Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 04/2014

Page 1

Titelfoto: Stefan Straube Seltene Krankheiten Beste Versorgung für Kinder und Jugendliche der Region Leipzig SEITE 5 Unter Strom Elektroversorgung am UKL mit Herausforderungen SEITE 7 Volle Unterstützung Aus dem Alltag einer Physiotherapie-Schülerin SEITE 9 DAS GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG 04/2014 | 20.02.2014
Auszeichnung Adipositaschirurgie am UKL erhält Gütesiegel
Beratung mit

DER AUGENBLICK

Frühlingserwachen am Uniklinikum

Am Übergang vom Operativen Zentrum zur Klinik für Frauen- und Kindermedizin streckten die ersten Frühlingsboten schon Anfang Februar ihre Köpfe Richtung Himmel und strahlten mit der Sonne um die Wette. Winterlinge gehören zu den ersten Pflänzchen im Jahr, die Nektar und Pollen liefern. Steigt die Temperatur an sonnigen Tagen auf zehn bis zwölf Grad Celsius, so kann man dort mit etwas Glück die ersten Bienenanflüge beobachten. SH

Krebs – Zufall oder Bestimmung?

Die neue öffentliche UKL-Veranstaltungsreihe „Medizin für Jedermann“ klärt auf

IMPRESSUM n

Liebigstraße aktuell

Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig

Herausgeber:

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand

Liebigstraße 18 04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),

Ines Christ, Frank Schmiedel.

Universitätsklinikum, Leipzig AöR.

8. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.

Druck: Leipziger Verlags -und Druckereigesellschaft mbH& Co. KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

Am 12. März spricht Krebsexperte Prof. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig (UCCL), in der neuen öffentlichen Vortragsreihe „Medizin für Jedermann“ über die Möglichkeiten und Erfolge bei der Therapie bösartiger Tumoren: Ist Krebs Zufall oder Bestimmung? Wie kann wirksam behandelt werden? Was gibt es für neue Entwicklungen in der Krebsmedizin?

Die neue öffentliche Vorlesung „Medizin für Jedermann“ ist die Fortsetzung der bekannten Leipziger Veranstaltungsreihe „Orthopädie für Jedermann“, die der Orthopäde und UKL-Klinikdirektor Prof. Georg von Salis-Soglio schon 1997 ins Leben gerufen hatte. „Wir wollen nun auch über den fachlichen Tellerrand der Orthopädie hinaus schauen“, erläutert der UKL-Orthopäde Prof. Christoph Heyde und Organisator der neuen Reihe. Wir geben Einblick in die Breite der Gesundheitsversorgung und Hochleistungsmedizin am Uniklinikum Leipzig und wollen sie unseren Patienten und allen Interessierten vor allem auch verständlich erklären.“

Von den vier Veranstaltungen im Jahr

werden sich zwei weiterhin direkt orthopädischen Themen widmen und zwei werden gemeinsam mit anderen Fachbereichen des Universitätsklinikums gestaltet. Dabei wird der gewohnte Rahmen beibehalten: alle drei Monate, am Wochentag Mittwoch, Startzeit 18.15 Uhr im Hörsaal im Operativen Zentrum. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

„Medizin für Jedermann“

Möglichkeiten und Erfolge bei der Therapie bösartiger Tumoren.

12. März 2014, 18.15 Uhr

Prof. Dr. Florian Lordick Hörsaal im Operativen Zentrum, Liebigstraße 20, 04103 Leipzig.

Osteoporose –Eine schwerwiegende Erkrankung des Stütz- und Bewegungsapparates.

4. Juni 2014, 18.15 Uhr

Prof. Dr. med. Christoph-E. Heyde Hörsaal im Operativen Zentrum, Liebigstraße 20, 04103 Leipzig.

Die beliebte Vortragsreihe „Orthopädie für Jedermann“ wird als „Medizin für Jedermann“ fortgesetzt. Foto: ukl

LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 2
Foto: Carolin Thome

UKL-Kinderchirurgen erfolgreich mit Schlüsselloch-OP-Verfahren bei Neugeborenen

Seltene angeborene Darmstörung kann so schonender behoben werden

Kinderchirurgen am UKL setzen jetzt erfolgreich das schonendere laparoskopische Operationsverfahren bei Neugeborenen mit Duodenalatresie ein. Mit dem Schlüssellochverfahren kann die angeborene Darmstörung mit kleinsten Schnitten und minimalen Belastungen direkt nach der Geburt operiert werden. Die Leipziger gehören damit zu den wenigen Zentren, die diesen komplizierten Eingriff umsetzen.

Eine angeborene Duodenalatresie führt bei Ungeborenen zur Undurchlässigkeit des Zwölffingerdarms und damit einer erheblichen Funktionsstörung des Darms. Um den Säuglingen die lebenswichtige Nahrungsaufnahme zu ermöglichen, muss in diesen Fällen wenige Tage nach der Geburt operiert werden. Dabei bilden die Chirurgen eine Überbrückung des verengten oder verschlossenen Darmabschnitts. Bisher erfolgten diese Eingriffe über einen offenen Bauchschnitt. Die Kinderchirurgen am Universitätsklinikum Leipzig haben für diese seltene Störung jetzt erfolgreich das schonendere laparoskopische Verfahren etabliert. Dabei werden statt eines großen Schnittes nur drei kleinste Einstiegsöffnungen von maximal zwei Millimetern für die Operationsinstrumente benötigt. Der Chirurg operiert mittels der endoskopischen Kamera im Körperinneren. „Das ist für den Operateur anspruchsvoller, aber für unsere kleinsten Patienten wesentlich schonender“, erklärt Oberarzt Christian Geyer. Wenige Tage nach dem Eingriff ist von der Operation schon nicht mehr zu sehen als zwei kleine Rötungen am Bauch. „Die Kinder erholen sich schneller und haben deutlich weniger Schmerzen“, so der

Kinderchirurg. „Wir haben auch festgestellt, dass die Nahrungsaufnahme nach einer solchen Operation schneller erfolgt als nach herkömmlichen Eingriffen.“

Kompliziert wird die Operation durch die kleinsten Strukturen im Körper der Neugeborenen, die spätestens zwei bis drei Tage nach der Geburt operiert werden müssen. Dabei müssen die Kinderchirurgen auf

kleinstem Raum einen Ersatz für den undurchlässigen Darm schaffen. Die letzten zwei kleinen Patienten, die Dr. Geyer auf diese Weise operiert hat, wogen jeweils weniger als drei Kilogramm. Bis zu drei Stunden stand der Chirurg im Operationssaal. „Dass sich der Aufwand lohnt, sehen wir daran, dass unsere beiden kleinen Patienten nach den komplikationslosen Eingriffen

Management im Gesundheitsbereich

jetzt sehr gut gedeihen und an Gewicht zulegen“, so Geyer.

Mit der Etablierung der Schlüsselloch-Operation bei Duodenalatresie erweitert die Kinderchirurgie am UKL jetzt ihr generell großes laparoskopisches Spektrum um einen sehr seltenen Eingriff und gehört damit zu den wenigen europäischen Zentren auf diesem Gebiet. Helena Reinhardt

Handelshochschule und Uniklinikum kooperieren für innovativen berufsbegleitenden Studiengang

Im Juni startet ein neuer berufsbegleitender MBA-Studiengang der Handelshochschule Leipzig (HHL, Leipzig Graduate School of Management) für den die Hochschule mit dem Universitätsklinikum Leipzig zusammenarbeitet. Der Schwerpunkt: „Hospital Management and Health Services“.

Die HHL reagiert mit ihrem neuen MBAAngebot im Schnittfeld von General Management und Leadership und der Vertiefung „Hospital Management and Health Services“ auf die Herausforderungen des disruptiven Wandels im Gesundheitsbereich: Kostensteigerungen und die dadurch notwendigen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen und grundlegende technologische Veränderungen stellen Führungskräfte in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen vor besondere Herausforderungen.

„Ärzte und leitende Angestellte in der Gesundheitsbranche müssen heute mehr denn je in der Lage sein, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und innovative Managementinstrumente anzuwenden“, sagt Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer

Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. Dort knüpft das besondere Studienangebot der HHL an: „Mit dem Teilzeit-MBA verknüpft Deutschlands traditionsreichste Busi-

ness School in einzigartiger Weise ihren auf nachhaltige unternehmerische Führung ausgerichteten General-Management-Ansatz mit neuen Konzepten und Methoden zur ef-

fektiven, verantwortlichen und innovativen Führung von Institutionen des Gesundheitswesens“, so der HHL-Rektor Prof. Andreas Pinkwart. Prof. Wilfried von Eiff, Akademischer Direktor des Center for Health Care Management and Regulation an der HHL, verwies zudem auf gemeinsame medizinökonomische Forschungsarbeiten, die innerhalb der Partnerschaft mit dem Universitätsklinikum Leipzig realisierbar seien.

„Das Universitätsklinikum Leipzig wird mit seinen Dozenten und bei Vor-Ort-Besuchen der Studenten im neuen Kursangebot eingebunden sein“, ergänzt Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig. „Bei Masterarbeiten mit Medizin-Bezug werden wir zukünftig gemeinsam mit den HHL-Kollegen die Betreuung übernehmen.“

Unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung: Ekkehard Zimmer (Kaufm. Vorstand des UKL), HHL-Rektor Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff (HHL), Prof. Dr. Wolfgang E. Fleig (Med. Vorstand UKL) und HHL-Kanzler Dr. Axel Baisch (v.l.n.r.).

Zielgruppe des berufsbegleitenden MBAProgramms sind Ärzte, leitende Angestellte in Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie Führungskräfte in der Medizinindustrie und Verbänden. Bewerbungsschluss für das im Juni startende Programm ist der 30. April 2014. HHL www.hhl.de/hospitalmanagement

| LIEBIGSTRASSE AKTUELL SEITE 3
UKL-Kinderchirurg Oberarzt Christian Geyer (l.) bei einem laparoskopischen Eingriff. Fotos: Stefan Straube

MoveHIT – die neue Trainingsmethode für übergewichtige Jugendliche

Teilnehmer für Studie zu neuartiger Trainingsmethode werden gesucht

HIIT – Hochintensives Intervalltraining – ist eine neuartige Trainingsmethode, bei der sich kurze, anstrengende Einheiten mit aktiven Erholungsphasen abwechseln. Untersucht und angewendet wurde es bisher nur bei Erwachsenen. Nun erforscht die Nachwuchsforschergruppe „Präventive Medizin“ am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen den Effekt eines hochintensiven Intervalltrainings bei übergewichtigen und adipösen Jugendlichen.

Bisher rieten Experten den Jugendlichen zu einem Training mit kontinuierlicher, moderater Anstrengung von täglich 90 Minuten. Studien mit Erwachsenen zeigten jedoch, dass ein hochintensives (Intervall)-Training wesentlich effektiver zur Vorbeugung von Adipositas-Folgeerkrankungen beiträgt. „Wir wollen im April mit der MoveHIT-Studie beginnen, in der Jugendliche, die leicht oder schwer übergewichtig sind, unterstützt werden, mit geringem Zeitaufwand ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, ihre Motivation für sportliche Betätigung zu steigern und in gezieltem Maße an Gewicht zu verlieren“, erklären die Projektleiterinnen Dr. med. Susann Blüher und Sabine Herget. Umgesetzt wird das Programm gemeinsam mit CityBootCamp, einem Partner für Outdoor-Fitnesstraining.

Die Zielgruppe sind übergewichtige und adipöse Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren und einem Body-Mass-Index ab der 90. Perzentile. Die Jugendlichen nehmen zwei Mal pro Woche an einem 60-minütigen Ausdauer- und Krafttrai-

ning teil, welches nur mit dem eigenen Körpergewicht und ohne weitere Sportgeräte in Leipziger Parkanlagen durchgeführt wird.

Interessierte Eltern und Jugendliche wenden sich bitte an Sabine Herget, Nachwuchsgruppe „Präventive Medizin“, E-Mail: movehit@medizin.uni-leipzig.de, 0341 / 971 5370, oder im Internet unter www.movehit.de. Alle Teilnehmer der MoveHit-Studie bekommen eine Aufwandsentschädigung. Außerdem erhalten sie ein Feedback über medizinische und trainingsrelevante Parameter und können so den Trainingseffekt mitverfolgen. IFB/SH

Gütesiegel für Bariatrische Chirurgie

Adipositaschirurgie am Uniklinikum Leipzig erhält Qualitätszertifikat

Die Sektion Bariatrische Chirurgie am Universitätsklinikum Leipzig erhielt zum Jahresbeginn die Zertifizierung als Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie. Damit ist das UKL-Zentrum das einzige in der Region Leipzig. Mit dem Gütesiegel bestätigt die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie den UKL-Spezialisten ihre Expertise auf dem Gebiet. Eingebunden ist die Bariatrische Chirurgie am Uniklinikum Leipzig in ein breites Netzwerk, das Adipositaspatienten eine optimale Beratung und Behandlung bietet.

Die Verbreitung von Adipositas (krankhaftem Übergewicht) und ihren Folgeerkrankungen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Ihre Entstehung wird durch biologische, psychosoziale sowie umweltbedingte Einflüsse begünstigt. Meistens ist die Ursache eine Kombination aus meh-

reren Faktoren. Dem trägt die Versorgung am Uniklinikum Leipzig innerhalb des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen Rechnung: Ärzte, Psychologen, Ernährungstherapeuten und Forscher verschiedener Fachrichtungen arbeiten zusammen, um jeden Patienten individuell und optimal zu behandeln, und wenn möglich zu heilen.

„Dazu gehören in einigen Fällen, nach genauester Abklärung aller anderen Möglichkeiten und Therapien, auch chirurgische Methoden“, so PD Dr. Arne Dietrich, kommissarischer Leiter der Bariatrischen Chirurgie am Uniklinikum Leipzig. Eine solche Operation wird

dann in Betracht gezogen, wenn durchlaufene Abnehmprogramme nicht ausreichend wirksam waren und wenn ein spezielles Gremium aus Ärzten, Ernährungsspezialisten und Psychologen dem Eingriff zustimmt. „Dabei wird Patienten vorzugsweise ein Magenbypass angelegt, das heißt, der Magen wird verkleinert und ein Teil des Dünndarms umgangen, was schließlich zu einer verringerten Nahrungsaufnahme und metabolischen Veränderungen führt“, erklärt PD Dr. Dietrich. „Mit dieser und weiteren Methoden der bariatrischen Chirurgie behandeln wir am Uniklinikum Leipzig jährlich etwa 100 Patienten mit

großem Erfolg. Für diese Patienten ist das eine große und meist die letzte Chance, etwas an ihrem Gesundheitszustand ändern zu können. Im Mittelpunkt steht nicht ausschließlich die Gewichtsreduktion, beeindruckend ist die hohe Rate an Fällen, bei denen zum Beispiel eine komplette Remission eines Typ-2-Diabetes erreicht werden kann.“

In besonderen Fällen und nach eingehender Prüfung kann ein bariatrischer Eingriff auch für Jugendliche in Frage kommen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinund Viszeralchirurgie hat in ihrer Begutachtung unter anderem die Qualität der Versorgung, der Strukturen, der Fortbildungen und der begleitenden Forschung und Evaluation durch das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen als sehr gut bewertet. Deutschlandweit gibt es insgesamt 39 zertifizierte Zentren für Adipositas- und metabolische Chirurgie. SH

SEITE 4 LIEBIGSTRASSE AKTUELL |
Fotos: CityBootCamp

Universitätsklinik Leipzig: Fast jeder zweite junge Patient leidet an einer seltenen Krankheit

Tag der seltenen Erkrankungen / Leipziger Experten wollen interdisziplinäre Behandlung auf neue Stufe heben

Fast jeder zweite Patient der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin Leipzig leidet an einer seltenen Krankheit. Wie Klinikdirektor Prof. Dr. Wieland Kiess mit Blick auf den „Tag der seltenen Erkrankungen 2014“ am 28. Februar sagt, handelt es sich oft um sehr schwere Krankheiten, die eine interdisziplinäre Behandlung und aufwändige Betreuung erfordern.

„Kinder und Jugendliche der Region Leipzig mit seltenen Krankheiten sind im Universitätsklinikum als einem Krankenhaus der Maximalversorgung bestens aufgehoben. Im Universitätsklinikum haben wir Experten, die im engen Zusammenwirken der Ursache der Krankheit auf die Spur kommen und aus den möglichen Therapieoptionen die für den jeweiligen Patienten erfolgreichste wählen können“, so Prof. Kiess.

In Europa wird eine Erkrankung selten genannt, wenn nicht mehr als fünf von 10 000 Menschen daran leiden. Dazu zählen beispielsweise Argininbernsteinsäurekrankheit, Morbus Osler und Deletionssyndrom 22q11. Zusammengenommen sind von diesen etwa 7000 Krankheiten allein in Deutschland mehrere Millionen betroffen. Die meist sehr schweren Erkrankungen sind sowohl für die Patienten als auch für ihre Familien

Nach angeborenem Darmdefekt erfolgreich in der Uniklinik behandelt: der kleine Leon in den Armen seiner Mutti Andrea auf der Kinderintensivstation des Universitätsklinikums.

mit hohen Belastungen verbunden und führen zum Teil schon im Kindes- oder Jugendalter zum Tod. Wie Prof. Kiess sagt, soll die interdisziplinäre Versorgung von Patienten mit seltenen Krankheiten auf eine neue Stufe gehoben werden. Deshalb laufen am

Leipziger Universitätsklinikum Vorbereitungen, um ein spezielles Zentrum für seltene Krankheiten aufzubauen. Dafür haben bereits Gespräche mit den unterschiedlichsten Fachdisziplinen –von der Geburtsmedizin über die Augenheilkunde und Dermatologie bis zur

Im Gespräch mit Prof. Dr. Wieland Kiess, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin Leipzig

Herr Professor Kiess, wo liegen die Ursachen, dass es so viele Kinder mit so vielen seltenen Erkrankungen gibt?

Prof. Kiess: Vor 100 Jahren starben Kinder vor allem durch Hunger und Infektionskrankheiten. Heute haben wir viel Wohlstand, eine gute Hygiene und eine tolle Medizin. Der Hunger ist in unserem Land besiegt. Die Infektionen sind weiter ein starker, weil sehr raffinierter Gegner. Die großen Herausforderungen sind heute aber einerseits die neuen Volkskrankheiten: Herz/Kreislauf, Krebs, Adipositas und Allergien. Dazu kommen andererseits viel zu viele Patienten, die Opfer von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung geworden sind. Der Wohlstand hat aber nicht nur die Volkskrankheiten hervorgebracht, sondern auch ermöglicht, dass heute Kinder und Jugendliche mit ganz verschiedenen und ganz seltenen Erkrankungen zu uns kommen und behandelt werden können. Diese sind vor 100 Jahren einfach gestorben, ohne dass klar wurde, was sie überhaupt hatten.

Was ist Ihre Vision von einem Zentrum für seltene Erkrankungen?

Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Eine Familie mit einem einjährigen Kind kommt zu uns, weil das Kind ständig krank ist und keine Ursache zu ermitteln ist. Dann wird ein Lotse, also ein überaus erfahrener Kinderarzt, das Kind bei uns stationär aufnehmen und die nächsten Schritte einleiten: Die reichen von der Hinzuziehung der Kollegen und Kolleginnen der Humangenetik und der Labormedizin bis zum Einsatz von Experten aller Kliniken und Institute des Universitätsklinikums, die hier in der Liebigstraße ganz einfach auf direktem Weg zum Kind kommen können. Das Universitätsklinikum Leipzig als Krankenhaus der Maximalversorgung hat die Expertise und die Spezialisten. Und damit hat das UKL allerdings auch einen Auftrag der Gesellschaft.

Es wird doch aber niemals möglich sein, am Standort Leipzig tatsächlich alle

Labormedizin – stattgefunden. „Die seltenen Erkrankungen haben meist in der Kindheit ihren Beginn. Deshalb macht es Sinn, dass ein solches Zentrum von der Kinder- und Jugendheilkunde ausgestaltet wird.“

Uwe Niemann

7000 seltenen Krankheiten im Auge zu behalten?

Ein einzelnes Zentrum kann das nicht, das ist richtig. Aber der Verbund aller Experten, deutschland- und europaweit gesehen, der kann das. Natürlich wissen und können wir Mediziner in Leipzig schon viel, und es werden noch mehr Erkenntnisse dazukommen, weil an diesem Zentrum, das wir aufbauen wollen, auch geforscht werden wird und bereits hervorragend auch an der Aufklärung und besseren Behandlung von seltenen Erkrankungen wissenschaftlich gearbeitet wird. Aber wenn wir einen Patienten behandeln, müssen wir auch im Auge haben: Gibt es in einem anderen Zentrum einen Spezialisten, der sich mit dieser ganz besonderen Erkrankung ganz besonders gut auskennt. Dann ist es auch und gerade die Aufgabe unseres Zentrums, diesen absoluten Fachmann einzubeziehen. Auch das macht ein Zentrum für seltene Erkrankungen aus.

Interview: Uwe Niemann

SEITE 5 | LIEBIGSTRASSE AKTUELL
Foto: Stefan Straube
„Das Universitätsklinikum hat die Expertise und die Spezialisten“
Prof. Dr. Wieland Kiess Foto: ukll

MEDIZIN A-Z

EKG

Mit EKG wird das Elektrokardiogramm abgekürzt, das die elektrischen Aktivitäten aller Herzmuskelfasern aufzeichnet. Für die meisten Herzdiagnosen liefert das EKG nur Hinweise; lediglich bei Störungen von Herzrhythmus oder Erregungsleitung kann aus dem EKG allein schon eine klare Diagnose gestellt werden. Das normale Ruhe-EKG gehört zu den kardiologischen Basisuntersuchungen. Mit einem Langzeit-EKG können das Ausmaß von Herzrhythmusstörungen bewertet und auch seltene Rhythmusstörungen aufgespürt werden. Dazu trägt der Patient meist über 24 Stunden ein tragbares EKG-Gerät.

Scheck für krebskranke Kinder

PrimaCom spendet erneut für Elternhilfe für krebskranke Kinder e.V.

Zur guten Tradition ist sie geworden, die jährliche Spendenübergabe der PrimaCom AG an die Elternhilfe für krebskranke Kinder e.V. Genau 5555 Euro wurden durch Jens Müller und Joachim Grendel (Geschäftsführer) von PrimaCom auf der Krebsstation der Kinderklinik an Markus Wulftange vom Verein übergeben. Die Spenden der Mitarbeiter und der Unternehmensleitung des Kabelanbieters in Leipzig sind mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein: Das Geld hilft, die psychosoziale Betreuung junger Krebspatienten in Leipzig dauerhaft zu etablieren. Foto: ukl

Die Sehgrube im Visier von Leipziger Wissenschaftlern

Neues Model hilft, die Stelle des schärfsten Sehens besser zu verstehen

Gestochen scharf sieht der Mensch nur mit einer Stelle der Netzhaut: der Fovea centralis, auch Sehgrube genannt. Doch warum das so ist, darüber konnten Wissenschaftler bislang nur Vermutungen anstellen. Forscher der Universität und des Universitätsklinikums in Leipzig haben nun ein neuartiges mathematisches Modell entwickelt, das die Grundlage zu einem tiefergehenden Verständnis der Struktur und Funktionsweise der Sehgrube legt. Vorgestellt wurde das Modell in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Experimental Eye Research“.

Bisherige mathematische Modelle gehen von der vereinfachten Annahme eines gleichmäßig-symmetrischen Aufbaus der Sehgrube aus. Das neue Leipziger Modell berücksichtigt eine anatomische Besonderheit: Weil zwischen Sehgrube und Sehnerv die Fasern der Nervenzellen zusammenlaufen, ist die Nervenfaserschicht auf der zur Nase gewandten Seite der Sehgrube dicker als im übrigen Bereich. Diese asymmetrische Struktur lässt sich nun erstmals mit nur vier charakteristischen und einfach zu ermittelnden Parametern abbilden. „Rechnen wir diese Daten hoch, können wir die gesamte Oberfläche der Sehgrube in einem sehr präzisen 3D-Modell realisieren“, erläutert Projektleiter Patrick Scheibe. „Das ermöglicht uns, die Sehgrube als Linse nachzubauen und experi-

mentell auf ihre Funktionsweise hin zu untersuchen.“ So lässt sich künftig prüfen, ob einfallendes Licht durch die Grubenform der Sehgrube einen Lupeneffekt erzeugt, der besonders scharfe Bilder hervorbringt. Oder ob die Grubenform – wie bislang vermutet –wirklich nur dazu dient, dass kein störendes Gewebe den Weg des Lichts zu den empfindlichen Fotorezeptoren behindert.

Mit dem Wissen um die asymmetrische Form der Sehgrube zeichnen sich wesentliche Verbesserungen bei der Frühdiagnostik von Makulalöchern ab.

Diese auch als Makulaforamen bezeichneten Defekte der Netzhaut in der Sehgrube entwickeln sich in Folge krankhafter Wechselwirkungen zwischen Glaskörper und zentraler Netzhaut und führen zu einem Verlust des zentralen Sehens. „Bei Patienten mit Makulaforamen ist insbesondere die Analyse des Partnerauges von großem Interesse, da nicht selten beide Augen –wenn auch zeitlich versetzt – von der Erkrankung betroffen sind“, sagt Dr. Franziska Rauscher von der Augenklinik am Universitätsklinikum Leipzig. „Mit dem Modell können Strukturveränderungen der Sehgrube anhand weniger Zahlenwerte exakt dargestellt und mit der Normalform verglichen werden. Das lässt uns erkennen, ob biomechanische Kräfte Formveränderungen bewirken, die die Entwicklung von Makulaforamen begünstigen.“ Wenn Makulaforamen mög-

lichst früh erkannt und operiert werden, sind die Chancen auf eine vollständige Wiederherstellung der Sehkraft hoch. „Durch die Entwicklung einer verbesserten Frühdiagnostik auf der Basis des neuen Modells kann die Lebensqualität betroffener Patienten erheblich gesteigert werden“, ist sich die Wissenschaftlerin sicher.

Die Entwicklung des neuen Modells ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern des Translationszentrums für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig, des PaulFlechsig-Instituts für Hirnforschung (PFI) und weiterer Einrichtungen der Universität Leipzig und der Augenklinik am Universitätsklinikum Leipzig. Fachlich begleitet wird das langjährige Projekt von Prof. Dr. Andreas Reichenbach vom PFI und Prof. Dr. Peter Wiedemann von der Augenklinik am Universitätsklinikum Leipzig. Maria Garz

Die Sehgrube

Die Fovea centralis, die aufgrund ihrer Form auch als Seh- oder Netzhautgrube bezeichnet wird, ist der Ort des schärfsten Sehens. Sie befindet sich in der Mitte der Macula lutea, kurz Makula oder auch Gelber Fleck genannt. Dicht gedrängt auf einem Durchmesser von etwa 1,5 Millimetern stehen dort die ZapfenFotorezeptoren, die für die Erkennung von Formen und Farben zuständig sind. Die Form der Sehgrube ist individuell verschieden.

LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 6

15 Notstromanlagen sorgen für Sicherheit

Elektroversorgung am Uniklinikum geht weit über das Niveau der allgemeinen Stromversorgung hinaus

„Die Elektroversorgung eines Krankenhauses ist eine Hausforderung – für die Instandhaltung und die Nutzer“, sagt Hans-Jürgen Palaske, Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik im Bereich Planung und technische Gebäudeverwaltung der Uniklinik. „Wenn zu Hause der Strom ausfällt – das ist sicher ärgerlich. Bei uns im Krankenhaus aber darf der Strom niemals überall ausfallen, weil Menschenleben betroffen sein könnten.“

Wie der 53-Jährige erläutert, gibt es im Klinikum neben der allgemeinen Stromversorgung eine sichere Stromversorgung. Das heißt: Fällt die allgemeine Stromversorgung aus, springen innerhalb von 15 Sekunden automatisch Dieselmotoren an, die Generatoren antreiben, die wiederum Strom erzeugen. Diese versorgen dann nicht das gesamte Krankenhaus, aber wichtige Anlagen und Geräte, die für den Notbetrieb des Krankenhauses unabdingbar sind. „Wir haben 15 derartige Notstromanlagen, die laut Vorschrift 24 Stunden lang laufen können müssen“, so Hans-Jürgen Palaske.

„Das bedeutet, dass wir einen Dieselvorrat vorhalten müssen, der für 24 Stunden hält.“

So ein Dieselaggregat verbraucht pro Stunde circa 250 Liter Diesel; da kann man sich selbst ausrechnen, wie groß die Tanks sein müssen. Durch diese sichere Stromversorgung geht nach kurzer Zeit zum Beispiel die Beleuchtung wieder an. Aber für ein Rechenzentrum oder für bestimmte Behandlungen im Operationssaal wäre ein Stromausfall von 15 Sekunden höchst gefährlich. Deshalb gibt es dort, wo es notwendig ist, eine weitere Sicherheitsstufe bei der Stromversorgung: die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV).

Dabei bilden Batterieanlagen einen Puffer. Fällt die allgemeine Stromversorgung aus, wird mit dem Strom aus einer Vielzahl von Batterien die zeitliche Lücke gefüllt, bis die Dieselmotoren laufen. Manche dieser Batterieanlagen müssen eine Stunde, andere gar drei Stunden Strom liefern.

„Die strengsten Vorschriften gelten bei USV-

Anlagen für eine medizinische Nutzung, sogenannte ZSV- beziehungsweise BSV-Anlagen“, erläutert Hans-Jürgen Palaske. „Diese müssen sich ständig selbst überwachen. Tritt ein technischer Fehler in der Anlage auf, muss dieser von der Anlage selbst kompensiert werden, ohne dass die Stromversorgung unterbrochen wird. Zudem muss die Anlage den

Fehler melden.“ Damit ist schon klar, dass eine USV-Anlage nicht aus einer Reihe von simplen Autobatterien besteht. Hier arbeitet ein kompliziertes System, das sogar einen Fehler ausgleichen kann. Indes: Tritt ein zweiter Fehler auf, fällt auch diese Anlage aus. „Der Nutzer kann sicher sein, dass die gerade laufende Operation sicher beendet werden kann – auch wenn die Anlage einen Fehler meldet“, versichert der Diplom-Ingenieur. „Zugleich muss aber auch allen Nutzern klar sein: Eine neue OP kann nicht begonnen werden. Da müssen wir erst dem Fehler auf den Grund gehen.“ Gern vergleicht er die Situation mit einer OP-Leuchte. Fällt hier die Halogenlampe aus, springt sofort eine zweite an. Damit kann weiter operiert werden. Dann sollte aber die erste defekte Lampe gewechselt werden. Denn für eine neue OP gibt es keine Reservelampe mehr.

Unsichtbar für Patienten, unentbehrlich für alle Abteilungen des Universitätsklinikums: die technischen Anlagen zur Notstromsicherung.

Zudem weist Hans-Jürgen Palaske darauf hin, dass das regelmäßige Prüfen von elektrischen Anlagen wichtig und deshalb auch vorgeschrieben ist. Die kontrollierten Stromabschaltungen sind nötig zum Schutz der Mitarbeiter und Patienten. Damit werden auch Schwachstellen festgestellt. „Elektrotechnische Geräte unterliegen einem schleichenden Alterungsprozess“, so der Elektroingenieur. „Mit der Zeit härtet die Isolation aus, auch Wasserdampf und Schmutz führen dazu, dass die Isolation der elektrischen Bauteile an Wirkung verliert. Wenn wir einmal im Jahr den Strom in einem Gebäude abschalten und dann wieder einschalten, gehen verschiedene elektrische Geräte kaputt. Ganz einfach, weil mit diesem Ab- und Zuschalten gealterte Geräte selektiert werden. Und das soll sogar so sein.“ Uwe Niemann

SEITE 7 | LIEBIGSTRASSE AKTUELL
Sorgen dafür, dass auch bei Stromstörungen das Licht im OP-Saal und auf den Stationen am UKL nicht ausgeht – die Mitarbeiter im Bereich Planung und technische Gebäudeverwaltung des Universitätsklinikums um Hans-Jürgen Palaske. Fotos: Stefan Straube

Warum Blut spenden? Studenten antworten 1974 und heute

Gemeinsame Studie des UKL und der Universitätsmedizin Mainz weist Nutzen nach

Weniger rauchen, mehr joggen, Leben retten – gute Vorsätze für das neue Jahr gibt es viele. Regelmäßig Blut spenden zu gehen, wäre sicher einer davon. Doch warum sollte man das tun?

Ein schönes Frühstück oder ein Beitrag zur Beendigung des imperialistischen Krieges –der Ansporn für eine Blutspende im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat war häufig noch ein völlig anderer als heute. Studenten von damals und heute geben Aufschluss.

Im Juli 1983 dürfen sich Potsdamer Studenten auf ein reichhaltiges Frühstück freuen, das ihnen nach der Blutspende gereicht wird. Doch nicht immer war der Anreiz zum freiwilligen Aderlass so profan. Mitten in den Wirren des Kalten Krieges wurde auch das Blutspenden von der Staatsmacht zum symbolischen Akt im Kampf zwischen Ost und West erhoben.

Blutspenden als sozialistische Bürgerpflicht. So lesen sich manche Aufrufe in den Zeitungen der DDR Anfang der 70er Jahre folgendermaßen: „Wer kann, gibt Blut für die verwundeten Kämpfer im fernen Bruderland.“ Rostocker Studenten wiederum erklärten sich bereit, unentgeltlich Blut zu spenden „zur Unterstützung des gerechten Kampfes der arabischen Völker gegen die israelische Aggression“. In einem damaligen Report der LVZ möchte eine Frau mit ihrer Blutspende für die verwundeten vietnamesischen Soldaten dazu beitragen, „den imperialistischen Krieg zu beenden“. Auch „für die kämpfenden chilenischen Patrioten“ wurde öffentlichkeitswirksam gespendet.

Aber was haben heutige Studenten für Ideale? Zum Blutspende-Termin im Seminargebäude der Universität Leipzig befragte die UKL-Blutbank die Studenten zu ihrer Motivation für den freiwilligen Aderlass.

Shalini Schulz: Ich will auf schnellem Weg was Gutes tun. Das Geld spielt für Studenten natürlich auch immer eine Rolle, aber ich würde auch spenden, wenn es kein Geld dafür gäbe.

Julia Hercher: Aus Interesse. Ich wollte mal wissen, wie es ist, da ich bisher noch nie Blut spenden war. Und wenn man gesund ist, warum nicht?

Célina Gerber (Schweiz): Ich spende auf jeden Fall nicht wegen des Geldes, denn in der Schweiz bekommt man kein Geld für die Blutspende. Des-

Auch in Potsdam wurde von Studenten für Verwundete in revolutionären, sozialistischen Bruderstaaten Blut gespendet. Danach gab es Frühstück.

halb war ich hier erst mal sehr verwundert.

Sara Savant (Italien): Wenn ich etwas Gutes tun kann, dann möchte ich es machen. In Italien habe ich auch schon öfter gespendet, deswegen gehe ich auch hier in Leipzig während meines Erasmus-Auf-

enthaltes. Es tut mir nicht weh und es hilft anderen.

Roberto Möller: Meine Freundin hatte mich mal zum Blutspenden mitgenommen und seit ich erfahren habe, dass ich mit AB negativ die seltenste Blutgruppe habe, die es gibt, spende ich jetzt regelmäßig.

ZAHL DER WOCHE 138

Am Klinikum gibt es derzeit 138 Personen- und Lastenaufzüge. Sie transportieren neben dem Klinikpersonal und den Patienten auch alles, was für deren Versorgung notwendig ist: beispielsweise Sterilgut, Laborproben, medizinische Geräte und Essen. Es gibt Seilaufzüge und hydraulische Aufzüge. Letztere haben besonders viel Hubkraft und können je nach Einsatzbereich, und wenn es nötig ist, bis zu 2,5 Tonnen heben. Die meisten Aufzüge, insbesondere die reinen Personenaufzüge, sind paarweise angeordnet. Wenn einmal ein Aufzug ausfällt, gibt es dann immer noch einen, der funktionstüchtig ist. Gemeinsame Ausfälle gibt es nicht, obwohl einige UKL-Aufzüge schon über eine Million Fahrten hinter sich haben. SH

LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 8
Fotos: Repro Die Rostocker Ostseezeitung berichtete beispielsweise über eine Spendenaktion auf der Neptunwerft. Foto: Stefan Straube Shalini Schulz Fotos: Corinna Schulze Julia Hercher Cèlina Hercher und Sara Savant Roberto Möller

Volle Unterstützung nach der Operation

Aus dem Alltag einer Physiotherapie-Schülerin am UKL

Fotos: Carolin Thome

Schon vor der ersten Trainingseinheit bespricht Isabelle Siwy(r.) mit ihrer Mentorin Simone Schwarz die geplanten Übungen.

Isabelle (l.) lässt sich von der Patientin am Wirbelsäulenmodell zeigen, wo es schmerzt.

Übungen zur Stärkung der Bauchmuskulatur sollen das Becken stabilisieren.

Richtig sitzen und aufstehen lernen - auch das ist wichtig nach einer Operation und beugt Schmerzen vor.

Fit dank Isabelle

Schon kurz nach der OP kommt Isabelle Siwy zum Einsatz: Die Physiotherapie-Schülerin im dritten Lehrjahr begleitet Patienten bis zur Entlassung aus dem Uniklinikum – dieses Mal Claudia Scheibenreif. Nach einer Operation der unteren Wirbelsäule hilft ihr Isabelle, sich wieder richtig zu bewegen und fit und stabil zu werden für den Alltag. An ihrer Seite, und stets für Rücksprachen bereit, ist ihre Mentorin Simone Schwarz, Physiotherapeutin in der Physikalischen Therapie und Rehabilitation am UKL. Sandra Hasse

Schief oder Gerade? Nach einer Wirbelsäulen-OP ist das Gefühl dafür manchmal eingeschränkt. Hier hilft Isabelle, die Fehlhaltung zu korrigieren.

Ein Balanceakt: Das Gleichgewicht auf einem Ballkissen zu halten, ist gar nicht so einfach, aber besonders gut, um das Körpergefühl zu stärken.

„Leipzig liest“ an der Universitätsmedizin

Das beliebte Lesefestival zur Leipziger Buchmesse zu Gast an der Liebigstraße

Die Leipziger Buchmesse und ihr Lesefest „Leipzig liest“ sind das Frühjahrsereignis der Buch- und Medienbranche. Vom 13. bis 16. März treffen Autoren, Leser und Verlage in zusammen, um sich zu informieren, auszutauschen und Neues zu entdecken. Auch auf dem Medizincampus Liebigstraße wird vorgelesen und diskutiert. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen:

Der Koblenzer Kriminalhauptkommissar a.D. Gerhard Starke liest aus dem Buch „Ich musste sie töten – Die Abgründe des Dieter Zurwehme und andere Kapitalverbrechen“ von Christoph Kloft.

13. März, 19.30 Uhr; Großer Hörsaal Anatomie Liebigstraße 13, Ecke Nürnberger Straße.

Einsatz in Remagen, ein Szenario des Grauens: Gefesselt liegen zwei Personen am Boden,

überall ist Blut. Vor Kriminalhauptkommissar Starke liegt eine monatelange Jagd nach einem Verbrecher, der alle in Angst und Schrecken versetzt. Zum zweiten Mal bringt Christoph Kloft die Erinnerungen des Koblenzer Ermittlers an Fälle aus seiner Berufslaufbahn zu Papier. Authentisch, sachlich, empathisch. Kinderbuchautor Salah Naoura liest aus seinem neuen Kinderbuch „Hilfe! Ich will hier raus!“

14. März, 9 Uhr; LIFE Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen im Roten Haus, Philipp-Rosenthal-Str. 27.

Friede, Freude, Gold im Garten? Eines Tages steht sie vor der Tür: Oma Cordula, Mamas Mutter aus dem Altersheim. Sie bringt die Familienidylle gehörig durcheinander und behauptet, im Garten sei ein Schatz vergraben. Eine warmherzige und ein bisschen verrückte Familienge-

schichte. Die Lesung eignet sich für Kinder ab acht Jahren, für Schüler der 3. und 4. Klasse.

Die Wissenschaftlerin und Medizinerin Giulia Enders liest aus Ihrem Buch „Darm mit Charme“.

14. März, 19.30 Uhr; LIFE Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen im Roten Haus, Philipp-Rosenthal-Str. 27.

Ausgerechnet der Darm! Das schwarze Schaf unter den Organen, das einem doch bisher eher unangenehm war. Aber dieses Image wird sich ändern. Denn Übergewicht, Depressionen, Allergien und Alzheimer hängen auch mit einem gestörten Gleichgewicht der Darmflora zusammen. Das heißt umgekehrt: Wenn wir uns in unserem Körper wohl fühlen, gesünder altern und glücklicher werden wollen, müssen wir unseren Darm pflegen. Das zumindest legen die neuesten Forschungen nahe. In diesem

Buch erklärt die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders vergnüglich, welch ein hochkomplexes und wunderbares Organ der Darm ist.

Vollopfer! Eine szenische Lesung und Talk Show mit dem Kinder- und Jugendpsychiater und Erfolgsautor Frank Köhnlein und dem Moderator Frank Baumann.

15. März, 20 Uhr; Atrium (direkt am Lurch), Klinik für Frauen-und Kindermedizin, Liebigstraße 20a.

Voll das Opfer – wer war nicht selbst schon mal eins? In einem Internat für schwer verhaltensauffällige Jugendliche wird der Heimleiter verletzt und bewusstlos in der Sauna aufgefunden – mehr Hummer als Mensch. Dr. Paul Hepp, der Psychiater im Heim, mag nicht glauben, dass einer seiner Jugendlichen etwas damit zu tun hat. ukl Mehr Infos unter www.leipzig-liest.de

| LIEBIGSTRASSE AKTUELL SEITE 9
Isabelle (r.) macht es vor: Gezielte kleine Bewegungen auf dem Pezziball helfen, das Becken wieder zu mobilisieren.

Bewegungsanalyse, die unter die Haut geht

Fluoroskopische Kinematografie auf dem veterinärmedizinischen Campus der Universität Leipzig

Wie wirkt sich ein Kreuzbandriss auf die Kniegelenksbewegung aus? Was passiert eigentlich nach einer Bandscheibenoperation? Was bewirken spezielle Hufbeschläge? Oder: Was passiert in der Klaue der Milchkuh, wenn sie auf einem Spaltenboden aus Beton laufen muss? Welche Klauenpflege ist für das Tierwohl am besten? Diese bisher kaum zu klärenden Fragen können jetzt durch ein neues Gerät beantwortet werden, das am 11. Februar 2014 auf dem veterinärmedizinischen Campus der Universität Leipzig eingeweiht wurde: eine moderne FluoKinanlage.

Das in Europa bisher einzigartige Gerät ermöglicht die Aufnahme von Hochgeschwindigkeits-Röntgenfilmen auch von größeren Tieren wie Pferden, Rindern und Schweinen auf dem Laufband. Die FluoKinanlage – ein Prototyp der Firma Böhme Medizintechnik aus Peißen bei Halle – kostete bisher rund 200 000 Euro, die vor allem von der Universität im Rahmen von Berufungen aufgebracht wurden. Der Freistaat Sachsen stellte zudem 40 000 Euro zur Verfügung, um die baulichen und technischen Voraussetzungen zu schaffen. Das Gerät wurde auf einer eigens konstruierten Stahl-Tragkonstruktion befestigt. Besonders wichtig war den Bauherren dabei der Schutz vor der Strahlung. Fenster, Deckenbereich und Eingangstür erhielten eine Verkleidung aus Blei, die einen Millimeter stark ist.

Mit der Anlage können komplexe biomechanische Bewegungsabläufe erkannt und analysiert werden. „Eines unserer Ziele ist es, Operationsmethoden und -techniken bei Hunden zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Peter Böttcher von der Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bewegungsanalyse mit auf der Haut aufgeklebten Markern, wie man sie aus der Sportmedizin kennt, wird bei der FluoKinanlage das Tier in der Bewegung mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und so die Bewegung der Knochen punktgenau abgebildet. Werden diese Aufnahmen mit zuvor gemachten Bildern aus dem Computertomografen kombiniert, entsteht

eine dreidimensionale Animation des untersuchten Gelenkes.

„Ich träume schon lange davon, in die Klauen und Hufe von Tieren hineinschauen zu können“, sagt Prof. Christoph Mülling vom Veterinär-Anatomischen Institut, der neben Prof. Böttcher die Anlage am intensivsten nutzt. Bei Pferd und Rind liegt das Hauptaugenmerk auf Huf- und Klauenkrankheiten. Prof. Mülling erforscht mit Unterstützung der FluoKinanlage unter anderem, wie sich orthopädische Beschläge auf die Ausrichtung der Zehenknochen des Pferdes auswirken, um Rückschlüsse auf deren therapeutischen Nutzen ziehen zu können.

Auch die Kaubewegung der Pferde, der Einfluss unterschiedlicher Gebisse und die vor allem unter Reitern viel diskutierte IdealPosition des Sattels wird von den Wissenschaftlern anhand der Röntgenaufnahmen in Bewegung untersucht.

„Verstörte“ Zellen

Bei Hunden sei die Bewegungsanalyse auf dem Laufband meist kein Problem, sagt Böttcher. Schwieriger gestalte sich das bei Pferden. Diese wesentlich größeren und schwereren Tiere werden erst peu à peu an das Laufband gewöhnt, bevor es zur eigentlichen Untersuchung geht. „Im Moment wird die Anlage zu 80 Prozent für die biomechanische Grundlagenforschung genutzt und zu 20 Prozent klinisch. Das Verhältnis wird sich aber im Lauf der Jahre sicherlich verändern“, berichtet Böttcher.

„Von der Ratte bis zum Pferd wird mit der Anlage alles untersucht“, erklärt er. Ebenso könnten damit auch Menschen durchleuchtet werden. „Das ist eine Frage des Strahlenschutzes“, betont der Experte. Eine Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Humanmedizin sei in jedem Fall geplant und würde Leipzig als internationalen Standort für Bewegungsanalyse stärken. Susann Huster

Zentrale Frage zu Entstehung von Gebärmutterhalskrebs aufgeklärt

Forschern der Universität Leipzig ist es gelungen, ein wichtiges Detail in der Frage der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs zu klären. Ihre Ergebnisse erschienen jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nucleic Acids Research“.

Dass Humane Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs verursachen, ist schon lange bekannt. Wie das Virus die Zellregulation durcheinander bringt, daran forschen Leipziger Wissenschaftler der Abteilung Molekulare Onkologie um Prof. Kurt Engeland und Dr. Martin Fischer.

Damit sich eine Zelle teilen kann, müssen bestimmte Gene aktiv sein. Diese Gene werden in normalen Zellen streng reguliert und nur dann benutzt, wenn eine Zellteilung für den Organismus sinnvoll ist. Die Nutzung der Zellteilungsgene wird durch die Bindung eines Proteinkomplexes namens DREAM gesteuert. Diese Bindung verhindert die Zellteilung so lange, bis es für den Organismus angebracht ist, eine Zelle durch Teilung zu zwei Tochterzellen werden zu lassen. Im Fall einer Virusinfektion durch HPV wird in der Zelle das Protein E7 hergestellt. Die Leipziger Wissenschaftler haben nun herausgefunden,

dass dieses E7-Protein die Bindung des DREAM-Komplexes an den Zellgenen zerstört. Dadurch werden diejenigen Gene zur Nutzung frei gegeben, die eine Zellteilung fördern. Die Zellen teilen sich leichter, wodurch sich das Virus schneller ausbreiten kann und so ein zentraler Schritt zur Krebsentstehung zugelassen wird.

Dieser Mechanismus ist nicht nur für Gebärmutterhalskrebs von Bedeutung. Er spielt auch bei anderen durch HPVInfektionen hervorgerufenen Tumorarten eine Rolle, beispielsweise am Anus, im Genitalbereich beider Geschlechter oder im Hals-/Rachenraum.

SH
LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 10
Kleintierchirurg Prof. Dr. Peter Böttcher erläutert die Wirkungsweise der neuen Anlage. Foto: Swen Reichhold Die neue FluoKinanlage ermöglicht unter anderem Röntgenaufnahmen vom Pferd in Bewegung. Im Bild: Ein Test mit Hund. Foto: Swen Reichhold Rot gefärbte Zellkerne: Leipziger Forscher konnten ein wichtiges Detail bei der Krebsentstehung klären. Foto: dpa

„Mittlerweile tut sich was“

Stationen an der S1 nach Leipzig-Grünau teils noch Baustelle - neue Rampe entsteht am Allee-Center

Mit der Eröffnung des City-Tunnels fährt die S1 wieder nach Grünau. Während in der Innenstadt alles schmuck ist, sieht es an einigen Haltepunkten im Südwesten der Stadt aber noch immer nach Baustelle aus: Absperrbänder, Baumaterial, unbepflanzte Flächen. Die Bahnsteige seien dennoch fertig und die Nutzung nicht eingeschränkt, teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage mit.

Betroffen sind die Stationen an der Karlsruher Straße, Grünauer Allee und AlleeCenter. Zum Fahrplanwechsel im Dezember seien alle Stationen fertiggestellt worden, so die Bahn. Die Lagerflächen

Das ganze Leben zwischen

würden nun kurzfristig von Baumaterial geräumt. Da noch Restarbeiten anstehen, gebe es teilweise noch Baucontainer an den Stationen.

Am Allee-Center haben die Fahrgäste mit den Füßen neue Tatsachen geschaffen: Weil die Strecke zwischen dem eigentlich vorgesehenen Weg und Wetterhäuschen über eine freie Fläche abgekürzt werde, will die Bahn dieses Areal nun befestigen.

Außerdem sei am Allee-

Weisheit, Melancholie und Ulk

Center auch eine zusätzliche, von der Stadt gewünschte Rampe im Bau. „Das ist tatsächlich nötig, denn die alte war für die Nutzung von Fußgängern und Radfahrern viel zu eng“, sagte Ilse Lauter. Die Linken-Stadträtin hatte im Februar per Anfrage bei der Stadt bemängelt, dass die Stationen in Grünau nicht fertig seien. „Mittlerweile tut sich was, das ist in Arbeit“, zeigte sie sich jetzt zufrieden. Zu den Restarbeiten gehört laut Bahn auch die Umpflasterung der Infovitrinen auf dem Bahnsteig in der Karlsruher Straße. Im Frühjahr wird gepflanzt: An den alten Wegen zu den Stationen sollen schnell wachsende Sträucher gesetzt werden. Evelyn ter Vehn

Wiederaufnahme zum Richard-Strauss-Jahr: Alfred Kirchners „Rosenkavalier“ in der Oper Leipzig

Es ist vielleicht die schönste SopranPartie des Repertoires: die Marschallin in Richard Strauss ’ „Rosenkavalier“. Die in bester Gesellschaft Erblühte, die sich mit dem Jungspund Oktavian in echter Liebesglut ein wenig Abwechslung verschafft – und doch nur in Ausnahmefällen das Wissen ums Ablaufen der eigenen Uhr verdrängen kann. Manuela Uhl, die Mitte Februar in der voll besetzten Oper Leipzig ihr hiesiges Rollendebüt gab, füllt diese weiseste der Bühnen-Figuren Hugo von Hofmannsthals mit melancholischer Grandezza.

Mit kleinen Gesten und großer Haltung kleidet Uhl ein gelebtes Leben, das Wissen um die Vergänglichkeit aller Schönheit und allen Glücks, die Würde der Entsagung in eine Bühnendarstellung von tief empfundener Menschlichkeit. Schon für dieses Charakter-Porträt lohnt sich der Besuch dieser mittlerweile knapp 16 Jahre alten Kirchner-Inszenierung, die die Oper Leipzig nun zum Strauss-Jahr wieder hervorgeholt hat. Zumal Uhl auch wunderbar singt. Weich, warm, mit einer Stimme von erlesener Schönheit spürt sie den melodischen Herrlichkeiten und der emotionalen Kraft nach, die Strauss in die Noten grub, und rührt damit ein ums andere Mal zu Tränen.

Für die ist auch Jürgen Linn als Baron Ochs auf Lerchenau gut. Doch sind es Lachtränen. Als vom Dünkel geblähtes selbstgefälliges Schürzenjäger-Landei auf Freiersfüßen hat Linn in dieser Partie die Leipziger bereits mehrfach von seinem komischen Talent überzeugt, von seiner Spielwut, der markanten Beweglichkeit seines Bass-Baritons. Wieder bildet er mit derbem Witz, der hart an der Grenze zum Klamauk navigiert, sie aber im letzten Moment doch respektiert, das andere Ende des Spektrums dieser Oper ab, in der die ganze Welt, das ganze Leben Platz findet. Dazwischen finden Oktavian und Sophie

einander, der schwärmerisch entflammte Graf und der frisch erglühte Backfisch. Aber hier, beim jugendlichen Paar im Zentrum, bleiben Fragen. Jean Broekhuizen etwa stattet Oktavian mit verliebtem Feuer und Mezzo-Schönheit aus. Das ist für ein Rollendebüt in dieser enorm anspruchsvollen Riesenpartie ein eindrucksvolles Ergebnis. Szenisch indes bleibt sie der Hosenrolle die Glaubwürdigkeit schuldig. Die betont männlichen Posen des ersten Bildes geraten in ihrer ungelenken Eckigkeit unfreiwillig komisch. Und wenn sie als Frau einen jungen Mann spielt, der sich als Mädchen verkleidet, fehlt die Vielschichtigkeit.

Bei Eun Yee You verhält es sich andersherum: Bezaubernd spielt sie die Naive auf

dem Weg ins Leben und in die Liebe. Ihr schöner Sopran aber ist der Partie bereits entwachsen. Und doch: Wenn sie am Ende, nach rund viereinhalb Stunden, mit Broekhuizen konstatiert „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein“, wünschte man, diese Oper würde niemals enden. Beim Rest der vielköpfigen Personage gibt es keine nennenswerten Einwände: Vom sensationellen Sänger Gaston Riveros über den überdreht neureichen Faninal, den Jürgen Kurth rollendeckend mit Leben füllt, den Intriganten Valzacchi, den Martin Petzold über die Szene quecksilbern lässt, bis hinunter zum depperten Ochs-Bastard Leopold, den Andreas Reinboth herrlich überzeichnet. Eine „Komödie für Musik“ ist dieses Werk. Kirchner zeigte dies in seiner Inszenie-

rung, die Gundula Nowack liebevoll wiederaufbereitete, indem am Schluss das Bühnenbild verschwindet und die Darsteller allein bleiben mit sich, ihren Gefühlen und Strauss ’ Wunder-Partitur. Um die kümmern sich im Graben Generalmusikdirektor-Intendant Ulf Schirmer und das Gewandhausorchester. Ihrem schillernden Detailreichtum, ihrer Virtuosität, ihrem Witz, dem emotionalen Sog bleiben sie nichts schuldig. Ihrem unvergleichlichen Schmelz, der fließenden Eleganz bisweilen schon. Was nichts daran ändert, dass dieser lange Abend ein sehr, sehr schöner ist. Das spiegelt sich auch im begeisterten Applaus, in den sich nur für Schirmer einsam ein gellendes Buh mischt. Peter Korfmacher

SEITE 11 | LIEBIGSTRASSE AKTUELL Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Foto: Dirk Knofe Jürgen Linn (Ochs), Jean Broekhuizen (Oktavian) und Manuela Uhl (Marschallin, v.l.). Foto: xTom Schulze Halbfertige Baustellen: Haltepunkte der S1 in Leipzig-Grünau.

Capa-Haus: Sanierung beginnt im März

Kurzfilm zu Ereignissen am 18. April 1945 bald fertig

Die Geschichte vom Capa-Haus nimmt nun doch ein gutes Ende. Nächsten Monat beginnt die Sanierung des ganzen Gebäudeensembles am Eingangstor von Lindenau. Im Mai feiert ein Film Premiere, der davon erzählen wird, wie dort im Zweiten Weltkrieg weltberühmte Fotos entstanden.

In den letzten zwei Monaten wurde der historische Stuck gesichert. Auch das Holzschutzgutachten liegt nun vor und auf dem ganzen Grundstück an der Jahnallee 61 laufen Aufräumarbeiten. „Wir müssen nur noch die Verträge mit den Baufirmen abschließen“, erzählt Horst Langner, Chef der Firma L+S aus dem bayerischen Mühldorf. Dann beginne die Sanierung: „Im ersten Quartal.“

Für zwölf Millionen Euro wird nun das Wunder einer Rettung vollbracht, an die viele Fachleute vor drei Jahren nicht mehr glaubten. Damals hatte die Stadt gerade Abrissgenehmigungen nicht nur fürs CapaHaus, sondern auch für die Nachbarbauten in der Luppenstraße 28 und 26 erteilt. Trotz Denkmalschutz. Denn dem seinerzeitigen Eigentümer – einer bankrotten Schweizer Firma – konnte der Erhalt der einstigen Prachtbauten (geschaffen um 1910 durch Otto Gerstenberger, dem Architekten der Musikalischen Komödie in Lindenau) wirtschaftlich nicht mehr zugemutet werden. Wegen Nässeschäden waren die Decken zum Teil schon über fünf Geschosse durchgebrochen. Spätestens nach einem Brand zu Silvester 2011 schien das Aus besiegelt.

Doch weil das Capa-Haus im Zweiten Weltkrieg eine besondere Rolle spielte, an so prominenter Stelle prangt und auch etwas Glück hatte, kam es anders. Eine Bürgerinitiative für den Erhalt wurde gegründet. Im Rathaus machte der frühere Baubürgermeister Martin zur Nedden (SPD) das Thema zur Chefsache. Etliche nationale und internationale Medien berichteten. Anlass des Interesses war ein weltweit berühmt gewordenes Foto, das am 18. April 1945 in der Jahnallee 61 entstand. Bei der Befreiung Leipzigs durch amerikanische Truppen

hatte Robert Capa – Gallionsfigur der Reportage-Fotografie des 20. Jahrhunderts sowie Gründer der bedeutenden Fotoagentur Magnum – einen MG-Trupp begleitet, der auf einem Balkon dieses Hauses Stellung bezog. Capa war dabei, als dort ein 21-jähriger Maschinengewehr-Schütze von einer deutschen Kugel im Kopf getroffen wurde. Die Bilder von dem Toten und einer anwachsenden Blutlache schickte er später an das „Life-Magazine“ in New York mit der Erklärung: „Ich hatte das Bild des letzten Mannes, der starb.“

Zwar starben auch in Leipzig danach noch weitere Soldaten, doch als „Life“ die Serie im ersten Heft nach Kriegsende druckte, wurde ein Foto daraus weltberühmt. Es hieß „Der letzte Tote des Krieges“ und gilt bis heute als eindringliche Mahnung gegen Gewalt.

Die Leipziger Bürgerinitiative recherchierte den Namen des Opfers: Raymond J. Bowmann. Sie nahm Kontakt zu seiner Familie in den USA auf, fand weitere Zeitzeugen. Im Ergebnis besucht die 34-jährige Filmemacherin Alina Cyranek zufällig dieser Tage den 81-jährigen Robert Petzold in Kassel. Dessen Familie lebte 1945 in jener Wohnung, in der Capas Fotos entstanden. Die Standuhr und andere Möbel, die darauf zu sehen sind, hat Petzold bis heute in Kassel aufbewahrt.

Cyraneks Kurzfilm „Fading“ über die Ereignisse von damals wird am 14. Mai in Leipzig Premiere haben – genau 69 Jahre nach dem Erscheinen des „Life“Hefts. Im Capa-Haus selbst wirbeln dann schon längst die Bauleute, versichert L+S-Chef Langner. Alle 40 Eigentumswohnungen, die in dem Ensemble denkmalgerecht herausgeputzt werden, sind bereits verkauft oder verbleiben im Besitz der bayerischen Firma. Im August 2015 soll alles fertig sein und im Erdgeschoss das traditionsreiche „Café des Westens“ wieder öffnen – mit einem kleinen Museum zur besonderen Geschichte des Ortes.

Runder Tisch in Leipzigs Partnerstadt Travnik

Honorarkonsul Michael Weichert erklärt im Interview die Lage in Bosnien-Herzegowina

In diesen Tagen erreichten uns Nachrichten von gewaltsamen Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina. Einem Land, dem der Leipziger Landtagsabgeordnete Michael Weichert (Bündnisgrüne) in besonderem Maße verbunden ist – als Honorarkonsul. Zudem ist er seit langem Vorstandschef des Städtepartnerschaftsvereins für Leipzig und das bosnische Travnik.

Frage: Die Nachrichten aus Bosnien und Herzegowina sind besorgniserregend. Was ist da aus Ihrer Sicht los?

Michael Weichert: Es ist immer besorgniserregend, wenn es Berichte über gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten aus der Bevölkerung und staatlichen Ordnungskräften gibt. Nach meinen Informationen beschränkten sich die Ausschreitungen auf den 7. Februar und auf vier Städte und waren gezielte Provokationen sogenannter Hooligans. Bosnien-Herzegowina besteht aus zwei Landesteilen – der Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Republika Srpska. Und zurzeit wird vor allem in der Föderation in allen großen Städten täglich und friedlich demonstriert.

Für welche Ziele?

Die Menschen warten auf die Auszahlung ihrer Löhne, Zugang zu Sozialleistungen und Renten, von denen man würdig leben kann. Bosnien-Herzegowina hat die höchste Arbeitslosigkeit in Europa und gleichzeitig die höchste Dichte an Politikern, die fürstlich und pünktlich bezahlt werden. Die Bürger wollen Verfassungsreformen, weil sie sehen, dass es mit den derzeitigen Strukturen, übrigens durch die internationale Gemeinschaft im Dayton-Vertrag 1995 so festgelegt, keine Perspektive gibt. Sie fühlen sich als Europäer und sind Teil der europäischen Kultur und Geschichte. Nun ist das Nachbarland Kroatien seit Juli 2013 Mitglied der EU. Und plötzlich ist aus einer einstigen Binnengrenze die EU-Außengrenze geworden – mit fatalen Folgen für die bosnischherzegowinische Wirtschaft, Landwirtschaft und den Dienstleistungssektor. Das schadet der ohnehin schwachen Wirtschaft und erhöht die Arbeitslosigkeit noch mehr. Deshalb gehen die Menschen, aus meiner Sicht zu Recht, auf die Straße.

Was muss geschehen, damit die Konflikte nicht weiter eskalieren?

Das Staatswesen muss grundhaft erneuert werden. Ein Land mit vier Millionen Einwohnern braucht keine 170 Minister, keine 13 Parlamente und keine drei Staatsober-

häupter! Außerdem müssen in der Verfassung die Normen der europäischen Menschenrechtscharta verankert werden. Erst nach einer Verfassungsreform gibt es wieder Gespräche mit der EU, um den Kandidatenstatus als Voraussetzung für Mitgliedsverhandlungen zu erreichen. Für mich ist ein Beitritt auch Bosniens zur EU keine Erweiterung, sondern ein Lückenschluss!

Haben Sie Informationen aus Leipzigs Partnerstadt Travnik? Wie ist die Lage dort?

In Travnik wird täglich friedlich demonstriert. Beginn ist am Gebäude der Kantonsregierung. Dann gehen bis zu 150 Travniker ins Kulturhaus, setzen sich mit Mitgliedern der Kantonsregierung zusammen. Ein Runder Tisch also. Der in Leipzig bekannte ehemalige Bürgermeister Tahir Lendo verhandelt als Ministerpräsident des mittelbosnischen Kantons auf Regierungsseite.

Können wir etwas für die Partnerstadt tun? Gibt es trotz aller Konflikte auch 2014 eine Bürgerreise?

Den Travnikern ist in dieser Situation sehr bewusst, dass sie mit Leipzig eine Partnerstadt haben, die als Stadt der friedlichen Revolution gezeigt hat, dass es möglich ist, gewaltfrei eine Transformation zu beginnen und damit die gesellschaftliche und staatliche Situation nachhaltig zu verbessern. Sie setzen auf unsere Unterstützung und Solidarität und freuen sich darauf, viele Leipziger Ende Mai in der Stadt willkommen zu heißen. Die diesjährige Bürgerreise findet vom 28. Mai bis 2. Juni statt. Im 25. Jubiläumsjahr der friedlichen Revolution wird es dort sicher interessante Gespräche geben.

Interview: Angelika Raulien

Anmeldung zur Bürgerreise unter Tel. 03419612210 oder leipzigtravnik@aol.com.

LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 12
So soll das Capa-Haus in der Lindenauer Luppenstraße nach seiner Sanierung aussehen.
L + S
Grafik: Honorarkonsul Michael Weichert Foto: ake

Neuer Protest gegen Einheitsdenkmal

Bürgerinitiative will laufenden städtischen Wettbewerb abbrechen lassen

In Leipzig hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die einen Neustart beim Thema Freiheits- und Einheitsdenkmal anstrebt. „Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich dieses unwürdige Wettbewerbsverfahren beendet“, heißt der zentrale Satz in einem offenen Brief, den die Initiatoren an die höchsten Repräsentanten von Bund, Freistaat und Stadt Leipzig verschicken wollen.

Zu ihnen gehören Bürgerrechtlerin Gudrun Neumann, der frühere CDU-Fraktionschef im Stadtrat Johannes Hähle, Wolfram Günther vom Stadtforum sowie Ex-Baubürgermeister Niels Gormsen. Seit der jüngsten Verhandlung am Oberlandesgericht hätten sich immer mehr Leipziger wie auch Ortsfremde bestürzt bei ihnen gemeldet, erklärte Neumann gestern gegenüber der LVZ. „Wir wollen einen neuen Weg für ein würdiges Denkmal am richtigen Ort öffnen.“

In dem Brief heißt es unter anderem: „In einem Wettbewerb wurden drei Siegerentwürfe prämiert. Seitdem reißt die berechtigte Kritik an Verfahren, Standort und Qualität der Entwürfe nicht mehr ab. Das Projekt teilt die Menschen, anstatt sie zu einen.“ Alle drei Sieger-Entwürfe erschöpften sich in „wenig Aufmerksamkeit erzeugenden Freiflächengestaltungen, die der Aufgabenstellung eines würdevollen Gedenkens in keiner Weise gerecht werden“. Dies liege an einer Ausschreibung mit dem „Grundfehler, dass die große Kriegsbrache Wilhelm-LeuschnerPlatz mit Hilfe des Denkmals gestaltet werden soll. Dieser Ort hat aber keinen Bezug zu den Ereignissen vom Herbst 1989.“ Hinzu komme ein „peinlicher“ Vergaberechtsstreit zwischen der Stadt und beteiligten Architekten. Vor allem aber werde den Akteuren der friedlichen Revolution sowie den Einwohnern die Mitsprache verwehrt: „Und das bei einem Denkmal für den Freiheitskampf der Bürger!“ jr

Singend von Leipzig an die Met oder Scala

Nadja Michael singt an den großen Theatern der Welt die ganz großen Heldinnen-Rollen

Hin und wieder schickt sie eine Einladung. Zur Premiere ihrer Médée in Paris, ihrer Lady Macbeth in New York. Jetzt schickte sie wieder eine Einladung: zur Premiere ihrer Manon Lescaut an der Oper Leipzig am 22. Februar. Nadja

Michael kehrt also zurück in ihre Heimat, zumindest für vier Vorstellungen. Die 44-Jährige ist aktuell der einzige Weltstar der Oper mit Leipziger Wurzeln..

Aufgewachsen ist sie in Gerichshain bei Wurzen als jüngstes von fünf Geschwistern. Ihr Abitur hat sie in Markkleeberg an der Rudolf-Hildebrand-Spezialschule für Musik gemacht. Noch vor der Wende setzte sie sich über Ungarn in den Westen ab, studierte Gesang in Stuttgart und in den USA. Sie hat zwei Töchter bekommen (13 und 11 Jahre alt), hat ihre Bühnenlaufbahn als Mezzosopran gestartet, fühlt sich mittlerweile „völlig angekommen und sehr wohl“ nach dem Wechsel ins Sopranfach. Längst gibt sie nicht mehr die dritte Dame, sondern bekommt die Rollen der großen Frontheroinen anvertraut. Ob in Madrid oder Mailand, London, Tokio oder Sao Paulo, überall stehen der in Berlin lebenden Künstlerin alle Türen offen, wird sie mit offenen Armen empfangen.

Acht Monate des Jahres verbringt sie im Ausland. Die Töchter reisen bisher mit, besuchen dann eine britische Schule vor Ort. „Sie lieben und hassen das Umherziehen. Aber sie profitieren davon, wachsen mehrsprachig auf und bewegen sich unbefangen in verschiedenen Kulturen“, sagt die Mutter. Mit Assistenten an ihrer Seite und mit Unterstützung des Ex-Partners schafft es Nadja Michael, das normalerweise sehr große Ego eines Künstlers mit den sehr bodenständigen Familienaufgaben zu verbinden.

Warum die Rückkehr in die alte Heimat? Erstens, weil hier ein Teil ihrer Familie lebt

einer neuen Rolle direkt an der Met, an der Scala oder im Covent Garden zu starten.“ Die Weltbürgerin aus Gerichshain radelt mit dem Fahrrad durch Leipzig und sieht mit Riesenfreude, was sich alles entwickelt. „Ich genieße das Flair der Stadt, genieße das Sächsisch und spüre mit zunehmendem Alter, wie wichtig die eigenen Wurzeln sind. Wenn man festen Boden unter den Füßen hat, verliert man nie die Haftung und weiß immer, wie weit man sich entfernen kann.“ Aus den großen Theatern der Welt bringt sie ein ganz anderes Selbstverständnis von Oper mit in das von Sparzwängen gebeutelte Leipzig: „Oper sollte nicht nur in einem kleinen, wissenden Kreis stattfinden. Wir haben die Kraft, ein Zentrum zu sein, wo sich die ganze Gesellschaft trifft“, sagt die Sopranistin mit der gut trainierten Modelfigur (die ehemalige Leistungsschwimmerin sieht man ihr noch an, auch heute treibt sie viel Sport und gönnt sich deshalb auch die Schlagsahne auf dem Cappuccino). Sie wünscht sich ein Publikum, das neugierig auf die nächste Oper ist – weil auf der Bühne alle menschlichen Dramen passieren, die auch im Alltag geschehen. Einen ganzen Schwung an überregionaler Prominenz hat Nadja Michael zur Manon-Premiere nach Leipzig eingeladen. Somit trägt sie, die sich als Unternehmerin versteht, selbst dazu bei, die Oper zu einem Erlebnisort zu machen.

Opernsängerin Nadja Michael stammt aus Gerichshain und ista uf den großen Bühnen der Welt zu Hause.

– Mutter, Vater, ein Bruder. Zweitens aus künstlerischen Gründen. „Schon immer habe ich Anna Netrebko beneidet. Sie kann all ihre Rollendebüts in ihrer Heimat Sankt

Foto: privat

Petersburg abliefern. So einen geschützten Ort zum Testen, bevor man an die größten Häuser der Welt geht, wünsche ich mir in Leipzig. Der Druck ist einfach riesig, mit

Über das körperlich und emotional anstrengende Singen, über die Familie hinaus hat Nadja Michael noch Power für weitere Projekte. So unterstützt sie die SOS-Kinderdörfer, hat den Verein „Simme für die Menschlichkeit“ gegründet und einen eigenen Award ins Leben gerufen. Damit würdigt sie Verdienste um die Themen Lunge, Schutz der Atemwege, Schutz der Umwelt oder medizinische und technische Innovationen für freies Atmen.

| LIEBIGSTRASSE AKTUELL SEITE 13 Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Geht es nach den Verfassern eines Bürgerbriefes, dann soll die derzeit laufende Findungsprozess zum Einheitsdenkmal in Leipzig komplett gestoppt werden. Grafik: Archiv

Lästig aber auch sinnvoll: Husten

Mit kräftigen Hustenstößen versucht der Körper, Staubpartikel oder Krankheitserreger loszuwerden

Husten ist ein Schutzreflex des Körpers. Daher sollte er nicht unbedingt unterdrückt werden. Denn ob wir uns verschlucken oder ob mit der Atemluft Staubpartikel oder Krankheitserreger in unsere Atemwege gelangen: Ein kräftiger Hustenstoß befördert die Eindringlinge rasch wieder heraus. Husten ist allerdings auch ein Symptom verschiedener Erkrankungen.

Wie entsteht der Husten?

Besonders häufig kommt es im Rahmen einer Erkältung zum Husten. Die in die Bronchien eingedrungenen Viren, die Hauptauslöser einer Erkältung, greifen deren Schleimhaut an und lösen eine Entzündung aus. Es kommt zu einer vermehrten Produktion von zähem Schleim, der die Flimmerhärchen der Bronchiolen blockiert, sodass das natürliche Reinigungssystem nicht mehr funktioniert. Mit der Zeit staut sich immer mehr zäher Schleim in den Atemwegen an, der die freien Nervenenden in den Atemwegen reizt. Dies führt zu einem anhaltenden Hustenreiz, da der Körper sich von dem Schleim befreien möchte.

Was kann man bei anhaltendem Hustenreiz tun?

Wenn Sie eine Erkältung haben, ist es besonders wichtig, viel zu trinken, etwa zwei bis drei Liter pro Tag. Durch das Trinken, vor allem von warmen Flüssigkeiten, werden die Schleimhäute der oberen Atemwege befeuchtet und können so besser ihre Aufgabe, wie die Abwehr von Krankheitskeimen, erfüllen. Durch das Trinken von heißem Kräutertee kann auch festsitzender, zäher Schleim in den Atemwegen verflüssigt und so das Abhusten erleichtert werden.

Gibt es spezielle Heiltees?

Kräutertees – wie Malvenblüten, Spitzwegerich- oder Thymiankraut – haben den Vorteil, dass sie zusätzlich zur Flüssigkeitszufuhr eigene pharmakologische Wirkungen haben, wodurch sie das Husten lindern können.

Welche Medikamente können unterstützend eingenommen werden?

Bei quälendem, trockenem Husten schaffen ein Hustenstiller mit dem Wirkstoff Kodein oder dessen Derivate Abhilfe. Diese Medikamente sollten erst nach ärztlicher Abklärung eingesetzt werden, da ein trockener Husten auch ein Symptom von an-

Spenden Sie bei der BLUTBANK LEIPZIG und helfen Sie uns, Leben zu retten!

Wann und wo?

„Am Park“

Eilenburger Straße 65, 04509 Delitzsch

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten: Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein. Blutspendeinstitut Sa., 29.03.2014

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

deren Lungenkrankheiten und nicht nur einer harmlosen Virusinfektion sein kann. Kodein ist allerdings für Kinder nicht geeinigt. Hustet man zähen Schleim ab, kann man das Abhusten mit Hustenlösern wie

Ambroxol erleichtern. Wer es lieber pflanzlich mag, kann zähen Schleim auch durch Hustensäfte, die Efeuextrakte enthalten, verflüssigen. Allerdings sind alle diese Mittel – wie auch Acetylcystein (ACC) – ohne genügende Flüssigkeit praktisch wirkungslos. Die Zufuhr von Flüssigkeit hat also eine wesentlich höhere Bedeutung als die Medikamente selbst. Nehmen Sie allerdings Hustenlöser nie gemeinsam mit Hustenstillern ein. Das kann zu einem gefährlichen Sekretstau führen, wenn gleichzeitig der Hustenreflex blockiert wird

Wann sollte der Arzt aufgesucht werden?

Hält das Husten über längere Zeit an oder ist der abgehustete Schleim grünlich gefärbt oder blutig, dann bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ist eine Erkältung nicht die Ursache, dann sollte man auf jeden Fall den Husten abklären lassen, da dieser auch ein Symptom von anderen Krankheiten oder eine unerwünschte Wirkung von Medikamenten sein kann.

Foto: dpa

Tag der offenen Tür: Neue UKL-Kita lädt zum Kennenlernen ein

Die neue Kindertagesstätte UniKidsLeipzig der Universitätsmedizin lädt zum Tag der offenen Tür ein: Am 1. März nimmt sich das 14-köpfige Kita-Team Zeit für neugierige Besucher.

„Auch wenn fast alle Kita-Plätze schon vergeben sind, gab es sehr viele Anfragen, ob unser Haus einmal besichtigt werden kann“, sagt die Leiterin der Einrichtung Melanie Henschel. „Dazu gibt es jetzt die Gelegenheit für alle, die Lust dazu haben.“ Zu sehen sind beispielsweise auch eine

Küche für die Kinder im Miniformat und Paul, der hölzerne Krankenwagen, eine extra Anfertigung zum Spielen und Toben auf dem Außengelände. Die Kita UniKidsLeipzig wurde im Dezember 2013 eröffnet. Sie ist die zweite betriebsnahe Kinderbetreuungseinrichtung der Universitätsmedizin mit Platz für 140 Kinder zwischen 0 und 6 Jahren. ukl Tag der offenen Tür in der Kita UniKidsLeipzig, 1. März, 10 bis 13 Uhr Paul-List-Straße 11c 04103 Leipzig.

Blutspendeinstitut jeden Mo. und Fr. 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di. bis Do. 8:00 bis 20:00 Uhr Institut f. Transfusionsmedizin, Nord Mo. geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi. 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr. 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo. und Do. 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr.
Leipzig
Seniorenheim
Waldstraße 25, 04564 Böhlen. Fr., 04.03.14 14:00 bis 18:30 Uhr Mehrzweckhalle Taucha* Di., 04.03.14 14:00 bis 19:00 Uhr Geschwister-Scholl-Straße 6,
Taucha Gymnastikraum DRK Delitzsch Kreisgeschäftsstelle Mi., 05.03.14 13:00
18:00 Uhr
5, 04329
ASB
04425
bis
9:00
13:00 Uhr
bis
für Transfusionsmedizin
Institut
Dr. Roberto Frontini, Leiter der Krankenhausapotheke am UKL
RATGEBER
Dr. Roberto Frontini Foto: ukl
LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 14
Foto:
ukl

DAS UNI-KLINIKUM AUF EINEN BLICK

WICHTIGE SERVICENUMMERN n

Ihre Einwahl ins UKL: (0341) 97 -

Universitätsklinikum Leipzig

Liebigstraße 18, 04103 Leipzig

Telefon - 109

Internet www.uniklinik-leipzig.de

E-Mail info@uniklinik-leipzig.de

Zentrale Notaufnahme

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17800

(Zufahrt über Paul-List-Straße)

Öffnungszeit 24 Stunden täglich

Notaufnahme

für Kinder und Jugendliche

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig - 26242

Öffnungszeit 24 Stunden täglich

Kreißsaal der Abteilung für Geburtsmedizin

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig

Öffnungszeit 24 Stunden täglich Schwangerenambulanz - 23494

Infoabend für

werdende Eltern - 23611

Eine Anmeldung zur Entbindung ist nicht erforderlich.

Mehr Informationen unter www.geburtsmedizin-leipzig.de

Zentraler Empfang

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17900

Blutbank (Blutspende)

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

Info-Telefon - 25410

Weitere Informationen finden Sie auf Seite 14 sowie unter www.blutbank-leipzig.de

Ambulanzen und Zentren

Zentrale Ambulanz Innere Medizin - 12222

Zentrale Ambulanz Chirurgie - 17004

Zentrale Ambulanz Kinderzentrum - 26242

Universitätszahnmedizin - 21104

HNO-Ambulanz - 21721

Augenambulanz - 21488

Psychiatrische Ambulanz - 24304

Psychosomatik-Ambulanz - 18858

Tropenmedizinische Ambulanz - 12222

Ambulanz Krebszentrum UCCL -17365

Neurologische Ambulanz -24302

Dermatologische Ambulanz -18670

Universitäres Brustzentrum - 23460

Transplantationszentrum - 17271

Universitäres Darmzentrum - 19967

Diabeteszentrum - 12222

Med. Versorgungszentrum - 12300

Kliniksozialdienst - 26206

Seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

Psychosoz. Beratungsstelle für Tumorpatienten und Angehörige - 15464

Informationen zu allen Kliniken und Ambulanzen finden Sie unter www.uniklinik-leipzig.de

LIEBIGSTRASSE AKTUELL |
n

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.