Lumaho 022012 magazin

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Lumaho magazin 02 2012

Ausflug nach WeiĂ&#x;enburg Als Gast Franz Klapp: Himmelsmoor Absinth


Absinth (Franz Klapp)

Guten Tag und willkommen bei der dritten Ausgabe von "LUMAHO magazin". In diesem virtuellen Heft ist mit zwei Arbeiten Franz Klapp als Gast vertreten. Er schreibt über die Entstehung seines Fotos Absinth und über eine Schwarzweißserie: Himmelsmoor!

ihn persönlich kennen: da nannte er sich Joerg Behring ... :-) Ich erzähle diesmal über eine Busfahrt nach Weißenburg und von einer Arbeit, die im Werden ist ...

Franz Klapp und ich kennen uns von Viel Spass beim Lesen flickr. Im letzten Sommer beim Grillfest der Freunde des Silobades lernte ich Manfred Hofmann LUMAHO


Himmelmoor Zuerst eine kleine Vorgeschichte wie es zu den Bildern kam. Im Zeitraum Frühjahr 2000 bis zum Herbst 2002 war ich in einer kleinen Fotogruppe um den Fotografen Ulrich Mack. Wer mehr über Mack erfahren möchte, bitte googeln. Nur so viel: Mack war Berufsfotograf für unterschiedliche Magazine in den 60er und 70er Jahren, des letzten Jahrhunderts, bis er Dozent für visuelle Kommunikation an der FH Dortmund wurde. Er gründete die Sommerakademie in Frankreich und war als Vortragsredner in Sachen Leica-M für Leica tätig. 1964 gewann er einen World- Press Fotoaward für seine Reportage „Wildpferde in Kenia“.

re Zeit sahen wir uns alle 4-6 Wochen. Wir bekamen Aufgaben, die dann beim nächsten Mal an Hand der neuen Bilder besprochen wurden. Immer SchwarzWeiß, immer Vollformat, also mit der sichtbaren Negativmaske. Ich verwende dies seitdem, andere halten es für eine schlechte Angewohnheit. Im Frühjahr 2002 ging es darum mehrere Menschen während der Arbeitszeit zu begleiten und zu fotografieren. Ich bekam die Aufgabe für 3 – 5 Friedhofsgärtner auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Wir sollten Bilder bei der Arbeit machen und versuchen diese durch Bilder im privaten Umfeld, also in der Wohnung, mit Frau und Kind, zu ergänzen.

Schon viele Jahre hatte er eine Berufung an die Uni in Bosten, mit der Tä- Der Ohlsdorfer Friedhof ist groß und tigkeit als Artist in Residence. Im Win- mit 391Hektar der größte Parkfriedhof terhalbjahr war er in Boston, die ande- der Welt.


Es gibt viele Kapellen und fast so viele Gärtnereien. Es gelang mir einen Kontakt zu einer der Gärtnereien herzustellen und dies auch zur Leiterin. Ich erzählte meinen Grund und fragte an ob ich eine Gruppe Gärtner tagsüber begleiten und fotografieren könne. Die Gruppe beriet sich und sagte ab. Was sollte ich tun? Ich gebe zu, ich hatte keine gesteigerte Lust auf dieses Thema und Mack würde sofort erkannt, wenn ich Bilder gezeigt hätte, bei denen offensichtlich der persönliche Kontakt fehlte. Es war ja auch eine mistige Aufgabe an der ich zu scheitern drohte. Ich überlegte was ich als Alternative hätte. Ich brauchte auch nicht lange, da viel mir das Himmelmoor ein. Ich war dort schon einige male gewesen und ich wollte es versuchen. Das Himmelmoor ist bei Quickborn, einer kleineren Stadt, nördlich von Hamburg. Ich kannte die Gegend, ich wusste, daß dort Torf abgebaut und dazu eine Lokomotive mit Wagen benutzt wird, eine Moorbahn. Ich erkundete die Örtlichkeit und da ich nicht gleich den Kontakt zum Werksleiter bekam versuchte ich es auf Umwegen, bis wir uns telefonisch verständigen konnten. Am vereinbarten Tag fand ich mich ein und erzählte was ich vorhatte. Er willigte ein und tat es auch gleich für seine Arbeiter.

Ich versprach das Ergebnis zu zeigen und auch für jeden Bilder vorbei zu bringen. Die Arbeiterkamen aus verschiedenen Regionen Europas. Ein Portugiese, der schon seit einigen

Jahren immer in der Sommersaison dort arbeitete. Ein Russe mit deutschen Wurzeln, der in Quickborn mit Frau und Kindern lebte. Der Lokführer, schon seit vielen Jahrzehnten dabei und kurz vor der Rente. Nicht alles habe ich behalten, auch den Namen und den Hintergrund des schüchternen Mannes nicht, der die Wagen im Torfwerk entleerte.

Den Russen fragte ich, ob ich ihn auch zu Hause besuchen und ein paar Bilder machen dürfe. Er winkte ab. Heute würde ich die Sache wohl anders angehen, vielleicht. Vermutlich lehnte er aus leidvoller Erfahrung mit der


Staatssicherheit oder dem Geheimdienst in seiner früheren Heimat ab. Verdenken konnte ich es ihm nicht.

Zumindest diesen Teil der Aufgabe habe ich nicht erfüllt, doch war ich ja schon an der Grundaufgabe gescheitert, denn das was ich an Bildern mitbrachte war ja nicht die gestellte Aufgabe. Es war ein sonniger Freitag. 2 Filme belichtete ich, heute würden es wohl wesentlich mehr werden, denn ich Im Werk wurden die Wagons auf ein stand damals noch am Anfang meiner Gleis geschoben und von dort ging es Hobbyfotografie. zur ersten Station. Die Wagen wurden gekippt und der Torf fiel in eine Grube Die Männer haben sich an meiner Anaus der er mit einem Förderband in wesenheit nicht gestört, sie waren das Innere des Torfwerks transportiert freundlich aber auch nur am Rande inwurde. Mehr war nicht zu sehen, nur teressiert. weitere Maschinen, die den Torf bearbeiteten, zerkleinerten und mischten. Mit dem „Zug“ fuhr ich ins Moor, dort hin, wo der Abbau erfolgte. Mit modernen Geräten, u. a. einem Bagger, wurde der Torf abgebaut, zu Haufen zusammen geschoben und in die bereitstehenden Wagen gefüllt. Die leeren Wagen wurde gegen die volle Ladung getauscht und es ging zurück zum Werk. Die Fahrt fühlte sich abenteuerlich an, die Angst immer im Nacken, gleich springt die Lok aus den Schienen. Doch nichts passierte, nur Weichen mussten gestellt werden.


In anderen Teilen des Werks lagen Säcke oder Haufen mit Zuschlagsstoffen, Mulch und anderes, Kalk, ich weiß es nicht mehr so genau. Je nach Auftrag wurden die unterschiedlichsten Zuschlagsstoffe beigemischt und auch in der Konzentration verändert. Alles in allem rund 18 verschiedene Torfgemische für die unterschiedlichsten Anforderungen. Für Bauern, für Gärtnereien, Baum-schulen, für den privaten Gebrauch. LKW’s kamen und das gemischte Material wurde mittels Förderschnecken verladen. Lange wird es so nicht mehr gehen. In 2003 gab es die erste Unterbrechung, der Pachtvertrag war abgelaufen obwohl in 1920 und auch später der Vertrag auf ewig und immer abgeschlossen war. Das Moor sollte nach dem gültigen Naturschutzgesetz renaturiert werden. Man verhandelte, erreichte Zwischenlösungen und bis 2020 wird

wohl der Torfabbau noch gehen, dann ist Schluß. Eigentlich schade, doch wenn ein maschineller Abbau erfolgt, ist ein Ende bald nahe. Hier dauerte es gut 100 Jahre, doch waren wohl die letzten 50 Jahre die Zeit mit dem größten Abbau und es passiert was immer und überall passiert, egal mit welcher Tätigkeit der Mensch der Natur zu Laibe rückt, alles ist endlich und die natürlichen Ressourcen bald am Ende. Der Abbau der Natur erfolgt immer schneller als die Natur darauf reagieren kann. Tauschende, zehntausende oder vielleicht auch Millionen von Jahre hat die Natur gebraucht, was der Mensch in wenigen Jahrzehnten für sich verbraucht. Was ist das Himmelmoor? Man bezeichnet es als Hochmoor und ich sag es mal mit Wikipedia: „Die Begriffe Regenmoor und Hochmoor werden gleichbedeutend verwendet. Auf Grund der Torfbildung wach-


sen Regen- bzw. Hochmoore in die Höhe. Sie gleichen gewissermaßen mit Wasser vollgesogenen Torfmoosschwämmen, die mehr oder weniger erhaben in der Landschaft liegen. Daher rührt der Begriff Hochmoor, der sich strenggenommen nur auf die klassischen uhrglasförmig aufgewölbten Moore Nordwestdeutschlands bezieht. Die Moore stehen nicht unter Einfluss mineralsalz-reichen Grund- oder Oberflächenwassers, sondern werden ausschließlich durch Niederschläge – hauptsächlich Regenwasser (daher die Bezeichnung) – genährt. Die Bezeichnung Regenmoor vereint damit alle nicht oder kaum bis deutlich aufgewölbten Moore, die sich durch eine extreme Mineralsalzarmut und weitere daraus resultierende ökologische Eigenschaften auszeichnen.“

Und was kann ich zu meiner Technik sagen? Ich fotografierte, und tue es noch heute, mit einer Leica M. wie immer , so auch damals fast ausschließlich mit dem 50mm Summilux (f=1,4). Wenig mit dem 35er Summicron (f=2,0) und noch weniger mit der 90er. Ich nutze den eingebauten Belichtungsmesser und achte auf eine gleichmäßige Belichtung. Kein Schnick-schnack, kein Hexenwerk. Damals verwendete ich oft den Delta 400 und als Filmentwickler X-tol von Kodak. X-tol in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen, doch meist in 1:2 bis 1:3. Da ich es mir hier

nicht auf der Negativhülle vermerkt habe, kann ich es nur vermuten. Schon seit vielen Jahren nutze ich einen 2-Bad Entwickler, der dem Kodak D76 ähnlich ist. Durch die Teilung in die Bäder A und B wird eine ausgeglichene Entwicklung erreicht, ein Umstand, der bei 2-Badentwickler immer vorliegt. Solche Filmentwickler haben eine bessere Zeichnung in den Schatten und Lichtern, mit dem relativen Nachteil, dass der Entwickler nicht diese bemerkenswerte Kantenschärfe am Filmkorn hat, wie z. B. der legendäre Rodinal- Entwickler. Filmkorn ist auch so eine Mär. Das Filmkorn ist nicht sichtbar, jedenfalls nicht so wie man es sich vorstellt. Was landläufig als Filmkorn bezeichnet wird, sind die Zwischenräume des Filmkorns. Durch diese Zwischenräume gelangt das Licht ungehindert und schwärzt das Bild an dieser Stelle. Da


es körnig wirkt, nennt man es Filmkorn auch wenn es inhaltlich falsch ist. Aber wir verwenden so viele Fehldefinitionen in unserer Sprache, da kommt es auf eine mehr oder weniger nicht mehr an. Diese „Kantenschärfe“ ist für mich nicht entscheidend. Wichtig für mich ist die unproblematische Entwicklung, denn zwischen 20 und 26°C ist das Entwicklungsergebnis gleich. Bei anderen Entwicklern hat man schon bei einer Abweichung von gut einem °C eine Beeinflussung der Filmempfindlichkeit von 3 ASA, sprich einem Blenden oder Zeitwert. Ein Stopbad ist ebenfalls nicht erforderlich wenn man für 30 sec. eine Zwischenwässerung vornimmt. Der Rest ist Standard und Routine.

Hat man erst einmal den Bogen heraus, kann man sogar unterschiedliche Filme von verschiedenen Herstellern gleichzeitig entwickeln. Ich habe schon oft einen Tri-X mit einem Acros 100 von Fuji zusammen entwickelt. Das ist nun meine Geschichte vom Himmelmoor und wie ich zu den Bildern kam. Ich werde in diesem Jahr wieder hin fahren. Vor vielen Jahren war ich dort und traf den alten Lokführer. Nun war er Rentner, doch seine Lieber zum Moor zeigte sich durch seine täglichen Spaziergänge, dort, in der Natur. Hamburg, im Januar 2012 Joerg Behring


Busfahrt nach Wissembourg Ich fahre ja sehr gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln sinnlos und fotografierend durch die Landschaft; zumeist mit der Bahn. In den Weihnachtsferien stellte ich mir die Aufgabe, mit Bussen von Forst nach Wissembourg (Frankreich) zu fahren, mit dem Nahverkehrsticket des hiesigen Verkehrsverbundes. Es ist bekloppt, aber es geht ...

Dazwischen kommentierten sie Dinge, die sie beobachteten. Bei der Fahrt durch ein Dörfchen sahen wir ein Ehepaar auf dem Weg zu ihrem PKW mit ihren Nordic Walking Stöcken. Sie luden diese dann in den Wagen. Dies sahen auch die beiden Damen ... Ich gebe den Dialog in Pfälzisch wieder. Hinweise:"Stecke"=Stocke; "steckle"= mit Stöcken gehen;"duen"=etwas tun; Ich fuhr morgens in Forst los, das Ti- "frier"=früher;"geloffe"=gelaufen; telfoto ist wenige Meter von meinem "Holzbee"=Holzbein;"missen"=müssen Häuschen entfernt gemacht und der Blick geht nach Westen. "Ach gugge mol do, die zwee duen ah Ich fuhr bis nach Neustadt und sehr steckle." bald hatte ich Anschluss an den nächs- "Ah frier hodd mer dess net geten Bus, der wieder am oberen brauchd, do iss mer so geloffe." Haardtrand entlang fuhr, über Ham- "De Emil hot immer een Stecke debei bach, St. Martin bis nach Landau. g'het, awwer der hot jo ah eh Holzbee In einem der Dörfer stiegen zwei ältere g'het." Damen ein, die schräg hinter mir sa- "Guck, jetzt duhn se die Stecke ßen und sich über (vermutlich) alle ei'lade." "Her, die henn en Mercedes! Ei dann Dorfbewohner unterhielten. missen se steckle."


mich nicht lange dort auf, aber es war ein angenehmer Aufenthalt. Zurück ging es mit dem Bus nach Landau, durch die liebliche Landschaft der Südlichen Weinstraße, vorbei an Wingerten, deren Produkte ich nie trinken werde.

Wir erreichten die pfälzische Stadt, die sich seit Jahren redlich bemüht das Pirmasenser oder Zweibrücker Lebensgefühl zu erreichen: Landau. Sensationell für eine Stadt an der Deutschen Weinstraße, aber wenige Blicke genügen und man weiß, diese Stadt wird ihren Weg machen, vielleicht sogar eines Tages in der Lage sein, Ludwigshafen die Krone der Langeweile und des Die Ausbeute dieser kleinen Reise war Siff vom Haupte zu reißen. mager und das lag am Wetter, die versprochenen Sonnenstrahlen kamen Ich verfluchte meine schlechte Pla- einfach nicht. nung, denn ich sollte nun fast 50 Minuten hier verbringen. Aber unter Stress Interessant wurde die Sache durch das fängt man erst an richtig zu denken: Farbfoto, das ich auf dieser Seite zeiich könnte doch auch umgekehrt fah- ge. Es zeigt einen Teil eines Spielplatren ... mein ursprünglicher Plan war, zes, der in einem kleinen Park am Ranvon Wissembourg mit dem Zug zu- de des Ortskerns von Weißenburg rückzufahren ... ich rannte zum Fahr- liegt. Eine Schaukel für kleinere Kinder, plan: ja, es geht. Nach 5 Minuten saß die Anordnung im Kreis fand ich ungeich im Zug nach Wissembourg und wöhnlich und originell. Besonders genach gut 30 Minuten war ich dort. fiel mir die Einfassung des weich gepolsterten Bereiches unter der SchauIch kenne Weißenburg, so der kel. Ich nahm dieses Objekt in die Mitdeutsche Name, ganz gut und hielt te der Komposition. Ein leerer Kinderspielplatz hat für mich immer etwas melancholisches, als hätte jemand die Kinder weggerufen und sie wären nur ungern gegangen. Dieses Gefühl versuchte ich dann bei der Bearbeitung des Fotos einzubringen ... Darf man derart manipulieren, dem Betrachter eine Stimmung vermitteln, die objektiv so nicht vorhanden war, sondern nur in meiner Phantasie?


Ich habe im raw Konverter einen 400 ISO Film simuliert, Gelbfilter, den Rand abgedunkelt und den Kontrast angehoben, die "Weißen" gestärkt. Alles Möglichkeiten, die ich früher im klassischen Schwarzweißprozess genutzt habe und beherrsche. Damals habe ich mir keine Gedanken gemacht, was man denn darf und was nicht.

war, dass man damals die Entscheidungen VORHER treffen musste. Und ich wäre nicht losgefahren mit einem 400 ISO Film den ich nach N+1 belichtet und später entwickelt hätte. Das passt nicht zu "in motion". Gut, ich hätte 2 Kameras mitnehmen können, eine für die Fahrtaufnahmen und eine ohne Film, für die Aufnahmen vor Ort, um dann je nach Licht und Stimmung entscheiden zu können, welchen Film ich einlege und wie ich ihn belichte. Das Ergebnis hätte mir gefallen - so wie jetzt auch. Ist nur die Tatsache, dass es heute (fast) jeder mit dem PC und einem passenden Programm machen kann ein Hinderungsgrund es nicht zu tun?

Jetzt machte ich mir Gedanken, denn es sind wenige Mausklicks die notwendig sind und dann ist es passiert - sicher, man muss wissen, wo man klickt und welche Kurven man wie beeinflussen muss. Das musste ich früher auch wissen, denn so ein Foto, ich möchte es fast Nur weil es weniger elitär ist, ist es "brut" nennen, war im konventionellen weder besser noch schlechter geworSWProzess nicht einfach. Der Nachteil den, Aufnahmen zu manipulieren.


-März 2006-

Absinth Zuerst die Vorgeschichte wie es zum Es war kühl, der Tag trübe und Regen Bild kam. gab es auch, genau richtig sich eine Fotoausstellung anzusehen. Um es Im März 2006 fuhr ich in die Provence. kurz zu machen, es hatte sich gelohnt, Für gut 2 Wochen blieb ich in Arles zumal ja Willy Ronis kein ganz hängen. In dieser Zeit, wo auch immer, unbekannter französischer Fotograf ist. fiel mir ein kleiner Flyer zu einer Die Begeisterung war so groß, dass ich Fotoausstellung mit Bildern von Willy einen Fotoband mit seinen Bildern Ronis in die Hände. Ich suchte nach kaufte. dem Ort, der dann nicht all zu weit von Arles war, der Ort heißt L’Isle-sur-la- Da es kühl und ungemütlich war betrat Sorgue und liegt im Département ich ein Cafe’ im Ort und setzte mich in Vaucluse. den hinteren Teil des Raumes.


Irgendwann greife ich dann schon mal zur Kamera um das eine oder andere Foto zu machen. Hier war es auch so und ich wählte die mitgenommene Mamiya C33 mit dem 80 mm Normalobjektiv. Ich fingerte am Belichtungsmesser herum und ich stellte irgend etwas am Objektiv ein. Die Bilder, die dann entstanden waren scheinbar aus der Hüfte geschossen, so halb aus der Hüfte, wenn man das so im Sitzen sagen kann. Ich erinnere mich noch dunkel an eine relativ lange Belichtungszeit, die ich damit kompensierte die Kamera neben mir auf einer Stuhlsitzfläche abzustellen.

Bei anderen Bildern zielte ich halb aus dem Augenwinkeln. Man muß halt mal was wagen... Zu Hause dann die Filmentwicklung und irgend wie waren die Negative recht dunkel. C’est la vie. Zur damaligen Zeit besaß ich einen Flachbettscanner, Marke Canon, LF 500 oder so. Er konnte stehen und man legte das Negativ direkt auf das Glas. Das Scannergebnis sah etwas seltsam aus, so halt.

Canonscan 23.03.2006


Ich schraubte mit meinem Photoshop 5 daran herum, verbog die Gradationskurve, dass es eine Freude war. Ich drehte an der Helligkeit, mit allem so

lange bis das Ergebnis mir gefiel. Es sah schon anders aus und mir kam relativ schnell der Gedanke wie der Titel lauten könnte: Absinth.

das "fertige" Bild 2006

Absinth kam mir in den Sinn, obwohl ich bis heute keine Berührung mit diesem alkoholischen Getränk habe. Ich stellte mir vor wie es sein könnte wie ein Absinth-Abhängiger die Welt sieht, wenn er morgens nach durchzechter Nacht die Augen öffnet, einen üblen stechenden Schmerz im Auge verspürend.

Als ich mir danach mein Buch aus L’Isle-sur-la-Sorgue, mit den Bildern von Willy Ronis ansah, stellte ich fest, dass ich im selben Cafe’ gesessen hatten, welches der französische Meisterfotograf von außen abgelichtet hatte. Auch nicht schlecht , dachte ich so aber so viele Cafe’s gab es ja nicht im Ort.


Mit meinem aktuellen Scanner von Epson, einem V500, habe ich das Bild noch einmal gescannt und man sieht (rechts - und Titelbild), dass es doch nicht so ist wie der ja eigentlich grottige Canonscan, nur so richtig Absinth ist es nicht mehr. Der Stich ins Auge fehlt. Und so sieht das Ergebnis aus, wenn das Negativ auf dem Papier landet, der eigentliche Charme des verhunzten Scanns von damals fehlt. Hamburg, im Januar 2012 Joerg Behring Scan und bearbeitet 28.08.2011 Papierabzug des Scans vom 28.08.2011


Georg Heym Träumerei in Hellblau Alle Landschaften haben Sich mit Blau gefüllt. Alle Büsche und Bäume des Stromes, Der weit in den Norden schwillt.

Georg Heym war ein deutscher Schriftsteller und einer der wichtigsten Lyriker des literarischen Expressionismus wie Wikipedia schreibt. Er starb 25jährig im Jahre 1912 beim Schlittschuhlaufen auf der Havel beim vergeblichen Versuch einen Freund zu retten, der ins Eis eingebrochen war.

Blaue Länder der Wolken, Weiße Segel dicht, Die Gestade des Himmels in Fernen Zergehen in Wind und Licht. Wenn die Abende sinken Und wir schlafen ein, Gehen die Träume, die schönen, Mit leichten Füßen herein. Zymbeln lassen sie klingen In den Händen licht. Manche flüstern, und halten Kerzen vor ihr Gesicht.

Die Mitglieder der Werkstätte Fotografie Mannheim wollen in diesem Jahr sich mit literarischen Texten beschäftigen; man konnte sich Texte aussuchen


oder sich einen Text zulosen lassen - nicht, vielleicht bin ich nach einem oder beides. schon "erledigt". Ich suchte mir drei Texte aus: Franz Kafka: Nachts Ein kurzer für Kafka typischer Text über die Nacht, das Schlafen und das Wachen. Hugo Ball: Wolken Ein Lautgedicht des Dadaisten Hugo Ball aus landsmannschaftlicher Verbundenheit - er stammt auch aus der Pfalz (Pirmasens). Nein ... es ist einfach spannend ein Lautgedicht zu visualisieren! Arthur Rimbaud: Le bateau ivre Ein 100 Zeilen Langgedicht ... Einer der Mitfotografen sagte (in anderem Zusammenhang): "Man muss den Mut zum Scheitern haben." Den habe ich.

Begonnen habe ich mit dem zugelosten Gedicht, das ich hier vorstelle: Träumerei in Hellblau von Georg Heym.

Es ist spannend zu überlegen, was das Gedicht sagt und wie man selbst darOb ich mich mit allen drei Texten aus- auf reagiert. Das Gedicht von Georg Heym erzählt einandersetzen werde weiß ich noch


von Tagträumen: die Ferne, das Reisen und von der Sehnsucht nach Veränderung. Dann folgen die Träume der Nacht, die sich mit hellen Klängen herein schleichen, die nichts bedrohliches haben, nein, sie sind willkommen, denn es sind schöne Träume.

Aber sein Lebensschicksal ließ mich auch nicht los, dieser frühe Tod im Fluss, eingebrochen ins Eis der Havel. Deshalb fotografierte ich "in letzter Minute" im Pfälzer Wald an der Eiswoog (der Name hat seinen Grund) Eis und angeschmolzenes Eis, experimentierte mit Unschärfe. Ich versuchte mit den ersten Bildern diese Tagtraumstimmung einzufangen. Das Bild der Person an der Haltestelle leitet zur Nacht über und das Foto von der Landstraße bei Lauterburg ist ein "nächtlicher" Traum.

Ob ich das so lasse, ob ich es erweitere oder etwas ganz anderes daraus mache, das weiß ich noch nicht - hier stelle ich also eine Arbeit im Werden vor ... auch mit dem Risiko des Scheiterns.


Vögel am Himmel

... das nächste Magazin...

sind schon eine Plage, erst recht Vögel in tonigem Schwarzweißhimmel. "Ist das ein Fleck?", frägt sich der eine oder andere und versucht durch Annäherung die Frage zu lösen.

...kommt im Sommer 2012 und wer Lust hat, der kann gerne nicht nur darin Lesen, sondern auch veröffentlichen ... einfach mir schreiben.

Ich kenne einen, der trägt bei Bildbesprechungen weiße Baumwollhandschuhe und wischt dann hemmungslos über das Foto um zu prüfen: Fleck oder Vogel.

Verantwortlich für den Inhalt: Hofmann.Forst@googlemail.com

Er hat recht! Das Foto habe ich übrigens mit Lightroom bearbeitet. Nach Jahren mit Bibble pro orientierte ich mich neu. Im nächsten Magazin werde ich über meine Erfahrungen mit Lightroom berichten ...

Manfred Hofmann Silvanerweg 10 67147 Forst www.lumaho.de


ab 01.07.2012 gibt es das neue Lumaho magazin 03 2012


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