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Geschichte für jeden Bürger

Von 1783 bis 1803 erarbeitete der Historiker Helfrich Bernhard Wenck (1739–1803) die erste große kritische landesgeschichtliche Darstellung Hessens. Als „Hochfürstl. Hessen Darmstädtischer Consistorialrath, Director des Fürstl. Pägagogs“ und „Hofbibliothecar“ war es sein Bestreben, dass „jeder aufgeklärte Bürger“ die Möglichkeit bekam, „die Geschichte des Vaterlands […] zu studieren“. Im Gegensatz zur herkömmlichen Chronik steht in seinem vierbändigen Werk „mehr das Land, als seine Herrn“ im Mittelpunkt, die „Geschichte der einzelnen Theile und ihrer Besitzer, aus denen das Ganze entstanden, Ursprung ihrer Verfassung, Rechte und Privilegien, Fortgang ihrer Cultur, ihrer Gewohnheiten, Sitten und Gesetze“. Das Ziel ist es, die „Menge erloschner Grafschaften, Herrschaften, und andrer geringerer Distrikte“ ins Licht zu rücken, „ehe man die Geschichte des herrschenden Hauses wagt, das sie nach und nach zu einem Staatskörper vereinigt“.

Großzügige Urkundensammlungen, genealogische Tafeln und Karten regen zu eigenständiger Forschung an, und mit seiner ausführlichen Abhandlung „von den Quellen der hessischen Geschichte“ – einige davon sind auch in unserem Stadtarchiv einsehbar – gibt Wenck Einblicke in seine Recherchen. Allerdings war es nicht immer möglich, „alle Urkunden zu Gesicht zu bekommen“. In diesem Zusammenhang erwähnt er das „Fürstl. Sammtarchiv zu Ziegenhain“, das nach dem Tode Philipps des Großmütigen 1567 laut Testament gemeinschaftliches Eigentum seiner vier Söhne und ihrer Nachfahren geworden war. „Ein historischer Schatz in ägyptischer Finsternis?“ Dieser spannenden Frage wird Dr. Karl Murk vom Hessischen Staatsarchiv Marburg beim nächsten Vortrag „Aus dem Stadtarchiv“ nachgehen (siehe Seite 14).

Thomas Füchtenkamp, Stadtarchiv

© Stadtarchiv Bad Homburg © Stadtarchiv Bad Homburgr

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