Themenwoche Gesundheit April 2022 | Herz

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GESUNDHEIT THEMENWOCHE 2. bis 9. April 2022 www.lvz.de/gesundheit

Ein Anzeigen-Spezial Ihrer Tageszeitung | Sonnabend, 2. April 2022

THEMENWOCHE „GESUNDHEIT“ Eine Woche lang richtet die Themenwoche den Fokus auf vielfältige Gesundheitsthemen 2. APRIL 2022: HERZ 4. April 2022: OHREN / HÖRAKUSTIK / DIGITALE GESUNDHEIT 5. April 2022: AUGEN / GEFÄSSMEDIZIN 6. April 2022: PFLEGE / GESUNDHEITSSPORT 7. April 2022: ZAHNGESUNDHEIT / KINDERGESUNDHEIT 8. April 2022: GELENKE / SCHLAFEN / RÜCKENGESUNDHEIT 9. April 2022: ALTERSMEDIZIN

Das Herz als Taktgeber Den Puls im Blick zu behalten, insbesondere beim Sport, kann hilfreich sein, um einer Überbelastung vorzubeugen. Wichtige Fragen und Antworten rund um die ideale Herzfrequenz und das Training nach Puls. SEITE 2

Herzbildgebung Die Untersuchung des Herzens mittels Computertomografie hat Vorteile gegenüber herkömmlicher Herzkatheteruntersuchung. SEITE 3

Herzschrittmacher Volker Annacker litt an Ohnmachtsanfällen trotz Herzschrittmacher. Am Herzzentrum Leipzig konnte ihm schließlich geholfen werden. SEITE 4

„Hören Sie auf die Signale Ihres Herzens“ HERZSCHWÄCHE betrifft zumeist ältere Menschen, aber nicht nur! So erkennen Sie das Volksleiden und beugen rechtzeitig vor.

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en Organen des menschlichen Körpers wird zeitlebens keine Pause gegönnt. Irgendwann macht der Muskel einfach schlapp. Umso mehr gilt es daher wachsam zu sein und Symptome zu kennen, die als Warnsignal für Fehlfunktionen gelten. Etwa zehn Prozent der 80Jährigen haben nachweislich eine Herzschwäche, die in Fachkreisen Herzinsuffizienz genannt wird. Zugleich rangiert die Krankheit unter den möglichen Todesursachen auf den Spitzenplätzen. Grund genug, die Erkrankung ernst zu nehmen. Die Herzinsuffizienz ist keine abgrenzbare Krankheit, sondern ein komplexes 302589901_001122

Krankheitsbild mit mehreren charakteristischen Symptomen. In deren Folge das Organ es nicht mehr schafft, die von ihm geforderte Pump- und Förderleistung zu erbringen. Warnsignale ernst nehmen

„Ist dieser Arbeitsablauf gestört, kann es zu erhöhter Atemfrequenz, nächtlichen Hustenanfällen, Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge, Schwächegefühlen sowie akutem Leistungsabfall kommen“, erklärt Prof. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig. Diese Symptome gelten zumindest

für die Linksherzinsuffizienz, die einen Großteil der Herzschwächeerkrankungen ausmacht. Ist der rechte Teil des Herzens stärker von einer Erkrankung betroffen, zeigt sich das durch Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen, vermehrtem Wasserlassen oder sichtbaren Venenanstauungen am gesamten Körper. Was immer der Körper auch signalisiert – ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin sollte unverzüglich aufgesucht werden. Diese können genauer untersuchen, in welchem Stadium sich die Krankheit befindet. Tabletten können gegen das Leiden helfen, manchmal auch Operationen. Doch

der Schlüssel zum Erfolg liegt zu allererst bei jedem selbst. „Insofern die Ursache kein vererbtes Herzleiden ist, gelten Diabetes Typ II, Übergewicht, wenig Sport und Bewegung sowie Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss und fettiges Essen als die größten Risikofaktoren“, erläutert der Kardiologe. Sie sorgen langsam aber stetig für eine Verkalkung oder Verengung der Blutgefäße. Dem Herz fällt es dadurch immer schwerer die geforderte Menge Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Diesem Kraftakt zollt es eines Tages den geforderten Tribut – es wird krank oder fällt ganz aus.

PROF. DR. HOLGER THIELE leitet als Direktor die Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. Foto: Christian Hüller

Sport gegen die Herzschwäche

Durch Sport wird die Herzmuskel-Funktion gestärkt, werden Blutgefäße erweitert oder bilden sich neu. Sportliche Aktivitäten senken zudem Bluthochdruck und die

Blutfettwerte, verbessern die Sauerstoffaufnahme und dezimieren in Summe die Gefahren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Sport in Kombination mit gesunder Ernährung und Lebensweise be-

wirkt, so Prof. Thiele, „dass Sie belastbarer und leistungsfähiger werden. Es ist ein einfaches Mittel mit großer Wirkung, das jeder selbst in der Hand hat“, unterstreicht der passionierte Radfahrer.


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THEMENWOCHE GESUNDHEIT

HERZ

HERZSCHLAG IM BLICK: Manche Smartwatches haben einen Pulsmesser an Bord. Foto: Andrea Warnecke/dpa

Bei Herzschwäche Eisenwerte im Blick behalten Wer unter einer Herzschwäche oder Herzkrankheit leidet, ist besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln. Ein chronisch niedriger Eisenwert wiederum kann die Herzschwäche verstärken und erhöht die Anfälligkeit für andere Krankheiten.

Menschen mit einer Herzschwäche (Insuffizienz) sollten deshalb regelmäßig ihre Eisenwerte überprüfen lassen, so die Experten der Deutschen Herzstiftung. Wird ein Eisenmangel festgestellt, helfen gängige Eisenpräparate in Pillenform hier meist nicht weiter, da ein Großteil der Insuffizienz-Patienten und -Patientinnen Eisen nicht in ausreichender Form über den Darm aufnehmen kann. Empfohlen wird eine intravenöse Eisenzufuhr.

und sie sind deshalb nicht weniger leistungsfähig.“

4 000 000 Bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche

Eisen im Blut ist essenziell für den Sauerstofftransport und die Energiegewinnung im Körper. Auch das Herz benötigt dieses lebenswichtige Spurenelement und ist von einem intakten Eisenmetabolismus abhängig. Ein großer Teil der Menschen mit chronischer Herzschwäche weist einen Eisenmangel auf, Patientinnen und Patienten mit akuter Herzschwäche sind davon sogar noch stärker betroffen. Schätzungen zufolge leiden bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland an einer Herzschwäche. Anzeichen für einen Eisenmangel können sein: verminderte Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Blässe, entzündete Mundwinkel und Haarausfall. Liegt neben dem Eisenmangel auch noch eine Blutarmut (Anämie) vor, müssen hierfür die Ursachen abgeklärt werden, ein Blutverlust über den Magen- und Darmtrakt könnte der Grund sein.

IMPRESSUM – THEMENWOCHE GESUNDHEIT Anzeigen-Spezial der Leipziger Volkszeitung Verlag und Herstellung: Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig Druck: MZ Druckereigesellschaft mbH, Fiete-Schulze-Straße 3, 06116 Halle/Saale Verantwortlich für Anzeigen: Björn Steigert, Thomas Jochemko Verkaufsleitung: Oliver Vetter Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Hannah Suppa Redaktion/Produktion: Susanne Reinhardt, Christiane Kunze Content: Herzzentrum Leipzig, Deutsche Presse-Agentur (dpa), OTS/OBS Titelbild: Adobe Stock/Sergey Nivens Kontakt: redaktion@leipzig-media.de

Das Herz als Taktgeber im Sport So funktioniert das TRAINING NACH PULS

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iele Freizeitsportler und -sportlerinnen achten beim Training auf ihren Puls. Das ist durchaus sinnvoll: Die Herzfrequenz sei eine sensible Reaktion auf körperliche Belastung, sagt Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Wichtige Fragen und Antworten dazu, wie man richtig dabei vorgeht:

Für wen ist Training nach Puls geeignet? Zwei Gruppen sollten aus Froböses Sicht ihren Puls im Blick behalten: Anfänger sowie ambitionierte Freizeitund Wettkampfsportler. Einsteigerinnen und Einsteigern bietet die Pulsmessung eine Orientierung. Sie bekommen dadurch ein gewisses Gefühl für das passende Maß an Belastung. Für ambitionierte Freizeit- oder Wettkampfsportler ist Pulsmessung aus anderen Gründen ratsam: „Sie trainieren zur Leistungssteigerung in unterschiedlichen Bereichen.“ Dabei hilft der regel-

mäßige prüfende Blick auf die Herzfrequenz. Welche Bereiche des Trainings gibt es? Grob unterscheidet man den aeroben und den anaeroben Bereich. Aerob bedeutet, dass der Körper genügend Sauerstoff über die Atmung aus der Luft bekommt. Das Training ist nicht so intensiv. Etwa 80 Prozent sollten in diesem Bereich stattfinden, rät Froböse. Nur ein kleiner Trainingsteil sollte im anstrengenderen anaeroben Bereich absolviert werden. Wo genau die Schwelle liegt, ist individuell verschieden. Sie kann durch eine Sportärztin oder einen Sportarzt ermittelt werden. Die Herzfrequenz gibt eine grobe Orientierung: Wer mit mehr als 80 Prozent seiner maximalen Herzfrequenz trainiert, befindet sich wahrscheinlich im anaeroben Bereich. Was ist der Maximalpuls? Das ist die Anzahl der Herzschläge, die unter sehr star-

0,7 x Alter Der Maximalpuls kann grob erreichnet werden, indem 0,7 mal das Alter in Lebensjahren rechnet und von dem Ergebnis dann von der Zahl 207 abzieht.

ker körperlicher Anstrengung maximal möglich ist. Auch der Maximalpuls ist individuell und hängt zum Beispiel vom Fitnesslevel und vom Alter ab. Man kann den Maximalpuls durch Mediziner ermitteln lassen oder mit Hilfe verschiedener Formeln grob abschätzen. Der Sportmediziner und Kardiologe Professor Herbert Löllgen von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) erklärt eine dieser Formeln: Man rechnet „0,7 mal Alter in Lebensjahren“ und zieht das Ergebnis dann von der Zahl 207 ab. Bei 30Jährigen liegt der Maximalpuls laut dieser Rechnung bei 186 Schlägen pro Minute, bei 50-Jährigen sind es noch 172, und mit 70 Jahren sind es 158 Schläge. Ganz präzise ist das freilich nicht. Froböse gibt etwa zu bedenken, dass Frauen grundsätzlich einen etwas höheren Puls haben als Männer. „Die Herzgröße ist geringer, daher sind Frauen hochpulsiger. Das ist normal

Was ist der Ruhepuls? Fast ebenso entscheidend ist der Ruhepuls. Das ist die Herzfrequenz, die man morgens gleich nach dem Aufwachen hat. Je besser man trainiert ist, desto niedriger liegt der Ruhepuls. Ein Wert von weniger als 60 Schlägen pro Minute ist ein Indikator für ein ordentliches Fitnesslevel. Leistungssportler haben oft einen Ruhepuls von 40 oder weniger. Liegt der Ruhepuls über 70, ist das ein Zeichen für ein schlechtes Fitnesslevel, sagt Löllgen. Der Ruhepuls sei auch ein Seismograph für Stress oder einen beginnenden Infekt. Ist der Ruhepuls relativ plötzlich um mehrere Schläge erhöht, ist das ein Warnsignal und kann ein Zeichen von Übertraining sein. Dann sollte man eine längere Regenerationsphase einlegen. Welcher Pulsbereich ist der richtige für das Training? Das hängt von Faktoren wie Fitnesszustand, Trainingsziel und Alter ab. Der optimale Trainingspuls liegt in der Regel zwischen 60 Prozent (bei Anfängern) und 80 Prozent (bei ambitionierten Sportlern) der maximalen Herzfrequenz. Was hat es mit dem Erholungspuls auf sich? Dieser Wert gibt ebenfalls Aufschluss über das Fitnesslevel. Wenn der Puls in der ersten Minute nach der Belastung um 12 Schläge oder nach zwei Minuten um 24 Schläge gesunken ist, sind das Löllgen zufolge Anzeichen für eine gute Fitness. Sportwissenschaftler Froböse rät zu folgenden Werten als Orientierung: In der ersten Minute sollte sich der Puls um 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Puls unter Belastung reduzieren. „Idealerweise ist man nach fünf Minuten wieder in seinem normalen Ruhepulsbereich.“

IN DEN BERGEN ANKOMMEN UND AM NÄCHSTEN TAG LOSWANDERN? Wer von einer Herzschwäche betroffen ist, sollte das besser nicht tun. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Mit Plan: Wie Herzpatienten ihre Reise sicher gestalten Sechs Punkte, die bei der REISEPLANUNG beachtet werden sollten

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ichtig was von der Welt sehen – trotz Herzschwäche? Das ist in vielen Fällen möglich. Dennoch sollten sich Patientinnen und Patienten auf ihren Urlaub gut vorbereiten. Ilse Janicke, leitende Oberärztin des Herzzentrums Duisburg, nennt sechs Punkte, die dabei zu beachten sind: Reisetauglich sind Herzpatientinnen und -patienten, wenn sich ihre Symptome in den vergangenen vier Wochen nicht verändert haben. „Der Patient

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sollte ohne Hilfe beschwerdefrei 50 Meter in der Ebene oder zehn bis zwölf Stufen steigen können“, so Janicke. Ratsam ist ein kardiologischer Check2 up etwa vier bis sechs Wochen vor der Reise. So lässt

sich der Gesundheitszustand abschätzen. Zudem bleibt dann Zeit, notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Das kann heißen, eine Assistenz am Flughafen zu beantragen oder eine zusätzliche Sauerstoffversor-

gung während des Fluges vorzubereiten.

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Geht es in die Berge, ist Geduld geboten:

Wollen Herzkranke ihre Zeit dort aktiv verbringen, etwa auf der Skipiste oder auf Wanderungen, sollten sie vorab drei bis vier Tage zum Akklimatisieren in der Höhe einplanen. Erst danach dürfen sie ihren Körper richtig fordern.

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Viele Herzmedikamente machen die Haut empfindlicher

gegenüber der Sonnenstrahlung. Betroffene sollten also

an einen starken Sonnenschutz denken, ratsam ist ein Lichtschutzfaktor höher als 30.

Jeder Urlaub bringt eigene Herausforderungen mit sich – denn Klima, medizinische Versorgung vor Ort und Reisedauer können je nach Reiseziel ganz unterschiedlich sein. Um einen

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Zudem sollten Herzpatientinnen und -patienten genug trinken. Denn: Viele Herzmedikamente wirken entwässernd. Kommen

individuellen Plan zu entwickeln, rät Janicke zu einer reisemedizinischen Untersuchung sowie einer Reiseberatung.

dann noch Reisedurchfall oder starke Hitze im Urlaubsland hinzu, dehydriert der Körper rasch – das kann gefährlich werden.

Zudem sollten Mitreisende unbedingt über die Erkrankung und Notfallmaßnahmen informiert sein.

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Sonnabend, 2. April 2022

Faktencheck zur Wiederbelebung bei Herz-Kreislaufstillstand

Ein krankes Herz kann die Psyche belasten Dass Dauerstress schlecht fürs Herz sein kann, ist bekannt. Doch es geht auch in die umgekehrte Richtung: Versagt das Herz, kann die Psyche darunter leiden.

Atemspende kann zur Not ausgelassen werden – HERZDRUCKMASSAGE IST UNERLÄSSLICH!

„Eine Herzkrankheit wie etwa ein Herzinfarkt ist nicht nur ein verstauchter Knöchel“, sagt Prof. Christoph HerrmannLingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen. „Ein solches Erlebnis kann das Urvertrauen in den eigenen Körper erschüttern.“ Ängste und Besorgtheit sind – gerade in der ersten Zeit – eine normale psychische Reaktion auf so ein Ereignis. Und nicht bei allen Betroffenen normalisiert sich die Psyche nach einiger Zeit wieder.

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erzdruckmassage und Atemspende: Aus diesen beiden Bestandteilen sollte eine Wiederbelebung bei einem Herz-Kreislaufstillstand eigentlich immer bestehen. Mit Blick auf die CoronaPandemie schreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK): In der aktuellen Situation sollten Laien auf die Mund-zuMund-Beatmung verzichten und nur die Herzdruckmassage durchführen, bis der Rettungsdienst übernimmt. Aber erhöht eine Wiederbelebung ohne Atemspenden überhaupt die Überlebenschancen des Betroffenen? Ja, sagen Experten. Wobei es Situationen gibt, in denen auf eine Mund-zu-Mund-Beatmung generell nicht verzichtet werden sollte.

IN ERSTEHILFE-KURSEN WIRD ZUR WIEDERBELEBUNG neben der Herzdruckmassage auch die Mund-zuMund-Beatmung gelehrt. Foto: Matthias Balk/

Behauptung:

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Ohne Atemspende bringt eine Wiederbelebung gar nichts.

PERMANENTER STRESS ist nicht gut für unser Herz. Foto: Alexander Heinl/dpa

Bewertung:

In dieser Pauschalität falsch. Fakten:

Im Grundsatz besteht die Wiederbelebung laut DRK aus Herzdruckmassage und Atemspende, und zwar im Verhältnis 30 zu 2 - also dreißigmal Drücken, zweimal Beatmen. „Das ist die effizienteste Herangehensweise und wird so gelehrt“, sagt der Erste-Hilfe-Experte Marcus Aust vom DRK. Doch in Corona-Zeiten haben viele Menschen Vorbehalte vor der Mund-zuMund-Beatmung und trauen sich deshalb vielleicht im Fall der Fälle keine Wiederbelebung zu. „Dann obliegt es der Person, nur die Herzdruckmassage durchzuführen“, sagt Aust. Andere Fachorganisationen empfehlen das schon seit Jahren. Laien sollten die Mund-zu-Mund-Beatmung weglassen, schreibt zum Beispiel die Herzstiftung. Eine Ausnahme seien etwa Herz-Kreislaufstillstände durch Ertrinken. In solch einem Fall könnten zusätzliche Atemspenden für die Überlebenschancen wesentlich sein.

„ Wir lehren die Beatmung und wünschen uns von Helfenden auch, das zu versuchen. Marcus Aust Erste-Hilfe-Experte des DRK

DRK-Fachmann Aust plädiert in nicht-pandemischen Zeiten prinzipiell für die Mund-zu-Mund-Beatmung als Bestandteil bei der Wiederbelebung. „Wir lehren die Beatmung und wünschen uns von Helfenden auch, das zu versuchen.“ Bei einem Erste-Hilfe-Kurs werden die dafür notwendigen Handgriffe und die korrekte Technik vermittelt – auch darum ist es empfehlenswert, regelmäßig an so einem Kurs teilzunehmen und das Wissen rund um die Reanimation aufzufrischen. Drücken ist immer unverzichtbar

Wenn die Atemspende aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, sollte man zumindest durchgehend die Herzdruckmassage machen. „In so einem Fall würde man sagen: „Drück einfach so gut es geht!“, sagt Aust. Die Herzdruckmassage ist tatsächlich der unverzichtbare Teil der Wiederbelebung. Die Hände übernehmen die Funktion des Herzens, sagt Prof. Bernd Böttiger vom Deutschen Rat für Wiederbelebung. „Es reicht bei Erwachsenen für die ers-

ten Minuten in aller Regel aus, nur zu drücken, weil noch ausreichend Sauerstoff im Körper ist.“ Wichtig: Bei Kindern ist das anders. Hier gilt, dass man mit fünf Atemspenden startet und dann den empfohlenen Ablauf von jeweils dreißigmal Drücken und zwei Atemspenden befolgt, so Böttiger. Bei Kindern sei die Ursache für einen Kreislaufstillstand nämlich meist Asphyxie, „also eine Art Ersticken“, begründet der Fachmann. Zugleich stellt Böttiger klar, dass auch bei Kindern der Grundsatz gilt: Wer nicht beatmen kann oder möchte, sollte zumindest den Notruf wählen und dann die Herzdruckmassage durchführen. „Das ist immer noch besser als nichts tun.“ Dem Experten zufolge ist ein Kreislaufstillstand bei Kindern extrem selten. So geht die Herzdruckmassage

100 bis 120 Mal pro Minute sollte man auf dem Brustbeinknochen kräftig nach unten drücken und entlasten – der Druckpunkt ist bei Männern und Frauen mittig zwischen beiden Brustwarzen zu finden. Als Hilfe kann man während der Reanima-

Mehr als das Auge zu fassen vermag

tion den Song „Stayin' alive“ der Bee Gees mitsummen, der hat genau den richtigen Takt. Wichtig ist: Kräftig drücken, damit das Blut durch den Körper gepumpt wird. Fünf bis sechs Zentimeter tief, das ist ideal. Schmalere Smartphones wie das iPhone SE sind etwa so breit. „Die Herzdruckmassage macht man ununterbrochen, bis der Notarzt da ist“, sagt Böttiger. Idealerweise sind mehrere Menschen dabei und wechseln sich ab. Denn das Drücken wird auf Dauer anstrengend. Ist ein automatisierter Defibrillator (AED) in der Nähe, was etwa in Sporthallen oder öffentlichen Gebäuden oft der Fall ist, kann einer das Gerät holen und einsatzbereit machen. Die anderen müssen die Herzdruckmassage ohne Unterbrechung fortsetzen. Das AED-Gerät kann kontrollierte Stromstöße abgeben und ist für den Einsatz bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand konzipiert. Es verfügt über eine Sprachfunktion, die Nutzer anleitet, und kann damit auch von medizinischen Laien bedient werden.

Sport und Psychotherapie können helfen „Es gibt Patientinnen und Patienten, die übermäßig auf den eigenen Körper achten, um Vorboten eines neuen Herzinfarktes zu erkennen“, sagt Herrmann-Lingen. Das sorgt nicht nur für ein hohes Stresslevel, sondern mitunter auch dafür, dass Betroffene ihren Körper kaum noch fordern. „Dabei ist regelmäßige körperliche Aktivität wichtig“, betont der Mediziner. „Schließlich verringert Sport das Risiko für neue Herzerkrankungen und auch für Depressionen.“

Sport verringert das Risiko für neue Herzerkrankungen und auch für Depressionen. Prof. Christoph Herrmann-Lingen Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen

Was helfen kann, ist zunächst ein ärztliches Gespräch, um die Befürchtungen mit der Realität abzugleichen. Auch das Training in einer Herzsportgruppe ist womöglich hilfreich – hier kann man sich auch mit anderen Herzerkrankten austauschen. Um wieder Vertrauen ins eigene Herz zu fassen und die Körperwahrnehmung zu schulen, kann darüber hinaus eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Foto: Christian Modla

Wissen auffrischen

Studien treiben schonende Verfahren in der HERZ-BILDGEBUNG

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erzkatheteruntersuchungen zählen in Deutschland zu den häufigsten stationären Behandlungen. Mehr als 1,2 Millionen Menschen unterziehen sich pro Jahr einer solchen Prozedur. Nach einer örtlichen Betäubung wird den Patienten und Patientinnen ein Katheter meist über die Leiste oder an der Ellenbeuge eingeführt, mit dessen Hilfe schon wenige Augenblicke später der Zustand der Herzkranzgefäße untersucht werden kann. Insgesamt dauert die Untersuchung nur wenige Minuten, das Ergebnis liegt unmittelbar vor. 302590001_001122

Die von der Europäischen Union geförderte Studie „Discharge“, zu der auch die Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur sowie die Radiologische Abteilung am Herzzentrum Leipzig maßgeblich beigetragen haben, belegt jetzt eindrucksvoll, dass eine Untersuchung der Herzkranzgefäße mittels Computertomografie (CT) gegenüber der traditionellen Herzkatheteruntersuchung nicht unterlegen ist. Sie zeigt sogar Vorteile auf, etwa eine niedrigere Komplikationsrate. „Diese Studie wird maßgeblich dazu beitragen, die Rolle

der invasiven Diagnostik der koronaren Herzerkrankung weiter zurückzudrängen“, so Prof. Matthias Gutberlet, Chefarzt der Abteilung für Radiologie im Herzzentrum Leipzig und Professor für Kardiologische Bildgebung in der Radiologie an der Universität Leipzig. Künstliche Intelligenz erleichtert Arbeiten

In einer anderen aktuellen Studie des Herzzentrums zum CT der Herzkranzgefäße konnte die diagnostische Genauigkeit unter Einsatz spezieller Software noch weiter verbessert werden.

Die Software wurde mittels künstlicher Intelligenz generiert. „Die Methode der CTFFR erzeugt, ohne in den Körper einzudringen, farbliche Bilder über den Blutfluss in den Herzkranzgefäßen und erleichtert dadurch die Beurteilung, ob dieser behandelt werden muss oder nicht. Das ist mit dem bloßen Auge nicht zu erfassen”, erläutert Prof. Gutberlet. An 460 Patienten, etwa der Hälfte aller pro Jahr im Herzzentrum vor einem kathetergestützten Klappenersatz zusätzlich an den Herzkranzgefäßen untersuchten Personen, habe man das Verfahren

Diese Studie wird maßgeblich dazu beitragen, die Rolle der invasiven Diagnostik der koronaren Herzerkrankung weiter zurückzudrängen. Prof. Dr. Matthias Gutberlet Chefarzt der Abteilung für Radiologie am Herzzentrum Leipzig

inzwischen getestet. Mit überzeugenden Resultaten. Eine zusätzliche Kontrastmittelgabe durch die Herzkatheteruntersuchung wird damit vermieden. Die jodhaltige Flüssigkeit birgt stets Gefahren einer eventuellen Schädigung der Nieren. Vollständig ersetzen kann die Computertomografie die bewährte Herzkatheteruntersuchung noch nicht. „Allerdings lässt sich mit der CT-Methode bereits bei 40 bis 60 Prozent der untersuchten Fälle eine zusätzliche diagnostische Herzkatheteruntersuchung vermeiden“, so Prof. Gutberlet abschließend.


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THEMENWOCHE GESUNDHEIT

VOLKER UND RENATE ANACKER können heute über die Herzaussetzer und den damit verbundenen Bewusstseinsverlust lachen.

3 FAKTEN

Frauenherzen schlagen anders Herzprobleme galten lange als typische Männerkrankheiten. Doch auch Frauen sind gefährdet, teilweise sogar erheblich mehr, weiß HERZCHIRURGIN PROF. SANDRA EIFERT. Sie leitet Mitteldeutschlands erste Frauenherzsprechstunde am Herzzentrum Leipzig.

PROF. DR. MED. SANDRA EIFERT Oberärztin VAD-/Herztransplantationsambulanz Foto: Thomas Meinicke

Tod durch Herzschwäche

Rund ein Drittel mehr Frauen als Männer sterben daran. Es wird vermutet, dass Frauen die Symptome zu spät ernst nehmen. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt bei Frauen zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr an, während sie bei Männern kontinuierlich sinkt. Der erhöhte Zigarettenkonsum von Frauen wird als ein Grund genannt. Festes Herz

Frauen leiden häufiger an Herzschwäche. Das heißt, ihr Herz kann nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpen. Frauenherzen sind steifer und können sich somit weniger ausdehnen und mit Blut füllen als Männerherzen. Medikamente wirken unterschiedlich

Einige Wirkstoffe für das Herz müssen bei Frauen anders dosiert werden. So sind es zum Beispiel Gerinnungsmedikamente, bei denen sie häufiger Nebenwirkungen haben. Bei Medikamenten gegen Allergien oder Antibiotika ist das Risiko für Herzrhythmusstörungen höher als bei Männern.

Foto: Sven Gückel

Wenn das Herz nach der Uhr aussetzt

Was unterscheidet die kleinen Herzunterstützer?

Die STÄNDIGEN HERZUNTERBRECHUNGEN sorgten für Narben auf Volker Anackers Seele. Immer wieder fiel der heute 69-Jährige in Ohnmacht, immer wieder kurz nach 14 Uhr. Etliche Ärzte bat er vergebens um Rat. Dass der Thüringer sein Lachen wiederfand, verdankt er dem Team des Herzzentrums Leipzig.

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s war ein Schlag aus heiterem Himmel. Als Volker Anacker im April 2020 im Garten seines Hauses arbeitete, sackte sein Körper plötzlich zusammen. Erst einige Wochen zuvor hatte man ihm einen zweiten Herzschrittmacher mit Defibrillator implantiert, um der nachgewiesenen Herzinsuffizienz etwas entgegenzusetzen. Der erste Schrittmacher, der bereits fünf Jahre in seiner Brust weilte, war dazu nicht mehr im Stande. Die vor der OP an ihn gerichtete Frage, ob der erste Schrittmacher entfernt werden solle, wusste Volker Anacker nicht zu beantworten.

„Dieses Ermessen liegt doch beim Arzt und nicht beim Patienten“, blickt er heute auf die damalige Entscheidung zurück. Das Gerät blieb im Körper. Eine fatale Fehlentscheidung, wie sich später zeigte. Indes nahmen die kurzzeitigen Ohnmachtsanfälle weiter zu. „Irgendwann”, erinnert sich Volker Anacker, „habe ich begonnen, darüber Tagebuch zu führen.” Erst jetzt wurde ihm und seiner Frau Renate bewusst, dass es stets zwischen 14 und 14.15 Uhr zu den Aussetzern kam. Mit diesem vermeintlichen Trumpf in der Hand suchte er in seinem Heimatort Stadtilm und des-

So erreichen Sie uns Herzzentrum Leipzig Strümpellstraße 39, 04289 Leipzig Telefon: (0341) 865-0 info.herzzentrum@helios-gesundheit.de www.herzzentrum-leipzig.de

KONTAKT ZUR FRAUENHERZSPRECHSTUNDE: Telefon 0341 865-1021 oder online, einfach den QR-Codes scannen.

Brustschmerzambulanz: 24-Stunden-Hotline (0341) 865-252222 Herzklappenambulanz: Terminvereinbarung unter (0341) 865-2200 Rhythmologische Ambulanz: Terminvereinbarung unter (0341) 865-1590 Herzchirurgische Ambulanz: Terminvereinbarung unter (0341) 865-1421 Ambulanz Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH): Terminvereinbarung unter (0341) 865-1035; -1036

sen Umgebung zahlreiche Ärzte auf. Hausärzte, Kardiologen, Neurologen, ja sogar bei einer Heilpraktikerin hoffte er, des Rätsels Lösung zu finden. „Vielleicht ist es einfach Ihre Schlafenszeit”, urteilte einer der aufgesuchten Mediziner. Die Angst steigt an

Trotz dieser Odyssee rissen die Vorfälle nicht ab. Es kam zu Ohnmachtsanfällen im Baumarkt, beim Spaziergang und auf einer Ferienreise in Österreich – stets zur gleichen Zeit. „Mit jeder neuen Attacke stieg die Angst, dass er diesen Zustand nicht mehr lange durchhält”, erinnert sich Ehefrau Renate. Als gelernte Krankenschwester wusste sie, wie es um ihren Mann steht. Hilfe versprach schließlich das Fernsehen. „Hauptsache gesund” heißt eine Sendung des MDR, die von Familie Anacker regelmäßig gesehen wird. Zu einer Folge hatte der Sender Prof. Gerhard Hindricks, den Ärztlichen

Herzschrittmacher Herzschrittmacher dienen zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Der Schrittmacher funktioniert wie ein Taktgeber und hat die Aufgabe, den Herzschlag von Patienten und Patientinnen in einen normalen Rhythmus zu bringen. Hierfür sendet das Gerät elektrische Impulse über eine oder mehrere Elektroden ins Herz. Moderne Schrittmacher sind so klein, dass sie bereits intravenös eingesetzt werden können. Defibrillator Implantierbare Defibrillatoren funktionieren ähnlich einem Herzschrittmacher, können zusätzlich aber auch Stromstöße abgeben. Diese Geräte werden Patienten und Patientinnen eingesetzt, wenn das Herz viel zu schnell schlägt. Sobald die Herzfrequenz zu hoch ist, gibt das Gerät automatisch für den Patienten unbemerkte Stromimpulse ab, die die Rhythmusstörung beenden.

Direktor und leitenden Arzt der Abteilung Rhythmologie im Herzzentrum Leipzig eingeladen. Der erfahrene Mediziner erzählte dabei von den Problemen eines Patienten mit ähnlichen Symptomen, wie Volker Anacker. Auf diesen Moment hatte das Paar lange gewartet. Kurz entschlossen vereinbarten sie im Herzzentrum einen Termin. „Wir wollten endlich eine Diagnose“, blickt Renate Anacker zurück. Am 18. Oktober 2021, während die Ärzte ihre Untersuchung durchführten, unternahmen Ehefrau und Tochter in Leipzig eine Shoppingtour. Nichts ahnend, dass dem Patienten inzwischen ein riesiger Stein

vom Herzen fiel. Nach einer provozierten Synkope, also einem Ohnmachtsanfall, unter medizinischer Aufsicht, war schnell klar, dass der erste, nicht entfernte Herzschrittmacher das Problem war. „Beide Geräte führten regelmäßig Resets durch und beeinflussten sich dabei gegenseitig. In Folge dessen kam es zum Kreislaufstillstand”, erklärt Rhythmologe Gerhard Hindricks. Schon zwei Tage später wurde Volker Anacker das überflüssige Gerät entfernt, auch eine fehlerhafte Sonde am Defibrillator wurde von Hindricks Kollegen in Ordnung gebracht. „Seitdem ist es nie wieder zu einer Synkope gekommen”, sagt Anacker. Seine Dankbarkeit schrieb er in einem mehrseitigen Brief nieder, den er an die Leitung des Herzzentrums schickte. „Ich möchte Ihnen gratulieren zu dem Team, dass Sie um sich haben”, ließ er Prof. Hindricks wissen. „Manchmal braucht es nur ein Quäntchen Glück im Leben. Nach einer fast zweijährigen Odyssee haben wir es endlich gefunden”, freut sich Renate Anacker noch heute.

Mit Joystick am Bildschirm Top Service-Qualität des Herzzentrums Ist die Qualität eines Krankenhauses messbar? Jahr für Jahr werden Daten über die Güte der Behandlung in den Qualitätsberichten der Kliniken veröffentlicht und sind so für jeden einsehbar. Das Herzzentrum kann dabei beste Werte und nach einer nun erfolgten Serviceprüfung des Deutschen Institutes für ServiceQualität (DISQ) auch höchste Punktzahlen aufweisen. Das Herzzentrum Leipzig gehört zu den Top-Kliniken in den Metropolen Deutschlands. Mehr erfahren unter: https://fcld.ly/qualitaet

Über das Herzzentrum Unter Leitung erfahrener Ärzte und Ärztinnen sowie namhafter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bietet das Herzzentrum Leipzig seit über 25 Jahren Höchstleistungen im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin. In der Klinik werden jährlich rund 4.000 HerzOperationen und 2.000 Katheterablationen durchgeführt. Damit ist es eines der größten Herzzentren Europas. 302590201_001122

Alle zehn Jahre, sagt Prof. Michael A. Borger, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie und stellvertretender Ärztlicher Direktor am Herzzentrum Leipzig, verdoppele sich das WISSEN IN DER HERZMEDIZIN. Er und sein Team haben einen gehörigen Anteil daran.

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ochleistungsmedizin soll in Leipzig auch in Zukunft gemacht werden. Schon heute genießt das hiesige Herzzentrum weltweit einen herausragenden Ruf. Was es braucht, um vorn zu bleiben, kann Prof. Borger klar definieren: „Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg.” Corona, so hart diese Geißel auch ist, sei hierfür eine gute Schule gewesen. Das Virus habe den Fokus auf einen stärkeren Ausbau der Digitalisierung gelenkt, auch in der Medizin. Der Weg der Herzchirurgie, erläutert Michael Borger, habe in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Inzwischen gilt es immer mehr mit kleinen Schnitten, mit

Joystick am Bildschirm, statt großem OP-Besteck am geöffneten Torso zu arbeiten. Der Fortschritt leiste Enormes in puncto Erfolgsquote, eine Garantie dafür gebe es dennoch nicht. Trotz der überwiegend positiven Ergebnisse blieben unbequeme Erlebnisse nie aus, sagt Prof. Borger. „Wir behandeln die schwierigsten Krankheitsbilder. Misserfolge sind schwer zu verarbeiten in unserem Beruf, da sie immer mit menschlichen Schicksalen verbunden sind“, verdeutlicht er. Internationaler Austausch für die Patienten MICHAEL A. BORGER gehört zu den international renommiertesten Herzchirurgen. Foto: dominik wolf leipzig

Bremsen lasse sich Michael Borger mit seinem Team aus über 60 international erfahrenen Medizinerinnen und

Medizinern von diesen Rückschlägen jedoch nicht. Vielmehr nutzt er jede Gelegenheit, die das Herzzentrum, seine Patienten und Patientinnen, aber auch ihn als Arzt nach vorn bringen. Dazu gehört neben anderem eine intensive Zusammenarbeit mit führenden Expertinnen und Experten weltweit. „Es gibt noch viele Dinge in der Herzmedizin, die beantwortet werden müssen”, betont er. Als Klinikdirektor, aber auch als Vorstandsmitglied des Cardiothoracic Surgical Trials Network, dem Netzwerk für kardiothorakale chirurgische Studien, der weltweit größten Forschungsgruppe für Herzchirurgie, möchte Prof. Borger persönlich seinen Beitrag leisten.

HIER GEHT ES ZUR HERZCHIRURGIE DES HERZZENTRUMS LEIPZIG: https://fcld.ly/herzchirurgie

Zur Person Prof. Michael A. Borger (54) ist gebürtiger Kanadier, studierte, arbeitete und forschte in oronto sowie an der Columbia University Medical Center in New York. 2017 folgte er dem Ruf Prof. Friedrich Wilhelm Mohrs und wurde dessen Nachfolger als Direktor der Herzchirurgie. Borger ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.


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