7 minute read
Kassensicherheit Nach dem Stichtag
by LPV GmbH
OHNE TSE KANN ES TEUER WERDEN
Shop-Betreibern, die sich trotz Stichtag noch nicht mit der Technischen Sicherheitseinrichtung TSE für ihre Kasse beschäftigt haben, kann das teuer zu stehen kommen. Es gilt, schnell zu handeln.
Advertisement
TEXT HANS JÜRGEN KRONE
Die Sachlage war eigentlich ganz klar: Kassen auch in Shops und Kiosken müssen mit einer so genannten Technischen Sicherheitseinrichtung TSE nachgerüstet werden, mit deren Hilfe künftig die Daten automatisch lückenlos protokolliert werden sollen. Die Finanzämter wollen damit dafür sorgen, dass Schluss ist mit Umsätzen, die an der Kasse vorbeigeschleust und anschließend nicht versteuert werden. Die TSE-Module zeichnen jede Transaktion auf und versehen sie mit einer Signatur.
Stichtage verwirren
Unsicherheit gab es darüber, wann das definitiv zu geschehen hatte. Der Stichtag dafür ist jetzt in 15 Bundesländern der 31. März 2021. Die vielen Diskussionen über den endgültigen Stichtag haben aber vielleicht auch dazu beigetragen, dass zahlreiche Kiosk-Betreiber in dieser Sache offenbar noch gar nichts unternommen haben. Ist das in Ihrem Shop oder Kiosk der Fall, dann haben Sie vielleicht auch übersehen, dass der Stichtag des Funktionierens des Systems mit der eigenen Kasse zwar im März 2021 liegt, man aber bis zum 30. September 2020 nachweisen musste, dass man eine solche Umstellung bei einem der Anbieter verbindlich bestellt hat, oder im eigenen Shop der Einbau einer Cloud-basierten TSE vorgesehen ist, eine solche aber nachweislich noch nicht verfügbar war.
Wer sich bisher weder um das eine noch um das andere gekümmert
NRW-FINANZ- MINISTERIUM Die Dienstleister für TSE sind zahlreich. Die Deutsche Telekom bietet dafür beispielsweise Magenta Business an.
hat, dem drohen jetzt drastische Strafen. „Derjenige, der sein Kassensystem vorsätzlich oder leichtfertig nicht mit einer TSE schützt, handelt ordnungswidrig. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro geahndet werden“, teilte beispielsweise das Finanzministerium in Nordrhein-Westfalen auf Anfrage von Convenience Shop mit. In Hessen, so war in diesen Tagen zu hören, drohen denjenigen, die das einfach ignorieren wollen, sogar bis zu 50.000 Euro Strafe. Doch die Shops sind in der Gefahr nicht allein: „Ein Großteil ist sehr wahrscheinlich noch nicht mit der so genannten technischen Sicherheitseinrichtung TSE ausgestattet“, sagte auch Stefan Körber vom Bäckerinnungsverband Hessen in diesen Tagen.
Betriebsprüfung droht
Betriebswirt Ralf Klein von der FRTG Steuerberatungsgesellschaft weist aber gegenüber CS auch daraufhin, dass es nicht nur um die Ordnungswidrigkeit geht. „Wenn Mängel bei der Kassennachschau auftauchen, kann der Prüfer sofort eine volle Betriebsprüfung anordnen, ohne dass eine Prüfungsanordnung hierfür im Voraus ergeht. Das heißt, die Betriebsprüfung kann unmittelbar nach der Kassennachschau, auch am gleichen Tag, beginnen. Auch der Steuerberater kann dies nicht verhindern. Damit geht dem Unternehmer jegliche Vorbereitungszeit verloren“, sagt Klein.
Nun ist das Kind in vielen Fällen also schon in den Brunnen gefallen, der Termin versäumt. Dennoch sollten Betreiber jetzt schnell nachweisbar handeln. „Ob es im Rahmen einer Kassen-Nachschau oder Betriebsprüfung zur Einleitung eines solchen (Ordnungswidrigkeits-)Verfahrens kommt, hängt von den Umständen des Einzelfalles ab und kann daher nicht allgemein beantwortet werden“, teilte das NRW-Finanzministerium weiter gegenüber CS mit. Eine eventuelle Kulanz der Behörden hängt sicherlich auch davon ab, ob und wann der Betreiber schließlich aktiv wurde.
Bäcker backt im Bundesbüdchen
Er musste damals dem World Conference Center Bonn weichen. Nun ist der historische Kiosk zurückgekehrt.
Das sogenannte Bundesbüdchen ist in Bonn an fast alter Stelle wiedereröffnet worden. Seit August verkauft dort die Bäckerei Mauel, die den historischen Kiosk gepachtet hat, ihre Backwaren. Der kleine Shop wurde etwa 300 Meter von dem Standort entfernt wieder aufgestellt, an dem er jahrzehntelang gestanden hatte. 26 Jahre lang existierte der Kiosk und verkaufte Zeitungen und Würstchen. Zu Gast war damals am Büdchen im ehe-
maligen Bundesviertel viel politische Bundesprominenz, allen voran Konrad Adenauer, Joschka Fischer und Helmut Kohl. Und sie kamen immer wieder, um eine Zeitung oder Siedewürstchen zu kaufen. Im Zuge des Baus des World Conference Center Bonn (WCCB) musste das Büdchen weichen. Nun, nach rund 14 Jahren, wurde es reaktiviert. Die NRW-Stiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Bundesministerium für
Nach 14 Jahren Pause wurde das Bundesbüdchen reaktiviert.
Kultur und Medien, die Stadt Bonn und einige private Investoren hatten sich dafür eingesetzt und die Rückkehr auch finanziell unterstützt. Sie alle haben dafür gesorgt, dass das Bundesbüdchen nicht in
Vergessenheit gerät. Zur Eröffnung kamen auch Gäste, die eine ganz persönliche Beziehung zu dem Büdchen haben: Etwa Günther Peters, der Architekt, der es einst entworfen hat.
Convenience-Stores in der Pandemie
Es ist sicherlich eine der aktuell wichtigsten Fragen in der Convenience-Branche weltweit, welche Auswirkungen die Covid 19 Pandemie weltweit auf die Convenience-Stores haben wird und was daraus folgt. Eine erste Antwort darauf gab in diesem Jahr der Channel-Report Convenience von Edge by Ascential.
TEXT HANS JÜRGEN KRONE
„Die Entwicklung des Convenience-Kanals wird sich in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 beschleunigen“, sind die Autoren des ChannelReports Convenience von Edge by Ascential überzeugt. Gründe dafür seien die Bevorratung der wichtigsten Lebensmittel und die lokalisierten Einkaufsgewohnheiten der Käufer. Die zusätzlichen Umsätze würden durch Verhaltensänderungen bei der Bevorratung und durch eine Umstellung auf Hausmannskost – auf Kosten der Foodservice-Betreiber im ersten Quartal 2020 – sowie die Entwicklung hin zu mehr lokal orientierten Einkaufsgewohnheiten, als klare Reaktion auf die Covid-19-Sperrungen, angetrieben.
Die Beschleunigung werde jedoch in den wichtigsten globalen Märkten unterschiedlich aussehen. Das größte Wachstum wird in Russland erwartet mit einem Plus von 20,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für Brasilien wird ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet sowie in Kanada ein Plus von 6,4 Prozent im Jahresvergleich. Für China erwarten die Autoren eine nur leicht positive Entwicklung, da E-Food hier schneller
Mobiler Anwendungen und Social Commerce bringen individuellere Marketingerlebnisse.
wüchse als in anderen Ländern. Für die globalen Convenience-Kanäle sagt die Studie insgesamt eine Steigerung von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr voraus, das entspreche einem Umsatz von 8,6 Milliarden US-Dollar.
Tankstellen mit Nachholbedarf
Im Vergleich der Convenience-Betreiber sind die Autoren der Meinung, dass die Tankstellen noch Nachholbedarf bei der Einführung von groß angelegten Initiativen im Zusammenhang mit einem reibungslosen Ladenerlebnis und digitaler Integration haben. In Sachen Verlagerung in Richtung E-Commerce und On- Demand-Erfüllung befinde sich die Branche global noch in einer frühen Phase, obwohl einige erste Partnerschaften mit Vermittlern und Lieferspezialisten bestünden.
Allen Shop-Betreibern weltweit empfiehlt der Channel Report sich mit ihren Aktivitäten zur Weiterentwicklung auf vier Kernbereiche zu konzentrieren:
1. Shop der Zukunft
Im Mittelpunkt stehen Geschwindigkeit und Sortiment, die auf relevante Kundenmissionen und die Bedürfnisse des lokalen Einzugsgebiets ausgerichtet sind. Kundenerlebnisse müssen reibungslos sein, um die Servicegeschwindigkeit zu erhöhen. Zu Einsatz kommen müssen mindestens Selbstbedienungs-Konzepte und kontaktlose Zahlungsmethoden. Wenn Investitionen möglich sind, sollten neue Technologien und Konzepte geprüft und getestet werden, einschließlich unbemannter Geschäfte und sensorgesteuerter Kassen. Die Kunden sollten sich schnell einen Überblick über das Sortiment verschaffen können. Mit impulsgerechter Präsentation sollte der Umsatz pro Kunde optimiert werden.
2. Logistik und Auftrag
Einzelhändler müssen jetzt den Einfluss von „On-Demand-Vermittlern“ erkennen und Partnerschaften eingehen, um auch Umsatz auf diesem wachsenden
Weg zum Verbraucher zu erzielen. Anhand der geografischen Abdeckung, der Betriebskosten und der Funktionen für digitale Regale, sollten die jeweils richtigen Partner identifiziert werden. Lokale Projekte zur autonomen Fahrzeuglieferung, um die Technologie und ihre potenziellen Vorteile in Bezug auf die Betriebskosten besser zu verstehen und eine vollständig kontaktlose Lieferung inmitten von Covid-19 zu ermöglichen, sollten genau beobachtet werden.
3. Kunden binden und halten
Gefordert ist eine Steigerung der Kundenbindung durch Apps und digitales Engagement. Betreiber sollten hier einen personalisierten Ansatz entwickeln, der sich an der Kaufhistorie und den Kundenpräferenzen orientiert. Treue-Programme sollten sich für Kunden lohnen und damit Anreize bieten, die die Häufigkeit von Kundenbesuchen sowie die Transaktionsgröße in Convenience-Stores erhöhen. Um neue Kundenkontaktpunkte zu schaffen, sollten nach Meinung von Edge by Ascential auch Möglichkeiten der Sprachsteuerung erwogen werden, um bequeme Transaktionen für Kunden zu aktivieren und zu steuern.
4. Digitalisierung und E-Food
Händler sollten Ressourcen für die Entwicklung von Funktionen auf verschiedenen Plattformen für Liefervermittler einrichten. Notwendig sind laut Channel Report auch maßgeschneiderter Werbestrategien und passende Produktpakete für Convenience-Kunden. Genutzt werden sollte die wachsende Anzahl digitaler Kontaktpunkte, einschließlich mobiler Anwendungen und Social Commerce, um individuellere Marketingerlebnisse und direkte Gespräche mit Kunden zu fördern.
Seven & I Holdings führt
Der Channel-Report Convenience von Edge by Ascential sagt auch voraus, dass der weltweit größte Convenience-Anbieter, Seven & I Holdings, seine global führende Position in diesem Jahr stärken wird. Dessen Umsatzwachstum sei von 6,9 Prozent – vor COVID-19 – auf 9,3 Prozent – nach COVID-19 – im Jahr 2020 gestiegen. Das sei auf einen Anstieg in seinen größten Märkten Japan und USA zurückzuführen. Andere führende Convenience Einzelhändler würden aber einen ähnlichen Anstieg verzeichnen. Retailer Tesco werde in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von rund 1,9 Milliarden US-Dollar verzeichnen, was auf die Reduzierung seiner Aktivitäten und den Verkauf seines Tesco Lotus-Banners in Thailand zurückzuführen sei, unter dem 1.000 C-Stores betrieben wurden.