg einer Firma sind immer die Menschen. Menschliche und fachliche Eigenschaften unserer Mitarbeiter, aber auch deren Zufriedenheit, prägen unsere Produkte und das Image unserer Marke. Entsprechend fördern wir unsere Mitarbeiter, damit sie ihre Stärken entfalten und ihre Arbeit mit Herzblut verrichten können.Ich denke, dass ich für unsere Mitarbeitenden nahbar bin. Meine Türe steht allen offen und es ist mir wichtig, die Mitarbeitenden spüren und erleben zu lassen, dass ich ihre Arbeit und ihren Beitrag zum Erfolg von Victorinox sehe und schätze.

In einem Interview mit dem evangelischen Nachrichtenmagazin IDEA sagten Sie, Gottes Segen sei wie ein Bonus. Wie meinen Sie das?

«Der Grund für den Erfolg jeder Firma sind immer die Menschen.» Welche Werte zählen bei Ihnen, wenn Sie neues Personal einstellen?

Wie erleben Sie Gott konkret im Business, persönlich und in ihren Teams? Das klingt nach einer schwierigen Frage, aber eigentlich ist es ganz einfach. Wenn ich bewusst und mit offenen Augen durchs Leben gehe, erfahre ich Gottes Gegenwart täglich. Gott ist immer da. Auch wenn wir mit offenen Augen in der Natur unterwegs sind, sehen wir überall kleinere und grössere Wunder. Das ist der Ausdruck unseres Schöpfers.

Der Hauptsitz von Victorinox ist immer in Ibach geblieben. Fühlen Sie sich in der Innerschweiz verwurzelt? Unsere Familie wohnt hier, hier schlägt unser Herz, hier sind unsere Wurzeln. Unser Urgrossvater hat die Firma 1884 an diesem Standort gegründet und wir beschäftigen heute im Tal-

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Die Zusammenarbeit und Unternehmenskultur in der grossen Victorinox-Familie ist geprägt von folgenden sieben Werten: Offenheit, gegenseitiges Vertrauen und Respekt, Dankbarkeit, Bescheidenheit, Mut und Verantwortung. Diese Werte sind uns sehr wichtig und wir bemühen uns, sie unseren Mitarbeitenden immer wieder bewusst zu machen und in der täglichen Arbeit vorzuleben. Neben den fachlichen Qualifika-

Bei dieser Aussage ging es ums Thema Bonus. Beim Lesen der Bibel stossen wir darauf, wie Jesus sagte: «Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben werden.» So gesehen kann man bezüglich Gottes Segen von einem Art Bonus reden. Ich denke, wenn wir uns bemühen, Gott durch uns wirken zu lassen, kann viel Positives in uns und um uns herum geschehen. Irgendwo las ich die Aussage: «Gott hat keine Hände, er hat nur unsere Hände.»

kessel von Schwyz 950 Mitarbeitende. Erst kürzlich haben wir unser Bekenntnis zum Standort Schwyz erneut kräftig unterstrichen, indem wir 50 Millionen Schweizer Franken in den Bau eines neuen Distributionszentrums investiert haben.

Wie gehen Sie mit der Konkurrenz um? Jeder Mitarbeiter weltweit erhält eine Broschüre mit unserem «Code of Conduct», dem Verhaltenskodex. Hier geht es darum, wie sich die Firma gegenüber der Gesellschaft und den verschiedenen Stakeholdern verhält. In unserem Verhaltenskodex bekennen wir uns gegenüber Konkurrenz, Kunden und Lieferanten zu einem fairen Wettbewerb. Wir respektieren unsere Konkurrenz, sie ist für uns Ansporn, uns weiterzuentwickeln.

«Wir respektieren unsere Konkurrenz, sie ist für uns Ansporn, uns weiterzuentwickeln.» Welche Herausforderungen brachte die Coronakrise für Ihre Branche mit sich? Aufgrund unserer weltweiten Präsenz wurden wir schon früh mit der Coronakrise konfrontiert. In Hongkong und China haben wir Vertriebsbüros sowie verschiedene Verkaufspunkte, die mit Beginn der Krise wochenlang geschlossen blieben. Je mehr

sich das Virus weltweit ausbreitete, spürten wir, zeitlich versetzt, die negativen Auswirkungen. So waren bald auch unsere Stores und Verkaufspunkte in Europa vom Lockdown betroffen, und später ging es auch in Nord- und Südamerika so. Wir mussten uns auf einen starken Umsatzeinbruch einstellen, sind aber dankbar, dass es uns gelungen ist, an unseren beiden Produktionsstandorten Delémont und Ibach Entlassungen zu vermeiden. Hierzu gab es zwei Hauptgründe: Der eine war die Möglichkeit der Kurzarbeit, der andere unsere Reserven. Unsere Familie hatte stets die Philosophie: «Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.» Entsprechend dieses Leitsatzes haben wir in guten Zeiten Reserven gebildet, welche uns schon oft geholfen haben, schwierige Zeiten besser zu überstehen.

An anderer Stelle sprachen Sie auch von den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 («9/11»)... Wenn Sie die Geschichte von Victorinox anschauen, sehen Sie, dass wir den Ersten Weltkrieg erlebt haben, dann die extreme Rezession der 30er-Jahre. Wir erlebten den Zweiten Weltkrieg, die Ölkrise und auch 9/11. Damals brach der der Umsatz der Taschenmesser über Nacht um fast 30 Prozent ein. Wir erlebten die Finanzkrise und aktuell erleben wir Covid. Dabei haben wir immer gesehen, wie wichtig Reserven sind, um derartige Krisen einigermassen überstehen zu können.

«Ich denke, wenn wir uns bemühen, Gott durch uns wirken zu lassen, kann viel Positives in uns und um uns herum geschehen.

Wo erkennen Sie in der aktuellen Zeit auch Chancen?

Produktionsstätte des Familienunternehmens Victorinox in Ibach SZ.

Wir leben heute in einer Welt mit ständigen und immer schnelleren Veränderungen. Unternehmen und Einzelpersonen müssen lernen, mit solchen Veränderungen, Herausforderungen und Krisen umzugehen und dabei auch die Chancen zu sehen, die jede


Region 5 Krise mit sich bringt. Ein chinesisches Sprichwort umschreibt es schön: «Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.» Für uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeitenden sehen, wie sie Krisen nutzen und daraus etwas Gutes gewinnen – also im übertragenen Sinn Windmühlen bauen – können.

In dieser Zeitung beschäftigen wir uns auch mit der Frage, was Menschen Hoffnung und Halt gibt. Wie stehen Sie persönlich dazu?

Jeder Mensch kennt auch persönliche Krisen und Momente des Scheiterns. Was half Ihnen, in diesen Momenten aufzustehen und weiterzumachen? Mir hilft das Wissen, dass Krisen und Scheitern genauso zum Leben gehören wie Erfolge. Krisen bieten die Chance, resilienter zu werden und sich weiterzuentwickeln. Ein bekanntes Sprichwort sagt: «Es kommt nicht darauf an, wie oft man hinfällt, sondern dass man wieder aufsteht.» In schwierigen Zeiten und Herausforderungen suche ich das Gespräch und die Reflexion mit meiner Familie, aber auch mit Freunden. Bewusst richte ich den Blick auch auf positive Dinge. Das hilft, um Schwieriges leichter tragen zu können.

Auf allen Ihren Taschenmessern findet sich das Schweizerkreuz. Kürzlich wurde über die Präambel der Bundesverfassung diskutiert. Stimmen forderten, sich von den christlichen Wurzeln unseres Landes zu lösen. Wie sehen Sie das? Da muss ich ganz klar sagen: In unserer Familie sind christliche Werte enorm wichtig und der christliche Glaube gibt mir viel Kraft. In etlichen Räumen unse-

«Unsere Werte: Offenheit, Vertrauen, Respekt, Dankbarkeit, Mut, Bescheidenheit und Verantworung.» zvg.

Hier muss ich klar sagen: Halt und Unterstützung erhalte ich von meiner Familie; meiner Frau, meinen Kindern und auch meinen Geschwistern. Ich habe ja sieben Schwestern und drei Brüder. Kraft und Halt finde ich auch im christlichen Glauben. Für mich ist der Herrgott ein Leuchtturm und gleichzeitig ein Kompass. Ich denke, dass der Glaube allein nicht reicht, aber er hilft. Wenn ich überlastet bin und Sorgen mich drücken, dann lege ich diese dem Herrgott in die Hände. Er hilft mir, die Last zu tragen.

Victorinox-CEO Carl Elsener in seinem Betrieb in Ibach SZ. der unterschiedlich. Die meisten Tage beginnen früh und enden spät.

res Betriebs hängt ein Kreuz an der Wand, weil wir von dessen Kraft und Ausstrahlung überzeugt sind. Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn in Schulen das Kreuz entfernt würde.

Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Tag am liebsten?

«Krisen bieten die Chance, resilienter zu werden und sich weiterzuentwickeln.»

Bei einem Abendspaziergang mit meiner Familie; wenn ich mit meiner Frau, meinen beiden Töchtern und meinem Sohn über unsere Erlebnisse des Tages austausche.

Wie wichtig ist Ihnen eine kirchliche Tradition? In unserer Familie sind wir sehr offen. Wir selbst leben unseren katholischen Glauben, haben jedoch gar keine Berührungsängste. Uns ist der christliche Glaube sehr wichtig, letztlich muss jeder Mensch selbst einen Ort für Halt und Orientierung finden. Ich respektiere unterschiedliche Überzeugungen.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Tagesablauf aus? In gewissen Berufen mag es einen typischen Tagesablauf geben. Beim Verantwortlichen einer Firma verläuft der Tag immer wie-

Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung an verregneten Sonntagnachmittagen? Wir sind gern an der frischen Luft und lieben das Wandern. Wenn es regnet, ist das etwas schwieriger. Dann verbringe ich die Stunden gerne mit kreativem Gestalten von Fotobüchern. Seit 15 Jahren haben wir als Familie von jedem Jahr ein Fotobuch. So können wir das Jahr noch einmal nacherleben.

Welche Musik hören Sie gerne, wenn Sie unterwegs sind? Mich begleiten eher Hörbücher als Musik. Momentan ist es das Hörbuch von Ken Follett mit dem Titel «Kingsbridge». Das ist eine Geschichte aus dem Mittelalter,

die meine Frau und mich sehr fasziniert.

Welches Buch hat Sie in letzter Zeit inspiriert? Letztens habe ich meiner Frau ein Buch gekauft. Es heisst «Sag immer die Wahrheit» und wurde von Benjamin Ferencz geschrieben. Ich habe das Buch vergangenes Wochenende gelesen und es hat mich sehr inspiriert. Benjamin Ferencz ist Jude und heute über 100 Jahre alt. Er hat den zweiten Weltkrieg erlebt und alle wichtigen Einsätze der NATOKräfte in Frankreich. Später wurde er von einem amerikanischen General eingesetzt, um zu erforschen, wie in Deutschland derart schlimme Dinge geschehen konnten.

Zum Schluss: Nennen Sie uns bitte eine Ihrer mutigsten Taten Körperlich gesehen war dies die Besteigung des Piz Bernina gemeinsam mit meinen zwei Töchtern. Wenn ich die beiden heute frage, ob sie noch einmal mitkommen würden, sagen beide «Nein». Wir haben es einmal gewagt und es war die Grenze dessen, was wir uns trauten. (fw./mrm.)


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

10 Region

www.jesus.ch/erlebt

Musical in der Zentralschweiz

«Bleib bei mir,

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Mama!»

Melanie Owen (34) erlebte eine schwierige Kindheit. Als sich die Beziehung zu ihrer Mutter kittete, starb diese 36-jährig an Krebs. Nun wird Melanies Geschichte im Musical «Life on Stage» in der Zentralschweiz auf die Bühne gebracht. Melanie Owen kam 1978 in Pforzheim DE zur Welt. Über ihre Kinderjahre sagt sie: «Ich wurde von zwei Elternteilen grossgezogen, die selbst zerbrochen waren. Als meine Eltern sich scheiden liessen, war ich neun Jahre alt und litt sehr unter der Situation. Vor allem die Verbindung zu meiner Mutter fehlte mir.» Melanie war mitten in der Pubertät, als sich die Beziehung der beiden verbesserte. Die Freude währte kurz. Ihre Mutter bekam Krebs.

Zweifel und Klage Melanie, damals 14, erinnert sich: «In mir stauten sich Ärger und

Unverständnis. Ich hatte Angst, konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass meine Mutter bald nicht mehr da sein würde. Als sie krank wurde, telefonierte sie häufig mit der Schwester meines Vaters, die gläubig ist...»

«Ich hatte Angst, konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass meine Mutter bald nicht mehr da sein würde.»

Melanie selbst zweifelte zu jener Zeit, dass es Gott gibt, zugleich klagte sie ihn an. Die junge Frau fährt fort: «Gott begegnete mir genau in dem Moment, als Mutter starb. Ich war nicht vor Ort, sie wollte dies nicht. Ich wurde weggeschickt in ein Camp.

«Ich schrie Gott an» Dort wollte Melanie für sich sein. Sie erzählt weiter: «An jenem Abend sonderte ich mich ab und schrie Gott an. Plötzlich hatte ich eine Vision. Ich sah meine Mutter im Krankenbett liegen, Jesus war bei ihr. Mir stand auch die Bibelstelle der Kreuzigung vor Augen geführt, in der es heisst: ‹Siehe, heute wirst du mit mir im Paradies sein› (LukasEvangelium, Kapitel 23, Vers 43). Ich hatte einmal begonnen gehabt, in der Bibel zu lesen, aber beim dritten Buch Moses aufgehört. Auf einmal wurde ich ganz ruhig und fühlte mich sicher. Wie aus einer Trance

heraus kehrte ich zurück ins Zelt, erfüllt von Frieden. Meine Armbanduhr zeigte 1:45 Uhr.»

Die Vision Am Morgen erhielt Melanie die Nachricht, dass ihre Mutter verstorben sei – exakt um 1:42 Uhr. Melanie war klar: «Da hatte Gott gewirkt!» Zuhause nahm die Schwester ihres Vaters Melanie zur Seite: «Meine Tante begann zu erzählen: ‹In dieser Nacht ist etwas passiert...› Es zeigte sich, dass wir dieselbe Vision gehabt hatten. Mein eigenes Erleben war für mich intensiv und klar genug, das Nachdoppeln meiner Tante nun eine grosse Bestätigung. Auch zu wissen, wo meine Mutter nun ist, half mir sehr.»

Der Wendepunkt Die Vision bezeichnet Melanie als Wendepunkt in ihrem Leben: «Mitten im Verlust habe ich etwas so viel Grösseres gefunden. Nicht dass nun


Region 11

Melanies Geschichte als Musical Das Erleben von Melanie Owen wird in Augsburg und Luzern als Musical aufgeführt. Weitere Anlässe in der Zentralschweiz werden folgen (Infos: lifeonstage.com). Über Melanies schwierige Kindheit ist das Buch «Bleib bei mir, Mama» erschienen (siehe unten). Die gelernte Pflegefachfrau ist heute veheiratet und lebt mit ihrem Mann Andy Owen, einem USSchweizer, in Emmenbrücke. Die beiden haben vier Kinder. Andy ist Pastor und leitet das Christliche Zentrum Zollhaus. Auch Melanie bringt sich in der Gemeindearbeit mit ein – im Bereich Gebet und in der Frauenarbeit. Zusammen mit einer Freundin hat sie den Podcast «Onder üs – der Frauenpodcast» gestartet. Mit ihren Botschaften möchten sie anderen Menschen Orientierung und Hoffnung vermitteln.

Melanie Owen über ihre Erfahrungen nach einigen Musical-Aufführungen: «Ehemalige Schulkolleginnen haben sich gemeldet, auch Leute aus meinen Kinder- und Jugend-

«Es gab gewisse Kämpfe. Gut gemeint kam bei mir nicht immer gut an. So entwickelte ich eine rebellische Haltung.»

Von da an wohnte Melanie bei ihrer Tante und ihrem Onkel unter einem christlichen Dach. Der Altersunterschied betrug 40 Jahre und ihr liberaler, anti-autoritärer Hintergrund stiess auf einen fürsorglichen Hort. Melanie sagt dazu: «Es gab gewisse Kämpfe. Gut gemeint kam bei mir nicht immer gut an. So entwickelte ich eine rebellische Haltung.»

«Meine Geschichte hat viele Türen geöffnet.» Auch aus meiner Nachbarschaft erhielt ich Reaktionen von Betroffenen, die selbst Angehörige verloren haben und durch meine Erlebnisse getröstet wurden. Es ist meine Geschichte, es ist ein Teil von mir. Für mich sind die damals kaputten Beziehungen – darauf werde ich sehr häufig angesprochen – heute in Ordnung. Zum Tod meiner Mutter 2002 habe ich Abstand gewonnen. Noch immer erlebe ich wehmütige, schmerzhafte Momente. Doch ich habe gelernt, damit umzugehen und kann heute gut über diese Zeit meines Lebens sprechen.

Die Erkenntnis Zwei Jahre später zog Melanie zu ihrem Vater, der erzieherisch gar keine Linie hatte. «Wir wohnten wie in einer WG. Ich ging weiterhin in die christliche Jugendgruppe, war auf der Suche nach meinem Platz im Leben. Ich fragte mich, wie ich meinen Glauben leben sollte, fühlte mich hin- und hergerissen zwischen zwei Welten.» Auf einer Israel-Reise hatte sie dann ein Schlüsselerlebnis: «In Jerusalem hörte ich den Muezzin rufen und zugleich die Kirchenglocken läuten. Genauso fühlte ich mich. Mitten in diese Dissonanz sprach Gott leise zu mir. Da erkannte ich, dass ich in dieser Welt seiner Stimme folgen und vertrauen kann. Er liebt mich vorbehaltlos. Was zählt, ist die Verbindung, die Freundschaft mit ihm.» (dg./mhe.)

Melanie mit ihren Eltern nach der Geburt.

Melanie – «Bleib bei mir, Mama» Buch von Damaris Kofmehl, SCM Hänssler, 144 Seiten, CHF 15.40 Bestellen unter: lifeonstage.com

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alles gut war, aber dieses Erlebnis brachte Versöhnung mit meiner Vergangenheit. Ich wurde frei!»

jahren. Meine Geschichte hat viele Türen geöffnet zu Kollegen und Bekannten und führt noch immer zu manch tiefem Gespräch. Allein deswegen hat sich das alles gelohnt. Es gibt kaum eine bessere Methode, das, was ich mit Gott erlebt habe, den Menschen nahezubringen.


Region 31

«Kleine

Schritte

Mirjam Fisch

genügen»

Der Coach und Mentor Thomas Gubser (51) aus Schwarzenberg LU wandert mit Begeisterung. Die Gespräche mit seinen Klienten führt er, während sie sich draussen in der Natur bewegen. Dazu liess er sich zum Wanderführer ausbilden. «Ich bin ein Landkind», erklärt Thomas Gubser. «Schon früh gehörte das Wandern zu unseren Familienunternehmungen». Seit Jahren nimmt er Freunde und Bekannte auf Touren mit, bisher kostenlos. «Ich plane und organisiere leidenschaftlich gern», gesteht der zweifache Familienvater. Gubser liebt es, spannende Wanderrouten vorzubereiten. Künftig möchte er diese professionell gegen einen Unkostenbeitrag anbieten. Sein Arbeitspensum beim christlichen Sozialwerk Novizonte hat er auf 70 Prozent reduziert. «Viele Leute sind

froh, wenn sie einfach mitkommen können. Und ich freue mich, wenn ich sie zu mehr Bewegung motivieren kann», sagt Gubser und lacht.

«Ich stelle die Fragen, welche aufzeigen, was der Coachee bereits in sich trägt.» Coaching während dem Spaziergang Seinen ersten Coaching-Kurs besuchte Thomas Gubser 2016.

Begeistert absolvierte er den gesamten Lehrgang und hängte die Ausbildung zum Betrieblichen Mentor mit eidgenössischem Fachausweis an. In dieser Rolle berät er Angestellte bei Karriereschritten oder in Konflikten, intern oder im Auftragsverhältnis. Auf sein WanderCoaching angesprochen, erklärt der Naturfreund: «Zu mir kommen Männer und Frauen, bei denen eigentlich alles im Lot ist. Aber dieses ‹Eigentlich›, das möchten sie genauer betrachten.» Dann höre er gut zu und vermittle die gewünschte Aussensicht. Dass man sich dabei nicht immer in die Augen sehe, sei oft ein Vorteil. «Ich stelle die Fragen, welche aufzeigen, was der Coachee bereits in sich trägt». Die Aussicht, Pflanzen und Tiere, die ihm und seiner Begleitung auf der Wanderung begegnen, dienen oft zur Veranschaulichung eines Themas. Das

begeistert den Wander-Coach. Ratschläge erteile er nur, wenn man ihn darum bitte. «Coaching, Mentoring

Redaktion: Florian Wüthrich (fw.) Manuela Herzog (mhe.) Mirjam Fisch-Köhler (mf.) Daniel Gerber (dg.) Markus Richner-Mai (mrm.)

Spendenkonto: zugunsten der Verteilung von Jesus.ch-Print: PC 60-136885-1

«Ich plane und organisiere leidenschaftlich gern.» und Hiking» nennt Thomas Gubser sein Angebot. Er weiss: «Bewegung verbindet nachweislich die beiden Hirnhälften». Zudem höre er jeweils auf sein Bauchgefühl. «Das funktioniert auch bei uns Männern», fügt er an und grinst. Es sei nicht immer so, dass ein Coaching grosse Umwälzungen im Leben anstosse. «Man muss nicht sein ganzes Potenzial ausschöpfen. Wenn jemand nach ein paar kleinen Schritten glücklich ist, freut mich das schon sehr». (mf.) Infos: www.thomasgubser.ch

Impressum Herausgeber: Livenet, Parkterrasse 10, Bern print@jesus.ch www.jesus.ch/print Tel: 0848 77 77 00

Auflage: 20'000

Layout: Andrina Mosimann (am.)

Online: www.jesus.ch www.livenet.ch facebook.com/www.jesus.ch www.instagram.com/jesus.ch


Region 31 «Ä guätä midänand»

Freikirche versorgte

Daniel Gerber

200 Haushalte Seit 30 Jahren lädt die Freikirche FEG Stans zu Gottesdiensten in Nidwalden ein. Während dem Lockdown bediente die Freikirche mit Partnern 200 Haushalte mit Lebensmitteln. Während der Coronakrise war die FEG Stans für ihre Mitmenschen da. «Mit der Aktion ‹Ä guätä midänand › versorgten wir 200 Haushalte mit Lebensmitteln», berichtet Matthias Loup (33), der Pastor der Freikirche. «Wir wurden unterstützt durch eine Stiftung und verschiedene lokale Supermärkte, die Lebensmittel abgaben.» Es entstanden schöne Verbindungen zu Landeskirchen und dem Roten Kreuz. «Unsere Akzeptanz stieg, wir wurden bekannt als die, die etwas Gutes für die Bevölkerung tun», freut sich der dreifache Familienvater, der vor drei Jahren noch in St. Gallen lebte.

Impressum

30 Jahre FEG Stans Die FEG Stans feiert 2021 ihr 30-jähriges Bestehen. «Wir sind eine Tochtergemeinde der FEG Obwalden», erkärt Matthias Loup. «Anfänglich kamen vor allem Zuzüger. Die Pilatuswerke spielten dabei eine Rolle. Einige Christen, die für den Flugzeughersteller arbeiten, suchten eine Gemeinde und wurden bei uns fündig. Wie alle Kirchen weltweit, sah sich auch die FEG Stans durch die Coronakrise herausgefordert, neue, kreative Wege bezüglich Gottesdienst und Zusammenkünfte zu suchen. Dazu sagt Matthias Loup: «Wir machten unsere Predigten

Herausgeber: Livenet, Parkterrasse 10, Bern print@jesus.ch www.jesus.ch/print Tel: 0848 77 77 00

Auflage: 13'300

per Livestream und auf YouTube für alle Menschen zugänglich. Es zeigte sich, dass viele Leute zuschauten – darunter wohl etliche, die ihren Fuss niemals auf unsere Türschwelle gesetzt hätten...»

Lebenshilfe und Beziehungspflege Zum Angebot der FEG Stans gehört auch der «Andere Ausgang».

«Wir sind eine Kirche von Nidwaldnern für Nidwaldner.» Matthias Loup erklärt: «An diesem Abend werden Beziehungsthemen angesprochen, zum Beispiel wie man Konflikte lösen oder Erfüllung in seiner Sexualität finden kann.» Seine Mitarbeiterin Antonia Matter ergänzt: «Der Abend steht allen Interessierten offen.

Redaktion: Manuela Herzog (mhe.) Florian Wüthrich (fw.) Daniel Gerber (dg.)

Layout: Andrina Mosimann (am.)

Wir beginnen jeweils mit einem grossen Apéro und enden mit Kaffee und Kuchen.» Unter anderem wirkt die FEG Stans auch bei «ErLäbt» mit, einer kirchenübergreifenden Plattform für junge Christen aus der Zentralschweiz. «Wir organisieren Wanderungen und Snow-Weekends, aber auch Mottoabende und Themenanlässe», hält Antonia Matter fest.

Eigene Zeichentrick-Serie In den Gottesdiensten widmet sich die FEG Stans meist einem Thema. «Nächstes Jahr steht das Neue Testament mit der Geschichte von Jesus auf dem Plan», sagt Matthias Loup. «Antonia ist eine begnadete Grafikerin, sie erstellt selbst Trick-Filme.» Die kreative junge Frau fügt an: «Unsere Überschriften sind in unserem Dialekt verfasst. Wir sind eine Kirche von Nidwaldnern für Nidwaldner.» (dg.)

Spendenkonto: zugunsten der Verteilung von Jesus.ch-Print: PC 60-136885-1 Online: www.jesus.ch www.livenet.ch facebook.com/www.jesus.ch www.instagram.com/jesus.ch


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

22 Region

www.jesus.ch/erlebt

«Ich möchte

das Herz

der Menschen

sehen» zVg.

Der Zuger Philippe Hauenstein (51) ist Autor des Buchs «Bibel Coaching». Jesus.ch-Print sprach mit ihm in einem persönlichen Gespräch über die Region Zug, Veränderungen und Persönlichkeitsentwicklung.


Region 23

«Ich hatte authentische Vorbilder, glaubwürdige Menschen, die mir biblische Werte vorgelebt haben.» Der gelernte Automobilingenieur, einstige Journalist und MedienManager wuchs in Steinhausen auf und ist dankbar für sein christliches Elternhaus: «Ich hatte authentische Vorbilder, glaubwürdige Menschen, die mir biblische Werte vorgelebt haben.»

Internationaler Kanton Hauenstein wohnt heute in Rotkreuz, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er stelle fest, dass der Kanton Zug in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen sei. Als Gründe für die Beliebtheit des Standorts sieht er die günstigen Steuersätze und das Wirtschaftswachstum. Der Kanton ziehe Menschen und Unternehmen aus aller Welt an. «Mir gefällt das internationale Flair sehr und ich schätze die Sprachenvielfalt. Nebst Englisch hört man auch viel Russisch. Der Kanton Zug ist eine Region, die vieles auf kleinem Raum vereint. Der Weg ins Tessin oder in die Berge ist nicht weit.» Als

grosse Bereicherung sieht Philippe Hauenstein das neue, europaweit grösste Leistungszentrum «On your marks» (kurz OYM) in Cham für Spitzensportlerinnen und -sportler. Seit 2020 setzt sich das OYM mit modernsten Ressourcen für sie ein, macht sie mental und psychisch fit für die Zukunft, die nächste Saison und ihre Karriere. Für den Kanton Zug wünscht sich Philippe Hauenstein, dass die Menschen ihre Wurzeln nicht vergessen: «Wir dürfen nicht auf Kosten unserer Identität nach Profit streben.» Ein gutes Miteinander, gerade in dieser international geprägten Region, sei für ihn zentral. Für die Zukunft ist es ihm ein Anliegen, «dass wir im Kanton Zug mehr aufeinander schauen und einander in unserer Vielfalt wertschätzen». Es gelte, mehr Fragen zu stellen, als (vorschnell) zu urteilen. «Ich möchte das Herz der Menschen sehen und wünsche mir, dass wir den Menschen von der Sache trennen.»

packt. Im September 2020 erschien es mit 52 wertvollen Inputs fürs Leben – pro Woche eine Ration Lebensweisheit. «Eine Woche ist eine ideale Zeitspanne, um das ganze Jahr über mit genügend Zeit an sich zu arbeiten», sagt er. Die Kapitel sind kurz und kompakt; Lebensweisheiten mit Vergleichen aus der Bibel. Zu den Themen zählen «Vergleichen macht unglücklich» oder «Es ist ok, nicht ok zu sein». Zwei Jahre sammelte der Autor Themen, der Schreibprozess dauerte neun Monate. «Dabei hatte ich immer wieder konkret Hilfe von oben», ergänzt Hauenstein. «Am Samstag habe ich jeweils geschrieben und am Sonntag wurde in der Predigt ‹zufällig› genau das Thema aufgegriffen, an dem ich dran war.»

«Wir sind unserem Schöpfer etwas schuldig. Was tun wir mit unseren Gaben und Talenten?»

Erfolge feiern Der begeisterte Mittelstreckenläufer war einst im Team der Leichtathletik-Junioren Nati. Als ehemaliger Spitzensportler weiss der 51-Jährige, wie schwierig es ist, den inneren Schweinehund zu überwinden. Um sich zu verändern, brauche es eine konkrete Zielsetzung. Hilfreich seien Fragen wie: «Was macht mich glücklich?» «Was ist mein Herzenswunsch?» Hauenstein präzisiert: «Wichtig dabei sind kleine Zwischenziele, die man dann auch feiern sollte. Wir tun das viel zu wenig.» Dabei helfe ein wertschätzendes Umfeld, Menschen, die das Feuer in einem spüren und das Potenzial fördern wollen. Dies würde andere anstecken und mitziehen, die Leidenschaft springe so vom einen zum anderen. Philippe Hauenstein erklärt: «Wenn du von etwas überzeugt bist, kannst du in anderen ein Feuer entfachen. Einer muss den ersten Schritt machen. Edison brauchte 999 Versuche mit seiner Glühbirne, erst beim 1000. Mal hat es geklappt.»

Zu seinen Lieblingsbeiträgen zählt Philippe Hauenstein die Floh-Geschichte: «Wenn man Flöhe in ein Glas ohne Deckel steckt, springen sie immer wieder heraus. Verschliesst man das Glas hingegen, dann gewöhnen sich die Flöhe daran. Sobald der Deckel weggenommen wird, bleiben sie im Glas, auch wenn neue Flöhe dazukommen.» Diese Geschichte sei für den Autoren bezeichnend dafür, wie Menschen denken, dass sie sich ihren Wert einreden und sich begrenzen lassen würden. Dazu der Coach: «Du hast einen Traum und jemand sagt dir ‹Es wird sowieso nicht klappen!›... Bin ich wie die anderen? Warum lasse ich mich bremsen? Ist es nicht möglich, dass ich es einfach mache?» Philippe Hauenstein empfiehlt, nicht zu oft auf andere zu hören, sondern überzeugt für seine Träume und Pläne einzustehen. Zum Schluss sagt er: «Wir haben etwas Grösseres über uns. Wir sind unserem Schöpfer etwas schuldig. Was tun wir mit unseren Gaben und Talenten?» (nb.)

Mit seinen 2 x 52 Geschichten ist dieses Buch eine Quelle der Inspiration, um als Persönlichkeit zu wachsen. Fontis-Verlag, 232 Seiten Bestellen: shop-livenet.ch, CHF 26.80

Eine Ration Lebensweisheit Seine Erfahrungen als Coach und sein fundiertes Wissen über Persönlichkeitsentwicklung, Veränderung und was die Bibel dazu sagt, hat Hauenstein in das oben erwähnte Buch «Bibel Coaching» ge-

Flöhe und Talente

Buchtipp

zVg.

Philippe Hauenstein arbeitet zurzeit bei einer der grössten Krankenversicherungen. Vorher war er mehrere Jahrzehnte bei bekannten Unternehmen wie Swiss Life Select, Sunrise und Renault Suisse tätig. In seinem Buch «Bibel Coaching» gibt er vieles von dem wieder, das er in seinem privaten und beruflichen Leben gelernt hat. Die Bibel habe in seinen Augen sehr viel zu sagen zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Er vergleicht sie mit Indiana Jones, mit einer Schatzsuche. «Du findest heraus, dass bis heute vieles gleich geblieben ist. Die mentalen Themen gab es damals bereits. König Salomo sagte einst: ‹Dein Denken widerspiegelt dein Verhalten.› (Sprüche, Kapitel 4, Vers 23).» Wenn immer möglich lese er jeden Tag in der Bibel, sagt Hauenstein und fügt an: «Früher war es mehr ein ‹Ich muss›, heute ist es zu einem ‹Es bringt mir etwas› geworden.» Hoffnung bedeute für Hauenstein das Wissen, dass es mehr gebe, als das Leben auf der Erde.

«Wichtig sind kleine Zwischenziele, die man dann auch feiern sollte.»


Täglich neue Berichte von Menschen, die Gott erlebt haben:

22 Region

www.jesus.ch/erlebt

Ein

Kämpfer

wechselt die

Seite Mirjam Fisch

Verhaftet, gefoltert, gequält – noch heute spürt Eric Jesuthasan (50) die Folgen seiner Inhaftierung. Dreimal sass er in seiner Heimat Sri Lanka im Gefängnis, bis er 2003 nach einem Hungerstreik frei kam; und mit ihm 935 andere politische Gefangene.

Wie ein Tropfen hängt die tropische Insel Sri Lanka an Indien. Oder wie eine Träne: Der Bürgerkrieg (1983–2009) hat viel Leid verursacht, das musste auch Eric erfahren. Er wächst im Norden Sri Lankas auf, als Ältestes von fünf Kindern. Sein Vater leitet eine Primarschule und besitzt eine Möbelfabrik. Eric ist ein guter Schüler, doch als er die Maturitätsprüfung ablegen möchte, bricht der Krieg aus.

Verschont, doch bereit für Revanche Ein Ereignis bleibt für ihn unvergessen. Eric, damals 16, erzählt: «Wir sassen am Küchentisch, als in der Ferne Bomben explodierten. Ich drängte meine Familie, rauszugehen und sich auf den Boden zu legen. Minuten später schlug eine Bombe in unser Haus ein!» 13 Personen aus der Nachbarschaft werden verletzt. Eric und seine Familie überleben, doch das Zuhause und der Betrieb des Vaters liegen in Schutt und Asche. In Eric wächst der Hass auf die Täter.

Ein «Tiger», bereit zu töten Mit Freunden schliesst sich Eric 1990 der Rebellenorganisation Tamil Tigers an, kümmert sich als Sanitäter im Kriegsgebiet um Schwerverletzte. Doch diese sterben ihm unter den Händen weg. Er ist frustiert, will aktiv werden und


Mirjam Fisch

Region 23

Eric lebt heute mit seiner Familie in Luzern. lässt sich als Spion ausbilden. 1993 zieht er in die Hauptstadt Colombo. Ein Doppelleben beginnt: Nach aussen arbeitet er in einem Internetcafé, gilt als freundlich und aufgeschlossen. In seinem Inneren brodelt der Hass gegen die Regierung. Sein Ziel: ein Selbstmordattentat auf die Präsidentin. Jeden Tag sucht er nach Sicherheitslücken und Angriffsmöglichkeiten. Im Juli 1995 wird die Polizei auf ihn aufmerksam. Zweimal wird er verhaftet, gewaltsam verhört und eingesperrt. Mangels Beweisen kommt er nach eineinhalb Jahren Haft frei.

«Es schadet nicht, wenn ich weiss, was in diesem Buch steht.» Die Bibel als Türöffner Eric macht weiter, wo er aufgehört hat. Beim Auskundschaften des Regierungsgebäudes stellt er fest: Mit einer Bibel in der Hand gelangt man ohne Kontrolle ins Gebäude. Er besorgt sich eine Bibel und wird vom Verkäufer zu einem Bibelstudium eingeladen. «Es schadet nicht, wenn ich weiss, was in diesem Buch steht», sagt sich Eric und geht hin. Die biblischen Geschichten und Lehren beeindrucken und

überzeugen ihn. Eric lädt Jesus in sein Leben ein. Er arbeitet weiter für die Tamil Tigers, fühlt sich jedoch immer stärker hin- und hergerissen zwischen altem und neuem Leben. Schliesslich entscheidet er sich zum Ausstieg. Doch die Polizei hat ihn nicht vergessen. Als ein ranghoher Mann durch ein Selbstmordattentat stirbt, wird Eric als Strippenzieher verdächtigt und wieder verhaftet.

«Die Beamten nahmen mir die Bibel weg und steckten mich wieder ins Gefängnis.» den neugierig, stellen ihm Fragen zum christlichen Glauben. Eric erzählt bereitwillig. Durch seine Predigten finden viele zum Glauben an Jesus.

«Ich wurde blutig geschlagen und am Schlafen gehindert.»

Nadelstiche und Schlafentzug Fünf Monate hält die Polizei ihn fest, versucht ihn mit brutalsten Methoden zum Reden zu bringen. Eric erzählt: «Sie stachen mir mit einer Nadel in die Fingernägel, brachten mich nachts ans Meer, malträtierten meinen Rücken und drückten mich unter Wasser. Ich wurde blutig geschlagen und am Schlafen gehindert.» Durch das Lesen der Bibel schöpft Eric Kraft. Seine Peiniger staunen über die Ruhe und den Frieden, die er ausstrahlt. Doch «die Beamten nahmen mir die Bibel weg und steckten mich wieder ins Gefängnis». Eric weiss: Entweder drohen ihm Tod durch den Strang oder lebenslängliche Haft. Da schenkt ihm Gott eine Vision; nach dreieinhalb Jahren werde er freikommen. Auch seine Bibel erhält Eric zurück und vertieft sich in das Buch. Einige Mitgefangene wer-

Hungern für die Freiheit Nach dreieinhalb Jahren Haft wird Eric unruhig. Als er den Mitgefangenen von seiner Vision erzählt, lachen ihn diese aus. Auch bleibt er trotz der Friedensgespräche zwischen Regierung und Tamil Tigers hinter Gittern. Eric beschliesst, in den Hungerstreik zu treten. Alle 1000 Insassen des Gefängnisses machen mit, einige verzichten sogar aufs Trinken. Nach fünf Tagen müssen die ersten 50 Personen ins Spital eingeliefert werden. Am neunten Tag erhält Eric Besuch. Es sind Ärzte und Anwälte der UNO. Einer davon, ein einflussreicher Anwalt, wird kurz darauf in Asien erschossen. Zuvor hatte der Mann in einem Brief gefordert: «Lasst Eric frei!» Die Information gelangt an die Medien

und schlägt weite Wellen. Der persönliche Assistent des Premierministers kommt bei Eric vorbei, um mit ihm, dem Anführer des Hungerstreiks, zu sprechen. Das Unmögliche wird Wirklichkeit: Eric kommt frei, ebenso 935 Mitgefangene – von höchster Stelle angeordnet.

Neues Leben in der Schweiz Durch seine Kontakte mit Vertretern der UNO und des IKRK, beide mit Sitz in der Schweiz, wendet sich Eric hoffnungsvoll an die Schweizer Botschaft und beantragt Asyl. 2004 landet er in Zürich.

«Jesus kann heilen. Für ihn ist nichts unmöglich!» Heute wohnt Eric in Luzern und ist mit Regina verheiratet. Sie haben drei Kinder im Alter von 5, 8 und 12 Jahren. «Jesus kann heilen. Für ihn ist nichts unmöglich!», sagt Eric. Damit dies noch viele seiner Landsleute erfahren, gründete er die JEHM-Church. Jeden Sonntagnachmittag trifft sich eine Gruppe aus Sri Lanka in Emmen, und jeweils am dritten Samstag im Monat findet in Huttwil BE ein Gebetstreffen statt. Ein Kämpfer ist Eric geblieben – diesmal jedoch für den Frieden! (db.)


22 Region Im «griänä Hüüs»

Café und

Daniel Gerber

Kirche unter einem Dach Grüner Boden, einladende Dekoration und der Duft von frischem Kaffee: Die «Chilä im griänä Hüüs» möchte Hoffnung und Perspektive vermitteln. Das «Kafe im griänä Hüüs» steht für «gniässä und begäggnä» – beispielsweise bei einem feinen Cappuccino. Ein mächtiger Baum ragt auf dem Kiesparkplatz an der Strasse bis weit hinauf ins Firmament. Dahinter steht einladend das schmucke «griänä Hüüs», mit einer dekorativen Terrasse, viel Grün und zwei schattenspendenden Linden. «Viele Menschen hier hatten Vorurteile, weil lange nicht bekannt war, was eine Freikirche ist», erinnert sich Thomas Mauerhofer (39), Pfarrer

von der «Chilä im griänä Hüüs». «Ich kann die Vorbehalte gut nachvollziehen, finde es aber schade, wenn Menschen sich kein eigenes Bild machen. Ebenso kann ich gut verstehen, dass sich Menschen an der Person und Lehre von Jesus stören – auch mich fordert Jesus immer wieder heraus», sagt Mauerhofer, der auch Präsident der Evangelischen Allianz Uri ist.

Café als Begegnungsort «Aaron Bohl (36), der das Café aufbaute und leitet, ist genau die richtige Person für diese Aufgabe», freut sich Thomas Mauerhofer. «Aaron führt das ‹Kafe im griänä Hüüs› mit einem Team. Hinter dem Gastronomiebetrieb steht ein eigener Verein. Gäste werden herzlich willkommen geheissen, können auftanken, ausruhen und Kontakte knüpfen. Das

‹Kafe im griänä Hüüs› ist ein familienfreundlicher Ort – jeder und jede ist willkommen. Es ergeben sich immer wieder interessante Gespräche, manchmal auch über den christlichen Glauben.» Das Café besteht nun seit sechs Jahren. Am Anfang polarisierte es. «Ich erlebte, wie in einer Familie auf dem Spielplatz ein Streit entbrannte», erzählt Mauerhofer. «Die Frau wollte mit den Kindern ins Kafe; der Mann dagegen wehrte sich beharrlich: ‹Nein, an diesen Ort werde ich nie kommen.› Unterdessen hat sich die Wahrnehmung geändert.» Für viele Urner ist das « Kafe im griänä


Region 23 Hüüs» zu einem wertvollen Begegnungsort geworden, den sie gerne aufsuchen. Dass am gleichen Ort auch kirchliche Anlässe stattfinden, sei gar nicht allen bewusst.

«Das ‹Kafe im griänä Hüüs› ist ein familienfreundlicher Ort – jeder und jede ist willkommen.»

Atmosphäre zum Wohlfühlen Wenn das «Kafe im griänä Hüüs» geschlossen wird, finden manchmal auch Anlässe der «Chilä im griänä Hüüs» darin statt – einmal im Jahr etwa der Alphakurs. Dieser Kurs erklärt die Grundlagen des christlichen Glaubens. «Wir starten jeweils mit einem gemeinsamen Abendessen, und dafür bietet dieser Ort das perfekte Ambiente», so Mauerhofer. «Wir versuchen als

Eine Urner Gemeinde für Urner Entstanden ist die «Chilä im griänä Hüüs» als Tochtergemeinde der Freien Evangelischen Gemeinde FEG Stans. Vor rund 20 Jahren fanden einige Personen aus dem Kanton Uri zu einem persönlichen Glauben an Jesus und besuchten die Freikirche in Stans. Etwa zehn Jahre später entstand der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde im Kanton Uri. Mauerhofer wurde angefragt, ob er das Pastorenamt übernehmen möchte. Die Familie sagte zu. «Wir kamen nach Altdorf, um uns zwei Wohnungen anzuschauen. Am Ortseingang stand auf einmal das Bild einer Hausfassade vor meinem inneren Auge. Mir war sofort klar, dass es sich um ‹ unser› Haus handeln musste. In der Tat fuhren wir kurz darauf an genau diesem Gebäude vorbei. Und wir erfuhren: das Haus stand tatsächlich zum Verkauf. Gott öffnete weite-

Daniel Gerber

Kirche gerade auch Familien zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihren Kindern christliche Werte mitzugeben. Vor der Corona-Zeit luden wir zum Kindersingen mit christlichen Liedern und anschliessendem Znüni», erklärt Thomas Mauerhofer, selbst Vater von drei Kindern. «Wir hoffen sehr, dass wir dies bald wieder anbieten können.» Auch sonst gebe es verschiedene Angebote für Familien.

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«Mir war sofort klar, dass es sich um ‹unser › Haus handeln musste.»

Oase und Begegnungsort: das «Kafe im griänä Hüüs» in Altdorf.

re Türen. Eine uns bekannte Familie kaufte das Haus und überliess es uns zur Miete.» Kurz nach dem Einzug fand eine Umzonung statt.

«Gott öffnete weitere Türen...» 200 Quadratmeter Bauland wurden dem Grundstück zugesprochen. Darauf entstand der Gebäudekomplex, in dem nun die «Chilä im griänä Hüüs» und auch das «Kafe im griänä Hüüs» eingemietet sind.

«Made by God» Aaron und seine Frau hätten es in der gleichen Zeit auf dem Herzen gehabt, ein familienfreundliches Café zu eröffnen und sich bereits eine erste Lokalität angeschaut, berichtet der Pfarrer. «Im griänä Hüüs passte dies nun wunderbar zusammen. Das ist ‹ Made by God!›»

Viele Urner können sich das «griänä Hüüs» nicht mehr wegdenken und würden gerne dort Zeit verbringen. Manche seien auch am christlichen Glauben interessiert und wüssten die kirchlichen Angebote zu schätzen. Jährlich würden mehrere Urner Jesus Christus persönlich kennenlernen und durch ihn positiv verändert werden. «Einige erleben auch Befreiung von dunklen Mächten oder übersinnlichen Phänomenen. Sie wurden zuvor beispielsweise von Erscheinungen und Angstträumen geplagt», berichtet Thomas Mauerhofer. Die Besucher der «Chilä im griänä Hüüs» erleben immer wieder, dass Gott Türen öffnet und Menschen durch ihn neue Hoffnung finden. Auch zu den anderen Kirchen und Gemeinden im Kanton besteht eine freundschaftliche Verbindung. «Seit Jahren feiern wir gemeinsame Ostergottesdienste.» Die Allianz Uri existiert nun seit gut zehn Jahren.

Grün – mehr als nur eine schöne Farbe Ein Grund für den Namen «Chilä im griänä Hüüs» sei die wunderschöne Lage im Grünen. «Auch weil das Wort ‹Gemeinde› nicht von allen als Kirche verstanden wird, wollten wir mit dem Namen ausdrücken, dass wir eine Kirche sind», ergänzt Tho-

«Wir haben eine Hoffnungsbotschaft für den Ort, für den Kanton und darüber hinaus.» mas Mauerhofer. Vor allem stehe die Farbe Grün für die Hoffnung. «Wir haben eine Hoffnungsbotschaft für den Ort, für den Kanton und darüber hinaus. Gott schenkt Hoffnung – gerade auch in der aktuellen Zeit, die uns alle herausfordert.» (dg.)


22 Region Iwan Meier, Arth

, t h c i n s s i e w n a «M

wie lange man lebt»

Iwan Meier (47), Pastor der Chrischona Kirche in Arth, durchlief mehrere komplexe Operationen. Trotz schwierigen Stunden und Tagen weiss sich der Zentralschweizer sicher in Gottes Hand und kann auch stets auf die Unterstützung seiner Frau Carina zählen. Im ersten Lebensjahr war bei Iwan Meier ein bösartiger Tumor am Steissbein entfernt worden. Jahrzehnte später erlitt er einen gesundheitlichen Rückschlag. «2013, als ich Pastor in Wiedlisbach im Kanton Bern war, kehrte die Krankheit plötzlich zurück. Ich litt in dieser Zeit unter unerklärlichen Rückenschmerzen. Nach einigen Malen Physiotherapie wurde ein MRI gemacht. Der damalige Hausarzt meinte bei der anschliessenden Besprechung: ‹Wir sind zurück auf Feld eins ›. Eine Biopsie zeigte dann, dass es ein gutartiger Tumor und eher ein mechanisches Problem war.»

Versteifter Lendenwirbel Der Tumor drückte auf die Nerven, im linken Bein hatte Iwan sogar Lähmungserscheinungen. Es folgte eine komplizierte Operation im Inselspital. Der unterste Lendenwirbel wurde mit Schrauben versteift. Die Wundheilung in den ersten Wochen zuhause verlief schlecht. Durch die liebevolle Pflege seiner Ehefrau Carina wuchs sich das nekrotische Gewebe jedoch raus. Die folgenden Jahreskontrollen zeigten, dass eine Schraube nicht komplett im Knochen verlief, sondern auf der anderen Seite des Beckens leicht herausragte.

Natürlich habe er sich als Pastor gefragt, weshalb Gott ihn nicht heilen würde, bekennt Iwan Meier offen und sagt: «Meine Gemeinde, die EFG Wiedlisbach, trug mich durch. Was ich an Schwerem erlebte, half mir, die Senioren besser zu verstehen. In der Gemeinde leitete ich zweimal im Monat eine Bibelstunde für rund 15 Senioren, wir ermutigten uns gegenseitig.»

Von Schmerzattacken befreit Iwan Meier erholte sich. 2015 folgte der Stellenwechsel in die Innerschweiz. Bisweilen kehrten die Schmerzen wieder zurück. So auch an einem grossen Jugendevent, den er mit der Jugendgruppe aus Arth besuchte. Die US-Pastorin Andi Andrew sprach über Heilung und Gebet für Heilung. Wer ein Anliegen hatte, sollte die Hand heben und jene ringsum, die sich frei fühlten, wurden ermutigt für die Betroffenen zu beten. «Ich hob meine Hand und einer unserer Jugendlichen fragte mich: ‹Wofür darf ich beten?› Ich antwortete:

‹Dass ich mich frei fühle und der Schmerz uneingeschränkt vorüber ist.› Er betete im Namen Jesus – ich spürte eine angenehme Wärme im Rücken und die Schmerzen waren sofort verschwunden.»

«Was ich durchmachte, half mir, die Senioren besser zu verstehen.» Von den Ärzten gesund geschrieben Leider stellten sich im Sommer 2019 erneut Beschwerden ein, diesmal in der Lendengegend und der Hüfte. Iwan erinnert sich: «Ich ging zum Hausarzt, er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Er tastete die Leiste ab, wo viele Nervenbahnen verlaufen. Ich hatte keinen Leistenbruch, keine Tumormarker im Blut und auch Herz und Lunge waren in Ordnung.» Unterdessen verschwan-


Region 23 «Bei ihm war das Spitalpersonal erstaunt, wie gefasst er dem Tod entgegenging. Das Pflegepersonal sagte, dass selbst Pastoren mit viel mehr Lebenserfahrung als Philipp nicht eine solche Bereitschaft zeigten, loszulassen. Auch wenn er wusste, dass Gott ihn durch ein Wunder jederzeit hätte heilen können, nahm er sein Schicksal aus Gottes Hand an. Damit ist er für mich ein grosses Vorbild geworden.» Weiter reflektiert Iwan: «Ich freue mich nicht auf das Sterben als Prozess, aber sehr wohl auf das Endresultat, für immer bei Jesus zu sein. Da spüre ich eine Sehnsucht. Doch bis dahin bin ich überzeugt, dass Gott weiterhin einen guten Plan mit Carina und mir hat.»

Zu fünft den Atlantik überquert Freunde auf hoher See: Iwan Meier (Mitte) beim Überqueren des Atlantiks mittels Segelboot im November 2018.

den die Schmerzen so plötzlich, wie sie gekommen waren.

«Ich bin gesund, das beanspruchte ich für mich.» Kurz darauf fand die Abschlussuntersuchung in der Insel statt, mit CT und Besprechung. Offiziell war alles gut und Iwan galt als geheilt. «Ich bin gesund, das beanspruchte ich für mich. Die Abschlussuntersuchungen waren ja gemacht, mein Arzt hatte ebenfalls nichts gefunden und wir hatten um Heilung gebetet. Als Zeichen meines Glaubens und in Vorfreude auf das ‹Jahr der Gesundheit› setzte ich die Franchise bei der Krankenkasse wieder aufs Maximum.»

Plötzlich ist der Tumor zurück Das neue Jahr war erst wenige Monate alt, als Iwan Meier feststellte, dass sich ein «Högerli» am Rücken vergrössert hatte. Nach einiger Zeit liess er ein CT anfertigen. Es wurde festgestellt, dass nach sieben Jahren wieder eine Veränderung eingetreten war. Noch eilte es nicht – bis auf einem MRI eine zweite Wucherung auf der vorderen Seite des Kreuzbeines sichtbar wurde. Iwan erklärt: «Rund um die Schraubenspitze hatte sich ein Tu-

mor gebildet. Ich hatte Glück, dass die Schraubenspitze nicht die Nervenbahnen verletzt hatte. Der neue Tumor drückte diese nun zusammen.» Bald musste der Pastor erneut starke Schmerzmittel einnehmen und konnte sich immer schlechter konzentrieren. Es folgten zwei schmerzhafte Biopsien des wuchernden Gewebes. «Gott sei Dank wurden keine Spuren von bösartigem Gewebe gefunden!»

Schmerzen nach Weihnachten Nach Weihnachten 2020 war der Leidensdruck so gross und eine Operation nicht mehr zu umgehen. Der umfangreiche Eingriff im Februar 2021 dauerte fünfeinhalb Stunden.

«Rund um die Schraubenspitze hatte sich ein Tumor gebildet.» Die Hiobsbotschaft erreichte Iwan übers Handy: Chondrosarkom Grad 1 (doch ein bösartiger, knorpelbildender Krebs). Diese seltene Krebsart reagiert nicht auf Chemo- oder Strahlentherapie. Seither sind alle drei bis vier Monate engmaschige Kontrollen angesagt. Die Untersuchung im Mai zeigte, dass der vordere Teil des

Tumors nahezu komplett entfernt wurde, der hintere Teil aber noch vorhanden und ertastbar ist. Eine allfällige Operation müsse gut abgewogen werden, weil Nervenbahnen noch stärker verletzt werden könnten, weiss Iwan. «Meine Frau Carina sagt, dass sie immer zu mir halten werde – wie bereits in den vergangenen 15 Ehejahren.» Solange die Operation hinausgezögert werden könne, bleibe Zeit, um weiterhin für Heilung zu beten.

Zwischen Hoffnung und Vorfreude «Unter diesen Umständen wird einem bewusst, dass niemand weiss, wie lange er noch lebt», sinniert Iwan. Nach der Diagnose sei er sehr melancholisch gewesen, hätte Todesgedanken gehabt. «Carina öffnete mir die Augen, indem sie sagte, dass auch sie die Erste von uns sein könnte. Sie ist oft längere Strecken mit dem Auto unterwegs zu ihrer zweiten Arbeitsstelle.» Und der Krankheit zum Trotz fügt an: «Wer sagt, dass ich nicht morgen an Herzversagen sterbe? Es geht darum, jeden Tag so zu leben, dass man bereit ist zu gehen. Gott kann das Leben jederzeit zurückfordern.» Iwan spricht über den deutschen YouTuber Philipp Mickenbecker (Bericht Seite 9), der im Alter von 25 Jahren an seinem Krebsleiden starb.

In den letzten Jahren hätte er mit Carina das Segeln entdeckt, schwärmt Iwan: «Im November 2018 war mein Rücken in Ordnung, ich segelte mit vier Freunden über den Atlantik um ein Schiff zu überführen.» Zu dritt segelten sie zunächst in neun Tagen von Malaga nach Teneriffa. Dort wurde die Crew aufgestockt. Iwan fährt fort: «Bis Teneriffa war es recht stürmisch gewesen. Wir wechselten die Segel, wuschen und trockneten Schlafsack und Kleider, kauften frisches Essen ein und erledigten die notwendigen Formalitäten (ausklarieren). Bereits am nächsten Tag segelten wir wieder los.» Es folgten 22 Tage übers offene Meer, sie sahen Delfine und Schildkröten. Iwan wird das Abenteuer nie vergessen: «Wir erlebten gute Zeiten, auch durch Stürme und Unwetter. Wir legten als fünf Freunde ab und kamen in der Karibik, in Martinique, als fünf Freunde an.»

«Ich bin überzeugt, dass Gott weiterhin einen guten Plan mit Carina und mir hat.» Inzwischen haben Iwan und Carina den Hochseeschein. Gesundheitlich gesehen durchlief der Pastor schon viele Stürme. Auch im schweren Wellengang erlebte er, dass er sich bei Gott ganz geborgen wissen darf. (dg.)


22 Region Nicole Gut, Oberdorf NW

Wieder

n e d o B n e t fes unter den

Füssen

Nicole Gut suchte in Lebenskrisen Hilfe in der Esoterik und bei Heilern. Aber lange hielt diese «Hilfe» nicht an. Echte Erfüllung erlebt die 44-Jährige in ihrer Freundschaft mit Jesus.

Liebe und Annahme gefunden

«Ich war 25 Jahre in einer ShowTanz-Gruppe», sagt Nicole Gut (44). «Als ich in einer Beziehungskrise steckte, fragte mich eine Kollegin, die sehr gläubig ist, ob sie für mich beten dürfe. Ich willigte ein und spürte eine Kraft, während sie

Nach einiger Zeit kam Nicole zur Entscheidung, es mit Jesus zu versuchen und lud ihn in ihr Leben ein. Heute sagt sie: «Bei Jesus fühle ich mich geliebt, wertvoll und angenommen, das spüre ich tief in meinem Herzen. Jesus schenkt mir Freude und einen Frieden, den

mit Gott sprach. Auch erfuhr ich erstmals von der Trennung zwischen Gott und den Menschen.» Nicole fühlte sich hin- und hergerissen. Weitere Krisen in ihrem Leben kamen dazu. Die damalige Tanzlehrerin suchte Hilfe

bei einem Magnetopathen und bei Heilern. Kurzfristig erfuhr sie zwar Linderung, doch sie sehnte sich nach dauerhaftem Frieden.

mir bisher niemand geben konnte! Es ist schön zu wissen, dass Gott mich sieht, mich ernst nimmt und einen Plan für mein Leben hat.»

«Jesus schenkt mir Freude und Frieden.» Gottes Wahrheit aussprechen Ihre Freundschaft mit Jesus habe sie verändert, sagt Nicole Gut.


zVg.

Region 23 Leben, aber sie wisse, «dass Jesus alles im Griff hat». Manchmal lege sich der Sturm sofort, manchmal sei es ein Prozess, den sie durchschreiten müsse.»

ist Nicole innerlich nicht mehr auf der Suche. Sie sagt dazu: «Das Herz Gottes kennenzulernen, ist ein Prozess. Je näher wir an seinem Herz sind, desto mehr dürfen wir sehen: Jesus lebt und ist erfahrbar.» (dg.)

«Heute weiss, ich dass ich Gottes geliebte Tochter bin. Er bestimmt meinen Wert.» Nicole Gut blickt zurück: «Es ging in meinem Leben viel um Leistung, ich definierte mich darüber. Durch Jesus erlebte ich etwas ganz anderes. Im Glauben darf ich sehen, dass ich einfach geliebt bin. Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz alles für mich erledigt. Bei ihm spüre ich Annahme und Boden unter den Füssen.» Früher sei sie abhängig gewesen von der Meinung anderer Menschen. «Heute weiss, ich, dass ich Gottes geliebte Tochter bin. Er bestimmt meinen Wert. Ich bete, lese in der Bibel und erkenne, wie reich beschenkt ich bin.» Dabei spule sie keine religiösen Traditionsgebete mehr ab, sondern lebe und pflege Freundschaft mit Jesus. «Diese Beziehung kannte ich vorher nicht», sagt die einstige Katholikin und fügt an: «Früher war ich religiös, heute bin ich gläubig.»

Das Hobby zum Beruf gemacht

«Wenn negative Gedanken auftauchen, spreche ich Bibelverse aus, die Gottes Wahrheit über mich beinhalten. So kam vieles ans Licht und ich habe Freiheit gefunden.» Früher habe sie oft gedacht, dass sie etwas nicht könne oder nicht gut genug sei. «Ich sehe, wie Menschen auf der Suche sind. Gott ist da! Er kennt uns durch und durch und möchte an unserem Leben teilhaben, weil er unser liebender Vater ist. Als diesen dürfen wir ihn einfach ansprechen und ihm un-

ser Herz ausschütten. Wir können ihm alles mitteilen, was uns Sorgen bereitet oder Angst einflösst.»

Aus vielen Löchern gezogen Jesus habe sie schon aus vielen Löchern gezogen, sagt die Innerschweizerin und fährt fort: «Das Leben mit Gott ist wunderschön, ein fester Boden, ein Fundament und eine Hoffnung, die bis ins ewige Leben reicht. Dafür bin ich sehr dankbar.» Natürlich gebe es auch jetzt noch Stürme in ihrem

Nicole Gut besucht die Gottesdienste des Christlichen Treffpunkt Stansstad. Gott schenkte der zweifachen Mutter eine grosse kreative Begabung. Schon immer hat sie gern genäht. Aus diesem Hobby wurde nun ein Beruf. Nicole erzählt: «Vor etwa acht Jahren begann ich Taschen für Frauen zu nähen. Immer mehr Leute fragten mich, ob ich auch für sie eine Tasche herstellen könne.»

Schön praktisch: Taschen für Frauen von Fadefreud Es begann als Hobby: Stunden um Stunden verbrachte Nicole Gut an ihrer Nähmaschine und stellte kunstvolle Taschen für Frauen her. Das blieb nicht unbemerkt. Es wurde ein kleines Business daraus – mit eigenem Laden an der Schmidgasse 1a in Stans (offen: Di/Do, von 9-11 Uhr). Vom schicken City-Rucksack bis zum Necessaire und Nuggitäschli setzt Nicole ihre kreativen Ideen um. Begeistert sagt sie: «Es gefällt mir sehr, anderen Menschen mit meinen von Hand und mit Liebe gefertigten Produkten Freude zu bereiten.»

«Es ging in meinem Leben viel um Leistung. Ich definierte mich darüber.» Nicole nähte wie eine Weltmeisterin. Mit der Zeit verkaufte sie ihre Taschen an verschiedenen Märkten und eröffnete einen kleinen Laden in Stans. Anders als früher,

www.fadefreud.ch


Kraftvoll

durch Kämpfe und Krisen Samuel Koch

Seit seinem Unfall in der TV-Show «Wetten, dass…?» 2010 sitzt Samuel Koch (34) im Rollstuhl. Mit sanfter und leiser Stimme versprüht er Hoffnung und Lebensfreude wie kein anderer. Mitten in der Corona-Krise hatte den (Römerbrief, Kapitel 8, Vers Samuel Koch einen Video-Gast- 28).»Wiederholt hat Samuel Koch, auftritt in einer grossen Schweizer der seit vier Jahren mit Sarah Elena Kirche. Der Covid-19-Risiko-Pati- verheiratet ist, ehrlich über seine ent erklärte: «Bei all diesem ekligen Situation und Kämpfe berichtet. Kram bin ich irgendwie ganz gut In diesen verzweidrauf und mental Momenvoll fit. Ich freue «In meinem Glauben finde felten ten schenkt/e mich auf den morich Zuflucht und Rückzug.» ihm sein Glaube gigen Tag und bin Kraft und Halt. gespannt darauf. Wenn ich mir die Vögel anschaue, Er selbst sagt dazu: «Ich könnte mir weiss ich, sie säen nicht, sie ernten einen Alltag ohne Glauben nicht nicht und Gott versorgt sie doch wirklich vorstellen. Ich brauche (Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, ihn. Er ist mehr als nur ein psychologisches Konstrukt, das mich Vers 26). irgendwie über Wasser hält. In meiDarauf vertraue ich und weiss, nem Glauben finde ich Zuflucht auch weil ich es mehrfach erfahren und Rückzug. Ohne ihn wäre mein habe, dass denen, die Gott lieben, Leben wesentlich hoffnungsärmer alle Dinge zum Besten dienen wer- und eindimensional.» (mhe.)

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