Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 03/2015

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Hyperbarmedizin hält Einzug am Uniklinikum Leipzig

Weltkongress in Leipzig

4500 Gefäßmediziner sehen LiveÜbertragungen aus aller Welt seite 3

Neuer Klinikseelsorger

Pfarrer Michael Böhme wurde in sein Amt eingeführt seite 3

UKL-Studie veröffentlicht Fernreisende bringen multiresistente Erreger mit seite 4

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DasGesunDheitsmaGazin Des universitätsklinikums leipziG 03/2015 | 05.02.2015
Druckkammer besteht erste Bewährungsprobe

Der Augenblick n Winterfreuden

Besondere Ehrung für Professor Dietz

Schnee war bis Anfang Februar eher Mangelware in Leipzig. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte es einmal kräftig geschneit und den Park hinter der Frauen- und Kindermedizin in ein Winterwunderland verwandelt, in dem Platz für Schneemänner und kleine Schneeballschlachten war.Momentan reicht der Niederschlag jedoch eher nur für einen weißen Überzug auf Bäumen und Sträuchern

Europäische Krebsforschung: UKL-Spezialist für Kopf-Hals-Tumoren zum EoRTC-Chair berufen

impressum n

liebigstraße aktuell

Das gesundheitsmagazin des universitätsklinikums leipzig

Herausgeber

Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Vorstand Liebigstraße 18 04103 Leipzig

Telefon: (0341) 97 109

Telefax: (0341) 97 15 909

E-Mail: redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion: Helena Reinhardt (v.i.S.d.P.),

Ines Christ Frank Schmiedel (Projektleiter LVZ, Jenseits der Liebigstraße).

Universitätsklinikum, Leipzig AöR. 10. Jahrgang

In Kooperation mit der Redaktion der LEIPZIGER VoLKSZEITUnG

Druck Leipziger Verlags -und

Druckereigesellschaft mbH& Co KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig

professor Andreas Dietz, Direktor n der klinik und poliklinik für Hals-, nasen- und Ohrenheilkunde am ukl, wurde jetzt eine besondere ehre zuteil in Würdigung seiner klinischen und wissenschaftlichen leistungen auf dem gebiet der kopf-Hals-Tumoren wurde der leipziger HnO-experte zum Vorsitzenden des chirurgie-subkomitees der „Head and neck cancer group“ der eOrTc gewählt.

Die EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) ist in Europa eine der wichtigsten Organisationen auf dem Gebiet der forschenden klinischen Onkologie. „Ich empfinde dies als große Anerkennung und Auszeichnung unserer Arbeit in der HNO-Klinik hier am Universitätsklinikum Leipzig“,freut sich Prof.Andreas Dietz. „Diese Ehrung unterstreicht die Expertise unserer Klinik auf dem Gebiet der Krebsmedizin.“

Erst im vergangenen Jahr wurde die UKLKlinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde über das „Online Fellowship“-Netzwerk des „Memorial Sloan Kettering Cancer Center“ in New York zu einer von sechs europäischen Referenzkliniken für KopfHals-Tumortherapien ernannt und dient damit international als Vorreiter und empfohlenes Trainingszentrum bei der Behand-

lung von Krebserkrankungen in diesem Bereich.

Die EORTC ist eine gemeinnützige Organisation für Studien zur Krebstherapie mit Sitz in Brüssel. Insgesamt 17 internationale

interdisziplinäre Arbeitsgruppen arbeiten zu verschiedenen Krebsarten hier zusammen und führen gemeinsame Therapiestudien durch.

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HNO-Mediziner Professor Andreas Dietz ist als sogenannter Chair der Europäischen Organisation für Studien zur Krebstherapie berufen worden
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Weltkongress der Gefäßmedizin in Leipzig

Über 4500 Fachmediziner / Mehr als 90 Live-Übertragungen aus aller Welt

Ende Januar hat auf der Leip- n ziger Neuen Messe der Gefäßkongress „Leipzig Interventional Course 2015“ (kurz: LINC) stattgefunden. Zu einer der weltweit wichtigsten Fachveranstaltungen für Gefäßmedizin wurden über 4500 Fachmediziner aus mehr als 70 Ländern erwartet Auf dem Programm der nunmehr elften Auflage standen neben wissenschaftlichen Vorträgen auch zahlreiche Live-Übertragungen von Gefäßoperationen und -interventionen aus der ganzen Welt

Aufdem LINC-Kongress gab es zahlreiche Live-Übertragungen, die vom Publikum vor Ort besprochen wurden. Foto: LINC

„Das Besondere an diesem Kongress ist zum einen, dass er sehr interdisziplinär angelegt ist, und zum anderen, dass der Patient ganz klar im Fokus steht“,erklärt Prof.Dierk Scheinert,Mitbegründer und Mitorganisator des LINC. Mittels LiveSchaltungen aus aller Welt führen die Kongressteilnehmer anhand konkreter Fälle eine rein medizinische, patientenorientierte Diskussion über die besten Behandlungsverfahren.„Das ist technisch zwar sehr aufwendig,fördert aber den fachlichen Austausch und damit den Mehrwert für die Mediziner und damit die Patienten enorm“,so Prof Scheinert,der seit 2014 die neue Abteilung für Interventionelle Angio-

logie am Universitätsklinikum Leipzig leitet Die Live-Schaltungen aus aller Welt sind mittlerweile zum Markenzeichen des Leipziger Gefäßkongresses geworden.Unter den 14 Live-Übertragungszentren in Deutschland, der Schweiz,Italien, Irland, Belgien,den USA, Brasilien und Japan war in diesem Jahr erstmalig auch das Universitätsklinikum Leipzig.Neben den Angiologen und Gefäßchirurgen des UKL waren auch Arbeitsgruppen aus der Kardiologie, der Interventionellen Radiologie und der Neurologie mit der Demonstration von Patientenfällen und Vorträgen zu neuesten Behandlungsverfahren aus ihren Fachbereichen am LINC 2015 beteiligt Eines der zentralen Themen des „Leipzig Interventional Course“ war auch in diesem Jahr wieder die Behandlung von Gefäßverschlüssen mit medikamentenbeschichteten Ballons oder Stents. Die dauerhafte Erweiterung verengter Gefäße mittels dieser speziellen Methode ist Gegenstand zweier großer weltweiter Studien, die die Gefäßmediziner bereits auf den bisherigen Kongressen beschäftigt haben.Nach der Diskussion über erste Studienergebnisse und Anwendungen widmete sich der LINC 2015 nunmehr der breiten Einführung und Etablierung dieses neuen Verfahrens

Neuer Klinikseelsorger am UKL

PfarrerMichael Böhme tritt die Nachfolge vonRolf-Michael Turekan

Am 23. Januar wurde Pfarrer Mi- n chael Böhme offiziell als neuer Klinikseelsorger am Universitätsklinikum Leipzig eingeführt. Der gebürtige Sachse hat bereits Ende 2014 seine Arbeit am UKL aufgenommen und die Nachfolge von Pfarrer Rolf-Michael Turek angetreten.

Das Amt am UKL ist die erste Station als Klinikseelsorger für den 51 Jahre alten evangelischen Theologen. „Nach mehr als zehn Jahren Pfarrdienst in Leipzig wollte ich meinem seit Langem bestehenden Wunsch folgen und seelsorgerisch intensiver tätig werden“, so Michael Böhme. „Das Universitätsklinikum Leipzig als ein Ort, wo Krankenversorgung,Lehre und Forschung aufeinander treffen, ist für mich ein sehr spannender Arbeitsplatz. Entsprechend freue ich mich, hier jetzt tätig sein zu können.“

Mit dem UKL und der Universität hatte Böhme, der gleichzeitig auch einen Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig wahrnimmt, bereits viele Berührungspunkte. Jetzt Teil dieser Gemeinschaft auf dem Medizincampus zu sein, sei da fast ein folgerichtiger Schritt gewesen, der sich bewährt. „Ich habe hier in der Liebigstraße ein sehr gutes Gefühl, sehr gute Bedingungen für meine Arbeit und den Eindruck, willkommen zu sein“, so Böhme. Der Pfarrerssohn und gelernte Rund-

funkmechaniker Böhme studierte kurz vor der Wende Theologie und konnte so direkt nach dem Studium erste seelsorgerische Erfahrungen bei einem Aufenthalt in den USA, dem Ursprungsort der Klinikseelsorge,sammeln. Diese kommen ihm nun im Klinikalltag zugute.„Die Verbindung aus Gesprächen am Patientenbett, und mit Angehörigen,aber auch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfordert viel Einfühlungsvermögen in ver-

schiedenste Situationen“, resümiert Böhme die Erfahrungen der ersten Wochen „Das macht die Arbeit eines Seelsorgers sehr intensiv, aber auch extrem abwechslungsreich.“

Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Pfarrerin Andrea Biskupski als zweiter evangelischer Seelsorgerin und Gemeindereferentin Maria Ruby als katholischer Seelsorgerin will Michael Böhme für alle Menschen im Klinikum da sein und ih-

in der medizinischen Praxis. Das Anwendungsgebiet ist groß: Fast 20 Prozent der älteren Bevölkerung leiden unter Gefäßverengung Ein zweites Schwerpunktthema des diesjährigen LINC waren innovative Verfahren bei der minimal-invasiven Behandlung von gefährlichen Erweiterungen der Hauptschlagader (Aorten-Aneurysmen). In enger Abstimmung mit der Gefäßchirurgie ist es heutzutage möglich, auch komplexe Aneurysmen minimal-invasiv, das heißt besonders schonend, zu versorgen. Hierbei kommen zum Teil individuell für den Patienten gefertigte Gefäßprothesen zum Einsatz, die über einen kleinen Schnitt in der Leiste eingebaut werden.Das Gefäßzentrum am Universitätsklinikum Leipzig ist auf diesem Gebiet in Mitteldeutschland führend. Zahlreiche Abteilungen arbeiten hier fachübergreifend zusammen und gewährleisten so eine umfassende Diagnostik und Therapie sämtlicher Gefäßleiden Nach über zehn Jahren kann LINC eine eindrucksvolle Bilanz aufweisen. So ist die Teilnehmerzahl von 500 in 2005 auf fast 5000 in diesem Jahr gestiegen. Damit ist LINC nicht nur der größte Kongress der Gefäßmedizin weltweit, sondern auch einer der bedeutsamsten Medizinkongresse in Leipzig Kathrin Winkler

nen bei Bedarfzur Seite stehen. „Und natürlich sind wir und unser ‚Raum der Stille‘ am Klinikum jederzeit offen für alle Religionen und alle Hilfesuchenden“, ergänzt Böhme. Helena Reinhardt

Raum der Stille / Gottesdienste

Raum der Stille

Hier können sich Patienten, Besucher und Mitarbeiter zurückziehen und auftanken oder Abstand bekommen. Hier finden sie Stille für Besinnung und Gebet oder können Gottesdienste feiern.

Der Raum der Stille im Übergang zwischen Haus 4 und Haus 6 (Liebigstraße 20) ist ganztägig geöffnet

Gottesdienste und Andachten

Im Raum der Stille (Liebigstraße 20) findet an jedem Sonntag 10 Uhr ein Gottesdienst statt

Im Zentrum für Psychische Gesundheit (Semmelweisstraße 12) wird an jedem Dienstag um 17 Uhr zur Abendbesinnung eingeladen.

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Pfarrer Michael Böhme ist neuer Klinikseelsorger am UKL. Foto: Stefan Straube

Mit Freude,Verantwortung und Liebe

künstler Michael Oertel ist Vorleser am ukL und zaubert kindern ein Lächeln ins gesicht

Angst, Trauer, Langeweile, Wut – das n sind alltägliche Gefühle der Kinder, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Linderung und Halt verschafft vor allem die besondere Zuwendung. Um Eltern dabei zu unterstützen, wird auf der Kinderintensivstation am Universitätsklinikum Leipzig vorgelesen, zum Beispiel von Michael Oertel. Er kommt mehrmals im Monat, im Gepäck hat er Kinderbücher, Handpuppen und Musik, und widmet sich damit aufmerksam einem kleinen Patienten oder einer kleinen Patientin.

Die dreijährige Emily sieht Michael Oertel nicht zum ersten Mal. Schon mehrfach hat er das Mädchen besucht, das die UKL-Kinderintensivstation von Geburt an kennt. Vom Fensterbrett holt sie das Buch,das er ihr beim ersten Mal geschenkt hat und klettert erwartungsvoll auf seinen Schoß, um zu lauschen – der Geschichte von der Helfe Elfe Magda in Ostfriesland. Die passende Musik hat Emily vorher schon in den Rekorder eingelegt Buch und CD stammen von Michael Oertel selbst.„Erdacht habe ich mir die Geschichte,

um Kinder,die schwer krank oder behindert sind, dabei zu unterstützen,trotzdem ihren eigenen Weg zu finden,zu gehen und sie wissen zu lassen, dass sie dennoch und gera-

de wegen ihrer Besonderheiten gemocht werden“, erklärt der Künstler und Autor. Emily gefällt besonders die Musik so gut, dass sie freudig durchs Zimmer tanzt. Spä-

ter bringt sie eines ihrer Spiele und setzt sich mit Michael Oertel auf den Fußboden – damit er ihr nun erklären kann, welches Tier in welche Öffnung passt.

„Zuwendung ist wie Brot für die Kinder“, weiß Michael Oertel.„Sie ernähren sich von der Nähe und brauchen sie neben der medizinischen Versorgung,um überhaupt gesund werden zu können oder sich zumindest wohler zu fühlen.“ Er kennt aus eigener Erfahrung die hohe Belastung,wenn das eigene Kind schwerst krank ist und behandelt werden muss. Als Vorleser ist er deshalb seit 2010 auf Intensivstationen von Krankenhäusern und in Hospizen unterwegs.Sein gemeinnütziger Verein „Mehrweg e.V.“ widmet sich mit großer Leidenschaft dem Ziel, kranken Kindern aus Büchern vorzulesen und ihnen dabei gleichzeitig ein Gesprächspartner zu sein. Wer das Vorhaben durch Spenden oder aktive Beteiligung als Vorleser unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Sandra Hasse

Mehrweg e.V Leipzig c/o Michael Oertel kontakt@mehrweg-ev.de www.mehrweg-ev.de

Fernreisende bringen multiresistente Erreger mit

ukL-infektiologen belegen in studie erstmals für Deutschland die import-Häufigkeit esbL-bildender bakterien

Ein zunehmendes Auftreten multire- n sistenter Keime stellt Krankenhäuser auch in Deutschland vor große Herausforderungen. Woher kommen die gefährlichen Erreger? Und welche Maßnahmen bieten Patienten den geeigneten Schutz? Antworten auf diese Fragen liefern Infektiologen und Mikrobiologen des Universitätsklinikums Leipzig anhand der Daten von Fernreisenden: Die Erreger werden oftmals mit nach Hause gebracht. Diese Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „International Journal of Medical Microbiology“ veröffentlicht.

Über zwölf Monate wurde in einer infektiologischen Studie am Universitätsklinikum Leipzig das Risiko eines Erreger-Imports durch Fernreisen untersucht. „Wir konnten dabei erstmals für Deutschland in einer größeren Kohorte zeigen,dass fast ein Drittel der Reisenden nach der Heimkehr aus Gebieten mit hoher Erregerdichte tatsächlich Träger multiresistenter Erreger ist“, erklärt Dr.Christoph Lübbert,Leiter des Fachbereichs Infektions- und Tropenmedizin am UKL. Der Internist mit den Arbeitsschwerpunkten Gastroenterologie, Infektiologie und Tropenmedizin hat zwischen Mai 2013 und April 2014 die Daten von 225 Reisenden vor und nach einer Fahrt in Gebiete mit hohem Vorkommen multiresistenter Erreger (MRE) verglichen. „Das betrifft vor allem den indischen Subkontinent und Südostasien sowie verschiedene Länder in Afrika und Mittel- beziehungsweise Südamerika, in denen diese problematischen Erreger deutlich häufiger als bei uns auftreten“, so Lübbert Im Zentrum der Studie standen sogenannte

Mikrobiologen und Infektiologen des Uniklinikums Leipzig um Dr.Christoph Lübbert haben festgestellt, dass Fernreisende oftmals multiresistente Erreger mit nach Hause bringen.Foto: Stefan

ESBL-bildende Bakterien, die gegen die Mehrzahl der verfügbaren Antibiotika resistent sind. Eine Besiedlung mit diesen Darmbewohnern ist in den meisten Fällen für Gesunde ungefährlich und verursacht keine Symptome. Ein Gesundheitsrisiko besteht allerdings im Falle einer Erkrankung des Trägers oder bei Kontakt mit immungeschwächten Mitmenschen. Die genauen Übertragungsmechanismen dieser Erreger sind noch nicht vollständig bekannt.

„Unsere Studie liefert hier einige Hinweise, denn weder gründliche Händehygiene noch die ausschließliche Verwendung verpackter Getränke während der Reise hatten eine

überzeugende Schutzwirkung“,erläutert Lübbert.Es zeigte sich dabei auch, dass eine unterwegs erworbene Durchfallerkrankung (Gastroenteritis) mit einem erhöhten Übertragungsrisiko korreliert.Am häufigsten wurden die Erreger nach Indien-Reisen (mehr als 70 Prozent der Reisenden) festgestellt, gefolgt von Reisen nach Südostasien (fast 50 Prozent der Reisenden). Von den untersuchten 225 gesunden Probanden mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren war nach der Reise bei 30,4 Prozent eine Besiedlung mit ESBL-bildenden Bakterien zu beobachten.

„Dieser Wert bestätigt ähnliche aktuelle

Untersuchungen in Skandinavien und den Niederlanden“, so Lübbert,„und ist höher als bislang angenommen.“ Frühere Studien gingen von Raten zwischen 14 und 25 Prozent aus. Keiner der Studienteilnehmer erkrankte im Untersuchungszeitraum aufgrund der Besiedlung

In einer Folgeuntersuchung nach sechs Monaten war ein Rückgang der Besiedlung festzustellen, nur noch 8,6 Prozent der Probanden waren weiterhin Träger der importierten Erreger.Vor Reiseantritt erhobene Daten lassen auf eine Besiedelungshäufigkeit (Prävalenz) mit ESBL-Bildnern von immerhin 6,8 Prozent im Großraum Leipzig schließen, so Lübbert.„Unsere Studie zeigt, dass der Kampfgegen multiresistente Erreger ein globales Herangehen erfordert, um künftig erfolgreich sein zu können“,resümiert der Mediziner. Anderenfalls würden fortwährend auftretende Importe alle lokalen Bemühungen um eine MRE-Bekämpfung verhindern.

Bereits jetzt lassen sich Empfehlungen für konkrete Maßnahmen für Krankenhäuser aus den Forschungsergebnissen ableiten „Ein systematisches Aufnahmescreening für ESBL-bildende Bakterien bei Patienten, die innerhalb der letzten sechs Monate in Indien oder Südostasien waren,kann in Einrichtungen des Gesundheitswesens und vor allem in Krankenhäusern dem Risiko einer unbemerkten Übertragung wirksam vorbeugen.“ Gleichzeitig sei eine vorsorgliche Isolierung bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse zu empfehlen. „Auch ein Screening für Beschäftigte in der Lebensmittelindustrie und Gastronomie nach solchen Reisen könnte eine vorbeugende Maßnahme für die Zukunft darstellen“,sagt Dr Lübbert Helena Reinhardt

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Michael Oertel zu Besuch bei Emily – gemeinsam lesen sie Geschichten und spielen Spiele. Foto: Stefan Straube Straube

Druckkammerhat erste Bewährungsprobe bestanden

Hyperbarmedizin hält einzug am Universitätsklinikum Leipzig und bietet neue therapieoptionen

Für Notfallpatienten und kritisch Kran- n ke bietet das Universitätsklinikum Leipzig ab sofort neuartige Behandlungsmöglichkeiten mittels hyperbarer Sauerstofftherapie an. In einer speziellen Druckkammer wird dabei unter Überdruck medizinisch reiner Sauerstoff geatmet. So kann eine bis zu 20-fache Erhöhung des Sauerstoffgehaltes im Blut erreicht werden.

„Unser Hyperbarmedizinisches Zentrum für Notfall- und Intensivmedizin hat im Januar seine Arbeit aufgenommen“,so Dr.Karsten

Kluba, Ärztlicher Leiter des Zentrums und Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. „Wir sind als einziges Hyperbarmedizinisches Zentrum in Sachsen rund um die Uhr erreichbar und natürlich auch für Ärzte anderer Krankenhäuser ansprechbar,die ihre Patienten hier mit dieser speziellen Therapie behandeln lassen wollen Für verunfallte Taucher, Menschen mit Kohlenmonoxid-Vergiftung,mit Gasbrand, mit diabetischem Fußsyndrom oder auch mit Folgekomplikationen einer Strahlentherapie stehen bei uns neue und verheißungsvolle Therapieoptionen zur Verfügung.“

Ein schwer erkrankter Patient aus einem benachbarten Krankenhaus wurde bereits wenige Tage nach Eröffnung in der Druckkammer behandelt. „Er hatte eine lebensbedrohliche Weichteilinfektion, die nur durch das perfekte Zusammenspiel von Operateuren, Hyperbarmedizinern und Intensivmedizinern zu bekämpfen ist. Der Patient wurde sofort operiert, dann in der Druckkammer behandelt und später auf der Intensivstation weiterversorgt“, berichtet Dr.Kluba. Damit haben die Druckkammer und das Hyperbarmedizinische Zentrum ihre erste Bewährungsprobe bestanden

Die räumliche Nähe von Hubschrauber-Landeplatz, Zentraler Notfallaufnahme, radiologisch-diagnostischer Abteilung,Intensivstation und Operationssälen garantiert kurze Wege für die Patienten und trägt damit entscheidend zur Risikominimierung bei. Von Vorteil sei zudem,dass für die Behandlung von Patienten im Hyperbarmedizinischen Zentrum das komplette Equipment einer modern ausgestatteten Intensivstation – einschließlich eines druckkammertauglichen Defibrillators – bereit steht. Zudem komme gerade bei schwerst erkrankten Patienten die Konzentration verschiedenster,in die Versorgung involvierter Fachdisziplinen am UKL mit ihrer 24-stündigen Versorgungsbereitschaft zum Tragen.Die direkte Anbindung der Druckkammer an die leistungsfähigen Strukturen einer Universitätsklinik macht den entscheidenden Unterschied zu vergleichbaren Behandlungseinrichtungen aus.

Wie der Ärztliche Leiter des Zentrums erläutert,spielt bei einem Tauchunfall oder einer Kohlenmonoxid-Vergiftung die Zeit eine wichtige Rolle: Der Betroffene muss so schnell wie möglich in die Druckkammer, dann startet eine relativ aggressive Behandlung mit vergleichsweise hohem Druck und einer bis zu maximal acht Stunden dauernden Therapie. Im Gegensatz dazu wird bei der Behandlung von Problemwunden hinsichtlich Behandlungsdruck und Sitzungsdauer weit weniger aggressiv therapiert.Dafür sind nicht selten bis zu 40 Sitzungen nötig,um die wundheilungsfördernde Wirkung der hyperbaren Oxygenierung maximal auszunutzen.

Die in die Behandlung von Patienten direkt involvierten Ärzte sind alle Fachärzte für Anästhesiologie, verfügen über Zusatzqualifikationen wie „Taucherarzt-Diplom“ oder „Spezielle anästhesiologische Intensivmedizin“ sowie langjährige klinische und insbesondere notfallmedizinische Erfahrung.Während der gesamten Behandlungszeit in der Druckkammer wird der Patient von jeweils einem speziell weitergebildeten Arzt begleitet und betreut Uwe Niemann Weitere Informationen: www.hbo-leipzig.de

Zahl der Woche n

40 Sitzungen

Bis zu 40 Sitzungen mit jeweils zwei Stunden in der Druckkammer des UKL sind notwendig,um heilende Wirkungen bei Patienten mit einem diabetischen Fuß zu erreichen. Hintergrund ist, dass beim diabetischen Fuß eine mangelnde Sauerstoffversorgung in den Füßen oft selbst kleinste Wunden nicht mehr heilen lässt. Dadurch stirbt der Fuß sozusagen ab.Dem wirkt die Überdruck-Sauerstoff-Behandlung (HBO

Hyperbare Oxygenierung) entgegen: Durch den erhöhten Umgebungsdruck in der Behandlungskammer und durch das gleichzeitige Atmen von reinem Sauerstoff ist eine bis zu 20-fache Erhöhung des Sauerstoffanteils im Blut möglich. Durch ein interdisziplinäres Konzept, in das die HBO-Therapie eingebunden ist, können Amputationen vermieden oder das Amputationsausmaß reduziert werden UN

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Dr.Karsten Kluba, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, bei der Behandlung eines Patienten in der Druckkammer, wo Patienten unter Überdruck medizinisch reinen Sauerstoff atmen. Dipl.-Ing. DetlefMüller ist der Technische Leiter der HBO-Druckkammer, in der beispielsweise verunfallte Taucher und Menschen mit Kohlenmonoxid-Vergiftung behandelt werden
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2010 fand die Druckkammer ihren Platz in der Liebigstraße 18. Dazu wurde sie mit einem speziellen Kran über das Gebäude gehoben.

Wahllos ist nichts, Zufälligkeiten gibt es nicht

auswahl,Vorbereitung und umsetzung vielfältiger aktivitäten in kunst und kultur am uniklinikum liegen in den Händen von klaus-Peter John

Ausstellungen und Vernissagen, Klinik- n Konzerte und Puppenspiel-Aufführungen, Museum im Krankenhaus und die KlinikClowns – das Universitätsklinikum hat eine beachtliche kulturelle Seite, die heute zum Klinikalltag gehört und die keiner missen möchte. Auswahl, Vorbereitung und Umsetzung der vielfältigen Aktivitäten liegen seit Jahren in den Händen von Klaus-Peter John.Viele kennen den 54-Jährigen, der sozusagen als Kurator des Universitätsklinikums arbeitet; der offiziell indes nur „Mitarbeiter der allgemeinen Verwaltung“ ist

„Für mich ist mein Arbeitsinhalt das Wichtigste“, sagt Klaus-Peter John. „Ich selbst muss hier nicht auf einer Bühne stehen. Mir reicht es, wenn ich eine breite Palette von Kunst und Kultur ins Klinikum bringen kann.“

Kunst und Kultur gehörten schon immer zu seinem Alltag.Kein Wunder:Sein Vater war Ästhetikprofessor, leitete bis 1985 den Fachbereich Ästhetik der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften an der Universität Leipzig.„Da wächst man automatisch mit Kunst auf“,so Klaus-Peter John, der nach der Schule erst einmal Tischler für Dekorationsbau in den Leipziger Theaterwerkstätten lernte,aber schon in seiner Lehrzeit die Abendakademie der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst besuchte und sich unter Anleitung von Gerd Thielemann mit den Grundlagen der Malerei beschäftigte. „Damals habe ich nicht nur die Wirkung von Farben und Maltechniken kennengelernt, sondern auch erkannt: Die Kunst ist ein Riesenuniversum,dessen viele Teile gleichberechtigt sind – der Kunstmarkt mit seinen großen Namen und großen Geldern genauso wie die kleine Kulturszene“,betont Klaus-Peter John. Leider werde heute hauptsächlich auf die erfolgreichen Künstler abgehoben. Die vielen kleinen, unbekannten Maler, Gestalter,Fotografen,Schauspieler, Sänger,Tänzer würden vielfach kaum zur Kenntnis genommen. Deshalb sei es auch für ihn wichtig, diesem Teil des Kunst-Universums am Klinikum eine Chance zu geben. „Als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, standen sicher Nahrungssuche und Fortpflanzung im Mittelpunkt. Aber schon damals wurde die Höhle bemalt, wurden die Schale und der Speer verziert.Die Kunst war also schon immer ein Bedürfnis des Menschen. Genauso ist es auch bei mir:Auch für mich sind Kunst und Kultur Grundbedürfnisse.“

Nach seiner Lehre arbeitete Klaus-Peter John eine Weile als Dekorationstischler, wechselte nach der Armeezeit aber schnell ins Gesundheitswesen und wurde Hilfspfleger in der Kinderpsychiatrie, die damals in Leipzig-Dösen be-

„Wer es erlebt, genießt es!“ Unter diesem Motto steht der „Carnaval“, der Fasching in der kolumbianischen Stadt Barranquilla. Eher zufällig ist Prof Christoph Baerwald, Leiter der Rheumatologie am UKL, bei seiner Südamerika-Reise in der Stadt vorbeigekommen.Von der Lebensfreude der Menschen überwältigt, hat er den Karneval in Barranquilla in vielen farbenfrohen Fotos festgehalten, die im Studienzentrum der Medizinischen Fakultät gezeigt werden (Liebigstraße 27, Haus E). Zu sehen bis 27. Februar

Hidden stars n

In der Rubrik „Hidden Stars“ stellen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsmedizin Leipzig vor, die an wenig sichtbaren,aber wichtigen Stellen im Klinikum für das Wohl der Patienten sorgen.Der englische Ausdruck „Hidden Star“ steht dabei für einen „versteckten Stern“ – nur wer genau hinschaut, sieht ihn leuchten

heimatet war.Eigentlich hatte er vor, Kindergärtner zu werden.Aber das war zu DDRZeiten für Männer nicht möglich. „In der Kinderpsychiatrie hielt ich es aber nicht lange aus, das ging mir an die Substanz“,erzählt Klaus-Peter John. „Als eine Stelle in der Kulturellen Patientenbetreuung/Patientenbibliothek des Universitätsklinikums frei wurde,kam für mich die große Chance, meine Liebe zur Kunst und zur Medizin zu vereinen. Hier begann ich, mich um die Organisation von Veranstaltungen zu kümmern.Zugleich zog ich regelmäßig mit dem Bücherwagen von Station zu Station.“ 1989 wurde er vom Universitätsklinikum zum berufsbegleitenden Fernstudium für sozial-kulturelle Arbeit in Dresden delegiert. Bis zum heutigen „Kulturmanager des UKL“ brauchte es indes noch wichtige Anstöße und Erfahrungen

Einer dieser Anstöße waren Veranstaltungen des Völkerkundemuseums in der alten Klinik für Orthopädie in der Semmelweisstraße. „Die Besucher liefen durch die leeren Gänge des Gebäudes – hier entstand die Idee:Da könnte man doch Bilder aufhängen,eine kleine Galerie entstehen lassen.“ Gesagt, getan – wenngleich mit den damaligen Mitteln: Ordentliche Bilderrahmen gab es nicht, selbstgebaute mussten reichen. Feierlich wurde die erste Bilderausstellung im UKL – gezeigt wurden Werke junger Maler – eröffnet.

„Heute gibt es 26 Ausstellungsorte und Galerien im Klinikum. Und für jeden Ort habe ich ein spezielles Konzept“,so Klaus-Peter John. „Auf der Intensivstation beispielsweise haben die Besucher nicht die Ruhe und die Muße, sich eingehend mit Bildern zu beschäftigen.Als mein Vater dort lag,habe ich gelernt, was man dort zeigen kann und was nicht.“ Die Bilder,die hier hängen, sollen vor allem Ruhe ausstrahlen und Harmonie. Denn der Besucher,der mit Ängsten und Sorgen hierher kommt, nimmt die Bilder wahr, auch ohne sie genau zu betrachten. Über das Unterbewusstsein werden vielleicht etwas Ruhe und Harmonie vermittelt.

„In der Zahnklinik kann man ganz anders herangehen. Es ist eine junge Klinik. Der Patient sitzt kurz, ist dann schnell wieder weg – diese Besuchersituation bietet sich an für junge Kunst mit Abstraktem und Konzeptionellem Im Carl-Ludwig-Institut wiederum zeigen wir

Laufende ausstellungen am ukL

Skizzen und Entwürfe für Bühnenbilder und Kostüme zeigt eine Ausstellung unter dem Titel Das ist kein Anfang und kein Ende im Wartebereich der Urologie (Liebigstraße 20, Haus 4, 1. Etage). Die Arbeiten aus drei Jahrzehnten stammen von Carola Pabst, die mit ihren Kostümen und Bühnenbildern bis 2009 insgesamt 138 Produktionen in Schauspiel, Oper, Operette, Ballett und Kindertheater gestaltet hat. Zu sehen bis 27. Februar La Scultura ist eine Ausstellung über-

schrieben, die im José-Carreras-Haus (Johannisallee 32a, Haus 9) Fotografien von Bertram Kober zeigt. Der Künstler hat bei seinen Besuchen in verschiedenen Orten Italiens besondere Landschafts- und Figurenkonstellationen wahr- und aufgenommen. In seinen Fotos erfasst er die Schnittstellen zwischen Realität und Sehnsucht, bei denen nicht selten neben Ernst auch ein Augenzwinkern hervorleuchtet. Zu sehen bis 28. Februar Eine „Verbeugung vor Japan“ nennt

nur Fotografie. Denn hier stehen die Räumlichkeiten immer allen offen.Da muss man schon überlegen, welche Werte man an die Wand hängt.“ Wahllos ist nichts, Zufälligkeiten gibt es nicht, so das Credo von Klaus-Peter John. Dabei ist er in der Region immer auf der Suche nach neuen Ansätzen und neuen Künstlern.Und natürlich gibt es da immer unerwartete Begegnungen Aber am Ende, wenn es in eine Ausstellung oder Veranstaltung mündet,muss alles zueinander passen. Freilich gefällt alles nicht allen. „Kritik ist eine wesentliche Sache – sowohl bei der Kunst selbst als auch bei dem,der sich lange damit beschäftigt. Man muss seine Arbeit kritisch sehen, das Herangehen stets hinterfragen und auch immer Neues probieren.“

Leipzig hat eine Vielzahl prominenter Künstler. Prominenz, so Klaus-Peter John, ist gut, um Kunst zu vermitteln. „Vielleicht guckt sich mancher ein Bild nur deswegen an, weil es von einem berühmten Maler ist. Aber ist glaube, man ist gut beraten, nicht nur die Großen zu zeigen, sondern auch Unbekannten eine Chance zu geben. Auch Neo Rauch war Anfang der 90er-Jahre ein Unbekannter,der in der damaligen Baracke der Neurologie seine Bilder zeigte.“

Wer mit Kunst aufwuchs und seit Jahren Kunst vermittelt – macht der auch selbst Kunst? „Natürlich. Wobei der Klang heute meine Hauptausdrucksweise ist. Als junger Bursche war ich mal Sänger in einer Punk-Band und habe mich damals vom Text verabschiedet. Nicht aus politischen, sondern aus künstlerischen Gründen.“

Mit dem Projekt „The Oval Language“ geht er in seinem Urlaub auch auf Tour.Er hat mit seiner Arbeit beim UKL also nicht sein Hobby zum Beruf gemacht.

Sein Vorbild ist übrigens Sir Ernest Shackleton, ein Polarforscher,der im Gegensatz zu Amundsen und Scott seine Expedition in der Antarktis nicht auf Teufel komm raus durchzog,sondern das Ziel Durchquerung des antarktischen Kontinents aufgab, um sein Team zu retten.So wurde er weniger durch wissenschaftliche Beiträge zur Antarktisforschung bekannt, als durch die abenteuerliche Rettungsaktion. Ein nicht unwesentlicher Aspekt der zur Rettung der Mannschaft beitrug war Kunst und Sport. Obwohl das Schiff vom Packeis zermalmt wurde,konnten alle Expeditionsteilnehmer vor dem sicheren Tod bewahrt werden.„Ohne Rücksicht auf Verluste ein Ziel gnadenlos verfolgen – das kann nicht Sinn der Sache sein. Ich habe mich – obwohl ich für meine Arbeit oft als Einzelkämpfer unterwegs bin – immer dem Team, der Gemeinschaft verpflichtet gefühlt. Weil auch Kunst nicht für Einzelne, sondern für alle, also die Gemeinschaft, existiert.“ Uwe Niemann

Anja Tchepets ihre von Hand gedruckten und kollagierten Bilder kimonokabukisushi ist die Schau ihrer Werke in den Räumen der Kinderradiologie (Liebigstraße 20a, Haus 6) überschrieben. Die wesentlichen Elemente des japanischen Farbholzschnittes, wozu eine klare Linienführung, stilisierte Formen, farbig gefüllte Flächen sowie das Fehlen von Perspektive gehören, finden sich auch in ihren am UKL gezeigten Bildern. Zu sehen bis 6. März.

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Klaus-Peter John (r.) besucht Karl Anton im Atelier, dessen Werke demnächst am UKL zu sehen sein sollen.Foto: Stefan Straube

Gesellschaftliche Ablehnung begünstigt psychische Erkrankungen

Belastung durch Stigmatisierung kann bei Adipositas-Patienten zu Depressionen und Angststörungen führen

Die Vorurteile, Abwer- n tung, soziale Ausgrenzung und Diskriminierung, die Menschen aufgrund ihrer Adipositas erleben, wirken wie chronische Stressoren. Die psychische Belastung durch diese Stigmatisierung kann zu Depressionen, Angststörungen und oft sogar zu weiterer Gewichtszunahme führen. Die Mechanismen dieses Teufelskreislaufs untersuchte Dr Claudia Sikorski für das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen in Leipzig anhand von vorliegenden Studien zur Stigmatisierung bei Adipositas.

Die Ergebnisse erschienen kürzlich im Fachjournal „Obesity“.Gerade weil Adipositas weiter zunimmt – bei gleichzeitig nur wenigen wirksamen Behandlungsmöglichkeiten –, ist es wichtig zu verstehen, welche Mechanismen den Erfolg von Adipositas-Therapien vereiteln. Sikorski und ihr Team analysierten 46 wissenschaftliche Studien, die den Zusammenhang zwischen der Stigmatisierung von stark übergewichtigen Menschen mit psychischen Belastungen und Störungen untersuchten. „Wir finden viele Risikofaktoren,die im Bereich psychischer Störungen etabliert sind, bei Menschen mit Adipositas stark ausgeprägt. Diese Risikofaktoren sind nicht etwas Spezielles für diese Gruppe,aber Menschen mit Adipositas scheinen, auch aufgrund von

Stigmatisierung,eine erhöhte Häufigkeit dieser Faktoren aufzuweisen“,sagt sie. Vor allem das in den Studien beschriebene herabgesetzte Selbstwertgefühl gilt als ein großer Risikofaktor für psychische Leiden wie Depressionen und Angststörungen

In der Adipositas-Forschung hat sich gezeigt, dass die Stigmatisierung und das Annehmen des negativen Fremdbildes als Selbstbild zu einem ungünstigen Essverhalten und somit zur Erhaltung oder Verschlimmerung der Adipositas beitra-

Es war eine Mutter

sere Arbeit wichtig, weil wir nicht darauf vertrauen können, dass sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Adipositas in absehbarer Zeit verbessert.Deshalb sollten wir den Betroffenen Mittel und Wege zum Umgang mit Stigmatisierung aufzeigen.Dies sollte möglichst integraler Bestandteil der Adipositas-Therapie werden“, erklärt die 29-jährige Wissenschaftlerin.

gen. Es entwickelt sich ein Teufelskreislauf aus Stigmatisierung aufgrund von Adipositas, mehr sozialem Rückzug, weiterer Zunahme des Gewichts und folglich immer stärkerer Stigmatisierung.Dazu kommt häufig noch die Erfahrung von Benachteiligung und Diskriminierung im sozialen und Berufsleben.

Dr.Sikorski sucht nach therapeutischen Ansätzen,wie dieser Teufelskreislauf durchbrochen werden kann. „Für eine verbesserte Adipositas-Therapie ist un-

Die Autorin Hella Scholz hat ein Buch über ihre Familie geschrieben

und das Leben mit Demenz

Viele Kinder wollte sie einmal haben, n das stand für die Mutter von Hella Scholz schnell fest, war sie selbst doch als Einzelkind groß geworden. Und so kam es auch: Zwischen 1948 und 1963 kamen ihre vier „Jahreszeitenkinder“ auf die Welt.

So wurde die erste Tochter im Winter geboren, die „mittleren“ Kinder im Sommer und Herbst und die Jüngste, Hella, im Frühling.Viele Jahre später hat die Mutter nur noch einen einzigen Wunsch: Sie will bis zum Schluss bei ihrer Familie bleiben, auch im hohen Alter, wenn die Kraft nachlässt. Die Kinder machen es möglich.

„Es war eine Mutter – Abschied Stück für Stück“ erzählt ein Stück Familiengeschichte. Die Autorin Hella Scholz, die auch Mitarbeiterin am Uniklinikum Leipzig ist, berichtet aus dem liebevollen Leben ihrer Familie in Leipzig,das auch dann weitergeht, als die Mutter an Demenz erkrankt. Die Kinder kämpfen um jedes Stück Erinnerung und gegen Unverständnis, und erfüllen so der Mutter ihren letzten und zugleich einen der sehnlichsten Wünsche. ukl

Hella Scholz: Es war eine Mutter.Abschied Stück für Stück. Engelsdorfer Verlag 2014.

In einer Folgestudie befragt Sikorskis wissenschaftliches Team in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa rund 1000 Erwachsene mit Adipositas zu ihren Erfahrungen mit Stigmatisierung und ihrem Umgang damit. Dies soll helfen,besser zu verstehen, wie Stigmatisierung erlebt wird,wie sie ihre negative Wirkung entfaltet und wie die Betroffenen damit umgehen können. Erst die wissenschaftliche Auswertung dieser Phänomene ermöglicht es dann, Leitlinien für eine wirksamere Therapie zu entwickeln, die einer evidenzbasierten Medizin gerecht werden Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungsund Behandlungszentren,die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.Es ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig

MEDIZIN A-Z n

Adjuvante

Therapie

So werden Behandlungsmaßnahmen bezeichnet, die die eigentliche Therapie unterstützen.Das kann einerseits bedeuten, dass eine Arznei die Auswirkungen einer Erkrankung abmildert, dadurch aber keine Heilung erreicht wird.Andererseits sind damit ergänzende Behandlungsmaßnahmen gemeint, um beispielsweise nach der operativen Entfernung eines Tumors die langfristige Heilung zu sichern Dazu gehören Chemo-, Strahlen-, Hormon- und Immuntherapie. UN

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Von 258 auf 100 Kilogramm in drei Jahren: IFB-Patientin Nicole konnte ihr Gewicht durch Magenverkleinerung, Operationen, Ernährungsumstellung und Sport deutlich reduzieren. UKL-Experten wie Lars Selig stehen den Patienten aktiv zur Seite. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

AuSBILDunGS-TAGEBucH n

Geschenke, gemeinsam Kochen, Geburtserfahrung

auszubildende der Medizinischen berufsfachschule des uniklinikums Leipzig berichten aus ihrem alltag

an der Medizinischen berufsfachschule (MbFs) des universitätsklinikums Leipzig lernen rund 750 junge Menschen einen gesundheitsberuf. sie haben sich für einen beruf mit guten Zukunftsaussichten entschieden, der hohe ansprüche an die fachliche und soziale kompetenz jedes einzelnen stellt in der reihe„ausbildungstagebuch“ geben die azubis verschiedener Fachrichtungen einblicke in ihre berufsausbildung

Kuchenbasar für den guten Zweck

geschenke bringen kinderaugen zum Leuchten

Weihnachtszeit,Geschenkezeit–doch n Menschen, die sich keine Geschenke leisten können, findet man überall, auch beiunsinLeipzig Deshalbhabenwir,die Klasse K13d der MBFS und einige Freiwillige aus anderen Klassen, uns dazu entschieden, betroffenen Menschen in LeipzigzuWeihnachteneinekleineFreude zu bereiten.

Im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum der Caritas fanden wir schnell Unterstützung bei der Suche, denn dort finden hauptsächlich Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren,deren Familien als Flüchtlinge oder Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind, nach der Schule eine schöne und sinnvolle Freizeitbeschäftigung

Es ist ein Mädchen!

erste geburtserfahrungen einer Hebammenschülerin

In einer meiner ersten n Schichten hatte ich gerade nicht viel zu tun und unterhielt mich mit einer Schülerin aus demselben Jahrgang, als mich die Hebamme aufforderte, in den Kreißsaal zu gehen. Dort sollte ich einer anderen Hebamme helfen.

Ich ging sofort los, zögerte aber kurz vor der Tür.In Wirklichkeit hatte ich noch keine Geburt miterlebt,war mir aber sicher, dass es nicht wie in TV-Serien ablief. Schnell öffnete ich die Tür und war auch schon mitten im Geschehen. Die Frau saß bereits im Vierfüßer auf dem Bett und presste. Die Hebamme bat mich, an die Frau heranzutreten und den Schallkopfvom CTG-Gerät zu halten,gleichzeitig gab sie mir das Telefon und meinte, ich solle den Arzt anrufen, wenn sie mir es sagt. Nun stand ich etwas überfordert, aber auch sehr aufgeregt neben der Frau und sah zu. Die eigentliche Geburt

verliefschnell,da die Frau gut auf die Hebamme hörte.Das Kind war da, es war ein Mädchen.Ich war sehr überwältigt und musste meine Tränen zurückhalten.Ab diesem Moment war mir bewusst, dass es das ist, was ich selber einmal machen möchte: kleinen Erdenbürgern auf die Welt helfen und den werdenden Müttern die Angst und Schmerzen so gut wie möglich nehmen. Paola Sebode

Also haben wir einen Kuchenbasar veranstaltet,bei dem sich Lehrer und Mitschüler für einen guten Zweck mit allerlei Köstlichkeiten eindeckten. Außerdem haben wir eine Sachspende vom St. Benno-Verlag erhalten,sodass wir am Ende 32 Geschenkkartons füllen und weihnachtlich verpacken konnten Als wir dann endlich die Geschenke über-

geben konnten,war die Freude groß. Eine Schar begeisterter Kinder umringte uns rasch und staunte, als wir das ganze „Wohnzimmer“ mit Geschenken belagerten. Unsere Einnahmen reichten sogar noch für eine große Spielesammlung für das Familienzentrum. Es war also ein Erfolg und das Schönste waren die vielen leuchtenden Kinderaugen Ralf Domann, Klasse K13d

Trend oder alternativ

MbFs-schüler stellen vegane kochkunst auf die Probe

Immer wieder hatte es Gespräche über n Ernährung in der Themeneinheit „Essen und Trinken“ gegeben. Diese sollten nun zu einem krönenden Abschluss gebracht werden, und für einen Tag hieß es: „veganztägig“. So viel sei vorweggenommen: Die Gerüchteküche war nicht die einzige, die an diesem Tage brodeln sollte Abwechslungsreich, vielfältig und vor allem ohne auch nur ein Gramm tierischer Produkte zu verwenden,stellte die Krankenpflegeklasse K14b des ersten Ausbildungsjahres der Medizinischen Berufsfachschule ein VierGänge-Menü auf die Beine und lernte dabei alternative Koch- und Zubereitungstechniken kennen.

Erdnussdressing auf Rucola-Tomatensalat mit gerösteten Pinienkernen, Chili „sin“ Carne, Wraps und ein Tisch voll von verschiedenstem Rohkostsalat als Füllung,Tofu-Nuggets in Maiskruste mariniert und sogar saftige Brownies zum Dessert standen auf der Speisekarte.Der Tag begann früh, die Rezepte waren sorgfältig zusammengestellt und alle Einkäufe erledigt – die Erwartungen also dementsprechend hoch

Neben der fachlichen Auseinandersetzung mit veganer Ernährung im Allgemeinen wechselte sich die in zwei Gruppen geteilte Klasse nacheinander mit dem Kochen ab,während ein theoretischer Part Einblicke in die Vorzüge veganer Ernährung geben sollte. Das kritische Auseinandersetzen mit dieser Thematik sollte durch Gespräche während des Kochens dann vertieft werden.Dies ermöglichte nicht nur immensen Spaß und Teamarbeit, sondern ebenfalls einen fließenden Übergang von Theorie und Praxis.

An vier Kochplätzen gleichzeitig sollte dann gastronomisches Können unter Beweis gestellt werden.Als endlich alle frisch zubereiteten Gerichte zum Tisch getragen wurden und Schulleiterin, Fachbereichsleiter,Klassenlehrer und Fachlehrer,die zuvor mit Unterstützung und Rat zur Seite gestanden hatten,beiwohnten, konnte die reich gedeckte Tafel für eine reichliche Stunde genauestens unter die Lupe genommen werden.Und spätestens nach der Verköstigung konnten die vorangestellten Klischees über vegane Ernährung,Stigmatisierung und Generalisierung noch mal genauer „überdacht“ werden – mit vollem Magen aber, versteht sich. Valentin Mühlberg, K14b

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32 Geschenkkartons warteten auf die Kinder im Kinder-, Jugend- und Familienzentrum der Caritas Leipzig. Ein Teil der Präsente wurde durch einen Kuchenbasar der MBFS-Schüler finanziert.Fotos: privat

Blumenstrauss der WOCHe n

Ein Dankeschön für Georgios Bubulas

Wenn die Computertechnik „versagt“,ist oft schnelle Hilfe nötig. Die leistet am UKL der sogenannte Helpdesk, wo Mitarbeiter aus dem Bereich IT-Management telefonische Unterstützung bei Computer-Problemen bieten.Einer der Mitarbeiter ist Georgios Bubulas. Für „seine Ruhe und große Ausdauer“ gab es jetzt ein buntes Dankeschön – stellvertretend für die gesamte Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie überreichte Ramona Friedrich den Blumenstrauß der Woche. „Auch alle anderen Mitarbeiter sind sehr nett und helfen engagiert weiter,bis die Technik wieder funktioniert“, war Ramona Friedrich voll des Lobes. Mit dem „Blumenstrauß der Woche“ möchten wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsmedizin „Danke“ sagen für ihre Arbeit und ihr Engagement. Wenn Sie jemanden kennen, der schon lange einen Blumenstrauß verdient hat –sagen Sie es uns. Wir warten auf Ihre Vorschläge, bitte per Mail an redaktion@uniklinik-leipzig.de oder per Telefon (0341) 97 15 905.

Das Team der „Liebigstraße aktuell“

Wichtiger Mechanismus bei der Bildung von Nervenbahnen entdeckt

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert acht Projekte mit mehr als zwei Millionen euro

Forschern der universität leipzig n ist ein entscheidender schritt auf dem Weg zum Verständnis der Bildung von nervenbahnen gelungen. sie entdeckten eine möglichkeit, bestimmte Proteine regelrecht an- und abzuschalten, die für die sicherung von nervenbahnen von Bedeutung sind Ähnlich wie die einzelnen adern von elektrischen Kabeln sind die nervenbahnen voneinander isoliert, um Fehlfunktionen zu vermeiden.

Zuständig für die Isolierung ist eine Zellschicht, die Myelin genannt wird,und sich schützend um die Nervenbahnen wickelt. Eine gestörte Myelinisierung findet man bei Krankheiten wie der Multiplen Sklerose. Eine gerade erst in den Fokus rückendeGruppevon Rezeptoren,deren Funktion bisher im Dunkeln lag,ist dabei offenbar von entscheidender Bedeutung. Die Erkenntnisse wurden jetzt im international renommierten Journal „Cell Reports“ publiziert.Ein eigens gegründeter Forscherverbund wird sich in den kommenden drei Jahren der speziellen Rezeptorengruppe widmen.

Bei Zebrafischen wies die Forschergruppe um Dr.Ines Liebscher und Prof.Dr. Torsten Schöneberg am Institut für Biochemie der Medizinischen Fakultät nach,dass über die speziellen Rezeptormoleküle ein Signalweg manipuliert werden kann. Wird das Protein abgeschaltet,kommt es im betroffenen Organismus zu Erkrankungen des Nervensystems. „Es geht um

Zebrafische sind die Forschungsobjekte: Bei diesen Wasserbewohnern wurde nachgewiesen,dass ein bestimmtes Rezeptormolekül einen Signalweg beeinflussen kann.

Rezeptoren,die ihre Signale über sogenannte G-Proteine weiterleiten,weshalb sie auch G-Protein gekoppelte Rezeptoren oder kurz GPCR – für das englische G protein coupled receptor – genannt werden“, erläutert Dr.Liebscher. GPCR ver-

mitteln ihren Worten nach alles, was man sich im Körper vorstellen kann. „Durch GPCR kann der Mensch sehen, sein Immunsystem steuern, den Hormonhaushalt lenken.“

Wie Institutsleiter Torsten Schöneberg

sagt, hat ein Rezeptormolekül zwei Aufgaben: „Es muss ein bestimmtes Signal erkennen, und es muss das Signal in die Zelle hineinbringen und dort in die ‚Sprache‘ des Stoffwechsels der Zelle übersetzen.“ Ines Liebscher fügt hinzu: „Für einen der Rezeptoren konnte gezeigt werden,dass er ursächlich mit dafür verantwortlich ist, dass sich Myelinscheiden um Nerven bilden.“ Myelinscheiden sind Biomembranen, die sich um Nervenbahnen legen, vergleichbar mit Isolierungen von Elektrokabeln. Fehlt die Isolierung, entwickelt der betroffene Organismus Störungen der Nervenreizleitung wie beispielsweise bei der Multiplen Sklerose. Eine Forschergruppe von Wissenschaftlern aus Leipzig,Erlangen,Würzburg und Mainz wird sich nun mit insgesamt acht Projekten – davon vier in Leipzig – der GPCR-Rezeptorgruppe widmen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Projekte über die kommenden drei Jahre mit mehr als zwei Millionen Euro Da diese Rezeptoren für sehr viele unterschiedliche Entwicklungen im Organismus verantwortlich sind, wird zukünftig auch die Entstehung zahlreicher Krankheiten besser erklärbar sein. Die Liste reicht von Tumorerkrankungen über Adipositas bis hin zu angeborenen Fehlbildungen des Gehirns. Wenn der Grund für Erkrankungen erklärt werden kann, dann ist laut Biochemiker Schöneberg der erste Schritt auf dem Weg zu einer Therapie bereits gegangen Jörg Aberger

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Foto: Matthias Hieckel/dpa

Rettende Engel oder "Aggressoren"?

Juniorprofessor untersuchtRolle vonKatastrophen-Helferninden Medien

Dr Patrick Merziger befasst sich wis- n senschaftlich unter anderem mit Katastrophen, genauer gesagt mit der Rolle der Medien in bestimmten, für den Menschen bedrohlichen Situationen. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der humanitären Hilfe; aber auch aktuelle Katastrophen wie Ebola analysiert der 41-Jährige, der als Juniorprofessor für Kommunikationsgeschichte an die Universität Leipzig berufen wurde.

Mittlerweile ebbt die Ebola-Epidemie in Westafrika allmählich ab.Diese erfreuliche Nachricht ließ die Berichterstattung dazu noch einmal aufleben. Trotz einer insgesamt weiter hohen Zahl der Infizierten flaute das Interesse der Medien aber schnell wieder ab.Ursachen dafür gibt es Merzigers Ansicht nach mehrere: Zum einen seien da die viel zu hoch gegriffenen Prognosen der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Zahl der Ebola-Infektionen, die nicht eingetreten seien, berichtet Merziger,der Geschichte und Literaturwissenschaft in Berlin, Bochum und Madrid studiert hat. "Die Medien haben für ihre Berichterstattung ein bestimmtes Interesse an Zuspitzungen Die sind nicht langfristig", erklärt der Experte weiter.Zudem sorgten auch politische, militärische und wirtschaftliche Interessen dafür,dass die Welt zunehmend als Ort der Katastrophen wahrgenommen werde. So hat der Kommunikationshistoriker in seine Forschungen auch die Öffentlichkeitsarbeit diverser Hilfsorganisationen und staatlicher Institutionen einbezogen. "Sie haben meist eine gewisse Tendenz zu kurzfristiger,effektiver Hilfe. Das ist medial und damit für die Wähler oder Spender besser zu vermitteln als komplexe, langfristige Hilfe", sagt er Der Juniorprofessor, der seit April 2014 am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität tätig ist, analysiert die Akten der Hilfsorganisationen seit 1951. Daher weiß er,dass deren Aktionen oft schiefgehen, die Unterstützung nicht am

Ausländische Helfer

Bestimmungsort ankommt oder die Betroffenen sie nicht als Hilfe, sondern eher als Bedrohung auffassen. Dies, so sagt er,sei auch heute noch bei den Aktionen in den Ebola-Gebieten der Fall.Merziger informiert sich via Internet über die Berichterstattung der örtlichen afrikanischen Medien zu dem Thema und liest auf Blogs der Hilfsorganisationen Live-Berichte aus den Einsatzgebieten. "Manchmal wird die Hilfe vor Ort als Fortsetzung der Kolonialisierung oder als schwarze Magie westlicher Mediziner wahrgenommen", erklärt der Wissenschaftler. Als Beispiel nennt er eine Karikatur in einer liberianischen Zeitung,die Ärzte mit Gewehren zeigte, die auf eine

Hochdotierter Forschungspreis für Robert B. Brandom

US-Amerikaner bald Gastprofessor an der UniversitätLeipzig

Die Alexander von Humboldt-Stif- n tung ehrt den amerikanischen Philosophen Robert B. Brandom mit dem diesjährigen Anneliese Maier-Forschungspreis. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 250 000 Euro verbunden. Damit finanziert Brandom einen bis zu fünfjährigen Forschungsaufenthalt am Institut für Philosophie an der Universität Leipzig Das gab die Alexander von Humboldt-Stiftung in Bonn bekannt. Die Verleihung des Preises, der jährlich an herausragende Geistes- und Sozialwissenschaftler für Forschungskooperationen mit Fachkollegen in Deutschland vergeben wird, findet am 15. September 2015 in Leipzig statt Neben Brandom wurden zehn weitere Preisträger aus insgesamt 72 Nominierten aus 22 Ländern ausgewählt.

Der Amerikaner Robert B. Brandom,der am Lehrstuhl Theoretische Philosophie eng mit seinem Gastprofessor Pirmin Stekeler-Weithofer kooperieren wird,zählt zu den meistdiskutierten Philosophen und einflussreichsten Theoretikern unserer Zeit. "Er ist der berühmteste und wichtigste Sprachphilosoph weltweit. Das ist unbestritten", sagt Stekeler-Weithofer.An keinem anderen Ort gebe es mehr hochkarätige Philosophen als in Pittsburgh. Brandom ist Distinguished Professor für Philosophie an der University of Pittsburgh. Auch deshalb sei die Zusammenarbeit mit Brandom und seiner Universität mit Leipzig so wichtig, betont Stekeler-Weithofer.Brandom,der Mitte des Jahres seine Forschungsaufenthalte an der Universität Leipzig beginnen wird,arbeitet bereits seit den 1990er-Jahren mit dem Institut für Philosophie der Alma mater zusammen. "Es gibt einen regen Austausch von Studierenden und Lehrkräften mit Pitts-

burgh", erklärt Prof.Dr. Stekeler-Weithofer Brandom forscht nach den Regeln, die unser Handeln und unsere Sprache leiten.Seine Arbeiten gehen vor allem von der Frage aus, wie die Bedeutung von Sprache aus ihrem Gebrauch heraus entsteht. Die Beiträge des Sprachphilosophen wirken weit über die Philosophie hinaus bis in die Anthropologie und die Sozialwissenschaften hinein. An der Universität Leipzig soll Brandom die Vernetzung zwischen der zeitgenössischen deutschen und amerikanischen Philosophie stärken. Daneben ist eine Zusammenarbeit mit dem in Leipzig ansässigen Max-Planck-Forschungspreisträger und Entwicklungspsychologen Michael Tomasello geplant. Brandom wurde 1950 in den USA geboren. Er studierte Mathematik, Kunstwissenschaften und Philosophie und wurde 1975 an der Princeton University, USA, promoviert.Anschließend wechselte er zunächst als Assistant

symbolische Ebola-Darstellung schossen. Die Mediziner seien von den Einheimischen als Aggressoren gesehen worden "Hilfsaktionen sind oft nur auf den ersten Blick unproblematisch, weil man Gutes tut, die Menschen vor Ort das aber oft anders wahrnehmen", erläutert er.Die mediale Seite der Arbeit von Hilfsorganisationen untersucht Merziger auch mit seinen Studierenden Trotz aller Schattenseiten,die dabei zutage treten,möchte er ihnen aber auch eine Botschaft vermitteln: In den Hilfsorganisationen arbeiten "unglaublich engagierte Menschen". Allerdings, schränkt er ein,müsse man sich der Grenzen der Arbeit dieser Organisationen bewusst sein. Susann Huster

Foto: Jörg Aberger/unl

Professor nach Pittsburgh. 2002 war er als Fellow an der Stanford University (USA) und 2006 am All Souls College, Oxford in Großbritannien. Seit dem Jahr 2000 ist Robert B. Brandom Fellow der American Academy of Arts and Sciences. Susann Huster

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– hier Deutsche bei der Ausbildung für die afrikanischen Ebola-Regionen – werden von den Einheimischen argwöhnisch beäugt, ja sogar als Bedrohung angesehen.Warum das so ist, will ein neuer Juniorprofessor an der Uni Leipzig erforschen Juniorprof Dr Patrick Merziger Foto: Privat Zukünftiger Gastprofessor an der Uni Leipzig: Robert B. Brandom.

Rektorin erklärt Zweitklässlern das Neue Augusteum

Besondere Wissensvermittlung für beide

Seiten: Uni-Rektorin Beate Schücking ließ es sich am 2. Februar nicht nehmen, zum Auftakt der neu ins Programm genommenen Campus-Führungen den Grundschülern der Klasse 2d der Franz-Mehring-Schule den Campus – hier das Neue Augusteum – zu zeigen und zu erklären.Während die Uni-Chefin wohl erstmals vor so jungem Auditorium sprach, war es für die Knirpse bestimmt die bislang bedeutendste Lehrerin. Fo

Eltern gewinnen Rechtsstreit um Kita-Plätze

Kommune muss Verdienstausfall ersetzen /Stadt will Berufung prüfen, siehtaber keine Klagewelle anrollen

Siegerin freut sich im Landgericht: Claudia Menschel hatte mit ihrer Klage auf Schadenersatz Erfolg.

Claudia Menschel strahlte nach ih- n rem Sieg am Leipziger Landgericht Anfang Februar in zig Fernsehkameras. „Ein sehr schönes Gefühl“, sagte die 34-jährige Mutter des mittlerweile zwei Jahre alten Tobias. Die Architektin hatte die Stadt Leipzig auf Schadenersatz verklagt, weil ihr diese 2014 keinen Kita-Platz zur Verfügung stellte. Laut Urteil muss ihr die Kommune wegen des Verdienstausfalls knapp 2600 Euro plus Zinsen zahlen. Zudem kommen auf den Verlierer die Kosten des Rechtsstreites zu

Für Claudia Menschel war der Erfolg „eine Genugtuung“.Bereits kurz nach der Geburt des Sohnes hatte sie mit ihrem Ehemann Sven (32) alles versucht, immer wieder bei den zuständigen Ämtern nachgefragt, sogar eine Agentur um Mithilfe gebeten,sich an den Petitionsausschuss der Stadt gewandt – jedoch ohne Erfolg In ganz Leipzig war kein Krippenplatz frei, auf den die Familie aber einen gesetzlichen Anspruch hat. Maßlos ent-

täuscht zeigten sich die Eltern darüber, dass ihnen die Stadtverwaltung nicht einmal antwortete.„Selbst auf erste Schreiben unseres Rechtsanwaltes gab es keine Reaktion“,berichtete die Architektin. Sie hatte erst verspätet ins Berufsleben zurückkehren können. Durch Eigeninitiative ergatterte die Familie schließlich ab März 2014 einen Kita-Platz in der Goyastraße

eineinhalb Monate nach Ende der Elternzeit von Mutter Claudia. Die Stadt sei nun „in die Pflicht genommen, Kita-Plätze zu schaffen“, meinte die 34-Jährige.

Ihr Anwalt Klaus Füßer geht davon aus, dass die Entscheidung „bundesweit Signalwirkung“ hat. Das Urteil stelle einen Präzedenzfall für die Haftung von Städten und Gemeinden für den entstandenen Verdienstausfall von Eltern dar,denen kein Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt werde. Der in Leipzig erst in den vergangenen zwei Jahren vorangetriebene Kita-Ausbau habe die Stadt nicht entlasten können, meinte Füßer. Die Kommune habe „rechtswidrig bewusst auf Lücke ge-

Verlierer gibt Erklärung am Rathaus ab: Laut Sprecher Matthias Hasberg will die Stadt eine Berufung prüfen

plant“.Nun könne sie nicht sagen:„Erst hatten wir kein Glück, dann kam noch Pech dazu“, kommentierte der Anwalt. Das Landgericht entschied in zwei weiteren vergleichbaren Fällen zugunsten der Mütter.Ihnen muss die Stadt Leipzig 4500 Euro beziehungsweise 8100 Euro Schadenersatz zahlen. Denn seit dem 1. August 2013 besteht Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder auch ab einem Jahr,für Kinder ab drei Jahre bereits seit 1996. „Ein Verschulden der Stadt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe wurde schon allein aus dem Fakt genommen, dass ein Betreuungsplatz nicht zur Verfügung gestellt wurde“, sagte Landgerichtssprecher Kai-Uwe Deusing.Nach Ansicht der Richter verletzte die Stadt ihre Amtspflicht. Zwar erkannte das Gericht die umfangreiche Kita-Planung der Kommune an. Sie könne sich jedoch nicht damit entlasten,dass Freie Träger und private Investoren die nach dem Bedarfsplan vorgesehenen Plätze aus baulichen und planerischen Gründen nicht rechtzeitig vorgehalten hätten

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig Nach dessen Zustellung kann die Stadt innerhalb eines Monats Berufung einlegen. Diesen Schritt macht sie laut Stadtsprecher Matthias Hasberg von der schriftlichen Urteilsbegründung abhängig. Auch bei Rechtskraft bestehe „aber nicht automatisch Anspruch auf Schadenersatz“.Jeder Einzelfall müsse gerichtlich entschieden werden.„Wir gehen nicht von einer Klagewelle aus, die Situation wird sich bis Schuljahresende entspannen“,sagte Hasberg. Ende 2014 gab es in Leipzig rund 23 000 Kita-Plätze; bis Ende 2015 kommen 1900 hinzu, weitere etwa 2000 bis Ende 2016. Claudia Menschel ermunterte nach dem Urteil weitere Eltern, „die Stadt unter Druck zu setzen“ und nötigenfalls auch den Klageweg zu beschreiten Sabine Kreuz

Aktenzeichen der drei Verfahren:

• 7 O 1455

14 7 O 1928

• 14 7 O 2439/14

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to :A ndr éK empner | LIEBIGSTRASSE AKTUELL SEITE 11 Jenseits der LIEBIGSTRASSE

Viel Aufregung zum Kanal-Durchstich

Lindenauer Hafen wurde ans Gewässernetz angeschlossen /Noch kein Baugrundstück verkauft

Kurz nach 11 Uhr floss am 30. Januar das n erste Wasser in die 665 Meter lange, neue Anbindung des Karl-Heine-Kanals an den Lindenauer Hafen. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) sowie Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) hatten zuvor gemeinsam einen Schieber aufgedreht und so eine Rohrleitung geöffnet, durch die jetzt 55 Liter Wasser pro Sekunde in den geschaffenen Kanalteil strömen. Die Stadt hat sich für diese langsame Flutung entschieden, damit sich die dort angelegten Böschungen und deren Pflanzen optimal an die neuen Bedingungen anpassen können. Nach drei Wochen soll dann das neue Teilstück komplett geflutet sein. Ab 2018 will die Stadt die Kanalverbindung weiterbauen. Dann sollen eine Brücke im Zuge der Lyoner Straße und ein weiteres, 75 Meter langes Kanalstück zur Anbindung des Lindenauer Hafens an den Elster-Saale-Kanal errichtet werden. Paddler können dann auch auf den elf Kilometer langen Elster-Saale-Kanal gelangen.

Ein lange gehegter Traum, nicht nur von älteren Einwohnern oder dem Verein Wasserstadt, geht damit in Erfüllung.1943 waren die Arbeiten zum Hafenbau kriegsbedingt abgebrochen worden.In die beiden,jeweils 1000 Meter langen Ankerbecken liefnoch nie ein Schiff ein. Durch die Flutung des zehn bis zwölf Meter breiten und zwei Meter tiefen Verbindungsstücks erhält der Hafen mit seinen markanten Speichern nun endlich den Anschluss ans Leipziger Gewässernetz.

Wahrscheinlich ab Juli dürfen dann Paddler, Kanuten und alle sonstigen Nutzer von muskelbetriebenen Booten erstmals unter der Luisenbrücke (in der Lützner Straße) hindurch und weiter bis zu dem neun Hektar Wasserfläche umspannenden Hafenbecken fahren.Es soll ein Höhepunkt im Leipziger Jubiläumsjahr 2015 werden

In den vergangenen Tagen gab es allerdings erneut Aufregung um das Großprojekt im Gesamtumfang von 18,1 Millionen Euro.Dessen Verwirklichung hatte der Stadtrat 2007 beschlossen. Vertreter der Immobilienbranche wiesen jetzt allerdings skeptisch darauf hin, dass es mit der Vermarktung der Wohngrundstücke am Wasser nicht vorangehe. Wie von der Leipziger Volkszeitung berichtet, hatte die Kommune im Januar 2013 rund zwei Hektar Bauland zum Verkauf ausgeschrieben. Die Nachfrage war auch sehr rege,doch bis heute

gibt es für keines der sechs Lose einen NotarTermin. Dabei ist eine neue Erschließungsstraße, die von der Plautstraße in das künftige Wohngebiet für bis zu 1000 Menschen abzweigt, samt einer Buswendeschleife fertig. Diesen Monat sollten eigentlich erste Baustarts für Häuser von Investoren und Selbstnutzern erfolgen

Wann es stattdessen so weit ist, sei im Moment noch nicht genau absehbar,erklärte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau auf Nachfrage.

„Wir stehen in Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten.Interna dazu kann ich nicht preisgeben, um den Erfolg der Gespräche nicht zu gefährden.“ Nach LVZ-Informationen gab es gleich mehrere Bewerber zum Beispiel für jene Fläche, von der die Wohnungsgenossenschaft Lipsia wieder zurückgetreten war.Da die Kommune möglichst alle sechs Lose gleichzeitig veräußern will,hat sie dafür kürzlich intern einen neuen Zeitplan aufgestellt. Die Vermarktung weiterer 1,6 Hektar Bauland wurde verschoben.Ein finanzieller Schaden für die Gesamtfinanzierung des Hafenprojekts entstehe dadurch nicht, betonte Dubrau. Jene 7,6 Millionen Euro,die durch den Verkauf von Bauland hereinkommen sollen, würden erst ab 2018 zum Begleichen entsprechender Kredite benötigt.

Aufregung gab es auch um eine Hochwasserschutz-Inspektion des Palmengartenwehrs. Das Wehr wurde für fünf Stunden komplett geöffnet

extrem niedrige Wasserstände im Elstermühlgraben, Elsterflutbett, Elster und KarlHeine-Kanal waren die Folge. Anders als viele Leipziger vermuteten,hatte das mit der Flutung des neuen Kanalstücks in Lindenau aber nichts unmittelbar zu tun, so Matthias Kopp vom Anglerverband Leipzig.„Dennoch appellieren wir an die Behörden,ähnliche Ablass-Aktionen nicht noch mal im Januar,sondern besser im November durchzuführen.Insbesondere die Quappe,um deren Wiederansiedlung wir uns seit 20 Jahren intensiv bemühen, hat im Januar ihre Laichzeit, nimmt jetzt enormen Schaden“, warnte er.Zum Glück habe die Landestalsperrenmeisterei aufBitten der Angler schon bald darauf das Teilungswehr in Großzschocher langsam geöffnet. „Sonst wäre das alles zur Katastrophe für die Fische geworden.“ Kopp ist gespannt, wie sich die Flutung auf den Wasserstand im Lindenauer Hafen auswirkt. „Angeblich soll der um 70 Zentimeter sinken,dabei konnte ich dort schon bisher in meinen Wathosen, die bis zur Brust hinauf reichen, von einem Ufer zum anderen gehen.“

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Wasser marsch! Ende Januar begann die Flutung des Lindenauer Hafens.
Plautstraße LütznerStr Planstraße Planstraße Flutung Gr afik: Google Ear th / Beatr ice Kasel Lindenauer Hafen Karl-Heine-Kanal 665 Meter ist das Verbindungsstück
Karl-Heine-Kanal lang.
Das Kanalstück war durch eine Mauer vom Lindenauer Hafen getrennt. Fotos: André Kempner
zum

Legida sagt alle Freitagsdemos in Leipzig ab

Erfolg für die Gegendemonstranten und ein Zeichen für die Weltoffenheit Leipzigs

Paukenschlag am 2. Februar um n 18.17 Uhr: Die Stadtverwaltung teilt auf ihrer Facebook-Seite mit, dass die Organisatoren der Legida-Demonstrationen bei einem ersten Kooperationsgespräch mitgeteilt hätten, am 6. Februar und an allen weiteren Freitagen nicht mehr auf die Straße zu gehen.

„In dieser Woche wird definitiv keine Demo stattfinden“, sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg auf Nachfrage. Legida wolle erst einmal über Alternativrouten und -tage nachdenken. „Dies müssen wir abwarten.“ Knapp anderthalb Stunden später meldete sich „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ selber zu Wort,ebenfalls via Facebook. In wenigen Sätzen wurden die Sympathisanten gebeten, bis Mittwoch mitzuteilen, ob sie am 9. Februar (Montag) oder am 11. Februar (Mittwoch) – jeweils ab 19 Uhr ab Augustusplatz – demonstrieren wollten. Weiter sei geplant, „dass wir zukünftig wöchentlich abwechselnd mit Dresden spazieren gehen. Diese Entscheidung entlastet Pegida/Legida und eine gegenseitige Unterstützung wäre somit gegeben“,heißt es Ursprünglich hatte die islamkritische Bewegung bei der Stadt bis Ende des Jahres für alle Freitage Aufzüge ab Markt ange-

4,5

Mehr

meldet.Vorigen Freitag hatte ein Auflagenbescheid des Ordnungsamtes, der später von Verwaltungsgerichten bestätigt wurde,

einen Aufzug quer durch die City verhindert. Stattdessen gestattete die Behörde lediglich eine Kundgebung auf dem Augus-

Millionen für 30 Sekunden

Leipzig-Werbung bei Medienspektakel Super Bowl in den USA

Am 1. Februar war Leipzig weltweit n im Blickpunkt von Millionen Fernsehzuschauern. Denn bei der Übertragung des US-amerikanischen Super Bowls – des Finales der AmericanFootball-Profiliga NFL – wurde in diesem Jahr ein Werbe-Clip über den in der Messestadt produzierten BMW i3 gezeigt Dabei wurde auch erwähnt, dass das Auto in Leipzig gefertigt wird.

Die Werbezeiten in den Pausen des Super Bowls gehören seit Jahren zu den attraktivsten – und damit auch zu den teuersten – der Welt. Denn in den USA erreicht die Einschaltquote bei der jährlichen TVAusstrahlung des Super Bowls immer neue Rekordhöhen – und auch im Rest der Welt findet sich eine gigantisch große Fan-Gemeinde. Der Tag des Super Bowls wird in Amerika auch „Super Bowl Sunday“ genannt und von vielen US-Amerikanern als eine Art nationaler Feiertag betrachtet.

Wegen des riesigen Zuschauerandrangs vor den Fernsehgeräten lässt sich die Werbebranche beim Kauf von Werbezeiten nicht lumpen.Das Wirtschaftsmagazin

Forbes berichtet, dass die Kosten für einen Werbe-Spot von 30 Sekunden Länge während der Viertelpausen des diesjährigen Super Bowl bei rund 4,5 Millionen

US-Dollar lagen.Dies seien etwa 500 000 Dollar mehr als im Vorjahr,heißt es.Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hielten sich die Automarken 2015 aber zurück.

Zwölf Monate zuvor waren noch elfAutohersteller mit eigener Werbung beim America-Football-Event vertreten, in die-

sem Jahr verzichteten unter anderem Volkswagen,Ford und Hyundai auf einen Auftritt. Nach vier Jahren Pause wieder dabei war allerdings BMW.Die Münchner stellten ihr Elektroauto i3 in den Mittelpunkt ihrer Werbebotschaft. Ihr Spot trägt den Titel „Neumodische Ideen“.Um Aufmerksamkeit zu erzielen, wurden zwei renommierte Journalisten als Darsteller gewonnen – die NBC-Moderatoren Katie Couric und Bryant Gumbel.Beide haben

1994 ihren Zuschauern erstmalig eine EMail-Adresse als Alternative für den geschriebenen Briefangeboten.Dies galt damals, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, als neumodische Idee Eingeblendet wird deshalb in dem Spot zunächst ein Ausschnitt aus der alten

Sendung.Danach sitzen die beiden Moderatoren im Cockpit eines weißen i3 und unterhalten sich – ähnlich verwundert wie einst über das Internet – jetzt über das fortschrittliche Auto von BMW.Die

tusplatz, an der etwa 1500 Menschen teilnahmen – deutlich weniger als an den ersten „Abendspaziergängen“. nöß/dom

Zuschauer erfahren dabei, dass der Stromer i3 in einem Werk in Leipzig entsteht, das mit Windkraft betrieben wird.Das Fazit der beiden Journalisten:„Große Ideen brauchen ein bisschen länger,bis man sich an sie gewöhnt.“

Werbeprofis sehen in dem Auftritt eine exzellente Werbung für die Messestadt.

„Wir freuen uns sehr,dass BMW in seinem Clip auf den Standort Leipzig hinweist“,erklärte Volker Bremer,Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. „Dies trägt dazu bei, unsere Stadt international noch bekannter zu machen.Wenn wir Leipzig im Ausland bei Messen, Kongressen oder im Rahmen einer Tournee des Gewandhausorchesters präsentieren, erwähnen wir stets auch das Engagement von Firmen wie BMW,Porsche, DHL oder Red Bull in Leipzig.Das weckt bei den Zuhörern Neugier auf das Reiseziel Leipzig und stärkt das Image unserer Stadt.“

Im Leipziger BMW-Werk hieß es, der i3 werde inzwischen weltweit vertrieben, besonders wichtig seien aber die Märkte USA und China. In den USA sei der i3 seit April vorigen Jahres erhältlich; besonders groß ist die Nachfrage dort derzeit im Bundesstaat Kalifornien. In China wird das Auto seit Herbst 2014 vertrieben.

Im hiesigen Werk wurden 2014 rund 18 000 Elektrofahrzeuge produziert.Davon waren rund 17 000 vom Typ i3, die anderen vom Typ i8. Für die i3-Produktion hat BMW rund 400 Millionen Euro in die Erweiterung seines Leipziger Werkes investiert.800 Arbeitsplätze wurden neu geschaffen Andreas Tappert

Fo to :A ndr éK empner | LIEBIGSTRASSE AKTUELL
als 1200 Menschen haben sich am Abend des 2. Februar an einer Lichterkette um den Leipziger Innenstadtring für Toleranz und Weltoffenheit beteiligt. In den USA sind die NBC-Moderatoren Katie Couric und Bryant Gumbel Stars. Im BMW-Spot unterhalten sie sich in einem Elektroauto BMW i3 über die rasante Entwicklung der Technik – und auch über das Werk in Leipzig, in dem der i3 gefertigt wird.Fotos: BMW
SEITE 13 Jenseits der LIEBIGSTRASSE
Für den Clip wurde ein weißer i3 mit schwarzen Applikationen verwendet.

Wichtiger „Waschzettel“

Die Packungsbeilage enthält viele wichtige Informationen und soll helfen, die Therapie besser zu verstehen

Die Packungsbeilage, die bei jedem Medikament nach dem Gesetz vorhanden sein muss und unter Fachleuten scherzhaft als „Waschzettel“ bezeichnet wird, enthält eine Menge Informationen. Oft sind diese sehr umfangreich und nicht immer leicht zu verstehen. Trotzdem ist die Packungsbeilage sehr wichtig, denn sie soll Patienten helfen, ihre Arzneimitteltherapie besser zu verstehen.

Welche Informationen stehen in der Pa- n ckungsbeilage?

Besonders wichtig für den Patienten sind die Art der Einnahme von Tabletten, Dragees oder Tropfen und das Verfallsdatum, denn die Wirkung der Medikamente hängt in erheblichem Maße von diesen zwei Punkten ab.Lesen Sie deswegen diesen Abschnitt besonders sorgfältig oder lassen Sie sich von Ihrem Apotheker beraten, der in diesen Fragen sicher mehr Erfahrung als der Arzt hat.

Enthält der „Waschzettel“ auch Hinwei- n se,wie sich beispielsweise die Medikamenteneinnahme auf das Reaktionsvermögen auswirkt?

Manche Medikamente beeinflussen Ihr

Reaktionsvermögen,ohne dass Sie es normalerweise merken. Das kann sich aber im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen bemerkbar machen.Angaben dazu sind im Beipackzettel genauso vorhanden,wie Hinweise zur Anwendung während der Schwangerschaft und des Stillens.

Was erfahre ich noch? n

Auch die Angst vor manchen Veränderungen kann Ihnen die Packungsbeilage nehmen: Jeder weiß, dass nach dem Genuss von Spargel der Urin in typischer Weise riecht. Medikamente können in ähnlich harmloser Weise den Urin rot oder anders verfärben, was manchmal als schlimmes Zeichen interpretiert wird Ohne Grund, wie sie in den Erklärungen erfahren können.

Gibt die Packungsbeilage auch Auskunft n über „Wechselwirkungen“ und was ist damit gemeint?

Medikamente beeinflussen sich gegenseitig, sodass deren Wirkung durch andere Medikamente verstärkt oder vermindert sein kann. Das ist ein sehr komplexes Thema, das manchmal auch den Fachleuten Probleme bereitet.Lesen Sie dazu die

Spenden Sie bei der BlutBank leipzig und helfen Sie uns, leben zu retten!

Wann und wo?

Leipzig * Dankeschön für Blutspender: ein Einkaufsgutschein.

Für alle Blutspendewilligen, die mit einer guten Tat in ihr Wochenende starten möchten: Jeden letzten Sonnabend im Monat lädt die Blutspendeeinrichtung auf dem Klinikgelände ein.

Blutspendeinstitut Sa., 28.02.2015

Johannisallee 32, 04103

Weitere Informationen rund ums

Blutspenden finden Sie im Internet unter: www.blutbank-leipzig.de

Institut für Transfusionsmedizin

Informationen und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker,ob Sie vielleicht davon betroffen sind. Denken Sie dabei auch an ihre nicht-verschreibungspflichtigen Medikamente wie Schmerzmittel oder Mineralstoffpräparate. Nicht selten können Sie

durch Ihre Aufmerksamkeit vermeiden, dass eine gut wirksame Therapie ohne Grund umgestellt wird

Dr Roberto Frontini, Leiter der Krankenhausapotheke am UKL

Ausstellung zeigt Wunderwelten im Atrium

Wunderwelten heißt eine Ausstellung, die mit ihren bunten Bildern für einen Augenblick aus dem Klinikalltag entführt und in fantastische Landschaften mit wundersamen Figuren zum Entdecken einlädt Eine „Reise ins Grünland“ (siehe Foto) gibt es dort beispielsweise zu sehen, auch einen Ausflug ins„Reich der Sinne“ können die Besucher im Galerie-Gang der Kinderchirurgie (Liebigstraße 20a, Haus 6) machen.

Mehrere Monate haben sich Schüler von der 1. bis zur 4. Klasse der Leipziger BIP Kreativitätsgrundschule mit ihren eigenen Wunderwelten auseinandergesetzt und zeigen nun in ihren Bildern die Schönheit und Einzigartigkeit der realen und der Fantasiewelten in all ihren Facetten. Gestaltet wurde unter anderem mit Tempera-Farben, Ölpastellkreiden und Bleistift, neben Malereien entstanden auch Zeichnungen und Collagen. Die Ausstellung ist bis zum 27. März zu sehen. ic Wunderwelten. Bilder von Schülern der 1. bis 4. Klassen der BIP Kreativitätsgrundschule Leipzig Ausstellung im Atrium und Gang der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Liebigstraße 20a, Haus 6. Zu sehen bis 27. März

Blutspendeinstitut jeden Mo und Fr 7:00 bis 19:00 Uhr Johannisallee 32, Haus 8, 04103 Leipzig Di bis Do 8:00 bis 20:00 Uhr Institut f. Transfusionsmedizin, Nord Mo geschlossen Delitzscher Str. 135, 04129 Leipzig Mi 8:00 bis 14:00 Uhr Di., Do., Fr 13:00 bis 19:00 Uhr Gesundheitsamt Grünau jeden Mo und Do 13:30 bis 18:30 Uhr Miltitzer Allee 36, 04205 Leipzig Gustav-Hertz-Gymnasium jeden 2. und 4. Dienstag/Monat 14:00 bis 18:00 Uhr Dachsstr 5, 04329 Leipzig Amtsgericht
Walther-Rathenau-Str 9, 04838 Eilenburg Di., 10.02.15 08:00 bis 10:00 Uhr Tischtennisverein Mockrehna* Dommitzscher Str. 6 04862 Mockrehna Do., 12.02.15 14:00 bis 18:30 Uhr Uni Leipzig – Neues Seminargebäude Di., 17.02.15 12:00 bis 18:00 Uhr Universitätsstr 1, 2. Etage, Räume 201
205 04109
Eilenburg*
-
9:00
Uhr
bis 13:00
Leipzig
RATGEBER n
Fo to :u kl Fo to :d pa LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 14
Dr Roberto Frontini
Fo to :u kl

Dasuni-klinikum aufeinen Blick

Wichtige servicenummern

ihre einwahl ins ukL: (0341) 97 -

universitätsklinikum leipzig

Liebigstraße 18, 04103 Leipzig

telefon - 109 internet www.uniklinik-leipzig.de e-Mail info@uniklinik-leipzig.de

Zentrale notaufnahme

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17800 (Zufahrt über Paul-List-straße) Öffnungszeit 24 stunden täglich

notaufnahme

für kinder und Jugendliche

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig - 26242

Öffnungszeit 24 stunden täglich

kreißsaal der abteilung für geburtsmedizin

Liebigstraße 20a, 04103 Leipzig

Öffnungszeit 24 stunden täglich schwangerenambulanz - 23494

infoabend für werdende eltern- 23611

eine anmeldung zur entbindung ist nicht erforderlich.

Mehr informationen unter www.geburtsmedizin-leipzig.de

Zentraler empfang

Liebigstraße 20, 04103 Leipzig - 17900

Blutbank (blutspende)

Johannisallee 32, 04103 Leipzig info-telefon - 25410

Weitere informationen finden sie auf seite 14 sowie unter www.blutbank-leipzig.de

ambulanzen und Zentren

Zentrale ambulanz innere Medizin - 12222

Zentrale ambulanz Chirurgie- 17004

Zentrale ambulanz kinderzentrum - 26242

universitätszahnmedizin - 21104

HNO-ambulanz - 21721

augenambulanz - 21486

Psychiatrische ambulanz - 24304

Psychosomatik-ambulanz - 18858

tropenmedizinische ambulanz - 12222 ambulanz krebszentrum uCCL -17365

Neuro chirurgische ambulanz -17510

Neurologische ambulanz -24302

Dermatologische ambulanz -18670

urologische ambulanz - 17685

universitäres brustzentrum - 23460

transplantationszentrum - 17271

universitäres Darmzentrum - 19967

Diabeteszentrum - 12222

Med. Versorgungszentrum - 12300

kliniksozialdienst - 26206

seelsorge - 15965 / - 15967 / - 26126

Psychosoz. beratungsstelle für tumorpatienten

Zentrales Patientenmanagement -16645

informationen zu allen kliniken und ambulanzen finden sie unter www.uniklinik-leipzig.de

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