Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 01/2015

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Fo to :StefanStraube VerbesserteDiagnostik Neue Methode beiRückfall-Verdacht nach Prostatakrebs seite2 NeujahrsbabyElias Geburtenrekord amUKL:2014 kamen2549 Kinder zur Welt seite 3 Geschätzter Psychologe Symposiumzum60.Geburtstag von Professor Kai von Klitzing seite7 DasGesunDheitsmaGazinDesuniversitätsklinikumsleipziG 01/2015 | 08.01.2015 Die Medizin-Detektive Experten desUKLsind seltenen und verzwickten Krankheiten aufder Spur

Der Augenblick n Wegweiser im Dunkeln

Aufmerksame Blutspender werden ihn schon entdeckt haben:Seit einigen Wochen gibt es am Eingang zur UKL-Blutbank einen leuchtenden Schriftzug, der nun auch in der dunklen Jahreszeit und in den späten Nachmittags- und Abendstunden gut

sichtbar den Weg weist. Geöffnet hat die Spendeeinrichtung in der Johannisallee 32 (Haus 8) montags und freitags von 7 bis 19 Uhr und dienstags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr.

Verbesserte Diagnostik bei Prostatakrebs

nuklearmedizin am Uniklinikum Leipzig verwendet neuen PSMA-Marker

impressum n

liebigstraße aktuell

Das gesundheitsmagazin des universitätsklinikums leipzig

Herausgeber

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand Liebigstraße 18

04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),

Ines Christ Frank Schmiedel (Projektleiter LVZ, Jenseits der Liebigstraße).

Universitätsklinikum, Leipzig AöR. 10. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VoLKSZEITUnG

Druck Leipziger Verlags -und

Druckereigesellschaft mbH& Co KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

patienten, bei denen nach der prostata- n entfernung oder anderen Therapien der psA-Wert im blut erneut ansteigt, bietet jetzt die klinik und poliklinik für nuklearmedizin am universitätsklinikum leipzig (ukl) eine verbesserte Diagnostik an: mit der psmA-peT-methode können beim Verdacht auf einen rückfall sehr früh mögliche Tumorherde sichtbar gemacht werden.

„Bei der PSMA-PET-Methode wird ausgenutzt, dass sich eine schwach radioaktive Testsubstanz speziell an das Eiweiß PSMA bindet“, erläutert Prof.Dr. Regine Kluge, stellvertretende Direktorin der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des UKL. „Dieses Prostata-spezifische Membran-Antigen wird auf der Oberfläche von Prostatakarzinomen und deren Metastasen in hoher Konzentration gebildet. Durch die Testsubstanz werden deshalb genau die Regionen im menschlichen Körper, an denen der Prostatakrebs wächst, gekennzeichnet.“

Der Ablauf der Untersuchung ist für den Patienten sehr schonend: Die Testsubstanz wird in eine Armvene eingespritzt. Nachfolgend werden an einer PET/MRT-Kamera (oder alternativ an einer PET/CT-Kamera) Aufnahmen des gesamten Körpers angefertigt, in denen vorhandene Tumorherde durch intensive Anreicherung der radioaktiven Substanz sichtbar gemacht werden können. Die gleichzeitig gewonnenen strukturellen Informationen sowohl

von der OP-Region als auch von Absiedlungsherden komplettieren – insbesondere bei Verwendung eines PET/MRT-Gerätes – die Aussagekraft.

Aufgrund des spezifischen Anreicherungsmechanismus und einer sehr kontrastreichen

Darstellung können mit der neuen Methode bereits bei PSA-Werten unter 1,0 Nanogramm/Milliliter Tumorherde nachgewiesen werden,was für eine erfolgreiche Behandlung eines Tumorrezidivs von großer Bedeutung sein kann Uwe Niemann

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Prof Dr Regine Kluge bei der CT-Untersuchung eines Patienten.

Neujahrsgrüße2015

Liebe Leserinnenund Leserder„Liebigstraße“, fürdasneue Jahr2015wünschen wirIhnenundIhren Familien vielehelle Momente voller Licht.Möge2015 für Sie Freude, Glückundnatürlich Gesundheit bereithalten.

Die Statistik belegtübrigens,dass Jahreswechsel gesund seinmüssen: Je mehr Siedavonmiterlebenund feiern, umsoälter werden Sie!

Damitdiesklappt,hatdie Redaktionder„Liebigstraße“ihreultimativen Gesundheitstippszusammengetragen:

• Bewahren Sie ruhigBlut,und vermeiden SieBluthochdruck.

• Halten Sie Maßinallem, wasübermäßig schaden könnte,und genießen Sieübermäßig, wasdas Wohlergehen erhöht.

• Sammeln Sie Energie,indem Sie ruhen.

• Machen Siesichankalten Tagenwärmende Gedanken.

• Da zu vielesalzige SpeisendenKörperauf Dauer beschweren,raten wirzumehr Mutim Speisenplan:

Entdecken Sie beider Zubereitungdes Essensdie VielfaltderKüchenkräuter alsdas(gesündere)Salzinder Suppe.

• Ruhe, Stille,Sofaund eine Tasse Tee gehenüber alles. Auch wennTheodor Fontanes Ausspruch schon weitüber 100 Jahrealtist–derSchriftstellerhat recht.

• Atmen Sie durch. Undlassen SieauchmalFünfe gerade sein! Dannkönnenauchkleine Reibereien im Arbeits-und Familienalltagder Stimmungnicht mehr so viel anhaben. Gelassenheitsiegt bekanntlich.

• Schwitzen ist besser alssitzen – bewegen Siesichim Alltag, so oftes geht,undhalten Sie so die Muskeln undden KreislaufinSchwung.

• Fassen Sie einen wirklichguten Vorsatz–undnehmen Siesichnichtzu viel fürdasneue Jahr vor. Wenn Siesich ein biszwei (realistische) Ziele setzen,können Siediese viel fokussierter und konsequenter verfolgen.

• Und vergessen Sienicht: Humoristdie beste Medizin!

In diesem Sinnewünschen wirIhnen einfrohesund erfolgreichesneues Jahr!

Ihre„Liebigstraßen“-Redaktion

NeuerGeburtenrekord an der Uniklinik Leipzig

durchschnittlichhoch auswirkt“,soStepan. Im VorjahrkamenamUKL2356 Kinder bei2247Geburten zur Welt.Damitwaren es2014193 Kinder und209 Geburten mehrals2013.2014waren darunter auch89 Mehrlingsgeburtenmit vier Drillingen. Mit der aktuellenGeburtenzahlistdas

UKLauch erneut die größteGeburtsklinikin ganz Sachsen. Als Perinatalzentrum der höchsten Stufe bietet dasKlinikumSchwangeren und jungen Elternam UKLalle Experten fürschwierige Schwangerschaften,extreme Frühchen undkranke Neugeboreneunter einem Dach.„Unsfreut besonders,dass wirda-

2014wurdenamUKL2549 Kindergeboren /UKListdamitwieder größteGeburtsklinikim Freistaat Miteinemneuen Geburtenrekord n hatdasUniklinikum Leipzigdas Jahr 2014 beendet:2549Kinderwurden bei2456 Geburteninden vergangenen zwölf MonatenamUKLentbunden.Damitliegtdie Geburtenzahl wiederüberden Zahlender Vorjahre undüberdenenalleranderen Geburtsklinikenin Sachsen.

rüber hinausaber auchalsGeburtsklinik fürdie ganznormalen,unkomplizierten Schwangerschaften von den Leipzigerinnensogutangenommen werden“, sagt Prof.Stepan.„Dieses große Vertrauen weißdas gesamte Teamaus Hebammen, SchwesternundÄrzten sehrzuschätzen.“

Dasletzte Baby 2014wurde am31.Dezemberum12.38

Uhr geboren,das erste 2015 erblickteam1. Januar6.56

UhrdasLicht der Welt.Das UKL-Neujahrsbabyheißt Elias, wiegt3080 Gramm, ist50 Zentimeter großund das erste Kind der Familie Püschel.

„Leipzigwächstunddamit wachsenauchdieGeburtenzahlen“,freut sich Prof. Holger Stepan, Leiterder AbteilungfürGeburtsmedizinam Universitätsklinikum Leipzig.Das Uniklinikum verzeichnet kontinuierlichsteigende Geburtenzahlenmitimmer wieder neuen Rekordmarken.„Wir freuen unssehr,dasssich der Geburtenzuwachs bei unsamKlinikumüber-

Freuen sichüber ihr Neujahrsbaby: Luiseund FrankPüschel mitElias,dem ersten UKL-Baby2015. Foto: Stefan Straube

Liveausdem Uniklinikum berichtete derMDRam1. Weihnachtsfeiertag. Andreas Fritsch,Redaktionsleiter von„MDRum4“,warmit seinem Dreh-Teamim Kreißsaal undaufder Wochenstationunterwegs.FürdieSendung„Weihnachten livein Mitteldeutschland“hat er diean Heiligabend geborenen Christkinder besucht, vorder Kamera unter anderemmit Professor Holger Stepan,dem Leiter der Geburtsmedizinam UKL,undfrisch gebackenen Eltern gesprochen undhinter die Kulissen des Uniklinikums geschaut, wo auch ein Feiertag ein Arbeitstag wie jederandere ist. Foto:MDR

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„Soistdas Wesentliche einer Kerzenichtdas Wachs,das seine Spuren hinterlässt, sondern das Licht.“ Antoine de Saint-Exupéry

Leipziger Mediziner leisten Detektiv-

Die Symptome sind unübersehbar, die Ursachen aber völlig unklar. Wer an einer seltenen Krankheit leidet, durchlebt nichtselten eine Odyssee,ehe ihm geholfen werden kann. Außer:Der behandelnde Arzt kenntdie Experten, die am Leipziger Universitätsklinikum arbeiten und denen auch die seltenste Krankheit schon mal untergekommen ist Drei Mediziner geben hier einen kleinen Einblick in ihre Detektiv-Arbeit

Prof. Dr. Stefan Schubert, Infektions- und Tropenmediziner, sammelt in Äthiopien Erfahrungen mit Lepra – und erkennt sie bei einem Patienten am UKL

Die Lepra gehört heute in Europa zu n den vergessenen Krankheiten. Im Mittelalter war sie auch hierzulande ein Schrecken, jetzt gibt es in Deutschland etwa ein bis zwei Fälle im Jahr. „Wenn ein Patient mit einer beginnenden Lepra zum Arzt kommt, verwundert es nicht, dass die Krankheit zunächst nicht erkannt wird. Denn fachspezifische Erfahrungen sind heute fast nur noch bei tropenmedizinisch ausgebildeten Ärzten vorhanden“, so Prof. Dr. Stefan Schubert vom Fachbereich Infektionsund Tropenmedizin der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig

„Ein Patient aus Brasilien wurde über ein Jahr von mehreren Ärzten einschließlich Fachspezialisten für Hautkrankheiten und Nervenstörungen behandelt – ohne Erfolg Dann kam er zu uns.“ EinBrasilianer, der schon lange in Deutschland lebt,leidet an Gefühlsstörungen in der Hand – da konnten sich deutsche Haus-, Haut- und Nervenärzte keinen Reim drauf machen.Als es der Patient vor Schmerzen kaum noch aushielt, wurde er ans Leipziger Universitätsklinikum überwiesen. Prof.Schubert,der in Äthiopien Erfahrungen mit der Lepra sammelte, hatte gleich einen Verdacht:

„Schon optisch wurde ich an eine Lepraerkrankung erinnert.Dann habe ich mit einem Wattebausch getestet:Wenn der Patient das Berühren des betroffenen Hautareals nicht spürt – dann ist es Lepra. Der Labortest bestätigte dann unseren Verdacht.“

Der Patient war an einer nicht ansteckenden Lepra-Form erkrankt. Die Medikamente schlugen gut an. „Wenn die Behandlung weiter so günstig verläuft wie bisher, ist er in etwa zwölf Monaten geheilt“, so Prof.Schubert.„Die schon eingetretenen Zerstörungen von Nervenfasern können aber nicht rückgängig gemacht werden.“

Mit rund 700 Fällen im Jahr durch den Tourismus ist Malaria dagegen in Deutschland nicht so selten.„Reisende bringen sie mit“,so Prof.Schubert

Malariagebiete reisen wollen,sich vorher beraten zu lassen. Wichtig ist Mückenschutz. Bei Reisen in Gebiete mit weiter Verbreitung können zusätzlich vorbeugend Tabletten eingenommen werden.Außerdem gibt es die Möglichkeit einer Notfallselbstbehandlung für den Fall,dass kein Arzt innerhalb von 24 Stunden erreichbar ist. Das betrifft vor allem Rucksacktouristen.“

„In den ersten 24 Stunden kann die Malaria leicht geheilt werden

wenn sie erkannt wird

Ab dem vierten Tag kann die Erkrankung dagegen ernste Folgen haben,in einigen Fällen mit tödlichem Ausgang trotz Intensivbehandlung.Deshalb rate ich allen Touristen,die in

Der Stich der Anophelesmücke führt aber nicht sofort zur Erkrankung.Die Inkubationszeit beträgt mindestens acht Tage Die Malaria tropica kann aber noch bis nach sechs Monaten auftreten. Dann kann der Reisende schon wieder zu Hause sein und im Glauben,er habe sich zu Hause in Deutschland erkältet,zum Hausarzt gehen. Eine Frage wie: „Wurden Sie im Urlaub von Mücken gestochen?“, sei bei der Suche nach der Krankheitsursache nicht besonders hilfreich. Denn die Malariaüberträger unterscheiden sich von den heimischen Mücken sehr:Sie summen nicht, ihren Stich spürt man nicht, und man sieht sie kaum, da sie sehr klein sind. Außerdem sind sie in der Dämmerung und besonders in der Nacht, wenn man in der Regel schläft, aktiv.Deshalb sollte ein Patient beim leisesten Verdacht, das heißt bei unklaren akuten Erkrankungen,sofort zum Arzt oder in die Notfallambulanz von Zentren wie dem Universitätsklinikum Leipzig gehen, damit auf Malaria untersucht werden kann.

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Nicht alle Krankheiten sind auf den ersten Blick zu erkennen – dann ist von den Medizinern detektivischer Spürsinn gefragt. Fotos: Stefan Straube

Arbeit gegen Lepra und Hasenpest

Prof. Dr. Tom Lindner, Spezialist für Nierenerkrankungen, rät zur Nierenkontrolle, wenn eine Erkältung nach zwei Wochen Behandlung nicht besser wird

Husten, Schnupfen, Gelenk- n schmerzen – das sieht nach einer Erkältung aus. Wenn der Patient entsprechend behandelt wird und sich nach sieben Tagen keine Besserung einstellt, könnte er auch eine Lungenentzündung haben. Dann werden Antibiotika verschrieben. Nun aber wird nichts besser, sondern alles schlechter – was ist hier los? „Dann muss an immunologische Erkrankungen wie den Morbus Wegener oder andere Gefäßentzündungen gedacht werden“, sagt Prof. Dr. Tom Lindner, Leiter der Sektion Nephrologie an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Leipzig

„Leider wird diese nicht einmal so seltene und auch unterschätzte Erkrankung,die auch Wegener-Granulomatose genannt wird,erst in Erwägung gezogen, wenn sich die Nierenfunktion drastisch verschlechtert.Dann ist der Patient so schwer krank, dass jeder Arzt ihn stationär einweisen würde.Wir können dann innerhalb von Stunden die Diagnose stellen und mit Immunsuppressiva und gegebenenfalls Plasmaaustausch therapieren. Antibiotika sind hier wirkungslos, was jede Lungenentzündung,die nicht auf Antibiotika anspricht, verdächtig macht.“

Wenn die Krankheit nicht erkannt wird, kann der Zustand lebensbedrohlich werden.Unter Umständen wird eine maschinelle Beatmung notwendig.Allein dies rettet den Patienten noch nicht, wenn man eben die Möglichkeit eines deregulierten Immunsystems nicht in Betracht zieht. Spätestens an diesem Punkt kommt eine Einrichtung der Maximalversorgung wie das Universitätsklinikum Leipzig ins Spiel. „Den Patienten können wir oftmals retten.Wenn die Erkrankung jedoch nicht schnell genug erkannt wird – und hier meine ich Tage –, dann wird aufgrund der zerstörten Nieren eine lebenslange Dialyse erforderlich“,so Prof.Lindner. „Das ist vor allem für junge Patienten tragisch.“ Er rät: Wenn nach zwei Wochen Behandlung einer Erkältung noch immer keine Besserung erreicht wird, sollte man die Nierenwerte kontrollieren lassen. „Wenn da etwas nicht stimmt, wird jeder Allgemeinmediziner aufmerksam.“ Andere Krankheiten,in deren tragischen Mittelpunkt die Nieren rücken, gehen mit zystischen Veränderungen der Nieren einher.Die unterschiedlichen Formen zeigen sich in ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten.Die Symptomatik lässt ebenfalls nicht sofort auf Nierenprobleme schließen. „Ich hatte schon einen 15-jährigen Patienten, der durch Gichtanfälle auffällig wurde“, so Prof.Lindner.

„Die Nierenfunktion verschlechterte sich – Ursache war eine Zystennieren-Erkrankung.Eine weitere Patientin aus der gleichen Familie und ebenfalls mit Gichtanfällen geplagt, hatte schon die Menopause erreicht. Fakt ist: Bei fast 100 Prozent der Menschen, die einen Gendefekt für zystische Nierenerkrankungen in sich tragen,wird die Krankheit früher oder später mit den unterschiedlichsten Symptomen ausbrechen.“

Am besten wäre es, wenn Risikopatienten frühzeitig herausgefiltert werden könnten. Bei Erbkrankheiten könnten Eltern den Ärzten frühzeitig Hinweise geben. Wie Prof.Lindner betont, können die klinischen Probleme bei frühzeitiger nephroprotektiver,also nierenschützender Therapie inzwischen hinausgeschoben werden.Wie lange das funktioniert,kann aber nicht abgeschätzt werden,weil es noch zu wenige Erfahrungen damit gibt

„Eine junge Frau kam mit einer an- n haltend schmerzhaften Lymphknotenschwellung in der rechten Achselhöhle zu mir“, erzählt Dr. Christoph Lübbert, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig und seit 2012 Leiter des Fachbereichs Infektions- und Tropenmedizin. „Der Hausarzt war mit Antibiotika nicht vorangekommen und überwies die Patientin zur infektiologischen Abklärung. Sie berichtete, dass sie vor fünf Monaten von einer Zecke in die rechte Hand gestochen wurde Danach habe sie Fieber bekommen und diese Lymphknotenschwellung Das Fieber war durch die Antibiotika weggegangen, die schmerzhafte Schwellung aber nicht.“

Klinische und serologische Untersuchungen zeigten,dass die Patientin sich durch den Zeckenstich mit der Hasenpest infiziert hatte. Diese Infektionskrankheit, lateinisch Tularämie, war in Deutschland um 1940 nicht selten;in Skandinavien gibt es sie jetzt noch oft. „Auf nachdrücklichen Wunsch der Patientin wurde eine operative Entfernung des schmerzenden Lymphknotens veranlasst“,so Dr.Lübbert.„Vier Wochen danach präsentierte sie sich subjektiv beschwerdefrei und vollständig wiederhergestellt. Dieser Fall zeigt

aber,dass das Auftreten der Tularämie als seltene Erkrankung,die ein Tier auf den Menschen überträgt, in Deutschland klinisch unterschätzt wird.Wir denken bei Zeckenstich an Borreliose und FSME –sollten aber auch die Hasenpest mit im Hinterkopf haben.“

Eine anderer Patient hatte in einem VierSterne-Hotel auf Mallorca Urlaub gemacht und war daheim in Deutschland erkrankt: Jeweils in den frühen Abendstunden trat Fieber auf, er litt an zunehmender Abgeschlagenheit und hatte schon mehrere Kilo abgenommen. Das Blutbild war nicht in Ordnung,die Milz enorm geschwollen, das Knochenmark verändert. Blutspezialisten vermuteten,es könnte Krebs sein, doch eine Knochenmarkspunktion brachte keinen Hinweis aufden seltenen Lymphdrüsenkrebs der Milz.

„Bestimmte Antikörper im Blut bestätigten meinen Verdacht auf das Vorliegen einer viszeralen Leishmaniose“,so Dr Lübbert.„Die Erreger dieser Infektionskrankheit kommen praktisch in allen warmen Ländern vor. In Spanien ist der überwiegende Teil der Stadthunde durch Leishmanien infiziert.Die im Mittelmeerraum heimischen Schmetterlingsmücken übertragen die Erreger dann vom Hund auf den Menschen, bei dem die Krankheit sowohl Leber, Milz, Lymphknoten und Knochenmark als auch Haut

oder Schleimhäute angreifen kann.“ Durch eine erneute Knochenmarkspunktion konnte die Diagnose gesichert werden.Daraufhin wurde der Patient mit einem speziellen Medikament behandelt, was zur vollständigen Heilung führte „Die genaue Diagnose war essenziell“, so Dr.Lübbert.„Denn wenn der Patient beispielsweise mit Kortison behandelt wor-

den wäre, hätte es für ihn sehr viel schlimmer kommen können.“ Zugleich macht der Leipziger Infektions- und Tropenmediziner darauf aufmerksam, dass Hunde, die von deutschen Tierheimen aus Mittelmeeranrainerstaaten wie Spanien geholt werden,immer auch auf Leishmanien untersucht werden sollten

Texte: Uwe Niemann

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Dr. Christoph Lübbert, Infektions- und Tropenmediziner, diagnostiziert nach einem Zeckenstich bei einer Patientin die Hasenpest

Männer überdecken Depressionen oft mit Alkohol

Leipziger Psychiater: Das starke geschlecht leidet unter gesellschaftlich verordneter stärke

Bei deutlich mehr Frauen als Männern n werden Depressionen diagnostiziert. „Auch in der Leipziger Depressionsstation werden mehr Frauen als Männer behandelt. Daraus kann man aber keinesfalls den Schluss ziehen, dass Männer nur selten unter Depressionen leiden“, so Prof. Dr. Hubertus Himmerich von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig Zwar haben Frauen nach psychiatrischen Kriterien doppelt so oft wie Männer Depressionen. Aber in der Selbstmordstatistik in Deutschland sind Männer doppelt so häufig vertreten. Die Ursache ist einfach, aber schwerwiegend: Männer mit Depressionen suchen zu selten medizinische Hilfe.

„Männer gehen ohnehin weniger zum Arzt als Frauen“,sagt Prof.Himmerich.„Und gerade seelische Probleme gesteht sich ein Mann ungern ein. Denn diese widersprechen dem Bild vom starken Geschlecht, das uns seit der Antike begleitet.Eine Schwäche einzugestehen – das wird einer Frau zugestanden,aber nicht einem Mann.“

Der Leipziger Psychiater erinnert daran, dass auch Prominente mit affektiven Störungen kämpften:der Fußballer Sebastian Deisler, der Torwart Robert Enke, die Schauspieler Mel Gibson und Catherine Zeta-Jones. Gerade Robert Enke sei ein tragisches Beispiel,

wie eine Depression entstehe und am Ende zum Tod führe: „Männer spüren einen höheren beruflichen Druck als Frauen – das erhöht die Gefährdung.Denn einer Frau wird beispielsweise zugestanden,eine Beförderung mit der Begründung abzulehnen, Berufund Familie dann nicht mehr zu schaffen.Männer aber sagen typischerweise nicht Nein. Sie stürzen sich in neue, höhere Belastungen,die sie vielleicht nicht aushalten, die ihnen am Ende die Kraft und die Lebensfreude rauben können.“ Neben der beruflichen Überlastung sind Trennungen von Beziehungen für Männer belastender als für Frauen. Dabei werden männliche Depressionen leicht übersehen, weil sie von den Betroffenen gern mit Alkohol überdecktwerden

„So mancher Alkoholiker greift im Grunde nur deshalb zur Flasche, weil er an Depressionen leidet“, so Prof.Himmerich.„Wir Psychiater wissen eigentlich, dass die Symptomatik der Krankheit bei Männern anders ist als bei Frauen. Denn Männer neigen bei Depressionen zu Aggressionen, Risikobereitschaft und Alkoholmissbrauch. Frauen wiederum sind eher traurig, ängstlich und sozial zurückgezogen.“

Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Depression haben verschiedene biologische Ursachen,auch spielt die sozioökonomische und psychosoziale Lage eine Rolle.

„Die Wurzeln des heutigen MännlichkeitsStereotyps, das es dem Mann so schwer macht, sich selbst Schwächen einzugestehen, sind stark. Sie reichen bis in die Antike zu-

rück. Deshalb wird uns dieses hegemoniale Männlichkeitsideal noch eine ganze Weile begleiten“, sagt Prof.Himmerich.„Schön wäre, wenn es gelänge zu vermitteln: Zu einem starken Mann gehört auch, dass er mutig genug ist, seine Schwäche, seine Grenzen und seine Niederlagen in das eigene Selbstverständnis zu integrieren.“ Uwe Niemann

UKL erhält den Deutschen Gesundheitspreis

betriebliches gesundheitsmanagement mit erfolgreicher strategie, struktur und gesundheitsförderung

Für die systematische Einbettung n und Vernetzung von nachhaltigen gesundheitsförderlichen Arbeitsstrukturen ist das Universitätsklinikum Leipzig mit dem Corporate Health Award (Der Deutsche Gesundheitspreis) ausgezeichnet worden. Nur zwei weitere Universitätsklinika in Deutschland haben bereits diesen Award bekommen.

Wie die Leiterin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements am UKL, Dr.Melanie Weiss, MBA, sagt, haben 2012 und 2013 mittlerweile 606 Unternehmen an diesem Wettbewerb teilgenommen, der unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie steht. Das UKL ist fortlaufend seit 2011 Teilnehmer und erhält dadurch regelmäßig eine individuelle Statusanalyse zum Entwicklungsstand des Gesundheitsmanagements. Dieses Jahr wurde die erfolgreiche Teilnahme mit einem Audit vor Ort bestätigt.

Das gesundheitserhaltende und gesundheitsfördernde Angebot am UKL wird vom Vorstand des UKL unterstützt und gefördert. Es umfasst unter anderem Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung

unter besonderer Berücksichtigung der Bewegung,Ernährung,Stressbewältigung,der betrieblichen Suchtprävention,des betrieblichen Eingliederungsmanagements, der ar-

beitsmedizinischen Vorsorge und der Möglichkeit einer persönlichen Beratung. Weitere Kriterien waren die Personalentwicklung und Mitarbeiterqualifizierung am

UKL. „Unser Angebot an die Mitarbeiter wird im kommenden Jahr unter anderem um eine Sozialberatung erweitert. Das geht weit darüber hinaus, was der Gesetzgeber vorschreibt“,kündigt Dr.Weiss an.Bei der Mitarbeiterbefragung im Sommer 2014 hatten sich Mitarbeiter eine solche Beratung gewünscht,die zum Beispiel über Unterstützung bei der häuslichen Pflege informiert.Auch Yoga gehörte zu den Wünschen der Mitarbeiter und wird zukünftig am Klinikum angeboten werden und ergänzt die bisherigen Angebote wie „Ergonomie“, „Gesunder Rücken – fit am Arbeitsplatz und im Leben“,„Qigong“ oder „Muskelrelaxation nach Jacobsen“

Die betriebliche Gesundheitsförderung am UKL umfasst eine breite Palette von Kursangeboten und wird vom Bildungszentrum organisiert.Jährlich hat jeder Beschäftigte 180 Minuten für den Besuch der Kurse zur Verfügung – während der Arbeitszeit. „Unser Ziel ist, weiterhin gemeinsam unsere Mitarbeiter bei der Erhaltung,Verbesserung und Wiederherstellung der Gesundheit zu unterstützen“, so die Leiterin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Uwe Niemann

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Prof Dr Hubertus Himmerich Zu den Angeboten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements gehören beispielsweise Übungen zur Kräftigung des Rückens und Entspannungstechniken.Fotos: S. Straube (2), dpa

Zahl der Woche n 3 x 22

Nur einmal den Geburtstag vergessen und schon ist die Verwandtschaft sauer. Familie Stephan aus Leipzig hat eine einfache Lösung gefunden,sich sämtliche Termine zu merken.Denn am 22. Dezember, dem Geburtstag von Mutter Gödze Selin und Vater Nico,kam auch Sohnemann Karl Mete zur Welt. Doch damit nicht genug,auch Karls Cousin, Ferdinand Stephan, wurde am Montag im Leipziger Uniklinikum geboren. Mama, Papa, Sohn und Neffe – alle können demnächst eine große Party geben. Propere 4040 Gramm bei 55 Zentimetern Größe bringt Karl schon auf die Waage, verrät der stolze Papa. „Es ist unser erstes Kind. Ein Wunschkind“,so der Leipziger Anwalt. Ursprünglich war der Geburtstermin für den 28. Dezember angesetzt, „aber die Wehen wurden immer stärker“ Aufgrund der Größe des Kindes war ein Kaiserschnitt notwendig.Zwei Termine standen zur Auswahl, der Montag oder der Dienstag.„Wir haben den Montag gewählt. Nicht des Datums wegen, sondern weil es für meine Frau immer beschwerlicher wurde“, betonte Nico Stephan. Die Bildhauerin verbrachte ihren 30. Geburtstag somit im Kreißsaal,ihr Mann seinen 40. mit bangem Warten.Danach ging es für Mutter und Sohn auf die Wöchnerinnenstation des Universitätsklinikums Leipzig.„Karl ist ein ganz entspanntes Kind. Total relaxt“,freut sich Vater Nico.Beide sind wohlauf und wollen zum zweiten Weihnachtsfeiertag zu Hause sein. Und wie hält es Familie Stephan nun mit den Geburtstagen,gibt es jetzt nur noch eine Party – die für den Sohn? „Nein, natürlich nicht! Da wird es eine große Feier für alle drei geben“,so der 40-Jährige. Ein Geschwisterchen sei noch nicht geplant. „Aber wenn, dann kommt es wieder am 22. Dezember.“ joka

Tiefenpsychologe mit hoher Wertschätzung

Symposium zum 60. Geburtstag vonProfessor Kaivon Klitzing versammelt Weggefährtendes Mediziners

Anlässlich des 60. Geburtstages von n Professor Kai von Klitzing hatte die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig im Dezember zu einem Symposium eingeladen. Es war eine gute Mischung aus Ehrung und Beiträgen zum Stand der kinderund jugendpsychiatrischen Arbeit am Leipziger Universitätsklinikum.

Es ist noch ein wenig Zeit für ein kurzes Gespräch. Dieter Bürgin wird gleich der erste Vortragende auf dem Podium sein, der Professor ist aus der Schweiz zum Leipziger Symposium angereist. Als Chefarzt der kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik Basel hat er einst mit Kai von Klitzing zusammengearbeitet Den Leipziger Klinikdirektor kennt er schon über 25 Jahre. Dass er ihn nach Leipzig hat gehen sehen, tut ihm heute noch leid. „Er hat schon bei uns in Basel geforscht, gelehrt, war klinisch tätig.Da hat er auch habilitiert,wurde zum leitenden Arzt. Unsere Stadt war leider so ungeschickt, ihn ziehen zu lassen.“ Er habe da einen sehr zielstrebigen,klaren Kollegen verloren. Gleichzeitig sei das natürlich ein Gewinn für Leipzig.„Ich weiß, dass er hier die Themen fortführt, die er schon bei uns in der Schweiz bearbeitet hat, also die Entwicklung von Familien, Beziehungen,Depression bei Kindern und Jugendlichen.“

Seit 2006 ist Professor Kai von Klitzing Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Leipzig.In dieser Zeit hat ihn auch Professor Elmar Brähler kennengelernt. Ein ruhiger Zeitgenosse sei der Klinikleiter,der die Interessen seiner Klinik sehr sachlich und beharrlich vertritt. Das war anfangs auch bitter nötig,so Brähler. „Er musste hier am Anfang erst einmal die klinischen Be-

lange komplett neu ordnen, das hat er hervorragend und zum Teil mit erheblichen Drittmitteln geschafft.“

Die Referenten auf dem Symposium zeigen eines deutlich: Geladen sind Weggefährten, geschätzte Kolleginnen und Kollegen,die wie Kai von Klitzing eine Affinität zur Tiefenpsychologie, zur Psychoanalyse haben.Der Professor wendet sie auch in der Kinder- und Jugendpsychologie an. „Er hat dazu beigetragen, dass sie in Deutschland wieder einen größeren Stellenwert bekommt“,erklärt Elmar Brähler. Hinzu kommen empirische Erhebungen,die die Analysen unterstützen sollen.

Die ersten Redner des Symposiums zeigen allesamt auf, egal ob von der Stadt Leipzig geschickt oder aus dem Rektorat der Universität, dass die Klinik ohne Kai von Klitzing eine andere wäre. Professor Matthias Schwarz, Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung:

„Kai von Klitzing hat maßgeblich zum Forschungsprofil der Universität Leipzig beigetragen. “ Sein Schaffen der vergangenen Jahre habe den Rufder Klinik und der Universität beträchtlich gestärkt. Internationale Forschungsprojekte gehören genauso zu seinem Portfolio wie renommierte Preise. 2008 zum Beispiel erhielt er den „August Homburger Preis“, den Wissenschaftspreis für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Würzburg Die frühkindliche Entwicklung gehört zu den Schwerpunkten Kai von Klitzings. Hier arbeitet sein Team eng mit Kinder- und Jugendeinrichtungen der Stadt Leipzig zusammen, dem Jugendamt, Schulen, Kindergärten. Mehrere Projekte werden weitreichend gefördert, etwa von der Deutschen Forschungsgemeinschaft wie auch dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.Dadurch,so Professor Schwarz auf dem Podium, ist von der Klinik aus bis hin zu

Max-Planck-Instituten ein interdisziplinäres Umfeld entstanden,zu dem Professor von Klitzing „maßgeblich beigetragen hat“.Die großen Unterschiede sozialer, kultureller und regionaler Art, unter denen Kinder aufwachsen, erhalten so eine besondere Beachtung,so der Prorektor

Für die Zukunft stellt sich Schwarz einen interdisziplinären Schwerpunkt auf dem Gebiet der frühkindlichen Erziehung vor, will diesen an der Universität Leipzig aufbauen. Mit Grundlagenforschung,klinischer Forschung,selbst eine Anwendung an der Fakultät für Erziehungswissenschaft kann er sich vorstellen.Dabei setzt er stark auf die Expertise von Professor Kai von Klitzing,dessen Arbeit nennt er einen wichtigen Baustein.

Ein Tag Symposium, viele warme Worte, eine herzliche Stimmung,dazu schwerwiegende Themen.Um die Bedeutung der Spielfähigkeit für die kindliche Entwicklung geht es in den Vorträgen ebenso wie um Misshandlungen in Kindheit und Jugend.Wie helfen wir traumatisierten Kindern? Eine Frage, die sich auch Kai von Klitzing wohl schon oft gestellt hat. Kurz vor dem Symposium hat sich der Professor einem Interview gestellt, die Antworten sind im Begleitheft abgedruckt. Zwei Patientinnen der Jugendabteilung seiner Klinik haben ihn gefragt, woran er glaubt. Grundsätzlich daran, „dass Menschen dafür geschaffen sind, zu kooperieren und gemeinsame Lösungen zu finden,auch wenn unsere Triebe oder unser Egoismus uns manchmal daran hindern.“ Das gelte in persönlichen Beziehungen,bei der Arbeit, aber auch in der Politik. Und welches Buch würde er niemals weggeben? „Schuld und Sühne“ von Dostojewski – und, wer hätte es gedacht: „Die Traumdeutung“ von Sigmund Freud.

Ronny Arnold

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Im Gespräch zum kinder- und jugendpsychiatrischen Symposium anlässlich des 60. Geburtstages von Prof Kai von Klitzing: Dipl.-Psych.Angelika Staehle, Prof von Klitzing, Prof Elmar Brähler (v.l.).

Forschungsförderung: Von Alzheimer-Bluttest bis Lebensqualität im Alter

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Leipzig für mehrereProjekteausgezeichnet

Wissenschaftler der Medizinischen Fa- n kultät der Universität Leipzig sind für ihre Forschungsprojekte ausgezeichnet worden. Die Themen sind breit gefächert von Alzheimer-FrüherkennungmittelsBluttest bis hin zu Hilfestellungen für Leukämiepatienten über 70 Jahre.

Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie hat eine Kooperation zwischen den Universitäten Ulm und Leipzig mit ihrem diesjährigen Forschungspreis ausgezeichnet. Die mit 1000 Euro dotierte Ehrung wird an wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialpsychiatrie vergeben. Die Arbeitsgruppen um Prof.Dr. Thomas Becker (Psychiatrie und Psychotherapie, Günzburg/Ulm) und Prof.Dr. Steffi Riedel-Heller (Leipziger Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health) haben die „Leitlinie zu psychosozialen Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“, die umfassende Behandlungsempfehlungen enthält, auf den Weg gebracht. Zu den schwer psychisch Erkrankten zählen beispielsweise Menschen mit einer Schizophrenie, Persönlichkeits- oder Zwangsstörung oder einer schweren Depression, deren Erkrankung erhebliche Auswirkungen auf ihr tägliches Leben hat und die längerfristig auf das Versorgungssystem angewiesen sind.

Die Forschungskooperation hat mögliche und gebotene psychosoziale Behandlungen erstmals für den deutschsprachigen Raum systematisiert und deren Wirksamkeit auf den Prüfstand gestellt. Psychosoziale Therapien wie zum Beispiel das Training sozialer Fertigkeiten sind neben Medikamenten und Psychotherapie wichtige Behandlungsmöglichkeiten für schwer psychisch Erkrankte. In Ergänzung zur Behandlungsleitlinie für Ärzte und Therapeuten haben die Wissenschaftler auch eine kurze Patientenleitlinie für Betroffene und deren Angehörige vorgelegt.

Um Lebensqualität und psychosoziale Belas-

tungen im Alter geht es in dem Projekt der Wissenschaftlerinnen Prof.Dr. Anja Mehnert und Dr.Heide Götze. Ihre Arbeitsgruppe in der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie befasst sich mit Leukämiepatienten,die älter als 70 Jahre sind. Diese aufgrund der Altersentwicklung stetig wachsende Patientengruppe sei in vielen klinischen und wissenschaftlichen Studien unterrepräsentiert, wodurch auch gezielte Hilfestellungen erschwert sind, sagt Projektleiterin Mehnert.„In dieser Gruppe gibt es Hinweise für eine erhöhte seelische und körperliche Symptomlast verbunden mit deutlichen Einschränkungen im sozialen Leben. Aufder anderen Seite besteht ein Defizit bei den Informationen und der Wahrnehmung von Hilfsangeboten.“

Ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsvorha-

ben soll Lebensqualität und Belastungen nun im Zeitverlauf analysieren. Einbezogen wird unter anderem der Einfluss von krebsspezifischen Behandlungen.Die „José Carreras Leukämie-Stiftung“ fördert das Projekt mit gut 240 000 Euro.Für die Studie werden 400 Menschen im Alter über 70 Jahren gesucht: sowohl Leukämiepatienten als auch Menschen, die nicht an Leukämie erkrankt sind. Sie werden eingehend zu ihren Lebensumständen befragt und erhalten eine Aufwandsentschädigung

Der gemeinnützige „AFI – Alzheimer Forschung Initiative e.V.“ unterstützt die Arbeit von Privatdozent Dr.Max Holzer vom PaulFlechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig mit 79 770 Euro.In seiner Forschungsgruppe entwickelt er einen Bluttest, der eine einfache und sichere Frühdiagnose

40 000 Euro für die Forschung

Verein „Menschen für Kinder“unterstützt die Kinderkrebsstation am UKL

Mit einem Sack voller Geschenke n und einem Spendenscheck überraschte der Verein „Menschen für Kinder“ im Dezember die Kinderkrebsstation des Uniklinikums Leipzig Viele Spiele und Adventskalender waren unter den Präsenten, über die sich die kleinen Patienten besonders freuten – und die natürlich auch sofort ausgepackt und ausprobiert wurden. Die Spende in Höhe von 40 000 Euro kommt der Forschung zu Gute

„Wir freuen uns sehr über die Unterstützung.Damit finanzieren wir eine Stelle in der Forschung zum Neuroblastom, der häufigsten Tumorerkrankung im Kindesalter“, sagte Prof.Holger Christiansen, Leiter der Abteilung für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie und Hämostaseologie am UKL. „Schon seit vielen Jahren unterstützen

wir die Arbeit der Kinderkrebsstation des Leipziger Uniklinikums“,erzählte Dieter Greilich, der gemeinsam mit Jens Hebstreit die Geschenke überbrachte. Der hessische Verein „Menschen für Kinder“ hat mehr als 2000 Mitglieder und verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel,Kindern auf der Schattenseite – vornehmlich krebsund leukämiekranken Kindern – das Leben zu erleichtern. Dafür werden vorrangig über Kliniken in ganz Deutschland langlebige Anschaffungen erforderlicher medizinischer Geräte, der Ausbau entsprechender Einrichtungen und gezielte Behandlungen sowie Maßnahmen im Bereich der Forschung unterstützt. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel kommen neben den Mitglieds-

beiträgen auch aus jährlichen Veranstaltungen wie einer großen Radtour mit rund 500 Teilnehmern und einem Benefiz-Golfturnier. ic

von Alzheimer ermöglichen soll. Der Test beruht auf der Stimulierbarkeit von Lymphozyten.

Bei Erkrankten im fortgeschrittenen Stadium erreichte der Test eine sehr hohe diagnostische Aussagekraft. Jetzt wollen die Forscher an 100 Patienten testen,ob das Verfahren auch im Frühstadium eine vergleichbar hohe diagnostische Sicherheit erzielt. Eine frühe Diagnose der Krankheit gewährleistet,dass eine Behandlung frühzeitig einsetzen kann und damit Lebensqualität länger erhalten bleibt. Mit den derzeit verfügbaren diagnostischen Verfahren ist eine Frühdiagnose aufwendig und führt nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis. Die AFI fördert seit 1995 mit Spendengeldern engagierte Alzheimer-Forschungsprojekte.

MEDIZIN A-Z n

wie YAG-Laser

Mit YAG-Laser wird ein medizinisches Gerät bezeichnet. Es arbeitet mit einer speziellen infraroten Strahlung,die die besondere Eigenschaft hat, beispielsweise durch die Hornhaut des Auges zu dringen und somit auch tiefere Augenschichten erreichen zu können. Die medizinisch-technisch exakte Bezeichnung des Lasers lautet unaussprechlich Nd:YAG-Laser und steht für „Neodymdotierter Yttrium-Aluminium-GranatLaser“.Der Hautarzt wiederum verwendet einen Erbium-YAG-Laser zur kontrollierten Entfernung von oberflächlichen Hautschichten.Die nach der Behandlung neu entstehenden Hautschichten sind glatt und ebenmäßig –sodass dieser YAG-Laser gern zur AntiFalten-Behandlung verwendet wird UN

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Prof.Holger Christiansen nahm den Spendenscheck von Jens Hebstreit (l.) und Dieter Greilich vom Verein „Menschen für Kinder“ entgegen
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Bei der Preisvergabe der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie: die Professoren Steffi Riedel-Heller aus Leipzig und Thomas Becker aus Ulm.
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PD Dr.Max Holzer ist Preisträger der „Alzheimer Forschung Initiative“
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Ein Dankeschön für die Station F2.2

Mit dieser Überraschung hatte keine der Mitarbeiterinnen auf der Station F2.2 an diesem Tag gerechnet. Die Freude – und die Gänsehaut – waren dafür umso größer, als Annegret Colditz (3.v.l.) mit einem großen Blumenstrauß vorbei kam, um den Ärzten und Schwestern auf der Station der Endokrinologie für die liebevolle und fürsorgliche Betreuung „Danke“ zu sagen „Sie alle haben den Blumenstrauß wirklich verdient“,betonte die ehemalige Patientin. Der bekam nach dem gemeinsamen Gruppenfoto gleich einen gut sichtbaren Ehrenplatz auf dem Stationstresen.

Mit dem „Blumenstrauß der Woche“ möchten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsmedizin „Danke“ sagen für ihre Arbeit und ihr Engagement. Wenn Sie jemanden kennen, der schon lange einen Blumenstrauß verdient hat – sagen Sie es uns. Wir warten auf Ihre Vorschläge, bitte per Mail an redaktion@uniklinik-leipzig.de oder per Telefon (0341) 97 15 905. Das Team der „Liebigstraße aktuell“

Diabetes-Risiko bei übergewichtigen Kindern durch Fettgewebsveränderung erhöht

Leipziger studie verdeutlichtdie Wichtigkeit frühzeitiger Prävention

Übergewichtige und adipöse Kin- n der weisen bereits ab einem Alter von sechs Jahren krankhafte Veränderungen des Fettgewebes auf Dies zeigte sich in Untersuchungen des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen an Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis 18 Jahren an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig

Erstmals konnte so bereits bei Kindern gezeigt werden,dass solche Fettgewebsveränderungen im Zusammenhang stehen mit einer beginnenden Insulinresistenz. Dies ist eine Zuckerstoffwechselstörung und Vorstufe zum Typ-2-Diabetes. Diese Studienergebnisse machen deutlich, wie wichtig die frühe Prävention von Übergewicht für die kindliche Gesundheit ist. Die Ergebnisse sind im Fachjournal Diabetes der American Diabetes Association erschienen.

Die Arbeitsgruppe um Prof.Dr. Antje Körner untersuchte in einem IFB-Forschungsprojekt Fettgewebe von schlanken und übergewichtigen Mädchen und Jungen bis 18 Jahre auf Anzeichen krankhafter Veränderungen.Bereits bei Sechsjährigen mit Übergewicht zeigten sich deutliche Veränderungen,die auf eine ungesunde Entwicklung hindeuten. So haben übergewichtige Kinder und Jugendliche im Vergleich zu schlanken fast doppelt so viele und auch deutlich größere Fettzellen. Mit zunehmender Fettmasse

und Größe der Fettzellen bei übergewichtigen Kindern wandern Makrophagen, sogenannte Fresszellen, ins Fettgewebe ein.Diese Zellen erkennen erkrankte und abgestorbene Zellen im Gewebe und beseitigen diese. Ihr verstärktes Vorhandensein sehen die Forscher als Beweis für eine ablaufende Entzündungsreaktion im Fettgewebe von übergewichtigen Kindern und Teenagern. Darüber hinaus ist die Bildung von Botenstoffen aus den Fettzellen verändert. Dazu gehören zum Beispiel die Fettgewebshormone Leptin und Adiponektin, die zum Beispiel das Hungergefühl und den Stoffwechsel beeinflussen. Veränderte Mengen dieser Hormone im Blut sind bei Übergewicht bereits bei den jungen Studienteilnehmern zu beobachten.Sie gelten als Signale für eine krankhafte Veränderung des Stoffwechsels. Das so veränderte dysfunktionale Fettgewebe trägt zur Entstehung erster Folgeerscheinungen der Adipositas bereits im Kindesalter bei. Professor Antje Körner betont: „Diese Ergebnisse unterstreichen, dass präventive Maßnahmen für eine gesunde Gewichtsentwicklung bei Kindern sehr früh beginnen müssen. Denn erste Veränderungen im Fett-

gewebe und damit einhergehende negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel liegen bereits ab dem Schulalter vor. “

Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren,die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.Es ist eine ge-

meinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig.Ziel der Bundesförderung ist es, Forschung und Behandlung interdisziplinär so unter einem Dach zu vernetzen, dass Ergebnisse der Forschung schneller als bisher in die Behandlung adipöser Patienten integriert werden können. Doris Gabel

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hilft, das Gewicht zu reduzieren und Diabetes vorzubeugen.

Foto: IFB Adipositas

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Keine schmerzhaften Kollisionen mehr

Wissenschaftler entwickeln Beckenrand-Warnsystem für blinde Schwimmer

Wenn blinde Schwimmer den Be- n ckenrand erreichen, dabei zufällig ihre Hand vorn ist und ihn berührt, haben sie Glück Leider ist es aber auch oft so, dass sie mit dem Kopf zuerst an der Wand anstoßen und sich bei dieser Kollision verletzen. Selbst erfahrenen blinden Schwimmern passiert das immer wieder. Die junge Wissenschaftlerin AlexandraWippich vom Fachbereich Schwimmen der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig will diesen schmerzhaften Kollisionen ein Ende bereiten.

Zusammen mit dem Leiter des Instituts für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der Sportarten II, Prof.Dr. Ulrich Hartmann, wurde deshalb bei einem speziellen Projektträger des Bundeswirtschaftsministeriums ein Förderantrag für die Entwicklung und Erprobung einer Orientierungshilfe

einem gewissen finanziellen Risiko verbunden sind, können auf diese Art und Weise gefördert werden.Dank des positiven Zuwendungsbescheides bekommen sowohl das Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der Sportarten II als auch die schwäbische Firma jeweils zirka 114 500 Euro Fördergeld.

eines Wand-Warnsystems

für blinde und sehschwache Schwimmer gestellt. Vor Kurzem wurde dieser bewilligt. Alexandra Wippich hat lange nach einer Firma gesucht, die als Projektpartner für die praktische Umsetzung mit ins Boot kommt. "Ich habe viele größere Firmen angesprochen.Sie haben aber alle abgewunken,da ihnen das Projekt zu speziell war und kein Massenmarkt in Aussicht ist", erzählt die ehemalige Leistungsschwimmerin, die sehend ist. Nach etwa 30 vergeblichen Anfragen hatte sie Glück, als der Chef einer kleinen Firma für Sportmesssysteme in der Nähe von Stuttgart spontan zusagte, das Vorhaben gemeinsam mit dem Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der Sportarten II in den kommenden zwei Jahren in die Praxis umzusetzen.Anfang Januar kommenden

Jahres wird es die ersten konkreten Arbeiten dazu geben. Fest steht aber schon, dass das System über ein Magnetfeld funktionieren soll, das den gehandicapten Sportler über ein akustisches Signal oder durch Vibrieren vor dem nahenden Beckenrand warnen soll.

"Das ist wie ein unsichtbarer magnetischer Vorhang,der über dem Schwimmbecken liegt", erklärt Hartmann. Wenn der Schwimmer dann das Feld mit dem nahenden Beckenrand erreicht, gibt ein Sender am Startblock ein Signal an einen winzigen Empfänger,den der Sportler an einem Stirnband unter der Badekappe trägt. "Wenn er in das Magnetfeld hineinschwimmt und sich dem Beckenrand nähert,wird das Signal immer stärker", er-

läutert Hartmann seine Vorstellungen Zunächst soll mit sehenden Probanden getestet werden,welche Signalart in einer bei Wettkämpfen meist ziemlich lauten Schwimmhalle von dem Sportler am besten wahrgenommen und umgesetzt werden kann.

"Bei einem solchen Kooperationsprojekt ist die Bedingung,dass immer eine mittelständische Firma als Partner dabei ist", erläutert Antragsteller Hartmann die Bedingungen des ZIM – "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand". Unterstützt würden in der Regel solche Projekte, die eine praktikable Umsetzung bis hin zur Marktreife erwarten lassen; aber auch "exotische" Projekte, die eine entsprechende Perspektive haben,aber mit

Auch wenn es in Deutschland nur etwa 40 bis 50 blinde und sehbehinderte Leistungsschwimmer gibt,sind die Perspektiven für den späteren Einsatz der Technologie vielfältig: Auch im Ausland sei mit Interesse an der Orientierungshilfe zu rechnen, ebenso ist ein ähnlicher Einsatz in anderen Sportarten, etwa beim Blindenfußball, möglich. Auch beim Wendentraining der sehenden Schwimmer könnte die Orientierungshilfe nützlich sein. "Gerade Kinder haben oft Probleme,die Entfernung zum Beckenrand einzuschätzen", sagt Wippich, die ausgebildete Ingenieurin für Umwelt- und Sportgerätetechnik ist. Bei den Paralympics sei es bisher üblich, dass die Trainer der blinden Schwimmer ihre Athleten etwa zwei Meter vor dem Beckenrand mit einer Kopf-Berührung durch einen Softball, der an einem Stab befestigt ist, vor der nahenden Gefahr warnen.

Nun wird überlegt, wie die Umsetzung der Technologie im Detail aussehen und funktionieren könnte, um dann das Projekt gemeinsam mit der Partnerfirma voranzutreiben.Parallel dazu werden aktuell entsprechende Literaturrecherchen zu den Besonderheiten blinder Schwimmer durchgeführt und die Kontakte zu entsprechenden Verbänden vertieft. "Ende 2016 soll die Anlage als Kleinserie in Betrieb gehen. Ich denke,das ist machbar", sagt Wippich. Susann Huster

Chinesische Gastwissenschaftlerin forscht zur griechischen Antike

Sun Yanping kommt mit einem chinesischen Stipendium nach Leipzig

Die Chinesin Sun Yanping lernt und n forscht in den kommenden Monaten am Leipziger Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Leipzig Ihr Schwerpunkt ist die griechische Antike. Die Universität Leipzig ist damit durch ein Stipendium der Chinesischen Akademie der Wissenschaften um eine engagierte Gastwissenschaftlerin reicher. Ein Jahr lang wird sich Sun Yanping besonders mit dem kulturellen Transfer der antiken ionischen Poleis beschäftigen.

Sun Yanping ist Professorin für Globalgeschichte mit Forschungsschwerpunkt europäische und besonders antike griechische Geschichte. Die Historikerin hat an der Beijing Normal University in China promoviert und arbeitet seit 2007 am Department of History der Hebei Universität, wo sie unter anderem zur Sklaverei im klassischen Athen forscht. An der Universität Leipzig möchte sie sich nun vor allem den Stadtstaaten des antiken Ionien widmen, einer antiken Landschaft zwischen Griechenland und der heu-

tigen Türkei, die auf den griechischen Stamm der Ionier zurückgeht. Für ihre derzeitigen Studien untersucht Sun Yanping die Beziehungen der beiden wichtigen Stadtstaaten Milet und Samos. "Milet war ein Kulturzentrum, das seine Blütezeit in der archaischen griechischen Wissenschaft und Philosophie hatte. Samos war ein Zentrum des Handels mit vielen Inseln und somit nahe an den Handelswegen.Obwohl beide Staaten ionischer Herkunft waren, gab es wohl auch eine dauerhafte Feindschaft und große Konkurrenz", beschreibt sie die Faszination für ihre Forschung

Die Möglichkeit, an der Universität Leipzig zu sein, schätzt die Chinesin sehr,vor allem wegen der historischen und kulturellen Atmosphäre. Besonders gefallen ihr die Bibliotheken der Universität, wo sie momentan viel Zeit verbringt. Hier sammelt sie Material, recherchiert und schreibt wissenschaftliche Artikel. Lediglich das verhältnismäßig geringe Angebot an englischen Schriften zu ihrem speziellen Forschungsgebiet sei eine Hürde,so Sun Yanping.Deshalb lernt sie bereits seit Wochen Deutsch an der Re-

search Academy Leipzig und besucht darüber hinaus einige Seminare am Lehrstuhl für Alte Geschichte. "Ich werde dieses Forschungsjahr nutzen und viel von europäischen Gelehrten über antike griechische Geschichte sammeln und lesen, mich mit anderen Historikern austauschen und auch neue Unterrichtsmethoden an der Universität lernen", erklärt die 35-Jährige. Für die Gastwissenschaftlerin ist ihre Arbeit an der Universität Leipzig eine Kombination aus Forschen und Lernen.Sun Yanping möchte sich auch mit ihrem Wissen einbringen."Ich freue mich schon darauf, an Projekten von Professor Charlotte Schubert teilzunehmen", sagt sie. Zum Beispiel biete das "Portal eAQUA" eine spannende Zusammenarbeit zwischen Historikern und Informatikern. "Da geht es um die Erforschung antiker Transfer-Phänomene und parallel um die Entwicklung digitaler Corpora", erläutert sie. Das Projekt "Portal eAQUA: Visualisierung und Wissensrepräsentation" dient der Entwicklung einer neuen Methode der geisteswissenschaftlichen Forschung

Sun Yanping kann sich durch ihr Stipendium ganz auf ihre Forschung konzentrieren. Auch die Stadt bietet für sie die richtigen Voraussetzungen."Leipzig ist eine wunderschöne Stadt, voller künstlerischer Atmosphäre und sehr viel Ruhe", findet die Chinesin. Nicht zuletzt liebt sie ihr neues Apartment im Werner-Heisenberg-Gästehaus der Universität Leipzig.Für ihren persönlichen Kulturtransfer möchte Sun Yanping die kommenden Monate auch zum Reisen nutzen."An Wochenenden oder Feiertagen werde ich durch ganz Europa reisen. Ich will Land und Leute kennen lernen,das interessiert mich." Susann Huster

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Neu an der Uni Leipzig: Die chinesische Gastwissenschaftlerin Sun Yanping.
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Für blinde Schwimmer wird das Training im Wasser weniger gefährlich werden.Foto: dpa

Viel Wirbel um die Wirbelsäule

1800 Mediziner und Wissenschaftler berieten bei Expertentreffen im Congress Center Leipzig

Eine eigene medizinische Fachge- n sellschaft hat sich ihrer angenommen – der Wirbelsäule Und da seit fast einem Jahr der Geschäftsführende Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie der Universitätsklinik Leipzig, Professor Christoph Josten, Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) ist, war diese mit ihrem Jahreskongress in der Messestadt zu Gast

Im Dezember berieten etwa 1800 Mediziner und Wissenschaftler bei einem der europaweit größten Expertentreffen zu Wirbelsäulenerkrankungen im Congress Center Leipzig.„Wirbelsäulenchirurgie zwischen Qualität und Quantität“ lautet das Motto des Kongresses – und öffnet ein weites Themenfeld. „Ja, es gibt Fälle, in denen ein Patient mit Rückenschmerzen überflüssigerweise operiert wird,für den eine konservative Therapie wirkungsvoller gewesen wäre“,beantwortet Christoph Josten die Frage nach vorschnellen und zu häufigen Operationen.

„Wir erleben aber auch, dass Betroffene viel zu spät zu uns Chirurgen kommen. Ein paar Monate früher hätten wir viel besser helfen können“, so der Mediziner. Das sei zum Beispiel bei Menschen mit Tumoren und Metastasen in der Wirbelsäule der Fall.Die Anwendung minimal-invasiver Operationstechniken,ein Themenschwerpunkt des Treffens, könne verhindern, dass es zu Wirbelbrüchen und damit zu Lähmungen und massiven Einschränkungen der Lebensqualität kommt. Doch nicht nur um die chirurgischen, auch um die konservativen Behandlungsmethoden ging es auf dem Kongress. „85 Prozent aller Rückenschmerzen sind unspezifisch“,sagt Professor

Michael Rauschmann, Leiter der Abteilung für Wirbelsäulenorthopädie an der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim in Frankfurt am Main und designierter Präsident der DWG für 2015. „Diese Patienten sind die Klientel für eine konservative, das heißt nicht-operative Therapie.“ Dazu gehören:umfassendes körperliches Training,psychologische Schulung und ergänzende medizinische

Maßnahmen wie Medikamente. „Allerdings ist so gut wie keine dieser Maßnahmen, die wir täglich einsetzen,wissenschaftlich bewiesen“, sagt Rauschmann.

In diesem Bereich kritisiert Professor Josten die Politik: „Forschungsarbeiten,bei denen es darum geht, aktuelle Behandlungsmethoden hinsichtlich ihrer Wertigkeit und ihres Nutzens für Patienten zu evaluieren, werden nicht ausreichend gefördert.“ Doch Fakt sei auch, so Rauschmann, dass Patienten oft nicht den langenAtem für eine konservative Behandlung, bei der sie selbst aktiv werden müssen, haben. Eine Operation, die schnelle Befreiung

2015: Sieben Medizin-Kongresse

Neue Messe Leipzig in diesem Jahr wieder mit breitem Tagungsspektrum

Leipzigs Neue Messe wird 2015 zum n Schauplatz zahlreicher Medizin-Kongresse: Einige Fachgesellschaften richten zum ersten Mal ihre Großveranstaltungen im dortigen Congress Center aus, andere sind bereits Stammgäste.

Seit Jahren ist beispielsweise die internationale Tagung zur Gefäßmedizin, der Leipzig Interventional Course, eine feste Größe. Vom 27. bis zum 30. Januar geht sie dieses Jahr über die Bühne. Aufdem Programm steht nicht nur der interdisziplinäre Erfahrungsaustausch, Markenzeichen des Kongresses mit rund 4000 Teilnehmern sind Videoübertragungen,bei denen Gefäßoperationen live verfolgt werden

Im Zeichen der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie wird das Congress Center vom 12.

bis 16. Mai stehen. Die Organisatoren rechnen bei dieser erstmals in Leipzig ausgerichteten Konferenz mit etwa 3000 Besuchern. Als Kongresspräsidenten fungieren die Professoren Volker Schuster vom Leipziger Uniklinikum und Michael Borte vom Klinikum St Georg. Im Folgemonat gibt es eine weitere Premiere,wenn der Bundesverband Deutscher Ophthalmo-Chirurgen seinen Kongress auf der Neuen Messe abhält. Vom 11. bis 13. Juni werden dabei der Stand und die Trends bei Augen-Operationen beleuchtet.

Wenig später,vom 25. bis 27. Juni, ist die Deutsche Gesellschaft für Senologie erstmals zu Gast. Diagnostik und Therapie von Brusterkrankungen stehen im Mittelpunkt des von ihr ausgerichteten Kongresses unter dem Motto „Interdisziplinarität – im Alltag leben“

Drei hochkarätige Konferenzen sind für

das zweite Halbjahr auf der Neuen Messe gebucht: Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) macht dabei vom 16. bis 19. September mit dem Kongress „Viszeralmedizin 2015“ den Anfang Schon für die „Viszeralmedizin 2014“ fungierte das Congress Center als Austragungsort Die Deutsche Vereinte Gesellschaft für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin betritt hingegen neues Terrain, wenn sie vom 14. bis 17. Oktober auf dem Messegelände ihre Jahrestagung ausrichtet.Den Schlusspunkt setzt die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, die Leipzig die Treue hält. 2011 und 2013 hatte sie bereits das Congress Center als Tagungsort gewählt. Vom 2. bis 4. Dezember ist nun die nächste Jahrestagung anberaumt. M.B.

von Schmerzen bringen soll, scheine oft verlockend.

Um die Qualität der medizinischen Versorgung der Wirbelsäule zu steigern, vergibt die DWG das „Gemeinsame Zertifikat Wirbelsäule“ an Ärzte, die zuvor ein Curriculum mit Modulen aus den Bereichen Orthopädie, Unfall- und Neurochirurgie durchlaufen haben müssen. Mehr als 500 Mediziner haben das Basiszertifikat bereits erhalten.Mit der Zertifizierung von Kliniken ab 2015 und der Errichtung eines Wirbelsäulenregisters sind weitere Maßnahmen zur Sicherung hoher Qualitätsstandards geplant. Katrin Kleinod

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Prof. Roth spricht über Gelenkersatz im MDR

Am 15. Januar ist UKL-Orthopäde Prof Dr Andreas Roth Studiogast in der MDR-Sendung „Hauptsache gesund“ Der erfahrene Experte für Hüftoperationen wird zum Thema Gelenkersatz sprechen und über mögliche Risiken aufklären. Dazu gehören die Fragen, wann eine Operation unumgänglich ist oder was bei Diabetikern und Rheumatikern bei einem solchen Eingriff zu beachten ist Zu sehen ist die Sendung ab 21 Uhr im MDR. ukl

Fo to :d pa | LIEBIGSTRASSE AKTUELL
Wirbelkörper der Wirbelsäule im Modell
Fo to :u kl SEITE 11 Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Prof Dr Christoph Josten Prof Dr.Andreas Roth

Schönheitskur für das Stadtmodell

ImposantesAusstellungsstück im AltenRathaus wirdseit Anfang Januar restauriert

Im alten Leipzig wird jetzt groß n sauber gemacht: Das historische Stadtmodell aus dem Jahre 1823, das Besucher eigentlich beim Betreten des Festsaales im Alten Rathaus sofort ins Auge sticht, wird seit 6. Januar abmontiert. Das 25 Quadratmeter große Modell wird umfassend restauriert, erneuert und vor allem modernisiert. Allerdings nicht gänzlich hinter verschlossenen Türen. Es siedelt zunächst in den Ausstellungsbereich „Mittelalter“ im Alten Rathaus um.

Restauratorin Sybille Thiel bearbeitet es dort.„An zwei Terminen, die noch bekannt gegeben werden,informiert Sybille Thiel über die Restaurierungsfortschritte und bietet Einblicke in ihre Arbeit“,kün-

digt Museumssprecherin Christine Becker vom Stadtgeschichtlichen Museum an. „Nach seiner Restaurierung wird das Stadtmodell nicht nur optisch attraktiver sein, sondern auch multimedial Informationen über einzelne Gebäude und Straßen, wichtige Persönlichkeiten und Plätze liefern.“ Möglich wird die Restaurierung durch die Unterstützung der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft zur Förderung des Stadtgeschichtlichen Museums.

Das Modell ist in seiner Detailtreue ein unschätzbares Juwel. Der Leipziger Möbeltischler und Tapezierer Johann Christoph Merzdorf hat Leipzig mit seinen Straßen und Plätzen,den Durchgangshöfen,den Promenaden,den Stadt- und Mühlgräben und den Prachtgärten gestaltet.Zu diesem Zweck ließ er vom

Wiener Geodäten Michael Putz sämtliche 1422 Häuser und Höfe – einschließlich jener der Vorstädte – vermessen. So entstand ein akribisches, maßstabsgetreues Abbild Leipzigs.

Auffallend ist dabei die dichte Bebauung des Stadtkerns, in dem damals knapp 22 000 Bürger wohnten.Zur Ostermesse

1820 wurde das Kunstwerk erstmals vorgestellt – zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch nicht fertig. 1823 ging Merzdorf damit sogar auf Reisen. Er zeigte das Kunstwerk in Berlin und in anderen Städten.Danach war es in einer Bude am Roßplatz für einen Eintritt von vier Groschen zu sehen. Später verkaufte er es, es stand unbeachtet im Hinterzimmer einer Gastwirtschaft herum, wurde verpfändet und galt als verschollen. 1874 wurde es in Transportkisten zufällig wie-

derentdeckt, völlig verstaubt und verdreckt auf einem Dachboden.Der Verein für die Geschichte Leipzigs kaufte es. Seit 1909, dem Jahr der Gründung des Stadtgeschichtlichen Museums, steht es im Alten Rathaus. Die Hieronymus-LotterGesellschaft unterstützt das Museum nun beim neuerlichen Restaurieren und stellt etwa 30 000 Euro bereit. Ihr gehören etwa 160 Mitstreiter an, ein Drittel davon wohnt außerhalb Leipzigs. Die Gesellschaft lädt regelmäßig zu Vorträgen und Veranstaltungen ein.Jeden ersten Montag im Monat trifft sich um 19.30 Uhr der Lotter-Tisch im Restaurant „Das Alte Rathaus“. Die Einweihung des dann restaurierten Leipzig-Modells ist für den 2. April 2015, 17 Uhr, mit einer öffentlichen Übergabe im Alten Rathaus vorgesehen. Mathias Orbeck

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Wie die Messestadt im Jahre 1823 aussah, ist wieder ab April im Alten Rathaus zu sehen: Das Modell wird in den kommenden Monaten restauriert.Foto: André Kempner

Kaffee-Philosophie aus den USA: Das Leipziger Slow-Café

Ein Amerikaner betreibt in der Riemannstraße ein etwasanderes Bistro

Ein paar Bücher von Immanuel Kant n stehen in einem Regal der Uptown Coffee Bar. Viele davon in englischer Sprache. Früher waren sie wichtig im Alltag des amerikanischen Café-Besitzers, als er Philosophie studierte Justin Land wohnt seit dreieinhalb Jahren in Leipzig und betreibt seit September ein Café in der Riemannstraße

Er war viel unterwegs in der Welt, bevor er sein Gepäck in der Messestadt abstellte. „Unter anderem lebte ich fünf Jahre in London. Meine Frau ist Leipzigerin. Wir trafen uns in einem Kibbuz in Israel,als ich 18 war“,erzählt der 35-jährige Amerikaner, der sein heimatliches Connecticut schon lange verlassen hat. Als sein erstes Kind zur Welt kam, entschied das Paar,aus London nach Leipzig umzuziehen. „London ist sehr teuer und nicht optimal fürs Familienleben. Dafür ist Leipzig viel besser. Hier gibt es mehr Grün, die Mieten sind viel günstiger und die Lebensqualität ist deutlich höher“,betont Land, „deshalb kann ich mir gut vorstellen, länger hier zu bleiben“

Das Schreiben seiner Doktorarbeit in Philosophie gab Justin Land auf, als er zum ersten Mal Vater wurde.„Da ist es mit dem Studium wirklich vorbei. Es gibt wichtigere Sachen – wie beispielsweise die Familie. Ich hatte auch genug vom akademischen Leben und brauche keinen Doktortitel, um Kaffee zu servieren“,erzählt der junge Unternehmer lächelnd. Heute verwöhnt er seinen zweijährigen Sohn und seine vierjährige Tochter. Die Philosophie ist aber immer noch Teil seines Leben. Sie steckt sogar hinter dem Konzept seines Ladens. „Ich will einen Ort anbieten,wo die Leute einen sehr guten Kaffee trinken können und wo sie sich Zeit in einer schönen Atmosphäre nehmen

können.“ Das Café gehöre zur dritten Welle der Kaffee-Kultur.„Vor mehreren Jahren gab es Kaffee aus dem Fast-Food-Trend in den USA. Die Leute nahmen einen riesigen Kaffee mit. Der hatte gar keinen Geschmack, das war wie braunes Wasser“,erinnert er sich. „Dann folgte Starbucks – und das hat viel beim Kaffee-Konsum geändert. Aber nun ist es eine Kette geworden. Der Geist des Anfangs existiert nicht mehr.Es geht mehr um Business und der Kaffee leidet darunter.Nun kommt die dritte Welle, die direkt aus der Slow-Food-Kultur entsteht.“

Das Konzept hätte vielleicht Immanuel Kant gefallen, auch wenn er damals schrieb: „Es gibt nichts Schlimmeres, als auf Kaffee zu warten, wenn er noch nicht da ist.“

Im Café Uptown geht es zum Glück nicht ums Warten auf Kaffee,sondern ums Genießen und um die Zeit beim Trinken.Was Justin Land anbietet, ist eigentlich das Gegenteil des amerikanischen Stereotyps, nach dem alles viel zu schnell geht. „Es gibt sogar Cafés der dritten Welle, die Laptop und Smartphone in ihrem Laden verbieten, damit die Leute die Zeit genießen. Das wollte ich nicht machen,es ist ein bisschen zu extrem“, sagt Land, der seinen Kunden kostenloses WLAN anbietet.

Der Unternehmer gibt der Qualität und dem Kontakt mit den Kunden den Vorzug Viele spricht er mit ihren Vornamen an. „Ich will keinen Kaffee wie am laufenden Band verkaufen.“ Gute Qualität heißt für ihn Kaffee, dessen Bohnen frisch geröstet werden Der Amerikaner nutzt am liebsten Bohnen aus Leipziger Röstereien sowie eine halbautomatische Kaffeemaschine. Das Gerät gebe viel Flexibilität in der Vorbereitung des Getränks. Um den Kaffee noch mehr zu zelebrieren, werden regelmäßig Konzerte organisiert Adeline Bruzat

„Wichtig, damit wir gutes Personal bekommen“

Gastronom Matthias Bremke verteidigt den Mindestlohn gegen die Kritik vonBranchenkollegen

Matthias Bremke ist seit zwölf Jahren n Gastronom in Leipzig Die Diskussion über den Mindestlohn verfolgt er gespannt. Die Berichterstattung in der Leipziger Volkszeitung zu den Auswirkungen in Leipzigs Gaststätten erregt nun seinen Widerspruch.

Anfang Dezember hatten mehrere Gastronomen gegenüber der LVZ erklärt, dass der Mindestlohn im Gastronomiebereich zu deutlich steigenden Personalkosten führe, die durch Preiserhöhungen an die Kunden weitergegeben werden müssen. Eine Inflationsspirale werde in Gang gesetzt, die vor allem den Empfängern des Mindestlohns unter dem Strich weniger Einkommen beschere als zuvor, hatte zum Beispiel Auerbachs-Keller-Wirt Bernhard Rothenberger erklärt.

Bremke kann die Kritik seines Kollegen nicht nachvollziehen. „Es war lange klar,dass und in welcher Höhe der Mindestlohn kommen wird“, sagt der Inhaber des Revuetheaters am Palmengarten,einer Kleinkunstbühne mit erweitertem Speisenangebot.Er selbst erwartet sich davon Vorteile. „Der Mindestlohn ist für unsere Bran-

che sehr wichtig, damit wir wieder gutes Personal bekommen und unsere Qualität halten können“,sagt der Gastwirt. „Bei bisher üblichen Stundenlöhnen von 5,50 bis sieben Euro für Pauschalkräfte wollte diese Jobs in Service,

Küche und an der Bar kaum noch jemand machen.“ In anderen Branchen kämen auch Ungelernte schon auf zwölf Euro pro Stunde. Da seien Arbeitsplätze in Restaurants mit schwierigen Arbeitszeiten,die noch dazu körperlich

sehr anstrengend sind, kaum noch attraktiv „Motiviertes, freundliches Personal ist doch entscheidend für unser Geschäft“,so Bremke, der seinen Mini-Jobbern nach eigenen Angaben schon lange mehr als das Branchenübliche zahlt.

Ein weiteres Argument der Mindestlohn-Gegner, nämlich dass auch die Preise beim Wareneinsatz steigen würden,kann der RevuetheaterChef nicht nachvollziehen. „Ich habe mittlerweile mit allen unseren Geschäftspartnern wie Wäscherei und Getränkelieferant Kontakt aufgenommen. Da gibt es kaum Preiserhöhungen.“ Denn viele Firmen hätten ihren Mitarbeitern bisher schon mehr als 8,50 Euro gezahlt, sodass sich da nichts ändern werde. Eine Erfahrung der jüngeren Vergangenheit lässt Bremke bei den Ängsten seiner Kollegen gelassen bleiben. „Ich habe 2002 das FroschCafé als erste Nichtraucher-Gastronomie in Leipzig eröffnet. Da haben mir alle gesagt, das kann nicht funktionieren. Inzwischen gibt es das allgemeine Rauchverbot, und für die meisten Restaurants ist die Entwicklung positiv verlaufen.“ So werde es auch mit dem Mindestlohn laufen, ist er überzeugt. Katrin Kleinod

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Justin Land vor seinem Café in der Riemannstraße. Das Konzept lautet: Mach mal langsam!
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Gastronom Matthias Bremke mit seinen Kellnerinnen Janina Dietzmann (l.) und Karin Roitzsch im Revuetheater am Palmengarten.

nutzen überwiegt nebenwirkungen

Nicht immer gut verständlich: Bei Fragen zur Packungsbeilage sollten Arzt oder Apotheker um Rat gebeten werden

Die Packungsbeilage, die bei jedem Medikament nach dem Gesetz vorhanden sein muss, enthält eine Menge Informationen, die dafür gedacht sind, dem Patienten bei dem Verständnis seiner Arzneimitteltherapie zu helfen. Nicht immer erfüllt der lange Text diese Anforderung So sind aus rechtlichen Gründen die Einsatzgebiete einesWirkstoffs nicht immer vollständig aufgeführt und zumTeil auch nicht für einen Laien verständlich formuliert.

Oft lösen Beipackzettel sogar Ängste aus, die so stark sein können, dass das Medikament gar nicht eingenommen wird. Da ist von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, Risiken und Kontraindikationen die Rede. Die medizinischen Fachbegriffe hören sich so erschreckend an, dass viele Menschen das Risiko einfach nicht eingehen wollen.

Was hat es mit „Gegenanzeigen“ und n „Nebenwirkungen“ auf sich?

Die Abschnitte „Gegenanzeigen“ und „Nebenwirkungen“ wecken sehr oft das Interesse der Patienten. Die Firmen sind verpflichtet,in diesen Abschnitten alle bekannten und möglichen schädigenden Wirkungen aufzuführen.Das kann sehr ab-

schreckend wirken,aber es ist sehr zu relativieren. Die häufigen Nebenwirkungen sind immer harmlos und die gravierenden sehr selten

Im Falle ärztlich verordneter Arzneimittel hat Ihr Arzt eine Abwägung zwischen den Risiken einer nicht oder schlecht behandelten Krankheit und den Risiken der medikamentösen Behandlung vorgenommen. In den allermeisten Fällen wäre also ein Absetzen schädlicher,als einige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (sogenannte „Nebenwirkungen“) in Kauf zu nehmen.

Was bedeutet nun aber „häufig“ oder n „selten“?

Die meisten Patienten verstehen darunter meistens etwas anderes, obwohl diese Begriffe genau definiert sind: „Sehr häufig“ bedeutet, dass einer von zehn Patienten diese Nebenwirkung erfahren wird.Das ist ein statistischer Wert und bedeutet übersetzt, dass wenn alle Mitglieder Ihrer näheren familiären Umgebung das Medikament nehmen würden,eines davon betroffen wäre.

Schon bei „häufig“ (einer aus 100) müssten Sie sehr viele Freunde haben,um unter

Spenden Sie bei der BlutBank leipzig und helfen Sie uns, leben zu retten!

Wann und wo?

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für Blutspender: ein Einkaufsgutschein.

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr

letzten Sonnabend im Monat lädt die

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

starten möchten:

dem Klinikgelände ein.

Institut für Transfusionsmedizin

der gleichen Voraussetzung die Nebenwirkung bei einem dieser Freunde zu erleben. Die Wahrscheinlichkeit liegt hier in der Größenordnung,eine Verletzung bei einem Autounfall zu erleiden.Bei „gelegentlich“ muss ein Fußballstadion voll Patienten sein, um einen Fan darunter zu finden, der diese Nebenwirkung hat. Sind die Nebenwirkungen „selten“ (einer aus 10 000) oder gar „sehr selten“, dann ist die Wahrscheinlichkeit schon etwas größer

als sechs Richtige im Lotto zu haben –aber das ist bekanntlich fast unmöglich!

Lassen Sie sich also nicht unnötig beängstigen, wichtig ist vielmehr,dass Sie eventuelle Probleme mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen,damit Sie in der Abwägung von Vor- und Nachteilen objektiv beraten werden

Roberto Frontini, Leiter der Krankenhausapotheke am UKL

Ausstellung zeigt Entwürfe für Bühnenbilder

Skizzen und Entwürfe für Bühnenbilder und Kostüme zeigt derzeit eine Ausstellung im Wartebereich der Klinik und Poliklinik für Urologie Die Arbeiten aus drei Jahrzehnten stammen von Carola Pabst, die an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Kostüm- und Bühnenbild studiert hat. Berufspraxis sammelte die 1954 geborene Sächsin unter anderem an den Theatern Eisenach, Greifswald, Stralsund, Salzburg und Passau Mit ihren Kostümen und Bühnenbildern gestaltete sie bis zum Jahr 2009 insgesamt 138 Produktionen in Schauspiel, Oper, Operette, Ballett und Kindertheater. Die Ausstellung der Skizzen und Entwürfe, die am Uniklinikum Leipzig gezeigt werden, steht unter dem Titel „Das ist kein Anfang und kein Ende“ Die Werke sind bis zum 27. Februar zu sehen. ic Das ist kein Anfang und kein Ende Ausstellung im Wartebereich der Klinik und Poliklinik für Urologie, Liebigstraße 20, Haus 4, 1. Etage Zu sehen bis 27. Februar 2015.

Blutspendeinstitut jeden Mo und Fr 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di bis Do 8:00 bis 20:00 Uhr Institut f. Transfusionsmedizin, Nord Mo geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo und Do 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr 5, 04329 Leipzig Pösna-Park* Sepp-Verscht-Straße 1, 04463 Großpösna Fr., 09.01.15 14:00 bis 18:00 Uhr DRK Geithain* Dresdner Straße 33b 04509 Geithain Do., 15.01.15 14:00 bis 19:00 Uhr Hotel Residenz* Mo., 19.01.15 16:00 bis 19:00 Uhr Straße der Einheit 23-25 04651 Bad Lausick
Dankeschön
Wochenende
Blutspendeinstitut Sa., 31.01.2015 9:00 bis 13:00 Uhr Johannisallee 32, 04103 Leipzig
Jeden
Blutspendeeinrichtung auf
RATGEBER n
Fo to :u kl Fo to :d pa LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 14
Dr Roberto Frontini
Fo to :u kl

Dasuni-klinikum aufeinen Blick

Wichtige servicenummern

ihre einwahl ins ukL: (0341) 97 -

universitätsklinikum leipzig

Liebigstraße 18, 04103 Leipzig

telefon - 109 internet www.uniklinik-leipzig.de e-Mail info@uniklinik-leipzig.de

Zentrale notaufnahme

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17800 (Zufahrt über Paul-List-straße) Öffnungszeit 24 stunden täglich

notaufnahme

für kinder und Jugendliche

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig - 26242

Öffnungszeit 24 stunden täglich

kreißsaal der abteilung für geburtsmedizin

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig

Öffnungszeit 24 stunden täglich schwangerenambulanz - 23494

infoabend für werdende eltern- 23611

eine anmeldung zur entbindung ist nicht erforderlich.

Mehr informationen unter www.geburtsmedizin-leipzig.de

Zentraler empfang

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17900

Blutbank (blutspende)

Johannisallee 32, 04103 Leipzig info-telefon - 25410

Weitere informationen finden sie auf seite 14 sowie unter www.blutbank-leipzig.de

ambulanzen und Zentren

Zentrale ambulanz innere Medizin - 12222

Zentrale ambulanz Chirurgie- 17004

Zentrale ambulanz kinderzentrum - 26242

universitätszahnmedizin - 21104

HNO-ambulanz - 21721

augenambulanz - 21486

Psychiatrische ambulanz - 24304

Psychosomatik-ambulanz - 18858

tropenmedizinische ambulanz - 12222 ambulanz krebszentrum uCCL -17365

Neuro chirurgische ambulanz -17510

Neurologische ambulanz -24302

Dermatologische ambulanz -18670

urologische ambulanz - 17685

universitäres brustzentrum - 23460

transplantationszentrum - 17271

universitäres Darmzentrum - 19967

Diabeteszentrum - 12222

Med. Versorgungszentrum - 12300

kliniksozialdienst - 26206

seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

Psychosoz. beratungsstelle für tumorpatienten

informationen zu allen kliniken und ambulanzen finden sie unter www.uniklinik-leipzig.de

Liebigstrasse aktueLL |
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