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ensuite k u l t u r ausgabe nr. 5 / mai 2003

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■ S O L I N O ■ B e r n e r Ta n z t a g e „ L a d a n c e c ‘ e s t l e p i e d “ ■ D i e g e s p r e n g t e E w i g k e i t


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Foto links und Titelseite: Martin Bichsel

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t Reklame........................................... 2 Editorial/ Ticker................................ 3

EDITORIAL Ich bin froh, dass sich der Winter endlich aus dem Staub gemacht hat und sommerliche Düfte in der Luft hängen bleiben. Wurde auch Zeit. Der Mai bringt neuen Wind und wir von der ensuite-Redaktion haben die Segel gesetzt. Die Debatte, wie wir weiterfahren sollen, hat uns über viele Wege zurück zum Ursprung gebracht. Es sind jetzt mehr Leute involviert, mehr Seiten und ein überarbeiteter Agenda-Teil vorzufinden. Der ANSAGER ist ersatzlos verschwunden und der BUND und die BZ sind momentan nicht in der Lage, ein neues Produkt nachzuliefern. Ich verstehe den Entscheid und finde es im Grunde auch richtig, dass die beiden Medienhäuser nicht auf eigene Kosten, für eine Stadt, ein solches Magazin produzieren müssen. Das Kulturleben und dessen Bewerbung ist Aufgabe einer Stadt und nicht die, von privaten Medien. Schon gar nicht, wenn es sich nicht ausbezahlt. In diesem Punkt müsste sich die Stadt Bern mit dem Tourismusbüro ernsthaft überlegen, ob ihnen an einer solchen Publikation etwas liegt. Der Wille ist da, das Geld fehlt – darin sind sich alle einig. Wenn ich aber in die Runde schaue, so sehe ich mindestens 10 öffentliche Publikationen, die um die Gunst der AusgeherInnen werben. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Stadt Bern alle ProduzentInnen an einen Tisch holt und über weitere Ziele debattiert. Eure Meinung interessiert uns dazu. Schreibt uns, was für Bedürfnisse Ihr habt, was Ihr davon denkt und was für Euch eine echte Lösung wäre. Einsenden an: ensuite@interwerk.ch oder an die Postadresse. Nicht diskutieren müssen wir über die Art und Weise, wie die Medienhäuser den ANSAGER beendet haben. Es gibt wohl keine entwürdigendere und respektlosere Form. Wir zeigen die rote Karte und bekunden hier unser Bedauern für die Kollegen, die jetzt auf der Strasse stehen.

Pocket of resistance......................... 4 Die gesprengte Ewigkeit................. 5 Theater: Casting in Kursk............... 6 Film: SOLINO................................... 7 Reklame............................................ 8 KULTURAGENDA......................... 9-12 BE-Jazz/ Cuong Vu Trio Lukas Niggli Big Zoom................... 13 Berner Tanztage/ Füsse............ 14/ 15 La Cappella/ Rabenschlag.............. 16 20 Jahre Grünes Bündnis/ Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble...... 17 Rod MacDonald/ CD-Tipp............... 18 Von Menschen und Medien Die Berner Lebensqualität............. 19

Lukas Vogelsang Die letzte Seite .............................. 20

TICKER impressum ensuite – Kulturmagazin erscheint monatlich als Gratiszeitung. Auflage: 10‘000. Adresse: ensuite – Kulturmagazin; Sandrainstrasse 3; 3007 Bern; Tel. und Fax : 031 318 6050; mail: ensuite@interwerk.ch Herausgeber: WE ARE – Verein Weltmusik in Bern Produktion: interwerk gmbh, Bern Redaktion: Lukas Vogelsang (vl), Verena Endtner, Andrea Baumann, Benedikt Sartorius, Camilla Landbø, Klaus Bonanomi (kb) Gestaltung: Gere Zbinden; Sandrainstrasse 3; 3007 Bern; 031 311 1333 Fotos/ Bilder: Martin Bichsel; Franz Schwendimann; diverse zVg. Druck: Der Bund Verlag AG Vertrieb: PGB; Bern Redaktionsschluss ist jeweils am 18. des Vormonates. Die Redaktion ensuite ist politisch, wirtschaftlich und ethisch unabhängig und selbständig. Die Texte repräsentieren die Meinungen der Autoren/innen, nicht jene der Redaktion. Copyright bei WE ARE - Verein Weltmusik in Bern. Diese Ausgabe wurde freundlicherweise unterstützt von

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nter dem Namen IG POP hat sich eine Interesse-gemeinschaft für die Förderung einer vielfältigen und lebendigen Popmusiklandschaft gebildet. Nach ihren eigenen Angaben haben sie bereits erwirkt, dass die Sendung “SOUNDS” wieder auf DRS3 ausgestrahlt werden soll. Es besteht also Hoffnung, dass die Radioszene Schweiz wieder etwas musikalische Qualität im Programm zu führen beginnt. Weitere Informationen dazu im Internet: www.igpop.ch. Eine interessante Podiumsdiskussion mit dem Thema “Welche Museen brauchen wir?” lässt aufhorchen. Am Dienstag, 13. Mai 2003 (20.00 Uhr) im ehemaligen Hotel Bellevue Thun, wird über das Interesse von Publikum und Öffentlichkeit, Ansprüche und Wünsche von KünstlerInnen debat-

tiert. Wie können die bestehenden Institutionen ihren Auftrag erfüllen und welche neuen Museen sind wünschenswert? Es diskutieren: Hans-Peter von Däniken (Tages-Anzeiger), Dr. Matthias Frehner (Kunstmuseum Bern), Franz Gertsch (Künstler), Madeleine Schuppli (Kunstmuseum Thun). Interessant ist diese Diskussion speziell nach der ersten erfolgreichen Museumsnacht in Bern (März 2003). Ein kleiner Lapsus ist in der letzten Ausgabe im Ticker gedruckt worden: So ist der neu gewählte Kultursekretär der Stadt Bern, Christoph Reichenau, nicht der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Kultur, sondern nur der stellvertretende Direktor. Wir freuen uns trotzdem. (vl)


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ANDREA BAUMANN

„ P O C K E T O F R E S I S TA N C E “ Container vor dem Burgtheater in Wien Hinkommen, Zuhören, Mitreden!

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er seit längerer Zeit befürchtete Irakkrieg brach aus. Die Informationsfluten schwappten in alle Richtungen über. Die ganze Palette wurde angeboten von farbigen, spektakulären Bildern einstürzender Bomben über dem Himmel Iraks, über Expertendiskussionen und Hintergrundberichten. Eine intelligente Alternative hat sich das Burgtheater in Wien ausgedacht. Auf Initiative des Ensembles wurde eine Aktion zum Irakkrieg ins Leben gerufen. Seit dem 31. März steht vor dem Burgtheater ein Baucontainer mit dem Titel „POCKET OF RESTISTANCE“, wo täglich Vorträge von Fachleuten und Ensemblemitglieder gelesen werden. Ziel ist nicht die täglichen Ereignisse zu diskutieren, sondern Fragen aufkommen zu lassen, die im Anschluss des jeweiligen Vortrages, beantwortet und diskutiert werden und den Interessierten, die komplexen Sachverhältnisse im Nahen Osten veranschaulicht und die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeichnet. Im Vordergrund steht das Bedürfnis, sich gemeinsam über historische, kulturelle, politische und rechtliche Voraussetzungen und Hintergründe zu informieren. Ethnologen, Historiker, Orientalisten und Medienwissenschaftler geben in kurzen Vorträgen und Diskussionsrunden über diese Aspekte der derzeitigen Vorgänge Auskunft. An einigen Abenden lesen die Ensemblemitglieder klassische und aktuelle Texte vor und diskutieren mit dem Publikum. Auch diese Abende stehen im Zentrum, sich gemeinsam über die Situation im Orient Gedanken zu machen und Erfahrungen und Eindrücke auszutauschen - demnach den interaktiven Informationsfluss zu aktivieren und nicht den herkömmlichen Einbahnweg zu konsumieren. Es herrscht immer noch Krieg in Irak. Praktisch jeder Wienbesucher wird einmal am Burgtheater vorbei kommen, weil er einen Theaterbesuch geplant hat oder weil er die imposante Bauart des Burgtheaters und des gegenüberliegenden Rathauses bestaunen will. In dieser Tage steht vor dem Burgtheater (Landtmannseite) ein Container, der nicht zu übersehen ist. Mancher mag sich fragen, was für Arbeiten getätigt werden, wird aber erkennen, dass keine Baumaschinen noch

Bild: zVg.

sonstiges Werkzeug vorhanden sind. Plakate und ein Transparent erklären den Container als temporärer Begegnungsort und lädt interessierte Passanten ein. An diesem Abend war der Universitätsprofessor für Sozial- und Kulturanthropologie, Prof. Dr. phil. André Gingrich, von der Universität Wien, zu Gast. Zur Einstimmung auf das Thema spielte der Musiker Ashir Mirzo ein traditionelles Stück vor. Mit angenehm ruhiger Stimme, den Blick zunächst noch auf das kleine schwarze Notizheft gesenkt, erklärte Dr. André Gingrich dem Publikum in verschiedenen Etappen, wie sich die orientalischen Herrschaftsformen bildeten und wie sie sich entwickelten. Beginnend mit der Aussage, dass Herrschaften auch gut sein können, wie wir dies aus der toskanischen Zeit der «guten Herrschaften» kennen, wurde dem Teilnehmer bewusst, dass wirklich immer beide Seiten der Medaille betrachtet werden müssen, um eine möglichst objektive und somit auch konstruktive Meinung zu erlangen. Diese Äusserung diente auch der Entschärfung der simplen Aufteilung in gut und böse. Ein weiteres Thema waren die Familienformen, oder in unserer Terminologie eher benannt als Sippen, und wie diese funktionieren und regieren. Da es sich bei diesen Konstellationen nicht um Regierungen handelt, die auf einem Verwaltungsprinzip aufgebaut wurden, ist die manchmal dar-

aus resultierende Willkür schwer zu verhindern. In diesem Zusammenhang war auch die Jurisprudenz in den orientalischen Länder ein Themenschwerpunkt, der Unerkanntes erschliessen konnte. Die patriarchalisch geprägte Gesellschaft, evozierte vor allem bei den Teilnehmerinnen einige Fragen. Unter Berücksichtigung der derzeitigen Situation, wollte das Publikum vor allem Einschätzungen über den Verlauf des Krieges, wie es genau soweit kommen konnte, auf was für eine Zukunft der Irak hoffen kann und ob es den Nachbarländern des Iraks ähnlich ergehen wird, erhalten. Besonders reizvoll an diesem Projekt ist der ausgewählte Standort. Ein offener Platz, der allen zugänglich ist und der keine Schwellenangst aufkommen lässt; also nicht ein Zimmer in einer grossen, verwinkelten Universität oder in einer Hinterstube. Dies garantiert auch eine Publikumsvielfalt in der Art, dass eine in Pelz gekleidete Dame neben einem Studenten auf der Holzbank Platz nimmt oder eine Besucherin aus der Schweiz neben einem Iraker sitzt. Diese einzigartige Atmosphäre ermöglicht auch, dass kaum Debatten entstehen, sondern vielmehr Informationen ausgetauscht werden. Diese geistreiche Idee lohnt sich zur Nachbildung.

Im Vordergrund steht das Bedürfnis, sich gemeinsam über historische, kulturelle, politische und rechtliche Voraussetzungen und Hintergründe zu informieren.


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VERENA ENDTNER

Die g e s p r e n g t e Ewigkeit “Es ist die Gleichmässigkeit ihrer Struktur und die Stärke des Zusammenhaltes die mich ansprechen.”

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n einer geräumigen Lagerhalle im ehemaligen Brauereiareal in Wabern: der linken Wand entlang drei abgewetzte Ledersessel, im Hintergrund lange Sitzbänke, rechts, auf dem gekachelten Boden, wie überdimensionale Wollknäuel, Reste der nicht verwerteten Expo.02-Ankerketten, in drei Haufen geordnet. Der Geruch von geschweisstem Eisen hängt in der Luft und orange-roter Eisenstaub liegt in einer fleckigen Schicht auf dem Boden. Im Hof draussen hört man den Putzwagen seine Runden fahren; tonnenschwere Plastiken werden mit einem Gabelstapler umgestellt und möglichst effektvoll positioniert - letzte Vorbereitungen zur Vernissage “Expo.02 Ankerketten” von Marianne Lutz und Adrian Bütikofer. Vernissage und zugleich Finissage: Finissage einer 6-monatigen Zusammenarbeit der beiden Künstler und Vernissage der 8 EisenplastikSkulpturen, die aus 800 Meter Expo.02Ankerketten der Arteplage Murten hervorgegangen sind. Ein Gesamtgewicht von 20 Tonnen. Das Motto der Arteplage “Augenblick und Ewigkeit” in ihren Plastiken aufnehmend, haben die beiden Künstler in enger Zusammenarbeit aus Skizzen, kleine Modelle im Massstab 1:6 entwickelt. Bei der Umsetzung wurde bewusst auf Fremdbestandteile verzichtet. Technische Probleme mussten gemeistert, verschiedene Schweisstechniken erprobt und den Umgang mit dem Gewicht der Ketten, unter Einbezug eines Krans, erlernt werden. Die Transformation vom kleinen Modell zur knapp 2 Meter grossen Eisenplastik ist geglückt. Die Form hat Bestand. Sie braucht den Raum. “Ketten haben mich schon immer fasziniert”, sagt Adrian Bütikofer, Eisenplastiker aus Dieldorf/ZH. “Es ist die Gleichmässigkeit ihrer Struktur und die Stärke des Zusammenhaltes die mich ansprechen.” Die Beständigkeit, die Monotonie des sich Wiederholenden wird jedoch in den Werken aufgebrochen – Augenblick und Ewigkeit - Ketten, die gesprengt werden, im Moment der Entzweiung dargestellt,

der Faltenwurf eines Tuches, im Moment des Falls eingefroren. Der Anstoss zur Zusammenarbeit der beiden Künstler kam von Marianne Lutz. Via E-Mail fragt sie Adrian Bütikofer an, ob er Interesse an dem Kettenprojekt habe. Intensive Auseinandersetzung zwischen ihm und Marianne folgten. Die umgesetzten Lösungen sieht Bütikofer dabei nicht als

Kompromiss ihrer beiden Ideen, im Gegenteil: ”Durch die gemeinsamen Diskussionen und die unterschiedliche Betrachtungsweise ist eine Qualitätssteigerung entstanden, die Verschmelzung zweier Ansichten in einem Objekt”. So sind auch die Skulpturen nicht klar dem einen oder anderen Künstler zuordenbar. Für Bütikofer ist das Kettenprojekt in der Form abgeschlossen. Entwicklungsmöglichkeiten sieht er aber direkt am Bau: Ketten, die über Fassaden herunterhängen, verbindende Kettenmuster zwischen einzelnen Gebäuden, Bilder, durch verschiedene Kettenschichten übereinander. Ketten als Verbindung: je stärker die einzelnen Kettglieder miteinander verbunden sind, umso sicherer die Kette und desto stabiler die Gesellschaft.

Bild: zVg.

Expo02-Ankerketten Plastiken von Marianne Lutz und Adrian Bütikofer bis Anfang Mai in der Brauerei zum Gurten, Gebäude 25, 3084 Wabern-Bern. Danach bei Weiss & Appetito AG, Kerzers. Infos unter: www.eisenartiges.ch www.adrian-buetikofer.ch


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CAMILLA LANDBØ

Casting in Kursk Ein Theaterstück von Alexander Galin

„Drade mein Leben verändern“, sagt ieses Theaterstück wird nicht ge-

zu mir mein Kollege Frank, der mich zur Aufführung begleitet hat, „aber gut fand ich es dennoch.“ Ja, da gibt‘s ein gemischtes Gefühl, wenn man aus der Vorstellung rauskommt und dann im Entrée der Schauspielschule bei einem Gläschen Wein übers „Casting in Kursk“ plaudert. Es ist das Gefühl eine gute Geschichte gesehen zu haben, die Einblick in das Leben im Osten und in Castings zeigt. Teils ist es witzig dargestellt – sehr witzig. Zugleich ist aber das Gefühl da, dass es einige Szenen hatte, die zu lange dauerten. Solche, die sich von Zeit zu Zeit ein wenig im Kreise drehten. „Ich habe manchmal gedacht, so jetzt könnte mal was Neues kommen“, fährt Frank fort, „Es hatte zwischendurch ein paar Hänger.“ Fünf russische Frauen. Diese haben durch einen Aufruf erfahren, dass ein Japaner im Kino Kosmos in Kursk ein Casting veranstaltet. Ein Casting, wo junge Frauen gesucht werden für – so wird’s zu Beginn gesagt – eine künstlerische Arbeit bestehend aus Tanz und Gesang in Japan. Denn Russinnen sind

Bild: zVg.

in Asien Mode. Fünf Frauen sind es, die gemeinsam im zu kalten Wartesaal des Kinos hineingesetzt werden. Ein lustiges Sich-Näher-Kennenlernen fängt an. Die einen haben sich mit rosa Miniröckchen oder silbernen Hochplateaustiefeln aufgedonnert, andere versuchen ein wenig dezenter zu sein mit einem „unsexy“ Ganzkörper-Gymnastikkleid. Als dann noch die alkoholisierte Mutter zweier Bewerberinnen reinplatzt, ist die Frauencrew komplett. Jedoch erfahren die aufgeregten Frauen schon bald mal, dass sie nicht zu den erwünschten Bewerberinnen gehören. Denn erstens suchen die Japaner sehr junge Frauen und zweitens Unverheiratete. Dabei erfahren sie auch, dass die Gecasteten nicht nach Japan sondern nach Singapur geschickt werden. Wo liegt Singapur? Was werden wir dort arbeiten? Eine fragt dann auch: „Müssen wir uns im Badekleid vorstellen?“ Jede ahnt, dass es sich hier um mehr, als nur um eine Arbeit im „künstlerischen Bereich“ handelt. Trotz allem, die Frauen wollen sich eine Absage nicht gefallen lassen, re-

spielen Handharmonika. Nur die zwei jüngsten Frauen, die Wolkowa-Schwestern wissen, dass hier etwas Anderes gefragt ist. Sie lassen die Hüllen fallen und tanzen lasziv zu moderner Musik. Ihre Mutter, die zuschaut, ist entsetzt. In dieser Szene kommt dann auch die Tragik solcher Castings gut zum Vorschein. Wie dessen Bewerber oder Bewerberinnen sich verkaufen und bis zum Äussersten gehen, um aufgenommen zu werden. Wie deren Gefühle zwischen Scham und Gewinnenwollen pendeln. Alles aus der Hoffnung heraus auf ein besseres Leben. Schön an der Frauencrew, ist deren Zusammensetzung. Das heisst: Die Charakteren sind teils derart unterschiedlich, dass sie aufeinanderprallen müssen – von konservativ, verklemmt bis zu offen, sexualisiert. Und trotzdem, da sie im selben Boot sitzen, verzweifelt sind, raufen sie sich zusammen. Und trinken von Zeit zu Zeit einen Wodka. Werden dabei betrunkener und betrunkener. Sie philosophieren über Männer und über den Westen. Nina Karnauchow, die Konservative, findet, dass im Westen alles kalt und leer ist. „Aus jedem Fenster schaut dich ein Transsexueller an.“ Der Japaner, gespielt von Gastschauspieler Jong Park aus Korea, sieht sich die ganze Szenerie mit Geduld an. Sein Übersetzer Albert, ein russischer Student, kann kaum fassen, wie hartnäckig diese Frauen sind. Verliert ihretwegen fast die Nerven. Und spätestens jetzt erfährt jeder und jede, dass „der kleine Samurai“ eigentlich Frauen für seinen Nachtclub sucht. Szenenwechsel: Drei Ehemänner tauchen auf. Betupfte, tiefst beleidigte Männer, die nicht wahrhaben können, dass sich ihre Frauen für solch eine Sache hingeben wollen. „Scheissweiber“, meint Wassili, „Was seid ihr für Frauen“. Besoffen will dieser mit Fäusten Ordnung schaffen. Sein gesitteter Leidenskumpane versucht ihn zu beruhigen und in eigener Sache Haltung zu bewahren. „Wassili habe ich sehr überzeugend gefunden“, sagt Frank. Von da an, wo die Männer auftauchen, fängt eine neue Diskussion an. Wieso wollen die Frauen gehen? Was fehlt ihnen in Kursk? Wieso sollten die Ehemänner – denn das müssten sie – das Ja-Wort zu diesem Irrsinn geben? Das ist dann auch der Abschnitt des Stückes, wo es für den Zuschauer ein wenig langwierig wird. Wo man an dramatischen Ausdrücken und Situationen übersättigt ist. „Wo“, wie Frank es sagt, „es schneller vorwärts gehen dürfte.“

bellieren, trinken Wodka und weigern sich nach Hause zu gehen. Sie rebellieren so lange bis der Japaner – „kleiner Samurai“ nennen sie ihn – auftaucht. Und endlich: Sie dürfen ihre Künste vorführen. „Das war sehr lustig“, sagt Frank lachend, „insbesondere diejenige im Gymnastikkleid, die war super.“ Die Frauen geben alles: Zeigen Zauberstücke, singen, tanzen oder

Ende der Geschichte: Junge, sexy Frauen werden aufgenommen. Die anderen kehren zu ihren Männern zurück.

Aus dem russischen von Susanne Rödel; Regie: Rudolf Koloc Besetzung: Abschlussklasse der Schauspielschule Spieldaten: 1./ 2./ 3./ 9./10./11./14./15. und 16. Mai, jeweils um 19.30 Uhr Hochschule für Musik und Theater Grosse Halle; Sandrainstr. 3; 3007 Bern


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CAMILLA LANDBØ

S O L I N O E

Ankunft: Duisburg. Was soviel heisst wie Stahlwerke, Kohlegruben und Schnee – und eine heruntergekommene Wohnung mit Klo auf dem Flur.

in nettes Bild: Gigi (Barnaby Metschurat) liegt mit der Nachbarstochter Jo im Bett, umarmt sie, daneben sein Bruder Giancarlo (Moritz Bleibtreu), der es kaum lustige findet und sich nervt, denn auch er ist in sie verliebt. Es ist eine der typischen Situationen dieser zwei italienischen Brüder. Sie lieben sich und konkurrieren sich. Giancarlo hat es – wohl bemerkt – nicht sehr einfach mit Gigi als Bruder. Denn Gigi ist von klein an, der süsse Junge, der stets als etwas Spezielles auffällt und schon als Knirps weibliche Herzen einnimmt. Giancarlo steht immer ein bisschen hinter ihm – ist neidisch. Er will dessen Freundin, dessen Erfolg, dessen Karriere und dessen Träume. Die Geschichte beginnt 1964 in Italien im Dorfe Solino. Ein romantisches Dorf, wo „i bambini“ auf der Strasse und „i vecchi“ in kleinen Cafés Karten spielen. Ein urtypisches italienisches Leben mit Pasta und gestikreichen Gesprächen. Als jedoch der Opa von Gigi und Giancarlo nach längerem Leidensweg stirbt, ist dies für die Familie Amato das endgültige Zeichen als Gastarbeiter nach Deutschland aufzubrechen. Ankunft: Duisburg, was soviel heisst wie Stahlwerke, Kohlegruben und Schnee – und eine heruntergekommene Wohnung mit Klo auf dem Flur. Nachdem der Vater Romano nach einem einzigen Arbeitstag in der Kohlegrube kündigt, ist die schlechte Stimmung komplett. Die Einwandererfamilie weiss sich jedoch zu helfen und eröffnet die erste Pizzeria „Solino“ im Ruhrgebiet. Rosa kocht in der Kellerküche, Romano, Gigi und Giancarlo servieren. 1974: Wilde Partys, kiffen, Autos, saufen, sinneserweiternde Drogen – das übliche Leben rebellischer Jugend. Gigi und Giancarlo hauen kräftig auf den Putz bis der Vater sie aus der Wohnung wirft. Die Geschichte zeigt auf eine gefühlsvolle und realistische Weise das Leben von Einwanderer. Wie diese sich eine Welt aufbauen – eine Insel – zwischen zwei Kulturen. Die Frage „Wo ist meine Heimat?“, beantwortet jeder einzelne der Amatos schliesslich anders. Nach einem Eklat fällt die Familie auseinander. Gigi bringt seine Mutter zurück nach Italien, Giancarlo und

der Vater bleiben in Deutschland. Es ist ein leidenschaftlicher Film, bei welchem sein Betrachter oft wieder an sein eigenes Leben erinnert wird. Kennt nicht jeder das Gefühl der ersten Verliebtheit? Oder wenn man müde an einem Tisch sitzt und an einem dicken Joint zieht? Oder wenn man als Kind einen hinter die Löffel

bekommt, weil man Mist gebaut hat? Der zweistündige Film führt durch viele Phasen eines Menschenlebens. Dem Regisseur Fatih Akin gelingt es, eine Nähe aufzubauen und witzige Situationen zu schaffen. Die Aufnahmen sind durchaus schön, teils in Italien gedreht.

Bilder: SOLINO; zVg. Filmstart: Ende Mai 2003


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K U L T U R A G E N D A JAZZ Freitag, 2. Mai Sureste Tango Trio Musikalisches Strandgut der iberischen, kreolischen und osteuropäischen Emigranten - Musik aus argentinischen Kaschemmen, Bordellen und Variétés, ein entrümpelter, moderner Tango. Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr Samstag, 3. Mai Donat Fisch Quartett In diesem Quartett haben vier markante Persönlichkeiten zusammengefunden, um einen ehrlichen, modernen Jazz mit Ecken und Kanten zu spielen. Dampfzentrale Musikkeller/ 20.00 Uhr Sonntag, 4. Mai Sylvain Luc Trio SUD In Frankreich gilt er als einer der ganz grossen Jazz-Gitarristen : Silvian Luc füllt in Paris, Strasbourg und Cannes die grossen Hallen. Das Konzert verspricht Brillanz. Dampfzentrale Musikkeller/ 20.00 Uhr Montag, 5. Mai Jazz am Montag: Les cinq lascars Swiss Jazz School Schüler melden sich als „The new guys on the block“. Die Besetzung verspricht Talent (zum Beispiel mit Colin Vallon am Piano!) Dampfzentrale Musikkeller/ 20.15 Uhr Samstag, 10. Mai Cuong Vu Trio Trompeten-Jazz, der die Gruppe selber als „free Funk meets Zen“ bezeichnet. Funk-Grooves mit Ambientklängen – erinnern irgendwie an die unheimlichbedrohliche Welt von David Lynch... Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr

Samstag, 10. Mai Sägewerk.01 – Aliens in Paradise Der Berner Elektro-Geigenvirtuose Martin Abbühl und eine funkige Band taufen nach 2 Jahren kontinuierlicher Entwicklung und Konzerten ihre neue CD, eben jene der Aliens... Mühle Hunziken/ 21.00 Uhr Sonntag, 11. Mai Lucas Niggli Big ZOOM ZOOM ist Jazzcombo, Kammermusikensemble und Rockband in einem. CDTaufe. Dampfzentrale Musikkeller/ 20.00 Uhr Sonntag, 11. Mai new jazz – new music Eine Gruppe von jungen Musikerinnen und Musikern zwischen 6 und 16 Jahren, unter der Leitung von JalaluKalvert Nelson, präsentiert Eigenkompositionen und Stücke von Ellington, Davis und Zawinul. Sous le pont/ 13.00 Uhr Donnerstag, 15. Mai Doppelkonzert: 3 Basses Hits & Da geht die Strasse gehen die Leute Zum 30. Todestag von Ingeborg Bachmann hat WIM ein interessanter Abend organisiert. Drei Kontrabässe und eine Frauenstimme, als Antwort interpretieren 2 Sprecherinnen mit zwei Stimmen einige Zeilen aus „Das Buch Franza“. Dampfzentrale Musikkeller/ 20.00 Uhr Freitag, 16. Mai UpTown BigBand UpTown BigBand – the Original – goes DownTown Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr Freitag, 23. Mai Anna Kurz & Benedikt Vetter Musik eines ungewöhnliches Duos und erst noch eine Plattentaufe. Balladen, Miniaturen, Klangmalereien und Stimmungen. E-Gitrarre und Querflöte – zwischen Jazz und Neuem...

Bild: Lucas Niggli; zVg.

Freitag, 23. Mai Martin Streule Jazz Orchestra Mit Intelligenz und Fingerspitzengefühl gestalten die Musiker neue, kontemporäre Dimensionen des Big Band Jazz auf. Das neue Programm heisst „Water“. Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr

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Samstag, 24. Mai Giancarlo Nicolai “electric guitar story no 2” Nach dem erfolgreichen Auftakt der Berner Gitarrengiganten am BeJazzWinterfestival 2002, geht das Klangspektrum der fünf Stromgitarren und Rhythmusgruppe in die zweite Geschichte. Feinste Musikerbesetzung! Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr Montag, 26. Mai Jazz am Montag: SJS Orchestra – Surprise Night Bei diesem Überraschungskonzert wird nur die Leitung (Bert Joris) bekannt gegeben... Aus der Swiss Jazz School Performance Series. Dampfzentrale Musikkeller/ 20.15 Uhr Donnerstag, 29. Mai Doppelkonzert: Trio WWW & Codons Sicherlich ist improvisierte Musik nicht jedem verständlich. Dieser Abend könnte aber eindrücklich den Horizont erweitern. Interessante Instrumente, Musiker und vor allem die Kombination von all dem... Dampfzentrale Musikkeller/ 20.00 Uhr Samstag, 31. Mai Pedro Javier Gonzalez Trio Javier Gonzalez (g) hat zwei Musiker in sein Trio geholt, die mit ihm die Liebe zum Flamenco, Jazz und brasilianischen Musik teilen. Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr

KLASSISCHE MUSIK Freitag, 2. Mai Die Freitagsakademie: „...das Herz des Menschen anzusprechen„ J. Fiedler, K. Suske, M. Simarro, V. Shestakov, A. Torgersen, B. Maurer, R. Bonavita, M. Würsch, spielen Werke von Mozart und Boccherini. Davor Bildbesprechung durch Dr. Marc Fehlmann. Kunstmuseum Bern/ 19.30 Uhr Reservation: 031 311 54 77 Sonntag, 18. Mai Werke von Claude Debussy & Songs von George Gershwin Zwei sehr unterschiedliche Komponisten an einem Abend – der Vergleich klingt spannend. Haberhuus Köniz/ 17.00 Uhr


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MUSIK DIVERSES Freitag, 2. Mai GUZ & die Avarells GUZ erinnert anscheinend an Udo Lindenberg, mit dem feinen Unterschied, in Würde und ohne Peinlichkeit zu altern. Die Avarells ist die Begleitung (g, b, kb, dr). CAFE KAIRO/ 21.00 Uhr

Samstag, 17. Mai Peña Flameca los caracoles: Ricardo Espinosa y su grupo feat. Leonor Moro Könnte durchaus das Highlight dieser Konzertserie werden! Power-Flamenco mit Power-Besetzung... Dampfzentrale Musikkeller/ 21.00 Uhr

2. & 3. Mai zapzarap auf Gartenfahrt A-Cappella frech, bluesig, zum Heulen, spannend und scheu. Ein einzig andersartiges A-Cappella-Programm mit Schweizer Lieder. Kellertheater Katakömbli/ 20.15 Uhr

Montag, 19. Mai Jazz am Montag: Simon Fankhauser Quartett Swiss Jazz School Studenten mit dem Trompeter Daniel Woodtli – der Abend verspricht nicht nur... Dampfzentrale Musikkeller/ 20.15 Uhr

Freitag, 5. Mai Rod MacDonald Ein bemerkenswerter Singer-/Songwriter aus dem Herzen der Greenwich Village Szene mit neuer Heimat Florida und einer wunderbaren Begleitung. Mehr dazu auf Seite 18. Mahogany Hall/ 21.00 Uhr

Donnerstag, 22. Mai tandem tinta blu Liebeslieder usw. Musik und Geschichten aus dem Mittelmeerraum und vom Weg dorthin. Eine der wohl wertvollsten Juwelen der Theater und Kleinkunstszene! Villa Bernau/ 21.00 Uhr

Freitag, 9. Mai Rita Chiarelli Eine gewaltige kanadische Blues- und Rockstimme von einer Frau, die über ihre eigene Geschichte singt und deswegen mit einer intensiven Offenheit überzeugt. (CNC-Bluesaward 2002) Bären Buchsi/ 21.30 Uhr

Samstag, 24. Mai Timna Brauer & Elias Meiri – Musik für den Frieden Im Rahmen der Jubiläumsfeier der Grünen Partei Schweiz, ist dieses Konzert der Höhepunkt des Anlasses. Mehr Infos dazu in dieser Ausgabe. Theater National/ 21.00 Uhr

Freitag, 9. Mai 30 Jahre Stiftung Terra Vecchia Das schweizweit grösste Sozialwerk im stationären Suchtbereich macht ein alkoholfreies Fest. Eine Nacht, die aber bestimmt süchtig macht: Shoppers, MO*, Juice & DJs Diferenz, Girl % Boba Fett. Klar das wir alle dabei sind... Dampfzentrale Kesselhaus/ 20.30 Uhr

Sonntag, 25. Mai World Woman Voices: Kamilya Jubran Die palästinensische Sängerin und Oud-Spielerin beschreibt in ihrer Musik die verschiedenen Stationen Ihres musikalischen Werdegangs. Das Programm heisst deswegen „Stationen einer Palästinenserin“. Soul le pont/ 21.00 Uhr

Samstag, 10. Mai Dänu Brüggemann Sympathische Lieder vom Berner Liedermacher in seinem neuen Programm „Bschysse gilt...!“ Gitarre, Stimme und verwegene Texte... Bäre Buchsi/ 21.30 Uhr Sonntag, 11. Mai Tonight & Only Wädi Gysi und Michael Morris bewegen sich als Duo zwischen Weltmusik und Impro. Akustische Miniaturen und rhythmische Kapriolen. CAFE KAIRO/ 20.00 Uhr

Mittwoch, 28. Mai Blast Normalerweise tourt die Gruppe durch USA und Japan. Jetzt machen sie einen Zwischenhalt in KAIRO. Ein Avantgarde-Rock-Quartet mit einen neuen Album. CAFE KAIRO/ 21.00 Uhr

THEATER/ PERFORMANCE 3./ 4./ 10./ 11. Mai PAFF Theater: Amor, Venus & Koller Ihr Arbeitsort ist der Hypothalamus, das oberste Steuerorgan zwischen Körper und Hirn. Sie schalten Emotionen, walten mit Hormonen und lenken „ihren Mann“ quer durch den Tag. Theater Remise/ SA 20.00 Uhr; SO 17.00 Uhr 4. – 6. Mai Lesculesuroses: Game Over Ein Projekt der Hochschule für Theater. Ein Stück Familie, die Familie als Schlachtfeld und das Schweigen für die Liebe. Schlachthaus Theater/ 20.30 Uhr 8./ 10. und 11. Mai Antischublade aus Raum 33: Revolution Zwei Männer erklären die Welt: Hauptsache beim Reden flexibel zu bleiben und ganz nebenbei an weibliche Geschlechtsteile zu denken... Schlachthaus Theater/ 20.30 Uhr 11. Mai bis 27. Juni Rose Bernd Ein Kaff, religiös und moralisch dominiert, eine Frau, die am falschen Ort geboren, zum hoffnungslosen Objekt einer Gesellschaft wird. Eigentlich wollen alle nur das Beste... Ein Stück von Gerhard Hauptmann, Musik von Simon Hostettler. Stadttheater Bern/ 19.00/ 19.30 Uhr 13. Mai – 5. Juni Martin Walser – Der Abstecher Hubert besucht Frieda, seine ehemalige Geliebte. Liebesbeziehungen hören nie auf, immer bleibt ein kleiner Rest unaufgearbeiteter Gefühle. Doch Frieda ist nun mit Erich verheiratet. Eine knallharte Diskussion entbrennt. Die Absichten der drei undurchsichtigen Personen liegen nicht auf der Hand und so nimmt der Besuch eine völlig unerwartete Wendung. Theater an der Effingerstrasse DI – SA 20.00 Uhr; SO 17.00 Uhr 15. - 17. Mai Jugendtheaterclub U18: Texteile fehlen Vierzehn Girls – tot oder lebendig – werden berühmt. Rollentausch, wenn die Identität nicht gefällt. Waschen, schleudern, ausgewrungen und hübsch weichgespühlt. Schlachthaus Theater/ 20.30 Uhr


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Donnerstag, 22. Mai SPOT: Theater Zamt & Zunder: Cowboy, Cowboy Ein Theaterstück über Gewalt (ab 14 Jahren). ...da taucht unvermutet der Held auf und das Duell zwischen Gut und Böse beginnt. Der Held wird dabei genauso kritisch betrachtet wie der Schurke. Dampfzentrale Kesselhaus/ 20.30 Uhr Samstag, 24. Mai Montag, 26. Mai SPOT: Junges Theater Basel: Held der westlichen Welt Christian hat seinen Vater erschlagen und befindet sich auf der Flucht. Überraschenderweise bewundern Fremde seine Tat und er glaubt schliesslich selber an sein Heldentum. Dampfzentrale Kesselhaus/ SA 20.30 Uhr; MO 10.30 und 14.00 Uhr Mittwoch, 28. Mai TAP: Theatersport Theater am Puls ist seit Februar 2001 eine Improvisationstheatergruppe aus Bern. Verschiedene Theaterformen treffen auf ein miteiferndes Publikum. Spannende neue Bühneneroberung. Schlachthaus Theater/ 20.30 Uhr

DIVERSES Freitag, 2. Mai RAUM - Eröffnungsvernissage Die Geschichts- & Kulturwerkstatt Bern hat einen RAUM im Breitenrain und eröffnet ihn mit der Ausstellung von Fritz Sauter (Drucker, Gestalter und Autor – prix suisse 2002). RAUM/ 18.00 Uhr (Militärstrasse 60, 3014 Bern) Freitag und Samstag, 2./ 3. Mai Spiegelbild und Schatten Herr Thiel hat sich die Haare gewaschen. Er ist etwas romantischer geworden. Und Herr Sassine mausert sich und blickt ins Publikum. Eine Art Liebeserklärung an die Freiheit oder eine Geschichte um Christentum, Animismus, Totemismus und Kulturgüterraub. Ach, und es geht auch um SIE! Haberhuus Köniz/ 20.30 Uhr

Bild: Rodolfo A. Abella zVg.

Freitag, 9. Mai Richard Reich Richard Reich liest Texte aus seinem Buch „Ovoland“, die grösstenteils als Kolumnen im Sportteil der NZZ erschienen sind – und das in der Wander-Villa! Villa Bernau/ 20.30 Uhr

Sonntag, 11. Mai Muttertagsessen Anmeldung bis 7.5.03 unter Telefon 031 371 28 22. Organisiert vom ALLWO-Club Bern (Freizeitveranstaltungen für Alleinerziehende sowie Wochenendväter und -mütter). Villa Bernau/ 11.30 Uhr Mittwoch, 14. Mai Sonntag, 18. Mai Der glückliche Berg Nomen est omen? Das wollte Hugo Sigrist auf dem Beatenberg am Nordufer des Thunersees erkunden: Er hat eine überraschende Reihe von spirituell und auch ganz irdisch motivierten AnsiedlerInnen getroffen, um sie erzählen zu lassen von ihrem Sinn und ihrem Ort in dieser Welt. Ein Hörbild eines Berges, gezeichnet von einigen seiner suchenden Menschen. chrüz u quer/ Radio Rabe 95.6 MHz/ 21.00 Uhr Samstag, 31. Mai Trafo-Lesung: Klingende Eisen, Spangen und Gleise: Vier Maultrommeln Anton Bruhin, der Meister der Maultrommel, wird mit seinen Mitmaultrommlern Bodo Hell, Michel Mettler und Peter Weber, den Gaumen zur Landschaft, die Landschaft zum Gaumen verwandeln. Dampfzentrale Kesselhaus/ 20.00 Uhr

AUSSTELLUNGEN / MUSEEN 1. Mai – 26. Oktober Anne und Patrick Poirier Die Ausstellung im Wocher-Panorama Thun zeigt Modelle und Architekturen, welche aus Elementen industrieller Maschinerien entwickelt worden sind. Urbane Lanschaftsszenerien. Schadaupark Thun DI – SO 10.00 – 17.00 Uhr 3. Mai – 24. Mai Rodolfo A. Abella Skulpturen vom argentinischen Künstler Rodolfo A. Abella. Arte y cultura/ DO & FR 13.00 – 18.00 Uhr; SA 11.00 – 17.00 Uhr 10.– 31. Mai Eveline Stauffer und Mariann Zbinden Bilder und Objekte von zwei nicht unbekannten Frauen. Eine spannende und farbenfrohe Begegnung. Kultur Arena Wittigkofen/ MO – FR 14.00 – 18.00 Uhr; SA 11.00 – 16.00 Uhr; SO 14.00 – 17.00 Uhr

Samstag 24. Mai – 14. Juni Der behelmte Mann Installationen, Objekte und Texte von Bernhard Gerber und Lukas Hartmann – zwei Berner Künstler reagieren auf Krieg, Gewalt und den eigenen Schatten. Kornhausforum Bern/ DI – FR 10.00 – 19.00 Uhr; DO bis 20.00 Uhr; SA 10.00 – 17.00 Uhr 26. April – 18. Mai Augen-Blicke Eine andere Sicht der Dinge werden uns in dieser Ausstellung vor Augen geführt. Augen sind das Thema von verschiedenen Künstlern und Veranstaltungen. Alte Schmiede, Werkstatt für Kultur, Üttligen Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8 – 12 3011 Bern MO geschlossen DI 10.00– 21.00 Uhr MI – SO 10.00 – 17.00 Uhr • Paul Klee 15.02.2002 – 31.05.2003 • Johannes Itten Wege zur Kunst 14.02.2003 – 05.05.2003 • Michael von Graffenried 04.03.2003 – 25.05.2003 • Albert Anker 23.05.2003 – 31.08.2003 Naturhistorisches Museum Bern Bernastrasse 15 3005 Bern Mo14 – 17 Uhr Di/Do/Fr 9 – 17 Uhr Mi 9 – 18 Uhr Sa/So 10 – 17 Uhr Historisches Museum Bern Helvetiaplatz 5; 3005 Bern MO geschlossen DI – SO 10.00 – 17.00 Uhr MI 10.00 – 20.00 Uhr • Archäologie: Steinzeit, Kelten, Römer 31.10.2002 – 31.12.2003 • Von Krieg und Frieden Bern und die Eidgenossen 08.03.2003 – 30.11.2003 Museum für Kommunikation Helvetiastrasse 16; 3000 Bern 6 MO geschlossen DI – SO 10.00 – 17.00 Uhr • Telemagie – 150 Jahre Telekommunikation in der Schweiz 13.09.2002 – 27.07.2003


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• Werbung für die Götter Heilsbringer aus 4‘000 Jahren 28.02.2003 – 25.01.2004 Kunsthalle Bern Helvetiaplatz 1; 3005 Bern MO geschlossen DI 10.00 – 19.00 Uhr MI – SO 10.00 – 17.00 Uhr • Serge Spitzer – Elsbeth Böniger 10.05.2003 – 22.06.2003 Schweizerisches Alpines Museum Helvetiaplatz 4; 3005 Bern MO 14.00 – 17.00 Uhr DI – SO 10.00 – 17.00 Uhr • Kinder reisen um die Welt Auf den Spuren des Bergsteigers und Fotografen Dölf Reist. 06.03.2003 – 09.06.2003 • Klimawandel und Lebensraum Alpen Aus Anlass des 54. Deutschen Geographentages in Bern. 04.09.2003 – 31.05.2003 Kornhausforum Kornhausplatz 18; 3000 Bern 7 MO geschlossen DI- FR 10.00 – 19.00 Uhr DO 10.00 – 17.00 Uhr SA 10.00 – 16.00 Uhr • Food Design 18.04.2003 – 08.06.2003 Psychiatrie-Museum Bern Bolligenstrasse 111; 3000 Bern 60 MI – 14.00 – 16.00 Uhr • „The mad brain“ - Hundert Jahre Hirnforschung in der Psychiatrie 08.05.2002 – 01.06.2003 Centre Dürrenmatt Neuchâtel Chemin du Pertuis-du-Sault 74 2000 Neuchâtel MI – SO 11.00 – 17.00 Uhr DO 11.00 – 19.00 Uhr • Dieter Roth: La Bibliothèque 06.04.2003 – 26.10.2003 • Friedrich Dürrenmatt „Endspiele“ 06.04.2003 – 19.10.2003 Museum Franz Gertsch Platanenstrasse 3; 3401 Burgdorf MO geschlossen DI – FR 11.00 – 19.00 Uhr SA & SO 10.00 – 17.00 Uhr • Horizonte 26. 04. – 27. 07.2003

CentrePasquArt Seevorstadt 71 – 75; 2502 Biel MI – FR 14.00 -18.00 SA – SO 11.00 – 18.00 • In diesen Zeiten – c’est le moment 29.03. – 25.05.2003 Kunstmuseum Thun Hofstettenstrasse 14; 3602 Thun DI – SO 10.00 – 17.00 Uhr MI 10.00 – 21.00 Uhr • Louise Aeschlimann und Mar gareta Corti Stipendium 2003 Stipendiumsausstellung junger Berner Künstler/innen 9.05. – 1. 06.2003

VORTRÄGE/ DISKUSSIONEN Dienstag, 6. Mai Architekturforum Bern – Carte blanche Jürg Sulzer, Stadtplaner der Stadt Bern, orientiert über den Stand grösserer Planung- und Infrastrukturprojekte. Parallel ist eine Ausstellung zum Entwicklungspotential Gaswerkareal zu sehen. Ein Projekt mit der TU Dresden, dem Stadtplanungsamt Bern und Studierenden. Kornhausforum Bern/ 18.30 Uhr Sonntag, 25. Mai Fördern und Fordern Eine Gesprächsplattform der Bernischen Kunstgesellschaft. Künstler und Förderer schildern und diskutieren im Rahmen der Ausstellung des Aeschlimann Corti Stipendiums ihre Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit Förderinstitutionen. Kunstmuseum Thun/ 11.00 Uhr

KINDER Mittwoch, 21. Mai SPOT: Theatre am Stram Gram: Le pays de rien Der König im Lande Nichts liebt seine einzige Tochter sehr und will sie vor allem beschützen. Er hat das Reich von allem befreit, damit nichts mehr da ist. Aber die kleine Prinzessin will nicht Königin dieses Landes werden... (französisch gesprochen). Dampfzentrale Turbinensaal/ 14.00 Uhr

Donnerstag, 22. Mai Freitag, 23. Mai SPOT: Theatre de la grenouille: Nickel, der mit dem Fuchs tanzt Eine Freundschaft zwischen einem Hasen und einem Fuchs nach einem überraschenden Rezept, welches scheinbar unumkehrbare Naturgesetze umstösst... Dampfzentrale Turbinensaal DO 10.30 Uhr; FR 16.00 Uhr

SPOT 21. Schweizer Theaterfestival für ein junges Publikum. Infos: www. astej.ch/spot

Zirkus Wunderplunder in Bern: 3. Mai Ankunft in Köniz Vorstellung 9. Mai 14.30/ 19.30 Uhr Theater 7. Mai 19.00 Uhr 10. Mai Ankunft in Obersteckholz Vorstellung 16.Mai 14.30/ 19.30 Uhr Theater 14. Mai 19.00 Uhr CIRCUS – Himmel über Bern Betreutes Spielprogramm für Kinder ab 4 Jahren, beim Zirkuswagen. Gurtenwiese, DI, MI und SA 14.00 – 17.00 Uhr Berner Ludothek Monbijoustrasse 14; 3011 Bern DI – FR 14.00 – 18.00 Uhr SA 11.00 – 15.00 Uhr Ludothek Lorraine Lorrainestrasse 14; 3013 Bern MI 14.00 – 18.00 Uhr SA 11.00 – 15.00 Uhr Chinderchübu Kapellenstrasse 22; 3001 Bern MI – SA 13.30 – 17.30 Uhr Kinderatelier Kleefeld Mädergutstrasse 62; 3018 Bern MI – FR 13.30 – 17.30 Uhr Kindertreff Mali Melchiorstrasse 12; 3027 Bern MI & FR 13.30 – 17.30 Uhr DO 14.00 – 18.00 Uhr Kindertreff Tscharnergut Waldmannstrasse 49 A; 3027 Bern MI – FR 9.00 – 12.00 Uhr

Diese Kulturagenda hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist vielmehr eine Selektion

Längmuur Spielplatz Langmauerweg 20 A; 3011 Bern MI – SA 14.00 – 18.00 Uhr

von Veranstaltungen, die uns wichtig erscheint und die speziell hervorgehoben werden

Spielplatz Länggasse Neufeldstrasse 20; 3012 Bern MI/ FR/ SA 14.00 – 17.00 Uhr

sollte. Informationen für diese Kulturagenda mit detaillierten Pressebeschreibungen bitte an

Spielplatz am Schützenweg Allmendstrasse 21; 3014 Bern DI – SA 14.00 – 17.00 Uhr

ensuite@interwerk.ch oder an die Postadresse der Redaktion.


BeJazz | Dampfzentrale Marzilistr. 47, CH-3005 Bern info@bejazz.ch Tel. 031 311 82 03 Büro: MI & DO jeweils 14.00 - 17.00h

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Cuong Vu Trio

PROGRAMM MAI 2003 Fr 02.05. 21:00

Sureste Tango Trio Nuevo Tango Musikkeller

Sa 03.05. 20:00

Donat Fisch Quartett Modern Jazz. ”Mr. Goodman” - Tour. Musikkeller

So 04.05. 20:00

Sylvain Luc Trio SUD Jazz brillant, c’est le trio SUD de France Musikkeller

Sa 10.05. 21:00

Cuong Vu Trio Trumpet Jazz on the top! Musikkeller

So 11.05. 20:00

Lucas Niggli Big ZOOM New Jazz. CD-Release ”Big Ball”! Musikkeller

Fr 16.05. 21:00

UpTown BigBand Big Band Jazz Musikkeller

Fr 16.05. 23:00

THE NIGHT OF THE BLUE NOTES Zuckerhut Beats feat. Tim B (Major Boys) & Soulsource Foyer International, Kesselhaus

Fr 23.05. 21:00

Martin Streule Jazz Orchestra Big Band Jazz. New program ”WATER”! Musikkeller

Sa 24.05. 21:00

Giancarlo Nicolai ”electric guitar story no 2” Future Guitar Jazz. New program ”STORIE SALATE”! Musikkeller

Mi 28.05. 23:00

SOULSTREAM Soulful Grooves a few among others – clubnight Foyer International

Bild: Cuong Vu Trio, zVg.

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a kommt ein Trompeter nach Bern, der von sich selber sagt, “dass ich den Klang der Trompete nicht besonders mag. Ich suche nach anderen Dingen auf der Trompete... Ich suche nach einem grossen, dunklen Sound. Ich liebe es, mein Spiel mit Farben zu versehen”, erklärte Cuong Vu in einem Interview der deutschen Fachzeitschrift “Jazzthetik”. In der Tat: Hört man sich die aktuelle CD “Come Play With Me” seines Trios an, dann fällt sofort der besondere, eigenwillige Klang von Cuongs Trompete auf. Mal klingt sie wie warm und voll, dann wieder düster, schwermütig und melancholisch, mal gar wie ein Alphorn. Da ist nichts Grelles in Cuongs Instrument; er muss sich nicht mit halsbrecherischen Soli profilieren, und auch vom ätherisch-coolen Trompetenklang eines Niels Petter Molvaer ist bei ihm nichts zu hören. Doch bloss besinnlich und beschaulich ist die Musik des Cuong Vu Trios keineswegs: Mit dosiert eingesetzten elektronischen Hilfsmitteln und mit einer Rhythm Section, die für groovende Ambient-Patterns und rockige Einschübe sorgt, ist der Sound auf der Höhe der Zeit – und erinnert gleichzeitig an die Fusion-Experimente eines Miles Davis der späten Sechziger Jahre. Wohl kaum ein Zufall, dass auch das Album-Cover von Cuong Vus CD “Come Play With Me” an die psychedelischen Gemälde von Mati Klarwein erinnert, die die Plattenhüllen von Miles‘ “Bitches Brew” oder Santanas “Abraxas” zieren... “Free Funk Meets Zen”, so beschreibt Cuong Vu die Musik seines Trios. Als

Sohn einer Popsängerin und eines Saxophonisten in Vietnam geboren, lebt Cuong Vu seit seinem sechsten Lebensjahr in den USA; 1994 zog er nach New York und wurde dort rasch vom Geheimtipp zu einem gefragten Mitspieler in der “Knitting-Factory”-Szene um Dave Douglas, Jim Black und Chris Speed. Douglas, der zurzeit wohl bedeutendste Trompeter überhaupt, holte Cuong Vu 1997 als zweiten Trompeter in seine “Sanctuary”-Band, “weil er all das spielen kann, was ich nicht kann”, wie er einmal sagte. Auch mit der Multimedia-Performerin Laurie Anderson arbeitete Cuong Vu zusammen, und einem noch breiteren Publikum wurde Cuong Vu bekannt durch sein Mitwirken auf Pat Methenys letztjähriger CD “Speaking of Now”, die kürzlich mit einem Grammy für das beste Contemporary-Jazz-Album ausgezeichnet wurde. Da kommt ein Trompeter nach Bern, dessen eigenwillige Stimme Gehör verdient. (kb) Cuong Vu (tp), Stomu Takeishi (b), Joe Tomino (dr). Samstag 10. Mai/ 21.00 h, Dampfzentrale

Lucas Niggli Big Zoom

Fr 30.05. 23:00

THE NIGHT OF THE BLUE NOTES Vienna Scientists feat. DJ Jürgen Drimal Dancefloor- & NuJazz Foyer International, Kesselhaus

Sa 31.05. 21:00

Pedro Javier Gonzalez Trio Flamenco Jazz from Spain Musikkeller

Detaillierte Programme sind bei BeJazz oder in der Dampfzentrale erhältlich! Reservationen: 031 312 1206

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ucas Niggli war schon immer einer, der mehr wollte, als einfach hinter seiner Schiessbude zu sitzen und den Takt zu halten. Der vor 35 Jahren in Kamerun geborene, seit langem in Uster lebende Niggli hat sich als Drummer und Perkussionist, immer mehr aber auch als Komponist, Arrangeur und Bandleader mittlerweile weit über die Schweiz hinaus einen guten Namen geschaffen – ob mit dem Trio “Steamboat Switzerland” oder in Kooperationen mit Fred Frith oder Tom Cora, in Projekten mit seinen “Amtskollegen” Pierre Favre und Fredy Studer oder nun mit seiner aktuellen Band Big Zoom. Basierend auf dem

Trio Zoom (mit dem Gitarristen Philipp Schaufelberger und dem Posaunisten Nils Wogram), welches 2001 mit seinem Erstling “Spawn of Speed” für Aufsehen sorgte, und ergänzt durch den Klarinettisten Claudio Puntin und den Bassisten Christian Weber, ist Big Zoom laut Eigendefinition “Jazzcombo, Kammermusikensemble und Rockband in einem”. Am letztjährigen Festival von Willisau sorgte Big Zoom für einen Höhepunkt; der Konzertmitschnitt ist soeben als CD (“Big Ball”) erschienen. (kb) Lucas Niggli Big Zoom, Sonntag 11.5./ 20.00h, Dampfzentrale


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ANNE JAEGGI

«La danse c’est le pied» (Mathilde Monnier)


Bild links: Jonathan Burrows, zVg. Bild unten: Carlos Orta, zVg.

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«Feet are as important as a cunt, just that you have two of them.» Wim Vandekeybus

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«One arrives ever to the one foot in front of the other from here to there. The moved moment.» Carolyn Carlson

ie Berner Tanztage starten nach einer Denkpause neu vom 13. bis 28. Juni 2003. Neben dem Festivalzentrum in den Kulturhallen Dampfzentrale und den bewährten Spielorten Schlachthaus Theater und Kornhausforum sorgen weitere Schauplätze wie ein Zelt auf dem Gaswerkareal und das Kino Cinématte für die Verbreitung des Tanzfiebers in der ganzen Stadt. Bereits ab dem 17. Mai bis zum Ende der Tanztage ist in der Treppenhausgalerie des Kaufhauses Loeb eine Fotoausstellung von berühmten Füssen zeitgenössischer Tänzerinnen und Choreografen zu sehen. Nach einer Zwischensaison im Jahr 2002 setzen die Berner Tanztage neu im Frühsommer und mit frischen Impulsen ihren Fuss wieder aufs internationale Festival-Parkett. Und würdigen diesen Fuss, den Tanzfuss, diesmal ganz speziell: Als Festivalsujet fordert er das Publikum zum Tanz auf, und bereits im Vorfeld der Tanztage bis zum Ende des Festivals ist ihm eine Ausstellung unter dem Titel «Füsse zeitgenössischer Choreografinnen und Choreografen» in der Loeb Treppenhausgalerie gewidmet.

Fussporträts Dieses aussergewöhnliche FotoShooting wurde gemeinsam von dem Choreografen Willi Dorner und der Fotografin Lisa Rastl aus Österreich realisiert. Die beiden haben die Füsse illustrer Choreografinnen und Choreografen fotografiert, die ihrerseits für die Aufnahme eine spezielle Position oder Bewegung ausgewählt haben. Ergänzt mit kurzen Statements der Porträtierten, sind berührende und sehr intime Bild-«Texte» über die einzelnen Persönlichkeiten und das Verhältnis der Tanzschaffenden zu ihrem essentiellen «Werkzeug» - ihren Füssen eben - entstanden. So vielfältig und eigenwillig wie die Künstlerinnen und Künstler sind auch die eingefangenen Bilder. Nir Ben Gal etwa wäscht sich seine Füsse, Amanda Miller studiert die ihren vor der Kameralinse und meint lakonisch: «My feet are big», der Schwarzafrikaner Koffi

Koko steht auf Naturboden, um seine Erdverbundenheit zu demonstrieren. Rastls Fotos zeigen die – oft bis zur Deformierung geschundenen – ausdrucksstarken Tänzerfüsse mit grossem Respekt, der den Betrachter nie zum Voyeur werden lässt. In die Ausstellung reihen sich die Füsse zahlreicher Choreografinnen und Choreografen, die auch an den Berner Tanztagen zu Gast waren, unter ihnen Steve Paxton, Meg Stuart, Wim Vandekeybus, Amanda Miller und Jorma Uotinen. Tanz in allen Facetten Dynamisch wie in den Anfängen sorgen die Berner Tanztage auch nach ihrem Neustart für Überraschendes. Lust- und Anspruchsvolles soll unterhalten wie zur Auseinandersetzung herausfordern. Neu ist neben dem früheren Festivaltermin eine offenere Anlage der Tanztage mit Veranstaltungen an verschiedensten, teilweise neuen Orten, die zusammen das Gesamterlebnis Festival ergeben. Bewährt bleibt die einmalige Atmosphäre in den Kulturhallen Dampfzentrale. Und fortgesetzt wird die zum Teil radikale Erforschung vom Tanz in all seiner Dynamik, seinen Facetten und Grenzgängen. Packende Publikumsrenner, irritierende Performances, sinnliche Körperbilder und Varianten von Tanzformen über den Bühnenrand hinaus bilden ein Festivalprogramm, das den Tanz in seiner Vielfalt an ein breites Publikum bringt, die Gemüter anregt oder schlicht einmal auf heissen Sohlen daherkommt...

Füsse zeitgenössischer Choreografinnen und Choreografen Fotoausstellung von Willi Dorner und Lisa Rastl Loeb, Treppenhausgalerie Vernissage Sa 17. Mai, 10.30 h Sa 17. Mai bis Sa 28. Juni Mo bis Mi & Fr 9.00 - 18.30 h Do 9.00 – 21.00 h Sa 8.00 – 16.00 h Eintritt frei Zu sehen sind Fuss-Porträts von Jérôme Bel, Nir Ben Gal, Jonathan Burrows, Carolyn Carlson, Nigel Charnock, Charles Cre-Ange, Koffi Koko, Susanne Linke, Louise Lecavalier, Amanda Miller, Ko Murobushi, Mathilde Monnier, Loyd Newson, Carlos Orta, Steve Paxton, Steven Petronio, Alain Platel, Meg Stuart, Mark Tompkins, Jorma Uotinen und Wim Vandekeybus.

16. Berner Tanztage 2003 13. – 28. Juni 2003 Festivalprogramm und Vorverkauf ab 8. Mai: «Der Bund»-TicketCorner, Bubenbergplatz 8 (Bern), alle TicketCorner der Schweiz Telefon 0848 800 800 oder www.ticketcorner.ch Info: www.tanztage.ch


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Alles wird anders E

in Nachkriegssatiriker wird musikalisch interpretiert von einem, mit dem Namen Rabenschlag – geht das? Anscheinend klingend. Der aus Heidelberg stammende und in Basel lebende Thomas Rabenschlag ist schon lange angetan vom deutschen Urvater der Nachkriegssatire, Robert Gernhardt, und hat dessen Gedichte für die Musik entdeckt. Seit 1983 ist Rabenschlag freischaffender Komponist, Musiker und Pädagoge. Seine Liebe zu Gernhardt entdeckte er vor 25 Jahren und es ist nicht das erste Mal, dass er sich mit seinen Liedern und Texten auf die Bühne wagt: Bereits 1980 spielte er mit 2 Schauspielern “Der Mensch ein Abgrund – Ein Ja zu Leben” mit Texten von ihm. Rabenschlag war langjähriger pianistischer Weggefährte von Wolfram Berger. Die Gedichte von Gernhardt hat er 2002 auf einer CD (Alles wird anders/ RecRec Zürich) vertont mit bekannten Musikern, wie: Max Lässer, Michael Zisman, Björn Meyer, Kaspar Rast und vielen mehr. Der Rhythmus und die Melodie von

Gernhardts sprachlich-poetischen Miniaturen werden erst durch Rabenschlag so richtig hörbar. Herausgekommen ist ein Programm mit Ohrwürmern, vielfältigem Witz und einem unverwechselbaren Rabenschlaghumor. Robert Gernhardt meinte selber überdies: “...nicht nur zuträglich, sondern diese sogar steigert.” Robert Gernhardt wurde 1937 in Reval (heute Tallin/ Estland) geboren und studierte Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin. Danach war er Redakteur der Satire-Zeitschrift “pardon” und war auch Mitglied der “Neuen Frankfurter Schule”. Gernhardt hat zahlreiche Auszeichnungen für sein umfangreiches Schaffen als Schriftsteller, Maler, Zeichner, Satiriker, Drehbuchautor und Kulturkritiker erhalten. Seit 1964 lebt er in Frankfurt am Main. (vl)

Oh Mensch, vergiss den Lerchenschlag! Der Rabenschlag tönt reiner. Hört seinen Sang und stimmt mit ein: So schön klang selten einer. (Robert Gernhardt)

Programmübersicht Mai Thomas Rabenschlag singt Robert Gernhardt Alles wird anders Dienstag 29. April bis Samstag 3. Mai/ 20.00 Uhr Nicole D. Käser Anleitung zum Herz, Diät, Sex, Wahnsinn Seminarkabarett nach Bernhard Ludwig Dienstag 6. bis Samstag 10. Mai/ 20.00 Uhr Les Soirées Musicales – Europe meets Latin Montag 12. Mai/ 19.30 Uhr SingTonic – geschüttelt und gerührt Vocal Comedy Donnerstag 15. bis Samstag 17. Mai/ 19.30 Uhr LesArten - Das Ding mit dem Sachbuch Montag 19. Mai/ 19.30 Uhr Angela Buddecke – mein ist mein ganzes Herz Klavierkabarett Dienstag 20. bis Samstag 24. Mai/ 19.30 Uhr

Bild: Thomas Rabenschlag mit Flügel; zVg.

Christine Lather: Liebes Leben – Lieder für den Tod Dienstag 27. bis Samstag 31. Mai/ 20.00 Uhr Vorschau Juni Unsere Lieblinge – Deutschlands charmantestes Kammerorchester Dienstag 10. bis Freitag 13. Juni/ 20.00 Uhr


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Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble

Programm 24. Mai 2003 – Jubiläumsfest 13.30

Begrüssung durch Therese Frösch, Finanzdirektorin der Stadt Bern; Eröffnungsreden von Ruth Genner und Patrice Mugny, Co-Präsidium, der Grünen Schweiz; Rede des Gründungsmitgliedes und heutigen Lausanner Stadtpräsidenten Daniel Brélaz; Auftritt von Grünen der jungen Generation

K u r z e s Z w i s c h e n s p i e l m i t E u g è n e B o n j o u r, Z a u b e r o l o g e 15.00

Pause: Musik mit dem Klezmer-Trio Goylem

15.30

Podiumsdiskussion: “Die Grünen: Kraft der Zukunft!?” Moderation: Cécile Bühlmann; Teilnahme zugesagt haben bis jetzt: Hil degard Fässler, Fraktionspräsidentin der SP; Susann Boos, Journalistin WoZ; P.M., Schriftsteller; René Longet, Präsident „equiterre“; Florian Irminger, Gymnasiast

K u r z e s Z w i s c h e n s p i e l m i t E u g è n e B o n j o u r, Z a u b e r o l o g e 17.30

Apèro, offeriert von der Grünen Partei Schweiz und der Stadt Bern auf dem Hirschengrabenplatz

18.30

Nachtessen im Hotel Theater National (auf Anmeldung), weitere Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Hirschengrabenplatz

19.45

Konzert mit Baldrian: bio-dynamisches Kraftfutter aus dem Zürcher Oberland, freche Mundartlieder aus dem Leben fürs Leben! (www.baldrian.ch)

21.00

Konzert mit Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble aus Wien.

Auf dem Hirschengrabenplatz 12.00 bis 21.00

Markt mit Ständen grüner BiobäuerInnen und HandwerkerInnen, befreundeter Organisationen und der Grünen Partei der Schweiz. Verpflegungsmöglichkeiten, Attraktionen für Kinder und Erwachsene.

Bild: zVg.

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üdische Musik wird meistens mit Klarinette, Jiddisch und Klezmer assoziiert. Dies ist vor allem die Kultur der Juden, die aus Zentraleuropa stammen. Doch durch die Geschichte der Vertreibungen sind asiatische, nordafrikanische und spanische Einflüsse eingedrungen. Jemenitische Hymnen zum Beispiel erinnern an gregorianische Chöre und orientalische Phrasierungen wirken wie ein Bindeglied zwischen chassidischen Melodien und arabischer Kadenz. Das Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble schafft mit seinem Programm “Music for Peace”, Bezüge zwischen jüdischer, christlicher und muslimischer Welt. Die Musik schafft, was den Menschen sonst nicht zu gelingen scheint: Das Überwinden von Gegensätzen in Kulturen und Religionen, indem man Rollen tauscht und sich doch nicht fremd fühlt. “Nur mit Respekt und Toleranz schaffen wir einen, in unserem Fall musikalischen Dialog”, sagt Timna Brauer. Sie spricht aus Erfahrung. Sie ist Tochter einer jemenitischen Mutter und eines österreichischen Architekten, mit zwei kulturell verschiedenen Grossvätern: Simon Brauer stammte aus Litauen, und Yechil Dahabani wanderte im vorigen Jahrhundert zu Fuss von Jemen ins “heilige Land” ein. Beide waren hervorragende Sänger und ihre Lieder, beim Einen europäisch und beim Anderen orientalisch, haben Timna Brauers musikalische und kulturelle Entwicklung stark geprägt. Aber sie schafft noch andere Spagate: 1988 ist sie am gleichen Abend wie Miles Davis und Herbie Hancock in Montreux aufgetreten. Nichts an diesen musikalischen Fusionen wirkt gekünstelt und oder gesucht. Ihre Konzerte beschreiben Totalität und Utopie. Die Totalität zeigt sich in Trauer und Traurigkeit, die Utopie in Farben und kulturellen Grenzüberschreitungen. Es ist vor allem die stilistische Vielfalt, diese gleichzeitige Allah- Anbetung und Marien-Verehrung, die synagogische Liturgie, die das Publikum einnimmt. Ihr Begleiter und Gatte, Elias Meiri, stammt aus Israel, und ist Jazzpianist. In dieser kulturellen Vielfalt begeistern sie – darüber ist sich sogar die Presse einig. (vl) Konzert: 24. Mai Theater National/ 21.00 Uhr


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The World Loves Its Balance – Rod MacDonald

Bild: zVg.

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ein, Rod MacDonald hebt die Welt auf seinem mittlerweile fünften Album für das kleine “Brambus Records” Label nicht aus den Angeln. Dies wäre vermessen und widerspräche der Bescheidenheit, die er in seinen Songs musikalisch wie auch textlich preisgibt. Auf “Recognition” finden sich unprätentiöse Folksongs, entspannter Südstaatenrock ohne verschwenderische Gitarrensolos und bluesig angehauchte Balladen, die verrauchte Kneipenstimmungen einfangen. Getragen wird diese Stilvielfalt durch die optimistische, stark an Dougie McLean erinnernde Stimme von MacDonald. Der Ende der neunziger Jahre zum Kern der Fast-Folk und Greenwich Village Künstlerkolonie um Suzanne Vega gehörende Sänger, scheint mit sich in Frieden zu sein. “We got it good and that ain’t bad” lautet etwa ein Satz. Und man glaubt ihm. So besteht denn auch der grössere Teil seines Liedguts aus sensiblen Liebesliedern. “I feel a recognition not of habit or right or wrong but a feeling of arriving at the place where I belong,” singt MacDonald im wunderbaren Opener “You who sleep beside me”. Die Welt liebt das Gleichgewicht, das Unaufgeregte, das in der gegenwärtigen Weltsituation kaum zu finden ist. Denn zu stark wiegen die Heucheleien und Verfehlungen der Politiker (“For the good of America”) und die sozialen Missstände. Zu viele Leute suchen das schnelle Geld und flüchten in künstliche Scheinwelten, die diese als Realität ansehen („Mickey World“). In diesen Themen findet der seit einigen Jahren in Florida lebende MacDonald Stoff für eine Handvoll Protestsongs ohne Pathos. Mit Einfühlungsvermögen zeichnet er die Leben der Attentäter während den Vorbereitungen der Terroranschläge von New York nach. Der Mann taucht auf, der damals die Atombombe über Hiroshima abwarf und sein “one big thing” als einfachen Befehl verstand und versteht. Lakonisch gibt dieser zu Protokoll: “All I ever did was serve my country.” Mit seiner vierköpfigen Begleitband sucht Rod MacDonald nun Bern auf. Ein schöner Abend wird’s werden und trotz den Protestsongs wird die Welt, zumindest im Konzertsaal, ihre Balance finden...

Rod MacDonald “Recognition” (Brambus Records) Konzert: 2. Mai, Mahogany Hall Bern/ 21.00 Uhr

CD-TIPP Silje Nergaard – at first light Spätestens nach Nora Jones hat die Suche nach Frauenstimmen im Jazz die Runde gemacht. Eigentlich hat das Konzept schon immer Erfolg gehabt – doch jetzt sind diese Produktionen in den Pop-Hitparaden zu finden. So auch das vorliegende, nicht mehr ganz neuste Album von Silje Nergaard „at first light“. Eine Art Main-stream-Jazz, ohne zu intellektuell zu sein, eine Frauenstimme, die in der Weiblichkeit kaum zu übertreffen ist und dazu noch aus Norwegen stammt, welches ein musikalisches Mekka zu sein scheint. Es wäre aber schändlich, diese neue Generation von Frauenjazz zu banalisieren und als reines Marketing zu be-

schreiben. Silje Nergaard hat zwar über Wochen in Norwegen den Platz Nummer 1 in den Charts besetzt, doch zu Recht. Sie hat eine kräftig-weibliche, natürliche, verträumte Stimme und zusammen mit den intelligenten Eigenkompositionen, macht dies weiche Knie. Speziell die Ballade “two sleepy people” ist in der Frische und Emotionalität kaum noch zu übertreffen. Ein Stück für Verliebte, Verheiratete oder davon Träumende. Sicher, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker, doch dies ist eine CD die man immer wieder hören will, weil sie uns eine liebevolle und lebenswerte Welt zurückgibt. (vl) www.siljenergaard.com Silje Nergaard – at first light 2001; Universal Music


KLAUS BONANOMI

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VON MENSCHEN UND MEDIEN Was hat Bern mit Lebensqualität zu tun?

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ie rhetorische Frage zu stellen heisst sie zu beantworten: Nichts natürlich. Jedenfalls sieht es so der Trendguru Tyler Brûlé. „Was hat Bern mit Lebensqualität zu tun?“ fragte Brûlé unlängst in seiner Kolumne in der Sonntags-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung aus Anlass einer Umfrage über die Lebensqualität in verschiedenen Städten der Welt. Dass Städte wie Bern und Genf bei dieser Umfrage unter den besten zehn landeten, hat laut Brûlés Wort zum Sonntag damit zu tun, „dass die Leute, die diese Liste aufstellen, höchstwahrscheinlich um halb sieben zu Abend essen, um neun ins Bett gehen, einen Volvo-Diesel fahren, mit einem ausgesprochen grauenhaften Haarschnitt herumlaufen und in ebenso geschmacklosen Schuhen herumlaufen. Ach ja, und natürlich nie Sex haben.“ Kein Wort an dieser Stelle gegen die NZZ - schliesslich ist sie es, die sich in Bern für die Pressevielfalt einsetzt und als „Bund“-Besitzerin die jährlichen Defizite der Zeitung begleicht (allein acht Millionen Franken im letzten Jahr). Dafür erlaube ich mir an dieser Stelle ein Wort gegen den NZZ-Kolumnisten Tyler Brûlé, der - wie sein Text nahelegt - höchstwahrscheinlich seit zwanzig Jahren nie mehr einen Fuss in unsere Stadt gesetzt hat. Wer wie der coole Kanadier und Wahlzürcher Brûlé nur in Weltklasse-Hubs wie Zürich-Kloten umzusteigen pflegt, ist natürlich für die Out-of-Africa-Romantik

der Belpmoos-Empfangsbaracken nicht empfänglich; wer in den schicksten Hotels dieser Erde ein und aus geht, dem ist ein Schweizerhof zu rustikal, und wer bei Phillip Johnsons „Four Seasons“ in New York zu tafeln beliebt, dem ist wohl ein „Wein und Sein“ halt zu wenig fashionable. Für alle andern aber gilt: In Sachen Lebensqualität kann es Bern mit vielen Grossstädten aufnehmen. Natürlich hocken in unseren Sandsteinmauern noch zähe zähringische Überreste, schleichen unfrohe Überbleibsel des Ancien Régime durch unsere Gassen, und man kann durchaus Menschen in sehr geschmacklosen Schuhen begegnen: Aber auch Bally, eine von Tyler Brûlés Lieblingsmarken, ist in Bern an bester Lage vertreten. Natürlich kann man in Bern ausgesprochen grauenhafte Haarschnitte kriegen, man kann aber auch zum „Frisör“ gehen. Und vor allem kann man in Bern eine Lebensqualität geniessen, die sich nicht an möglichst exklusiven Etiketten und teuren Preisschildern misst. Bern ist klein, aber pro Quadratmeter gibt’s in kaum einer anderen Stadt mehr Kultur-Tatorte als in Bern. Wo anders als im Marian´s Jazzclub in der Inneren Enge kann man an der Bar mit Paquito d´Rivera höchstpersönlich plaudern, wo anders als in Don Lis Tonus-Labor den atemberaubenden Tanz von Ania Losinger auf ihrem Xala-Xylophon hautnah mitverfolgen? Von der

Galerie im Altstadt-Keller bis zum neuen Stage-Container, vom ReitschulKino bis zum Lichtspiel bietet Bern so einiges für neugierige Leute, die sich lieber auf ihre eigene Spürnase verlassen, anstatt irgend einem ach-so-coolen Trendsetter nachzuplappern. Das einzige, was wirklich fehlt, ist das Meer - den freien Blick aufs Mittelmeer gibt´s in Bern noch immer nicht, die Bewegung zur Abschaffung der Alpen ist gescheitert. Dafür haben wir den Nachtzug nach Barcelona, und der fährt aus dem neuerdings gar nicht mehr so hässlichen Bahnhof, der nun frisch umgebaut mit neuer Glasfassade, dem Tibits-Strassencafé und dem Restaurant Coté Sud doch immerhin ein bisschen Heiterkeit und mediterranen Charme versprüht, wie auch die NZZ kürzlich zu loben wusste (auch wenn dieser Text „nur“ vom Berner Korrespondenten der Zeitung stammte und nicht von Edelfeder Brûlé). Jetzt nur noch den Autoverkehr am Bubenberg- und Bahnhofplatz etwas eindämmen, etwas weniger Volvo-Diesel dann könnte Bern sogar einem Tyler Brûlé gefallen! ensuite-Kolumnist Klaus Bonanomi arbeitet für die Sendung Rendez-vous von Schweizer Radio DRS und präsentiert auf Radio RaBe die Jazz-Sendung Flyin‘ Bird. Bild: Was steckt eigentlich dahinter? Franz Schwendimann


RESTAURANTS

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Geniessen, essen und überhaupt: In dieser Saison, bei dem milden Wetter und bei dieser Aussicht ist es ein Ausflug allemal wert.

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DER TALON ensuite – kulturmagazin im Abonnement

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Ja, für ein unabhängiges Kulturmagazin in Bern. Ich wünsche Unterlagen für die Inserierung. Ich wünsche ensuite viel Überlebenskraft.

Eigentlich ist es überflüssig, über diesen Ort etwas zu sagen. Aber die neue Menukarte übertrifft, was hier versprochen - wir treffen uns hier sicherlich...

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Liebe Restaurants: Sendet uns einen Gutschein für ein Essen für 2 Personen und wir drucken Euch hier ab. Die Gutscheine gehen an die freiwilligen MitarbeiterInnen von ensuite. Essen müssen wir schliesslich auch. Infos: Telefon 031 318 6050

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Nationale Gross-Events Mory Kante, Samstag, 3. Mai, KKL Luzern

SHRI & DJ Badmarsh Donnerstag, 5. Juni, Kaufleuten Zürich

Susheela Raman Dienstag, 24. Juni, Kaufleuten Zürich

Massive Attack Donnerstag, 8. Mai, Hallenstadion Zürich

Chick Corea Electric Band Dienstag, 10. Juli, Volkshaus Zürich

Chick Corea Electric Band Dienstag, 10. Juli, Volkshaus Zürich

Ibrahim Ferrer, Montag 12. Mai, Volkshaus Zürich

Bobby McFerrin Samstag, 24. Mai; Stadtcasino Basel – Musiksaal und Montag, 10. November, Tonhalle Zürich

Berner Tanztage Freitag, 13. bis Samstag, 28. Juni 2003

Peter Gabriel Donnerstag, 15. Mai, Zürich Hallenstadion Lou Reed Samstag, 17. Mai, Kongresshaus Zürich Cesaria Evora Sonntag, 25. Mai, Victoria Hall Genf; 26. Mai Volkshaus Zürich

SHRI & DJ Badmarsh Donnerstag, 5. Juni, Kaufleuten Zürich Los de abajo Mittwoch, 4. Juni, Kaufleuten Zürich

Gurtenfestival 20‘er Geburtstag! Freitag,18. bis Sonntag, 20. Juli 2003


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