Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | März 2020

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Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

lvz .de/wirtschaftszeitung

Ausgabe 6

Heft 1/2020

Preis: 2,90 €

Unternehmer & Unternehmen

Setzt stark auf Ausbildung: Profiroll-Chef Jens Wunderlich. Seite 8

Geld & Märkte

Fit fürs Business

Gibt sich kompromissbereit: Bauern-Boss Torsten Krawczyk. Seite 9

Forschung & Entwicklung

Katja Kupfer hält die Ropes beim Crossfit fest in der Hand. Die Digitalchefin eines Leipziger Fachverlages weiß: Der Körper ist eine Maschine, die regelmäßig gepflegt und gewartet werden muss.

Doch oft liegt vielen Managern das neueste Software-Update in der Firma mehr am Herzen als ihre eigene „Pumpe“. Das ist kurzfristig und einseitig gedacht. Denn gerade Unternehmer, Führungskräfte und Selbstständige sind kritischen Mehrfachbelastungen ausgesetzt, die zu bleibenden Gesundheitsschäden führen können. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magenprobleme oder psychische Anfälligkeiten können die Folge sein. Gesunde und ausgewogene Ernährung, wiederkehrende Ruhepausen und regelmäßige Bewegung sind notwendig, um lange und gut leiten zu können. Dass Führungskräfte und Unternehmer aus dieser Pflichtaufgabe oft ein Hobby machen, um sich fit zu halten, zeigen wir auf Seite 25

Steht auf Düfte: Michael Heinz, Bell-Flavors-Geschäftsführer. Seite 22

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zeitung
Ulrich Milde Marco Warmuth
Fo to:Pete rFra nke An ze ig e
Dirk Knofe

Inhalt

Unternehmer & Unternehmen

Fachkräftemangel erst bei Vollbeschäftigung

Gespräch mit Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen

Engpass bei hochspezialisierten Ärzten

Interview mit Wieland Kiess, Chef der Uni-Kinderklinik

Joblinge – Helfer für

Kommentar

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Impressum

Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung

Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de/wirtschaftszeitung

Für Fragen oder Hinweise zur Lieferung der LVZ Wirtschaftszeitung erreichen Sie uns kostenfrei unter 08002181-020. Wenn Sie Fragen zu einer Anzeigen-Buchung haben melden Sie sich bitte unter der Telefon-Nummer: 0341 2181-1909.

Redaktionsleitung: Ulrich Milde

Redaktion: Dr. Ulrich Langer, Frank Schmiedel, Stefan Michaelis, Bert Endruszeit, Nadine Marquardt, Uta Zangemeister, Nannette Hoffmann

Layout: Christiane Kunze, Silke Kaiser

Vermarktung: Björn Steigert, Thomas Jochemko

Projektleitung: Ilka Mareen Fischer

V.i.S.d.P.: Jan Emendörfer

Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & KG Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. Geschäftsführer: Björn Steigert, Adrian Schimpf

Druck: Pressedruck Potsdam GmbH

Auflage: 20 000

Nächster geplanter Erscheinungstermin: Juni 2020

Preis: 2,90 Euro

Bitte beachten Sie die Informationen gem. Art. 14 DSGVO zur Herkunft und Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten: www.madsack.de/dsgvo-info-art-14

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von Oliver Fern

Der mitteldeutsche Mittelstand hat nicht erst seit der Wende deutlich bewiesen, dass er robust ist und auch schwierige Situationen mit Innovationskraft bewältigen kann. Wir dürfen darum einiges an Erfindungsreichtum und Anpassungsfähigkeit erwarten –auch bei der Antwort auf die Frage, wie die Unternehmerinnen und Unternehmer dem Fachkräftemangel begegnen.

Mit Blick auf die Zukunft sind große Umbrüche und Herausforderungen für die mitteldeutschen Firmen zu erwarten: Hier ist neben den branchenspezifischen Risiken in der für Sachsen und Thüringen so wichtigen Automobilindustrie sowie der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft insbesondere eine demographisch anspruchsvolle Entwicklung zu nennen, die es den Unternehmen erschwert, gut qualifiziertes Personal zu finden.

So wiesen in Sachsen gemäß dem aktuellen Fachkräftemonitoring-Report der sächsischen Industrieund Handelskammern 55 Prozent der befragten Unternehmen zum Befragungszeitpunkt offene Stellen aus – in Branchen wie der Informations- und Kommunikationstechnologie ist die Nachfrage nach Fachkräften sogar noch ausgeprägter. Facharbeiter und Gesellen sind mit Abstand die meistgesuchten Arbeitskräfte; kleine Betriebe haben zudem die größten Stellenbesetzungsprobleme. Ausbleibende Bewerbungen stellen zwar das Hauptproblem dar, aber leider oft auch eine unzureichende Zusatz- oder Spezialqualifikation.

Wo aber nun sind die Antworten auf diese Zukunftsfragen zu finden? Zum einen muss es den mitteldeutschen Unternehmen gelingen, neue qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und zu integrieren. Ostdeutschland kann hier von einem Trend zur Rückkehr ostdeutscher Fachkräfte in den vergangenen Jahren profitieren. Die verbesserte Arbeitsmarktsituation, günstigere Lebensbedingungen bei Mietpreisen und Kinderbetreuung und der Wunsch zur Rückkehr in soziale Netze wie Familie sind hier die Treiber. Hier können Länder, Städte und Gemeinden Anreize schaffen, dass diese Bewegung anhält. Zudem können die ostdeutschen Unternehmen – wie in der Vergangenheit –von Frank Schmiedel

auf betriebliche Lösungen setzen, um moderne Arbeitsplätze und -bedingungen zu schaffen, statt auf zentral gesteuerte Programme zu bauen. Notwendig ist es, in weit stärkerem Umfang als in der Vergangenheit qualifizierte Zuwanderer aus dem Ausland zu gewinnen. Das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz schafft hierfür die rechtlichen Voraussetzungen. Notwendig ist es, die mit dieser Liberalisierung verbundenen Spielräume jetzt für eine gezielte Anwerbung von Arbeitskräften insbesondere aus Nicht-EUStaaten zu nutzen. Bürokratische Hemmnisse müssen abgebaut werden, damit dies gelingt. Zum anderen wird Weiterbildung das große Thema für die nächsten Jahre sein, um zu ermöglichen, dass unsere Wirtschaft Chancen zum Wachstum nutzen kann. Maßnahmen sollten hier vor allem darauf zielen, die Quote der erfolgreichen Schulabschlüsse zu erhöhen. Außerdem müssen gerade viele Automobilzulieferer ihre Belegschaft für die neuen Herausforderungen der E-Mobilität ausbilden beziehungsweise und umschulen. Eine „Weiterbildung 4.0“ ist eine wesentliche Voraussetzung für die „Industrie 4.0“. Die ostdeutschen Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeichnen sich seit jeher durch hohe Flexibilität und Erfindungsreichtum aus. So entstand eine Wirtschaft, die effizient arbeitet und durchaus krisenfest ist. Von ihr kann man kreative Antworten auf den Fachkräftemangel erwarten.

Respekt statt

Die Mitte Mitteldeutschland, 2035: Der vorzeitige Kohleausstieg ist durch, der Wolf wieder jenseits von Oder und Neiße verdrängt, die stets warme Luft kann frei zwischen den verblieben Windkraftanlagen und über die hektargroßen Sonnenkollektoren strömen. Auf den riesigen Seen der ehemaligen Braunkohlegruben cruisen die Solar-Elektro-Boote. Hart gearbeitet wird in der Doppelstadt Leipzig-Halle, an der Elbtal-Achse Meißen – Dresden – Pirna und im Chemnitzer Cluster zwischen A4 und A72. Nur hier gibt es noch Industriearbeitsplätze, Forschung und Wissenschaft. Die bewohnten Industriekultur-Denkmäler Zwickau und Plauen sind per FlixTrainHyperloop an die Ballungsräume angeschlossen.

Der riesige Rest sind weite Naturschutzgebiete, Naherholungsreservate für gestresste Großstädter, grüne Auen, unterbrochen von kleinen Ortschaften, die allein dem Tourismus dienen. Freizeitpark Ost. Neben riesigen Parkplätzen mit Ladestationen für E-Autos gibt es dort kleine und große Rastplätze.

Speisen und Getränke werden an intelligenten Automaten ausgegeben, geordert per App von durchsichtigen 9G-Handys, bezahlt mit dem in den Unterarm implantierten PayChip. Selbstreinigende Tische und Putzroboter sorgen für Sauberkeit. Warendrohnen übernehmen die Belieferung der Stationen. Eine saubere Zukunft.

Eines fehlt: In diesen riesigen Freizeitparks gibt es kaum noch Menschen, die sich um das leibliche Wohl der ruhesuchenden Ausflügler kümmern. Ein nettes Wort, Interaktion, Beratung zu Speisen und Getränken, Gemütlichkeit und Wärme fehlen. Nur Servicetechniker kommen vorbei, wenn sich ein Automat am eigenen Code verschluckt hat.

Zurück ins Jetzt. Läuft es so weiter in der Gastronomie wie aktuell, dann könnten solche personalfreien Szenarien Wirklichkeit werden. Unseren Gastronomen gehen die Arbeitskräfte aus – und zwar in Größenordnungen, die mit konventionellen Maßnah-

men nicht kompensiert werden können. Hübsche Werbekampagnen kollidieren schnell mit der stressigen Wirklichkeit in den Gastbetrieben. Maßnahmen wie Gastronomie-Akademien, die eine Berufsausbildung mit einem höheren Bildungsabschluss kombinieren wollen, greifen zu kurz – oder ihre Absolventen stehen dem Arbeitsmarkt erst in mehreren Jahren zur Verfügung. Dann kann es aber für viele Unternehmen bereits zu spät sein. Das Anlocken ausländischer Fachkräfte ist auch nur ein Tropfen auf die heiße Herdplatte. Eine kurzfristige Lösung wird nur verlagert, das Problem nicht gelöst.

Neben adäquater Bezahlung brauchen die Berufe der Gastronomiebranche vor allem wieder das gesellschaftliche Ansehen, welches sie verdienen. Die Köche, Kellner, Barkeeper und nachgeordneten Kräfte sorgen dafür, dass es uns Gästen gut geht, dass wir sorglos genießen können, wenn wir uns eine Auszeit gönnen. Respekt vor ihrer Person und Arbeitsleistung ist unabdingbar. Nur dann werden diese Berufe wieder interessant für junge Menschen, die Karrierepläne haben und zugleich auch noch ein erfülltes Leben neben der Arbeit anstreben. Es sei denn, man möchte Automaten im Grünen.

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Oliver Fern (50) ist seit 2014 Regionalvorstand der LBBW, Unternehmenskunden Ost/Südost
Mit Erfindungsreichtum dem Mangel begegnen
Automaten
Andreas Pohlmann
lvz .de/wirtschaftszeitung
Christian Modla
Frank Schmiedel, Redakteur LVZ-Wirtschaftszeitung
benachteiligte Jugendliche 5 Interview mit dem Leipziger Geschäftsführer Matthias Kretschmer Krisenstimmung in der Gastronomie 6 Den Betrieben geht das Personal aus Die vergebliche Jobsuche eines HTWK-Absolventen 7 Mathematiker Jan Langer musste nach Niedersachsen gehen Profiroll bildet seit Jahren überproportional aus 8 Bad Dübener Unternehmen behauptet sich im ländlichen Raum Geld & Märkte „Moderner Ablasshandel“ 9 Gespräch mit Sachsens Bauernpräsidenten Torsten Krawczyk Neuer Fonds zur Finanzierung von Firmenwachstum 10 Zunehmende Bedeutung von Unternehmensnachfolgen Vom Kfz-Mechaniker zum Mechatroniker 11 Ford-Autohaus Schneider setzt auf Weiterbildung Dubioser Grundstücksdeal 12 Schwarzbuch der Steuerzahler listet Fälle aus dem Osten auf Streiten mag er sich nicht 13 IHK-Sachverständiger Axel Hintersdorf bewertet Gebäude Business-Class 14 Neues aus den Chefetagen der regionalen Wirtschaft Batterie-Boom 15 In Mitteldeutschland sind mehrere Fabriken geplant oder im Bau Aufbau Ost: Patentrezepte gibt es nicht 16 Interview mit Wirtschaftsprofessor Ullrich Heilemann Forschung & Innovation Spitzenforschung an kleinen Standorten 17 Überblick über Einrichtungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Künstliche Intelligenz in Leipzig 18/19 ExB-Chef lobt das akademische Umfeld und die Mieten So wird Google ausgetrickst 20 Entwickler bringen Leser und Suchmaschinen zusammen Das Boss-Büro 21 Max Seelmann arbeitet mit seinem Personal zusammen Ein duftes Unternehmen 22 Ein Besuch bei Bell Flavors & Fragrances Wissen für die Wirtschaft 23 Fraunhofer-Institut will in die Unternehmen hineinwirken Aus Abfall wird Synthese-Kautschuk 24 In Leuna entsteht eine Anlage für chemisches Recycling Leben & Stil Fit fürs Business 25 Auf welchen Sport Führungskräfte setzen Wirtschaft trifft auf Politik und Wissenschaft 26 Zahlreiche Neujahrsempfänge in der Region Die Platine für den Finger 27 Roswitha Petersen recycelt elektronische Bauelemente Gut und edel? 29 Aus dem Weinkeller von Uwe Köster Handballer wird Promotionsstudent 30 Torwart Jens Vortmann schreibt Doktorarbeit an der HHL Der Leipziger Zoo und sein Masterplan 31 Hohe Investitionen in neue Attraktionen

„Ich bin stolz auf die Sachsen“

Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen sieht Fachkräftemangel erst bei Vollbeschäftigung

Er mag das Wort nicht in den Mund nehmen. Der allseits beschriebene Begriff „Fachkräftemangel“ habe eine „zu negative Ausstrahlung und ist für mich auch zu wertend“, winkt Klaus-Peter Hansen ab. Der Chef der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit greift lieber auf den Terminus „Fachkräftebedarf“ zurück, wenn es darum geht, dass Betriebe händeringend nach Mitarbeitern suchen.

Wenn die Firmenchefs über ihre Situation in Sachen Fachkräfte stöhnen und dies belastend sowie unerträglich empfinden, sei das deren persönliche Sicht auf die Dinge. „Ich versuche, mehr neutral darauf zu schauen. So ist unsere DNA bei der Arbeitsagentur“, fügt Hansen erklärend hinzu. Was so viel heißen soll wie: Nicht jammern, sondern agieren, um langfristig die richtigen Leute für das Unternehmen zu begeistern.

Und seine These lautet: „Solange wir bei uns keine Vollbeschäftigung haben, kann von Fachkräftemangel nicht gesprochen werden“, betont der begeisterte Motorrad-Fan, der unter anderem schon bis nach Griechenland auf seiner Maschine gerollt ist. Und laut Definition ist jeder jobmäßig erst dann versorgt, wenn die Arbeitslosenquote unter drei Prozent rutsche. „Derzeit sind wir bei etwas über fünf Prozent in Sachsen.“ Mutig blickt er auf die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre: „Dann könnte eine Zwei vor dem Komma stehen.“ Von dem Zeitpunkt an wird es ihn dann geben, den flächendeckenden oder branchenübergreifenden Fachkräftemangel.

Abgesehen davon sieht er derzeit längst kein „allgemeines Fachkräfteelend“, wie es manche immer wieder darstellen. „Es herrscht nicht generell, also überall, ein übermäßiger Bedarf an neuen Leuten“, sagt der in Freiberg und Brand-Erbisdorf aufgewachsene 57-Jährige. Vielmehr zeige sich dies lediglich sektoral und regional. „In manchen Gegenden ist er stark ausgeprägt, in anderen weniger.“ So verbuche etwa der Erzgebirgskreis die niedrigste Arbeitslosenquote in Sachsen, auch wegen der zahlreichen Auspendler gen Westen. Mit der Folge, „dass dort vergleichsweise wenig junge Leute wohnen und immer mehr Ältere in den verdienten Ruhestand gehen. Dadurch geht bis 2025 fast jeder Fünfte dem Arbeitsmarkt verloren“. In anderen Ecken des Landes falle das Manko an Fachleuten schwächer aus – „wie in den Ballungsgebieten Dresden und Leipzig, die einen enormen Zuzug verzeichnen“. Jedoch sei hier die Zahl der zu besetzenden Stellen wiederum meist höher als im ländlichen Raum. Und dann kämen noch Unterschiede von Branche zu Branche hinzu. Engpässe sieht Hansen im Bereich „Dienstleistungen am Menschen“. Gemeint ist nicht nur das Gesundheitswesen, sondern auch die Gastronomie, das Handwerk. Zum Teil gebe es schon Kopfgeld für die Gewinnung neuer Mitarbeiter etwa in der Altenpflege. „Auf einen Installateur für Gas-Wasser muss der Kunde im Schnitt über ein halbes Jahr warten.“ Klar ist für den früheren Mitarbeiter im Leuchtenbau-Betrieb Narva Brand-Erbisdorf, warum in solchen Sparten mitunter die „Mitarbeiter-Säge“ klemmt: „Dort, wo die Arbeitsbedingungen ungünstig sind, tags und nachts zu schaffen ist – zum Beispiel in der Gastronomie, Pflege

oder bei den Bahn- und Bus-Fahrern –, da bleibt der Ansturm von Nachwuchskräften bescheiden, um es vorsichtig auszudrücken.“ Er bringt es auf eine ganz einfache Formel: „Zu welchen Konditionen ist jemand bereit zu arbeiten?“ Scherzhaft ergänzt der Arbeitsagentur-Regionaldirektor: „Bedient zu werden ist eben leichter als zu dienen.“

Gravierend sei, dass „wir einerseits in Sachsen bei den Durchschnittslöhnen deutschlandweit auf dem drittletzten Platz stehen, aber andererseits bei der Arbeitslosigkeit in der Mitte Deutschlands angekommen sind.“ Im Osten habe der Freistaat zusammen mit Thüringen sogar die geringste Arbeitslosenquote. Da beiße sich die Katze in den Schwanz. Denn fest steht für den obersten sächsischen Jobvermittler: „Wer gute Fachkräfte möchte, muss sie auch ordentlich bezahlen.“

Verstärkt wird das seiner Auffassung nach noch durch generative Veränderungen, den Wandel im Wertesystem der Menschen. Was ist für die Jugend wichtig, welchen Stellenwert hat dabei die Arbeit? „Es geht um einen ganzen Strauß an Bedingungen“, wird Hansen gar fast poetisch. Eine Blume darin bilde natürlich der Lohn. Viele Beschäftigte setzten aber ebenso auf die Nachhaltigkeit des Berufs, schauten auf die Firmenprodukte, auf Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Karrierechancen, das Image des Unternehmens und der dort Agierenden. Das Umfeld einschließlich von Freizeitmöglichkeiten spielten ebenfalls eine zunehmende Rolle.

Die Zeiten auf dem sächsischen Arbeitsmarkt, lange Jahre geprägt von zweistelligen Arbeitslosenquoten, haben sich eben inzwischen gedreht.

Klaus-Peter Hansen (57)

Kurzum: „Der Kampf um die Köpfe hat längst begonnen.“ Wenngleich das wohl nicht jeder am eigenen Leibe spüre. Er „verstehe durchaus, dass trotz allem manche Menschen frustriert sind, weil sie mit einem guten fachlichen Abschluss derzeit dennoch keinen Job finden“, gibt Hansen ohne Umschweife zu.

Für die Zukunft „habe ich keine Bange, weil ich erlebte, was wir in den vergangenen 30 Jahren geschafft haben. Wir wissen, wie Strukturwandel geht.“ Er sei „bis in die letzte Haarspitze stolz auf die Sachsen“. Allerdings verfüge niemand über eine Blaupause für die künftige Entwicklung. Immerhin deuteten sich bereits Wandlungen an. Bislang seien immer genügend Leute für die Betriebe verfügbar gewesen. „Das ändert sich in nächster Zeit schon wegen der demografischen Entwicklung.“ Er spricht gar von der absehbaren Begrenztheit der Ressource Arbeitskraft. Hinzu komme der Strukturwandel einschließlich der massiv voranschreitenden Digitalisierung. „Wenn es uns gelingt, dafür die nötigen Lösungen zu finden, haben wir bis 2035 Vollbeschäftigung in Sachsen“, zeigt sich Hansen überzeugt.

Und er hat auch gleich eine Art Patentrezept zur Hand, das er ganz nüchtern, aber mit Nachdruck formuliert: „Der Rohstoff der Zukunft sitzt zwischen unseren Ohren.“ Jeder, der einen Beitrag leisten kann, in die Menschen zu investieren, sei hier gefordert. „Das ist unser Auftrag.“ Was für Hansen unter anderem bedeutet: lebenslanges Lernen. „Das ist künftig das Wichtigste“, meint einer, der seinerzeit ein EinserAbitur hingekriegt hat und schmunzelnd betont: „Ich hätte fast alles werden können.“ Egal, was derzeit ein Mitarbeiter im Betrieb oder wo auch immer zu tun habe, „es wird morgen eine andere Tätigkeit sein als heute, selbst wenn der Beruf dann weiter so heißt wie bisher“. Das betreffe mehr oder weniger jeden. Um das zu meistern, müssten seiner Ansicht nach vier Dinge auf die Reihe gebracht werden: Erstens der Ausbau der sozialen Kompetenz der Beschäftigten. „Sind sie in der Lage zur Interaktion mit den Kollegen? Wie sieht es mit der Konfliktfähigkeit aus, oder gerate ich bei jeder kleinen Gelegenheit in Rage?“ Als Zweites nennt er die methodischen Fähigkeiten, den Arbeitsprozess zu beherrschen – komplexes Denken und Handeln. Drittens das Fachwissen, viertens die persönlichen Kompetenzen. „Das heißt, wie gehe ich mit Niederlagen oder Rückschlägen um? Ordnung und Disziplin, Pünktlichkeit und Sauberkeit gehören gleichfalls dazu.“ All das, was in Zeugnissen in den Kopfnoten verankert ist. „Deshalb bin ich dafür, dass sie erhalten bleiben“, erklärt Hansen kategorisch. Die Arbeitsagentur habe zudem gute Instrumente für ständige Fortbildung. So funktioniere das Projekt „Lebensbegleitende Berufsberatung“ schon recht gut. In die Menschen zu investieren ziele darauf ab, die Jugendlichen in Sachsen zu halten, keinen von ihnen aufzugeben, selbst wenn er die Schule oder die Berufsausbildung abgebrochen hat. Zugleich müsse sich um diejenigen gekümmert werden, die schon älter sind und bereits in Unternehmen ihren Job erledigen. „Sie in der künftigen Entwicklung zu begleiten –darauf kommt es an. Sie gilt es für Veränderungen zu begeistern, die sie dann sachkundig mitgestalten.“

Das heißt für Hansen: Selbst über 50-Jährige sind

stärker zu fördern. Dann noch die Gruppe der Arbeitslosen, die schon bei den Arbeitsagenturen oder Jobcentern gelandet sind. „In deren berufliche Entwicklung sollte viel Kraft gesteckt werden.“ Nicht zuletzt seien die potenziellen Rückkehrer wichtig. Es gibt über 140 000 sächsische Auspendler. „Sie zurückzuholen – das wäre eine tolle Sache.“ Deswegen organisieren die Agenturen auch mit den Kommunen die Rückkehrerbörsen. Und schließlich die Zuwanderung. Sie bedeutet für ihn zunächst, europa- oder gar weltweit Ausschau nach Fachleuten zu halten. Diese für den Freistaat zu begeistern, stelle eine wichtige Herausforderung dar. Die Sachsen seien ja schon immer pfiffig und innovativ gewesen. „Von hier stammt der Teebeutel, der Kaffeefilter, hier war mit dem Bau der Horch-Autos eine der Wiegen der deutschen Fahrzeugindustrie und vieles mehr“, zählt er auf. Es lohne sich für Ausländer, sich in Sachsen anzusiedeln – „hier lässt sich gut leben und arbeiten“. Zudem seien Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. „Dabei kommen wir schon gut voran. 2015 standen 50 von ihnen in Ausbildung, heute sind es bereits 1 000.“

Die Arbeitsagentur hat laut Hansen in Sachsen im vorigen Jahr 200 Millionen Euro aufgewendet für die „Ressource Mensch“ – die höchste Förderintensität deutschlandweit. Bei den Arbeitsagenturen seien 70 Prozent der Leute, denen geholfen wurde, nach einem halben Jahr wieder in Arbeit, bei den Jobcentern immerhin 40 Prozent. Mehr Geld aufzuwenden, gar neue Förderprogramme aufzulegen – das hält Hansen für unnötig. „Viel wichtiger ist, die Individualität der Beratung durch uns zu erhöhen. Ich sage immer: Besser Kommunikation als Sanktion.“ Und der Regionaldirektionschef hat prompt ein Beispiel parat. Ein junger Mann habe eine Zeit lang alle Auflagen, Termine, die ihm das Jobcenter mit auf den Weg gab, verpasst. Selbst Strafen halfen nichts. „Es stellte sich bei einem intensiven Gespräch heraus, dass er seine gehörlosen Eltern nicht allein lassen wollte. Deshalb ist er fast nie zum Termin erschienen.“ Stattdessen habe er nebenbei die Gebärdensprache versucht zu erlernen. „Als wir das erfuhren, organisierten wir für die Eltern eine Betreuung und für ihren Sohn eine Ausbildung. Nun arbeitet er als Gebärdendolmetscher“, freut sich der Agenturchef. Förderprogramme gebe es genug – auf die Feinjustierung vor Ort bei deren Anwendung komme es an. „Mehr menschliches Aufeinander-Zugehen ist das Gebot der Stunde.“

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Klaus-Peter Hansen, Chef der sächsischen Arbeitsagenturen, kritisiert die niedrigen Durchschnittslöhne im Freistaat.
& Unternehmen Unternehmer André
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Von Ulrich Milde und Ulrich Langer
Kempner
„Wer gute Fachkräfte möchte, muss sie auch ordentlich bezahlen.“

Bei hoch spezialisierten Ärzten wird es eng

Wieland Kiess, Medizin-Professor und Chef der Universitäts-Kinderklinik Leipzig, kritisiert Unter-, Über- und Fehlversorgung im Gesundheitswesen

ordne, aber nicht, wenn ich mit dem Kind rede, weil es in der Pubertät steckt. Die Kinderärzte brauchen also eine Vergütung für die Zeit, in der sie mit dem Kind sprechen. Die Hochschulmedizin, wie wir sie heute haben, ist so auf Dauer nicht mehr finanzierbar.

Sie fordern also mehr Geld.

Geld ist genug im System, wir müssen es nur anders verteilen. Das Verhältnis zwischen finanziellem Aufwand und tatsächlichem Nutzen für den einzelnen Bürger ist nicht besonders gut. Nur ein Punkt: Wir könnten und sollten Kinder häufiger ambulant behandeln. Kinder gehören nur ins Krankenhaus, wenn es anders nicht geht. Dafür benötigen wir Klinikzentren.

Und insgesamt?

Da brauchen wir alle 60 Kilometer ein Schwerpunktkrankenhaus, das alles kann, ein Team von Spezialisten hat. Da würde man in Sachsen zwei benötigen. Dänemark zum Beispiel hat nur noch rund 30 Krankenhäuser, klug verteilt. Dazu gibt es Helikopterdienste, die etwa den Herzkranken in eine Schwerpunktklinik transportieren. Eine optimale Versorgung kann man nicht lösen, indem man an jeder Ecke ein Krankenhaus unterhält. Allein schon, weil wir nicht über die erforderlichen Fachkräfte verfügen.

Und vor Ort?

Mein Traum sind, wie in Skandinavien und zu DDR-Zeiten oder vor 40 Jahren in Bayern, Gemeindeschwestern. Sie kennen die Einwohner, impfen, schauen nach dem Blutdruck, geben Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen, raten gegebenenfalls zum Besuch des gut ausgebildeten Allgemeinarztes, der eine Lotsenfunktion übernimmt. Der schickt, wenn erforderlich, den Patienten ins Schwerpunktkrankenhaus.

Wie sieht es jetzt aus?

Herr Kiess, in der Gesundheitsbranche, vor allem in der Pflege, herrscht in Europa und besonders in Deutschland ein massiver Fachkräftemangel. Wie sieht es in der Uni-Kinderklinik aus?

Der Fachkräftemangel ist in der Tat ein drängendes Problem im Gesundheitswesen. Bei uns sieht es erfreulicherweise ein wenig anders aus. Weil wir einen guten Ruf, eine gute Stimmung unter den Mitarbeitern haben, bewerben sich ständig Fachkräfte bei uns. Auch umgekehrt bekommen beispielsweise Oberärzte von mir Anfragen, ob sie nicht in anderen Kinderkliniken –sie suchen händeringend – Chefarzt werden wollen.

Warum ist die Situation bei Ihnen gut? Nur an der Stimmung kann es doch nicht liegen

Ein Standort wie Leipzig ist hochattraktiv. Ich habe Mitarbeiter, die arbeiten seit mehr als 25 Jahren hier. Also ist alles in Butter?

Nein, es gibt Herausforderungen genug. Wir haben in Deutschland ein Strukturproblem, wir brauchen nicht so viele Ärzte und Krankenhäuser. Zudem haben wir ein Demografieproblem. Viele Beschäftigte arbeiten in Teilzeit. Elternzeit, Mutterschutz – das sind extrem relevante Faktoren, da uns so permanent rund zehn Prozent der Mannschaft fehlen.

Die Teilzeit ist freiwillig oder angeordnet?

Ganz klar freiwillig. Das ist auch kein Problem, wenn es nicht zu viele werden. Denn ein Schwerpunktkrankenhaus wie unseres muss natürlich Nacht- und Notfalldienste besetzen. Und da können logischerweise nicht alle Teilzeitkräfte sagen, wir wollen nur vormittags arbeiten. Obendrauf kommt, dass auch die jüngere Generation an Ärzten mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legt, also geregelte Arbeitszeiten haben möchte. Lassen Sie mich noch einen weiteren Aspekt beim Fachkräftemangel ansprechen.

Gerne.

Wenn man hoch spezialisierte Ärzte sucht, dann wird es inzwischen dünn. Die Koryphäen werden immer seltener.

Woran liegt das?

Ich glaube, dass sich immer mehr dieser Spezialisten niederlassen. Sie fehlen uns dann in den Kliniken. Ein Beispiel aus dem Südwesten der Bundesrepublik: Da gab es einen Oberarzt, der ausgebildet war für Knochenmarktransplantationen im Kindesalter. Er hat später als Kinderarzt eine Praxis eröffnet. Folge: Die Klinik hat einen absoluten Spezialisten verloren, den sie so leicht nicht ersetzen kann. Und die Niederlassung hat einen falsch ausgebildeten Kinderarzt bekommen, der erst wieder lernen muss, zu impfen und Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen.

Wie sieht es mit den Fachkräften in Kliniken im ländlichen Raum aus?

Junge, gut ausgebildete Menschen – das ist in unserer Gesellschaft im Moment so – leben gerne in einer Stadt wie Leipzig. Darunter leidet der ländliche Raum. Hinzu kommt die Attraktivität des Arbeitgebers. Wir sind ein großes Uni-Klinikum mit vielen Spezialisten, einer hilft dem anderen. In einem Kleinstkrankenhaus dagegen ist der Arzt oft auf sich allein gestellt. Auch Fort- und Weiterbildungsthemen sind bei uns ausgeprägter möglich.

Vor einiger Zeit versuchten Leipziger Kliniken, im Umland Fachkräfte offenbar mit Geld abzuwerben.

Ist das fair?

Nein, natürlich nicht. Unser Vorstand hat eindeutig erklärt, dass wir keine Kopfprämien zahlen, sondern lediglich als attraktiver Arbeitgeber unter anderem im Internet werben. Ein anderes Klinikum hatte tatsächlich Plakate vor unserem Gebäude aufgehängt und um Fachkräfte geworben. Auch das ist falsch, denn es löst das Problem nicht, verschiebt es höchstens.

Haben kleine Krankenhäuser denn überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Laut Bertelsmann-Studie sind 800 der bundesweit 1400 Kliniken überflüssig.

Wir müssen endlich zu einer inhaltlichen Betrachtung darüber kommen, was wir tatsächlich brauchen. Deutschland hat zu viele Kliniken. Wir haben die höchste Krankenhausdichte in Westeuropa je 100 000 Einwohner, liegen bei der Arztdichte mit in der Spitze.

Gleichzeitig geht der durchschnittliche Deutsche häufiger zum Arzt als der Italiener, der Spanier. Trotzdem sinkt unsere Lebenserwartung leicht.

Geh zum Arzt oder bleib gesund.

Darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Aber wir haben in unserem Gesundheitswesen eine Unter-, eine Über- und eine Fehlversorgung. Es gibt in der Tat Regionen, wo es langsam kritisch wird, weil etwa die Zeit, bis ein Patient nach einem Herzinfarkt zu einem Herzspezialisten kommt, zu lange dauert. Es gibt Erhebungen, wonach die Zahl der Kernspintomographen in München höher ist als in ganz Italien. Das führt zu Fehlversorgungen, weil diese Geräte mit Sicherheit häufiger eingesetzt werden als nötig.

Und die Überversorgung?

Ein Beispiel: Es gibt in Essen, überspitzt formuliert, an jeder Ecke ein Krankenhaus. Schließen zwei benachbarte Häuser sich zusammen, ist das effizienter und würde auch den Fachkräftemangel lindern.

AIso?

Ich habe als Student in England gelernt: Ein Arzt soll gut verdienen, weil es ein harter Job ist. Aber er soll nicht an den Krankheiten seines Patienten verdienen. Je kranker er ist, desto mehr verdient der Arzt – diese Spirale müssen wir durchbrechen. Die niedergelassenen Ärzte müssen ganz viele Patienten mit Befindlichkeitsstörungen behandeln, weil sie sonst ihre Praxen verlieren. Eigentlich sollten diese Mediziner sich intensiv um ihre Kranken kümmern. Da stimmen also die finanziellen Anreize nicht.

Der deutsche Ethikrat hat darauf hingewiesen, dass andere Disziplinen als gerade die Kindermedizin profitabler sind und daher mehr Geld bekommen.

Ganz genau. Unser System funktioniert nur nach dem Motto: möglichst viel Geld verdienen, möglichst gut in der Öffentlichkeit dastehen. Wir hier am Uni-Klinikum versuchen dagegen, den Patienten so optimal wie möglich zu versorgen. Aber wir sind natürlich an die Rahmenbedingungen gebunden. Vergütet wird, wenn ich bei einem Kind eine Ultraschalluntersuchung an-

Der Hausarzt schickt einen Patienten, der zunehmend hustet, zum Internisten. Der lässt ein Röntgenbild anfertigen. Am Ende wird der Patient, der Lungenkrebs hat, in der Klinik operiert, bei der Entlassung wird ihm gesagt: Jetzt suchen Sie sich einen niedergelassenen Onkologen zur Nachbetreuung. Das alles dauert, ist ineffizient.

Aber der Patient möchte doch umfassend untersucht werden, möglichst sofort und kosten darf es auch nichts.

Ja, aber das ist gefährlich. Alles untersuchen zu lassen bedeutet, dass es ganz viele Zufallsbefunde gibt, die möglicherweise mehr schaden als nutzen.

Was spricht gegen sofort?

Notfälle müssen natürlich sofort behandelt werden. Aber ein Beispiel: Wir hatten in der Klinik Eltern, deren Säugling ein anatomisches Problem hatte. Sie wollten sofort eine MRT-Untersuchung. Einen Säugling muss man dazu in Narkose legen. Eine sofortige Narkose ist eine Notfall-Narkose. Es handelt sich um ein erhöhtes Risiko. Hier war es richtig, zehn Tage später geplant die MRT-Untersuchung in Narkose durchzuführen. Und umsonst geht nichts.

Was wird dann aus den niedergelassenen Fachärzten?

Diese Spezialisten würde ich in die Schwerpunktkliniken holen, mit der entsprechenden Entschädigung natürlich für ihre Praxis. Wir müssen uns daran orientieren, wie wir die Versorgung aus Patientensicht optimieren können. Der vielfach verbreitete Gedanke, wenn in der Nähe ein Krankenhaus oder ein Facharzt ist, dann ist alles gut, ist falsch.

Aber manches ländliche Krankenhaus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor vor Ort.

Das mag so sein. Aber für mich als Arzt geht es um die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Dazu brauchen wir auch mehr Aufklärung in der Bevölkerung. Am ersten Weihnachtstag 2019 hatten wir hier in der Klinik in der Notfall-Ambulanz mehrere Kinder, die wegen Schnupfens vorgestellt wurden. Das wäre vermeidbar. Generell: Gesundheit, Bildung – das ist Daseinsvorsorge, das ist Menschlichkeit

4 & Unternehmer Unternehmen
Wieland Kiess (62) gehört zu den renommiertesten Kinderärzten weltweit. André Kempner Interview: Ulrich Milde/Ulrich Langer

Joblinge – die Retter in der Not

Gemeinnützige Aktiengesellschaft hilft benachteiligten Jugendlichen, beruflich Fuß zu fassen

Hilfe in der Not – dies trifft es am ehesten, wenn zu beschreiben ist, was die Leipziger Joblinge tun. Die 19 Akteure der gemeinnützigen Aktiengesellschaft engagieren sich für benachteiligte Jungendliche, betont Matthias Kretschmer, Chef des Leipziger Ablegers der Gesellschaft. Leider gebe es nicht wenige, die „keine guten Startbedingungen mitbringen, daher keine Stelle finden“, aber dennoch im Leben vorankommen möchten: Dann ist der Verein zur Stelle.

Herr Kretschmer, von der Suche nach Fachkräften ist allerorten zu hören. Dann ist doch faktisch für jeden eine Ausbildung drin?

Das klingt einfach. Doch dies bleibt für viele junge Menschen in Deutschland unerreichbar.

Weshalb?

Sie kommen aus sogenannten „schwierigen sozialen Verhältnissen“. Hatten nie ein Vorbild oder jemanden, der ihnen geholfen und Mut gemacht hat: „Du schaffst das!“ Diese jungen Menschen zwischen 15 und 27 Jahren – mit und ohne Flüchtlingshintergrund – unterstützen wir. In unseren Programmen Klassik und Kompass können sie ihre Fähigkeiten in der Praxis unter Beweis stellen.

Warum konnten sie das bisher nicht?

Die bei uns mitmachen, sind seit Längerem arbeitslos: Das kann der schlechte Schulabschluss sein, weil man sich – statt zu lernen – um die Geschwisterkinder kümmern musste. Andere sind nach Deutschland geflüchtet, haben Gewalt in der Familie erlebt –oder es fehlte jeglicher familiärer und sozialer Rückhalt, um sich am Arbeitsmarkt erfolgreich zu orientieren.

Und Sie sind der rettende Anker?

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels dürfen wir auf diese Jugendlichen nicht verzichten. Denn sie haben alle eines gemeinsam: Mit der richtigen Unterstützung sind sie wertvolle Facharbeiter von morgen.

Ohne Geld läuft ja heutzutage nichts – wie sieht es hiermit bei den Joblingen aus?

Neben den Jobcentern in Leipzig und Halle sowie den Agenturen für Arbeit unterstützen der Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt, der Europäische Sozialfonds und die Städte Leipzig und Halle als wertvolle Förderer unsere Initiative. Ergänzend dazu benötigt die Joblinge gAG Leipzig stetig weitere finanzielle Unterstützung durch Spenden, um alle Projektkosten zu refinanzieren.

Geht es nur um Fachwissen?

Nein, auch die Entwicklung sozialer Kompetenzen steht im Mittelpunkt. Bei Kompass gibt es eine berufsfeldbezogene Sprachqualifizierung und unterschiedliche Nachhilfeformate.

Die Joblinge in Leipzig starteten 2012. Wie vielen Jugendlichen haben Sie schon geholfen?

Inzwischen sind noch zwei weitere Projekte hinzugekommen: 2015 am Standort Halle und seit Juli

2016 unser Projekt Kompass für junge Geflüchtete in Leipzig. Insgesamt haben wir bisher 1074 junge Menschen in unser Programm aufgenommen, darunter 245 junge Geflüchtete. Zum Ausbildungsstart im Herbst 2019 hatten wir eine Vermittlungsquote von 77 Prozent im Leipziger Programm.

Und wie viele Betriebe sind es in der hiesigen Region?

Wir kooperieren mit über 350 Firmen.

Das Ziel, jungen benachteiligten Leuten eine berufliche Zukunft zu verschaffen, ist eine hehre Aufgabe.

Das macht uns schon stolz. Es passiert nicht selten, dass ehemalige Teilnehmende uns nach drei oder mehr Jahren anrufen, um sich zu bedanken. Das sind natürlich tolle Momente für uns und zeigt, dass es nur die richtige Unterstützung braucht, um beruflich Fuß zu fassen.

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Tobias Jeschke
Interview: Ulrich Langer
5 & Unternehmer Unternehmen
Matthias Kretschmer (52)‚ Chef der Leipziger Joblinge. Die Joblinge bieten Hilfe für Jugendliche Rainer Häckl

„Gastronomische Krisenzeiten“

Wir suchen ...! In so gut wie jedem Restaurant, Café oder jeder Bar hängen schon seit langem Flyer, die in großen Lettern um Mitarbeiter werben. Digitalen Nachschlag gibt es täglich bei Facebook, Instagram und Twitter. Gesucht werden Mitarbeiter für alle gastronomischen Bereiche: Köche, Kellner, Restaurantleiter, Barkeeper, Küchenhilfen, Spülkräfte, Lagerkräfte. Händeringend, mit vielen Zugeständnissen an die Bewerber. Eine gastronomische Ausbildung ist – außer bei den Köchen und Restaurantleitern – für viele Arbeitgeber nicht mehr zwingend notwendig, um die freien Stellen zu besetzen. Das zeigt deutlich, wie tief sich der Fachkräftemangel in die Branche gefressen hat. Sichtbare Folgen sind mehr Ruhetage, kürzere Öffnungszeiten, längere Wartezeiten im Service, verkleinerte Angebote auf den Speisekarten und höhere Preise. Der Personalmangel ist das klare Hauptproblem der meist klein- und mittelständisch geführten GastroUnternehmen. Laut Report des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga sehen fast 70 Prozent aller Gastronomie-Unternehmer die Gewinnung von qualifiziertem Personal als größte aktuelle Herausforderung an. „Viele Menschen wollen einfach nicht in der Branche arbeiten“, bringt es Holm Retsch, Geschäftsführer der Dehoga Sachsen, auf den Punkt. Vor allem Berufseinsteiger und junge Erwerbstätige nicht. Die Dehoga habe deshalb das Programm „Wege in die Gastlichkeit“ ins Leben gerufen, das Azubis in die Gastronomie vermitteln möchte. Eine wahre Sisyphos-Aufgabe, schaut man die Zahlen des Dehoga Bundesverbandes an. Im Frühjahr 2019 kamen auf 13 690 gemeldete Azubistellen nur 4018 Bewerbungen. Bleibt offen, wie junge Menschen von körperlicher Arbeit im Schichtdienst und am Wochenende überzeugt werden sollen.

Andererseits gibt es trotz des akuten Azubi- und Personalmangels kein „Gaststättensterben“ im Raum Leipzig. Die Zahl der Eröffnungen liegt höher als die der Schließungen. Laut lokaler Industrie- und Handelskammer steigt die Zahl der Gastronomiegewerbe in Leipzig an. Im Jahr 2000 waren es 1224 Betriebe, Ende 2019 noch immer 1888. Zusammen mit den angrenzenden Landkreisen Leipzig und Nordsachsen waren es Ende 2019 genau 3085 Betriebe (2000: 2504 Betriebe).

An der Entlohnung allein liegt der Fachkräftemangel nicht. Denn die meisten Gastronomen zahlen deutlich mehr als den festgesetzten Mindestlohn. Hinzukommen garantierter Freizeitausgleich, Wochenendzulagen, mehr Urlaubstage und diverse Boni. Nur zu fruchten scheint es nicht: In grenznahen Regionen wie dem Erzgebirge oder Dresden decken ausländische Fachkräfte die heftigsten Spitzen ab, vor allem Kolleginnen und Kollegen aus Tschechien, Polen, Slowakei und der Ukraine sind in den Küchen und im Service tätig.

Wie gehen Gastwirte, Caterer, Veranstalter und Agenturen mit der Ebbe im Personal-Pool um? Wie wird gegengesteuert? Die LVZ-Wirtschaftszeitung fragt bei vier Praktikern aus der Region nach und bekommt ehrliche Antworten.

Gut ausgebildet,

Der Restaurantbesitzer

Andreas Beuster leitet zusammen mit seinem Sohn

Maximillian das Restaurant „Seensucht“, seit neun Jahren erfolgreich. Ihn plagen aber regelmäßig Personalsorgen. Sein Domizil ist idylisch am Ufer des Goitzsche-Sees bei Bitterfeld-Wolfen gelegen, damit jedoch auch im gefühlten Nirgendwo zwischen Leipzig, Halle und Wittenberg. Es sei schwer, hier gute Leute zu finden und zu binden. „Wir haben zu wenige Köche, wir haben zu wenig ausgebildetes Servicepersonal“, hält er fest. „Es rächt sich, dass jahrzehntelang in der Region nur geringe Löhne an Fachpersonal gezahlt wurden“, legt Beuster den Finger in die Wunde. Diese Kräfte arbeiten längst in der Schweiz oder Österreich, zu angemessenen Gehältern.

Er sieht einen Teil der Verantwortung auch bei den Gästen. „Die Kunden verlangen zu Recht nach tollen Produkten, sie müssen sie aber auch bezahlen. Die Zeiten, in denen es die XXL-Platte für 9,50 Euro gab, sind vorbei. Für alle Gastronomen steigen jährlich Preise und Abgaben, alle geben diese Verteuerungen angepasst an die Kunden weiter.“

Beuster – Selfmade-Mann, der er ist – wollte den grassierenden Azubi-Mangel selbst beheben. Er stellte vier junge Indonesier an, anfangs lief alles gut. „Bis zu dem Moment, in dem sie im Service arbeiteten. Die Sprachbarriere war einfach zu groß“, gibt der Senior-Chef zu. Er hat nun beschlossen, seine Tischkapazität zu verkleinern. „Zur neuen Saison wird es statt 150 Plätzen nur noch 50 bis 60 bei uns geben“, so Andreas Beuster. Neu ist dann ein Selbstbedienungsbereich. „Mit tollen Lounge-Möbeln, aber eben weniger Personal.“

Der Veranstalter

Matthias Wießner ist sehr genau in Personalfragen.

„Gute Leute zu bekommen, ist heutzutage fast unmöglich. Die guten Leute, die man hat, versucht man unter allen Umständen zu halten.“ Der Veranstaltungsleiter des Kunstkraftwerkes Leipzig weiß als ausgebildeter Restaurantfachmann, wovon er spricht. „Das Personal für unsere eigenen und Kundenveranstaltungen fordern wir in der Regel von den Caterern und Personaldienstleistern an, mit denen wir zusammenarbeiten. Von dort bekommen wir gut eingespielte Teams mit Fachkräften in Leitungsfunktion.“ Das sei wichtig, denn bei der Arbeit am Kunden müssten die Abläufe reibungslos klappen. Besonders Freitag- und und Samstagabend seien „gastronomische Krisenzeiten“, es ist kaum freies Personal zu finden. Dann werde oft zu Aushilfen gegriffen, was aber nicht immer gut sei: „Alle in der Branche kennen die Faustregel. Aushilfskräfte machen im Vergleich mehr Arbeit, sie erfordern einen deutlich höheren Betreuungsaufwand“, sagt Wießner.

Der Caterer

Uwe Wernecke sagt es frei heraus: „Ich bin froh, dass ich vor fünf Jahren alle meine Cafés und Hotelküchen abgegeben habe. Warum? Ich wollte einfach nicht mehr Sklave meiner Angestellten sein“. Drastische Worte aus dem Munde eines Vollblutgastronoms.

„Wenn dem Personal aufgefallen ist, dass im Sommer draußen die Sonne scheint und der Badesee ruft, gab es oft eine Krankmeldung – oder es wurde einfach nicht zum Dienst erschienen.“ Das sei nur ein Beispiel von Unzähligen. Die Verantwortung, unterschriebene Verträge zu erfüllen, sein Wort einzuhalten, blieb oft an Wernecke selbst hängen. „Ich habe es dem Verständnis und der Hilfe meiner Familie zu verdanken, dass ich den Personalmangel ausgleichen konnte.“

von Eltern oder Freunden ausgeborgt war, um zum Einsatzort zu kommen. Sie wollten arbeiten, Geld verdienen, aus eigener Kraft ihre Träume verwirklichen.“ Heute versuchten Teile des Personals, ihm genehme Bedingungen zu diktieren, auch wolle man zum Einsatzort chauffiert werden. Würden Arbeitszeiten oder zu betreuende Marke nicht passen, gebe es auch Absagen bereits gebuchter Jobs. „Oft geht hier die Freizeitgestaltung vor, strategisches Denken und Selbstorganisation lassen bei einigen zu wünschen übrig.“ Von solchen Mitarbeitern trenne sie sich zeitnah.

Manuela Luther – aber auch andere Gastronomen und Dienstleister der Region – hat ihre Konsequenzen gezogen und eine Ergänzung zu ihrem deutschen Personal gefunden: „Mögen viele Leute bei osteuropäischen Arbeitskräften die Augen verdrehen, so kann ich nur Gutes berichten. Sie sind fleißig, gepflegt, in der Konversation oft international mehrsprachig und sehr zielstrebig.“ Die jungen Damen aus Polen und der Ukraine nähmen oft auch Aufträge an, die Einheimische nicht antreten würden; bei Hitze, Kälte, wenn es sich um lange und anstrengende Einsätze handele. „Bei diesem Personal sehe ich den Willen zum Erfolg“, so Luther. „Sie nutzen die Möglichkeit, sich das Studium zu finanzieren. Sie wissen, dass sie sich mit Arbeit keinen Zacken aus der Krone brechen“, so Unternehmerin Luther.

Corona-Virus setzt Gastgewerbe zu

Uwe Wernecke ist gelernter Metzger, leitete jahrelang ein Familienunternehmen, ist Caterer und Club-Vermieter.

Heute betreibt Wernecke, der das Metzgerhandwerk im Familienbetrieb im Leipziger Osten erlernte, ein Cateringunternehmen in Taucha und eine Clubvermietung am Karl-Heine-Platz in Plagwitz. Und setzt beim Personal auf erfahrene Semester: „Neben meiner kleinen Stammbelegschaft arbeite ich sehr gern mit Frauen und Männern jenseits der 50 zusammen. Sie sind flexibel, verlässlich, funktionieren als Team und ziehen durch, wenn es nötig ist“, lobt der Chef. Bei sehr jungem Personal habe er Bedenken: „Vielen ist das Smartphone an der Hand festgewachsen. Wir haben es versucht, aber es hat nicht gepasst.“

Die Personalvermittlerin

Manuela Luther sieht in der Personalvermittlungsbranche ebenso Probleme mit der Arbeitsmoral. Mit ihrer Agentur Luther GmbH stellt sie Hostessen für Kundenevents von Jägermeister, RB Leipzig, dem Gewandhaus Leipzig, Landrover und MDR Sputnik. Sie nennt ein simples Beispiel aus der Praxis. „Als ich vor 22 Jahren mein Business gestartet habe, hatten geschätzt 70 Prozent der jungen Frauen und Männer einen Führerschein, viele ein Auto – selbst wenn es

Deutschlands Gastgewerbe leidet bereits massiv unter den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung.

Nach einer Blitzumfrage des Dehoga Bundesverbandes vom März 2020, an der sich bundesweit fast 10 000 Hotels, Caterer und Restaurants beteiligten, berichten 76,1 Prozent der Betriebe von Umsatzeinbußen aufgrund der Coronavirus-Krise.

Städte seien am stärksten betroffen. Hier melden 85,1 Prozent Umsatzverluste, im ländlichen Raum 67,2 Prozent. „Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick.

„Für Hotels, Caterer und Restaurants sind das massive Verluste, die nicht zu kompensieren sind. Viele unserer kleinen und mittelständischen

Betriebe haben keinen Puffer.“

Die Branche erwartet dringend staatliche Unterstützung mit schnell wirkenden Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen sowie die Umsatzsteuerreduzierung für Speisen. Das Gastgewerbe fordert zudem die Verbesserung der Kurzarbeiterregelung. Dazu gehöre insbesondere die hundertprozentige Erstattung der Sozialabgaben. „Die Branche braucht jetzt schnelle Lösungen“, fordert Zöllick. ahgz/frs

6 & Unternehmer Unternehmen
Die Branche leidet seit Jahren unter akutem Fachkräftemangel. Lohnanpassungen nach oben, viele Extras und mehr Urlaub haben keine Trendwende gebracht. Vier Situationsberichte aus der Region.
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fleißig, lächelnd und in ausreichender Zahl auf dem Dienstplan: So hätten Mitteldeutschlands Wirte, Caterer und Hoteliers gern ihre Mitarbeiter. Der Realitätscheck hingegen sieht ernüchternd aus. Von Frank Schmiedel Andreas Beuster führt seit neun Jahren mit seinem Sohn Maximillian die „Seensucht“ nahe Bitterfeld-Wolfen. Ulrich Milde Manuela Luther ist Geschäftführerin der gleichnamigen Agentur Luther GmbH und ist seit 1998 im Geschäft. Rudolf Wenicke
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Matthias Wießner, ausgebildeter Gastronom, ist seit sechs Jahren Veranstaltungsleiter im Kunstkraftwerk Leipzig.

Fachkräftemangel in Sachsen –ja, wo denn nur?

Erfahrungsbericht eines Absolventen der Leipziger HTWK

Wer´s glaubt, wird selig – oder eben auch nicht. Vielmehr sollte niemand alles für bare Münze nehmen, was er hört oder liest. Diese schmerzliche Erfahrung habe ich nur zu oft machen müssen. Gut gemeinte Werbesprüche wie „Mit guter Ausbildung zum tollen Job“ oder „Fachkräfte händeringend gesucht“ oder „Wer sich ins Zeug legt, hat gute berufliche Chancen“ – sie klingen mir wie hohle Phrasen in den Ohren. Denn wenn dies alles so mir nichts dir nichts eintreten würde, wäre mir eine mehr als ein Jahr andauernde, sich quälend lange hinziehende Odyssee erspart geblieben. Um es kurz zu machen: Mein Master-Abschluss 2014 im Fach angewandte Mathematik mit einem Leistungsdurchschnitt von 1,8 –das bescherte mir Arbeitslosigkeit, Frust, Stress und Zweifel an mir. An meiner Qualifikation, an meinen Fähigkeiten. Eine Stelle fand ich in Sachsen nicht. Bis heute nicht. Nun ja, nicht jede Fachrichtung ist in der bundesrepublikanischen Wirtschaftswelt gefragt. Das habe ich auch nie anders gesehen. Nur dachte ich die ganzen Jahre während meines Studiums, mich für den richtigen, zukunftsorientierten oder gar -sicheren Weg entschieden zu haben: „Als Mathematiker/Informatiker hast du ja das große Los gezogen“, nahm ich an und wurde erst einmal bitterlich enttäuscht. Zu sehr hatte ich den Äußerungen jener geglaubt, die hochtönend immer wieder predigten, dass im Mint-Bereich, also Mathematik-Informatik-Naturwissenschaft-Technik, die Arbeitsplätze so reich gesät seien wie der sprichwörtliche Sand am Meer. „Besonders auf diesem Gebiet brauchen wir junge, gut ausgebildete Leute – mehr als in allen anderen Fachgebieten“, hieß es etwa bei der Vereinigung der sächsischen Wirtschaft (VSW). „Gerade diese Fachkräfte sind für Innovationen und technologischen Fortschritt unabdingbar“, sagte der damalige VSW-Präsident Bodo Finger im Herbst 2015. Die Arbeitskräftelücke in den Mint-Berufen mache Deutschland und speziell auch Sachsen deutlich zu schaffen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) konstatierte 2015 in einem Gutachten, dass in der Bundesrepublik 137 000 Mint-Fachleute fehlen. Deutschlandweit übertraf seinerzeit die Nachfrage nach Mint-Arbeitskräften das Angebot um 47 Prozent. In Sachsen lag dieser Wert bei immerhin 15 Prozent. Laut IW gab es zu diesem Zeitpunkt im Freistaat 17 700 offene Mint-Stellen, in Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammen 24 700. Die VSW mahnte daher die Firmen, ihre Anstrengungen um Nachwuchs zu intensivieren. Dies sei umso wichtiger, da nicht ausreichend neue Mint-Beschäftigte zur Verfügung stünden, „um die in absehbarer Zeit altersbedingt aus dem Beruf ausscheidenden Kollegen zu ersetzen. Die Ersatzquote für Sachsen beträgt nur knapp 50 zu 100, während es in Bayern fast 100 zu 100 ist, betonte Finger. Diese Entwicklung sei „besorgniserregend“.

Immer noch – denn schon im Grundsatzprogramm der sächsischen Union hieß es Jahre zuvor im Abschnitt Schule und Wirtschaft: „Wir setzen uns für eine Stärkung der Berufs- und Studienorientierung an den Schulen ein.“ Besonderes Augenmerk solle dabei auf jene junge Leute gelegt werden, „die wir noch mehr für die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge sowie Handwerksberufe begeistern möchten“.

Immer wieder klang alles so euphorisch. Daher dachte ich, mit informatikorientierter angewandter Mathematik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. Pustekuchen. Keines der Unternehmen, bei denen ich mich mit Initiativbewerbungen oder direkt auf Stellenangebote hin gemeldet hatte, wollte mich einstellen. Wenn überhaupt eine Begründung für die Ablehnung formuliert wurde, dann die lakonische Bemerkung „keine Berufserfahrung, keine Auslandserfahrung“. Mein Eindruck verstärkte sich: Die Firmen wollen junge, vielleicht 25-Jährige mit Topabschluss, 40 Jahren Praxis, davon 30 Jahre im Ausland.

Jan Langer (35) fand erst in Hannover einen Job.

Interesse an mir. Verwundert wie verblüfft las ich das Geschriebene. Die Niedersachsen meldeten Bedarf an.

werden. Und das noch dazu zu Konditionen, von denen in Sachsen keiner auch nur ansatzweise zu träumen wagt.

Meine Suche nach einem Posten in einem jener Betriebe schlug immer wieder fehl. Etwa 50 Bewerbungen schrieb ich – an sächsische Firmen, später dann auch an Betriebe in der gesamten Bundesrepublik. Das ging bis Ende 2015 so. Nichts klappte. Misserfolg auf der ganzen Linie. Da half auch Bodo Fingers Zuversicht kein Stück weiter. Seine Meinung, wonach in Sachsen Unternehmen vor allem unter dem Fehlen von Fachkräften in Mint-Berufen litten, erwies sich – zumindest für mich – als ein Irrtum. War er einfach nur falsch informiert? Immerhin durfte ich – selbstredend „unverbindlich“ – meine Bewerbungsunterlagen nach Dresden an die VSW senden. Ergebnis: Bis heute habe ich keine Reaktion vernommen, weder von der Vereinigung noch von ihr angehörenden Firmen. Zynisch gesagt gab es doch einen Aufwärtstrend: Mein Frust steigerte sich in Verzweiflung, meine Hoffnungs- in Mutlosigkeit. Aber aufgeben, hinschmeißen war für mich dennoch keine Alternative. Dafür hatte ich zu lange die Schulund Hörsaalbänke gedrückt. So kam es doch zu einem kleinen Lichtblick. Ich konnte, durfte in einer Dresdner Privatschule mein erstes eigenes Geld verdienen. Und das sogar in meiner gelernten Fachrichtung – als Informatik-Lehrer. Schön, besser als nichts, dachte ich. Allerdings entsprach das nicht meiner eigentlichen Berufung, Software zu entwickeln. Geholfen hat es, zumindest zu erfahren, nicht gänzlich unnütz, unfähig, untauglich zu sein. Die Schüler der 10. Klasse meinten, dass ich einen ganz guten Job gemacht habe. Alles in allem brachte ich damit anderthalb Jahre zu. Zunehmend schwand der Traum, irgendwann doch noch auf einem Arbeitsplatz zu landen, für den ich mich eigentlich qualifiziert hatte. Nicht, dass das Unterrichten bei den jungen Leuten keinen Spaß machte – aber meine Berufsvorstellung traf dies eben nicht zu 100 Prozent. Also verfasste und verschickte ich weiter Bewerbungen. Nicht selten auf gut Glück. Meine lethargische Stimmung hielt sich trotz allem leider recht tapfer. Bis eines Tages ein Brief ins Haus flatterte – kaum zu fassen, aber wahr. Die Versicherungsgruppe Hannover (VGH), genauer: deren IT-Tochter IVV (Informationsverarbeitung für Versicherungen) zeigte plötzlich 2015

Job-Recruiting mit LVZ-JOB.de

Wer heute einen Job sucht, nutzt vorwiegend Online-Stellenportale – laut der Candidate-Journey-Studie 2017 sind es sogar acht von zehn Kandidaten. Mit dem neuen Job-Portal der Leipziger Volkszeitung bekommen Unternehmen ein besonders komfortables Instrument für das Recruiting neuer Mitarbeiter zur Hand. Denn auf LVZ-JOB.de können sie nicht nur aktuelle Stellengesuche veröffentlichen, sie können außerdem mit einem eigenen Arbeitgeberprofil und einer Online-Bewerbungsfunktion punkten. Das neue Portal überzeugt durch eine hohe Auffindbarkeit und optimales google-Ranking. Die Stellenangebote sind suchmaschinenoptimiert und auf Google for Jobs sichtbar. Mit einer kontinuierlich wachsenden Reich-

weite von mehr als 380 000 Seitenaufrufen pro Monat vergrößern Inserenten die Sichtbarkeit ihrer Gesuche deutlich. Die Nutzer des Portals LVZ-JOB.de kommen vorrangig aus Leipzig und Dresden (41 Prozent), gefolgt von Hamburg (10) und Berlin (8,5). Im Durchschnitt ruft jeder Nutzer innerhalb seiner Sitzung 8,28 Seiten auf. Derzeit werden etwa 30 000 Stellenanzeigen auf LVZ-JOB.de gelistet. Durch Kooperationen im Madsack-Verbund können Kunden ihre Anzeigen auch in anderen Portalen ausspielen lassen.

Und dann ging alles holterdiepolter. Zunächst ein erstes Gespräch bei der IVV, zwei Wochen danach das zweite und flugs das dritte. Eine Woche später hielt ich den Arbeitsvertrag in der Hand – unglaublich froh, es geschafft zu haben: Das, was ich mir beruflich immer vorgestellt, gewünscht hatte, sollte nun Wirklichkeit

Ende gut – alles gut? Vielleicht. Im Großen und Ganzen schon. Denn die Arbeit macht mir viel Freude, ist interessant, anspruchsvoll. Ich fühle mich wohl in Hannover. Aber: Sachsen bleibt dennoch in meinem tiefsten Inneren irgendwie meine Heimat.

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Von Jan Langer

Azubi-Hochburg Profiroll

Bad Dübener Maschinenbauer beschäftigt mit 63 überproportional viele Lehrlinge

Weltmeister sind eine ganze Menge im Waldkrankenhaus, der Fachklinik für Orthopädie, in Bad Düben, behandelt worden. Weltmeister aus dem kleinen nordsächsischen Städtchen hingegen sind weniger reichlich gesät bis gar nicht zu finden. Doch einer ist nicht zu übersehen: die Profiroll Technologies GmbH aus dem kleinen Städtchen nördlich von Leipzig. „Das ist ein herrliches Gefühl“, sinniert Jens Wunderlich mit – zumindest etwas – geschwellter Brust. Wenngleich dem Geschäftsführer des sächsischen Unternehmens, das sich auf Gewinde-, Verzahnungs- und Ringwalzmaschinen spezialisiert hat, Überheblichkeit in keiner Weise liegt. Vielmehr spricht er demütig davon, dass eines der führenden Unternehmen auf dem Erdball zuallererst eine enorme Verpflichtung ist. Nämlich: „Das erreichte Niveau möglichst zu halten“, erklärt er und weiß, wie schwierig das ist. Ganz abgesehen davon, es noch weiter nach oben zu heben. „Das wertvollste Kapital dabei sind natürlich unsere Mitarbeiter“, weiß der gebürtige Leipziger. Und um die kümmern sich er und seine beiden Geschäftsführerkollegen Werner Ende und Stephan Kohlsmann als eine eingeschworene Truppe.

Der Konkurrenzkampf um kompetente Köpfe kenne keine Kaffeepause. „Wir müssen – bildlich gesprochen – rund um die Uhr nach fähigen jungen, aber auch älteren Leuten suchen, sie für uns gewinnen, sie bei uns halten und für unser Unternehmen begeistern“, betont Wunderlich. Das sei eine Riesenherausforderung. Nicht zuletzt deshalb, weil die Umformtechnik-Maschinen, die Profiroll herstellt, mit einem hohen Maß an Fingerfertigkeit einschließlich digitaler Hilfsmittel auf die Welt gebracht werden müssen und natürlich selbst mit Hightech ausgestattet sind. „Dies zu beherrschen, ist nicht ohne“, sagt der 53-Jährige. „Wer in der Champions League des globalen Maschinenbaus mitspielt und weiter mitspielen will, schafft das nur mit einem Topkader.“ Diesen zu entwickeln, zu hegen und zu pflegen – dafür ist Profiroll längst bekannt.

Die Liste der Maßnahmen, mit denen das Unternehmen regelrecht um Fachleute buhlt, ist mehr als lang. Von den derzeit 439 Mitarbeitern tummeln sich 63 in der Ausbildung – mehr als 16 Prozent, eine wahrlich weltmeisterliche Größenordnung. Darunter sind drei Hochschulstudenten, die von Profiroll begleitet werden, acht Studenten der Berufsakademie (BA) und 52 Azubis. „Diese hohe Quote ist bei uns schon fast eine Tradition“, erzählt der Vater eines 18-jährigen Sohnes.

„Benedikt qualifiziert sich in meinem Betrieb zum Mechatroniker“, fügt er so en passant ein und beschreibt ohne Umschweife das langjährige Bildungserbe. Großen Wert auf die Heranziehung berufllichen Nachwuchses habe eben seit Gründung der GmbH 1991 (davor hieß die Firma Wema) der damalige Chef Manfred Walther gelegt. „Kein Wunder, ist er doch von Haus aus Ingenieurpädagoge.“ Insofern mangelte es laut Wunderlich nie an gut geschultem Personal.

Das widerspiegelt sich auch in der Akademikerquote, die bei 27 Prozent liegt. Ausgebildet wird bei Profiroll in den Berufen Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker, Mechatroniker, Industriekaufleute und Metalltechnik. Bei den Studenten sind es Elektrotechnik, Service Engineering und Maschinenbau. Dieses enorme Spektrum ist durch das Produktionsprofil der Bad Dübener bedingt. 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Bau der Maschinen, 40 Prozent auf die Fertigung von Werkzeugen für diese Aggregate.

„Unsere Philosophie lautet: Maschinen, Werkzeuge und Verfahren aus einer Hand“, betont Wunderlich. Die Zahl der Beschäftigten habe sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben be-

wegt. Zwar waren zu DDR-Zeiten rund 700 Mitarbeiter angestellt, kurz nach der Wende jedoch nur noch 180.

Um das richtige Personal aufzutreiben, kümmert sich Profiroll langfristig. Von Schülerpraktika über Ferienarbeit Jugendlicher bis hin zur Betreuung von studentischen Abschlussarbeiten reicht die Bandbreite. „Aber es geht ja noch viel früher los“, sprudelt es aus dem gelernten Maschinenbauer heraus. Jährlich organisiert die Firma Betriebsrundgänge für Kindergartenknirpse aus Bad Düben, genauso für Grundschulen. Im Rahmen des Technologietages der Tech-

Jens Wunderlich (53)

nischen Universität Dresden bekommen Studenten die Möglichkeit, hinter die Kulissen von Profiroll zu blicken. „Und am Tag der Industriekultur öffnen wir unsere Werktore für alle Interessenten im Raum Leipzig.“ als weitere Möglichkeiten, junge Leute für die Arbeit bei Profiroll zu begeistern, nennt der Diplomingenieur für Verfahrenstechnik und Qualitätsmanagement: die Studentenmesse Maschinen- und Anlagenbau an der Technischen Universität (TU) Dresden im vorigen Jahr, der Fachkräftetag auf der 2019er-Intec/ Z-Messe in Leipzig, die Azubi-Expo am Berufsschulzentrum Torgau, die Bock-auf-Job-Messe in Bad Düben, Ausbildungsmessen in den Berufschulzentren in Delitzsch und Wittenberg und das Bewerbungstraining am Martin-Rinckart-Gymnasium in Eilenburg. Der Arbeitgeberverband Sachsenmetall wiederum unterstützte den Dreh eines Videos, in dem von Azubis für Azubis die vielfältigen Chancen der Ausbildungsmöglichkeiten bei Profiroll gezeigt werden. „Das läuft dann über Kanäle wie Youtube, Instagram und Facebook. Wir nutzen also bewusst auch diese Formen der Kommunikation, die bei den Jugendlichen angesagt sind“, berichtet Wunderlich. Und weiter geht es mit seiner Aufzählung: Es gibt eine Arbeitsgemeinschaft Robotik an zwei Grundschulen in Bad Düben. „In unserer Lehrwerkstatt lernen die Teilnehmer etwa die ersten Schritte zur Programmierung und bauen kleine Roboter aus Lego-Teilen.“ Auch am Gymnasium in Eilenburg steht Profiroll in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Robotertechnik Jungen und Mädchen der Klassenstufen 7 und 8 zur Seite. „Wir haben zum Beispiel Roboterbaukästen spendiert, damit sie an der deutschlandweiten First-Lego League eine gute Figur machen konnten.“

Und im Regionalwettbewerb holten sie sogar den ersten Platz.

Dann ist am Martin-Rinckart-Gymnasium noch die AG „Young Enginieer“ zugange. Schüler der 8. Klasse bilden sich hier weiter in Anknüpfung an die AG Robotertechnik. Profiroll hat dafür Rechner und Steuertechnik bereitgestellt und einen Vier-Achs-Roboter gekauft.

Dann sind da noch die Ausländer. Der Eritreer Huruy Sibhatu, der seit 2014 in Deutschland lebt, absolviert gerade im dritten Jahr eine Leh-

re zum Industriemechaniker. „Er steht kurz vor den Abschlussprüfungen“, freut sich der Firmenchef und lobt den 28-Jährigen, der hochmotiviert sei und sehr gut Deutsch gelernt habe. Insgesamt seien bei Profiroll fünf ausländische Mitarbeiter beschäftigt. Nicht zu vergessen die Rückkehrer. Marko Stiller, geboren in Bitterfeld-Wolfen, ist einer von ihnen. Er qualifizierte sich in Pforzheim ebenfalls zum Industriemechaniker. Nun ist er seit Anfang 2018 bei Profiroll am Werkeln.

Übrigens lassen sich die Bad Dübener die Unterstützung ihres künftigen Nachwuchses einiges kosten. Die Studenten der Berufsakademien Riesa und Gera, denen sie mit Kompetenz unter die Arme grei-

Neulingen erst noch beigebracht werden muss – das haben wir alles schon vorher erledigt“, sagt Wunderlich mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Da sein Unternehmen 70 Prozent der Erzeugnisse exportiert, werden so manche Mitarbeiter zusätzlich vor eine weitere Bewährungsprobe gestellt: Im Weltmarkt erfolgreich zu agieren, setzt häufig Reisebereitschaft und Sprachkenntnisse voraus. „Zugleich ist Einfühlungsvermögen gefragt, sich eben in andere Kulturen hineinversetzen zu können, mit den unterschiedlichen Bedingungen gut zurechtzukommen“, betont der Vertriebsgeschäftsführer. Sie müssten vor Ort in der Lage sein, mit ihren überzeugenden Fähigkeiten und Fertigkeiten neue Maschinen vorzustellen,

fen, kriegen monatlich 950 Euro auf die Hand und das in der Maschinenbausparte über vier Jahre. „Bei guten Noten ist sogar ein Leistungsbeitrag pro Semester drin“, fügt Wunderlich hinzu. Und für die Studien- und Praxiszeiten stellt der Betrieb jedem einen Laptop. „Seit 1992 hat Profiroll 32 dieser Absolventen so geholfen.“ Und auch für junge Leute, die das Unternehmen an der TU Dresden und der Fachhochschule Frankfurt betreut, sieht es ähnlich aus: 950 Euro pro Monat „Taschengeld“ und jeder erhält einen Laptop. Dahinter steckt natürlich Kalkül: „Vor allem durch unseren inhaltlichen, also fachlichen Beistand einschließlich der zahlreichen praktischen Möglichkeiten wissen sie am Ende natürlich ganz genau, worauf es bei Profiroll arbeitsmäßig ankommt. Vieles, was sonst in mühseliger Eingewöhnungszeit den

sie zu installieren, zu warten. „Selbstredend brauchen wir dazu Spitzenmitarbeiter, die regelmäßig geschult werden.“ Auch die, die bei den ausländischen Töchtern tätig sind. So stehen aktuell mehrere Trainingsmaßnahmen in Japan, den USA, China und Indien auf dem Programm.

Ein ganzes Mosaik an kleineren und größeren Bausteinen in Sachen Fachkräftesicherung hat sich Profiroll im Laufe der Jahre zusammengebastelt. Sinnvolle Voraussetzung einer erfolgreichen Entwicklung. So wuchs der Umsatz des Unternehmens von 1991 umgerechnet 4,6 Millionen Euro bis 2019 um mehr als das Zwölffache auf 58,5 Millionen Euro. Beim Gewinn ging es ebenfalls kontinuierlich aufwärts. Allerdings mag der Chef hier nicht konkreter werden, weiß aber, was Profiroll auf dem Kasten hat.

8 & Unternehmer Unternehmen
Profiroll
Profiroll bietet den Lehrlingen ein breites Ausbildungsspektrum. Von Ulrich Langer Profiroll Profiroll
„Wir müssen rund um die Uhr nach fähigen jungen, aber auch älteren Leuten suchen.“
Dirk Knofe

muss – das Erzeugnisse zusätzlich

„Zugleich ist andere zurechtzukommen“, müssten vor vorzustellen, brauchen geschult

Indien auf größeren hat sich zusammengebastelt.

Unternehmens von 2019 um Euro. Beim werden,

& Märkte Geld

Sachsens neuer Bauernverbandspräsident Torsten Krawczyk kritisiert Gewissenshedonismus und fordert Hilfen für die Landwirtschaft

Sie ist so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. Die 100-Tage-Frist wird neuen Amtsinhabern zugestanden, damit sie sich in Ruhe einarbeiten können. Danach steht eine erste Bewertung an. Diese Form des Stillhalteabkommens geht auf den US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt zurück. Er war während der Weltwirtschaftskrise zum Staatsoberhaupt gewählt worden und bat um eine Schonzeit von 100 Tagen, nach denen die Wirkungen seines Reformprogramms, des New Deals, erkennbar werden sollten. „Bei mir hat es keiner registriert, als die 100 Tage rum waren“, sagt mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen Torsten Krawczyk, der im vergangenen September zum neuen Präsidenten des sächsischen Bauernverbandes gewählt worden war. Das lag vor allem daran, dass die hiesige Landwirtschaft zwar nicht in einer Weltwirtschaftskrise steckt. Aber dennoch steht sie ohne Zweifel massiv unter Druck. Krawczyk war vom ersten Tag an gefordert. „Es gab so viele Themen, dass sie eigentlich für meine gesamte Legislaturperiode reichen.“

Diese Herausforderungen zu meistern, fiel ihm jedenfalls relativ leicht, so ist zu hören. Kein Wunder, schließlich ist er seit über 20 Jahren in verschiedenen landwirtschaftlichen Ehrenämtern tätig. „In dieser Hinsicht bin ich ein alter Hase und in Sachsen gut vernetzt.“ Einer der die Probleme und Anforderungen eben auch aus seiner Zeit als Chef des Regionalbauernverbandes Döbeln-Oschatz aus dem Effeff kennt. „Eigentlich wollte ich mich vor fünf Jahren zurückziehen“, erinnert sich der Agraringenieur. Doch Wolfgang Vogel, sein Vorgänger im Präsidentenamt des Landes, hatte andere Pläne mit ihm, hat ihn frühzeitig als Nachfolger auserkoren und so gleichzeitig einen Generationenwechsel initiiert, denn Krawczyk ist erst 45 Jahren alt. Vogel (67) musste das Amt aus Altersgründen abgeben. Bis Juni 2020 bleibt er noch Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

Vogel „hat mich überzeugt, auf Landesebene weiterzumachen“, sagt Krawczyk, der momentan gut vier Tage pro Woche für den Nebenjob aufbringt.

Folglich bleibt ein Großteil der Arbeit an seinem Bruder Sven hängen. Gemeinsam leiten sie das 400 Hektar umfassende Landgut Westewitz in Großweitzschen im Landkreis Mittelsachsen, das 16 Mitarbeiter beschäftigt. Angebaut werden vor allem Weizen, Gerste, Raps und Mais. 100 Schweine werden auf Stroh gehalten und frühestens geschlachtet, wenn sie ein Jahr alt und mindestens 200 Kilogramm schwer sind. „Das Tierwohl wird bei uns groß geschrieben.“ Der Löwenanteil des Schweinefleisches geht dabei „im Umkreis von 15 Kilometern“ an Abnehmer in der Region. Mehrmals im Jahr gibt es einen Frischemarkt. „Damit bekommen wir unmittelbar das Gefühl, was die Menschen in der Region bewegt“, erklärt Krawczyk den Zusatznutzen. Zudem habe die Direktvermarktung „eine starke Außenwirkung“. Aktuelle Themen wie der Einsatz des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat „holen uns da ein“. Das jähr-

liche Hoffest lockt über 1000 Besucher an. Neben der Landwirtschaft betreibt das Gut seit 2004 auch eine Biogasanlage. Sie beliefert die benachbarte Suchtklinik mit Energie. „Es war die erste Anlage dieser Art im Altkreis Döbeln“, erzählt der Bauernpräsident. Dafür werde auch Mais von anderen Landwirten benötigt.

Inzwischen hat das Landgut ein drittes Standbein, die Dienstleistungen. „Wir sind mit unseren Lastkraftwagen in der Logistik tätig, auch für Bauern, die unsere Dienstleistung in Anspruch nehmen.“ Wert legt Krawczyk auf eine enge Verbundenheit zu den Akteuren vor Ort, sei es der Fußballverein, der Karnevalklub oder die Freiwillige Feuerwehr. Die Unternehmensgruppe fungiert inzwischen unter dem Namen Westewitzer. Westewitz ist ein 300 Einwohner zählender Ortsteil von Großweitzschen. „Das drückt unsere Verbundenheit aus.“

Vor gut zehn Jahren stieg der Landwirtschaftsbetrieb aus der umfangreichen Milchkuhhaltung aus und auf Getreide um. „Das war die richtige Entscheidung, denn der Milchpreis hat sich seitdem nie wieder erholt.“ Was wiederum den Finger in die finanzielle

Sorgen über die Lebensmittelpreise zu machen, wenn die Erzeugerpreise anziehen“, meint Rukwied. So würde ein Brötchen nur um einen Cent teurer, sollte sich der Getreidepreis verdoppeln. Krawczyk bestätigt die nicht rosige ökonomische Lage. Das führe zu Unzufriedenheit. Immer höhere Auflagen seien „das i-Tüpfelchen auf unsere Herausforderungen“, fügt er hinzu. Wenn die Gesellschaft gute Landwirtschaft wolle, müsse sie ihr auch helfen. Der Präsident zeichnet den Rahmen größer, spricht nicht nur die zum Teil wenig auskömmlichen Einnahmen an, sondern auch Insektensterben und Klimawandel, ist da rasch bei aktuellen Diskussionen in Deutschland, von denen nicht nur, aber eben auch die Landwirtschaft betroffen ist. So macht ihm der aus seiner Sicht zunehmende Populismus Sorgen. „Mit der AfD kann ich mich nicht identifizieren.“ Er habe das Gefühl, dass es derzeit keine klare Mehrheit in der politischen Mitte gebe. Die zunehmende Polarisierung führe dazu, dass kaum noch die Bereitschaft vorhanden sei, Kompromisse einzugehen. Die Kontrahenten, etwa Klimaschützer und Landwirtschaft,

selbst die Verantwortung nicht wahrnehmen, aber andere faktisch dafür in die Pflicht nehmen. „Diese Menschen bringen die Welt nicht voran.“

Das gelte auch für das Verbrauchergebaren. Viele hätten hohe Erwartungen an die Agrarprodukte, „aber beim Kauf handeln sie nicht nach den eigenen Ansprüchen, greifen lieber zur günstigsten Ware“. So gebe es beispielweise Petitionen zum Schutz der Biene. „Normalerweise müsste der Absatz von regionalem Honig daher doch deutlich zunehmen“, meint Krawczyk. Tatsächlich aber gehe er zurück. „Billighonig beim Discounter brummt dagegen.“ Hier sei eine Verhaltensänderung nötig. Denn der Verbraucher spüre beispielsweise beim Weizen keinen Unterschied, ob der aus Australien oder Deutschland stamme. „Auch am Schnitzel schmeckt keiner, ob das Schwein vorher gestreichelt oder geschlagen wurde.“ Die Gesellschafft wolle eine kleine bäuerliche Landwirtschaft – „aber ihr Verhalten führt dazu, dass gerade die kleineren Betriebe aufgeben müssen“. Krawczyk verweist darauf, „dass Bauern schon immer in Generationen gedacht“ hätten. Der Schutz von Umwelt und Natur stehe in ihrem ureigenen Interesse. „Ausgerechnet uns wird vorgeworfen, nicht in der Lage zu sein, uns anzupassen“, schüttelt er den Kopf. Dabei tue die Agrarbranche das schon immer. Er habe mit seinem Bruder zusammen gerne den väterlichen Betrieb übernommen. Doch heute stelle sich die Frage, ob er seine Kinder bestrafe, wenn er sie eines Tages bitten werde, das Landgut weiterzuführen.

Wunde der Landwirtschaft legt. Lebensmittel sind in der Bundesrepublik so günstig wie kaum in einem anderen europäischen Land. Während die Löhne in Westdeutschland seit 1950 im Schnitt um das Dreiundzwanzigfache geklettert sind, kostet Brot heute nur etwa zwölfmal so viel wie damals. Die Getreidepreise haben sich nach Erhebungen des DBV in diesem Zeitraum überhaupt nicht verändert. Die Betriebskosten der Unternehmen sind dagegen gestiegen. Damit Verbraucher auch in Zukunft gute und erschwingliche Lebensmittel aus deutschen Landen genießen können, „muss sich die Wertschöpfung für Landwirte wieder verbessern“, verlangt DBV-Präsident Joachim Rukwied (58). Von einem Euro, den die Verbraucher für Lebensmittel ausgeben, kämen beim Landwirt gerade noch 23 Cent an. Bei Milch- und Milcherzeugnissen betrage der Anteil knapp 40 Prozent, bei Fleisch und Fleischwaren 23 Prozent. Am niedrigsten sei der Erlösanteil nach wie vor bei Brotgetreide und Brotgetreideerzeugnissen mit knapp vier Prozent. „Es besteht deshalb kein Grund, sich

stünden sich scheinbar unversöhnlich gegenüber. „Das spaltet uns.“ So habe sich auch die Trennung zwischen Stadt- und Landbevölkerung verschärft. „Wir auf dem Lande leiden unter dem gesellschaftlichen Gewissen der Stadt.“ Neue Formen der Mobilität etwa seien in größeren Städten durchaus machbar, aber nicht in den ländlichen Regionen. Es fehlten Persönlichkeiten, „die für uns ein Stück weit als Orientierungsgrößen funktionieren“. Womit auch die Wirtschaft gemeint ist. „Es geht um die moralische Verantwortung aller, auch das Unternehmertum hat die gesellschaftliche Verantwortung verloren.“ Mit Managergehältern im zweistelligen Millionenbereich könne er nichts anfangen. Krawczyk kritisiert den „Gewissenshedonismus: eigenen Freiraum nutzen und andere sind die Schuldigen für die negativen Folgen“. Als Beispiel führt er Flugreisende an, die durch die Welt in Urlaub jetten, also individuelle Freiheiten in Anspruch nehmen und anschließend an Greenpeace für die Umwelt spenden, „um das eigene schlechte Gewissen zu reinigen“. Das sei „moderner Ablasshandel“, schimpft der oberste Landesbauer –

Keine Begeisterung löste bei den hiesigen Bauern aus, dass in Sachsen bei der Regierungsbildung das Landwirtschaftsministerium an Wolfram Günther (46) ging. Pikant: Als eine seiner letzten Amtshandlungen hatte Vogel den Grünen jegliche Kompetenz für die Landwirtschaft abgesprochen. Dieser Partei das Ministerium zu überlassen, „wäre eine Katastrophe –nicht nur für unsere Betriebe, sondern für die Bevölkerung“. Krawczyk ist auch hier auf einen Kompromiss aus. „Wir haben einen Cut unter die alten Geschichten gesetzt“, berichtet er über ein Gespräch mit Günther. Trotz aller Zielkonflikte „wollen wir vernünftig miteinander umgehen. Ich glaube, wir können das hinkriegen.“

Krawczyk, der gerne auf die Jagd geht, mit dem Motorrad (mit Seitenwagen) fährt und an freien Wochenenden als Fan den örtlichen Fußballclub unterstützt, hat die Vision, dass Marktwirtschaft und Ökologie einschließlich Klimaschutz vereinbar sind – allerdings nicht über Verbote. Sein Ziel sei, „dass die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rückt.“ Ob es die bäuerlichen Betriebe in der jetzigen Form mit dem Eigentum an Grund und Boden aber auch in zehn Jahren noch geben wird, da hat er Zweifel. Landwirte seien häufig gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen Flächen zu verkaufen. So wachse die Gefahr, dass Tätigkeiten in der Agrarbranche dereinst nur noch Jobs wie viele andere sein werden, die familiär geprägten Betriebe seltener würden.

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Ulrich Milde
„Moderner Ablasshandel“
Torsten Krawczyk ist Landwirt und Unternehmer mit Leib und Seele.
„Am Schnitzel schmeckt keiner, ob das Schwein vorher gestreichelt oder geschlagen wurde.“
Torsten Krawczyk (45)
Von Ulrich Milde und Ulrich Langer Ulrich Milde

Geld für Firmenwachstum

Unterstützung von Nachfolgeregelungen hat eine zunehmende Bedeutung

Es ist eine häufig beklagte Crux. Die meisten sächsischen Betriebe sind sehr klein, betreiben zu wenig Forschung und Innovation, sind nicht exportorientiert genug, haben oftmals kein Geld, Wettbewerber zu übernehmen, um so eine schlagkräftigere größere Unternehmenseinheit zu formen.

Doch halt, diese reine Schwarzmalerei bildet die Realität nicht exakt ab. So existiert seit Jahren der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen. In den ersten beiden Auflagen gab es jeweils rund 35 Millionen Euro an Beteiligungskapital. Der zweite Fonds, so ist zu hören, wurde dabei noch nicht einmal komplett ausgeschöpft. Jetzt setzt der Freistaat zu einer Art Quantensprung an. Offenkundig auf Betreiben von Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die dritte Auflage des Wachstumsfonds ein Volumen in Höhe von 85 Millionen Euro. Zudem zählen neben dem Land und vier Sparkassen nun auch die Bürgschaftsbank Sachsen, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen und die Sächsische Aufbaubank zum Kreis der Investoren.

„Damit ist der neue Fonds deutlich größer als seine Vorgänger“, freut sich Stefan Leermann, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig (S-Beteiligungen) und weist auf eine weitere Neuerung hin: „Er ist nicht nur größer, sondern auch stärker.“ Warum? „Weil er erstmalig auch Mehrheiten an mittelständischen Unternehmen in Sachsen übernehmen und bis zu 8,5 Millionen Euro Eigenkapital aus eigener Kraft aufbringen kann“, antwortet der Finanzexperte, um zu bilanzieren: „Das macht ihn zu einem modernen State-of-the-Art-Mittelstandsfonds für die Unternehmen in unserer Heimatregion – und zwar von Sachsen für Sachsen ohne Heuschrecken-Attitüde.“

Der Fonds wird nach Leermanns Einschätzung den sächsischen Mittelstand in seinen Herausforderungen sowohl finanziell als auch mit seinem erfahrenen Managementteam als strategischer Sparringspartner begleiten. „Hierbei sind neben Wachstum und Internationalisierung vor allem die erfolgreiche Gestaltung von Unternehmernachfolgen und die Digitalisierung zu nennen.“ 30 Jahre nach der Wiedervereinigung

„ist die Nachfolgesituation von besonderer Bedeutung“, ergänzt Harald Rehberg, Geschäftsführer der CFH-Management GmbH. In vielen erfolgreichen Betrieben, die kurz nach der Wende gegründet wurden, bestehe jetzt die Notwendigkeit, sie an die nächste Generation zu übergeben. „Dass diese Unternehmen weitergeführt und ihre Entwicklungspotenziale genutzt werden, ist essenziell“, meint Rehberg. Schließlich seien sie die Pfeiler der sächsischen Wirtschaft, nicht zuletzt als Arbeitgeber. Die CFH, die bereits 1995 unter dem Dach der damals noch existierenden Landesbank Sachsen gegründet wurde, managt die Fonds.

Kritik, wonach die 85 Millionen Euro zu wenig seien, weist Leermann zurück. „Das ist keineswegs so.“ Wenn bedacht werde, dass mit einem Fremdkapitalanteil von 50 Prozent Firmen im Wert von bis zu 17 Millionen Euro zu 100 Prozent erworben werden können, „wird deutlich, dass wir der ganz überwiegenden Anzahl der Unternehmen unserer Region als Partner zur Verfügung stehen können“. Die Zielgröße des Portfolios betrage 15 bis 20 Unternehmen. Hierfür reichten die Mittel schon deshalb aus, da sich der sächsische Mittelstand durch eine gewisse Kleinteiligkeit auszeichne. „Besonders sind wir auf der Suche nach den Perlen in Nischenmärkten – neudeutsch

Hidden Champions.“ Also kleine, wenig bekannte Betrieb, die in ihrer Nische aber Weltmarktführer sind.

Gemeinsam etwa mit dem Technologiegründerfonds Sachsen und anderen regionalen Beteiligungsgesellschaften „gibt es damit Kapitallösungen für sächsische Unternehmen jeder Größe und Entwicklungsphase“, betont Rehberg.

Die S-Beteiligungen sind als Teil des Management-Teams der Partner des Fonds für die Region Westsachsen. Die Zusammenarbeit mit der Leipziger CFH habe sich „exzellent bewährt“, lobt Leermann.

Die S-Beteiligungen haben seit ihrer Gründung 1999

Von 6 auf 100 Jobs

Die Analyse fällt klar und deutlich aus. „Wir haben in Sachsen zu viele Kleinstunternehmen“, sagt Ralf Heipmann. Also Ein-Mann-Betriebe oder Firmen, die nur ganz wenige Mitarbeiter beschäftigen. „Wir brauchen größere Einheiten“, betont der 53-Jährige, „denn nur dann haben die Unternehmen auch Geld, um es in Forschung und Entwicklung, also in Innovationen zu stecken.“ Zwar liegen die Forschungsausgaben im Freistaat, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, mit 2,7 Prozent nur knapp unter dem bundesdeutschen Wert von drei Prozent. Doch während im Westen der Republik die Privatwirtschaft dominiert, trägt in Sachsen die öffentliche Hand rund 60 Prozent dieser Aufwendungen. Auch bei der Bildung größerer Firmen ist das Land aktiv. Durch 72 Garantien sicherte die Bürgschaftsbank Sachsen im vorigen Jahr Übernahmen ab – eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber 2018. Der Wachstumsfonds (siehe Beitrag oben) hilft ebenfalls, größere Einheiten zu formieren, durch internes wie externes Wachstum. Heipmann selbst hat gute Erfahrung mit dem Unter-die-Arme-greifen durch öffentliche Einrichtungen gemacht. Das ging schon bei der Firmengründung vor dreieinhalb Jahren los. Heipmann, zuvor beim Elektronikriesen Siemens in guter und gesicherter Stellung, wagte den Sprung in die Selbstständigkeit, gründete die Communisystems-Care GmbH in Leipzig. Die – offenkundig erfolgreiche – Geschäftsidee war und ist, vor allem mittelständische Betriebe mit Produkten und Dienstleistungen rund um die Bürokommunikation, Digitalisierung und Industrie/Arbeiten 4.0 zu unterstützen. Mit sechs Mitarbeitern startete die Firma, nach drei Jahren waren es 70, bald werden es knapp 100 sein. Zum Start brachte Heipmann private Ersparnisse ein, aber auch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsens steuerte Kapital bei. Eine Zusammenarbeit, die reibungslos verlief. Wohl auch, weil Communisystems-Care statt, wie im Business-Plan vorgesehen, nicht erst nach anderthalb Jahren, sondern schon früher den Break-Even erreichte. Das erfreut natürlich Kapitalgeber, weil sie keine Verluste befürchten müssen. Heipmann spricht von einer „verlässlichen Kooperation“.

Jetzt hat das Leipziger Start-up sich erneut öffentlicher Einrichtungen bedient. Die Bürgschaftsbanken in Magdeburg und in Dresden haben gemeinsam geholfen, die Übernahme der Hup-si GmbH in Aschersleben durch Communisystems-Care zu stemmen. Die neue Tochter beschäftigt 15 Mitarbeiter und entwickelt unter anderem Software für die professionelle Organisation von Unternehmen im Bereich der Warenwirtschaftssysteme und bietet auch mobile Lösun-

über 60 Millionen Euro in den mitteldeutschen Wirtschaftraum investiert und damit mehr als 120 Unternehmen in den unterschiedlichsten Phasen begleitet. Das aktuelle Beteiligungsportfolio besteht aus 15 mittelständischen Betrieben aus dem Großraum Leipzig sowie 14 Betrieben, welche sich allesamt durch ihre innovativen Geschäftsideen auszeichnen und sich erst am Anfang ihrer Erfolgsgeschichte befinden. Unter dem Dach der S-Beteiligungen agieren vier Fonds, denen aktuell ein Gesamtfondsvolumen von über 260 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung steht.

gen an. „Das fehlte uns noch“, begründet Heipmann den Erwerb, über dessen Kaufpreis er, wie vertraglich vereinbart, schweigt. Durch die Übernahme werde die eigene Innovationsstory abgerundet. „Die Erweiterung des Portfolios um innovative Produkte und Dienstleistungen aus dem ITK-Bereich stärkt die Position des Hup-si Systemhauses nachhaltig“, heißt es bei der Firma aus Sachsen-Anhalt.

Doch damit nicht genug. Getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ hat Heipmann weitere Pläne. „Wir sind dabei, eine Akademie zu gründen“, berichtet er. Da wird es um produktbezogene Schulungen gehen. Auch in Berlin soll ein Büro eröffnet werden. Das in Oberhausen ist inzwischen erheblich erweitert worden, die neue Tochter hat auch in Braunschweig ein Standbein. Zudem ist beabsichtigt, demnächst Scrum einführen, ein Vorgehensmodell des Projektund Produktmanagements. Ziel ist es, den Teams größere Eigenständigkeit zu geben und die Kommunikation mit den Kunden auf diese Weise zu verbessern. „Unsere Mannschaft wird an Agilität gewinnen, sie soll so autonom wie möglich agieren“, erklärt Heipmann seine Hoffnungen in diesen „megaspannenden Prozess“.

Groß wurden die Leipziger mit der bundesweiten Umrüstung von Unternehmen wie die Allianz AG mit neuen Routern. Ein Modell, das fortentwickelt werden soll. „Wir wollen in Deutschland nördlich des 51. Breitengrades hier in zehn Jahren die Nummer eins sein.“ Die Wachstumsgeschichte soll also fortgesetzt werden. Ulrich Milde

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Sparkasse
Stefan Leermann (52) ist Chef der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig. Von Ulrich Milde Ralf Heipmann (53), Gründer und Chef der Leipziger Communisystems-Care. André Kempner

Neue Technik – immer eine große Herausforderung

Leipziger Ford-Autohaus-Chefin Nancy Schneider legt Wert auf regelmäßige Weiterbildung

Das Beständigste ist die Veränderung. Auf diesen einfachen Nenner können die fortwährenden neuen Herausforderungen verdichtet werden, die die Mitarbeiter im Ford-Autohaus in der Leipziger Theresienstraße zu bestehen haben. „Regelmäßige Schulungen für jeden etwa zweimal pro Jahr sind bei uns gang und gäbe“, erklärt Nancy Schneider. Die 51-jährige Chefin des Unternehmens mit 40 Beschäftigten sagt das ohne große Aufregung. „Durch die Neuerungen bei den Autos, vor allem in der Elektronik, hat jeder immer wieder Neues zu lernen.“ Es sei deshalb auch nicht verwunderlich, dass beim Berufsbild aus dem früheren Kfz-Mechaniker ein Mechatroniker geworden ist. Betroffen davon seien alle Bereiche – von der Auftragsannahme über die Werkstatt bis hin zur Abrechnung: „Ohne Computertechnik läuft gar nichts mehr“, sagt die blonde Frau ohne zu zögern. Und erzählt auch gleich, wie das jeden Tag so abläuft, wo die neue Technik überall „zuschlägt“. Faktisch, so die gebürtige Leipzigerin, sei ja alles vernetzt. Schon beim Kauf des Autos würden die entsprechenden Fahrzeugdaten im System gespeichert. „Wir melden uns dann beim Kunden – mitunter auch online, wenn die Durchsicht ansteht und geben Empfehlungen ab, was repariert werden sollte, wo Verschleißteile auszuwechseln sind.“ Am Empfangstresen steht natürlich ein Computer. Dort werde sofort der Auftrag eingespeist, die vom Kunden gemeldeten Probleme ebenfalls –„und dann geht es blitzschnell: Automatisch kommt der sogenannte Picker-Zettel im Lager an, auf dem

steht dann, welches Material, welches Zubehör benötigt wird, um das Auto wieder auf den besten Stand zu bringen.“ Ganz ohne Handarbeit geht allerdings gar nichts: nämlich der Einbau der neuen Teile.

„Aber auch da komme ich ohne die neueste Technik nicht aus“, betont der Mechatroniker Badjinga Callixte.

Der 39-Jährige stammt aus Benin, hatte in Togo einen Abschluss als Metalldreher gemacht und ist seit 2006 in Deutschland, seit dreieinhalb Jahren nun in dem Leipziger Ford-Autohaus. „Er hatte sich bei uns beworben“, erzählt die Geschäftsführerin, die zu Beginn des Jahres 2014 den Betrieb von ihrem Vater übernahm.

Dieser hatte ihn – spezialisiert auf Saporoshez und Dacia – 1976 gegründet und über die Jahre zehn Mitarbeiter beschäftigt. Callixte habe sich prima eingearbeitet.

In gutem Deutsch erklärt er, dass er sich immer weiterbilden muss, um auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein. „Da sind zum Beispiel das Bremssystem und dessen Elektrik zu checken. Das geht nur mit dem Computer.“ Aber das mache ja auch Spaß. Er möchte sich sogar mehr in Richtung Motormechanik qualifizieren.

„Das habe ich mir fest vorgenommen“, betont der mit einer Leipzigerin verheiratete Vater dreier Kinder und strahlt dabei über das ganze Gesicht.

Und dann ist noch die Herausforderung Elektro-Fahrzeuge. „Da startet Ford in diesem Jahr voll durch“, kündigt Schneider an. Die Vize-Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig berichtet, dass zwei Mitarbeiter demnächst dafür speziell ausgebildet werden. Einer „kann schon E-Autos“, fügt

sie scherzhaft hinzu. Aber das reiche nicht aus. Naja und auch da „ist die Elektronik megawichtig“. Immer neue Technik komme hinzu. Viele sprächen auch von Digitalisierung in der Wirtschaft. „Das erscheint mir oftmals zu nebulös.“ Dennoch hat sie klare Vorstellungen davon, wohin die Reise gehen kann. „Nämlich am Computer im Autohaus sozusagen von der Ferne in das Fahrzeug hineinzuschauen. Dabei muss es gar nicht in der Werkstatt stehen“, sinniert die Mutter einer 23-jährigen Tochter. Ferndiagnose und Fernreparatur – dies schwebt der Chefin vor. „Das geht natürlich nur bei Softwareproblemen im Fahrzeug.“ Oder wenn der Kunde mit dem „Computer auf vier Rädern“, wie sie die modernen Pkw bezeichnet, unterwegs ist und Probleme signalisiert. „Dann kann irgendwann bestimmt schon von uns aus diagnostiziert werden, welche Teile ersetzt und daher bestellt werden müssen.“ Dazu müsste aber eine entsprechende Schnittstelle im Auto vorhanden sein, beschreibt die stolze Oma eines fast zweijährigen Enkels ein Stückchen Zukunftsmusik.

Dafür auch die besten Fachleute im Hause zu haben –„das ist wirklich schwierig“, weiß die Geschäftsführerin, die an der Universität in Leipzig Betriebswirt-

Ba Bing:Soeinfach kann bezahlen sein.

Jetz t: Deut sche Bank mitApplePay

#PositiverBeitrag

schaftslehre studierte und mit Diplom abschloss. Nicht zuletzt deshalb organisiere sie Schülerpraktika, bilde aus. „Alle zwei Jahre übernehmen wir dann auch einen ausgelernten Azubi.“ Einer, der große Chancen dabei hat, ist Abdirashid. Er ist im dritten Lehrjahr „und macht sich sehr gut“, lobt die Chefin. Der heute 23-Jährige ist mit 16 Jahren aus seiner Heimat Somalia geflohen, allein nach Deutschland gekommen – ein Jahr und zwei Monate hat er dafür gebraucht. In Leipzig absolvierte Mohamed dann bei Ford-Schneider ein einjähriges Praktikum und startete anschließend die Ausbildung zum Mechatroniker. „Er hat sich sehr gut integriert.“ Und nicht nur das. „Mir gefällt es hier top“, sagt der junge Mann. „Ich bin sehr dankbar. Denn es war immer mein Traum, Autos zu reparieren“, fügt Abdirashid mit einem Lächeln auf den Lippen hinzu. Für ihn steht außer Frage: Weiterbildung in seinem Beruf wird ihn sein Leben lang begleiten. „Aber erst einmal muss ich die Lehre erfolgreich abschließen.“

Dazulernen, jeden Tag – das ist die moderne Beständigkeit. Immer neue Herausforderungen im Zuge neuer Technik werden daher in den nächsten Jahren weiterhin das Berufsbild der 40 Beschäftigten verändern.

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André Kempner Nancy Schneider (51) steuert ihr Ford-Autohaus mit viel Engagement. Von Ulrich Langer
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Das hebt den Steuerzahler aus dem Sattel

Verschwendung öffentlicher Mittel am Pranger

lich) hatte eine Laufzeit von 15 Jahren. Doch im September kam es zur Insolvenz. Ein Investor stieg ein und erhielt von der Investitionsbank des Landes ein Darlehen in Höhe von 13 Millionen Euro. Zudem gab es eine Bürgschaft über 4,8 Millionen Euro. Und das Füllhorn wurde weiter ausgeschüttet. Im Sommer 2016 wurden für ein neues Werk Fördermittel in Höhe von 2,85 Millionen Euro zugesagt, wovon 0,923 Millionen Euro auch tatsächlich ausgezahlt wurden. Alles vergeblich: Im Januar 2017 ging der traditionsreiche Fahrradhersteller erneut in die Insolvenz. Doch damit war das Ende noch nicht in Sicht. Der Insolvenzverwalter verlangte vom Landkreis die Rückgabe des Grundstücks und obendrauf einen Teil der gezahlten Mieten zurück. Begründung: Zum Zeitpunkt des Grundstücksverkaufs sei bereits absehbar gewesen, dass Mifa pleite sei. Das Oberlandesgericht entschied im Mai vorigen Jahres tatsächlich, dass der Kreis die Betriebsflächen an die insolvente Firma zurückgeben muss. 274 000 Euro an Mietrückzahlungen kamen hinzu.

Die Forderung hat durchaus ihre Berechtigung. „Im Handwerk ist die Unternehmensteuer in den meisten Fällen mit der Einkommensteuer gleichzusetzen. Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent darf nicht schon ab 55 000 Euro Jahreseinkommen greifen“, sagt Claus Gröhn, Präsident der Handwerkskammer Leipzig. Folglich müsse die Politik an diesen Satz ran, sprich: die Grenze deutlich anheben. Denn andernfalls „gehen uns irgendwann die Leute aus, die sich dem unternehmerischen Risiko stellen wollen“, warnt der Präsident. Kurzum: Die Bundesregierung sollte die Spielräume, die sich durch die Haushaltsüberschüsse ergeben, für niedrigere Steuern nutzen.

Weitere Möglichkeiten zur Entlastung ergäben sich, würde die Steuergeldverschwendung wenn nicht be-

endet, so zumindest reduziert. Der Bund der Steuerzahler listet in seinem Schwarzbuch regelmäßig eklatante Fälle auf. In der für 2019 und 2020 geltenden Ausgabe sind auch einige Fälle in Mitteldeutschland enthalten.

So hat der Landkreis Mansfeld-Südharz nach Auffassung des Steuerzahlerbundes „durch einen dubiosen Grundstücksdeal zugunsten des ortsansässigen Fahrradwerks einen Millionenschaden für den Kreishaushalt“ verursacht. Die Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) waren 2014 in schweres finanzielles Fahrwasser geraten. Der Kreis versuchte zu helfen. Wesentliche Teile des Betriebsgrundstückes wurden dabei im April für 5,7 Millionen Euro gekauft und gleich an die Mifa zurückvermietet. Dieser Mietvertrag (648 000 Euro jähr-

Richtig mahnen

Der nächste Fall spielt in Erfurt. Vor dem Haupteingang des Umweltministeriums steht eine Sonnenblume mit zwölf blütenblattförmigen Solarmodulen. „Leider kann die Solaranlage ihren eigentlichen Zweck – die Stromerzeugung – an diesem Standort kaum erfüllen, da sie die meiste Zeit des Tages im Schatten steht“, berichtet der Steuerzahlerbund. Östlich der Blume befinde sich nämlich das circa zwölf Meter hohe Gebäude des Ministeriums. „Somit hat die Sonnenblume nur in den späten Vormittagsstunden kurzzeitig freien Blick auf die Energiequelle.“ Ursprünglich stand sie übrigens als Demonstrationsobjekt in Apolda am dortigen Informationszentrum für Umwelt- und Energiethemen. Die Blume kostete 12 000 Euro, die Umpflanzaktion nach Erfurt verschlang weitere 5000 Euro.

Im Vogtlandkreis startete 2013 der Bau des Elsterradweges auf einer Strecke von 1,7 Kilometern südlich des Ortes Adorf. Ein Weg wurde verbreitert und asphal-

Praxistipps für das Forderungsmanagement von Creditreform

Das Forderungsmanagement stellt für Unternehmer einen wichtigen Aspekt im Hinblick auf den geschäftlichen Erfolg dar. Ein Teil des Forderungsmanagements ist das Mahnwesen. Richtig zu mahnen, hat immer etwas mit einer entsprechend guten Organisation innerhalb des Unternehmens zu tun. Die Voraussetzung dafür ist, dass versendete Rechnungen und die damit zusammenhängenden Eingänge von Zahlungen genau im Blick behalten werden. Schließlich belasten überfällige Rechnungen das Unternehmen auf mehreren Ebenen. Reiner Niedenzu, Geschäftsführer der Creditreform Leipzig, beantwortet wichtige Fragen rund um das Thema.

Man sollte mit dem Aufsetzen eines Mahnschreibens aber nicht zu lange warten.

Was ist beim Mahnschreiben zu beachten?

Eine Mahnung unterscheidet sich nur geringfügig von einer Rechnung, Man muss deshalb keine eigens erstellte Vorlage verwenden. Wichtig ist, dass mögliche Mahngebühren genau aufgeführt werden und ersichtlich ist, dass es sich um eine Mahnung handelt. Zudem sollte ein Bezug zu der versendeten Rechnung hergestellt werden.

Unter welchen Umständen kann eine Zahlungserinnerung sinnvoll sein?

Zwischen einer Zahlungserinnerung und einer Mahnung gibt es rein rechtlich gesehen keinen Unterschied. Es ist nur ein anderes Wort für das gleiche Anliegen. Eine Zahlungserinnerung zu verschicken, egal ob per Post oder

quidität auswirken. Wer eine zweite oder auch dritte Mahnung auf den Weg bringen möchte, sollte darin immer kürzere Zahlungsfristen ansetzen.

Und was passiert, wenn auch bei weiteren Mahnschreiben nicht gezahlt wird?

Bleiben Zahlungen weiterhin aus, kann im nächsten Schritt das gerichtliche Mahnverfahren eingeleitet werden. Vorab sollte geprüft werden, ob sich das überhaupt lohnt, denn es entstehen, je nach Forderungshöhe, zusätzliche Kosten. Beim gerichtlichen Mahnverfahren wird dem Schuldner beziehungsweise Antragsgegner vom Gericht förmlich ein Mahnbescheid per Post zugestellt.

tiert, eine Brücke gebaut. Dabei übersah laut dem Steuerzahlerbund der Vogtlandkreis jedoch, dass der Radweg durch ein besonders geschütztes Gebiet führt. Eine für die Maßnahme vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung oder gar ein Planfeststellungsverfahren führte der Landkreis nicht durch. Ein Naturschutzverband reichte Klage ein, vor dem Verwaltungsgericht Chemnitz wurde festgestellt, dass der Bau rechtswidrig war. Weitere Verfahren bis hin zum Bundesverwaltungsgericht folgten. Die Nutzung blieb untersagt. Allein die Baukosten verschlangen 275 000 Euro. Eine Aufzählung, die problemlos verlängert werden könnte. Ein nur schwacher Trost ist, dass Hamburg wohl den Vogel abschoss. Da der dortige Hafen von Schiffen mit immer mehr Tiefgang angefahren wird, wurde die Fahrrinne der Unterelbe vertieft. Allerdings unterliegt der Hafen bis zur Nordseemündung dem Gezeitenwechsel. „Bei Flut strömt das Wasser kräftig in Richtung Hafen, bei Ebbe aber weniger kräftig zurück“, so der Bund der Steuerzahler. Dadurch gelangt mehr Schlick in Richtung Hafen als umgekehrt. Daher wird seit Jahren ein Teil des Gewässerschlamms ausgebaggert und vor der Insel Nordstrand wieder in die Elbe gekippt. „So ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Schlick wieder im Hafen landet und erneut gehoben werden muss“, heißt es im Schwarzbuch. Die Kosten für diesen Schildbürgerstreich belaufen sich allein von 2015 bis 2018 auf rund 40 Millionen Euro. Das erinnert sehr stark an die nordsächsischen Schildauer, die Nachfahren der legendären Schildbürger. Sie vergaßen beim Bau ihres dreieckigen Rathauses laut Legende die Fenster. Deshalb war das Haus im Innern finster. Als Ratstag war, erschienen die Bürger mit einem brennenden Kienspan auf dem Hut. Die Schildbürger beschlossen, das Licht der Mittagssonne per Schaufel in Säcke, Töpfe und Körbe zu packen und ins Rathaus zu tragen. Ohne Erfolg − es blieb finster.

Reiner Niedenzu

Was ist eine Mahnung und wann sollte man diese Mahnung versenden?

Wenn ein Kunde oder Geschäftspartner seine Rechnung innerhalb der vertraglich gesetzten Frist nicht bezahlt, sollte dieser umgehend gemahnt werden. Eine Mahnung ist also eine Aufforderung zur Zahlung eines noch offenen Betrags. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) hat dazu in Paragraf 286 klar und unstrittig festgelegt, wann ein Schuldner in Verzug gerät. Ab diesem Zeitpunkt ist es möglich, Zinsen für den offenen Rechnungsbetrag zu verlangen-

E-Mail, ist in jedem Fall die freundlichere Alternative – immerhin besteht die Möglichkeit, dass Ihr Gegenüber die Rechnung schlicht übersehen oder vergessen hat. Sie wird vor diesem Hintergrund wahrscheinlich besser aufgenommen als eine Mahnung.

Ist nach der ersten eine zweite Mahnung erforderlich?

Wenn eine erste Zahlungsaufforderung versendet wurde und der Schuldner weder darauf geantwortet, noch gezahlt hat, gibt es die Möglichkeit, eine zweite oder auch eine dritte Mahnung zu verschicken. Vom Gesetz her erforderlich ist dies allerdings nicht. Man muss sich grundsätzlich folgende Frage stellen: Möchten ich über die in der ersten Mahnung festgelegte Frist hinaus auf mein Geld warten? Denn je nach Höhe der offenen Forderung kann sich diese direkt negativ auf die eigene Li-

Mahnschreiben: Diese Angaben gehören in eine Mahnung Wenn Sie eine Mahnung richtig und mit Aussicht auf Erfolg formulieren möchten, halten Sie sich an folgende

Angaben:

• Name, Anschrift und gegebenenfalls

Name Ihrer Firma

• Ihre Kontodaten sowie Ihre Steuernummer

• Name, Anschrift und gegebenenfalls

Name der Firma Ihres Kunden

• Kenntlichmachung, dass es sich um eine Mahnung handelt

• Bezug zur Rechnung, um die es sich handelt

• Bezug zur Leistung, die Sie in Rechnung gestellt haben

• Vorliegender Rechnungsbetrag

• Die Höhe der erhobenen Mahngebühren, unter Umständen auch Angaben zu Verzugszinsen samt

Begründung

• Ganz wichtig: ein konkretes, neues Zahlungsziel; also ein fixes Datum

Mit einem professionellen Forderungsmanagement unterstützt Creditreform ihre Geschäftspartner von Anfang an, um mit Außenständen richtig umzugehen. Foto: P.Nowack/adobe.stock.de

Er enthält die Mitteilung darüber, welche Person beziehungsweise welches Unternehmen welche Forderung gegen ihn erhebt. Der Schuldner hat nun innerhalb einer Frist von zwei Wochen (seit dem Tag der Zustellung) Zeit, den Anspruch des Gläubigers zu bezahlen oder beim Mahngericht Widerspruch einzulegen. Wurde auf den Mahnbescheid hin nicht bezahlt, folgt die zweite Stufe des Mahnverfahrens. Der Gläubiger beantragt nun einen Vollstreckungsbescheid. Dieser wirkt ebenso wie ein von einem Gericht gesprochenes Urteil. Er eröffnet die Möglichkeit zur Zwangsvollstreckung und zur Pfändung. Mit dem Vollstreckungsbescheid kann der Gläubiger einen Gerichtsvollzieher mit der Durchsetzung der Geldforderung beauftragen. Dabei kann der Gerichtsvollzieher neben Geld und Wertsachen im schlimmsten Fall auch eine Kontopfändung oder Lohnpfändung beim Schuldner vornehmen.

An welcher Stelle kann ein Inkassounternehmen, wie Creditreform Leipzig, helfen?

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Das neue Mifa-Werk war ein kostspieliges Vergnügen für den Landkreis Mansfeld-Südharz. Von Ulrich Milde

Streiten mag er sich nicht

Der IHK-Sachverständige Axel Hintersdorf ist einer von 37 im Leipziger Kammerbezirk

Zank liegt ihm gar nicht, sagt er. Ein friedliches Miteinander passt besser zu ihm. Einvernehmlichkeit ist für ihn wichtig. Und dennoch ist er oft mit streitigen Angelegenheiten befasst. Axel Hintersdorf aus Taucha arbeitet als Sachverständiger – als von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Leipzig öffentlich bestellter und vereidigter. Der 49-Jährige ist zum dritten Mal von der IHK für fünf Jahre berufen worden. Sein Fachgebiet sind Mieten und Pachten. Dieses Jahr feiert er mit seinen beiden Mitarbeiterinnen den 20. Firmengeburtstag seines Sachverständigenbüros. Der gebürtige Leipziger hat ein Vierteljahrhundert Berufserfahrung in der Branche. Denn 1994 startete er bereits als Hausverwalter.

„Mein Job ist immer mit einem Griff ins Portemonnaie der Kunden verbunden“, zitiert er scherzhaft seinen einstigen – inzwischen verstorbenen – Kollegen und IHK-Prüfer Rainer Schulz, von dem er sozusagen den Ritterschlag für sein jetziges berufliches Wirken als Sachverständiger erhielt. „In den meisten Fällen bekommen wir von Gerichten den Auftrag, die entsprechenden Immobilien zu bewerten: etwa dann, wenn sich Mieter und Vermieter über die Konditionen streiten.“ Auch bei ehelichen Auseinandersetzungen, wenn beispielsweise ein Partner auszieht und entsprechende Ansprüche stellt, ist sein Bewertungs-Können und das seiner beiden Kauffrauen für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gefragt.

Langweilig sei ihm nie, betont Hintersdorf. Er spricht sogar davon, dass das, was er zu erledigen hat, „spannend ist, Spaß macht, sich abwechslungsreich gestaltet“, selbst wenn es eben da und dort auch mal zu etwas lauteren Konflikten komme. „Dann lautet meine Devise: Luft rausnehmen, tiefenentspannt an die Sache herangehen.“ Sein Gebot als Sachverständiger heiße, Neutralität und Sachlichkeit sowie fachliche Kompetenz in die Waagschale zu werfen. Das erfordere ein hohes Maß an Wissen und Erfahrungen. Er sei gut vernetzt, halte Kontakt zu Hausverwaltungen, Wohnungsgesellschaften, Bauträgern und Verbänden. „Ich muss immer bei den Marktdaten auf dem neuesten Stand sein.“ Regelmäßige Weiterbildungen, mindestens zwei Mal pro Jahr, stehen daher auf dem Programm. Immer auf dem Laufenden zu sein sieht auch Helmut Bornschein als eine besondere Herausforderung an. Der Diplomingenieur, der an der Technischen Hochschule Leipzig studierte, begutachtet als IHK-Sachverständiger bebaute und unbebaute Grundstücke. Das ständige Analysieren des Branchenumfeldes habe aber auch sein Gutes: „Es bleibt einfach keine Zeit, um alt zu werden“, betont er, der bis zum vollendeten 68. Lebensjahr seine Funktion ausüben will. Dass er die Prüfung vor dem Fachgremium bei der IHK Köln zum Sachverständigen seinerzeit bestanden hat, „war fraglos das schönste Erlebnis, und dann die anschließende Vereidigung bei der Leipziger Kammer“.

Der Wust an tagtäglichen Aufgaben sei nicht von Pappe, so Hintersdorf „Das geht los mit viel lesen. In der Regel schickt uns ein Gericht in einer bestimmten Rechtsstreitigkeit die nötigen Unterlagen“, erzählt der Experte. Und zeigt auf einen Stapel Papier vor ihm auf dem Tisch – drei Bände mit insgesamt 287 Seiten. „Das ist eine Menge Holz, auf die Schnelle ist hier nichts getan, zumal große Sorgfalt an den Tag zu legen ist.“ Als nächster Schritt stehe der Vorort-Termin an. Die Wohnung, der Gewerberaum – „das muss ich mir ja ansehen. Denn es gilt das Persönlichkeitsgebot.“ Das bedeute, auf Internethilfe per Google Earth zum Beispiel darf er nicht setzen oder sich gar darauf verlassen. In der Spitze habe er an einem Tag schon einmal zwölf Wohnungen angeschaut. Nicht selten seien dann die jeweiligen Parteien mit zugange. „Im Beisein von Vermieter und Mieter und deren jeweiligen Rechtsbeiständen geht es durchaus mitunter laut zu.“ Hintersdorf bringt es mit etwas blumigen Worten auf den Punkt: „Die Streithähne bekrähen sich vor Ort.“ Einmal habe er sogar eine Besichtigung abgebrochen, weil sich die Eheleute über die Maßen in die Haare gekriegt hätten. Und bei Krach im Hintergrund gründlich arbeiten –geht das überhaupt? „Es ist nicht immer einfach. Deshalb nehme ich hin und wieder auch eine meiner Mitarbeiterinnen mit. Wenn ich mit allem fertig bin, gehen wir es noch ein zweites Mal durch.“ Sicher sei sicher.

Allerdings können auch Gefahren drohen, weiß Bornschein zu berichten. „Am Schlimmsten war einmal die Ortsbesichtigung in einem leer stehenden Fabrikgebäude ohne Licht und mit subjektiv empfundenem besonders dunklen Keller“, erzählt er. „Meine kleine Taschenlampe erleuchtete nur wenig von den stockfins-

teren Räumen. Spinnweben, die sanft über den Kopf strichen, waren durchaus erwartbar.“ Zwar sei er immer auf der Hut gewesen, nicht anzustoßen. Aber das schwache Leuchten der Lampe zeigte „mir nur fragmenthaft die Umgebung, bis sie verschwand“. Auf den Boden gerichtet sei ihm schlagartig klar geworden, dass die Lampe nicht erloschen ist, sondern das Licht von einer vor ihm liegenden Tiefe „verschluckt“ wurde. Er habe eine Münze hinabgeworfen, aber bis sie aufschlug, habe es seine Zeit gedauert. „Als ich verinnerlichte, dass es nur noch eines sehr kleinen Schrittes bedurft hätte, um mir selbst einen Nachruf zu erbetteln, lief ein eiskalter Schauer meinen Rücken herunter“, schildert Bornschein eine für ihn einmalige Situation. So spektakulär geht es bei Hintersdorf nicht zu. Hat er bei einer Projektbegehung alle Daten zusammen, alles per Foto dokumentiert, mit Lasertechnik die jeweilige Wohn- oder Gewerbefläche ausgemessen, „geht es ins stille Kämmerlein, sprich Büro“. Die konkrete Vorbereitung des Gutachtens nimmt dann ihren Lauf. Das beginnt mit der Bestimmung der Immobilie – also deren Art: Bei einem Einfamilienhaus oder Reihenhaus sei anders vorzugehen, müssten andere Vergleichswerte herangezogen werden als bei Lofts oder einem Mehrfamilienhaus oder bei einem Laden oder einem Gastraum. Wenn er sachkundig werten und einschätzen soll, ob etwa Vermieter oder Mieter falsche Vorstellungen haben, „ist Akribie angesagt“. Dann komme es noch auf Lage, Größe, Ausstattung an und auf die Beurteilung der Beschaffenheit wie den energetischen und Sanierungszustand. Natürlich habe er als Bemessungsmaßstab immer vergleichbare Objekte im Blick. „Bei einem Gutachten forderte das Gericht zum Beispiel, mindestens 35 Vergleichswohnungen heranzuziehen“, erinnert sich der Sachverständige.

Der Aufwand ist enorm. Ein bis zwei Gutachten in der Woche sind schaffbar. „Im vorigen Jahr sind wir auf insgesamt 53 gekommen“ rechnet Hintersdorf vor. Im Schnitt haben sie einen Umfang von 35 bis 40 Seiten. Kleine Bücher also. Da verwundert nicht, dass solch ein Werk durchaus auch mal über 3 000 Euro kostet. Nicht selten ist er zusätzlich noch bei Gerichtsverhandlungen als Experte gefragt, damit sich die Juristen ein möglichst sachkundiges Urteil bilden können.

Heftige Kritik übt der erfahrene Mietsachverständige am kürzlich veröffentlichten Leipziger Mietspiegel 2018. „Die Qualität ist völlig unzulänglich, die Datengrundlage viel zu gering. Wie soll man beispielsweise Mietern oder Vermietern vermitteln, dass eine Handvoll abschließbarer Fenstergriffe in der Wohnung zu einem deutlich höheren Mietenzuschlag führt als eine mehrere Tausend Euro teure Einbauküche. Oder ein einfacher Handtuchwandheizkörper mit einem fast dreimal höheren Aufschlag verbunden ist als eine zusätzliche Gästetoilette. Dass sich hier nicht die tatsächlichen Marktgegebenheiten widerspiegeln, ist offenkundig. Und gerade das bringt wieder ein Vielfaches an neuem Streitpotenzial mit sich.“

Großes Fachwissen ist für all das nötig. Nach einem Studium am Europäischen Institut für postgraduale Bildung in Dresden vor 18 Jahren darf er sich Sachverständiger für Wertermittlung und Baukostenplanung nennen. In seiner Sparte „Mieten und Pachten“, auf die er sich besonders spezialisiert hat, gibt es im Leipziger IHK-Bezirk nur zwei solcher öffentlich bestellten und vereidigten Experten. In seinem Job kommt Hintersdorf viel herum. Über 40 Gerichte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zählen zu seinen Auftraggebern – von Amtsgerichten über Landgerichte bis hin zu Oberlandesgerichten. Genauso Haus- und Wohnungseigentümer, Mieter und Pächter, kommunale Wohnungsunternehmen, -baugenossenschaften, Hausverwaltungen, Versicherungsgesellschaften, Vereine und Gutachterausschüsse. Wie viele Kilometer er jedes Jahr durch die Gegend düst – „das kann ich gar nicht auf Anhieb sagen“. Die Entfernungen sind mitunter recht weit, von Breitenworbis etwa in der Nähe der Landesgrenzen zu Niedersachsen und Hessen bis Görlitz und Bautzen, bis Marienberg im Erzgebirge und ins sachsen-anhaltische Stendal. Ein weites Feld, das Hintersdorf zu beackern hat. „Und ein sehr interessantes. Ich habe schon so manch herrliche Wohnungen und Häuser bestaunen können. Allerdings darf ich nicht laut sagen, was mir gefällt und was mir missfällt. Das behalte ich für mich, schließlich lautet der alles überstrahlende Grundsatz die Neutralität meiner Arbeit. Fakten sind daher das Salz in der Suppe.“

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Drei Bände Akten mit zusammen 287 Seiten musste Axel Hintersdorf (49) allein für einen Auftrag durchforsten. Ulrich Langer

1 Wenn am 6. Mai das Leipziger BMW-Werk seinen 15. Geburtstag feiert, dann dürfte viel Prominenz kommen. Es wird erwartet, dass Ministerpräsident Michael Kretschmer unter den Gästen sein wird. Ein Wiedersehen der 5 400 Beschäftigten wird es mit Milan Nedeljkovic geben. Der war als Vorgänger von Hans-Peter Kemser von 2013 bis 2015 Werkleiter. Der gebürtige Serbe nutzte Leipzig als berufliches Sprungbrett, er verantwortete fünf Fahrzeuganläufe. Er wurde danach erst Leiter des BMW-Stammwerks in München, später Chef des Qualitätsmanagements des Autobauers. Und nach dem Abgang von Harald Krüger als Vorstandsvorsitzender und der Berufung von Oliver Zipse als dessen Nachfolger rückte Nedeljkovic weiter auf: Er ist seit vorigem Sommer Produktionsvorstand. Ein Posten, der noch nicht das Ende der Karriere sein muss. Neue Vorstandsbosse bei BMW waren üblicherweise zuvor Produktionschefs.

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Nein, es ist kein Aprilscherz. Markus Keicher übernimmt exakt am 1. April die Leitung der Mercedes-Benz Ludwigsfelde GmbH. Noch ist er Standortleiter des Bremer Werks des Stuttgarter Fahrzeugkonzerns. Keicher studierte Maschinenbau in Stuttgart und promovierte am Imperial College in London. 1998 stieg er über das Nachwuchsprogramm in die damalige DaimlerChrysler AG ein. Sein Vorgänger Sebastian Streuff kümmert sich zukünftig um den Transformationsprozess von Mercedes-Vans.

3 Eine Auszeichnung für sein Lebenswerk hat Günther Raithel kürzlich auf der Ambiente in Frankfurt, der weltweit größten Konsumgütermesse, erhalten. Nach vielen Jahren im Vorstand des Porzellanproduzenten Rosenthal AG zog der heute 79-Jährige 1994 von Markredwitz nach Thüringen, um die Porzellanmarke Kahla zu retten. 2005 übergab Raithel die Geschäftsführung an seinen Sohn Holger, blieb aber als Berater an Bord. Fünf Jahre später gründete der Senior die „Günther Raithel Stiftung – Bildungsinitiative Kahla kreativ“. Damit wurde sichergestellt, dass die Nachwuchsförderung von Künstlern, Designern und Keramikern sowie das experimentelle Erforschen für zukunftsweisendes Porzellan unabhängig von unternehmerischen Interessen stattfinden können. Weitsichtig, denn so geht diese Förderung trotz der jüngsten Insolvenz weiter.

Genau 23 Jahre lang war Deliane Träber verantwortlich für die Fach- und Industriemessen der Leipziger Messe GmbH. Dabei gelang es ihr, erfolgreiche Ausstellungen wie die Werkzeugmaschinenschau Intec zu etablieren. Jetzt ist die promovierte Physikerin in den Ruhestand getreten. Ihr Nachfolger kommt aus der Industrie. Gerhard Ohmacht war zuletzt Leiter der Marketingkommunikation bei der Schaeffler AG & Co. KG in Schweinfurt. Ohmacht ist studierter Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt technischer Vertrieb und Vertriebskommunikation.

5 Er gehört schon zu den alten Eisen. Andreas Auerbach ist bereits seit 2008 Vertriebsvorstand von EnviaM in Chemnitz. Jetzt hat der führende regionale Energieversorger den Vertrag mit dem 58-Jährigen bis 2022 verlängert. Ihm sei es in einem „schwierigen Umfeld gelungen, die Kundenbasis zu stabilisieren und die erneuerbaren Energien weiter auszubauen“, sagte Aufsichtsratschef Bernd Böddeling. Auerbach, ein promovierter Ökonom, ist seit seinen beruflichen Anfängen in der Energiewirtschaft tätig.

6 Zwei Jahrzehnte lang leitete Reinhard Pätz von Leipzig aus die Geschicke des Ostdeutschen Landesverbandes der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Jetzt übergab er den Staffelstab an Oliver Köhn. Der 48-jährige diplomierte Kaufmann kommt von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Herbst 2020 kümmert sich Pätz noch um internationale Geschäfte des Verbandes.

7 Die Leipziger Manager-Schmiede HHL (Handelshochschule) betritt Neuland. Claudia Lehmann übernimmt die neu eingerichtete Professur für digitale Innovation im Dienstleistungsbereich. Damit wird sie den ersten Lehrstuhl an einer deutschen Universität innehaben, der sich auf dieses Thema fokussiert. Ziel ist es, Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, um innovative Technologien nutzbar zu machen und sie in neue digitale Geschäftsmodelle zu überführen. Der Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis ist dabei von besonderer Bedeutung: Die Professur soll dazu beitragen, deutsche Unternehmen im Dienstleistungsbereich zu unterstützen, die Digitalisierung für sich zu entdecken und zu nutzen. Stifter ist die Leipziger LF-Gruppe. „Es braucht Innovationssysteme, die unterschiedliche Kompetenzen und Player, Wissenschaft und Praxis zusammenbringen“, begründete LF-Chef Markus Rosenbaum das Engagement.

8 Die Fachausschüsse gelten als das Herzstück des Flughafenverbandes ADV. Das betont zumindest Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel Die Vorsitzenden dieser Gremien verantworten maßgeblich die Ausrichtung und Positionierung des Verbandes. Götz Ahmelmann, seit Herbst 2018 Chef der Mitteldeutschen Flughafen AG mit ihren beiden Airports Leipzig/Halle und Dresden, gehört jetzt zu diesem einflussreichen Kreis. Er leitet den Fachausschuss Luftfracht und Logistik. Kein Wunder, in der Fracht ist Leipzig/Halle seit Jahren auf ungebrochenem Wachstumskurs und hinter Frankfurt/Main die bundesweite Nummer zwei. Ahmelmann war vor seinem Wechsel nach Sachsen Chief Commercial Officer bei Air Berlin. Davor arbeitete er bei Etihad Airways. Seine Karriere startete er bei der Lufthansa.

9 Für Ulf Heitmüller steht fest, dass Erdgas noch lange eine wichtige Rolle spielen wird. Es könne einen „großen Beitrag für ein funktionierendes Energiesystem der Zukunft leisten“, lautet das Credo des Vorstandschefs der Leipziger VNG AG. Dabei setzt der gebürtige Niedersachse, der seit 2016 an der Spitze des gemessen am Umsatz größten ostdeutschen Konzerns steht, in der Strategie auf das Zielbild „grün, digital, mit Gas“. Das hat jetzt auch den von Bodo Rodestock angeführten Finanzbereich erfasst. VNG legte einen Green Schuldschein mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro auf. Das Geld darf ausschließlich für ökologisch nachhaltige Zwecke genutzt werden.

10 Das Sparkassen-Lager ist atomisiert. Es gibt mehrere Spitzeninstitute, etwa die Fondsgesellschaft Deka, und diverse Landesbanken. Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, strebt die Bildung eines großen Zentralinstituts an, um die Kräfte zu bündeln. Michael Ermrich, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, steht zumindest nicht auf der Bremse. „Wir wollen uns konstruktiv an der Diskussion beteiligen“, sagte er. Sein Verband sei in alle Richtungen offen und nicht festgelegt. Klar ist für den früheren Landrat des Harzkreises aber: „Den Sparkassen ist wichtig, dass weiter keine Länder im Eigentümerkreis des Spitzeninstituts sein werden.“ Sachsen ist im Übrigen davon nicht betroffen. Die einstige Landesbank, die Sachsen LB geriet nach milliardenschweren Fehlspekulationen in Irland an den Rand des Abgrunds und ging 2007 per Notverkauf an die Landesbank Baden-Württemberg.

11 Er wurde in Bremen geboren, absolvierte dort eine Ausbildung zum Bankkaufmann, wechselte als Bereichsleiter zur Landesbausparkasse (LBS) Ost in Potsdam und ging dann nach Saarbrücken in die Geschäftsleitung der LBS Saar. Zum

1. Juli kehrt Michael Wegner in den Osten zurück. Der verheiratete Vater von zwei Kindern wird Vorstandsmitglied der zum Sparkassenverbund gehörenden LBS Ost. Perspektivisch ist vorgesehen, dass er Nachfolger des jetzigen Vorstandschefs Werner Schäfer wird.

14 & Geld Märkte
Business-Class Von Ulrich Milde
11 Michael Wegner PR / LBS 10 Michael Ermrich Arno Burgi 2 Markus Keicher Mercedes-Benz AG 3 Günther Raithel Fotostudio Arlene Knipper 4 Deliane Träber Leipziger Messe / PR 5 Andreas Auerbach David Brandt 7 Claudia Lehmann Daniel Reiche 8 Götz Ahmelmann Jürgen WeyrichFotografie
4
Andreas Döring 1 Milan Nedeljkovic
9
Bodo Rodestock (links) und Ulf Heitmüller
VDMA Ost
André Kempner 6 Oliver Köhn (links) und Reinhard Pätz

Bitterfelder Batterie-Boom

US-chinesischer Konzern will im einstigen Solar Valley 600 Millionen Euro investieren

Das Empfangspersonal ist bestens informiert.

„Sebastian Wolf? Zimmer 318“, sagt der freundliche Herr im Rathaus von Bitterfeld-Wolfen. Ganz so, als ob Wolf ein wichtiger und gefragter Mitarbeiter der Stadtverwaltung sei. Dabei ist der 30-Jährige der Europa-Chef des US-chinesischen Batterieherstellers Farasis. „Ich bin mindestens einmal pro Woche hier in Bitterfeld“, sagt der studierte Maschinenbauer. Und wenn er dann mal einen Raum für Besprechungen benötigt, stellt das Rathaus ihm gerne einen zur Verfügung, rollt ihm so etwas wie den roten Teppich aus.

Kein Wunder, denn Farasis und somit auch Wolf sind die wohl größten wirtschaftlichen Hoffnungsträger einer Region, die vor allem für die chemische Industrie steht, nach der Wende auch auf die Solarenergie setzte, die zum Großteil aber angesichts von Dumpingprodukten aus China wieder abgewickelt wurde. Farasis, 2002 in der kalifornischen Technologiehochburg Silicon Valley gegründet, will im einstigen Solar Valley auf einem 30 Hektar großen Areal für 600 Millionen Euro eine Batteriefabrik hochziehen und 600 Arbeitsplätze schaffen. „Das ist die erste Phase“, sagt Wolf. Also wird es auch eine zweite Stufe geben? „Das richtet sich natürlich nach der Nachfrage, aber wir haben zumindest schon den Daumen auf den für die Erweiterung nötigen Grundstücken“, antwortet der mit einer Chinesin verheiratete Vater eines Sohnes. Eine Größenordnung mag er nicht nennen. „Das wäre viel zu früh.“ Das Land Sachsen-Anhalt, ökonomisch betrachtet in den hinteren Rängen der Bundesländer-Rangliste angesiedelt, hofft bereits darauf, dass Farasis – der Konzern hat seine Zentrale vor einigen Jahren nach China verlagert –die Bitterfelder Investition perspektivisch auf eine Milliarde Euro aufstocken wird. Das würde dann weitere Jobs nach sich ziehen.

es würden beinahe Reinraumbedingungen herrschen, ähnlich denen bei der Herstellung von Mikro-Chips.

Benötigt werden Mechatroniker, aber auch Chemiker.

„Und die gibt es hier in der Region ja genug.“ Einer der entscheidenden Punkte für den Zuschlag für Mitteldeutschland, das „für uns ein perfekter Standort ist“. Leipzig, der Flughafen und Berlin seien in der Nähe, natürlich auch der Chemiepark in Bitterfeld. Farasis fabriziert Batterien derzeit vor allem in China, in Ganzhou und Zhenjiang. Letzteres Werk hat ein Volumen von 20 Gigawattstunden. Weltweit beschäftigt der Konzern 4 000 Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt die Batteriesysteme dabei nicht auf der Basis zugekaufter Zellen und Module her, sondern deckt die komplette Wertschöpfungskette ab. Weshalb es eben auch eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten gibt. Im Gegensatz etwa zum Automobilzulieferer Dräxlmaier. Die Bayern stecken 48 Millionen Euro in ein Werk in Leipzig und schaffen 100 Arbeitsplätze. Dort werden die Batterien, die dem Vernehmen nach in das benachbarte Leipziger Porsche-Werk gehen, das bald den E-Macan fertigen will, „nur“ zusammenmontiert. Dennoch zeige das, so Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht, dass in der Stadt der Wandel zur E-Mobilität „von allen Akteuren befördert“ werde. Dräxlmaier verfügt im Güterverkehrszentrum über einen weiteren Leipziger Standort. 240 Beschäftigte stellen Cockpits, Türverkleidungen, Mittelkonsolen und Kabelbäume für die Autoindustrie her.

Damit nicht genug. Im brandenburgischen Schwarzheide will der Chemieriese BASF für 500 Millionen Euro eine Anlage zur Produktion von Batterie-Kathodenmaterialien für jährlich 400 000 Elektroautos errichten. Bereits begonnen hat der Bau eines Batteriewerks am Erfurter Kreuz. Der chinesische Produzent Contemporary Amperex Technology (CATL), welt-

„Das ist ein positives Signal für die Stadt.“

Armin Schenk (58), Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen

Firmenkunden

WenigerBargeld

isteinfach.

Das Unternehmen plant in Bitterfeld die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos. Wolf widerspricht nicht, dass es zunächst vorrangig um den Kunden Daimler gehen wird. Dabei „sind wir mit allen großen Automobilherstellern in Europa im Gespräch“. Vorgesehen ist zunächst eine Fertigungskapazität von sechs bis zehn Gigawattstunden jährlich. Damit lassen sich bis zu 100 000 Stromspender für die E-Fahrzeuge herstellen. Der erste Spatenstich soll spätestens im Sommer erfolgen, damit die Fabrik Ende 2022 ihre klimaneutrale Produktion starten kann. „Bei uns nimmt die industrielle Elektromobilität Fahrt auf“, jubelte bei der Verkündung der Ansiedlung Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann. Als „positives Signal“ für seine Stadt bezeichnet Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk das Vorhaben der Farasis Energy Europe GmbH. Damit werde die wirtschaftliche Stärke weiter gefestigt „und auf ein stabiles Fundament“ gestellt. Nun gelte es, alles Notwendige einzuleiten, „damit diese Ansiedlung erfolgreich verläuft“. Restzweifel über die Realisierung sind offenbar vorhanden.

Es ist der erste europäische Fertigungsstandort von Farasis. Derzeit gibt es in der Nähe von Stuttgart eine 60 Mitarbeiter umfassende Forschungs- und Entwicklungseinheit, die auch im Süden der Republik bleiben wird. Die Belegschaft soll dort auf 100 Beschäftigte aufgestockt werden. „Den Sitz der Europa-Zentrale werden wir aber nach Bitterfeld-Wolfen verlagern“, kündigt Wolf an, der sich bereits nach einem Haus umgeschaut und wohlwollend die niedrigen Immobilienpreise registriert hat. Bitterfeld-Wolfen setzte sich in der Ausschreibung gegen zahlreiche andere Wettbewerber durch. „Die Lage ist hervorragend“, begründet Wolf. Die Batteriefertigung ist dabei seinen Angaben zufolge eine „saubere Sache“,

weit derzeit die Nummer zwei bei Lithium-Ionen-Zellen, will bis zu 1,8 Milliarden Euro investieren und 2000 Jobs schaffen. Spätestens 2022 soll die Fertigung in Thüringen starten. Zu den Abnehmern gehören, so ist zu hören, Volkswagen und BMW, Hyundai und Toyota. Auch für CATL handelt es sich um das erste Werk in Europa. Vorgesehen ist zunächst ein Volumen von 14 Gigawattstunden. Das Unternehmen schätzt, „dass wir spätestens ab 2026 im dreistelligen Gigawattbereich sein könnten“, sagte kürzlich Matthias Zentgraf, Europa-Chef von CATL. Und warum sind es Chinesen, die den Batterie-Vorreiter in der Bundesrepublik geben? Das sei die Folge einer deutschen Wirtschaft, „die sich nicht getraut hat“, antwortete Zentgraf auf einem Symposium des deutschen Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.

Das zeigt, dass die Chinesen große Erwartungen in die deutsche und europäische Elektromobilität haben. Geschuldet ist das maßgeblich den strengen Vorgaben der Europäischen Union. Um die CO2-Grenzwerte für die Flotten einzuhalten, sind die Autokonzerne, ob sie es wollen oder nicht, auf den Bau von Elektrofahrzeugen angewiesen. „Die E-Mobilität nimmt immer mehr Fahrt auf“, hatte Porsche-Chef Oliver Blume bereits in der vorigen LVZ-Wirtschaftszeitung betont. Volkswagen etwa rechnet für 2025 mit 1,5 Millionen produzierten Fahrzeugen. Schwerpunkt der Fertigung ist das Werk in Zwickau. Die Produktion des ID.3 ist im vorigen November angelaufen, im Sommer soll das Auto zu den Händlern rollen. „Der Bedarf an Batterien für Elektrofahrzeuge ist enorm“, freut sich Wolf, einst für die Boston Consulting Group und Bosch tätig. Nach dem Gespräch räumt er sein Büro im Bitterfelder Rathaus, um nach Magdeburg ins Wirtschaftsministerium zu fahren. Der Markt nimmt Fahrt auf, da ist Tempo angesagt.

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Vor dem Bitterfelder Rathaus: Sebastian Wolf (30) ist Europa-Chef des Batterie-Herstellers Farasis. Ulrich Milde Von Ulrich Milde
Jan Woitas/dpa

„Neue Länder müssen eigene Wege suchen“

Wirtschaftsprofessor Ullrich Heilemann bewertet den Aufbau Ost und sieht keine Patentrezepte für den Aufholprozess

Herr Heilemann, wie bewerten Sie den Aufbau Ost?

Gemessen an den Erwartungen und den Versprechen der Politik 1990 sowie den noch viele Jahre danach hohen persönlichen und sozialen Kosten fällt im Osten das Urteil kritisch aus. Die Arbeitslosenquote hat sich zwar deutlich verringert, ist aber noch immer doppelt so hoch, die Einkommen sind je nach Bezugsgröße 20 bis 30 Prozent niedriger als in Westdeutschland.

Unvermeidlich wurden folgenreiche Fehler gemacht –Stichwort Treuhand oder Lohnpolitik –, aber wo waren Vorbilder oder realistische Alternativen?

Ist dafür heute Realismus angesagt?

Mittlerweile haben die ursprünglichen Hoffnungen, auch demografisch bedingt, nüchternen Erwartungen Platz gemacht. Bei der Angleichung der Lebensverhältnisse ist viel erreicht worden, was den meisten Menschen bewusst ist. Und es geht weiter, leider nur in kleinen Schritten, mal schneller und mal langsamer. Für viele dürfte die Bilanz heute sehr viel besser ausfallen als vor 20 Jahren, aber eben nicht für alle.

Der Aufholprozess stagniert seit einigen Jahren. Warum kommt er nicht voran?

An Erklärungen fehlt es bekanntlich nicht: angefangen bei der ungünstigen Siedlungsstruktur, den kleineren Betriebsgrößen, dem Fehlen von Konzernzentralen und vergleichsweise wenig Forschungszentren, der niedrigeren Exportquote (die in den vergangenen Jahren allerdings deutlich zulegte) und so weiter. Nicht alle Erklärungen sind gleichermaßen überzeugend.

Ein Beispiel?

Zehn der 30 Dax-Unternehmen haben ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen, was dem Land gute Steuereinnahmen verschafft, aber keinen Spitzenplatz in der Wachstumshierarchie der Bundesländer! Eine weniger beachtete Erklärung ist, dass die neuen Länder zwar beim Wachstum des Produzierenden Gewerbes, sowohl was dessen Anteil als auch seine Stärke angeht, Westdeutschland übertreffen, der Dienstleistungsbereich bei beidem aber noch zurückbleibt. Auf ihn entfallen jedoch zwei Drittel der Produktion. Mit weiter steigenden Einkommen wird sich dies bessern. Wenig Beachtung findet schließlich auch das bescheidene westdeutsche Wachstum der vergangenen zehn Jahre, das wenig in die neuen Länder überschwappen ließ. „Zusammenwachsen“ heißt immer noch „zusammen wachsen“!

Welcher dieser Punkte ist für Sie der bedeutendste?

Die Welt aus einem Punkt zu kurieren kann nur Mephisto! Ein wichtiger Ansatzpunkt sollte jetzt der Dienstleistungsbereich, sollten vor allem die privaten Dienstleister sein. Die wichtigsten Ziele sind weiterhin die Erhöhung der Beschäftigung und der Produktivität. Sie beträgt aktuell erst 75 Prozent des West-Niveaus. Das wird sich dann auch in höheren Einkommen niederschlagen – und Antworten auf den Bevölkerungsrückgang geben.

Das ist wohl alles nur mittelfristig zu lösen?

Da haben Sie leider recht! Der Rückgang des Produktionswachstums wird in allen großen OECD-Ländern beklagt. Für den Vorschlag, zur Milderung der Probleme des Bevölkerungsrückgangs die Lebensarbeitszeit weiter zu verlängern, wird die Politik noch sehr viel werben müssen. Das gilt auch für die Erhöhung der Zuwanderung, insbesondere in Ostdeutschland.

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Welche Probleme stellen sich heute und morgen?

Die Mühen der Ebene hat Ostdeutschland noch nicht überwunden, da drängen bereits die Mühen der neuen Berge: die Transformation des Automobilsektors, die schleppende Energiewende, die dramatischen Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz, allgemein der wissensbasierten Produktion. Mit deren Gestaltung tut sich die ostdeutsche Wirtschaft schwer, nicht zuletzt auch wegen der kleineren Unternehmensgrößen.

Sehen Sie da Lösungsmöglichkeiten?

Die Automobilindustrie reagiert, wenn auch spät, sonst sind nur ansatzweise Lösungen auszumachen. Jedenfalls fällt Politik und Unternehmen die Umsetzung noch immer schwer. Über den Erfolg wird aber bei Exportquoten Deutschlands von 50 Prozent – in der Automobilindustrie sind es sogar knapp 80 Prozent – immer weniger bei uns, sondern auf Weltmärkten entschieden. Die deutschen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte könnten optimistisch stimmen, aber seit 1990 ist die Welt größer geworden und dabei ist nicht nur an China zu denken.

Gibt es noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland oder gehen regionale Unterschiede darüber hinaus?

Natürlich – man braucht nur im jährlichen Bericht der Bundesregierung zum Stand zur deutschen Einheit zu lesen. Dabei wird jedoch leicht vergessen, dass auch in Westdeutschland seit Jahrzehnten ein beträchtliches Süd-Nord-Gefälle gibt. Von nach wie vor wichtigen Unterschieden war bereits die Rede. Aber viele der 1990 vorhandenen Unterschiede haben dank einheitlichen Rechtsrahmens, gleicher Institutionen und Wirtschaftspolitik sowie umfangreicher finanzieller und anderer Unterstützungen – nicht zu vergessen die Anpassungen der Ostdeutschen selbst – an Bedeutung verloren. Das heißt aber auch, dass sich die neuen Länder, nicht zuletzt angesichts des niedrigen gesamtwirtschaftlichen Wachstums, immer stärker der Kon-

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2004 übernahm der Wirtschaftsprofessor den Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Leipzig. Dort forscht und lehrt er auch heute noch.

kurrenz der alten Länder stellen müssen, zumal sich ja die Regionalförderung nicht mehr an der Himmelsrichtung orientiert.

Von zentraler Bedeutung für den Aufholprozess ist die Wirtschaftsstruktur. Wie sieht es da aus?

In den vergangenen fünf Jahren lief es beim Produzierenden Gewerbe im Osten besser als in Westdeutschland, weil sowohl der Anteil wachstumsstarker Branchen – in erster Linie das Verarbeitende Gewerbe – höher und die Bereiche selbst, standortbedingt, stärker zulegten als dort. Beim Dienstleistungsbereich sieht es leider schlechter aus. Zwischen den neuen Ländern untereinander sind übrigens die Unterschiede in beiderlei Hinsichten alles in allem gering. Auch 30 Jahre nach der Einheit ist das wirtschaftsstrukturelle Bild von den neuen Ländern noch erstaunlich einheitlich.

Bayern hat den Sprung vom Nehmer- zum Geberland geschafft, ist wirtschaftlich stark. Wie gelang das?

Na ja, für den Himmel ist Geben seliger als Nehmen, aber Bayern hatte bestimmt nicht den Ehrgeiz, Geberland zu werden. Im Übrigen war es im Länderfinanzausgleich 40 Jahre Empfängerland, in größerem Umfang ist es sogar erst seit 1994 Nettozahler. Voraussetzung dafür war der fundamentale Wandel vom Agrarzum Industrie-, zum High-Tech-Land und dann zur Dienstleistungsindustrie. Auch Letzteres initiierte und begleitete eine kluge Landespolitik und natürlich halfen auch die deutsche Einigung – Stichwort Arbeitsmigration – und die Öffnung Osteuropas, Bayern von seiner schwierigen Randlage zu befreien.

Ist das ein Muster für Sachsen?

Was das Begleiten und Initiieren angeht: Natürlich, aber es gehört eben auch Glück dazu und bei gesamtdeutschen Wachstumsraten von vier Prozent fällt struktureller Wandel eben leichter als bei einem Prozent.

Reicht die Kurzformel „Infrastruktur plus Bildung plus Wissenschaft“?

Patentrezepte gibt es nicht. Schon gar nicht, wenn alle Länder und Gemeinden zukunftssichere, gut bezahlte, umweltfreundliche Arbeitsplätze wollen und die Unterschiede zwischen Ost und West, was Infrastruktur, Bildung und Wissenschaft angeht, flächendeckend ständig geringer werden. Außerdem wird dabei oft der Konflikt mit anderen regionalpolitischen Zielsetzungen übersehen: Die wissensbasierten Dienstleistungen finden in urbanen Räumen statt – sollen die ländlichen Räume mit ihrem Regime des Preiswettbewerbs und niedriger Löhne noch weiter entleert werden, während Mietpreisentwicklung und die hohen Kosten des Verkehrs in den Zentren mit öffentlichen Mitteln gedämpft werden? Schwierigkeiten liegen auch im Kleingedruckten: Selbst ein großer Wirtschaftsbereich wie das Baugewerbe tut sich – auch in Westdeutschland – noch schwer mit dem digitalen Wandel.

Welche Strategie ist nötig, um den Aufholprozess in Sachsen und Ostdeutschland voranzubringen?

Bei aller Einheitlichkeit der Problemlagen: Die neuen Länder werden nach eigenen Wegen suchen müssen. Und nicht zu vergessen: Es waren die Krisen 2002/04 und 2008/11, die den Aufholprozess – vor allem im Produzierenden Gewerbe – sichtbar bremsten.

Ist zumindest Brandenburg mit der geplanten Tesla-Autofabrik aus dem Schneider?

Die Entscheidung ist ein großer, unerwarteter Erfolg für Brandenburg, für Ostdeutschland und für Deutschland – auch wenn sich die konkreten Wirkungen noch nicht zuverlässig abschätzen lassen. Vorläufig dominiert die Signalwirkung. Für die Automobilindustrie erhöht sich jedenfalls die Konkurrenz, aber die soll ja nicht schaden, wenn es kein Wettlauf um Subventionen wird. Interview: Ulrich Milde

16 & Geld Märkte
„Ich bietemaßgeschneiderte Methoden,dieSiesofort nutzen können.“
FÜ HRUN GS ST ILEN TW ICKELN umattraktive Arbeitsweltenzu gestalten
Ullrich Heilemann wurde in Leipzig geboren, war lange Jahre Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Volkmar Heinz
„Unvermeidlich wurden folgenreiche Fehler gemacht.“
Ulrich Heilemann (75)

Spitzenforschung auch an kleinen Standorten

Einrichtungen in Sachsen-Anhalt und Sachsen

Mitteldeutschland ist einer der größten Forschungsstandorte in Deutschland. Neben Universitäten und Hochschulen in nahezu allen größeren Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind zahlreiche Institute in der Region eng mit der Wirtschaft verzahnt. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen von industriellen Anwendungen über innovative medizinische Methoden bis hin zu den neusten Entwicklungen in der digitalen Welt.

Die LVZ-Wirtschaftszeitung stellt in vier Teilen die wissenschaftlichen Einrichtungen mit ihren Forschungsschwerpunkten, ungefähren Mitarbeiterzahlen und ihren Internetadressen vor. Bei manchen Einrichtungen sind die Synergien verschiedener Fakultäten für ein Institut so groß, dass der Vermerk „Mitarbeiterzahl variiert“ die seriöseste Angabe ist, um nicht einen Wissenschaftler doppelt oder dreifach zu zählen.

Heutige Folge: Kleine Standorte in Sachsen und die Forschung in Sachsen-Anhalt. Die Spitzenforschung hat sich nicht nur in den großen Städten Dresden, Leipzig, Halle und Magdeburg etabliert. In Leuna zum Beispiel forschen am Fraunhofer-Zentrum für chemisch-biotechnologische Prozesse rund 50 Wissenschaftler an verschiedenen Verfahren.

Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik

• Experimentelle und theoretische Forschungsprogramme zu neuartigen Materialien mit nützlichen Funktionalitäten wie neuromorphe Bauteile und Nanophotonik

• 170 Mitarbeiter

• www.mpi-halle.mpg.de

Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Interaktion zwischen Ethnien oder kulturellen Subsystemen

• 175 Mitarbeiter www.eth.mpg.de

FZ-U - Forschungszentrum Ultraschall gGmbh

• Gesundheitsforschung und Medizintechnik, Fahrzeug- und Verkehrstechnologien, Produktionstechnologien

• 11 Mitarbeiter www.fz-u.de

SLV - Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH

• Werkstofftechnologien, Produktionstechnologien, Dienstleistungen

• 90 Mitarbeiter

• www.slv-halle.de

Gesellschaft zur Förderung von Medizin, Bio- und Umwelttechnologien

• Weitere Standorte: Jena, Dresden

1 Sachsen-Anhalt – Halle (Saale)

Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS

Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP Mikroelektronik, Kunststoffe, biologische Materialien, Siliziumkristallisation, Solarzellen, Photovoltaik und Leuchtstoffe

• 280 Mitarbeiter

• www.imws.fraunhofer.de www.csp.fraunhofer.de

Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB)

• Verschiedene Bereiche der Pflanzenbiochemie 195 Mitarbeiter

• www.ipb-halle.de

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft

• 130 Mitarbeiter

• www.iamo.de

Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH)

• Wirtschaftsforschung unter dem Leitthema

„Von der Transformation zur europäischen Integration“ insbesondere für die Neuen

Länder

• 95 Mitarbeiter

• www.iwh-halle.de

• Umwelt- und Biotechnologie (Halle), Photonik und Sensorik (Jena), Funktionelle Schichten (Dresden)

• 48 Mitarbeiter

• www.gmbu.de

2 Sachsen-Anhalt – Magdeburg

Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

• Technologien, Verfahren und Produkte von der Idee bis zur Serienreife für effiziente

Produktions- und Logistiksysteme

• 190 Mitarbeiter

• www.iff.fraunhofer.de

Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN)

• Lern- und Gedächtnismechanismen auf verschiedenen Ebenen der Hirnorganisation

• ca. 140 Mitarbeiter

• www.lin-magdeburg.de

PPM - Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg

• Biotechnologie, Werkstofftechnologien

• ca. 20 Mitarbeiter

• http://ppm-magdeburg.de

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

• Weiterer Standort: Dresden

• Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson

• ca. 90 Mitarbeiter

• www.dzne.de

Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme

Fragestellungen aus den Ingenieurwissenschaften zwischen Grundlagenforschung und industrieller Anwendung

• 230 Mitarbeiter

• www.mpi-magdeburg.mpg.de

ifak - Institut für Automation und Kommunikation

• Informations- und Kommunikationstechnologien, Klima- und Umwelttechnologien, Fahrzeug- und Verkehrstechnologien

50 Mitarbeiter

• www.ifak.eu

3 Sachsen-Anhalt – Schkopau

Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und Polymerverarbeitung PAZ

• Polymersynthese und Polymerverarbeitung

• 50 Mitarbeiter www.polymer-pilotanlagen.de

4 Sachsen-Anhalt – Leuna

Fraunhofer-Zentrum für ChemischBiotechnologische Prozesse CBP

• Rohstoffaufbereitung, biotechnologische und chemische Verfahren, Produktaufbereitung

• 50 Mitarbeiter

• www.polymer-pilotanlagen.de

5 Sachsen-Anhalt – Gatersleben

Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)

• Erkenntnisse und Technologien im Bereich Pflanzengenetik für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

• 500 Mitarbeiter

• www.ipk-gatersleben.de

6 Sachsen-Anhalt – Weißandt-Gölzau

IKTR - Institut für Kunststofftechnologie und Recycling

• Gesundheitsforschung und Medizintechnik, Klima- und Umwelttechnologien, Werkstofftechnologien

• ca. 20 Mitarbeiter

• www.iktr-online.de

7 Sachsen - Freiberg

DBI-Gruppe

Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg

DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH Leipzig

• Energietechnologien, Klima- und Umwelttechnologien, Dienstleistungen

• 100 Mitarbeiter

• www.dbi-gruppe.de

FILK - Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH Gesundheitsforschung und Medizintechnik, Dienstleistungen, Werkstofftechnologien

• 150 Mitarbeiter

• www.filkfreiberg.de

Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF)

• Entwickelt in Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg Technologien für die Wirtschaft, um mineralische und methallhaltige Rohstoffe effizienter zu nutzen sowie umweltfreundlicher zu recyceln. Gehört zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf.

• 1200 Mitarbeiter (gesamt HZDR) www.hzdr.de

Fraunhofer-Technologiezentrum

Halbleitermaterialien THM

• Herstellung von kristallinen Werkstoffen Mitarbeiterzahl variiert

• www.thm.fraunhofer.de

8 Sachsen - Bautzen

Sorbisches Institut

• Sprache, Geschichte und Kultur der Sorben (Wenden) in der Ober- und der Niederlausitz in Vergangenheit und Gegenwart

• 45 Mitarbeiter

• www.serbski-institut.de

9 Sachsen – Waldheim

Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik e.V. Meinsberg

• Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung in den Bereichen physikalische Chemie, Sensorik, Materialwissenschaften und wissenschaftliche Instrumentierung

• 40 Mitarbeiter

• www.ksi-meinsberg.de

10 Sachsen - Klingenthal

IfM - Institut für Musikinstrumentenbau

• Werkstofftechnologien, Produktionstechnologien

• Mitarbeiterzahl variiert

• www.ifm-zwota.de

11 Sachsen - Heidenau bei Dresden

Papiertechnische Stiftung (PTS)

• Werkstofftechnologien, Produktionstechnologien, Dienstleistungen, Nanotechnologie, Biotechnologie

• 85 Mitarbeiter

• www.ptspaper.de

& Forschung Innovation credit hier als Beispiel in weiß 17
Von Stefan Michaelis

Künstliche Intelligenz in Leipzig:

ExB nutzt die Vorteile der Messestadt

Fraunhofer- oder Max-Planck-Institut, Bio City oder Helmholtz-Zentrum – Leipzig und Technologieforschung gehören auch historisch gesehen einfach zusammen. Relativ unbemerkt mauserte sich Leipzig über die vergangenen Jahre hinweg mittlerweile auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zum absoluten Hype-Standort. Das liegt neben der ausgeprägten Forschungstradition der Metropolregion auch an anderen Faktoren. Unternehmen und vor allem auch Experten aus dem Bereich KI – momentan wohl eine der gefragtesten Berufsgruppen – schätzen Leipzig vor allem aufgrund der zahlreichen Standortvorteile und ziehen sie oftmals anderen KI-Hochburgen in Deutschland wie Berlin, München oder Köln vor.

Leipzig bietet gerade für KI-Start-ups einzigartige Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklung und Expansion. Technologie-Experten und -Talente profitieren –neben der Expertise innerhalb der Region – vor allem von sozialen Faktoren wie bezahlbaren Mieten, Freiraum, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie von dem kreativen Flair, das von dem sächsischen Silicon Valley ausgeht. Darüber hinaus steht ebenso für Unternehmer der Digitalwirtschaft Leipzigs beispiellose Bildungsinfrastruktur als großes Plus innerhalb der Standortwahl zu Buche. Auch KI als Schlüsseltechnologie der Zukunft kommt in Leipzig nicht zu kurz. Der Freistaat Sachsen hat sich im Sommer 2019 durch die Gründung eines eigenen, regionalen KI-Hubs dazu verpflichtet, vorhandene Forschung in die Anwendung zu bringen, und möchte im Zuge dessen die Zahl der Informatikstudenten in 2020 auf 2000 verdoppeln. Deutliche Signale also, die der Standort an KI-Experten und -Talente sendet.

Ein Beispiel aus der Region ist das KI-Unternehmen ExB Group, ein führendes Unternehmen im Bereich der sprachverarbeitenden KI. ExB (Kurzform für External

Brain) ist darauf spezialisiert, Software für die Analyse sogenann ter unstrukturierter und teilstrukturierter Text- und Bilddaten, auch in größten Datenmengen, zu entwickeln. Die Lösungen von ExB lernen selbstständig und wachsen an ihren Anforderungen. Die Kernbranche, in denen die Technologie von ExB heute schon zum Einsatz kommt, ist das Versicherungswesen. Die KI-Lösungen von ExB helfen Versicherern etwa dabei, die Unmengen an Kun denanfragen, die sie klassisch auf dem Postweg oder per Fax, aber auch per E-Mail oder App erreichen, selbständig zu analysieren, zu klassifizieren und wesentliche Inhalte an die richtige Stelle weiterzuleiten. Die Lern- und Versteh maschine von ExB unterstützt dabei, Experten durch Entscheidungshilfen deutlich zu entlasten und Prozesse somit zu optimieren. Eine für Versicherer äußert lukrative Einsparungsmöglichkeit – ExB arbeitet daher mittlerwei le mit einem Großteil der KFZ- und Krankenversicherern zusammen.

Leipzig war eine bewusste und rentable Entscheidung

Seinen Sitz in Leipzig hat ExB, neben dem Verwaltungs standort in München, unweit des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften. Eine bewusste und mittlerweile auch sehr rentable Entscheidung. Das bestätigte ExB-Forschungsleiter Stefan Bordag be reits Ende 2018 der Leipziger Volkszeitung: „Das akademische Umfeld, die Infrastruktur, die Miet preise – Leipzig ist perfekt für uns.“ Generell sind es auch die Vorzüge einer mittleren Großstadt bei guter Anbindung auch an die Millionenstadt Berlin, gepaart mit der technischen Infrastruktur, die ExB dazu bewogen hat, den Schritt nach Leipzig zu gehen.

Allerlei Möglichkeiten für Ihr Recruiting.

Pu nk te n Si e mi t Ar be it ge be rprofi l un d On lin e- Be we rb un gs fu nkti on .

Verändern Künstliche Intelligenzen in Zukunft den Arbeitsmarkt? IT-Experten und Wissenschaftler sind durchaus der Ansicht, dass Jobs wegfallen können – aber auch relevante Menge neuer Arbeitsplätze durch die KI entstehen werden.

18 & Forschung Innovation
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Was der sächsische KI-Standort Berlin voraus hat

Bei ExB ist mittlerweile viel passiert. Das Unternehmen hat die Zahl seiner Mitarbeiter am Leipziger Standort fast verdoppelt, zählt zu den KI-Größen in der Region und darüber hinaus. Auch mit ein Grund, warum ExB mittlerweile auf dem Radar von KI-Experten gelandet ist. „Wir können jetzt mit sehr viel aufwarten, um Talente von uns zu begeistern – nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch bei weichen Faktoren. In der KI-Königsdisziplin, dem maschinellen Verstehen von Sprache, ist ExB eines der weltweit führenden Unternehmen und daher gerade in der KI-Forscher-Community fest als Größe verankert,“ so Ramin Assadollahi, Gründer und Geschäftsführer von ExB. Im Gegensatz zu vielen Forschungsinstituten entwickeln die Forscher bei ExB heute Lösungen, die morgen schon den Weg in fertige Produkte finden. Gerade für praxisorientierte KI-Forscher eher eine Seltenheit.

Kein klassisch deutsches Unternehmen

Sieht und hört man sich in den Leipziger ExB-Büroräumen um, entsteht schnell der Eindruck, dass es sich bei dem „Sächsischen Silicon Valley“ nicht nur um eine hohle Phrase handelt. Mehr als ein Dutzend verschiedene Nationalitäten treffen hier aufeinander, weswegen ExB auch eine englischsprachige Unternehmenskultur pflegt. „Streng genommen sind wir kein klassisch deutsches Unternehmen. Viele unserer Mitarbeiter sind wegen uns aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt nach Leipzig gekommen. Dass Mitarbeiter nicht Deutsch sprechen müssen, erhöht natürlich auch die Chancen unseres Leipziger Standorts auf dem internationalen Personalmarkt.

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Großraumbüros lassen sich vielfältig gestalten und nutzen.

Ein perfekt ausgestattetes Büro will perfekt geplant sein. Das wissen auch die Fachleute der Büro-SystemeLeipzig GmbH (BSL), die schon seit 30 Jahren Büros und Konferenzräume, Küchen und Kantinen sowie Loungeund Empfangsbereiche in allen Größenordnungen gestalten.

Die Wurzeln des heute in Zwenkau ansässigen Unternehmens gehen auf die Zeit vor 1989 zurück. Die damaligen Leipziger Handwerksmeister Dieter Schuster, Wolfgang Müller und Jürgen Bönisch fertigten unter anderem Modelle für den Physikunterricht und brachten Büromaschinen wieder auf Vordermann.

Mit den politischen Veränderungen eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten – neugegründete Firmen brauchten nicht nur Büroausstattungen, sondern auch Technik vom Telefax über den Kopierer bis zum Aktenvernichter. „Alle wollten damals die neue Technik haben“,

erinnert sich Henry Hebestreit, der das am 16. März 1990 gegründete Unternehmen im Jahre 2015 gemeinsam mit Michael Schuster von den Gründern übernahm. Die Technikbereiche habe

Wir sorgen mit eigens angemieteten Wohnungen auch dafür, dass (zukünftige) KI-Experten in Leipzig schnell Fuß fassen und sich innerhalb der Region etablieren können“, so Assadollahi.

Nicht nur durch den internationalen Mitarbeiterstamm sieht sich ExB auch in der Position, Leipzig über die deutschen Grenzen hinaus als KI-Boom-Regi-

Eines der heißesten Themen in der IT-Branche und in der Wirtschaft ist derzeit die Künstliche Intelligenz. Mustererkennung, Vorhersagen, Lernen und Planen waren bislang rein menschliche Aufgaben. Nun übernehmen spezielle Algorithmen diese Leistungen – mit Vorteilen für Unternehmen.

1. Produktivitätssteigerung: Die Verarbeitung möglichst vieler standardisierter Geschäftsvorfälle ist das erklärte Ziel vieler Wirtschaftszweige. Und in der Tat, mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich die Prozesse durchgängiger automatisieren und optimieren. Dafür sorgt unter anderem eine höhere Erkennerqualität: Datenerfassung aus verschiedensten Quellen wie Produktion und Vertrieb, Datenauswertung, Begutachtung, Kundenkontakte und Bewertungen werden zuverlässiger erfasst – was Sachbearbeiter und Führungskräfte signifikant entlastet, Produktivität steigert und operative Kosten senkt.

2. Mehr Zeit für Wichtiges: Laut einer Umfrage erhoffen sich 41 Prozent der befragten Führungskräfte mithilfe von KI, die stetig wachsende Datenflut besser zu beherrschen. Auch erwarten viele eine Beschleunigung von Prozessen und eine Verringerung von Routineaufgaben – um letztlich mehr Zeit für

on zu repräsentieren. „Wir haben den Anspruch, Leipzig in Deutschland, in Europa, und auch weltweit zu einem Fokusstandort innerhalb der KI-Disziplin Sprachverarbeitung zu machen. Dank der exzellenten Begebenheiten die Leipzig der Digitalindustrie bietet, könnten wir uns mit dieser Ambition nirgendwo wohler fühlen“, stellt ExB-Gründer Assadollahi fest.

Kunden und deren individuellen Wünschen zu haben. Mit der richtigen KI-Plattform lässt sich das tatsächlich realisieren. Aber nicht von heute auf morgen, sondern Zug um Zug, in einem stetigen Prozess des maschinellen Hinzulernens und Anwendens. Weshalb Experten auch lieber von ML (Machine Learning) sprechen als von KI.

3. Neue Datenquellen: 61 Prozent jener Unternehmen, die eine eigene digitale Innovationsstrategie verfolgen, nutzen bereits KI, um in ihren Daten Möglichkeiten zu identifizieren, die andernfalls ungenutzt bleiben würden. Hier zeigt sich, dass KI weit mehr ist als ein Tool zur Prozessautomatisierung: Sie kann, etwa bei Kundenwünschen und Kundenverhalten, bisher unbekannte Fakten aufdecken und Zusammenhänge herstellen – als Basis für neue Produkt- und Serviceideen.

4. Für IHK-Mitglieder wird ein kostenfreier OnlineLehrgang angeboten. Unter www.elementsofai.de wird Interessierten und Entscheidern wichtiges Basiswissen zum Thema Künstliche Intelligenz vermittelt. Die deutschsprachige Lizenz des Lehrgangs wurde von der DIHK-Bildungs-GmbH erworben und nun den Mitgliedsunternehmen zugänglich gemacht.

Alles aus einer Hand

Büro-Systeme-Leipzig GmbH (BSL) hat sich als Komplettausstatter einen Namen gemacht

man später anderen Spezialisten überlassen, mittlerweile hat sich die Firma BSL auf dem Gebiet der Büroausstattungen einen Namen gemacht – bei großen und kleinen Kunden in ganz Deutschland. Schon 1993 konnte das heutige Firmengebäude im Gewerbegebiet Zwenkau bezogen werden. „Die Verkehrsanbindung stimmte schon damals und ist heute durch die nahe Autobahn ja noch viel besser“, sagt Michael Schuster. Im Handumdrehen etablierte sich BSL

nicht nur als Komplettausstatter für Büroeinrichtungen, sondern auch als Anbieter von Büromaterial. „Unser offenes Lager ist unser zweites Standbein, hier können beispielsweise Handwerker und Privatkunden einkaufen. Und einen Online-Shop haben wir natürlich auch.“

Wer ein komplettes Büro gestaltet haben möchte, kann die Planung direkt am Computerbildschirm mitverfolgen.

„Wir kümmern uns um alles, von der ersten Idee bis zur Anlieferung oder den Umzug.“ Oft müssen Bestands-

möbel integriert werden, auch das ist kein Problem.

Gibt es aktuelle Trends? „Gemeinschaftsbüros sind groß angesagt, mittlerweile geht es teilweise aber schon wieder in Richtung Einzelbüros. Alles kommt wieder, sehr gefragt sind dabei immer Ruhezonen und Gemeinschaftsbereiche für den gegenseitigen Austausch“, so Henry Hebestreit. Derzeit kümmern sich acht Mitarbeiter, darunter zwei feste Monteure, um die Betreuung der Kunden. Die Zusammenarbeit mit versierten Handwerkern sichert eine optimale Anpassung aller Möbelstücke. „Wir können auf diese Weise viel mehr machen als Anbieter von der Stange.“

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Auch die Planung von Empfangstresen übernehmen die Fachleute von BSL. Fotos: BSL Büro-Systeme-Leipzig GmbH Spenglerallee 5 04442 Zwenkau Telefon 034203 31951 info@bsl-zwenkau.de www.bsl-zwenkau.de Die Wirtschaftszeitung gratuliert zu „30 Jahren starke Unternehmen vor Ort“
Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung
„Leipzig als sächsisches
Silicon Valley zu sehen, ist keine hohle Phrase.“
ExB
Ramin Assadollahi, CEO und Gründer von ExB
KI - Infos zum Einstieg

Leipziger

Die Vorbereitungsphase ist abgeschlossen: Seit Januar können kostenbewusste Anleger die professionelle Geldanlage des Leipziger Fintech-Unternehmens Evergreen nutzen. „Kunden können online binnen weniger Minuten ein Depot eröffnen“, sagt Iven Kurz, der Gründer und Geschäftsführer von Evergreen. Geld ein- und auszuzahlen sei für die Kunden stets möglich. Eine Investition sei bereits ab einem Euro möglich, einmalig oder im Sparplan. Zum Jahresstart hatte das im Jahr 2018 gegründete Fintech seine Online-Plattform nach und nach freigeschaltet. Laut eigenen Angaben haben erste Kunden bereits Depots eröffnet. „Besonders am Herzen liegt uns ein unkomplizierter Anmeldeprozess, eine leicht verständliche Depotübersicht und eine nutzerfreundliche Bedienung“, beschreibt Kurz den Ansatz von Evergreen. „Jetzt werden wir beweisen, dass unsere Wertsicherungsstrategie die Verlustrisiken in schwierigen Marktlagen minimiert und gleichzeitig an positiven Marktentwicklungen partizipiert.“

Die Einhaltung eines erhöhten Risikoprofils wird laut dem Unternehmen mit Sitz am Leipziger Dittrichring auf täglicher Basis überwacht. Nicht ohne Grund, denn Marktturbulenzen führen zu einer konsequenten Reduzierung risikoreicher Anlageklassen im Portfolio. Die Umsetzung erfolge nahezu zeitgleich mit der Marktentwicklung, sodass komplett auf Prognosen verzichtet werde. Diese sicherheitsorientierte Kapitalanlage eigne sich damit für die private Altersvorsorge, so Kurz. Der online-basierte Service des Start-ups reiche von der Anmeldung über die Depoteröffnung bei der DAB BNP Paribas, die als Partner für die Konto- und Depotführung fungiert, bis hin zur detaillierten Depotübersicht mit den aktuellen Daten eines Anlegers.

Die beiden von der Firma aufgelegten Fonds kosten laut Mitteilung 0,59 Prozent Gebühren pro Jahr. Für Evergreen-Kunden entstünden darüber hinaus keine zusätzlichen Kosten für die Depot- und Kontoführung. Ebenso enthalten seien sämtliche Transaktionskosten im Depot. Auf Servicegebühren, Ausgabeaufschläge oder Performancegebühren wird kom-

plett verzichtet, erklärt das Unternehmen. Die beiden Fonds sind auch außerhalb der Plattform ohne Ausgabeaufschlag über weitere Anbieter erwerbbar.

Als regulierter Finanzdienstleister steht Evergreen unter der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Das angelegte Kapital, welches in die Fonds fließe, werde als Sondervermögen bei der Depotbank gelagert. So wird sichergestellt, dass das Kapital nicht nur vor Insolvenzen, sondern auch gegenüber Betrug oder Veruntreuung geschützt sei. Als Teil einer großen europäischen Bankengruppe ist DAB BNP Paribas an das europäische Einlagensicherungssystem angeschlossen. Somit sind alle Anlagen auf dem Verrechnungskonto bis zu 100 000 Euro pro Kunde komplett abgesichert. Das ist möglich, weil die deutsche Niederlassung des französischen Instituts freiwilliges Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken ist. Zeitgleich zum Markteintritt gab es eine starke Seed-Finanzierungsrunde, größter externer Investor ist die US-amerikanische ZAIS Group. Neben ZAIS haben sich drei weitere Investoren an der Finanzierungsrunde von über zwei Millionen Euro beteiligt. Darüber hinaus besteht eine Entwicklungskooperation mit dem Frankfurter Fintech-Softwareunternehmen Fincite. frs

Lebenslanges Lernen, neue Perspektiven entdecken, praxisorientierte Qualifikationen erwerben, sich entwickeln und selbstverwirklichen:

Im neuen Weiterbildungsportal der LVZ finden Sie Veranstaltungen, die Sie wirklich weiterbringen – beruflich, persönlich und privat. Entdecken Sie spannende Workshops, Schulungen und Trainings in Leipzig und Umgebung.

WEITERBILDUNG WORKSHOPS

Zwei Leipziger Entwickler bringen Leser und Suchmaschine zusammen, denn Suchmaschinen sind schöne Sätze egal. Das ist schade in einem Medium wie dem Internet, in dem so viel Wissen zu finden ist und so viele Meinungen kundgetan werden. Suchmaschinen interessieren perfekter Satzbau und blumige Wortwahl allerdings wenig, so lange sie den Text nicht auslesen können. Sie haben ihre eigene Funktionsweise: Ihre Algorithmen regeln, wie Inhalte im Internet gefunden werden. Entspricht der Satz nicht dem programmierten „Beuteschema“ des Algorithmus, kann das Geschriebene noch so schön verfasst sein – der Nutzer wird ihn in den Weiten des Internets kaum finden. Google, Bing oder Quant haben ihre eigenen Vorstellungen, wie sie Wissen aus dem Netz extrahieren und in den Suchergebnissen anzeigen.

Wortakrobaten wie Journalisten, PR- und Werbefachleute oder Marketingmanager machen mit dieser konkreten digitalen Herausforderung täglich schmerzliche Erfahrungen. Wenn ihre Werke im Web nicht auf große Gegenliebe stoßen, liegt das manchmal am Missverständnis zwischen Suchmaschine und Zielgruppe. Ist eine Produktbeschreibung nicht für Suchmaschinen und Leser zugleich „verständlich“, verstaubt selbst das innovativste Gadget im Lager.

Zwei Leipziger Suchmaschinen-Profis haben sich daran gemacht, das zu ändern. Stefan Jänicke und René Schröter bieten mit der web-basierten Softwarelösung „Visual Matter“ ein mächtiges Werkzeug an, um selbst geschriebene Texte an beide Anforderungen anzupassen. Die Treffer-Wahrscheinlichkeit wird mit einem für den Leser attraktiven Text kombiniert. In verschiedenen Metriken kann der eigene Text mit den Google-Ergebnislisten verglichen werden, hierfür stehen derzeit drei Hauptmetriken zur Verfügung. Der Texter kann die Lesbarkeit, die Stimmung sowie die (über)mäßige Verwendung von Füllwörtern prüfen und anhand des Vergleichs die ideale Leserschaft adressieren. Über visuelle Hinweise findet der Nutzer heraus, welche Sätze angepasst werden sollten. Content-Wolken, Distanzanalysen und Statistiken runden den Perspektivwechsel für Schreiber ab. „Webmaster müssen sich intensiv mit ihren Inhalten auseinandersetzen und dabei lernen, ihre Zielgruppe punktgenau anzusprechen“, erklärt Schröter die Zielsetzung.

Höher. Weiter. Wissen!

Excel für Gründer und Unternehmer

Leistungsfähigkeit von Führungskräften

Die beiden Köpfe hinter dem Projekt kennen sich gut aus mit der Materie: Stefan Jänicke ist Assistenzprofessor an der Universität von Süddänemark (SDU) in Odense. Sein Forschungsfeld liegt auf dem Gebiet der professionellen Text- und Geovisualisierung. René Schröter ist Spezialist für Online-Marketing, sein Schwerpunkt liegt auf der Optimierung von Online-Inhalten, er ist selbständiger Berater für Suchmaschinenoptimierung und Public Relations. Die Idee zu „Visual Matter“ kam beiden am Rande eines Festivals: „Bei einem Gespräch im Frühjahr 2018 merkte ich an, dass Stefans Forschungsinhalt ideal in die heutige Online-Marketing-Welt passt“, erinnert sich Schröter an die Anfänge. Im Mai 2018 wurde das damals noch namenlose Unternehmen gegründet. Am 24. November 2019 veröffentlichten Jänicke und Schröter die erste Hauptversion, seit Ende Januar 2020 ist eine kostenlose Testversion online.

„Visual Matter“ hat einen Preis, der auf den ersten Blick hoch erscheinen mag. Doch jeder, der eine Monatsrechnung für professionelle Suchmaschinenoptimierung bekommen hat, weiß, dass Reichweitenoptimierung kein billiger Service ist. Das Werkzeug der beiden Leipziger ist als Tages-, Monats- oder Jahrespaket buchbar. Zeit zur Einarbeitung ist allerdings notwendig, um das Tool zu beherrschen und die Impulse zu verstehen. Andererseits ist „Visual Matter“ wie ein Kurs zum Selbstlernen aufgebaut: Die Handhabung wird von Mal zu Mal einfacher, die Suchergebnisse besser. frs

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Bieten Sie Weiterbildungen im Bereich Karriere und Persönlichkeitsentwicklung an? Melden Sie sich bei uns und werden Sie Teil unseres Netzwerkes.

Praxisorientierter Workshop zum souveränen Umgang mit Excel Blicken Sie dem Excel in die Augen und verwandeln anfängliche Ehrfurcht in Begeisterung und Gelassenheit. Inga Thor ist Expertin im Controlling und der Finanzbranche und schult Sie praxisnah im Umgang mit Excel für Ihren Berufsalltag.

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Iven Kurz, der Gründer des Leipziger Fintech-Start-ups Evergreen, ist mit seiner Firma seit Jahresstart am Markt. Die Software „Visual Matter“ von Stefan Jänicke (links) und René Schröter erleichtert die Auffindbarkeit im Internet.
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Start-up Evergreen ist am Markt Hey Google, verstehst du mich?

Das Boss-Büro Mittendrin im Erfolg

Autorensoftware Ulysses hat weltweit zahlende Kunden

Führen von vorn ist ein erfolgreiches Leitungskonzept – „Führen aus der Mitte“ ebenso.

Max Seelemann lebt es in der Leipziger Software-Firma Ulysses vor: Statt eines eigenen Chefbüros mit Blick auf den Peterssteinweg arbeitet der Informatiker mit seinem Personal ganz direkt zusammen. Er teilt sich das Büro mit Rebekka Honeit (Marketing), Friedrich Ruynat (Entwicklungschef), Max Langer (Entwickler) und Franz Wolfeneck (Support).

Im Leipziger Münzblock wird die namensgebende Schreibsoftware „Ulysses“ weiterentwickelt, vermarktet und der weltweite Kundensupport organisiert. Die Firma ist inhabergeführt und mit eigenem Kapital finanziert, Investorengeld wurde keines genommen. Der Texteditor aus Leipzig ist für Apple-Rechner, iPhones und iPads verfügbar. Das Programm richtet sich an kreative Autoren, die sich nicht um Textlayout, Formatierung oder andere Ablenkungen kümmern wollen, sondern auf Inhalte konzentrieren möchten. Ein Autorenprogramm, mit Anbindung an die Cloud und Nutzbarkeit an vielen Geräten.

Schnelle Kommunikation, Transparenz und ein gutes Team-Gefühl: Ulysses-Chef Max Seelemann hat kein eigenes Büro, er arbeitet mit seinen Angestellten in einem Raum zusammen.

Arbeiten nah am Firmengründer Max Seelemann: Rebekka Honeit (vorn), Max Langer (links), Franz Wolfeneck (vorn rechts) und Friedrich

WEILERFOLG VERBINDET

gebenwirIhrer Veranstaltung denper fektenRaum.

Ulysses, benannt nach dem Hauptwerk von James Joyce, verdient nachhaltig Geld im Abonnementmodell. Die Nutzer laden die Software auf ihre Geräte und berappen zwischen 4,99 Euro (Monat) und 39,99 Euro (12-Monats-Abo) Gebühren. Über den Globus versteut gibt es mehr als 50 000 zahlende Nutzer, die wichtigsten Märkte sind die USA und China. Hardware-Gigant Apple selbst machte die Software weltweit bekannt: Sie wurde 2016 mit dem renommierten „Apple Design Award“ ausgezeichnet. frs

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Ruynat (hinten rechts). Alles im Blick: Max Seelemann an seiner Kommandozentrale. Dirk Knofe (2)

Die Duft- und AromaKünstler aus Miltitz

Täglich wird bei Bell Flavors & Fragrances Neues erfunden

Übrigens: DasFirmenlogo –Erdbeer-KlöppeldiestilisierteGlockemitdem – gehtaufden

zurück:GründerderBell-GruppeindenUSA

WilliamM.Bell.SeinFamilien- name heißt ins Deutsche übersetztfür„Glocke“.DieErdbeereistalsSynonym weltweitAromagedacht.„DieseFruchtistfast bekanntundbeliebt,verbindet ger,DuftundAroma“,erklärtOliverEllenberzuständigfürdenBereichAromenin derBellFlavors&FragrancesGmbHMiltitz.

Sie sprechen von Gemälden und Fotografien, sind aber keine bildenden Künstler im eigentlichen Sinne. Dennoch ist Kreativität bei Justyna Dehne-Degenkolb und Oliver Ellenberger ein ständiger beruflicher Begleiter. Ohne diesen Erfindergeist geht schlichtweg gar nichts. „Es ist sozusagen unser täglich Brot, Neues zu entdecken, zu erfinden, zu schaffen“, sagt die 44-Jährige. Sie ist für den Duftbereich in der Firma Bell Flavors & Fragrances (Aromen und Düfte) im Leipziger Stadtteil Miltitz zuständig. Ihr Kollege (56), der als Senior Flavorist im Unternehmen arbeitet, pflichtet ihr bei. „Forschung und Entwicklung sind die Basis unseres Erfolgs.“ Dabei bringe die Geruchssparte Dinge hervor, „die es bislang nicht gab – wie bei einem Gemälde eine Neuschöpfung“. Bei Aromen sei es hingegen die Aufgabe, eine geschmackliche Kopie eines natürlichen Vorbilds anzubieten, das der Kunde wünscht. Erdbeer- oder Orangengeschmack zum Beispiel. „Aber dieser ist ja schon bekannt.“ Er werde quasi fotografiert „beziehungsweise bestmöglich sensorisch nachgestellt“, erklärt Ellenberger.

Fachkräfte begeistern durch  Arbeitgeberattraktivität

Die Lösung: Markenentwicklung im Mittelstand

Der Mangel an Fachkräften wird für den Mittelstand immer stärker spürbar. Laut dem Mittelstandsbarometer Deutschland führt er bereits bei 49 Prozent der Unternehmen zu Umsatzeinbußen. Wirtschaftlich florierende Regionen wie Leipzig sind von solchen Entwicklungen besonders stark betroffen: 2018 waren hier acht von zehn Stellen schwer zu besetzen. Daher ganz oben auf der Agenda der Leipziger Personaler: Mitarbeiter gewinnen und vorhandene Fachkräfte ans Unternehmen binden.

orientierung eine große Rolle. Dabei ist es entscheidend, eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen.

Bell-Chef Michael Heinz nickt dazu. „60 unserer insgesamt 300 Mitarbeiter sind damit befasst, zu ,malen‘ und zu ,knipsen‘. Das ist für uns eine absolute Notwendigkeit“, betont der gebürtige Amerikaner, der seit 1995 im Unternehmen arbeitet und seit 2004 gemeinsam mit seinem Vater Raymond einer der beiden Geschäftsführer ist. Dieser war 1993 aus den Staaten in den kleinen Leipziger Ortsteil gezogen, weil er im selben Jahr den früheren VEB Chemisches Werk Miltitz von der Treuhand gekauft hatte. Immer wieder Ungewöhnliches zu produzieren – davon lebt der Betrieb. „Der menschliche Genuss, ob beim Essen oder bei den Düften, verändert sich ja ständig. Das, was heute den Verbrauchern gefällt, ist morgen schon wieder out“, sinniert Heinz.

Kluge Köpfe, gute Nasen und empfindsame Zungen sind für Dehne-Degenkolb, Ellenberger und Co. unumgängliche Zugangsbedingungen für ihre Arbeit.

man regelrecht hilflos und in unserem Fach falsch.“ Natürlich mache auch die langjährige Erfahrung viel aus. Allein beim Erdbeeraroma hat Bell, so Ellenberger, über 600 verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Nuancierungen im Portfolio – unreife, reife, überreife, im Wald wachsende oder im Garten oder im Gewächshaus gedeihende und so weiter und so fort.

„Faktisch alles, was wir herstellen, ist Neuland“, betont der Fachmann. Gerade weil eben der Zahn der Zeit ständig andere Geschmacksrichtungen hervorbringe. „Aber genau diese Innovationen sind unser Kapital. Dieses geistige Eigentum ist nicht hoch genug zu schätzen.“ Im Duftbereich „hat allein ein erfahrener Parfümeur in der Spitze etwa 400 Produkte in einem Jahr hervorgebracht“, ergänzt Dehne-Degenkolb, die vor 21 Jahren zum Chemie-Studium nach Leipzig kam und danach ihre Ausbildung zur Parfümeurin in Miltitz genoss. Die Zahl 400 klingt lässig aus ihrem Mund, ist aber viel komplizierter als gedacht. Neuentwicklungen seien, so ihr Kollege, regelrecht das Faustpfand, die Seele des Unternehmens. Dafür werden die Geruchs- und Geschmacks-Empfindungen auch permanent geübt, trainiert. „Wir führen sogenannte Verkostungspanels durch.“ Jeden Tag werde ausprobiert, finde zwischen den Kollegen ein Meinungsaustausch statt, um herauszufinden, wo noch etwas zu ändern ist. „Und dann geht es zum Kunden mit dem Produkt.“ Da könne durchaus passieren, „dass wir das Geschaffene prima finden und der Auftraggeber sagt: Das riecht aber komisch“, erzählt Dehne-Degenkolb. Oder umgekehrt, „uns gefällt das Ergebnis nicht wirklich, aber der Kunde jubelt und ist über die Maßen begeistert“.

Viele Unternehmen kommen hier allerdings an ihre Grenzen. Forscher der Handelshochschule Leipzig beschäftigen sich daher mit den Kernfaktoren für erfolgreiche Mitarbeitergewinnung und -bindung. Dr. Silko Pfeil belegte zum Beispiel in Forschungsarbeiten, dass es häufig nicht nur Gehalt und Arbeitszeit sind, die Kandidaten für oder gegen einen Arbeitgeber entscheiden lassen. Vielmehr spielt die individuelle Werte-

Hier gehen die Partner – beide an der HHL Leipzig Graduate School of Management gegründet – mit gutem Beispiel voran: Das Organisations- und Kultur-Entwicklungs-Team von Axxplore um Jerome Schneider, Schöpfer des Leipziger Employer Attractiveness Programms (LEAP), hat zusätzlich zu seiner Expertise maßgeschneiderter Entwicklungsprogramme hochkarätige Unterstützung aus der Marketingstrategie gewonnen. Hierbei ist ein gemeinsames Programm mit Dr. Silko Pfeils Mission2 Impact zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität entstanden, das Unternehmen über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet und Barrieren zwischen Personalwesen sowie Konzepten des strategischen Marketings wie Kundenorientierung und Markenattraktivität aufbricht. „Wir wollen nicht in Silos wie Personalentwicklung, Recruiting oder Marketing denken, sondern diese bewusst verschmelzen. Dazu braucht es Fachwissende, aber auch Erfahrung und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen“ so Axxplore-Gründer Jerome Schneider. Diese Kombination soll Personalern, Geschäftsführern und Mitarbeitern einen ganz neuen Blick auf das Unternehmen eröffnen. „Mithilfe einer starken Arbeitgebermarke werden Sie attraktiver für Bewerber und binden Mitarbeiter besser“, so Dr. Pfeil. „Am Ende des Programms stehen zufriedenere Mitarbeiter sowie eine höhere Anzahl eingehender, qualitativ passender Bewerbungen.“

Axxplore GmbH

Michael-KazmierczakStraße 34a 04157 Leipzig info@axxplore.com www.axxplore.com

Diese Experten sind mit daran „schuld“, wie eine Limo, Cola oder Alkoholisches mundet, Süß- und Backwaren, Snacks, Molkereiprodukte oder Würzpasten. Oder wie toll die Zahnpasta ankommt, das Parfüm riecht, das Körperpflegemittel und der Haushaltsreiniger angenehm in der Luft liegen. In einer beachtlichen Anzahl dieser Produktkategorien hat Bell Miltitz seine Finger im Spiel. Und das nicht nur in Sachsen. „Wir exportieren 70 Prozent unserer Erzeugnisse, sie sind in der ganzen Welt gefragt“, freut sich der 48-jährige Geschäftsführer.

„Jeden Tag entsteht bei uns etwas, was bisher nicht in der Version existierte“, betont Dehne-Degenkolb. „70 000 aktive Rezepturen haben wir in unserem Repertoire“, ergänzt ihr Kollege. „Weitere 70 000 sind im Archiv vorhanden.“ Das ist umfänglich genug. Die 1878 gegründete firmeneigene Bibliothek zählt 30 000 Nachschlagewerke. „Ein enormer Fundus“, meint Heinz. Dazu trug auch Arthur Wallach bei, der im Miltitzer Werk tätig war und 1910 den Chemie-Nobelpreis erhielt. Mit einem Strahlen in den Augen zeigt der Chef auch gleich einige besonders wertvolle Expemplare etwa aus dem 19. und anfänglichen 20. Jahrhundert. Immerhin geht die Geschichte des Betriebes auf das Jahr 1829 zurück, als in Leipzig Bells Vorgänger Schimmel & Co. gegründet wurde. „Die Wiege der industriellen Herstellung von Duftund Aromastoffen in der Welt.“ In der Folge stieg das Unternehmen zum global führenden Vertreter der Riechstoffindustrie auf. „Und diese Tradition dürfen wir weiterführen“, zeigt sich Heinz überaus dankbar. Trainees müssen etwa drei Jahre lang Gerüche und Geschmacksnoten erlernen. „Ein sensorisches Gedächtnis ist gefragt“, meint Ellenberger. „Nur wenn ich weiß, was welchen Akzent setzt, kann ich es gezielt einsetzen und jene Zusatzelemente herstellen, die nötig sind.“ Der diplomierte Lebensmittelchemiker, der an der Technischen Universität Dresden studierte und Vater einer Tochter und eines Sohnes ist, fügt hinzu: „Selbstverständlich kommt es dann auch auf die richtige Dosis an. Ohne sich aber daran zu erinnern, welcher Rohstoff welche Nuance parat hält, ist

Für Heinz ist der Draht zu den Abnehmern – „allein in Europa zählen wir 1000“ – außerordentlich wichtig. „Wir produzieren immer nach Kundenwunsch, wenngleich wir auch selbst Trends setzen, im Bringemodus sind. Sonst können wir im hart umkämpften Markt nicht bestehen.“ Dass dazu natürlich die Kollegen vom Marketing entscheidend beitragen, indem sie neueste Entwicklungsrichtungen aus der ganzen Welt mit nach Miltitz tragen, verstehe sich von selbst. „Das beschert uns Inspirationen für die weitere Forschung und Entwicklung“, ergänzt seine Kollegin, die aus dem Ort Zary nicht weit entfernt von Bad Muskau stammt und Mutter eines Jungen ist. Der Lebenszyklus von Produkten wird nach Meinung von Heinz immer kürzer. „Unsere Branche ist stärker modeabhängig als andere.“ Gerade gefragt seien derzeit umweltfreundliche, naturnahe Produkte. „Oder palmölfreie Erzeugnisse“, ergänzt Ellenberger. „Darauf müssen wir uns ebenso einstellen wie auf die zahlreichen, sich ständig ändernden Verordnungen der Europäischen Union.“ Heinz, Vater von vier Kindern – der jüngste Sohn Armin ist gerade erst 14 Wochen alt –, sieht eher eine fortwährende Zunahme an Regelungen als umgekehrt. „Das macht uns schon zu schaffen. Mit Forschung und Entwicklung müssen wir das entsprechend bewerkstelligen.“ Derzeit seien beispielsweise Lebensmittel mit geringerem Fett- und Zuckergehalt gefragt. „Aber Fett als Geschmacksträger ist so leicht nicht zu ersetzen“, so Ellenberger. „Also müssen wir einen Rohstoff finden, der sich im Mund so anfühlt wie Fett.“ So werde in Miltitz mehr mit funktionellen Aromen gearbeitet. Dem Drang nach gesunder Ernährung müsse mit völlig neuen Ideen entsprochen werden.

Das sichert, so Heinz, den ständig wachsenden Umsatz, der derzeit bei 50 Millionen Euro im Jahr liegt. Und „wir agieren gewinnbringend“, zeigt sich der Chef zufrieden. Seit 1997 sei dies der Fall. Es sind aber nicht nur die klugen Köpfe und fleißigen Mitarbeiter, die tagtäglich tolle Leistungen vollbringen, sondern ebenso die rund 50 Millionen Euro an Investitionen, die seit 1993 in den Standort geflossen sind. Zuletzt vor zwei Jahren etwa in ein neues, 17,5 Millionen Euro teures Logistik-Zentrum. „Wir legen auch großen Wert auf unsere Anwendungstechnik“, so Ellenberger. „Das heißt, wir probieren bei uns im Betrieb die Herstellung vor Ort aus.“ Dabei gehe es darum zu testen, ob die entsprechenden Aromen „funktionieren“ und in welcher Dosierung – etwa bei der Herstellung von Bonbons oder Gummibärchen. Gesichtscreme, so Heinz, dürfe sich wiederum nicht verfärben, müsse immer weiß sein. „Das erproben wir mit unseren Anlagen selbst.“ Dem Kunden werde dann nicht nur das „nackte Aroma“ verkauft, sondern er wisse, dass alles gut klappt, er also ein sicheres, geprüftes Produkt mit auf den Weg bekommt und die Produktion bei sich ohne Bedenken starten kann.

22 & Forschung Innovation
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„Wir wollen Personalentwicklung, Recruitung und Marketing verschmelzen.“
Jerome Schneider Axxplore-Geschäftsführer
Ulrich Langer Von Ulrich Langer Von links: Michael Heinz (48), Bell-Chef in Miltitz, mit seinen Mitarbeitern Justyna Dehne-Degenkolb (44) und Oliver Ellenberger (56). André Kempner

Aus Wissen sollen Innovationen

für die Firmen werden

Leipziger Fraunhofer-Institut für Internationales Management und Wissensökonomie sieht Zeiten der Auf- und Umbrüche

Die Vereinten Nationen (UN) haben ihren Sitz in der 6400 Kilometer von Leipzig entfernten Weltmetropole New York. Und doch ist der Big Apple gelegentlich sehr nah. So haben die UN in einer Agenda 2030 Ziele für eine globale, nachhaltige Stadtentwicklung definiert. Die Europäische Union (EU) wiederum entwickelte daraus einen Strategieplan für Energietechnologie. 30 europäische Kommunen, darunter Leipzig, haben dabei als Leuchtturmstädte die Vorreiterrolle im Übergang zur kohlestoffarmen Zukunft übernommen.

Das Leipziger Fraunhofer-Institut für Internationales Management und Wissensökonomie unterstützt die Städte bei der Entwicklung eines Leitfadens zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe von Bürgern und Interessengruppen. „Unser Ziel ist die Entwicklung CO2-neutraler Stadtquartiere“, berichtete kürzlich Mitarbeiterin Ulrike Pollmer auf dem „Research-Day 2020“ des Instituts. Ziel sei, gemeinsam unter anderem mit den Stadtwerken konkrete Konzepte umzusetzen, etwa mit neuen Solarthermikkraftwerken. Angedacht sind laut Pollmer intelligente Heizsysteme und Energiespeicher für Stadtquartiere, „womöglich aus alten Autobatterien“. Es geht dabei also um Innovationen, die nicht nur am Schreibtisch von Wissenschaftlern erfunden werden, sondern Einzug halten sollen in die wirtschaftliche Praxis.

Für Instituts-Chef Thorsten Posselt ist dieses Beispiel einer von vielen Belegen dafür, dass für seine Forscher im Mittelunkt steht, die hiesigen Unterneh-

men zu unterstützen. „Wir sind dezidiert darauf ausgerichtet, in die Praxis hineinzuwirken“, betonte der Wirtschaftsprofessor. Die eine Ebene sei zu erkennen, wie sich die Welt verändere, die andere, den Betrieben daraus konkrete Hinweise zu geben. „Wie aus Wissen Innovation geschaffen werden kann“ – darum gehe es den Forschern, ergänzt Marija Radic. Sie leitet die Abteilung Preis- und Dienstleistungsmanagement. Ihr Team beschäftigt sich zum Beispiel damit, ob es mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz gelingen kann, die Kosten im Gesundheitswesen besser in den Griff zu bekommen. Radic hatte auch, wie die LVZ-Wirtschaftszeitung berichtete, maßgeblich zur Dienstleistungsinitiative der Industrie- und Handelskammer Leipzig beigetragen. Zielstellung war, Firmen so zu analysieren, dass zusätzliche Wachstumspotenziale erschlossen werden können.

Zur Abrundung der Aktivitäten hat das Fraunhofer-Institut jetzt in Halle eine Außenstelle eröffnet.

„Unsere energieintensive Industrie steht vor großen Herausforderungen“, sagt Frank Pothen, der diesen Standort leitet. Als da seien die Globalisierung, die Digitalisierung, die Dekarbonisierung und die Demografie. „Wir arbeiten an der Schnittstelle von Ökonomie und Naturwissenschaften“, sagt Pothen. Es gehe um den richtigen Weg zu einer nachhaltigen Industriegesellschaft. Und da sei die Region Halle mit der stark vertretenen energieintensiven chemischen Industrie sowie der Braunkohlebranche stark betroffen. Hier gelte es, Hilfestellungen zu leisten.

„Es sind Zeiten des Neuanfangs, Zeiten der Aufund Umbrüche“, beschreibt Posselt die rasanten Veränderungen in der Welt der Wirtschaft. Es gehe um die digitale und gleichzeitig nachhaltige Transformation der Gesellschaft. Mit der Folge, dass das Interesse an den Fraunhofer-Forschungserkenntnissen zu Daten- und Plattformökonomie, zu Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung zusehends wachse. Der Professor hebt hervor, die spezifische Situation mit dem starken, aber kleinteiligen und somit nicht so forschungsintensiven Mittelstand im Auge zu haben. In einer offenen Werkstatt würden kleinen und mittelständischen Unternehmen Informationsveranstaltungen und Workshops rund um die Digitalisierung angeboten.

Das Fraunhofer-Institut für Internationales Management und Wissensökonomie besteht seit knapp 15 Jahren am Standort Leipzig. 200 Beschäftigte, darunter 90 Wissenschaftler aus 14 Nationen, begleiten Kunden und Partner aus Wirtschaft und Industrie, Politik, Forschung und Gesellschaft in jährlich 90 Projekten dabei, „von der Globalisierung und Digitalisierung als Motor für Innovationen zu profitieren“, so Posselt. Im Mittelpunkt stehe nicht die klassische Vermittlung von Wissen und Information, „sondern Partizipation und Befähigung“. Damit die regionale Wirtschaft die komplexen Transformationsprozesse „selbst deuten und produktiv nutzen“ könne.

André
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Kempner
Wirtschaftsprofessor und Instituts-Chef bei Fraunhofer: Thorsten Posselt (58).
Zeit&Nervensparenmit digitalem Spesenmanag Ausgabenin Echtzeit Keine ZahlungenohneBeleg Firmenkartenfüralle #ByeByeZ ettelwirtschaft Jetzt Firmenkontoeröff getpenta.com/byebye-z Anzeige & Forschung Innovation
Von Ulrich Milde
„Wir sind dezidiert darauf ausgerichtet, in die Praxis hineinzuwirken.“

WhatsApp Business ist da

Wie Unternehmen mit WhatsApp ihren Kundenservice revolutionieren können

Abfall wird zu Synthese-Kraftstoff

Eine Anlage in Leuna soll Vorreiter beim chemischen Recycling werden

Auf Deutschlands Müllhalden türmen sich Restabfälle, die bislang nicht verwertet werden. Mit den Bewegungen für mehr Klimaschutz kommt Schwung in die Debatte, dieses Problem zu lösen. Sächsische und sachsen-anhaltische Forscher planen jetzt eine Anlage, mit der am Chemiestandort Leuna bald Müll in synthetische Kraftstoffe umgewandelt werden könnte.

WhatsApp ist endgültig im professionellen Kundenservice angekommen. Was bisher nur Privatpersonen vorbehalten war, ist für Firmen inzwischen nicht nur möglich, sondern dringend nötig. Unternehmen haben nun die Chance, ihren Kundenservice zu revolutionieren und nahtlos mit Kunden über die beliebteste Messenger App der Welt zu kommunizieren.

Rund 81 % der deutschen Internetnutzer verwenden WhatsApp. Der InstantMessaging-Dienst hat weltweit mehr als 1,5 Milliarden Nutzer, die täglich rund 65 Milliarden Nachrichten verschicken –in Deutschland gingen diese Nachrichten bisher zum Großteil an Freunde, Kollegen und Familie. Denn besonders mit Inkrafttreten der EU-Datenschutzgrundverordnung wurde die kommerzielle Nutzung der App nicht nur von Datenschützern stark angezweifelt, auch WhatsApp selbst hat den Einsatz für Unternehmenszwecke stark reglementiert und tut dies zum Teil auch heute noch.

Die Nutzung der normalen App erscheint zwar unkompliziert, ist aber durch den Zugriff auf die gespeicherten Kontakte auf privaten Smartphones rechtlich nicht für Unternehmen erlaubt. Besonders für Unternehmen mit großen Servicevolumen ist die Betreuung ihrer Kunden per Smartphone auch nahezu unmöglich. Für diesen Zweck hat WhatsApp seine offizielle Business API eingeführt, die nun zwar den Kundenservice DSGVO-konform möglich macht, deren Nutzung aber weiterhin mit großen Hürden verbunden ist. Die Freigabe der WhatsApp Anbindung und die technische Integration erfolgen heute nur über offizielle Partner. Eine Zusammenarbeit mit darauf spezialisierten Dienstleistern ist nicht nur für die gesetzeskonforme Einbindung unabdingbar, sondern macht besonders bei solch großen Volumen auch in Bezug auf die personelle Umsetzung Sinn.

Über die TAS AG: Die TAS AG ist ARBEITGEBER DES JAHRES 2020 und einer der größten familiengeführten

Customer Experience Dienstleister in Deutschland. 1992 gegründet sind wir heute mit fast 30 Jahren Erfahrung nicht nur operativer Partner, sondern auch

Consultant, Trainer und Ideengeber für namhafte Marken und Unternehmen aus dem In - und Ausland. Gemeinsam mit unseren Kunden, 600 sympathischen Mitarbeitern/innen und unserer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie wollen wir anders denken, mutig sein und unsere Welt immer besser machen. Wir sind ServicePunks.

Richtig im Einsatz hilft WhatsApp Business dabei, den eigenen Kundenservice noch schneller zu machen, Reaktionszeiten zu minimieren, Kosten zu reduzieren und die Kundenzufriedenheit nachhaltig zu steigern. Dabei ist die App keineswegs nur Kommunikationstool für die „Generation Z“. Besonders die Einfachheit macht den Messenger immer attraktiver für alle Altersgruppen. Unabhängig von der Zielgruppe stellen jedoch alle User ähnlich hohe Erwartung an das Kommunikationsverhalten. Der Service muss authentisch sein, echte Konversationen und schnelle Antworten liefern – keine leichten Herausforderungen für Kundenserviceabteilungen. Wettbewerbsvorteile für Unternehmen bieten sich aktuell nur, wenn sie es schaffen, den Kundenservice per WhatsApp schnell einzuführen, die eingesetzten Kundenberater Service auf Augenhöhe liefern und die Kommunikationsstrategie auf den Kanal abgestimmt ist. Im Kundenservice per WhatsApp geht mehr, als Textnachrichten zu versenden. Kunden haben den Kontakt zu Unternehmen nun jederzeit und überall unmittelbar dabei und erwarten permanent einen echten Mehwert. Sie wünschen sich Beratung, wollen reklamieren, Bilder austauschen oder Terminzusagen bekommen – und all das, wenn sie Zeit haben, nicht innerhalb der Servicezeiten der klassischen Telefonhotline.

Besonders an dieser Stelle können erfahrene Dienstleister helfen. Und auch wenn bereits zahlreiche Marken die Bedeutung von WhatsApp im Kundenservice längst erkannt haben, kämpfen viele besonders mit der Qualitätssicherung, der Anzahl der Anfragen und der Erreichbarkeit. Der Service per WhatsApp kann Kunden wirklich nachhaltig begeistern. Vorausgesetzt, Unternehmen nutzen die Chance und sind auch bereit für alle Möglichkeiten, die WhatsApp zukünftig für ihren Kundenkontakt bietet.

Sortierreste der „Gelben Tonne“ und aufbereitete Abfälle aus der „Schwarzen Tonne“ loswerden durch umweltfreundliches chemisches Recycling: Was zunächst verrückt und visionär klingt, ist für Bernd Meyer schon lange ein Thema – und die Basis für ein Projekt, das aktueller denn je ist. Als Leiter der Freiberger Außenstelle für „Kohlenstoffkreislauf-Technologien“ am FraunhoferInstitut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) und Direktor des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (IEC) der Technische Universität Bergakademie Freiberg gehört der Verfahrenstechniker zu den Köpfen des Verbundes, der sich für „Carbontrans“ einsetzt – eine Plattform für die Kohlenstoffkreislaufwirtschaft am Chemie-Standort Leuna im südlichen Sachsen-Anhalt.

onsplattform“ – in der kohlenstoffhaltige Abfälle, auch zusammen mit land- und forstwirtschaftlichen Abfällen, vergast werden. Der Kern der neuen Technik ist ein Reaktor, in dem die kohlenstoffhaltigen Ausgangsstoffe mit Sauerstoff und Wasserdampf unter Wärmeentwicklung bei Temperaturen von über 1 000 Grad chemisch umgewandelt werden. Das aus dem Kohlenstoff, englisch Carbon, entstehende Synthesegas enthält neben Kohlenmonoxid CO und Wasserstoff H2 auch Kohlendioxid CO2. Durch Hinzufügen von Wasserstoff kann dieses sonst abgetrennte CO2 auch für chemische Synthesen nutzbar gemacht, das heißt in chemische Produkte umgewandelt werden. Das ist ein großer Standortvorteil für Leuna, zumal dort eine Elektrolyseplattform entsteht, bei der „grüner“ Wasserstoff H2 und „grüner“ Sauerstoff O2 unter Einsatz von „grünem“ Strom aus erneuerbaren Energien klimaneutral erzeugt werden.

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Für das Projekt, das die nachhaltige Chemie im Land maßgeblich prägen könnte, werden unter der Leitung von Meyer Planung und Betrieb im Rahmen des vom Land Sachsen-Anhalt geförderten Fraunhofer-Leistungszentrums Chemie- und Biosystemtechnik koordiniert, an dem unter anderem die Hochschule Merseburg, das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch- Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna sowie die Unternehmen Mibrag, Romonta, Infraleuna und RWE Power beteiligt sind. Die Idee dahinter: Abfall soll künftig nicht mehr einfach als Brennstoff „verraucht“ werden, sondern als Sekundär-Rohstoff Teil der chemischen Wertschöpfungskette werden.

Das wichtigste Ziel formuliert der Forscher so: „Chemisches Recycling muss als nachhaltigster Verwertungsweg für die Rückführung von Abfällen in den Kohlenstoffkreislauf etabliert werden.“ Eine sehr gute Möglichkeit sei die Vergasung, „bei der reines Synthesegas erzeugt wird, das wiederum zu neuen Kunststoffen oder zu synthetischen Kraftstoffen umgewandelt werden kann – und das in einem geschlossenen, umweltfreundlichen System“. Der Forschungsleiter ist überzeugt, dass solche chemischen Produkte oder Kraftstoffe „künftig sehr gefragt sein werden, allein, weil damit die CO2-Belastung der Kunststoffchemie oder des Fernverkehrs, der noch auf Verbrennungsmotoren angewiesen ist, deutlich gesenkt werden kann“.

In Sachsen-Anhalt fällt diese Idee auf fruchtbaren Boden: Das IMWS will mit Carbontrans einen wichtigen Beitrag zur emissionsarmen Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft leisten. Am Standort Leuna soll eine Anlage entstehen – die Forscher sprechen von einer „Demonstrati-

Die Carbontrans-Anlage könnte jährlich bis zu 35 000 Tonnen kohlenstoffhaltiger Abfälle verarbeiten. Die entstehenden 10 000 Tonnen Synthesegas (CO und H2) ließen sich im Chemiepark Leuna direkt für die Erzeugung von Methanol einsetzen – oder in einer Folgesynthese in Kraftstoffe umwandeln. Auch andere chemische Verbindungen könnten synthetisch hergestellt werden, etwa Ethanol oder Aceton. Nach einer Testphase lohne es sich, darüber nachzudenken, Tankstellen mit dem synthetischen Kraftstoff zu versorgen, meint Meyer. Unterstützung für das ambitionierte Projekt kommt von Sachsens und Sachsen-Anhalts Landesregierungen. Sachsen-Anhalt will 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen, zusätzliche Mittel könnten aus strukturfördernden Mitteln kommen, ein Großteil auch vom Bund.

Ende 2021 soll die Planungsphase für die Pilotanlage beendet sein. „Wir prüfen seit diesem Jahr die technische Machbarkeit sowie die Genehmigungsfähigkeit und beziffern die Kosten“, erklärt Meyer. Erteilt auch die Bundesregierung ihre Zustimmung, könnten die Planungen in drei Jahren abgeschlossen sein, sodass 2022 mit dem Bau eines Forschungsreaktors begonnen werden könnte, der Daten zum Betrieb liefert. Das ist die Herausforderung.

Die vielen Schritte von der Vision zur Realität schrecken Meyer nicht. Nach der Erprobungsphase könnte die neuartige Technologie 2024 in der Infrastruktur in Leuna eingesetzt werden und schließlich bei Carbontrans in Betrieb gehen, sagt Meyer. Ralf B. Wehrspohn, bis Oktober 2019 Leiter des Fraunhofer IMWS und jetzt Vorstand für Technologiemarketing und Geschäftsmodelle der Fraunhofer-Gesellschaft, sieht „eine große Nachfrage für diese Technologie – und zwar weltweit. Mit chinesischen und neuseeländischen Unternehmen würden bereits Gespräche laufen. Das Interesse an der deutschen Technologie sei groß, meint Meyer. „Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

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TU
Bergakademie Freiberg/IEC
Bernd Meyer entwickelt einen neuen Vergasungsreaktor, der kohlenstoffhaltige Abfälle sauber verwertet und daraus Synthesegas erzeugt.

Moderne Führungskräfte und Unternehmer setzen beim Selbstmanagement auf Sport

Bewegung, Bewegung, Bewegung – fitte Manager leisten mehr: Es kommt dabei nicht darauf an, ob man täglich mit dem Rad zur Arbeit fährt, boxt oder intensiv Crossfit betreibt. Wichtig sind Regelmäßigkeit, eine abgestimmte gesunde Ernährung und medizinische Kontrolle, gerade bei Chefs jenseits der 40. Sport wird heute von vielen Führungskräften als Teil des notwendigen Selbstmanagements gesehen, um Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, aber auch die psychische Gesundheit zu erhalten. Gesunde Manager führen ihre Mitarbeiter auch in gesunder Weise. Die LVZ-Wirtschaftszeitung hat sich umgesehen und lässt Vertreter verschiedener Branchen zum Thema Sport als Hobby und Ausgleich zu Wort kommen.

Erik Müller, 41 Jahre, Optikermeister und Eigentümer Brillenschlösschen Gohlis: „Sport ist enorm wichtig für mich. Ich selbst würde mich als Multisportler bezeichnen – ich bin Triathlet, mein Herz schlägt aber fürs Surfen und Segeln noch deutlich höher. Der Triathlonsport hat sich für mich nebenher entwickelt, aber doch so gut, dass ich zwei Mal Iron Man-Starter auf Hawaii war. 2010 zum ersten Mal, damals arbeitete ich noch in der Schweiz. 2019 war ich wieder dabei.“

Stefan Schedler, 33 Jahre, Geschäftsführer 2 Lions Media Consult GmbH: „Als Ex-Schwimmer versuche ich, viel Zeit am oder im Wasser zu verbringen. Das bringt mir Spaß, Erholung und Ruhe. Ich setze mir beim Stand-Up-Paddeling meist die Kopfhörer mit passender Musik auf, greif das Paddel und starte einfach. So kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Wie im Sommer 2019: Da bin ich mit dem Brett über 350 Kilometer auf der Elbe von Dessau nach Hamburg gepaddelt.“

Katja Kupfer, 39 Jahre, Ressortleiterin Neue Medien bei der Oemus Media AG: „Beruflich betreue ich Deutschlands größtes Nachrichtenportal für die Dentalbranche. Hier gebe ich als Projektleitung inhaltlich Themen vor und suche permanent nach neuesten Onlinetrends für die Zielgruppe. Darüber hinaus bin ich auch zu fünfzig Prozent des Tages als Feel Good Managerin gefordert. Denn auch „Work is Balance“ und vor allem die nachkommenden Mitarbeitergenerationen legen großen Wert auf emotionale Führungskompetenz. Die Anforderungen an Führungskräfte im digitalen Zeitalter werden immer komplexer. Umso mehr nimmt deshalb die Beziehung von Mensch zu Mensch für mich eine entscheidende Rolle als Erfolgsfaktor ein. Höchstleistungen verlange ich jedoch nicht nur von mir und meinem Team – auch von den Sportlern und Kunden, die ich als ausgebildete Personal Trainerin betreue. Ich selbst fordere mich und mein eigenes Mindset jeden Tag aufs Neue heraus. Damit ich mental und physisch im Gleichgewicht bleibe, bin ich vor oder nach meiner Tätigkeit sehr aktiv. Früh um sechs absolviere ich meine erste Hyrox-Einheit, ein wettkampforientiertes Ausdauertraining mit Crossfit-Elementen. Hier trifft funktionelles Krafttraining auf hoch intensives Intervalltraining. Am Abend trainiere ich unter anderem Manager und Fitnessbegeisterte, coache aber auch Hyrox-Athleten, damit sie ihre gesteckten Ziele erreichen.“

Falk Lehmann, 52 Jahre, CEO der quapona technologies GmbH: „Wenn ich nicht auf Reisen bin, gehe ich regelmäßig vier bis fünf Mal pro Woche ins Fitnessstudio. Dort betreibe ich Kraftsport und Funktional Fitness, meist gepaart mit EMS für ein effektiveres Training. Auf Reisen versuche ich, freie Zeiten zwischen den Terminen für mein Training zu nutzen. Das hilft mir, trotz angespannter Terminlage den Kopf für meine Projekte frei zu haben. Mein nächstes sportliches Ziel ist der Strong Viking-Hindernislauf in Warstein.“

Heike Helbig, 46 Jahre, Fachbereichsleiterin Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Markranstädt: „Auf dem Land gehört Radfahren einfach dazu. Damit war ich schon in der Jugend unabhängig. Ganz bewusst als Ausgleich zur Arbeit betreibe ich es seit zehn Jahren. Fahrradfahren ist einfach unkompliziert hinsichtlich Ausstattung und Zeit. Auf Arbeit möchte ich ja sowieso: Wie schön ist es da, dass ich den täglichen Weg mit einer Portion Sport verbinden kann. Nächstes Ziel für mich: Kandidatin für das Bürgermeisteramt meiner Stadt.“

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Philipp Oehme, 38 Jahre, Schauspieler und Regisseur: „Ich boxe hobbymäßig seit knapp 15 Jahren. Das Besondere am Training des Boxens ist für mich, dass es ein sportliches Training fürs Leben ist. Denn ohne Ehrgeiz kommt man nicht weit. Wenn man verkrampft aber ebensowenig. Ohne Gelassenheit und Ruhe wird man hier kaum einen Schlag landen. Das Auspowern macht den Kopf frei und schult zudem Koordination und Psyche. Das Training gibt mir Selbstbewusstsein und stärkt die Durchsetzungskraft. Sportlich habe ich keine Ziele. In meinem Beruf, besonders als Regisseur, könnte man vermuten, ich trainiere, um mich besser ‚durchboxen zu können. Nein, beim Boxen muss man auch lernen, offene Augen für sein Gegenüber zu entwickeln. So versuche ich auch mein Berufsleben zu gestalten –sich eher die Hände zu reichen. Den 14-Unzen-Handschuh würde ich natürlich vorher ausziehen.“

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Treffen von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft

Gesehen auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Bank: Unternehmer Michael Kölmel (links) und Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow.

Prominenter Besuch bei bei der Bundesbank in Leipzig: Claudia Buch, Vizechefin der Notenbank und Ex-Präsidentin des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, mit Hubert Temmeyer, dem hiesigen Bundesbank-Boss.

Über 1000 Gäste kamen zum Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft.

Darunter (von links) Frank Schott (Arbeit und Leben), Bernd Günther (DGB), Uwe Bruchmüller (Unternehmensberater), Georg Flascha (Wirtschaftsprüfer), Claus Gröhn (Präsident der Handwerkskammer).

Beim Treffen der Bezirks Leipzig der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie dabei (von links): Francesco Grioli aus dem geschäftsführenden Hauptvorstand, Bäckermeister Andreas Geisler, Matthias Lindig, Vize-Vorsitzender des Mibrag-Betriebsrates.

Treffpunkt Leipziger Fraunhofer Institut für Internationales Management und Wissensökonomie: Raffael Laguna de la Vera (Innovationsagentur) und Ulrike Köhl (Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie).

„Gemeinsam für Leipzig“Empfang in der LVZ-Kuppel mit (von links) Björn Steigert (LVZ-Geschäftsführer), Hartmut Bunsen (langjähriger Präsident des Unternehmerverbandes), Detlef Knaack (Fairgourmet-Chef), Dirk Thärichen (KonsumGeschäftsführer).

Mediziner und Kaufleute unter sich beim Uni-Klinikum: Robert Jacob (von links), Christoph Josten, Guido Adler, Michael Stumvoll.

26 & Leben Stil
Ein aufmerksamer Gastgeber: Deutsche-BankChef Markus Wägner. André Kempner (5), Dirk Knofe (3)

Platine für den Finger

Designerin Roswitha Petersen recycelt elektronische Bauelemente zu Schmuck – und liefert weltweit

Alles begann mit einer alten Leiterplatte. Daraus kann man mehr machen, als sie einfach nur in den Schrott zu werfen, denkt sich Roswitha Petersen. Sie beginnt, mit den elektronischen Bauteilen zu experimentieren, um hochwertigen Schmuck zu fertigen. Als diplomierte Designerin mit Abschluss von der Halleschen Burg Giebichenstein fällt es ihr nicht schwer, in den grünen Platten künftige Ringe, Kettenanhänger oder Manschettenknöpfe zu sehen. Neue Schönheit im scheinbar Nutzlosen. Das war vor sechs Jahren. In der Zwischenzeit ist aus dem Hobby ein Business geworden, Petersens Marke heißt „Circuit Accessories“.

Hinter dem Wiederverwenden und Verwandeln alter

Rohstoffe steht das Konzept des Upcyclings: Gebrauchte Materialien erfahren ein Upgrade, also eine Aufwertung durch Weiterverarbeitung zu einem höherwertigen Produkt. Aus alten LKW-Planen werden modische Taschen, Geldbeutel aus Getränkekartons oder Fahrradständer aus Altreifen. Die Wertschöpfung erfolgt ohne massenhafte Verwendung neuer Rohstoffe und ohne eine weitere Schädigung der Umwelt.

Nach diesem Grundsatz tüftelt, fräst und entlötet die 37-Jährige am Grundmaterial. Anfangs alles klein und bescheiden mit minimaler Ausrüstung, steht ihr momentan noch eine CNC-Fräse im Atelier in Leipzig-Mockau zur Verfügung. „Die Maschine ist ein Unikat, ein Freund hat sie mir gebaut.“ Gesteuert wird das Gerät mit Laptop und einer speziellen Software.

Den Aufbau der Leiterplatten findet Petersen faszinierend. „Sie sind immer anders. Durch ihre Leiterbahnen schauen sie wie miniaturisierte Stadtpläne aus, die aufgebrachten Bauteile sind die funktionalen Gebäude einer Stadt.“ Doch um all dies zu sehen, ist der Einsatz des Schleifers nötig. „Die Platten sind mit einem Schutzlack versehen, unter dem die Leiterbahnen ver-

borgen sind. Diesen Lack muss ich erst abschleifen, zusammen mit dem eingebrannten Staub“, so Petersen. „Das ist wie Archäologie 2.0. Alles ist noch versteckt, da gibt es viel zu entdecken.“ Unter der Patina einstiger digitaler Arbeit warten verschiedenfarbige Platinen auf die Kunsthandwerkerin. „Die klassische Farbe ist Grün, durchzogen mit haardünnen kupferfarbenen oder goldfarbenen Drähten.“ Es finden sich aber auch immer mehr rote, blaue oder gar schwarze Platten als Rohstoff für Roswitha Petersens Arbeiten an. „Bei den bunten Platten wird es interessant für mich. Sind sie bearbeitet und poliert, wirken sie sehr edel und hochwertig.“ Bei „Circuit Accessories“ dienen vor allem die schwarzen Platinen als Werkstoff für die gleichnamige „Black & Gold“-Limited Edition. „Dies wird ein ganz besonderer Schmuck für Männer und Frauen, den man gern auch als Paarschmuck tragen kann.“ Trotz der Materialauswahl ein sehr klassisches Statement für Zusammengehörigkeit in Zeiten digitalisierter Partnersuche à la Tinder und Joyclub. Bestellt werden können die kleinen Schätze im Shop auf ihrer Webseite. „Bestellungen aus dem Onlineshop sind schnell geliefert. Bei besonderen Einzelanfertigungen kann es bis zu drei Monate dauern, bis meine Unikate beim Kunden sind.“ Die Päckchen mit ihren Arbeiten gehen in die ganze Welt. Zeit zum Entwerfen neuer Stücke sowie fürs Abarbeiten der bürokratischen Pflichten braucht sie eben auch.

Im stationären Handel verkauft Petersen ihre Preziosen ebenfalls, so zum Beispiel ganz bodenständig beim Uhrmacher Hoffmann in Mockau, aber auch in Geschäften in Brixen, Chemnitz und Düsseldorf. Derzeit steht sie in Verhandlungen mit Leipziger Museen. „Ich bin weiterhin offen für neue Geschäftskontakte.“

Um ihr weiterhin wachsendes Geschäft auszubauen, ist sie auf der Suche nach personeller Verstärkung. „Eine Praktikantin, die sich um mein Marketing und die Social-Media-Präsenzen kümmert, könnte ich gut gebrauchen.“ Der Bewerber oder die Bewerberin mit der interessantesten Leiterplatte in der Bewerbungsmappe bekommt den Job.

Kraftstoffverbrauch2:innerorts:6,2l/100km; außerorts: 4,5l/100km; kombiniert:5,1l/100km; CO2-Emission: 116 g/km; CO2-Effizienzklasse:A

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Für jeden Geschmack

Küchenfuchs Eventstudio bereitet ganz besondere Erlebnisse vor

In großer oder kleiner Runde viel Spaß haben und kulinarische Entdeckungen machen – genau das ist im Küchenfuchs Eventstudio möglich. Die dortigen Kurse erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Wer dabei sein möchte, sollte sich schnell anmelden. Wir sprachen mit Eventmanagerin Katja Erler. Besondere Erlebnisse mit Kollegen, Freunden oder der Familie liegen voll im Trend. Gemeinsames Kochen gehört längst dazu. Was können Sie als Küchenfuchs Eventstudio anbieten?

In unserem Küchenfuchs Eventstudio können Sie mitten im Zentrum von Leipzig kreative Kochkurse oder vielfältige Live-Cooking-Buffets unter professioneller Anleitung unserer Spitzenköche buchen und erleben. Im stilvollen Ambiente bieten wir die passende Location für Ihre Privatfeier oder Firmenevent. Wir erstellen gern individuelle Angebote für besondere Anlässe – egal ob Geburtstagsfeiern, Teambuilding-Events, Incentives nach einer Ta-

gung oder Weihnachtsfeiern – wir sind der perfekte Ansprechpartner für die Planung und Durchführung kulinarischer Highlights.

Die Vielfalt ist groß. Was sind Ihre besonderen Highlights?

Sie dürfen entscheiden, wie Sie Ihre Veranstaltung gestalten möchten: als Aktiv-Kochkurs mit einem köstlichem Menü oder als Live-Cooking-Variante mit Ihrem Wunschbuffet. Regionale Zutaten, innovative Menüs und ein Profikoch, der viele interessante Kochideen für Sie parat hält – das erwartet Sie bei einem circa vierstündigen Kochkurs im Küchenfuchs Eventstudio Leipzig. Ob mediterran, sächsisch oder exotisch, unsere Kochkurse treffen jeden Geschmack. Sehr beliebt sind unsere Barbecue-Kochkurse, die Ende März bis September an bestimmten Terminen auf unserer Terrasse durchgeführt werden und bei denen verschiedene Grilltechniken erlernt werden können.

Wer mitmachen will, muss kein ambitionierter Hobbykoch sein, oder?

Sie sind bei uns richtig, wenn Sie Spaß an der Zubereitung kreativer Speisen haben und in einer lockeren und entspannten Atmosphäre ein leckeres Essen genießen möchten, welches Sie unter Anleitung der Köche selbst kreiert haben. Natürlich können Sie auch Ihrem Lieblingsmenschen eine Freude machen und einen Gutschein für einen gemeinsamen Kochkursabend verschenken. Ob Hobbykoch oder Kochanfänger – wir stellen uns ganz individuell auf unsere Gäste ein.

Richtig gutes Essen verlangt besonders gute Zutaten. Wo kommen die her?

Wir arbeiten mit ausgewählten Händlern zusammen und achten auf Regionalität und Frische.

Es muss nicht immer Fleisch sein: Was bieten Sie für die Freunde der vegetarischen und veganen Küche an?

Ernährung ist nicht nur eine Frage von Lifestyle und Gesundheit – selbstverständlich passen wir unsere Menüs auf die Bedürfnisse von Vegetariern und Veganern an. Bei unserem Kochkurs Vegan dreht sich alles um den Verzicht auf tierische Produkte. Wir möchten zeigen, wie ausgewogen und spannend diese Küche ist und begeistern damit auch „Fleisch-Genießer“, die neugierig sind und an diesem Kochkurs teilnehmen.

Ein Kochkurs macht erst so richtig Spaß, wenn das Ambiente stimmt. Ihr Haus hat da etwas ganz Besonderes zu bieten … Unser lichtdurchfluteter Raum mit Panorama-Fenstern und großzügiger Terrasse direkt am Pleißemühlgraben bietet den idealen Rahmen für Veranstaltungen oder Kochkurse im Herzen von Leipzig. Ein gewisser Wohlfühlfaktor steht bei uns im Vordergrund. Wir freuen uns auf Sie!

Bei den Küchenfuchs-Kochkursen kommen alle auf ihre Kosten – ob Freunde deftiger Speisen oder Fans leichter Genüsse.

Im Küchenfuchs Eventstudio ist viel Raum für kreative Ideen.

Küchenfuchs Handels GmbH & Co. KG Eventstudio

Otto-Schill-Straße 1 04109 Leipzig Tel.: 0341 2306720 Fax: 0341 4772136 info@eventstudio-leipzig.de www.eventstudio-leipzig.de

Fotos: Küchenfuchs

28 & Leben Stil
„Sie dürfen entscheiden, wie Sie Ihr Event gestalten möchten.“
Katja Erler, Eventmanagerin
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Gut und Edel?

Der Gutedel ist eine wenig populäre Rebsorte – zu Unrecht

Wir haben ja schon fast Frühling, da kommt wieder die Zeit der leichten, frischen Weißweine. Es winken herrliche Rieslinge, schöne Silvaner, mächtige Weißburgunder oder spannende Grauburgunder. Die Klassiker halt. Eine ziemlich unterschätzte Rebsorte ist da der Gutedel, der ein Außenseiterdasein fristet. Wenn überhaupt. Zum Gutedel gibt es einen Kalauer: Der Name der Rebsorte sei eine einzige Lüge − Gutedel sei weder gut noch edel. Stimmt so nicht ganz. Fakt ist: Die Weine sind bekömmlich, leicht und säurearm. Gutedel sollte jung getrunken werden, sagt die Lehre. Aber gehobenere Qualitäten haben schon gewisses Alterungspotenzial − wegen der niedrigen Säure ist das freilich begrenzt. Wenn sich ein Winzer mit dem Gutedel Mühe gibt, kann das ein richtig schöner Wein werden. Weil die Rebe einen eher geschmacksneutralen Charakter hat, kommen das jeweilige Terroir, Boden, Kleinklima und Lage der Rebfläche in jedem Wein zum Ausdruck. Freilich nur, wenn sich der Winzer Mühe gibt und nicht nur auf das beachtliche Ertragspontenzial (bis zu 150 Hektoliter je Hektar sind möglich!) schaut.

Wenig

populäre Sorte

Die Sorte ist nicht sehr populär. Gutedel wird in Deutschland nur in den Gebieten Markgräflerland (Baden, 117 ha), Saale Unstrut (23 ha), Sachsen (3 ha), Pfalz (1 ha) und Rheinhessen (1 ha) angebaut.

In der Schweiz sieht das ganz anders aus, mit fast 4 000 Hektar ist das Land das wichtigste Anbaugebiet dieser Rebsorte. Dort heißt der Gutedel jedoch Chasselas oder Fendant, Moster, Junker und Schönedel sind weitere gebräuchliche Synonyme. Gekeltert wird die Sorte auch in Rumänien, Tschechien und Ungarn.

Überraschender Sieger

Gepunktet wurde in der Tasting-Runde nicht, aber am Ende abgestimmt. Es gab keinen einstimmigen „Sieger“, jeder hatte seinen Favoriten.

Meine Nummer eins hat mich allerdings selbst

überrascht: Der 2018er Rote Gutedel Mons Omnium

Sanctorum von Saale-Unstrut hatte im privaten Ranking die Höchstpunktzahl. Notiert: blasses Rosa, sehr hell, schöne rauchige Aromen, Mandel, Walnuss.

Ein subtiler, ja geradezu spannender Wein. Aber was hat es mit Roter Gutedel auf sich? Das ist eine Mutation des Weißen Gutedel. Außer der roten Hautfarbe der Beeren und den nicht ganz so hohen Erträgen sind die Eigenschaften und Merkmale identisch mit denen des Weißen Gutedel. Der Vergleich beider Rebsorten ist also erlaubt.

Zwölf Weine im Test

In einer Gruppe haben wir unlängst zwölf Gutedel verkostet – acht aus Saale-Unstrut, zwei aus Baden, zwei aus der Schweiz. Das Tasting war hochinteressant, weil die angeblich so langweilige Rebsorte eine kaum vermutete Vielfalt zeigte. Ja, es gab Vertreter, wo „dünn und beliebig“ notiert ist. Oder auf Frucht getrimmte Weine, eindeutig gemacht für den Massengeschmack. Was gar nicht schlimm ist – auch Gutedel muss verkauft werden. Die beiden Schweizer sind aufgefallen – der von Les Murettes mit einer laktischen Note, nicht wirklich einladend. Dem üppigen Fendant vom Cave St. George wurde viel Charakter attestiert, doch er spaltete das Gremium. Die klare holzige Note war nicht jedermanns Sache.

Einige empfehlenswerte Gutedel

Mons Omnium Sanctorum (Saale-Unstrut)

Roter Gutedel 2018

Weingut Klaus Böhme (Saale-Unstrut)

Gutedel 2019

Weingut Born (Saale-Unstrut)

Gutedel 2019

Thüringer Weingut Bad Sulza (Saale-Unstrut)

Gutedel 2018

Weingut Hey (Saale-Unstrut)

Gutedel 2018

Winzerkeller Auggener Schäf (Baden)

Weißer Gutedel 2018

Weingut Peter Landmann (Baden)

Gutedel 2018

Weingut Köhler-Wölbling(Saale-Unstrut)

Gutedel 2018

Cave St. George (Schweiz)

Fendant 2016

Gutedel-Rebfläche bei Naumburg.

Überraschende Siegerin

Ein überraschender Sieger für mich also. Genauso eine Überraschung war, wer sich hinter Mons

Omnium Sanctorum (Allerheiligen-Berg) verbirgt: Eine Hobbywinzerin! Petra Wiegel bewirtschaftet seit 2014 in ihrer Freizeit 950 Rebstöcke (Weißer und Roter Gutedel). Die Lage bei Naumburg heißt Mons Omnium Sanctorum, eine der ältesten Weinlagen an Saale-Unstrut. Ausgebaut werden die Weine der Hobbywinzerin im Weingut Johannes Beyer.

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Der HHL-Handballer

Jens Vortmann (32)

Oberhof: Werdet ein Team!

Firmenevents im Thüringer Wald sind ein Erlebnis

net, die sich über ein 3 000 Quadratmeter großes Areal erstreckt.

Ganzjährig buchbar sind auch geführte Wandertouren durch den Thüringer Wald und seine herrliche Natur. Ortskundige Wanderleiter führen die Gruppen auf dem Rennsteig oder zu den Sportstätten. Treffpunkt und Dauer können individuell vereinbart werden.

Wanderungen und Liftfahrten

Dienstjubiläen, Firmenfeiern oder Betriebsausflüge sind bedeutende Bestandteile der Kultur in vielen Unternehmen. Gemeinsam Erlebtes schweißt zusammen und stärkt die Motivation.

In Oberhof, idylisch gelegen im Thüringer Wald, haben Unternehmen die Möglichkeit, exklusive Outdoorabenteuer zu erleben. Die Oberhofer Freizeit und Tourismus GmbH bietet ein vielfältiges Angebot für unvergessliche Aktivitäten. Beim Biathlonschießen wird der Schützenkönig oder die Schützenkönigin des Unternehmens gesucht. Erfahrene Schießtrainer lehren den Teilnehmern den Umgang mit dem Gewehr. Außerdem gibt es wissenswerte Informationen rund um die Trendsportart. Wer sich noch nicht an ein richtiges Gewehr traut oder jünger als 16 Jahre ist, kann sich beim Laser-Biathlonschießen probieren. Dieses Event ist besonders für Gruppen ab zehn Personen geeignet.

Nervenkitzel im Kletterpark Wer den gewissen Nervenkitzel sucht, wird sich bestimmt am modernsten Ganzjahres-Kletterpark Deutschlands erfreuen. Auf vier Ebenen können sich Schwindelfreie ihre Route selbst zusammenstellen. Für bis zu 100 Teilnehmer gleichzeitig ist in dem Kletterpark Platz.

Ebenfalls für große Gruppen ist die 18-Loch-Adventure-Golfanlage geeig-

Die geführten Wanderungen können auch mit einer Aussichtsfahrt mit dem Lift kombiniert werden. Der Fallbachlift Oberhof führt direkt über die LOTTO Thüringen EISARENA und bietet dabei einen fantastischen Ausblick. Mit etwas Glück können die Fahrgäste einen Blick auf das Trainingsgeschehen erhaschen.

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Eines der absoluten Highlights in Oberhof ist die LOTTO Thüringen Skisport-HALLE. Ob in Form einer Führung oder selbst auf Skiern, bietet diese bei minus 4 Grad Celsius 365 Tage beste Schneequalität. Auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern wurde ein Paradies für Freizeit- und Leistungssportler erschaffen. Wer es weniger sporttlich mag, kann sich von der Thüringer Glaskunst begeistern lassen, und den Glasbläsern über die Schulter schauen. Sommer wie Winter werden außerdem Kutschund Schlittenfahrten durch den Thüringer Wald für Freunde der gemütlichen Fortbewegung angeboten.

Egal, wofür Teams oder Unternehmen sich entscheiden – Oberhof muss man einfach erleben!

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Profis der ersten Fußball-Bundesliga haben es gut. Zumindest finanziell gesehen. Sie streichen häufig Millionengagen ein, können nach dem Karriereende vom Ersparten bequem leben. Bei Handballern sieht das anders aus Die Topspieler verdienen zwar auch mehr als ordentlich, aber nicht genug für ein sorgenfreies restliches Leben. Ein simpler Vergleich macht das deutlich. Der deutsche Handball-Krösus THW Kiel kam nach eigenen Angaben in der Saison 2018/19 auf einen Etat in Höhe von sieben Millionen Euro an Gehältern und Honoraren für Spieler, Trainer, Ärzte sowie Physiotherapeuten.

Robert Lewandowski, Star-Stürmer des FC Bayern München, kommt allein, so heißt es, auf ein Jahresgehalt von 20 Millionen Euro. „Ich könnte mich vielleicht so gerade über Wasser halten“, sagt Jens Vortmann, der noch das Tor des Handball-Erstbundesligisten DHfK Leipzig hütet, über seine Absicherung nach dem Ende der Laufbahn als Profi. Das ist dem 32-Jährigen aber nicht genug. Und auch intellektuell wäre es wenig anspruchsvoll, das Dasein mit Nichtstun zu verbringen. Deshalb geht er andere Wege, die Zeit danach zu gestalten.

Die durchaus übliche Planung, später die Trainerlaufbahn anzusteuern, kommt für den gebürtigen Berliner nicht infrage. „Das werde ich mit Sicherheit nicht machen.“ Ihm komme es darauf an, mit der Familie Wurzeln zu schlagen. „Dazu passt kein Nomadenleben.“ Derzeit ist er dabei, an der Technischen Universität in Berlin seinen Abschuss als Wirtschaftsingenieur zu schaffen. Die abschließende Masterarbeit steht jetzt an. Die wissenschaftlichen Weichen sind bereits gestellt. In einer beispielhaften Kooperation mit dem Leipziger BMW-Werk und der Manager-Schmiede HHL (Handelshochschule Leipzig) steht der U21-Vizeweltmeister von 2007 in den Startlöchern, um seine Doktorarbeit in Angriff zu nehmen.

stuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL. Es gehe darum, „die Wertschöpfung in der Region weiter zu betrachten, um ein Lehrstück, wie gewachsene Stärken und innovative Ansätze zusammenfinden“, betont der Professor. Daher sollen auch die Aspekte der Gemeinwohlförderlichkeit guten Unternehmertums analysiert werden, also der Grundsätze guter Unternehmensführung, wie sie im Leipziger Führungsmodell formuliert wird. „Wir möchten die Erfolgsgeschichte vom BMW-Werk besser verstehen, vor allem die Frage beantworten, wie die Idee der Fabrik als soziales System umgesetzt wurde“, formuliert Meynhardt die Erwartungen an die Forschungsarbeit mit Blick nicht nur auf die Anteilseigner, sondern auch auf die Beschäftigten und die Gesellschaft. Leipzig habe eine große Tradition als Sportstadt, sagt der gebürtige Thüringer. Da sei die Unterstützung für Vortmann gewissermaßen eine Selbstverständlichkeit.

Der Toreverhinderer, der elf Einsätze in der Nationalmannschaft vorweisen kann, absolvierte vor einiger Zeit bereits in der Fabrik im Norden der Stadt ein Praktikum. Er war in der Abteilung für Prozessoptimierung. „Da habe ich in einige interessante Projekte hineingeschnuppert.“ BMW kam ihm dabei insofern entgegen, als Rücksicht auf seine Trainingszeiten genommen wurde. Zudem sei das Studium („Mich reizt die Kombination von Wirtschaft und Technik“) zum Teil doch sehr theoretisch. Der Praxisbezug sei sehr interessant und hilfreich gewesen.

Der Torwart hat nach dem Abitur 2007 den Spagat zwischen Hochschule und Handball versucht. Zunächst begann er ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Berlin. 2009 erfolgte ein Dreifachwechsel: Sportlich schloss er sich dem Erstbundesligisten Dormagen an, ausbildungsmäßig der Universität Köln und fachlich der Betriebswirtschaftslehre. Weitere zwei Jahre darauf – Dormagen war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und wurde zum Zwangsabstieg verdonnert – ging Vortmann zu GWD Minden und immatrikulierte sich erneut an der TU Berlin und studiert seither Wirtschaftsingenieurwesen.

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Beide Themen bauen aufeinander auf. Der Promotionsstudent beschäftigt sich mit der Ansiedlung des 2005 eröffneten BMW-Werks in Leipzig und den sozio-ökonomischen Folgen. Vortmann geht der Frage nach, wie es gelingt, eine derartige Fabrik aufzubauen und welche Auswirkungen diese Rieseninvestition hatte und hat. Der Autobauer steckte bislang mehr als zwei Milliarden Euro in Bau und Erweiterung und schuf rund 5400 Arbeitsplätze.

„Wir unterstützen sowohl die HHL als auch den DHfK“, erläutert Jorge Alves (49), Change-Management-Spezialist im BMW-Werk, die Zusammenarbeit. Er selbst steht Vortmann als Ansprechpartner zur Verfügung. „Wir versprechen uns schon wertvolle Erkenntnisse.“ Betreut wird Vortmann von Timo Meynhardt. Der 47-jährige Psychologe und Betriebswirtschaftler ist seit 2015 Inhaber des Arend-Oetker-Lehr-

„Nicht ganz freiwillig“ folgt nun der nächste Vereinswechsel. Der DHfK teilte ihm mit, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Manager Karsten Günther (38) verpflichtete als Nachfolger den 23-jährigen norwegischen Nationaltorwart Kristian Saeveraas. Günther sprach dabei von einer „brutal schweren Entscheidung“, die gegen seinen Mannschaftskapitän ausfiel. „Wir wären gerne noch ein bisschen in Leipzig geblieben“, sagt Vortmann, der aber natürlich die Usancen des Profisports nur zu gut kennt. Auf den ersten Blick überraschend geht der 1,95 Meter große Keeper zum Wilhelmshavener HV, der in der dritten Liga spielt und um den Aufstieg kämpft. Von einem „Transfer-Coup“ sprachen die Niedersachsen nach der Einigung. Auf den zweiten Blick ist das eine rationale Entscheidung. Vortmann schlug Angebote aus der ersten Liga aus, weil die Handballer aus der Stadt am Jadebusen, einer großen Meeresbucht der Nordsee, mittelfristig in die Eliteklasse streben. „Das ist das klare Ziel, sonst würde ich auch nicht dorthin gehen.“ Jedoch, und das war für ihn mindestens genauso wichtig: Ihm wird der Freiraum zugestanden, damit er zu notwendigen Besprechungen an der HHL auch regelmäßig nach Leipzig kommen kann. Sein Vertrag in Norddeutschland läuft über vier Jahre. Passend, denn ungefähr so lange wird er auch benötigen, um seine Doktorarbeit abzuschließen. „Die Promotion auf diese Weise anzugehen ist eine absolute Willenssache. Das erfordert volle Konzentration, nicht zuletzt müssen Doktoranden sich auch in einer Reihe von Kursen bewähren“, betont Meynhardt. Aber Spitzensportler „bringen diese Voraussetzung mit“. In welche genaue Richtung es später für Vortmann beruflich gehen wird, ist offen. Noch muss er sich nicht festlegen, „denn das Studium ist breit gefächert“. Wer weiß, vielleicht sehen ihn die Leipziger irgendwann im Management des BMWWerks wieder.

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Im Biathlonrevier | Quelle: Oberhofer Freizeit und Tourismus GmbH
Torwart Jens Vortmann wechselt nach Wilhelmshaven, wird aber Promotionsstudent an der Manager-Schmiede
HHL-Professor Timo Meynhardt (links) betreut die Doktorarbeit von Jens Vortmann (Mitte). BMW-Manager Jorge Alves unterstützt das Vorhaben ebenfalls. Von Ulrich Milde
„Wir wären gerne noch ein bisschen in Leipzig geblieben.“
André Kempner

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„Think Big“ am Rosental

Der Leipziger Zoo hat mit seinem Masterplan rund

200 Millionen Euro investiert

Von Frank Schmiedel

Die Finanzwelt wird von Bullen und Bären beherrscht. Der Bulle steht für den geschäftlichen Aufschwung, seine Hörner zeigen aufwärts. Die Tatzen des Bären bleiben auf dem Boden, er symbolisiert den Abschwung. Schließt man von den beiden mächtigen Tieren auf das Investitionsverhalten des Leipziger Zoos, dann hat eindeutig der Bulle an der Pfaffendorfer Straße sein Zuhause. Angelockt hat ihn vor allem der Masterplan „Zoo der Zukunft“, der die Richtung für die bauliche Entwicklung von Leipzigs beliebtestem Ausflugsziel bildete.

Im Juni 2000 einstimmig im Stadtrat beschlossen und seitdem von Direktor Jörg Junhold konsequent umgesetzt, hat der Plan aus dem Leipziger Zoo ein echtes Schmuckkästchen werden lassen. Junhold war damals drei Jahre im Amt, schnell wurde ihm bewusst, dass es kleine Maßnahmen allein nicht schaffen werden, die wirtschaftliche Situation des Zoos zum Positiven zu verändern. „Think Big“ wurde rasch zur Devise.

Zur neuen „Klotzen statt kleckern“-Attitüde gehörte, den Zoo auch als ein Business zu verstehen. Analyseteams wurden aufgestellt, die sich mit dem aktuellen Zustand der Anlagen, den künftigen Finanzbedarfen, den Wünschen des Besucher und den Anforderungen des Artenschutzes auseinandersetzten, um daraus dann ein langfristig erfolgreiches und zugleich begeisterndes Konzept zu schmieden.

Die bekanntesten Projekte der vergangenen Jahre sind die Kiwara-Savanne, das Pongoland und das Gondwanaland. Doch neben diesen drei Landmarken wurden auch jede Menge Gehege modernisiert oder komplett neu errichtet. In den vergangenen 20 Jahren wurde die enorme Summe von 200 Millionen Euro investiert. Die artgerechte Tierhaltung stand und steht

daher immer im Mittelpunkt aller Maßnahmen. Laut Junhold gibt es in Europa keinen Zoo, der so viele Investments getätigt hat. Nur in zoologische Gärten in den USA und China wurde mehr Geld für Infrastruktur ausgegeben. Finanziert wurde das rege Bautreiben am Rosental in der Mehrzahl durch Kredite. Die Besucher danken es „ihrem“ Zoo mit regem Besuch und anhaltend hohen Jahreskartenverkäufen.

32 Millionen Besucher kamen in den letzten 20 Jahren.

2019 waren es 1,8 Millionen, rund 100 000 mehr als prognostiziert. An Sommerwochenenden oder Feiertagen einen Parkplatz in den beiden Parkhäusern oder nahen Seitenstraßen zu ergattern, ist oft hoffnungslos, so gut wird der Zoologische Garten angenommen.

Kein Wunder, dass die Anlage 2019 von einem nationalen Testportal zum beliebtesten Zoo Deutschlands gekürt wurde. Europaweit rangiert Leipzig auf Rang zwei, hinter dem Tiergarten Schönbrunn in Wien. Auch die Besucher selbst sind „Investoren“ in den „Zoo der Zukunft“: Der Freiwillige Artenschutz–Euro brachte allein 2019 rund 703 000 Euro für die umfangreichen Zucht- und Erhaltungsprogramme ein. Für diese Programme ist der Zoo Leipzig weltweit bekannt und als Partner geschätzt.

Das Management um Jörg Junhold ruht sich nicht auf den Erfolgen aus, bis 2022 laufen weitere Bauarbeiten im dritten Abschnitt des Masterplans. Eines der kommenden Highlights für die Besucher sind zweifelsohne die Superhelden der Urzeit, die Dinosaurier: Ab Juni 2020 lockt der Zoo mit 25 Exponaten in Originalgröße. Ein gigantischer, 35 Meter langer Argentinosaurus wird ebenso zu sehen sein wie der schnellste aller Landdinosaurier, der knapp drei Meter große Ornithominus. Es bleibt also bei „Think Big“.

Jörg

Wirtschaftsfaktor Zoo

Gegründet: 1878 von Ernst Pinkert, Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1899, seit Januar 1995 Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Umwandlung zur Zoo Leipzig GmbH im Jahr 2000 mit 100 Prozent Geschäftsanteilen bei der Stadt Leipzig

Direktor: Prof. Dr. Jörg Junhold

Mitarbeiterzahl: 250

Besucherzahl 2019: 1,8 Millionen, ein Plus von 100 000, Größe: 26 Hektar, davon 2,1 h Wasserfläche

Zucht- und Arterhaltungsprogramme: 80

Neu- und Umbauten innerhalb des Masterplans „Zoo der Zukunft“ (Auswahl): Pongoland, Löwensavanne, Tigertaiga,

Wirtschaftshof, Kiwara-Savanne, Elefantentempel, Gondwanaland, Leopardental, Flaminolagune, neuer Ausgangsbereich, Kongreßhalle, Koala-Haus, Himalaya-Anlage und erster Teil der Südamerika-Anlage

Maßnahmen in der Peripherie: Bau zweier Parkhäuser sowie die vollständige Sanierung der Leipziger Kongreßhalle (2015, zusammen mit der Stadt Leipzig und der Leipziger Messe GmbH)

In Bau: Aquarium, Feuerland, Asiatische Inselwelt

Marketingcoup: Die seit 2003 produzierte Reality-Doku „Elefant, Tiger & Co“ des MDR brachte dem Zoo eine komplette neue Fanbasis und mediale Aufmerksamkeit

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Feiern und Tagen in exotischer Atmosphäre

Thematische Event-Locations im Zoo Leipzig

Tagung mit Dschungelfeeling, Empfang unter Palmen in JugendstilAtmosphäre oder Firmenfeier mit Blick auf die afrikanische Savanne: Im Zoo Leipzig kann ganzjährig und exklusiv in exotischem Ambiente inmitten einer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt gefeiert werden.

Möglich machen das die thematischen Event-Locations im Zoo. So entführt das Gondwanaland die Gäste in den Dschungel, die Kiwara- Lodge lädt zu einer Safari der Sinne durch Afrika ein und die Hacienda Las Casas verleiht dem Ereignis südamerikanisches Temperament. Ein ganz eigenes Flair hat auch der Pal-

mensaal direkt neben der KONGRESSHALLE am Zoo. Dort dinieren die Gäste in einem lichtdurchfluteten Saal unter jenen Bäumen, die als Synonym für tropische Sehnsuchtsorte stehen.

Die Räumlichkeiten eignen sich für Firmen-, Vereins- und Familienfeiern sowie Tagungen und Workshops ab 50 Personen. „Die Locations sind in die Themenwelten des Zoos eingebettet und haben schon allein dadurch eine einmalige Atmosphäre“, sagt Pierre Wessel, Eventmanager im Zoo Leipzig. „Unsere Catering-Partner verwöhnen die Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten aus den jeweiligen Regionen.“

Dazu kann ein passendes künstlerisches Rahmenprogramm gebucht werden – in der Hacienda Las Casas beispielsweise mit temperamentvollen südamerikanischen Tänzen.

Events mit Rundgang durch den Zoo Fast alle Events beginnen mit einem Rundgang durch die Tierhäuser, geführt oder begleitet von sachkundigen Zoolotsen.

In Gondwanaland, wo bis zu 350 Gäste feiern können, lässt sich sogar eine spannende Bootsfahrt auf dem Urwaldfluss Gamanil integrieren. Auf dem 390 Meter langen Rundkurs erleben die Besucher eine multimediale Zeitreise in die Erdgeschichte und ei-

nen Ausflug in die Pflanzen- und Tierwelt des Regenwaldes. „Die Ruhezeiten der Tiere werden natürlich respektiert“, versichert Wessel. „Zu vorgerückter Stunde sorgen außerdem schallgeschützte Fenster dafür, dass die Geräusche aus den Partyräumen nicht bis zu ihnen dringen.“

In den Sommermonaten stehen mit der asiatischen Pagode am Elefantentempel und dem Urwalddorf sowie dem Konzertgarten und der Eventfläche Kiwara-Kopje für Großveranstaltungen mit bis zu 1700 Gästen weitere Locations für unvergessliche Outdoor-Erlebnisse zur Verfügung.

zum Ereignis Hier werden Events

Der Palmensaal an der Kongreßhalle bietet Genussmomente in exotischstilvollem Ambiente der Gründerzeit.

Die KiwaraLodge lädt zu einer Safari der Sinne durch Afrika ein.

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Pfaffendorfer Str. 29 04105 Leipzig

Tel.: 0341 5933377

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Unser Angebot – Ihre Vorteile: flexible Kapazitäten von 50 bis zu 1.700 Personen technische Ausstattung und Anbindung vorhanden passende thematische Rahmenprogramme für jede Location alle Restaurants nach Zooschließung bis ca. 1 Uhr exklusiv buchbar alle Locations barrierefrei zugänglich Zoo-Parkhaus mit 1.375 Stellplätzen separates Tagungszentrum in Gondwanaland ganztägig buchbar

Erleben Sie unvergessliche Momente in exotischer Atmosphäre .

Ob Abend- oder Tagesveranstaltung, Empfang, Preisverleihung, Vereinsjubiläum, Tagung oder Firmenevent – im Zoo Leipzig wird jede Veranstaltung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit Zoolotsen geht’s auf Entdecker-Safari und unsere Künstler werden Ihre Gäste begeistern. Um ein köstliches Catering kümmern sich unsere erfahrenen Gastronomiepartner Marché Mövenpick Deutschland GmbH und Sodexo Services GmbH.

Beratung und Buchung: Tel.: 0341/5933-377 E-Mail: veranstaltung@zoo-leipzig.de zoo-leipzig.de

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Palmensaal Kiwara-Lodge Asiatische Pagode
& Leben Stil
Festa do Brasil
Leipzig
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Zoo Leipzig

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