40 MENSCHEN 2012
WEIHNACHTEN 21. BIS 26.DEZEMBER 2012, NR. 248
Schub
POLITIKER DES JAHRES: ANTONIS SAMARAS
Der Unbeirrbare
D
ie Entscheidung, Antonis Samaras zum „Politiker des Jahres“ zu küren, hätte zutreffender nicht sein können. 2012 war sein Jahr. Es war gewiss kein gerader Weg, der ihn in das Amt des Ministerpräsidenten führte, sondern eher ein kurvenreicher. Und es war auch kein Weg, der, gemessen an den Maßstäben der Parteiendemokratie, als Gerade bezeichnet werden kann. Der heute 61-Jährige begann seine parlamentarische Karriere 1977, also im Alter von 26 Jahren, im griechischen Parlament. In der Zeit davor hatte er seine Ausbildung nicht nur in Griechenland, sondern auch an angesehenen Hochschulen der Vereinigten Staaten von Amerika absolviert. Er kennt die Welt, und nun kennt die Welt auch ihn. Seine ersten Ministerämter waren Finanzminister und Außenminister. In der letzteren Eigenschaft habe ich ihn gegen Ende meiner Amts-
zeit als Kollegen kennen und auch schätzen gelernt. Der damalige Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis, ein alter und bewährter Freund, hatte ihn mir ans Herz gelegt – und so empfing ich ihn im Kreis der Kollegen mit offenen Armen und angesichts der Empfehlung des alten Freundes auch mit ebenso großer Neugier wie Wohlwollen. Dass sich ihre Wege später trennten, ja, dass Samaras sogar gegen die Tochter von Mitsotakis, Dora Bakoyannis, kandidierte, hat sein freundschaftliches Verhältnis zu keinem der Beteiligten beeinträchtigt. Am Ende stand und steht der Respekt vor der jetzt schon beachtlichen Lebensleistung des griechischen Politikers. Seine politische Karriere begann Samaras in der Partei Nea Dimokratia, er verließ sie im Streit und gründete eine eigene Partei, scheiterte damit, kehrte bald danach reuig in die Nea Dimokratia zurück. Die Stunde der Bewährung kam 2012. Am 6. Mai reichte es bei
pilos.nikos@gmail.com, STAR PRESS / AEDT
Antonis Samaras hat sich von einer fast aussichtslosen Lage nicht entmutigen lassen – und Griechenland den Weg aus der Krise gewiesen. Von Hans-Dietrich Genscher.
Antonis Samaras, griechischer Ministerpräsident.
Heiße und kalte Kandidaten für die Bundestagswahl
Hannelore Kraft Wenn sie gewollt hätte, dann wäre sie jetzt SPD-Kanzlerkandidatin. Nachdem sie im Mai bei der vorgezogenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen die SPD zur stärksten Partei gemacht hatte, schossen ihre Beliebtheitswerte nach oben. Viele Deutsche hielten Hannelore Kraft für geeigneter, Bundeskanzlerin Angela Merkel 2013 herauszufordern, als die Troika-Mitglieder Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier. Kraft hatte jedoch in den Modus der Landesmutter geschaltet. Auch wenn Kraft eine Kanzlerkandidatur derzeit ausschließt, darf das nicht drüber hinwegtäuschen, wie mächtig die einstige Unternehmensberaterin in der SPD mittlerweile ist. Als beliebteste Parteivize
und Chefin des einflussreichen NRW-Landesverbands hat ihre Stimme bei allen Entscheidungen starkes Gewicht. Und für die Bundestagswahl rührt sie schon kräftig die Werbetrommel für den gekürten Kandidaten Peer Steinbrück. Bei seinem Nominierungsparteitag rief Kraft: „Wir stehen an deiner Seite.“ Sie will gewinnen – ob selbst oder über die Partei. Heike Anger
Peter Altmaier kam, sah und twitterte: Altmaier hielt die Ernennungsurkunde noch in der Hand, da begann er als neuer Bundesumweltminister zu kommunizieren – mit allen und auf allen Kanälen. Der CDU-Politiker, als parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion zuvor eher einer der Strippenzieher zwischen den Stuhlreihen des Parlaments, hat seitdem eine Präsenz in den Medien und im Berliner Politikbetrieb entfaltet, die schwer zu überbieten ist. Seinem Amt hat das gutgetan. Altmaier hat die Energiewende anschaulich gemacht. Der 54-Jähri-
Hannelore Kraft
Peter Altmaier
dpa (2), imago stock&people, W. Schuering/WirtschaftsWoche
D
ie Euro-Krise hat 2012 die Schlagzeilen bestimmt. Nächstes Jahr wird es wohl die Bundestagswahl sein. Neben den Spitzenkandidaten von SPD und CDU gibt es noch diese vier.
Rainer Brüderle
Katrin Göring-Eckardt
ge erklärt die Dinge so, dass sie auch seine betagte Mutter im Saarland versteht. Die Botschaft des gelernten Juristen ist klar: „ Ja, wir können über alles reden. Nein, ich will nicht mit dem Kopf durch die Wand.“ Insofern unterscheidet sich der gesellige und genussfreudige Saarländer sehr von seinem beratungsresistenten und gelegentlich sauertöpfischen Vorgänger Norbert Röttgen, den Kanzlerin Angela Merkel nach dessen Schlappe bei den NRW-Landtagswahlen eiskalt abserviert hatte. Klaus Stratmann
Rainer Brüderle ist ein Hoffnungsträger der FDP. Wenn Parteichef Philipp Rösler die Wahl in Niedersachsen nicht übersteht, dann setzen viele in der Partei auf den 67-jährigen Chef der Bundestagsfraktion. Aus gutem Grund: Der frühere Bundeswirtschaftsminister hat die Fraktion in kürzester Zeit zum Kraftzentrum der FDP gemacht. Nach der Entscheidung für die Energiewende setzte sich Brüderle als Erster in der FDP für eine neue