Liebigstraße aktuell - Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig | Ausgabe 13/2019

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Bereich InfektionsundTropenmedizin erhält Qualitätssiegel

Geschützter Raum

Deutschlands erstes Childhood-Haus am UKL wird einJahralt SEITE 2

Lebensretter Blutplasma

UKL-Blutbank danktSpendern fürihren Einsatz

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DASGESUNDHEITSMAGAZIN DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG 13 /2019 |10.10.2019 Fo to :S te fan Straube BessereHeilungschancen
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Gynäkologen veröffentlichen Studie zu Gebärmutterhalskrebs SEITE
„ZentrumfürInfektiologie“ amUKLzertifiziert

Gruseliges Jubiläum

Zur 10.Vampirnacht klettertendie Blutbank-VampireamUKL Ende Septembererneut ausihrendunklen Verliesenund hießen alle unerschrockenengroßenund kleinenGäste herzlichzueiner Blutspendenacht deretwas anderenArt willkommen. FreiwilligeAder-

lässeimGruselambiente, überraschend Kulinarisches vomFledermaus-Buffetund zahlreiche herausfordernde Schaueraufgabenfür Nachwuchsvampiregab es fürdie Besucher zuerleben.

Frustrierende Nesselsucht

Neue Medikamenten-Studie an der Uni-Hautklinik n IMPRESSUM

Liebigstraßeaktuell Das Gesundheitsmagazin des Universitätsklinikums Leipzig

Herausgeber:

UniversitätsklinikumLeipzig

DerVorstand

Liebigstraße 18

04103 Leipzig

Telefon: (0341)97109

Telefax: (0341)9715909

E-Mail:redaktion@uniklinik-leipzig.de

Redaktion:

Helena Reinhardt(v.i.S.d.P.), Ines Christ (Unternehmenskommunikation UKL). FrankSchmiedel(Projektleiter LVZ). UniversitätsklinikumLeipzig, 15. Jahrgang

In Kooperation mit der Leipziger Volkszeitung.

Druck:

Leipziger Verlags-und DruckereigesellschaftmbH &Co. KG

Peterssteinweg19, 04107 Leipzig

n Plötzlich bilden sich auf dem Unterarm juckende Quaddeln. Nach ein, zwei Stunden sind sie wieder weg, erscheinen aber einige Zeit späterananderer Stelle erneut

„Die Nesselsucht, genauerdie chronische spontane Urtikaria,belastet die Erkrankten stark“,sagtProf. Dr.ReginaTreudler,leitende Oberärztin an der Klinikund Poliklinik fürDermatologie,Venerologie undAllergologie am UniversitätsklinikumLeipzig.„Sie leiden an Schlaf- undKonzentrationsstörungen, wasdie Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.“

Die Universitäts-Hautklinikist alsTeildes Leipziger Interdisziplinären Centrums fürAllergologie alsExzellenzzentrum zur Behandlung vonNesselsucht-Patientenzertifiziert.

„Die Ursachensuche istbei dieser Erkrankung oftschwierig“, berichtetProf. Treudler.„Gerade beider chronischenspontanen Urtikaria, die wieaus heiterem Himmel entsteht,gibtes eben nicht einekonkreteUrsache. Denn es handeltsichinden allermeistenFällennicht um eineAllergie, sondernumeineAutoimmunerkrankung, beider dasImmunsystem körpereigeneZellen angreift.“

Damitlässtsichdie Ursache der ständig wiederkehrenden juckenden Quaddeln zwar

nicht beseitigen, aber die frustrierende Krankheitlässt sichinder Regelgut behandeln. „Wir könnenden Betroffenen mitMedikamenten helfen, die dasfehlgeleitete Ausschütten von Histamin verhindern“,so Prof.Treudler „Umdie Behandlung weiterzuverbessern,werden neue Medikamenteentwickelt, die in Studien getestet werden. In Kürze stehtanunserer Klinikein solchesvielversprechendes Medikament im Mittelpunkteiner neuen Studie.Wer unter der chronischenspontanen Urtikarialeidet, kann sichgernander Studie beteiligen und somitzuden Ersten gehören, die vondiesem neuen Medikament profitieren.“ U. Niemann

Eine spezielleUnterformder chronischenUrtikariastelltdie Belastungsinduzierte Urtikariadar.Zur Diagnosesicherung dieserspeziellenFormwerdenBelastungstestsauf demFahrradergometerdurchgeführt.Foto:MarcusKarsten

WeitereInformationen:

Teilnahmean der Urtikaria-Studie über Klinische Forschungseinheit (KFE)

Philipp-Rosenthal-Straße23

04103 Leipzig

Telefon:0341 –9718750

Fax: 0341 –9718759

E-Mail: hau-kfe@medizin.uni-leipzig.de

LIEBIGSTRASSE AKTUELL | SEITE 2 ■ DERAUGENBLICK
Fo to :S te fan Straube

„Zentrum für Infektiologie“ am UKL zertifiziert

Bereich Infektions- und Tropenmedizin am Universitätsklinikum Leipzig erhält Qualitätssiegel

n Der Bereich Infektions- und Tropenmedizin am Universitätsklinikum Leipzig wurde erfolgreich als „Zentrum für Infektiologie“ zertifiziertund erhält damit das Qualitätssiegel der Deutschen Gesellschaftfür Infektiologie (DGI).

Durchdie Zertifizierungwirddem BereichInfektions-und Tropenmedizin in der UKL-Klinikfür Gastroenterologie,Hepatologie,Infektiologie undPneumologie die Einhaltung höchster Qualitätsstandardsinder Diagnostik undBehandlung vonPatienten mitInfektionserkrankungenbestätigt. „Für unsist das Qualitätssiegel eine großeAnerkennungunsererArbeit“,sagtProf. Christoph Lübbert. Der Infektions-und Tropenmediziner leitetseit 2012 den Bereich, zu dem inzwischenfünf Ärztegehören. „Die Begutachtung im Rahmen der Qualitätsprüfung hatgezeigt, dass unser Team sehr gute Ergebnisse beider Betreuung unsererPatienten erzielt“, so Lübbert. Die Infektionsmediziner versorgenviele PatientenimgesamtenUniversitätsklinikum, da sie im Rahmen vonKonsilenund klinischen Visitenimmer dann hinzugezogen werden, wenn es um Infektionserkrankungengeht.

Dazu gehört auch die Beratung der betreuenden Ärztebeim Einsatz vonAntibiotikadurch ein fachübergreifendes Team im sogenannten ABS-(Antibiotika-Stewardship)-Programm. Insbesonderedieses Programm am UKLwurde im Zertifizierungsprozesssehrgelobt. Positivbewertetwurde auch die hohe Akzeptanz der Infektiologie im Uniklinikuminsgesamt,„sichereineFolge unseresgroßen Einsatzeszur Unterstützungder Kollegen“, so

Fo to :S te fan Straube

Lübbert. Etwa 20 Prozentaller Patienten, die insKrankenhaus kommen, weisen beiAufnahme oder im Behandlungsverlauf eineInfektionsdiagnoseauf,auchwenn es sichhäufiger „nur“umNebendiagnosenhandelt DasTeamumProf. Lübbertist daher immer häufiger gefragt, denn die Behandlungenwerden komplexer.„Dashat zum einen mitder Zunahmeder Antibiotikaresistenzen zu tun, aber zum anderen auch mitdem Import bisher

seltener Erkrankungen, die wireheraus der Tropenmedizin kennen oder sogarausgerottet glaubten“, beschreibt der Infektionsexperte Nichtseltenwerde sein Team auch beiInfektionskomplikationenbei Patientenmit geschwächter Immunabwehrhinzugezogen, zum Beispielbei Empfängern vonOrgantransplantaten. Umso wichtigerseien die Aufwertung der Infektionsmedizin unddie Bestätigungder guten

Arbeit durchdas Zertifikat Füruns ist das aber letztlichnur der Anfang füreinen längerenEntwicklungsprozess“,soLübbert. „wir sindüberzeugt, dass wirauchkünftig noch Raum fürweitere Verbesserungenhaben, zumalwir in die größereStrukturdes interdisziplinären UKL-Zentrumsfür Infektionsmedizin (ZINF) integriertsind, zu dem auch Mikrobiologie, Virologie,Krankenhaushygieneund Apothekegehören.“ Helena Reinhardt

EinSchutzraumfür Kinder,der gebrauchtwird

Deutschlands erstes Childhood-Haus am Universitätsklinikum Leipzig wirdein Jahr alt

n Voreinem Jahr wurde am Universitätsklinikum Leipzig das ersteChildhood-Haus in Deutschland eröffnet.In dieser besonderen Einrichtung werden Kinder und Jugendliche,die Gewalt und Missbrauch erfahren haben, auf eine neue Artumfassend betreut.Das Leipziger Childhood-Haus ist ein Gemeinschaftsprojekt des UKL und der World Childhood Foundation, die weltweit Projekteunterstützt.

DasChildhood-Hausbietet Kindernund Jugendlichennachtraumatisierenden Ereignisseneinen Schutzraum, in dem die medizinische undjuristische Aufarbeitung von Gewalt- undMissbrauchsfällen so schonend wiemöglicherfolgt. Dafürverbindet die am UniversitätsklinikumbeheimateteEinrichtung ärztliche Untersuchungsräumemit Befragungszimmern. ZurBetreuung eines Falls kommthier speziell geschultes Personal aus Medizin, Justiz, Polizei undÄmternzusammen. DasZielist,den Opfern wiederholte Aussagen undUntersuchungenzuersparen. ZwölfMonatenachder feierlichenEröffnung durchKönigin Silvia vonSchweden, der Gründerin der WorldCildhoodFoundation, hatsichdie Notwendigkeit eines solchen Schutzraumes bestätigt. „Wir sinddavon ausgegangen, dass wiretwa300 Kinder undJugendliche im Jahr hier betreuen werden“, erklärtDr. Matthias Bernhard,Oberarzt an der UKL-Klinikfür Kinder-und Jugendmedizin

undärztlicherLeiterdes Childhood-Hauses. „UnsereerstenErfahrungenbestätigendiese Einschätzung“,ergänzt Dr.Petra Nickel, die psychologische Leiterin. Jede Woche werden mehrerejungePatientenimChildhood-Haus betreut, Tendenz steigend. In 27 Prozentder Fällehandele es sichdabei um einen Verdachtauf sexuellen Missbrauch Dazu erklärtder sächsische Staatsminister der Justiz SebastianGemkow: „DieseZahlen

belegen, wiewichtig dasChildhood-Hausist undsie unterstreichendie Bedeutung eines solcheninterdisziplinären undbehördenübergreifenden Kompetenzzentrums, in dem Untersuchung, Behandlung undjuristische Aufarbeitung miteinander vereintwerden.“ Wird einFallandas Childhood-Teamgemeldet, setzt sichdie Ketteder engverbundenen InstitutionenzwischenKlinikÄmtern,Gericht undPolizei in Bewegung. An

ersterStellestehendabei die medizinische Versorgungund damitdie Sicherungdes körperlichenund seelischen Wohlsder Betroffenen. „Das istmöglich, weil dasChildhood-HausinLeipzig erstmals direktinein Klinikumintegriertwurde“, erklärtAndrea Möhringer, Geschäftsführerinder World Childhood Foundation.„Dasskandinavische Barnahus-Konzept, aufdem wirhier aufgebaut haben, warbishernicht so direktanmedizinische Strukturen angebunden.“ In Leipzig ergabsichdie neue Form durchdas große Engagement vonProf. WielandKiess, der als Direktorder Klinikfür Kinder-und Jugendmedizin am Universitätsklinikumdas Projekt wesentlichermöglichthat.„Daswar ein großes Glück, denn aufdieseWeise haben wirein Modell entwickelt, um dasuns nun andereLänderbeneiden“, sagt Andrea Möhringer. In Deutschlandhat dasLeipziger Modell schonNachahmer gefunden –vor wenigen Tageneröffnetedas zweite Childhood-HausinHeidelberg. Auch in Sachsen soll einezweiteEinrichtunginDresden folgen.

Staatsministerder Justiz SebastianGemkow:

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„Das Staatsministerium der Justiz ist dankbarfür Bestrebungen, die gewinnbringende enge örtliche undfachliche Zusammenarbeit auszuweiten. DasProjekt,das denSchutzder schwächstenMitglieder in unsererGesellschaft ganz deutlichverbessert,verdient auch künftigdie Unterstützungder SächsischenStaatsregierung.“ Helena Reinhardt

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Seit einemJahrbestehtamUKL Deutschlands erstesChildhood-Haus, einSchutzraumfür diemedizinische undjuristische Aufarbeitung vonGewalt- undMissbrauchsfällen beiKindern undJugendlichen. Leiderbelegen steigende Zahlen, dass dieEinrichtung dringendbenötigtwird. Straube
DerBereich Infektions- undTropenmedizinamUniversitätsklinikum Leipzigwurde erfolgreichals „Zentrum fürInfektiologie“zertifiziert

Internettherapie für traumatisierteÄrztinnenund Ärzte

Studie am UKL untersuchtneue Hilfsoption für professionelle medizinische Helfer

n Ein Trauma kann seelische Wunden hinterlassen, die nichtimmer ohne Unterstützung heilen –auch beiMedizinern. DieKlinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig hateine internetbasierte Schreibtherapie für Ärztinnen und Ärzteentwickelt,die nach einem traumatischen Ereignis im Berufunter posttraumatischem Stress leiden.

Ein Trauma ist ein Ereignisvon außergewöhnlicherBedrohung,welches die Verarbeitungsfähigkeiten einer Person übersteigt undextreme Angstund Hilflosigkeitauslöst. „Ärzteund Ärztinnen habenein erhöhtes Risiko,traumatische Erfahrungenzuerleben, da sie täglich mitSchmerz, Leid,schwerenErkrankungenoder Todkonfrontiertsind“,erklärtProf. Dr.AnetteKersting, Direktorinder Klinikfür Psychosomatische Medizin undPsychotherapieamUKL.

Zudem tragen sie einegroßeVerantwortung im Hinblickauf dasWohlihrer Patientinnen undPatienten. Fehlentscheidungenkönnenschwerwiegende Konsequenzen nach sichziehen.

„Ein traumatischesEreigniskannunterschiedliche Folgen haben“,soKersting.

„Neben sozialem Rückzug undSchwierigkeiteninder Alltagsbewältigungkön-

nenauchposttraumatischeStresssymptome auftreten: DasEreigniskannsich alsbelastende Erinnerungaufdrängen, es werden Orte,Menschenoder Situationen vermieden, die an dastraumatische Ereigniserinnern, oder eineüberhöhteReizbarkeit entsteht.“ Auch die Gedanken oder die Stimmungkönnen sichnegativverändernund miteinem

Gefühlder Entfremdungoder der Unfähigkeit,positive Emotionenzuempfinden, einhergehen. Solche Situationen seien kein Einzelfall,sagtProf. Kersting. Ärztinnen undÄrzte leiden etwa vier Malhäufigeraneiner PosttraumatischenBelastungsstörung(PTBS) verglichen mitder erwachsenen Allgemeinbevölkerung

Um hierAbhilfe zu schaffen, habendie Psychotherapie-ExpertenamUKL ein besonderes Angebotentwickelt–eine Internettherapie. Die Wirksamkeitkonventioneller Psychotherapien beiposttraumatischemStress(PTS) ist gutbelegt. „Einer Behandlung vonÄrztinnen undÄrztenmit PTSstehenjedocheinige Hürden entgegen“, beschreibt die Expertin vomUniversitätsklinikumLeipzig.Langeund unregelmäßige Arbeitszeitensowie dieAngst vornegativenAuswirkungenauf die berufliche Karriereerschwerendie Inanspruchnahme therapeutischerUnterstützung. Internetbasierte Interventionen lassen sich dagegenflexibelinden Alltag integrierenund bieten einehöhereAnonymität alsherkömmliche Therapien.

Die angeboteneInternettherapiefür Mediziner wird nunimRahmeneiner wissenschaftlichenStudie durchgeführt undbesteht aus10Schreibaufgaben, die über einen Zeitraum vonfünfWochen bearbeitet werden. Die im OktoberstartendeStudie soll die Wirksamkeitder Internettherapiezur Verarbeitung von posttraumatischemStressnacheinem belastenden EreignisimArztberuf untersuchen.

Helena Reinhardt

WeitereInformationen: www.belastung-im-arztberuf.de

Moderate Wertebei Blutdruck und Cholesterinverlängerndas Leben

Leipziger Kardiologe Prof.LaufsanStudie der UniversitätCambridge beteiligt

n Dramatisch gesenkt wirddas Risiko für Herz-und Gefäßerkrankungen, wenn Blutdruck-und Cholesterin-Wertelebenslang moderat gehaltenwerden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie,ander Prof. Dr. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig,beteiligt war.

„Herz-Kreislauf-Erkrankungensindbei Frauen undMännern die häufigste Todesursache“,soder Leipziger Kardiologe mitBlickauf den Weltherztag.„Das ist niederschmetternd. Denn Herzinfarkte undSchlaganfällekönnendurch anhaltend niedrigeWerte beiBlutdruckund LDL-Cholesterinweitgehend vermieden werden. Dashat jetzt eineStudie meines Kollegen BrianFerence vonder UniversitätCambridgeunterstrichen, an der ich mitgewirkt habe.Sie zeigt, dass schon einegeringe, aber dauerhafteSenkung vonsystolischemBlutdruck und LDL-Cholesterindas kardiovaskuläreErkrankungsrisikohochsignifikantsenkt.“

Ausgewertetwurden die Datenvon über 400 000 Briten, die in einer Biobankge-

sammeltsind. DieTeilnehmerwaren durchschnittlich65,2 Jahrealt;54Prozentwaren Frauen. BemerkenswertesErgebnis der Studie: Werden lebenslang der

LDL-Cholesterinspiegel um 39 mg/dl (1 mmol/l) undgleichzeitigder systolische Blutdruckum10mmHggesenkt, ergibt sichein um 80 Prozentniedrigeres

Risiko fürkardiovaskuläreErkrankungen undein um 68 Prozentniedrigeres Risiko füreinen kardiovaskulär verursachten Tod. Schonbei dauerhafter Abnahmedes Cholesterins um 15 mg/dlund des Blutdrucks um 5mmHghalbiertsichdas Erkrankungsrisiko.

„Der Knackpunkt ist,dass dieWerte lebenslang niedrig sein müssen“, so Prof Ulrich Laufs Die Patienten, die zu uns kommen, sindabermeist schoninder fünftenoder sechstenLebensdekade oder noch älter. Dann habenBlutdruck und Cholesterinschon ein halbes Jahrhundert aufdie Innenwände der Gefäße eingewirkt. VonBedeutung istalso, rechtzeitig zu messen undvor allem rechtzeitig Maßnahmenzur Blutdruck- undCholesterin-Kontrolle zu ergreifen. Hierzu gehörenanersterStellekörperliche Aktivitätund dasNicht-Rauchen, manchmal auch Medikamente.“Vielleicht könnte schonimKindes- undJugendalter bei den sogenanntenU-Untersuchungen auch aufdieseWerte geachtet werden. Laut Prof.Laufs ist die aktuelle Studie aus Cambridgegeeignet, einesolche Diskussionzubefeuern. UweNiemann

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Prof.Anette Kersting istDirektorinder Klinik fürPsychosomatischeMedizinund Psychotherapie am UKL, wo jetzt eine Internettherapie fürtraumatisierteÄrztinnenund Ärzteangeboten wird Prof.UlrichLaufs istDirektorder Klinik fürKardiologie am Uniklinikum Leipzig.

Lebensretter Blutplasma: UKL-Blutbank danktSpendernfür ihrenEinsatz

Steigender Bedarfdurch Fortschritt in der Medizin /Verlosung vonHandball-Freikartenunter PlasmaspendernamUKL

n Vom7.bis 11. Oktoberfindet 2019 weltweit die International Plasma Awareness Week (IPAW)statt.Die Aktionswoche soll die Bereitschaftzur Plasmaspende stärkenund das Engagementder vielen Plasmaspender würdigen, denn dank ihrer Unterstützung wirddie Versorgung von Patientenmit lebenswichtigen Medikamentenüberhaupt erst möglich. Das Universitätsklinikum Leipzig beteiligt sich an der Woche mit einer Danke-Aktion für Plasmaspender.

„Die internationale Plasma-Woche ist ein willkommener Anlass,unseren engagiertenBlutplasmaspendernganzoffiziell unserenherzlichenDankauszusprechen“, sagt Prof.Reinhard Henschler,Direktordes Institutsfür Transfusionsmedizin am UniversitätsklinikumLeipzig Deshalbwerden vom7.bis 11. Oktoberunter allen PlasmaspendernamUKL Freikarten für dasnächste Heimspielder SC DHfK Leipzig Bundesliga-Handballer verlost. Initiiertwurde die Aktionswoche rund um das ThemaPlasmaspende vonder Plasma Protein Therapeutics Association(PPTA), einer gemeinnützigen Interessensvertretungder Hersteller vonPlasmaderivaten.

DerHintergrund:Nur wenigewissenumdie vielfältigen Einsatzmöglichkeitenvon Blutplasma.Sobenötigen unteranderem Verbrennungsopfer oftbis zu 2000 Plasmaspenden. Medikamente, die ausBlutplasmahergestellt werden, finden vorallem Einsatz beider Behandlung vonchronischen, lebensbedrohenden Erkrankungen: „Ebenfallsgehören hierzu Blutungsstörungen, primäreImmundefekte undbestimmte selteneneurologische Erkrankungen“,beschreibtReinhard Henschler mögliche Anwendungsgebiete. „Dazu gehörenGerinnungsfaktoren, beispielsweisefür Bluterkrankte, die im Laufeihres Lebens oft weit über 100.000 Spenden benötigen.“

Dasmeiste Plasma wird derzeit fürdie Produktionvon sogenanntenImmunglobulinen benötigt, mitdenen beispielsweise Kinder mit angeborenenImmundefektenschnellund lebensrettendbehandeltwerden können. Ebenso erhalten Patientenmit AutoimmunerkrankungenImmunglobulinezur Bekämpfung ihrer zum Teil schmerzvollen Erkrankungen. „Der Bedarf an Blutplasma steigtweltweitmit dem Fortschrittder Medizin, besondersinsoge-

der Delitzscher Straße.„DasPersonalder Blutbank istdamalswie heutetop,viele Schwestern kenneich seit über 20 Jahren“, lobt er die fast familiäreAtmosphäre, die nach dieserlangen Zeit automatischentstünde.Nachdem Umzug in die Johannisallee 32 vorsechs Jahren „zogen“ dieSeidels mit, kommen bisheute regelmäßig dorthin. „Wenn wirbeide gesund sind, spenden wirzusammenan einem festenTag in der Woche undfahrendanachzum Sohn ins KlinikumSt. Georg“,beschreibtKlaus-Dieter Seideleinen typischenSpendetag.Gemeinsam habendie Seidels bisheute 1260 Spenden bei der UKL-Blutbank geleistet.

Plasma spendenbei derUKL-Blutbank–so geht’s

DasEhepaarGabrieleund Klaus-DieterSeidelhaben gemeinsam 1260 Spendenbei der UKL-Blutbank geleistet.

nanntenSchwellenländern, aber auch beiuns in Europa“, ergänzt der Transfusionsmediziner Entsprechend wurden im Institut in den letztenMonaten die Öffnungszeitender Plasmaspendeauf jeden Werktagerweitert.„Unser Plasmaspenderstammwächst“,freut sichReinhard Henschler.„ImmermehrSpender entscheiden sichauchfür einenMix ausVollblutundPlasmaspende,das hilftuns natürlich, denn so können wirdie gewonnenen BlutprodukteimRahmender Patientenversorgung noch bedarfsgerechter bereitstellen.“

Ehepaarspendet zusammenüber 700-malPlasma

Gabriele undKlaus-Dieter Seidelgehörenzu den langjährigen Spendernder UKL-Blutbank Klaus-Dieter Seidelwurde vor40Jahrenbei der Armeevon einem Zimmernachbarn zur Blutspende motiviert. Bisheute hater717-mal Blut gespendet, darunter 144-mal Vollblut, 411-mal Plasma und162-mal Thrombozyten. „Blut spenden ist wichtig. Ichhabedie BlutgruppeORhesus negativ, meineroten Blutzel-

ORIGINAL LEIPZIG LEIPZIGER ORIGINAL

Foto:AnjaGrießer

len sindalsosogaruniversal füralleEmpfängereinsetzbar“, schildertder 60-Jährige. Schön findet er auch,dassesbei jeder Blutspende eineKontrolle vonBlutwerten gibt,die beim Hausarzt nicht gleichuntersuchtwürden. Auch seineFrauGabrielespendet seit vielen Jahren regelmäßig.Insgesamt hatsie bisheute 544 Spenden geleistet, davonsindaktuell 303 Plasmaspenden. Zusammen kommtdas Ehepaar Seideldamit aufüber700 Plasmaspenden. „Ich binirgendwann mitmeinem Mann zur Blutspende mitgegangen, habe es gutvertragen. Dann binich dabeigeblieben“,blickt die 59-Jährige aufdie Anfänge zurück. Gabriele undKlaus-Dieter Seidelkommenin ersterLinieaus persönlicherÜberzeugungin die Blutbank,wollen etwasGutes tun. Klaus-Dieter Seidelerzählt: „Unser Sohn fiel nach einem unverschuldeten Unfall vor19Jahrenins Wachkoma.Man kann es nicht ändern. Aber wenn wirkranken Menschen mitunseremBlut helfenkönnen, dann machenwir das gern,esist doch nichtsdabei.“ Biszum Umzug des Instituts2013 spendeten er undseineFrau in der ehemaligen Außenstelle des Institutsin

Blutplasmaspendenbei der UKL-Blutbank sindtäglich möglich. Unterder Telefonnummer0341 –9725323 können Interessierte einenTermin vereinbaren. EinePlasmaspende dauertimSchnitt 45 bis60Minuten undgilt alssehrschonend, denn nach der Gewinnung des Plasmas erhält der Spender alleBlutzellen zurück. Biszu45-mal kann pro Jahr Blutplasma gespendet werden.

Fortsetzungder Kampagne „SpendeBlutund Plasma beim LeipzigerOriginal“

Die Plasmaspenden-Aktionswoche istauch der Auftaktfür die Fortsetzungder Kampagne „SpendeBlut undPlasmabeim Leipziger Original“.Mit ihrinformiertdie UKL-Blutbank seit vergangenemJahranlässlichdes 85-jährigenJubiläums der Leipziger Transfusionsmedizin über die Bedeutung einer Blutspende Die Blutspende am Institut fürTransfusionsmedizin Leipzig zähltzuden Vorreitern des organisiertenBlutspendewesens in Deutschland, denn vonihrem heutigen Standort in der Johannisallee 32 auserfolgteam8.Dezember 1933 der erste überregionaleBlutspendeaufruf. Seitdem istdas Institut fürBlutspender und PatienteninLeipzig undder Region da.Von Anfang an fest mitder Stadtverbunden, stellt sie ebenfallsein „Leipziger Original“dar.Die neue Blutbank-Kampagnetritt mitMotiven weiterer „Leipziger Originale“ aufund will so blutspendewilligeLeipzigerinnen undLeipzigermotivieren. Anja Grießer www.blutbank-leipzig.de

DieUKL-Blutbank –selbstein „Leipziger Original“– trittinihrer neuenKampagne mitMotiven weiterer„Leipziger Originale“ aufund will so blutspendewilligeLeipzigerinnenund Leipziger motivieren.

Dasmeiste Plasmawirdderzeitfür dieProduktionvon sogenanntenImmunglobulinen benötigt, mitdenen beispielsweise Kindermit angeborenenImmundefekten behandeltwerdenkönnen.

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„Kinder und ihre Erkrankungen sind etwas Besonderes“

UKL-Mediziner Prof.Wieland Kiess plädiertfür Erhalt vonKinderkliniken

n Weil kleinereKinderkrankenhäuser oft nichtmehr finanzierbar seien, bestehe derzeit die Tendenz, Kinder wieder häufiger in nichtdafür ausgelegten Kliniken für Erwachsene zu behandeln. Dies sei ein Rückschritt ins 18. Jahrhundert, betont Prof. Wieland Kiess,Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig,zum Tagdes Kinderkrankenhauses

Einen Rückfall gleichins vorvergangene Jahrhundertsieht Prof.Kiessdeshalb,weilim19. Jahrhunderterkannt worden sei, dass Kinder undihreErkrankungenetwas Besonderes seien unddamalsdanndie erstenmedizinischenEinrichtungenfürdieKleinstengegründetwurden.

Nach Ansicht vonProf.KiessweisenKinder-

krankenhäuserBesonderheitenauf:„Kinder kommen in derRegelmitihrenEltern,das heißt, Pflegende undÄrzte habenmehrAnsprechpartner undbenötigen mehrZeit.“

Auch seien Kinder schwierigerzuuntersuchen, meistverstünden sie noch nicht,worum es gehe.„Zudem müssen Kinderärzteoftmals andere Geräte fürdie gleichenUntersuchungenwie ihre Kollegen ausder Erwachsenenmedizin nutzen, mandenke hier nur an eine Magenspiegelungbei einemSäuglingoder an eine Magnetresonanztomographie,

EinFlügelfür dieKinderklinik

Tastenpatenunterstützen den Kauf eines eigenen Instrumentes n Miteinem Benefizkonzertstartete am 19. September eine Spendensammlung für einen eigenen Flügel der Kindermedizin am UKL. Aufder Agenda standen musikalische Beiträge der Kinder der Bachakademie sowie vonzweiStipendiatendes

Vereins LiveMusic NowLeipzig

DasProgrammdes Einweihungskonzerts der jungenPianisten der Bachakademie reichte vonBarockbis Jazz undsollteden Genesungsprozessder kleinen undgrößeren Patientenmusikalisch unterstützen. Ziel wares zudem, mitdem Konzerterste „Tastenpaten“ zu gewinnen, die mitihrer finanziellen Patenschaftden kleinen Patienteneinen fest installiertenFlügelschenken.

„Wir freuen unssehrüberdie regelmäßigen Konzerte in unseremKlinikum“,sagtProf.

Martin Lacher,Direktorder Klinikfür Kinderchirurgie, der mitseiner Stiftung KinderchirurgieInitiator des Tastenpatenschafts-Projektes ist. „Wir möchtengern, dass Musikkünftig noch regelmäßiger in unseremHauserklingtund wünschenuns dahereinen fest installiertenFlügel.“Umdas zu ermöglichen, müssen nunmindestens 10.000 Euro ausSpenden zusammenkommen. Prof Lachergingdabei mitgutem Beispiel voran undwurde ersterTastenpatefür die untere Oktave mitzehnTasten–direktimAnschlussandas Konzertfanden sichspontan zwölfweitere Paten. WerLusthat,ebenfalls die Kinderklinik„zu beflügeln“,kannsich gern mitseinem Spendenwunschandie Stiftung Kinderchirurgiewenden. HR www.stiftung-kinderchirurgie.org

dieMRT.HierbrauchenwirbeiunserenPatientenzum Teil sogareineNarkose“, so der UKL-Klinikdirektorweiter. „Dieseund andere Dinge machenein Kinderkrankenhausaus“, betonter

Kinderärzte,soKiess,arbeiteteninderRegelinterdisziplinär:„Die Breite an Erkrankungenist höherals in EinzelklinikenimErwachsenenbereich, daher muss eineKinderklinikeigentlich allemedizinischenFächerabbilden“,erklärter Im derzeitigenKrankenhausfinanzierungssystemwerde dieser Mehraufwand nurungenügend dargestellt, sagt Prof.Kiess. Dies könne dannebenzurAufgabekleinererHäuserundzu seiner Befürchtungführen, die Errungenschaftendes 19. Jahrhunderts –das Besonderean Kindernund ihrenKrankheiten zu erkennen –wiedermehrundmehraufzugeben. M. Bien

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Kinder derBachakademie spieltenden neuenFlügelfür dasUKL ein. Foto:Hagen Deichsel DieBedürfnissekleinerPatientensindbesonders.Ihnenversuchendie Experten am UKL, wiehierauf denStationen im Haus 7, bestmöglich gerecht zu werden. Foto:StefanStraube

BunteMarkierungen bringenKinder in Bewegung

„Grünau bewegt sich“ setzt Anreizezum Hüpfen und Balancieren im Leipziger Stadtteil

n Kaum etwasist für diegesunde Entwicklung vonKindern so entscheidend wie Bewegung.Balancieren, Klettern, Hangeln, Rennen, Kriechen, Rutschen, Springen –das machtKindern nichtnur Spaß,sondern fördertauch ihrekörperlichen, geistigen und sozialenFähigkeiten. DurchBewegung lerntdas Kind seine Umgebung und deren Gesetzmäßigkeiten kennen, gewinntan Selbstständigkeit und Eigeninitiativeund entwickelt ein Gespür für den Umgang mit anderen. Lernen Kinder vonAnfang an, sich regelmäßig und vielfältig zu bewegen, profitierensie hiervon ein Lebenlang

Doch gerade solchabwechslungsreiche Bewegungserfahrungenfehlen Kindernheute, denn den größtenTeilihres Tagesverbringensie sitzend: im Unterricht, beiden Hausaufgaben,

vordem Smartphoneoderdem Fernseher. Umso wichtigerwirdes, Bewegungsanreize im alltäglichenLebensumfeldvon Kindernzu schaffen. Gerade im öffentlichenRaum–auf Plätzen oder Fußwegen –könnensichschon einfache Umgestaltungenals sehr wirksamerweisen.

Wiedas gehenkann, zeigt dasKindergesundheitsprojekt „Grünaubewegt sich“:imSeptemberließ dasProjektteam bunteSpielmarkierungenauf die Gehwegplatten der Alten Salzstraße(in Nähe der Fröbel-Grundschule) undvor dem KOMM-Hausaufbringen. Mit Himmel &Hölle,verschiedenen Labyrinthen undSpiegel-Twisterwirdder Nachhauseweg fürdie Schulkinder ab sofort nicht nurbunter, sondernauchvielbewegter

Die Ideenzuden Farbmarkierungenstammen ausdem Beteiligungsprojekt„Bewegt zur

Schule undzurück“,das im Vorfeldmit den Kindernder 85. Grundschuleund der Joachim-Ringelnatz-Grundschule durchgeführt wurde.Während die Schulkinder ihrenSchulwegimUnterrichtzunächsttheoretischunter die Lupe nahmen, ging es beider ganz praktischenWegeerkundung darum, selbst Bewegungsanlässezuerkennen undeigeneGestaltungsideen zu entwickeln. Ausder Vielfalt der Vorschläge habensie schließlichihreFavoriten ausgewählt,die nunwie „Schrittmacher“für einen bewegten Schulwegfunktionieren. Damitdie Kinder möglichstlange Spaß an den Markierungenhaben, wurden die vorgeformtenApplikationen durchstarkeHitzeeinwirkung aufdie Fußwegegebrannt. Damitsindsie biszuzehnJahre haltbar, gutsichtbarund vor allem rutschfest.Auchgeben die Bestandteile des thermoplastischenMaterials keineum-

Gesund Aufwachsen im Stadtteil

weltschädlichenStoffeab. Nach einigen erfolglosen Versuchen, die Fußwegedauerhaft farblichzumarkieren, freutsichdas Team von „Grünaubewegt sich“ nunsehrüberdie gelungene Umsetzung. „Grünaubewegt sich“ istein Verbundprojekt in Trägerschaft der StadtLeipzig,das unter Leitungvon Prof.Dr. GesineGrande(HTWK Leipzig) undProf. Dr.Wieland Kiess(UniversitätskinderklinikLeipzig) vonvier Mitarbeiterinnen der Universitätsmedizin Leipzig und der HTWK Leipzig vonJanuar2015bis Dezember2019 umgesetzt wird.Eswirdvon der AOKPLUSgefördertund vonIKK classic und Knappschaftunterstützt. Ziel des Projektesist es, die Entwicklungschancen vonKindern durchdie gesundheitsförderliche Veränderung ihrerLebensbedingungenzuverbessern

Text undFotos: MariaGarz

Leipziger Forschungsprojekt„Grünau bewegt sich“ erhält Präventionspreis der Deutschen Adipositas-Gesellschaft

n Fürseinen innovativen Ansatz zur Kindergesundheitsförderung wurde das Leipziger Projekt „Grünau bewegt sich“ von der DeutschenAdipositas-Gesellschaft (DAG)und der ArbeitsgemeinschaftAdipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) mit dem Präventionspreis ausgezeichnet

DasProjekt zielt darauf,die Entwicklungschancen vonKindern durchVeränderungeninihremdirektenLebensumfeldzuverbessern und dabeiBewohnerinnenundBewohnermiteinzubeziehen. Modellhafterprobt wird der Ansatz seit fünf Jahren im Leipziger StadtteilGrünau. Die Sozialwissenschaftlerin Dr.UlrikeIgelvon der Hochschulefür Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) nahm den Preiswährend der 35. Jahrestagungder DAG am19.September2019inKielentgegen.

Dermit 1000 Euro dotierte Präventionspreis wird seit 2010 an Projekteverliehen, dieein gesundes Körpergewichtbei Kindernund Jugendlichenfördern undderen Ansatz aufandereStädteübertragbar ist. „Grünaubewegt sich“ erfülltdieseKriterien in besonderer Weise undwurde daher –gemeinsammit einem weiteren Projekt–von einer unabhängigen Jury aus15Bewerbungenausgewählt. „Die Auszeichnungbestätigt unsinunserem eingeschlagenen Wegund ist gleichzeitigein wichtigesSignalfür alle, die wiewir an der Verbesserung der Lebensbedingungenfür Kinder und

DieMitarbeiterinnen von„Grünau bewegt sich“vor demProjektladeninLeipzig-Grünau: Maria Garz, Dr.Ulrike Igel,RuthGausche,Martina Lück (v.l.n.r).

Familien arbeiten“, freutsichProf. Wieland Kiess, Direktorder Klinikund Poliklinikfür Kinder-und Jugendmedizin am UniversitätsklinikumLeipzig undeiner der zwei Projektleitervon „Grünaubewegt sich“

Laut aktuellen Studien ist beinahejedes zehnte Vorschulkind übergewichtig. Je nach Wohnort undStadtteil sinddie Chancen fürein gesundes Aufwachsen unterschiedlichausgeprägt. Allerdings erreichentraditionelle Strategien

zur GesundheitsförderungFamilien in schwierigensozialenLagen in der Regelnicht.„Grünaubewegt sich“ hatdaher einen Ansatz gewählt, der vomGemeinwesenausgeht.Das bedeutet: DasWissenschaftlerteam hatdie Interessen undBedürfnisse der Bewohnerinnen undBewohnerdes Stadtteils erkundet, berücksichtigt unddarausHandlungsmöglichkeiten abgeleitet. „Die Anerkennungbesonderer Lebens-und Arbeitssituationenund die Stärkung

vonSelbstwirksamkeitsindelementarfür nachhaltigegesundheitsförderliche Veränderungen. DasbetrifftalleBeteiligte, also sowohl verantwortliche Akteure–wie Eltern,Erzieher, Lehrer oder Nachbarn –als auch die Kinder selbst“, so ProjektleiterinProf. GesineGrande vonder HTWK Leipzig.ImRahmenvon „Grünaubewegt sich“ entstanden unterschiedliche Anregungenfür mehrBewegungimAlltagund füreinebessere Ernährungbei Kindern.Beispielsweise markierte dasProjektteam gemeinsammit Grundschulkindernmehrere Wege bunt,ummehrSpielgelegenheiten im Stadtalltagzubieten.Außerdem entwickelte dasProjektteam gemeinsammit den KindertagesstättenimQuartier verschiedeneAktionen, die Vorschulkinder spielerisch über gesunde undungesunde Lebensmittel informieren.

„Grünaubewegt sich“ istein Verbundprojekt in Trägerschaft der StadtLeipzig,das unter Leitungvon Prof.Dr. GesineGrande(HTWK Leipzig) undProf. Dr.Wieland Kiess(Klinik undPoliklinikfür Kinder-und Jugendmedizin am UniversitätsklinikumLeipzig) vonvier Mitarbeiterinnen der Universitätsmedizin Leipzig undder HTWK Leipzig vonJanuar 2015 bisDezember2019 umgesetzt wird.Es wird vonder AOKPLUSgefördertund von IKK classic undKnappschaft unterstützt. Die StadtLeipzig wird die Weiterführung der Angebote im kommenden Jahr durcheigeneFinanzmittel ermöglichen. ukl

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Verrückt,entzückt, beglückt –10. LeipzigerMukolauf2019

Auszubildende der Medizinischen Berufsfachschule am Universitätsklinikum Leipzig berichten

n Der 10. Mukolauf warwohl der Höhepunkt seit Veranstaltungsbeginn. 1072 anwesende Läufer,231 Sponsoren, 22.084 Runden, davon8833,6 Kilometer erlaufen und das beibestemspätsommerlichen Wetter.Gesamtspende vor Ortund zu erwartende Mukolauf-Sponsor-Spendeneingänge: 26.554 Euro!Rekordzahlen zum 10-jährigen Jubiläum. Verrückt!

DerLaufwurde im Jahr 2010 daserste Mal vomMukoviszidoseSelbsthilfeLeipzig e.V. insLeben gerufen, um aufdie schwereangeborene Stoffwechselerkrankung Mukoviszidoseaufmerksam zu machen. Durchein defektesGensindderWasser-undSalzhaushalt der Schleimhäutegestört

ZäherSchleimverstopfteineReihe lebenswichtigerOrgane. Lebensqualität undLebenserwartungsindstark eingeschränkt. Trotzverbesserter Therapien ist diese Krankheitbis heutenicht heilbar. Umso wichtigerist es, den Verein zu unterstützen. DerMukoviszidoseSelbsthilfeLeipzig e.V. mitSitzin Leipzig wurde 1997 vonElternan MukoviszidoseerkranktenKindernund Jugendlichen, vonerwachsenen Mukoviszidose-Patientensowie vonSchwestern undÄrztengegründet. Mitden Spenden werden die Öffentlichkeitsarbeit undProjektezur Verbesserungder Lebensqualität der Mukoviszidose-Betroffenen nebstderen Angehörigengefördert. Einegroßartige Arbeit!

Füruns alsAuszubildende des 2. Lehrjahres waresdas erste Jahr beim Mukolauf undwir

warenmehrals begeistert, sowohlvon der sehr gutenOrganisation, den vielen freiwilligenHelfern alsauchvon der tollen Stimmung,die nicht zuletztvon dem vielfältigen Familienprogrammmit Spielstationen, Bastelecken, Hüpfburg,Kinderschminkensowie Verlosungattraktiver Preise unterden Läufern einherging. Live-Musik,Verköstigung mitSpeis undTrank –all dies trug zu den neuen Rekordzahlen bei. DasEngagement des VereinsMukoviszidoseSelbsthilfeLeipzig e.V. hatsichauf jeden Fall ausgezahlt.Und dies kommtamEndeden Mukoviszidose-Betroffenenzugute, dasHauptanliegen dieser Veranstaltung Wirsindbeglückt! Es warfür unsein riesiges tolles Sport- und Familienfest. Vieleunterschiedliche Gesichterjeden Alters,obgroß oder klein, mitoder

ohne Handicap,selbstMukoviszidose-Betroffene –allehaben mitgemacht,sichgegenseitigunterstützt, angefeuertund hatten viel Spaß.Geschwindigkeit undWettbewerb spielten keineRolle,wurden nicht gewertet. Es ging um dassymbolische Aktivsein. Sprich:„Dabeisein, um den gutenZweck zu unterstützen.“ Wirwaren entzückt!

Unsere Bitte: Unterstützt den Verein! Schaut unterwww.muko-leipzig.de.Dortkönnt Ihr Euch zwecks Engagement informieren. Und kommtvor allem nächstesJahrzum 11. Mukolauf am 20.September 2020! Aufein Wiedersehen!

Manja, Normaund Bonnyvon der MedizinischenBerufsfachschule am Universitätsklinikum

Buntes Herbstfestinder Semmelweisstraße

Psychiatrische Institutsambulanz gut besucht

n Zumdiesjährigen Herbstfest lud die PIA der Uniklinik Leipzig alle Patienten und Interessenteninihr Haus in der Semmelweisstraße.Auf die Besucher warteteein buntesProgramm. Vom köstlichen Buffet bis hin zu sechs Basar-Ständen und einem Origami-Stand gab es zwei Stunden willkommene Abwechslung

Die Leiterin der PsychiatrischenInstitutsambulanz, Prof.Dr. ChristineRummel-Kluge,eröffnetemit einem herzlichen Willkommensgruß dasFestund erinnerte mitdem Goethe-Zitat „Der Herbstist immer unsere beste Zeit“an den Herbstals eineschöneJahreszeit. Ihr Dank ging an alleMithelfer,Organisatorenund dasgesamte Personal derAmbulanz. Siewünschteallen einen gutenAustausch miteinander undfreutesichüber die zahlreichenStände, die in den sonnigenFlurenaufgebautwaren

DieinherbstlichenFarbengeschmückten Tische warenvon den Patientenselbst vorbereitetund liebevolldekoriertworden. Die vielen helfenden Händetrafen

beiden Mitarbeitern undGästen aufpositive Resonanz underntetenihren Dank Alskulturellen Beitraggab es Gedichte

zum Thema„Herbst“.EineVortragende gabzuverstehen, dass mitden bunten Farbendes Herbstesfür sie viel Hoffnungver-

bunden sei: Hoffnungauf einegesundheitliche Verbesserung bzw. aufeinen Status quoanwertvoller Lebensqualität Beieinem köstlichenBuffetentwickelten sichgemeinsame Gesprächsthemen, neue Kontakte konntengeknüpftund alte Freundschaftengepflegt werden. Es herrschteein Klimades gelebten Miteinanders. FürmusikalischeUnterhaltung sorgte ein Gitarrist mitseiner Interpretation vonJohnDenver‘s„Take Me Home, CountryRoads,Rocky Mountain High“. An den Basar-Ständen konnte maneinige feineSchmuckstückewie selbstgefertigte Stofftiereund gelungene Dekorationen erwerben. Der„Mitmach-Origami-Stand“hatte daskünstlerischeFalten vonPapier zum Thema. DerBücherbasar wurde vonPatientender Bibliotheksgruppebetreut undbot Klassiker ausder hauseigenen Bibliothek gegeneinekleine Spende an DaszufriedeneLächelninden Gesichtern aller Beteiligten warBeweisfür ein gelungenesHerbstfestinder PsychiatrischenInstitutsambulanz.

Text undFoto:O.S.

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NadineBeckervor ihremBasar-Stand zumHerbstfestinder PsychiatrischenInstitutsambulanz desUKL. Foto:ukl

n KALENDER

Veranstaltungen und AusstellungenamUKL

30. Oktober

Medizin für Jedermann

ZumThema „Reiseindie Vergangenheit

-600 JahreChirurgiean der Universität Leipzig“referiertder Viszeralchirurg undMedizinhistoriker Prof.Christian Schwokowski. Seit 1968 ist der emeritierte Professormit der Chirurgischen KlinikinLeipzig verbunden, seit den 80-er Jahren hatersichmit der Geschichteseiner Klinikbeschäftigt. Zu seinen Lehrerngehörteu.a. Helmut Wolff.

10 –13Uhr am UKL, Liebigstraße20 (Haus4)und 9– 14 Uhran der MedizinischenBerufsfachschule(nurfür Ausbildungsberufe), Richterstraße9 bis11

23. November

JobPoint.UKL

Besucherinnen undBesucherkönnen sichzuaktuellen Jobangeboten, Ausbildungsberufen, dualen Studiengängen sowieüberFreiwilligendiensteinformieren. Die Azubisder MedizinischenBerufsfachschuleberichten über ihre Erfahrungen, beantwortenFragenund informieren über ihrenBerufsstart. Bei Führungenvon den AzubiskönnenBesucher die Frauen- undKinderklinik, ei-

nenOP-Saalund Labore näherkennenlernen.

10 –13Uhr am UKL, Liebigstraße20 (Haus4)und 9– 14 Uhran der MedizinischenBerufsfachschule(nurfür Ausbildungsberufe), Richterstraße9 bis11

Laufende Ausstellungen

Abstrakte Fotografieinder Universitätszahnmedizin

„Viele Menschensindunglücklich, weil sie nicht abstrahieren können.“ So schriebesImmanuelKantinseiner Anthropologie.Die Ausstellung „Abstrakt“ in der Klinikfür Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgiezeigt abstrahierende Fotografien undwelcheWegedie Künstlerinnen undKünstler gehen, um zumindestbei ihrerBildgestaltungglücklichzu sein. Vielleicht können die Beispiele auch eine Anregungfür die mitFreude Sehenden bewirken. Denn beim Ver-

drängenklarerVorstellungenüberausgewählte Gegenständeschufendie Modeleuredes Lichts diesespannenden Kreationen. Sowohlimungewöhnlichen Gestaltenals auch im freien Spielentstanden mithilfe moderner TechnikBildwerke, die sich vonder Realität entfernenund den Betrachter um seine Weiterbearbeitung bitten.

Die Ausstellung istbis 18. Oktoberzusehen. Ebene0der Universitätszahnmedizin, Liebigstraße12, Haus 1 DesKaisers neue Kleider

chen„DesKaisers neue Kleider“(1837) vonHansChristian Andersen gestalten. Dabeisindmit viel Fantasie undpersönlichenStilmittelnverschiedenen Interpretationen des Märchens geglückt.Mal erscheintder Kaiser alsKatze sowieWolf oder die ganze Szenerie wird in dasMeer verlegt.

Die Ausstellung istbis 25. Oktoberzusehen. Verbindungshausvon Haus 4zu Haus 6, Liebigstraße20und 20a Malereiund Zeichnung in derKinderklinik

Der„PIKANTAe.V.-Kunstverein Leipzig“, der sichder Förderungvon Kunst undKulturverschriebenhat,vergibt jedes Jahr alsHöhepunkt der Vereinstätigkeit die AuszeichnungHEINZ. Zum28. Malerhielten Kinder undJugendliche diesen Preisfür ihre eigenwilligen, bemerkenswertenkünstlerischen Kreationen. 2018 konntendie kleinen Künstlerinnen undKünstler ihre ganz individuelle Graphic Novelzudem Mär-

Im November 2015 entstand dasKunstprojekt „AltePosthalterei“,imSeptember 2018 präsentiertendie zehn Künstlerinnen und Künstler im Alterzwischen27und 73 Jahren ihre erste Ausstellung im RathausBorsdorf undnun können die Werkeinder Kindernotaufnahme(Haus 6) des UKL bestaunt werden. Im Vordergrundder künstlerischenTätigkeitstehen dabeidie Freude am zweckfreien undschöpferischenHandeln sowiedas Erfinden eigener Ausdrucksformen. DerWohnverbund„Alte Posthalterei“besteht seit 1995 undsollzur Entflechtung der Psychiatrieund Enthospitalisierungvon Menschenmit Behinderungbeitragen.Das Projektverfolgt dasZiel, ehemals ausder Gesellschaft ausgegrenzten Personen eineWiedereingliederungzuermöglichen.

Die Ausstellungist bis23. November zu sehen. In den Räumen der Kindernotaufnahme,Liebigstraße20a. Haus 6

Heilungschancenbei Gebärmutterhalskrebs

Gynäkologen des UKL veröffentlichen Studienergebnisse in Lancet Oncology

n Wird beiGebärmutterhalskrebs der Tumor zusammen mit dem sogenanntenKrebsfeld als potentiellem Ausbreitungsgebiet entfernt, verbessern sich die Heilungschancen selbst beifortgeschrittenen Erkrankungen. Diese zusammengefassten Ergebnisse aus einer Studie zur Untersuchung der am Leipziger Universitätsklinikum entwickelten Operationsmethode MMR (mesometriale Resektion) wurden jetzt in Lancet Oncology,einem der renommiertesten onkologischen Fachjournale,veröffentlicht.

Beider untersuchten MethodewerdenTumorenamGebärmutterhals zusammen mit weiterem Gewebeentfernt, dass zu dem entwicklungsbiologisch festgelegten Ausbreitungsgebiet des Tumors gehört. Dieses sogenannte Krebsfeld folgt dem Ursprung des jeweiligen Gewebes. Dasbedeutet, dass Gewebe,welchesichaus den gleichenembryonalen Strukturen entwickelt haben, ehervon Tumorzellen befallen werden alsandere, ebenfallsbenachbarte Gewebe. Ausgehend vondiesen Forschungsergebnissen wurde bereits 1999 an der Klinikfür FrauenheilkundeamUniversitätsklinikumLeipzig mit einer Studie zu einem darauf basierenden neuen Operationskonzept, der mesometrialen Resektion, begonnen. Mitdieser vonProf. MichaelHöckelent-

wickeltenOperationstechnik werden neben dem Tumordie verwandten Gewebe entfernt,so dass dasRisiko eines Tumorrückfallsdeutlichgesenkt wird.Dankder umfassenden Operation kann dabeiauchauf eineanschließende Bestrahlung verzichtet werden. Die Studie zeigt, dass gleichzeitigdie Überlebenswahrscheinlichkeitder Patientinnen sehr hoch ist: „NachfünfJahrenlag diese bei89,4 Prozent, unddas,obwohlbei einemDrittel der Patientinnen der Tumor vorder Operation bereitsindie Lymphknoten gestreut hatte“,sagtProf. Bahriye Aktas, Direktorinder Klinikfür FrauenheilkundeamUKL. „Das sinddeutlich bessereErgebnisse, alswir mitden bislang üblichenStandard-Operationsverfahren erreichen.“ BeiPatientinnen miteinem kleineren TumorohneLymphknotenbefall lagdie Überlebenswahrscheinlichkeit nach fünf Jahren sogarbei 97,5 Prozent.

Diesejetzt vonden Leipziger Medizinernin Lancet Oncologyveröffentlichten Studienergebnissebelegen,dassmitderMMR-MethodesehrguteHeilungschancen erreicht werden können. Insgesamtwurden in der Studie 523 Patientinnen mithäufigfortgeschrittenemGebärmutterhalskrebs über durchschnittlichfünf Jahrenachder Operation begleitet.

„Ein weiterer wichtigerInhaltder Studie wardie Entwicklung undÜberprüfung einerStadieneinteilungfür dasZervixkarzinom, also den Gebärmutterhalskrebs, die entwicklungsbiologischeGesichtspunkte berücksichtigt“, erläutertDr. Benjamin

Wolf,Arztander Klinikfür Frauenheilkunde des UKL undMitautorder Studie.Dazu habenganzwesentlichdie detailliertenAuswertungenbeigetragen, die der Pathologe Prof.Lars-ChristianHornüberden gesamtenStudienzeitraumvorgenommen hat. „Hier konntenwir sowohlfür die lokale Tumorausbreitungals auch erstmaligfür die TumorausbreitunginLymphknoten zeigen, dass eine entwicklungsbiologischeEinteilung einegenauereVorhersagehinsichtlich des Überlebens ermöglicht alsdie herkömmliche Stadieneinteilung“,soWolf. Beiden üblichenOperationsmethoden wird der Tumormit einem metrischdefinierten Sicherheitsabstand zusammen mitden LymphknotenimBeckenentfernt. Zudem muss beivielen Patientinnen anschließend eineBestrahlungmit teilweisebelastenden Nebenwirkungendurchgeführt werden.

„Die jetzt publiziertenStudienergebnisse belegen die Wirksamkeitdes Leipziger Operationskonzeptesund gebenuns so die Möglichkeit, unserenPatientinnen künftig wirkungsvollhelfenzukönnen“,soProf. Aktas. Die Gynäkologin hatdas Operationskonzeptvon ihremVorgängerProf. Michael Höckel übernommenund setzt seineArbeit am UKL fort,auchdurch regelmäßigeOperationskurse fürKollegen. „Unser Ziel istes, vielen Frauen eineBehandlungnachdieser Methodeund damiteineHeilung zu ermöglichen“,soAktas Helena Reinhardt

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Prof Lars-Christian Horn Dr BenjaminWolf Prof BahriyeAktas

Uniklinika Leipzigund Jena kooperierenbeim weltweit erstmaligen Einsatzneuer Therapien

Erster Patientinneuer Studie der in Jena koordiniertenCML-Allianz wirdamUniklinikum Leipzig betreut

n Dieenge Vernetzung der Tumorzentrenanden UniklinikainLeipzig und Jena ermöglichte denweltweit erstmaligen Einsatz eines neuen WirkstoffsinKombination mit der Standardtherapie als ersteBehandlungsoption beider chronischen myeloischen Leukämie,kurzCML. Als erster Teilnehmer ist jetzt ein 23-jähriger Patientmit neudiagnostizierter CML am Universitätsklinikum Leipzig in eine neue Studie aufgenommen worden. Sie wirdvon der CML-StudiengruppeamUniversitätsklinikum Jena koordiniert.

Die nungestarteteFascination-Studie untersuchtden Einsatz des neuen Novartis-WirkstoffsAsciminibinKombination mitden Standardtherapien. Zuvorwar der Wirkstoffnur nach dem Versagen bereitsetablierterTherapien eingesetzt worden. „Durch die Kooperation im Rahmen innovativer klinischerStudien können wirunseren Patienteninternational führende Therapiekonzepte anbieten“, sagt Prof UwePlatzbecker, Direktorder Klinik undPoliklinikfür Hämatologie und Zelltherapie, InternistischeOnkologie, Hämostaseologie am UKL

„UnsereStudiengruppe initiiertklinische Studien zum Test neuer Wirkstoffe undneuer Therapiekonzepte, in denen spezialisierte hämatologischeZentren kooperieren“, so Prof.Andreas Hochhaus,Leiterder Studiengruppe unddes Jenaer Tumorzentrums. Die Therapievon CML, der zweithäu-

figstenFormchronischer Leukämien, hatinden vergangenenzwanzig Jahren gewaltigeFortschrittegemacht.Bei dieserdurch einegenetischeStörung verursachtenErkrankungdes blutbildenden Systemskommt es zu einer starken Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Dank neuer Wirkstoffe, die die

Aktivitätdes krebsauslösenden Gens hemmen, beträgtdie Überlebensrate nach zehn Jahren heute83Prozent. Mitunter kann die Erkrankung bisan die Nachweisgrenze zurückgedrängt werden, Patientenindieser sogenanntentiefen Remissionkönnendie MedikamenteimVerlauf sogarabsetzen. „Wir erwarten unterder neuen Kombinationstherapiebisher nicht erreichte Ratentiefer molekularerRemissionen“, so PD Dr.Thomas Ernst, Studienleiter am Jenaer Uniklinikum, „wir wollen den Anteil der Patientenerhöhen, die die CML überwinden unddannohne Dauertherapieleben können.“ Insgesamt sollen 125 Patientenander Studie teilnehmen, die aufgut drei Jahreangelegt ist.Studienzentren an über zwanzig Standorten in Deutschlandhaben ihre Beteiligung signalisiert. „Die ZusammenarbeitzwischenUniversitätsklinika, Krankenhäusern undKollegen in niedergelassener Praxisermöglicht den raschen Zugang zu neuen Therapien für alle Patienten, unabhängig vomWohnort“,schlussfolgertProf. Hochhaus ukl

Informationenzur CML-Studiengruppe: www.cml-allianz.de

Brustkrebs-Patientinnennähen Herzkissen für neu Erkrankte

Selbsthilfegruppe am Uniklinikum beteiligt sich an weltweiter Aktion und will damit Trost und Kraftspenden

n Zweimal im Jahr ist großer Näh-Nachmittag.Dann sitzen 15 oder mehr Frauen im Neubau Haus 7inder Liebigstraße vor großen Bergen vonbuntenStoffen, Füllwatteund Garn. Ein Herzkissen nach dem anderen nimmtGestalt an. Wenn es fertig ist,wandertes in eine große Kiste. Das reichtdann wieder für mehrereMonate

Die Frauen gehörenzur Leipziger Selbsthilfegruppe„Allianzgegen Brustkrebs“,die ans Uniklinikumangegliedertist.Allehaben schonmal selbst so ein Herz-Kissen geschenktbekommen– alssie selbst an Brustkrebserkranktwaren.Das liegt beimanchen

Jahre, beianderen erst wenigeWochenzurück.Das Kissen klemmtman sichunter den Arm–beim Fernsehen, beim Schlafen, beim Autofahren oder beider Hausarbeit.Esist weichund lindertden Druckauf derOperationsnarbe.Und es spendet ein wenig Trost undKraft vonFrauzuFrau. Denn nebenden Schmerzen der Operation muss auch der Schock über die Krankheitverkraftetwerden, in manchenFällen auch der Verlust einer oder beider Brüste.

Hannelore Binder (68) erkranktevor drei Jahren. Siebenutzt ihrKissennochheute. „Der Gedanke, etwaszurückzugeben, anderen Frauen zu helfen, motiviertmich“,erzähltdie Leipzigerin. Anfangsverwendetesie Bettwäsche, später ausgediente Herren-Oberhemden. Inzwischenbekommt sie viel Stoffvon Freunden

undBekannten geschenkt. Zu Hausenähtsie alle Kissen fürdie Selbsthilfegruppevor,damit sie dann beim Treffennur noch gefülltund verschlossenwerden müssen.

Auch Schwestern undÄrztinnen des Brustzentrums der Uniklinikschließen sichden Näh-Nachmittagen an.Brust-SchwesterJana

Kollai weiß, wiedankbar Patientinnen fürdie geschenktenKissensind–als Zeichendafür,

dasssienichtalleinsindunddassandereFrauen vorihnen die Behandlungen erfolgreichgeschaffthaben. Weltweit nähenFrauen fürandere Frauen solche herzförmigen Kissen. Die dänische KrankenschwesterNancy Friis-Jensen brachtedie Idee im Jahr 2006 ausAmerikamit Die Leipziger Selbsthilfegruppe„Allianzgegen Brustkrebs“ trifftsichabernicht nurzum Nähen.JedendrittenMittwochstehenGesprächs-

gruppen, Arztvorträge oder Erkundungenin der Stadtauf dem Programm. „Es geht darum, erkrankteFrauenvom erstenTag an zu begleiten“,sodie Vorsitzende MarittaAdam(69). Werwill,kannalleFragenstellen undsichRatschlägeholen, wieanderedieseoder jene Situationgemeistert haben. KerstinDecker

Kontakt: sachsen@allianz-gegen-brustkrebs.de

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Prof.Uwe Platzbeckerist einerder beidenDirektoren derKlinik undPoliklinik fürHämatologie undZelltherapie, Internistische Onkologie,Hämostaseologie am UKL. DieFrauender SelbsthilfegruppeBrustkrebs mitihrenHerzkissen vorder UniklinikinLeipzig.AuchSchwestern undÄrztinnendes Brustzentrums machenmit.Foto: AndréKempner

ZensuroderSchutz?

Deutsches Buch- und Schriftmuseum zeigt Ausstellung„Schmutz und Schund.Die Weimarer Republik“

n „Schmutz und Schund.Die Weimarer Republik“ ist der Titeleiner Kabinettausstellung zu zensiertenund indiziertenSchriftenund Bildern der 1920er- und 1930er-Jahre, die das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek zeigt.Die Ausstellung wurde vonMaster-Studierenden des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der UniversitätLeipzig in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum erarbeitet.

Die Kultur der Weimarer Republik verbinden wirmit Glanzund Glamour,den Goldenen Zwanzigernund der Avantgarde Übersehenwirdoft die Kultur der Massen, die in ihrerZeitauf starke Widerstände stieß. Mitder Parole „Schmutz und Schund‘“ gingenbesorgteBürgerseitdem Kaiserreichgegen die Vergnügungender „einfachenLeute“vor.1926 wurde das„Gesetz zur Bewahrungder Jugend vor Schund-und Schmutzschriften“durchgesetzt. Unterdas Gesetz fielen vorallem erotische Schriften, aber auch Kriminal-und Abenteuergeschichten, die einenicht näher definierte Qualität beziehungsweise moralische Integrität unterschritten. Die KabinettausstellungimDeutschen Buch-und Schriftmuseum der Deutschen

Geprüft undbesiegelt:mit demStempel derOberprüfstelle

Nationalbibliothek beleuchtet dieses wenig bekannte Kapitel ausder Kulturgeschichte der Weimarer Republik anhand vonzahlreichenFallbeispielen. Gezeigt werden populäre Groschenheftserien, Romane in wöchentlicherLieferung,billigeZeitschriften, erste Boulevard-Blätter undnicht zuletzt aufwändig gestaltete Bildbände. Die ausgestellten Publikationenreichenvon einer Zeitschriftmit dem Titel „Frauenliebe“, in

der sichdie Autorenfür die AkzeptanzgleichgeschlechtlicherLiebe einsetzen, bis hin zu einer populärenDetektivserie namens „FredTarmum“,inder der Held auf der Suchenachseiner SchwesterhaarsträubendeAbenteuer erlebt.Zu sehensind ebenso Zeugnissevom Wirken der Prüfer, die beispielsweise die Druckplatten des zweitenBandeseiner bebildertenerotischenSittengeschichtenochinder Drucke-

MännlicheWeißbüschelaffen riechenFruchtbarkeit vonWeibchen

Die Männchen können dadurch Zyklusphasen unterscheiden

n Forscher der UniversitätLeipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäreAnthropologie haben herausgefunden, dass männliche Weißbüschelaffen die fruchtbare (fertile) Phase vonWeibchen durch Unterschiede in deren Körpergeruch erkennen. Miteiner Kombination aus chemischen Analysen und Verhaltenstests entdeckten sie,dass weibliche Weißbüschelaffen während ihrer fertilen Phase verschiedene Substanzen freisetzen, die einen besonderen Geruch ergeben, und dass Männchen diese Unterschiede wahrnehmen können. Ihre Forschungsergebnisse haben sie jetzt in dem renommierten Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler nahmen zu unterschiedlichenZeitpunkten desMenstruationszyklus‘ Geruchsprobenaus dem anogenitalen Bereich vonweiblichenWeißbüschelaffen. Ein Teil der Proben wurde mittelsGaschromatographie-Massenspektrometrieuntersucht, um die Zusammensetzungdes Geruchszuanalysieren. Im Vergleich zwischen den Phasen des Menstrualzyklus wurden Geruchssubstanzen deutlich, die währendoder nach demEisprung besondersintensivwaren.„Anhand dieser Substanzen könntenMännchen den Zeitpunktund dasEndeder fertilen Phaseder Weibchen erkennen“, sagt dieErstautorinder Veröffentlichung,Marlen Kücklichvon der UniversitätLeipzig unddem Max-Planck-Institutfür evolutionäre Anthropologie in Leip-

DieMännchender Weißbüschelaffenhaben eine feineNase– vorallem, wenn es um ihre Paarung geht.Foto:Prof. Dr.AlmuthEinspanier

zig.Deshalb wurde der andere Teil der Proben den Männchen präsentiert, um deren Interesse an den Gerüchenzutesten. Die Männchen zeigten allgemein mehrInteresse an den Geruchsprobenvon Weibchen währendder

fruchtbaren Phaseals an den Proben aus nicht-fruchtbaren Phasen. Weißbüschelaffen lebeninerweiterten Familiengruppen, in denen in der Regelnur das ZuchtpaarNachwuchs bekommt. FrühereStu-

reizerstörten. Die Fallbeispiele gebennicht nurEinblicke in die Hintergründe der Indizierung, sondernkontextualisieren auch die gesellschaftliche Sprengkraftund politische Botschaft mancherProvokation.

„Die Ausstellung widmet sichden massenhaft verkauften Unterhaltungsprodukten, die trotzihrer Popularitätoft nicht ernst genommen werden. Dabeigehteshier um durchaus aktuelle Fragen: Solltenwir Heranwachsende vorDarstellungenvon Gewalt undSexualität schützen? Oder leistet nicht vielmehrdas Argumentdes Jugendschutzes der Zensur Vorschub?“,betontKuratorPatrick Merziger,Juniorprofessor am Institut fürKommunikations- undMedienwissenschaft der Universität Leipzig

Die Ausstellung„Schmutzund Schund.Die Weimarer Republik“ist biszum 26. Januar 2020, dienstagsbis sonntags von10bis 18 Uhr, donnerstagsvon 10 bis20Uhr sowie an Feiertagen(außer montags) von10bis 18 Uhrzusehen. DerEintritt istfrei. Die Eröffnungfindet am 10.Oktober um 19:30 Uhrstatt.Nachder Begrüßungdurch MichaelFernau, Direktorder DeutschenNationalbibliothek in Leipzig,gibteseineEinführung in dasThema durchDr. Stephanie Jacobs, Leiterin des DeutschenBuch- und Schriftmuseums, gefolgt voneinem Vortrag vonJuniorprof. Dr.Patrick Merziger

dien habengezeigt, dass die väterliche Fürsorge vonentscheidender Bedeutung fürdas ÜberlebenderJungtiereist.„Nur,wenndasMännchen wirklichder Vaterder Jungtiereist,lohnt sich fürihn dieser Energieaufwand derFürsorge.ErkennteramGeruch des Weibchensderen fertile Phase,kannerdurch gezielteKopulationen währenddieser Zeit seineVaterschaft gegenexterneMännchensicherstellen. Damitkönnte der Geruch helfen, die Bindungdes Zuchtpaareszustärken unddie Überlebenswahrscheinlichkeitder Jungtierezuerhöhen“, erklärtMarlen Kücklichdie Bedeutung der Geruchsveränderungenfür dasSoziallebender Weißbüschelaffen.

IndieserStudiehabendieAutorennichtnurdie Verhaltensreaktionen der Tiereauf sozialeGerüche beobachtet, sondernauchdie Zusammensetzungder Gerüche derWeibchenanalysiert. „Methodische Probleme beim Sammeln vonGerüchen habenlange Zeit den Nachweis dieser VeränderungenimGeruchsprofilerschwert. Inzwischenhaben wireineMethode ausder Pflanzenökologie übernommen undauf dasSammelnvon Körpergerüchenvon Säugetieren angepasst. Dies ist einevielversprechende Methode, mitder wirchemische Substanzen ermittelnkönnen, die fürFertilität,soziale Dominanz, Gesundheit undFitness spezifisch sind“, erklärtdie leitendeAutorin Prof.Dr. Anja Widdig,die ebenfallsanbeiden Einrichtungen forscht. Zukünftige Studien könntenauf diese Artund Weisehelfen, die sozialeKommunikation vonPrimaten, einschließlichden Menschen, besser zu verstehen. Susann Huster

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eutsche Nationalbibliothek

Zukunftsmusikinder Stadt

Die 43. Leipziger Jazztage steigen vom10. bis 19. Oktober

n Vielleichtwar es ein Riesenglück,dass die Supermächte UdSSRund USA während der 60er ihreAuseinandersetzungen in den Weltraum verlegten. Während dort Kosmonauten und Astronauten darum wettliefen, werals Erster auf dem Mond spazieren würde,blieb untender Krieg ein kalter.Am21. Juli 1969 ließ dann der Amerikaner Neil Armstrong mit ein paar Schrittenauf dem Mond sein Land als Sieger durchs Ziel gehen und machte dem mit absurdem Aufwand geführtenWettbewerb ein vorläufiges Ende.Die Zukunft warGegenwart geworden, und die beiden Weltherrschaftssysteme pflegten ihren relativ ungefährlichen Nebenkriegsschauplatz. DieWeltschautezuund ließ sich gerne ablenken.

Die 60er warenaußerdem eine, wenn nicht die Blütezeitdes Jazz. Er wurde endgültig avantgardistisch,befreitesichvon harmonischenund sonstwelchen Fesseln, wurde politischund /oder spirituell undfeierte mitNew York alsZentrum seineOktoberrevolution. Danach warnichtsmehrwie zuvor, undzu solchemEndegriff auch der neue Jazz nach den Sternen. Dessen HohepriesterJohn Coltrane nannte 1967 sein spätes Duo-Album mitdem Schlagzeuger RashiedAli „InterstellarSpace“, sein künstlerischerZiehsohnPharoah Sanderstitelte 1974 „Voyageto Uranus“. Alsdritter Tenorsaxofonist dieses neuen Selbstbewusstseinshatte 1969 Albert Ayler die Formel fürdas alles formuliert: „Music is theHealingForce of theUniverse“.Und BigBand-respektiveArkestra-ChefSun Ra behauptete gleichganz, vomSaturnzukommen. „Cosmic Tonesfor Mental Therapy“ hieß 1963 eines seiner unüberschaubar vielen Alben. SunRaist 1993 gestorben, der Community-Gedankeseines SunRaArkestras aber lebt weiter in spektakulär kostümiertenGroßformationen, die unvorhersehbarund spaßvoll etwaszelebrieren, dassichjeder Rubrizierung entzieht.Aktuell führt AltsaxofonistMarshall Allen dasabenteuerliche Unternehmen. Der ist inzwischen95Jahre alt, tourtnochimmer undist genaurichtig,umwährend der nun schon43. Leipziger JazztageseineZukunftsmusikzuzelebrieren (17. Oktober, 19.30 Uhr, Westbad), vorbereitetvom in die Tage integriertenFilm„Space Is thePlace“.

Die Vokabel„Zukunftsmusik“giltgemeinhin alsetwas,das noch in der Ferneliegt, weswegenman die Beschäftigungdamit gerneden täglichenPragmatismenopfert.Dies zu tun, widersprichtden Machernder Jazztage, die traditionellprogrammatischarbeiten, stattnur wieüblichein Nummernprogrammbekannter Namenauf die Schnur zu fädeln, damitman vorherschon weiß, wasman hinterher gehabt habenwird. In Leipzig herrschenAbenteuerlust undRisikofreude, aufdassamEndedie Summeetwas größer ausfälltund manerfahrenhat,was andernortsirgendwann aufdem Zettel stehen wird

Dasmit 29 KonzertenplusVorträgen, Film, Podiumsdiskussionenund mehrals 150 Musikern an einem DutzendSpielortenzwölf Tage lang quer durchdie Stadtklugkonzipierte Festivalbeginntschon am 6. Oktober(ab 20.30 Uhr) mitsoeinem Vorverweis in die Zukunft. Die sichvon Programm zu Programm immer erstaunlicherentwickelndeLeipziger BigBand SpielvereinigungSuedtritt gemeinsammit der

Berliner Brigade FuturIII auf, integriert HipHopund Electronics, wobeisie auch textlich ein paar heiße Eisenunserer Gegenwartindie Hand nimmt. FuturIII bedeutet, dass einEreignisinder Zukunftgeschehen sein wird,dessenVoraussetzungenebenfallserst in derZukunftgeschaffensein werden.

Vergleichbar Futuristisches ist auch vomin zwei Konstellationeneingeladenen SchlagzeugerSamuelRohrerzuerwarten, dessenQuartett „DarkStarSafari“ (15.Oktober,20Uhr,UT Connewitz, 16. Oktober, 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels) drei der Köpfedes innovativen skandinavischen Jazz zu einer Allstar-Banddes Neuen zusammenbringt, die ein anderes Songwritingvor elektronischen Sphärenklängen verabreichen: GitarristEivindAarsetund die beiden Soundzauberer Erik Honoré undJan Bang,der mitdunkelsuggestiver Stimmean Rockavantgardistenwie DavidSylvian und ScottWalker erinnert.

Großorchestrales liefernauchdas Berliner Andromeda Mega ExpressOrchestra (12. Ok-

Initiativewill 2026 dasLortzing-Jahr

tober, 20 Uhr, Kunstkraftwerk)und zum Finale noch einmal die SpielvereinigungSued, dann mitdem MDR-Rundfunkchor in einerAuftragskomposition desUS-SchlagzeugersJohn Hollenbeck nacheinem Librettovon Nora Gomringer. Bands wieRocketMen, (12. Oktober, 23.59, die naTo)Mouse on Mars oder Liun +The Science Fiction Band (13. Oktober, 20.30, die naTo)umSängerinLuciaCadotsch undSaxofonist WanjaSlavingreifen nicht nur mitihren Namennachden Sternen, undauch der traditionelle Jazz fürKinder annonciert „Peterchens Mondfahrt“.Die sehr besondere, immer andersüberraschende Schweizer SängerinErikaStucky (17. Oktober, 19.30, Westbad) kommtmit ihremaktuellen Programm und dem Soundtüftler FM Einheit vonden Einstürzenden NeubautennachLeipzig Jubiläen vonzweider bedeutendsten Jazzlabels indiesemJahrwerdeninWort undBildbegangen: Blue Note undECM. Beim Münchner Labelhaben der Pole Maciej Obara (12. Oktober, 20.00, Kunstkraftwerk) unddie Norwegerin MetteHenriette (18. Oktober, 20.00, Schauspiel) debütiertund auch der großartige Schweizer HolzbläserClaudio Puntin, der mit der isländischenGeigerin Gerður Gunnarsdóttirinberückender GemeinsamkeitEssenzen des Nordensmusikalisch heraufbeschwören wird.Erinnertwirdandie gleichermaßen expressivewie klug konstruiertindie Zukunft weisende Musikdes einzigartigen ostdeutschenSaxofonisten/KlarinettistenManfred Schulze (13. Oktober, 16 Uhr, Paul-Gerhasrdt-Kirche).

Mitden beiden Bands Punkt.Vrt.Plastik (10. Oktober, 23,59, die naTo)und PhilippGropper’sPhilm (17. Oktober, 23.59, naTo)werden zwei der intensivsten, innovativstenund konsequentestenBands des neuen europäischen Jazz in nächtlichenClubkonzertenpräsentiert. DasNew Yorker ClaudiaQuintet(18. Oktober, 23.59, naTo)ist seit mehrals zwei Jahrzehnten eineInstanz neben dem Vorhersehbaren.

Wieder wird der Leipziger Jazznachwuchspreis verliehenals wichtigesSignalder Vorortförderung der nächstenGeneration.Und mitdem britischen Gitarrengiganten John McLaughlin (19. Oktober, 19.30 Uhr, Opernhaus) wird einerauf der Bühnestehen, der mitseinem Mahavishnu OrchestraJazzgeschichtegeschriebenhat undgenau der Richtige war, als Miles DavisamEndeder 60er mitdem Jazz in Richtung Rock ging Ulrich Steinmetzger

Künstler und Restaurant-Betreiber reichen Petition ein und wollen an Erfolge des Komponisten erinnern

n Er wirdoft auf „Zar und Zimmermann“ sowie den „Waffenschmied“ reduziert. Doch Albert Lortzing (1801–1851) hat ein umfangreiches Repertoirehinterlassen. Das Besondere: Er ist in Berlin geborenund gestorben. Doch Leipzig ist die Stadt,inder er die längsteZeit seines Lebens gelebt und gewirkt hat. So sind hier achtseiner elf abendfüllenden Spielopern entstanden, darunterdie beiden weltweit bekannten.

„Das istdochein Grund, ihminLeipzig ein Festjahrzuwidmen“, findet Mike Demmig, der dasTheaterrestaurant „Lortzing“ in der MusikalischenKomödie (Muko) betreibt.Er hatsichVerbündetewie die Albert-Lortzing-Gesellschaft,den Verein Junge Stimmen,

die DirigentinEva Meitnersowie die Konsumgenossenschaft Leipzig gesucht, die das ebenso sehen. Entstanden isteinePetitionan den Stadtrat,ein Albert-Lortzing-Festjahr 2026 in Leipzig auszurufen. 2026 wird der 225. Geburtstag des Komponisten, Librettisten, Schauspielers, Sängers undDirigenten gefeiert. Lortzing, der alsErfinder der sogenanntendeutschen Spielopergilt, hatzwölf JahreinLeipzig gelebt,die erfolgreichund auch glücklichwaren. An der Musikalischen Komödie werden seineWerke gern gespielt –wiezuletzt „Casanova“.Weildie Muko sich seinem Werk verpflichtet fühlt, hatder Verein Notenspursie auch in seinekünftige Route mitdem Notenrad aufgenommen. „Ich findeesspannend, wenn Komponisten nicht nurauf ihre ganz bekanntenWerke re-

duziertwerden, sonderndas Gesamtwerk betrachtet wird“, betont DirigentinEva Meitnervom Freien OrchesterLeipzig „Michbegeistert, wieermit Raffinesseund Feingefühl kritischeThemenangegangen ist,sichunter dem Druckder Zensur mit Demokratie undFreiheitauseinandergesetzt hat.“ In so einem Jubiläumsjahrkönnten dann auch die unbekannterenWerke wie „Undine“ oder „Regina“aufgeführtwerden –bei einer entsprechenden Förderung. „Wir würden dasnatürlichbegrüßen“, betont Bernd-Rüdiger Kern vonder Albert-Lortzing-Gesellschaft. Lortzinghabeseine glücklichstenJahre in Leipzig verbracht Hier erfülltsichauchsein größterWunsch: 1844 wurde er Kapellmeister. Im April1845 wurde er dann allerdings seines Amtesent-

hoben, woranauchProteste des Publikums unddes Ensembles nichtsnützten. „Erwar ein genialer Theatermannund seine vielfältigen Talente befähigten ihn, die Textbücher fürseineOpernkompositionen selbst zu schreiben“,sagtDemmig,der auch dasLebendes Komponisten interessantfindet. Lortzingstammtaus einfachenVerhältnissen, warAutodidakt, vonden Etabliertenseiner Zeit wurde er nicht immerernstgenommen, vonTheaterdirektorenhäufigausgenutzt, von Kollegen düpiert. „Dennochhat er es geschafft“,sagtDemmig,der die Erinnerungskultur an LortzinginLeipzig kultivieren will Er ist sichsicher, dass „Lortzing26“ eineüber die Stadtgrenzen hinausgehendedeutschlandweiteAufmerksamkeiterzielen wird MathiasOrbeck

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Am 19. Oktoberinder LeipzigerOper: John McLaughlin.Foto: Javier Etxezarreta/dpa

Porschegibteine Millionfür gemeinnützige Projekte –Bewerberaus Leipzig gesucht

Vereine aus der Messestadt können sich ab heutemelden /35Preise winken

n 100.000 Euro für den Sportverein? Oder für das Kulturprojekt? Oder die Umweltinitiative?Projekte aus Leipzig können sich ab sofort um genau diese Summe bewerben.

Unterdem Namen „FerryPorsche Challenge“schreibt die Stiftung des Automobilbauers erstmalseinen Preis für gemeinnützige Projekte aus –und zwar gezieltfür solche an den Porsche-StandortenLeipzig und Stuttgart. Ab heutekönnen sich Interessiertebewerben. Anmeldeschluss ist am 6. Dezember.

„Mit der FerryPorsche Challenge wollen wirdas gesellschaftliche Engagement an den Standorten der Porsche AG fördernund Menschen würdigen, die ehrenamtlichtätig sind“,sagtder aktuelle Porsche-ChefOliverBlume, der dem Kuratorium der 2018 gegründeten Stiftung vorsteht. „Besonders wichtigist unsdabei,dassdie Konzepte nachhaltig,innovativ undkreativ sind.“

InsgesamteineMillion Euro lobt die Stiftung aus. 35 Preise werdevergeben –von 5000 fürdas Erreichender Endrundebis zum Hauptpreis von100.000 Euro.Und der wird gleichdreimal vergeben. Die Leipziger Volkszeitungunterstützt die Aktion alsMedienpartner undentscheidet am Endeauchinder

Jury mit, werdie Preise erhält

Die Chancen fürVereine ausLeipzig

stehen dabeinicht schlecht.Denn der Kreisder Bewerber ist geografisch eng begrenzt: NurProjekteanden Porsche-Standortenkönnensichbeteiligen. Dassinddie Stadtgebietevon Leipzig undStuttgart,woPorsche seine beiden Werkehat (alsoohnedie umgebenden Landkreise), die Landkreise Böblingenmit dem EntwicklungszentrumWeissachund Ludwigsburg, wo Teiledes Vertriebsund dasErsatzteillagersitzen, in Baden-Württemberg –unddie StadtSchwarzenberg im Erzgebirge.Dorthatte Porsche2015 den Werkzeugbau vonKukaübernommen. Beider regionalen Zuordnung der Bewerber kommeesabernicht darauf an, wo dieOrganisation ihrenSitzhat,son-

Neue Investments:

in der Jury des Wettbewerbs sitzen wird.„Mitder Ferry-Porsche-Stiftung verstärkt Porschenun sein soziales Engagement undich freuemich, die Stiftung alsstarken PartnerinLeipzig,für unsere Stadtgesellschaft, Sportund Kulturzuhaben.“

Namensgeberdes Wettbewerbs undder Stiftung istFerdinand„Ferry“ Anton ErnstPorsche. DerSohndes Käfer-KonstrukteursFerdinandPorsche hatte 1948 die Sportwagenmarke gegründet. Sein Sohn Wolfgang,heute Aufsichtsratschef,sitzt nunebenfalls mitinder Jury

dern aufden Ortdes Projekts, fügt eine Vertreterinder Stiftung hinzu.„Der Sitz des Trägerskannauchanderswo sein. Wichtigist,dass dasProjekt im betreffenden Gebiet stattfindet.“ Weitere Voraussetzungenfür jedeBewerbung:Das Projektist gemeinnützig und gehört zu einemder fünf Förderbereiche: Soziales, Umwelt,Bildung /Wissenschaft, Kultur oder Sport. Biszudrei Initiativenkannjeder Antragssteller ins Rennen schicken.

„Mit der Entscheidungvon 1999 in Leipzig ein Porsche-Werkzuerrichten, hatPorsche dasindustrielleHerz unsererStadt wachgeküsst undgehörtnun zuLeipzig“, sagteLeipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der selbst

Werdie Preisgelder am Endeerhält, entscheidet nicht allein die Jury:Zunächst gibt es eineVorauswahl perOnline-Voting, beidem jeder im Internet mitabstimmen kann. Die 35 Bestplatziertenziehendannindie Endrunde ein–und habendamit schon5000 Euro sicher. Werletztlichauchnochdie elfköpfigeJuryüberzeugenkann, erhält sogarnochdeutlichmehr: Nebenden drei ersten PreiseninHöhevon je 100.000 Euro winken sechsmal 50.000 Euro,zehnmal 25.000 Euro undeinen Sonderpreis in Höhe von75.000 Euro FrankJohannsen

Bewerbungensindbis zum 6. Dezembermöglich, undzwarüberdie eigens dafüreingerichtete Homepage: www.ferry-porsche-challenge.de

Florena-WerkbautAußenstelle in Leipzig

Neue Fabrik soll 2022 anlaufen –keine EinschnitteinWaldheim geplant

n Gebannte SpannungEnde September im Beiersdorf-Werk am Eichberg in Waldheim. Pünktlich zum Schichtwechsel um 14 Uhr hattedas Unternehmen die Mitarbeiter der Früh- und der Spätschichtimgroßen Speiseraum im Hauptgebäude zur Betriebsversammlung zusammengetrommelt.Denn die 260 Mitarbeiter am Standortsollten es zuerst erfahren, wasBetriebsleiter Stephan Roelen zu verkünden hatte: Beiersdorfwill kräftig investieren und die Produktionerweitern –aber nichtinWaldheim, sondern in Leipzig.ImNorden der Messestadt soll bis 2022 ein komplett neues Werk für Kosmetik und Körperpflegeproduktehochgezogen werden.

Die Mitarbeiternahmendie Nachricht zunächstmit gemischten Gefühlen auf. Drohen dem Standort,dem Beiersdorf schon2016 einen Sparkurs verordnet hatte, erneut Einschnitte, wenn die ProduktionnachLeipzig wechselt?BetriebsleiterRoelen, der erst seit anderthalb Jahren an der Spitze der sächsischen Beiersdorf-Tochter steht, trat denBefürchtungensofortentgegen. Während

Waldheim Cremes undWässerproduziert, sollen in der neuen Leipziger Anlage Aerosole –alsoSprays–hergestellt werden. Überschneidungengebees nicht

Waldheim soll sogardie Zentrale für ganz Sachsen werden, Leipzig dann als Außenstelle die verlängerte Werkbank der BeiersdorfManufacturing Waldheim GmbH (BMWa), wiedas einstige Florena-Werkseit2002 heißt. „Die Pläne beinhalten Überlegungeneiner organisatorischenZugehörigkeitdes Neubaus zur BeiersdorfManufacturing Waldheim GmbH“,erklärteeineKonzernsprecherin.

200 Jobs sollen in Leipzig bereitsinder erstenAusbaustufeentstehen, hieß es im Leipziger Rathaus. „Die Industrieanlage soll aber in den Folgejahrenwachsenund perspektivischmehrere HundertArbeitsplätze bieten.“ Nach LVZ-Informationen könntenesam

Ende 700 sein. DasLeipziger Werk ist dann fast dreimal so groß wieder StammsitzinWaldheim, wo noch knapp 260 MitarbeiteranBord sind. Wasgenau in Leipzig produziertwerden soll, wollteBeiersdorfnochnicht verraten. Nach LVZ-Informationen geht es um

verschiedeneProdukteinSprühflaschen, darunter Rasierschaum. WiebereitsinWaldheim,woneben der

Stammmarke Florena auch Niveaund Eucerin vomBandlaufen, sollen auch in Leipzig mehrere Konzernmarkenproduziertwerden

DerNeubauist Teil der Investitionsoffensive„C.A R.E.+“,die der neue KonzernchefStefanDeLoecker Anfang des Jahres aufgelegt hatte. 70 bis80MillionenEurozusätzlichsollenabsofortin Zukunftsinvestitionenfließen.

Auch in Waldheim hatBeiersdorferst kürzlichinvestiert: Im Aprilwar dort eineneue Produktionslinie fürFlaschen in Betrieb gegangen. „Auf der neuen Linie werden vorallem Gesichtspflegeprodukteder Marken Niveaund Eucerin produziert“, erklärte dieKonzernsprecherin. Die Investitionhatte Beiersdorf bereitsAnfang2018 angekündigt.

DenPlan, jetzt in Leipzig zu investieren, wertet Thomas Horn,Chefder landeseigenenWirtschaftsförderungSachsen, nunals Glücksfall auch fürWaldheim.

„Wenn ein internationaler Konzernwie die BeiersdorfAGgerade in Sachsen weiter wachsen will,ist daseineerfreulicheNachricht fürden sächsischenWirtschaftsstandort insgesamt. Dasmacht stolzund motiviertfür zukünftige Vorhaben.“ BjörnMeine,ThomasSparrer

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Beiersdorf,Mutterkonzern vonFlorena,wird ab 2022 auch in Leipzigproduzieren. Foto:dpa

Forscher entwickeln „Landkarte“

für Krebswachstum

„Roadmap“ soll Rückfallwahrscheinlichkeit und Sterblichkeit der Patientenverringern n Forscher der Universitätund des Universitätsklinikums Leipzig haben herausgefunden, dass die Tumorausbreitung und die Gewebeinvasion vonKrebszellen anhand der entwicklungsbiologischen Abstammung der Gewebe vorhersagbar sind.Die Simulationen vonAusbreitungsmustern des Gebärmutterhalstumors und die Analyse vonpathologischen Datenlieferte ihnen Ergebnisse,die der vorherrschenden Meinung widersprechen, dass sich Tumorezufällig und nach allen Richtungen gleich ausbreiten. Ihre Erkenntnisse veröffentlichtensie kürzlich in dem renommiertenFachjournal„Scientific Reports“.

„Unser Ansatz liefertChirurgeneine‚Roadmap‘ fürdie operative Entfernung vonTumoren, damitdie Patientendeutlichbessere Überlebenschancen haben, die Wahrscheinlichkeit eines Rückfallsreduziertund gleichzeitigdie Sterblichkeitdurch chirurgische Eingriffeminimiertwird“,sagtHansKubitschkevom Peter-Debye-InstitutsfürPhysikderweichenMaterieder UniversitätLeipzig,der gemeinsam mitDr. Benjamin Wolf vonder Klinikfür FrauenheilkundeamUniversitätsklinikum

Leipzig Erstautorder Veröffentlichung ist. Beide habengemeinsammit weiteren Physikern der Universitätund Medizinernder Universi-

Fluoreszenzbild einerTumorfrontdes Gebärmutterhals. Zellkernewurdenblauund sichteilende Zellen grün markiert.Tumorzellen, rotmarkiert, befallenund verdrängen gesundesGewebe.

tätsklinikdiese„Roadmap“erstellt. In ihrerArbeit zeigen die Wissenschaftler anhand vonpathologischenDaten ausüber500 Fällen und Computersimulationender Tumorausbreitung, dass dasWachstumspotenzial vonGebärmutterhalskrebs nicht in alleRichtungenhin gleich ist unddass die Ausbreitungswahrscheinlichkeit zwischenverschiedenen anatomischen

Strukturen in unmittelbarer Nähe desGebärmutterhalses starkvariiert. Einigeanatomische Strukturen, wiedas Gewebeder Harnblase, warendeutlichhäufigerbetroffenals andere Strukturen, beispielsweise der Harnleiterund dasRektum. „Zwischender Befallswahrscheinlichkeitund dem entwicklungsbiologischen Ursprung derGewebe–der sogenannten

Kompartimente–bestehtein Zusammenhang: Kompartimente, die einen starkenentwicklungsbiologischen Verwandtheitsgrad zum Gebärmutterhalsaufweisen, habeneinehöhere Wahrscheinlichkeit, vomTumor befallen zu werden alsGewebemit einem schwachenVerwandtheitsgrad“, erklärtWolf. MitHilfe einer Gewebekartierung könne die Wahrscheinlichkeit einer Tumorausbreitungineinem bestimmtenGewebevorhergesagt werden.

Die Forschungsergebnissebieten einenRahmenfür die Konzeption undVorhersageder lokalen Ausbreitungvon Gebärmutterhalskrebs. Die entwicklungsbiologische Gewebecharakterisierungkönne wahrscheinlichals „Risiko-Landkarte“für daslokaleKrebswachstum in anderen Tumorendienen. „Wenn manden embryologischenUrsprung eines Gewebes kennt, in dem Krebsauftritt, kann maneinerelative Wahrscheinlichkeit ableiten, dass verschiedenebenachbarte Gewebe vonTumorzellen befallen werden“, erläutertPhysikerProf. Dr.Josef Alfons Käs. Die chirurgische Entfernung des Tumors könnesogenau aufdas gefährdeteGewebe zugeschnitten werden. In Zukunftkönnte dieses Wissen dazu beitragen, die Sterblichkeit vonPatientenbei Tumoroperationen zu verringern,indem risikoarmesGewebegeschont undgleichzeitigdie lokale Tumorkontrolle verbessert wird unl

Malereien in der Frauen- undKindermedizin

Seit genau zehn Jahren leitet der Maler und Grafiker Gerd Neumann den Malkurs am Robert-Schumann-Gymnasium Leipzig.Erhat dortvon der fünftenbis zur zwölftenKlasse talentierte Schülerinnen, die er in Öl-, Aquarell- und Pastellmalerei ausbildet.Zudiesem 10-jährigen Jubiläum werden nun die besten Künsteder jungen Künstlerinnen im Atrium der Frauen- und Kindermedizin (Haus 6) ausgestellt.Die ausdrucksstarken Bilder zeigen ein Mosaik vonMomentaufnahmen, die die Künstlerinnen begeistern. Sie reichen vonTierportraits über Blumen bis zu Landschafts- und Städtemalerei. hu 10 JahreMalkursamRobert-Schumann-Gymnasium– Malerei vonAnnaCihlar,Emilia Dittrich,VictoriaDietrich,Chantal Funke, VanessaFunke,YvetteGyarmati, WenckeGränz, Sophia Salzberger, SarahSchammler,Freya Schlabes, LeaSchneider undJosephineKrause. Ebene1der Frauen- undKindermedizin, Liebigstraße20a, Haus 6. Die Ausstellung istbis 1. November zu sehen.

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Bild: Ma lk urs Ge rd Neumann
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