Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | Oktober 2018

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Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

lvz .de/wirtschaftszeitung

Logistik –Leipzig fährt drauf ab!

Ausgabe 2

Oktober 2018

Preis: 2,90 €

Unternehmer & Unternehmen

Das Genossenschaftswesen feiert Jubiläum – aber der Konsum Altenburg streitet sich mit seinem Prüfverband über die Mitgliedschaft Seiten 6/7

Forschung & Innovation

„Wir haben eine Fehl-, Unter- und Überversorung im Gesundheitssystem“ –meint Professor Wieland Kiess, Chef der Leipziger Uni-Kinderklinik Seite 17

Geld & Märkte

Sachsens Offenheit für Innovationen –der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach, lobt den Freistaat Seite 9

Leben & Stil

Ein komplettes Jahr dauert die Planung für den Opernball Leipzig: Die beschwingte Wirtschaftskraft in Frack und Ballkleid Seite 25

Fracht-Container im Güterverkehrzentrum Leipzig – die Logistik ist eine bedeutende Branche in Mitteldeutschland. Das Thema finden Sie in mehreren Beiträgen.

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André Kempner
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Inhalt

Kommentar

Logistik ist eine komplizierte Sache, die vielleicht als eine Art Blutkreislauf der Wirtschaft umschrieben werden kann. Der Duden bezeichnet sie etwas spröder als „Gesamtheit aller Aktivitäten eines Unternehmens“ – also Planung, Steuerung, Optimierung und Durchführung von Güter-, Informations- und Personenströmen. Ein mehr als weites Feld, das zu beherrschen alles andere als ein Kinderspiel ist. Um so stolzer kann Mitteldeutschland sein, sich zu einem international anerkannten Logistik-Standort emporgearbeitet zu haben. Immerhin knapp 40 000 Mitarbeiter beschäftigt diese Branche in der Leipziger Region. Ein nicht zu unterschätzender ökonomischer Faktor, wie auch in dieser Ausgabe der LVZ-Wirtschaftszeitung zu lesen ist. Gerade in einem Gebiet, das nach der Wende 90 000 von 100 000 Industriejobs verloren hat. Da zählt jede neu geschaffene Stelle doppelt und dreifach. Abgesehen davon: Die moderne Anbindung an Straße, Schiene und Luft lockte bereits viele Unternehmen ins Land. Allerdings ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt. Mit dem europäischen Frachtdrehkreuz von DHL und der nächtlichen Fliegerei ist für Bewohner eine Lärm-

belästigung verbunden, die nicht ohne ist. Auch erreicht die Bezahlung der Beschäftigten etwa im Internethandel noch zu selten das von den Betroffenen erträumte Niveau. Wer beispielsweise 24  000 Euro im Jahr verdient, muss schon überlegen, ob er sich eine Familie „leisten“ kann. Und körperlich anstrengend ist die Arbeit eines Packers außerdem. Schließlich bremst das nach wie vor zu träge Internet so manches Unternehmen in seinen Aktivitäten. Da sind uns andere europäische Länder mit ihrer Online-Leistungsfähigkeit meilenweit voraus. Ein höheres Netz-Ausbautempo hierzulande ist dringend geboten –sollen die logistischen Ströme nicht versiegen. Nur gilt auch hier die Erkenntnis: Es allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

Impressum

Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de/wirtschaftszeitung Für Fragen oder Hinweise zur Lieferung der LVZ-Wirtschaftszeitung erreichen Sie uns kostenfrei unter 08002181-020. Wenn Sie Fragen zu einer Anzeigen-Buchung haben melden Sie sich bitte unter der Telefon-Nummer: 0341 2181-1909.

Redaktionsleitung: Ulrich Milde

Redaktion: Dr. Ulrich Langer, Frank Schmiedel, Simone Liss, Nannette Hoffmann, Thomas Bothe

Satz & Produktion: Christiane Kunze

Vermarktung: Arne Frank

Projektleitung: Ilka Mareen Fischer

V.i.S.d.P.: Jan Emendörfer

Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & KG Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig Geschäftsführer: Björn Steigert, Adrian Schimpf

Druck: Pressedruck Potsdam GmbH

Auflage: 20 000

Nächster geplanter Erscheinungstermin: März 2019

Preis: 2,90 Euro

Bitte beachten Sie die Informationen gem. Art. 14 DSGVO zur Herkunft und Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten: www.madsack.de/dsgvo-info-art-14

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Der Tenor des Sächsischen Technologieberichtes

2018 ist klar: Sachsen ist spitze. Aber der Bericht verkleistert das Bild der Realität.

In Sachsen sind 99,9 Prozent aller Unternehmen kleine und mittlere (KMU). Die Industrie- und Handelskammer Leipzig (IHK) zählt im Kammerbezirk rund 17 500 im Handelsregister eingetragene Betriebe. Die Größe der Firmen ist das Problem. Allein die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl liegt bei neun. Das sagt viel aus über die Kapital- und Wirtschaftskraft. Ernsthafte Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben, grob geschätzt, nur ein halbes bis ein ganzes Dutzend dieser KMUs. Wenn davon rund ein Drittel mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen kooperiert, so ist das völlig bedeutungslos.

Das sagen auch die so genannten Drittmitteleinwerbungen der ansässigen Hochschulen. Nur rund 20 Prozent (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, HTWK) oder acht Prozent (Uni Leipzig) stammen aus der Wirtschaft und davon höchstens zehn Prozent von ansässigen KMUs. Obwohl sich die Hochschulen, die IHK, die Wirtschaftsförderung der Stadt mit Veranstaltungen, Förderprogrammen, mit der Stiftung für Innovation und Technologietransfer, mit Technologie-Scouts und mit Transferbeauftragten große Mühe geben. Das Ergebnis ist ausgesprochen mager. Die kleinen Unternehmen investieren nicht direkt in

Nachholbedarf im Umgang mit Führungskräften

An sich ist die Meldung wenig spektakulär. Da steht auf Seite 14 dieser Ausgabe, dass Michael Theis als Nachfolger von Norbert Mencke nicht nur die Geschäftsführung des Leipziger Stadtkonzerns LVV übernommen hat, sondern auch in den Aufsichtsrat des Gaskonzerns VNG eingezogen ist. So weit, so normal. Doch in einem größeren Zusammenhang wirft dieser Vorgang einige Fragen auf. Es geht um den Umgang mit dem Spitzenpersonal in öffentlichen Unternehmen.

Die Personalie Mencke wurde öffentlich in allen Einzelheiten seziert. Während Mencke beurlaubt wurde, darf Stadtwerke-Chef Johannes Kleinsorg noch bis zum Ende seines Vertrages im Job bleiben, wurde aber auch beschädigt. Schon der frühere StadtwerkeGeschäftsführer Thomas Prauße war im Rathaus in Ungnade gefallen und musste vorzeitig gehen. Da war Diskretion ebenfalls ein Fremdwort. Kürzlich beschloss der Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG, den im nächsten Jahr auslaufenden Vertrag von Vorstand Markus Kopp nicht zu verlängern. Eigentlich ein nicht ungewöhnlicher Vorgang. Aber erst sollte die Entscheidung im Juni fallen, dann

Der Leipziger Knut Löschke ist ein promovierter Chemiker und Unternehmer. Der 68-jährige Honorarprofessor ist Vorsitzender des Aufsichtsrates des Universitätsklinikums Leipzig

FuE. Einerseits, weil sie es nicht zu brauchen scheinen, andererseits, weil sie keine Finanzkraft haben und keine Zeit dafür zur Verfügung steht. Doch auch für diese Unternehmen steht die Zeit nicht still. Stichwörter Digitalisierung und globaler Wettbewerb. Die derzeitigen Förderprogramme – und hier sind nicht nur die monetären gemeint – scheinen nicht zu greifen. Sie sind zu weit entfernt von den Bedürfnissen der KMUs, zu komplex, zu bürokratisch. Hochschulen, Institute und KMUs kommen nur schwer in Kontakt, weil sie so unterschiedlich ticken. Vielleicht wäre eine Lösung, Wissenstransfer durch kreative Fachschulund Hochschulabsolventen zu fördern, die darauf besonders vorbereitet werden. Und wir müssen dafür sorgen, dass diese klugen, jungen Leute ihr Heil nicht bei Siemens in München, sondern bei der Müller&Meier GmbH in Leipzig suchen und finden.

wurde sie verschoben. Ein Hickhack auf dem Rücken der Führungskraft. Oben drauf kommt, dass dem lang gedienten Manager, der für die beiden sächsischen Airports mitverantwortlich war, lediglich ein paar dürre Worte des Dankes hinterhergeworfen wurden. Das ist schon peinlich. Nebenbei: Mehrheitsaktionär der Gesellschaft ist der Freistaat Sachsen. Leipzig ist eine, wenn auch nicht mehr so rasant wie noch vor einiger Zeit, aber dennoch wachsende Stadt. Da braucht es in den öffentlichen Unternehmen nicht nur gute, sondern möglichst die besten verfügbaren Manager. Die überlegen sich ein Ja aber nur, wenn der Auswahlprozess geräuschlos verläuft und irgendwann ein Abschied in Ehren winkt. Sonst kommt nur zweit- oder drittklassiges Personal.

2 André Kempner (2) Von
Von
Unternehmer & Unternehmen Bettina Brammer 3 Medienmanagerin startet in der Biotechnologie durch Logistik Die Logistik bringt`s auf den Punkt 4/5 Amazon, DHL und LVZ Post Altenburger Konsum 6 Votum für eine freie Wahl der Wirtschaftsprüfer Genossenschaften 7 Vorzüge demokratisch aufgebauter Unternehmen im Fokus Starterandkicker 8 Leipziger Unternehmer helfen bei der Partnervermittlung Geld & Märkte Professor Achim Wambach 9 ZEW-Chef lobt Sachsens Technologiepolitik Logistik Flughafenchef Johannes Jähn 10 Airport will bei der Fracht die Nummer eins werden Bankhaus Metzler 11 Firmenchef plädiert für Geldanlage in Aktien Blick über den Tellerrand 12 Auch außerhalb Leipzigs hat die Wirtschaft eine ganze Menge zu bieten. Business-Class 14 Nachrichten aus den Chefetagen der regionalen Wirtschaft IHK-Prüfer 15 1800 Ehrenamtler kümmern sich um die Berufsausbildung Handwerk 16 Denkmalpflege - eine große Herausforderung Forschung & Innovation Interview mit Professor Wieland Kiess 17 Kinderklinik-Chef: Im Gesundheitssystem ist zu viel Geld Logistik BirdieMatch, Timmi Transport und Pamyra 18/19 Logistik-Firmen der Region starten durch Innovative Chemie-Unternehmen 20 Netzwerk macht sich für Forschungsprojekte stark Pinkwhy 21 Dessauer Start-up rollt den Kunstmarkt auf Messen und Tagungen 22 Leipzig steigert seine Attraktivität als Austragungsort Basislager Academy 23 Bildungsformat bietet digitales Wissen für den Mittelstand an bring-together 23 Start-up kümmert sich um Lebenssituation mehrerer Generationen Leben & Stil Wirtschaftsfaktor Opernball 25 Seit elf Jahren veranstaltet ein erfolgreiches Team den Leipziger Opernball –regionale und überregionale Unternehmen fiebern dem Ball entgegen Mötts 26 Limonade, die es in sich hat Weintipp Die Blaufränkischen sind etwas für Kenner 27 Der Gipfelstürmer 28 Peter Kiefer organisiert Expeditionen und Erlebnisreisen Coaching: Wofür steht Ihre Marke? 30 Kommunikationswissenschaftlerin gibt Tipps Das Boss-Büro: Michael Süß 31 Leipzigs Tom-Tom-Telematics-Chef setzt auf Aufwärtstrend
Ulrich Langer
Knut Löschke
lvz .de/wirtschaftszeitung
Ulrich Langer, Redakteur der Wirtschaftszeitung Ulrich Milde, Redakteur der Wirtschaftszeitung
Träges Internet bremst die Logistik aus
Hans-G. Unrau/Biosaxony
Technologie: Sachsen ist doch spitze, oder?
Christian Modla Christian Modla
Adnré Kempner Von Ulrich Milde

Die Biotech-Frau

Bettina Brammer studierte Medienmanagement und hat sich nun dem Ovula-Ring verschrieben

Sie ist überpünktlich. Zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit fährt Bettina Brammer in der Limburger Straße mit ihrem Fahrrad vor und geht mit dem Gast in den Besprechungsraum des Leipziger Medizintechnik-Start-ups VivoSensMedical. Dort ist die 39-Jährige seit fünf Jahren in der Geschäftsführung für Vertrieb und Marketing zuständig. Außerdem ist sie als Gesellschafterin eingestiegen. Junge Firmen haben meist eine tolle Idee, aber nur in den seltensten Fällen genügend Geld. „Ich genieße es, mit dem Rad fahren zu können“, sagt sie. Eine knappe Viertelstunde braucht sie von Zuhause zur Firma.

Frühere Zeiten, „als ich wahnsinnig viel mit dem Auto unterwegs war“, sind vorbei.

Brammer ist nach eigener Beobachtung eine der wenigen Frauen in der Biotech-Branche in einer Führungsposition. „In den Vereinigten Staaten gibt es da deutlich mehr Frauen als bei uns.“ Dabei war der Weg dahin nicht unbedingt vorgezeichnet. Die gebürtige Leipzigerin wusste nach dem Abitur nur, dass sie in Richtung Journalismus/Medien gehen wollte. Mehreren

Praktika, darunter auch bei der LVZ, folgte von 1999 bis 2004 ein Studium des Medienmanagements an der Hochschule Mittweida, das sie mit dem Diplom abschloss. Da Sprachen sie immer fasziniert haben, schlossen sich berufliche Aufenthalte bei Modefirmen in den USA und Japan an. „Aber das war mir ein bisschen zu oberflächlich“, erinnert sie sich. Ihr Ziel sei also gewesen, in einem Unternehmen zu arbeiten, das etwas Sinnvolles mache.

Für sinnvoll hält die Hobby-Joggerin, Sonnenkraft in Strom umzuwandeln. „Ich brenne dafür.“ Sie heuerte bei Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen an, stieg bei dem Solarriesen von der Assistentin zur Marketing-Direktorin auf. „Es hat dort viel Spaß gemacht.“

Hart kämpfen musste sie, um in gleicher Position genauso viel zu verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Laut einer Untersuchung der Beratungsfirma Boston Consulting Group unter den 100 größten deutschen Unternehmen erhält ein weibliches Vorstandsmitglied ein Jahresgehalt von im Schnitt 2,1 Millionen Euro. Viel Geld, aber immer noch 30 Prozent weniger als die männlichen Vorstände. Eine Aufsichtsrätin in einem Konzern kassiert im Schnitt 95 000 Euro im Jahr, ihr männliches Pendant aber 25 Prozent mehr. Was unter anderem daran liegt, dass die Männer öfter Ausschussvorsitzende sind. Gleichwohl ist Brammer, die weit von einem Konzernvorstandsgehalt entfernt ist, skeptisch, was Forderungen nach einer Frauenquote betrifft. „Wir müssen die Rahmenbedingungen“, und damit meint sie natürlich auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, „so verändern, dass eine Quote nicht nötig ist.“

Ihre Zeit bei Q-Cells, in der Brammer viel mit dem Auto unterwegs war, ging mit dem Niedergang der deutschen Solarindustrie und der Insolvenz des Unternehmens zu Ende. Der Wechsel zu VivoSensMedical erfolgte letztlich aus dem zunächst unerfüllt gebliebenen Wunsch, Kinder zu kriegen. Eine Kinderwunschbehandlung bei Henry Alexander, einem führenden Reproduktionsmediziner an der Uniklinik Leipzig, schloss sich an. Heute ist Brammer die Mutter von zwei Kindern. Alexander wiederum gründete 2011 das Unternehmen, das er VivoSensMedical nannte und in das er seine Erfindung, den Ovula-Ring einbrachte. Der wurde ein Jahr darauf medizinisch zugelassen und kam dann auf den Markt. Brammer hat den Ring selbst nicht verwendet, findet ihn und somit die Firma einschließlich seines Gründers aber dennoch spannend. Sie war und ist davon überzeugt – also ist

der Einstieg in die Firma, die heute zehn Mitarbeiter hat, aber immer noch auf den finanziellen Durchbruch und schwarze Zahlen wartet, nur folgerichtig gewesen.

Der Ovula-Ring ist aus weichem Kunststoff und verfügt über einen Temperatursensor. Er hilft Frauen, ihren Monatszyklus exakt zu bestimmen. Der Biosensor misst alle fünf Minuten die Körpertemperatur. Die Daten können mit einem kleinen Zusatzgerät ausgelesen werden. Dadurch werden Temperaturkurve und Fruchtbarkeitstage angezeigt. Denn in den Tagen rund um den Eisprung steigt die Körpertemperatur um etwa 0,5 Grad an.

Heute benutzen nach Brammers Angaben 2000 Frauen den Ovula-Ring. „Von 75 Babys, die ihm ihre Existenz zu verdanken haben, wissen wir. Es dürften aber

erheblich mehr sein.“ Wer das Paket für ein Jahr bucht, zahlt monatlich 39 Euro. Um den über das Internet laufenden Vertrieb auszubauen, haben die Sachsen sich Verstärkung an Bord geholt. Die deutsche Tochter eines spanischen Pharmakonzerns preist den Ring über die 50 Mitarbeiter starke Außendiensttruppe bei den niedergelassenen Frauenärzten an. „Das ist ein guter Partner“, berichtet Brammer. „Immer mehr Gynäkologen empfehlen unser Produkt.“ Noch müssen potenzielle Eltern den Ring selbst bezahlen. Ein erster Schritt zum Durchbruch der Übernahme der Aufwendungen durch die Krankenkasse ist Brammer gelungen. Die Krankenkasse des Pharmakonzerns Merck beteiligt sich künftig mit 85 Prozent an den Kosten.

VivoSensMedical hält den Ring mittelfristig auch für weitere Anwendungsgebiete für geeignet, die entsprechende Forschung läuft. „Wir schauen, dass wir uns auch andere Märkte erschließen“, sagt Brammer. In einer gerade laufenden Studie wird untersucht, ob die individuelle Temperaturmessung helfen kann, andere Krankheiten zu diagnostizieren. So werde erforscht, ob Schübe bei Multipler Sklerose früher erkannt werden können, so dass die Folgen nicht so negativ ausfallen. „Sie sehen, wir wollen im Markt einen Fußabdruck interlassen“, verspricht Brammer am Ende des zweistündigen Gesprächs und schließt auch nicht aus, dass die sechs Gesellschafter bei einem entsprechenden Angebot irgendwann mal das Unternehmen verkaufen. Doch noch ist es nicht so weit. Brammer bringt den Gast zum Ausgang. Danach muss sie sich wieder abstrampeln – diesmal nicht auf dem Fahrrad, sondern am Schreibtisch, um die nächste Finanzierungsrunde für das weitere Wachstum auf die Beine zu stellen.

Sachsens Biotechnologie-Unternehmen profitieren von der Spitzenmedizin

S

achsen gilt als eine der dynamischsten Wachstumsregionen in der Biotechnologie und Medizintechnik. Nach Angaben des Branchenverbandes Biosaxony gehören 350 Unternehmen dieser Industrie an, darunter allein 230 Firmen in der Medizintechnik. Hinzu kommen 30 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. „Die Medizintechnik im Freistaat ist sehr heterogen“, sagt Antje Strom, Biotechnologie-Expertin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Leipzig. Es gebe hier kleine innovative Start-ups ebenso wie traditionsreiche mittelständische Unternehmen. „Technologisch spielt Sachsen ganz weit vorn mit.“ Was noch fehle, seien mehr starke Medizintechnik-Flaggschiffe. Strom sieht für die Branche gute Zukunftsaussichten. „Mit dem demografischen Wandel und der Überalterung der

Gesellschaft wächst der Ruf nach einer besseren medizinischen Versorgung, nach einer effizienteren Diagnostik und Therapie.“ Dabei könne hochwertige Medizintechnik aus Sachsen eine gewichtige Rolle spielen.

Als Standortvorteile, um international zu punkten, nennt Strom die hier vorhandenen Spitzentechnologien, eine hohe Innovationskraft und ein sehr gutes Fachkräftepotenzial. „Und was immer wieder auffällt: Die Leute hier fühlen sich dem Standort und ihrem Unternehmen sehr verbunden.“

Nach Ansicht von Verbandsgeschäftsführer André Hofmann ist eine Stärke der Medizintechnik die „ausgezeichnete Forschungs-Infrastruktur in Sachsen“.

Dazu komme eine europaweit einzigartige Konzentration von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich mit Mikroelektronik und mit organischer

Elektronik beschäftigen. „Daraus ergeben sich viele Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte mit Medizintechnik-Firmen.“ Und auf der Anwenderseite verfüge Sachsen über Zentren der Spitzenmedizin zum Beispiel in Leipzig, Dresden und Chemnitz.

Aus all diesen Ressourcen könne die hiesige Medizintechnik schöpfen. Es hapert laut Strom derzeit noch daran, dass viele junge Unternehmen nach einer erfolgreichen Startphase ernste Finanzierungsprobleme hätten, um richtig zu wachsen. „Da droht ein Tal des Todes, das es zu überwinden gilt.“

Die Branche, ergänzt Hofmann, benötige unbedingt einen eigenen Risikokapital-Fonds speziell für Biotech und Medizintechnik. „Am besten mit Investoren, die nicht nur Geld mitbringen, sondern auch einschlägige Branchenkontakte.“ mi

André Kempner (2) Von Ulrich Milde & Unternehmen
Bettina Brammer ist beim Medizintechnikunternehmen ViviSensMedical für Vertrieb und Marketing zuständig.
Unternehmer
„Wir wollen im Markt einen Fußabdruck hinterlassen.“
Antje Strom und André Hofmann vom sächsischen Biotechnologie-Branchenverband Biosaxony. Hans-G. Unrau/Biosaxony

Die Logistik bringt’s auf den Punkt

Die raum-zeitliche Gütertransformation ist eine der wesentlichen Kernaufgaben der Logistik, das heißt, sie überbrückt beispielsweise den Zeitpunkt der Herstellung bis zum Termin der Auslieferung bestellter Waren an den Kunden. Durch die Koordination von Material- und Informationsflüssen agiert die Logistik somit als effektiver Problemlöser, unter Einbezug eines komplexen Verbundes an Akteuren. Die Logistik bringt’s also im wahrsten Sinne des Wortes in Mitteldeutschland – heute wie morgen, real wie digital. Leipzig/Halle hat sich in den vergangenen Jahren zu einem herausragenden Logistikstandort entwickelt, an dem Verlader aus unterschiedlichen Branchen (Industrie, Handel), Logistikdienstleister mit einem breiten Serviceportfolio, Betreiber logistischer Infrastrukturen, Investoren in Logistikimmobilien ein kompetentes Netzwerk an Logistikpartnern bilden, um den vielfältigen Herausforderungen des Marktes erfolgreich zu begegnen.

In den kommenden Jahren kann von einem steigenden Transportvolumen in Mitteldeutschland, in Abhängig-

keit einer weiterhin positiven Wirtschaftsentwicklung, ausgegangen werden. Dabei erstreckt sich das Volumen auf ein breites Spektrum an Gütern. Ob nun Automobil, Chemie, Optik und Feinmechanik oder Biotechnologie – die Logistik bringt entsprechend der besonderen Anforderungen der jeweiligen Güter nahezu alles an Ort und Stelle. Auswirkungen von Technologieinnovationen wie 3-D-Druck, der Etablierung von Industrie 4.0-Konzepten auf die (regionale) logistische Nachfrage lassen sich aktuell jedoch noch sehr schwer prognostizieren.

Die Logistik bringt’s auf den Punkt. Das heißt, sie liefert beispielsweise Module zum vordefinierten Termin direkt ans Montageband (Just-in-Time), handhabt schwierige und zeitkritische Lieferungen in einer für den Kunden optimalen Weise und bietet somit eine hohe Servicequalität als auch Flexibilität an. Die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten ermöglicht zukünftig eine noch bessere Steuerbarkeit der Logistikaktivitäten, insbesondere bei sehr hochwertigen Gütern. „Schnelle Region für schnelle Logistik“ ist zu einer prägenden Philosophie der Logistik-Akteure in Mitteldeutschland geworden.

Eng verknüpft mit der Frage des „wann“ ist der räumliche Bezug der Logistik, also das „wo“ (woher/ wohin). Die herausgehobene Lage des Luftfrachtdrehkreuzes Leipzig/Halle bietet optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Distributionsstandort, im Sinne eines europäischen Gateways sowie eines Logistikhubs. Insofern werden Güter befördert, die zum einen in Mitteldeutschland produziert werden, zum anderen erfolgt der „Transit“ von Waren aus verschiedenen Regionen und Ländern in andere Länder und Kontinente.

Iris Hausladen (47) ist Professorin und Lehrstuhlinhaberin Heinz Nixdorf Chair of IT-based Logistics an der HHL Leipzig Graduate School of Management:

Neben dem Luftfrachtdrehkreuz werden in Mitteldeutschland logistische Infrastrukturen nachhaltig ausgebaut. Hierzu zählen Schwerpunkte wie Con-

tainer-Terminals, Zugbildungsanlagen, Schienenanbindung an Terminals, Autobahnausbau, Erweiterung Güterverkehrszentrum. Der Einsatz von Gigalinern auf deutschen Straßen sowie die Bedarfsermittlung für Schwerlasttrassen spiegeln das komplexe Geflecht an logistischer Struktur- und Verkehrsplanung exemplarisch wieder. Intelligente Konzepte für die Letzte Meile fokussieren auf die Realisierung nachhaltiger Lösungen zur Distribution in Innenstadtbereichen sowie auf die Einbindung logistischer Infrastrukturen in Gewerbe- sowie Wohngebieten. Autonome Fahrzeuge, Ansätze zur vollautomatisierten Be- und Entladung von Transportmitteln und. Ladeeinheiten, der potenzielle Einsatz von Frachtdrohnen bis hin zu cloudbasierten Sendungsverfolgung spannen den technologischen Rahmen für die Logistik 4.0 auf.

Damit es die Logistik auch weiterhin in Mitteldeutschland „auf den Punkt bringt“ – real und digital, bedarf es weitergehender Investitionen, etwa in den Breitbandausbau, die Forcierung von Digitalisierung, die Entwicklung intelligenter Gesamtkonzepte zur Integration von Industrie, Handel, Logistik sowie Leben, Wohnen und Arbeiten im gesamtgesellschaftlichen Kontext, die Förderung interdisziplinärer Aus- und Weiterbildung sowie entsprechender Studiengänge, die Intensivierung praxis- und transferorientierter Forschung, die Verbesserung der Attraktivität von Logistikberufen zur Deckung des Fachkräftemangels sowie die Etablierung risikopolitischer Rahmenbedingungen etwa zum Thema Datenschutz und zur IT-Sicherheit. Es gibt also noch viel zu tun. Wie sagt der Logistiker: „Packen wir es an“.

Mehr zum Thema Logistik sehen Sie in einem Video unter www.lvz.de/wirtschaftszeitung

Etabliert –die LVZ Post

In der Logistik-Branche ist die LVZ Post seit Langem ein nicht mehr wegzudenkendes Unternehmen. Sie ist ein Anbieter jeglicher Postdienstleistungen. Hinter ihr steht die LVZ Logistik GmbH. Das Unternehmen ist seit 1992 am Markt und auf die Zustellung von Briefen, Paketen und Katalogen sowie Zeitungen und Zeitschriften spezialisiert. Dabei wendet sich die LVZ Post sowohl an Privat- als auch an Geschäftskunden. Zum Leistungsspektrum gehört nach eigenen Angaben der Komplettservice von der Abholung der Geschäftspost bis zur Zustellung. Ob Einschreiben, Postwurf- und Infosendungen, Postfachservice, Adressrecherche, Poststellenservice, Kurierdienst oder individuelle Wunschbriefmarken – alles ist mit der LVZ Post zu bewerkestelligen. Im Postleistzahlgebiet 04xxx, in dem das Unternehmen über 450 Briefkästen verfügt, befördert es die Sendungen selbst. Darüber hinaus sorgen auch zahlreiche Kooperationspartner dafür, dass die Post wohlbehalten ankommt.

„Die LVZ Post ist der moderne und unabhängige Postdienstleister im Herzen Mitteldeutschlands“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Das Produktportfolio werde ständig ausgebaut. Ein dichtes Netz von mehr als 400 Servicestellen in Leipzig und der Region sowie fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen demnach für den postalischen Erfolg der Kunden. Die LVZ Post ist ein lizenzierter regionaler privater Dienstleister mit bundesweitem Versand. Sitz des Unternehmens ist Leipzig. Pro Tag werden 200 000 Poststücke zugestellt und 250 Pakete innerhalb Deutschlands versandt. Allein im vergangenen Jahr beförderte der Briefdienst über 50 Millionen Sendungen. Als ein Unternehmen der Leipziger Volkszeitung verfügt die LVZ Post „über erfahrene Logistiker, moderne Technologien und über 15-jährige Erfahrung im Postbereich“. Erst kürzlich hat die LVZ Post eine neu gestaltete Briefmarke des Völkerschlachtdenkmals herausgegeben. Seit Anfang September 2018 wird die Marke im Shop des Denkmals verkauft. Die Markenbogen sind aber auch in allen LVZ-Geschäftsstellen erhältlich.

Dietmar Jüngling ist schon im Sommer richtig in Weihnachtslaune. Die Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft, in dem es im Amazon-Logistikzentrum in Leipzig mit Sicherheit wieder brummen wird, ist in diesem Jahr bei ihm besonders groß. Denn dann wird das neue Hochregallager in Betrieb sein. Fünf Millionen Euro hat das Unternehmen spendiert, um auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern 1000 etwas über acht Meter hohe Regale zu installieren. Das von Leipzig aus verschickte Sortiment „wird damit deutlich erweitert“, sagt Standortleiter Jüngling. Es ist nunmehr kein Problem, auch größere Produkte zu deponieren. Wurden bislang von der Messestadt aus vor allem Waren „in Kaffeemaschinen-Größe“ verschickt, können nun auch beispielsweise Rasenmäher oder große Mikrowellen eingelagert und nach Bestellung so rasch wie möglich in den Regionen Leipzig, Halle, Dresden und Berlin ausgeliefert werden.

Die Hochregale „sind für die Stabilität unseres Standortes unwahrscheinlich wichtig“, betont der 57-Jährige. Andere Amazon-Zentren haben das schon, nun hat Leipzig gleichgezogen, die weitere Zukunft steht also auf festem Boden. „Wir sind zwar einer der ältesten deutschen Standorte, aber auch einer der beweglichsten.“ Solange Leipzig es schaffe, sich proaktiv an veränderte Bedürfnisse anzupassen, sei alles in Butter.

Auch bei den Auslieferungen drückt Jüngling, der als Hobby das Reisen angibt, auf das Tempo. Früh

DHL: Hoffnung auf neue Einweihungsfeier

Der Satz fiel fast beiläufig. „Ich bin mir sicher, das war nicht das letzte Mal, dass wir hier etwas einzuweihen haben“, sagte im Oktober vor zwei Jahren Frank Appel, Vorstandschef des Logistikriesen Deutsche Post DHL. Zuvor hatte der heute 57-jährige gebürtige Hamburger am Flughafen Leipzig/Halle die Erweiterung des europäischen Frachtdrehkreuzes von DHL offiziell in Betrieb genommen. Mit dem Ausbau auf 87 000 Quadratmeter wurde das Sortierzentrum fast verdoppelt. Ganz klar: Die 230 Millionen Euro, die das kostete, waren eine Investition in die Erwartung eines weiter steigenden weltweiten Frachtgeschäfts. Bislang hat die Post hier 655 Millionen Euro ausgegeben, die größte Einzelmaßnahme in der Geschichte des Bonner Konzerns. Hoffnungen, die in Erfüllung gegangen sind. Jährlich nimmt das weltweite Express-Frachtgeschäft nach Angaben von Ralph Wondrak, Vorsitzender der Geschäftsführung des DHL Hub Leipzig GmbH, im Schnitt zwischen fünf und sechs Prozent zu. Die Aussichten sind weiter positiv. Das DHL Global Trade Barometer (GTB) prognostiziert für die nächsten Monate weiterhin eine Zunahme des Welthandels, auch wenn sich die Wachstumsdynamik etwas abschwäche. „Nach mehreren heißen Monaten mit sehr guten Aussichten für den Welthandel findet jetzt eine gewisse Abkühlung statt. Wir kommen in normalere, niedrigere, aber immer noch angenehme Temperaturbereiche“, sagt Tim Scharwath, Chef von DHL Global Forwarding Freight. „Der globale Handel ist der Motor der Weltwirtschaft, und wir sind das Getriebe dazu“, ergänzt Wondrak. Die zunehmen-

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Nachtschicht eingeführt

morgens kann der Kunde die Bestellung auslösen und abends das Paket in Empfang nehmen. Dahinter steckt eine veränderte Philosophie. „Neues Denken hat bei uns Einzug gehalten“, berichtet Jüngling. Es gehe weg von der Lieferkette, hin zu zur Nachfragekette. „Das ist ein Riesenunterschied.“ Die Wünsche der Empfänger der Waren sollen noch mehr in den Mittelpunkt rücken. „Der Kunde muss die Möglichkeit haben, uns zu sagen, wann und wo er das Paket geliefert bekommen möchte. Zudem gibt es inzwischen bundesweit 350 eigens aufgestellte Paketboxen, an denen die Kunden ihre Bestellungen rund um die Uhr abholen können. In dieses Bild passt, dass seit einiger Zeit ein kleiner Teil der knapp 2000-köpfigen Leipziger Belegschaft auch nachts arbeitet. „Wir hatten mehr Nachfrage als Stellen“, berichtet Jüngling. Lieferungen können damit noch flexibler und schneller erledigt werden.

Das Unternehmen setzt bei den Auslieferungen, die im Wesentlichen über die Deutsche Post, aber inzwischen auch in eigener Regie erfolgen, auf die Digitalisierung. „Das macht die Routen der Fahrer besser planbar“, so der Leipziger Amazon-Chef. Denn die Logistikfirmen wissen alle, dass die letzte Meile, bis das Paket beim Empfänger ist, richtig teuer sein kann. Ein zweiter Zustellversuch kostet Zeit und Geld, soll möglichst vermieden werden. Der eigene Lieferservice sei keine Konkurrenz zu den Paketdiensten, sondern lediglich eine Reaktion auf Kapazitätsengpässe, be-

schwichtigt Jüngling. Tatsächlich wurden im vorigen Jahr in der Bundesrepublik 3,35 Milliarden Pakete befördert. Damit hat sich diese Zahl seit 2000 beinahe verdoppelt. Angesichts des anhaltenden Trends zum Online-Handel geht es hier weiter aufwärts.

Auf die Frage, ob irgendwann Roboter die georderten Produkte aus den Regalen holen und Drohnen sie ausliefern, antwortet Jüngling ganz offen. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann das kommt.“ Zumindest testet Amazon den Drohnen-Einsatz bereits. Allerdings dürften rasche Durchbrüche nicht bevorstehen.

In San Francisco etwa hat die Stadtverwaltung Paketroboter wegen der Unfallgefahr aus der Innenstadt verbannt. In Deutschland bremsen strenge Regularien aus Sicherheitsgründen den freien Luftverkehr aus.

Eine Alternative zur Automatisierung sieht Jüngling nicht. „Die deutsche Autoindustrie gäbe es heute nicht mehr, wenn sie noch so arbeiten würden wie vor 50 Jahren.“ Die Vision eines Logistikzentrum ohne Menschen werden wir nicht erleben“. Sie seien eben weiterhin deutlich flexibler als die Maschine.

Apropos Mensch und Mitarbeiter. Den Vorwurf der Gewerkschaft Verdi, mit der Amazon keinen Tarifvertrag abschließen will, über schlechten Löhnen und Arbeitsbedingungen kontert Jüngling. Wer zwei Jahre dabei sei, komme auf ein Jahreseinkommen von rund 30 000 Euro. Zudem gebe es eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem Betriebsrat. „Die starren Einschränkungen von Verdi passen nicht zu unserer kontinuierlichen Veränderung.“ Amazon-DeutschlandChef Ralf Kleber kommentierte die wiederkehrenden Streiks, zu denen Verdi aufruft, einmal so: Glatteis im Winter bereite ihm „mehr Kopfzerbrechen als die Verdi-Aktionen“.

Jüngling verweist darauf, dass Amazon Mitarbeiter unterstützt, die sich beruflich verändern wollen. Ein Großteil der Kosten der Umschulung werde übernommen, auch wenn der Mitarbeiter die Firma verlassen werde. Und es gebe natürlich Aufstiegschancen. Die hat der 35-jährige Leipziger Marcus Selig genutzt. Vor neun Jahren startete er als Packer, inzwischen ist er in Leitungsfunktionen und will jetzt ein Fernstudium der Wirtschaftsinformatik beginnen. „Mit Unterstützung meiner Vorgesetzten“, sagt er.

Der US-Konzern Amazon hat vor 24 Jahren als Online-Buchhändler angefangen. Heute gibt es nahezu nichts, was es dort nicht gibt. Amazon ist eines der wertvollsten Unternehmen auf dem Globus und Gründer Jeff Bezoe der reichste Mann auf dem Planeten. In Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt, werden 12 000 Mitarbeiter beschäftigt. Jeder zweite Euro des bundesdeutschen Online-Geschäfts läuft über Amazon-Plattformen. Für den US-Riesen ist angesichts dieser gigantischen Marktmacht da eigentlich jeder Tag Weihnachten. Ulrich Milde

de Vernetzung der globalisierten Wirtschaft und der rasant steigende Online-Handel sind dafür verantwortlich, dass Waren möglichst rasch von einem Ort der Erde zum nächsten transportiert werden müssen. „Diesen Markt können wir gut bedienen“, sagt Wondrak.

In diesem Jahr werden pro Nacht im Schnitt 350 000 Sendungen aus aller Welt angenommen und in 221 Länder weiterbefördert. 2008, als das Drehkreuz eröffnet wurde, waren es erst 125 000 Sendungen. 65 Flugzeuge landen und starten nachts. Passend dazu hat die 2010 gegründete Leipziger DHL-Frachtairline EAT (800 Beschäftigte) vor Kurzem fünf neue Flugzeuge erworben und die Flotte somit auf 35 Maschinen aufgestockt.

Während Anwohner sich über den nächtlichen Fluglärm beklagen, hat der regionale Arbeitsmarkt von der Ansiedlung ohne Zweifel profitiert. Die versprochene Zahl von 3500 Mitarbeitern wurde 2012 erfüllt. Inzwischen arbeiten dort 5700 Menschen, im nächsten Jahr wird aller Voraussicht nach die Grenze von 6000 Beschäftigten geknackt. „Am Anfang gab

es auf eine offene Stelle 100 Bewerbungen“, erinnert sich Wondrak. Heute werde es immer schwieriger, freie Jobs, etwa als Fachlagerist oder Mechatroniker, wieder zu besetzen. „Der Fachkräftemangel hat uns eingeholt.“ Die Zeiten, in denen ein Großteil der Beschäftigten aufstockende finanzielle Hilfen vom Jobcenter benötigten, sind nach Einschätzung des Drehkreuz-Chefs vorbei. 85 Prozent der Beschäftigten arbeiten mehr als 30 Wochenstunden, der Löwenanteil ist nachts tätig und erhält einen Zuschlag von 20 Prozent. „Die Mitarbeiter kommen angemessen über die Runden.“ Im Schnitt liegt das Jahreseinkommen am Drehkreuz bei 39 000 Euro im Jahr.

EAT-Chef Markus Otto räumte ein, dass er gedacht hätte, eine Erweiterung des Drehkreuzes werde erst um das Jahr 2026 herum fällig. Dass der Ausbau vorgezogen wurde, „macht mich total stolz“. Die jetzige Kapazität reicht nach Wondraks Prognose noch fünf, sechs Jahre. Dann könnte die nächste Einweihungsfeier stattfinden, zu der Appel ja schon eingeladen hat. Ulrich Milde

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„Der globale Handel ist der Motor der Weltwirtschaft, und wir sind das Getriebe dazu.“
Ralph Wondrak, Chef des DHL-Frachtdrehkreuzes in Leipzig
Dietmar Jüngling – Standortchef bei Amazon in Leipzig.

Altenburger Aufstand

Konsumgenossenschaft

legt sich mit dem Branchenverband an

Würde er noch leben, dann hätte er in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag gefeiert: Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der gemeinsam mit Hermann Schulze­Delitzsch als Gründervater des deutschen Genossenschaftswesens gilt. Heute gibt es in Deutschland 8000 Genossenschaften, zusammen haben sie 20 Millionen Mitglieder. Sie vergeben Kredite, bauen und vermieten bezahlbare Wohnungen, handeln mit Lebensmitteln oder erzeugen Windstrom. Doch Aktivitäten aus dem thüringischen Altenburg stören die Feststimmung. Die dortige Konsumgenossenschaft, die von der Vermietung von Handelsimmobilien lebt und einen ehrenamtlich arbeitenden Vorstand hat, ist so etwas wie ein gallisches Dorf, das sich dem Großen widersetzt. Die Firma aus der Skatstadt reizt den „Genossenschaftsverband – Verband der Regionen“, der 2017 aus der Fusion des Rheinisch­Westfälischem mit dem Frankfurter Verband entstand und 2800 Mitglieder prüft. Die Altenburger haben ihre Mitgliedschaft im Verband zum 31. Dezember 2016 gekündigt. Juristisch gesehen eigentlich ein Unding. Denn laut Gesetz muss jede Genossenschaft einem Verband angehören, dem das Prüfungsrecht verliehen ist. Das zuständige Amtsgericht in Jena forderte denn auch den Konsum Anfang des Jahres auf, „sich einen anderen Prüfverband zu wählen“. Geschehe dieses nicht, könne das Gericht die Auflösung der Genossenschaft aussprechen.

Passiert sei bisher so gut wie nichts, sagt Martin Bergner, Aufsichtsratsvorsitzender der Altenburger Genossenschaft und im Hauptberuf Vorstandssprecher von Zentralkonsum, also der Zentralgenossenschaft der ostdeutschen Konsumgenossenschaften.

Die Kündigung sei bestätigt, aber dem Register nicht gemeldet worden. Die Abschlüsse für die Geschäftsjahre 2016/17 und 2017/18 würden von einem genos­

Investitionen in moderne Wohnungen und stabile Mieten

UNITAS bietet Zuverlässigkeit für ihre Mitglieder und Partner

mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von neun Millionen Euro. Das Gebäude gibt dem Leipziger Westplatz ein neues Gesicht, beherbergt 28 Wohnungen sowie den Genossenschaftshauptsitz.

„Für das ganzheitliche Energiekonzept des Gebäudes erhielten wir das Qualitätssiegel ‚Nachhaltiger Wohnungsbau‘.

senschaftlichen Prüfungsverband unter die Lupe genommen. „Es wurde bisher weder eine Insolvenz noch per Gerichtsbeschluss eine Liquidation erzwungen“, berichtet Bergner. Ergo arbeite die Altenburger Genossenschaft „seit fast zwei Jahren als erste verbandsfreie Genossenschaft Deutschlands – und das sehr erfolgreich“. Ersteres sei schon ein sensationeller Vorgang.

Für Bergner, ein Genossenschaftsmann durch und durch, steht die Zwangsmitgliedschaft, „die euphemistisch Pflichtmitgliedschaft heißt“, gegen den freien Wettbewerb. Die Pflicht zur Prüfung der Bilanzen sei

der Druck auf die Zwangsmitglieder.“ Obendrauf komme, dass die Zwangsmitgliedschaft in Deutschland 1934 vom Nazi­Regime eingeführt wurde. Rückendeckung in seinem Kampf erhält Bergner unter anderem vom Konsum Leipzig. Es sei nicht mehr zeitgemäß, dass die Genossenschaften nicht frei bei der Wahl der Wirtschaftsprüfer sind, kritisiert Vorstandssprecher Dirk Thärichen. Als „ausgewogen und nachhaltig erfolgreich“ bewertet dagegen der Prüfungsverband die Pflichtmitgliedschaft. Sollte irgendwann das Gericht die Auflösung der Altenburger Genossenschaft veranlassen, wollen die Thüringer Rebellen dagegen klagen. „Wir ziehen, wenn nötig, mit den Altenburgern bis vors Bundesverfassungsgericht“, kündigt Bergner an.

Er sagt, es gehe darum, mit dem Aufstand ein Reformsignal zu setzen. Verkrustete Verbandsstrukturen müssten aufgebrochen, deutlich mehr Transparenz hergestellt und Rechtsformen modernisiert und erweitert werden. Bergner ist beruflich im Genossenschaftswesen der DDR herangewachsen und hat dabei erfahren, „was Reformunfähigkeit, falsche Ideologie und fehlender Realitätssinn mit einer Gesellschaft anrichten können“.

richtig und nötig. „Aber wir sind für eine freie Wahl des Prüfers“, betont er. Die vorgeschriebene Pflichtmitgliedschaft habe bei den Prüfungsverbänden eine Monopolstellung erzeugt. „Monopole aber sind behäbig.“ Sie behinderten durch ihr Diktat nicht nur den Wettbewerb, sondern brächten einzelne Genossenschaften bisweilen sogar arg in wirtschaftliche Bedrängnis. „Schon allein durch eine enorme Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und Prüfgebühren.“ Der Prüfungsverband, führt Bergner weiter aus, benötige erhebliche finanzielle Mittel. Schließlich habe der Verband umfangreiche Verpflichtungen, nahezu die Hälfte der Bilanzsumme machten mittlerweile Pensionsrückstellungen aus. „Entsprechend groß ist

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Der Zentralkonsum mit Sitz in Berlin vereinigt unter seinem Dach 33 in Ostdeutschland ansässige genossenschaftliche Unternehmen mit insgesamt 182 000 Mitgliedern. Dazu zählt Röstfein in Magdeburg mit seinen 187 Beschäftigten, bekannt durch Marken wie Mona und Rondo. Die Elbestädter sind zudem Hersteller von Kaffee­Handelsmarken für international agierende Discounter. Ebenfalls zu Bergners Firmenreich gehört die Firma Bürstenmann in Stützengrün. Die 152 Mitarbeiter im Erzgebirge sind in der Lage, täglich 120 000 Zahnbürsten zu produzieren. Jetzt zieht Bergner der Pflichtmitgliedschaft womöglich den Zahn.

ter im einen „Zudem Region nützige tont der Als Nachteil schaften kleinen trotz niedriger profitieren. sollte Gesetzgeber arbeiterzahl ziehen,

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seiner außergewöhnlichen Form gibt der UNITAS-Neubau dem Leipziger Westplatz an der Friedrich-Ebert-Straße/ Ecke Käthe-Kollwitz-Straße ein neues Gesicht.

Wohnungsgenossenschaft

Der Slogan „Miteinander wohnen“ steht bei der Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG für wirtschaftliche Solidarität und gelebte Gemeinschaft. „Das Modell als dritter Weg zwischen Wohneigentum und Miete erfährt derzeit eine Renaissance. Es bietet ein optimales Verhältnis zwischen Wohnsicherheit und Flexibilität“, sagt Steffen Foede, UNITAS-Vorstand Wohnungswirtschaft/ Technik. „‚Miteinander wohnen‘ heißt für uns aber auch, soziale Begegnungen zu ermöglichen“, ergänzt er. Dazu gehören wirtschaftliche, nicht aber gewinnmaximierende Ansätze im Unternehmen. Stattdessen investiert die UNITAS, die im vergangenen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feierte, fortlaufend sowohl in die Modernisierung ihrer Objekte, als auch in schöne Hofanlagen, Veranstaltungen, Nachbarschaftsprojekte und -initiativen.

Die Ausgaben für Instandhaltung und Modernisierung lagen 2017 bei 12,6 Millionen Euro und werden in diesem Jahr sogar 17,5 Millionen betragen. Dazu

kommen mehrere Neubauten. 2015 wurde der „UNITAS Apels Bogen“ eingeweiht –

Wir sind stolz, dass unsere Bemühungen so gut aufgehen“, sagt Iris Liebgott, kaufmännischer Vorstand der UNITAS. 2017 folgte die Eröffnung des neugebauten Komplexes „ServiceWohnen Kregelstraße“. Für 10,5 Millionen Euro entstanden für Senioren konzipierte Wohnungen, in denen sie ein für das Objekt engagierter Service-Dienstleister unterstützt. „Leipzig ist auch eine sehr junge Stadt und besonders Familienwohnungen werden benötigt“, so Steffen Foede. Dem nachkommend investiert die UNITAS aktuell in einen weiteren Neubau. Ab November 2018 entsteht in der Salomonstraße ein Gebäude mit vorwiegend Vier- und Fünfraumwohnungen, aber auch einigen Drei- und Zweiraumwohnungen. Ziel ist ein generationenübergreifendes Gebäude, indem durch modulare Systeme eine möglichst hohe Flexibilität für die Bewohner erreicht werden soll und durch Anpassungsmöglichkeiten alle Generationen gemeinsam unter einem Dach leben können. Die kontinuierliche, stabil vorangetriebene Entwicklung spiegelt sich dennoch auch in den Bilanzen der Genossenschaft wider. Der Jahresüberschuss verdoppelte sich von 2015 zu

2016 auf 1,5 Millionen Euro und stieg

2017 weiter auf 2,3 Millionen Euro. Die durchschnittlichen Nutzungsentgelte liegen aktuell bei 4,98 Euro pro Quadratmeter.

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„Wir ziehen, wenn nötig, bis vors Bundesverfassungsgericht.“
Martin Bergner

Obendrauf Deutsch­

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Lob für nachhaltiges Wirtschaften

Experten regionaler Genossenschaften betonen Vorzüge dieser Unternehmensform

Von Ulrich Milde

Seit fünf Jahren ist Dirkl Thärichen (49) Vorstandssprecher des Konsums Leipzig. Für ihn ist wichtig, dass Genossenschaften das Ziel des nachhaltigen Wirtschaftens verfolgen. „Statt kurzfristiger Profite steht die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolges im Interesse seiner Mitglieder und Mitarbeiter im Vordergrund.“ Daher reinvestiere der Konsum einen Großteil des Gewinns in das Unternehmen. „Zudem fühlen wir uns als Genossenschaft mit der Region eng verbunden, weshalb wir uns für gemeinnützige Einrichtungen und Vereine engagieren“, betont der Wirtschaftswissenschaftler.

Als Nachteil bezeichnet Thärichen, dass Genossenschaften in der Regel nicht unter die Definition der kleinen und mittleren Unternehmen fallen und daher trotz niedriger Gewinne selten von Förderungen profitieren. Die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens sollte eine entsprechende Würdigung durch den Gesetzgeber erfahren. Lediglich Umsatz oder Mitarbeiterzahl als Kriterium für Förderungen heranzuziehen, sei nicht zielführend.

Für Steffen Foede (50), Vorstand Wohnungswirtschaft/Technik der Leipziger Wohnungsgenossenschaft Unitas, liegt einer der Vorteile der genossenschaftlichen Firmen in der zwar wirtschaftlichen, aber nicht gewinnmaximierenden Ausrichtung. Das bedeute, ein verantwortungsbewusstes Handeln mit großer Stabilität in den demokratisch aufgebauten Unternehmen sei möglich. Neben der regionalen Verbundenheit hätten die Mitglieder ein hohes Mitspracherecht. Es gebe auch keine Eigenbedarfskündigungen, hebt Foede hervor. Zudem erfolge kein Geldmittelabfluss an Investoren.

Als schwierig bezeichnet der Technik­Vorstand die Ansprache junger Menschen „gerade in ländlichen, von hohem Leerstand betroffenen Gebieten“. Teilweise gebe es auch Imageprobleme bei Verhandlungen mit Kommunen, vor allem gegenüber Bauträgern und wenig regional verwurzelten Unternehmen.

Geschichtliches

Im deutschsprachigen Raum schufen zwei Männer etwa zeitgleich und unabhängig voneinander erste Genossenschaftsmodelle. Neu war in Deutschland vor allem der kreditgenossenschaftliche Ansatz. 1847 rief Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Weyerbusch im heutigen Rheinland­Pfalz den ersten wohltätigen Hilfsverein zur Unterstützung der notleidenden ländlichen Bevölkerung ins Leben. Er gründete 1852 den Heddesdorfer Wohlthätigkeitsverein, aus dem 1864 der Heddesdorfer Darlehnskassenverein hervorging. 1862 entstand in Anhausen im Westerwald eine Darlehnskasse, die als die erste Genossenschaft im Sinne Raiffeisens gilt.

Zur selben Zeit rief Hermann Schulze in Delitzsch eine Hilfsaktion ins Leben, die den in Not geratenen Handwerkern zugutekam. Nach den Grundsätzen der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung gründete er 1847 die Rohstoffassoziation für Tischler und Schuhmacher und 1850 den gemeinnützigen Vorschussverein. 1849 und 1850 gründeten Bürger in Bad Düben und Eilenburg Darlehnskassenvereine. Noch vor Schulze­Delitzsch setzten dessen Initiatoren auf die solidarische Haftung. SchulzeDelitzsch wandelte seinen Delitzscher Wohltätigkeitsverein in einen Darlehnskassenverein um. Heute gehört das Geschäftsgebiet der drei ältesten sächsischen Kreditgenossenschaften zur Volksbank Delitzsch eG.

WBGKontaktmacht sichfitfürdieZukunft

Zeitfür Neues

Eine Genossenschaft ist nach Angaben von Axel Viehweger (65), Vorstand des Verbandes Sächsi scher Wohnungsgenos senschaften, eine von Selbstverwaltung geprägte Rechtsform. „Im Prinzip hat jedes Mitglied eine Stimme, mit der es bei der jährlichen Mitgliederver sammlung Einfluss auf die Geschäftstätigkeit neh men kann.“ Wohnungsbaugenossenschaften gebe es seit dem 19. Jahrhundert. Die ersten seien gegründet worden, um ihren Mitgliedern das Leben in gesunden, gut ausgestatteten Wohnungen zu ermöglichen und sie vor Ausbeutung zu schützen. „Mitbestimmung und So lidarität sind bis heute wichtige Grundsätze geblieben.“ Genossenschaftswohnungen überzeugten durch eine gute Wohnqualität bei vergleichsweise günstigen Mieten. Nachteile gibt es seiner Ansicht nach nicht. „Dieses Geschäftsmodell zahlt sich aus. Den Genossenschaften hat selbst die Finanzkrise nichts anhaben können.“ Es müsse aber darum gehen, das Thema Geossenschaften „stärker in der schulischen und universitären Ausbildung zu verankern“.

Die wirtschaftliche Ausrichtung von Genossenschaften „ist geprägt von Eigeninitiative und Selbstverwaltung“. Das betont Ralf Schädlich (47), Vorstand der Baugenossenschaft Leipzig. Die Eigentümer seien gleichzeitig Kunden, die Förderung der Mitglieder sei vorrangiger Zweck. „Voraussetzung dafür ist auch der wirtschaftliche Erfolg. Aber eben nicht die Gewinnmaximierung.“ Auf dieser Basis wirtschafteten Genossenschaften eher vorsichtig und maßvoll. „Sie müssen nicht jeden Trend mitgehen. Man hört also wenig Spektakuläres über Genossenschaften“ – weder über riesige Gewinne oder sensationelle Firmenzusammenschlüsse, noch über heftige Pleiten oder Entlassungswellen. Bemerkenswert sei, dass gerade in Krisenzeiten Rechtsform und Leistungen von Genossenschaften stärker in den Fokus rückten. Das sei aktuell am deutschen Wohnungsmarkt zu erkennen, wo besonders in den Ballungsgebieten die vergleichsweise günstigeren Angebote der Wohnungsgenossenschaften helfend und korrigierend auf den Markt wirkten.

KlingelstattKran:SeitAnfangAugustpräsentiertsich die Wohnungsbau-GenossenschaftKontakte.G.(WBG Kontakt)miteinemneuenLogo.DasMarkenzeichen vonLeipzigsgrößter Wohnungsbau-Genossenschaft istdasbisherauffälligsteErgebniseinesumfassenden internenundexternenModernisierungsprozesses.

rkshopsbegannenMitrstandgemeinsamden umfangreichenModernisierungsprozess. EinwichtigerPunktwardasMarkenzeichenderWBGKontakt:Dasbisherige LogomitdemKranwarnichtmehrzeitgemäß,wurdevonvielenMenschen nichtmitdemThema„Wohnen“in Verbindunggebrachtundmusste deshalbweichen.

UmfangreicheModernisierungen Aberauchihre Wohnungenbringtdie WBGKontaktaufdenneuestenStand. DieumfangreichsteModernisierung betrifftdas WohnhausAnderKotsche 43bis73inGrünaumiteinemInvestitionsvolumenvon22MillionenEuro.

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Bereits vor Schulze­Delitzsch und Raiffeisen gab es in Deutschland Genossenschaften und Genossenschaftsbanken. Die älteste bekannte Kreditgenossenschaft der Welt ist die Privatsparkasse zu Lerbach. Sie wurde im späten 18. Jahrhundert in Lerbach im Harz als Sterbeversicherung von Bergarbeitern gegründet. Die heute älteste am Standort bestehende Genossenschaftsbank ist die Volksbank Hohenlohe eG. Sie wurde 1843 als Privatspar­ und Leihkasse in Öhringen gegründet. Sie gilt als ältester Vorläufer der Volksbanken, weil Schulze­Delitzsch sie 1859 als Genossenschaftsbank seines Modells anerkannte. Etwa zeitgleich etablierte sich das Genossenschaftsprinzip im Einzelhandel. So schufen im Jahr 1850 Handwerker und Arbeiter wiederum in Eilenburg mit der Lebensmittelassociation die erste Konsumgenossenschaft.

Weltweit sind heute mindestens 700 Millionen Mitglieder an Genossenschaften beteiligt. Genossenschaften sind Wertegemeinschaften, die in der Regel Ziele verfolgen, die über reine Wirtschaftsbetriebe hinausgehen. In Tradition ihrer Gründer vertrauen Genossenschaftsmitglieder auf die ethischen Werte Ehrlichkeit, Offenheit, Sozialverantwortlichkeit und Interesse an anderen Menschen.

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André Kempner André Kempner
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Partner suchen und finden –eine Leipziger Firma hilft dabei

Starterandkicker vermittelt Geschäftskontakte zwischen Gründern und Umsetzern

Partnervermittlungen, Datinglines und ähnliche Serviceleistungen sind nicht jedermanns Geschmack. Bei Guido Hannich und Jonas Heinroth ist dies allerdings der Fall – auf eine ganz spezielle Art. Jedoch nicht, um potenziellen Liebespaaren auf die Sprünge zu helfen. Nein, sie verkuppeln schlaue „Spinner“ mit geschickten „Mitspielern“ – salopp formuliert. „Wir wollen diejenigen, die eine tolle Produktoder Geschäftsidee ausgeklügelt haben, mit denen verbändeln, die sie umzusetzen vermögen“, erklärt Hannich. Im übetragenen Sinne vereinen sie den Ideengeber – sie nennen ihn Starter – mit dem Mitmacher, dem Kicker. Das Ganze nennt sich Starterandkicker –ein Leipziger Unternehmen in Gründung.

Der 52-jährige Chef Hannich – so will er allerdings nicht angesprochen werden – macht an einem Beispiel deutlich, wie das Geschäftsmodell funktionieren soll. Er sei ein leidenschaftlicher BMX-Rad-Fahrer. „Aber mit meinen ungelenken Fingern könnte ich nie etwas ordentlich reparieren oder gar zusammenschweißen. Dafür brauche ich schon Hilfe.“ Und genau nach diesem Prinzip werde es bei ihrem Start-up laufen. „Es kommt einer Unternehmer-Partner-Vermittlung gleich“, fügt Heinroth (33) hinzu.

Über eine App, die im September in Kooperation mit Apple und Google freigeschaltet wurde, haben Ideenspender und Helfershelfer nun die Chance, übers Netz erste Kontakte zu knüpfen. „Auf Augenhöhe begegnen sie sich in unserer App.“ Der mit dem neuen Geschäftsgedanken schreibt hinein, worum es ihm geht, „wie er mit seinem Vorhaben die Welt verändern will“, wie Hannich es nennt. Der potenzielle Partner erkläre, mit welchen Möglichkeiten und Fähigkeiten er ihm zur Seite stehen könne. „Das soll kurz und bündig sein –

maximal 75 Zeichen“, betont Hannich. Das kostet also nicht viel Zeit, beide Seiten finden rasch ihre Gemeinsamkeiten oder eben auch die Klarheit heraus, nicht zusammenzupassen.

„Die Wirtschaft lebt von frischen Ideen und ihrer Verwirklichung“, ist der frühere Münchner überzeugt.

Folgerichtig heißt es im Firmenprospekt: „Die Welt ist voller Ideen, die wir brauchen und die es verdient haben, wahr zu werden.“ Dies zu packen sei eben ein echter Knackpunkt. Immerhin werfe die Hälfte der Firmengründer in der Phase von den ersten Vorstellungen bis zum förderreifen Projekt die Flinte ins Korn. „Wir nennen diese Etappe das Tal des Todes“, sagt der Chef, der an der französischen Hochschule ESC Pau in den Pyrenäen ein kaufmännisches Studium absolvierte und mit Diplom abschloss. Rasch ergänzt er: „Dieses Tal des Todes dauert in der Regel mindestens ein Jahr, oftmals länger.“ Es lebend zu durchschreiten – das sei das Ziel und Anliegen seiner App für Gründer (Starter) und Förderer (Kicker). Denn ohne ein schlagkräftiges Team, das das neu Erdachte Realität werden lässt, ist hier „kein Blumentopf zu gewinnen“, weiß der Neu-Leipziger, genauso wie sein Kompagnon Heinroth.

Hannich, der Alt-Bayer und inzwischen Neu-Leipziger sinniert: „Die Sache mit der Selbstständigkeit hängt vom menschlichen Typ ab. Ich bin nicht so einer, der auf absolute Sicherheit abfährt.“ Vielmehr begeistere ihn das nahezu uneingeschränkte Fiebern für neue Ideen.

„Mit ihnen die wirtschaftliche Welt zu verbessern – das ist doch ein Super-Angelegenheit“, schwärmt der Starter. Natürlich sei es wichtig, dafür zu brennen, faktisch von ihr besessen zu sein, „sonst wird es nichts“. Und diese Eigenschaft präge ihn und seine Mitstreiter – sieben sind es insgesamt. Klar: Mut, Selbstvertrauen,

Fleiß, Zuversicht und Risikofreude gehörten auch dazu, ebenso eine gewisse Lockerheit, in manchen Situationen auch Verbissenheit. Heinroth pflichtet ihm bei. Allerdings „brauchen wir dafür Unterstützung“, sagt Hannich. Derzeit würden Werbekunden akquiriert, die über die App auftreten. Auch die Commerzbank helfe. „Mit deren Netzwerk an Kontakten vermittelt sie wichtige Partner.“ Zudem hat das Geldhaus im Juli 2017 ein spezielles Programm für Existenzgründer aufgelegt. „Wir kümmen uns um die Finanzthemen, der Gründer um den Erfolg seiner Geschäftsidee“, betont Thomas Globig, Leiter Unternehmerkunden der Leipziger Commerzbank-Niederlassung. Und Hannich ergänzt: „Der persönliche Draht zur Bank tut uns gut. Und wenn der

Berater gar am Sonntag bei mir anruft und rät, noch an dieses oder jenes zu denken – das find ich einfach klasse.“ Ohne Finanzgeber gehe es nicht. Hannich und Heinroth meinen, wenn sie zehn Kicker gewinnen würden, die „uns pro Monat 1000 Euro zahlen, dann müssen wir uns keine Gedanken mehr machen“. Die Nutzung der App hingegen sei kostenlos, für die Premium-Version mit zusätzlichen Leistungen sind knapp zehn Euro im Monat zu berappen. Grundsätzlich werde die „Finanzierung über das so genannte ,Freemium‘ angestrebt. Das ist sehr üblich im App-Bereich“, so Hannich. „Wenn wir unsere Mitgliederziele erreichen – 20 000 im ersten Jahr – dann wird das alles funktionieren.“ Und gegen mögliche Kapitalgeber sei schließlich auch nichts einzuwenden.

Angst vorm Scheitern? Auf diese Frage schütteln beide energisch den Kopf. Heinroth sagt dazu lediglich: „Risiken lauern doch überall.“ In Deutschland fehle leider eine Kultur des Scheiterns, so wie sie in den USA zu finden sei. „Wenn jemand pleite geht –das ist doch nicht der Untergang, das bringt einen nicht um“, so der Junior-Partner. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, rasch wieder aufzustehen – darauf komme es an. Aber dazu müssen man der passende Charaktertyp sein. Nicht jedem sei dies gegeben.

Das komplette Firmenporträt finden Sie auf www.lvz.de/wirtschaftszeitung

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Blick auf die Handy-App von Starterandkicker in Leipzig.
EIN STARKESTE AM FÜ R EI NE STARKE REGI ON . 10 JA HRE DHL DREHKREUZ LEIPZIG Von Ulrich Langer André Kempner (2)
Jonas Heinroth und Guido Hannich (rechts) helfen mit ihrer Firma Starterandkicker bei der Partnersuche.

In Sachen Technologie- und Innovationsorientierung kann die sächsische Wirtschaft bemerkenswerte Erfolge vorweisen. So führt gut ein Fünftel aller sächsischen Unternehmen kontinuierlich oder gelegentlich selbst Forschungs- und Entwicklungs(FuE) Aktivitäten durch. Damit hat Sachsens Wirtschaft eine FuE-Beteiligung, die an den Anteil des FuE-stärksten Bundeslandes Baden-Württemberg heranreicht. In den sonstigen neuen Bundesländern und in Westdeutschland sind es im Durchschnitt rund 17 Prozent der Unternehmen, die FuE-aktiv sind. Das zeigen Ergebnisse des Sächsischen Technologieberichts 2018, den das ZEW zusammen mit dem VDI Technologiezentrum für das Wirtschaftsministerium Sachsen jetzt erstellt hat.

Allerdings sind die Ausgaben, die von den Unternehmen Sachsens in FuE investiert werden, deutlich geringer als in einigen westdeutschen Bundesländern. Mit FuE-Ausgaben von 1,17 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben Sachsens Betriebe zwar den Spitzenwert der neuen Bundesländer und liegen zum Teil deutlich über vier westdeutschen Bundesländern, können aber bei Weitem nicht an die FuE-Ausgaben der Länder mit großen Unternehmen in weltweit bedeutenden Branchen heranreichen. Deren Firmen wenden zwischen vier und 1,8 Prozent des jeweiligen BIPs für FuE auf (Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz). Es ist kein Zufall, dass sich hier die Bundesländer mit hohen Anteilen in der Automobil-Industrie ganz an der Spitze wiederfinden. In dieser Branche herrscht ein immenser Wettbewerb, der die Unternehmen im Hochlohnland Deutschland zu einem Innovationswettbewerb zwingt und ihnen damit hohe FuE-Anstrengungen abverlangt. Das Gesamtniveau an FuE-Aktivitäten wird eben ganz wesentlich von den großen Unternehmen bestimmt. Sie haben eine besondere Stellung, schon wegen der dort betriebenen grundlagennahen Forschung.

Hier zeigt sich der zentrale Unterschied zwischen Sachsen und anderen forschungsstarken Bundesländern: Der Freistaat ist gut aufgestellt bei den eher kleineren Unternehmen, Großunternehmen fehlen dagegen. Die sächsische Strategie zur FuE-Förderung ihrer Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen war aber bislang erfolgreich.

Umfangreiche Forschungshilfe

So hatte Sachsen Ende der 1990er-Jahre durch das Fehlen von Großunternehmen ähnlich ungünstige Voraussetzungen für eine im Unternehmenssektor verankerte forschungsbasierte Technologieentwicklung wie alle neuen Bundesländer. Großunternehmen lassen sich nicht ansiedeln oder gründen, die Entstehung großer Konzerne ist ein langer Prozess unter sich ändernden Marktbedingungen. Dieses Defizit hat Sachsen auf zwei Wegen zu kompensieren – oder zumindest abzuschwächen – versucht: Zum einen wurde gezielt in öffentlich finanzierte wissenschaftliche Infrastruktur und Forschung investiert, zum anderen wurden die (im Durchschnitt eher kleineren) Unternehmen des Landes substanziell bei ihrer FuETätigkeit gefördert, und dies technologieoffen. Der Ausbau der öffentlichen Forschungskapazitäten bewirkte, dass im Land Grundlagenforschung auf hohem Niveau stattfinden konnte. Gerade die Betonung der technischen und naturwissenschaftlichen Bereiche eröffnete den Unternehmen des Landes Kooperations- und Anknüpfungsmöglichkeiten, die Firmen in anderen Bundesländern auch in ihren Netzwerken bei Großunternehmen finden. Dieser Ansatz war erfolgreich, kooperieren doch die FuEaktiven Betriebe Sachsens zu deutlich höheren Anteilen mit öffentlichen Forschungseinrichtungen als die Unternehmen anderer Bundesländer. Mehr als 36 Prozent arbeiten mit Hochschulen des Landes,

Sachsens

Technologiepolitik: Spitzenwert im Osten

Freistaat hat hohe Anziehungskraft bei Studenten

20 Prozent mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen. Die entsprechenden Anteile für die übrigen neuen Bundesländer liegen mit 26 beziehungsweise. 15 Prozent im Durchschnitt deutlich darunter. In den westdeutschen Bundesländern kooperieren im Schnitt nur 17 Prozent der FuE-aktiven Unternehmen mit Hochschulen und neun Prozent mit öffentlichen Forschungsinstituten.

Darüber hinaus leisten die öffentlichen Wissenschaftseinrichtungen auch einen erheblichen For-

schungsbeitrag. So beträgt der Anteil der FuE-Ausgaben der Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen am BIP in Sachsen 1,53 Prozent. Ein Wert, der in Deutschland nur von den Stadtstaaten Berlin und Bremen übertroffen wird. Der öffentliche Bereich füllt in Sachsen somit die „Lücke“, die das Fehlen der Großunternehmen hinterlässt, in deutlich höherem Maße, als dies in den anderen neuen Bundesländern der Fall ist.

Erfolgreiche FuE-Förderung

Auch die substanzielle Förderung von FuE-Aktivitäten hat dazu geführt, dass ein großer Anteil der Unternehmen trotz ihrer eher kleinen bis mittleren Größe den Sprung über die „FuE-Hürde“ geschafft hat, also dass sie selber eigene Forschung und Entwicklung im Unternehmen betreiben. Hier liegt eine wichtige Ursache für den eingangs dargelegten hohen Anteil von FuE-aktiven Unternehmen in Sachsen, der sich im Freistaat gerade in den kleinen Größenklassen der Unternehmen mit zehn bis 50 Beschäftigten zeigt. In dieser Größenklasse betreibt rund ein Viertel der Unternehmen eigene FuE, deutschlandweit ein Spitzenwert. Ganz wichtig war dabei die gewählte technologieoffene Förderungsstrategie. Sie ermöglichte eine Unterstützung „in die Breite“ und erreichte dadurch auch Firmen außerhalb der durch Förderprogramme ansonsten betroffenen Technologiebereiche. Sie schafften es, in FuE einzusteigen und für ihre Geschäftsfelder Innovationen anzustoßen.

Und genau diese Innovationen in den Unternehmen sind für ihren wirtschaftlichen Erfolg sehr wichtig. So gehen rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes der FuE-aktiven Unternehmen in Sachsen auf Produkt-

innovationen zurück. Ein Anteil, so hoch wie der für Westdeutschland im Durchschnitt, obwohl dort viele Großunternehmen angesiedelt sind. In den anderen neuen Bundesländern erwirtschaften die FuE-aktiven Unternehmen etwa 17 Prozent des Gesamtumsatzes mit Produktinnovationen.

Diese sächsischen Erfolge zeigen, dass ein stark auf Kooperationen, wissenschaftlichen Austausch und die Erschließung neuer Märkte ausgerichtetes Innovationssystem wie das in Sachsen ganz wesentlich auf Offenheit beim Wissensaustausch angewiesen ist. Viele Bereiche der sächsischen Wissenschaftseinrichtungen haben ein exzellentes Niveau erreicht. Für sie ist der Kontakt und Austausch mit anderen Wissenschaftlern ganz entscheidend. Denn neues Wissen wird heute oft in großen Kooperationsprojekten erschlossen. Auch die sehr stark technologisch entwickelten Unternehmen in Sachsen brauchen „die besten Köpfe“, um ihr Niveau zu halten oder noch zu erhöhen. Der Bedarf bei den Unternehmen ist gegenwärtig zweifelsfrei gegeben und Sachsen ist ein „Studierenden-Zuwanderungsland“. So kamen im Jahr 2016 mehr als 60 Prozent der Studienanfänger aus anderen Bundesländern oder dem Ausland.

Die Voraussetzungen sind dadurch gut, und diese gilt es zu sichern und sogar auszubauen. Dies gilt insbesondere für die Wissenschaftsbereiche, deren Leistungsfähigkeit und Forschungskraft essenziell vom Anschluss an die internationale Forschung abhängen. Diese Anschlussfähigkeit wird gerade auch durch Gastwissenschaftler aus anderen Ländern gesichert. Sachsens Wirtschaft und Gesellschaft sollten ihre Offenheit schützen und fördern – für Innovationen von morgen.

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Materialforschung am Max Planck Institut für Chemische Physik.
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Generationswechselnicht aufdielange Bankschieben!
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Erich Dichiser/ZEW Der Wirtschaftsprofessor Achim Wambach (50) ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim.

Prognosefehler im Visier

Die bundesrepublikanische Wirtschaft brummt vielleicht nicht gerade, aber der Aufwärtstrend hält offenkundig an. „Der Aufschwung setzt sich fort“, hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dazu festgestellt. Allerdings habe das Tempo etwas nachgelassen. Der BDI erwartet somit für dieses Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandprodukts von zwei Prozent, 0,25 Punkte weniger als bisher prognostiziert.

Solche Einschätzungen sind Wasser auf die wirtschaftswissenschaftlichen Mühlen von Ullrich Heilemann. Der Leipziger Ökonomie-Professor kritisiert bei Konjunkturvorhersagen schon seit Längerem, dass die Verbände und Wirtschaftsforschungsinstitute in der Regel bis auf eine Stelle hinter dem Komma prophezeien, wie hoch das Wachstum sein werde – ohne zu erwähnen, dass damit stets eine gewisse Bandbreite gemeint ist. Heilemann spricht dabei von Prognosedefiziten. Wirtschaftskrisen seien nicht vorhergesagt und auch dann erst diagnostiziert worden, „als sie bereits eingetreten waren“, schreibt der Gelehrte in einer soeben erschienenen Arbeit unter dem Titel „Ein kurzer Blick auf die Rezessionen 1966 bis 2009“.

Viele Länder erleben derzeit nach Analyse des gebürtigen Leipzigers, der von 1974 bis 2004 Vizepräsident des angesehenen Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen war, „zwar einen schwachen, gleichzeitig aber auch ihren längsten Aufschwung der Nachkriegszeit“. Gleichwohl nähmen die Sorgen zu, dass eine Rezession bevorstehe. Auch in Deutschland ließen die „üblichen Prognosefehler“ eine Rezession im kommenden Jahr „nicht mehr gänzlich abwegig erscheinen“.

Da aber „noch nie“, wie Heilemann schreibt, ein Abschwung zutreffend vorhergesagt wurde, ist im Umkehrschluss auch im nächsten Jahr eine Fortsetzung des Aufwärtstrends möglich und wahrscheinlicher als das Gegenteil. mi

Forderungen bestehen nicht ewig

Der 31. Dezember ist nicht nur Silvester und der Tag, an dem die Sektkorken knallen. Wichtig für Firmen ist, darauf zu achten, dass mit Ablauf dieses Tages die Zahlungsansprüche des täglichen Geschäftsverkehrs verjähren, die der regelmäßigen Verjährungsfrist unterliegen. Denn Geldforderungen gegenüber Schuldnern bestehen nicht ewig.

Jährlich gehen Gläubigern in Deutschland Millionenbeträge verloren, weil die eigentlich bekannten Verjährungsfristen nicht beachtet werden. Unternehmen sollten daher ihren Forderungsbestand rechtzeitig vor Jahresende überprüfen, raten daher Experten. Denn nur wer seinen Mahnbescheid innerhalb der Verjährungsfrist bei Gericht einreicht, sichert sich seinen Zahlungsanspruch über den Stichtag hinaus.

Welche Zeitfenster stecken hinter diesen Fristen? Die regelmäßige Verjährungsfrist nach Paragraf 195 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) beträgt drei Jahre. Diese Frist gilt für alle Ansprüche des täglichen Lebens, die nicht anderweitig geregelt sind, zum Beispiel Ansprüche auf Kaufpreis- oder Mietzahlungen. Je nach Art der Leistung sind weitere Fristen definiert, wie ein Jahr bei Fracht- und Speditionskosten, zwei Jahre bei kaufund werkvertraglichen Mängelansprüchen oder fünf Jahre bei Mängelansprüchen bei Bauwerken und eingebauten mangelhaften Sachen. Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt nach Paragraf 199 BGB am Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist.

Verjährungsfristen können gehemmt werden oder neu beginnen. Eine Hemmung erfolgt zum Beispiel durch rechtzeitiges Beantragen und Zustellen eines gerichtlichen Mahnbescheides vor Ablauf des 31. Dezembers. Auch durch die Aufnahme von Verhandlungen zwischen Gläubiger und Schuldner kann eine Hemmung eintreten.

Wichtig: Außergerichtliche Mahnungen, also private Zahlungsaufforderungen, hemmen die laufende Verjährung der Ansprüche nicht, selbst wenn sie schriftlich per Einschreiben erfolgen. Die Verjährungsfrist beginnt nur dann neu, wenn ein Anerkenntnis des Schuldners vorliegt oder eine gerichtliche oder behördliche Vollstreckungshandlung vorgenommen oder beantragt wird (Paragraf 212 BGB). mi

Optimist Johannes Jähn

Chef des Flughafens Leipzig/Halle peilt Fracht-Spitze an

Johannes Jähn gibt sich angriffslustig. Noch liegt der Flughafen Leipzig/Halle beim Frachtaufkommen meilenweit hinter der bundesdeutschen Nummer eins Frankfurt. Die Mainmetropole kam im vorigen Jahr auf einen Frachtumschlag von 2,144 Millionen Tonnen. Der Schkeuditzer Airport, in Deutschland auf dem zweiten Rang, verbuchte 1,14 Millionen Tonnen. Doch dass der Vorsprung Frankfurts auf ewig und alle Zeiten zementiert ist, davon will Jähn, Geschäftsführer des Flughafens Leipzig/Halle, nicht viel wissen. „Na ja, wenn man die Mathematik zu Hilfe zieht und die Entwicklung ähnlich verlaufen wird wie in den vergangenen Jahren, dann werden wir irgendwann Frankfurt als Nummer eins ablösen.“ Das sei zumindest seine Hoffnung, aber „auch mein Anspruch“.

Was so vollmundig klingt, hat reale Hintergründe. Leipzig/Halle hat schon in den vergangenen Jahren deutlich höhere Wachstumsraten als der Kontrahent eingeflogen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres legten die Sachsen um 12,1 Prozent zu. Die Hessen kamen auf ein minimales Plus von 0,1 Prozent.

Der hiesige Airport profitiert natürlich vor allem davon, dass vor zehn Jahren das europäische Frachtdrehkreuz der Posttochter DHL eröffnet wurde. „Das ist unsere Lebensader“, sagt der gebürtige Hallenser Jähn. Doch nicht nur das. Auch das eigene Frachtgeschäft, das vor allem über die Tochter Portground abgewickelt wird, legt rasant zu, stärker als DHL. Genaue Zahlen nennt der Manager nicht. Es sei inzwischen aber schon ein „sehr solides zweites Standbein“. Die Tochterfirma sei ein Logistikdienstleister und wickele für die Kunden den Umschlag großer wie kleiner Frachtmengen ab. Als wichtigen Standortvorteil bezeichnet Jähn, der 2015 von der Baumarktkette Obi, wo er Logistikchef war, nach Leipzig/Halle kam, die Infrastruktur. 15 Länder seien auch dank der exzellenten Autobahnanbindungen in einer Trucker-Schicht per LKW aus erreichbar. Tagtäglich kommen aus dem Hamburger Überseehafen Frachtcontainer, die hier per Bahn, Zug oder eben Flugzeug weiterbefördert werden.

Mittelfristig wird sich nach Auffassung des 41-Jährigen positiv auswirken, dass „wegen der weitsichtigen Planung“ genügend Flächen für Ansiedlungen und eigene Erweiterungen – da denkt Jähn unter anderem an Lagerhallen, die aus eigenen Mitteln finanziert werden sollen – vorhanden sind. 300 Hektar freie Areale sind verfügbar. Das bedeutet, dass für Ansiedlungen noch jede Menge Platz vorhanden ist. Ein Potenzial, das nach vorheriger Nachhilfe durch die sächsische Regierung, auch die Berliner Koalitionsfraktionen erkannt haben. CDU/CSU und SPD haben

in den Koalitionsvertrag hineingeschrieben, dass Leipzig/Halle das zentrale bundesrepublikanische Frachtdrehkreuz werden soll.

Jähn weist die Auffassung zurück, dass außer dieser Ankündigung noch nichts geschehen sei. „Es laufen vielfältige Aktivitäten zur Umsetzung.“ Es handele sich bei dem Passus im Koalitionsvertrag also „um keinen Papiertiger, sondern es wird intensiv daran gearbeitet“. Wenn mehr Warenströme hierher gelenkt würden, dann werde es in der Folge Ansiedlungen, Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze geben, ist der Luftfahrtexperte überzeugt. Im Kern geht es darum, zusätzliche Frachtfluglanderechte zu gewähren, sofern die Nachfrage dafür vorhanden ist. „Wir sind

in Schkeuditz und Dresden, weist den Vorwurf zurück, niedrige Landegebühren würden speziell laute Flugzeuge anziehen. „Wir sind nicht der Billigheimer“, kontert er. Diese Gebühren machten nur einen geringen Teil der Kosten eines Fluges aus. Erfreulicherweise gebe es bei den Airlines den „eindeutigen Trend“, auf leisere und sparsamere Maschinen zu setzen. Das gehe in die richtige Richtung.

Auf keinen Fall werde das Passagiergeschäft vernachlässigt, sichert der Geschäftsführer zu. In erster Linie über die Verbindungen an die Drehkreuze Frankfurt und München sei die Anbindung an die Welt gewährleistet. Das sei vor allem für die im Export immer stärker werdende regionale Wirtschaft unverzichtbar. Wichtig sei auch das touristische Geschäft, das zu rund zwei Dritteln zum Passagieraufkommen beiträgt.

„Es ist für die Akzeptanz von großer Bedeutung, vom heimischen Flughafen aus in den Urlaub fliegen zu können.“ Optimistisch stimmen Jähn auch die ersten Tage der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen AirBerlin-Manager Götz Ahmelmann, der am 15. Oktober den Posten als Vorstandsvorsitzender der Mitteldeutschen Flughafen AG übernommen hat. Dafür scheidet Markus Kopp aus dem Führungsgremium aus. „Jeder hat seine Kernkompetenzen, wir werden uns gut ergänzen.“ Jähn betont, er sei davon überzeugt, dass es gelinge, sie gemeinsam zum Wohle des Unternehmens einzubringen. Schon jetzt haben der Flughafen im Allgemeinen und das Frachtgeschäft im Besonderen nach Jähns Einschätzung für Mitteldeutschland wie für den Flughafen Leipzig/Halle „eine überragende Bedeutung“. Gehen die Pläne der Bundesregierung auf, wird sie noch zunehmen.

da sehr aktiv, unter anderem in China“, berichtet Jähn. Er sei recht optimistisch. Nur: „Einfach zu schnipsen, und dann sind die zusätzliche Verkehrsrechte da – so einfach geht das nicht.“ Dafür seien zwischenstaatliche Verträge notwendig. Und das brauche seine Zeit. Erster Profiteur könnte der chinesische Frachtriese SFExpress sein, der als Standort seines geplanten europäischen Frachtdrehkreuzes mit Leipzig/Halle liebäugelt.

Verbesserung hat die Bundesregierung auch beim Ad-hoc-Frachtchartergeschäft zugesagt. Hierbei geht es um eine einmalige Einfluggenehmigung. Derzeit dauert das im Regelfall zwei Tage. In den BeneluxLändern wird diese Erlaubnis in zwölf Stunden erteilt.

„Da müssen wir hin“, sagt Jähn. Voraussetzung dafür ist, dass das Luftfahrtbundesamt personell gestärkt wird. „Große Relevanz“ habe auch die Einfuhrumsatzsteuer. Importe aus Nicht-EU-Ländern werden damit belegt, im Regelfall erhalten sie den Betrag später wieder erstattet. Ähnlich wie etwa in den Niederlanden soll künftig erst am Ende abgerechnet werden. Teure Zwischenfinanzierungen wären dann unnötig.

Jähn, der auch im Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG sitzt, der Dachgesellschaft der Airports

Geschichtliches

Der erste Spatenstich für den Flughafen in Schkeuditz erfolgte am 1. September 1926. Acht Monate später wurde der Airport eröffnet. Zu dieser Zeit bestand er aus einem Flugfeld, einem Hangar sowie einem Verwaltungsgebäude. 1928 wurde eine 400 Meter lange Start- und Landebahn angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er nur als Werksflugplatz genutzt, später aber wieder ausgebaut. Am 19. Mai 1972 nahm er ganzjährig den Betrieb als Verkehrsflughafen wieder auf. Nach der Wiedervereinigung wurde der Airport erweitert und erhielt auch eine zweite Start- und Lande b ahn. Im vorigen Jahr starteten und landeten 2,37 Millionen Fluggäste. Es wurden 1,14 Millionen Tonnen Luftfracht umgeschlagen. Damit ist der Airport der zweitgrößte Frachtflughafen in Deutschland.

10 & Geld Märkte
Ullrich Heilemann Von Ulrich Milde Die Start- und Landebahn Nord am Flughafen mit eingeschalteter Befeuerung.
Logistik
Flughafen Leipzig Halle GmbH
André Kempnner
„Es ist für die Akzeptanz von großer Bedeutung, vom heimischen Flughafen aus in den Urlaub fliegen zu können“
Johannes Jähn
Armin Kühne

Die Aktie – unverzichtbar für den Vermögensaufbau

Das Weltvermögen ist 2017 kräftig gestiegen, aber die Deutschen haben nur ein kleines Stück vom großen Kuchen dieses Zuwachses abbekommen. Dabei spart der Deutsche doch so fleißig – fast doppelt so viel wie der US-Bürger. Überm großen Teich ist man mit der Bildung von Rücklagen aber offensichtlich erfolgreicher: Das durchschnittliche Geldvermögen betrug dort 2017 knapp 170 000 Euro, in Deutschland sind es mit 52 000 Euro nicht einmal ein Drittel davon. Auch im europäischen Vergleich schneidet Deutschland nicht gut ab. Die Niederländer beispielsweise haben mit durchschnittlich rund 96 000 Euro etwa doppelt so viel auf der hohen Kante wie hierzulande.

Warum ist das so? Eine Antwort gibt der Blick auf die Anlagepräferenzen der Sparer. In Deutschland greifen rund drei Viertel der Anleger am liebsten zu „klassischen Sparformen“ wie Sicht- und Termineinlagen sowie Lebensversicherungen – Anlagen also, die nur äußerst geringe Zinsen abwerfen. Die Aktie hingegen führt hierzulande ein recht stiefmütterliches Dasein. Laut dem Deutschen Aktieninstitut besaßen 2017 nur rund zehn Millionen Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds, das entspricht 15,7 Prozent der Bevölkerung. Zwar ist damit die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Anteilen an Aktienfonds gegenüber dem Vorjahr um erfreuliche 1,1 Millionen gestiegen, doch im Vergleich zu anderen Industrienationen wie den Niederlanden (30 Prozent) oder den USA (56 Prozent) sind das immer noch bescheidene Zahlen.

Hält der Anleger hierzulande die Anlageklasse Aktien für zu riskant? Wie auch immer die Zurückhaltung begründet sein mag, sie kostet Rendite. Denn mit Aktien lässt sich vor allem langfristig ein deutlicher Mehrertrag gegenüber Spareinlagen und auch gegenüber Staatsanleihen erzielen, wie etliche Analysen

zurück, laute FlugBilligheimer“, gerinErfreulicher„eindeutigen zu setPassagiergeschäft vererster FrankWelt geimmer unverzichtbar. das zu beiträgt. Bedeutung, vom fliegen zu ersten ehemaligen AirOktober Mitteldeutscheidet „Jeder uns gut überzeugt, dass UnternehAllgemeinen Jähns den FlugBedeutung“. wird sie

immer wieder zeigen. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) legte jüngst eindeutige Zahlen auf den Tisch. In einer umfassenden Studie hat das Institut ermittelt, wie sich Anlagen in Titeln des deutschen Aktienindex DAX im Zeitraum von 1965 bis 2015 entwickelt hätten – eine repräsentative Zeitspanne, in der auch mehrere Krisen die Nerven der Anleger strapaziert haben.

Für seine Analyse legte das DAI regelmäßige monatliche Sparpläne zugrunde, ein realistischer Ansatz mit Blick auf das recht disziplinierte Sparverhalten in Deutschland. Die Analyse führte zu beeindruckenden

Ergebnissen: Mit einer langfristigen regelmäßigen Anlage wurden im Schnitt ansehnliche Renditen erzielt. Zu Verlusten kam es nicht. Die maximale Rendite der historischen DAX-Sparpläne für einen 20-Jahres-Zeitraum – also für die Zeitspanne der 20 Jahre mit der günstigsten Kursentwicklung – betrug 16,6 Prozent, für den 30-Jahres-Zeitraum 13,6 Prozent. Selbst die minimale Rendite nach 20 Jahren Anlagedauer war mit 2,7 Prozent noch positiv, nach 30 Jahren lag sie sogar bei 6,2 Prozent. Legt man alle 10-JahresZeiträume in den analysierten 50 Jahren von 1965 bis 2015 zugrunde, gab es nur zweimal Verluste, und die durchschnittliche jährliche Rendite betrug 8,1 Prozent. Bei einer kurzfristigen Anlage von ein bis fünf Jahren gab es ebenfalls Zeiträume, in denen sich stattliche Renditen erzielen ließen, aber auch Zeiträume, die dem Anleger hohe Verluste beschert hätten.

Das Fazit lautet: Der Vorbehalt, Aktien seien ein zu riskantes Anlageinstrument, lässt sich durch den Faktor Zeit entkräften. Im kurzfristigen Bereich schwanken die Renditen und Verluste zwar relativ stark, doch je länger die Haltedauer, desto mehr nimmt das Schwankungsrisiko ab, und die Rendite verstetigt sich. Dass die Verlustrisiken bei einer langfristigen Aktienanlage äußerst gering sind, hat eine Studie der Frankfurt School of Finance & Management unter-

mauert: Das Ausfallrisiko – also das Risiko, weniger als die eingezahlten Beiträge zurückzubekommen –betrug danach bei einer Anlagedauer von 25 Jahren nur 0,1 Prozent. Was also hält den Anleger davon ab, sein Geld in Aktien zu investieren? Offenbar fehlt ein realistischer Blick auf die damit verbundenen Risiken. Risiken zu beachten, ist zwar ohne Frage ein entscheidender Aspekt bei jeder Geldanlage, weshalb jeder Investor gut daran tut, seine Risikotragfähigkeit richtig einzuschätzen. In Sachen Aktie scheinen aber viele Anleger die Risiken zu sehr zu betonen und darüber die Chancen zu vernachlässigen. Hier helfen Nüchternheit und Ratio: Wie die Studie des DAI zeigt, kann eine kurzfristige Aktienanlage durchaus Verlustrisiken mit sich bringen, bei einer längerfristigen Anlage reduzieren sich diese Risiken jedoch erheblich. Wer über einen längeren Zeitraum in Aktien investiert, kann also eine Kellerpartie durchaus verkraften. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt das überdeutlich: Im Februar 2009 hatte der deutsche Aktienindex mit rund 3700 Punkten seinen letzten Tiefstand. Heute liegt er bei rund 12 000 Punkten und hat sich somit innerhalb von neun Jahren mehr als verdreifacht.

Ein weiterer Einwand gegen die Aktie: Sie wird gern in einem Atemzug mit „Spekulation“ genannt, und Spekulationen lehnen viele Menschen zu Recht ab. Tatsächlich gab es immer wieder Spekulationsblasen, die mit lautem Knall geplatzt sind und viele Taschen geleert haben. Erinnert sei an die DotcomBlase: Scharenweise vertrauten die Anleger damals dem Internet-Boom und lagen damit eigentlich richtig – schließlich haben sich die neuen Technologien mit Erfolg durchgesetzt. Doch seinerzeit setzten zu viele Anleger mit überzogenen Erwartungen aufs gleiche Pferd. Und sie wollten ein schnelles Pferd. Das konnte nicht gutgehen. Wer mit Aktien das schnelle

Friedrich von Metzler (75), geboren in Dresden, ist seit 1971 persönlich haftender Gesellschafter des Frankfurter Privatbankhauses Metzler. Er hält den Festvortrag Ende Oktober auf der Feier zum 120. Geburtstag der HHL in Leipzig.

Geld machen will, riskiert den schnellen Verlust. Wer hingegen langfristig an der Börse investiert, spekuliert nicht. Mit Aktien erwirbt ein Anleger Anteile an einem Unternehmen und stellt damit Kapital zur Finanzierung unternehmerischer Ideen zur Verfügung, die die Innovations- und somit Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft stärken. Eine Aktienkultur schafft also auch Arbeitsplätze – ein Zusammenhang, den man immer wieder betonen muss. Aktien verbriefen somit eine Beteiligung an der realen Wirtschaft und fördern sie. Eine intakte Wirtschaft wiederum ist Voraussetzung für allgemeinen Wohlstand. Aktien sind daher keine Spekulation, sondern eine Investition. Die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2018 liegt zurzeit bei rund vier Prozent. Das bietet Gewinnmöglichkeiten für gute Unternehmen – und somit für deren Aktien.

Aktien bieten einen weiteren Vorteil: Sie tragen dazu bei, den Anleger vor einer möglichen Inflation zu schützen. Während Nominalwerte wie Anleihen und Sichteinlagen in Zeiten einer höheren Inflation an Wert verlieren, verflüchtigt sich das durch Aktien zur Verfügung gestellte produktive Kapital eben nicht. Daher zählen Aktien als Sachwerte langfristig zu den Gewinnern einer Inflation. In einer ausgewogenen Vermögensstruktur ist die Aktie folglich ein unverzichtbarer Bestandteil.

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Blick über den Tellerrand

Freiberger Aluminium für die USA

Der Einsatz von Aluminium in der Industrie steigt weltweit unvermindert an. Insbesondere kommen immer speziellere Alu-Legierungen zum Einsatz, etwa in der Automobilindustrie. Ein Trend, der die Wiederaufbereitung des begehrten Metalls vor große Herausforderungen stellt. Die Firma Pyral AG, ein Aluminiumrecycling-Unternehmen in Freiberg, hat sich dieser technisch höchst kniffligen Aufgabe gestellt und mit Saalt (Sorting of Aluminium Alloys using LIBS Technology) eine innovative Trocken-Sortiertechnologie entwickelt. Sie ermöglicht die sortenreine Identifizierung und Sortierung von in Aluminiumschrott enthaltenen Legierungen. Jetzt konnte das sächsische HighTech-Unternehmen eine erste Anlage in den USA installieren, zwei weitere sind in Freiberg bereits bestellt worden.

„Bisherige Recyclingverfahren konnten nur begrenzte Sortierergebnisse erzielen. Außerdem waren und sind sie sehr kostenintensiv, sowohl bei den Investitionen als auch beim Betriebsunterhalt“, berichtet Patrick Reissner, Pyral-Vorstandsmitglied. „Unsere Technologie dagegen sortiert wesentlich reiner, schneller und preisgünstiger.“ Bis zu zehn Tonnen Alu-Schrott mit verschiedenen Legierungen könne das System pro Stunde bewältigen.

Dabei würden die elementaren Bestandteile jeder Materie ermittelt, in diesem Fall von Alu-Schrott. Zunächst wird er zerkleinert und in die Anlage befördert.

Dort taxierte ein Laser die Alu-Teile. Dabei verdampfen winzige Materialpartikel und emittieren ein Energiespektrum. Ein hochauflösendes Spektrometer kann anhand dieser Strahlungen die jeweilige atomare Zusammensetzung des Aluminiummaterials feststellen, so dass die Legierung sowie die einzelnen Bestandteile jedes Objektes erkannt werden. Im Anschluss werden die Aluminiumteile mit Hilfe eines selbstentwickeltes Trennsystems je nach Legierung sortenrein in verschiedene Sammelbehälter geschleudert. Das Besondere des Pyral-Systems im Vergleich zu anderen Systemen ist der Einsatz eines eigenent-

Zwölf-Millionen-Euro-Investition in Delitzsch

wickelten Computer-Algorithmus und der damit kombinierte Einsatz eines künstlichen neuronalen Netzes.

Damit sind noch höhere Laufbandgeschwindigkeiten von bis zu drei Metern pro Sekunde möglich. „Unser System kann Knet- und Gusslegierungen voneinander trennen und – das ist noch einzigartiger – sortiert sogar bis in die letzte Legierungsuntergruppe.“

Die Freiberger bieten das Anlagensystem Industriekunden als „In-the-box-Modell“ an. Pyral errichtet die Anlage beim Kunden und betreibt sie im Anschluss dort auch selbst. „Dieses Modell ist für viele Aluminiumunternehmen attraktiv, denn sie bezahlen nicht die komplette Anlage, sondern nur die konkrete Recycling-Dienstleistung“, sagt Reissner. So finde die Technologie „Made in Saxony“ weltweit Anerkennung und Bedarf

Die Pyral AG mit Standorten in Freiberg und Mittweida hat 87 Mitarbeiter und gehört zu den deutschlandweit führenden Aluminium-Aufbereitern. 2005 in Freiberg gegründet, produziert das Unternehmen aus aluminiumhaltigen Verbundstoffen sortenreines Aluminium in unterschiedlichen Formen und Legierungen. Den Rohstoff bezieht das Unternehmen unter anderem aus der kommunalen Sammlung (Aluminiumleichtverpackungen aus dem Gelben Sack), aber auch von Lieferanten aus der Industrie wie der Auto- und Getränkeindustrie. In Mittweida betreibt die Pyral AG eine Anlage auf dem neuesten Stand der Technik, spezialisiert auf die mechanische, optosensorische und röntgenbasierte Aufbereitung von Metallen. Dabei können sogar Legierungen voneinander getrennt werden. Am Standort Freiberg betreibt das Unternehmen eine ressourcenschonende Pyrolyseanlage, eine eigenentwickelte Wirbelschichtanlage sowie ein Aluminiumschmelzwerk. Bei der Pyrolyse werden im Niedrigtemperaturverfahren bei ungefähr 500 Grad Celsius organische Verschmutzungen ohne Sauerstoffzufuhr vom Aluminium getrennt. Danach wird das Leichtmetall gesäubert und im Anschluss sortenrein wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt

Pluspunkt für Delitzsch: Der europaweit tätige Dämmstoffhersteller Ursa baut den Standort in Nordsachsen aus. Dafür nahm er rund zwölf Millionen Euro in die Hand. „Es war eine Herztransplantation.“

So veranschaulicht Stefan Grenzhäuser die jüngste Baumaßnahme im Delitzscher Werk, dem größten des Unternehmens in der Bundesrepublik. Der Geschäftsführer der Deutschlandvertretung sieht den Einbau der neuen Glasschmelzwanne in der Größe eines kleinen Einfamilienhauses als Ausgangspunkt für weitere Vorhaben in den kommenden Jahren. So ist mittelfristig eine weitere Produktionslinie vorgesehen.

Ein Austausch der riesigen Schmelzwanne, in der rund um die Uhr bei etwa 1400 Grad Celsius Rohstoffe wie Sand, Altglas und Kalkstein zu Glas verschmolzen werden, sei alle sechs bis acht Jahre notwendig, erklärt Grenzhäuser. Jeden Tag, an dem nicht produziert wird, gehe ein sechsstelliger Betrag verloren. Daher dauerte die Modernisierungsaktion von der Abschaltung bis zur Wiederaufnahme der Produktion vergleichsweise nur wenige Wochen.

„Dämmstoffe sind ein Wachstumssegment“, meint Grenzhäuser, der seit 15 Jahren in Delitzsch tätig ist. Bevor er vor drei Jahren Geschäftsführer wurde, war er Ursa-Vetriebsleiter Deutschland. Mit der aktuellen Anlage könne das Unternehmen auf die Markverhältnisse reagieren: 68 000 Tonnen Glaswolle produziere das Werk in Delitzsch pro Jahr. Möglich seien aber bis zu 10 000 Tonnen mehr. Wenn man die Gesamtkapazität nicht nutze, „ist das nicht wirtschaftlich“, sagt Grenzhäuser. Daher strebe Ursa an, eine weitere Produktionslinie zu den zwei bestehenden zu schaffen. Schon 2021 könnte das Realität sein.

Seit der Inbetriebnahme des Werks vor knapp 25 Jahren, wurde der Standort 1996, 2006 und 2013 erweitert und modernisiert. Damit sollten die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, aber auch die Nachfrage und die steigende technischen Produktions-Anforderungen bedient werden. In Delitzsch sind 180 Mitarbeiter beschäftigt. Der Fachkräftebedarf in der Glasproduktion sei hoch. Daher werden die drei bis fünf Auszubildenden pro Jahr im Delitzscher Werk übernommen.

Taucha Krane glänzt mit vollen Auftragsbüchern

Krane, egal, ob Schwenk-, Brücken- oder Konsolkrane, sind das Markenzeichen der Firma Taucha Krane. Und das seit 60 Jahren. 1958 wurde das Unternehmen gegründet – in diesem September Grund zum feieren für die mehr als 60 Mitarbeiter.

Olaf Brauer, der gemeinsam mit Ute Milbrecht die Geschäfte des 1999 von Taucha nach Jesewitz umgezogenen Unternehmens führt, zählte unter anderem zahlreiche Höhepunkte der jüngeren Geschichte auf: etwa die Neufirmierung als GmbH 1990, den Umzug neun Jahre später an den heutigen Jesewitzer Standort, den Aufwind im Russlandgeschäft ab 2010, das dann allerdings zwei Jahre faktisch ruhte – aufgrund der politischen Sanktionen gegen das osteuropäische Land. So sei plötzlich ein Umsatz von drei Millionen Euro weggebrochen. Seniorchef Roland Kirchner blickte auf die Geschichte des Betriebes zurück, der

einst als Produktionsgenossenschaft des Handwerks Mechanik Taucha von sechs Handwerkern gegründet wurde. DDR-weit seien die hier hergestellten Säulenschwenkkrane einzigartig gewesen. Nach der Wende sind zehn Millionen Euro in fünf Produktionhallen nicht in Taucha, sondern in Jesewitz investiert worden. Probleme in Sachen Grund und Boden mit der Stadt Taucha haben zum Wechsel nach Jesewitz geführt. Nicht immer sei alles glatt gelaufen damals. Doch es seien immer Lösungen gefunden worden. Der 68-Jährige Kirchner hat die Geschäftsführung inzwischen an seine Tochter Ute Milbrecht und Olaf Brauer abgegeben. Gute Voraussetzungen dafür, dass der von Landrat Kai Emanuel formulierte Wunsch, dass die Auftragsbücher auch in den nächsten 40 Jahren voll sein werden“ in Erfüllung geht.

Ansiedlung bei BASF in Schwarzheide

Auf dem Gelände von BASF in Schwarzheide hat es eine Ansiedlung gegeben. Das spanische Unternehmen Tradebe, ein weltweit führender Spezialist für das Recycling von Industrieabfällen, errichtet auf dem Werksgelände eine Produktionsstätte zur Rückgewinnung von Lösungsmitteln aus den Produktionskreisläufen der BASF Schwarzheide GmbH. Zu diesem Zweck übernimmt der Ansiedler eine 2009 stillgelegte Anlage. In einer ersten Ausbaustufe werden fünf Millionen Euro investiert und zwölf neue Arbeitsplätze geschaffen. „Wir freuen uns, dass wir Tradebe von den Vorteilen unseres Standorts überzeugen konnten und schätzen uns glücklich, dass wir zusätzliches Know-how für Nachhaltigkeit bei der Entsorgung von Industrieabfällen gewinnen“, sagte BASF-Standortleiter Jürgen

Fuchs. Oscar Creixell, Director Tradebe Chemicals Division, zeigt sich sehr zufrieden mit der Übereinkunft zur Zusammenarbeit: „Wir werden alles daransetzen, das Vertrauen zu untermauern, das BASF uns entgegenbringt.“

Tradebe beschäftigt 2100 Mitarbeiter an mehr als 80 Standorten, vor allem in Spanien, Großbritannien und Frankreich sowie in den USA und im Oman. Die Ansiedlung in Schwarzheide ist die erste in Deutschland. Der Chemieriese BASF beschäftigt in der Lausitz knapp 1800 Mitarbeiter. Zusammen mit den Beschäftigten weiterer BASF-Gesellschaften, Ansiedlern und Dienstleistern sind am Standort Schwarzheide insgesamt 3300 Menschen tätig.

Einigung bei Meuselwitz Guss

Es hat lange gedauert. Die seit dem Frühjahr laufenden Verhandlungen bei der Meuselwitz Guss Eisengießerei GmbH über eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur haben zu einem Ergebnis geführt. Die Geschäftsführung einigte sich mit Betriebsrat und IG Metall auf ein Maßnahmenpaket, durch das die Personalkosten der Gesellschaft an das deutlich geringere Geschäftsvolumen angepasst werden können. Dabei bewegt sich der Personalabbau erheblich unter

dem zunächst geplanten Volumen. So musste nur noch acht Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden. Weitere Einspareffekte ergeben sich unter anderem durch die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf bis zu 35 Stunden, Eigenkündigungen oder die Nutzung der natürlichen Fluktuation. Nach Abschluss der Maßnahmen wird die Stammbelegschaft von Meuselwitz Guss 300 Beschäftigte (ohne Auszubildende) umfassen.

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Cornelia Haase-Lerch

Die Geschichte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt ist 173 Jahre alt. Deutlich jünger, nämlich 48 Jahre alt, ist Cornelia Haase-Lerch. Die promovierte Naturwissenschaftlerin wird am 1. September 2019 als Nachfolgerin von Gerald Grusser Hauptgeschäftsführerin der Organisation, die 63 000 Unternehmen in der Region Nord- und Mittelthüringen vertritt. Erstmalig wird damit eine Frau an der Spitze der Kammer stehen. Haase-Lerch kann dabei auf eine lupenreine IHK-Karriere zurückblicken. 1996 begann sie als persönliche Referentin der Hauptgeschäftsführung, später arbeitete sie als Büroleiterin und als Abteilungsleiterin für Standortpolitik, Recht und Steuern. Vor acht Jahren übernahm sie zusätzlich die Verantwortung für das Service-Center Weimar-ApoldaSömmerda und wurde Stellvertreterin von Grusser, der nach über 20 Jahren im Job in den Ruhestand treten wird. Haase-Lerch kündigte an, sich „mit voller Kraft in den Dienst der regionalen Wirtschaft“ zu stellen. „Für uns war es wichtig, frühzeitig die Weichen für einen reibungslosen Übergang zu stellen“, sagte IHK-Präsident Dieter Bauhaus

Stephan Drescher

Viele reden von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Stephan Drescher praktiziert das. Dafür nahm der Geschäftsführer des Markkleeberger IT-Dienstleisters EnviaTel jetzt in Berlin das Zertifikat zum Audit Beruf und Familie entgegen – bereits zum vierten Mal. Das Angebot im Tochterunternehmen des regionalen Energieversorgers EnviaM reicht von flexibler Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung, der Inanspruchnahme von Eltern-Kind-Büros über ein Sabbatical bis hin zu einem Gespräch zur gemeinsamen Planung der letzten Jahre in der Firma. „Beruf und Familie zu koordinieren ist nicht immer einfach“, betont Drescher. Nun stünden in Hinblick auf die Digitalisierung der Arbeitswelten weitere Herausforderungen bevor.

VNG ist gemessen am Umsatz von 10,3 Milliarden Euro das größte ostdeutsche Unternehmen. Vorstandschef Ulf Heitmüller, der vom Mehrheitsaktionär EnBW an die Pleiße wechselte, macht auch im Branchenverband BDEW Karriere. Der Hamburger wurde vor wenigen Wochen als ehrenamtlicher Vizepräsident für zwei Jahre neu in das Führungsgremium des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft gewählt –einstimmig sogar. Auch im eigenen Aufsichtsrat hat sich personell etwas getan. Michael M. Theis wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung von VNG in das Gremium gewählt. Theis ist Sprecher der Geschäftsführung des Leipziger Stadtkonzerns LVV und hat das Mandat von Norbert Mencke übernommen, von dem sich die LVV vor einem halben Jahr geräuschvoll und vorzeitig getrennt hatte.

Uwe Bruchmüller

Einmal Gewerkschaftsfunktionär, immer Gewerkschaftsfunktionär – nein, das gilt nicht. Heinz Junge etwa war Vorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), wurde dann der für das Personal zuständige Geschäftsführer der Mibrag und geht zum Jahresende nach 19 Jahren im Dienste des Braunkohlenförderers in den Ruhestand. Uwe Bruchmüller wiederum war lange Jahre für die Aktivitäten der IG BCE in Mitteldeutschland verantwortlich, zuvor übrigens auch Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Mibrag. Später war das CDU-Mitglied stellvertretender Landesbezirksleiter der Gewerkschaft in BadenWürttemberg. Danach war er für die Veolia-Gruppe in Leipzig tätig, zuletzt als Leiter Geschäftsentwicklung. Jetzt verstärkt Bruchmüller, der in Thalheim wohnt, den Bereich Daseinsvorsorge (Verkehr, Wasser, Energie) des Beratungsunternehmens SNPC in Berlin. Bruchmüllers Einsatz ist, na klar, seine Heimatregion Ostdeutschland.

Erfolg für Stephan Stubner: Dem Rektor der Leipziger Manager-Schmiede HHL ist es gelungen, die 2013 gestartete Zusammenarbeit mit Porsche zu vertiefen. Der Schwerpunkt liegt künftig auf Entrepreneurship im digitalen Zeitalter. „Neue digitale Geschäftsmodelle erfordern auch neue Mitarbeiter mit einer etwas anderen Denk- und Herangehensweise“, begründete Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner. Er höre deshalb sehr genau hin, „was diese für uns so wichtige Zielgruppe von uns als Arbeitgeber der Zukunft erwartet“. In ihrer bisherigen Zusammenarbeit haben die HHL und Porsche unter anderem ein Versicherungsprojekt umgesetzt. Dabei handelt es sich um Leistungen, die durch herkömmliche Autopolicen nicht abgedeckt sind, etwa ein zusätzlicher KaskoSchutz für die Rennstrecke.

Hamburg ist weit weg und doch nah an Sachsen. Der Kosmetikhersteller Beiersdorf, also das Mutterunternehmen von Florena in Waldheim, steht vor einem Führungswechsel. Voraussichtlich schon im Dezember wird Berichten zufolge der Aufsichtsrat des Nivea-Konzerns Vizechef Stefan De Loecker zum Vorstandsvorsitzenden küren. Im Juni hatte das Unternehmen angekündigt, dass Konzernchef Stefan Heidenreich Beiersdorf spätestens mit Ablauf seines Vertrags Ende 2019 verlassen werde, möglicherweise das Amt aber auch schon früher zur Verfügung stelle. Heidenreich steht seit 2012 an der Beiersdorf-Spitze und geht aus freien Stücken. De Loecker arbeitet bereits seit Juli an einer eigenen Wachstumsund Investitionsstrategie. Damit wird in seiner Amtszeit in Waldheim die Inbetriebnahme einer neuen Produktionslinie sowie von zwei Mischern und einem Tanklager erfolgen. Das ist für das erste Quartal 2019 vorgesehen. Florena gehört seit 2002 zu Beiersdorf.

Harald Pfab

Er kam in einer der schwärzesten Stunden der sächsischen Bankengeschichte. Im Zuge des Notverkaufs der durch massive Fehlspekulationen in die bedrohliche Schieflage geratenen Landesbank Sachsen (Sachsen LB) an die Landesbank Baden-Württemberg wechselte Harald Pfab im August 2007 von Stuttgart nach Leipzig in den Vorstand des Leipziger Instituts. Im April des darauffolgenden Jahres wurde er Vorstandssprecher des Nachfolgeinstituts, der Sachsen Bank. Unter ihrem Dach bündelten die Stuttgarter ihr Unternehmens- und gehobenes Privatkundengeschäft in Mitteldeutschland. Pfab gelang es, das neue Geldhaus erfolgreich neu zu positionieren. Vor fünf Jahren trat er in den Ruhestand, jetzt feierte der Honorarprofessor seinen 70. Geburtstag. Aktiv ist er immer noch, unter anderem als Aufsichtsratsmitglied der Europäischen Energiebörse (EEX) in Leipzig.

Eckard Hassebrock

Apropos Planungssicherheit: Die hat jetzt auch

Michael Krüger. Dem Chef des IT-Dienstleisters Gisa GmbH in Halle ist es gelungen, den Rahmenvertrag mit EnviaM vorzeitig um drei Jahre bis 2022 zu verlängern. Es geht um ein Volumen im hohen zweistelligen Millionenbereich. „Die wiederholte Vertragsverlängerung ist ein großer Vertrauensbeweis, der uns mit Stolz erfüllt“, jubelte Krüger. Ganz so sensationell ist das nicht. Schließlich ging die Gisa einst aus der IT-Abteilung von EnviaM hervor. Doch die Eigenständigkeit hat dazu geführt, dass die große Abhängigkeit von EnviaM geringer geworden ist. Zu den Kunden der Gisa mit ihren 760 Beschäftigten zählen auch der Leipziger Gaskonzern VNG und der Energieriese Innogy.

Hartmut Koch

Der Präsident des Verbandes der Wirtschaft Thüringens, Hartmut Koch, ist Chef einer Bildungsfirma. Kein Wunder also, dass er jüngst aufmerksam den Bildungsmonitor studierte, den das den Arbeitgebern nahestehende Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ermittelt hat. Danach belegte der kleinste der drei bundesrepublikanischen Freistaaten den zweiten Platz. „Das ist ein eindeutiger Vorteil für den Wirtschaftsstandort Thüringen“, kommentierte Koch.

Doch bei aller Freude legte er auch den Finger in die Wunde. „Unverändert unausgewogen ist die Altersstruktur der Lehrer, die eine gute Personalpolitik an den Schulen erschwert“, kritisierte der Arbeitgeberchef. Besonders stieß ihm auf, dass der Anteil der Schüler an Ganztagsschulen im Sekundarbereich I mit 25,7 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 43,4 Prozent liegt. „Das ist kein gutes Zeichen.“

Er setzte sich im Auswahlprozess, so war es zu hören, unter 180 Kandidaten durch. Zum 1. Januar 2019 wird Eckard Hassebrock Vorstandsmitglied der Thüringer Aufbaubank. Und damit Nachfolger von Michael Schneider, der sich neuen beruflichen Aufgaben stellen will und Ende März ausscheidet. Der gebürtige Nordrhein-Westfale ist seit zwölf Jahren Vorstands mitglied der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen. Hassebrock ist gelernter Bankkaufmann und studierter Betriebswirt. Vorstandschef der landeseigenen Förderbank ist Matthias Wierlacher, Aufsichtsratsvorsitzender der frühere Leipziger Oberbürgermeister und jetzige Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee.

Helmar Redenz

Die ein Hälfte des Kraftwerks Lippendorf ist im Besitz der Lausitz Energie Kraftwerk AG (Leag). Die anderen 50 Prozent gehören dem Karlsruher Energieriesen EnBW. Leag-Vorstandschef Helmar Redenz, ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler, ist nun an die Spitze des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins (Debriv) gewählt worden. Er werde sich nachhaltig für die Interessen der Braunkohlenindustrie einsetzen, versprach der gebürtige Stuttgarter nach seiner Wahl. Als führender Industriestandort sei Deutschland auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, auch bei der Stromversorgung. Trotzdem muss Rendez eher den Abgesang auf diese Energieart moderieren. „Eine Renaissance der Braunkohle wird es nicht geben“, sagte er. Die Leag fahre die Kohleverstromung in der Lausitz bis Mitte des Jahrhunderts herunter. Rendez begann seine Laufbahn bei der Unternehmensberatung Kienbaum. Bevor er zur Leag ging, war er in Stockholm beim Energieriesen Vattenfall für die Konzernentwicklung zuständig. Die Schweden hatten ihre Ost-Braunkohle-Aktivitäten an die in tschechischer Hand befindliche Leag abgegeben.

Peter Reitz

Wer wissen will, wie sich die Strompreise entwickeln werden, dem sei ein Besuch bei der European Energy Exchange (EEX), der Energiebörse in Leipzig, empfohlen. An den Terminmärkten können die Teilnehmer sich mittel- bis langfristig Strom zu festen Preisen sichern. Kein Wunder, dass sich häufig Politiker bei EEX-Chef Peter Reitz anmelden. Der frühere Bundesumwelt- und jetzige Wirtschaftsminister Peter Altmaier war ebenso da wie Anton Hofreiter von den Grünen. Jüngst war Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, zu Gast. Besonders interessant sei gewesen „wie die Strommengen aus erneuerbaren Quellen derzeit in den Markt integriert werden“ sagte er. Reitz berichtete, schon heute werde der Handel von Strommengen bis fünf Minuten vor der Lieferung abgewickelt. Flexible Produkte machten es möglich, erneuerbare Strommengen „nahezu vollständig zu vermarkten“.

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Michael Krüger
Von Ulrich Milde
& Geld Märkte
Business-Class
IHK André Kempner
dpa
André Kempner AndreasFriese Sachsen Bank privat André Kempner
dpa
Gisa VWT Thüringer Aufbaubank

Erst die Mammutaufgabe, dann das Spektakel

1800 Ehrenamtliche stemmen jedes Jahr rund 11 000 Prüfungen bei der Leipziger IHK

Zeugnisübergaben der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK) sind immer ein Spektakel im XXL-Format: Erst Anfang Oktober bekamen wieder 2350 erfolgreiche Absolventen einer beruflichen Ausbildung ihre Abschlusszeugnisse auf großer Bühne im Congress Center Leipzig feierlich überreicht. Wenige Wochen zuvor hatten gut 250 Fortbildungsabsolventen ihre Zertifikate erhalten.

Dem festlichen Akt voraus geht eine Mammutaufgabe: Insgesamt gut 11 000 Prüfungen werden bei der Leipziger IHK jedes Jahr in Sachen Ausbildung, Fortbildung, Sach- und Fachkunde abgenommen. Dahinter steht ein riesiges Netzwerk ehrenamtlicher Prüferinnen und Prüfer – rund 1800 engagierte Unternehmer, Fach- und Führungskräfte, Ausbilder, Freiberufler und Berufsschullehrer sind es alles in allem. Durch sie wird gewährleistet, dass die betriebsnahe berufliche Qualifizierung ihren verdienten Schlusspunkt auch in betriebsnahen Prüfungen findet.

„Der konsequente Bezug auf die betriebliche Praxis –nicht nur während der Ausbildung, sondern auch in den Prüfungen – ist das besondere Qualitätsmerkmal und Erfolgsrezept der dualen Berufsausbildung. Deshalb sind IHK-Abschlüsse nach bundesweit einheitlichen Standards so hoch anerkannt – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit“, sagt Frank Löwe, der seit ziemlich genau zehn Jahren als ehrenamtlicher Prüfer bei der Leipziger IHK aktiv ist, seit sieben

Jahren als Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Geprüfte Bilanzbuchhalter.

Damals wie heute hat sein ehrenamtliches Engagement viel mit seiner täglichen Arbeit zu tun: Als Berufsschullehrer brennt er für die duale Berufsausbildung, als Dozent in der Fortbildung weiß er zudem um die guten Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten, die sich mit einem Facharbeiterabschluss auftun. Sich als Prüfer bei der IHK ehrenamtlich zu engagieren, dafür sieht er viele gute Gründe. „Sie profitieren vom Netzwerk und Erfahrungsaustausch mit anderen Prüfern. Sie bleiben in ihrem Fachgebiet immer auf dem Laufenden. Nicht zuletzt fördern sie den so dringend benötigten Fachkräftenachwuchs für unsere regionale

Erfolg auch für die Prüfer: Zeugnisübergabe an die besten Absolventen im IHK-Bezirk Leipzig.

Wirtschaft und sind ganz nah dran an den Fachkräften von morgen.“ All das seien gerade auch für Unternehmen starke Argumente, um Mitarbeitern die nötigen Freiräume für die Prüfertätigkeit zu schaffen. Denn klar ist: Das Ehrenamt kostet Zeit, im Schnitt

fünf Arbeitstage im Jahr. „Korrekturen von schriftlichen Prüfungen erledigen viele Prüfer nach Feierabend. Die mündlichen Prüfungen finden aber in der Regel tagsüber statt. Die Prüfer – gerade diejenigen aus der Wirtschaft – benötigen dann eine Freistellung durch den Arbeitgeber.“ Die Unterstützung der Unternehmen ist deshalb von großer Bedeutung. Die Leipziger IHK sucht laufend neue ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer, sowohl in der beruflichen Ausbildung als auch in der Fortbildung. „Wir brauchen immer Verstärkung, die Mammutaufgabe will schließlich auf viele Schultern verteilt sein“, sagt Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der Leipziger IHK. Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen sowie Berufsschullehrer seien mit ihrer Sachkunde im jeweiligen Beruf besonders geeignet. Interessierte können sich jederzeit bei der IHK informieren.

Kompetenz und Erfahrung

Creditreform Leipzig sichert Zahlungsansprüche

Blick auf einen Ausstellungsstand der Intec 2017.

Sie sind seit Jahren erfolgreich und aus dem Portfolio der Leipziger Messe längst nicht mehr wegzudenken: der Veranstaltungsverbund Intec und Z. Im nächsten Jahr findet vom 5. bis 8. Februar dieser erste wichtige Branchentreff des Jahres für die Fertigungstechnik in der Metallbearbeitung und die Zulieferindustrie in Europa statt. Wie die Messe informierte, werden rund 1300 Aussteller bei dieser Gelegenheit ihre ausgefeilte Technik, innovativen Produktneuheiten und komplexen Dienstleistungen präsentieren. Dank des großen Zuspruchs aus der Branche setze sich die positive Entwicklung der Industriemessen aus Leipzig fort. Die Basis dafür lege unter anderem die Stärke des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus.

Diese Branche ist nach Experteneinschätzung derzeit der wichtigste Wachstumstreiber der deutschen Wirtschaft. „Nach vielen Gesprächen mit der Branche in Vorbereitung auf Intec und Z 2019 lässt sich festhalten: Die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Marktaussichten weiter positiv“, sagt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. „Somit ist der Zuspruch für die bevorstehende Ausgabe unseres Messedoppels wieder sehr groß. Wir sind daher optimistisch, die starke Position der Intec und Z unter den europäischen Industriemessen weiter zu festigen.“

Vielseitiges Angebot

Die Intec hat sich in Leipzig nach Angaben der Messegesellschaft zu einer der führenden europäischen Messen für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und Automatisierungstechnik entwickelt. Vor allem die letzten Messeausgaben zeichneten sich durch ein überdurchschnittliches quantitatives Wachstum und qualitative Erweiterungen aus. Auch 2019 nutzen zahlreiche wich-

tige Unternehmen der Werkzeugmaschinenbranche und renommierte Anbieter von Präzisionswerkzeugen aus dem In- und Ausland das Marktpotenzial der Intec für ihre Kundenansprache. Dazu gehören unter anderem Yamazaki Mazak, DMG Mori, Niles-Simmons und Paul Horn. Die Messe bietet zudem auch kleinen und mittelständischen Firmen eine Plattform für ihre Geschäfte. Die parallel stattfindende Z, eine der wichtigsten Zuliefermessen in Europa, ist mit ihrer Spezialisierung auf innovative und flexible Zulieferleistungen für die Industrie sowie ihrem hohen internationalen Anteil Partner im Messeverbund. Die bevorstehende Ausgabe der Z hat laut Messegesellschaft erneut viele Aussteller, die der Nachfrage nach Teilen und Komponenten aus Metallen, Kunststoffen und neuartigen Werkstoffen nachkommen, zu bieten.

Starke regionale Basis – und europaweite Ausstrahlung

Intec und Z können auch dieses Mal auf eine starke Basis in ihrer Kernregion bauen. Neben einem deutschlandund europaweiten Einzugsgebiet ist die Industrie Mitteldeutschlands und besonders Sachsens eine der tragenden Säulen des Messeduos. Allein aus Sachsen werden rund 300 Unternehmen und Institutionen dabei sein. Auf keiner anderen deutschen Branchenmesse präsentieren sich der sächsische Maschinenbau und die sächsische Zulieferindustrie in einer vergleichbaren Bandbreite. Auch alle weiteren großen deutschen Industrieregionen zeigen eine starke Präsenz in Leipzig. Unter den nationalen Ausstellern ist – neben Mitteldeutschland – vor allem Südwestdeutschland sehr gut vertreten. Das Gros der ausländischen Aussteller kommt aus Europa.

Wer das Wort Inkasso hört, denkt oft als erstes an überhöhte Mahngebühren und „breitschultrige Geldeintreiber“. Inkasso-Unternehmen haben nach wie vor mit Vorurteilen zu kämpfen. Dabei leistet die Branche einen nicht zu unterschätzenden volkswirtschaftlichen Beitrag. Laut dem Bundesverband Deutscher InkassoUnternehmen werden durch deren Tätigkeit jedes Jahr rund fünf Milliarden Euro Forderungssumme dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt. Rainer Niedenzu, Geschäftsführer der Creditreform Leipzig, schärft im Interview den Blick für das Forderungsmanagement und Inkasso.

Wofür steht Creditreform Inkasso?

Als registriertes Inkasso-Unternehmen sind wir Profis im Forderungsmanagement und bieten unseren Auftraggebern umfassende und kompetente Beratung. Mit den Prozessschritten Mahnservice, außergerichtliches Inkasso, gerichtliches Mahnverfahren, Vollstreckung und Überwachung erhalten unsere Kunden einen durchgängigen InkassoService aus einer Hand. Unser primäres Ziel ist die schnelle Beitreibung offener Forderungen, ohne dabei die Kundenbeziehung zu belasten.

Wie arbeitet Creditreform Inkasso?

Wir sehen uns als Vermittler zwischen Gläubiger und säumigem Zahler. Deshalb suchen wir den persönlichen Kontakt mit dem Schuldner, um eine für beide Seiten tragbare Lösung zu finden. Unsere geschulten und qualifizierten Mitarbeiter arbeiten dabei mit Nachdruck, aber auch mit viel Fingerspitzengefühl.

Welche Rolle spielt der 31. Dezember?

Mit Ablauf des 31. Dezembers verjähren die Zahlungsansprüche des täglichen Geschäftsverkehrs, die der regelmäßigen Verjährungsfrist unterliegen. Unternehmen sollten daher aktuell ihren Forderungsbestand aus dem Jahr 2015 prüfen, um sich ihre Zahlungsansprüche zu sichern.

Welche Zeitfenster stecken hinter dieser Frist?

Die regelmäßige Verjährungsfrist (§ 195 BGB) beträgt drei Jahre. Diese Frist gilt für alle Ansprüche des täglichen Lebens, die nicht anderweitig geregelt sind, zum Beispiel Ansprüche auf Kaufpreisoder Mietzahlungen. Je nach Art der Leistung sind weitere Fristen definiert. Durch rechtzeitiges Beantragen und Zustellen eines gerichtlichen Mahnbescheides oder einer Klage vor Ablauf des 31. Dezembers kann der Zahlungsan-

spruch über den Stichtag hinaus gesichert werden. Ein Neubeginn der Verjährung setzt auch ein, wenn ein Anerkenntnis des Schuldners vorliegt oder eine Teil- oder Ratenzahlung erfolgt.

Wovon profitieren Ihre Gläubiger? Mit rund 70 000 Inkasso-Kunden und 1,5 Millionen neuen Fällen jährlich gehört Creditreform zu den führenden Inkasso-Anbietern und verfügt über umfassende Erfahrungen in allen Wirtschaftszweigen. Für Unternehmen stellt das Forderungsmanagement einen sehr hohen Zeitfaktor dar. Wir können auf optimierte Prozesse mit integrierten Bonitätsdaten zurückgreifen. Unser umfassendes Leistungsspektrum beinhaltet dabei sämtliche Maßnahmen für einen effizienten Forderungseinzug, perfekt aufeinander abgestimmt. Bei jederzeitiger Transparenz der einzelnen Verfahren maximieren wir so den Beitreibungserfolg.

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& Geld Märkte
LZ-FOTOGRAFIE IHK zu Leipzig
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Foto: Creditreform Creditreform Leipzig Niedenzu KG • Hahnekamm 1 • 04103 Leipzig Tel: 0341 9944-0 • Fax: 0341 9944-133 info@leipzig.creditreform.de • www.creditreform-leipzig.de Rainer Niedenzu
Frank Löwe
„Sie profitieren vom Netzwerk und Erfahrungsaustausch mit anderen Prüfern, bleiben auf dem Laufenden.“
Leipziger Industriemessen Intec und Z setzen erfolgreiche Entwicklung fort
Tom Schulze/Leipziger Messe

„Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben...“

Denkmalpflege – ein interessantes Aufgabenfeld

Drei Dinge sind an einem Gebäude zu beachten: dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl gegründet, dass es vollkommen ausgeführt sei”, so formulierte Johann Wolfgang von Goethe, seinen Anspruch an ein Bauwerk. Sind diese Zeilen auch schon weit mehr als zwei Jahrhunderte alt, hat sich an ihrer Aktualität jedoch wenig geändert. Und der Dichterfürst setzte sogar noch einen drauf: „Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie.“

Die mitteldeutsche Region ist geprägt von einer Vielzahl baulicher und technischer Denkmäler aus allen Epochen. Wenn auch in der Region Leipzig mehr als rund zwei Drittel aller Denkmale restauriert und saniert sind, ist die Denkmalpflege noch immer ein Segment, das für qualifizierte Handwerker besonders aus den Bau­ und Ausbaugewerben ein interessantes Aufgabenfeld und Marktpotenziale birgt. Traditionelle Handwerkstechniken und Kenntnisse über historische Materialien sind im Denkmalpflegebereich ebenso gefragt wie beim anspruchsvollen Neubau oder der stilvoll ausgestatteten Wohnung.

Für Handwerker, die den Markt der Denkmalpflege erschließen wollen, bietet die Handwerkskammer zu Leipzig Fortbildungslehrgänge zum „Geprüften Restaurator im Handwerk“ sowie zum „Geprüften Fachhandwerker für Denkmalpflege“ im Bildungs­ und Technologiezentrum in Borsdorf an. Voraussetzung für die Kursteilnahme im Fach Restaurator ist die Meisterprüfung in dem Gewerk, in dem die Qualifikation erworben wird.

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MathiasMöbius, Vorstand,Obstland Dürrweitzschen AG

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In einem fachtheoretischen und einem fachspezifischen Ausbildungsteil werden Kenntnisse in Denkmalpflege, Denkmalrecht, Kunst­ und Kulturgeschichte, Materialkunde sowie Bestandsaufnahme und Dokumentation vermittelt. Praktisch erlernen die Meister und Gesellen, Schadensanalysen zu erstellen, die Bearbeitung und den Einsatz authentischer Materialien sowie Handwerks­ und Restaurierungstechniken. Zwischen 400 und 600 Stunden müssen aufgewandt werden, um nach erfolgreicher Prüfung den bundesweit anerkannten Abschluss zu erhalten und den Titel „Restaurator im Handwerk“ und als „Geselle Fachhandwerker für Denkmalpflege“ führen zu können.

Die Fortbildung wird durch den Staat über das sogenannte Meister­Bafög gefördert. Eine umfassende Beratung zu den Fortbildungen und der möglichen finanziellen Unterstützung erhalten Interessierte bei der Handwerkskammer zu Leipzig.

Der Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer zu Leipzig wird zur „Denkmal“ – der europäischen Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung, in Leipzig am 9. November verliehen. Über die Preisträger entscheidet eine Fachjury, die mit Vertretern regionaler Denkmalschutzbehörden und des Handwerks besetzt ist.

Branchentreff „Denkmalpflege & Restaurierung“ und Länderinformationstag Österreich

Was bietet der österreichische Markt für die sächsische Bau­ und Denkmalpflege? Wie groß sind die Marktchancen? Was muss ich praktisch – zum Beispiel bei der Mitarbeiterentsendung – beachten?

Auf dem Länderinformationstag Österreich der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH am 8. November im Rahmen der Denkmal­Messe in Leipzig erfahren ab 15 Uhr interessierte Unternehmer alles Wissenswerte zum Markteinstieg in Österreich.

Im Anschluss findet von 17 bis 19 Uhr am sächsischen Firmengemeinschaftsstand der Handwerkskammern auf der „Denkmal“ der Branchentreff „Denkmalpflege & Restaurierung“ statt. Unternehmen erhalten erste Einblicke zur Denkmalpflege und Restaurierung in den Nachbarländern und die sich daraus ergebenden Geschäftschancen sowie zu aktuellen internationalen Messen im Bereich der Denkmalpflege und Restaurierung. Darüber hinaus besteht ausreichend Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur Information über bevorstehende internationale Projekte.

Die Veranstaltung ist ein Angebot der Internationalisierungsoffensive Sachsen (IOSax) sowie des Enterprise Europe Network.

Internationale Plattform:

Contact „denkmal“

Kooperationen mit Geschäftspartnern erweisen sich gerade für kleine und mittlere Unternehmen häufig als Schlüssel zum Erfolg im Auslandsgeschäft. Nicht selten ist das zielgerichtete Knüpfen von Kontakten der erste Schritt für neue Geschäftsideen und Aufträge.

Die Handwerkskammer zu Leipzig organisiert daher gemeinsam mit der Leipziger Messe und gefördert durch das Enterprise Europe Network am 9. November die internationalen Kooperationsbörse Contact „denkmal“ im Rahmen der Denkmal­Messe, die vom 8. bis 10.November in Leipzig stattfindet.

Als internationale Plattform für den Bereich Denkmalpflege und Restaurierung unterstützt die Contact „denkmal“ Unternehmen bei der Kontaktaufnahme mit Geschäftspartnern und Auftraggebern aus ganz Europa. Im Rahmen von vororganisierten Einzelgesprächen haben Aussteller und Fachbesucher die Möglichkeit, potenzielle Partner kennenzulernen und sich auszutauschen.

Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer zu

Leipzig

Handwerksfirmen zwischen Torgau und Borna konnten sich in diesem Jahr für die bereits 13. Auflage des Denkmalpflegepreises der Handwerkskammer zu Leipzig bewerben. Mit der Auszeichnung werden seit 1994 alle zwei Jahre Unternehmen geehrt, die sich mit Denkmalpflegeprojekten in Deutschland oder weltweit verewigt haben.

Leipzigs Handwerkskammerpräsident Claus Gröhn

rät Unternehmen zur Beteiligung. „Das Handwerk des Kammerbezirks Leipzig ist ein verlässlicher Partner, wenn es um die Erhaltung und Pflege von Denkmalen geht. Die Fachfirmen sind zur Stelle, wenn Historisches, von Stuck­, Metall­ und Malerarbeiten bis zum historischen Möbelstück, für kommende Generationen bewahrt werden soll“, sagt Gröhn. In der Regel finde die Arbeit der Handwerker leider weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hinter den Kulissen statt. „Der Denkmalpflegepreis soll ins Bewusstsein rücken, dass Spitzenleistungen notwendig sind, damit der Bestand an Bau­ und Kulturdenkmalen erhalten bleibt“, so Gröhn weiter. Dafür erarbeiten sich die Profis oft in anspruchsvollen Weiterbildungen fundiertes Know­how. Denn nur wenn sie sowohl historische Praktiken als auch aktuelle Techniken beherrschen, können sie die Zeugnisse vergangener Epochen sachgerecht restaurieren.

Für Aussteller der Denkmal­Messe ist die Teilnahme an der Kooperationsbörse kostenfrei. Nicht­Aussteller können das Angebot gegen ein Entgelt von 50 Euro nutzen. Darin enthalten sind die Veranstaltungs­ und Gesprächsorganisation, eine Messe­Eintrittskarte, Catering sowie Dolmetscherleistungen nach Bedarf. Denkmalpflegespezialisten können sich listen lassen

Wer einen Betrieb sucht, der fachgerecht Arbeiten am Denkmal ausführt, wird bestimmt in der Übersicht der Denkmalpflege­Spezialisten der Handwerkskammer zu Leipzig fündig werden. Hier können sich geeignete Partner für die denkmalgerechte Ausführung von Sanierungs­ und Restaurierungsarbeiten – vom geprüften Restaurator im Handwerk bis zum Betrieb mit langjähriger Praxiserfahrung – listen lassen. Die Eintragung ist für die Handwerksbetriebe des Kammerbezirks Leipzig kostenfrei.

Datenbank für Fachbetriebe des Zentralverbandes

Für interessierte Fachbetriebe auf dem Gebiet der Denkmalpflege besteht zudem die Möglichkeit sich in die Datenbank „Handwerksbetriebe für die Denkmalpflege“, die vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und dem Fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau IRB betreut wird, aufnehmen zu lassen. Dies bedingt bestimmte Aufnahmekriterien, wie zum Beispiel den erfolgreichen Abschluss der Fortbildungsmaßnahme „Geprüfter Restaurator im Handwerk“, um den qualitativen Anspruch zu wahren. Für weitergehende Informationen steht ein Berater der Handwerkskammer zu Leipzig zur Verfügung.

16 & Geld Märkte
Neu: Gut ausgebildete Handwerker geben denkmalgeschützten Häusern ein schönes Antlitz.
Für das restaurierte Sofa holte sich Reinhardt Roßberg den ersten Preis.
(2) Christian Modla
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Herr Professor Kiess, welche Bedeutung hat eine gute kinderärztliche Versorgung für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland?

Sie ist eine der herausragenden Bedingungen, ohne die es nicht geht. Nationen, denen es gut geht, haben in der Regel ein funktionierendes Gesundheitssystem und ein ebensolches Bildungssystem. Anders formuliert: Bildung und Gesundheit sind die Voraussetzungen für Prosperität und Wohlergehen einer Gesellschaft.

Woran machen Sie das fest?

Man sieht das sehr deutlich am Beispiel Indien. Dort gibt es sehr reiche, aber sehr, sehr viele arme Menschen. Letztere sind medizinisch kaum versorgt und haben damit keine Chance im Leben. Wenn man ständig krank ist, kann man sich nicht bilden, nicht von einer guten Wirtschaft profitieren.

Jetzt schlagen wir den Bogen zu Leipzig. Wie sieht es in der Region aus?

Wir sehen in unserer großen Life­Child­Studie in nahezu allen messbaren Gesundheitsgrößen bei den Kindern einen klaren Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Einkommen der Eltern.

Im Klartext?

Je geringer das Einkommen und das Bildungsniveau, desto häufiger treten Verhaltens­ und psychische Probleme wie Depressionen bei den Kindern auf. Desto eher haben die Kinder hohen Blutdruck, krankhafte Fettleibigkeit, Lebererkrankungen. Dadurch steigt das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Zudem ist in diesen Familien der Medienkonsum höher, was zu Schlaflosigkeit und Verhaltensproblemen führen kann.

Was folgern Sie daraus?

Wir brauchen Bildung für alle, Gesundheit für alle, Sicherheit für alle sowie reine Luft und sauberes Wasser für alle.

Ein Mediziner spricht das Thema Sicherheit an?

Ja, da staunen Sie! Wenn ich mich an meine Zeit in den USA erinnere, da konnte man nachts nicht durch den Park laufen oder mit dem Rad fahren. Das ist hier anders. Zu Fuß gehen, laufen oder mit dem Rad fahren ist gesünder als das Auto zu benutzen.

Zurück zur Bildung. Sachsen hat bei der Bildungsstudie Pisa vor wenigen Wochen bestens abgeschnitten.

Das sehe ich mit großer Freude und sollte unbedingt positiv wahrgenommen werden. Aber wichtig ist, dass wir uns nicht darauf ausruhen. Auch der Lehrermangel in Sachsen ist spitze.

Apropos spitze: Wo steht der Medizinstandort

Sachsen?

Der Wissenschaftsrat der Bundesrepublik hat im vorigen Jahr den Hochschulmedizinstandort Sachsen evaluiert. Dresden und Leipzig haben dabei ganz hervorragend abgeschnitten, sind aber unterfinanziert.

Und Ihre Kinderklinik?

Der Wissenschaftsrat hat gerade der Kinderklinik bescheinigt, forschungsstark zu sein. Ich gebe zu, dass ich darüber froh und stolz bin.

Welche Rolle in der Versorgung spielt die UniKinderklinik?

Uni­Kliniken sind am Ende der Versorgungskette.

Dort werden mit Hochleistungsmedizin Patienten behandelt, denen woanders nicht mehr geholfen werden kann. Uns zeichnet die Interdisziplinarität aus. Jedes Fachgebiet ist am Standort vorhanden.

Wie beurteilen Sie die Kinderklinik?

Die bauliche Entwicklung ist herausragend. Die Kinderklinik wurde gerade erweitert, weil die Stadt Leipzig und das Umfeld wachsen. Im Moment sind wir auch hervorragend ausgestattet. Aber die Entwicklung bleibt nicht stehen. Ich hoffe, dass unser Ausstattungsniveau so bleiben wird, auch wenn hohe Investitionen nötig sein werden.

Einer der führenden Kinderärzte der Welt: Wieland Kiess aus Leipzig.

jeder Ecke Spezialisten für alles haben. Das ist weder finanzierbar noch ausbildbar. Die Bevölkerung hat einen riesigen Anspruch, der zur Überdiagnostik führt. Es gibt Erhebungen, wonach es in München mehr Kernspintomografen gibt als in ganz Italien. Wir müssen weg von der Einstellung, bei jedem Wehwehchen zum Spezialisten zu rennen. Wir müssen vielmehr die Allgemeinärzte stärken, die eine Lotsenfunktion haben.

Und dann?

Dieses eingesparte Geld könnte genommen werden, um Zentren für Spezialisten besser zu finanzieren. Ich würde die Fachärzte aus den Niederlassungen herausnehmen und an die Krankenhäuser zurückholen, wie es in den Niederlanden und Schweden der Fall ist. Unser duales Facharztsystem ist überholt. Nochmals:

Wir haben nicht zu wenig Geld im System. Es kommt nur nicht dort an, wo wir es brauchen.

Sind in einem Land wie Sachsen zwei Uni­Kinderkliniken nötig?

Ja, beide werden gebraucht, haben ihre Einzugsgebiete. Wir helfen uns auch gegenseitig.

Aber Dresden ist finanziell und somit auch personell besser ausgestattet. Es heißt, die dortige Kinderklinik hat 30 Kinderärzte mehr als Leipzig. Nun ja, das stimmt. Aber wenn das Land eine Exzellenzuniversität haben möchte, dann muss sie diese auch stärker fördern. In den Leistungen stehen wir in Leipzig Dresden allerdings in keiner Weise nach. Wir bilden sogar die doppelte Zahl an Medizinstudenten aus.

Welche Bedeutung hat die Forschung in Ihrer Klinik?

und Regularien. Sie sind zwar meist gut gemeint. Jedoch haben wir nicht mehr Personal als früher und müssen diese enormen Dokumentationsanforderungen trotzdem erfüllen.

Wie kinderfreundlich sind Deutschland, Sachsen, die Region Leipzig?

Bei allen Lippenbekenntnissen und Fortschritten in vielen Punkten wie Elternzeit: Wir sind nicht kinderfreundlich. Im täglichen Leben zu vieler Menschen stehen die Herausforderungen durch die Digitalisierung oder das goldene Kalb der Deutschen, das Auto, im Vordergrund. Die Kinder kommen zu kurz. Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht verändert. Von einem kompletten, umfassenden Bekenntnis des Landes zu den Kindern sind wir weit entfernt. Es muss, wie in Finnland, darum gehen: Kein Kind darf verloren gehen!

Interview: Ulrich Milde

Wieland Kiess

Wie sieht es beim Personal aus?

Da mache ich mir Sorgen. Wenn Sie in Frankreich in ein Restaurant gehen, kommt der Ober sofort, in Deutschland nach zwanzig Minuten. Nicht, weil er faul ist, sondern weil er zu viele Tische betreuen muss. Er ist überarbeitet. Das ist leider auch in den Krankenhäusern so. Wenn nicht mehr zwei Ärzte, sondern nur noch einer 100 Patienten betreuen muss, dann machen wir das zwar. Nur: Es wird nicht mehr lange so funktionieren. Letztlich muss die Gesellschaft definieren, welche Gesundheitsversorgung sie möchte.

Also rufen auch Sie nach mehr Geld im Gesundheitssystem, für mehr Ärzte und Krankenschwestern?

Ja, wir brauchen mehr Ärzte und Krankenschwestern in den Kliniken. Aber ich bin davon überzeugt, dass in Deutschland zu viel Geld im Gesundheitssystem ist. Wir haben eine Fehl­, Unter­ und Überversorgung. Es werden etwa viele Laboruntersuchungen und Röntgenaufnahmen gemacht, die überhaupt nicht nötig sind, aber viel Geld kosten. Wir können auch nicht an

Innovation ist das zentrale Thema auch in der Medizin. Kranke Kinder, die vor 30 Jahren keine Chance auf Überleben hatten, können heute ein jahrzehntelanges normales Leben führen. Da denke ich an angeborene Erkrankungen wie Mukoviszidose. Diabetes wurde früher mit rohen Methoden behandelt. Dank der Forschung sieht das heute ganz anders aus. Wir profitieren davon, dass bei uns Forschung, Klinik und Ausbildung verknüpft sind.

Ihr Forschungsschwerpunkt ist Adipositas?

Ja. Wir wollen weiter die Ursachen erforschen, präventive Maßnahmen fortentwickeln, um die Kinder gesund zu halten. Dazu wollen wir auch bessere Medikamente entwickeln. In diesem Zusammenhang bin ich sehr dankbar, dass die Stiftung Uni­Kinderklinik uns auch hier unterstützt.

Sie sind seit 20 Jahren Chefarzt der Uni­Kinderklinik. Wie hat sich Ihre Arbeit verändert? Wie in vielen anderen Berufen auch hat sich die Arbeit verdichtet. Wir haben mehr Kinder mit schweren Erkrankungen. Was vor allem daran liegt, dass sie dank der Forschung leben; früher wären sie schon längst gestorben. Wir haben deutlich mehr Formalien

Wieland Kiess (60) ist einer der führenden Kinderärzte weltweit. Seit 1998 ist der Pädiater Direktor der Universitäts­ K inderklinik Leipzig. Er wurde in Villingen ­Schwenningen geboren. Von 1977 bis 1979 absolvierte er die vorklinischen Semster an der Univesität Tübingen. Bis 1983 studierte er Medizin an der Technischen Universität München, am Klinikum Rechts der Isar. Anschließend arbeitete der HobbyTennisspieler bis 1992 an der Universitäts­ K inderklinik München als Assistenzarzt. Dazwischen lag ein dreijähriger Aufenthalt in den USA an den National Instituts of Health. Kiess, der verheiratet ist und drei Kinder hat, wurde in München Oberarzt. 1984 promovierte er, 1993 folgte die Habilitation. 1995 wechselte er an die Universität Gießen und war dort bis 1997 stellvertretender Chef der Abteilung Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie. Danach wurde er zum Professor für Allgemeine Pädiatrie an die Universität Leipzig berufen und zugleich Direktor der Uni­Kinderklinik. Seit 2010 ist er zudem einer der Vorstände des Großforschungsprojektes Life (Leipziger Zentrum für Zivilisationserkrankungen). Kiess, der in Markkleeberg wohnt, ist in vielen Fachgesellschaften vertreten, übte zahlreiche Ämter aus, hält rund um den Globus Vorträge zur Kindergesundheit, ist Autor und Herausgeber vieler Fachbücher. Die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie verlieh ihm 2016 den Andrea­Pader­Preis, ihre höchste Auszeichnung. In seiner Forschungstätigkeit beschäftigt der Wissenschaftler sich schwerpunktmäßig mit Endokrinologie und Diabetes.

„Im Gesundheitssystem ist zu viel Geld“
& Forschung Innovation Christian Modla
Wieland Kiess, Chef der Leipziger Uni-Kinderklinik, will niedergelassene Fachärzte zurückholen
„Innovation ist das zentrale Thema auch in der Medizin.“

Frisches Futter für BirdieMatch

Jubel im Leipziger Basislager: Jobvermittler für Logistik-Jobs erhält neue Finanzierung

Von Frank Schmiedel

Neues Geld für BirdieMatch: Ein privater Kapitalgeber aus der Logistikwirtschaft investiert eine siebenstellige Summe in das Hamburger Start-up, dessen Entwicklungsabteilung in Leipzig sitzt.

Das Hamburger Start-up BirdieMatch hat eine Series A-Finanzierungsrunde mit Erfolg abgeschlossen. Nach Gesprächen mit verschiedenen Venture Capital Fonds haben sich die Gesellschafter der JobMatching-Plattform für einen privaten deutschen Investor entschieden, der eine siebenstellige Summe in das Unternehmen steckt. Wie hoch genau das Investment ist, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht preisgeben. Der Name des Geldgebers bleibt ebenso geheim: „Es handelt sich um einen Hamburger Transport- und Logistikunternehmer, der anonym bleiben möchte“, so Geschäftsführer Josef Schindler gegenüber der Wirtschaftszeitung.

BirdieMatch disruptiert die Personalbeschaffung und Jobsuche für Logistikfachkräfte in Industrie, Handel und Logistik. Statt über herkömmliche Stellenanzeigen finden Bewerber und Unternehmen via www. birdiematch.de nach dem Prinzip von Partnerbörsen zusammen. Über Algorithmen, die Job- und Persönlichkeitskriterien der eingestellten Profile abgleichen, ermittelt die Job-Matching-Plattform innerhalb weniger Sekunden die genau passenden Kandi-

daten. Unternehmen können BirdieMatch wie einen „digitalen Headhunter“ einsetzen und ihre Recruitingprozesse durchgehend digitalisieren.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die unter dem zunehmenden Fachkräftemangel leiden, profitieren von der schnellen und kostengünstigen Besetzung ihrer Vakanzen“, sagt BirdieMatch Geschäftsführer Josef Schindler, der das Start-up gemeinsam mit dem Hamburger Personalberater für Logistik, Bernd Vögele (60), gegründet hat.

Zwei Jahre nach Start verfügt BirdieMatch bereits über mehr als 10 000 registrierte User und 900 Arbeitgeber. Zwischen 50 und 100 erfolgreiche Matchings verzeichnete das Start-up derzeit pro Woche. Aktuell seien knapp 1000 logistikzentrierte Jobs online. Zu den Kunden von BirdieMatch zählen Konzerne wie DHL, DB Schenker, Dachser, Siemens, Breuninger oder Lufthansa sowie viele kleine und mittelständische Unternehmen.

Zukünftig möchte das Start-up das Online-JobMatching auf gewerbliche Berufe in der Logistik ausdehnen, erklärte Schindler im Gespräch mit den Medien. Genau deshalb habe man sich für einen erfahrenen Branchenkenner als Investor entschieden. Auch der Ausbau des aktuell 20-köpfigen Teams an den Standorten Hamburg und Leipzig sei geplant: „Die Mitarbeiterzahl wird sich im Laufe der kommen-

TiMMi Transport: Cool auf der letzten Meile

den zwölf Monate verdoppeln. Verstärken werden wir uns in den Bereichen Vertrieb und IT.“

Die 2016 an den Start gegangene Job-MatchingPlattform BirdieMatch funktioniert nach dem Prinzip einer Partnerbörse. Schindler und Vögele versprechen mit Hilfe von Algorithmen, die Job- und Persönlichkeitskriterien der eingestellten Profile abgleichen können, innerhalb kürzester Zeit passende Kandidaten für Unternehmen zu ermitteln. Potentielle Arbeitgeber sollen BirdieMatch wie einen „digitalen Headhunter“ einsetzen und ihre Recruitingprozesse auf diese Weise digitalisieren können.

Die digitale Entwicklungsabteilung von BirdieMatch sitzt in Leipzig, genauer gesagt im Basislager am Peterssteinweg. Hier arbeiten zehn Mitarbeiter an der App, den Big Data Algorithmen, auch wird hier das Job-Portal technisch erstellt und gepflegt. In Hamburg sitzen Geschäftsführung und Vertrieb des Unternehmens.

Interview

Christina Kleinau gründete die Firma in Leipzig – und will nun Hamburg erobern

Von Frank Schmiedel

Gleich ob Weltkonzern oder Lieferdienst – in der Logistik dreht sich irgendwann alles um die magische „letzte Meile“. Das letzte Stück der Bestell- und Lieferkette, vom Frachtterminal eines Airports, vom Lager des Versenders oder dem Ofen eines Restaurants – immer hin zum Kunden. In den meisten europäischen Großstädten und Ballungszentren ist dieser Weg ein eher beschwerlicher, Einfahrtverbote, Zufahrtsbeschränkungen oder einfach nur fehlende Parkplätze machen die herkömmliche Auslieferung des Wunschproduktes an die Besteller oft schwer oder gar unmöglich.

Seit Mai dieses Jahres werden von Kleinaus Firma auch Päckchen und Pakete ausgeliefert, das passiert per Lastenfahrrädern und eBikes mit Anhängern. Hierzu wurde eine Kooperation mit den nationalen Lieferdiensten GLS/DPD eingegangen. Deren Sprinter fassen zwar ungleich mehr Boxen als die Lademulde eine Lastenbikes, sodass Nachladungen nötig werden, doch wo Parkplatzmangel herrscht, gelangen die flinken Rad-Transporteure immer ans Ziel. In Leipzig arbeitet TiMMi mit Speedline Kurierexpress zusammen, in Dresden mit dem ImNu KurierKollektiv.

Josef Schindler führt zusammen mit Bernd Vögele ein Job-Matching-Start-up für Logistik-Berufe, die BirdieMatch GmbH. Die LVZ-Wirtschaftszeitung sprach mit dem 36-Jährigen bei seinem Besuch im Leipziger Basislager.

Geschäftsführerin Christina Kleinau gründete TiMMi Transport aus einem urbanen Logistikprojekt heraus, jetzt baut sie das Geschäft in Hamburg auf. Petros Petretzikis leitet die Leipziger Firmenzentrale.

Hier kommen Logistik-Start-ups mit innovativen Ideen und neuen Ansätzen ins Spiel. Zum Beispiel TiMMi Transport aus Leipzig, eine junge GmbH, die sich für ihre Kunden der letzten Meile annimmt. „Wir haben uns auf Lieferungen von Einzelhandelsgeschäften, Kanzleien, Dienstleistern oder Restaurants zum Kunden spezialisiert“, beschreibt Gründerin und Geschäftsführerin Christina Kleinau das Geschäftsmodell. „Wir arbeiten mit klassischen Fahrradkurieren, nehmen Aufträge in der Expressauslieferung an, und vermitteln die Fahrten für medizinische Labors, den Handel oder Essenslieferung“, so die die gebürtige Australierin mit deutschen Wurzeln. In 25 deutschen Städten organisiert die Firma das Geschäft für Fahrradkuriere über ihre Webplattform, auf der Angebote eingestellt und Fahrten vermittelt werden können.

Das Unternehmen wurde 2015 gegründet, vorher war TiMMi nur der Name für ein urbanes Logistik-Projekt, die Umwandlung in eine GmbH fand 2017 statt.

Die Firma war für einige Zeit in der Plagwitzer Baumwollspinnerei zu Hause und hat nun in einem Bürohaus am Dittrichring ihren Sitz. Die Chefin mit dem sanften englischen Akzent verbindet mit Leipzig ihre schöne Studienzeit. An der Handelshochschule promovierte sie in Wirtschaftsethik.

Eine weitere Herausforderung für viele Paketdienste sind die beschlossenen oder angedrohten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Christina Kleinau: „Sobald es den Transportern und Lkw nicht mehr erlaubt ist, in bestimmte Stadtteile zu fahren, können wir einspringen“. Wie zum Beispiel in Hamburg, wo die 29-Jährige seit April ihre Zelte aufgeschlagen hat, um die dortige Niederlassung von TiMMi Transport mit dem lokalen Partner Cargo Cycle aufzubauen. Hauptsitz der Firma bleibt in Sachsen, hier führt nun Petros Petretzikis das Leipziger Büro.

Bei allem geschäftlichen Erfolg hat TiMMi Transport seine Wurzeln nicht vergessen: Mit der „Mitnahmezentrale“ sind weiterhin Stadttransporte von Waren von Nutzer zu Nutzer möglich. Christina Kleinau spricht hierbei von „der Mitfahrzentrale für Dinge“. Auf der Firmenwebseite kann dazu ein Lieferauftrag erstellt werden. Dazu werden Größe und Gewicht, die Distanz der Liederstrecke und die nötige Lade- oder Wartezeit eingegeben. Andere Nutzer nehmen den Auftrag an, nehmen das Transportgut auf dem Gepäckträger oder im Lastenrad mit und bringen die Ware von A nach B. Für diesen stadtlogistischen Dienst gibt es für den Fahrer ein Entgelt. Der Kunde bekommt seine Ware und die Umwelt wird durch den emissionsfreien Transport nicht belastet.

Herr Schindler, Glückwunsch zur Serie-A-Finanzierung, die Ihre Firma vor kurzem erhalten hat. Um welche Summe handelt es sich?

Den konkreten Betrag verraten wir nicht. Das Investment rangiert im mittleren einstelligen Millionenbereich, soviel kann ich sagen.

Wie setzen Sie das frische Geld ein?

BirdieMatch investiert in Menschen, für die Bereiche Vertrieb, Marketing und Softwareentwicklung. Wir befinden uns derzeit in einer Wachstumsphase, wir planen personell eine Verdopplung in diesem Jahr. Auch gewinnen wir heute rund 1000 neue Nutzer pro Monat. Wir sind zufrieden, doch diesen Wert wollen wir noch steigern.

So viele neue Nutzer benötigen neue digital-infrastrukturelle Ressourcen für ihre Plattform. Dafür brauchen Sie aber sicherlich auch neues Personal im IT-Bereich …

Ja, das ist richtig. Einen stattlichen Teil des Betrages investieren wir deshalb in die personelle Verstärkung unserer Entwicklung, die ja komplett in Leipzig sitzt. Bislang sind hier zehn Kollegen für uns tätig. Es werden zusätzlich vier bis sechs neue Stellen besetzt, a lles in fester Anstellung. Wir wissen, dass der Markt umkämpft ist – dennoch erwarten wir spannende Bewerber. Gern auch von Senior Developern.

Warum sind Entwickler alle in Leipzig tätig? Ihr Firmensitz ist ja in Hamburg, Geschäftsleitung, Vertrieb und Marketing sitzen an der Elbe. Im digitalen Zeitalter müssen nicht alle Bereiche an einem Ort versammelt sein. BirdieMatch war schon frühzeitig in der Leipziger Start-up-Szene engagiert, da lag es nah, die Softwareentwicklung in Sachsen aufzubauen und zu fokussieren. Wir konnten auch von den hervorragend ausgebildeten Studenten und Absolventen der HTWK und der Universität Leipzig profitieren. Unser Entwicklungsleiter Stefan Dänzer promoviert zudem gerade an der Uni. Leipzig ist ein gutes Pflaster für uns.

Wohl auch wegen des weiterhin wachsenden Logistik-Cluster der Region?

Ja, Leipzig bleibt weiterhin sehr spannend für uns. Viele nationale und internationale Firmen sitzen hier, viele sind auch Kunden bei BirdieMatch. Der Bedarf an qualifiziertem Personal im Bereich Logistik ist auch in dieser Region sehr hoch und wird weiterhin steigen. Deshalb werden wir hier Präsenz zeigen.

Interview: Frank Schmiedel

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Logistik
Christian Modla & ForschungInnovation
Patrick Bauer
„Leipzig bleibt spannend für uns“
Marco Grundt

Revolution im Laderaum

Vergleichs- und Vermittlungsplattform Pamyra möchte Kunden helfen –und den klassischen Spediteuren

Echte Innovation wird belohnt: Das Leipziger Logistik-Start-up Pamyra.de gehört zu den drei Siegern des diesjährigen Digital Logistics Awards. Der Preis wurde zum zweiten Mal auf dem 36. Zukunftskongress Logistik am 11. September 2018 in Dortmund vergeben. Das junge Unternehmen wurde aus einer Vielzahl von Bewerbern ausgewählt und für seine digitale Vergleichs- und Buchungsplattform für Transporte mit dem zweiten Platz ausgezeichnet, der Award ist mit 15 000 Euro dotiert. Geld, das die junge Firma gut für die Verwirklichung ihrer hochgesteckten Ziele nutzen kann – in einem Wachstumsmarkt, in dem sich Start-ups von Logistik-Giganten tummeln.

Die beiden Jungunternehmer Felix Wiegand (32) und Steven Qual (31) starteten ihren Preisvergleich für Transporte in Erfurt. Rasch siedelten sie nach Leipzig über, fanden im Lindenauer Tapetenwerk eine Heimat. Ganz oben, mit sonniger Terrasse und einem weiten Blick über Lindenau. Eine Draufsicht auf die Dinge, besser noch die Vogelperspektive, ist hilfreich bei der großen Herausforderung, der sich das Team von Pamyra seit März 2016 stellt. Das Zehn-Mann-Team hat sich nicht weniger als eine Revolution des Güterverkehrs auf die Fahnen geschrieben. „Schauen wir uns die aktuelle Lage an. Über 400 000 Lkw und Transporter fahren pro Tag quer durch Deutschland. Mehr als die Hälfte davon ist nicht komplett beladen“, skizziert Geschäftsführer Felix Wiegand die Ausgangslage. „Das ist schlecht für das Verkehrsaufkommen, schlecht für die Umwelt und schlecht für die Marge der Speditionen.“ Deshalb will die junge Firma als ein unabhängiges

#PositiverBeitrag

Pamyra.de lassen die Luft aus dem Laderaum: Lasse Land, Felix Wiegand und Steven Qual.

Vergleichs- und Vermittlungsportal für Fracht-Transporte für mehr Auslastung sorgen.

Der grundlegende Ansatz von Pamyra ist die Sharing Economy, das Teilen von Ressourcen und Möglichkeiten. „Das bedeutet in unserem konkreten Fall, dass die Speditionen freien Laderaum für zusätzliche Sendungen anbieten“, so Wiegand. „Wir lassen sozusagen überflüssige und unproduktive Luft aus dem Lkw.“ Zusammen mit Start-up-Partner Qual hat Wiegand das Konzept des Vermittlungsportals entwickelt, Algorithmen programmiert, Schnittstellen und Layout auf die Nutzer zugeschnitten. „Wir stehen in engem Kontakt zur Speditionsbranche und erfahren so aus erster Hand, wo die Probleme und Bedürfnisse liegen.“

Das Konzept ist simpel und deshalb so wirkungsvoll: Die Kunden – egal ob gewerbetreibend oder privat –geben die Daten ihrer Frachtsendung in die Suchmaske ein. Im Unterschied zu herkömmlichen Transportbörsen müssen die Speditionen jedoch nicht erst auf die Anfrage reagieren. Die Plattform kennt die aktuellen Tagespreise der Speditionen und liefert in Sekunden eine Übersicht der infrage kommenden Speditionen. Der Versender wird über den frühestmöglichen Zeitpunkt der Fahrt und die Kosten, Fahrzeugausstattungen und Speditionsleistungen informiert und kann entscheiden, welches Angebot er annimmt. 150 Speditionspartner hat das Start-up in Deutschland bereits, im kommenden Jahr sollen erste europäische Länder hinzukommen.

Das junge Unternehmen sieht sich dabei nicht als Gegner der Speditionsfirmen, sondern als junger technologischer Helfer. Hintergrund: Nicht alle klassischen

Frachtunternehmen sind technisch und technologisch auf der Höhe der Zeit – und können damit auch nicht rasch genug auf die sich rasant ändernden Marktanforderungen reagieren. Gutes Marketing will gelernt sein und die wenigsten Speditionen haben Ressourcen dafür frei. Mit Pamyra.de bekommen Speditionen nicht nur einen autarken, digitalen Vertriebskanal, so die Aussage der Firma, sondern auch professionelles Online-Marketing umsonst.

Neben der automatisierten Transportsuche ist pamyra.de auch eine Plattform, mit der Speditionen und Fuhrunternehmen ihre Sichtbarkeit im Internet erhöhen: Spediteure und Logistikanbieter können das gesamte Dienstleistungsangebot per Preistabelle bei Pamyra.de inserieren. Auf ihre Suchanfrage hin finden Versender eine Auswahl aller Speditionen, die im gewünschten Liefergebiet verkehren. Felix Wiegand: „Durch die Abbildung der Angebote, Leistungen und Leerfahrten auf pamyra.de erhöhen Spediteure ihre Sichtbarkeit und gewinnen neue Kunden.“ Die effizientere Auslastung geplanter Touren sei ein ökonomischer Gewinn für die Unternehmen. Aber auch ein ökologischer Gewinn für eine Gesellschaft, die immer mehr auf funktionierende Logistikketten angewiesen ist – aber sich immer mehr gegen Umweltbelastungen ausspricht.

Die Kunden erhalten auf der Plattform ebenso Vorteile: Jeder Transport kann bewertet werden, nach dem bekannten Fünf-Sterne-Systems à la Amazon.

„So erkennen die Auftraggeber, wo ihre Ware am schnellesten, sichersten und am preiswertesten unterwegs ist“, so Wiegand.

Mit der Plattform tummeln sich Pamyra nicht in einem ruhigen Binnensee, sondern in einem Ozean mit schnellen, großen Raubfischen. „Hinter unseren Mitbewerbern stehen oftmals weltweit operierende Logistik-Konzerne mit enormen Budgets“, erklärt Dr. Lasse Landt (39), Finanzchef und Co-Geschäftsführer von Pamyra. „Da werden enorme Summen ausgegeben, um die Nase in einem weltweiten Wachstumsmarkt vorn zu haben.“ Globale Mitbewerber sind Saloodo (ein DHL-Corporate-Startup), UShip (DB Cargo) oder InstaFreight (Rocket Internet). Die Leipziger selbst konnten erst unlängst neues Geld einwerben, einen siebenstelligen Eurobetrag investierten zwei größere und eine Reihe kleinerer Kapitalgeber ins Unternehmen. Die Summe wird in Wachstum und neues Personal investiert, Initiativ-Bewerbungen sind gern gesehen.

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Logistik
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Von Frank Schmiedel

Innovatives Chemie-Netzwerk

4chiral macht sich für Forschungsprojekte in Mitteldeutschland stark

Die chemische Industrie Sachsen-Anhalts ist nach Einschätzung von Branchenexperten eine der konkurrenzfähigsten weltweit. Die traditionsreichen Chemiestandorte des Landes bilden das Zentrum des Mitteldeutschen Chemiedreiecks. Mittendrin, im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, wird etwa von Bayer mit Aspirin die bekannteste Schmerztablette der Welt produziert. In der Nachbarschaft schlägt das Herz von 4chiral, einem einzigartigen Netzwerk aus Herstellern von Spezial- und Feinchemikalien und Wissenschaftseinrichtungen aus ganz Ostdeutschland.

Unter dem Motto „Our Core Competence is fine organic synthesis“ führt das Netzwerk 4chiral seit 2006 gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf dem Gebiet organischer Synthesen durch. „Das Netzwerk besteht vor allem aus kleinen und mittleren Unternehmen der Fein- und Spezialchemie, ergänzt um syntheseorientierte Forschungseinrichtungen in den neuen Bundesländern. Zusammen bilden sie eine bedeutende wirtschaftliche Schlagkraft“, sagt Oliver Seidelmann, Sprecher des Netzwerkes und Geschäftsführer der Chiro Block GmbH in Bitterfeld-Wolfen. Damit verbunden sei eine stark ausgeprägte Innovationsfähigkeit. Die beteiltigten Unternehmen bieten vor allem wissensbasierte Lösungen, Prozesse, Consultingleistungen, aber auch die Herstellung komplexer Fein- und Spezialchemikalien. Dabei liegt ein Fokus ihrer Arbeit auf pharmazeutisch relevanten Zwischenprodukten und Wirkstoffen.

„Für die Aufgabenstellung, ein beliebiges, neues Molekül in überschaubarer Zeit zu wettbewerbsfähigen Kosten in jedem Maßstab zu produzieren, dafür ist 4chiral einzigartig positioniert“, meint Seidelmann. Da das Netzwerk sehr unbürokratisch und schlank organisiert und durch hohe Spezialisierung der einzelnen Firmen und Institute geprägt sei, könne es ganz unterschiedliche Aufträge auf dem Gebiet der Stoffwandlung erfolgreich, flexibel und mit hohem Kundennutzen bearbeiten. „In dieser Form ist ein solches Cluster in Deutschland einzigartig.“ Es gebe zwar in anderen Regionen Europas zwei oder drei ähnliche regionale Chemie-Netzwerke. Diese seien

aber weniger breit aufgestellt als 4Chiral. Historisch bildet die Synthese sogenannter chiraler Verbindungen den inhaltlichen Schwerpunkt des Clusters. Heute umfasst das Spektrum aber die gesamte Stoffwandlung in der Fein- und Spezialchemie sowie Biotechnologie.

Sieben Firmen aus dem Chemiepark BitterfeldWolfen hatten das Netzwerk 4chiral gegründet, inzwischen ist es auf 40 Mitglieder und Partner in ganz Ostdeutschland gewachsen. Neun Universitäten, Hochschulen und Institute gehören dazu. Die Partner treffen sich bei Jahresversammlungen und vor allem in zahlreichen Kooperationsprojekten. Die Organica Feinchemie GmbH Wolfen und die Synthon Chemicals GmbH & Co. KG aus Bitterfeld-Wolfen stehen beispielhaft für die Zusammenarbeit im Netzwerk.

Organica, die gegenwärtig die Netzwerk-Koordinierung führt, gehört zu den größten Unternehmen bei 4Chiral. „Im Jahr 2017 haben wir etwa 300 Tonnen Chemikalien an mehr als 200 Kunden in 35 Ländern verkauft“, sagt Jörg Blumhoff, Geschäftsführer des 1995 gegründeten Unternehmens mit mehr als 90 Mit-

produkte, dazu gehören etwa Farbstoffe für die Diagnostik. „Synthon deckt den gesamten Bereich der Synthese im Gramm-Maßstab bis hin zum 100 KilogrammMaßstab ab. Überschreitet die vom Kunden gewünschte Menge unsere Kapazitäten, so haben wir die Möglichkeit, diese Mengen bei einigen Netzwerkpartnern, wie etwa Organica oder bei Orgentis Chemicals, herzustellen“, nennt MarketingManager Stephan Herre ein Beispiel für die Zusammenarbeit. Dabei würden Synthese- und Analyseverfahren bei vereinbarter Geheimhaltung an die Netzwerkpartner transferiert.

arbeitern. Organica biete Synthesen von hochwertigen Feinchemikalien für verschiedenste Bereiche, so wie dies die Kunden wünschten. Eine der drei Säulen seien pharmazeutische Vorstufen von späteren Medikamenten.

Synthon Chemicals, ein 1991 in Wolfen gegründeter Hersteller von Spezial- und Feinchemikalien, hat heute 35 Mitarbeiter. Die Chemiker und Techniker spezialisieren sich seit einigen Jahren verstärkt auf die Herstellung von Feinchemikalien für Medizin-

Die Orgentis Chemicals GmbH in Gatersleben ist Gründungsmitglied des 4chiral-Netzwerkes. Das Unternehmen entwickelt seit 1991 mit inzwischen 15  Mitarbeitern Syntheseverfahren für vorgegebene Zielmoleküle und synthetisiert vielfältige organische Verbindungen auf Kundenanfrage. „Die Partner im Netzwerk 4chiral ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Kompetenzen, was zum einen die Technologien und zum anderen die Anlagengröße betrifft“, sagt Orgentis-Geschäftsführer Hans-Matthias Vorbrodt. Über das Netzwerk könne somit den Kunden die gesamte Prozesskette von der Literaturstudie über die ersten Laborversuche bis hin zur großtechnischen Produktion angeboten werden. Das geschehe alles über das Netzwerk quasi aus einer Hand. „Mir ist immer eine positive Einstellung zu neuen Technologien im Allgemeinen und der Feinchemie hier in Sachsen-Anhalt im Besonderen zum Ausdruck gebracht worden,

Siegreich gegen Biofouling

Das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) forscht richtungsweisend auf dem Weg zu einer nachhaltigen, ressourcensparenden und umweltschonenden Lebensweise. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie entwickelt es beispielsweise Oberflächenbeschichtungen, die den sogenannten Biofouling-Prozess verhindern.

Experten für Membranmodule und -filtrationselemente

Wegen der anhaltenden Trockenheit war in diesem Sommer mancherorts ein sparsamer Umgang mit Wasser angeraten. Was in Deutschland nur sehr selten und lokal begrenzt vorkommt, ist in anderen Ländern ohne Süßwasserquellen ein permanentes Problem. „Wenn es um einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit begrenzten Ressourcen geht, dann gehört das Trinkwasser als ein weltweit kostbares Gut dazu“, sagt Projektleiterin Ulrike Hirsch vom IMWS in Halle. Ihr Team erhielt 2017 den Hugo-Junkers-Preis des Landes Sachsen-Anhalt für die Erforschung effizienterer Methoden zur Trinkwassergewinnung. Es entwickelte beschichtete Komponenten für Membranmodule, mit deren Hilfe Meer- oder Brackwasser nach dem Prinzip der Umkehrosmose in Trinkwasser umgewandelt wird.

Industrieller Kooperationspartner ist die IAB Ionenaustauscher GmbH aus dem sachsen-anhaltischen Bitterfeld. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der Lanxess AG stellt unter anderem Membranfiltrationselemente für die Wasseraufbereitung her. Nicht zum ersten Mal arbeiten die Teams aus Halle und Bitterfeld zusammen. „Wenn es um angewandte Forschung im Bereich der Materialeffizienz geht, ist das Fraunhofer-Institut ein kompetenter Impulsgeber und Problemlöser für die Industrie“, betont Carsten Schellenberg. Er ist Geschäftsführer der IAB Ionenaustauscher GmbH und für die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten am Standort Bitterfeld zuständig.

Unternehmen vor allem aus der Medizintechnik, der Pharmazie, der Biotechnologie und der Kunststoffverarbeitung suchen auf dem Gebiet der Oberflächenmodifizierung die Zusammenarbeit mit dem IMWS. Dessen Kernkompetenzen liegen unter anderem in der Materialentwicklung. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung zukunftsfähiger Materialien, die nachhaltig und umweltfreundlich sind und die einem verantwortungsvollen effizienten Umgang mit begrenzten Rohstoffen dienen.

Membranspacer – mit Fingerspitzengefühl zu mehr Effizienz

Derzeit forschen Experten des IAB und des IMWS gemeinsam im Projekt „Innovative Membranspacer“ an der Optimierung von Modulen zur Aufbereitung von Brack- oder Salzwasser. „Membranspacer sind die Abstandhalter zwischen den Membranen, die die Fließwege für das hindurchströmende Wasser bilden“, erklärt Magdalena Jabłońska, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IMWS. Allerdings seien diese Abstandhalter auch sehr anfällig für die Ablagerung von Schwebstoffen, Salzkristallen und Mikroorganismen. Das sogenannte Biofouling – also der Biofilmbewuchs –führe zu Verstopfungen und Leistungsminderung bis hin zum Ausfall von Membranmodulen. Die Forschungspartner entwickeln nun hydrogelartige Beschichtungen für die Oberflächen der Abstandhalter. Wie eine Barriere sollen sie das Anhaften von Schwebstoffen und Mikroorganismen verhindern.

„Wenn der Biofouling-Prozess verlangsamt oder gestoppt wird, gibt es weniger Materialschäden, einen geringeren Verschleiß der Module und weniger Wartungsbedarf. Das spart Energie und Kosten“, sagt Jabłońska. Die im Rahmen des gemeinsamen Projektes gewonnenen Erkenntnisse sollen am Bitterfelder Standort von Lanxess in industrielle Prozesse überführt werden.

Biofouling ist nicht nur ein Problem der Wasserfiltrationsmodule. Auch Fundamente von OffshoreWindturbinen oder Bohrinseln, vor allem aber Schiffsrümpfe sind dem Biofilmbewuchs ausgesetzt. Die dicke Kruste aus Mikroorganismen, Algen, Muscheln und Seepocken greift die Betonfundamente an und erhöht signifikant den Treibstoffverbrauch der Schiffe.

Oberflächenoptimierung gegen

Biofilmbewuchs

Am IMWS in Halle steht eine Anlage, in der spezielle Oberflächenlacke, die dieses Biofouling verhindern

das trifft sowohl auf die Bevölkerung als auch auf die betreffenden Behörden zu“, sagt Vorbrodt. Das Bundesland Sachsen-Anhalt als traditioneller Industriestandort sei ein bedeutender Standort für die Feinchemie in Deutschland, sagt Netzwerk-Sprecher Seidelmann. „Die Infrastruktur der Chemieparks im Bundesland ist exzellent und für Neuansiedlungen, Erweiterungen von Chemiefirmen bestens geeignet.“ Hinzu kämen die zentrale Lage in Deutschland und Europa, die gute Verkehrsanbindung, der große Pool an Fachkräften und die Dichte von öffentlichen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen mit dem Fokus Chemie, Biochemie, Stoffwandlung und Material. Zudem habe die Landesregierung Sachsen-Anhalt mit ihrer Innovationsstrategie ausdrücklich auch den Wert und das Potenzial der Feinchemie erkannt und unterstütze diese durch zahlreiche Förderinstrumente.

sollen, optimiert werden. Partner in diesem Projekt sind das Institut für Kunststofftechnologie und -recycling IKTR, die Gesellschaft zur Förderung von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien Halle, die Bioplan GmbH, die NTC NanoTechCoatings GmbH und die Schiffswerft Barth.

„Bisherige Antifouling-Lacke“, sagt Projektleiter Uwe Spohn, „beinhalten oft giftige Stoffe, die sich im Wasser lösen und schädlich sind für die Meeresbewohner. In unserer Anlage optimieren wir eine neue Generation von Lacken, die ganz ohne giftige Zusatzstoffe funktioniert.“ Die Genialität der Oberflächenbeschichtungen sei ihre elektrische Leitfähigkeit. Der Projektleiter erklärt: „Das Lacksystem besteht aus mehreren Schichten, durch die ein Gleichstrom von wenigen Milliampere pro Quadratzentimeter fließt. Einmal fungiert die äußere Schicht als Anode, an der Sauerstoff entsteht. In der sauren Umgebung sinkt der pH-Wert. Nach Umpolung des Stromflusses wird die äußere Lackschicht zur Kathode, an der Wasserstoff und somit ein basisches Milieu entsteht. Der pH-Wert steigt. Regelmäßige Wechsel in bestimmten zeitlichen Abständen erzeugen für die Mikroorganismen einen pH-Stress, der ihnen das Ansiedeln erschwert.“ Oder anders ausgedrückt: Der Schiffsstahl bleibt frei von Bewuchs, eine Gewichtszunahme des Schiffes auf hoher See wird verhindert. So lassen sich neben dem erhöhten Treibstoffverbrauch und zusätzlichen Schadstoffemissionen bei längeren Fahrtzeiten, erschwerte Manövrierbarkeit, häufigere Schiffswartungen und nicht zuletzt steigende Kosten vermeiden.

In einem Langzeitversuch in der Ostsee hat sich die Stabilität des elektrisch leitenden AntifoulingLackiersystems bereits bewährt. Auch ein erster Schiffsversuch war bereits erfolgreich. Jetzt optimieren die Projektpartner die Technologie so weit, dass in den Werften komplette Schiffe mit dem Lack beschichtet werden können.

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Bayer stellt in Bitterfeld unter anderem das Schmerzmittel Aspirin her.
& ForschungInnovation
Von Ulrich Langer Metallplatten mit den vom Fraunhofer IMWS entwickelten Lackrezepturen im Yachthafen Kühlungsborn zeigen auch nach Siebenmonatiger Testphase in der Ostsee keinen Bewuchs. Fraunhofer IMWS
„In dieser Form ist ein solches Cluster in Deutschland einzigartig“
Jens Schlueter
Oliver Seidelmann

Dessauer Start-up will den Kunstmarkt revolutionieren

Disruptives aus der Bauhaus-Stadt: pinkwhy bietet digitale Kunst zum Download für Displays an

Von Maximilian Mick und Frank Schmiedel

Jeder zweite Deutsche nutzt heutzutage Musikstreaming, wie selbstverständlich läuft Fernsehen On-Demand, via Mediathek oder Online und im Urlaubsgepäck befinden sich E-Books statt kiloschwerer Papierwälzer. Nur die Kunstbranche versucht verzweifelt, sich der Digitalisierung zu entziehen. Das soll sich jetzt ändern. Ein Start-up-Unternehmen aus Mitteldeutschland hat sich zur Aufgabe gemacht, die altmodischen Spielregeln des Kunstmarktes auf den Kopf zu stellen. pinkwhy aus Dessau-Roßlau bietet Kunst zum Download auf digitalen Endgeräten an.

„Jedes Display ist eine Leinwand – Handys, Tablets, Fernseher im privaten Bereich, aber vor allem digitale Flächen im öffentlichen Raum wie beispielsweise in Flughäfen, Bahnhöfen, Shoppingmalls, im ÖPNV, Stadtbild oder bei großen Unternehmen. Diese digitalen Leinwände brauchen Inhalte, und zwar Inhalte, die nicht noch mehr blinken, flackern und ´Kauf mich´ schreien, sondern kunstvoll, inspirierend und entschleunigend wirken. Genau das bietet pinkwhy“, erklärt Joerg Schnurre, Gründer, Geschäftsführer und „Head of gute Laune“ des Start-ups aus der Bauhaus-Stadt. Die technologische Entwicklung und das Verlangen nach Millionen neuer Displays pro Jahr spielen dem jungen Unternehmen in die Karten. Auch das Multi-Channel-Medienhaus Ströer schreibt, dass sich Städte und ganze Lebensbereiche zu „einer Art Riesenmedium“ entwickeln würden. „Wir kommen mit unserer Idee also zur richtigen Zeit“, so Schnurre.

„Zum Spotify der Kunst werden“

Die Kunstbranche ist ohnehin in großer Bewegung. Interessenten orientieren sich und kaufen zunehmend online, Street Art, Urban Art und Graffiti – der bisherige, inhaltliche Fokus von pinkwhy – erreichen ein Massenpublikum und generell steigt die Nachfrage nach bezahlbarer Kunst. Mit „The Frame“, einem Mix aus elegantem Fernseher und digitaler Kunstleinwand, verlieh Samsung aus Südkorea der visionären Idee aus Dessau-Roßlau unbewussten Rückenwind. Aus diesen Gründen arbeitet der 38-jährige Joerg Schnurre mit seinem Team daran, dass digitale Kunst an jedem Ort für jedermann zu einem erschwinglichen

Preis verfügbar ist. „Wir wollen das Spotify der Kunst werden“, lautet seine Devise.

„Head of gute Laune“ sucht Investoren

Joerg Schnurre brennt für seine Vision, er putzt Klinken bei großen Technologie-Unternehmen – Loewe hat er beispielsweise als Kooperationspartner gewonnen –, sucht nach Investoren und Venture-Capital-Gebern, die die Finanzierung unterstützen. Parallel spricht er nationale und internationale Künstler an, um sie für pinkwhy zu begeistern. Im September traf Schnurre einige der Größen der internationalen Graffiti- und Street-Art-Szene in New York. „Da waren einige Legenden dabei, die etwa mit Keith Haring und Jean-Michel Basquiat ausgestellt haben. Und die haben gesagt: Hey, cool, endlich mal einer, der versteht, wo die Reise hingeht“, berichtet der Unternehmensgründer, der sich bisher über eine Förderung „Digital Creativity“ des Landes Sachsen-Anhalt und privates Investment finanziert. Diese „Reise“ werde die tradierte Kunstwelt verändern, so Joerg Schnurre, und Kunst zum Download ebenso normal wie ein Klick zum nächsten Musiksong bei iTunes. Und das sagt er nicht nur, weil er der „Head of gute Laune“ ist …

Der Leipziger BMW i8 Roadster –zum Rasen zu Schade

„Willkommen daheim!“ –Rückkehrer gesucht

Christian

K

urzer Stau auf der A14. Die ideale Gelegenheit, um an diesem heißen Sonntag auf einen Knopf an der Mittelkonsole zu drücken. Das Stoffverdeck des 4,7 Meter langen und fast zwei Meter breiten Roadster öffnet sich, gibt den Blick auf den Himmel frei. Ein kleines durchsichtiges Windschott minimiert die Luftverwirbelung im Cockpit. Mit dem freiwillig angeschlagenen Tempo 130 geht die Fahrt gemütlich weiter. Dabei könnte der BMW i8 Roadster, der seit Mai auf dem Markt ist, auch locker mit einer Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern langbrettern. Doch zum Rasen ist dieser im Leipziger Werk produzierte Flitzer, zumindest in diesem Sommer, einfach zu schade. Der i8-Rodster ist, wie sein geschlossener Bruder, den es seit 2014 gibt, kein reinrassiger Stromer, sondern ein Plug-in-Hybrid. Ein Dreizylindermotor im Heck mit 231 PS und ein Elektro-

motor (143 PS) an der Vorderachse teilen sich die Antriebsarbeit, beschleunigen den Sportwagen in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. BMW gibt für das Cabrio mit prägnanten Flügeltüren aus Carbon einen Verbrauch von 2,0 Litern an.

Die Testfahrt erzielt andere Resultate, da werden fünf Liter geschluckt, die Kosten des Stroms kommen oben drauf. Die Reichweite schwankt dabei, kann sich während der Fahrt erhöhen. Sobald der Turbomotor Kraft übrig hat, lädt er den Akku wieder ein wenig auf. Das passiert auch beim Bremsen und vor allem beim Bergabfahren. Und nebenbei: Wer mindestens 160 000 Euro Kaufpreis für den Roadster übrig hat, den interessiert der aktuelle Sprit- und Strompreis höchstens am Rande. Kurzum: Ein – wie alle zweisitzigen Autos – unpraktisches Fahrzeug mit kleinem Kofferraum. Aber der Fahrspaß ist grandios mi

F

ür Leipzig geht es seit einigen Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Die Einwohnerzahlen steigen, es gibt mehr Jobs, weniger Arbeitslose, die Kulturszene blüht, es grünt im Frühling und Sommer und die Region rings um die Messestadt putzt sich als Freizeitmekka mit ruhigem Kleinstadtflair heraus. Leipzig zieht an. Auch diejenigen, die fürs Studium, den Job, die Liebe oder um die große weite Welt zu sehen, einst der Messestadt und der Region den Rücken gekehrt haben. Denn hier werden nicht nur gut qualifizierte Fachkräfte gesucht. Hier ist auch die Familie, hier sind die Freunde – hier ist ihre Heimat. Für das Extra „Willkommen daheim“, das am 22. Dezember der LVZ beiliegen wird, suchen wir Menschen, die diesen Schritt gewagt haben und heute wieder in Leipzig oder der Region leben. Rückkehrer melden sich per E-Mail an serviceredaktion@lvz.de und erzählen ihre Geschichte. In der Verlagsbeilage „Willkommen daheim“ finden Leser inspirierende Geschichten von Rückkehrern, Jobangebote und viele Informationen zum Leben und Arbeiten in der Stadt und der Region. uza

21 & Forschung Innovation
Joerg Schnurre hat mit pinkwhy Großes vor. Er will den Markt für digitale Kunst aufmischen.
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Leipzig wird attraktiver für Kongresse

2019 wird es mehr Angebote für gewerbliche Übernachtungen geben

15 000 Besucher teil und sorgten für eine hohe Auslastung in den Leipziger Hotels.

Mit 3,2 Millionen individualtouristischen Übernachtungen ist Leipzig in der Spitzengruppe der deutschen Großstädte angekommen. Viele Übernachtungen hätten dabei Häuser im Budget-Bereich zu verzeichnen. Insgesamt 128 Beherbergungsbetriebe mit 16 793 (Stand Ende 2017) angebotenen Betten stehen den Gästen in Leipzig zur Verfügung. Neue Kapazitäten werden derzeit geschaffen und so das Bettenangebot erweitert. So kommen beispielsweise 2019

sind wichtig für die Reputation eines Kongress- und Messe-Standortes. Vor allem im medizinischen Bereich hat sich Leipzig einen guten Namen durch Experten-Kongresse und Tagungen erarbeitet.

Um Zuwächse im Geschäftsbereich zu generieren, schlagen die Experten der LTM konsequent neue Wege ein: So war die Stadt mit ihrer einzigartigen Kongressinitiative do-it-at-leipzig.de erstmals mit einem eigenen Stand auf der Branchen-Leitmesse IMEX in Frankfurt/Main vertreten. „Unsere Initiative steht für Teamgeist, Service und gemeinsames Engagement für den Standort sowie Leistungen aus einer Hand“, erklärt Hiskia Wiesner. Die Besucher konnten die Angebote der Messestadt am Stand ganz „persönlich“ erkunden. Möglich machte das die Virtual Site Inspection. Mit der gelungenen Webapplikation und Virtual-Reality-Brillen konnten Veranstalter die Kongress-, Tagungs- und Eventmöglichkeiten Leipzigs interaktiv und individuell entdecken – weltweit und jeder Zeit.

Die Kalender der Leipziger Messe, des CCL und der Kongreßhalle sind auch zum Jahresende 2018 und zum Jahresstart 2019 gut gefüllt. Von der Fachmesse über den Unternehmertreff bis hin zur Publikumsmesse steht für viele verschiedene Zielgruppen Interessantes auf dem Plan.

November 2018

denkmal Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung

D 0 8.11.2018 – 10.11.2018

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Restauratoren, Denkmalpfleger, Architekten, spezialisiertes Handwerk, Bauherren, Kunst­ und Kulturliebhaber www.denkmal­leipzig.de

MUTEC Internationale Fachmesse für Museums­ und Ausstellungstechnik

D 0 8.11.2018 – 10.11.2018

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Entscheider und Investoren aus Museen, Sammlungen und Galerien, kulturellen Einrichtungen, Kreativwirtschaft, Bildungsbereich, Archive und Bibliotheken usw.

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azubi- & studientage and more Die Messe für Bildung und Karriere

D 09.11.2018 – 10.11.2018

O Leipziger Messegelände

V Gastveranstaltung Message messe & marketing GmbH

Z Schüler, Absolventen, Eltern, Lehrer

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Leipzigs Bilanz als Messe- und Kongressstandort kann sich sehen lassen. Mehr als zwei Millionen Übernachtungen konnten die Leipziger Hotels und Herbergen im Jahr 2017 im gewerblichen Bereich verzeichnen. Das geht aus einer offiziellen Übernachtungsstatistik hervor, die auch von der Leipzig Tourismus- und Marketing GmbH (LTM) veröffentlicht wurde. „Die stärksten Monate in diesem Segment sind April, Mai und Juni, ebenso September und Oktober“, erklärt die zuständige Bereichsleiterin Hiskia Wiesner. „In diesen Monaten gab es die meisten Kongresse und interessantesten Einzelveranstaltungen.“ Den Spitzenplatz nahm der „Chaos Communication Congress“ ein, an ihm nahmen Ende des Jahres rund

Apartments und Suiten im „Lebendigen Haus“ in der ehemaligen Hauptpost hinzu, im gleichen Gebäudekomplex eröffnet noch 2018 das dritte MotelOne der Stadt. Für das kommende Jahr sind zudem die Eröffnungen des NH-Hotels am Burgplatz sowie zweier Häuser der H-Gruppe – das Hyperion- und das H2-Hotel an der Ostseite des Hauptbahnhofes – geplant.

Im Geschäftsbereich hat Leipzig den Aufstieg in Liga Eins fest im Blick: Vor allem der Bereich der 4und 5-Sterne-Häuser hat in der Stadt noch einen Nachholbedarf. „Diese hochklassigen Hotels und ihre Services sind aber enorm wichtig, um internationale Kongresse mit vierstelligen Teilnehmerzahlen in die Stadt zu holen“, sagt Wiesner. Diese Großkongresse

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Mitteldeutscher Unternehmertag kümmert

um Digitalisierung

Am 15. November 2018 findet der Mittelständische Unternehmertag (MUT) Deutschland im Congress Center Leipzig statt. Angepasst an die aktuellen Herausforderungen der mittelständischen Unternehmen schafft der Leitkongress auf der Neuen Messe eine „aktiv zusammenführende Begegnungsplattform“ mit unterschiedlichsten Themenformaten.

Die Veranstalter Simone Dake und Daniel Zein wünschen sich von allen Ausstellern und Besuchern einen erfolgreichen „MUT-Ausbruch“.

Neben den Bereichen der Digitalisierung und Optimierung in der digitalen Wertschöpfungskette werden gleich drei neue Themengebiete integriert. Den Bereichen Human Resources, Internationalisierung und Start-ups füllen und komplettieren das Programm der speziell geschaffenen Themenforen.

Darüber hinaus wird ein aktiver Austausch und Netzwerken durch verschiedenste Sonderformate, wie dem Lounge Gespräch mit einer ausgewählten Zuhörerschaft, dem Diskussionsformat „MUT-Kontrovers“ mit Marcus Lingel, Inhaber und Geschäftsführer der Merkur Bank, und Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender und Vize-Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, bei dem aktiv mitdebattiert werden kann oder das Business Speed-Dating als Initialzündung für ein Gespräch zwischen Markteinsteigern und etablierten Unternehmern, geschaffen.

Und auch dem Thema Krise oder Scheitern wird mit dem Sonderformat „Fuckup Spezial“, eine Bühne gegeben. Denn oftmals sind die eingesteckten Rückschläge am lehrreichsten. Von Krisen und den Mut zu Veränderungen berichtet auch der erfahrene Unternehmer und Drogeriemarkt Gründer Dirk Roßmann in seinem exklusiven Sondervortrag. atm/frs

MUT Deutschland 2018 Mittelständischer Unternehmertag

D 15.11.2018

O Congress Center Leipzig

V Event und Messe GmbH & Co. KG, Leipzig

www.mut.business/mut2018.html

protekt Konferenz und Fachausstellung für den Schutz kritischer IT­ Infrastrukturen

D 13.11.2018 – 14.11.2018

O Kongreßhalle am Zoo V Leipziger Messe

Z Fachbesucher: Mitarbeiter in der IT, Sicherheitsbeauftragte, Kommunikatoren, Geschäftsführer u.a. www.protekt.de

BGMpro Leipzig Fachmesse und Kongress für Betriebliches Gesundheitsmanagement

D 19.11.2018 – 20.11.2018

O Congress Center Leipzig (CCL) V Leipziger Messe

Z Fachbesucher: Entscheider aller Größen www.bgmpro.de

10. Messekongress „IT für Versicherungen“

D 27. – 28.11.2018

O Congress Center Leipzig

V Versicherungsforen Leipzig GmbH www.assekuranz­messekongress.de

4. Forum Holzbaukompetenz

D 27.11.2018

O Congress Center Leipzig

V quick­mix Gruppe, Osnabrück www.holzbau­kompetenz.de

Praxis-Seminar „Zukunft Bauen in Europa Architektur und Technik multifunktionaler Gebäudehüllen aus Stahl“

D 29.11.2018

O Congress Center Leipzig

V Wirtschaftsvereinigung Stahl (Düsseldorf) www.stahl­ online.de

Dezember 2018

new energy world Konferenz und Fachausstellung für Energiemanagement,­services und vernetzte Systeme

D 11.12.2018 – 12.12.2018

O Congress Center Leipzig (CCL) V Leipziger Messe

Z Fachbesucher aus Industrie und Gewerbe, Energieversorgungsunternehmen, Immobilienwirtschaft

www.newenergyworld.de

Januar 2019

PARTNER PFERD show – expo – sport Sparkassen­ Cup

· Longines FEI World Cup™ Jumping

D 17.01.2019 – 20.01.2019

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Reiter, Pferdeliebhaber, Familien, Sponsoren

www.partner­pferd.de

Februar 2019

Intec Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs­ und Automatisierungstechnik

D 05.02.2019 – 08.02.2019

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Fachbesucher speziell aus der metallbearbeitenden und ­verarbeitenden Industrie

www.messe ­intec.de

Z Internationale Zuliefermesse für Teile, Komponenten, Module und Technologien

D 05.02.2019 – 08.02.2019

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Fachbesucher aus der Zulieferbranche

www.zuliefermesse.de

mitteldeutsche handwerksmesse

D 23 .02.2019 – 03.03.2019

O Leipziger Messegelände V Leipziger Messe

Z Alle Interessenten, (Hobby­) Handwerker, Bauherren

www.handwerksmesse ­leipzig.de

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Broschüren sind out, VR-Brillen in: Die Leipzig Tourismus - und Marketing GmbH bewirbt den Kongress- und Messestandort bei Entscheidern auf virtuellen Datenbrillen.
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Von Frank Schmiedel Hiskia Wiesner ist bei der LTM zuständig für Messen und Kongresse. Philipp Kirschner Messe Leipzig Dirk Knofe Viel los auf der Messe und in Kongreßhalle

Wissens- und Kulturaustausch digital

Neues Bildungs- und Seminarformat im Basislager Coworking

Stendaler Prüfgeräte weltweit im Einsatz

In naher Zukunft werden zwischen Sacramento und San Diego Züge auf der „California High-Speed-Rail“ in Höchstgeschwindigkeit durch die Landschaft rauschen. Dass dieses Projekt in Kalifornien umgesetzt wird, ist auch einem Unternehmen aus Stendal zu verdanken. Die 1870 gegründete altmärkische Firma Zorn Instruments hat Mitarbeiter nach Übersee zu Betrieben entsendet, die am Bau der High-Speed-Strecke beteiligt sind. Ihre Mission: Die lokale Mannschaft für die Arbeit mit einer Technologie vertraut machen, die bis dato dort noch nicht eingesetzt worden ist. Vor wenigen Wochen haben die Stendaler ein „Leichtes Fallgewichtsgerät“ in die USA geliefert, das aus dem internationalen Bahnbau nicht mehr wegzudenken ist, denn es misst die Tragfähigkeit des Gleisunterbaus. „Wo immer auch heute Züge pünktlich rollen, waren unsere Geräte im Einsatz“, sagt Vertriebschef Thorsten Hildebrand. „Auch bei Reparaturen und Wartungsarbeiten werden sie verwendet.“

In der Welt unterwegs zu sein, ist für Zorn nicht neu. „Wir bewegen uns seit Jahrzehnten auf dem internationalen Parkett“, sagt Hildebrand. Auftraggeber in mehr als 60 Ländern schwören auf die Zuverlässigkeit, Gründlichkeit und moderne Ausrichtung der Produkte.

Der gepflegte Austausch zwischen klassischer Wirtschaft und den Start-ups der Stadt und Region hat sich das Basislager Coworking im Leipziger Zentrum-Süd zur Aufgabe gemacht. „Wir möchten gern Führungskräften und Verantwortlichen für die Unternmehmeskultur die Methoden der New Economy näher bringen“, beschreibt Marco Weicholdt, Leiter des Basislager Coworking am Peterssteinweg. Zu diesem Zweck geht noch im Herbst die Basislager Academy an den Start: Seit dem vierten Quartal 2018 bietet das Basislager Coworking ein neues Bildungsund Seminarformat für den Mittelstand an (die LVZ-Wirtschaftszeitung berichtete). „Hinter unserer Academy stecken eine Vielzahl von Innovationsworkshops, die wir zusammen mit Trainern aus der Start-up-Gemeinde durchführen werden“, so Weicholdt zu den Angebotsinhalten.

Angeboten werden Tagesworkshops und Weiterbildungen in den Bereichen Agiles Projektmanagement, Design Thinking, Digitalisierung und Prozessoptimierung sowie Neue Arbeitswelten. „Zielgruppe ist der Mittelstand, der sich von der Start-up-Welt inspirieren lassen will, aber auch methodisch und inhaltlich an einem Austausch mit jungen Teams interessiert ist“, so Weicholdt. In gewissen Sinne handele es sich dabei um eine Art „Kulturaustausch“, nur eben auf die digitale Weise.

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Erklärtes Ziel des Bildungsprogrammes ist es, innovative Methoden und Arbeitstechniken der Start-ups an klassische Unternehmen weiterzugeben, moderne Unternehmenskulturen zugänglich zu machen und Netzwerke zum gegenseitigen Nutzen zu öffnen. „Wir setzen auf das gegenseitige Interesse der klassischen Wirtschaft an den Start-ups und umgekehrt auf die Neugier der Nachwuchsunternehmer an erfolgreichen Strategien und Ideen“, beschreibt Weicholdt den Ansatz.

Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigt die Kooperation bei Bildungsinhalten für Führungskräfte mit Leipziger Volkszeitung, die das Basislager gegenüber ihrem Verlagshaus betreibt.

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Das mittelständische Unternehmen hat Anfang der 90er-Jahre die Abläufe bei der Prüfung von Bauuntergrund revolutioniert. Mit ihren Prüfgeräten haben die Stendaler auch den amerikanischen Markt erobert –vor allem, weil sie die anspruchsvolle US-Standardnorm erfüllen. Mit dem „Leichten Fallgewichtsgerät“ führten die Altmärker einst ein inzwischen sehr gefragtes Gerät für den „Dynamischen Plattendruckversuch“ ein, das beim Eisenbahnbau die Qualität der Tragfähigkeit von unteren Bereichen der Bahndämme beurteilt. Außerdem war Zorn maßgeblich beteiligt an der Erarbeitung verschiedener Prüfnormen für die Qualitätskontrolle im internationalen Erd- und Grundbau.

Damit waren die Weichen bereits vor Jahren in Richtung Zukunft gestellt. Der Mechanik-Spezialist erweiterte Stück für Stück sein Portfolio, beschäftigt Tüftler und Denker, um „keine Innovationen zu verpassen“.

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Von Frank Schmiedel André Kempner Im Basislager Coworking startet im vierten Quartal die gleichnamige Academy für Führungskräfte klassischer Wirtschafstunternehmen. Anfragen nimmt der Leiter des Basislagers, Marco Weicholdt, entgegen. Dirk Knofe

Wie wohnen wir in Zukunft?

In der Gemeinschaft

Wie das Leipziger Start-up bring-together die Lebenssituation mehrerer Generationen verbessern will

Zuwanderung hin, Geburtenzuwachs her – die Auswirkungen des demografischen Wandels sind in allen Altersgruppen zu spüren. Nicht nur alleinlebende Senioren, sondern auch die jungen Menschen sind davon betroffen. In den großen Städten und Ballungszentren, so auch in Leipzig, leben immer mehr 20 bis 40-Jährige in Single-Haushalten. Die Folgen sind zunehmende Vereinzelung der Menschen, der freiwillige Rückzug bis hin zur Vereinsamung – gerade, weil oft Perspektiven fehlen. Das Leipziger Start-up bring-together will dem eine gemeinschaftliche Lösung entgegensetzen.

Wie ersetzt man klassische Familienstrukturen in urbaner oder ländlicher Umgebung? Das war die Anfangsfrage, mit der sich die Leipziger Karin Demming, Mary-Anne Kockel und Christoph Wieseke beschäftigen. „Wir sehen in unseren Nachbarschaften und sozialen Kreisen eine Anonymisierung unter den Menschen, stete Überarbeitung, ständigen Zeitmangel oder auch gesundheitliche Leiden. Durch gemeinschaftliches Wohnen können wir diesem entgegenwirken. Zusammen leben, heißt, teilen von Zeit, Ressourcen, gemeinsamen Momenten, Füreinanderdasein, sich gegenseitig helfen“, so Karin Demming, Co-Gründerin der Patchwork Communities UG i.G.. „Und genau das ist unsere Mission. Für uns ist das Leben in Gemeinschaften die einzige zukunftsfähige Lebensform.”

Doch wie erreicht man die breite Masse heutzutage? Am besten über eine digitale Plattform, also über eine Webseite oder eine App, um dem gesellschaftlichen Trend direkt zu begegnen. „Wir verbinden Inte-

ressenten und gemeinschaftliche Wohnprojekte, die wirklich zueinander passen. Menschen, die eine Gemeinschaft suchen oder gründen möchten – dabei Werte und vielleicht auch Dinge teilen wollen.“ Dafür haben sie, wie auch die großen Dating-Websites, einen komplexen Algorithmus programmiert, um die passenden Gleichgesinnten zu Wahlfamilien zusammen zu bringen. Der Ansatz mit einem solchen Matching–Algorithmus kommt nicht von ungefähr, ist zudem noch progressiv: „Wir denken, dass es in naher

Zukunft so selbstverständlich sein wird, unsere Plattform zu nutzen, wie es derzeit bereits normal ist, seinen künftigen Lebenspartner auf einer DatingPlattform finden zu können“. Um die professionelle Programmierung zu finanzieren, nutzte das Trio das gesellschaftlich innovative Modell des Crowdfundings.

„Zusammen leben, heißt, teilen von Zeit, Ressourcen, gemeinsamen Momenten, Füreinanderdasein, sich gegenseitig helfen.“

In der zweiten Phase finanziert sich bring-together über das exklusive Matching von Einzelpersonen oder Gruppen zu kompatiblen Wahlfamilien oder die Vermittlung in Wohnprojektgemeinschaften. Die Personen oder Gruppen zahlen in naher Zukunft Beiträge für unterschiedliche Matching-Pakete. Unterstützende Plattforminstrumente, die sogenannten Features, werden über einen Monatsbeitrag freigeschaltet. Die Plattform selbst ist kostenlos, erfordert eine Registrierung, um die Daten vor Missbrauch zu schützen. bring-together hilft dabei aber nicht nur, die richtigen Partner zu finden, sondern unterstützt auch die Suche nach dem passenden Raum für gemeinschaftliche Lebenskonzepte. Denn hier besteht momentan die größte Herausforderung. Steigende Immobilienpreise, eine Verteuerung der Wohnungsmieten und ein derzeit schwacher sozialer Wohnungsbau machen es für Einzelne oder junge Familien oft schwer eine adäquate Wohnung zu finden.

Auch deshalb werden gemeinschaftliche Wohnkonzepte, bei denen sich die Bewohner Wohnraum teilen, immer beliebter. Mit der Vermittlung und Akquise von Immobilien für Wohnprojekte möchte das Start-up ihr Geschäftsmodell zukünftig ergänzen. „Wir haben ein Provisionsmodell geplant, bei dem zwischen NonProfit und Profit unterschieden wird“, erklärt Karin Demming. „Non-Profit-Projekte zahlen einen kleinen Betrag, um die Qualität sicherzustellen, Profit-Projekte zahlen für konkrete Vermietungs- oder Verkaufsverträge marktübliche Provisionen.“

Nicht nur im Sinne der Wohnraumfindung würden die bring-together-Macher konkrete Kooperationen mit Städten oder Kommunen begrüßen. „Viele Städte haben für gemeinschaftliches Wohnen oder generell neue Wohnformen eigene Planungen laufen oder bereits Abteilungen gegründet“, weiß Karin Demming. Diese Angebote beschränken oft auf thematische Webseiten, diese seien meist sehr lokal oder regional beschränkt und böten daher nur geringe Lösungsansätze. „Unsere Idee, sich mit den Städten und Kommunen zu verbünden wäre insofern sehr charmant, als dass wir unser Geschäftsmodell noch sozialer gestalten könnten, wie zum Beispiel einen kostenfreien Zugang der Nutzer der jeweiligen Städte“, nennt Demming einen sehr stichhaltigen Grund für mögliche gemeinsame Aktivitäten.

bring-together startete Anfang Oktober 2018 die letzte öffentliche Beta-Phase, um das Angebot anschließend optimal bereitstellen zu können. Interessenten können sich jetzt schon kostenfrei registrieren und nahezu alle finalen Funktionen nutzen.

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Wirtschaftsfaktor Opernball

Seit elf Jahren veranstaltet ein erfolgreiches Team den Leipziger Opernball –regionale und überregionale Unternehmen fiebern dem Ereignis jedes Jahr entgegen

Nach dem Opernball ist vor dem Opernball. Die rauschende Nacht am 13. Oktober ist nun schon wieder Geschichte, die Arbeiten für das gelungene Fest gehen jedoch gerade erst dem Ende entgegen. Es sind Listen abzuarbeiten, Rechnungen zu zahlen, neue Kontakte zu pflegen und die ersten Kartenbestellungen für 2019 ins System einzupflegen. Den Opernball-Machern, Vivian Honert-Boddin, Danilo

Friedrich sowie ihrer Mitarbeiterin Julia Halbrock, ist auch nach der gelungenen Festivität alles andere als langweilig.

Damit Leute viel Spaß haben, müssen andere Leute hart arbeiten – diese Weisheit des Event-Geschäfts trifft auch auf den Leipziger Opernball zu. Damit sich ihre mehr als 2000 Gäste vergnügen können, arbeitet das Team der Leipziger Opernball Production GmbH fast ein ganzes Jahr auf den einen perfekten Abend hin. Der Aufwand lohnt sich: Der Opernball hat sich zum wichtigen Wirtschaftsfaktor für Leipzig entwickelt.

Unternehmer der ganzen Stadt fiebern jährlich dem Termin entgegen. Denn es gibt immer gut zu tun –und jährlich ein gutes Stück von der Umsatz-Torte.

So sind alle namhaften Leipziger Hotels am Opernball-Wochenende ausgebucht, die Suiten und Zimmer sind schon seit Monaten reserviert. Die gehobenen Restaurants und Bars sind bestens besucht, die Leipziger Taxiunternehmen und Chauffeur-Services haben durch den Ball die besten Umsätze nach Silvester.

Nicht nur am Boden, auch in der Luft ist richtig was los in Sachen Transport: „2015 hatten wir am Opernball-Wochenende die höchste Dichte an Privatflugzeugen, die bis dahin auf dem Flughafen Leipzig/Halle registriert wurde“, sagt Danilo Friedrich. Für jeden Jet sind Start- und Landegebühren zu zahlen, Services wie Auftanken und Bordversorgung kosten extra. Da kommen schon stattliche Summen beim RegionalAirport zusammen.

Wer noch eben kurz vor knapp einen Smoking leihen will, hört mit ermüdender Regelmäßigkeit: Leider haben wir keine mehr, sind alle schon verliehen.“ Einen Neuen zu kaufen liegt da nahe, die großen Bekleidungshäuser haben Vorrat ab mindestens 300 Euro auf den Bügeln hängen – aber auch der ist irgendwann mal ausverkauft. Das gilt ebenso für die Ballkleider: Wer zuerst zugreift, bekommt meist das beste Preis-LeistungsVerhältnis fürs Geld. Beim reinen Textilkauf bleibt es ja meist nicht, Schuhe, Taschen, Schmuck und andere Accessoires gehen über die Kassentische. Der Umsatz allein für den Ball wird von der Branche auf rund 400 000  Euro veranschlagt.

Kluge Juweliere haben auch rechtzeitig Taschenuhren geordert – denn die trägt man am Band zum Smoking statt der üblichen Uhr am Handgelenk. Exklusiv gehts auch bei den bekannten Leipziger Modedesignern zu, hier lässt man sich die Abendgarderobe auf den Leib schneidern. Frisörtermine – gleich ob für die Dame oder den Herrn – sind Monate vorher zu reservieren. Am Freitag und Sonnabend herrscht rege Betriebsamkeit in den Salons der Stadt. Geschätzter Umsatz hier: 100 000 Euro.

Die Arbeiten für den Ball selbst sorgen ebenso für viel Beschäftigung und Umsatz: „In der Vorbereitungswoche haben rund 1100 Menschen Backstagepässe, am Samstagabend selbst sind mehr als 500 Personen für das Wohl der Gäste im Einsatz“, so Honert-Boddin. Hostessen, Köche, Servicekräfte, Fahrer, Sicherheitspersonal, Beleuchter, Techniker, Stagehands – die Liste lässt sich fortsetzen. Zwischen 60 und 70 steuerpflichtige Unternehmen sind für den Opernball aktiv, so die Organisations-Chefin.

Auf Erfolg hoffen alljährlich auch alle Teilnehmer der Tombola, einen schnittigen Porsche-Sportwagen möchte wohl gern jeder sein Eigen nennen. Die knapp 7800 Lose sind hochbegehrt, der Erlös kommt der ge-

meinnützigen Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ zu Gute. Damit auch die volle Summe bei den Spenden-Empfängern ankommt und steuerrechtlich sauber gearbeitet werden kann, setzten sich die Opernball-Macher 2016 mit dem sächsischen Finanzministerium zusammen. Hier kam Danilo Friedrich ins Spiel. „Um unseren Pflichten gegenüber dem Gesetzgeber und den Finanzämtern umfänglich nachzukommen, haben wir eine gemeinnützige Organisation gegründet“, so Friedrich, von Haus aus Rechtsanwalt. „Mit der Goldherz Charity  gUG können wir in Sachen Glücksspielrecht juristisch sauber agieren und unnötige Steuerbelastungen, welche den Erlös für die Kinderprojekte schmälern, vermeiden.

Apropos Abgaben an die öffentliche Hand: Größter Ausgabenblock dabei ist die an die Oper Leipzig zu zahlend Miete in Höhe von 110 000 Euro. Hinzu kommen noch Sondernutzungsgebühren für den Platz vor der Oper von 4000 Euro, kontinuierlich steigende GEMAGebühren sowie hohe Sicherheitskosten.

Der Opernball ist aber auch geschickte Lobbyarbeit für Leipzig im Ausland: Mit dem Konzept- und Geschäftsführungswechsel fand im Jahre 2008 der erste Opernball unter internationalem Vorzeichen statt – die Zusammenarbeit mit Leipzigs langjähriger Partnerstadt Bologna wurde auf vielfältige Weise gefeiert. So initiierte die Opernball GmbH gemeinsam mit der Stadt Leipzig, der IHK und Leipziger Unternehmern unmittelbar vor dem Opernball ein Wirtschaftsforum, ein Filmfestival im Passage-Kino präsentierte Filmemacher aus Bologna, der Einzelhandel der Stadt hatte das Thema aufgenommen und auf dem Augustusplatz präsentierten sich Bologneser Anbieter mit kulinarischen Highlights der italienischen Metropole. Zum Opernball unter dem Motto „Buona sera Bologna“ wurden diese Begegnungen dann gefeiert. In den Folgejahren gab es immer wieder in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig und verschiedenen Institutionen derartige Aktivitäten, so zuletzt 2017, als Moskau das Motto des Balles war. Russische Wirtschaftsvertreter trafen am Vorabend des Opernballes auf Leipziger Unternehmer. Einmal mehr zeigte sich, dass der Ball nicht nur ein „Tanzvergnügen“ ist, sondern ein Marketinginstrument – sowohl in touristischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht. Der Brückenschlag zwischen den Kulturen der Partnerstädte ist den Veranstaltern wichtig, hat sich zu einer tragenden Säule des Gesamtkonzeptes entwickelt. In diesem Jahr hieß es „Ahoi Cesko“, Mottopartner war die tschechische Stadt Brno. Der Opernball läutete so den glanzvollen Auftakt des tschechischen Kulturjahres ein, zu dem auch ein Auftritt des Gastlandes auf der Leipziger Buchmesse 2019 gehört.

Die Planungen für 2019 laufen, der nächste Opernball soll am 26. Oktober kommenden Jahres stattfinden. Jedoch stehen Verhandlungen mit der Opernverwaltung an, es geht auch ums Geld. Insider vermuten, dass die Mietforderung für den Opernball drastisch erhöht werden soll. Honert-Boddin und Friedrich gaben gegenüber der „LVZ-Wirtschaftszeitung“ dazu keinen Kommentar ab. Derzeit zahlt die Opernball Leipzig Production GmbH 110 000 Euro Miete an das Musikhaus in städtischem Besitz. Zur Zahlungsfähigkeit dieser Summe sind dringend die Sponsoren nötig. Es gibt also Einiges zu tun, um ein Aushängeschild Leipzigs auch 2019 wieder erfolgreich veranstalten zu können. Denn nach dem Opernball ist vor dem Opernball

Der Ball in Zahlen

2000 Gäste

1100 Personen sind an den Arbeiten beteiligt

500 Mitarbeiter sind am Ballabend tätig

78 000 Euro beträgt der Listenpreis des Tomboloa-Hauptgewinns, eines Porsche Boxster

7800 verkaufte Tombolalose à 15 Euro Lospreis

700 Flaschen Weißwein-Cuvée „Sonderedition Opernball Leipzig“

110 000 Euro Miete für das Opernhaus

12 000 Euro Kosten für Blumendekoration

100 000 Euro Umsatz im Frisörgewerbe

400 000 Euro Umsatz im Textilgewerbe

Team im Dreivierteltakt:

Leipzigs Opernball-Macher

Vivian Honert-Boddin

Die studierte Literaturwissenschaftlerin entdeckte ihr Herz für Werbung und Eventmanagement und betreute mit ihrer eigenen Agentur seither viele größere Projekte. 2007 übernahm Vivian Honert-Boddin die Geschäftsführung des Leipziger Opernballs und gab ihm seine internationale Ausrichtung.

Danilo Friedrich

Im Rahmen der Neuaufstellung des Opernballs trat Danilo 2012 in die Geschäftsführung ein und navigiert seitdem den Opernball durch alle rechtlichen und budgetären Untiefen. Er ist hauptberuflich Rechtsanwalt und im Wesentlichen im Arbeits- und Gesellschaftsrecht tätig.

Julia Halbrock

Julia Halbrock studierte internationales Eventmanagement und war unter anderem in London tätig. Sie ist seit 2007 im Team des Opernballs und auch nach zehn Jahren der „Fels in der Brandung“. Julia Halbrock ist verantwortlich für das Office-Management, Ticketing und weiß auf jede Frage eine Antwort.

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Christian Modla (2) / fotolia Botond Horvath / fotolia mije shots
Von Frank Schmiedel
& Leben Stil
Co-Chef Danilo Friedrich (M.) zum Arbeitsbesuch bei den Köchen Gerd Kastenmeier (r.) und Pavel Rohoska. Opernball-Chefin Vivien Honert-Boddin bei der Weinauswahl mit Winzer Bernard Pawis in der „Gourmetage“.
Volkmar Heinz Regina Katzer
Große Freude bei Yvonne Franke, die den 718 Boxster gewann. Schauspieler Patrick Dempsey, Porsche-Chef Dr. Oliver Blume und Moderator Lenn Kudrjawizki (von links) gratulierten.
André Kempner
Opernball Leipzig Vivian Honert-Boddin (l.), Danilo Friedrich, Julia Halbrock Einen Rückblick mit vielen Fotos auf den Leipziger Opernball finden Sie auch auf
www.lvz.de/opernball

Leipzigs liebste Limonade

„Meiner Mötts“ gibt es dank Omas Rezept – und viel Beharrlichkeit

Internationale Getränkekonzerne lassen Entwicklerteams an neuen Rezepturen tüfteln, die dann mit enormen Werbe­ und Marketingaufwand in den Markt gedrückt werden. Eine Leipziger Familie hat zu Dritt ihr ganz persönliches und natürliches Erfrischungsgetränk kreiert – am heimischen Herd, nach Omas Rezept.

Die besten Ideen kommen an den ungewöhnlichsten Orten. Im Fall von „Meiner Mötts No.9“ war es das Auto der Familie Mansfeld auf dem Weg von Leipzig nach Köln. Mutter Katerina, Tochter Sophia sowie Vater Torsten hatten zuvor schon oft überlegt, das bei Familie und Freunden so beliebte Limonadenrezept der sizilianischen Großmutter neu zu beleben. „Was braucht es denn, um unsere Limo in Flaschen abzufüllen?“ stellte Sophia, damals gerade erst 15 Jahre jung, die entscheidende Frage. „Gib mir drei Tage Zeit, darüber nachzudenken“, kam die Antwort von Familienoberhaupt Torsten – 72 Stunden später erfolgte der Startschuss.

Das Familien­Trio ging es gemeinsam an, doch so schnell, wie es sich die Mansfelds gedacht hatten, lief es dann nicht. Statt schneller Erfolge folgten organisatorische Rückschläge, auch das Produkt selbst musste angepasst werden. „Die Herausforderung war für uns, das Rezept so umzustellen, dass es auch in industriellen Größen angewendet und abgefüllt werden konnte“, erinnert sich Katerina Mansfeld. Im heimischen Kessel schmeckte die Limonade mit den neun natürlichen Grundzutaten (verschiedene CitrusFrüchte plus Petersilie, Melisse, Minze und Basilikum) immer gleich lecker – das Ergebnis der Abfüller wich jedoch zu oft vom gewünschten Geschmack ab. Weitere Experimente folgten, neue Partner mussten gesucht werden, wieder gab es Verzögerungen. Zeit ist Geld, das gilt auch fürs Brause­Business: „Für die Firmengründung und Verwirklichung unserer Idee

habe ich einen privaten Kredit im niedrigen fünfstelligen Bereich aufgenommen“, sagt Katerina Mansfeld. Irgendwann ist eine solche Summe auch bei der sparsamsten Familie verbraucht, Fortschritte mussten her. Die resolute 41­jährige Tschechin mit italienischen Vorfahren sah – und sieht – das nicht als Belastung, sondern als Ansporn. „Für seinen Erfolg muss man eben arbeiten.“ Ihr Geld verdienen Mutter als auch Tochter im Einzelhandel, Mötts ist ihr nebenberufliches Projekt.

Die Produktion im größeren Stil lief erst 2016 an, im Herbst des Jahres sollten die ersten Kunden mit dem Produkt versorgt werden. Doch auch dieser Start ging fast schief: „Die erste Lieferung kam ohne Etikett bei uns an. Wir mussten 15 000 Flaschen zum Abfüller zurückschicken, um sie bekleben zu lassen.“ Einen Monat später gingen die ersten Kästen an die Besteller, Krise bewältigt. Mittlerweile sind schon viele Leipziger und Mitteldeutsche auf den spritzigen Geschmack des Erfri­

schungsgetränks gekommen, zu kaufen gibt es die Limo in den Leipziger Konsum­Filialen, in der Gourmetage, im Selgros, aber auch in Dresdner Konsumgeschäften. In Rostock, Erfurt, Halle, Jena und Magdeburg können sich Durstige am veganen Inhalt der grünen Flasche ebenso laben. Eine spezielle Vertriebsgesellschaft wurde gegründet, um Mötts einen größeren Markt und mehr Bekanntheit zu verschaffen.

Doch die Entwicklung hört damit nicht auf: „Wir werden von vielen Barkeepern angesprochen, ob wir nicht auch in kleineren Flaschen abfüllen könnten“, skizziert die angehende BWL­Studentin Sophia Mansfeld einen der weiteren Schritte. Denn Mötts lässt sich durch den geringen Zuckergehalt gut mit Alkoholika mischen, die Kräuter nehmen einigen Spirituosen die Bitterstoffe, lassen bei anderen eine starke Aromenentfaltung zu. Die Herausforderung hierbei: Die handelsübliche Mötts­Flasche fasst 0,33 Liter, in den Bars wird meist mit speziellen Abfüllungen von 0,2 Litern gearbeitet, um stets Frische anbieten zu können. „Dieser speziellen Anforderungen der Drink­Spezialisten möchten wir gern nachkommen.“ Für 2019 stehen für die „Meiner Mötts Erfrischungs UG“ weitere Präsentationen auf großen Lebensmittelund Barkeeping­Messen auf dem Programm, Geschäfte im Norden und Süden nehmen Leipzigs liebste Limonade ins Sortiment auf. „Wir werden langsam wahrgenommen im Markt“, ist die Tochter stolz. Eine Frage kommt dann doch bei fast jeder Verkostung oder Präsentation auf: Was bedeutet eigentlich der Produktname? „Ich habe als Kind immer ´meine Mött´ statt ´meine Mama´ zu Katerina gesagt“, erläutert Sophia. Ins Hochdeutsche übersetzt heißt das Produkt also ganz simpel „Die Limonade meiner Mutter“.

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& Leben Stil
privat Christian Modla
Leipziger Limonade-Hersteller: Katerina Mansfeld mit Tochter Sophia.
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Blaufränkisch:

Nichts für Anfänger

es die GourmeKonsumgeMagdeder grüVertriebsgegrößeren

auf: „Wir ob wir könnten“, Manslässt sich

Alkoholika Spirituosen die Arome­

Die handen Bars

0,2 Litern können.

SpeziaErfrischungs

LebensmittelGeschäfte

LimowahrgeFrage oder PräProduktMött´ statt Sophia.

Produkt also

Von Uwe Köster

Der Spruch ist eine einzige Herausforderung. „Blaufränkisch, das ist nichts für Anfänger“, sagt Winzer Stephan Oberpfalzer aus dem österreichischen Burgenland. Betrachte mich nach einigen tausend probierten Weinen nicht mehr ganz als blutigen Anfänger – bin also reif für Blaufränkisch. Blaufränkisch­Weine irrten bisher irgendwo im großen privaten Kosmos der Kategorie „kann man auch mal trinken“. Aber keine Auffälligkeiten, Durchschnitt, nichts Besonderes. Ausnahmen gab es, klar. Aber keine, die sich in die Geschmacksbibliothek eingebrannt haben. Das hat sich nach einigen Blaufränkisch­Dates gründlich geändert.

Warum in Österreich? Nun, das Burgenland ist das selbst ernannte „Blaufränkisch­Land“. In Austria dominiert eigentlich Weißwein, aber im Burgenland sind rote Trauben keine Ausnahmen. Tatsächlich stehen dort auf fast 3000 Hektar Blaufränkisch­Reben, macht immerhin mehr als ein Fünftel der burgenländischen Rebfläche (14 500 Hektar) aus. Tendenz steigend.

Was für eine Erleuchtung! Ob die DAC­Weine Mittelburgenland oder Eisenberg oder Leithaberg, was sind das für schöne Entdeckungen. Echte Kerle, aber wie es so ist in einer großen Familie: Mit dem einem Gen, dem Blaufränkisch­Gen natürlich, aber mit so vielen unterschiedlichen Charakteren. Da gibt’s die Weine mit feiner Würze aus dem Mittelburgenland, die mineralisch geprägten aus dem Süden, die Persönlichkeiten aus den Top­Lagen Gloria oder Marienthal. Und so weiter. Es macht einen Riesenspaß, seine Lieblinge zu entdecken.

Natürlich kommen schöne Blaufränkisch­Weine nicht nur aus Österreich. In Deutschland ist die Traube als Lemberger oder Blauer Lemberger bekannt, bis auf einige Ausnahmen wird sie in Württemberg angebaut. Lange war da wenig Bemerkenswertes dabei, doch in jüngster Zeit entecken auch die dortigen Winzer das Potenzial der Rebsorte und widmen sich

Für alle, die eine Küche zum Wohlfühlen suchen

Küchen-Konzept verwirklicht die Wohnträume seiner Kunden von der ersten Idee bis zum letzten Handgriff

dieser mit großem Engagement. Ein tolles Beispiel ist der Lemberger Großes Gewächs „Lämmler“ von Rainer Schnaitmann aus Fellbach, gereift in Holzfässern, aber keinen neuen. Stilistisch wieder eine andere Note als die Österreicher, aber gleichwohl von tollem Charakter und viel Charisma. Und ganz sicher auch einem langen Leben.

Auffällig und bemerkenswert, wie sich die Winzer für „ihren“ Blaufränkisch ins Zeug legen. Mancher Satz klingt dabei wie eine Liebeserklärung. Blaufränkisch brauche eine Ausgewogenheit von Frucht, Frische, Säure und Würze, heißt es ganz oft. Vor allem benötige er Zeit: Im Weinberg, im Keller und in der Flasche. Die großen Reserve­Weine (die in Holzfässern gereiften) besitzen ein enormes Reifepotenzial.

„70 Jahre schaffen wohl nicht viele Sorten“, meint Winzer Herbert Triebaumer, einer der Stars der Szene. Überhaupt sei der Blaufränkisch etwas Besonderes.

Triebaumer: „Der Blaufränkisch übersetzt das Terroir.“

Winzer Markus Kirnbauer: „Zweigelt ist everybodys darling. Blaufränkisch ist tiefgründiger.“ Horst Gager: „Das sind keine Micky­Maus­Weine“. Eben wirklich nichts für Anfänger.

Den ultimativen Blaufränkisch­Tipp zu geben, ist unmöglich. Dafür gibt es einfach zu viele Optionen und vieles hängt von der Umgebung, den Speisen, der Gesellschaft und so weiter ab. Und tolle Blaufränkisch­Erzeuger gibt es viele.

Eine kleine, unvollständige Auswahl ohne Rangund Reihenfolge, in Klammern die Top-Weine des Betriebs:

… im Burgenland:

Weingut Krutzler, Deutsch Schützen (fantastisch sein Flaggschiff „Perwolff“)

Ernst Triebaumer, Rust (Top­Lage Marienthal!)

• Weingut Prieler, Schützen am Gebirge (unter anderem Top­Lage Marienthal!)

Paul Achs, Gols (BF Altenberg, auch tolle Cuvée „Pannobile“)

Paul Kerschbaum, Horitschon (BF Ried Dürrau!)

• Walter Kirnbauer, Weingut K+K Kirnbauer, Deutschkreutz (BF Ried Goldberg)

Weingut Jalits, Badersdorf (BF Eisenberg „Reserve“)

• Juliana Wieder, Neckemmarkt (BF Ried Bodigraben)

Manfred Kopfensteiner, Deutsch­Schützen (BF Ried Saybvritz „Selektion“)

• Franz Wachter, Weingut Wachter­Wiesler, Deutsch­Schützen (BF „Béla­Jóska“)

• Hans Igler, Deutschkreutz (BF Reserve „Biiri“)

... in Württemberg

Karl Haidle , Kernen­Stetten (Lemberger „Mönchberg Gehrnhalde“) Rainer Schnaittmann, Fellbach (Lemberger „Lämmler“)

Marketing-Preis: Frist für die Bewerbung endet in Kürze

Der Endspurt läuft. Nur noch wenige Tage haben Unternehmen aus der Region Zeit, sich für den Marketingpreis 2018 zu bewerben. Die Einreichung der Unterlagen ist nur noch bis zum 31. Oktober möglich, teilte der Marketing­Club Leipzig mit. Er zeichnet wieder im Rahmen des Leipziger Marketingspreises herausragende Marketingleistungen von Unternehmen aus Leipzig und dem Leipziger Umland aus.

Schirmherr des Wettbewerbs ist der Sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig. Gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig als langjährigem Sponsor und weiterer Partnerunternehmen ehrt der Marketing­Club Leipzig Marketingkonzepte in den drei Kategorien „Marketingpreis Leipzig“, „Bester Marketing­Newcomer“ und „Bestes Marketing im Handwerk“. Die Verleihung der Preise wird am 19.  November 2018 im „Weißen Saal“ in der Kongreßhalle am Zoo Leipzig stattfinden.

„Leipzigs Marketingmacher strahlen mit kreativen zukunftsfähigen Ideen – das zeigen die jährlichen Einreichungen zum Leipziger Marketingpreis“, sagt Georg Donat, der Präsident des Marketing­Clubs. Mit dem Wettbewerb unterstütze der Verein innovative und herausragende Marketing­Ideen und mache diese nach außen sichtbar. Die Teilnahme sei für Unternehmen jeglicher Größe möglich. Ob Start­ Up, Agentur, Unternehmen mit Marketing­Abteilung oder Verein – „wir freuen uns über viele kreative Bewerbungen“, betont Donat.

Eine unabhängige und hochkarätige Jury aus 13 Experten und Expertinnen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen, unter Leitung von Manfred Kirchgeorg, Professor und Leiter der Lehrstuhls für Marketingmanagement an der Handelshochschule Leipzig (HHL),sichtet und bewertet die Bewerbungen gemäß einer Vergaberichtlinie.

Mit dem Hauptpreis, dem Leipziger Marketingpreis, würdigt der Marketing­Club nach Donats Angaben das beste langfristig angelegte Marketing­Konzept, das hinsichtlich seiner Ziele, Mittel und Erfolge als besonders herausragend erscheine. Es handele sich um einen nichtdotierten Ehrenpreis, der auch eine einjährige kostenfreie Mitgliedschaft im Marketing­Club enthalte.

Der Marketing­Club Leipzig wurde im Jahr 1990 gegründet und ist nach eigenen Angaben heute mit seinen rund 250 Mitgliedern der größte Wirtschaftsclub der Stadt. Er versteht sich als Ort der Kommunikation zwischen Unternehmen in Mitteldeutschland und verschiedenen Sphären der Gesellschaft. Die Mitglieder des Marketing­Clubs sind sowohl Marketingexperten, Geschäftsführer oder Inhaber von Unternehmen unterschiedlichster Größenordnung, als auch Bankfachleute, Hochschullehrer, Künstler, Diplomaten, Verwaltungsfachleute, Journalisten, Architekten, Anwälte, Makler, Spezialisten für Werbung oder Unternehmens­ und Steuerberater. Sie treffen sich regelmäßig zu Fachvorträgen und Diskussionen sowie Exkursionen zu Brennpunkten neuer Marketingaktivitäten.

Ein eingespieltes Team: Die Mitarbeiter von Küchen-Konzept sind nicht nur Möbelverkäufer, sondern Raumplaner mit innovativen Ideen. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über zwei eigene Montageteams. Fotos: Küchen-Konzept

Die Küche gilt seit jeher als Mittelpunkt des Zuhauses. Hier spielt sich das Familienleben ab – nicht nur kochen und backen, in der Küche wird sich getroffen, gemeinsam geredet, gelacht, geschrieben und geplant. Die Küche von heute sollte daher chic, modern und wohnlich sein. Gerade bei der Planung einer solchen Küche sollte man nichts dem Zufall überlassen und von Anfang an fachmännischen Rat hinzuziehen. „Eine kompetente Küchenberatung geht auf die Wünsche der Kunden ein“, betont Nadine Goos. Sie ist Inhaberin von Küchen-Konzept in Leipzig. „Zusammen schauen wir auf die individuellen Bedürfnisse und suchen für jedes Details die passende Lösung. Ziel ist es, mit der neuen Küche einen Ort zu schaffen, an dem sich der Kunde wohlfühlt, eben gern aufhält.“

Das beginnt mit dem richtigen Material, der Farbe, geht über die dazu abgestimmte Oberfläche, die Möbelausstattung und endet schließlich bei den einzelnen Geräten. „Von der Planung bis zum Aufbau ist die neue Küche ein umfangreiches Projekt. Wir stehen den Kunden von Anfang an zur Seite und entwickeln Schritt für Schritt ein individuelles Raumkonzept“, beschreibt Goos.

Auf Wunsch kümmert sich das Team von Küchen-Konzept auch um alle Gewerke, die bei der Verwirklichung des Küchentraums notwendig sind. „Wir können auf einen Pool an Handwerkern zurückgreifen – vom Maler, Klempner, Fußbodenleger bis hin zum Elektriker.

Wir koordinieren die Gewerke, damit der Kunde nicht selbst die Bauleitung übernehmen, sprich Handwerker suchen muss. Wir bieten also alles aus einer Hand.“ Der Vorteil: Der Kunde hat dabei nur einen Ansprechpartner.

Innovative Vorschläge für mehr Funktionalität und Komfort gewünscht? Kein

Problem: In den aktuellen Ausstellungsräumen können sich Interessierte auf 400 Quadratmetern von den neuesten Küchen- und Wohntrends inspirieren lassen. „Und bitte alles ausprobieren“, betont Nadine Goos, „zum Beispiel höhenverstellbare Schränke, induktives Laden von Mobiltelefonen, vernetzte Geräte, Kamera im Kühlschrank und vieles mehr.“ Um auch bei den Elektrogeräten führender Hersteller die zu finden, die zu einem passen, bietet KüchenKonzept Kochabende an. „Hier kann man in entspannter Atmosphäre nicht nur gemeinsam kochen, sondern dabei gleich Herd, Dampfgarer und Öfen auf ihre Handhabung und Alltagstauglichkeit testen.“

Die neuesten Trends haben Nadine Goos und ihr Team gerade von einer Küchenmesse mitgebracht. Bemerkenswert fanden sie den Einsatz des noch relativ frischen, dafür vielgelobten NanotechMaterials FenixNTM. „Sein hochentwickelter Schichtstoff ist besonders haltbar gegenüber Widerständen im Küchenalltag. Er ist abrieb- und kratzfest sowie antistatisch und dabei dennoch leicht zu

Neues Nanotech-Material: FenixNTM besitzt eine matte Oberfläche, die abrieb- und kratzfest sowie antistatisch ist und sich leicht reinigen lässt (Foto oben). Stauraum und Ordnung: Die next125 Flexboxen aus Formvlies bieten moderne und innovative Lösungen für das Verstauen und Sortieren. (Foto unten).

reinigen.“ Miele bringt ab November die weltweit ersten Geschirrspüler mit dem Reinigungssystem AutoDos samt integrierter PowerDisk®, die das Reinigungsmittel automatisch dosieren, auf den Markt. Und wer das vernetzte Zuhause toll findet, der kann mit der Home Connect App seine WLAN-fähigen Hausgeräte von Siemens ganz einfach auf dem Smartphone steuern und bei Küchen-Konzept ausprobieren.

Küchen-Konzept

Zwickauer Straße 54 04103 Leipzig

 0341 2222780

 info@kuechen-konzept.de

 kuechen-konzept.de

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr

Samstag: 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung

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Weinblogger Uwe Köster

Der Gipfelstürmer

Peter Kiefer ist Unternehmer, Judoka –und wenn es sein muss auch Bauherr.

Zwanzig Mal hat Peter Kiefer den Kilimandscharo bezwungen. Zwar nicht beim ersten Mal –dafür waren Ausrüstung und Vorbereitung zu schlecht. Doch alle weiteren Male. Denn Motivation und Durchhaltevermögen stimmen. Nicht nur am Berg, auch im Business. Seit 24 Jahren organisiert und begleitet der Leipziger gemeinsam mit seinem Bruder Steffen Expeditionen, Trekkingtouren und Erlebnisreisen in die ganze Welt. Etwa 1800 Gäste sind jährlich mit AT Reisen unterwegs. Auch Bergsteigerlegende Reinhold Messner buchte seine Familienreise nach Afrika über die KieferFirma.

Ein beachtlicher Erfolg in einer Branche, die sich so rasant verändert wie kaum eine andere. Der 49­Jährige erinnert sich an die Anfänge: „Damals waren wir die absoluten Greenhorns. Aber wir haben uns durchgebissen, Bergtouren unternommen und uns in Südtirol in der Bergschule von Hans Kammerlander ausbilden lassen.“ Mit dem Internet kamen viele Player hinzu. „Heute sind es rund 30. Davon etwa sieben, die wissen was sie tun.“ So sei auch die Gipfelwahrscheinlichkeit gesunken. Vielen sei es schlichtweg egal, ob es die Leute schaffen. Kaum ein Unternehmen biete noch Vorbereitungstreffen an oder frage Bergnachweise ab – eine Liste der Reviere, in denen die Teilnehmer bereits unterwegs waren. „Wer

Bergnachweis Peter Kiefer

auf einen 6000er will, der sollte schon einmal auf einem 5000er gewesen sein.“ Immerhin gehe es auch um die Sicherheit. So seien Höhenkrankheit oder Wetterumschwünge ernstzunehmende Risiken. „Zuletzt sind wir am Elbrus in einen Sturm geraten und mussten geborgen werden.“

Ihre Kunden schätzen diese Einstellung. Mit Peter Kiefer treffen sie außerdem auf ein Alpha­Tier, das kein Blatt vor den Mund nimmt. So rühre seine Kilimandscharo­Gipfelwahrscheinlichkeit von 97 Prozent auch daher, „dass ich die da oben so richtig in den Arsch trete, wenn es sein muss. Man muss die Leute motivieren. Das habe ich durch den Leistungssport inhaliert.“ Schon zu Ost­Zeiten war er ein erfolgreicher Judoka und trainiert noch heute mehrmals in der Woche.

Viele Kunden reisen regelmäßig mit Kiefers. Sie kommen aus ganz Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Meist sind es Selbstständige oder leitende Angestellte, die neben ihren stressigen Jobs nach einer extremen Herausforderung, einem Ausgleich, suchen. „Anwälte, Tierärzte, Manager – sie kommen alle zwei Jahre und suchen den Kick.“

Eine Motivation, die auch Kiefer kennt. Nachdem er 1993 mit seinem Bruder zum ersten Mal den Aufstieg zum „Kili“, wie er ihn selbst nennt, wagte und scheiterte, war trotzdem klar: „Hier müssen wir wieder hin. Wenn wir Leute finden, die mitkommen und uns unsere Plätze bezahlen, dann sehen wir die ganze Welt.“ Ein Geschäftsmodell wurde erst später daraus. Das Geld brachten damals vier Reisebüros. „Es lief gut, wir brauchten nie einen Kredit. Bis der 11. September 2001 kam und der Irak­Krieg. Die Leute stornierten und wir verloren auf einen Schlag mehr als 100 000 Euro.“ Hinzu kam, dass Reisen verstärkt über das Internet gebucht wurden. So entschieden die Kiefers, die Mietverträge der Reisebüros auslaufen zu lassen. Das letzte schloss vor zwei Jahren. Vorsichtiger ist Peter Kiefer deshalb aber nicht geworden. Tiefschläge gehören dazu. Er ist sicher: „Es geht trotzdem immer weiter. Das Geld liegt auf der Straße, ich würde nie umkommen und könnte überall arbeiten.“

Dass sie das Risiko nicht scheuen und Visionen haben, ist den beiden Gipfelstürmern gemein. Auch bei der Wahl des neuen Firmensitzes brauchte es einiges an Zuversicht und Vorstellungskraft. Denn der Zustand der „Dölitzer Romantik“ an der Helenenstraße, die sie 2014 kauften und für viel Geld sanierten, war sehr schlecht. Inzwischen ist der historische Ballsaal weitestgehend restauriert und die Firma von der Karl­Liebknecht­Straße ins beschauliche Dölitz gezogen. Auch eine Pension und drei Ferienwohnungen gehören zum Firmenportfolio. Müde wirkt

der zweifache Familienvater noch lange nicht. „Wir haben ja nie in eine Rentenkasse eingezahlt. Alles, was wir hier schaffen, ist auch für später.“ Und da packt der Leipziger auch selbst mal mit an. Denn Kiefer ist ein Macher, ein Beißer, „der das Geld verdient und ungern die Kontrolle abgibt“, wie er zugibt. Hatten in den ersten Jahren die Expeditions­ und Trekking­Reisen den größeren Anteil am Geschäft, sind es heute die Erlebnisreisen: „Unsere Kunden wollen nicht nur auf den Berg kraxeln, sie wollen das Besondere, sie wollen abholt werden.“ Und das nimmt Peter Kiefer, der Experte für Afrika und Europa ist, sehr ernst. Bei einer Ecuador­Reise seien die Mitreisenden zu müde gewesen, um auszugehen. Also zog der Reiseprofi alleine los und stieß auf eine Bar, in der die „Mädels“ auf den Tischen tanzten. „Ich bin zurück zur Unterkunft und hab ihnen gesagt ‚schlafen könnt ihr zu Hause‘.“ Mit den Russen tauschte er schon mal T­Shirts, in Südamerika tanzte er Salsa und in China stritt er mit den Grenzern um die Funkgeräte. Die Trends für 2019 sieht Peter Kiefer in Familienreisen, Zielen in Europa, aber immer auch noch in Nepal. Außerdem prophezeit er: „Der heilige Berg Ararat in Ostanatolien kommt wieder.“ Dort, wo im Gebirge nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein soll. Der Markt sei willig, das Einkommen steigt und die Leute wollen mehr als nur am Strand zu liegen. „Sie wollen alleine reisen und leisten sich das auch.“ Auch Kiefer ist ein Familienmensch, verbringt viel Zeit mit seinen Kindern (neun und 13). Früher war er die Hälfte des Jahres unterwegs, heute sind es noch etwa vier Reisen. Kraft tankt er auch aus dem Sport. So ist der Olympia­Stützpunkt sein zweites Zuhause. Hier trainieren seine Kinder, hier hat auch Vater Matthias Kiefer als Präsident des Judoclubs Leipzig ein Büro und hier trainiert er selbst. Auf dem Sofa sitzen ist nicht sein Ding. Vorher fällt Kiefer noch etwas anderes ein. Dann organisiert er Judo­Trainingsreisen nach Japan oder werkelt weiter am Ballsaal.

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Christian Modla
„Unsere Kunden wollen nicht nur auf den Berg kraxeln, sie wollen das Besondere, abholt werden.“
Peter Kiefer
Sein Reich: Im Büro von Peter Kiefer erinnert alles an seine zahlreichen Reisen. Grandiose Naturkulisse in den Karpaten: Trekking im Făgăraș-Gebirge in Rumänien.
Fotos: AT Reisen
& Leben Stil Muztagh Ata 7546 m Pik Lenin 7134 m Aconcagua 6961 m (4 Mal) Illimani 6442 m Mt. McKinley 6193 m Island Peak 6189 m Lobuche Peak 6119 m Huayna Potosi 6088 m Alpamayo 5947 m Cotopaxi 5897 m Kilimanjaro 5895 m (20 Mal) Elbrus 5642 m (3 Mal) Ruwenzori 5109 m (2 Mal) Point Lenana 4979 m Mt. Blanc 4808 m Ras Dashen 4620 m Aragat Süd 4090 m Fuji 3776 m Mt. Visoke 3711 m Mt. Gahinga 3474 m Negoiu 2535 m Broad Peak (Abbruch auf 7200 m) Manaslu (Abbruch auf 7710 m)
Die Brüder Steffen (links) und Peter Kiefer am Denali in Alaska, Nordamerikas höchstem Berg.
Auf
Tuchfühlung mit den Nashörnern. Safari im Waterberg Nationalpark in Namibia.

Lust auf schöne Zähne

Die Zahnärzte im Roßbachpalais – Zahnmedizin auf höchstem Niveau

Unter der Leitung von Dr. Nico Lindemann und Jan Kurtz-Hoffmann betreut das Team der Zahnärzte im Roßbachpalais alle Patientinnen und Patienten seit der Praxisgründung im Jahr 2005 fachkompetent und vertrauensvoll auf höchstem zahnmedizinischen Niveau.

Was mit einer Zahnarztpraxis begann, ist heute eine zukunftsweisende Praxisphilosophie und ein ausgewachsener Praxisverbund. So reicht die umfangreiche zahnmedizinische Bandbreite mittlerweile an fünf Standorten in Leipzig von der minimalinvasiven ästhetischen Zahnheilkunde über die hochmoderne Implantatchirurgie mit anschließender prothetischer Versorgung, die computergestützte Funktionsdiagnostik, mikroskopgeführte Endodontie, Parodontologie und Prophylaxe bis hin zur Kinderzahnheilkunde.

Ein Team zahnärztlicher Spezialisten berät Sie professionell und genau über geeignete Therapiemaßnahmen und widmet sich Ihrer Zahngesundheit unter Anwendung modernster Technik und Materialien sowie innovativer Behandlungsmethoden.

Ein ausgezeichneter Patientenservice, herzlicher Umgang und eine Atmosphäre, in der Sie sich wohlfühlen können, bilden den Rahmen einer erstklassigen zahnmedizinischen Betreuung.

Mit kleinen Bewegungen zu schönen geraden Zähnen

Unsichtbar, präzise und effektiv – mit diesen Attributen lässt sich die weltweit führende Invisalign®-Behandlungsmethode beschreiben. Transparente Aligner (unsichtbare Zahnschienen) werden individuell für Sie angefertigt, um die Zähne Stück für Stück zu richten.

Jede kleine Bewegung bringt Patienten einen Schritt näher an schöne und gerade Zähne. Die Vorteile liegen auf der Hand: mit herausnehmbaren, nahezu unsichtbaren Zahnschienen im sanften Invisalign®-Verfahren zu Ihrem neuen Traumlächeln!

Neuer Glanz für Ihre Zahngesundheit im Leipziger Westen

Unter Anwendung modernster Methoden für die Gesundheit Ihrer Zähne bietet das Praxisteam seinen Patienten eine schonende und möglichst schmerzfreie Behandlung in den Bereichen der Allgemeinen Zahnheilkunde, der mikroskopgestützten Endodontie und konservierenden Füllungstherapie, der Parodontologie sowie der Jungendzahnheilkunde.

In den vollkommen neu gestalteten Praxisräumen in der Karl-Heine-Straße 26 in Leipzig-Plagwitz arbeitet das junge, engagierte Team der Zahnärzte im Leipziger Westen qualitätsorientiert, fachkundig sowie Hand in Hand für Ihre Zahn- und Mundgesundheit!

 0341 480 19 57

 mail@zahnarzt-leipzigerwesten.de

 www.zahnarzt-leipzigerwesten.de

Praxisinhaber, Zahnärzte und Freunde: Dr. Nico Lindemann und Jan Kurtz-Hoffmann. Hinter beiden steht ein 60-köpfiges Team. Fotos (4): Zahnärzte im Roßbachpalais

Prominenter mit Leipziger Lächeln: Supermodel Papis Loveday im Behandlungsstuhl bei Zahnarzt und Ästhetik-Spezialist Jan Kurtz-Hoffmann.

Dr. Nico Lindemann (Zahnarzt und Implantologe) bei der computergestützten Funktionsdiagnostik. Foto: Dirk Knofe

Die Zahnärzte im Roßbachpalais

Dr. Nico Lindemann, Jan Kurtz-Hoffmann & Kollegen Beethovenstraße 8 04107 Leipzig

 0341 689 12 28

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das prophylaxe center praxisfür parodontologie

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Moderne Zahnmedizin in majestätischem Ambiente: Das Roßbachpalais im Musikviertel im Herzen von Leipzig.
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Coaching

Wofür steht Ihre Marke?

Für das Branding gibt es viele Ansätze, aber keine schnell wirkenden Formeln

Von Marina Renault Hopf

Kleine und mittlere Unternehmen beherrschen ihren operativen Alltag meist sehr gut. Allerdings geraten dabei die strategischen und langfristigen Arbeiten ins Hintertreffen: Besonders der Entwicklung einer Brandingstrategie werden zu wenig Zeit und Mittel eingeräumt.

Nach Jahren der Beratung von Klein- und mittelständigen Unternehmen kann ich sagen, dass es oftmals große Missverständnisse oder Unkenntnis bezüglich einer eigenen Brandingstrategie gibt. Der Stellenwert des Brandings wird unterschätzt, weil imagebezogene Maßnahmen eher als Kostenfaktor und nicht als Investition ins Unternehmen begriffen werden. In diesem Zusammenhang finde ich es kurios,

dass einige Führungspersönlichkeiten persönlich gewisse Marken schätzen und bevorzugen – sowohl als Geschäftspartner oder als Verbraucher-, aber den Aufbau und die Pflege der eigenen Marke nicht professionell genug betreiben.

Branding beschreibt nicht allein ein bestimmtes Design, auch ist nicht allein das Marketing einer Firma, obwohl es oft damit verwechselt wird. Das Logo, das Produkt selbst, die Webseite, der Messestand, all das kommuniziert die Marke – machen aber die Marke an sich noch nicht aus. Dasselbe gilt für andere Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen wie Werbung, Public Relations, Vertrieb oder Inbound Marketing.

Am System arbeiten

All diesen Strategien und Maßnahmen geht aber das Branding voraus. Es ist ein kontinuierlicher und langlebiger Prozess, der alle Berührungspunkte des Unternehmens mit seinen Zielgruppen, intern wie extern, bestimmt. Zugegeben, der Begriff wird unterschiedlich ins Deutsche übersetzt, mit Markenpolitik, Markenbildung oder Markenführung, das trägt ein wenig zur Verwirrung bei. Diese Worte sind Bestandteile dieses Prozesses und helfen, dessen Komplexität abzubilden.

Eine Marke kommuniziert vor allem Werte und Vertrauen. Sie fungiert als Risikominderer für Geschäftspartner und Verbraucher – denken Sie nur an Ihre Versicherung oder an Ihren letzten Einkauf. Sie wissen, was Sie bekommen. Marken stehen auch für individuelle positive Erfahrungen, von Disney über Ikea bis hin zu bestimmten verlässlichen Kosmetikprodukten. Marken können sogar mit dem Lifestyle des Nutzers verschmelzen, wie bei einer bevorzugten Automarke oder einer bestimmten Actionkamera. Starke Marken sind selbsterklärend, sie sprechen für ihren eigenen Mehrwert und rechtfertigen ihren meist höheren Preis. Sie haben eine magnetische Wirkung auf Kunden – aber auch auf die eigenen Mitarbeiter und neue Talente. Marken schaffen Loyalität zum eigenen Unternehmen. Zu guter Letzt grenzen sie die Unterschiede zur Konkurrenz ab. Das alles kann eine gut aufgestellte Marke bewirken. Besonders in preissensitiven Marktsegmenten spielen Marken eine enorme Rolle, Bekleidung, Kosmetik oder Getränke. Denken Sie daran, warum Sie im Supermarkt für ein Marken-Wasser gern ein paar Cent mehr pro Flasche ausgeben. Aber nichts gegen die Discounter: Die schlanken Low-Cost-Modelle von Aldi

Wie man Unternehmen durch Coaching nachhaltig verändert

Von Kai Splittgerber

Digitale Transformation, New Work, Arbeiten 4.0 – Unternehmen haben spannende Möglichkeiten und Herausforderungen vor sich und zwar nicht nur auf der Ebene der Technologie.

Von der Identität zur Strategie, von den Prozessen zu den Arbeitsmitteln sowie im Zusammenspiel von Struktur, Menschen und ihren Funktionen. Wo früher einfache Maßnahmen vorhersehbare Auswirkungen hatten, steht heute alles in Wechselwirkung miteinander.

Um ein Unternehmen nachhaltig zu verändern, bedarf es einer permanenten Organisationsentwicklung. Das ist einer der Gründe, warum wir den Aufstieg des Managers als „Servant Leader“ erleben. Manager sind Vermittler, die Teams begleiten und unterstützen, ein kollegiales, lösungsorientiertes Mindset zu entwickeln und anzuwenden.

Zu diesem Zweck bilde ich agile Coaches aus. Grundlage sind neben Wertprinzipien auch Erkenntnisse aus der Systemtheorie. Agile Coaches versuchen sowohl im als auch am „System Organisation“ zu arbeiten. Sie unterstützen Teamlearning-Prozesse, vermitteln bei Konflikten und stellen sicher, dass die Prinzipien von agilen Frameworks gelebt werden.

Ein einfaches wie wirkungsvolles Modell zur Orientierung sind dabei die Wesenselemente einer Organisation von Friedrich Glasl. Mit dessen Hilfe können agile Coaches durchspielen, welche Auswirkungen Veränderungen haben können – in ihrer Organisation, in ihrem Team oder bei sich selbst. Und das funktioniert auch unabhängig von agiler und systemischer Vorbildung.

Probieren Sie es aus:

Wenn Sie ein Problem oder einen Veränderungswunsch haben, agieren Sie bedacht. Zum Beispiel werden Menschen oft in Fortbildungen geschickt, um Veränderungen zu erreichen. Aber welche Strategie

ist notwendig, damit das Gelernte im Unternehmensalltag auch wirksam wird? Was muss an der Unternehmensstruktur, den Funktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder auch an der Identität geändert werden?

Gehen Sie eine Position nach der anderen durch, fragen Sie zirkulär, nehmen Sie also die Bedürfnisse des einen Wesenselements mit in den Blick jedes anderen Wesenselements. Wie reagiert die Struktur, wenn die Prozesse sich verändern? Welche Auswirkungen haben veränderte Prozesse auf die Menschen? Was muss mit der Strategie passieren, wenn die Menschen sich verändern?

So können Sie modellhaft durch die Korrespondenz der einzelnen Wesenselemente neue Lösungsansätze für Ihr Unternehmen aufzeigen, die mit linearen Denkweisen seltener zu erreichen sind.

Was agile Coaches für Ihr Unternehmen leisten:

• Sie unterstützen die Teams in der Einführung und Umsetzung passender agiler Prozesse.

• Sie sorgen für die Einhaltung agiler Prinzipien.

• Sie fördern den kulturellen Wandel in der Organisation.

• Sie verbessern die Transparenz in Bezug auf Wissen, Entscheidungen, Kommunikation und Workflows.

• Sie achten darauf, dass die Arbeitsweisen in Einklang mit den Unternehmenszielen stehen –und durch ihre Umsetzung ein Mehrwert geschaffen wird.

• Sie heben, entwickeln und transferieren die Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

oder Lidl sind Beispiele für erfolgreiche BrandingStrategien.

Es gibt unterschiedliche Ansätze fürs Branding, aber keine schnellen Formeln und Rezepte. Eine Agentur kann Ihnen helfen, aber die Leitlinien der Marke sollten zuvor intern festgelegt und bereichsübergreifend verankert sein. Die ersten Schritte: eigene Expertise in der Firma anstellen, Verantwortlichkeiten festlegen und sich so über die eigene Marke bewusst werden. Zauberwörter für eine gute Markenführung sind Ausdauer, Kohärenz und Konsistenz. Die kurzfristigen Effekte des Brandings sind tatsächlich schwer zu messen. Deswegen, je früher Sie die Problematik angehen, desto besser. Ist ihre Marke stark genug?

Marina Renault Hopf

Marina Renault Hopf hat Kommunikationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Design und Werbung an der Universidade Federal de Minas Gerais in Belo Horizonte (Brasilien) studiert. An der Uni Leipzig promovierte sie in Global Studies mit einer kritischen Arbeit zu „Nation Branding“, also der Anwendung von Branding-Techniken für den Aufbau des Images eines Staates. Sowohl in Brasilien als auch in Deutschland hat sie verschiedene Kunden und Projekte betreut. Seit 2016 ist sie unter anderem im Marketingund Produktmanagment bei Vizzlo tätig, einem global tätigen Leipziger SAAS-Startup mit Sitz in der Baumwollspinnerei.

Kai Splittgerber, Jahrgang 1981, war als Interims-Manager in verschieden Branchen tätig und gründete selbst zwei Unternehmen. Seit 2010 ist er als Dozent an der Stiftung Universität Hildesheim und der Freien Universität Berlin tätig. Er arbeitet als ECA-zertifizierter Business Coach, als zertifizierter Professional Scrum Master und als Professional Product Owner. Seit Anfang 2018 arbeitet er zudem als Projektleiter und Change Manager für die Agentur Norwin. Mehr Informationen unter www.agentur-norwin.de

30 & Leben Stil André Kempner
„Eine Marke kommuniziert vor allem Werte und Vertrauen.“
Marina Renault Hopf
Stefan Hopf
Martin Mascheski

Branding-

Branding, Rezepte. Eine Leitlinien der bereichseigene Verantwortlichkeiten bewusst Markenführung kurzfrisschwer Problematik genug?

Das Boss-Büro

Leipzigs Tom-Tom-Telematics-Chef Süß

Hilfe bei Traumata im Arbeitsprozess

Die Nachrichten über traumatische Erfahrungen am Arbeitsplatz haben in der letzten Zeit zugenommen. Seien es die Polizisten und Bundeswehrangehörigen bei ihren Einsätzen, Zugbegleiter, die Verkäuferin im Laden, der Busfahrer oder Rettungskräfte, die während ihrer Arbeitszeit Opfer verbaler, physischer oder erlebter Gewalt werden. Die Folge sind psychische Beeinträchtigungen, die zu langen Arbeitsausfällen oder dem Wechsel des Arbeitsplatzes führen.“

Der das sagt, ist Marko Daubitz, Leiter des Beruflichen Trainingszentrums am Berufsförderungswerk Leipzig (BTZ Leipzig am BFW). Er hat während seiner Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen diese Erfahrungen gesammelt und eine Maßnahme entwickelt: Das BT-

Seit über 25 Jahren ist das Berufsförderungswerk

Leipzig (BFW) als Spezialist auf dem Gebiet Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitation) tätig. Hier werden Menschen ausgebildet und bedarfsorientiert unterstützt, die durch Krankheit oder Unfall aus dem gewohnten Arbeitsleben scheiden mussten. Mit individuellen Erprobungs-, Qualifizierungs- und Integrationsmaßnahmen werden neue Möglichkeiten für den Weg zurück ins Arbeitsleben angeboten. Die Angebote als überregionaler Dienstleister auf den Gebieten Beratung, Diagnostik und Assessment, Qualifizierung, Prävention und Rehabilitation stehen neben der Hauptstelle in Leipzig in den Außenstellen in Brand-Erbisdorf, Chemnitz, Döbeln, Plauen und Zwickau zur Verfügung. Die Leistungen des BFW Leipzig sind nicht nur ein wichtiger Beitrag um Menschen wieder gesundheitsgerecht in Arbeit zu bringen, sie tragen auch zur Lösung des Fachkräftemangels in der Wirtschaft bei.

Erinnerung

an einen Kongressaufenthalt in China

Der „Mini-Himmels-

Die kleine Figur hat Symbolcharakter: Ein kleiner Mensch aus Metall, der an einem schräg stehenden Metallstab emporklettert. Er steht neben dem Fenster im Büro von Michael Süß, Standortleiter des Unternehmens Tom Tom Telematics in Leipzig. „Aufwärts geht es mit der Firma seit Jahren kontinuierlich. Das ist erfreulich“, erzählt der 40-jährige studierte Informatiker. Das aufstrebende Männlein ist eine Nachbildung der 25 Meter hohen Skulptur „Himmelsstürmer“ in Kassel. Dass sie im Süß-Büro steht, ist kein Zufall. „Ich lebte in dieser Stadt vier Jahre lang, als ich an der dortigen Universität meine Doktorarbeit geschrieben habe.“

Informatik und Hochleistungsrechnen – dem hat sich der gebürtige Leipziger mit Herz und Seele verschrieben. Nach Studium und Promotion zog es ihn wieder nach Leipzig zurück. Erstens wegen der Arbeit: Bei Tom Tom Telematics fing er 2007 als Softwareentwickler an. Aber auch der Liebe wegen. „Meine Frau habe ich während des Studiums in Leipzig kennengelernt.“ Die Fernbeziehung in der Kassel-Phase hat gehalten. Ein Fotowürfel auf dem Schreibtisch des Chefs zeigt das familiäre Glück. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

In seinem Betrieb, dessen Hauptsitz in Amsterdam ist, sind am Standort Leipzig derzeit 150 Mitarbeiter beschäftigt, Tom Tom Telematics insgesamt zählt 650. Mit der hier entwickelten Soft- und Hardware werden rund 850 000 Fahrzeuge weltweit gesteuert. „Es geht um Flottenmanagement. Mit Webfleet helfen wir unseren 49 000 Kunden, ihre Fuhrparks schneller, übersichtlicher und effizienter zu managen“, erklärt Süß. Disponenten und Fuhrparkmanager erhalten so Einblick in die Leistung ihrer Flotte und den aktuellen Status. Sie können bei Bedarf eingreifen und Anpassungen vornehmen. Wenn sie einem Fahrer den nächsten Auftrag zuweisen, können sie Echtzeit-Verkehrsinformationen berücksichtigen oder sicherstellen, dass der Fahrer eine vorgegebene Route nimmt. Stauanzeiger, Spritsparhinweise und alternative Fahrtrouten liefert die Software von Süß und Co. ebenfalls. Mit Webfleet hat sich Tom Tom Telematics im Laufe der Jahre zum europäischen Marktführer im Bereich Flottenmanagement gemausert. U. L.

Ganz oben werben

Ballon & Luftschiff Sachsen lässt Botschaften aufsteigen

Trauma – Berufliches Training für Menschen mit komplexen Trauma-Folgestörungen.

Es richtet sich an erwachsene Menschen mit komplexen Trauma-Folgestörungen. „Dazu zählen psychische Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörung, andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung, Dissoziative Störungsbilder sowie emotional instabile Persönlichkeitsstörung“, weiß der studierte Psychologe zu berichten.

Die Menschen in ihrem Beruf, an ihrem Arbeitsplatz zu halten, sei das Ziel der Maßnahme. „Oder sie wieder in den Arbeitsprozess nach einer langen psychischen Folgeerkrankung aufgrund des Traumas zurückzuführen“, erklärt Daubitz.

Er weiß, dass es einer spezifischen Betreuung bedarf, denn Belastungen, die durch ein Trauma entstehen, seien extrem. „Stellen Sie sich eine Verkäuferin vor, die am Abend nach Dienstschluss überfallen wird“, rekonstruiert der Fachbereichsleiter einen konkreten Fall. „Sie hat Angst, sich jemals wieder in diese Situation begeben zu müssen. Da greift beispielsweise unser speziell entwickeltes Angstbewältigungstraining als ein Bestandteil des Konzeptes von BT-Trauma. Wir erreichen, dass sich die Verkäuferin dieser schwierigen Situation, ohne Angst an den Arbeitsplatz zurückzukehren, stellen kann.“

Die Maßnahme, die so einmalig in Deutschland angeboten wird, beinhaltet dazu weiterhin die Einzelberatung und Kleingruppentrainings, das Kommunikationstraining, Kurse zur Stressbewältigung, Training sozialer Kompetenzen und das Training zu TraumaFolgestörungen (z.  B. Suchtvorsorge, Selbstwirksamkeit, Training zum Umgang mit Aggression).

Die Teilnehmer werden während der Zwölfmonatigen Maßnahme durch Reha-Manager, einen Ergotherapeuten, Sozialpädagogen und einen Arzt betreut.

Mit dem Luftschiff über Dresden: Ballon & Luftschiff Sachsen bietet die ideale Möglichkeit, Werbung optimal und kostengünstig in der Luft zu platzieren.

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Ballon & Luftschiff Sachsen Großmann & Söhne GbR Obergersdorfer Straße 16

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Wer kennt sie nicht, die Bilder von den Luftschiffen vor 100 Jahren, den Riesen der Lüfte – den Zeppelinen! Damals spielte der Gedanke von Werbung auf solchen Kolossen der Luft noch keine Rolle. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit dafür umso mehr. „Luftschiffwerbung garantiert große Aufmerksamkeit und einen sehr hohen Erinnerungsfaktor, denn es kann dort gezeigt werden, wo eine hohe Anzahl von Zuschauern erwartet wird. Kein anderer Werbeträger durchbricht gleichermaßen die Werbeflut und erweckt im Betrachter einen positiven Imagetransfer des werbenden Unternehmens “, beschreibt Jens Großmann, einer der Inhaber der Ballon & Luftschiff Sachsen Großmann & Söhne GbR. Die Firma ist in den neuen Bundesländern das einzige Luftfahrtunternehmen, das Werbung in dieser Art betreibt. Zwei Luftschiffe nennt das Unternehmen ihr Eigen. Beide sind 41 Meter lang und 14 Meter hoch. Zum Vergleich: Die Gesamtlänge eines Luftschiffs entspricht der eines Airbus A320. „Auf einer Werbefläche von nahezu 600 Quadratmetern

ist die Werbung der Kunden auch auf große Entfernung sehr gut sichtbar.“ Zwei Möglichkeiten in der Luft zu werben, bietet das Unternehmen: einmal die Bannerwerbung. „Sie ist für die geeignet, die kurzfristig und zeitlich begrenzt Luftschiffwerbung schalten wollen.“ Dafür stehen die beiden Längsseiten und verschieden große Banner zur Verfügung. Möglichkeit zwei ist Werbung als Komplett-Branding der Luftschiffhülle. „Es ist sowohl in 4c-Druck oder als textile Gestaltung möglich.“

Ballon & Luftschiff Sachsen blickt als lizenziertes Luftfahrtunternehmen auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung zurück. „Die Crew besteht aus acht Piloten und zwölf Verfolgern, betreibt neben den Luftschiffen auch sechs verschieden große Ballone an über 15 Startorten. Damit können wir sehr flexibel und kundenorientiert auf Termine und das Wetter reagieren“, betont Großmann. Denn neben der Werbung können auch Passagiere von April bis Oktober in ganz Sachsen mit Ballons oder dem Luftschiff in die Luft steigen – ein himmlisches Erlebnis.

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Nüchtern: der Besprechungstisch Klein, aber fein: der Würfel mit Familienfotos stürmer“ Ohne
Technik läuft nichts
& Leben Stil
André Kempner
Foto: Ballon & Luftschiff Sachsen
BFW Leipzig Berufsförderungswerk Leipzig
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