SA / SO, 24 ./ 25. OKTOBER 20 0 9
Lausitzer Rundschau
Ortsporträt Gosda I
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Elbe-Elster-Rundschau
Ein Spielplatz für alle Kinder aus den drei Orten
STIMMEN
„Heimat ist das einzig Beständige noch“
Dubrau. Auf das nächste Vorha-
ben freuen sich Jung und Alt in allen drei Ortsteilen gemeinsam: Noch in diesem Jahr wird in Dubrau ein öffentlicher Spielplatz angelegt. Gebaut wird er mit Fördermitteln vom Bildungsministerium des Landes und mit Geldern der Großgemeinde Wiesengrund. „Am 17. November werden die Spielgeräte gebracht, hat der Hersteller versprochen“, freut sich schon Dany Teubner aus Dubrau. Von der 125 Einwohnern allein in Dubrau seien 15 unter zwölf Jahre alt – ihre eigene Tochter inbegriffen. Da es bisher auch in Gosda und Klinge keinen öffentlichen Spielplatz gibt, freuen sich auch die Knirpse dort schon auf die Einweihung. Den Kinderreichtum der Gemeinde spiegelt auch die Kita in Gosda wieder. Die Kindereinrichtung ist so gut frequentiert, dass das Obergeschoss umgestaltet werden soll, damit noch mehr Kinder aufgenommen werden können. gro Anzeige
Das Ortsporträt wird präsentiert von
Die Letzte
Axel Woidtow ist gebürtiger Klinge und führt die von seinem Großvater im Jahr 1933 gegründete Tischlerei in dritter Generation weiter: „Ich bin 1978 zur Fahne gegangen. Als ich zurück kam war der Ort leer. Dass der größte Teil vom Dorf fehlt ist tragisch. Aber wir halten die Erinnerung wach. Im Heimatverein bin ich Mitorganisator der Klinger Treffen. Alle zwei Jahre kommen etwa 500 Leute zusammen.“
Reinhard Busse ist mit seiner Früher der Tagebau, jetzt der Klinger See prägen die drei Orte und ihre Menschen.
See als Chance für die Nachwelt Gosdaer, Klinger und Dubrauer bauen unbeirrbar an ihrem Zukunftsmodell Auf dem frisch gepflügten Feld an der Straße zwischen Dubrau und Gosda sichern sich hunderte von Saatkrähen ihre Tagesmahlzeit. Auf der anderen Seite der Straße warten Misthaufen auf den Pflug. Bäume wiegen sich in den bunten Farben des Herbstes. Ländliche Idylle pur. „Das ist meine Heimat. Reicht das nicht als Grund, hier niemals weg zu wollen!?“ bringt es Dany Teubner auf den Punkt.
haus, mussten den Braunkohlebaggern weichern. War damals das Unglück auch riesengroß, so wollen die Gosdaer nun das beste aus den Gegebenheiten machen. „Der künftige Klinger See wird später ganz bestimmt ein Magnet. Dafür müssen wir heute schon die Grundlagen schaffen, damit unsere Nachkommen hier die Dörfer zur vollen Blüte bringen können“, sagt Ortsvorsteher Dieter Stodian. Dabei mangelt
Von Hannelore Grogorick
Die letzte alte Eiche in Klinge erinnert die Einwohner an einen „wunderschönen Eichenwald, den es vor der Abbaggerung des Geländes in den 70er-Jahren hier gegeben hat“, sagt Reinhard Busse.
Die Kleinste
Fotos: Angelika Brinkop
Beim Ortsrundgang und in den Gesprächen am Donnerstag beim Ortsporträt der RUNDSCHAU in Gosda I fand sich dann auch niemand, der eigentlich lieber woanders wohnen möchte. Nicht nur für die Einheimischen ist es „der beste Ort der Welt“, sondern auch viele Zugezogene fühlten sich recht schnell hier heimisch. Es mag auch an der schmerzvollen jüngeren Geschichte liegen, dass sich die Menschen hier – besonders die Klinger – dermaßen verbunden fühlen. Von dem einst „märchenhaften Ort mit 20 Teichen und dichtem Eichenwald“ gibt es nur noch einen Rest, die heutige Bahnhofssiedlung am Fuße des Tagebaurestloches. Klinge und viele Zeugnisse der ältesten Geschichte, wie das Skelett des Mammuts im Forster Kreis-
Wir in
Gosda I es den Gosdaern, Dubrauern und Klingern weder an Nachwuchs noch an vielen Ideen. Schon jetzt auch dank des Heimatvereins Klinge und der Interessengemeinschaft Klinger See ein Erinnerungsfeld, das „Raubrittertor“ oder das Freilichtmuseum ,Zeitsprung‘ Touristenattraktionen. Dass sie selber noch in den Genuss des Sees als Erholungskleinod kommen, das wird für die heutigen Akteure immer unwahrscheinlicher. „2023 soll der Klinger See fertig sein, wurde uns im Jahr 2000 von der LMBV versprochen“, erzählt
Dieter Stodian. „Dafür sollte 2003 auch mit der Fremdwasserzuführung von der Talsperre Spremberg über das Tranitzfließ begonnen werden. Das ist bis heute nicht passiert. So liegen wir momentan in den Planungen mindestens sieben Jahre zurück.“ Ebenso schmerzlich war für die Einwohner die Braunkohlestudie vor zwei Jahren. Darin waren auch diese Dörfer genannt, die in weiter Ferne als Braunkohleabbaugebiet in Betracht kämen. „Das war ein herber Rückschlag für unsere nachbergbauliche Entwicklung“, sagt Stodian. Hatten sich in den vergangenen Jahren viele einheimische Jugendliche hier die Grundlagen für ihre Zukunft geschaffen und waren auch viele Familien (allein 30 Prozent der Klinger in den vergangenen Jahren) zugezogen, so befürchten die Gemeindeväter eine mögliche Stockung der Entwicklung. „Wir lassen uns nicht beirren und tun auch weiterhin einiges für die Zukunft“, sagt Dieter
Stodian unbeirrt. Der gute Weg wird ausgebaut. Stolz sind die Gosdaer, Dubrauer und Klinger bereits auf ihren Schafstall, das kulturelle Zentrum der Dörfer. Hier treffen sich fast alle zur Fastnacht, zur Kirmes – die wird übrigens am Wochenende 31.10./1.11. hier gefeiert –, Silvester und zu Kinderfesten. Ein Aushängeschild ist ebenso der Sportplatz, auf dem zwei Mannschaften von Adler Klinge Tore schießen und sich jetzt auch wieder ein Kinder-Fußballteam trollt. Seit diesem Jahr nennt auch der Jugendklub eine neue Blockhütte ihr eigen. Und für den 19. Juni des nächsten Jahres bereitet die Feuerwehr eine große Feier zu ihrem 90. Geburtstag vor. Ein Wermutstropfen ist „der erbärmliche Zustand der Straße von Gosda bis Kathlow“, so Stodian. Durch den Lastverkehr des Bergbaus löse sie sich langsam auf. „Die Kreisverwaltung kennt das Problem. Aber weder dort noch bei den Bergbau-Verantwortlichen werden unsere Sorgen gehört.“
Z U M TH EM A
Gosda I und die Ortsteile Klinge und Dubrau gehören zur Gemeinde Wiesengrund und liegen im Norden des Amtes Döbern-Land. Das Dorf zählt insgesamt 445 Einwohner, davon 125 in Dubrau und 102 in Klinge. Gosda wurde um das Jahr 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Dubrau lässt sich erstmals für das Jahr 1293 nachweisen, Klinge für 1389. Der größte Teil von Klinge fiel 1981 dem Tagebau zum Opfer.
Adventsgottesdienst vom RBB kommt aus der Kirche Dubrau
Familie 1980 von Forst nach Gosda gezogen: „Wir haben uns ein Haus am Wald umund ausgebaut. Hier gefällt es uns. Das Wohnumfeld ist einmalig. Und eine feste Straße haben wir auch.“ Bernd Jakob hatte vor zehn Jahren vom Klinger See gehört und ein Grundstück in Gosda erworben: „Wir wurden gut aufgenommen. Der Zusammenhalt der Klinger ist einmalig. In Gosda vermisse ich das enge Miteinander.“
Dany Teubner lebt in Dubrau im Haus ihrer Vorfahren: „Ich möchte nie woanders wohnen. Wir sind vier Generationen auf dem Hof. Da ist gegenseitige Hilfe immer gewährleistet. Heimat, das ist das einzig Beständige noch.“
Manfred Bölke hat hier seine Wurzeln: „Wir vom Anglerverein haben den Jugendund Schwanteich wieder mit Fischen versorgt. Auf die Nachbarschaftshilfe ist gut. Die Füchse, die hier spazieren gehen, ärgern mich.“
Gotteshaus wird nächstes Jahr 400 Jahre alt
Die kleine Kirche in Gosda ist eine Nachbildung des ehemaligen Gotteshauses in Klinge. Ihr Anblick erfüllt die Klinger mit Wehmut wegen des Verlustes der geliebten Heimat.
Das Älteste
Die ehemalige Dorfschmiede ist das älteste Haus in Gosda und jetzt in Privatbesitz von Familie Schimmang.
Dubrau. Der Zaun um die Kirche in Dubrau ist zwar nicht mehr der Beste, doch rundherum sieht das Gelände tipptopp aus. Das ist Annelies Laugk zu verdanken, die sich seit Jahren um die Sauberkeit rings um das Gelände der Kirche kümmert und nach dem Rechten sieht. Auf ihre Kirche sind die Dubrauer sehr stolz. Aus Dany Teubner sprudelt es nur so heraus: „Wir haben die älteste Kirche, 1610 gebaut. Sie ist schlicht und einfach, aber schön. Als Valentinskirche war sie früher ein bekannter Walfahrtsort. Nächstes Jahr wird die Kirche 400 Jahre alt.“ Und noch etwas ganz Besonderes hat das Kirchlein: An jedem ersten Advent ist dort Adventsgottesdienst, der vom RBB übertragen wird. Annelies Laugk, die seit 35 Jahren in Dubrau wohnt, pflegt nicht nur die Umgebung des Gotteshauses, sondern hat auch ein waches Auge auf die Entwicklung im
Dorf. Die 68-Jährige erzählt: „Der Anfang in Dubrau war für mich schwer. Doch jetzt fühlen wir uns wohl im Dorf, und es werden hier auch einige Feste gefeiert. Für unser Dorf ist es eine Bereicherung, dass es hier die Baumschule gibt. Familie Radatz organisiert viel und bereichert damit das Dorf. Unser Sohn und die Enkelkinder wohnen mit im Haus und darüber sind wir sehr froh. Hier in der Gegend sind alle Straßen schön ausgebaut. Allerdings wünsche ich mir, dass es endlich einen Radweg nach Forst gibt. Für die Kinder ist es viel zu gefährlich mit dem Rad zur Schule nach Forst zu fahren und ich selber fühle mich auch nicht sicher auf der stark befahrenen Straße. Am besten wäre ein Straßen begleitender Radweg. Wenn das nicht möglich ist, sollte es wenigstens eine Anbindung an den Radweg in Groß Jamno geben.“ gro/abr
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An der Kirche Dubrau soll der alte Zaun erneuert werden, zeigt Gemeindevertreter Kurt Rietschel. Dann hat das Gotteshaus bestimmt auch das richtige Festkleid, wenn es im kommenden Jahr seinen 400. Geburtstag begeht. Die Dubrauer sind stolz auf die schlichte, aber geschichtsträchtige Kirche.
Jether Weg 3 03149 Wiesengrund OT Dubrau Tel.: 03 56 94/3 94 Fax: 03 56 94/6 47 91 Funk: 01 73/5 75 18 68 E-Mail: info@dubrauer-baumschule.de www.dubrauer-baumschule.de