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DasUnternehmerblattder Leipziger Volkszeitung
lvz.de/wirtschaftszeitung
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Leuchtender Leipziger
Leitstern: Jörg Hofmann und seine Tochter Nadine Hofmann setzen als Geschäftsführer der Leipziger Leuchten GmbH auf nachhaltige Produkte und Klimaschutz. Seite 3
Wer macht schon gerne Schulden? Ein Streitgespräch zwischen Jörg Brückner, Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, und Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Sachsen. Seite 10
DerWirtschaftspodcast derLeipzigerVolkszeitung
Ausgabe12
Heft1/2022
Preis:2,90€
Menschen wollen Spuren hinterlassen. Man soll sich an sie erinnern. Heißt aktuell vor allem: Der Fußabdruck soll ein grüner sein. Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Themen für Unternehmer und Unternehmerinnen. Der Fokus auf Klimafreundlichkeit allein greift allerdings zu kurz. Nachhaltige Produktion, Innovationen und Infrastruktur, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit sind Schlagworte, die sich in den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wiederfinden. Wollen Unternehmen, Behörden und Organisationen Schritt halten, ist also umfangreicheres Engagement gefragt.
Eine kleine Box mit großem Effekt: Das Dresdner Start-up Packwise – gegründet von Felix Weger, Gesche Weger und René Bernhardt –revolutioniert die Logistikbranche mit seiner Smart Cap. Seite 22
Unfall als Geburtsstunde einer Geschäftsidee: Jungunternehmer entwickeln die deutschlandweit erste MiniKamera fürs Zweirad. Damit macht sich die Dashfactory GmbH für sicheres Radfahren stark. Seite 26
EineRegionzwischentraditionellerIndustrie undorigineller Start-up-Szene,getragen vonhemdsärmeligen Unternehmern undmodernenGründerinnen.Dasist
Mitteldeutschland!Inunseremneuen
Wirtschaftspodcaststellen Netzwerkerin
Susanne Reinhardtund Start-up-Experte
MarcoWeicholdt Menschen vor, diedie RegionmitihremEngagementund ihremEnthusiasmusprägen. Ab24.3. aufLVZ.de undüberall woes Podcastsgibt
Unternehmer Unternehmen
■ Leuchtender Leipziger Leitstern 3
Traditionsunternehmen legt Wert auf nachhaltige Produkte und Klimaschutz
■ Der Natur auf der Spur – wie die Umwelt geachtet wird
Nachhaltiges Management dient nicht nur Ansehen, Image und Gewissen. Es kann auch Geschäftsrisiken reduzieren und die Akzeptanz durch Partner steigern. Ein Gewinn für alle.
■ „Viele Haushalte haben nicht die Luft für weitere Preissteigerungen“
Harald Langenfeld, Vorstandschef der Sparkasse Leipzig, sorgt sich um Inflation und Negativzinsen
■ Blitzeblank als Markenzeichen
Zwochaucher Firma Ahrenshof erweckt Elsterglanz zu neuem Leben / Inzwischen 60 Produkte im Angebot
■ Ohne Praxispartner kein Ausbildungsplatz
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8 Prof. Dr. habil. Kerry-U. Brauer (62) ist gleichermaßen stellvertretende Präsidentin der Berufsakademie Sachsen (BA) sowie Direktorin der Staatlichen Studienakademie Leipzig. Im Interview beschreibt sie die Vorzüge des dualen Studiums.
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Und plötzlich ist alles anders. In diesen Wochen ist viel von der Zeitenwende die Rede – seit der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hat, ist in der Tat nichts mehr, wie es war. Innerhalb weniger Tage ist die Architektur des Zusammenlebens in Europa ins Wanken geraten, haben Menschen in der Ukraine ihr Leben verloren, Millionen ihre Heimat verlassen. Müssen sich die Wirtschaft und auch viele mitteldeutsche Unternehmen aufgrund der Sanktionen auf ganz neue Voraussetzungen einstellen. Hat sich die deutsche Verteidigungs-, Innen-, Außen- und Energiepolitik gänzlich gedreht und steckt Deutschland, ganz Europa, zudem in einer ganz neuen humanitären Herausforderung. Zeitenwende, ja.
Als wir vor einigen Wochen noch über Zeitenwende sprachen, meinten wir etwas anderes: den Wandel von Gesellschaft, von Unternehmen, von Politik hin zur Nachhaltigkeit. Die vielfach dominierende Frage: Wie gelingt uns ein nachhaltiges Zusammenleben und Wirtschaften?
Wie nutzen wir unsere Ressourcen nachhaltig? Was kann jeder, auch jedes Unternehmen, für den Klimaschutz tun und wie? Das Haushal-
Editorial
ten mit Ressourcen ist nun durch den Krieg gegen die Ukraine noch einmal dringlicher geworden: Die Spritpreise erreichen ungeahnte Dimensionen, plötzlich steht zudem ernsthaft die Frage im Raum, ob unsere Energieversorgung eigentlich noch gesichert ist ohne das russische Gas. Hätte sich Deutschland früher unabhängig machen müssen? Früher nachhaltig planen? Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach im Bundestag bei der denkwürdigen Sondersitzung wenige Tage nach dem Beginn der Angriffe gegen die Ukraine von „Erneuerbaren Energien“ als „Freiheitsenergien“. Es klingt nahezu zynisch und ist dennoch nicht ganz falsch: Dieser Krieg, diese furchtbare Situation, könnte auch ein Modernisierungsmotor sein. Wenn sich von einem auf den anderen Tag die Lage so drastisch verändert, ist drastisches Handeln gefragt – damit geht gerade im politischen Betrieb und einem sonst sehr bürokratisch formalisierten Deutschland vieles plötzlich schneller. Wandel durch Krise – es wäre nicht das erste Mal. Als wir diese Ausgabe der LVZWirtschaftszeitung planten, gab es noch keinen Krieg. Das fühlen wir
Kommentar
dieser Tage oft in unserem Alltag, weil dieser 24. Februar 2022 die Zeit in ein „Davor“ und ein „Danach“ einteilt. In dieser Ausgabe hatten wir uns vorgenommen, das Thema „Nachhaltigkeit“ in den Fokus zu rücken. Und dabei nicht nur auf Klimaneutralität zu schauen, sondern insgesamt zu beleuchten, wie sich Unternehmen in Mitteldeutschland nachhaltig aufstellen –Innovationen, Strukturen im Unternehmen, Geschlechtergerechtigkeit sind da nur einige Schlagworte. Auch wenn durch die „Zeitenwende“ in ihrer neuen Form viele neue Fragen dazukommen, bleibt vieles, was vorher wichtig war, nicht weniger bedeutend. Wir wünschen Ihnen daher eine inspirierende Lektüre der neuen LVZ.
Von Ulrich Milde
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■ Der Osten rockt
Bitterfeld-Wolfener Band Goitzsche Front schaffte es mit „Deines Glückes Schmied“ auf Platz eins der deutschen Album-Charts ■ Edel, luxuriös und nachhaltig – ein Widerspruch? 31 Das Auto wird grün. Umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität ist sogar in der Luxusklasse angekommen.
Impressum
Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung
Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de
Für Fragen oder Hinweise zur Lieferung der LVZ-Wirtschaftszeitungerreichen Sie uns kostenfrei unter 08002181-020. Wenn Sie Fragen zu einer Anzeigen-Buchung haben, melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer: 0341 2181-1909.
Redaktionsschluss: 11. März 2022
Redaktionsleitung: Patricia Liebling
Autoren: Nannette Hoffmann, Uwe Köster, Ulrich Langer, Ulrich Milde, Jochen Reitstätter
Layout: Christiane Kunze, Marius Ludwig
Titelbild: Christiane Kunze
Vermarktung: Björn Steigert, Thomas Jochemko
Projektleitung: Daniela Linke
V.i.S.d.P.: Hannah Suppa
Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & KG
Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig.
Geschäftsführer: Björn Steigert, Adrian Schimpf
Druck: Pressedruck Potsdam GmbH
Auflage: 20 000
Nächster geplanter Erscheinungstermin: Juni 2022
Preis: 2,90 Euro
Bitte beachten Sie die Informationen zur Herkunft und Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten: https://www.madsack.de/datenschutzhinweise/
Die ostdeutsche Wirtschaft hat sich seit der Wende unterm Strich ohne Zweifel positiv entwickelt. So erhöhte sich von 1991 bis 2018 das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen von 45 Prozent auf 83 Prozent des westdeutschen Wertes. Gleichwohl stagniert der Aufholprozess seitdem mehr oder weniger, kommt nicht mehr so recht voran. Die Erklärungen für die Produktivitätslücke liegen auf der Hand. Es fehlt an Konzernzentralen mit ihrer Vielzahl überdurchschnittlich bezahlter Jobs, es gibt nicht nur weniger Großbetriebe, sondern die überwältigende Mehrheit der hiesigen Firmen ist sehr klein. Zudem ist, vor allem historisch bedingt, die Eigenkapitalausstattung kleiner als die vergleichbarer Unternehmen in den alten Bundesländern. Was wiederum dazu führt, dass weniger Geld für Forschung, Entwicklung und Innovationen zur Verfügung steht. Hier ist, auch wenn es schwer fällt, Geduld angesagt. Größere
Betriebe lassen sich nicht auf Knopfdruck entwickeln. Das braucht eben Zeit. Mut macht hierbei die überaus rege hiesige Startup-Szene. Viele dieser Firmen wachsen rasant und bieten so interessante Technologien, dass selbst internationale Investoren bereit sind, sich zu engagieren und Kapital für weiteres Wachstum zur Verfügung zu stellen.
Dual. Das ist, vereinfacht gesagt, das Gegenteil von singulär. Dahinter verbirgt sich etwas Zweifaches. Und genau darum dreht sich das duale Studium: Um die Doppelfunktion, Theorie und Praxis so fest wie möglich zu verknüpfen. Ein tolles Credo. Es stringent umzusetzen ist ein großes Plus. Das erinnert an eine Qualifizierungsart zu DDR-Zeiten: die Berufsausbildung mit Abitur. Im Ansatz ging es dabei um das gleiche Ziel, nämlich die tägliche Arbeit zu verbinden mit weiterer Ausbildung. Das bot die Chance, Gelerntes unmittelbar auszuprobieren und damit gleichzeitig zu festigen. Wenngleich natürlich am Ende kein Diplom stand, sondern „nur“ ein Facharbeiterzeugnis gepaart mit der Hochschulreife. Die Absolventen waren gerüstet für die Universität, wenn sie ein Studium beginnen wollten. Ihre praktischen Erfahrungen halfen dabei, das für sie passende Fach zu finden und aus dieser Perspektive heraus sogar die Theorie anzureichern.
Nötig ist außerdem das, was das Leipziger Fraunhofer-Institut für Internationales Management und Wissensökonomie als neue Gründerzeit bezeichnet: Also Menschen, die bereit sind, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Dazu wäre es wichtig, dass der Staat endlich beherzt den Abbau der überbordenden Bürokratie mit vor allem schwer nahvollziehbaren Dokumentations- und Nachweispflichten in Angriff nimmt. Auf jährlich 50 Milliarden Euro werden die Bürokratiebelastungen der Unternehmen geschätzt. Auf alle Fälle aber waren die Absolventen auf der sicheren Seite – nämlich mit dem Abi in der Tasche die Wahl zu haben, weiter zu lernen oder die berufliche Entwicklung im Unternehmen fortzusetzen. Noch effizienter hingegen gestaltet sich die Einheit von höchstmöglicher theoretischer Qualifikation mit praktischer Befähigung im heutigen dualen Studium etwa an der Berufsakademie in Sachsen. Hier ist die Verzahnung zwischen Anhäufung von theoretischem Wissen und Ausprägung der praktischen Fähigkeiten viel intensiver und zugleich über die gesamte Hochschulzeit hinweg aufs Engste festgezurrt. Denn ohne Praxis-Betrieb als Partner wird niemand an der Akademie immatrikuliert. Und das ist ein Riesenvorteil. Kontinuierlich, im ständigen Wechsel wird gelernt und angewendet, gebüffelt in den Büchern und ausprobiert im Betrieb. Eine sinnvolle Einheit, die es erlaubt, sofort nach der Ausbildung ohne Anlaufschwierigkeiten und
Foto: André Kempner
Erfreulicherweise verfügt gerade der Osten der Republik über einen hohen Bestand an außeruniversitären Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen aufweist. Diese Ressourcen zu nutzen, um unternehmerische Aktivitäten zu fördern und zu initiieren, sollte auf der wirtschaftspolitischen Agenda ganz oben stehen. Da sind Institute wie Fraunhofer gefordert, die Zahl der Ausgründungen zu steigern. Damit erforschtes Know-how nicht in den Schubladen verschwindet.
Einarbeitungsphasen in den beruflichen Alltag zu starten. Zudem hat jeder im Laufe dieser Qualifikation herausgefunden, wo seine besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten liegen. Das schafft eine hervorragende Möglichkeit, die Absolventen so effektiv und sinnvoll wie möglich in die jeweiligen Aufgabenbereiche des Unternehmens einzugliedern. Kein Wunder, dass bei der Berufsakademie die Vermittlungsquote 100 Prozent beträgt. Allein das spricht für sich.
Traditionsunternehmen legt Wert auf nachhaltige Produkte und Klimaschutz
Alt ist man bekanntlich dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft. Die Leipziger Leuchten GmbH kann zwar inzwischen auf Geschichte verweisen, die vor 133 Jahren begann, und gehört ohne Zweifel zu den Traditionsunternehmen in der Messestadt. Doch von Müdigkeitserscheinungen ist bei der Firma nichts zu spüren. Die beiden Geschäftsführer Jörg Hofmann (74) und seine Tochter Nadine Hofmann (46)haltensichnichtmitnostalgisch verklärten Rückblicken auf, sondern haben die Leuchtenmanufaktur perfekt für die kommenden Herausforderungen aufgestellt.
Der Vater, ein Konstrukteur durchunddurch,undseineTochter, die sich schwerpunktmäßig um den Vertrieb und den kaufmännischen Bereich kümmert, sind dabei ganz offenkundig ein erfolgreiches Gespann,dasnichtnuraneinemStrick zieht, sondern auch in dieselbe Richtung. Wobei der Senior, vor allem technischen Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen, nach eigenem Bekunden zwar bei dem einen oder anderen Vorschlag seiner Co-Geschäftsführerin „ein wenig auf der Bremse steht“, ohne aber ihr unternehmerisches EngagementzublockierenodergarFortschritte zu behindern.
Wir tragen den Namen Leipziger Leuchten in die Welt.
Jörg Hofmann Geschäftsführer Leipziger Leuchten GmbH
Nadine Hofmann ist mit der Familienfirmagroßgeworden.Sie hatsichschonfrühfürdasGeschehen interessiert und im Alter von 17 erstmals den Vater auf einer Geschäftsreise begleitet, es ging nach Israel. Auch auf mehreren Messen, einem wichtigen Absatzinstrument, war sie damals dabei. Nach dem Abitur studierte die gebürtige Leipzigerin Jura und ist in denBetrieb„immerweiterreingewachsen“. Sie übernahm 2004 die Verantwortung für den Vertrieb. Damit nicht genug. Um ihr Fachwissenabzurunden,hängtesieein Studium der Lichttechnik in Ilmenau dran und studierte später neben dem Job noch Betriebswirtschaftslehre. „Damit fühlt man sich auf der sicheren Seite.“
Die beiden Verantwortlichen haben es geschafft, das Unternehmen auf einen erfolgreichen und vorbildlichen Weg zu führen. „WirsindindenallermeistenJahren gewachsen, auch gegen den Trend etwa in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008“, erzählt Jörg Hofmann. Lediglich im Geschäftsjahr 2020/21 (Oktober bis September) und bedingt durch die Corona-Krise reduzierte sich der Umsatz um fünf Prozentauf19MillionenEuro.„Meetings fanden zumeist virtuell und nicht vor Ort statt“, erzählt Nadine Hofmann. Messeauftritte
fielen weg, Kunden konnten nicht wie gewohnt besucht werden. „Dabei legen wir großen Wert auf persönliche Gespräche.“ Kommunen, auf deren Konten ein Großteil der Aufträge verbucht wird, verschoben Projekte. Doch das war so etwas wie ein einmaliger Ausrutscher. Im laufenden Geschäftsjahr „verzeichnen wir wieder in gewohnter Weise Umsatzwachstum“, berichtet die Chefin von einer guten Auftragslage. Die Firma, die Lichtideenfürdenstädtischen wie ländlichen Raum verwirklicht und mit ihren 65 Mitarbeitern mehr als 500 Leuchten und ergänzende Stadtmöblierungsprodukte anbietet, muss auch baulich expandieren. Das gegenwärtige, 15000 QuadratmetergroßeGrundstück im Nordosten Leipzigs ist zu klein geworden. Ein neues Areal in der Nähe wurde bereits erworben. Für fünf Millionen Euro werden Lagerund Fertigungshallen entstehen. Baubeginn soll möglichst noch in diesem Jahr sein. Als wesentlichen Grund für die Wachstumsstory nennt der
Senior„unsereLeidenschaftfür das Geschäft“. Wie zur Bestätigungstutzendiebeidenbeider Frage nach ihren Hobbies und antworten übereinstimmend:
Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, das seine Zentrale im Leipziger Norden hat und sich baulich vergrößern will
Heute sind bereits mehr als 85 Prozent der täglichen Produktion LED-Leuchten. Damit zählt die Firma zu den führenden LED-Leuchtenherstellern in Deutschland
„Das ist unser Beruf.“ Diese Einstellung ermöglicht es nachAnsichtvonChefinund Chef, frühzeitig Markttrends zu erkennen. Durch die Zusammenarbeit mit Architekten und Planern würden permanent neue Außen- und Sonderleuchtenentwickelt.DasUnternehmen verkauft seine Produkte in 20 europäische Länder. In der Schweiz und in Schweden unterhält die Firma Vertriebsniederlassungen. „Wir tragen den Namen Leipziger LeuchtenindieWelt“, sagt stolz Jörg Hofmann. Die Produkte erhellen selbstredend auch viele Leipziger Orte, angefangen von der Red-Bull-Arena über den über den Campus Jahnallee, die Propsteikirche, den Hauptbahnhof, den Cospudener See, die Justizvollzugsanstalt und die Marktplatzstele bis hin zum Zoo, dem Klinikum St. Georg und dem Völkerschlachtdenkmal. Das stellt natürlich nur eine kleine Auswahl dar.
Als Nachhaltigkeit 2007 noch kleingeschrieben wurde, setzten die Leipziger, die stets Gewinne schreiben, schon auf die neu aufgekommene und Energie sparende LED-Technologie. Drei Jahre späterwurdenLeuchtenmitintelligenter Lichtsteuerung für Straßen und Werkgelände herausgebracht. „Das schont die Umwelt“, sagt Nadine Hofmann. Der Betrieb setzt auch Smart-City-Konzepte um. Leuchten können viel, je nach Programmierung. Sie fungieren, wenn gewünscht, zusätzlich als Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, als Wetterstation, als Werbefläche. „Wir sind am Markt gut aufgestellt“, sagt Nadine Hofmann. Dabei werde permanent in die Entwicklung neuer Straßenbeleuchtungsprojekte investiert. Klimaschutz und Straßenbeleuchtung „bedingen einander“, meint Nadine Hofmann. „Wir legen großen Wert auf nachhaltige Produkte, die einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten.“ So werde die Angebotspalette bei Solarleuchten ausgebaut. LED-Module können für Fledermäuse und Insekten angepasst werden. Das LichtmanagementsystemCleverLightermöglichees, je nach Tageszeit und individuellen Bedürfnissen mit so viel Licht die Straßen auszuleuchten, wie aufgrund des Verkehrsaufkommens und der Tageszeit benötigt werde. Das funktioniere auch per Fernzugriff. „Die Einsparungen an CO2 und Kosten sind erfreulich und dabei muss nicht auf Sicherheit verzichtet werden“, ergänzt Jörg Hofmann. „Wir haben für jedes Projekt Leuchten- oder Stadtmöbelprodukte verfügbar“, sagt Jörg Hofmann. Und wenn es doch mal nicht passen sollte? Der Chef winkt gelassenab.„Dannwirdmodifiziert oder neu entwickelt.“ So sprechen Junggebliebene.
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Vom Schutz der Umwelt, der Natur, der Ressourcen wird seit einigen Jahren viel gesprochen. Es ist in gewisser Weise in Mode gekommen. Nicht ohne Grund: Auch für die Unternehmen hat das Thema stark an Bedeutung gewonnen. Dabei geht es für die Wirtschaft um weit mehr als nur darum, die Reputation zu steigern. Klimaschutz und Energieeffizienz gewinnen ebenso wie soziale Komponenten zunehmend an Bedeutung. Eine grüne Transformation ist bei vielen Betrieben längst Teil der Strategie geworden. Dabei geht es nicht nur um das gute Ansehen und Image und Gewissen, sondern nachhaltiges Management reduziert Geschäftsrisiken und sichert Akzeptanz bei Anteilseignern und Kunden, Beschäftigten und Lieferanten sowie Finanzpartnern. Am Ende sind alle die Gewinner.
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Ascherslebener Unternehmen Novotech sagt Umweltfrevel den Kampf an / Aus Holzspänen werden Terrassenelemente
Wer möchte schon gerne seinen Kaffee auf einer Müllhalde trinken? Wohl niemand. Dennoch ist das heutzutage bedenkenlos möglich. Und zwar dann, wenn die Terrassenbretter aus Aschersleben stammen – besser gesagt von der dortigen Firma Novotech. Sie nutzt dafür Abfälle von Sägewerken. Daraus entsteht der GermanCompact-Composite-Holzwerkstoff mit einem Naturfaseranteil von bis zu 75 Prozent. In der Weiterverarbeitung produziert die sachsen-anhaltische Firma etwa Terrassendielen, Fassadenelemente und viele weitere nachhaltige Produkte für eine langlebige Außenanwendung. HolgerSassehattedieIdee,aus alten Säge- und Hobelspänen der Holzfabriken wiederverwertbares Materialzuzaubern.„Wirsindmit 35000 Tonnen jährlich Europas größter Hersteller von Polymerwerkstoffen“, sagt der gelernte Bauingenieur während des Leipziger Finanzforums, das in Kooperation mit dem Ostdeutschen Bankenverband kürzlich veranstaltet wurde. Für das, was die mehr als 160 Mitarbeiter auf den Markt bringen – das Herstellungsverfahren ist selbstredend patentiert –, habensieimHerbst2020dasinternational anerkannte Zertifikat Cradle-to-Cradle erhalten. Insgesamt Gold und allein für die „Materialgesundheit sogar Platin“, freut sich Sasse. „Unsere Bretter sind sozusagen kinderspielzeugtauglich.Wassovielheißt,dassdie Jüngsten sogar ohne Bedenken daran rumknabbern könnten.“ Sein Unternehmen sei eines von weltweit 20, die mit solch einer Zertifizierung „gesegnet sind“. DieIdeefürdiesesMaterialhatte Sasse vor mehr als 15 Jahren. „Ich fand es widersinnig, dass damals jährlich bis zu 180000 TonnenTropenholzfürTerrassennach Europageholtwird.“Daszuersetzen, „ist mein Ziel gewesen“. Und zwarmitnachwachsendeneinheimischen Rohstoffen. „Für unser Produkt muss kein Baum gefällt werden“, so Sasse. Vielmehr werden die ohnehin in Sägewerken anfallende Holzabfälle verwendet. „Zum Begriff Abfall hatte ich als DDR-Bürger ohnehin eine ganz andere Beziehung“, erzählt der gebürtige Ascherslebener. Früher habe er die Materialreste immer als Sekundärrohstoffe empfunden.„SpäterbeiderGründung von Novotech nannte ich es Produktionsnebenprodukte.“ Die genutzten alten Holzspäne versetzt mit polymergebundenem Kunststoff, der wiederverwertbar sei im Unterschied zu faserverstärkten vernetzenden Komponenten, ergeben nach der „Behandlung“ in Sasses Firma jenes Material, das komplett recycelbar ist.„SowieetwaEisenwiederein-
schmelzbar ist, kann unser Produkt immer wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.“
Für ihn wertvolle Rohstoffe, die nach ihrer Nutzung eben nicht einfach verbrannt und „in die Luft gejagt“ werden. Zudem zeichnen sich seine Erzeugnisse durch weitere Vorzüge aus. „Sie sind farblich stabil, bleichen nicht aus. Sie splittern nicht, bekommen keine Risse, verformen sich nicht. Das warjaeinederGrundideen,alsich an den Start ging“, berichtet der Firmenchef. Inzwischen verkauft sein Unternehmen seine Erzeugnisse in weiten Teilen Europas –„vonNorwegenbisItalienundvon Irland bis Zypern“. Sasse,derunmittelbarnachder Wende eine Baufirma gründete, die inzwischen sein Sohn, studierter Architekt, übernommen hat, wechselte 2005 die Branche. Damals„wolltekeineraufeinerMüllterrassesitzenmitBrettern,dieaus Abfällenhergestelltwurden.Heute ist der Nachweis von Nachhaltigkeit ein Verkaufsargument und Qualitätssiegel“, schildert der 63-Jährige den Wandel in der Gesellschaft. „Unter Nachhaltigkeit verstehe ich enkelgerechtes Handeln.“ Was er damit meint? „Alles, waswirheutetun,darffürnachfolgende Generationen keinen Nachteil bringen, sondern ausschließlich Vorteile“, sagt der Großvater. Und fügt etwas philosophisch hinzu: „Ich möchte beim Verlassen dieser Welt meinen fünf Enkeln ehrlich in die Augen schauen,dassichdas,wasichhinterlasse, nach bestem Wissen und Gewissen getan habe.“
In die erste Aufbaustufe seiner Firmaflossen70MillionenEuro,in die zweite Stufe „Zirkular“ – hier zirkulieren die Stoffe zur Wiederverwendung–nochmals30Millionen. Diese Phase laufe gerade. Sie sei nötig, um den Materialkreislauf zu schließen. So werde alles ökoeffektiv. „Man darf die Welt nicht nur ökoeffizient gestalten“, meintderFirmenchef.EinePlastefolie von 0,5 Millimeter auf 0,4 zu walzen und dabei Giftstoffe zur Haltbarkeit einzusetzen, „mag zwarökoeffizientsein.Abereinem Fisch ist es egal, ob er mit einer dickeren oder dünneren Folie zu kämpfen hat.
Viel mehr Sinn ergibt eine Verpackung, die immer wieder verwendbar ist.“ Ein Material, das –falls es doch einmal aus Versehen ins Meer geraten sollte – zerfalle, biologisch abbaubar sei, sich in Plankton zersetze und bedenkenlos von Fischen gefressen werden dürfe. „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ökoeffektiv. Davon könnte so viel produziert werden, ohne dass die Natur Schaden nähme“, meint Sasse. Dann müsse nicht immer nur Verzicht gepredigtwerden,wennesdarumgehe, die Umwelt zu schonen.
Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Substainable Development Goals) haben Vereinten Nationen beschlossen. Es ist globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz des Planeten. Erreicht werde sollen unter derem die Bekämpfung der Armut und der gersnot. Die Gesundheit und das Wohlergehen sollen ebenso gefördert werden wie eine hochwertige Bildung, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
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nachEntwicklung Develophaben die Nationen ist ein zur nachhaltigen WohlSchutz Erreicht anBekämpfung HunGesundheit Wohlergehen gefördert hochsaubesanitäre menArbeit Wirtschafts-
Markkleeberger Firma Fewa39 setzt auf Fensterwartung / Erhaltbares wird wieder auf Vordermann gebracht
Von Ulrich LangerHandwerk hat goldenen Boden“,meintenAngelikaund Karl Heinz Mozdzynski, nahmen das nach der Wende wörtlichundmeldeteneinGewerbean. Dabei half auch der Zufall nach, denn kurz zuvor hatten sie einen Rollladen- und Jalousiebaumeister in Ravensburg kennengelernt, „der uns das Rüstzeug für dieses Gewerk vermittelte“, erzählt die heutige Unternehmerin, die zunächst zur Bürokauffrau umschulte. „Es war eine Aufbruchstimmung in jedem Bereich des Landes und der Bedarf an Sonnen- und Wetterschutzanlagen riesig, nicht nur in Sachsen.“ 1992 war folgerichtigdieGründungdergleichnamigen Firma als GbR, die inzwischeninjüngereHändeübergeben wurde. Angelika Mozdzynski qualifizierte sich indes weiter und schloss 1997 ihren Betriebswirt des Handwerks ab, 1999 erhielt sie die Urkunde als Rollladen- und Jalousiebaumeisterin. Ein HagelschlagUnwetter im Sommer 2006 in Leipzig bescherte ihr eine neuerliche Wende. „Wir leisteten erste Hilfe bei der Reparatur von Dachfenstern“, erzählt sie. Daraus entstand 2009 eine eigenständige Firma –Fewa39. „Fensterwartung verbirgt sich dahinter. Und die 39 steht für das Geburtsjahr von Karl Heinz.“ SeitzehnJahrenführtdieheute71Jährige das Unternehmen mit fünf Mitarbeitern erfolgreich. „Ohne die technisch versierten Monteure und eine mathematisch begabte Fachkraft im Büro wäre das nicht möglich.“
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DasBesondereanFewa39istdie stringente Orientierung auf die Erhaltung noch brauchbarer Bauelemente. Mit anderen Worten haben sie und ihre fünf Mitarbeiter die NachhaltigkeitaufihreFahnengeschrieben. „Wenn beispielsweise ein Dachfenster nicht mehr richtig funktioniert, muss es doch nicht gleich komplett entfernt und durch ein neues ersetzt werden“, beschreibt die gebürtige Dresdnerin ihrCredo.Sanierungseifürsieund ihre Mannschaft das A und O. Warum? Da antwortet sie rasch, ohne groß nachdenken zu müssen. „Als DDR-Bürger haben wir gelernt, Materialien zu achten, mit denen man umgeht.“ Es sei schade, noch Funktionstüchtiges einfach wegzuwerfen. „Oftmals sind es nur Verschleißteile,dieauszuwechseln sind – zum Beispiel eine poröse Dichtung.“ Vorhandene Ressourcen auch weiterhin zu verwenden statt zu entsorgen – „darauf kommt es doch an“.
Das sei heutzutage allerdings nicht immer leicht. Angelika Mozdzynski ärgert es, dass zahlreiche Ersatzteile,dienach20Jahrenausgetauscht werden müssen, nicht mehr oder nur sehr teuer zu haben sind. „Meist stellten Firmen ihre Produktion im Laufe der Zeit um undBauelementederneuenGeneration passen nicht mehr. Also ist nicht selten Neukauf angesagt“, betontdieFirmenchefinundbringt es gleich auf den Punkt: „Mit drei Gummidichtungen ist ja nicht groß Geld zu verdienen.“ Das allgegenwärtige Profitstreben habe eben
nichtseltendieWegwerfmentalität im Gepäck.
Dagegen macht sich Fewa39 stark. Der Austausch von Dachfenstern sei schließlich immer zugleich ein Eingriff in die Dachhaut. „Wir dagegen sanieren, erhalten denRahmenunddieFlügel,diewir wieder auf Vordermann bringen durch Abschleifen und neue Farbe bis hin zum Scheibenwechsel.“ Alles Erhaltenswerte bleibe in Funktion. „Das sind wir doch unserer Natur schuldig“, meint sie. Außerdem falle dadurch der Entsorgungsaufwand deutlich geringer aus. Auch dies helfe der Umwelt. Einen dritten Vorteil ihrer Dachfenster-Philosophie nennt Angelika Mozdzynski: „Sanierung ist deutlich preiswerter als Neukauf.“ Im Schnitt sparten die Auftraggeber die Hälfte der sonst nötigen Kosten.
Mitunter sogar noch deutlich mehr. Sie macht das an einem Beispiel deutlich. Ein Kunde habe ein 25 Jahre altes Fenster GPL 306 ersetzen wollen. „Dafür hätte er einschließlichWechselrund2240Euro zu zahlen gehabt. Wir mussten für die Sanierung jedoch nur etwa 750 Euro in Rechnung stellen.“ Dieser finanzielle Effekt „ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil“, sagt sie nicht ohne Stolz und verweist ausdrücklich auf die tolle Arbeit ihrer Monteure.
Diese Herangehensweise hat verständlicherweiseüberdieJahre hinweg zahlreiche Kunden überzeugt und sich herumgesprochen. „Mund-zu-Mund-Propaganda ist
ein wichtiger Trumpf für uns.“ Die Auftragslageseigut.70Prozentder Bestellungen kommen über Hausverwaltungen, der Rest von Eigenheimbesitzern und Wohnungseigentümern. „Eine ganze Million Euro Umsatz schaffen wir zwar noch nicht im Jahr.“ Ihre Firma wirtschafte dennoch gut. „Es hat bisher kein Jahr gegeben, in dem wir keinen Gewinn gemacht haben“, betont sie. „Das ist doch normal, oder?“ Fewa39 habe trotz wirtschaftlicher Aufs und Abs so mancheKlippengutumschifft.Das Unternehmen ist vor allem in der Region Leipzig aktiv. „Klar hatten wirauchmalinChemnitz,Dresden und Berlin zu tun.“ Aber das seien die absoluten Ausnahmen. „Mein Lehrmeister hat mir einst mit auf den Weg gegeben: Mach Verträge soweit,wieduspuckenkannst.Alles andere ist ein Minusgeschäft“, erzählt die Geschäftsführerin.
Die Umbrüche nach 1990 haben sie geprägt. „Beruflich waren wir damals in der Warteschleife. Alles standinfrage.Wirmusstenunsneu orientieren in diesen unsicheren Zeiten.“ Ihr Arbeitstag heute hat nicht selten zwölf Stunden. Auch am Wochenende ist selten so richtig Feierabend. „Nichts zu tun zu haben–dasistdochlangweilig“,ist sie überzeugt und meint: „Ich bin zufrieden, die meisten unserer Kunden ebenso. Das macht mich glücklich.“ Die Fewa39er wollten schließlich mit ihrer Arbeit „die Welt ein bisschen besser machen“. Gerade deswegen wurmt sie besonders, dass viele Leute mit den
alltäglichen Dingen nicht pfleglich genug umgehen. „Das jeweilige Produkt und das Material wird von so manchen nicht angemessen wertgeschätzt“, weiß die Unternehmerin. Mit der negativen Folge, dass nicht selten auf Verschleiß gefahren und wieder unnötig Material vergeudet werde. Zudem fehlten immer mehr die „kleinen Hinterhof-Handwerker um die Ecke, die mal schnell bei einem Auftrag reagieren konnten“. Genauso bekümmert es sie, wie heutzutagedieMaterialienversendetwerden.„EineRiesenmengean Verpackungsmüll fällt oftmals an. Manche Ersatzteile sind umfänglicher eingepackt als Meissner Porzellan. Alles andere als umweltgerecht“, bemerkt sie mit einer gewissen Traurigkeit in der Stimme. So sehr ihr die beruflichen Herausforderungen nach wie vor Spaß machten, sie ausfüllten – sei dennochlangsamandieUnternehmensnachfolge zu denken. „FrüheroderspätermussdieFirmaverjüngt werden, das ist keine Frage.“ Nur so sei der Betrieb langfristig fortzuführen. „Vielleicht klappt es in absehbarer Zeit – das wäre gut.“ Nicht zuletzt, weil auch der bürokratische Aufwand von Jahr zu Jahrzunehme.„Dakommtsichder ältere Handwerker manchmal vor wie ein Erstklässler vor der Abiturprüfung.“
Das und die zunehmend fehlenden Fachkräfte „machen den goldenen Boden zum gefährlichen Glatteis, halten den Nachwuchs eher ab, ihn zu betreten“.
55000
Tonnen Sekundärblei und Bleilegierungen stelltjährlich die Muldenhütten Recycling und Umwelttechnik GmbH in Freiberg her – aus Altbatterien. Die Produkte werden unter anderem als Unterbodenverkleidung oder Kabelkanäle für Autos sowie für Werkzeugboxen verwendet. Das Unternehmen beschäftigt 110 Mitarbeiter.
4,9
Milliarden Tonnen Kakaobohnen werden jährlich geerntet und vor allem zu Schokolade verarbeitet. Das Dresdner Startup Nu Company bietet dabei nachhaltige Schokolade an. Reich an Nährstoffen und ohne Zusatzstoffe wird die Süßware aus natürlichen Biozutaten hergestellt. Statt raffiniertem Zucker wird Kokosblütenzucker verwendet. Zu den weiteren Zutaten zählen Hanfsamen und Ur-Kakao.
Unternehmen nehmen an der Umweltallianz Sachsen teil. Ziel dieser auf Basis einer freiwilligen Vereinbarung zwischen dem Land und der Wirtschaft entstandenen Vereinbarung ist es, durch einen effizienten und zukunftsweisenden Umweltschutz den Standort Sachsen zu stärken. 20
Bücher sind 2020 in Deutschland neu erschienen. Das erfordert jede Menge Papier. Das Dresdner Start-up Matabooks setzt dabei auf Nachhaltigkeit. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der bundesweit erste Verlag, der vegane Romane und Notizbücher aus Graspapier anbietet. Da Gras ausreichend vorhanden sei, verringere das die Transportwege zwischen Ernte und Papierfabrik. Das reduziere den CO2-Verbrauch um bis zu 75 Prozent. Zudem werde bei der Produktion wegen des geringen Ligningehalts keine Chemie eingesetzt.
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Millionen Euro stellt ein Investoren-Konsortium der Dresdner Firma Sunfire zur Verfügung. Mit dem Geld soll die Industrialisierung der Elektrolyse-Technologien vorangetrieben werden. Grüner Wasserstoff, der zur Dekarbonisierung benötigt wird, kommt also auch in Sachsen voran.
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Harald Langenfeld, Vorstandschef der Sparkasse Leipzig, sorgt sich um Inflation und Negativzinsen
Von Ulrich MildeDie Europäische Zentralbank (EZB) erhebt seit knapp acht Jahren Negativzinsen. Haben Sie sich schon daran gewöhnt?
Null- und Negativzinsen haben die Welt auf den Kopf gestellt. Aus unserer Sicht ist das beispiellos. Undnein,darankönnenundwollen wir uns nicht gewöhnen. Schließlich entstehen den deutschen Sparern enorme Vermögensverluste durch die Politik der EZB. Kopf in denSandsteckenkommtdeswegen für uns nicht infrage. Wir nehmen die Herausforderung an und arbeiten hart, um der zu bleiben, der wir immer waren: der verlässliche Finanzpartner für Unternehmen, Privatkunden und Kommunen in unserer Region.
Wie haben diese Zinsen sich auf die Geschäfte der Sparkasse ausgewirkt? Tatsacheist,dieNiedrig-undNegativzinsen begleiten uns seit etlichen Jahren.Seit2019liegtderEinlagenzinsfürZentralbankguthabeneuropäischer Banken unverändert bei minus0,5Prozent.Dieentsprechenden Belastungen auf der Zinsseite spüren wir deutlich. Mit anderen Worten, die Erträge in unserem klassischen Einlagengeschäft sind seit Jahren rückläufig. So ist die Situation. Um Missverständnissen
vorzubeugen: Die Sparkasse Leipzig ist ein stabiles und solide aufgestelltesUnternehmen.ZurWahrheit gehört aber eben auch die permanente Veränderungsarbeit zur Si-
cherung der Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells.
Vor allem der Zinsüberschuss ist betroffen. In welchem Umfang ist er zurückgegangen?
Unser Zinsüberschuss ist seit 2011 um mehr als 25 Prozent gesunken. Auch im abgelaufenen Geschäftsjahristernochmalsweiterzurückgegangen. Gleichzeitig ist es uns aber gelungen, diese Lücke zum überwiegenden Teil auszugleichen. BeispielsweisedurchunsereStärkenim Kredit- und im Wertpapiergeschäft.
Manche Geldexperten sprechen, auch angesichts einer hohen Preissteigerungsrate, von einer beginnenden Zinswende. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Wirsehenaktuell–mit5,1Prozentin der Eurozone und 4,9 Prozent in Deutschland – eine höhere Inflation als von vielen Experten noch vor kurzer Zeit vorhergesagt. Zudem wirdsichdieserPreisauftrieblänger fortsetzen als angenommen. Eine solche Preissteigerung in Verbindung mit niedrigen bis negativen Zinsen führt zu Vermögensverlusten für viele Menschen. Auf jeden Fall dann, wenn es um Ersparnisse in Geldvermögen geht. Vor diesem Hintergrund hätten wir uns von der EZB kraftvolle Signale des Umsteuerns gewünscht. Aber es sind doch erste Signale gekommen.
SparkassenVorstandschef Harald Langenfeld.
Foto: Sparkasse Leipzig
Schon, aber wir meinen, diese waren deutlich zu zaghaft. Die Leitzinsen sind jedenfalls unverändert geblieben. Allen muss dabei gegenwärtig sein: Je später die Schritte in RichtungeinernormalisiertenGeldpolitik kommen, umso größer sind die damit verbundenen Gefahren. Zum Beispiel könnte die Konjunkturentwicklung durch zu spät und dann sprunghaft steigende Zinsen nachhaltig beschädigt werden.
Kann die EZB die Zinsen überhaupt erhöhen, ohne hochverschuldete Länder in Südeuropa an den Rand der Zahlungsunfähigkeit zu bringen?
Ich gehe davon aus, dass die EZB mit ihrer Politik gute Absichten verfolgt. Richtig ist aber auch: Die Finanzierung von Staaten gehört nicht zu den Aufgaben der Zentralbank. Als Finanzpartner in der Region, der für die Nähe zu den Menschensteht,sehenwirdienegativen Auswirkungen der expansiven Geldpolitik. Dazu gehört der beschriebene Angriff auf die Ersparnisse unserer Kunden und dazu gehört eine weitere Entwicklung, die mir Sorgen macht.
Welche meinen Sie?
Es ist ganz einfach so, dass viele Haushalte gar nicht mehr die Luft haben für weitere Preissteigerungen. Überall dort, wo das Einkommen gerade dazu ausreicht, den täglichen Bedarf zu decken, schlägt die Inflation besonders hart zu. Hier
droht Armut und das kann niemand wollen. Unsere Forderung an die EZB ist daher ganz klar: rasch die Zinswende einleiten und der Preisstabilität höchste Priorität einräumen.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihr Institut ausgewirkt?
Für uns bestand die Herausforderung zunächst darin, alle wesentlichen Bankprozesse und Leistungen aufrecht zu erhalten. Wir wollten selbstverständlich für unsere Kundendasein,denneinePartnerschaft bewährt sich gerade in Krisenzeiten. Das ist uns sehr gut gelungen.DaherbinichmeinenKolleginnen und Kollegen in der Sparkasse fürdiesesenormeEngagementsehr dankbar. Wie viele andere sind wir auch digitaler und mobiler geworden.MehralsdieHälfteunsererBeschäftigten nutzt mobile Arbeit. Telefon- und Videokonferenzen gehörenzumAlltag.Sosindwirbisher insgesamt sehr gut durch die Krise gekommen.
Wie schätzen Sie die Pandemie-Folgen für die regionale Wirtschaft ein?
Unsere Kunden, der Mittelstand und auch kleinere Unternehmen, haben in den vergangenen zwei Jahren oft schwere Zeiten durchgemacht. Insbesondere das Gast- und Tourismusgewerbe sowie Teile des Einzelhandels und des Dienstleistungsgewerbes sind immer wieder von Einschränkungen betroffen.
DenkenSiedaran,wasalleindieerneute Absage der Buchmesse für viele Unternehmen bedeutet. Wir konzentrierenunsaufdieUnterstützung unserer Kunden und haben in vielen Einzelgesprächen, mit zusätzlichen Krediten und RatenstundungenfürlaufendeDarlehenwirksamhelfenkönnen.Insgesamtzeigt sich die Wirtschaft in unserem GeschäftsgebietinAnbetrachtschwieriger Umstände bisher als widerstandsfähig. Das ist unser Eindruck. Daher bin ich bin trotz aller Widrigkeiten zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit unseren mittelständischen Kunden, den Handwerkern und Dienstleistern die Krise weiter gut bewältigen werden. Und die dringende Hoffnung ist, dass wir nachhaltig zur Normalität zurückkehren können.
Harald Langenfeld (61) ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig. Der gebürtige Wuppertaler war vor seinem Wechsel nach Sachsen im Vorstand der Sparkasse Saarbrücken tätig. Der promovierte Jurist arbeitete früher unter anderem für die Deutsche Bank und die Taunussparkasse. Langenfeld ist auch französischer Honorarkonsul und hat ein Herz für Kunst und Kultur. Seine Frau ist Richterin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.
Zwochaucher Firma Ahrenshof erweckt Elsterglanz zu neuem Leben / Inzwischen 60 Produkte im Angebot
Von Ulrich LangerDiebische Vögel fühlten sich wohl wie im Paradies, wenn möglichst viele Tuben Putzmittel aus Nordsachsen verbrauchtwürden.Denn dann blitzten Chromteile oder Messingschilder oder der Silberschmuck über die Maßen. Mit „Elsterglanz“ ist das nämlich kein Problem. Der Markentitel für die Polierpaste ist überliefert, geht „auf das Jahr1954zurück“,erzähltJensNienaber. Der Geschäftsführer der Ahrenshof GmbH in Zwochau, einem kleinen Örtchen nördlich von Leipzig,meint,dassdieBezeichnungzurückgeht auf ein Chemiewerk in Greiz,daszuDDR-ZeitendasReinigungsmittel herstellte. „Die Kleinstadt liegt am Flüsschen Weiße Elster, daher stammt wohl der Begriff.“
Inzwischenziertderschwarz-weiße
Vogel das Firmenlogo des sächsischenBetriebs.„MeinVaterundich hatten uns das überlegt und haben sozusagen eine Wort-Bild-Marke daraus gemacht, ähnlich wie der Frosch bei einem deutschen Hersteller.“ Dem heute 55-jährigen Chef und seinem Vater ReinholdDietrich Nienaber ist es zu verdanken, dass das Traditionsprodukt zu neuemLebenerwecktwurde.Denn
1995wardasletzteUnternehmenin
Leipzig-Plagwitz, das Elsterglanz noch herstellte, pleite. „Wir haben damals die Markenrechte gekauft“,
LUKASstartet mit Konferenz &Kaffee im Königsbau
erinnert sich der Diplom-Betriebswirt, der scherzhaft meint, „gebürtig bin ich ein niederer Sachse, jetzt ein richtiger“. Die beiden aus Delmenhorst Stammenden zog es gen Osten. Nach der Wende arbeitete der Seniorchef, der heute 82 Jahre alt ist, zunächst als Vertriebsmitarbeiter in Mitteldeutschland, verkaufte unter anderem Duftkerzen und gründete schließlich die Firma Ahrenshof. „Meine Oma hieß Ahrens, daher der Name“, sagt Jens Nienaber.
15 Mitarbeiter in Aktion
Ein Glücksumstand, sonst gäbe es heute eines der bekanntesten Putzmittel der DDR längst nicht mehr.
„Zum Start hatten wir eine Sorte dieser Polierpaste im Angebot. Inzwischen sind es elf.“ Und unter dem Elsterglanz-Dach werden nun auch Flüssigreiniger für Bad und Küche bis hin zum Kaminofen- und Kunststoff-Kraftreiniger hergestellt. „Alles in allem sind es 60 Produkte, dazu kommt noch die Autopoliturenserie Karipol.“ Das stemmen15Mitarbeiterunderwirtschaften damit einen Millionen-Umsatz.
„Im einstelligen Bereich“, bemerkt Jens Nienaber und lässt sich doch noch entlocken: „Unter fünf Millionen Euro.“ Genaueres mag er nicht kundtun, nur noch so viel: „Bis auf wenige Ausnahmen haben wir immer Gewinne eingefahren.“
Dabei legen die Neu-Sachsen großen Wert auf die regionale Verankerung des Familienbetriebs. „Die Mitarbeiter kommen alle aus Mitteldeutschland. Unsere Zulieferer ebenfalls.“ Ob es die für die Reinigungspaste nötige Tonerde ist, „diewirausdersächsischenRegion bekommen“, oder die erforderlichen Tenside aus Eilenburg. Selbst bestimmte Kartonverpackungen bezieht das Unternehmen von der Firma Wellpappe aus Lichtenau,
Flaschen für Flüssigmittel aus Staßfurt. Diese Verbindung mit den hiesigen Lieferanten habe auch dazu beigetragen, „dass wir die CoronaEinschränkungen gut überstanden haben“, meint Jens Nienaber. Umweltschutz im Blick Zudem achten die Ahrenshofer auf eine umweltschonende Produktion. DasSGSFresenius-Institut„hatuns geprüft und ein ‚sehr gut‘ in Sachen Nachhaltigkeitattestiert“,freutsich
der Vater zweier erwachsener Kinder. Selbst die Energie für die Fertigung komme aus eigener „Herstellung“ „Wir haben neben unserer Halle 20 Quadratmeter Sonnenkollektoren.Zwarwirddergewonnene Strom ins Netz eingespeist. Damit können wir aber fast den gesamten Energieverbrauch unserer Produktion, genau genommen 80 Prozent, decken.“ Zudem sind die Achterständer, die acht Tuben Polier-Paste aufnehmen und ins Regal gestellt werden, „aus recyceltem Kunststoff“.
Nicht zuletzt die Reiniger selbst haben mit Blick auf Ökologie etwas Besonderes zu bieten. „Um die jeweiligen Flächen zu säubern, benötigendieVerbraucherwenigerPflegemittel, weil es ergiebiger ist. Denn unsere Produkte enthalten zu 60 Prozent feste Wirkstoffe im Unterschied zu Sprühreinigern, bei denenesnur10Prozentsindundder Wasseranteil 90 Prozent beträgt.“ EffektiverRohstoffeinsatzistfürden
Juniorchef das passende Stichwort. Und der „Kunde freut sich“.
Abnehmer findet Elsterglanz in ganz Europa. „Etwa in Portugal, Spanien, den Niederlanden, Polen. Die meisten allerdings in Deutschland.“ Elsterglanz ist Marktforschern zufolge bei über 80 Prozent der Ostdeutschen bekannt. „Im Westen legen wir aber auch zu.“ Immerhin seien die Ahrenshofer _Erzeugnisse bei großen Handelsketten gelistet – etwa bei Rewe, Edeka, Globus, Aldi. Momentan laufe die Nachfrage nach Elsterglanz auf Hochtouren. „Das ist ein deutschlandweites Phänomen.Dashängtwohlmitdem Frühjahrsputz zusammen“, mutmaßt Jens Nienaber. Alles in allem stellen die Sachsen 50 bis 100 Tonnen Polierpaste pro Jahr her. Die Tuben-AbfüllanlageschaffeproTag 10000 Stück.
Und wie diese Reiniger wirken, widerspiegeltdieJawaimFoyerder Firma Ahrenshof. Die Metalloberfläche des Motorradtanks glänzt wie neu und strahlt mit der Sonne um die Wette. Jede Elster hätte daran ihre Freude.
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Prof. Dr. habil. Kerry-U. Brauer (62) ist gleichermaßen stellvertretende Präsidentin der Berufsakademie Sachsen (BA) sowie Direktorin der Staatlichen Studienakademie Leipzig. Im Interview beschreibt sie die Vorzüge des dualen Studiums.
Die universitäre Ausbildung genießt generell in der Gesellschaft ein hohes Ansehen. Mit Ihrer Berufsakademie sind Sie gerade auf dem Wege, den Hochschulstatus zu erlangen. Dennoch ist Ihre Einrichtung nicht mit klassischen Universitäten gleichzusetzen. Was macht den Unterschied aus?
Bei uns steht nicht die dort übliche eher eindimensionale theoretische Ausbildung im Mittelpunkt.
Sondern?
Die duale Ausbildung ist das Markenzeichen unseres Hauses.
Was verbirgt sich dahinter?
BeiunsgenießenTheorieundPraxis den gleichen Stellenwert.
Ausbildungskoordinatorin Britta Böhme-Hrushchack: „Theorie und Praxis besser verzahnt“ / Absolventin Maxi Müller: „Die Unterstützung der Studierenden ist einzigartig“
Und die Praxispartner sind ebenfalls des Lobes voll, was die duale Ausbildung an der Berufsakademie anbetrifft. Das meinen Dr. Britta Böhme-Hrushchack (52), Ausbildungskoordinatorin der DHL Hub Leipzig GmbH und Mitglied im Aufsichtsrat derBerufsakademie Sachsen, und Maxi Müller (25), Absolventin der BA im Fach Vermögensmanagement/-Controling/Finance und Mitarbeiterin im DHL-Bereich Figures & Shift Plan Control. Britta Böhme-Hrushchak spricht von „sehr guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der BA Leipzig“. Dual Studierende „profitieren ganz deutlich davon, dass sie neben dem akademischen Teil ihres Studiums in den Praxisphasen bereits den Betrieb kennengelernt haben. Sie können Theorie und Praxis besser verzahnen.“ Das meint auch Maxi Müller: „Die dauer-
Gemeinsam geht es am besten: Maxi Müller (oben links) und Britta BöhmeHrushchack. Auch am PC ist Kooperation kein Problem – Maxi Müller (unten rechts) nimmt gern den Rat von Britta BöhmeHrushchack an. Fotos: DHL
hafte Kombination aus Theorie und Praxis fand ich am besten. Viele Sachverhalte der Theorie konnte ich besser mit leicht verständlichen Praxisbeispielen verknüpfen.“ Zugleich sei es in den Praxisphasen möglich, „in den unterschiedlichsten Bereichen mitzuarbeiten. Somit kann jeder Studierende ganz individuell die Stärken und Schwächen in gewissen Einsatzgebieten kennenlernen und den passendsten Bereich für die Bachelorarbeit finden.“ Sie bekräftigt ihre Entscheidung, zur BA gegangen zu sein: „Auch wenn BA teilweise Bis Abends bedeutete, habe ich meine Entscheidung nie bereut und würde sie auch jedem anderen als Ausbildungsweg empfehlen.“ Die Unterstützung der Studierenden durch die DHL Hub Leipzig GmbH bezeichnet Müller als „einzigartig. Es gibt zum Beispiel Lerngruppen, um den Stoff für Klausuren und mündliche Prüfungen gemeinsam während der Praxisphase aufzuarbeiten. Den Studierenden wird, wenn nötig, in der Arbeitszeit genügend Zeit für BA-Aufgaben eingeräumt. Es werden Praxisarbeiten auf Wunsch Korrektur gelesen und bei der Findung des Themas für die Praxisarbeiten und die Bachelorarbeit“ werde ebenfalls geholfen. Und wie sie zur BA kam? „Mein Motto nach dem Abitur war es, eine richtige Ausbildung zu machen, dann hast du schon mal was in der Hand. Studieren kannst du dann immer noch. Somit habe ich vor dem dualen Studium bereits eine Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen bei der DHL Hub Leipzig GmbH absolviert.“ Und dort habe die Ausbildungskoordinatorin auf die Sprünge geholfen, ihr den BA-Weg aufgezeigt. Diese spricht noch von einem weiteren Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinne, „dass man in einem dualen Studium weitgehend wirtschaftlich selbstständig ist. Unsere Studierenden sind finanziell gut ausgestattet. Sie profitieren von betrieblichen Angeboten für Weiterbildung und Prüfungsvorbereitung, sie können Equipment nutzen, wovon manch normaler Student nur träumen kann. Und wer sich finanziell keine Sorgen zu machen braucht, der kann sich besser auf sein Studium konzentrieren“, ist die Ausbildungskoordinatorin überzeugt. Mit der Akademie kooperiert DHL schon seit 2018. Im Laufe der Jahre sei eine ganze Reihe BA-Absolventen von DHL Leipzig übernommen worden. „Sie haben mehrheitlich sehr gute Entwicklungschancen genutzt und es zum Teil auch schon in kurzer Zeit in verantwortungsvolle Fach- und Führungsaufgaben geschafft“, berichtet Böhme-Hrushchak. Momentan „sind wir Praxispartner für 34 BA-Studierende – 24 im Leipziger Studiengang Vermögensmanagement–Controling/Finance und 10 in der Fachrichtung Verkehrsbetriebswirtschaft/Logistik an der BA Glauchau“.
Universitäten rühmen sich doch nicht selten mit ihrem Praxisbezug. Stimmt. Dennoch läuft das Studium bei uns ganz anders als dort ab.
Inwiefern?
DualimwahrstenSinnedesWortes. EinSemesterteiltsichimmerinzwei Hälften: in die eine, in der Theorie vermitteltwird,undindieandere,in der die Praxis der Schwerpunkt ist.
Also mit einigen Praktika gespickt? Das wäre zu kurz gegriffen. Bei uns müssen die Studierenden tatsächlich richtig vor Ort in einem Betrieb arbeiten.
Wie funktioniert das?
Die Studienanfänger – in der Regel Abiturienten – brauchen bei uns als unbedingte Zugangsbedingung einen Praxispartner. Das heißt, sie müssen ein Unternehmen oder eine Institution vorweisen können, mit dembeziehungweisederkooperiert wird in der Ausbildung.
Über die gesamte Zeit der drei Jahre, die die Studenten bei Ihnen lernen? Genau. Sie schließen einen Dreijahresvertrag mit dem jeweiligen Unternehmen ab.
In diesem absolvieren sie dann also während der gesamten Ausbildung zum Bachelor ihren Praxisteil? Richtig.
Welche Vorteile bringt das? Mindestens drei. Erstens sind die Studenten nicht nur theoretisch auf dem neuesten Stand, wenn sie ihre Zeit bei uns ernst nehmen, sondern eben auch praktisch. Zweitens könnensieGelerntessofortinderjeweiligen Firma anwenden, sozusagen ausprobieren und im Zweifel bei uns einen Rücklauf sichern, an welchem Punkt unsere Ausbildung noch verbessert werden muss.
Und drittens?
In der Regel werden die Absolventen von ihrem Praxispartner übernommen,könnengleichohnegroße Einarbeitungszeit voll einsteigen.
Sie müssen also in dem jeweiligen Partnerbetrieb beruflich starten? Müssennicht.Diemeistentunesjedoch. Und die Übrigen finden aufgrund der engen Verbindung von Theorie und Praxis im Studium meistproblemlosinanderenFirmen einen Job.
Das klingt so, als hätten Sie eine gute Vermittlungsquote.
Sogar ein sehr gute.
Das heißt konkret? Sie liegt bei 100 Prozent. Ich kenne keinen Absolventen unserer Einrichtung, der nach dem Studium
nicht in Lohn und Brot gekommen ist.
Ohne gute Praxispartner würde die Berufsakademie aber alt aussehen. So ist es. Insgesamt kooperieren wir mit über 777 Betrieben.
Ziemlich viele. War das schon immer so?
Nein. Als ich 1996 an der Akademie angefangen habe, da waren es vielleicht 150. Inzwischen haben wir aber auch neue Studienrichtungen im Angebot.
Welche Fächer können hier in Leipzig an der BA belegt werden? Wir bilden in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialarbeit aus. Konkret können die Studierenden ihren Bachelor-Abschluss in den Sparten Controlling/Finance machen, in Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung, in Immobilienwirtschaft, Service Engineering und schließlich noch in Informatik.
Was ist unter Service Engineering zu verstehen?
Hier geht es um die Instandhaltung von Immobilien und Anlagen. Es ist ein Studiengang, der ganz besondersunterdemAspektderNachhaltigkeit von Bedeutung ist.
Wie viele Studierende sind derzeit bei Ihnen immatrikuliert?
Über alle Semester hinweg etwa 600.
Bedeutet der enge Praxisbezug nicht auch einen zusätzlichen Aufwand für Ihr Haus?
Ja, natürlich. Wir müssen zum Beispiel die Praxispartner auswählen und sie als befähigt einstufen. Das setzt entsprechende Rücksprache mit den Kollegen der Unternehmen voraus.AuchmussderjeweiligeBetrieb einen Betreuer stellen, der einen Hochschulabschluss in der Tasche hat. Die Inhalte der praktischen Studienphasen müssen wir ebenfalls erarbeiten und auch diese werden akkreditiert.
Und Ihre eigenen Lehrkräfte, wie sieht es da aus?
Hauptberuflich beschäftigen wir 15 Professoren, nebenberuflich sind es 70, dabei einige von anderen Hochschulen, die zusätzlich auch bei uns lehren. Viele sind aber freiberufliche Dozenten.
Von Nachwuchssorgen ist also bei Ihnen nichts zu spüren? Doch, durchaus. Immerhin stehen zahlreiche nebenberufliche Lehrkräfte inzwischen kurz vor der Rente, meist fachlich-methodisch fantastische Fachleute. Viele verloren nach der Wende ihren Arbeitsplatz an ostdeutschen Hochschulen und haben sich dann als Freiberufler einen Namen gemacht. Sie jetzt möglichst gleichwertig zu ersetzen, isteinschwierigesUnterfangen.Vor allem in den technischen Studiengängen finden wir nur sehr schwer neue Kollegen.
Warum ist das so?
Bekanntermaßen haben wir in allen BereichenFach-undFührungskräftemangel. Und so konkurrieren wir und die anderen Hochschulen natürlich mit allen Anbietern interessanter Stellenangebote. Die Privatwirtschaft punktet hier mitunter mit besseren Verdienstmöglichkeiten gegenüber der öffentlichen Hand. Trotz allem bleiben wir natürlich an der Suche nach engagierten Nachwuchs-Lehrkräften dran.
Markkleeberger Gruppe verschreibt sich dem kommenden E-Rezept
Von Ulrich MildeAuf den ersten Blick stehen die deutschen Apothekergutda.ImSchnitt setztejedeApothekeim vorigen Jahr knapp 2,8 Millionen Euro um, waseinemPlusvonfünfProzententspricht. Die operative Rendite erhöhte sich im Mittel auf 6,1 Prozent. Daslagauchdaran,dassdiegesetzlichen Krankenversicherungen 2021 für Medikamente 45 Milliarden Euro rausrücken mussten, eine Steigerung um zehn Prozent. Die vonderBundesregierungveranlassten Maskenverkäufe im Zuge der Corona-Pandemie trugen ebenfalls zur Erlösverbesserung bei.
Doch die schöne heile Welt zeigt einige ungute Symptome. So geht die Zahl der Apotheken langsam, aber kontinuierlich zurück. Ende des vorigen Jahres gab es nur noch 18753 dieser Geschäfte, 322 weniger als ein Jahr zuvor. Ein anhaltender Trend. „Das dürfte mittelfristig deutlich unter 15000 Apotheken sinken“, prognostiziert Oliver Scheel, Chef der Markkleeberger apo.com Group. Auf 100000 Einwohner kommen derzeit 22 stationäreApotheken,europaweitsindes 32. Nicht nur, dass einige Inhaber ihre Geschäfte aus Altersgründen schließen und andere in strukturschwachenRegionenzuwenigUmsatzerwirtschaften.DieKonkurrenz wird durch die Online-Apotheken immer härter. Sie wachsen rasant. Junge Menschen bestellen bevorzugtimInternet,dieCorona-PandemiemitihrenKontaktbeschränkungen hat diesen Trend beschleunigt. EinEffekt,unterdemauchvorallem der innerstädtische Handel leidet. Wenn im ländlichen Raum Apotheken dicht machen, „ist die Versorgungssicherheit dennoch nicht gefährdet, wir sind ja da“, betont Scheel,seiteinemJahrVorsitzender der Geschäftsführung. Er ist seit LangeminderGesundheitsbranche tätig, unter anderem war er Vorstandschef des Medizintechnikunternehmens Otto Bock.
Aufholjagd angepeilt
Der Online-Apothekenmarkt in Deutschland wird sich bis 2025
Schätzungen zufolge von derzeit rund 2,5 Milliarden Euro auf 10 bis 16 Milliarden Euro erhöhen. Und davon will der Chef für die Sachsen eine gehörige Portion abzwacken. Liegt die Gruppe mit ihren beiden Flagship-Marken apodiscounter undapo.comderzeitmiteinemJahresumsatz von 200 Millionen Euro noch deutlich hinter den Branchenriesen Doc Morris (1,02 Milliarden Euro Umsatz) und Shop-Apotheke (600 Millionen Euro Umsatz) auf Platz drei der Rangliste, so will der promovierte Biochemiker jetzt die Aufholjagd starten. „In vier Jahren wollen wir bei einem Umsatz von 600MillionenEuroliegen“,kündigt der gebürtige Hamburger an. Das klingt nicht unwahrscheinlich. Schließlich betrugen die Erlöse 2015 erst 60 Millionen Euro, haben sich seither also mehr als verdreifacht. 350 Mitarbeiter, darunter 240 in Markkleeberg, stehen gegenwärtig auf der Gehaltsliste. „Die Zahl wird sich erhöhen“, kündigt der passionierte Tennisspieler an, ohne konkreter zu werden. Er setzt dabei in erster Linie auf die Logistik. Nahezu vollautomatischeundhochmoderneZentrengibt es in Markkleeberg sowie im nie-
derländischen Duiven. Letzteres wurde vor zwei Jahren eröffnet. Im Schnittverlassen25000Paketetäglich beide Lager, wobei das in Holland für ein Volumen von 100000 konzipiert wurde. Das alles habe zwar hohe Investitionen erfordert, „aber dafür ist die Abwicklung schnell und günstig“, sagt der 53jährige Geschäftsführer. „Ich bin
Ich bin stolz auf unsere Logistik.
stolz auf unsere Logistik.“ Er hat mehr als 75 000 verschiedene Produkte vorrätig, inklusive verschreibungspflichtige Medikamente. Online-Apotheken sind bei nicht verschreibungspflichtigen Waren oft günstiger als der stationäre Handel. „Wir kaufen größere Mengen ein“, begründet Scheel, der mittlerweile
auch Eigenmarken im Angebot hat. Aber in der Stadt- oder Dorfapotheke kann der Kunde sich im Gegensatz zur Internetkonkurrenz ausführlich beraten lassen, lautet ein Vorwurf. Scheel kontert. In der Regel würden dort die Arzneimittel nur abgegeben, höchstens noch die Dosierung auf die Packung geschrieben. „Das machen wir auch mit Aufklebern.“ Zudem „bündeln wirdieKompetenzvielerstationärer Apothekenmitunseremgroßenund professionellen Team, unsere Kunden können auch bei uns anrufen und sich beraten lassen“. Dank dieses „geballten pharmazeutischen Wissens können wir unseren Kunden mehr anbieten als die stationärenApotheken“,verabreichtScheel ihnen eine bittere Medizin. Gleichwohl legt er Wert auf ein Miteinander. „Wir sind nicht der Feind der herkömmlichenApotheken,eswird eine friedliche Koexistenz geben.“ Schließlich würden sie benötigt, etwa um in akuten Fällen sofort die Medizin zur Verfügung zu stellen Weitere Wachstumsimpulse erhofft sich Scheel vom kommenden E-Rezept. Das stellt der Arzt online aus, der Patient kann es per Smartphone direkt an den Online-Händ-
ler schicken. In der Regel hat er einen Tag später seine Medizin in den Händen. Gerade für chronisch Kranke und ältere Menschen, die regelmäßig Arznei benötigen, sei das eine bequeme Sache, meint der Firmenchef. Die Apothekerinnen und Apotheker seiner Gruppe würden es ermöglichen, dass automatisch Folgerezepte beim Arzt bestelltwerden,derKundemüssesich nicht mehr darum kümmern. „Ich rechne damit, dass unser Anteil am Rezeptgeschäft, das bislang kaum eine Rolle spielt, auf 40 bis 50 Prozent unseres Umsatzes steigen wird.“
Maischips als Füllmaterial Scheel sagt, Nachhaltigkeit spiele selbstverständlich auch in seinem Unternehmen eine große Rolle. Beim Versand der Produkte werde auf wiederverwertbare Materialien gesetzt. So dienen biologisch abbaubare Maischips als Füllmaterial. Der CO2-Verbrauch wurde analysiert, um den Ausstoß zu reduzieren undnachgelagertzukompensieren. Das alles wird natürlich die Investoren freuen. Denn noch sind Online-Apotheken wie junge Startups. Sie setzen auf Wachstum und
Marktanteilsgewinne, schreiben zumeist rote Zahlen. Maßgeblicher Finanzier der apo.com Group, die früher Apologistics hieß, ist die THI Investments.DiePrivateEquityGesellschaft ist in Familienbesitz, hat StandorteinStuttgartsowieLondon und verwaltet ein Kapital von 1,8MilliardenEuro.THIstecktGeld nach eigenen Angaben in mittelständische Unternehmen mit „nachhaltigen, langfristigen Wachstumsaussichten“.
Gegründet wurde die hiesige Online-Firma vom Apotheker-EhepaarKirstenundMichaelFritschvor 18 Jahren. Kurze Zeit später stieg der Leipziger Wirtschaftsingenieur DirkWappleralsCo-Founderein.Er begleitet die apo.com Group bis heute als Geschäftsführer und COO.BasiswardamalsdieApothekevonKirstenFritsch,dieimPaunsdorf Center zu finden ist. 2007 wurden täglich 1000 Pakete verschickt, in den Folgejahren Online-Shops erworben wie apolux.de oder Juvalis.de. Michael Fritsch war Vorgänger von Scheel als Vorsitzender der Geschäftsführungundgehörtheute dem Beirat an. Da kann er intensiv begleiten, ob sein Online-Rezept aufgehen wird.
Von Ulrich Milde und Ulrich Langer
Wer macht schon gerne Schulden? Darüber führte die Wirtschaftszeitung ein Streitgespräch mit dem Präsidenten der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, Jörg Brückner, und dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen, Markus Schlimbach.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine wirkt sich auch auf die sächsische Wirtschaft aus. Wie sehen Sie die Situation?
Brückner: Wie alle normalen Menschen bin auch ich geschockt und entsetzt von dieser bis vor Kurzem nicht vorstellbaren Eskalation der Gewalt, die seit Tagen nur menschlichesLeidhervorbringt.Ja,wirsind auch wirtschaftlich betroffen. Und das gilt für uns alle – Probleme in denBetriebensindschonda,eswerden mehr werden, von den Preisen ganz zu schweigen. Es wird eine große,ernsteHerausforderungwerden, aber es ist „nur“ eine wirtschaftliche.DerKriegmussbeendet werden, unverzüglich. Wir alle brauchen Frieden, auch mit Russland. Damit werden die wirtschaftlichen Verwerfungen nicht weg sein,aberdaslässtsichdannwieder in Ordnung bringen.
Schlimbach: Die Folgen sind noch gar nicht ganz zu ermessen. Es kommt bereits jetzt zu Lieferengpässen bei einigen Produkten aus der Ukraine, die zum Produktionsstillstand bei Automobilproduzenten und Zulieferern führen. Zum GlückhabenwirKurzarbeitalsInstrument, was Beschäftigung sichert. Eigentlich zeigt sich mal wieder: Krieg nützt niemandem, sondern schadet allen! Und je länger der Kriegdauert,umsogrößerderSchaden.
Angesichts der schwierigen Umstände und einem Rüstungspaket von 100 Milliarden Euro stellt sich die Frage: ist die Schuldenbremse überhaupt noch zeitgemäß?
Brückner: Welche Frage! Natürlich. Die stark gestiegenen Schulden –global, national und regional – entwickeln sich zu einer ganz gefährlichen Sache und bedrohen die internationaleSicherheitundimKleinen unseren Wohlstand. Wir haben aus guten Gründen fraktionsübergreifend ein Neuverschuldungsverbot in der sächsischen Verfassung stehen. Das war eine große Leistung, die unserem Land Handlungsspielräume gegeben hat. Das propagierteLebenaufPumpistnichtnachhaltig, sondern unverantwortlich. Die explodierende Inflation und die beginnende Zinswende zeigen, wie dieses Kartenhaus zusammenbrechen wird. Zum Erhalt unseres Wohlstandes belasten wir unsere Kinder und Enkelkinder.
Schlimbach: Es geht nicht um neue Schulden,sonderndarum,wierasch die bestehenden zurückgezahlt werden sollen. Um die Corona-Belastungen für die Wirtschaft zu lindern,hatderFreistaatsechsMilliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das muss natürlich zurückgezahlt werden. Allerdings funktioniert es nicht, diese Schulden, wie 2011/12 festgelegt, innerhalb von acht Jahren zu tilgen, also jetzt noch innerhalb von sechs Jahren. So ist die Schuldenbremse eine Investitionsbremse.
Nehmen viele Firmen die Kredite nicht in Anspruch, weil sie nicht wissen, wie sie sie zurückzahlen sollen?
Brückner: Doch, die Firmen wissen, dass es sie gibt. Aber jedes Unternehmen muss genau prüfen, wovon man diese Schulden zurückzahlen kann–undzuwelchenKonditionen.
Der Freistaat hat klar erklärt, dass dies innerhalb von zehn Jahren erfolgen muss. Ohne Einnahmegarantien für die Firmen. Nur bei sich selbst ist der Staat sehr großzügig.
Der Staat wirft also das Geld mit offenen Händen zum Fenster hinaus?
Brückner: Das ist drastisch formuliert, aber in der Tendenz – ja. Der StaatgibtzuvielGeldfürsichselbst aus,wasnichtzuseinenKernaufgaben zählt. Für Gesundheit, Bildung,
innere Sicherheit und Infrastruktur bleibt damit zu wenig übrig.
Ihnen sind die konsumtiven Ausgaben ein Dorn im Auge, Herr Brückner?
Brückner: Dasistsonichtrichtig.Wir kritisieren die falsche Prioritätensetzung. Parallelstrukturen in der öffentlichen Verwaltung und ein ungebremster Personalaufbau –fernab von Lehrkräften und Polizisten, die wir alle wollen – sind inakzeptabel. Lesen Sie die Berichte des Rechnungshofes und es läuft Ihnen kalt den Rücken runter.
Schlimbach: Aber unsere Generation hat doch eine Verantwortung für die Zukunftsaufgaben. Dafür müssen wir die nötigen Mittel bereitstellen. Zum Beispiel für den Ausbau der Digitalisierung im Lande–dahapertesnochgewaltig.Das ist ein gewaltiger Standortnachteil. Auch die Verkehrsinfrastruktur ist mies,vieleBrückenetwasindmarode. Auch die Schieneninfrastruktur lässt zu wünschen übrig.
Das heißt?
Schlimbach: Derartige Zukunftsinvestitionen sind nötig, dafür brauchen wir mehr Geld. Jetzt gilt es zu handeln, um unseren Kindern und Kindeskindern ein zukunftsorientiertes Sachsen zu überbringen.
Dagegen kann auch die sächsische Wirtschaft nichts einwenden.
Brückner: Richtigist,wirhabeneine Verantwortung für die Zukunft. Investitionen in die Schulen, Pflegeeinrichtungen und Infrastruktur sind völlig in Ordnung. Aber alle Ausgaben müssen im Rahmen von vorhererwirtschaftetenSteuern,die in den letzten Jahren mehr wie auskömmlich waren, passieren und nicht über die Neuaufnahme von Schulden beziehungweise der Streckung bestehender Verbindlichkeiten.
Schlimbach: Ich wiederhole mich, Herr Brückner: Es geht nicht um die Aufnahme neuer Schulden, sondern um die Rückzahlungszeit. Wenn sie im Rahmen der Schuldenbremse getilgt werden sollen, dann hemmt das die wirtschaftliche Entwicklung.
Ist das nicht übertrieben?
Schlimbach: In den 2010er-Jahren wurde zu viel gespart. Deshalb gibt es einen großen Nachholbedarf etwa bei den Investitionen im Gesundheitswesen. Die Frage ist doch
vielmehr: Wie kriegen wir die Schulden zurückgezahlt, ohne die wirtschaftliche Entwicklung zu begrenzen, einzuschränken?
Brückner: Das Sondervermögen war und ist für die Bewältigung der Corona-Pandemie vorgesehen. Wenn nicht nach Corona die Schulden schnellstmöglich zurückgezahlt werden sollen, wann denn
dann? Die nächste Krise kommt nicht erst in 10, 20 oder noch mehr Jahren. Schauen wir doch die letzten20Jahrean:11.September2001, Hochwasser 2002 und 2013, Banken- und Finanzkrise 2008, Corona und nun der Krieg in der Ukraine. Jede Krise hat sehr viel Geld gekostet und wird uns massiv fordern. Strenge Sparsamkeit – gerade beim Stellenplan des öffentlichen Dienstes außerhalb von Lehrern vor den Klassen und Polizisten auf der Straße – ist angesagt. Sowohl die politischen Leitungsstäbe als auch die Zahl der Ministerien müssen nicht wachsen. Wir folgen dem unabhängigen Rat des sächsischen Rechnungshofes, wonach es überhaupt keine Notwendigkeit einer Tilgungsstreckung gibt. Haben Sie schon mal Vorschläge zu möglichen Einsparungen von der Politik gehört?
Ist das sinnvoll, Herr Schlimbach?
Schlimbach: Lediglich an kleineren Stellschrauben zu drehen, das bringtnichts.Diegeforderteschnellere Kreditrückzahlung ist eine ernste Gefahr für Investitionen und schädigt somit die Wirtschaft.
Brückner: Es geht nicht um eine schnellere Rückzahlung, sondern eine verfassungsgemäße. Es geht in erster Linie darum, dass die Regierung und die sie tragenden Fraktionen ihrer Verantwortung für das Land wahrnehmen und nicht Wunschprojekte zulasten des Mittelstandes und ihrer Mitarbeiter durchdrücken.
Was bedeutet das?
Brückner: Sachsen hat unabhängig von Corona kein Einnahme-, sondern seit einigen Jahren ein Ausgabenproblem und ein Problem mangelnder Prioritätensetzung.
Wo sehen Sie Einsparmöglichkeiten?
Schlimbach: Im sächsischen Haushalt stehen 21 Milliarden Euro zur Verfügung. Aber stolze 18 Milliarden davon sind durch Vorschriften, gesetzliche Regelungen, Verordnungen festgelegt. Nur drei Milliarden Euro sind frei einsetzbar. Das heißt, uns sind die Hände für eine freie Gestaltung gebunden. Das macht die Situation aber auch nicht besser.
Schlimbach: Ich denke, Herr Brückner und ich sehen ähnliche
Jörg Brückner
Jörg Brückner (63) ist seit 2016 Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW) und seit 2014 auch Präsident von Sachsenmetall. Der gebürtige Zwickauer und promovierte Kraftfahrzeugtechniker ist geschäftsführender Gesellschafter des Kupplungswerkes Dresden GmbH.
Anforderungen. Nur: Wo verstecken sich die Einsparmöglichkeiten, wo ist der Speck, der abgeschnitten werden kann?
Brückner: DiesegebundenenMittel sind doch kein Naturgesetz, sondern Ergebnis politischer Entscheidungen von Parteien, Fraktionen, Regierungen – also von Menschen mit ganz konkreten Interessen. Alles muss auf den Prüfstand, manches Vorhaben muss warten oder gar gänzlich aufgegeben werden. Ich erinnere hier an das Sofortprogramm der jetzigen Koalition, welches noch kurz vor Corona im Januar 2020 beschlossen wurde. Vieles von alledem hatte nichts mit den Kernaufgaben des Staates zu tun. Und ich erlaube mir zu ergänzen, dass für die sachgemäße Ausgabe der Gelder allein die Steuerzahler, also die Bürger haften.
Schlimbach: Unsere Schuldenbremse ist am restriktivsten in Deutschland.
Brückner: LassenSiemichhierMartinDulig,dendamaligenSPD-Fraktionsvorsitzenden, am 10. Juli 2013 zitieren: „Warum ändern wir die Verfassung? Weil wir uns selber misstrauen. Es ist ein Misstrauensbeleg gegenüber Politik. Die Frage ist, ob er gerechtfertigt ist. Ich sage: durchaus.“Deutlichergehteskaum mehr. Viel wird von Nachhaltigkeit gesprochen,dieSchuldenbremsein unserer Verfassung ist im besten Sinne nachhaltig und schützt die kommenden Generationen.
Schlimbach: Nein, die SchuldenbremseberaubtdieKinderihrerZukunft.
Brückner: Unsere Kinder und Enkelkinder sollen für die ungezügelten Ausgaben heute bezahlen. Das ist keine Zukunft, sondern eine schwere Belastung.
Herr Schlimbach, es deuten sich europaweit höhere Zinsen an, sind zusätzliche Schulden dann überhaupt noch bezahlbar?
Schlimbach: Der Staat ist kein Unternehmen, wo es darum geht, erst die Zinsen zu erwirtschaften, bevorneuinvestiertwird.Nurwenn die Wirtschaft funktioniert, wachsen die Steuereinnahmen. Auf diesen Pfad müssen wir zurückkommen.
Markus Schlimbach
Markus Schlimbach (56) wurde im damaligen Karl-Marx-Stadt geboren und war bis 1990 Buchhändler. Seit 1991 arbeitet er beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). 2017 wurde er zum Vorsitzenden in Sachsen gewählt. Zuvor war er Vizechef und Pressesprecher.
meisten Unternehmen tagtäglich gelebt wird. Und die Arbeitnehmer können zu Ihnen kommen.
Schlimbach: Natürlich ist es gut, wenndieSozialpartnerschaftgelebt wird und der Betrieb funktioniert. Allerdings sehe ich noch Nachholbedarf bei der Einhaltung sozialpartnerschaftlicher Regeln. Vielmehr versucht zunehmend jeder, sein Ding selber zu machen.
Brückner: Das heißt ja nichts anderes, Herr Schlimbach, dass Unternehmen nicht ordentlich mit ihren Beschäftigten umgehen...
Schlimbach: …das habe ich nicht gesagt.
Brückner: Ja, ich übersetze Sie hier ausnahmsweise schwarz-weiß. Das Grundgesetz garantiert eine positive wie negative Koalitionsfreiheit –fürUnternehmenwieArbeitnehmer gleichermaßen. Trotz stark rückläufiger Mitgliederzahlen in den Gewerkschaften haben viele Unternehmen eine tolle Entwicklung genommen. Tarifliche Standards orientieren sich kaum noch am Durchschnitt und spiegeln so die Realität vor allem des Mittelstandes kaum mehr wider. Das betrifft insbesondere das Thema Arbeitszeit.
Was meinen Sie damit?
Wie? Schlimbach: Der Staat muss die Nachfrage befördern, der Wirtschaft Aufträge verschaffen.
Brückner: Aber wir sind keine Staatswirtschaft! Und die Steuereinnahmen steigen.
Schlimbach: Aber wir brauchen Investitionen in die Wirtschaft, um weiter gut zurechtzukommen. Zum
Thema Sparen: In Sachsen liegen die Pro-Kopf-Personalausgaben laut Rechnungshof bei 1169 Euro, im Schnitt der ostdeutschen Flächenländer bei 1219, im Schnitt der westdeutschen Flächenländer bei 1629 Euro. Wir in Sachsen sind also auf Kante genäht.
Brückner: Der Rechnungshof sagt aber auch, dass die von Ihnen genannten Pro-Kopf-Ausgaben in den letzten 10 Jahren um rund 35 Prozent gestiegen sind und weiter steigen und kommt zu einem desaströsen Ergebnis, wenn er in seinem letzten Jahresbericht anmahnt: „Es fehlt an einer Gesamtstrategie für denPersonalhaushalt,dieaufeinem aufgabenorientierten Personalbedarf beruht.“ Sachsen leistet sich deutschlandweit aktuell die zweithöchste Personalquote je Einwohner aller Flächenländer.
Schlimbach: Angesicht von Corona sind doch personelle Aufstockungen bei den Schutzmaßnahmen richtig.
Brückner: UnsereKritikbeziehtsich nicht nur auf Corona. Sachsen leistet sich schon seit Längerem zu viel Personal und lebt über seine Verhältnisse.
Können Sie hier mitgehen, Herr Schlimbach? Schlimbach: Immer nur auf den Staat zu zeigen, damit habe ich Probleme. Es gibt beim Staat vieles, was funktioniert, aber natürlich auch vieles nicht. Deshalb halte ich ein dauerhaftes Sparen für problematisch. Das Prinzip, an einer Stelle mehr auszugeben, dafür an anderer Stelle zu sparen, bedeutet doch ein Loch aufzureißen, um ein anderes zu stopfen. Auf gut Deutsch „linke Tasche – rechte Tasche“.
Brückner: Wenn der Staat an der einen Stelle mehr Personal braucht, muss er an anderer Stelle einsparen und auf unnötige Doppelstrukturen verzichten. Wozu braucht es neuerdings ein Zentrum für Fachkräftesicherung und Gute Arbeit in Chemnitz, wenn Arbeitnehmer – auch Ihre Mitglieder, Herr Schlimbach –und alle Firmen doch bereits die Bundesagentur für Arbeit vollumfänglich und flächendeckend im ganzen Land finanzieren? Die Firmen brauchen ein solches Zentrum nicht, da ein partnerschaftlicher Umgang mit der Belegschaft in den
Brückner: Nach meinem Dafürhalten arbeitet der Westen zu kurz und nichtderOstenzulang.DieCruxist, dass die steigenden Kosten für Arbeit,Material,EnergieundähnlichesdieEinnahmenfastkomplettin Anspruchnehmen.Wirmüssenaufpassen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie nicht zu gefährden. Die Kosten sind für die Firmen zum Teil existenzgefährdend – und das nicht nur wegen der aktuellen und uns noch lange begleitenden Krise um die Ukraine.
Schlimbach: Stimmt, da muss die Politiketwasunternehmen.Ichhabe denEindruck,dassderStaatbeiden Energiekosten zu lange zuschaut.
Brauchen wir eine grundsätzliche Debatte, wie viel Staat und wie viel Markt sinnvoll ist?
Schlimbach: Sie muss bundesweit geführt werden. Ein staatlich organisiertes Gesundheitswesen wie in manchen nordeuropäischen Ländern mit mehr Personal finde ich beispielsweise sinnvoll.
Brückner: Mittlerweilehatderdeutsche Staat ein Sozialbudget von einerBillionEuroproJahrundtrotzdem werden in diesem Land soziale Ungerechtigkeiten diskutiert. Da muss man doch kritisch bemerken, wird das Geld zielgerichtet eingesetzt und kommt es dort an, wo es benötigt wird?
Schlimbach: Darauf hat Sachsen aber wenig Einfluss.
Brückner: Es ist doch bemerkenswert,wennProfessorRaffelhüschen von der Universität in Freiburg anmahntundwörtlichsagt:„Wennein Land fast ein Drittel seiner Wertschöpfung für den Sozialstaat aufwendet, die paritätischen Wohlfahrtsverbände sich zum größten ArbeitgeberentwickelnundBegriffewieLeistungsbereitschaft,Eigenverantwortung und Selbstbestimmung negativ belegt werden, dann mussmansichüberdiemassiveAbwanderung von Hochqualifizierten nicht mehr wundern.“
Also ist Askese angesagt?
Brückner: DiezentraleFrageist,wie können wir künftig unseren WohlstandhaltenundfürkommendeGenerationen sichern? Wie legen wir etwas zur Seite und sorgen vor, wenn Naturkatastrophen oder politischeKrisenwieaktuellzubewältigen sind? Wie schaffen wir ein großes Bruttosozialprodukt, nicht zuletzt für die Finanzierung des Sozialstaates und die Unterstützung der armen Länder, damit auch diese eigene Erfolge erarbeiten können.
Schlimbach: Wir haben in Deutschland 18000 Studiengänge. Das ist eindeutigzuviel.Beimanchenweiß nur derjenige, worum es inhaltlich geht, der sie erfunden hat.
Es wäre so schön gewesen. Da stöhnten die Energiekunden, da die Preise Ende vorigen Jahres anfingen, durch die Decke zu schießen.SowurdeanderEuropean Energy Exchange, der Europäischen Energiebörse (EEX) in Leipzig, im vergangenen Dezember am letzten Handelstag Strom am Terminmarkt für die Jahreslieferung 2022 mit über 220 Euro gehandelt, viermal so viel wie ein Jahr zuvor.
EEX-Vorstandschef Peter Reitz blieb Mitte Februar trotz dieser angespannten Preisdebatte ruhig und sagte im Gespräch mit der LVZWirtschaftszeitung nach einem Blick in seinen Computer. „Die Preise entwickeln sich langfristig wieder nach unten.“
DochmitdemBeginndesKrieges gegendieUkrainehatsichdieLage drastisch verändert. Seitdem sind dieGroßhandelspreiseandenEnergiemärkten deutlich nach oben geschossen. So stieg nach Angaben von Reitz der Tagesendpreis im EEX-Stromfuture für die Lieferungen im Jahr 2023 (das sogenannte Frontjahr) binnen eines Tages von 156,43EurojeMegawattstunde(am 23. Februar) auf 181,66 Euro (am 24. Februar) – ein Plus von 16 Prozent. Am 9. März betrug der Tagesendpreis für die Lieferung im kommenden Jahr 180,37 Euro/Megawattstunde, für die Lieferungen 2024warenes122,00Euro.EinJahr später wurden 96,71 Euro notiert, für 2026 waren 96,75 Euro aufgerufen. Aufgrund der aktuellen Lage verzeichnet die Börse erhebliche Preisbewegungen – nicht nur Strom-, sondern auch an den Erd-
gasmärkten. Im kurzfristigen GashandelverdoppeltesichderBörsenpreis nahezu auf über 200 Euro pro Megawattstunde.
Reitz verwies darauf, dass die Börse für Transparenz bei Angebot und Nachfrage sorge. Bildlich gesprochenseiderBörsenpreiswieein Fieberthermometer, das die aktuelle Marktlage widerspiegele. Dabei profitiere die EEX weder von steigenden noch von sinkenden Preisen, sondern „sie verdient an den gehandelten Volumen“.
Der Vorstandschef sagte, ein weiteres wichtiges Thema für die EEX sei die Nachhaltigkeit und die damit verbundene Energiewende.
Nach Ansicht des Managers ist die Bundesrepublik dabei für die angestrebteKlimaneutralitätgutgerüstet,wenngleichessichum„ambitionierte Ziele“ handele. Seiner Börse komme hier auch die Rolle zu, die Integration von Strom aus Wind und Sonne, Wasser und Biomasse zu fördern. „Wir sorgen für einen reibungslosen Ablauf und Transparenz des Handels.“ UnternehmensführungbedeutetfürReitz,dieEEXweiter zu formen, neue Produkte anzubieten und damit die nachhaltige Transformation hin zu den Erneuerbarenzuunterstützen.Dasgehtjetzt auchextremkurzfristig.Wetterprognosensindbekanntlichoftungenau, aber sie werden präziser, je näher derTagbeziehungsweisedieStunde rückt.DaraufhatReitzreagiert.„Bei uns ist es möglich, bis fünf Minuten vor der Lieferung zu handeln.“ Flexible Marktmechanismen helfen spezielldenerneuerbarenEnergien. Doch damit nicht genug. Strom ausWindundSonneistvolatil.Eser-
leichtert beispielsweise die Finanzierung eines großen Windparks enorm, wenn dieser feste und nicht schwankende Einnahmen nachweist.Sokönnendievoraussichtlich produziertenMengenüberentsprechende Lieferverträge schon heute für die nächsten Jahre im Voraus verkauft werden, genauer: bis zu zehnJahre.„Daskannjetztüberdie EEX gehandelt und abgesichert werden“, sagte Reitz. Folglich habe der Produzent kein Risiko, auch wenn sein Abnehmer in diesem Zeitraum zahlungsunfähig werden sollte. Das Clearinghaus garantiere LieferungundZahlung.„Dasistein wichtiger Baustein der Energiewende“, meinte der 56-Jährige und kündigte an: „Weitere Bestandteile kommen hinzu.“
So werde Wasserstoff im künftigen Energiemix bedeutender. „Der Aufbau eines Wasserstoffmarktes ist eine Aufgabe, der wir uns angenommen haben.“ Neben dem physischen Teil, also der Schaffung der Infrastruktur, sei es sinnvoll, frühzeitig auch die Weichen für den erforderlichenHandelzustellen.„Das beginnt wie immer mit Informationen und Transparenz.“ Ziel sei, einen Wasserstoffindex zu entwickeln.Zudem„sehenwireinenneuenSchwerpunktdarin,Produkteauf Herkunftsnachweisezuofferieren“. DasseieinAngebotandieIndustrie, auf nachhaltige Produkte und somit den Schutz der Umwelt zu setzen. Nach dem Blick voraus der zurück auf das Unternehmensergebnis 2021. „Wir sind mit dem vergangenen Jahr sehr zufrieden“, so der Manager, der vor elf Jahren an die Spitzedesinzwischenweltweittäti-
Der Aufbau eines Wasserstoffmarktes ist eine Aufgabe, der wir uns angenommen haben.
Peter ReitzVorstandschef der Europäischen Energiebörse (EEX)
gen Unternehmens rückte und es kontinuierlich nach oben führte. „Wir haben beim Handelsvolumen das beste Jahr unserer Geschichte erzielt.“ So wurde beim Strom ein PlusvonfünfProzentauf7406Terawattstunden verzeichnet. Beim Gashandelgingessogarum30Prozent nach oben. Auch die Frachtund Umweltmärkte meldeten Steigerungen. „Wir schreiben eine Wachstumsstory“, so der diplomierte Mathematiker. Mit positiven Folgen für die Beschäftigtenzahl. „Wir haben inzwischen weltweit fast 900 Beschäftigte.“ Das ist ein Plus von 200 im Vergleich zu 2020. Davon sitzt mehr als die Hälfte im Hochhaus am Augustusplatz. „Im vergangenen Jahr haben wir allein in Leipzig, in unserer Zentrale, 80 neue Stellen geschaffen.“
„Unsere Signale stehen anhaltend auf Wachstum“, verbreitete Reitz Zuversicht. Die EEX, die seit fünf Jahren im weltweiten Stromhandelsgeschäft die Nummer eins ist, denkt an neue Märkte. Inhaltlich, wie beim Wasserstoff, aber auchgeografisch,schließlichgibtes noch weiße Flecken auf der Landkarte. Was sich in der Vergangenheit gelohnt hat. So sei der Einstieg in Japan ein voller Erfolg. Die EEX habe den Vorteil, dass sie lokale Teilnehmer mit internationalen zusammenbringe. Mit einem Anteil vonüber80ProzentimStromhandel sind die Sachsen in dem fernöstlichen Land Marktführer. Als „Wachstumstreiber“ bezeichnet der Vorstandsvorsitzende die USA. Dort habe sich das Volumen im Stromhandel im vorigen Jahr um 28 Prozent erhöht.
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Auch in bestehenden Märkten wie Deutschland geht es weiter voran. So ist es Reitz & Co. gelungen, einen immer größeren Teil des Stromhandels über sein Haus abzuwickeln. Viele Jahre machte der außerbörsliche Handel mehr als zwei Drittel des Gesamtmarkts aus, aber der Trend verlagert sich zunehmend zur Börse. „Wir haben deutliche Marktanteilsgewinne erzielt und lagen 2021 in Deutschland bei 51 Prozent, also erstmals bei mehralsderHälfte.“DenndieEEX, diemehrheitlichzurDeutscheBörse AG gehört, biete den Handelsteilnehmern in unsicheren Zeiten Sicherheit. „Unser Clearinghaus nimmt das Ausfallrisiko aus dem Markt“, begründete Reitz.
EEX
Die EEX ist 2002 aus der Fusion der zuvor konkurrierenden LPX (Leipzig Power Exchange) mit der EEX mit Sitz in Frankfurt hervorgegangen. Die LPX nahm im Juni 2000 bundesweit als erstes Unternehmen den StromBörsenhandel auf. Die EEX ist zu 62,82 Prozent im Besitz der Deutsche Börse AG in Frankfurt. Weitere Anteilseigner sind unter anderem der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH (8,04 Prozent), der VNG-Mutterkonzern Energie Baden-Württemberg AG (EnBW, 3,88 Prozent) und der Energieriese Uniper (6,14 Prozent). Ebenfalls beteiligt sind der Freistaat Sachsen (4,51 Prozent), der Leipziger Stadtkonzern LVV (7,38 Prozent) sowie die Stadt Leipzig mit 0,01 Prozent. mi
Von Ulrich Milde
Eine große Reform bleibt mit der neuen Regierung aus. Sie möchte innerhalb der Gesetzlichen Rentenversicherungeinensteuerfinanzierten Kapitalstock von „zunächst zehn Milliarden Euro“ schaffen.
„Das hilft für die erwartbare Deckungslücke in der Alterssicherung überhaupt nicht, weil das lediglich einezusätzlicheRentenzahlungvon einem Euro pro Monat bedeutet“, kritisiert Joachim Ragnitz von der Dresdner Niederlassung des MünchnerIfo-Instituts.Umwirklich eineStabilisierungderRentenversicherung zu ermöglichen, bräuchte man einen so hohen Kapitalstock, dass man diesen bestenfalls sehr langfristig, also auf etwa 50 oder 75 Jahre gerechnet, aufbauen könne. „Die Koalition verschließt offenbar die Augen vor der Dramatik der Situation in der Alterssicherung“, so der Wissenschaftler.
Rein von der Logik her könnten die Herausforderungen nur bewältigt werden, wenn eine Gruppe –also Rentner oder erwerbsfähige Bevölkerung – zusätzlich belastet
it dem nahenden Eintritt in den Ruhestand der geburtenstarken Jahrgängegerätdiegesetzliche Rente unter Druck. Ohne Reformen droht ein Anstieg des Beitragssatzes von derzeit18,6Prozentauf22,1Prozent bis 2040 und weiter bis auf 23,6 Prozent im Jahr 2060. Sprich: Auf Unternehmen wie Beschäftigte kommenwahrscheinlichhöhereBelastungen zu.werde. „Sinnvollerweise sucht man also einen Kompromiss, bei demdieunvermeidbarenBelastungen aufgeteilt werden“, empfiehlt der promovierte Volkswirt. Die Ampelkoalition weise die Kosten hingegen einseitig den Erwerbstätigen zu, sei es über Erhöhungen desBeitragssatzeszurRentenversicherung oder durch steigende Steuerfinanzierung. „Für mich ist daseineKündigungdesGenerationenvertrags, die nur wahltaktisch begründet werden kann, denn die Rentner beziehungsweise die rentennahen Jahrgänge haben die Mehrheit bei den künftigen Bundestagswahlen.“
Gegen Einbeziehung der Beamten
Eine Absage erteilt der im niedersächsischen Nordhorn Geborene dem immer wieder aufkommenden Vorschlag, Beamte und SelbstständigeindieGesetzlicheRentenversicherung einzubeziehen. „Diese Forderung ist wohlfeil, aber zu kurz gedacht“, so der Professor. KurzfristiggäbeesdadurchzusätzlicheEinnahmen. Aber langfristig entstünden auch zusätzliche Ausgaben, weil die Beamten und Selbstständigen,dieihrenRuhestandderzeitzumeistanderweitigfinanzieren,auch irgendwann in Rente gehen würden. „Das demografische Problem wird dadurch also nicht gelöst“, bilanziert der Ökonom. Und sollten die zusätzlich generierten Einnahmen für eine Erhöhung der Renten verwendet werden, verschärfe das die Probleme sogar noch. Wenn
Für mich ist das eine Kündigung des Generationenvertrags, die nur wahltaktisch begründet werden kann, denn die Rentner beziehungsweise die rentennahen Jahrgänge haben die Mehrheit bei den künftigen Bundestagswahlen.Joachim Ragnitz Vizechef der Dresdner Niederlassung des Münchner Ifo-Instituts
Foto: ifo/privat
schon über zusätzliche Einnahmen nachgedachtwerde,dannsolltedas eherineineRichtunggehen,beider Produktivitätssteigerungen zur ErhöhungderRentenbeiträgegenutzt werden, die Löhne und die Renten aber nicht entsprechend angehoben werden. Ragnitz spricht sich dafür aus, einenKompromisszuschließen,der die angesprochenen Belastungen auf alle beteiligten Gruppen aufteilt.GenaudashabediefrühereErmittlung der Rentenhöhe über den Nachhaltigkeitsfaktor auch vorgesehen. Hierhin sollte also dauerhaft zurückgekehrt werden. Eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters sei zunächst einmal nicht nötig, „bis 2031 haben wir ja diesbezüglich ohnehin bereits Planungssicherheit“. Für die Zeit danach sollte aber darüber diskutiert werden, Lebensarbeitszeit und Rentenzeit in ein angemessenes Verhältnis zueinander zu setzen, also das Eintrittsalter in dem Umfang zu erhöhen, in dem die Lebenserwartung steigt. „Dasfunktioniertabernatürlichnur da, wo die Menschen auch in höherem Alter noch arbeiten können“, schränkt der Experte ein.
Angleichung Ost
Mit Blick auf die neuen Bundesländer verweist Ragnitz darauf, dass die Angleichung des Rentenwerts Ost an den Allgemeinen Rentenwert bis 2024 vollzogen werde. „Insoweit gibt es keine wirkliche Benachteiligung mehr, zumal bis dahin auch die beitragspflichtigen Entgelte hochgewertet werden.“
„Wir dürfen die Industrie nicht abwickeln“
Von Ulrich Milde
D
Verhältnis von Altersrentnern zu Beitragszahlern indergesetzlichen Rentenversicherung
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Problematischer sei hingegen, dass viele ostdeutsche Rentner aufgrund ihrer Erwerbsbiografie und möglicherweise regional niedriger Löhne (nicht: ostdeutschlandweit niedriger Durchschnittslöhne, denn diese werden bei der Rentenberechnung korrigiert!) geringe Ansprüche hätten und deswegen tendenziell von Altersarmut bedroht seien. „Das ist aber ein ganz anderes und keineswegs ostdeutschlandspezifisches Problemundkannnurdurchzusätzliche Einkommenstransfers gelöst werden.“ Die niedrigeren DurchschnittslöhneimOstenderRepublik werden bei der Rentenberechnung korrigiert.
Angesichts des sich immer stärkerabzeichnendenFachkräftemangels durch die demografische Entwicklung rät der Ifo-Forscher den hiesigen Unternehmen, „auf jeden Fall“ zu versuchen, mit weniger Beschäftigten auszukommen, also arbeitssparenden technischen Fortschrittumzusetzen.„Dashilftgegen Mangel, aber auch gegen kostensteigernde Wirkung von höheren Löhnen, wie sie wegen der VerknappungvonArbeitskräftenzuerwarten sind.“ Alle anderen Vorschläge wie mehr Zuwanderung oder höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen „sind für meine Begriffe nurergänzendmöglich,weilsieeinfach nicht in der Breite umsetzbar sind“. Es sei aber damit zu rechnen, dass nicht alle Unternehmen diese Herausforderungstemmenkönnen. „Die werden dann einfach vom Markt verschwinden“, prognostiziert Ragnitz.
Unddabefindensichdie230Leipziger Beschäftigten aus 14 Nationen in einer spannenden Zeit des Umbruchs, meint der Ökonom. „Wir stehen vor einer Transformation wegen derVeränderungenderEnergie-und Rohstoffmärkte.“ Der Kreislaufwirtschaft, der Ressourcenökonomie komme eine entscheidende Rolle zu. „DieindustrielleStruktur,wiewirsie heute haben, wird es 2045 so nicht mehr geben.“ Nachhaltigkeit und Digitalisierungseiendiebestimmenden Themen. „Wir werden anders bauen und anders heizen“, versucht
ie Fraunhofer-Gesellschaft mit Sitz in München zählt zu den weltweit führenden Organisationenfüranwendungsorientierte Forschung. Sie hat „bald 30000 Mitarbeitende in 75 Instituten“, berichtete kürzlich Präsident Raimund Neubauer. Diese stellen sich „den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen“. Bei den Forschendenhandeltessichganzüberwiegend um Ingenieure und Naturwissenschaftler. Christian Growitsch, der seit einiger Zeit gemeinsammitThorstenPosseltdasFraunhofer-Institut für Internationales Management und Wissensökonomie in Leipzig leitet, gehört zu einer in der Organisation eher seltenen Spezies. Er studierte Betriebswirtschaftslehre sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Der promovierte und habilitierte Ökonom, der an der Martin-Luther-Universität Halle lehrt, beschreibt seine Aufgabenstellung so: „Wir sind dafür da, mitdenUnternehmenInnovationen zu entwickeln und sie in die Märkte zu bringen.“ Mit dem Ziel des wirtschaftlichen Erfolges, versteht sich, und vor allem für den hiesigen Mittelstand.er, seine Einschätzung plastisch zu machen.Dabeiplädiertder46-Jährige für Technologieoffenheit. „Wir müssen uns an den Zielen orientieren, nicht an den Mitteln.“
Skepsis zur Kernenergie
Sohaterüberhauptnichtsgegendie Elektromobilität,denktaberauchan
Wasserstoff und schließt synthetischeKraftstoffenichtvonvornherein aus.DasgroßeZiel,dieCO2-Neutralität zu erreichen, dauere 25 Jahre. Wichtig sei dabei: „Wir dürfen die Industrie nicht abwickeln. Das wäre ein inakzeptabler Kollateralschaden.“DieinjüngsterZeitindieHöhe geschossenen Energiepreise seien zwar ärgerlich, für die Firmen aber nichtexistenzbedrohend.ZurAbhilfeseiesnötig,raschdieStromerzeugungskapazitätendurcherneuerbare Energien auszubauen. Skeptisch sieht der gebürtige Hamburger die Forderung nach einer Renaissance der Kernenergie in der Bundesrepublik. Zwar könnten technologische Entwicklungssprünge nicht ausgeschlossen werden und Atomenergie sei CO2-arm. Aber diese Energie sei auch sehr teuer, nicht versicherbar und habe ein ungelöstes Entsorgungsproblem. Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, dann sei die Versorgungssicherheit in Deutschland zwar nicht einfach, aber trotzdem nicht gefährdet. Schließlich könne auch Strom im Ausland eingekauft werden. „Das ist nicht schlimm, im Gegenteil. Wir haben ja einen gemeinsamen Binnenmarkt in Europa.“ Im Übrigen sei der Gedanke, denEnergiebedarfkomplettausheimischenRessourcenzudecken,illusorisch. „Wir hatten nie Autarkie, importieren schließlich das Benzin für unsere Autos.“
Christian Growitsch leitet das FraunhoferInstitut für Internationales Management und Wissensökonomie in Leipzig
Nachholbedarf
Beim zweiten großen Zukunftsthema, der Digitalisierung, sind nach Ansicht von Growitsch zwar schon „gute Schritte“ zurückgelegt worden.Dasgelteabervorallemfürdie Konzerne. „Im kleineren Mittelstand,imHandwerk,imHandelund in der öffentlichen Verwaltung sehe ich noch Nachholbedarf.“ Positiv sei, dass die Erkenntnis, es müsse hiergehandeltwerden,beiallenangekommen sei. Speziell im hiesigen Mittelstand herrsche, verstärkt durch die Corona-Pandemie, eine große Unsicherheit. Etwa bei der Frage,inwelcheTechnologieinvestiert werden sollte. „Da kommt Fraunhofer ins Spiel“, betont der Institutschef. Erfolgreiche Unterstützung könne es jedoch nur dann geben, „wenn man die Unternehmen versteht“.
Daher sei es wichtig, die Besonderheiten der ostdeutschen Betriebe im Auge zu behalten. „Sie sind anders als beispielsweise in Ostwestfalen“, sagt Growitsch. Seien die Firmen dort über Generationen geprägt, größer und hätten zumeist eine starke Eigenkapitalbasis, benötigtendiehiesigenFirmenbeiInvestitionen aus finanziellen Gründen „schnelle Erfolge, sonst sind die Maßnahmen nicht abbildbar“.
Es fehlen die Reserven. Auf die Bedürfnisse der hiesigen Unternehmen müssten die Fraunhofer-Experten somit individuell eingehen, die Geschäftsführer erwarteten ganz konkrete Handlungsempfehlungen.
Die Transformation von der fossilenindiepost-fossileWirtschaftführe dazu, dass manche Berufe wie in der Braunkohle nicht mehr benötigt würden.Ähnlichesgeltefürdiechemische Industrie. „Hier haben wir
Hilfe
beim Erschließen neuer Kundengruppen
einen großen Requalifizierungsbedarf.“DieseAufgabemüsseimwirtschaftlichen Kern stehen. Das IMW entwickelt dazu laut Growitsch das Konzept einer Transformationsakademie.MitimBootsinddieChemieArbeitgeber und die IndustriegewerkschaftBergbau,Chemie,Energie. Benötigt werde ein durchdachterintegrierterProzesszurAus-und Weiterbildung. „Es ist doch absurd, dass wir einerseits Fachkräfte abbauen und andererseits Fachkräfte suchen.“ Hier sollte die Akademie ansetzen. Der Wandel sei nicht nur eine Herausforderung, „sondern ist vor allem eine Chance“. Der „zentrale Standortvorteil“ Ostdeutschlands im Wandel der Wirtschaft hin zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit sei dabei die „hoheAkzeptanzfürdieIndustrie“, meint der Wissenschaftler. Alleine mit Maschinen könne das nicht geschafft werden, gute Fachkräfte würden benötigt. „Unser Ziel muss sein, einen zweiten Strukturbruch zu verhindern“, appelliert der Fraunhofer-Fachmann. Wünschenswert wäre dabei eine neue Gründerzeit, denn „wir brauchen unternehmerische Potenziale“. Mit den Hochschulen sei die Region Leipzig/Halle dafür ideal geeignet. Growitsch hofft auf zahlreiche forschungsintensive Ausgründungen, die komplexe Technologien entwickeln. „Für uns als Fraunhofer ist das ein spannendes Feld.“ Das IMW sieht er daher in zehn Jahren als einen der führenden Standorte für Wissens-und Technologietransfer und Unterstützer bei der BeschleunigunginnovativerProzesse. Growitsch sagt, er habe hier einen „ganz tollen Job, herausfordernd, mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten“.
Fraunhofer-Experte Christian Growitsch sieht Transformationsprozess in der Wirtschaft
Die Mobilinfrastrukturgesellschaft in Naumburgkümmert sich um Anschluss abgelegener Regionen an die schnelle Datenübertragung
WeißenFleckenhat er den Kampf angesagt. ErnstFerdinand Wilmsmannkümmert sich dabei um ganz Deutschland. Von Naumburg aus, wo er als Geschäftsführer der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft – kurz MIG – die Fäden in der Hand hält, wenn es darum geht, Regionen und Gebiete auf den neuesten Stand der mobilen Funktechnik zu bringen. „Das sind jene Standorte, wo noch kein 4G-Standard verfügbar ist“, erklärt der gebürtige Düsseldorfer. 4G bedeutet die vierte Generation und weist auf die Geschwindigkeit der Datenübertragunghin.Dieseistaufmobilen Geräten wie Smartphones und Tablets mit SIM-Karten wichtig, um möglichstschnellimInternetzusurfen.„AlleGebiete,indeneneslangsamer als 4G läuft, nehmen wir ins Visier.“
Als Ziel des Unternehmens, das eine GmbH des Bundes ist, beschreibt der 56-Jährige, „eben jene weißen Flecken zu beseitigen“. Bis 2025 sollen 97,5 Prozent der Fläche Deutschlands mobilfunkmäßig mit dem höheren Standard versorgt sein. Mitte 2021 lag dieser Wert noch bei 95,82 Prozent. „Diese Lücke bedeutet etwa 6000 Quadratkilometer, die wir zu schließen haben, dasentsprichtdersiebenfachenFlächeBerlins“,rechnetderGeschäftsführer vor, der in Bonn Jura studiert hat und seit vielen Jahren in der ehemaligen Bundeshauptstadt lebt. Seit April vorigen Jahres nun leitet er die MIG, die im Januar 2021 ins Leben gerufen wurde.
Alle Gebiete, in denen es langsamer als 4G läuft, nehmen wir ins Visier.
Ernst-Ferdinand Wilmsmann
Geschäftsführer der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft
DamitdasZielerreichtwird,stellt der Bund 1,1 Milliarden Euro Fördermittel bereit. „Diese werden zielgerichtet eingesetzt“, betont Wilmsmann, „und fließen dort, wo keine privaten Mobilfunknetzbetreiber aus eigenwirtschaftlichen Interessen den Netzausbau vorantreiben.“ Was so viel heißt: Gerade in dünn besiedelten Gebieten, in denen die Bereitstellung von Sendemasten für die Netzbetreiber aus betriebswirtschaftlichen Gründen unrentabel ist, „springt der Staat in die Bresche“. Das bedeutet eine Menge Arbeit für die MIG. Zunächst müssen jene weißen Fleckenausfindiggemachtwerden.
„Bei uns heißt das Analyse des Versorgungsgrades mit Mobilinfrastruktur“, sagt der Geschäftsführer. Danach werde geschaut, in welchem Gebiet die Not am größten ist, „sprich: wir priorisieren danach, wo die meisten Haushalte und Nutzflächen für Landwirtschaft oder TourismusvonderUnterversorgungbetroffen sind“. Dann sei herauszufinden, ob in diesen Regionen private
Mobilfunknetzbetreiber in den nächsten drei Jahren einen eigenen Ausbau geplant haben. „Wenn nicht,istdasGebietförderfähigund wir gehen an die Standortvorbereitung.“Dabeihandeleessichumdie Planung des Funkmaststandortes und die fachliche Begleitung. „Diese ist immer direkt mit den jeweiligenKommunenabzustimmen.“Darin eingeschlossen ist, die passenden Grundstücke für die Masten zu finden. „Dazu verhandeln wir mit den Eigentümern der Flächen wie Gemeinden, Landwirten, Waldbesitzern oder Kirchen und fixieren Vorverträge“,zähltWilmsmannauf. Auch müssen Vorverträge mit den jeweiligen Mobilfunkanbietern geschlossen werden. Sie würden gebraucht, um den Funkmast in Betrieb zu nehmen. „Und dann ist das Wichtigstegetan,umdieFörderung in die Wege zu leiten.“ Förderaufruf heißt dies bei der MIG. „Das ist eine Art Wettbewerb. Das Unternehmen, das am wenigsten Fördermittel zum Aufbau des Sendemastes benötigt, wird ausgewählt“,sagtderMIG-Chef.Dererste Förderaufruf zum Bau eines Mobilfunkmastes startete Ende Februar.ZugleichseivonseinenMitarbeitern – 30 sind es momentan, etwa 100solleneseinmalsein–zuprüfen, ob der jeweilige Antragsteller tatsächlich in der Lage ist, die Umsetzung qualitätsgerecht auszuführen. Die Förderung beinhalte die Errichtung des Funkmastes sowie die Übernahme der Betriebskosten der Anlage und die Grundstücksmiete über die folgenden sieben Jahre. Die ersten Förderaufrufe seien inzwischenkurzvorderVeröffentlichung. „Bis zum Jahr 2024 rechnen wir mit 1500 bis 2000. Eine anspruchsvolle Aufgabe für unsere Geodatenanalysten, Funknetzplaner, Standortvorbereiter und Mitarbeiter im Fördermittelmanagement“, sagt Wilmsmann. Alles in allem könnten die Erfahrungen seiner Gesellschaft selbst für andere Vorhaben „als eine Art Blaupausedienen“.Ganzgleich,ob später 6G oder 7G komme. „Auch zukünftige Infrastrukturprojekte sind mit unseren im Laufe der Jahre entwickelten Prozessen umsetzbar. Davon bin ich überzeugt“, bekräftigt Wilmsmann. Dafür stünde dann ein enormer Wissensfundus, ein reichhaltiger Erfahrungspool zur Verfügung. „Fördern, unterstützen, begleiten – alles aus einer Hand. Dieser Dreiklang macht den Wert unserer Arbeit aus.“
Im ersten Halbjahr 2022 plant die MIG bis zu 65 Förderaufrufe
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Sachsen: 21 Markterkundungsverfahren (MEV) bisher durchgeführt, davon 8 abgeschlossen: 3 förderfähig
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Stadtgiltals Leuchtturmder Wirtschaftund ist Vorbildin Sachen WIRTSCHAFTSSTANDORTFÜRDIEREGION
WennRaykBergner über„seine“Stadt spricht,strahlenseineAugen.Ausihnensprechentiefe Verbundenheit undLeidenschaft–fürseine
Stadt,fürseineArbeitals
Oberbürgermeister, für die BürgerinnenundBürger.Er lebthier, weil erSchkeuditz schätztund ehrt „Keinanderes Mittelzentruminder
Regionhatindenvergangenenfünf Jahrensolcheine wirtschaftlicheDynamikhingelegt“,betont er
Prosperierendes Mittelzentrum Das Wort„Kleinstadt“scheut er.Nicht aus Trotz, weildie 20000er-Marke anEinwohnernnochnichtgeknacktist, sondernausÜberzeugung.
„Mitdem WortKleinstadt würden wir unserLichteindeutigunterdenScheffelstellen.“Ersprichtliebervon einemMittelzentrum.Warum auchnicht.Schkeuditzbietet mehrals2500Unternehmen einZuhause–vomkleinen EinzelunternehmenübertraditionsreicheFamilienbetriebebishinzumweltweitagierenden „GlobalPlayer“.„Bei
unsfindetsicheinewirtschaftlicheBandbreite,diein derFormsomancheineGroßstadtnicht bieten kann“,sagt er vollerStolz. Schkeuditzliegtzwischen denMetropolenLeipzigund Halle(Saale). Diesegünstige geografischeLageundeine sehrguteInfrastruktur machendieStadtzueinembedeutenden Wirtschafts-und Dienstleistungszentrum. Der FlughafenLeipzig/Halleund zweiAutobahnen(A9,A14) mitfünfAnschlussstellen verbindenSchkeuditzmit Deutschland–undder Welt. „Aberichseheunsalseine Region,diezusammenwächst undvoneinanderprofitiert. Menschenmachennichtan Grenzenhaltundauchnicht dieUnternehmen.Dahersollten auchwiralsStadtnichtin Grenzendenken“,forderter.
Wirtschaftim Fokus Der Wirtschaftsstandort Schkeuditzzeichnetsich durchseine Vielfaltanstarken,innovativenundmittelständischenUnternehmen aus,dieauchweltweit mit ihrenProduktenund Leistungenerfolgreichsind.Unddas
sindnichtnur diegroßen namhaftenUnternehmen, sondernebenauchdiekleinenundfamiliengeführten. „BeiunssindzahlreicheFirmenangesiedelt,dievielleichtnichtsobekanntsind, aberindem,wassietun,Weltmarktführer sind,Produkte „Made inSchkeuditz“anbietenundinternationalagieren. SiehabenfrühdieZeichen derZeit erkanntundauf Innovationen,Nachhaltigkeit,Digitalisierungund Unternehmenskulturgesetzt“,sagtMatthiasSebald, Wirtschaftsförderer derStadt Schkeuditz.
DiehieransässigenUnternehmenstammenausden BereichenMaschinen-und Anlagenbau,Umwelt-,Energie-undElektrotechnik, Verkehr, Logistik,Bau,Dienstleistung,Fach-undGroßhandelsowiedemGesundheitswesen.DiesenBranchenmix möchtedieStadtindenkommendenJahrenstärken. „WennwireineWunschbranchehaben,diewirgernbei unsnochansiedelnwollen, dannisteseinHotelinderInnenstadt“,soderWirtschaftsförderer.
FLUGHAFENLEIPZIG/HALLE stelltKlimaschutz inden Fokus
DieLuftfahrtbranchesteht
ähnlichwiedieAutomobilindustrieschonlange unterBeobachtungundbeschäftigtsichseit20Jahren intensivmitdemThemaKlimaschutz.DerinternationaleLuftverkehrhateinenAnteilvonrunddreiProzentan denweltweitenCO2-Emissionen.EinkleinerHebel, aberAnspruchderBranche istes,diesenAnteilweiterzu reduzieren.
WasunternimmtderFlughafen konkret,umseineEmissionenzu reduzieren?
Die VorgabenderEUzielen daraufab,dieCO2-Emissionenbis2030drastischzu senken.DerAirportLeipzig/ HallegehtdeutlichüberdieseZielehinaus.Somöchte
dasUnternehmennichtnur reduzieren,sondernbis2030 klimaneutralsein.Erste Meilensteineaufdiesem Wegwurdenbereitserreicht:ImJahr2020konnten beimBetriebderInfrastrukturdesFlughafensgegenüber2019schon86Prozent CO2 eingespartwerden.
WachstumundKlimaschutz sind kein Widerspruch FüreinwachsendesUnternehmenistesnichtselbstverständlich,dieseZielezu erreichen.Dasmachtesnotwendig,dieAnstrengungen nochmalszuintensivieren. SoprüftderFlughafenLeipzig/Hallebeispielsweise eine„hauseigene“EnergieproduktionaufdemBetriebsgelände.Kurzfristig
Fachkräftemangel entgegenwirken Docheine Wirtschaftsregion brauchtnebenpotenziellen ArbeitgebernauchqualifizierteArbeitskräfte.Indiesem Sinneseieswichtig,dassdie UnternehmeninSchkeuditz aufsichaufmerksammachen–zumBeispielaufAusbildungsmessen,beiTagenderoffenen UnternehmenoderdemjährlichenRückkehrertag.„Dazu gehörtaberauch,dasssieausbildenundsichdamitihre Fachkräfteselbstheranziehen“,sagtRaykBergner. Von vielenFirmenweißer,dasssie diesauchtun.DieStadtunterstütztihrerseitsmiteinem eigenenAusbildungsportal, aufdem40Ausbildungsbetriebeund60Berufsbilder vorgestelltwerden.
AttraktiverArbeits-und Wohnort
Abernichtallein dieLage oderdieVielfaltanUnternehmenmachenindenAugen RaykBergnersden WirtschaftsstandortSchkeuditz aus:AuchdieEigenschaften füreinelebenswerteStadt spielendabeieinegrößere Rolle.„Bei Wohnraumange-
botund-preisen,Kinderbetreuung, wohnortnahen SchulenallerFormen,medizinischerundsozialer Versorgung,Breitbandausbau,Kultur-undFreizeitangeboten müssenwirunswahrlich nichtverstecken.“ Schkeuditzwächst,kann ZuzuginerheblichemMaße fürsichverbuchen.DaruminvestiertdieStadtauchinGrößenordnungen–inSchulhaus-, Kita-undStraßenbau. VorallemfürLetzteressetzt sichRaykBergnerein.„Wir müssenbeiallemwirtschaftlichenAufschwungdarauf achten,dassdieInfrastruktur mitentwickeltwird.“DerVerkehraufdenStraßennimmt seitJahrendeutlichzu.Daher stehtfürihnzumBeispielder Ausbau derRadefelderAllee
100 AnfragennachGewerbeansiedelungen verzeichnetedie Stadt Schkeuditzim vergangenenJahr.
19600 Menschenarbeiten inSchkeuditz unddamitgibtes mehrBeschäftigte alsEinwohner.
80% allerneuenArbeitsplätzeinNordsachsen sindinSchkeuditz entstanden.
108000 Ankünfteund fast doppeltsovieleÜbernachtungen verzeichnete Schkeuditz 2019.
400 HektarGewerbefläche verteiltauf12Gewerbegebiete sindin Schkeuditzentstanden.
44,3% Wachstum kann Schkeuditzseit2011 fürsich verbuchen.
15 Minutenundmanist vonSchkeuditzausmit derS-Bahnin Leipzig undin20Minutenin Halle (Saale).
ganzobenaufderAgenda. AberauchderAusbaudes ÖPNVundderS-Bahn-Haltepunkteinklusivebesserer Taktungmuss mehr vorangetrieben werden.Fürihnspielt dasauch inSachenNachhaltigkeiteine wichtigeRolle. „WirwollendiePendlervon derStraßeholen,abervergessendabei,ihnenandereMöglichkeitenzubieten.“
SegenundFluch BeiallerwirtschaftlichenEntwicklungist es RaykBergner wichtig,die Menschenmitnehmen.„Ichmöchteindie Köpfevielerbekommen,dass dieMedaillezweiSeitenhat. Wirbrauchendie Wirtschaft unddiesichwirklichgutentwickelndeInfra-und Wirtschaftsstruktur.Dasistdie
kannEnergieüberSolaranlagenerzeugtwerden,langfristigkönnteauch WasserstoffproduktioneinThema sein.Außerdemwirdan einerweiterenUmstellung derFahrzeugflotteaufalternativeAntriebegearbeitet. DiePlänemachenabernicht andenUnternehmensgrenzenHalt:SosollbeispielsweisedieSchnittstelle „Flug–Schiene“verbessert werden. Wennesgelingt, den Weitertransportvon FrachtperLkwzureduzierenundgrößere Volumina aufdieBahnzuverlagern, liegtdarineinenormes Potenzialfürdie VerringerungvonEmissionenzum WohlderUmwelt.Dafürist esnotwendig,überdiegesetzlichenVorgabenhinaus-
Zahlenund Fakten
DerFlughafen Leipzig/Hallegehörtzuden verkehrsreichstenLuftfrachtdrehscheibenEuropas und verbindetalsAirportfürMitteldeutschland seine Regionmit WirtschaftszentrenundUrlaubsregionen weltweit.
12300
Mitüber12300Arbeitsplätzeninmehrals 120Unternehmenam StandortistderAirporteine dergrößtenArbeitsstätteninMitteldeutschland.
Der Leipzig/HalleAirportzähltzudenamanhaltendsten wachsendenCargo-Airports.Das weltweit größte Drehkreuz vonDHListhierebenso beheimatetwiedasersteeuropäischeLuftfrachtdrehkreuz vonAmazon.
AlszweitgrößterLuftfrachtumschlagplatzin DeutschlandsichertderAirportwichtige Logistikund VersorgungskettenfürdieIndustrieund Bevölkerung.Inder PandemiedientderFlughafen zudemals zentralerUmschlagplatzfür medizinischeGüterundSchutzausrüstung.
zudenken,neueAnsätzezu entwickelnundtatsächlich Realitätwerdenzulassen.
Wo investiertderFlughafen konkretindenUmweltschutz? AuchwenndieBranchesehr hartvondenAuswirkungen derPandemiegetroffenwurde,wirddieMitteldeutsche FlughafenAGweiterhinin umweltfreundlichere Tech-
DERFLUGHAFENLEIPZIG/HALLEIST HEUTE das zweitgrößte Luftfrachtdrehkreuz Deutschlands undNummer vierinEuropa. Angesichtsder stetig steigendenNachfrage sollderFlughafen Leipzig/ Halleausgebaut werden. Foto:Flughafen Leipzig/ Halle
nologieninvestieren,um ihreZielezuerreichen.Das betrifftunteranderemdie energetischeGebäudesanierungoderBodenfahrzeugemitalternativenAntrieben,aberauchPhotovoltaikAnlagen.Dasbedeuteteine enormeKraftanstrengung undHerausforderung–der sichdasUnternehmenverantwortungsvollstellt.
Foto links:
SCHKEUDITZ liegtzwischen Leipzigund
Halle (Saale).Hierhabensichzahlreiche
Unternehmen– vonkleinbisgroß–angesiedelt.ImBildhintendasDHLDrehkreuz Leipzig.
Foto:IHKzu Leipzig/Moritz Kertzscher/FabrikfilmGmbH
ALSNAHERHOLUNGSGEBIETHATSICH
DER SCHLADITZERSEE imNordostenunweitderOrtsteileHaynaund Wolteritz etabliert.BeideOrte verfügenüber Bademöglichkeiten–hierderBlickaufdas HaynaerUfer.
Foto Leipzig TourismusundMarketingGmbH
SCHKEUDITZERMETALLVEREDELUNG betreibtam Standort SchkeuditzsechsmoderneBeschichtungsanlagen
eineSeite.Aberichmöchte den Verantwortlichen,AkteurenunddemFreistaat Sachsenklarmachen,dass dieBürgerinnenund Bürger nichtnurdie Leidtragenden seindürfen,dass manfürdie Menschen,dieeinererhöhtenLärmbelastung ausgesetztsind,auchetwas tun muss“,betonter. ZudenAusbauinvestitionendesFlughafenswünschtersichgleichwertigeundumfänglicheInvestitioneninpassivenund aktivenLärmschutzsowiein ProjektederDaseinsvorsorge.
Nachhaltigkeit DasThemaNachhaltigkeit hatsichdieStadtSchkeuditz schonseitLangemaufdie Fahnengeschrieben.Zielsei es,dieStadtnachhaltigfür
Die Stadt Schkeuditz
Einwohner: 18469 (Stand:31.12.2021)
Fläche: 8147ha
Wohnbaufläche: 544ha
Industrie-und
Gewerbefläche: 393ha
Spielplätze: 32
Kitas: 9
Schulen: 4Grundschulen, 1Oberschule,1 Gymnasium, 1berufsbildendeSchule
Vereine: 120
Ortsteile: Dölzig, Freiroda, Gerbisdorf,Glesien,Hayna, Kleinliebenau, Kursdorf, Radefeldund Wolteritz
Oberbürgermeister:
RaykBergner
Kontakt:
StadtverwaltungSchkeuditz
Rathausplatz3
04435 Schkeuditz
Telefon: 03420488-0
E-Mail: sv@schkeuditz.de
www.schkeuditz.de
Quellen:Gemeindestatistik Sachsen, StadtSchkeuditz
spätereGenerationenzuhinterlassen.„UnsgehtesspeziellumRessourcenschutz, geradebeiWasserundBoden, umKlimaneutralitätund Energieeffizienz.“AlsleuchtendesBeispielnenntRayk BergnerdieStadtwerke Schkeuditz.SeitJanuardieses JahresbietensieStrom ausschließlichauserneuerbarenEnergienan.„Undwenn sichUnternehmenhieransiedelnwollen,stellenwirauch Forderungenfür einenachhaltigeEntwicklung,seiesim RahmenvonenergiesparenderBauweise,Grünflächen, Photovoltaikundmehr.“ AuchdasisteinThema,das mannurgemeinsam–Kommune, WirtschaftundGesellschaft–angehenkann. NannetteHoffmann
DasUnternehmen BITZER stellt Kundenaufder ganzen Welteffiziente LösungenfürAnwendungen inder Kälte-undKlimabranchezur Verfügung
Ob Tiefkühlpizzaim Supermarkt,ThunfischFrostungaufhoherSeeoder dieKlimatisierungvonFahrzeugenundGebäuden–Kälte-undKlimatechnik sindelementareBestandteileunsererLebenswelt.
AlsunabhängigerSpezialist indiesemBereichistBitzer weltweitimEinsatz:MitProduktenundDienstleistungenfürKältetechnik,Klimatisierung,Prozesskühlung und TransportsorgtBitzer füroptimale Temperaturbedingungenin Warenhandel, Industrieprozessenund Raumklimatisierung–immervordemHintergrund größtmöglicherEnergieeffizienzundQualität. Von Schkeuditzaus,demgrößtendeutschenStandortder Firmengruppe,liefertBitzer Hubkolbenverdichterund Verflüssigungssätzeindie ganze Welt.
ImmerinBewegung
Weltweitsorgen3800Mitarbeitendean72Standorten täglichfürdieinderBranche anerkanntehoheBitzerQualität:Produziertwird nachhöchstenStandards undmitmodernstenFertigungsmethoden. BitzerSchkeuditzgehört zudengrößtenStandorten derglobalaktivenUnternehmensgruppe.GegründetwurdederStandort 1991–unddirektdanachbegannmandamit,kräftigzu investieren:AnfangsproduzierteBitzerSchkeuditzauf 2500Quadratmetern,dank mehrererUm-undNeubau-
tensindesheutemehrals 19000Quadratmeter.
DieZahlderMitarbeitendenistvondamals210auf mehrals800gewachsenund auchdieAusbildungsquote wirdstetigerhöht.MittlerweilegenießtBitzerSchkeuditzinderRegion Vorbildcharakterundistdergrößte Produktions-undAusbildungsbetriebimLandkreis Nordsachsen.
Ein Standortmit Perspektive DiemoderneProduktionin Schkeuditzteiltsichinzwei Bereiche:IndermechanischenFertigungwerden Gehäuse–ähnlicheinem MotorblockimAutomobilbau–sowieExcenterwellen, Kurbelwellen,Pleuelund andereAnbauteilebearbeitet.InderMontageerfolgen derZusammenbauderHubkolbenverdichter,diebiszu 730Kilogrammwiegenkönnen,sowiederenrobotergestützteLackierung.
Des Weiterenwerdenin Schkeuditzauchkomplette Verflüssigungssätzegefertigt,dieKundeneinesehr einfacheInstallationihrer Kälte-undKlimatechnikermöglichen.NebenderProduktionistamStandortzudemdieForschungundEntwicklungmitüber50Mitarbeitendenansässig,die die Weiterentwicklungder HubkolbenverdichtertechnikfürdieUnternehmensgruppevorantreiben.
DieSchkeuditzerMetallveredelungisteinerder führendenOberflächenbeschichterinMitteldeutschland.Alsmittelständisches Unternehmenvorden Toren LeipzigsbehauptetderFamilienbetriebseineguteMarktpositionseitmehrals30Jahren–unddasinzweiterFamiliengeneration.„UnserSpezialgebietsindinnovative Oberflächenmitden VerfahrenZink,Zinn,Eloxalund BeizpassivierenvonAluminium.Siegebenden Teilen optimalenOberflächen-und Korrosionsschutzsowieeine perfekteOptik“,berichtet DoreenDierkes,GeschäftsführerindesUnternehmens.
DabeiwissenvieleMenschengarnicht,welche Teile unseresAlltagsundinderIndustrieallebeschichtetsind: „NebenFenster-undMöbelbeschlägen TeilefürLandmaschinen,Baumarktartikel, HäuserfassadenausAluminium,Kfz-Teileundvieleweiteremehr“,zähltDoreen Dierkesauf.Daherstammen dieKunden desUnternehmensauchausvielenBranchen:Möbel-,Automobil-, Elektro-undMetallbauindustrie,Landmaschinenbau sowiederMedizintechnik.
DerBerufdes
Oberflächenbeschichters
Zudeninsgesamt70MitarbeiterinnenundMitarbei-
ternzählenauchfünfAuszubildende.Ausgebildetwirdin demBerufdesOberflächenbeschichters.Ein Beruf mit Zukunft,wiedieGeschäftsführerinbetont.„VieleMetalle,dieverarbeitetwerden, könnenoftnichtunbeschichtetverwendetwerden.Das heißt,derOberflächenbeschichterwirdimmergebraucht.“Der Berufseivielseitigundspannend.„Allein durchdie VielfaltderKunden undderen Segmentesowie dieverschiedenenBeschichtungsverfahrenkommtbei unskeineLangeweile auf.“
DerOberflächenbeschichterbegleitetdenkompletten Produktionsprozess,überwachtdiehauseigenenAnlagenundüberprüftdieQualitätderProdukte.Des WeiterengehörenLaboranalysen zurBadüberwachungsowie dieBehandlung der galvanischenAbwässerebensozum Aufgabengebiet.„Esistkein typischerHandwerksberuf. EsisteinwichtigerBerufmit Verantwortung.“ ImAnschlussandiedreijährigeAusbildungbietetdas Unternehmenzudemeinen ArbeitsplatzalsFacharbeiter sowieverschiedene Weiterbildungsmöglichkeitenund AufstiegswegewieMeister und Technikeran.QuereinsteigererhaltendieMöglichkeit,alsAnlagenführerausgebildetzuwerden.
DIESCHKEUDITZERMETALLVEREDELUNG sucht stetsnachdenbestenundeffizientesten MethodenderOberflächenbehandlung. Foto:MAREIPICTURE
Kontakt
SchkeuditzerMetallveredelungGmbH
Industriestraße 42,04435 Schkeuditz
Telefon: 034204/689-0
E-Mail:info@smv-online.eu
www.smv-online.eu
BITZER SCHKEUDITZ ist dergrößte Produktionsbetriebdes Landkreises Nordsachsen. Fotos:Bitzer
MEHRALS800 ENGAGIERTE MITARBEITERINNENUND MITARBEITER produzierenbei BitzerSchkeuditzHubkolbenverdichter und Verflüssigungssätzefür KälteundKlimasystemeaufderganzen Welt(abgebildet:Hubkolbenverdichter).
DIE AUSBILDUNGBEI BITZER SCHKEUDITZ wurdebereits mehrfachhonoriert.Die Ausbildungswerkstatt bietetPlatzfür biszu40 Auszubildendealler Lehrjahre.
Kontakt
AUCHVERFLÜSSIGUNGSSÄTZE werden am Standortin Schkeuditz gefertigt.
Bitzer KühlmaschinenbauSchkeuditzGmbH Industriestraße48,04453Schkeuditz
Telefon: 034204 702-0
E-Mail:bitzer@bitzer.de www.bitzer.de
Gute Arbeit zählt nicht unbedingt. Da führte Hiltrud Werner (55), seit 2017 Vorstand Integrität und Recht, den Volkswagen-Konzern mit sicherer Hand durch den DieselSkandal. Doch Missstimmungen zwischen VW-Chef Herbert Diess (63) und ihr sorgen, dass ihr bis Februar 2022 befristeter Vertrag nicht verlängert wurde. Die gebürtige Bad Doberanerin fällt nicht ins Bodenlose. Sie übernahm Ende vorigen Jahres den Vorsitz des Aufsichtsrates der Mitteldeutschen
Flughafen AG mit ihren beiden
Airports Leipzig/Halle und Dresden. Sie löste Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (58) ab, der das Amt vorübergehend als Nachfolger des Ex-Chef des Duisburger Hafens, Erich Staake (68), übernommen hatte. Werner, die an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Wirtschaftswissenschaften studierte, sieht in den
Feiern stand er nie ablehnend gegenüber. Doch seinen 80. Geburtstag konnte Hartmut Bunsen lange Jahre Chef des Unternehmerverbandes Sachsen, nicht begehen. Die Pandemie machte ihm einen Strich durch die geplanten Festivitäten. Bunsen war selbst schwer an Corona erkrankt, lag tagelang auf der Intensivstation. Aber der Unternehmer (Messeprojekt Leipzig) hat sich gut erholt und lud daher jetzt zur Nachfeier ein –just an seinem 81. Geburtstag. Der Kreis war pandemiebedingt immer noch klein gehalten. aber nicht weniger prominent. Sein Nachfolger als Verbandschef, Dietrich Enk (48), war ebenso unter den Gratulanten wie Kristian Kirpal (48), Präsident der Industrie- und Handelskammer, dessen Vater Kurt Kirpal (76) und Sparkassen-Vorstandsvorsit-
Foto: dpa/Holger Hollemann
Flughäfen einen wichtigen Treiber einer positiven ökonomischen Entwicklung für Mitteldeutschland: „Gerade in der heutigen Zeit fordern Klimaschutz und die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit neue und frische Ideen.“
Er baute das 2002 offiziell eröffnete Leipziger Porsche-Werk auf und führte es bis 2017 als Vorsitzender der Geschäftsführung in eine gute Zukunft. Jetzt wurde Siegfried Bülow (69) als erste Person überhaupt mit dem August-Horch-Preis ausgezeichnet. Er wurde gemeinsam von der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, dem Automobilzuliefernetzwerk AMZ, dem August Horch Museum Zwickau und der DRH Vermögensverwaltung ins Leben gerufen, um besondere Verdienste um den sächsischen Automobilbau und die Zulieferindustrie des Freistaates zu würdigen. Bülow, der heute als Honorarprofessor für Projekt- und Prozessmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig lehrt, nahm den Preis im Beisein von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (46) entgegen. In der
Fabrik sind direkt rund 4500 „hochqualifierte und motivierte“ Mitarbeiter beschäftigt, wie Porsche-ChefOliver Blume (53) kürzlich in einem LVZ-Interview lobte.
und den Ausbau des B2B-Geschäfts deutlich vorangetrieben.
Frank Mastiaux
zender Harald Langenfeld (61). Logisch, dass auch Handball-Manager Karsten Günther (40) nicht fehlte. Bunsen zählt seit Jahren zu den Sponsoren des Bundesligisten.
Früher geht es kaum. Angesichts des sich immer stärker abzeichnenden Fachkräftemangels dachten sich Matthias Forßbohm (52), Präsident der Handwerkskammer Leipzig, und sein Hauptgeschäftsführer Volker Lux (53) eine besondere Aktion aus. „Heute wird noch gekleckert. Wenn ich groß bin, wird geklotzt.“ Unter diesem Motto wird jetzt bereits bei den Allerjüngsten und natürlich deren Eltern für einen Lebensentwurf geworben, der in Deutschlands vielseitigsten Wirtschaftsbereich führen soll. Je ein Lätzchen mit diesem Spruch enthält das Willkommenspräsent der Sana Kliniken Leipziger Land für die Neugeborenen. „Wenn es um die Berufswahl der Kinder geht, steht das Handwerk noch nicht im Fokus vieler Eltern“, begründet Forßbohm die Aktion. Deshalb
Ebenfalls kreativ erwies sich der Unternehmerverein Gemeinsam für Leipzig. Mit Präsident Mathias Reuschel (64) an der Spitze wurde Beschäftigten im Gesundheitsberuf Danke gesagt. Schließlich haben diese Arbeitnehmer seit gut zwei Jahren, seit die Corona-Pandemie sich in Deutschland ausbreitete, einen enormen Einsatz gezeigt. So überreichte Reuschel jetzt unter anderem im Diakonissenkrankenhaus und im Klinikum St. Georg jeweils 200 Leipziger Lerchen. Eine kleine, aber feine Geste. Die Wahl des Geschenks kam nicht von ungefähr. Einmal im Jahr verleiht der vor 20 Jahren gegründete Verein die Leipziger Lerche als Preis an Firmen, Organisatoren und Menschen, die den Ruf Leipzigs in alle Welt
mache die Kammer frühzeitig darauf aufmerksam, dass das Handwerk mit über 130 Berufen –vom Augenoptiker bis zum Zimmerer – für jedes Talent eine Perspektive und viele Karrierechancen biete.
Sie ist seit eindreiviertel Jahren in ihrem Amt. Katrin Leonhardt (55), Chefin der Sächsischen Aufbaubank, hat ihren privaten Wohnsitz in Leipzig genommen. Wohl wissend, dass das landeseigene Förderinstitut seinen Sitz in der Messemetropole hat und mit einem imposanten Neubau am Rande des Rings einen 165 Millionen teuren architektonischen Hingucker geliefert hat, der im vergangenen Herbst offiziell eingeweiht wurde. Mit Bauen hat die Bankerin auch beruflich zu tun. Denn die Bank gab im vorigen Jahr im Wohnungsbausektor 2021 Finanzierungszusagen in Höhe von 229 Millionen Euro. Mit dem Programm „Familienwohnen“ wurden 23 Millionen Euro und ergänzende Finanzierungen in Höhe von 20 Millionen Euro für 200 Familien bewilligt. Damit
Ruven Weichert
Andreas Trenkel
Foto: Dirk Knofe
werden sie auf dem Weg ins eigene Heim mit besonders zinsgünstigen Darlehen unterstützt.
Foto: dpa/Christoph Schmidt
mein Amt in andere Hände zu geben und mich neuen Themen und Herausforderungen zu widmen“, sagte der promovierte Chemiker.
tragen. Zu den damit Geehrten gehören unter anderem RB Leipzig, das hiesige BMW-Werk und der DHL Hub Leipzig.
Foto: Porsche AG - Leipzig
erfolgreichen Entwicklung unseres sächsischen Produktionsstandorts geleistet“, lobt Reimold. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Gerd Rupp (53).
Foto: Vincent Graetsch
Infrastruktur“ zur Verfügung. „Die Dörfer haben für Sachsen-Anhalt eine große Bedeutung – und sie haben eine beeindruckende Entwicklung vollzogen“, sagt Schulze. Auf dem Land gehe Dorfentwicklung und Tourismus Hand in Hand.
Foto: Nancy Glor
Die Deutsche Bank führt die Leitung des Firmenkundengeschäftes in Sachsen zusammen: Michael Erfurt (46), der in der Geschäftsleitung der Deutschen Bank bisher für die Firmenkunden im Marktgebiet Leipzig-Chemnitz verantwortlich war, macht das nun für den gesamten Freistaat. Erfurt sagte, er freue sich sehr, nun auch für die Geschäftsbeziehungen mit den Unternehmen in Dresden und Ostsachsen zuständig zu sein. „Wir wollen so die sächsische Wirtschaft insgesamt noch besser bei ihrem Wachstum begleiten.“ Erfurt begann seine Ausbildung 1991 bei der Deutschen Bank in Dresden. Er leitete Filialen in Dresden, Leipzig und Chemnitz. 2017 wechselte er nach Leipzig zur Führung des Firmenkundengeschäfts. Der
Foto: André Kempner
gebürtige Freitaler ist verheiratet, die Familie hat drei Kinder.
Leipziger Firma Gruber Nutzfahrzeuge will menschlichen Lebensraum möglichst wenig beeinträchtigen
Er kommt ins Grübeln.
Auf die Frage, wie es sein Unternehmen mit der Nachhaltigkeit hält, sinniert Mario Perner, stellt eine Gegenfrage: „Wie wird das eigentlich definiert –Nachhaltigkeit?“ Rasch nimmt er sein Smartphone und striezt das Internet. Das Ergebnis liest er laut vor: „Auf längere Zeit stark auswirkend“ und ist nicht so recht zufriedendamit.„Vielleichttrifftesbesser zu sagen: ‚Lange Zeit nutzbar ohne enorme Umweltbelastung‘?“ Das passt ihm schon eher ins Bild, sprich in sein Firmenkonzept. Immerhin hat die Leipziger Gruber Nutzfahrzeuge GmbH den Zug der Zeit längsterkanntundsorgtsichmitgehörigen Anstrengungen darum, dass der menschliche Lebensraum möglichst wenig von Lastkraftwagen und Transportern beeinträchtigt wird, obwohl der Handel damit und deren Reparatur das Kerngeschäft des Unternehmens prägt. „Klar ist allerdings, dass der Alltag ohnesienichtfunktioniert,unsauch der Dieselmotor noch einige Jahre begleiten wird“, ist der 47-jährige kaufmännische Geschäftsführer überzeugt. „Zum Thema Nachhaltigkeit gehört immer auch eine Portion Ehrlichkeit.“ Übers Knie lasse sich hier nichts brechen. Aber was machbarist,„dasnehmenwirschon in Angriff. Und das ist gar nicht so wenig“, sagt der Vater dreier Kinder, der seit 2007 zur Geschäftsführung von Gruber in Leipzig gehört –einemBetrieb,dersichdemVerkauf undderReparaturvorallemvonIveco- und Fiat-Professional-Nutzfahrzeugen verschrieben hat. Bei beidenHerstellerngeheeszunehmend um alternative Antriebe. „Und seit vorigem August ist noch ein dritter mit ins Boot gekommen – Tropos
Zum Thema Nachhaltigkeit gehört immer auch eine Portion Ehrlichkeit.
Mario Perner Geschäftsführer Leipziger Gruber Nutzfahrzeuge GmbH
Motors aus Herne.“ Letzterer setzt auf vollelektrische Nutzfahzeuge. Allerdings „nur in kleiner Ausführung. Das sind dann Transporter mit geringerer Ladefläche, in kleinerer Bauweise“. Auf den ersten Blick in etwavergleichbarmitdemlegendären Multicar, der zu DDR-Zeiten entwickelt wurde. Perner nennt Einsatzbereiche,woder„Winzling“ gute Dienste verrichtet – etwa „bei Friedhofsgärtnern, die mit dem Tropos gut durch die Reihen fahren können oder im innerbetrieblichen Verkehr,wennTeilevoneinerHalle indieanderegebrachtwerdenmüssen“. In Naunhof wiederum leisten die Fahrzeuge bei der Leerung der Papierkörbe rund um die Seen der Region bereits gute Dienste, auch das Klinikum St. Georg in Leipzig hat die Vorteile für sich entdeckt und zwei Fahrzeuge dieser Art gekauft.Wenigerumweltbelastendsei logischerweise,dassdieseFahrzeugeohnefossileBrennstoffeauskommen und „mit einer einfachen Bauweise brillieren. Und: Aufgeladen werden können sie an herkömmlichen Steckdosen“, nennt DiplomKaufmann Perner einen weiteren Pluspunkt dieser „Stromer“.
1500 Beschäftigte
Das Familienunternehmen, das im FirmenverbundzahlreicheStandorte in ganz Deutschland in verschiedenen Wirtschaftsbereichen mit mehr als 1500 Beschäftigten betreibt, „bietet auch im oberen Bereich Elektrofahrzeuge an“, zählt der Leipziger Chef auf, der gleich nachdemStudiummit27Jahrenbei
Gruber in der Messestadt seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte. Der Fiat E-Ducato etwa oder der E-Scudo, der im nächsten Jahr ab dem zweiten Quartal zu haben sei. Iveco wiederum setze verstärkt
aufGasantrieb–„überalleProduktreihen hinweg“, berichtet Perner. Ob kleinere Transporter ab 3,5 Tonnen Traglast oder mittelschwere Fahrzeugebis7,5Tonnenoderauch die schweren Sattelzüge – alles „ist, mit Erdgas betrieben, zu haben“. Dieser Treibstoff habe für den Kunden im schweren Segment zugleich den Vorteil, dass die Lkws von der Maut befreit sind – „noch bis Ende 2023 nach jetzigem Stand“. ZwischenzeitlichseiendieseFahrzeuge auch staatlich gefördert worden.
Um den Service zu verbessern, „wird auf dem Grundstück unserer Firma am Standort Podelwitz in diesem Jahr sogar eine LNG-TankstellefürverflüssigtesErdgaseröffnet“.
PernerplädiertfürdiebreiteAufstellung in Sachen alternative Antriebe, nicht nur für die staatlich besonders geförderte E-Mobilität.
„Jegliche denkbare Version ist in Betracht zu ziehen, um der Umwelt möglichst wenig Schäden aufzubürden“, betont der gebürtige Naumburger. Daher finde er es besonders interessant, dass Iveco und der US-Hersteller Nikola stark zusammenarbeitenundbereitseingemeinsames Produktionswerk für batterie-elektrischeundbrennstoffzellen-betriebene LKW seit September 2021 in Ulm betreiben, um einen mit Wasserstoff betriebenen auf den Markt zu bringen. „Das dauert zwar noch etwas, aber 2023/24sollesnachjetzigenPlänen so weit sein.“
Alternative Antriebe im Blick
200000
Auf dem Weg zur Klimaneutralität sollen nach EU-Vorgaben die CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis 2030 um 30 Prozent verringert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten rund 200 000 emissionsfreie Lkw bis 2030 inEuropa im Einsatz sein.
70
Bis 2030 müssten in Deutschland 70 Lkw-taugliche H2-Tankstellen gleichmäßig über das Autobahnnetz verteilt errichtet werden.
lionen Euro beim NutzfahrzeugVerkauf („geplant waren 23 Millionen im Neuwagenverkauf“) entfielen im vorigen Jahr „auf die Umweltgerechteren“, freut sich Perner. „Allerdings kämpfen wir momentan generell mit langen Lieferzeiten“, beklagt der Chef. Wer Ende 2021 ein Nutzfahrzeug bestellt hat, müsse teilweise bis November warten, um es ausgeliefert zu bekommen.„WeltweitgibtesenormeEngpässe bei den Herstellern, nicht zuletzt wohl wegen fehlender elektronischer Bauteile.“
Blick von oben auf die Firma Gruber in Leipzig.
Foto: AndrÉ Kempner
SachsenistExportland. Allein2019wurden Warenim Wert vonmehrals40MilliardenEurovonhierausinalle Weltausgeführt.GleichzeitigsindabernurrundachtProzentderheimischenUnternehmen exportaktiv.Zudemhabendie Corona-PandemieundderKrieginderUkraine zahlreiche Geschäftsbeziehungenunterbrochen.Hier setztdieInternationalisierungsoffensive(IOSax)an.
Ziel vonIOSaxistes,Unternehmenbeim Auf-und Ausbau ihres Auslandsgeschäftszuunterstützenundgemeinsam Kontakte zupotenziellen Kundenund Partnernzuknüpfen.IOSaxbietetpassgenaue Leistungen,die kostenlos undzum Teilsogar förderfähigsind.DasProjektwird finanziertdurchdasSächsische Staatsministeriumfür Wirtschaft,Arbeitund Verkehrund vonder WirtschaftsförderungSachsenGmbH koordiniert.DieDurchführung
In Leipzig setzt Gruber schon seit fünfJahrenaufalternativeAntriebe – alternativ zu Diesel. Vor mehr als zehn Jahren habe es die ersten Versuche gegeben. „Das war damals aberallesnochrechtsporadischund betraf auch lediglich den Transporterbereich, nicht die schweren Lastzüge.“ Noch ist der Umsatzanteil, den Gas- und Elektro-Fahrzeuge bei Gruber einfahren, „vergleichsweise gering“, so Perner. Er schätzt ihn auf acht bis zehn Prozent vom Gesamtumsatz des Unternehmens, in absehbarer Zeit „kann er bei zwanzig Prozent liegen“. Immerhin habe Gruber bereits 2020 im HöchstlastsegmentschonmehrgasgetriebeneLasterverkauftalsinder Dieselsparte. Allerdings nähmen die alternativen Antriebe einen immer größeren Umfang ein. 15 Prozent des Umsatzes von etwa 20 Mil-
erfolgtgemeinsammitdensächsischenIndustrie-und HandelskammernsowiedenHandwerkskammern.
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Das Auslandsgeschäft stelltUnternehmen vorneue Herausforderungen.Mitdem Online-Selbsttest findenUnternehmerundUnternehmerinnenanhand vonnuracht Fragenheraus,obihrUnternehmenbereitist.Die Website istdasunternehmerische Aushängeschildunddererste Anlaufpunktfür Kunden.Mitdem Leitfaden der Internationalisierungsoffensive stellenUnternehmenihrenOnline-AuftrittaufneueZielgruppenim Auslandein.
WEBINARE IOSaxbietet regelmäßig Webinareunddigitale Workshopszum ThemaInternationalisierung.Gemeinsammit
Für Lkw mit Batterien eignen sich von den 16 100 Ladepunkten aktuell nur 25.
Um einen Anteil von nur 5 Prozent des Fahrzeugbestands abzudecken, wären 1200 Ladepunkte mit einer Ladeleistung von 720 kW erforderlich.
Quelle: VDI VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V., 24.2.2022, VDI/VDE-Studie „Klimafreundliche Nutzfahrzeuge. Vergleich unterschiedlicher Technologiepfade für CO2-neutrale und -freie Antriebe“.
Wenig zuträglich seien zudem die schwankenden Preise an den Tankstellen. „Bei Gas haben sie mächtig angezogen. Auch Strom ist indenvergangenenMonatenteurer geworden.“ Das schrecke möglicherweise potenzielle Käufer ab. „Immerhin müssen sie für E- und Gasautos ja auch mehr bezahlen als für einen Diesel. Beim Transporter etwa15000Euromehr,beimSattelzuggar25000bis30000.“Diesalles zusammen schmälere selbstredend die Attraktivität von Fahrzeugen mit modernen Antrieben. Technische Modernisierung Nichtsdestotrotz halten Perner und sein Geschäftsführerkollege Ralf Stukenbrock (69) an dem Ziel fest, mehr in Sachen Nachhaltigkeit zu erreichen. Deshalb sei im vorigen Jahr auch viel in die technische Modernisierung an den Gruber-Standorten in der Messestadt und Podelwitz, in Landsberg (Sachsen-Anhalt) sowie bei den Thüringer Ablegern in Dingelstädt und Nordhausen investiert worden. „Überall habenwirjetztElektro-Ladestationen, häufig auch schon die Schnelllader“, so Perner. Im Schnitt seien mehrals10000EuroalleinfürLadeinfrastruktur in jeden Betriebsteil geflossen. Zudem wären zusätzlich neue Werkzeuge und Reparaturausrüstungen erforderlich gewesen. Nicht zuletzt „haben wir unser Werkstattpersonal schulen müssen, um es auf den neuesten Stand der Technik zu bringen“. Bei Elektrooder Gasfahrzeugen seien „eben andereHandgriffeundFertigkeiten gefragt als beim alten Diesel“. Aber mit Blick auf die Umwelt, auf die Nachhaltigkeit, meint Perner, „sind all die Maßnahmen und noch viel mehr dringend geboten“. Deshalb werde Gruber auf diesem Weg keine Abstriche machen.
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IOSax
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Die Gründung des Deutschen Lithium-Instituts, kurz: Itel (Institute for Technologies and Economics of Lithium), geht auf eine Initiative der GP Günter Papenburg AG (Hannover) zurück. Anstoß war, so Andreas Heilmann, Geschäftsführer einer hiesigen Entsorgungstochter des Unternehmens, die Ansiedlung von Rock Tech Lithium. Schließlich fallen bei der Lithium-Herstellung erhebliche Mengen an Reststoffen an. „Unser Lithium-Institut befasst sich damit, Technologien des Recyclings zu entwickeln und den sogenannten Abfall zu verwertbaren Beiprodukten zu machen“, erläutert dessen Geschäftsführer Ulrich Blum. Heilmann ergänzt: „De-Fossilisierung und Zero-Waste-Strategie einer Lithiumhydroxidproduktion benötigen Forschungsund Entwicklungsvorhaben unter Einbeziehung von leistungsfähigen Partnern aus der Energie- und Bauwirtschaft.“ Die Standortentscheidung für das Lithium-Institut sei bewusst für Mitteldeutschland erfolgt, „da hier neben den industriellen Kernen der Chemie- und Energiewirtschaft beste Voraussetzungen für einen zügigen Aufbau vonindustrienahen Forschungskompetenzen gegeben sind“.
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit seien für das Familienunternehmen Papenburg ein zentrales Zukunftsthema, sagt Heilmann, der auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Leipzig ist. Dies umfasse den Aufbau wissenschaftlicher Ressourcen, um technologische Lösungen zu erarbeiten, damit die zum Teil sehr energieintensiven Anlagen in der Bauwirtschaft mit alternativen Energien, insbesondere Wasserstoff, betrieben werden können. Da es sich hier nicht einfach um einen Austausch von Energieträgern handele, seien komplexe
Wir wollen Schrittmacher der De-Fossilierung der Baubranche werden.
Andreas Heilmann PapenburgGeschäftsführerRohstoff unverzichtbar für Elektromobilität / 470-Millionen-Euro-Investition in Guben geplant
Lithium-Abbau in einem chilenischen Salzsee. Fotos: Adobe Stock / #86354842 | André Kempner (2)
branchenbezogene Lösungen gefordert. „Im Verbund mit weiteren großen Unternehmen der Branche wollen wir hier Schrittmacher der De-Fossilisierung der Baubranche werden.“ Nach Angaben von Heilmann besteht die Strategie der Papenburg AG zunächst darin, Abfälle zu vermeiden. Bei der Lithiumproduktion entstünden 90 Prozent potenzielle Sekundärrohstoffe für die Baustoffindustrie. Dabei handele es sich vorwiegend um Gips oder Aluminiumsilikate. Die anfallenden Gipse sollen nach einer weiteren Aufbereitungsstufe als Baustoff wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Noch wird Gips vorwiegend aus der Asche der Braunkohle gewonnen. Doch das Aus dieser Kraftwerke ist besiegelt. Also müssen Alternativen her. „ Wir kooperieren deshalb intensiv mit dem Baustoffhersteller Knauf“, berichtet Heilmann. Auch Knauf, einer der Branchenriesen, zählt zu den Gesellschaftern des Lithium-Instituts. Ähnlich stellt sich die Situation bei Aluminiumsilikaten (im Volksmund: Tonerde) dar, welche als Basisrohstoff in der Glas- und Keramikindustrie benötigt werden.
Kurz gesagt: Hinter dem Konzept zur Lithiumhydroxydherstellung „verbirgt sich die Strategie zur vollständigen Rückführung der Produktionsbeiprodukte in den Wirtschaftskreislauf“, erläutert Heilmann. Alles andere fände im Übrigen keine gesellschaftliche Akzeptanz und sei auch eine Forderung der Abnehmer aus der Automobilindustrie. Blum ergänzt, Ziel sei, das Lithium durch das Verwerten aller Batterien in den Kreislauf zu führen, „um damit nur noch geringe Zusatzmengen bergmännisch gewinnen zu müssen“. Ähnlich, wie es beim Platin in den Abgaskatalysatoren sei. mi
Es wird als das neue weiße Gold bezeichnet. Lithium wird benötigt, um Smartphones, Laptops und Energiespeichertechnik zu produzieren. Vor allem aber ist der Rohstoff unverzichtbar, um die Elektromobilität in Deutschland voranzutreiben – ohne Lithium gibt es keine Akkus für Elektroautos. Jetzt wollen auch die neuen Bundesländer in diesem sich abzeichnenden Milliardenmarkt mitmischen. „Es bestehtdiegroßeChance,immitteldeutschen Wirtschaftsraum ein europäisches Lithium Valley aufzubauen“, sagt Ulrich Blum, lange Jahre Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, und spricht von einem Cluster, das entstehen könnte. Der Professor ist einer der Geschäftsführer des im vergangenen Spätsommer von der Privatwirtschaft gegründeten Deutschen Lithium-Instituts, das seinen Sitz in Halle hat. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Lithium forschen erfahrene Geologen, Materialwissenschaftler, Verfahrenstechniker und Ökonomen, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. DasweißeLeichtmetallverzeichnet eine hohe Nachfrage. Der weltweite Bedarf wird rasant nach oben fahren, von einer Verzehnfachung bis 2028 ist die Rede. Dann wären jährlich 1,6 Millionen Tonnen des Alkalimetalls erforderlich. Aktuell wird es in Australien sowie im Dreieck Argentinien-Bolivien-Chile gewonnen. Was dort Kritiker auf den Plan gerufen hat. Für eine Tonne Lithium werden 2,2 Millionen Liter Wasser benötigt. Die Salzseen mit den Vorkommen in Südamerika befindensichaberintrockenenRegionen. Der Zugang zu Wasser wiederum ist eine entscheidende Lebensgrundlage.
Die Verarbeitung erfolgt ausschließlich in China. „Europa benötigt rund 300000 Tonnen jährlich“, sagtBlumvoraus.DieBatterieeines Tesla Modell 5 braucht zwölf Kilogramm dieses Elements. Bei einer Fertigungskapazität einer Lithiumraffinerie von rund 25000 Tonnen pro Jahr sind also in Europa zwölf derartige Anlagen erforderlich, um dieBatterieherstellungfürdiePKWProduktion abzusichern, rechnet der Ökonom vor. Akkus für LKW oder beispielsweise große Speicher sind nicht eingerechnet.
Es liegt also mehr Lithium unter der Straße als auf ihr fährt.
Ulrich Blum Geschäftsführer des Deutschen Lithium-Instituts
Ein mit Lithium durchsetztes Stück: Das Vorkommen im Erzgebirge wird auf 125 000 Tonnen geschätzt.
Foto: ROBERT MICHAEL
Blum sagt, Importe seien kritisch zu sehen, „weil Lithiumhydroxid oder Batterien aus Sicherheitsgründen schlecht zu transportieren sind“. Das begünstige die Vor-OrtProduktion. Rund die Hälfte der in DeutschlandeingesetztenBatterien werde aktuell wegen Funktionsmängeln entsorgt – und zwar ohne Recycling, weil es dieses technologisch noch nicht großindustriell gebe. Die lithiumhaltigen Schlacken
hätten eine Konzentration von ein Prozent und gingen aktuell in den Straßenbau. „Es liegt also mehr Lithium unter der Straße als auf ihr fährt“,bemerktderWissenschaftler. JetztbahntsichdieersteLithiumFertigung in der Bundesrepublik an. Rock Tech Lithium Inc., ein Unternehmen, das auch zu den Gesellschaftern des Hallenser Instituts gehört, plant in Guben den Bau des ersten europäischen Lithiumkonverters – eine Fabrik, die aus dem Rohstoff das für die Batteriefertigung notwendige Lithiumhydroxid herstellt. „Wir werden der LithiumPartner der Automobilindustrie“, sagt der Vorstandschef von Rock Tech, Dirk Harbecke, dessen Familie 20 Prozent der Anteile an der Gesellschaft hält, die ihren Sitz im kanadischen Vancouver hat. Der Standortentscheidung sei eine Suche in ganz Europa vorausgegangen. Insgesamt werden bis zu 470 Millionen Euro investiert und 160 Arbeitsplätze geschaffen. Der Konverter soll 2024 seinen Betrieb aufnehmenundjährlich24000Tonnen Lithiumhydroxid herstellen. Derartige Fertigungsstätten seien wichtig, „wenn Europas Autoindustrie nicht wie bei Halbleitern von ausländischen Zulieferern abhängig werden will“, betont Harbecke. NochexistiertkeineLithium-Gewinnung in Europa. Es gibt aber Vorkommen etwa am Oberrhein sowie im Erzgebirge, auf deutscher wie auf tschechischer Seite. Die Deutsche Lithium GmbH mit Sitz in Freiberg geht davon aus, „dass wir 2025 in Größenordnung in die Produktion gehen“, so Geschäftsführer Armin Müller. Das Vorkommen wird mit 125000 Tonnen angegeben, der geschätzte Wert liegt bei zehnMilliardenEuro.Von250Jobs, die entstehen könnten, ist die Rede. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Lithium seien die deutschen Vorkommen „auch im Erfolgsfall auf Dauer nicht ausreichend“, bewertet Wirtschaftswissenschaftler Blum. Das im Grundwasser des Oberrheins enthaltene Lithium wurde über Jahrmillionen aus den Gesteinen gelöst. „Das wächst also nicht nach.“ Mit der Folge,dasslithiumhaltigeErzeoder Salze importiert werden müssten. Zudem stehe der Werkstoff noch kaum aus Recycling zur Verfügung. Gleichwohl seien die weltweiten Gesamtvorräte„aufvieleJahrzehnte ausreichend“. Das könne allerdings eingeschränkt sein durch die technische und wirtschaftliche Gewinnbarkeit und damit die kurzfristige Zurverfügungstellung. Der Wiederaufbereitung will sich Harbecke annehmen. „Wir wollen altes Lithium recyceln“, sagt er. So soll der Kreislauf geschlossen werden. Und der Abbau könnte reduziert werden.
Lithium ist ein chemisches Element der Gruppe der Alkalimetalle mit dem Symbol Li. LIthium ist ein Leichtmetall und besitzt die geringste Dichte der unter Standardbedingungen festen Elemente. Als Entdecker gilt der Schwede Johan August Arfwedson, als er 1817 Mineralfunde von der Insel Utö analysierte. Die kommerzielle Produktion startete 1923 in Langelsheim im Harz.
LiWeltweit beliefen sich im vorigen Jahr dieRessourcen von Lithium auf ein Volumen von 89 Millionen Tonnen. Lithium wird aus verschiedenen Vorkommen gewonnen –besonders aus Festgestein und Sole. Mehr als die Hälfte der globalen Vorkommen befinden sich im Länderdreieck ArgentinienBolivien-Chile.
Für 20 Millionen Elektroautos soll das Lithiumorkommen reichen, das sich im Erzgebirge auf deutscher und tschechischer Seite befindet und auf 125 000 Tonnen geschätzt wird. Am ehemaligen Standort des Zinnerz Altenberg ist ein neuer Aufbereitungsstandort zur Erschließung der Lagerstätte geplant. 2025 soll dort der Bergbau wieder aufleben.
Es werden in Deutschland immer mehr Lithiumprimärbatterien auf den Markt gebracht. 2020 lag der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr bei 935 Tonnen auf 2253 Tonnen –ein Plus von knapp 71 Prozent. Im Gegensatz zum Lithium-Ionen-Akkumulator ist die Lithiumbatterie nicht wiederaufladbar. Vorteile sind eine hohe Energiedichte und eine lange Lagerfähigkeit.
Autos über Autos –LRP in Krostitz kümmert sich um das Recycling.
Fotos: André Kempner
Krostitzer Unternehmen LRP sichert Rohstoffe aus Altautos
Von Ulrich Milde
Das Potenzial ist riesig. Eine knappe halbe Million Autos werden jedes Jahr in Deutschland entsorgt. „Aber nur 20 Prozent davon landen bei zertifizierten Entsorgern wie wir einer sind“, sagt Knut Rodewald, geschäftsführender Gesellschafter der Mitteldeutschen Autorecycling Holdinggesellschaft, zu der als Tochterfirma die LRP Autorecycling Leipzig GmbH mit Sitz in Krostitz gehört. „Eine riesige Ressourcenverschwendung“, meint Geschäftsführer Marius Pohl. Das findet Rodewald schade – nicht nur aus unternehmerischer Sicht, denn je mehr Fahrzeuge fachgerecht entsorgt werden, desto besser ist das logischerweise für sein Geschäft. Sondern in erster Linie geht es ihm darum, „unseren Planeten sauber zuhalten“.DaspieledieWiederverwertung von Altautos eine wichtige Rolle. LRP macht das auf zwei Wegen. So werden die aufgekauften Fahrzeuge vollständig digitalisiert. „Das dauert eine halbe Stunde“, berichtet Rodewald. Danach steht fest, welche Teile wiederverwertet werden können. Im Computer ist das gesuchte Teil, etwa der Motor für den Heckscheibenwischer oder der Außenspiegel, in Sekundenschnelle zu finden. Überwiegend Händler klinken sich in das IT-System ein und bestellen hochwertigen Ersatz. Allein in Krostitz sind mehr als 525000 Teile aller gängigen FabrikateaufLager.ÜbereinehalbeMillion werden jährlich weltweit abgesetzt. „Unser Online-Shop macht unsstark“,betontPohl.„Damitleisten wir einen bedeutenden Beitrag zur Ökologie“, ergänzt Uwe Albrecht. Der langjährige Leipziger Wirtschaftsbürgermeister ist leitenderBeraterder200Mitarbeiterzählenden Unternehmensgruppe, die neben Krostitz auch Standorte in Leipzig,Chemnitz,Magdeburgund Erfurt unterhält und auf einen Jahresumsatz von rund zehn Millionen Euro kommt. „Nur, wer nach den höchsten geltenden Umweltstandards,mitausgefeilterundRessourcen schonender Logistik agiert und über ein leistungsfähiges Lagerund Vertriebssystem verfügt, kann in Zukunft erfolgreich wirtschaften“, sagt Rodewald.
Und wenn Teile kein zweites Leben erhalten? Dann geht es darum, die Rohstoffe wiederzuverwerten. In einem Mittelklassewagen sind
In erster Linie geht es darum, unseren Planeten sauber zu halten.
Knut Rodewald Geschäftsführer der LRP Autorecycling Leipzig
Damit leisten wir einen bedeutenden Beitrag zur Ökologie.
Uwe Albrecht Chefberater
rund 25 Kilogramm Kupfer verbaut. In einem Elektroauto können es 80 Kilo sein. Rohstoffe sind gefragt, knapp und teuer. Die KreislaufwirtschaftwirdsomitnichtnurunterKlimaaspekten, sondern zunehmend ebenso ökonomisch immer interessanter. Abfall sei eine Ressource, „wir wollen den Kreislauf schließen“, sagt Rodewald. LRP kümmert sich also darum, dass aus den Fahrzeugen beispielsweise Kupfer und Aluminium, Stahl und Nickel herausgelöst werden. „Unser Ziel ist eine Recyclingquote von 97,5 Prozent“, sagt Rodewald und betont: „Das geht nur in Masse.“ Schließlich müssten die Anlagen, in denen das geschehe, vernünftig ausgelastet sein. Das gelinge nur mit großen Stückzahlen. Allein die Krostitzer kommen mit ihren anderen Ablegern auf – Tendenz steigend –15000 Altfahrzeuge pro Jahr, „aus denen 15000 Tonnen Rohstoffe gesichert werden“, so Rodewald, der seinen Betrieb in Deutschland als Marktführer sieht. Im Schnitt verarbeitendieKonkurrentenlediglich 300 Fahrzeuge jährlich. Laut BranchenexpertenwäreesetwafürFlottenanbieter sinnvoll, einen großen Anbieter auszuwählen, der eine professionelle Abwicklung auch im Sinne des Umweltschutzes garantiert. Das ist nicht alles. Zur Firmengruppe gehört ebenfalls die Autologistik Leipzig GmbH. Sie befördert Wagen unter anderem für Fahrzeughersteller und sieht sich in Leipzig als Nummer eins im Abschlepp- und Bergedienst. Der Marktanteil liege bei 80 Prozent. Der Betrieb ist Servicepartner vieler Marken.„Wirsindin20Minutenvor Ort,wenneinWagenliegenbleibt“, verspricht Pohl. Auch Spezialtransporte, unter anderem mit Gabelstaplern, gehören zur Angebotspalette.
„An uns hat am Anfang, als wir 1994 die Firma gegründet haben, keiner geglaubt“, sagt Rodewald. DochdieZweiflersiehterwiderlegt. „Wir sind in einer Zukunftsbranche tätig“, bilanziert der Gesellschafter. Zumal der Green Deal der EU ebenso wie die bundesdeutschen Umweltschutzmaßnahmen dazu beitragen würden, die Wiederverwertung undsomitdasLRP-Wachstumzuforcieren. Albrecht ergänzt das: „Die Forderung aus der Politik, ökonomischeundökologischePotenzialedes Recyclings umfassend zu nutzen, ist für uns bereits Leitmotiv.“
Verwertungdemontierter Werkstoffe ausAltfahrzeugen inDeutschland2019
Kilogramm pro behandeltem Altfahrzeug*
50
Millionen Autos rollen über deutsche Straßen.
3
116,3 kg Metallbauteile
Millionen Fahrzeuge werden jährlich in Deutschland endgültig außer Betrieb gesetzt. Davon werden gut 2,5 Millionen exportiert.
93,6
Prozent der Altfahrzeugmasse wurden im Jahr 2019 verwertet, davon 86,9 Prozent stofflich.
18,4 kg Sonstiges
2,5 kg Glas
3,2 kg Große Kunststoffteile
3,8 kg Katalysatoren
6,8 kg Flüssigkeiten (ausgenommen Kraftstoff)
11,5 kg Batterien
33,1 kg Reifen
Kilogramm pro Altfahrzeug werden verwertet, dies entspricht 18 Prozent des Fahrzeuggewichtes
ANGENOMMENENEUNDBEHANDELTEALTFAHRZEUGE 2019:461266 STÜCK.DURCHSCHNITTLICHESGEWICHTDER ALTFAHRZEUGE2019:1088 KG DARSTELLUNGDER BAUTEILEUNDMATERIALIEN,DIEINDEN DEMONTAGEBETRIEBENSEPARIERTUND DANNIMIN-ODER
* Von den Demontagebetriebenen aus dem Inland angenommene und behandelte Altfahrzeuge 2019: 461 266 Stück.
Durchschnittliches Gewicht der Altfahrzeuge 2019: 1088 kg. Darstellung der Bauteile und Materialien, die in den Demontagebetrieben separiert und dann im In- oder Ausland stofflich energetisch verwertet wurden.
AUSLAND STOFFLICHENERGETISCHVERWERTETWURDEN.
Kilogramm von 196 Kilogramm der Verwertungsmasse sind Nichtmetalle, dies entspricht 5,4 Prozent des Fahrzeuggewichtes
Quelle: Statistisches Bundesamt / Umwelt Bundesamt Grafik: Christiane Kunze
QUELLE: STATSTISCHESBUNDESAMT/UMWELTBUNDESAMT GRAFIK:CHRISTIANE KUNZE
Mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland verfügen über einen Computer (Stand: 2020), im Jahr 2000 waren es noch weniger als die Hälfte. Betrachtet man nur Haushalte mit mindestens einem Mitglied im Alter von 16 bis 74 Jahren, haben in Deutschland 93 Prozent der Haushalte einen Zugang zu einem Computer. Damit liegt die Bundesrepublik über dem EU-Durchschnitt von 84 Prozent, aber hinter Ländern wie den Niederlanden, Norwegen, Luxemburg oder Dänemark.
Robert Schenker startete mit der Klarinette – nun ist er Chef des gleichnamigen Leipziger Computerunternehmens
Millionen Stück beträgt in etwa der weltweite Absatz von PCs (Personal Computer). Davon sind rund 100 Millionen Desktop-PCs, der Rest entfällt auf Notebooks.
Geschraubt und getestet wird jeden Tag – die Mitarbeiter von Schenker Technologies Leipzig fertigen Laptops und PC nach Maß und reparieren sie auch, falls nötig. Fotos: André Kempner (4)
Millionen PCs werden in Deutschland jährlich ungefähr verkauft. Die größten Marktanteile auf dem PC-Markt in Deutschland können Lenovo mit 24,6 Prozent, HP und Dell für sich verbuchen.
Millionen Computer-Spieler gibt es in Deutschland (Stand: 2020). Das Durchschnittsalter der Gamer ist mittlerweile auf mehr als 37 Jahre angestiegen, im Jahr 2014 lag dieser Wert noch bei 31 Jahren. Das Verhältnis von männlichen und weiblichen Spielern ist in Deutschland relativ ausgeglichen: Rund 52 Prozent der Gamer sind männlich, 48 Prozent sind weiblich.
Mit Spielen hat er’s. Tut es gern, hat in der Regel Freude daran. Und auch sein Umfeld profitiert davon. Der Diplom-Orchestermusiker Robert Schenker, 1978 in Leipzig geboren, studierte in seiner Heimatstadt an der Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy, weiß durchaus mit seiner Klarinette umzugehen. „Allerdings verstaubt sie jetzt eher, alsdassichsiezumKlingenbringe“, erzählt der 44-Jährige. „Computerspiele sind längst mein Metier geworden.“ Vielmehr auch die dazu nötige Technik. Denn er ist Geschäftsführer der vor 20 Jahren von ihmgegründetenSchenkerTechnologies GmbH. „Laptops und PC bauenwirbeiunsinLeipzigzusammen,unsereSpiele-Notebook-Marke XMG und die Marke Schenker sind mittlerweile weltweit bekannt“, sagt der Vater zweier Kinder. Bei alledem gehe es ihm vor allemumNachhaltigkeit.„NachmeinerAnsichtgehörtnichtjedetechnische Ausstattung in die Geräte, die dorttheoretischirgendwiePlatzfindet, sondern nur die Bauteile, deren Funktion und Leistung der Nutzer auch wirklich braucht.“ Das spart Material, Zeit und Geld. Hoher Gebrauchswert durch Hochleistungstechnik zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Kunden – so lässt sich Schenkers Firmenphilosophie zusammenfassen.
ITNUTZUNG: 94%INTERNETNUTZUNG, 50%ONLINEBANKING, 47 %SOZIALENETZWERKE
Nach meiner Ansicht gehört nicht jede technische Ausstattung in die Geräte, die dort theoretisch irgendwie Platz findet, sondern nur die Bauteile, deren Funktion und Leistung der Nutzer auch wirklich braucht.
Robert Schenker Geschäftsführer der Schenker Technologies GmbH
Der eigene Herr „Musisches und mathematischtechnischesTalentliegenwohlnicht seltenbeieinander“,erzähltderGeschäftsführer.Beiihmzeigtsichdas.
Im Alter von 14 Jahren, zur Jugendweihe, „habe ich meinen ersten Rechner bekommen“. Als Jugend-
licherhabeerselbstredendoftComputerspiele ausprobiert. Sein Studiumhaterdennochdurchgezogen.
„Erst später spürte ich zunehmend den Drang, beruflich mein eigener Herr zu sein“, berichtet Schenker. AufdieIdeezuseinemheutigenBerufkamerwohlmehrzufällig.Seine damalige Freundin und heutige Ehefrau musste ihre Diplomarbeit schreiben.„DieLaptopssindseinerzeit unglaublich teuer gewesen, an die2000Eurokamenschnellzusammen.“ZuvielfürseineVerhältnisse. „Ich suchte ein bezahlbares Gerät, wurde im Online-Handel fündig. Allerdings war das 1000-EuroStück nur ohne Akku zu haben –nicht unüblich für diese Zeit.“ Nunja, und die Eigener-Herr-Mentalität „verleitete“ ihn so peu à peu, selbst private Geschäfte mit derartiger Technik übers Internet zu generieren. „Mitte der 1990er-Jahre hatte ich meinen ersten eigenen Rechner zusammengebastelt.“ Und im Februar 2002 sei er als Ein-Mann-Betrieb gestartet – „vom Wohnzimmer aus, mehr als Hobby“. So richtig Geldseidamitallerdingsnochnicht zu verdienen gewesen.
Goße Verantwortung
Das ist inzwischen anders. Im per 30. Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 „lief es gigantisch“, freut sich der Chef. Und sein Mitgesellschafter Dirk Heynig (62) fügt nüchtern hinzu: „Der Umsatz sprang um 70 Prozent auf knapp 50 Millionen Euro.“ Schenker spricht von einem siebenstelligen Gewinn. Konkreter mag er nicht werden. „Klar schreiben wir schwarze Zahlen und sind sehr stolz darauf“, ergänzt er schmunzelnd. Allerdings sei damit auch eine große Verantwortung verbunden, die er und sein kaufmännischer Geschäftsführer-
Geräte sind so aufgebaut und montiert, dass sie einfach repariert und nachgerüstet werden können. InnerhalbdererstensechsMonatesei die eventuell erforderliche Reparatur innerhalb von 48 Stunden erledigt, danach dauere es in der Regel fünf bis sieben Tage. Wer seinen Laptop oder Desktop-PC dringend braucht, kann den Schnellreparatur-Service auch auf bis zu 24 Monate verlängern. Zugleich „sind unsere Produkte ganz normal verschraubt,sodassaucheinLaieohne Weiteres etwa den Lüfter reinigen und die Kühlung warten kann. Das erhöht ebenfalls die Lebensdauer der Technik insgesamt, weil sie so weniger heiß läuft.“ Gleichsam sei der Akku tauschbar ohne große Probleme. „Also, wenn etwas nicht mehr so wie gewünscht funktioniert, ist Abhilfe möglich, ohne gleich den gesamten Apparat wegwerfen zu müssen“, bringt es Schenker auf den Punkt. Darüber hinaus seien die Geräte jederzeit aufrüstbar.WerdessenLeistungetwa selbst nach Jahren durch mehr Arbeitsspeicher aufstocken wolle –immerzu. „Und somit leistet das Grundgerät weiter seine guten Dienste.“
Virtuelle Sicht
kollege Markus Kulzer (36) für die inzwischen 120 Mitarbeiter zu schulternhätten.„SieleisteninProduktion,Lagerhaltung,Serviceund SupportHervorragendes.“Deshalb profitiertensieinFormvonPrämien im vorigen Jahr von der guten Entwicklung.DerAbsatzderinLeipzig gefertigten Geräte sei auf 30000 verdoppelt worden. Private Kunden machten etwa 60 Prozent der Erlöse aus, davon drei Viertel über den eigenen Online-Shop bestware.com, und ein Viertel über größere Händler wie Amazon, MediaMarkt und Saturn, „wo wir überall gelistet sind“, betont der Chef. Der Rest entfällt auf den direkten Vertrieb an Unternehmen, gewerbliche Anwender, Kommunen.
Dass es so gut läuft, führt SchenkerzuallererstaufdenAnspruchan die eigene Arbeit zurück. „Wir sind nicht der Billiganbieter der Nation“,betonter.„Dashabenwiruns nicht auf die Fahnen geschrieben.“ Seine Firma gehöre nicht zu den Herstellern mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. „Darauf legen wir Wert.“ Es gehe schließlich in erster Linie um die Wünsche der Kunden. „Unsere Abnehmer sagen, welche Aufgaben sie mit den Geräten anpacken wollen und wir statten dann den Laptop, PC entsprechendmitdendafürbenötigten Bauteilen aus.“ Der eine brauche einen Riesenspeicher, der andere hingegen eine extra leistungsstarke Grafikkarte. „Bevor wir loslegen, beraten wir uns mit unseren Auftraggebern sehr intensiv.“ So bieten die Geräte eben die individualisierte Lösung und sind damit zugleichnachhaltiger,weilsienicht mitTeilenüberfrachtetsind,dieder Nutzer nicht braucht. Und noch etwashilftbeiderVermeidungunnötiger Umweltbelastung: „Unsere
Dass inzwischen auch der Verkauf von Headsets zur Nutzung von Virtual Reality (VR) sehr stark zugenommen habe, erfreut Schenker und Co. zusätzlich. Nicht zuletzt, weil diese Lösungen als der am stärksten wachsende Bereich im AngebotdesUnternehmensimZeichen von Nachhaltigkeit stehen. DieseTechnikermöglichtübereine mit Elektronik und speziellen Optiken bestückte Brille, wie echt wirkende, computergenerierte 3DRäumezudurchschreiten,Arbeiten wie in Wirklichkeit zu verrichten und Handgriffe zu trainieren. „Einen Pkw virtuell zu konfigurieren,umsichFarbgestaltungundInnenausstattung besser vorstellen zu können – kein Problem.“ So manche Extratour ins Autohaus werde damit überflüssig. BMW, Porsche und VW nutzten diese Schenker-Angebote, um etwa Mitarbeiter mit Fertigungsabläufen vertraut zu machen, diese beherrschen zu lernen. Selbst medizinische Operationen können mit VR simuliert werden. Pilotentraining ist auf diese Weise möglich ohne wirklich erst ein Flugzeug in die Luft bringen zu müssen.„Immobilienfirmennutzen unsere VR-Technik. Der potenzielle Käufer läuft sozusagen mit der BrilleaufderNasedurchseinneues Heim,kannvorabausprobieren,an welcher Stelle welches Möbelstück am besten wirkt.“ Auch Wanddekorationen seien zu testen, wie sie zumBeispielamEndeimBadander Wandaussehenundnichtnurinder Auslage des Fliesengeschäfts. Fehlkäufe werden so verhindert und zugleich wird die Umwelt geschont.„VieleHin-undHerfahrerei istoftmalsnichtmehrerforderlich“, beschreibt Schenker einen weiterenVorteil.InsolchenFällenmüsse sichkeinermehraufdenWegindie Musterhaus-Siedlung begeben. „KünftigeBauherrenkönnendie virtuellen Abbilder ihrer späteren Wohneinheitenbereitsvordemersten Spatenstich begehen. Das hilft enorm, um Fehlplanungen zu vermeiden, bevor die Mauern hochgezogenundkeineÄnderungenmehr möglich sind“, so Schenker weiter. Dass die Tastaturen für die Laptops vonSchenkerindividuellgestaltbar sind, ohne große Vorratshaltung der verschiedenen Versionen, mit den jeweiligen Länder-Sprachen versehen werden, stimmt den Unternehmer ebenfalls recht zufrieden. „Wir können die nackten Tasten mit Lasertechnik mit den jeweiligen Buchstaben versehen.“ Heynig führt auch ins Nachhaltigkeitsfeld, dass die Verpackung der Geräte komplett recyclebar ist. „Dasistschongut“,meintSchenker und wird etwas nachdenklich dabei. „Leider werden viele elektronische Systeme, Displays und Bauteile fast nur noch in Asien produziert. Der Transport nach Deutschland ist nicht zu vermeiden.“ Aber erundseineMitstreiterstrebtenan, dies künftig mehr per Zug oder Schiff zu bewerkstelligen, weniger als bislang mit dem Flieger.
Der Podcast-Markt boomt. Die CoronaPandemie hat die Nutzung des TrendMediumsweitervorangetrieben. Ob Unterhaltung, Interview oder Krimi – die Audioformate wachsen munter.
Auch die Wirtschaftszeitung wird ab sofort bei allen großen Podcast-Playern gelistet. Im Interview erzählen die Hosts Susanne Reinhardt und Marco Weicholdt, was den Podcast „Macher Ost“ von anderen Wirtschafts-Podcasts unterscheidet, welche Gäste zu erwarten sind und was die Hörer davon haben.
Es gibt schon einige WirtschaftsPodcasts auf dem Markt. Was unterscheidet „Macher Ost” von diesen?
Marco Weicholdt: Es gibt schon einige Wirtschafts-Podcasts, das stimmt. Die meisten davon widmen sich den aktuellen Themen allerdings auf überregionaler Ebene.
Wir gehen einen anderen Weg. „Macher Ost“ wirft ein Schlaglicht auf Mitteldeutschland als dynamische Wirtschaftsregion und die Menschen,diehieretwasbewegen.
Ist der Podcast dennoch interessant für Hörer, die sich nicht in Mitteldeutschland bewegen?
Susanne Reinhardt: Absolut. Der Podcast richtet sich an Menschen, diesichgrundsätzlichfürdiehiesige Region und die Wirtschaft hier interessieren, aber auch generell für Innovationen, ungewöhnliche Karrierewege, neue Ideen. Und er richtet sich an Menschen, die ihren Horizont erweitern möchten. Von diesem Lokalfokus fühlen sich zwar – vermutlich – in erster Linie Menschen angesprochen, die hier leben oder gelebt haben. Dennoch: Auch wenn unsere Gäste aus Mitteldeutschland stammen beziehungsweise hier wirken, sind unsere Themen auch überregional spannend. Im besten Fall gelingt es uns mit „Macher Ost“, Menschen in ganz Deutschland zu erreichen und interessanteEinblickeindieRegion Mitteldeutschland zu geben.
Was bringt der Podcast den Hörern?
MarcoWeicholdt: UnsereHörersollen Neues, Spannendes erfahren. Etwas,dassiegebanntzuhörenlässt und bestenfalls in ihrem unternehmerischen Handeln weiterbringt. Und wer selbst kein Unternehmer, keine Unternehmerin ist, dem- und derjenigen wollen wir Impulse mitgeben für die tägliche Arbeit, Anregungen,etwaszuverändern,neuzu denken…
Mit welchen Gästen ist zu rechnen?
Susanne Reinhardt: Wir laden interessante Persönlichkeiten ein, die Expertenwissen im jeweiligen
Marco Weicholdt und
sprechen ab sofort monatlich mit Persönlichkeiten der lokalen Wirtschaft.
Die Wirtschaftszeitung der Leipziger Volkszeitung hat ab sofort einen monatlichen Podcast. Die Hosts Susanne Reinhardt und Marco Weicholdt erzählen im Interview, warum „Macher Ost“ hörenswert ist.
Thema mitbringen. Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben. Es werden Unternehmenschefs und Gründerinnensein,aberauchMenschen,dieinihremUnternehmenin einer thematisch passenden Position arbeiten. Wir sprechen mit Politikern und Politikerinnen ebenso wie mit Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Marco Weicholdt: Unser erster Gast ist der Leipziger UnternehmerDr. Mathias Reuschel, der auch der Vorsitzende des Wirtschaftsvereins Gemeinsam für Leipzig ist und sich vielseitig engagiert, beruflich wie auch ehrenamtlich.
Worüber sprechen Sie?
Marco Weicholdt: Grundsätzlich greifen wir im Podcast Themen der IndustrienmitHistoriewieauchder jungen, originellen (Gründer-)Szene auf, setzen eigene Streitpunkte von Unternehmenskultur über Energiewende bis hin zur Diskriminierung und Gleichberechtigung in UnternehmenderRegionunddarüber hinaus.
Susanne Reinhardt: Mit Mathias Reuschel sprachen wir unter anderem über die Bedeutung des Netzwerkens für Beruf und Karriere und inwieferneinVereinwieGemeinsam für Leipzig heutzutage, angesichts
derDigitalisierung,nochrelevantist. Wir haben zurückgeschaut und einenAusblickgewagt.Wirsprachen darüber, wie sich Gründungen, Führungsstrategien, Verantwortung und auch Fehlerkultur in Unternehmen heute im Vergleich zur Wendezeit und zu den vergangenen 20 Jahren unterscheiden. Da ist ganz viel passiert,vieleshatsichverändert.
Marco Weicholdt: Und das nicht in allen Bereichen zum Guten, so Mathias Reuschels Einschätzung.
Susanne Reinhardt: Wer nun Genaueres dazu erfahren möchte, sollte sich also unbedingt die aktuelle
Podcast-FolgemitMathiasReuschel anhören.
Wo kann man Ihren Podcast denn empfangen? Marco Weicholdt: Der Podcast wird bei allen gängigen Anbietern – wie Spotify und Deezer – zu finden sein und natürlich auch auf der Website der Leipziger Volkszeitung unter www.lvz.de.
Wie oft wird „Macher Ost“ veröffentlicht?
Susanne Reinhardt: Wir veröffentlichen einmal im Monat eine neue Folge, jeweils am vierten Donnerstag.SoistderPlanaktuell.Abrufbar
Zu
sind die erschienenen Folgen dann natürlich jederzeit. Unsere Premierenfolge erscheint am 24. März, analog zum Erscheinungstermin dieser Ausgabe der Wirtschaftszeitung. Wer also direkt am Erscheinungstag die aktuelle WirtschaftszeitunginderHandhält,kannauch sofort die Folge „Macher Ost“ mit Mathias Reuschel hören.
Könnten Personen, die sich für einen interessanten Gast halten, auch direkt auf Sie zukommen?
Susanne Reinhardt: Natürlich, warum nicht?! Marco und ich kennen uns in Leipzig und der Region zwar gut aus, sind stark vernetzt und halten Augen und Ohren immer offen, aber jeden kennen wir auch nicht. Das ist allein aufgrund der Dynamik in der mitteldeutschen Wirtschaft schon gar nicht möglich.
Marco Weicholdt: Das gilt nicht nur für Personen, sondern auch für Unternehmen und Initiativen. Ich kann nicht versprechen, dass wir vorgeschlagene Persönlichkeiten oder Vertreter von Unternehmen oderInitiativenimmereinladenwerden, aber wir sind definitiv offen für Anregungen. Wer also jemanden kennt, der jemanden kennt, oder sonstige Anregungen zu „Macher Ost“ hat, schickt uns am besten eine Mail an wirtschaftszeitung@lvz.de. Wir freuen uns über Feedback.
Susanne Reinhardt ist seit 2019 Redakteurin bei der Leipziger Volkszeitung. Zuvor arbeitete die 36-Jährige im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mitunter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, und war Pressesprecherin der Berliner Wirtschaftskonferenz Creating Urban Tech. Sie war als freie Redakteurin unter anderem für einen Leipziger Think Tank tätig und gehörte zum Gründungsteam eines Human-Resources-Startups, bei dem sie Marketing und Kommunikation verantwortete.
MarcoWeicholdt
Der 34-jährige Moderator, PodcastHost undVeranstalter von GründerEvents bietet seit 2015 mit dem Basislager Coworking den Nährboden für das Leipziger Start-up-Ökosystem. Als Leiter von Mitteldeutschlands größtem Coworking Space für Startups und Selbstständige ist er täglich im Kontakt mit internetbasierten Geschäftsmodellen, Gründungsideen und neuen Arbeitsmethoden. Neben seinem Job als Coworking Manager ist er für die Madsack Mediengruppe als Start-up Scout tätig und interviewt im Werkbank-Podcast Persönlichkeiten aus der Leipziger Gründerszene.
In welchenSituationen werden
Das Dresdner Start-up Packwise revolutioniert die Logistikbranche
Sie ist nicht größer als eine Butterbrotdose, ihre Leistung aber ist beträchtlich. Die sogenannte Smart Cap – eine Erfindung des Dresdner Start-ups Packwise–wirdaufIndustrieverpackungen angebracht und liefert von dort aus zahlreiche Informationen. KundenundKundinnenkönnensichmit ihrer Hilfe über Füllstand, Standort, Temperatur und Bewegung ihrer Container informieren. Jederzeit. Voll digitalisiert.
„Mithilfe unserer Smart Cap haben unsere Kunden die volle Kontrolle über ihre Verpackungen und deren Inhalt und können dadurch viel effizienter planen“, erklärt Gesche Weger, Mitgründerin von Packwise.„DiemillionenfachalsIndustrieverpackunggenutztenIntermediate Bulk Container, kurz IBC, stehen 80 Prozent ihrer Lebenszeit ungenutzt herum. Und gerade die Modelle aus Kunststoff werden oft nicht wiederverwendet.“ Die Idee: Wer die IBC smart macht, der kann Geld und Ressourcen sparen.
Smart Cap fördert
Nachhaltigkeit
Und das geht so: Kunden können auf die digitale Plattform Packwise Flowzugreifen,aufderdieInformationen des smarten Sensors zu Füllstand, Mindesthaltbarkeitsdatum, Standort, Temperatur und Bewegung ihrer Container einlaufen.
Nutzer können aus den Analysen schließen, wann zum Beispiel leere Container beim Kunden abgeholt und dadurch zeitnah wieder befüllt werden können. Außerdem können auch automatische Benachrichtigungen eingestellt werden, die durch Handlungsempfehlungen, beispielsweise für Nachbestellungen, das Bestands- und Produktionsmanagementmerklicherleichtern.
Ebenfallskanndurchdiegewonnenen Daten kritischen Vorfällen, wie etwa einer Kreuzkontamination, vorgebeugt werden. Das alles macht die Prozesse nicht nur effizienter,sondernschontauchRessourcen und punktet damit in Sachen Nachhaltigkeit. Denn wer seine Verpackungen effizienter nutzt, benötigt am Ende auch weniger davon.
Die Anwendung Packwise Flow nutzt aber nicht nur die Daten des eigenenUnternehmens,umdieLieferkette zu optimieren. Gleichzeitig können über die Plattform Kunden undPartnereingeladenwerden,um vom Nutzer selbst bestimmte Daten sicher zu teilen und so kollaborativ zusammenzuarbeiten.
Preisgekrönte Entwicklung
Die Smart Cap und die zugehörige AnwendungPackwiseFlowsindfür die Logistikbranche revolutionär. 2019 erhielt das Unternehmen den SächsischenUmweltpreisinderKategorie „Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen“. 2020 platzierte sich Packwise auf dem zweiten Rang beim Neumarkter Lammsbräu Preis für Nachhaltigkeit. Im vergangenen Jahr konnten sich die Dresdner zusammen mit BASF und Hesse Lignal beim German Innovation Award 2021 mit ihren durch die Smart Cap intelli-
genten Intermediate Bulk Containern (kurz IBC) durchsetzen.
In den bisherigen drei Finanzierungsrunden beschaffte das Startup 2,5 Millionen Euro. Die vierte Runde läuft aktuell. Rückblick: Im Jahr 2017 gingen Gesche Weger, FelixWegerundRenéBernhardtmit ihrer Idee an den Markt. Zwischen der ersten Idee und der Markteinführung lagen damit gerade einmal zweiJahre.Gefundenhattesichdas
Gründungsteam zuvor im Impact
Hub am Dresdner Hauptbahnhof. Weger und ihr Ehemann nutzten das Co-Working-Zentrum, um Ideen zu entwickeln. Felix Weger hatte zuvor für einen Hersteller von Industriecontainern gearbeitet und festgestellt, dass eine Digitalisierung von Lieferketten sowohl der Produktion als auch dem Vertrieb nutzen würde. Doch wie technisch umsetzen? Hier kam IT-Entwickler René Bernhardt ins Spiel. „Er ist ein Genie in der Hard- und Software-
Die Smart Cap wird direkt auf Industrieverpackungen platziert und liefert von dort auf digitalem Wege zahlreiche Informationen – etwa über Temperatur, Standort und Bewegung des Containers.
entwicklung“, sagt die 36-Jährige, diefürPersonal,FinanzenundMarketing verantwortlich zeichnet, während ihr Mann das Produktmanagement übernimmt.
Als Frau ist Gesche Weger in einer Branche, die Industrie, ChemieundITvereint,eherdieAusnahme als die Regel. „Da fällt man schon auf“, sagt sie. „Wenn meine Funktion unklar ist, werde ich auch mal falsch eingeordnet, zum Beispiel als Assistentin.“ Ist diese Fehleinschätzung ausgeräumt, seien ihr Anerkennung oder Akzeptanz aber sicher. Dann sei es ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhe. „Ohnehin betrifft das nur neue Kontakte. Für meine tägliche Arbeit in Kundenprojekten und innerhalb der Firma spieltmeinGeschlechtkeineRolle“, sagt sie.
Standortvorteile und Vernetzung
Heute zählen knapp 20 Mitarbeiter zum Team, das inzwischen auf dem Co-InnovationCampusamBahnhof Neustadt sitzt. Auch hier setzt das Unternehmen auf Vernetzung. Generell ist Dresden für Packwise ein optimaler Standort. „Wir sind hier sehr gut erreichbar, nicht nur für unsere Belegschaft, die von Eisenach bis Prag anreist. Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten und durch die Technische Universität einen guten Zugang zu Talenten, dieauchinderStadtbleibenwollen.
Außerdem lassen sich hier Kinder und Beruf erstaunlich gut unter einen Hut kriegen“, findet die dreifache Mutter Gesche Weger.
Dass Packwise sich verhältnismäßig schnell etablieren konnte, hängt maßgeblich mit der Präsenz
Mithilfe unsererSmart Cap haben unsere Kunden die volle Kontrolle über ihre Verpackungen und deren Inhalt und können dadurch viel effizienter planen.
Gesche Weger Geschäftsführerin
Nicht größer als eine Brotdose und doch revolutionär für die Logistikbranche – die Smart Cap.
Fotos: Tobias Ritz (6)
des Start-ups zusammen. „Wir waren sehr viel auf Messen unterwegs und haben dort für die Smart Cap geworben. Das hat sich herumgesprochen“, erzählt Weger. Mit Beginn der Corona-Pandemie war damit aber erst mal Schluss, der Aufbau neuer Kontakte vorerst kaum möglich. Digitale Messen fanden zwar statt, waren aber im Nutzen nicht vergleichbar. „Auf der anderen Seite hat uns der Schub in der Digitalisierung in die Hände gespielt. Auch die Transparenz hat an Bedeutung gewonnen. Hersteller mussten noch genauerschauen,wiesieihreRessourcen verteilen und Planungssicherheit schaffen. Das war gut für uns“, sagt Weger.
Expansion und eine zweite Variante SeitetwaeinemJahrvertreibtPackwiseseineSmartCapinSerie.Zuvor wurden im kleineren Rahmen Prototypen verkauft. Die Produktion übernimmt ein Partnerunternehmen aus Nürnberg. Zielkunden sind mittelständische Unternehmen und Großkonzerne aus der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Das Geld aus der vierten Finanzierungsrunde will Packwise nutzen, um weiter auf dem europäischen Markt zu wachsen und eine zweite Variante seiner Smart Cap zu entwickeln. „Die wird explosionsgeschützt sein. Das ist vor allem in der Chemie spannend“, sagt Weger. „Aktuell liegt unser Fokus noch auf der Chemieindustrie; wir wollen ihn nun aber zunehmend auch auf die anderen beiden Zweige ausweiten.“
Auf einem Seminar schuf ein Künstler mithilfe von Wunderkerzen dieses Porträt Beßlers.
Geschenke von Auszubildenen, Erinnerungen an berufliche Stationen und Werbeartikel der Rentenversicherung sammelt er in dieser Vitrine.
Statt Aktentasche trägt der Geschäftsführer einen Rucksack. „Ist rückenfreundlicher“, findet er.
Immer in greifbarer Nähe: „Ohne Kaffee geht’s nicht“, sagt Jork Beßler.
Modern und gesund: Der Schreibtisch ist höhenverstellbar. So wie alle anderen im Unternehmen auch.
„Mit dem Jonglieren klappt es bei mir leider nicht“, sagt Beßler. Die Bälle erinnern ihn dennoch daran, auch mal andere Blickwinkel auf eine Sache zuzulassen. Die Idee stammt aus einem Seminar für Führungskräfte.
In diesem Raum, der gleich an sein Büro angrenzt, kommt Beßler mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu Konferenzen zusammen. Wand und Boden tragen – gerade frisch renoviert – mit Blau und Gelb die Farben des Unternehmens.
Fotos: Christian Modla
Der Hocker ist eine Erinnerung an ein Führungskräfteseminar, in dem die Teilnehmenden ihre Sitzgelegenheit selbst und ohne Anleitung zusammenbauen mussten.
DASVORTEILSPROGRAMMINKLUSIVE 2JAHRE WARTUNGSPAKET2.SERIENMÄßIGBEIMKAUF EINESNEUENJEEP® COMPASS4XE.
Die Rente – ein Thema, mit dem sich viele Arbeitnehmer erst beschäftigen, wenn das Ende ihres Arbeitslebens in greifbare Nähe rückt. „Das ist zu spät“, findet Jork Beßler, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts verzeichnete 2021 bundesweit Ausgaben von 341,4 Milliarden Euro und damit 300 Millionen Euro mehr als eingenommen wurden. Zum Ausgleich setzt die Rentenversicherung auf eine Nachhaltigkeitsrücklage. „Unsere Reserve für schlechte Zeiten.“ Diese sichert gemeinsam mit einem Bundeszuschuss die Zahlungsfähigkeit. Eines seiner Ziele für dieses Jahr ist es, die Aufklärung voranzutreiben, die Rentenversicherung und ihre Leistungen – auch jenseits der Rentenzahlung –bekannter zu machen. Dazu beitragen sollen die digitale Rentenübersicht und ein gemeinsames Portal mit der privaten Versicherungswirtschaft. Auf Letzterem laufen Informationen aller Versicherungsträger zusammen, sodass die Menschen prüfen können, ob sie ausreichend versichert sind. Die Beratung zu all diesen Themen findet seit Pandemiebeginn zu großen Teilen telefonisch statt. „Die Umstellung war schwierig, mittlerweile hat es sich aber gut eingespielt und das Feedback ist unerwartet positiv“, sagt Beßler. Und noch etwas: „Dadurch hat sich die Zeitspanne zwischen Terminanfrage und -umsetzung um neun Tage reduziert – ein positiver Kollateralschaden quasi.“ Jetzt will die Rentenversicherung auch die Videoberatung ausbauen, das Projekt stecke aber noch in den Kinderschuhen.
Daneben beschäftigt den 53-Jährigen der Grundrentenzuschlag. „Wir prüfen aktuell alle Anträge und Konten, ob Anspruch auf einen Zuschlag besteht. Im positiven Fall wird der dann automatisch mit der Rente ausgezahlt. Die Prüfung schließen wir voraussichtlich Ende 2022 ab.“ Und noch etwas gibt ihm zu denken: „Die Zahl der Reha-Anträge ist im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie um 15 Prozent zurückgegangen. Dabei hat sich an der Krankheitslast nichts geändert. Über Ursachen lässt sich nur spekulieren. Eine Reha sollte aber nie auf die lange Bank geschoben werden. Da baut sich eine Druckwelle auf, die wir für nicht gut halten.“ pl
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Vor Kurzem war Stephan Drescher im Kino – das erste Mal nach Ausbruch der Corona-Pandemie. „Es war toll, das wieder erleben zu können“, sagt der Geschäftsführer des Markkleeberger Telekommunikationsdienstleisters Envia Tel. Jetzt sorgt der 60-Jährige für ein ganz großes Kino in Mitteldeutschland, das die Wirtschaft enorm voranbringen kann: Leipzig erhält einen regionalen Internetknoten. DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange), der weltweit führende Betreiber von Internetknoten mit Sitz in der Mainmetropole Frankfurt, eröffnet in der Messestadt einen Standort.
Der Knoten trägt zum wirtschaftlichen Wachstum im Bereich der Digitalisierung bei.
„Das ist der erste Internetknoten für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg“, berichtet Drescher. Angesiedelt wird die Technik in den Rechenzentren von Envia Tel in Taucha („es wird nachhaltig mit grüner Energie versorgt“) sowie in Leipzig bei Pyur Business, eine Marke der HL Komm. Die beiden Zentren sind über einen Hochgeschwindigkeitsring aus Glasfaser mit Frankfurt verbunden. Die Inbetriebnahme ist für das vierte Quartal dieses Jahres vorgesehen. Envia Tel investiert einen sechsstelligen Betrag.
Mitteldeutschland erhält nach Angaben von Drescher dadurch eine verbesserte Anbindung an das weltweite Datennetz. Der Datenaustausch zwischen den angeschlossenen Unternehmen erfolge in einem höheren Tempo und in einem stabileren Netz. Das sei wichtig für Anwendungen wie Cloud-Computing, VoIP-Verbindungen, aber auch für Gaming und das Streamen von Musik oder Kinofilmen. „Durch die lokale Verteilung der Daten wird unser Knoten die Internetqualität in Mitteldeutschland voranbringen“, betont Drescher.
Wie das geschieht, erläutert der Geschäftsführer mit einem Vergleich zum Flugverkehr. „Unser Knoten in Leipzig ist wie ein Ziel, das künftig weltweit angeflogen wird.“ Zwischenstopps an anderen Airports seien nicht mehr nötig. „Es gibt eine Direktverbindung nach Ostdeutschland.“ Das mache das Internet hier „schneller, stabiler und qualitativ hochwertiger“. In der Fachsprache wird dafür der Ausdruck Latenz verwendet. Diese Reaktionszeit von Datenpaketen „ist die neue Währung der Digitalisierung“, sagt Drescher.
Davon können vor allem Firmen profitieren. „Der Knoten trägt zum wirtschaftlichen Wachstum im Bereich der Digitalisierung bei“, schätzt Drescher ein. So erhalten Unternehmen, die den neuen Knoten nutzen werden, eine direkte Anbindung zu internationalen Playern wie Amazon, Microsoft, Google oder Facebook. Betriebe können davon profitieren, weil bei der Vernetzung von Maschinen und Produktionsabläufen (Industrie 4.0) der Datenaustausch in Echtzeit die Voraussetzung bildet. „Stellen Sie sich autonomes Fahren vor“, erläutert Drescher, „das geht nur, wenn die Daten in Echtzeit übertragen werden.“ Andernfalls sei die Gefahr groß, dass das autonome Auto gegen einen Baum fahre. „Schnelle und stabile Internetverbindungen sind eine unverzichtbare Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung und Wertschöpfung“, ergänzt HL-Komm-Geschäftsführer Robert Butz.
DE-CIX verweist darauf, dass Peering auf dem modernsten Stand möglich sei. Beim Peering schalten sich Internet Service Provider, Content Provider, NetzwerkService-Provider und Unternehmen mit eigenem Netzwerk zusammen, um direkt und meist kostenneutral Daten auszutauschen. Dieses erfolgt zumeist über Internetknoten. Experten sehen darin eine gute Methode, um die stetig wachsenden Datenmengen sicher zu bewältigen. DE-CIX wurde 1995 gegründet und hat zusätzliche Austauschpunkte in der Bundesrepublik in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München und seit gut einem Jahr im Ruhrgebiet. Jetzt kommt Leipzig dazu.
Envia Tel ist eine hundertprozentige Tochter des führenden ostdeutschen Energieversorgers EnviaM, der wiederum zum Eon-Konzern gehört. Envia Tel betreibt mit seinen 200 Mitarbeitern ein Hochgeschwindigkeitsnetz aus Glasfaserkabel von 6200 Kilometern. Damit werden in Mitteldeutschland 40 000 Unternehmen erreicht. Geplant ist, 50 000 private Haushalte anzuschließen. Die HL Komm Telekommunikation GmbH war eine Stadtwerke-Tochter und wurde vor knapp zehn Jahren privatisiert. Heute gehört die Firma zur Tele Columbus AG und bietet unter der Marke Pyur Business Lösungen rund um Internet, Telefonie und Vernetzung sowie digitale Unternehmenslösungen auf der Basis von Glasfaser an.
Ulrich LangerMit Hunderten Millionen Euro werden hiesige junge Firmen übernommen
„Seid umschlungen Millionen“ –soheißteinWerk von Johann Strauß Sohn. Nach diesem Walzer tanzen immer mehr Start-ups in Sachsen. Investoren stecken Abermillionen EurosinhiesigejungeFirmen,glauben an die Wachstumsstorys und spätere Profite. Neben den nationalen Geldgebern sind es verstärkt internationale. „Je größer die Finanzierungsrunden, desto wahrscheinlicher ist das. In Deutschland gibt es nicht so viele große Investoren“, begründet Eric Weber, Chef der Leipziger Start-up-Schmiede Spin Lab.
„Der Exit an internationale Strategen ist ein wichtiges Aushängeschild für das regionale Start-upÖkosystem“, begrüßt Stefan Leermann, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig, diesen Trend. Das könne eine überregionale Strahlkraft für den Standort Sachsen bewirken. Daneben zeigten Übernahmen wie die von Replex, dass auch in vergleichsweise kleinen Clustern wie imFreistaatanglobalenTrendsund relevanter Technologie gearbeitet werde, „die nicht nur Forschungszwecke erfüllen, sondern Praxisrelevanz in der Industrie haben“, lobt der Manager.
Cisco Systems und Blockchains Inc.
So hat der US-amerikanische ITRiese Cisco den 2015 gegründeten LeipzigerCloud-Software-Anbieter Replex übernommen. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.CiscoSystemsbeschäftigt 77000Mitarbeiterundkam2021auf einen Umsatz von 49,8 Milliarden US-Dollar. Ein weiteres sächsisches
Start-up fiel vor einiger Zeit in USHände. Blockchains Inc., ein in Ne-
Das sind alles Beispiele für technologieorientierte, ehrgeizige Start-ups, die eine gute Chance haben, an Kapital zu kommen.
vada ansässiges Technologieunternehmen, hat zu 100 Prozent die Dresdner Evan GmbH erworben. DerKaufpreiswurdenichtgenannt. Die Landeshauptstädter wurden 2018 gegründet und bringen mit den entwickelten Lösungen mehr VertrauenindiedigitaleMarktwirtschaft, heißt es. Durch gezielte dezentrale Identitäten können Unternehmen auf direktem Weg miteinander kommunizieren und Daten austauschen.DieAbhängigkeitvon zentralen Plattformen entfällt. Von einer „enormen Bereicherung“ sprach Blockchains Executive VicePresident Lee Weiss. Satte84MillionenUS-Dollarhat das Dresdner Robotik-Unternehmen Wandelbots in einer Finanzierungsrunde eingesammelt. Der globale Technologie-Investor Insight Partners aus New York City, der bereits an Unternehmen wie Blinkist, N26, HelloFresh, BlaBlaCar, Twitter und Shopify beteiligt ist,stiegein.AnderRundebeteiligtensichaußerdemdiebestehenden Investoren 83North, Microsoft, Next47,Paua,AtlanticLabs,Haniel und EQT. Mit dem No-Code-Ansatz von Wandelbots werden Anwendungsexpertinnenund-experten befähigt, ihre Roboter selbstständiganzulernen,ohneüberProgrammierkenntnisse verfügen zu müssen.
Sunfire GmbH
Das Bundesforschungsministerium fördert im Rahmen des Leitprojekts „H2Giga“ die Industrialisierung der WasserstofftechnologienderDresdner Sunfire GmbH mit 60 Millionen Euro. Das Unternehmen, 2010 gegründet, sieht sich inzwischen nicht mehr als junges Start-up. Die Firma baut mit Hochdruck ihre Fertigungskapazitäten aus. Gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie bereiten die Dresdner (350 Beschäftigte) ihre Technologien auf
Genau solche Erfolgsbeispiele und deren Sichtbarkeit sind für den Gründerstandort Sachsen wichtig, um Teil des globalen Ökosystems zu sein.
dieindustrielleProduktionimGigawatt-Maßstab vor. Zuvor hatte ein KonsortiuminternationalerInvestoren bereits 125 Millionen US-Dollar in den Betrieb gesteckt.
Staffbase
VorallemAnlegerausdemAusland spendierten dem Chemnitzer Startup Staffbase 145 Millionen US-Dollar. Dafür gab es Anteile an der Firma, die sich als weltweit führender Anbieter für Mitarbeiter-Apps und moderne Intranets etabliert hat. Hochgerechnet bedeutet der Deal, dass Staffbase mit seinen 450 Mitarbeitern auf einen Unternehmenswert von 900 Millionen Dollar kommt. Bald dürfte die 2014 gegründete Firma den Wert von einer Milliarde Euro übersteigen und zählt dann zu den Unicorns.
Tesvolt GmbH
Eine Finanzspritze erhielt auch die Tesvolt GmbH in der Lutherstadt Wittenberg. 40 Millionen Euro bekam der Stromspeicherhersteller. Ebenfalls 40 Millionen Euro erhielt dieTwinnerGmbHinHalle.DieFirma ermöglicht das Anfertigen digitalerZwillingevonFahrzeugen.Das ist bedeutsam für den Online-Autohandel. Die Saalestädter wollen mittelfristig einen Standard für die Visualisierung und Bewertung von Fahrzeugen schaffen.
Fazit
Für Eric Weber sind das alles Beispiele, die belegen, dass „technologieorientierte, ehrgeizige Start-ups gute Chancen haben, an Kapital zu kommen“. Stefan Leermann ergänzt das: „Genau solche Erfolgsbeispiele und deren Sichtbarkeit sind für den Gründerstandort Sachsen wichtig, um Teil des globalen Ökosystems zu sein und in den Überlegungen von Investoren und FachkräfteninZukunfteineRollezu spielen.“
Blick auf eine Fertigungslinie von Tesvolt, einem Hersteller von gewerblichen Batteriespeichersystemen.
DHfK-Manager Karsten Günther freut sich über aktive Partnerschaft mit der Wirtschaft
Karsten Günther hat offenkundigeinenlangen Atem. „Wir wollen auch mal in den europäischen Wettbewerben spielen“, sagt der Manager des Handball-Bundesligisten SCDHfKLeipzig.NachMöglichkeit in der Champions League. Ergo ist es das Ziel, „ganz nach oben“ in der nach Eigenwerbung „stärksten Liga der Welt“ zu kommen, sprich: Deutscher Meister zu werden. Davon sind die Spieler ein Stück weit entfernt. In der laufenden Saison haben es die Sachsen noch nicht nach ganz oben geschafft. Doch der Geschäftsführer der SC DHfK Verwaltung GmbH, wie die offizielle Bezeichnung lautet, arbeitet täglich hart daran, dass seine Vision eines Tages Wirklichkeit wird.
Montags Jour fixe
Ein ganz normaler Montag. Karsten Günther lässt es sich nicht nehmen, seinen Sohn Anton in die Kita zu bringen. Danach fährt er in die Geschäftsstelle. Nach dem Eintreffen gegenneunUhrholtersichersteinmal einen Kaffee, schaut in den Computer. Nach diesem Aufwärmprogramm folgt um 9.30 Uhr die Besprechung mit Assistentin Lina Langosch. Da geht es vor allem um die anstehenden Termine und welche Punkte sonst noch aktuell zu erledigen sind. Eine halbe Stunde später diskutiert Günther mit Geschäftsstellenleiter Steffen Landschneider über den Stand der laufendenVorhaben,personelleAngelegenheiten und das, was in der gerade begonnenen Woche abgearbeitet werden sollte. Um elf Uhr startet der montägliche Jour fixe. Dazu sind alle 14 der im Büro Beschäftigten eingeladen. „Jeder kann da über seine Projekte berichten,Fragenstellen,kritischePunkte ansprechen“,betontGünther.„Dieser interne Austausch ist sehr wichtig.“WaramWochenendezuvorein Heimspiel, wird auch das in organisatorischer Hinsicht ausgewertet.
NachderMittagspausekümmert sich der Manager, dessen Handy den ganzen Tag lang häufig klingelt,umseinHauptaufgabengebiet: die Sponsorenbetreuung. „Da hänge ich mich total rein.“ Gegen 15 Uhr schellt es an der Tür, DHfKPräsident Bernd Merbitz erscheint. Der frühere Leipziger Polizeipräsident vertritt die Anteile des Vereins an der ausgelagerten Gesellschaft undlässtsichvonGünthereinegute
Stunde lang über die aktuelle Lage informieren. „Das machen wir alle zweiWochen“,sagtMerbitz.Inähnlichem Rhythmus findet auch ein ausführlicher Austausch mit dem anderenGesellschafterMaikGottas statt. Nach der Merbitz-Kontrolle geht es am Schreibtisch weiter mit dem großen Thema Sponsoring, eine lange Telefonliste wird abgearbeitet. An diesem Montag kann Günther einigermaßen früh, gegen 18Uhr,Schlussmachen.„Ichbemühe mich, das zweimal pro Woche zu schaffen, um mit meiner Familie zu Abend zu essen.“ An den anderen Tagenkommtervor20Uhrnichtaus demBüroodernimmtnochTermine wahr. Regelmäßige Besprechungen mit Chefcoach André Haber kommen obendrauf. „Einmal in der Woche versuche ich, beim Training dabei zu sein“, erzählt Günther. Der Kontakt zu den Spielern ist ihm wichtig.
Lob vom Präsidenten
Der 40-jährige gebürtige Erzgebirger ist ohne Zweifel das Gesicht der Bundesliga-Handballer, speziell in der Leipziger Wirtschaft so bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Ex-Trainer Christian Prokop, vom Deutschen Handball-Bund für eine halbe Million Euro 2017 aus dem Vertrag herausgekauft, um ihn als Bundestrainer zu verpflichten, bezeichnete Günther vor einigen Jahren als das „Herzstück dieses Vereins“. Er habe es geschafft, eine Zukunftsvision für den Klub zu entwickeln „und die Region für Handballzubegeistern“,lobtedergebürtige Köthener Prokop, der inzwischendenBundesligistenTSVHannover-Burgdorf coacht. „Karsten GüntheristmitHerzblutdabei“,findetMerbitzeineähnlicheFormulierung.OhneihngäbeesdenSpitzenhandball nicht in Leipzig. Günther, der einst im Juniorteam des damaligen Handball-Zweitbundesligisten Concordia Delitzsch spielte („dort gab es eine gute Jugendarbeit“),seineLaufbahn als Linksaußen aber nach einemKreuzbandrissfrüh beendenmusste,hattebei einem Praktikum beim FC Barcelona erkannt, welche Kraft ein Verein entwickeln kann, mit dem sich die ganze Stadt identifiziert. Zunächst gab es dieÜberlegung,dieseIdee in Kooperation mit LVB Leipzig umzusetzen. Letzt-
lich landeten Günther und seine Mitstreiter beim SC DHfK. „Wir erhielten ein zwölf Quadratmeter großes Büro unterm Dach, einen Vorschuss für Trikots und eine kostenlose Mitgliedschaft im Fitnessclub.“ Sportlicher Beginn war in 2007/08 in der Oberliga Sachsen.
„Ich war Mädchen für alles“, erinnert sich Günther, „Trainer, Abteilungsleiter.“ Der Kartoffelsalat für den VIP-Raum wurde selbst zubereitet, das Beflocken der Trikots standebenfallsaufderListederzu erledigenden Tätigkeiten.
Sechs-Millionen-Euro-Etat
Zum Erfolg, der 2015 in die erste Bundesliga führte, gehörtnebenharterArbeitauch der eine oder andere Glücksfall. So wurde im Pokal in der Spielzeit 2007/08 der ErstbundesligistTBVLemgoalsGegner zugelost. In den Reihen der Ostwestfalen stand unter anderem Weltmeister Lars Kaufmann, der noch in seiner Delitzscher Zeit sein erstes Länderspiel bestritten hatte. 1400Zuschauerkamen.EinEreignis, das die Türen potenzieller Sponsoren öffnen half. Der zweite Umstand folgte mit der Pleite von Concordia Delitzsch, wodurch viele Spieler in Leipzig anklopften, den SC DHfK verstärkten und das Vorankommen beschleunigten. Ein weiterer Meilenstein war dasjahrelangeEngagement von Handball-Ikone Stefan Kretzschmar im Aufsichtsrat.
Das erleichterte es erheblich, bei Unternehmen Termine zu bekommen. Heute verfügt der Bundesligist über einen Jahresetat von rund sechs Millionen Euro. Zum Vergleich: Der deutsche Rekordmeister THW Kiel (22 Titel) kommt auf mehr als zehn
NeueKlangwelten: POET AudioeröffnetFiliale in Leipzig
VollendeterKlangtrifftaufunverwechselbaresDesign:Dasösterreichische UnternehmenPOET Audiosetztmit seinen kabellosenSoundsystemenneue Maßstäbe.Ob fürihreSterne-Restaurants,Luxushotelsoderdieperfekte KlangerfahrungzuHause –Kundenund Kundinnenin Wien,München, Paris, London,Hongkong,SingapurundSeoul sindüberzeugt vonder steirischen Innovationsleistung. Erlebenunderwerbenlassensichdie edlenSoundsystemein Wien,Grazund München –undseitKurzemauchin Leipzig.IndenPOETKlangwelten könnenMusikliebhaberin exklusivem
Ambientein einaußergewöhnliches musikalischesErlebniseintauchen.
Die bestenLeutefür dasbeste Produkt DerErfolgistkeinZufall.„MeinBestreben wares“,sagtGründerMarkusPlatzer, „diebestenLeuteausden verschiedenenEinzeldisziplinenfürdieEntwicklungdieservisionärenSoundsysteme zubegeistern.“Undesistihmgelungen. Ob AudioEngineering,Elektronik,Design,HolzbauoderBlechtechnik –der CEOhaterfahreneExpertenmiteiner LeidenschaftfürMusikzusammengebracht,diesichder komplexenHerausforderunggestellthaben.
Die fürdieKlangtreuemaßgeblichen ElektronikkomponentenhatPOET Audio selbstentwickelt.Die Außengehäuse ausgebürstetem EdelstahlsinddasErgebniseinererfolgreichenVerflechtung maschinellerProduktionundmanueller Kunstfertigkeit.DerKlangkörper zeugt vonhöchstemsteierischen Tischlerhandwerk.EinerfahrenerMusikerund Mathematiker zeichnetfürdenSound verantwortlich,derseinesgleichen sucht.Das außergewöhnlicheDesign mitseinen symmetrischenKreisöffnungen stammt vonThomas Feichtinger. Der Trägerdes renommiertenDesign AwardsgiltalsAusnahmekünstlerund
Wir wollen ein gutes Verhältnis zu den umliegenden Vereinen, den Handball in der Region voranbringen.
Millionen Euro. Günther hofft, dass der rund 250 Firmen umfassende Sponsorenkreis größer wird. „Wir haben eine aktive Partnerschaft.“ Erfreulicherweise habe die CoronaPandemiezukeinenRückzügengeführt. Das sei eine „heldenhafte Leistung“ der Förderer. „Wir bieten ein großes Netzwerk, zudem erhöht sich auch der Bekanntheitsgrad der Unternehmen.“ Handball, schwärmt der Manager, erzeuge Emotionen pur. Wer sich in dieser Sportart engagiere, „unterstützt damit auch ein Projekt mit dem Ziel, Vorbilder in der Gesellschaft zu entwickeln“. Der Sport, der Handball, habe die Aufgabe, die Menschenzusammenzubringen.„Wenn es uns nicht gelingt, Werte wie Teamwork, Fairplay, Respekt und Disziplin zu vertreten – wer soll es denn dann machen?“ Sport könne zudemeineganzwichtigePlattform sein, um den Dialog zu fördern und Barrieren abzubauen. Ferner schaffe der DHfK-Handball auch Arbeitsplätze. „Einschließlich der Spieler und Trainer beschäftigen wir 55 Personen und repräsentieren Leipzig, die Region und Sachsen bundesweit.“ Überhaupt, Günther, der seit einiger Zeit auch dem Präsidium der HandballBundesliga angehört („man kann nicht immer nur meckern, sondern muss selbst anpacken“) und die Interessen von 22 sächsischen Vereinen in diesen Corona-Zeiten gegenüberderStaatsregierungvertritt, blickt über den Leipziger Tellerrand hinaus. „Wir wollen ein gutes Verhältnis zu den umliegenden Vereinen, den Handball in der Region voranbringen.“ Neid sei nicht angebracht. Spieler, die es aus der DHfK-Jugend nicht bis ganz nach oben schafften, könnten so für benachbarte Vereine auflaufen. In der Schublade liegen Pläne für eine Akademie zur Trainerfortbildung. Günther erinnert sich, dass „nichtjeder“inderStadtandieVerwirklichung seiner Vision eines Handball-Bundesligisten geglaubt hatte. Er bewies ihnen das Gegenteil. Da stehen wohl auch die Chancen nicht schlecht, den Meistertitel zuerringen.DieAusdauerdafürbesitzt er.
schufbedeutendeArbeitenfürnamhafteinternationaleLuxushersteller.
Intuitivzumeisterhaftem
Klangerlebnis DiemittlerweilesiebenModelle –vom portablenBluetooth-Lautsprecherbis zurHigh-End-Sound-Bar –versprechen VollendunginDesignund Technik.Die Klangmonolithenlassensich viaBluetooth oderWLANvomSmartphone oderiPhone steuern. AuchdasTVGerät kannangeschlossen werden. Hinterallder Perfektion stehteineinfacherGedanke:eineKlangreproduktion möglichstnaheamOriginalzuerhalten.
Meinung Von Tino Supplies
Und was getan werden muss: Das Radverkehrsnetz ist in vielen Teilen der Stadt noch vielmehr Lücke als Netz. Es muss absolute Priorität haben, diese Lücken schnell zu schließen. Die Leipzigerinnen und Leipziger wollen auf ihren Alltagswegen sicher unterwegs sein, egal ob sie 8 oder 88 Jahre alt sind. Da ist noch sehr viel zu tun.
Tino Supplies (41) verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen Leipzig
Jungunternehmer entwickeln deutschlandweit erste Mini-Kamera fürs Zweirad / 150 Bauteile stecken in dem kleinen Gerät
die Dashcam
Von Robert Strehler
Wachsendes Umweltbewusstsein der Menschen
Bislang sind diese Veränderungen aber nach unserer Meinung nicht in dem Ausmaß in die Planungen der Stadt eingegangen. Inzwischen ist man mit dem Fahrrad genauso flott in der Stadt wie mit dem Auto. Ein Gegeneinander der einzelnen Verkehrsteilnehmer lehnen wir ab. Uns geht es um ein gleichberechtigtes Miteinander von Auto- und Radfahrern sowie dem öffentlichen Personennahverkehr und Fußgängern. Das schließt da und dort auch ein Umdenken ein. Deshalb plädieren wir auch für einen Radweg auf dem Leipziger Ring. Dabei spielt natürlich die Sicherheit eine große Rolle – für alle Beteiligten. Wir brauchen eine Neuorganisation des Verkehrs. Denn ein Aufeinandertreffen aller Verkehrsformen bei unklaren Verhältnissen birgt immer ein großes Gefahrenpotenzial. Natürlich muss der Autoverkehr funktionieren, auch der Warenverkehr. Und gleichzeitig sollte auch der Fahrradfahrer zu seinem Recht kommen. Ein Gegeneinander-Ausspielen ist der falsche Weg. In der Karl-Liebknecht-Straße zum Beispiel funktioniert das bereits prima.
Robert Strehler (35), Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Leipzig
Fahrradunfälle können auch ihr Gutes haben. Klingt sonderbar, trifft aber offensichtlich auf das zu, was den Brüdern Sandro und Aaron Beck aus Baden-Württemberg widerfahren ist. Denn daraus entstand 2018 eine verblüffende Geschäftsidee –die Dashfactory. Die Leipziger Firma hat die deutschlandweit erste Dashcam fürs Fahrrad entwickelt. Diese Mini-Kamera mit allerlei pfiffigen Zusatzfunktionen wird einfach unterhalb des Sattels montiert. „SienimmtvondortausGefahrensituationen auf und dokumentiert sie“, erzählt Aaron Beck. Der Marketingchef des Unternehmens fügt
hinzu: „Das taugt sogar als Beweismittel vor Gericht, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen nach Unfällen kommen sollte.“
Eigene Erfahrungen Und so trug sich das Ganze zu: Der heute 28-jährige Aaron wurde einst aufseinemBikevoneinemAutomit zu geringem Überholabstand überholt. „Der am Steuer scherte während des gefährlichen Überholmanövers plötzlich vor mir rein und bremste. So rasch konnte ich nicht ausweichen und knallte mit Tempo 30 auf den PKW“, ärgert sich der junge Mann noch heute, dem dabei zumGlücknichtsSchlimmerespassiert ist. Aaron, der seinerzeit in Karlsruhe Architektur studierte, erzählt weiter: „Der Mann düste einfachdavon.“Fahrerfluchtimklassischen Sinne. „Ich stand wie Freiwild auf der Straße, konnte vor Schreck nicht einmal die Autonummer wahrnehmen, geschweige denn mir merken.“ Auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder erlitt Fahrradunfälle, etwa in Frankreich. Das brachte diesen seinerzeit auf den Gedanken mit der Firma. Gemeinsam mit Lelia König (26), die er bereitsvorihremgemeinsamenSportmanagement-/Jura-Studium in Jena kennenlernte, gründete er die Dashfactory mit inzwischen 13 Beschäftigten. Ihr Ziel ist es, Fahrradfahren sicherer zu machen. So wurde Schritt für Schritt das Dashbike erfunden.Esverbirgtindem8mal6 mal 2 Zentimeter großen PlastikKästchen unterm Sattel mehr als nur eine winzige Kamera. „Insgesamt sind über 150 Bauteile darin versteckt“, erklärt Sandro. „Die Wirkung ist vor allem auch präventiv zu sehen.“ Aaron pflichtet ihm bei:„ÄhnlichwiebeiGeschwindigkeitsblitzernamStraßenrand,wenn Autofahrer nahezu automatisch langsamer werden.“ Spreche sich herum, dass „immer mehr Biker
unser Gerät nutzen, werden diejenigen am Lenkrad gewiss häufiger aufpassen, möglichst nix falsch zu machen“, meint der Ältere der beiden.SchließlichkönnedasFehlverhalten „mittels unserer Technik nachgewiesen werden“. Zwar hat es bisher glücklicherweise noch keinen Fall vor Gericht gegeben, wo die Daten von Dashbike nötig waren.„Aberwirverfügenüberein Rechtsgutachten, das wir von einer spezialisierten Kanzlei haben anfertigen lassen. Dieses bestätigt uns, dass die Aufnahmen der Dashbikes im Schadensfall vor Gericht anerkannt werden“, erklärt Sandro.auch mit einem Warnsystem ausgerüstetwerden,dasdannbeizudichtem Auffahren anderer optisch darauf aufmerksam macht.“ Alles in allem koste das Gerät rund 230 Euro. „Dazu haben wir auch noch eine Software entwickelt.“ Mit dieser Dash-App können die Aufzeichnungen per WLAN problemlos aufs Smartphone überspielt werden. „So ist beweisbar, wer überholt hat und wie dicht und wie lange es dauerte und wo und wann das geschah.“ Dabei sei die DatensicherheitinjedemFallegarantiert, versprechen die Unternehmer-Brüder. Keinerlei personenbezogene Fakten würden freigegeben.
Wichtige Unterstützung
Selbst Straßenzustandsanalysen –wo etwa Reparaturbedarf herrsche –sind machbar.
Aaron Beck Geschäftsführer der Dashfactory GmbH
Der Winzling hat´s in sich Und das schafft der kleine Computer dank seiner üppigen Ausstattung. Neben der HD-Kamera dokumentiert ein Distanzmesser zur Seite hin den Abstand, mit dem ein Auto beispielsweise das Rad überholt. Zugleich ist das Globale Positionsbestimmungssystem GPS installiert, das genau aufzeichnet, wann und wo sich ein Zwischenfall ereignete. Zudem zeigt ein Falldetektor, wodurch ein Sturz des Fahrradfahrers verursacht wurde, „vielleicht auch ‚nur‘ durch ein Schlagloch“, sagt Aaron. „Das hilft dann etwa bei der Klärung von eingeforderten Versicherungsleistungen.“ Schließlich ist das Ganze noch mit Tag- und Nachtlicht ausgestattet. „Wenn gewünscht, kann das Gerät
Bislang setzte Dashfactory im Vorverkauf eine vierstellige Stückzahl an Geräten ab. Untergekommen ist dieFirmaimSpinLabinLeipzig.Da heißt es auf der Homepage: „Wir unterstützen unternehmerische Teams beim Wachstum und bei der Gründung innovativer Unternehmen. Unsere Mission ist es, Unternehmertum und Innovation in Mitteldeutschland und darüber hinaus zu fördern, indem wir Existenzgründungen und Ausgründungen praxisnah begleiten.“ Für Aaron keineFrage,dassdieszutrifft:„Hier haben wir nach Prüfung prima Büroräumlichkeiten gefunden. Das hat uns sehr geholfen.“ Und natürlich auch der finanzielle Beistand von verschiedenen Investoren, „zumBeispielseitensderThüringer Beteiligungsmanagement bm-t und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft MBG und sogar eines privaten Investors, den Business Angels aus den USA“, freut sich Sandro. Auch die HandelshochschuleLeipzig(HHL)seiinKooperation mit dem SpinLab mit von der Partie. „Wir hatten dort mit unserer Bewerbung für das sogenannte Beschleunigungsprogramm, mit dem jungen Unternehmern unter die Arme gegriffen wird, Erfolg. Ein großes Glück für uns“, betont Aaron. Die Sicherheit im StraßenverkehrvermagdasDashbikenochauf andere Weise zu erhöhen. „Mit unserer Technik sind Kommunen in der Lage, eine Radverkehrsübersicht zu erstellen. So können Stadtplaner bei der künftigen Fahrweggestaltung entsprechend die RadHauptverkehrsrouten berücksichtigen“, beschreibt der studierte Architekt einen weiteren Vorteil der Geräte. Streckenoptimierungenseiensobessermöglich,Unfallschwerpunkte sinnvoll zu minimieren. „Selbst Straßenzustandsanaly-
sen – wo etwa Reparaturbedarf herrscht – sind machbar“. Kein großer Aufwand, wenn etwa Testpersonen unterwegs sind mit dem Dashbike. Mit Leipzig gebe es bereits Kooperationsanfänge. „WeitereStädtehabenwirimBlick.“Sogar Mailand habe Interesse angemeldet.UndmitderTUDresdenläuftin diesem Frühjahr ein Forschungsprojekt an. „Drei Monate Probefahren – dafür haben sich etwa 1300 Bewerbergemeldetauf272Plätze“, sagt der Marketingexperte.
Alles in allem kann der Computer-Winzling, dessen Akku bis zu sechs Stunden hält und wie ein Handy per Kabel wieder aufgeladen wird, 16 Gigabyte Daten in 135 Minuten erfassen, sozusagen über 450 Überholvorgänge. Eine enorme Menge, die anschließend auf anderen Geräten wie Smartphones oder PC gespeichert werden. Ein umfangreicher Fundus, der im Laufe der Jahre ein gehöriges Reservoir für mehr Verkehrssicherheit darstellt.
Von Uwe Köster
Wir müssen ohne Scheuklappen nach Lösungen suchen“, erklärt der Shootingstar. „Du musst von Anfanganüberzeugtseinunddarfst deine Stunden nicht zählen“, meint die angehende Bio-Winzerin. „Wir haben einfach keine Zeit für ArbeitenimWeinberg“sagendieHobbywinzer. Nachhaltigkeit hat viele Facetten,erstrechtimWeinbau.Die ökologische beziehungsweise biologische Bewirtschaftung der RebflächenisteinwichtigerFaktor,aber es gehört mehr dazu. Nach Gesprächen mit Winzerinnen und Winzern ist schnell klar: Einfache Lösungen gibt es nicht.
Es gibt bei uns keine Lese im Keller oder auf dem Konto, auf die wir zurückgreifen können, wenn etwas schiefgeht.
Matthias Hey JungwinzerOhne Scheuklappen nach Lösungen suchen
Matthias Hey kann über das Thema Nachhaltigkeit leidenschaftlich diskutieren. Hey hat den Stempel Shootingstar, obwohl er schon seit 2008 Wein produziert. Der bald 40-Jährige steht für einen GenerationswechselanSaale-Unstrut,dem nördlichsten Weinbaugebiet Deutschlands. „Ich bin der älteste Jungwinzer Deutschlands“, sagt er lachend. Seit 2008 ging es für ihn steil bergauf. Vorläufiger Höhepunkt war im Jahr 2019 die AufnahmeindenVerbandDeutscher
Prädikatsweingüter (VDP).
Kürzlich hatte er die Chance, vier Hektar Fläche zu kaufen und mit Reben zu bepflanzen,womitsichdie
Rebfläche seines Betriebs fast verdoppelt hat. „Wir hatten mit der Flächenerweiterung schon daran gedacht, die Flächen biologisch zu bewirtschaften“, erzählt Matthias
Hey. „Wir haben das auch angefangen, auch in den Steillagen.
Aber wir mussten bald merken, dass wir das momentan nicht können.“
Warum nicht? Hey holt mit seiner Antwort lange aus.
Es gebe mehrere Punkte, die man als Betrieb erfüllen muss, damit biologischer Weinbau nachhaltig möglich ist. „Es braucht eine Technisierung, weil ich als Bio-Weingut bei schwierigen Bedingungen vielleicht im Fünf-Tage-Rhythmus durch meine Weinberge fahren muss. Dann darf ich keine Herbizide einsetzen.DasheißtmehrMechanisierung, was in Steillagen besonders schwierig ist.
Schließlich erfordert Bio-Weinbau mehr Personaleinsatz. Mein Bruder, der Betriebswirt ist, und ich, wir haben uns in die Augen geschaut und gesagt: Weder haben wir die Technisierung noch die nötige Personalstärke.“ Schließlich gelte auch die Faustregel, dass man als Reserve mindestens einen Jahrgang im KelleroderaufdemKontohabensollte.
„Aber es gibt bei uns keine Lese im Keller oder auf dem Konto, auf die wirzurückgreifenkönnen,wennetwas schiefgeht. Darum haben wir gesagt, es ist unvernünftig.“
Also erst mal kein Bio. „Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt mit Tunnelblick konventionell arbeiten und die Weinberge totspritzen. Wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr bestimmte Dinge auszuprobierenundumzusetzen.Obesnuneine neue Zwischenbegrünung ist oder ein Wildblumenblüten-Projekt, bei dem wir mitmachen. Generell wollen wir so schonend wie möglich arbeiten“, meint Hey und fügt lachendan:„Dassagtnatürlichjeder.“
Die biologische Bewirtschaftung sei aber nur ein Punkt beim Thema Nachhaltigkeit.„FairtradeoderFair and Green sind Nachhaltigkeitszertifikate,diedreiKernpunkteumfassen. Da ist die soziale Nachhaltigkeit. Da geht es darum, dass Mitarbeiter gut bezahlt und behandelt werden. Dazu gehört auch, dass dieUnternehmerfamiliesichnicht selbst ausbeutet. Da steht zum Beispiel: Ziel ist, dass der Unternehmer jedes zweite WochenendefreihatoderzweiTagepro Woche. Da sieht es bei mir ganzschlechtaus.“SeineMitarbeiter (sein Partner, sein Bruder, drei Mitarbeiter im Weinberg, die Schwägerin in Teilzeit sowie die Eltern im Hintergrund) könnten Nachhaltigkeit schon für sich beanspruchen. „Das kriegenwirauchgespiegelt. Es gibt regelmäßig Gespräche, in denen wir nachfragen, wie gutsichdieMitarbeiter bei uns aufgehoben fühlen.“
Schließlich die Umweltund Naturschutzparameter. „Die größte Baustelle. Ob der biologische Weinbau im Sinne der Nachhaltigkeit wirklich das Nonplusultra ist oder ob es vielleicht auch andere Wege gibt, ist noch nicht eindeutig.Bio-Betriebe müssen in manchen Jahren eventuell zehnmal mehr mit dem Schlepperdurchdie Weinberge fahren. Dasistzehnmalmehr Spritverbrauch, zehnmal mehr Bodenverdichtung, mehr Kupfer- und Schwermetallausbringung. Es gibt immer Vor- und Nachteile. Es ist die Aufgabe unserer und der nachfolgenden Generation, ohne Scheuklappen nach Lösungen zu suchen. Fakt ist: Die Herausforderungen sind immens.“ Heys ernst gemeinter Vorschlag: „Es sollte ein Schulfach Nachhaltigkeit geben.“
Vor allem muss es schmecken
Im Weingut Born ist derweil dieUmstellungaufBiovollim Gang. Neben Hobbywinzern und einem Betrieb mit wenig Rebfläche ist es das erste größere (9 Hektar) und namhafte Weingut im Gebiet, das diesen Weg geht. Günther Born gründete das Weingut in Höhnstedt kurz nach 1990, seit 2010 habenseineTochterElisabethund ihr Mann Jochen die Fäden in der Hand.
stehen.“ Die Mitarbeiter hoben die Daumen. „Damit war klar: Okay, wir probieren das.“
Schließlich der konkrete Schritt: Zertifizierung. „Das ist auch sehr viel Bürokratie.“ Die Borns wirtschaften nach dem EU-Biosiegel, was als Einstieg in die Welt der ökologischen Bewirtschaftung gilt.
„Drei Jahre muss man ökologisch arbeiten, bis man Bio aufs Etikett schreiben darf. Der 2022er-Jahrgang wird der erste voll zertifizierte Ökojahrgang, ab dann darf es auch aufdemEtikettstehen.VonderIdee bis zum Antrag hat es sechs Jahre gedauert.“
Konkret bedeutete die Umstellung auch Investitionen, wobei die 400 Euro Jahresgebühr für das Siegel das geringste Problem sind. „Wir mussten in Technik investieren, das waren Kosten im fünfstelligen Bereich.“ Neues Personal haben die Borns nicht eingestellt. Mit dem jungen Paar, Papa Günther undzweiweiterenFestangestellten hat der Betrieb fünf Mitarbeiter. Im SommerhelfennochzweiLeutezusätzlich, zur Lese kommen Landwirtschaftsstudenten aus Halle. Personal ist jedoch ein großes Problem. „Es wird immer schwieriger, für die Weinbergarbeiten Leute zu finden.“ Und wie steht es mit der Selbstausbeutung? Elisabeth Born lacht. „Du musst von Anfang an überzeugt sein und darfst deine Stunden nicht zählen.“
Sie sind überzeugt und zählen dieStundennicht.„Wirbaueninder fünftenGenerationWeinan.Füruns bedeutet Nachhaltigkeit, dass die Generationen nach uns noch genau
Viele Kollegen sagen: Cool, dass ihr euch das traut. Hoffentlich klappt’s. Den meisten Kunden ist es aber gar nicht so wichtig, das Öko draufsteht.
dasgleicheGlückerfahrenundtolle Sachen auf unserem Boden ernten können,wiewirdaskönnen.Einguter Wein muss auch aus einem gesunden Boden kommen. Das gehört zu Nachhaltigkeit.“ Was sagen eigentlich die Kollegen im Gebiet und die Kunden?
Seit drei Jahren haben wir an den Rebstöcken gar nichts gemacht, nichts gespritzt, nichts geschnitten. Das ist Bio total, mehr Nachhaltigkeit geht nicht.
„Viele Kollegen sagen: Cool, dass ihr euch das traut. Hoffentlich klappt’s. Den meisten Kunden ist es aber gar nicht so wichtig, das Öko draufsteht.“ Das A und O sei: „Es muss auch schmecken.“ Bio total rein zufällig Nachhaltig im Weinbau arbeiten kann auch unfreiwillig geschehen, fastzufällig.DieHobbywinzerPeter BörnerundWolf-DietrichBalzereit–zwei Journalisten – bewirtschaften seit 15 Jahren in der Nähe von Könnern knapp 500 Rebstöcke. Neuerdings komplett biologisch. Doch was heißt bewirtschaften. „Am Anfang wollten wir alles richtig machen,habenallesnachLehrbucherledigt. Doch das wurde uns zu viel. Seit drei Jahren haben wir an den Rebstöcken gar nichts gemacht, nichts gespritzt, nichts geschnitten. Wir hatten einfach keine Zeit“, erzählt Börner. Trotzdem konnten Trauben gelesen werden, 200 Liter Wein war die Ausbeute 2021, was sehr wenig ist. „Aber es ist Bio total, mehr Nachhaltigkeit geht nicht“, sagt Balzereit. Der Unterschied zu MatthiasHeyoderElisabethundJochen Born: Sie sind wirtschaftlich vom Weinbau nicht abhängig. Es gab Jahre, da hatten sie gar keinen Wein.DaskannsichkeinBetrieberlauben.
Dann die ökonomische Nachhaltigkeit. „Da sind knallharte Kennzahlen. Da weiß man, ob es den Unternehmen wirtschaftlich gut geht oder eher nicht.“
Ihr Mann sei der „Antreiber“ in SachenBiogewesen,sagtElisabeth Born. „Jochen kommt aus Schwaben, sein Vater ist Heilpraktiker. In seinerFamiliehatdasThemaNachhaltigkeit schon immer eine große Rolle gespielt. Seit Jochen vor zehn Jahren mit hierher gekommen ist warschonimmerseinWunsch,dass wirhieraufNachhaltigkeiteinbisschen mehr Wert legen.“ Nun also biologische Bewirtschaftung mit offizieller Zertifizierung –ein langer Prozess. Elisabeth Born erzählt: „Wir haben lange darüber nachgedacht, zum Beispiel auch schon länger auf Herbizide verzichtet. Zunächst haben wir mit einem kleinen Stück angefangen und gesagt, wir versuchen das jetzt ökologisch zu machen. Wenn das funktioniert, dann machen wir das ein zweites Jahr. Und wenn das auch funktioniert, wollen wir die Flächeausdehnen.Sofingdas an, ohne Zertifizierung. Das haben wir einfach nur für uns gemacht.“ Es folgten Gespräche mit den Mitarbeitern. „Wenn die nicht mitziehen und nicht von der Sache überzeugt sind, dann macht das keinen Sinn. Wir sind ein kleines Team, da muss jeder dahinter
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RBL MediavereintUmweltbewusstsein mitmodernem Design
Grüner,gesünder,lebenswerter –Leipzighatsichmitseinem„Masterplan Grün“Zielegesetzt,diedie Stadtbis 2030noch attraktivermachensollen.
Zeitgemäßsindsie.Undäußerstumfassend.Einelebendiggrüne Stadtam Wassersoll –zu lesenindersogenanntenFreiraumstrategie –entstehen.
Diese VisionhatdieRBLMediaGmbH zurEntwicklungihres Stadtmöbelkonzeptesfür Leipziginspiriert.Denn:
„NebenFunktionalitätundDesignleistenWartehallen, Stadtinformationsanlagenund WerbeträgereinenwichtigenBeitragzurEntwicklunghinzur ‘GreenCity’“,sagt RegionalvertriebsleiterinAnnettBrückner
MitseinemNachhaltigkeitskonzeptsetzt dasUnternehmengenauhieran. Wases damiterreicht?Klimaneutralbetriebene Stadtmöbel.UnddieseSchrittestecken
dahinter:
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Die Stadtmöbelund Werbeanlagen sindmehrals Fahrgast-und Witterungsschutz.Siewurden vonGrundauf nachhaltigentwickeltundproduziert.
Rund400 WartehallenwurdenmitSolarmodulenausgestattetundproduzie-
renSolar-Strom,mitdemsiedeneigenenEnergiebedarfdecken.Circa500 Dächer vonWartehäuschenwurdenmit einerGrünbedachungausgestattet,die CO2 absorbiertund Feinstaubpartikel aufnimmt. Aufdiese Weisesindrund 3300QuadratmeterGrünflächenan hochbelastetenPunktenin der Stadt entstanden,dieetwaelf Tonnen CO2 im Jahrbinden.
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Ökologischunbedenklichundfrei von Emissionensindauchalleeingesetzten Ressourcen.Die Stadtmöbelund Werbeanlagen werdenzu100Prozent nachhaltigbewirtschaftet,gereinigt undgepflegt.Dasumfasst vomReinigungsmittelbiszurlokalemissionsfrei fahrendenElektrofahrzeug-Flottealle eingesetztenArbeitsmittel. Wasser,das zur Reinigungder Wartehäuschenund Werbeträgerbenötigtwird, stammtaus Regenwasser.Alleunvermeidbaranfallenden CO2-Emissionen werdendurch Klimaschutzprojekte ausgeglichen.
„GreenCitizenship“ VonBeginnansetztRBL Mediadarauf, grüneProjektezufördernund zuentwickeln.Indiesem Jahretabliertdas UnternehmeneinneuesProdukt mit
demNamen: „Green-Net“.Was verbirgtsich dahinter?„WirspendeneinenBaumfürjede grüne CityLight-Poster-Kampagne, die beiuns gebuchtwird“,erklärt RegionalvertriebsleiterinAnnettBrückner.
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DieRBLMediaGmbHmitSitzim Rheinlandwurde2015gegründet.InzwischenhatsiesichaufdemMarkt der kommunalen Außenwerbe-und StädtemöbelkonzessionenalsUnternehmenetabliert,mitdemgerechnet werdenmuss.In LeipzigistRBLMedia fürrund900 Wartehäuschenan Straßenbahn-undBushaltestellen verantwortlich. AußerdemhatdieFirmaCitylight-Vitrinen,Citylight-Säulenunddi-
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gitale Außenwerbeanlagenerrichtet und vermarktetdiese.Bei Ausschreibungenfür AufträgeinAachen,DortmundundErfurtsetztesichRBLMedia ebenfallsdurch.
HinterderRBLMediaGmbH stehen namhafteUnternehmenderBranche. MuttergesellschaftistdieFirma EpsilonN.V. –seitmehrals25Jahren Hersteller vonStadtmöbeln.Dasbelgi-
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Bitterfeld-Wolfener Band
Goitzsche Front schaffte es mit „Deines Glückes Schmied“ auf Platz eins der deutschen Album-Charts
Wer ein echter Rockstar ist, der lässtesgernemal krachen. Guns n’Roses-Sänger Axl Rose zertrümmerte Hotelzimmer, RollingStones-Gitarrist Keith Richards lehrte im Hotel Hyatt On Sunset in Hollywood einen Fernseher das Fliegen durch das Zimmerfenster, KeithMoonvonTheWhodemolierte Schlagzeuge, Autos und Hotelzimmer. Das Gespräch der LVZWirtschaftszeitungmitderDeutschrock-Band Goitzsche Front verläuft – erwartungsgemäß – friedlich. Es werdeninderAlmhüttedesRestaurants Seensucht in Bitterfeld-Wolfen, direkt am aus einem ehemaligen Braunkohlentagebau entstandenen großen Goitzschesee gelegen, keine Biergläser geworfen oder Teller durch die Gegend gepfeffert.„Wirsindbodenständiggeblieben“, erklärt Christian Schulze (Bass) stellvertretend für Pascal Bock („ich singe, weil ich kein Instrument spielen kann“), Tom Neubauer (Drums) und Maximilian Beuster (E-Gitarre).
Unddas,obwohldieMusikerriesige Erfolge vorzuweisen haben. Mit „Deines Glückes Schmied“ starteten sie im Februar 2018 auf Platz eins der deutschen AlbumCharts durch, „Ostgold“ gelang im Januar 2020 der Einstieg auf Platz zwei. Ohne Zweifel gehört die Goitzsche Front gegenwärtig zu den bekanntesten und erfolgreichsten ostdeutschen Rockbands und steht in guter Tradition zu so klangvollen NamenwieKarat,CityoderPuhdys.
Gründung in einer Kneipe BeiallenErfolgen:Gleichwohlistes auch in der Musikbranche so, dass das ganz große Geld nur wenige verdienen. Die Künstler aus Sachsen-Anhalt stecken die Honorare und Erlöse aus den verkauften Liedern in ihre Firma, kaufen davon TechnikundbezahlenaufdenTourneen zwölf Mitarbeiter, vom Tontechniker bis zum Fotografen. Alle Band-Mitglieder gehen normalen Berufen nach. Pascal Bock arbeitet im Leipziger BMW-Werk, Maximilian Beuster hat gerade das Restaurant Seensucht von seinen Eltern übernommen, Christian Schulze verdient seine Brötchen im Außendienst und Tom Neubauer, ein Serviceleiter, macht gerade seinen Führerschein für Lastkraftwagen. Der Urlaub geht häufig für Auftritte drauf.„EsistschoneineextremeBalance, Beruf, Musik und Familie zu vereinbaren“, betont Schulze. Warum tun sie sich das dann an? „Musik ist unser Hobby, unsere Leidenschaft“, sagt Bock. Die Band wurde 2009 in einer Bitterfelder Kneipe gegründet. Zunächst ging es nur darum, gemeinsam Rockmusik zu spielen, das eine und andere Bier zu trinken und Feten zu feiern. Drei Jahre später wurde das erste Album „Musik ist mein Blut“ veröffentlicht. Die Bitterfelder begannen, sich in der neuen Deutschrock-Szene zu etablieren, schafften es 2016 mit „Monuments“ erstmals in die Album-Charts. Wegen ihrer Heimatnähe und kurz geschorener Haare wurden sie von einigen Medien an den ganz rechtenpolitischenRand geschoben. Dabei haben die Rocker sich immer wieder von Extremismus und Gewalt distanziert.„WirwollenunsereMusikraus aus der Politik halten“, erklärt Bock. Beuster ergänzt: „Wir machen keine Politik.“ Der Gitarrist kam 2012 dazu. „Damals wurde mir erzählt, die Band stehe vor dem großen Durchbruch“, erinnert er sich und gesteht, überdieseAussagegeschmunzeltzu
haben. Doch die vollmundige Prophezeiung bestätigte sich. Trat die Goitzsche Front zunächst vor sehr wenigen Zuhörern auf, so wandelte sich das natürlich mit zunehmendem Erfolg. „Es ist ein absoluter Rausch, vor 2000 Gästen aufzutreten“, berichtet Beuster. Einst als Vorband spielend, entwickelten sich die beinharten Bitterfelder zur Hauptattraktion mit eigener Tour, etwa 2019 mit „Der Osten rockt“. Fans begleiteten die Auftritte von Oberwiesenthal über Oschatz, Stendal und Eberswalde bis nach Peenemünde mit einem Autokorso.SpecialGuestwarDieter„Maschine“ Birr, lange Jahre Sänger der Puhdys. Von Januar bis März 2020folgtedieOstgold-Tourin14 deutschenStädtensowieinWien.
„Das ist schon Wahnsinn, eine eigeneTour.DakommendieLeute nur für uns“, kann Beuster das auch heute kaum fassen. „Es ist schön, wenn wir die Menschen glücklich machen“, sagt Bock.
Einmal Rocker, immer Rocker. Einmal Rocker, immer Rocker. Das zeigte sich in Corona-Zeiten.
Nach dem Motto „Wenn unsere Fans nicht zu uns kommen können,dannkommenwirzuihnen“. MiteinemSattelschlepperfuhren sie nach Zeitz, um auf dem Auflieger ihren Deutschrock zu spielen. Doch nach lediglich einem Konzert untersagtendieBehörden die Auftritte. NatürlichfehlendenRockern die Konzerte. Unterkriegen lassen sie sich trotzdem nicht. Manager Steve Dornbusch etwa hat inzwischen eine eigene Tankstelle. „Er hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt“, lobt Schulze. „Er hat das Beste aus der
Situation gemacht.“
Bock wiederum veröffentlichte vor knapp einem Jahr ein Album mit Kinderliedern. „Das nächste kommt bald“, verkündet er.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. „Irgendwann wird die Pandemie vorbei sein“, meint Beuster. Sänger Bock sagt, er sei gespannt, wie es nach Corona weitergehen wird. Die Goitzsche Front bereitet sich jedenfalls darauf vor, steht in den Startlöchern und arbeitet am nächsten Album. Sollte es wieder ein Erfolg werden, heben die in der Region verwurzelten Bitterfelder nicht ab. „Wir sind ganz normale Menschen“, sagt Bock. „WirhabennichtdenCharakterzug zum Größenwahn.“
Das Auto wird grün. Umweltfreundliche und nachhaltige Mobilität ist sogar in der Luxusklasse angekommen.
Beim Klimaschutz hinkt derVerkehrssektorhinterdenCO2-Einsparzielen des Staates deutlich hinterher, gerade der motorisierte Individualverkehr ist in puncto Umweltfreundlichkeit noch Sorgenkind vieler Klimapolitiker. Dabei investieren die Autohersteller viel Zeit und Geld, um des Deutschen liebstes Kind zumindest gefühlt ein Ökolabel verleihen zu können. Vor allemdiehochpreisigenundschweren SUV-Modelle und Luxuslimousinengeltenalswenigklimafreundlich.Dochnichtseltenistgeradedas PremiumsegmentimAutomobilbau Innovationsmotor, auch für mehr Nachhaltigkeit in der Branche.
Insbesondere der Durchbruch der elektrischen Antriebsvariante gegenüber den VerbrennungsmotorensolltedemAutomobileinen deutlichen Schub in Richtung umweltfreundliches Fortbewegungsmittel verleihen. Auch durch den Vorstoß von Tesla und die steigenden Umweltanforderungen an das Automobil setzte eine regelrechte Aufholjagd nach dem amerikanischenVorreiterinSachenElektromobilität ein.
Mittlerweile ist der E-Antrieb im Luxussegment der meisten Automobilhersteller angekommen. Ob die 7er-Reihe von BMW, die EQSBaureihe von Mercedes, die PSstrotzenden Porsche-Modelle oder sogar der mondäne Bentley nebst vielen weiteren Premiumfahrzeugen, sie alle eint mittlerweile eine Angebotspalette von elektrischsurrenden, mit infernalem Drehmoment ausgestatteten Elektromotoren. Doch der Antrieb allein macht auch ein Luxusgefährt noch lange nicht nachhaltig.
Nach einhelliger ExpertenmeinungwirdeinAutoerstdannklimafreundlich, wenn man den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges indieÖkobilanzmiteinbezieht,von der Ressourcengewinnung für die Materialien, dem Umgang mit den am Produktionsprozess beteiligten Menschen über die Herstellung der Fahrzeuge,demFahrbetriebbishin zurVerwertungunddemRecycling.
Mercedes-Benz prüft die Nachhaltigkeit zum Beispiel des EQS 450+, einem Premiumfahr-
zeug der rein elektrischen EQ-Baureihe von Daimler, durch unabhängige Gutachter. In die Ökobilanz fließen Werte wie der Anteil ressourcenschonender Materialien, zum Beispiel aus nachwachsenden Rohstoffen, mit ein. Auch der Energieverbrauch zur Produktion der Fahrzeuge, welche zunehmend über Fotovoltaik-Module auf den Fabrikdächern gedeckt wird, spiegelt sich in der Ökobilanz wider. WegweisendisthierderFabrikneubau Factory 56 als eine der ersten Zero-Carbon-Factorys oder die Nutzung von Autobatterien, die als Energiespeicher in Mercedes-Produktionsstätten ein zweites Leben erhalten. Einen erheblichen Beitrag zur Ökobilanz von Autos leisten auch die Lieferanten, zum Beispiel über CO2-neutral produzierte Zulieferteile. Die BMW Group hat hier bereits 2008 vertragliche VerpflichtungenzurEinhaltungvonUmweltund Sozialstandards definiert und diese bei der Beauftragung der Lieferanten zum Beispiel für den BMW i3 festgeschrieben. Damit sindlautBMWGroupauchUmweltund Sozialstandards definiert, ebenso Menschenrechte und Managementsysteme zum Arbeitsschutz und Schutz der Umwelt.
Durch soziale Maßnahmen zur Förderung zusätzlicher Einkommens-
Im Porsche Taycan bietet der Autobauer zum Beispiel das komplett lederfreie Oberflächenmaterial „Race-Tex“ an, das zu einem beträchtlichen Teil aus recycelten PET-Flaschen besteht.
Foto: Porsche
möglichkeiten für Familien im Kleinstbergbau soll die Abhängigkeit von Einkommen von Kindern verringert und der Schulbesuch befördert werden.
Auch bei Zulieferteilen wie den ReifengehtBMWGroupAutomobile neue Wege und stattet den
Hauptsächlich Kleinbauern sind weltweit für den Anbau von Naturkautschuk verantwortlich. Einheitliche soziale und ökologische Anbaubedingungen sollen zur Nachhaltigkeit beitragen.
Foto: BMW Group Automobile
2015 für Verbesserungen beim Anbau. Der Einsatz von Reifen aus FSC-zertifiziertem Naturkautschuk ist eine Pionierleistung in dieser Branche. Damit tragen wir zum Erhalt der Artenvielfalt und der Wälder bei, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“, sagt Dr. Andreas Wendt, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk.
Die Fortschritte der Automobilindustrie, selbst schwere Luxusfahrzeuge klimafreundlich weiterzuentwickeln, sind in allen Phasen des Produktlebenszyklus bereits deutlich sichtbar. Grundsätzlich ist es nachhaltig, möglichst wenig Gewicht von A nach B zu bewegen, was eher für kleinere Fahrzeuge spricht. In der freien Wirtschaft ist
der preislich im Bereich einer kleinen Eigentumswohnung liegt, punktet in Sachen Nachhaltigkeit mit einer enormen Langlebigkeit undQualität.„80Prozentderjemals gebautenRolls-Roycesindnochauf der Straße“, sagte einmal der RollsRoyce-Chef Torsten Müller-Ötvös. Undbekanntermaßenistnichtsumweltfreundlicher, als das zu nutzen, was nicht erst hergestellt werden muss.
Nicht vergessen werden darf dabei, dass nur im sinnvollen Zusammenspiel verschiedener Verkehrsträger mit ihren spezifischen Vorzügen ein optimaler Verkehrsmix herauskommt, der über eine grundsätzlich notwendige Verkehrsverlagerung auf öffentliche Verkehrs-
BMWX5xDrive45ePlug-in-Hybrid als erster Automobilhersteller weltweit mit Reifen auf Basis von nachhaltigem, zertifizierten NaturkautschukundRayon,einemholzbasierten Material zur Verstärkung der Reifen,aus.„ImBereichNaturkautschukengagierenwirunsschonseit
aber auch der Kundenwunsch Prämisse wirtschaftlichen Handelns, daher ist auch die Fortentwicklung von Autos höherer Marktsegmente ein sinnvoller Schritt zur Ökologisierung des Autos an sich. Die richtig hochpreisigen Luxusautos wie zumBeispielderRolls-RoyceGhost,
träger auch die notwendigen FreiräumefürdasAutomobilschafft,ohnedieauchdaskomplettklimaneutraleundnachhaltigeAutolediglich im Stau stehen würde und keinen Mehrwert in der persönlichen Freiheit schafft – weder für die Umwelt noch für die Verkehrsteilnehmer.
Interview mit Christian Laberer, Fachreferent für Umweltfragen des Verkehrs beim ADAC
Was ist aus Sicht des ADAC wichtig für mehr Nachhaltigkeit im automobilen Individualverkehr?
Mehr Nachhaltigkeit lässt sich einerseits durch möglichst emissionsarme Pkw erreichen, anderseits durch insgesamt weniger Pkw-Verkehr.
FürErsteresistvorallemderweitere Hochlauf der Elektromobilität notwendig, wichtig sind aber insbesondere mit Blick auf den Fahrzeugbestand auch alternative Kraftstoffe, also E-Fuels oder Biokraftstoffe. Viele Menschen sind nämlich für ihre täglichen Wege mangels anderer Optionen auf ihr Fahrzeug angewiesen.
Um Pkw-Fahrten sinnvoll zu reduzieren,sinddeshalbauchdieUnterstützung und der Ausbau von attraktiven Alternativen zum Pkw entscheidend: beispielsweise ein qualitativ und quantitativ guter öffentlicherNahverkehr,insbesondere auf dem Land, aber auch Sharing-Angebote sowie eine bessere Radinfrastruktur mit Radwegen undsicherenAbstellmöglichkeiten.
Kann dies gelingen, wenn die verkaufsstarken Marktsegmente der Premiumsektor beziehungsweise der SUV-Bereich darstellen?
SUV und andere Premiumfahrzeuge entsprechen offensichtlich
den Kundenbedürfnissen – sonst wären diese Fahrzeuge nicht derart gefragt. Auch sie müssen sich jedoch unter anderem an den Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes messen lassen. Und Verbraucher sind aufgefordert, genau zu prüfen, ob sie unbedingt ein oftmals übermotorisiertes Fahrzeug dieser Größenordnung benötigen oder für ihre Nutzungszwecke nicht vielleicht auch ein Klein- oder Mittelklassefahrzeug.
Wie ist der Stand bei der Tendenz, „grüne“ Autos zu entwickeln und zu fahren?
Umweltaspektewerdengrundsätzlich immer wichtiger, spielen also auch zunehmend bei der AnschaffungeinesPkweineRolle–nicht umsonst steigen die Zulassungszahlen von Elektroautos derart rapide an. Hinzu kommt außerdem, dass umweltschonendere FahrzeugeeinigeVorteileerhalten. Hier ist zum Beispiel die Umweltprämie beim Kauf eines Elektrofahrzeuges zu nennen, aber auchdieMinderungderKfz-Steuer oder die Vorteile bei der Dienstwagenbesteuerung.„Grüne“Fahrzeuge sind oft nicht nur vorteilhaft für die Umwelt, sondern letztlich auch für den eigenen Geldbeutel.
Mit welchen Maßnahmen könnte die nachhaltige Elektromobilität weiter an Dynamik gewinnen?
Nachhaltige Mobilität ist eine der großen Zukunftsaufgaben. Dennoch hat es hier in den vergangenenJahrennurbedingtFortschritte gegeben. Das hat der ADAC unter anderem in seinem jüngst veröffentlichten ADAC Mobilitätsindex dargestellt. Aus Sicht des ADAC müssen deshalb sowohl die Anstrengungen selbst als auch das Tempo der Veränderung erhöht werden. Hier sind alle Akteure gefordert,alsonichtnurderNutzer.So sollte die Automobilindustrie in jedem Fahrzeugsegment – und zwar
gerade auch im Kleinwagensegment – preislich und funktional attraktivePkwanbieten.DerGesetzgeber ist ebenso gefordert, beispielsweise um ein breites öffentliches Ladenetz zu unterstützen oder das Laden – gerade in urbanenRäumen–einfacherzugestalten. Wichtigste Voraussetzung und essenzielle Grundlage für einenWandelhinzugrünerMobilität ist allerdings ein rasches Voranschreiten der Energiewende, da sichnurdurchzusätzlichengrünen Strom tatsächliche Umweltvorteile ergeben und man unabhängig von fossiler Energie wird.
Interview: Jochen Reitstätter
„Auch Premiumfahrzeuge müssen sich an Anforderungen des Umweltschutzes messen lassen“Die Factory 56 produziert von Beginn an CO2-neutral und wird damit zur Zero Carbon Factory. Foto: Mercedes-Benz AG
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14.Juli2022 |WestgartenLeipzig