Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 10/2014

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Dankeschön

Vorstand überrascht Pflegemitarbeiter mit gesundem Mittagssnack SEITE

Tagungen

Große Kongresse der bildgebenden Diagnostik 2016 in Leipzig SEITE 7

Unterstützung

Ambulante Hilfe bei chronischentzündlichen Darmerkrankungen SEITE 7

Titelfoto: Stefan Straube
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DAS GESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG 10/2014 | 16.05.2014 Leipziger Einblicke ins Gehirn 60 Jahre Klinik
UKL
für Neurochirurgie am

DER AUGENBLICK

Wohltönender Abschiedsgruß

Mit einer ungewöhnlichen Überraschung warteten die Mitarbeiter des Instituts für Humangenetik zum Abschied von Prof. Eberhard Passarge auf: Vier junge Männer brachten ihm ein selbstkomponiertes Ständchen. A capella trugen sie ein Lied zu einem Gedicht des Vaters von Prof. Passarge vor. Den Studenten sind diese Gedichte ein Begriff – zum Abschluss jeder Vorlesung liest Prof. Passarge aus dem kleinen blauen Büchlein vor, in dem die Werke seines ebenfalls ärztlich tätigen Vaters vereint sind.

Zu seiner Verabschiedung vertonte Vincent Strehlow, Assistenzarzt in der Humangenetik, das Gedicht „Der Studiosus“. „Das ist ein Klassiker und ein sehr komisches Gedicht, das auch heute noch treffend die Lage junger Medizinstudenten beschreibt“, begründete der Chorsänger seine Wahl. Zum Proben hatte das spontan für diesen Anlass gebildete Quartett nur zweimal Gelegenheit. Dass dennoch alle Töne saßen, war ein Verdienst der gemeinsamen Chorerfahrung in der Domkantorei Wurzen, wo drei der vier Sänger regelmäßig zu hören sind. Für Neugierige gibt es wahrscheinlich Gelegenheit, das Werk noch einmal zu hören: Eine Wiederaufführung ist am 22. Mai, 18.15 Uhr, zur Abschiedsvorlesung von Prof. Passarge geplant.

Auf dem Foto von links nach rechts: Vincent Strehlow, Tommy Schab, Rodriguez Jose, Prof. Eberhard Passarge, Alexander Schubert.

Ergänzende Therapien bei Krebserkrankungen

UKL-Veranstaltung am 22. Mai informiert Betroffene und Angehörige

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Liebigstraße aktuell

Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig

Herausgeber:

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand

Liebigstraße 18 04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),

Ines Christ, Frank Schmiedel.

Universitätsklinikum, Leipzig AöR.

8. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.

Druck:

Leipziger Verlags -und

Druckereigesellschaft mbH& Co. KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

Ergänzende Therapien bei einer Krebserkrankung stehen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am 22. Mai um 16 Uhr am Universitätsklinikum Leipzig stattfindet. Krebspatienten und ihre Angehörigen können sich über Methoden informieren, die neben den StandardBehandlungen wie Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung zum Einsatz kommen.

Verschiedene dieser sogenannten komplementärmedizinischen Therapien, zum Beispiel eine gezielte Ernährung, psychoonkologische Verfahren wie die Erarbeitung von Bewältigungsstrategien oder die Misteltherapie und Methoden der Naturheilkunde werden vorgestellt, kritisch beleuchtet und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Einsatzmöglichkeiten betrachtet.

„Bei den komplementärmedizinischen Therapien handelt es sich um ein sehr unübersichtliches Feld. Mit unserer fachübergreifenden Veranstaltung wollen wir darüber informieren, was aus medizinischer Sicht empfehlenswert ist und was eher nicht“, sagt Dr. Katharina Horn, Ärztin in der UKLFrauenklinik und eine der Organisatoren der Veranstaltung. Neben den Vorträgen zu verschiedenen Themen wird es auch Raum für Fragen und gemeinsame Diskussionen geben.

Die Info-Veranstaltung findet im Haus 6 (Frauen- und Kindermedizin) des UKL statt.

Diese Informationsveranstaltung zur komplementärmedizinischen Behandlung bei Krebserkrankungen findet zweimal jährlich am Universitätsklinikum Leipzig statt. Der nächste Termin ist am 18. September dieses Jahres.

Ines Christ

Info

Info-Veranstaltung „Komplementärmedizinische Behandlung bei Krebserkrankungen“

22. Mai, 16 Uhr Konferenzraum „Otto Heubner“ Liebigstraße 20a, Haus 6

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Foto: Stefan Straube Foto: Stefan Starube

Besonderes Dankeschön zum Pflegetag

UKL-Vorstand überrascht Pflegemitarbeiter mit gesundem Mittagssnack

Mit 97 Obsttellern als gesundem Nachtisch bedankte sich zum Tag der Pflegenden am 12. Mai der Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig bei der größten Berufsgruppe am UKL. Zur Mittagszeit erwartete die Kolleginnen und Kollegen das Dankeschön auf den Stationen, in den Funktionsbereichen und Ambulanzen.

„Mit dieser Geste möchten wir uns bei unseren Pflegefachkräften als den UKLMitarbeitern mit dem intensivsten Patientenkontakt für ihre tägliche Arbeit herzlich bedanken“, sagte Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Leipzig. Mit 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellen die Gesundheits- und Krankenpfleger die größte Berufsgruppe am Universitätsklinikum. Sie sind täglich rund um die Uhr auf den Stationen, in den Ambulanzen und im Operationssaal, aber auch in den Diagnostikbereichen im Einsatz.

„Für unsere Patienten sind die Schwestern und Pfleger oftmals die zentralen und wichtigsten Ansprechpartner“, betonte Ekkehard Zimmer, Kaufmännischer Vorstand des UKL. „Ihr persönlicher Einsatz entscheidet darüber, ob sich die Patienten und deren Angehörige bei uns willkommen, gut aufgehoben und behütet fühlen.“

Das geht über die „normale“ Arbeit hinaus und ist mindestens so wichtig wie die Qualität der ärztlichen Arbeit. „Sie sorgen jeden Tag dafür, dass unsere Patienten sich gut betreut und wohlfühlen – wir möchten an diesem Ihnen gewidmeten Tag dafür sorgen, dass Sie sich besonders wohlfühlen“, dankte der Vorstand den Pflege-Kollegen.

Der Internationale Aktionstag am 12. Mai, dem Geburtstag der als Begründerin der Krankenpflege angesehenen britischen Krankenschwester Florence Nightingale, würdigt die Arbeit der Fachkräfte und Helfer in der Pflege. Er wird seit 1967 in Deutschland begangen. Helena

Ein Dankeschön zum Tag der Pflegenden: Ekkehard Zimmer, Kaufmännischer Vorstand am UKL, überreicht in der Augenklinik einen der vielen Obstteller, mit denen sich an diesem Tag der Vorstand bei der Pflege bedankt hat.

Neu am UKL: Humangenetiker Prof. Johannes Lemke

Experte für pädiatrische Genetik übernimmt kommissarische Institutsleitung

Am 1. Mai 2014 übernahm Prof. Dr. Johannes Lemke die kommissarische Leitung des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Leipzig. Der 37-Jährige löst damit Prof. Dr. Eberhard Passarge ab, der die Leitung in den vergangenen vier Jahren innehatte (siehe „Augenblick“ Seite 2).

Lemke wechselt nach Stationen in Zürich, Tübingen und Bern nach Leipzig. Der gebürtige Jenenser war zuletzt als Oberarzt der Humangenetik in der Universitätsklinik für Kinderheilkunde am Inselspital in Bern tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Erforschung der genetischen Grundlagen für Epilepsie im Kindes- und Erwachsenenalter sowie weiterer angeborener genetischer Störungen. „Mit meinem Fokus auf die Genetik pädiatrischer Krankheitsbilder habe ich hier am UKL sehr gute Anknüpfungspunkte an die bestehenden Schwerpunkte in der Kindermedizin“, freut sich Prof. Johannes Lemke mit Blick auf die künftige Zusammenarbeit. Dies gilt auch für die Erwachsenenmedizin, wo ein wichtiger Schwerpunkt der Leipziger Humangenetik in der Diagnostik genetischer Ursachen des familiären Brust- und Eierstockkrebses liegt. „Hier sind im letzten Jahr die Beratungsanfragen sprunghaft gestiegen“, beschreibt Lemke die aktuellen Herausforderungen. Diese und andere Beratungen des UKL-Instituts weiter auszubauen, wird eine seiner kommenden Aufgaben sein. „Wir haben es in unseren Sprechstunden oft mit ganz individuellen Fällen und sehr seltenen Erkrankungen zu

tun“, so Lemke, „alle benötigen eine genaue Prüfung und Risikoabschätzung, beispielsweise für die Familienplanung“. Neben der Beratung arbeitet das Institut bei der Diagnostik seltener Erkrankungen sehr eng mit den Ärzten in den Kliniken zusammen und führt dabei akribische Analysen des Erbgutes durch.

Betroffen sind Patienten in allen Lebensaltern. Der Schwerpunkt der Arbeit von Prof. Lemke, der jetzt auf die UKLStiftungsprofessur für pädiatrischklinische Genetik berufen wurde, liegt insbesondere im Aufbau von Forschungsprojekten in Kooperation mit anderen Instituten und Kliniken des

UKL. „Neben unseren klinischen Aufgaben möchte ich daher unseren Einsatz in der Erforschung der genetischen Krankheitsursachen weiter intensivieren und ausbauen“, so Lemke, der auch Träger des Forschungspreises der Schweizerischen Liga gegen Epilepsie ist.

Reinhardt
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Foto: Stefan Straube Prof. Dr. Johannes Lemke übernimmt die kommissarische Leitung des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Leipzig. Foto: Stefan Straube

HISTORIE

60 Jahre Klinik für Neurochirurgie in Leipzig

Das Entstehen der Neurochirurgischen Klinik an der Universität Leipzig ist einem Mann zu verdanken, der als 13. Kind eines sächsischen Bergmannes erst im Alter von 35 Jahren das Abitur machte. Richard Arwed Pfeifer hieß er, und war bis dahin Hilfslehrer aus Meißen. Mit dem Abitur in der Tasche absolvierte er ein medizinisches Studium, das er mit einer hirnanatomischen Doktorarbeit 1915 in Leipzig abschloss. Er erhielt 1927 in Leipzig die erste außerordentliche Professur für Hirnforschung in Deutschland und avancierte 1937 zum Direktor des neu gegründeten Hirnforschungsinstituts an der Universität Leipzig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Prof. Pfeifer zum kommissarischen Direktor der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik ernannt. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass 1949 eine neurochirurgische Abteilung aufgebaut wurde.

Zum Leiter dieser neurochirurgischen Abteilung wurde Georg Merrem ernannt, ein Chirurg, dessen Facharztanerkennung schon 1938 den Zusatz „Spezialkenntnisse in der Neurochirurgie“ trug. Doch erst in Leipzig hatte Merrem die Möglichkeit, rein neurochirurgisch zu arbeiten. Aus dieser Abteilung entstand 1954 die Neurochirurgische Klinik. Erster Direktor mit dem ersten Lehrstuhl für Neurochirurgie in Leipzig war bis 1971 Prof. Georg Merrem.

In dieser Zeit baute er die Neurochirurgische Klinik zu einer auch international angesehenen Einrichtung aus. Besonderen Wert legte Prof. Merrem auf interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Radiologie, der Augen- und der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Er gehörte zu den ersten Neurochirurgen, die stereotaktische Operationen einführten.

Anatomische Hirnstrukturen wurden in einem Hirnatlas definiert, mit dessen Hilfe die Chirurgen ihre Instrumente punktgenau ins Gehirn einführen konnten. In den folgenden Jahren konnten dank neuer technischer Möglichkeiten und weitreichender Forschung die neurochirurgischen Verfahren stetig weiterentwickelt werden. Moderne bildgebende Verfahren zur Diagnostik und Operationsvorbereitung, Simulation und intraoperativ sowie die Möglichkeiten der computerassistierten Chirurgie haben in die klinische Praxis Einzug gehalten.

Arbeitsschwerpunkte heute sind funktionsorientierte mikrochirurgische/endoskopische Operationen von Tumoren des Gehirns und Rückenmarks sowie der Schädelbasis, Gefäßerkrankungen des Zentralen Nervensystems und Erkrankungen der Wirbelsäule und Bandscheiben. Zu den Spezialgebieten der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie gehört des Weiteren die Pädiatrische Neurochirurgie sowie die funktionelle Neurochirurgie, die unter anderem die tiefe Hirnstimulation, mit der Bewegungsstörungen wie die Parkinson-Krankheit behandelt werden können, umfasst. Akute Hirnerkrankungen nach Trauma oder einem blutigen Schlaganfall werden durch die hochspezialisierte, interdisziplinäre Behandlung im Rahmen der Intensivtherapie rund um die Uhr behandelt.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit weiteren Einrichtungen des Universitätsklinikums kommt den Patienten mit neurochirurgischen Erkrankungen direkt zugute. In allen Therapiephasen wird mit Neuroradiologen, Neurologen, Strahlentherapeuten und Onkologen, Orthopäden und Unfallchirurgen, Kinderärzten und den Intensivmedizinern zusammengearbeitet. Uwe Niemann

„Vorväter wären fasziniert

Ein Interview zum Jubiläum mit Klinikdirektor Prof. Dr. Jürgen Meixensberger

Vor 60 Jahren entstand die heutige Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie in Leipzig. Sie wuchs aus einer neurochirurgischen Abteilung der damaligen NeurologischPsychiatrischen Klinik. Diese Abteilung befand sich ursprünglich in der ersten Etage eines Wohnhauses in der Emilienstraße 30. Dann zog sie in eine Villa in der Johannisallee 34. Seit 2003 befindet sich die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Leipzig in der Liebigstraße, wo sich eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachbereichen zum Nutzen der Patienten bestens umsetzen lässt. Im Interview betont Klinikdirektor Prof. Dr. Jürgen Meixensberger: „Für die Weiterentwicklung der Neurochirurgie braucht es eine starke Universitätsmedizin, die Forschung betreiben kann und eine medizinische Infrastruktur aufweist, die interdisziplinäres Denken und Arbeiten befördert.“

Frage: In der Rückschau auf 60 Jahre Neurochirurgische Klinik in Leipzig: Worin sehen Sie für den Patienten die größten Fortschritte, die erreicht wurden?

Prof. Dr. Jürgen Meixensberger: Der größte Fortschritt für den Patienten besteht sicher darin, dass Operationen, die heute stattfinden, sehr viel sicherer geworden sind. Die Sterblichkeit während eines neurochirurgischen Eingriffs ist also nicht mehr das Problem wie vor 60 Jahren. Heute besteht unsere Hauptaufgabe darin, funktionserhaltend zu operieren, das heißt, eine Ver-

schlechterung neurologischer Funktionen unbedingt zu vermeiden. Einen weiteren großen Schritt nach vorn bedeutet für das Fach Neurochirurgie auch, die Behandlung von Patienten dank neuester Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten in ein Gesamtbehandlungskonzept einzubetten und die Therapie zum Beispiel im Rahmen der Hirntumorbehandlung zum Wohle des Patienten zu verbessern.

Wodurch sind diese Fortschritte gelungen?

Die Neurochirurgie hat sich derart weit entwickelt, weil uns Erkenntnisse der speziellen Neuroanatomie und Neurophysiologie helfen, die Hirnfunktionen besser zu verstehen. Kenntnisse aus den Interaktionen bestimmter Hirnareale untereinander, aber auch das Wissen um funktionelle und neurohumorale Regelkreise finden heute direkten Eingang in die Operationsplanung und den intraoperativen Ablauf. Ebenfalls zur OPSicherheit beigetragen haben natürlich die Entwicklungen im Bereich der Hochleistungs-Operationsmikroskope und in der Bildgebung – sowohl

diagnostisch, operationsvorbereitend, operationsbegleitend – wie am Beispiel der Neuronavigation sichtbar –als auch im Rahmen der ambulanten Nachsorge und Kontrolle. Hervorheben möchte ich zudem die Fortschritte in der Neuroanästhesie und Intensivmedizin, ohne die heute selbst der begabteste Hirnchirurg am Ende nicht viel erreichen würde.

Welchen Anteil haben Wissenschaft und Forschung in Leipzig an den medizinischen und technischen Fortschritten?

Wir in Leipzig haben medizintechnologische Fortschritte erreicht, die zum einen dem einzelnen Patienten helfen und zum anderen unsere neurochirurgischen Diagnostik- und operativen Behandlungsstrategien voranbringen. Diese Methoden erlauben auch, dass Abläufe von Operationen simuliert und trainiert werden können, sodass absolute Top-Neurochirurgen herangezogen werden können. Wissenschaftlich konzentrieren wir uns auf die Weiterentwicklung funktionsorientierter, navigierter mikroskopischer/endoskopischer Operationstechniken zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit.

Durch die Entwicklung patientenindividueller Modelle konnte die Tiefenhirnstimulation, bei der ein Hirnstimulator im Gehirn winzige elektrische Impulse abgibt, die beispielsweise Parkinson-Patienten helfen können, qualitativ verbessert werden. Zudem widmen wir uns dem Verständnis von Hirntumoren und deren Behandlung, sowie dem Neuro-Monitoring im OP-Saal und auf der Intensivstation, mit dem Veränderungen der Hirnfunktion eher erkennbar sind und damit eine mögliche Schädigung durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden kann.

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PD Dr. Dirk Winkler, Oberarzt der Neurochirurgie am UKL, erklärt die Tiefenhirnstimulation an einem Modell. Foto: Stefan Straube Prof. Dr. Jürgen Meixensberger, Direktor der Neurochirurgie am UKL, spricht im Interview über die Entwicklung seines Fachs in Leipzig. Foto: Stefan Straube

vom heutigen medizinischen Niveau“

Wenn Prof. Pfeifer und Prof. Merrem Ihre heutige Klinik sehen würden – was würde die beiden Begründer der Neurochirurgie in Leipzig am meisten beeindrucken?

Sowohl der Hirnforscher als auch der Hirnchirurg – beide Vorväter wären sicher fasziniert vom heutigen medizinischen Niveau. Prof. Pfeifer könnte hier bei uns erstmals Hirnfunktionen wirklich sehen – das heißt nicht nur die Struktur des Gehirns bis ins kleinste Detail, sondern auch, welche Regionen funktionell wann aktiv und dank spezieller Aufnahmetechniken wie abbildbar werden. Das würde den Hirnforscher begeistern. Prof. Merrem wiederum, der als einer der Ersten stereotaktische Operationen durchführte, wäre von unseren medizintechnischen Möglichkeiten beeindruckt. Denn die heutige Tiefenhirnstimulation bedient sich des stereotaktischen Modells, das schon bei früheren Operationen zur kontrollierten Lokalisierung des Operationsfeldes eingesetzt wurde. Beide wären außerdem sicher äußerst interessiert an den heutigen tumorbiologischen Erkenntnissen, aus denen ganz neue und erstmals individualisierte Behandlungsregimes entwickelt werden.

Und was beeindruckt Sie an den Leistungen der allerersten Neurochirurgen –in der Welt allgemein und in Leipzig im Besonderen?

Mich beeindruckt vor allem die Courage, mit der Neurochirurgen – ob nun vor 6000 Jahren oder 60 Jahren – mit den jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln und Methoden versucht haben, dem Patienten zu helfen. Heute kann man sich gar nicht vorstellen, etwas im Kopf lokalisieren zu wollen ohne Computertomografie und Magnetresonanztomografie, also CT und MRT. Dem ersten Direktor der Neurochirugischen Klinik an der Universität Leipzig, Prof. Merrem, standen dafür nur exakte neurologische Untersuchungen, das Elektroenzephalogramm –also das EEG, mit dem die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen und aufgezeichnet wird, und die Darstellung der Hirngefäße und Hirnkammern zur

Verfügung. Da zu der Zeit auch die Anästhesie und die Blutstillung noch in den Anfängen waren, brauchte es große Visionen und Hoffnungen. Damals lag die Sterblichkeit während der Operation immerhin bei 20 bis 30 Prozent.

Was war Ihre bisher schwierigste Operation?

Was ist Ihre Zukunftsvision: Wie wird diese Operation in 60 Jahren erfolgen?

Wenn wir unser Verständnis für neurologische, möglicherweise auch psychiatrische Erkrankungen weiter vergrößern, werden sich neue Behandlungsfelder für den Patienten eröffnen, wie beispielsweise die Applikation

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Eine der schwierigsten Operationen ist die Entfernung größerer Angiome. Das sind Gefäßtumoren, bestehend aus Kurzschlüssen zwischen Arterien und Venen mit einem Gefäßknäuel aus sehr dünnen Schlingen, die leicht einreißen können. Aber auch die vor allem funktionsbewahrende Behandlung eines Tumors im Kleinhirnbrückenwinkel, das heißt in der Region des Hinterkopfes, gehört zu den größten Herausforderungen für einen Neurochirurgen. Denn wenn sich der Tumor in diese Nische des Gehirns erstreckt, wo sich auf engstem Raum die zentralen Anteile von zehn der insgesamt zwölf Hirnnerven befinden, muss mit allerhöchster Finesse gearbeitet werden. Natürlich haben wir heute mit der Abteilung der Neuroradiologie für die Analyse der bildgebenden Befunde und für die exakte Planung der Operation exzellente Diagnostiker zur Seite. Den Eingriff kann man erst simulieren, um – ohne Folgen für den Patienten – zu testen, wie man am besten an die Quelle des Übels herankommt. Auch die heutigen intraoperativen Möglichkeiten, von der Narkoseführung, der Bildgebung bis zur Überwachung der Hirnfunktion, erleichtern diese Operationen. Aber der Neurochirurg braucht dennoch eine große dreidimensionale Vorstellungskraft, um Tumorstrukturen millimeterweise abzutragen, ohne gesundes Gewebe zu verletzen.

neuartiger Medikamente oder Wachstumsfaktoren beziehungsweise die Stimulation bisher für den Neurochirurgen eher wenig beachteter Hirnareale. Um es einfach zu sagen: In 60 Jahren muss der Neurochirurg vielleicht gar nicht mehr so oft schneiden, weil das Einbringen eines Medikaments vor Ort einen Tumor verödet, das Platzieren von bestimmten Zellen Heilung bringt oder die gezielte Stimulation von Zellgruppen therapeutische Effekte bewirkt. Ich bin überzeugt, dass die Medizintechnik und das biologische Verständnis von Erkrankungen uns voranbringen und neue Therapieansätze schaffen werden. Aber das ist kein Selbstläufer. Wir müssen für die Neurochirurgie, dieses hochspezialisierte Fach, genügend junge Ärzte begeistern, die die modernsten operativen Verfahren lernen, trainieren und am Patienten ausführen. Neurochirurg zu werden und zu sein – das ist eine große Herausforderung, geistig und wissenschaftlich wie technisch und körperlich. Denn immerhin arbeitet er an den feinsten Strukturen des menschlichen Körpers, salopp gesagt am „Hauptrechner“ des gesamten Organismus. Immerhin können manche Operationen bis zu neun Stunden dauern und einen Stab von Schwestern, Technikern und Ärzten bedeuten. Betonen möchte ich zudem, dass der Fortschritt eines Faches auch von akademischen Strukturen abhängt. Für die Weiterentwicklung der Neurochirurgie braucht es eine starke Universitätsmedizin, die Forschung betreiben kann und die eine medizinische Infrastruktur aufweist, die interdisziplinäres Denken und Arbeiten ermöglicht und befördert.

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Interview: Uwe Niemann

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Blick in den OP-Saal früher und heute: Die Neurochirurgie hat sich in den vergangenen 60 Jahren deutlich weiterentwickelt. Anteil daran haben neue Erkenntnisse der speziellen Neuroanatomie und Neurophysiologie, die helfen, Hirnfunktionen besser zu verstehen.
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Fotos: Stefan Straube und Archiv Grafik: iStock/janulla

Professur für Adipositas-Chirurgie geht an Leipziger Mediziner

Prof. Dr. Arne Dietrich plant Studie zur Wirksamkeit von Magenschrittmachern bei Jugendlichen

Im Mai übertrug die Universität Leipzig dem Leiter der Sektion für Bariatrische Chirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, Arne Dietrich, die Professur für Bariatrische Chirurgie am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen. Zusammen mit der im Januar 2014 verliehenen Zertifizierung als Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie ist die Neubesetzung eine weitere Profilierung der Adipositas-Chirurgie an der Universitätsmedizin Leipzig. Die Professur für Bariatrische Chirurgie am IFB wurde bereits 2010 als die deutschlandweit erste geschaffen.

Jährlich finden am Universitätsklinikum Leipzig rund 100 bariatrische Eingriffe wie Magenbypass- oder Schlauchmagen-Operationen statt. Dietrich beschäftigt sich darüber hinaus mit der klinisch-wissenschaftlichen Evaluierung bestehender und neuer Methoden der bariatrischen Chirurgie. So untersucht er den Effekt von Kraft- und Ausdauertraining auf Zuckerstoffwechsel, Insulinsensitivität und den KalorienGrundumsatz bei bariatrisch operierten Patienten. „Wir wollen herausfinden, inwieweit Bewegungstherapie die positive Wirkung einer bariatrischen Operation auf den Glukosestoffwechsel zusätzlich verstärken kann. Ziel ist die Erarbeitung von neuen Therapieempfehlungen“, so Dietrich. Der Chirurg plant außerdem eine Studie zur Wirksamkeit von Magenschrittmachern bei der Gewichtsabnahme bei Jugendlichen. Diese neuartige und weniger invasive Operationsmethode könnte zukünftig auch für adipöse Jugendliche eine Therapieoption werden. „Besonders wichtig ist uns auch, zur weiteren Akzeptanz und Evaluierung der sogenannten metabolischen Chirurgie bei-

MEDIZIN A-Z

J wie Japanische

Enzephalitis

zutragen. Hier wollen wir in einer klinischen Langzeitstudie die Wirksamkeit von Magenbypass und dem endoskopischen Endobarrier-Verfahren bei Typ-2-Diabetikern mit einem Body-Mass-Index von kleiner als 35 überprüfen“, so der Adipositas-Experte. Der Endobarrier ist ein spezieller Kunststoffschlauch, der in einem Teil des Dünndarms die Aufnahme von Nährstoffen verhindert. Für viele stark adipöse Menschen, die mit nicht-operativen, konservativen Behandlungsmethoden nur unzureichend ab-

Diese Tropenkrankheit wird von einem Virus ausgelöst, das Mücken wie die Reisfeldmücke übertragen. Entgegen der Krankheitsbezeichnung gibt es die Japanische Enzephalitis heute am wenigsten in Japan; das Verbreitungsgebiet umfasst China, Indien, Sri Lanka, Nepal, Vietnam, die Philippinen und das nördliche Thailand.

Die Infektionsquellen sind Vögel, Schweine und eventuell auch Pferde, weshalb die Erkrankung vor allem in ländlichen Gebieten gehäuft vorkommt. Jährlich erkranken weltweit etwa 50.000 Menschen, oft Kinder. Erwachsene sind meist immun.

Das Infektionsrisiko für Touristen ist sehr gering; es liegt unter 1 : 1 000 000. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei Langzeitaufenthalten in den Verbreitungsgebieten vor allem auf dem Land, besonders am Ende der Regenzeit in den gemäßigten Gebieten und ganzjährig in den Tropen. Einer von 250 Erkrankten erleidet einen schweren Verlauf mit einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Die Todesrate ist bei Krankheitsausbruch hoch (bis zu 30 Prozent) und oft treten bleibende Schäden auf. un

nehmen konnten, bietet die bariatrische Chirurgie die letzte Chance, Gewicht abzubauen. Die Folgeerkrankungen einer Adipositas wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Fettleber gehen nach einem bariatrischen Eingriff zurück oder verschwinden sogar ganz.

Dennoch ist die Adipositaschirurgie kein Allheilmittel, wie auch Dietrich betont: „Die Verkleinerung des Magens oder die Verkürzung des Darms ist ein großer Eingriff mit Auswirkungen auf die Lebensführung. Die

Patienten müssen Lebensstil und Essgewohnheiten dauerhaft umstellen, extra Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, was unter anderem in unserer engmaschigen Nachsorge kontrolliert wird. Die Mitarbeit des Betroffenen ist also unabdingbar.“

Prof. Arne Dietrich kommt aus Sachsen. Er lebt mit seiner sechsköpfigen Familie in Panitzsch. Am besten erholt sich der 48-Jährige bei Sport und Ausflügen in die Natur.

Gabel

ZAHL DER WOCHE

8,1

Am Uniklinikum Leipzig fallen täglich mehrere Tonnen Schmutzwäsche an. Im Zeitraum von Januar bis April dieses Jahres waren es durchschnittlich 8,1 Tonnen Wäsche pro Tag. Sie wird nach der Benutzung gereinigt und anschließend weiter verwendet. Zur Wäsche, die regelmäßig verbraucht wird, gehören neben der Berufsbekleidung für Ärzte und das Pflegepersonal sämtliche Wäschestücke rund um die Patientenbetten wie Laken und Bezüge. Teilweise wird auch Kleidung der Patienten wie Nachthemden oder Schlafanzüge gereinigt, zudem bei Babys, die am UKL behandelt werden, die Strampler, Jäckchen oder Mützen. ic

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Professor Arne Dietrich hat die Professur für Bariatrische Chirurgie am IFB AdipositasErkrankungen übernommen. Foto: Stefan Straube Foto: Marcus Karsten

Große Medizin-Kongresse kommen 2016 nach Leipzig

Abteilung Kardiologie und Angiologie des UKL maßgeblich beteiligt

Das Universitätsklinikum Leipzig ist 2016 Gastgeber für zwei große Kongresse auf dem Gebiet der bildgebenden Diagnostik. Zum „EuroEcho Imaging“ im Dezember werden die gesamten europäischen Herzspezialisten erwartet. Beim Dreiländertreffen kommen im Oktober UltraschallExperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Messestadt zusammen.

Seit 13 Jahren ist erstmals wieder eine deutsche Stadt als Tagungsort des „EuroEcho Imaging“Kongresses ausgewählt worden. „Darüber freuen wir uns und sind natürlich sehr stolz, dass die Entscheidung für Leipzig gefallen ist. Für mich persönlich war die Zusage wie der Zuschlag zur Austragung einer Fußball-Weltmeisterschaft“, verdeutlicht Professor Andreas Hagendorff, Leiter der Echokardiografie-Labore am Uniklinikum Leipzig und „Local Host“ des EuroEcho Imaging, die Bedeutung des Kongresses. Am Zuschlag für die Austragung in

Leipzig hat die Abteilung für Kardiologie und Angiologie am Uniklinikum Leipzig maßgeblichen Anteil.

Die jährliche Tagung wird von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie veranstaltet. Im Mittelpunkt stehen alle bildgebenden Verfahren, die sich mit der Untersuchung des Herzens beschäftigen. Dazu zählen die Echokardiografie, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) sowie nuklearmedizinische Methoden.

Als Gastgeber würde Prof. Hagendorff, Oberarzt in der Abteilung Kardiologie und Angiologie, gern den praktischen Teil der Veranstaltung weiter ausbauen.

So soll es neben dem wissenschaftlichen und dem Ausbildungsteil beispielsweise Lehreinheiten mit praktischen Vorführungen geben. Zum „Euroecho Imaging“ werden im Dezember 2016 bis zu 4000 Teilnehmer in Leipzig erwartet.

Bereits zwei Monate vorher, im Oktober 2016, wird in Leipzig das Dreiländertreffen der Gesell-

schaften für Ultraschall in der Medizin aus Deutschland (DEGUM), Österreich und der Schweiz stattfinden. „Die Vereinigungen umfassen alle Bereiche der Ultraschalldiagnostik, beispielsweise in der Gynäkologie und Neurologie, aber auch in der Chirurgie und Kardiologie“, sagt Prof. Hagendorff, der bei diesem Treffen Kongresspräsident ist. Vorsitzender der DEGUM ist zu diesem Zeitpunkt ein weiterer UKL-Mediziner: Professor Volker Keim, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie. Als Partner beim Dreiländertreffen ist in Leipzig auch die Europäische Föderation der Gesellschaften für Ultraschall in Medizin und Biologie (EFSUMB) dabei, die aus 28 nationalen Ultraschallgesellschaften besteht. Zudem wird im Rahmen des Dreiländertreffens der Weltkongress zur kardiovaskulären Sonografie, dem Ultraschall des Herzens und der Gefäße, stattfinden. Insgesamt werden rund 3500 Teilnehmer erwartet. Ines Christ

Ambulante Hilfe bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Leipziger Gastroenterologe: Ursachenforschung fordert Wissenschaftler heraus

Etwa 300.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. „Diese chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die oft mit wiederkehrendem Durchfall und Bauchschmerzen einhergehen, sind nicht leicht eindeutig zu diagnostizieren“, so Prof. Dr. Joachim Mössner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie um Universitätsklinikum Leipzig. „Den meisten Patienten kann heute ambulant mit einer medikamentösen Therapie geholfen werden, und nur die schweren Fälle werden bei uns in der Klinik behandelt.“ Mit einem bundesweiten „Aktionstag chronisch-entzündliche Darmerkrankungen“ widmet sich Mitte Mai die Gastro-Liga der Information über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten und künftige Therapieaussichten.

Wie Prof. Mössner erläutert, gibt es in der Regel zwei Krankheitsbilder: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Während bei Morbus Crohn der gesamte MagenDarm-Trakt entzündet sein kann, ist bei der Colitis ulcerosa der Befall in den meisten Fällen auf den Dickdarm beschränkt. Zudem sind bei Morbus Crohn alle Schichten der Darmwand von der Entzündung betroffen, bei der Colitis

ulcerosa nur die Schleimhaut. Da die Symptome beider Krankheitsbilder sehr ähnlich sind, ist ihre Unterscheidung manchmal sehr schwierig. Die Entzündung kann auch andere Körperbereiche einbeziehen: Gelenke, Augen oder Gallenwege, was dann zu entsprechenden Beschwerden führt. Die Erkrankung kann die Patienten jahrelang belasten und führt nicht selten auch zu Depressionen.

Gemeinsam mit anderen führenden Gastroenterologen wird Prof. Mössner im August ein Schwerpunktheft der Fachzeitschrift „Der Internist“ veröffentlichen, das chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gewidmet ist. „Die Krankheitsentstehung, die Rolle von Darmbakterien und natürlich die Palette von Therapiemöglichkeiten – all das werden wir ausführlich beleuchten“, so der Leipziger Internist.

Die meisten Patienten haben heute in der Regel eine normale Lebenserwartung, weil medikamentöse Therapien gut ansprechen. Dennoch sei man bei der Suche nach Ursachen nicht weit gekommen. „Wir kennen heute Risikogene, aber können diesen keinen Krankheitsverlauf zuordnen. Also: Wenn ein Mensch diese oder jene genetische Konstellation hat, muss das noch nicht bedeuten, dass er Morbus Crohn bekommt. Und andersherum gibt es etwa ein Drittel der CrohnPatienten, denen wir keine Risikogene zuordnen können. Die Ursachenforschung fordert die Wissenschaft noch heraus, um Licht in das Dunkel der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu bekommen“, so der Leipziger Klinikdirektor. Uwe Niemann

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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

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An der Klinik von Prof. Joachim Mössner, Direktor der Gastroenterologie und Rheumatologie, werden chronisch-entzündliche Darmerkrankungen untersucht und behandelt. Fotos: Stefan Straube Professor Andreas Hagendorff, „Local Host“ des EuroEcho-Imaging-Kongresses, leitet am UKL die Echokardiografie-Labore.

Fit durch Bewegung

Azubis sind beim ersten Sporttag der Medizinischen Berufsfachschule aktiv

An der Medizinischen Berufsfachschule (MBFS) des Universitätsklinikums Leipzig lernen rund 750 junge Menschen einen Gesundheitsberuf. Sie haben sich für einen Beruf mit guten Zukunftsaussichten entschieden, der hohe Ansprüche an die fachliche und soziale Kompetenz jedes Einzelnen stellt. In der Reihe „Ausbildungstagebuch“ geben die Azubis verschiedener Fachrichtungen Einblicke in ihre Berufsausbildung. Heute: der erste Sporttag der MBFS.

„Sport frei!“, hieß es in diesem Jahr zum allerersten Mal für die Medizinische Berufsfachschule des Universitätsklinikums Leipzig. Der Tag des Sports feierte seine Premiere in der Sporthalle der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur. Die Vorbereitungen dazu liefen die Tage zuvor schon auf Hochtouren, denn Ordneraufgaben, Auf- und Abbau sowie Informationsmanagement sollten reibungslos laufen. Am Abend vor dem Event wurde bis spät in die Nacht noch fleißig aufgebaut und vorbereitet.

Am nächsten Morgen ging es dann aber so richtig los. Auf die gesamte Fläche der Halle verteilten sich die verschiedensten Aktivitäten: von Volleyball und Floorball über Klettern und Zweifelderball bis hin zu Selbstverteidigung, Yoga und „Tanz auf dem Vulkan“, einem kleinen Tanzworkout à la Zumba und Co. Ganz im Sinne: Fit durch Bewegung. Für alle Bewegungsfreudigen wurden Essen und Getränke bereitgestellt, um für die nötige Verpflegung zu sorgen. Selbst die medizinische Erstversorgung für den Fall der Fälle war gewährleistet, was für eine Medizinische Berufsfachschule ja fast selbstverständlich ist.

Zufrieden und stolz auf ihre Arbeit können alle Organisatoren und Beteiligten auf jeden Fall sein, denn so einfach ist es nicht, ein Vorhaben aus dem Nichts auf die Beine zu stellen. Ob es in den kommenden Jahren weitere Sporttage geben wird? Wer weiß, aber der Grundstein dazu ist auf jeden Fall gelegt.

Ausbildungen an der Medizinischen Berufsfachschule

An der Medizinischen Berufsfachschule (MBFS) des UKL werden Ausbildungen für Gesundheitsfachberufe angeboten. Der Lehrbeginn und die Anzahl der angenommenen Bewerber variiert je nach Fachbereich, die Voraussetzung ist überall mindestens ein Realschulabschluss. Schulgeld müssen die Auszubildenden nicht bezahlen.

Derzeit können sich Interessenten für folgende Ausbildungsgänge bewerben:

Orthoptik

Bewerbungsfrist: 31. Mai 2014

Diätassistenz

Bewerbungsfrist: 15. August 2014

Ausführliche Hinweise zum Bewerbungsverfahren sowie weitere Informationen zur Berufsfachschule und den einzelnen Ausbildungen finden Sie im Internet unter www.mbfs.uniklinikum-leipzig.de.

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Beim ersten Sporttag der Berufsfachschule konnten die Azubis verschiedenste Sportarten ausprobieren. Fotos: MBFS
AUSBILDUNGSTAGEBUCH

Diagnose und Behandlung unklarer Handgelenkschmerzen

Erstes Handchirurgie-Symposium am UKL brachte Experten zum fachlichen Austausch zusammen

Unklare Handgelenkschmerzen wa- n ren Ende April das Thema des ersten handchirurgischen Symposiums am Universitätsklinikum Leipzig. Die Experten der Handchirurgie um Prof. Stefan Langer haben mit 40 Kollegen aus der Region Neues zur Diagnose und zu aktuellen Therapiemöglichkeiten diskutiert.

„Unklare Handgelenkschmerzen sind für die Betroffenen sehr belastend und mit teilweise massiven Einschränkungen im Alltag verbunden“, erklärt Prof. Stefan Langer, Leiter des Bereichs für Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie am Uniklinikum. „Das Handgelenk ist eine hochkomplexe Struktur, bei der es oft viel Aufwand und Erfahrung braucht, die Ursachen für Schmerzen zu identifizieren.“

Letztlich seien trotz aller Fortschritte nicht alle Probleme auch vollständig lösbar. „Viele Patienten haben eine jahrelange Odyssee hinter sich, deren letzte Etappe Schmerztabletten sind“, beschreibt Langer das Problem. „Unser Ziel ist es daher, chronische Schmerzen weitgehend zu lindern und auf diese Weise die Arbeitsfähigkeit unserer Patienten zu erhalten.“

Welche neuen Diagnoseverfahren und

Therapiemöglichkeiten es dafür gibt, wurde auf dem ersten handchirurgischen Symposium am Universitätsklinikum

Leipzig thematisiert. Gemeinsam mit handchirurgisch interessierten Fachkollegen wurden spannende neue Entwicklun-

gen diskutiert und besondere Fälle vorgestellt. Das Themenspektrum reichte von der Basisversorgung bis zu Verfahren, die besondere Spezialkompetenz erfordern. „Diese bieten wir bei speziellen Problemen unseren Kollegen und deren Patienten in unserer Spezialsprechstunde zum unklaren Handgelenkschmerz an“, so Langer. „Hier stehen alle Möglichkeiten eines modernen Universitätsklinikums zur Verfügung von besonderen Diagnostikverfahren wie der Handgelenkspiegelung über Operationsmethoden bis zu ausgewählten Schmerztherapien, über deren Einsatz wir mit den behandelnden Kollegen in der Praxis gemeinsam beraten und entscheiden.“

KONTAKT

Sprechstunde

Unklarer Handgelenkschmerz

Terminvereinbarung

(0341) 97 17 004 + Sprechzeiten

Freitag 8 - 12 Uhr

Die sorgenfreie Kindheit ist eine Illusion

Forscher der Universitätsmedizin Leipzig untersuchen Depression bei Vorschulkindern

Forscher der Universitätsmedizin Leip- n zig haben lokal einen gesamten Kindergartenjahrgang auf Angst- und Depressionssymptome untersucht. Dabei wurden bei zwölf Prozent der rund 1740 einbezogenen Kinder erhöhte Ängstlichkeit und depressive Verstimmtheit festgestellt. Ohne fachliche Hilfe sind sie nachweislich einem erhöhten Risiko ausgesetzt, im Erwachsenenalter eine Depression zu entwickeln. Eine neue Kurzzeittherapie, die bereitsimVorschulaltergegensteuert,zeigte bemerkenswerteErfolge.

Wenn ein Fünfjähriger im Kindergarten wenig Interesse zeigt, sich am Spiel zu beteiligen, wird er zunächst kaum auffallen. „Die Aufmerksamkeit liegt eher auf Hyperaktivität und Aggression“, weiß Prof. Kai von Klitzing, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Uniklinikum Leipzig. „Wenn ein Kind jedoch dauerhaft traurig ist, nicht spielen will oder lustlos in der Ecke sitzt, sollte man genauer hinschauen. Denn erwachsene depressive Menschen berichten häufig, dass ihre Krankheit schon im Kindesalter begann.“

Das Expertenteam um Prof. Klitzing forscht seit sieben Jahren zum Thema Depression im Kindesalter. Von Klitzing will den Weg bereiten für die Früherkennung einer Krankheit, die schwerwiegende soziale und ökonomische Folgen für die Gesellschaft hat.

Aktuell haben die Wissenschaftler in Leipzig auch die Eltern des Kindergartenjahrgangs nach Angst- und Depressionssymptomen bei ihren Kindern befragt. Demnach wiesen über 200 der untersuchten Kinder erhöhte Ängstlichkeit und depressive Verstimmtheit auf. Die Entwicklung etwa der Hälfte dieser Kinder war sogar schon stärker beeinträchtigt. Lagen Symptome wie Traurigkeit, Schlafstörungen, Gereiztheit oder Spielhemmung vor, wurden Kinder wie Eltern zu einer vertieften kinderpsychiatrischen Diagnostik eingeladen. Parallel wurde eine Kontrollgruppe untersucht, bei denen die Anzeichen nicht auftraten. Das Zusammentreffen von beeinträchtigender Angst und deutlichen Depressionszeichen konnte in der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie so als ein wichtiges Risikoprofil identifiziert werden.

Betroffen sind besonders Kinder, deren Eltern selbst unter einer Depression leiden und diejenigen, die negative Erfahrungen wie Misshandlung und Vernachlässigung schon in der frühen Kindheit erlebten. Andere Faktoren sind auch das Zerbrechen von Familien und früher Leistungsdruck. „Psychische Krankheiten sind in der Gesellschaft heute anerkannter als früher“, so der Psychotherapeut.„Dennoch glauben viele, die Kindheit sei sorgenfrei. Das ist aber eine Illusion.“ Dabei betont von Klitzing, dass nicht jedes Kind, das ängstlich ist, gleichzeitig depressiv wird. Phobische Symptome, wie Angst vor Dunkelheit und vor gro-

ßen Tieren, seien genauso normal wie die anfängliche Angst und Traurigkeit, sich morgens vor dem Kindergarten von den Eltern zu trennen.„Ich finde es wichtig,die zu identifizieren,

die wirklich leiden und echte Entwicklungsprobleme haben.“

Um rasch behandeln und einer Verstetigung vorbeugen zu können, hat von Klitzing zusammen mit seiner Kollegin, der Diplompsychologin Tanja Göttken, eine psychoanalytische Kurzzeitbehandlung für Kinder von vier bis zehn Jahren entwickelt und wissenschaftlich erforscht. In 25 Therapie-Sitzungen, von denen fünf mit und 20 ohne Eltern stattfinden, werden in Gesprächen und im Spiel unverarbeitete Konflikte des Kindes herausgearbeitet. „Es geht nicht darum, einfach die Symptome zu beseitigen, sondern für Kind und Eltern besser verständlich zu machen, welche ungelösten Entwicklungsaufgaben hinter den Symptomen stehen“, erläutert von Klitzing. In der Konfliktbearbeitung kommen sehr häufig Themen wie Trennung und Schuld auf. „Kinder fühlen sich rasch schuldig, wenn es Schwierigkeiten in der Familie,wie Partnerschaftsprobleme oder Krankheit der Eltern, gibt. Tief innerlich empfinden sie, dass es ihnen nicht besser gehen darf als den Eltern.“

Foto: frs

Die Behandlung zeigte in einer ersten Studie an 30 Kindern erstaunliche Erfolge: Bei allen Kindern verminderten sich die Symptome im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich, mehr als die Hälfte der Kinder war am Ende sogar völlig störungsfrei.„Dennoch wird ein Teil der Kinder eine längere psychotherapeutische Behandlung benötigen, um sich auch langfristig gesund entwickeln zu können“, so die Therapeuten.

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Helena Reinhardt Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das gilt schon für das emotionale Sein des Nachwuchses. Prof. Dr. Stefan Langer, Leiter des Bereichs für Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie, untersucht eine Patientin. Foto: Stefan Straube

Deutsche sind bei Vornamen-Wahl beständig

Nichts Neues bei der Namenswahl: Sophie und Maximilian führen die Hit-Listen weiter an

Die Deutschen sind bei der Wahl der Vornamen für ihre neugeborenen Kinder beständig: Wie schon in den Vorjahren waren 2013 bei den Mädchen Sophie/Sofie, Marie, Sophia/Sofia und Maria die beliebtesten Vornamen. Spitzenreiter bei den Jungen waren Maximilian, Alexander, Paul und Luca/Luka. Das ergab die Auswertung der im vergangenen Jahr bundesweit vergebenen Vornamen durch das Namenkundliche Zentrum in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informatik der Universität Leipzig, die kürzlich veröffentlicht wurde.

In die Statistik einbezogen wurden Vornamenlisten des Jahres 2013 aus 250 Standesämtern: Das sind 273 039 Geburten mit 19 190 verschiedenen weiblichen Vornamen und 17 980 verschiedenen männlichen Vornamen. „Die Favoriten sind nicht nur als Rufnamen beliebt, sondern werden häufig als Zweitnamen gewählt“, sagt Gabriele Rodriguez vom Namenkundlichen Zentrum der Universität. Ganz oben auf der Liste der deutschlandweit beliebtesten Vornamen stehen ihr zufolge bei den Mädchen weiterhin Mia, Emma, Anna/Anne, Emilia, Hanna(h), Johanna und L(o)uisa/L(o)uise sowie bei den Jungen Elias, Ben, L(o)uis, Leon, Felix, Noah und Lukas/Lucas. „Die häufigsten weiblichen und männlichen Vornamen machen etwa zehn Prozent aller eingetragenen Vornamen aus“, erklärt die Expertin weiter. Die Vornamenvielfalt und Vornamenanzahl steige ständig. So seien 90 Prozent aller ausgewerteten Vornamen im Jahr 2013 weniger als zehnmal in Deutschland eingetragen worden, 65 Prozent davon sogar nur einmal. Einen Vornamen erhielten nach dieser Erhebung 145 491

Foto: LVZ-Archiv

Kinder (53,3 Prozent), zwei Vornamen 112 379 Kinder (41,1 Prozent), drei Vornamen 13 838 (5,2 Prozent) und mehr als drei Vornamen 1331 Neugeborene (0,5 Prozent).

„Je nach Region entscheiden sich Eltern für nur einen Vornamen – meist in Ostund Norddeutschland oder für zwei und mehr Vornamen – vor allem in Süd- und Westdeutschland. Beliebt sind bei den Jungen vor allem ein- und zweisilbige Vornamen“, erläutert Rodriguez. Weibli-

che Vornamen seien dagegen eher zwei-, drei- und mehrsilbig. Unter den hundert häufigsten weiblichen Vornamen ist nach ihren Angaben mit Kim nur ein einsilbiger Name zu finden. Der Wohlklang spiele eine große Rolle bei der Wahl des Vornamens.

Tradition wird auch weiterhin großgeschrieben: Fast die Hälfte aller in einem Jahr eingetragen Vornamen haben in Deutschland eine lange Tradition. Besonders beliebt sind der Analyse zufolge

germanisch-altdeutsche Vornamen wie beispielsweise Karl, Richard, Friedrich und Fritz sowie Ida, Frieda, Frida und Karla. Auch der männliche Vorname Adolf wurde 2013 mindestens neunmal eingetragen. Ein Großteil der Eltern bevorzuge dagegen neue Vornamen aus dem englischen und angloamerikanischen Raum wie Lennox, Maddox, Jason, Joel, Lenny, Liam, Lias, Tyler, Justin, Jamie sowie Emily, Amy, Summer, Melody, Cheyenne, A(a)liya(h), Joy, Kimberl(e)y und Kim. Zu den tausend häufigsten Vornamen, die 2013 in Deutschland eingetragen wurden, gehören auch weniger bekannte Namen wie zum Beispiel Zoey, Liv, Luna und Amira bei den Mädchen sowie Milan, Pepe, Luan und Bela bei den Jungen.

Einige der eher ausgefallenen Vornamen des vergangenen Jahres, die von Standesbeamten genehmigt wurden, lauten Takoda, Numalu, Temulin, Diamant, Ross, Wellington, Twombly, Weifung, Takuma, Sturmius, Slupy, Sittich, Saurbeck, Saloniki, Rembrandt, Phönix, Park, Papa, Olé, Nixon, Monroe, Mogli, Jogi, Joop, Jazz, King, Kingston, Kingsley, Tiger, Godswill, Godsgift, Godlight, Galan, Friedensreich, Friedgott, Fürchtegott, Gottfrieda, Happy, Happiness, Summer-Sunshine, Peach, Peaches, Sunday, Moon, Moonlight, Sky, Princess, Madonna-Princess, Prinzessa, Queen, Minze, Minza, Nova-Hope, Pepper, Pepper-Ann, Pebbles, Paris, Berlin, London und Prayer.

Alle Ergebnisse fließen direkt in Lehre und Forschung (Langzeitstudie: Tendenzen in der Vornamengebung in Deutschland) ein und wurden beziehungsweise werden in den Workshops zum Thema „Vornamen in der Gesellschaft“ im April und Mai 2014 an der Universität Leipzig vorgestellt. Susann Huster

Uni Leipzig kooperiert bei Archivnetzwerk

Ab Mitte Mai soll das Mitteldeutsche Archivnetzwerk seine Arbeit aufnehmen

Der Gründungsaufruf ist raus, das erste Treffen anberaumt: Mitte Mai soll im Leipziger Universitätsarchiv der Startschuss fallen für ein Mitteldeutsches Archivnetzwerk. „Neue Technologien und die digitale Vernetzung der Alltagswelt stellen auch die mehr als 200 Archive im mitteldeutschen Raum vor große Herausforderungen“, sagt Uni-Archivar Dr. Jens Blecher. „Das Potenzial einer engeren Verzahnung ist gewaltig. Wir wollen dafür unter anderem eine digitale Plattform etablieren.“ Zu den Begründern des neuen Netzwerks zählen die Universitätsarchive Leipzig, Jena und Weimar, die Stadtarchive Leipzig und Jena sowie das Ratsarchiv Görlitz.

Zunehmend kommen heutzutage digitale

Unterlagen in die Archive, während die Benutzer am liebsten schon in einem digitalen Lesesaal arbeiten würden. „Die Anforderungen und Wünsche bergen für die Archive große Risiken in juristischer und finanzieller Hinsicht. Sie fordern von

den Archivaren einen erheblichen Kenntniszuwachs in Bezug auf neue Technologien und stetige Lernbereitschaft“, erläutert Jens Blecher. Fragen nach der Logistik für ein digitales Archiv stünden ebenso auf der Tagesordnung wie jene nach Verwertungsrechten –und natürlich den finanziellen Belastungen. „In den Archiven im mitteldeutschen Raum, in Sachsen-Anhalt, in Sachsen und in Thüringen, gibt es bereits viele kluge Ideen und praktisches Wissen“, sagt Blecher. „Wir sollten besser miteinander ins Gespräch kommen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.“

Foto: Uni Leipzig

Die Webseite des neuen Archivnetzwerks.

Die Idee der Netzwerkgründer ist, das vorhandene Wissen über eine digitale Plattform allen Interessenten zur Verfü-

gung zu stellen sowie in kleinen Seminarrunden Erfahrungen auszutauschen. Um gemeinsam Geld zu sparen, sollen alle Teilnehmer einen gleichberechtigten Zugang zum modernsten Technologie- und Wissensstand erhalten. „Durch die Nutzung wissenschaftlicher Förderprogram-

me des Bundes können wir so die Kapazität digitaler Infrastruktur teilen und Kosten minimieren“, erläutert der Leiter des Leipziger Universitätsarchivs. Erste Demonstrationsprojekte für digitale Anwendungen im Archivbereich sind bereits im Internet zu finden. Und die mitteldeutschen Archivare sind zu einer Informationsveranstaltung nach Leipzig eingeladen. Jens Blecher ist zuversichtlich, zahlreiche Mitstreiter für das Projekt gewinnen zu können. „Das Netzwerk bietet viele Vorteile, bei überschaubarem finanziellem Aufwand. Und nicht zuletzt wird die traditionelle Archiv-Vielfalt im mitteldeutschen Raum damit öffentlich präsenter.“

Bereits einen Tag vor der Veranstaltung in Leipzig wird der erste Kooperationsvertrag des Archivnetzwerkes unterschrieben. Hierzu treffen sich in Görlitz die Leipziger Uni-Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking, der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege und der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer. Carsten

Heckmann
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Bei der Auswahl der Vornamen für den Nachwuchs zeigen sich die Deutschen eher wenig kreativ: Die Namen, die in den zurückliegenden Jahren die Ranglisten anführten, kommen auch weiterhin gut an.

Baubeginn bei DHL

Landratsamt Nordsachsen erteilt Genehmigungen für Erd- und Erschließungsarbeiten

Bekanntlich möchte DHL für 150 Millionen Euro eine zweite, nahezu gleich große Sortieranlage in der Art errichten, wie sie jetzt schon steht. Zusätzlich sollen ein Bürogebäude und eine Feuerwache entstehen. Im Anschluss an den bereits 2005 bis 2007 errichteten ersten Bauabschnitt der Verteilerhalle wird ein weiterer Komplex von insgesamt 51 000 Quadratmetern Grundfläche angebaut. Dabei wird jedoch Fläche überbaut, die im Planfeststellungsbeschluss dafür nicht vorgesehen ist.

Parallel zur Bearbeitung des Bauantrags im Landratsamt (LRA) Nordsachsen wird deshalb zum zehnten Mal jener Planfeststellungsbeschluss bei der Landesdirektion Sachsen geändert. Erst Mitte Februar hatten die Schkeuditzer Stadträte fraktionsübergreifend eine Stellungnahme befürwortet, wonach „keine abschließende Zustimmung“ erteilt werden konnte.

Ähnlich der Stellungnahme zur Planänderung hat die Stadt zum Bauantrag von DHL formuliert, hieß es auf Nachfrage der Leipziger Volkszeitung aus der Stadtverwaltung. Jene Stellungnahme zum Bauvorhaben hatte das Schkeuditzer Rathaus verlassen, ohne Bestandteil öffentlicher Sitzungen gewesen zu sein. Die Stellungnahme sei laut Hauptsatzung der Stadt Schkeuditz ein Geschäft der laufenden Verwaltung, erklärte der Stadtsprecher Helge Fischer im Februar. Jetzt hat das LRA Baugenehmigungen mit Nebenbestimmungen erteilt, geht aus einer Mitteilung des Amtes hervor. „Die Erd- und Erschließungsarbeiten können jederzeit beginnen“, heißt es. Bei den Genehmigungen handele es sich allerdings lediglich um Teilgenehmigungen. „Für das neue Bauvorhaben wurden

zwei Teilbaugenehmigungen beantragt, eine für die Erdarbeiten und eine andere für die Errichtung der Fundamente und der Stützen“, teilte jetzt das Landratsamt Nordsachsen mit. DHL habe den Auftrag vergeben und der Generalunternehmer beginne in diesen Tagen die Baustelle einzurichten, weiß man im Amt. Erdarbeiten, Bagger, ein großer Schuttberg und geschäftiges Treiben sind aber rund um das ebenfalls relativ neue Hochregallager von DHL bereits auszumachen. Lediglich die Lärmschutzwand und erwähntes Lager verstellen die Sicht.

Die Prüfung des gesamten Bauantrags befindet sich in der Endphase, heißt es

vom LRA. Die letzten Ergänzungen in den Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange würden erwartet. Die Prüfung des Brandschutzkonzeptes durch die Landesstelle für Bautechnik hat Anfang April begonnen und wird noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen, ist der Mitteilung zu entnehmen. „Der Auftrag für die Prüfung der Standsicherheit wurde ausgelöst“, teilte das Amt mit. Erste Vorgespräche der Tragwerksplaner mit dem Prüfingenieur für Standsicherheit hätten stattgefunden. „Die geprüften Standsicherheitsnachweise sind Voraussetzung für den Baubeginn der Fundamente und Stützen nach der Teilbaugenehmigung sowie aller weiterer statisch

relevanter Bauteile“, informierte das Landratsamt.

Schkeuditz sieht den Neubau zwar als positive Ergänzung zur vorhandenen Lärmschutzwand. Die Stadt fordert aber dennoch ein Schallgutachten, „da nicht sichergestellt ist, dass für die Betroffenen im Vergleich zu den neu geplanten Vorhaben keine Schlechterstellung eintritt“, heißt es in der Stellungnahme. Nach der Fertigstellung des Baus soll es nicht mehr Flieger geben; die vorhandenen sollen besser ausgelastet werden, sagte der damalige DHL-Leipzig-Chef Robert Viegers im Dezember. Seit Januar ist Ralph Wondrak sein Nachfolger.

Stadt Leipzig will Jugendtreffs abgeben

Sechs kommunale Einrichtungen sollen in Regie Freier Träger übergehen – Widerstand in den Fraktionen

Vom „Oskar“ in der Gabelsbergerstraße (Neustadt-Neuschönefeld) bis zum „Crazy“, Zum Wäldchen 6 (Paunsdorf) – die Stadt Leipzig betreibt zwei Jugendkulturzentren sowie vier offene Treffs in Eigenregie. Doch das könnte sich bald ändern. Das Jugenddezernat plant, diese an Freie Träger abzugeben. Darüber wurden kürzlich der Jugendhilfeausschuss sowie 20 betroffene Mitarbeiter, die nun verunsichert sind und um ihre Jobs bangen, informiert.

Auch die Jugendkulturwerkstatt Jojo in Reudnitz-Thonberg, die offenen Treffs „Am Mühlholz“ in Connewitz, „Völkerfreundschaft“ in Grünau sowie „Rabet“ in Neustadt-Neuschönefeld sollen an freie Betreiber abgegeben werden. Eine konkrete Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat gibt es allerdings noch nicht. Doch in den Fraktionen regt sich bereits heftiger Widerstand gegen die Pläne von Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD).

„Die Stadt darf ihren Steuerungseinfluss

nicht leichtfertig aus der Hand geben“, warnt SPD-Stadtrat Tino Bucksch. „Trägervielfalt bedeutet aus unserer Sicht, dass auch der Träger der öffentlichen Jugendhilfe, die Stadt Leipzig, Angebote vorhält“, ergänzt Juliane Nagel (Linke). Sie verweist auf einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2000, der

das so festlegt, damit Kinder und Jugendliche wählen können, in welche Klubs sie gehen. Kritisch werden die Pläne von den Grünen gesehen: „Wir schätzen die Freien Träger außerordentlich, aber wir übersehen nicht, dass die Stadt jährlich die Gürtel für sie und gegen unseren Willen enger schnürt.

Die städtischen offenen Treffs sind somit aktuell gefährdet“, betont Annette Körner (Grüne). Das sieht Karsten Albrecht (CDU) anders: „Prinzipiell halte ich es immer für richtig, über neue Varianten und Ideen nachzudenken.“ Er bezeichnet die derzeitigen Strukturen in der Jugendhilfe als „festgefahren“ und fordert, genau hinzuschauen, ob das Geld auch in Sozialräumen ankommt, in denen eine besondere Hilfe für Kinder und Ju-

gendliche notwendig ist. „Auch neue, innovative Projekte müssen eine Chance bekommen.“

Die Grünen fordern derweil, statt Trägerschaften infrage zu stellen, lieber die Bedingungen für die Jugendhilfe zu verbessern. „Während die kommunalen Einrichtungen über durchschnittlich vier Fachkräfte verfügen, sind es in den Einrichtungen freier Trägerschaft nicht einmal zwei volle Stellen. Dabei ist die Arbeit in den Einrichtungen absolut vergleichbar“, sagt Michael Schmidt, der familienpolitische Sprecher. Er verweist drauf, dass die Sozialarbeiter bei vielen Problemlagen helfen.

Für die Linken stehen Bindungen zwischen Jugendlichen und Sozialpädagogen, fachliche Strukturen und Netzwerke in den Stadtteilen auf dem Spiel. Mit einem Antrag an den Stadtrat wollen sie erreichen, dass die sechs Einrichtungen kommunal bleiben. „Sie brauchen Klarheit und eine sichere Perspektive“, so Rüdiger Ulrich (Linke), der Vizechef des Jugendhilfeausschusses.

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Die Frachtflugzeuge von DHL sollen nach Fertigstellung des jetzt begonnenen Erweiterungsbaus besser ausgelastet werden. Foto: Wolfgang Zeyen Jugendtreffs sind wichtig für die selbstbestimmte Freizeitgestaltung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Leipzig. Foto: Archiv

Finanzspritze für die Muko perfekt

Freistaat und Stadt bekennen sich zur Musikalischen Komödie / Nachbargebäude wird angedockt

Im Kampf um den Erhalt der Musikalischen Komödie (Muko) ist ein wichtiger Etappensieg geglückt: Der Freistaat und die Stadt machten ihre Ankündigungen wahr und gaben verbindliche Fördermittelzusagen, durch die in den nächsten Monaten insgesamt 2,1 Millionen Euro in den Standort investiert werden können.

Mit dem Geld wird das Nachbargebäude Dreilindenstraße 24 saniert und mit dem Hauptgebäude verbunden. Dadurch entstehen neue Räume für die zurzeit noch im Keller der Muko befindlichen Künstlergarderoben; im Dachboden wird ein Probenraum entstehen. „Mit diesem Vorhaben wird eine Vorgabe erfüllt, die die Leipziger Baupolizei der Muko schon im Jahr 1913 stellte“, erklärte der technische Direktor Frank Schmutzler. „Schon damals war beanstandet worden, dass sich die Garderoben im Keller befinden.“

Zur Übergabe des Fördermittelbescheids war Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) Mitte Mai nach Leipzig gekommen und machte sich ein Bild von den beengten und feuchten Räumen im Untergeschoss. Dabei stellte er sich ausdrücklich hinter diese Einrichtung. „Mit der Erweiterung der Musikalischen Komödie stärken wir eines der wichtigsten deutschen Operettenhäuser und eine tragende Säule der Leipziger Kulturlandschaft“, sagte er. Die Finanzspritze wurde nur durch eine Bündelung der Kräfte möglich. So fließen neben 1,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und 300 000 Euro aus dem Bund-LänderProgramm „Stadtumbau Ost“ auch 324 848 Euro Eigenmittel der Stadt Leipzig in das Objekt. „Das Vorhaben sichert nicht nur den Spielbetrieb ab, sondern hilft auch bei der Aufwertung von Lindenau,

die seit Jahren von vielen Akteuren engagiert vorangetrieben wird“, betonte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos).

Die Stadt hat das unter Denkmalschutz stehende Gründerzeit-Wohnhaus Dreilindenstraße 24 bereits erworben und baulich gesichert. Das Erdgeschoss und zwei Obergeschosse sollen jetzt für die Garderoben- und Arbeitsräume der Muko fit gemacht werden. „Dadurch erreichen wir eine gravierende Verbesserung der bis dato schwierigen Arbeitsbedingungen“, sagte Betriebsdirektor Torsten Rose. Zur Sicherung der Rettungswege wird die Holztreppe durch eine nicht brennbare

Konstruktion ersetzt; außerdem ist ein Anbau für ein zweites notwendiges Treppenhaus mit einem Fahrstuhl vorgesehen. Die Verbindung mit dem Bühnengebäude soll durch einen eingeschossigen Neubau hergestellt werden. Außerdem wird die Klinker- und Stuckfassade des aus dem Jahr 1905 stammenden Gebäudes denkmalgerecht aufgearbeitet. Begrüßt wurde die Entwicklung auch von Bewohnern des Stadtteils. Stadtrat Christian Schulze (SPD) und Eva Brackelmann vom Stadtbezirksbeirat Alt-West erklärten, dass jetzt „die leidige Standortdebatte um die Musikalische Komödie endgültig vom Tisch“ sei. „Im Jahr 2003 haben wir das

erste Mal in einer Runde mit Künstlern, Stadtteilakteuren und parteipolitisch Aktiven zusammengesessen und langfristige Planungen für die Musikalische Komödie und die Funktion als Standortfaktor erarbeitet“, sagte Beiratsmitglied Brackelmann (SPD). „Da ist die heutige Übergabe des Fördermittelbescheides einfach klasse und der Erfolg von vielen Menschen.“ Schulze betonte, die Muko sei „nicht nur kulturpolitisch, sondern für die Frage der Stadtentwicklung im Leipziger Westen entscheidend“. Es sei unstrittig, dass das Operettenhaus für Leipzig ein Alleinstellungsmerkmal ist.

„Diese Idioten machen unsere Arbeit kaputt“

Lok-Vorstandsmitglied bedauert massive Übergriffe auf Chemie-Fans / Polizei sichtet Überwachungsvideos

Nach den brutalen Überfällen auf Sportfans wertet die Polizei Videoaufnahmen aus. Ein Schlägertrupp hatte am 10. Mai zunächst vor der Arena gegen 21 Uhr Jagd auf Anhänger des SC DHfK gemacht. Um 0.20 Uhr schlug der Mob erneut zu, stürmte am Goerdelerring eine Straßenbahn der Linie 7 und begann eine Schlägerei mit etwa 20 Fans der BSG Chemie.

Dabei setzten die rund 40 Angreifer Stöcke, Reizgas und eine Schreckschusswaffe ein. Drei Personen wurden verletzt. Von etwa 15 Beteiligten der Auseinandersetzungen seien die Personalien festgestellt worden, so die Polizei. Dabei handele es sich um ChemieFans, darunter zwei, die wegen Körperverletzungsdelikten bei Fußballspielen bereits aufgefallen sind – sowohl als Täter, als auch als Opfer. Die Angreifer seien alle geflohen.

„Wir sehen uns die Aufnahmen einer Überwachungskamera aus der Straßenbahn an“, sagte Polizeisprecherin Maria Braunsdorf. Die Ermittler erhoffen sich Erkenntnisse,

wer die Schläger waren. Der Polizei zufolge war die brutale Gruppe zwar teilweise vermummt.

Einige der Opfer wollen aber Mitglieder der harten Hooliganszene des 1. FC Lok erkannt haben, darunter stadtbekannte Kampfsportler.

Lok-Vorstandsmitglied René Gruschka bedauerte die Überfallserie: „Es tut uns sehr leid, aber echte Lok-Fans waren das bestimmt nicht. Diese Idioten machen unsere Arbeit von Monaten kaputt“, so der 51-Jährige gegenüber der LVZ. Wie der Präsidiumssprecher anfügte, wolle der Verein die Ermittlungsarbeiten unterstützen. „Falls nötig, werden wir der Polizei bei der Identifizierung helfen“, so Gruschka.

Bei den Auseinandersetzungen am 11. Mai sind auch die Handballfans des SC DHfK

zwischen die Fronten geraten. Nach Abpfiff ihrer Zweitligapartie gegen Hildesheim waren grün-weiße Anhänger auf dem ArenaParkplatz angegriffen worden. Der Mob hatte sich offenbar gezielt seine Opfer ausgeguckt. Bekannt ist, dass Mitglieder des Fanclubs RambaZamba auch den Chemie-Fußballern die Daumen drücken.

Karsten Günther, Geschäftsführer der Leipziger Zweitliga-Mannschaft, verurteilte die Übergriffe. „Angebliche Fußballfans haben unser Spiel als Plattform missbraucht, um ihre Feindschaften zu pflegen“, sagte er. Solche Vorfälle habe es noch nie bei einem Spiel des SC DHfK gegeben. Auch in diesem Fall will die Polizei auf Material von Überwachungskameras an der Arena zurückgreifen. F.D./mpu/mro

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Musik und Tanz können in der Musikalischen Komödie in Lindenau weitergehen – dank einer Finanzspritze kann weiter investiert werden. Werden in Zukunft in Leipzig auch Handball-Spiele bewacht werden müssen? René Gruschka Karsten Günther Foto: Volkmar Heinz Foto: Dirk Knofe

Mateschitz: „Jetzt droht das Aus“

Deutsche Fußball-Liga lehnt Club-Beschwerde ab / Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz im Interview

Volles Zentralstadion, friedliche Fußballfeste: Der offene Konflikt zwischen Investor Red Bull und DFB sowie DFL gefährdet den lang erhofften Spitzenfußball in Leipzig. Fotos: Frank Schmiedel

Die Deutsche Fußball-Liga bleibt hart: Die DFL hat die erste RB-Beschwerde gegen Lizenz-Auflagen abgelehnt, stellt für das Zweitliga-Ticket weiter Bedingungen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist fassungslos.

Frage: 5:1 gegen Saarbrücken, knapp 43 000 Zuschauer, Zweitliga-Aufstieg, XXLParty auf der Festwiese – ein perfektes Wochenende für RB und Sie. Die DFL feiert nicht mit, verweigert nach wie vor die Lizenz. Was war Ihre erste Reaktion auf die Nachricht aus Frankfurt?

Dietrich Mateschitz: Fassungslosigkeit und Unverständnis. Ich will nicht polemisch werden, aber ich dachte, ich bin im falschen Film.

Sie verfügen über eine von DFB und unter Mitwirkung der DFL erteilte gültige und genehmigte Vereinslizenz. Sie erfüllen demnach vereinsrechtlich alle Bedingungen. Was verlangt die DFL?

Man verlangt von uns vor allem – und zwar schriftlich –, dass wir auf jedwedes Mitspracherecht im Verein verzichten. Das heißt im Klartext, dass wir zwar weiterhin Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe tätigen dürfen, aber gleichzeitig unseren eigenen Entmündigungsantrag unterschreiben sollen.

Käme so etwas für Sie in Frage?

Sicher nicht. Erstens kommt das meiner Meinung nach einem unsittlichen Antrag nahe, zweitens kann so etwas nie und nimmer funktionieren und zu sportlichem Erfolg führen. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise mit Sebastian Vettel viermal Formel-1-Weltmeister geworden wären.

Wie gefährdet ist Ihr Fußball-Standort Leipzig?

Das ist das einzig wirklich Tragische und was mich seit Tagen schlecht schlafen lässt. Es gab niemanden, der uns von einem Engagement in Leipzig nicht abgeraten hätte,

Der mächtige Mann, nicht allein im Hintergrund: Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz weiß um seine finanzielle Stärke – und ist kein Mann, der sich Vorschriften machen lässt. Foto: LVZ

aber bei uns war es Liebe auf den ersten Blick: eine wunderbare Stadt mit wunderbaren Menschen, ein Stadion, das seinesgleichen sucht. Und jetzt, wo alles auch sportlich funktioniert, droht das Aus.

Handelt die DFL nur streng nach Vorschriften oder existieren grundsätzliche Abneigungen gegen RB?

Ich habe keine Ahnung. Vielleicht will man ganz einfach nicht, dass wir mit Leipzig an der Bundesliga teilnehmen und will es uns nur nicht direkt sagen.

Die Baugrube für die Fußballakademie am Cottaweg ist ausgehoben, das Profiteam für die zweite Liga muss verstärkt werden. Ruhen die Aktivitäten an diesen Fronten zunächst?

Die Baustelle ist das geringere Problem. Theoretisch können wir die Baugrube wieder auffüllen, Rasen und Bäume pflanzen, oder – so wie es vorher war – für Parkplätze asphaltieren. Schwer lösbar ist das zweite Problem: Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Alex Zorniger müssen den Kader zusammenstellen. Jetzt kommen die Anfragen und Angebote auf sie zu, und da müssen wir reagieren und „Ja, es geht“ sagen oder „Nein, es geht nicht“. Hier spricht die Zeit eindeutig gegen uns. Ohne Lizenzerteilung können wir nicht weitermachen.

Ein zweites Jahr in der dritten Liga kommt für Sie nicht in Frage?

Folgt auf die exzellente Stimmung der Katzenjammer? Nach Vorkommnissen wie bei Dynamo Dresden würde sich die DFL mit einer Lizenzverweigerung „selbst ins Knie schießen“, meinen Experten.

Nein, das geht vor allem auch sportlich nicht. Die komplette Motivation, die Herausforderung der zweiten Liga, das Momentum, die Freude und Begeisterung. Alles wäre mit einem Schlag weg und würde Lethargie und Depression Platz machen. Das würden wir uns sicherlich nicht antun. Am 28. Mai tagt der finale Lizenzierungsausschuss der DFL. Ich hoffe noch auf einen Konsens, und unser Team versucht nach wie vor, diesen mit der DFL zu finden. Aber gestatten Sie mir ein offenes Wort: Wir wollen auch niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig. Interview: Guido Schäfer

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RATGEBER

Auf die Menge kommt es an

4. Regel der DGE: Milch- und Milchprodukte gehören täglich auf den Tisch

Die Ernährung kann im Krankenhaus einen wesentlichen Beitrag für die Gesundheit leisten und den Genesungsprozess fördern. Das Uniklinikum Leipzig bietet eine bedarfsgerechte und gesundheitsfördernde Vollverpflegung an und ist dafür zertifiziert. Das Logo „Station Ernährung“ verweist darauf. Entwickelt wurde das Projekt „Station Ernährung – Vollwertige Verpflegung in Krankenhäusern und Rehakliniken“ von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die DGE hat zudem zehn Regeln herausgegeben, die eine Ernährungsempfehlung für eine gesundheitsbewusste Lebensmittelauswahl darstellen. Dabei ist die Wochenbilanz der aufgenommenen Lebensmittel und Getränke entscheidend. In dieser Ausgabe von „Liebigstraße aktuell“ stellen wir die nächste Regel genauer vor. Heute: Milch und Milchprodukte gehören täglich auf den Tisch.

Bei Milch, Milchprodukten, Fisch, Fleischund Wurstwaren sollte die fettarme Variante stets bevorzugt werden. Sie sind wichtige Lieferanten für Calcium, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren. Bevorzugen Sie bei Fisch Produkte aus nachhaltiger Herkunft (MSC-Siegel). Fisch enthält wertvolle Ome-

ga-3-Fettsäuren, welche die Genesung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen.

Calcium ist wichtig für den Knochenaufbau, Jod und Selen sind für die Bildung von Schilddrüsenhormonen notwendig und Omega-3-Fettsäuren verhindern das „Verkalken“ von Blutgefäßen. Fleisch trägt zur Versorgung mit den Vitaminen B1, B6 und B12 bei. Diese sind unter anderem für die Bildung der roten Blutkörperchen und für die Funktionserhaltung von Nervenfasern erforderlich.

Entsprechend der Lebensmittelauswahl des Ernährungskreises der Deutschen Gesellschaft für Ernährung könnte eine Zusammenstellung folgendermaßen aussehen:

Täglich 200 bis 250 Gramm fettarmer Naturjoghurt oder Milch mit Obst und Haferflocken und zwei Scheiben Gouda oder 50 Gramm körnigen Frischkäse aufs Vollkornbrot. Zur Abwechslung können Sie Ihr Brot beispielsweise auch mit fettarmer Wurst wie Schinken oder Wurst in Aspik belegen. Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie die Menge von Fleisch und Wurstwaren pro Woche auf 300 bis 600 Gramm begrenzen. Wöchentlich sind eine Portion fettarmer (80 bis 150 Gramm) und eine Portion fettreicher Seefisch (70 Gramm) ideal.

Bis zu drei Eier (inklusive verarbeitete Eier)

Spenden Sie bei der BLUTBANK LEIPZIG und helfen Sie uns, Leben zu retten!

Wann und wo?

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten: Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein.

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

Institut für Transfusionsmedizin

sind erlaubt. Achten Sie auf Eier in verarbeiteten Produkten wie Kuchen und Gebäck.

Dann steht dem Sonntags-Frühstücksei nichts im Wege. Eier enthalten viel Cholesterin, daher sollten Patienten mit erhöhtem Cholesterinwerten hier besonders achtgeben. Auch im UKL stehen Milch und Milchprodukte mindestens zweimal täglich auf dem Speiseplan. In der gekennzeichneten Mit-

tagsverpflegung gibt es zweimal Fisch und maximal dreimal (insgesamt 400 Gramm) wöchentlich Fleisch. Mindestens zweimal in der Woche ist ein vegetarisches Mittagessen gekennzeichnet. Insgesamt werden bis zu drei Eier in den Speisen verarbeitet.

Lars Selig, Leitender Ernährungstherapeut am UKL, und Maren Heinicke

Foto-Ausstellung „Zwischenzeiten“ im Atrium

„Zwischenzeiten“ hat die Fotografin Sigrid Schmidt ihre Ausstellung genannt, die bis zum 13. Juni im Atrium der Frauen- und Kindermedizin zu sehen ist. In Foto-Collagen hat die Künstlerin eigene Bilder zu neuen Werken arrangiert.

Unwirklich und märchenhaft wirken diese und entführen in eine besondere Welt, die oft direkt vor der Haustür liegt. Traumhäuser entstehen neben – wörtlich zu nehmenden – Parkhäusern, riesige Steine bilden zusammen mit einem Kreuzgang das Bild „Zeitalter“. Auch ein „Waldkaffee“ lädt

zum Verweilen ein. Für Groß und Klein gibt es etwas auf den Bildern der 1938 in Breslau geborenen Künstlerin zu entdecken, manches erschließt sich erst, wenn man wirklich ganz genau hinschaut. Seit 1965 arbeitet Sigrid Schmidt als freischaffende Fotografin. Die Werke, die in der Ausstellung „Zwischenzeiten“ zu sehen sind, entstanden in den vergangenen Jahren. ukl

Zwischenzeiten, Atrium in der Frauen- und Kindermedizin, Ebene 1. Liebigstraße 20a, Haus 6. Die Ausstellung ist bis zum 13. Juni zu sehen.

Blutspendeinstitut jeden Mo. und Fr. 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di. bis Do. 8:00 bis 20:00 Uhr Institut f. Transfusionsmedizin, Nord Mo. geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi. 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr. 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo. und Do. 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr. 5, 04329 Leipzig
Kindertagesstätte Grünschnabel Oststraße 185, 04299 Leipzig Sa., 17.05.14 10:00 bis 15:00 Uhr Wohnungsgenossenschaft Wurzen Mi., 21.05.14 14:00 bis 19:00 Uhr Georg-Schumann-Str. 25, 04808 Wurzen ASB Seniorenheim „Am Park“ Waldstr. 25 Di., 27.05.14 14:00 bis 18:30 Uhr 04564 Böhlen
Integrative
Blutspendeinstitut
9:00 bis 13:00 Uhr Johannisallee
Leipzig
Sa., 31.05.2014
32, 04103
Lars Selig Foto: ukl
LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 14
Foto: iStock/olgakr Foto: Stefan Straube

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Psychosomatik-Ambulanz - 18858

Tropenmedizinische Ambulanz - 12222

Ambulanz Krebszentrum UCCL -17365

Neurologische Ambulanz -24302

Dermatologische Ambulanz -18670

Universitäres Brustzentrum - 23460

Transplantationszentrum - 17271

Universitäres Darmzentrum - 19967

Diabeteszentrum - 12222

Med. Versorgungszentrum - 12300

Kliniksozialdienst - 26206

Seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

Psychosoz. Beratungsstelle für Tumorpatienten und Angehörige - 15464

Informationen zu allen Kliniken und Ambulanzen finden Sie unter www.uniklinik-leipzig.de

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